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Breslau
Im Deutschen Theater findet am Montag die erste Abonnements⸗Vorstellung des Goethe⸗Cyclus: „Stella? und Die Mitschuldigen' statt und zwar in derselben Besetzung wie im vorigen Abonnement, nur mit der einen Aenderung, daß in „Stella“ statt Herrn Barthels nunmehr Herr Kainz den Fernando spielt.
„Les Jobards. (Die Dummen): Sittenbild in 3 Acten von Guinon und Denier, die erste diesjährige Neuheit des Resi denz⸗ Theaters, wird am Sonnabend in Scene gehen. Vorher gelangt an diesem Abend der einactige Schwank ge harter (Re- de- chaussée) von Julien Berr de Turique zur Aufführung. Am Sonn— tag findet eine Matine zum Besten der Nothleidenden in Hamburg statt, wobei Madame Mongodin“ (mit Richard Alexander) gegeben wird.
Der am 14. d. M. beginnende Offenbach⸗Cyklus im Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theater setzt sich aus folgenden Werken zusammen: 1. Abend: „Das Mädchen von Elisonco“,. Dorothea, „Der Ehemann vor der Thüre?'. 2. Abend: „Schönröschen “. 5. Abend: Die Banditen'. 4. Abend: „Die schöne Helena“. 5. Abend: „Die Großherzogin von Gerolstein'. 6. Abend: Die Seufzerbrücke'. 7. Abend: Madame Favart“. 8. Abend: „Blau⸗ bart“. 9. Abend: Madame Herzog“. 10. Abend: Schluß: „Hoff⸗ mann's Erzählungen“.
Im Kroll'schen Theater gelangt morgen abermals Lortzing's beliebte Oper „Der Wildschütz' zur Aufführung, während am Sonnabend die Oper Martha“ in Scene geht und einigen neu ver⸗ pflichteten Mitgliedern Gelegenheit giebt, ic vorzustellen. Die Partie des Lyonel wird von Herrn Albert Schott (einen Neffen des berühmten Tenoristen Anton Schott), und die Partie des Plumket von Herrn Bertram gesungen. Als Martha wird Frau Lydia Holm zum eisten Mal in dieser Partie auftreten und damit ihr Gastspiel fortsetzen. Die Partie der Nancy ist durch Fräulein van Zandt vertreten. — Am Sonntag wiederholt Herr d'Andrade auf vielseitiges Verlangen den Don Juan und wird dann in der nächsten Woche abermals als Heiling, den er deutsch singt, auftreten.
Unter dem Ehrenvorsitz Seiner Hoheit des Herzogs von Sachsen— Coburg⸗Gotha hat sich in Coburg ein Comits gebildet, das im Sommer 1893 eine Reihe von Oper naufführungen mit Be⸗ setzung durch hervorragende Künstler veranstalten will. Das Comité wird, wie D. B. H.“ meldet, ein Preisausschreiben für ein ein⸗ actiges Opernwerk erlassen, für das ein Preis von 5000 „4. ausgesetzt wird. Zur Betheiligung sind nur deutsche und deutsch⸗öster⸗ reichische Bewerber zugelassen. Die näheren Bedingungen sollen dem⸗ nächst veröffentlicht werden: Dem Comité gehören an: Präsident Dr. Tempeltey, Coburg, Graf Nikolaus Esterhazn, Wien, Dr. jur. Victor Freiherr von Hartogensis, Berlin, Kammerherr P. von Ebart, Hoftheagter⸗Intendant, Gotha, Hofeapellmeister Em. Fallis, Coburg, Fart Goldmark, Wien, Director der Hofoper Wilhelm Jahn, Wien, General⸗Musikdirector Hermann Levi, München, Director Lüpschütz, Dresden, Dr. Carl Reinecke, Leipzig, General-Musikdirector Ernst Schuch, Dresden, Hofcapellmeister Sucher, Berlin.
Mannigfaltiges.
Die genauen Höhen des Reichstagsgebäudes und der Sieges säule in Berlin über Normal-Null (Nullpunkt des Amster⸗ damer Pegels) sind kürzlich durch den derzeitigen Prorector der Tech⸗ nischen Hochschule in Berlin, Geheimen Regierungs-Rath Professor Dr. Doergens durch trigonometrische Messung von den Endpunkten einer zwischen beiden Gebäuden abgesteckten, 163,89 in langen Grund— linie, unter Zugrundelegung der Ordinate des am Generalstabsgebäude, Ecke w befindlichen Bolzens Nr. 85 — 35,057 m N. N., festgestellt worden. Die Ergebnisse sind, wie das „Centr. Bl. d. Bauv.“ mittheilt, folgende: Die Kreuzspitze des nordwestlichen Auf— satzes auf dem nordwestlichen Thurme des Reichstagsgebäudes 3, 33 i, der Knopf des zweiten Aufsatzes auf dem Hauptgesimse der Westseite 6645 m, Kreuzspitze der Kuppel 110,95 i. Der höchste Punkt der Siegessäule (Spitze des Feldzeichens) beträgt 95,95 m. Der höchste Punkt des Reichstagsgebäudes überragt hiernach den höchsten Punkt der Siegessäule um 14,10 m.
Der nächste Sonntag ist der letzte Sonntag dieses Jahres, an dem der Botanische Garten dem Publikum von 2 Uhr ab ge— öffnet sein wird.
Kiel, 58. September. Diese Nacht explodirte, wie D. B. H.“ meldet, im hiesigen Hafen ein schwedisches mit Naphta befrachtete Schiff und verbrannte vollständig. Ein Matrose ist todt, der Capitän wurde ins Wasser geschleudert, aber gerettet. z
Wien, 7. September. Aus Toblach in Tirol wird der Voss. Ztg.“ gemeldet: Heute Vormittag ist ein Stuttgarter, Namens Stu ecklen, mit dem bekannten — 596 Josef Innerkofler aus Landro beim Besteigen der Fünfkirchener Spitze abge⸗— stürzt. Die Leichen wurden durch den Touristen Artmann und dessen Bruder aufgefunden.
Warschau, 7. September. Der russischen „Petersburger Zei⸗ tung“ wird gemeldet, in einer hiesigen russisch⸗orthodoxen Kirche sei am vorigen Sonntag während des Gottesdienstes eine einem Pistolenschusse gleichende Detonation erfolgt, als ein dem Gottesdienste beiwohnender Mann einen in seiner Tasche befind⸗ lichen Gegenstand aus derselben hervorzuziehen gesucht habe. Ein in der Nähe stehender Offizier habe den Mann ergriffen und der Polizei übergeben. Der Verhaftete sei alsbald nach seiner Einlieferung in das Polizeibureau an den bei der Erplosion erlittenen Wunden gestorben. Der Mann sei als ein gewisser Michael Zelinski, katholischer Confession, der sich ohne be⸗ stimmte Beschäftigung in Warschau aufhalte, recognoscirt worden. Es werde vermuthet, daß Zelinski beabsichtigt habe, die griechisch⸗ orthodoxe Kirche, welche früher den Griechisch⸗Unirten gehörte, in die Luft zu sprengen. Eine chemische Untersuchung des Explosiv-Ge— schosses sei angeordnet.
Genua, 7. September. Der „Voss. Ztg.“ wird telegraphirt: Nach mehreren Tagen bösen Wetters, welche Genua mit Ober-Italien und den Nachbarländern getheilt, verspricht heute die Himmel und Meerbläue, vereint mit der Begeisterung der Bevölkerung und zahl— loser Festgäste, einen prächtigen Beginn der Königstage. In den ge— schmückten Straßen, wo die Vorbereitungen zur morgigen Illumi⸗ nation fortdauern, staut sich fast der Wagen⸗ und Menschenstrom, welchem die Eisenbahnzüge immerfort neue Mengen, namentlich von Provinzlern, hinzufügen, die rathlos Unterkunft suchen, denn alle Gasthöfe sind über⸗ füllt; auch für unzulängliche Privatgelasse werden fabelhafte Preise verlangt. Man veranschlagt die gestern und heute eingetroffenen Fremden auf zwanzigtausend. Die . el lung wurde gestern von 14 620, vorher von 2000 Personen täglich besucht. Die Quais und die Wasserfläche des Hafens wimmeln von Schaulustigen, welche die Schaar der fremden Panzerkolosse bewundernd umschwärmen. Heute Vormittag wurde der geographische Congreß eröffnet, wobei Marchese Doria, Bürgermeister Baron Desta und der Fürst von Monaco sprachen. Der Erzbischof hat durch einen Hirtenbrief Kirchen— feierlichkeiten zu Ehren des Columbus angeordnet. .
Kopenhagen, 7. September. Nach einer Mittheilung des „D. B. H.“ aus Carlshamn ist der Dampfer Dimphnas, mit dem seiner Zeit Marine-Lieutenant Hovgaard seine Polarfahrt unternahm und der später nach Schweden verkauft wurde, ca. 7 See⸗ meilen von Utklippan vollständig verbrannt. Die Besatzung wurde von einem englischen Dampfer gerettet und in Carlshamn gelandet.
Söderhamn, S8. September. Die deutsche Brigg „Paul Gerhard rettete nach einer Meldung des D. B. SH.“ zwei Mann in offener See, die drei Tage mit einem kleinen Boot umher⸗ getrieben waren. Beide Leute hatten die Besatzung eines Prahmes gebildet, dessen Bugsirtau gesprungen war; des . Seeganges wegen konnte nichts zur Rettung der Leute geschehen, der Bugsir— dampfer hatte sie ihrem Schicksal überlassen müssen.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Heilbronn, 8. September. (W. T. B.) Ein aus Kirchheim am Neckar am Montag zugereistes, anscheinend an der Cholera erkranktes Mädchen, welches in das hiesige Cholerahospital geschafft wurde, ist gestern gestorben. Durch die heute vorgenommene Obduction ist noch nicht festgestellt,
ob die Patientin an der einheimischen oder asiatischen Cholera gestorben ist. Die Bahnbehörde desinficirte den Eisenbahn⸗ wagen, in welchem das Mädchen erkrankt war.
St. Petersburg, 8. September. (W. T. B. Die Kaiserliche Familie ist gestern nach Iwangorod in Polen abgereist; in dem Gefolge befindet sich der Kriegs⸗ Minister. Auf Befehl des Kaisers ist von der Apanagen⸗ Verwaltung 1 Million Rubel für die Bevölkerung derjenigen Gouvernements angewiesen worden, welche im Jahre 1891 durch Mißernte heimgesucht wurden.
Der „Russkij Invalid“ publicirt die Ernennung von Chefs der ö Communicationen der Militär⸗ bezirke von Kiew, Warschau und Wilna. dieser neuen Aemter haben Obristenrang.
Die Ernennung des Verwesers des Verkehrs-Ministeriums Witte zum Finanz⸗Minister ist gutem Vernehmen nach nunmehr erfolgt. Es bestätigt sich, daß das Verkehrs⸗ Ministerium von Kriwoschein übernommen wird. Zu, Gehilfen des Finanz-Ministers sind der bisherige Gehilfe des Verkehrs Ministers Geheime Rath Iwatschen—⸗ kow sowie der bisherige Director des Departements der indirecten Steuern Geheime Rath Jermolow er⸗ nannt. Dem ersteren unterstehen: die Creditkanzlei, die allgemeine Kanzlei des Ministeriums, das Schatz— amt und, die Finanzsection des Eisenbahndepartements, dem Geheimen Rath Jermolow: das Zolldepartement, die beiden Steuerdepartements, das Handels- und Manufactur— departement sowie die Tarifseetion des Eisenbahndepartements. Zum Gehilfen des Verkehrs⸗-Ministers Kriwoschein ist General— Lieutenant Petrow ernannt worden.
Amsterdam, 8. September. (W. T. B.) Der Arbeiter, welcher als an der asiatischen Cholera erkrankt in das Barackenlazareth von Rotterdam eingeliefert worden war, ist gestern Abend der Krankheit erlegen. Nach einer Meldung aus Winschoten ist daselbst eine Frau an Cholera nostras gestorben. Konstantinopel, 8. September. (W. T. B.) Von heute ab findet für Eisenbahnreisende auf der Station Mu st apha⸗Pascha eine dreitägige Quarantäne statt. Der Erlaß der gleichen Maßregel steht für Herkünfte aus den inficirten europäischen Häfen bevor. ö
Athen, 8. September. (W. T. B.) Die Provenienzen aus der Nordsee und Ostsee von Flensburg bis zur holländischen Grenze werden einer elftägiger Quarantäne und diejenigen aus Triest und Brindisi einer ärztlichen Untersuchung unterworfen.
Sofia, 8. September. (W. T. B.) Die Regierung hat umfassende Maßnahmen gegen die Einschleppung der Cholera angeordnet. Der Gesundheitszustand in Bulgarien ist gegen— wärtig ein durchaus befriedigender.
New-⸗York, 8. September. (W. T B.) Wie der „New⸗ York Herald“ berichtet, hat das Marine-Departement die Be⸗ reithaltung des Kreuzers „Philadelphia“ anbefohlen, der sich den Kriegsschiffen „Kearsarge“ und „Concord“ bei der Expedition nach La Gu ayra anschließen soll.
New-Hork, 8. September. (W. T. B.) Gestern sind hier zehn neue Cholerafälle vorgekommen, davon acht unter der Mannschaft des Hamburger Schnelldampfers, Normannia“ und zwei unter den Passagieren dritter Klasse des Schnell— dampfers „Rugia“.
Quebec, 7. September. (W. T. B.) Das Verbot der Landung von Auswanderern in der Provinz Quebec ist dadurch veranlaßt worden, daß an Bord des von Hamburg eingetroffenen und unter Quarantäne gestellten Dampfers „Wan drahm “ sich mehrere Cholerafälle gezeigt hatten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Die Inhaber
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Wetter.
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I) Nachts Gewitter.
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Uebersicht der Witterung.
nordwestlichen Rußland verlegt, eine flache Depression lagert über der Nordhälfte Central⸗Europas. Bei schwacher Luftbewegung herrscht in Deutschland trübe, regnerische und kühle Witterung, nur in den östlichen Gebietstheilen sind bei theilweise heiterem
Theater⸗Anzeigen. Koͤnigliche Schauspiele.
spiel von Victor E. Neßler. Text mit autorisirter theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗
ö k—— ) Derr. Schauspiel in 7 Vergängen von Ernst von Anfang? Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Aniang 7 Uhr. Max᷑Grube. Anfang 7 Uhr.
vom Ober⸗Regisseur Max Gru
Deutsches Theater. Freitag: Prinz Fried— rich von Homburg.
Sonnabend: Die beiden Leonoren.
Sonntag: Die beiden Leonoren.
Sonnabend? Der Fall Clsmencean. Sonntag: Die arme Löwin.
Montag: Der Lebemann.
Die Tageskasse ist von 9 bis 2 Uhr geöffnet.
Sonnabend: Zum 1. Male:
184. Vorstellung. Der neue
Sonnabend: Martha.
Täglich, bei günstigem Wetter:
185. Vorstellung. Neu ein⸗
Anfang 7 Uhr. ᷓ ñ Adolph Ernst. Anfang 75 Uhr.
frei nach Fritz Reuter bearbeitet. Sonnabend:
Freitag: Ein Tropfen
September.
Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ . . burg. Freitag: Zum letzten Male: Denise. Schau⸗ Freitag: Opern- spiel in 4 Acten von Alexander Dumas, Sohn. haus. 175. Vorstellung. Der Trompeter von Deutsch von Emerich Bukowies. In Seene gesetzt Säkkingen. Oper in 4 Acten nebst einem Ver- von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.
Die Dummen. ö (Les Jobards.) Sittenbild in 3 Acten von V. von Scheffel's Dichtung von Guinon und Denier. Vorher: Hochparterre. Lust— R. Bunge. Ballet von Charles Guillemin. Diri⸗ spiel in 1 Act von Julien Berr de Turique.
gent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr. — Kroll s Theater. Freitag: Der Wildschütz. 33527
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.
Thomas ˖ Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 . Freitag! Gesammt- Gastspiel des Fritz Reuter Schoren Ein Sohn; Hrn C. den Hertzen . Ensemble unter Direction von Aug. Junkermann. Berliner Theater. Freitag: 2. Abonnements— Jun . talß; Hanne Rüte an de lütte Buden, heiter 145 WVorstellung. Krieg im Frieden. Anfang 7 Uhr. Volksstück mit Hesang in 4 Aufzügen . Bildern) Sonnabend: Neu einstudirt: Maria Stuart. , . . . Sonntag: Nachmittags 27 Uhr: Minua von Sekbriz. ,. Uhr. Barnhelm. Abends 77 Uhr: Krieg im Frieden.
Lessing · Theater. Das Hochdruckgebiet, welches gestern über der Gift. Anfang 74 Uhr. mittleren Ostsee lag, hat sich nordostwärts nach dem
Musik von Max
ieselbe Vorstellung, Der Sommergarten ist geöffnet.
Theater Unter den Linden. Alois und Rud. Ronacher. Eröffnung Mitte ven Kronenfeldt, geb. Bock von Wülfingen stähere Anzeigen folgen.
Coneerte. Concert · Jaus. Eröffnung der 26sten und Jubiläums⸗Saison
am Donnerstag, den 15. September. I. Karl Meyder⸗Concert. Abonnement 30 Billets 10 1 19 Billets 5 4, 5 Billets 3 M im Bureau des Hauses.
Familien ⸗Nachrichten.
Am 5. d. Mts, starb hierselbst der Kammer⸗ gerichts⸗Rath, Geheime Justiz-⸗Rath Freny⸗
Sanna fpiel des Sgr. Francesco d'Andrade. nm — . e, , Sonnabend: Opernhaus. 176. Vorstellung. Die k ,, rade hit, n, bn gern tie Ken Meritt. de ee . . kö Große Oper . . 3 Aeten von Richard Wagner. In Seene gesetzt garten. Anf Sonn⸗ . ,, , .
ö bon et Georon ge er , ,, wise rne en. n,, . . und Festtagen wir treu in Ehren halten. b bed. 1 meister Weingartner. Anfang 6 Uhr. ; h. P Schauspielhaus. Plauderei in 1 Aufzug von OD. F. Gensichen. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur 4. Male: Die wilde Madonna. Max Grube. — Der eingebildete Kranke. Lust⸗ spiel in 3 Aufzügen von
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Berlin, den 7. September 13892. Die Präsidenten und Räthe, sowie der Ober⸗
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Prem. Lieutenant Hans Peter von Laue J. (Weißen⸗ fels a. S.) — Frl. Ida Conrad mit Hrn. Re⸗ gierungs⸗Baumeister B. Voß (Berlin — Ratibor). Frl. Helene Böhmker mit Hrn. Ober-⸗Control⸗ Assistenten und Lieutenant d. Res. Otto Schirmer (Landsberg O.⸗S — Vitschen).
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cene gesetzt von
Matzdorf). — Hrn. Kreisphysikus Dr. Rheinen (Herford). — Eine Tochter: Hrn. Egon Frei⸗ herrn von Korff (Aiswicken in Kurland). — Hrn. Pastor H. Süßmann (Grund i. H.). — Hrn. Pastor Robert Herdieckerhoff (Destrich b. Letmathe). Gestorben: Hr. Pastor emer. Louis Emile Robert Villaret (Charlottenburg). — Hr. Carl August von Hartz (Diepholz). — Verw. Fr. Hof⸗ ö rath Luise von Dessauer, geb. von Linder, Direction: (München). — Verw. Fr. Hauptmann Ludwine (Hannover). — Fr. Pastor Marie Grobe, geb. Brandes (Minsleben a. Harz). — Fr. Postmeister
isn Hohenzollern⸗Galerie
a. D. Maria Haertel (Breslau). — j Kreis⸗ schulinspector Pr. Heinr. Jos. Ratte (Aachen).
Wetter die Wärmeverhältnisse nahezu normal; im westdeutschen Binnenlande liegt die Temperatur zu 4 Grad unter dem Mittelwerthe. An der mittleren deutschen Ostseeküste kamen Gewitter vor. Deutsche Seewarte.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Der Bettelstudent. Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von Carl Millöcker. Regie: Herr Binder. Dirigent: Herr Kapellmeister Stolz. Anfang 79 Uhr.
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In Vorbereitung: Offenbach⸗Cyelus.
9 Vorm. — 16 Ab. Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — 1M Sountag 50 3. Kinder die Hälfte.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde
Am Tändes⸗Aasstellungs⸗ Park (Lehrter B ,,
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verla g= Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen lein chließlich Börsen · Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗-Anzeiger.
M 212.
Statistik und Volkswirthschaft.
Sachsengängerei.
Aus dem Regierungsbezirk Oppeln wird geschrieben: Die Klagen über die sogenannte Sachsengängerei sind in diesem Jahre fast ganz verstummt, da infolge des Darniederliegens der Industrie ein reichliches Angebot an Arbeitskräften vorhanden war. Nur aus den Kreisen Rosenberg und Rybnik ist über Mangel an landwirthschaft⸗ lichen Arbeitern geklagt worden, dem dort durch Heranziehung russischer und galizischer Elemente abgeholfen worden ist.
Zur Lage der Eisenindustrie. .
Im Regierungsbezirk Düsseldorf haben sich die Verhältnisse der Großeisenindustrie im Laufe des vergangenen Vierteljahrs günstig gestaltet. Die . für Roheisen sind etwas gestiegen. Im Walzeisengeschäft ist eine Wendung zum Besseren eingetreten Bei den Grobblechwalzwerken mehren sich die Aussichten für einen besseren Geschäftsgang, und auch in Feinblechen und Walzdraht lagen viele Bestellungen vor. Auch die Maschinenfabriken sowie die Anlagen für Locomotipbau und Eisen⸗ bahnbedarf waren gut beschäftigt. Günstige Erfolge wurden bei Her— stellung von Röhren aus Kupfer und Deltametall nach dem Mannes— mann'schen Verfahren in Duisburg erzielt. Nach wie vor ungünstig ist die Lage der Kleineisenindustrie, namentlich klagen die Solinger Scheerenfabrikanten über Mangel an Aufträgen.
Zur Bewegung der Gewerbe in Bayern. .
Im Jahre 1891 wurden in Bayern im stehenden Gewerbe Il S857 Gewerbe neu angemeldet, während sich die Zahl der Nieder⸗ legungen auf 48 197 belief. Im Vorjahr erfolgten 45 797 Gewerbe⸗ anmeldungen und 38 223 Niederlegungen. Für 1891 ergiebt sich also eine Zunahme der Anmeldungen um 6055 und der Nieder— legungen 9974. Von den Gewerbeanmeldungen treffen 20 125 oder 38,8 o / von den Gewerbeniederlegungen 17077 oder 35,4 . auf die unmittelbaren Städte, 31 727 oder 612 Cso bezw. 31 120 oder 64,6 ½0 auf das übrige Land. Einen Ueberschuß der Anmeldungen üer die Nicderlegungen weisen. Ober⸗ bayern, Niederbayern, Pfalz, Oberpfalz, Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben auf, während in Oberfranken 193 Niederlegungen mehr als Anmeldungen angezeigt wurden. Die größte Bewegung hat in Bayern im Handelsgewerbe stattgefunden (20 220 Anmeldungen und 17 397 Niederlegungen).
An Gast⸗ und Schankwirthschaftsbetriebe waren am 31. De— zember 1891 34761 (gegen 34548 am 31. Dezember 1890) vor— handen; davon entfielen auf die unmittelbaren Städte 5747 (gegen 5630). Die verhältnißmäßig meisten Gast⸗ und Schankwirthschaften bestehen in Mittelfranken und in der Pfalz (auf 1000 Einwohner 7,8 bezw. 6,5).
Der Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus wies am 31. Dezember 1891 3660 Betriebe auf (gegen 3637 am 31. Dezember 1890); davon entfielen auf die unmittelbaren Städte 1298 (gegen 1260). Die verhältnißmäßig meisten Kleinbetriebe mit Branntwein und Spiritus i n in der Pfalz (auf 1900 Einwohner 13).
Im Gewerbebetrieb im Umherziehen G ö Ziffer 1—3 der RG. O.) wurden im Jahre 1891 19014 Wandergewerbescheine (gegen 19 003 im Jahre 1890, 19131 im Jahre 1889 und 191290 im Jahre 1888) ertheilt. Von diesen wurden 18 430 oder 96,9 G an Inländer abgegeben. 2029 Wandergewerbescheine wurden ausgedehnt (davon waren 1208 in den Händen von Inländern). Um die räumliche Ausdehnung des Hausirhandels verfolgen zu können, muß die Zahl der ertheilten und der aus⸗ gedehnten Wandergewerbescheine zusammengefaßt werden. Von diesen 2l 043 Wandergewerbescheinen berechtigten zum Hausirhandel in einem Orte 308 oder 1,5 , in einem Verwaltungsbezirk 6651 oder 31 60, in einem Regierungsbezirk 6611 eder 31,4 0,0, in mehreren Regierungs⸗ bezirken 1185 oder 5,6 9, im ganzen Königreich 6290 oder 29,9 G0.
Wiiter wurden an Wandergewerbescheinen für Schaustellungen ꝛc. (8 55 Ziff. H der RG. -O.) 1553 ertheilt, gegen 1570 im Jahre 1890) und 14401 ausgedehnt (gegen 14545 im Jahre 1899). Legiti⸗ mationsscheine an solche Personen. welche Druckschriften, Bild⸗ werke ꝛc. auf den Straßen verkaufen, anheften, anschlagen (E 43 der R. G.-O.), wurden 205 ertheilt (220 im Vorjahr), Legätimations—⸗ karten an Handelsreisende 11 482 (gegen 10047).
Zur Arbeiterbewegung.
Vom Niederrhein wird der Berliner ‚Volks⸗Ztg.“ unter dem 4. d. M. geschrieben: Unter den Seidenbandwebern ist seit kurzem eine ziemlich lebhafte Bewegung im Gange. Es scheint eine Frage der nächsten Zeit zu sein, daß sie mit der Forderung günstigerer Arbeitsbedingungen und besserer Lohnverhältnisse hervortreten.
Hier in Berlin fand am Dienstag eine Versammlung der Maler und Anstreicher statt, die der ,Voss. Ztg. zufolge folgende Resolutionen annahm: 1) Die Versammlung verpflichtet sich, für den Achtstundentag einzutreten und kräftig dafür zu agitiren, denn der Achtstundentag ist nur zu erreichen, wenn sämmtliche Maler und Anstreicher ihre Arbeitskraft verweigern. A Die Versammlung ver⸗ pflichtet sich, alle der Organisation der Maler, Lackirer und An— streicher und verwandter Berufsgenossenschaften Deutschlands beizu— treten, um dadurch den Beweis zu liefern, daß sie gewillt sind, die angenommene Resolution betreffs des Achtstundentages zur Geltung zu bringen. — In der Filiale der Allgemeinen Elektricitäts⸗ Gesellschaft in der Schlegelstraße haben, wie der „Vorwärts“ mittheilk, etwa 25 Arbeiterinnen die Arbeit niedergelegt; als Grund , und unangemessene Behandlung durch den Meister angegeben.
Aus Christiania meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom gestrigen Tage: Zu der hier tagenden sechsten norwegischen social—⸗ demokratischen Landesversammlung sind 27 Vertreter er⸗ schienen. Nach dem Jahresbericht haben sich bisher von den Arbeiter⸗ vereinen im ganzen Lande nur ungefähr 30 den Soeialdemokraten an⸗ geschlessen. Von vielen Rednern wurde der Anschluß an die liberale Partei wegen Gewinnung des allgemeinen Stimmrechts befürwortet.
Der gegenwärtig in Glasgow tagende Congreß der eng— lischen Gewerkvereine nahm, wie ein Wolffssches Telegramm berichtet, gestern Resolutionen zu Gunsten des Achtstundentages für die Bergarbeiter und der Bestreitung der Kosten der Parla⸗ mentswahlen aus der Staatskasse an. — In Leeds veranstalteten, wie der ‚Köln. Stg.“ geschrieben wird, 36 000 Arbeiter am Sonnabend eine Kundgebung. Die Hauptredner waren die be⸗ kannten Arbeiterführer Wilson und Tom Mann. Sie verlangten, daß die Arbeiterklasse mehr direct im Parlament vertreten sein sollte. — In Manchester tagte am Montag der Verein der eng⸗— lischen Schneidermeister und beschloß, den Liverwooler Ver—⸗ söhnungsrath um seine Einmischung zu ersuchen. Die Meister sind bereit, den Streit schiedsgerichtlich entscheiden zu lassen, wollen aber weiter den Leuten nicht entgegenkommen. von Meistern hat übrigens die Forderungen der Gesellen schon be— willigt, was die Ursache der versöhnlichen Stimmung der übrigen sein mag. ö !
Aus Paris berichtet ein Telegramm des . H. T. B.: Fine gestern Abend abgehaltene, von 2600 Arbeiterinnen besuchte Ver—
Eine nicht geringe Anzahl
Berlin, Donnerstag, den 8. September
sammlung hat folgende Tagesordnung angenommen: Forderung des Achtstundentages; das Parlament soll wöchentlich einen Ruhetag ein⸗ richten; Abschaffung der Nachtarbeit; Arheitsuntersagung sechs Wochen vor und nach erfolgten Geburten; Abschaffung längeren Stehens im Laden, wo Sitzbänke anzubringen sind; Abschaffung der Geldstrafen. — Der soeialistische Congreß in Tours ist am Montag ge⸗ schlossen worden. In seiner letzten Sitzung faßte er der ‚Voss. Itg.“ zufolge folgenden Beschluß: Die Frau soll eine Löhnung gleich der des Mannes erhalten; die verheirathete Frau ist von der Werkstatt auszuschließen, aber ihre Rechte sollen die des Mannes sein; sie ist politisch zu emancipiren. Die Ar⸗ beit in den Gefängnissen ist zeitweilig abzuschaffen. Der Congreß erklärt, daß die Unterdrückung der Production durch eins allgemeine Arbeitseinstellung das einzige Mittel sei, den schädlichen Wirkungen der bisherigen Ueberproduction abzuhelfen und allen Arbeit zu verschaffen. Er entschied sich ferner für die Einführung des achtstündigen Arbeitstages, die Abschaffung des Gesetzes gegen die Internationale ꝛc. 3 ö.
Aus Brüssel wird der ‚Voss. tg. unter dem 6. d. M. ge⸗ schrieben: Die Zechen Patience und Beaujone in Ghlin bei Lüttich haben alle Arbeitslöhne um 10 0 gekürzt. Infolge dessen sind 800 Bergarbeiter dieser Zechen ausständig. Ein Theil der Aus— ständigen durchzog gestern die Straßen der Lütticher Vorstadt Saint—
Gilles. Literatur.
Geschichte.
ff. Historische Zeitschrift. Herausgegeben von Heinrich von Sybel und Max Lehmann. 69. Bd. 2. Heft. München und Leipzig, R. Oldenbourg, 1892. — Der um die Geschichte der Reformationszeit so verdiente Max Lenz veröffentlicht in diesem Heft eine Studie über die Schlacht von Frankenhausen, in welcher Landgraf Philipp von Hessen und Herzog Georg von Sachsen — ein feuriger Anhänger und ein ebenso energischer Gegner der neuen Lehre — die sociale Revolution des 16. Jahrhunderts, gewöhnlich Bauernkrieg genannt, niederschlugen. Fast das ganze aufständische, unter dem Commando Thomas Münzer's er e Bauern heer kam in diesem Treffen um! und es fragt sich nun, ob dieses Blutbad infolge trotzigen Widerstands der Insur⸗ genten oder eines plötzlichen Angriffs der Fürsten entstanden sist. Gustav Droysen hatte vor Jahren erklärt, es sei bei den wider— spruchs vollen Angaben der gleichzeitigen Quellen unmöglich, die Wahr— heit zu ermitteln, Lenz kommt dagegen nach sorgfältiger Prüfung der Tendenz der Quellen zu dem Resultat, daß die Masse der Bauern, tetrorisirt durch Münzer und seine fanatischen Anhänger, sich gegen die weit überlegene Macht der Fürsten zur Wehr setzen wollte, aber bei Beginn des Kampfes den Muth sinken ließ und um Gnade bat, die aber auf Betreiben Herzog Georg's nicht mehr gewährt wurde. — In dem zweiten Aufsatz des Hefts unterzieht Wenck in einer vortrefflich geschriebenen Biographie der Landgräfin Elisabeth von Thüringen die Legende, welche sich‘ um die Person und Schicksale dieser l sti⸗ gebildet hat, einer eindringenden Kritik. Die populäre Vorstellung ist, daß diese von Natur milde und fromme Fürstin nach dem frühen Tode ihres Gemahls in brutaler Weise von der Wartburg verjagt wurde, infolge dieses rauhen Schicksals in religiöse Schwärmerei verfiel und endlich gänzlich unter den Ein— fluß des Ketzerverfolgers und Asketen Konrad von Marburg gexieth, der durch seine grausamen asketischen Uebungen die zarte Fürstin in wenigen Jahren zu Tode marterte. Die historische Forschung giebt ein wesentlich anderes Bild. Schon als Kind zur Weltentsagung geneigt — eine häufige Erscheinung im 13. Jahrhundert — war sie fügsamen und lenkbaren Gemüthes; Wohlthätigkeitssinn und ein starker Trieb zur Askese, der sich namentlich in leidenschaftlicher Sehn— sucht nach Armuth äußerte, waren die hervorstechenden Eigenschaften ihres Charakters. Nach dem Tode ihres Gemahls nahmen diese
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Neigungen noch zu, freiwillig verließ sie die Wartburg, um zuerst in Eisenach und dann in Marburg der Krankenpflege und der strengsten Askese zu leben. Bereits zu Lebzeiten ihres Gatten war sie mit Konrad von Marburg, dem späteren gefürchteten und gehaßten Ketzer⸗ meister, damals noch einem einfachen Weltgeistlichen, in Verkehr ge⸗ treten; jetzt schloß sie sich eng an ihn an und machte es sich zur Pflicht, sich in allen Stücken seinem Willen blindlings unterzuordnen. Konrad bemühte sich, ihren schrankenlosen Wohlthätigkeitssinn in ver⸗ nünftige Bahnen zu leiten; ihrer entsetzlichen Selbstpeinigung trat er zwar nicht entgegen, aber suchte ihr Loos auch nicht durch besondere Martern zu erschweren. Nur wenige Jahre konnte die Fürstin ihr felbstbereitetes Schicksal tragen; 123 1 starb sie, und nach ihrem frühen Tode bemächtigte sich die Sage ihrer Gestalt und suchte den wunder⸗ baren Entschluß der Fürstin, ihr Leben der Kirche und den Armen zu weihen, durch schwere Schicksale zu erklären und durch allerlei Zu— thaten auszufchmücken. — In den Miscellen publicirt Heinrich von Sybel einen Briefwechsel zwischen Gneisenau und seinem Schwiegersohne, dem Grafen Brühl. Diese Briefe, aus den letzten Lebensjahren Gneisenau's (1829 — 31) stammend, konnte Delbrück für seine Gneifenau⸗Biographie noch nicht benutzen; sie enthalten namentlich Nachrichten über den drohenden Krieg zwischen Frankreich und Preußen im Jahre 1850 und den pol⸗ nischen Aufstand, währenddessen Gneisenau den Oberbefehl über das gegen Polen gebildete Observationscorps führte. — Aus dem Literaturbericht heben wir hervor: Curtius, Stadtgeschichte von Athen (besprochen von Judeich), Döllinger, das Papstthum (Mirbt, und Meinecke, die deutschen Gesellschaften und der Hoff mann'sche Bund (Walther Schultze). Gesetze, Verordnungen ꝛe. . .
— Die Stempel⸗ und Erbschaftssteuer mit Einschluß der Reichs ⸗Stempelabgabe in Preußen. Erläutert mit besonderer Berücksichtigung der Provinz Hannover von Eugen Kühnemann, Geheimem Regierungs⸗Rath und Provinzial⸗Stempel⸗ Fiskal. Dritte mit Nachträgen vermehrte Auflage. Hannover, Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior) 1893. — Diese neue Ausgabe des Werks berücksichtigt nicht nur die neuere preußische Gesetzgebung, wie die Gesetze vom 19. Mai 1889 über Aenderungen der Stempelsteüuer, und vom 19. Mai 1891 über die Erhebung der Erbschaftssteuer, sondern vor allem auch das Reichs⸗Stempelgesetz vom 29. Mai / 3. San 1885, welches tief in die preußische Stempelgesetzgebung eingegriffen hat. Den Erläuterungen sind die Auslegungen der Judicatur und die im Verwaltungswege ergangenen Ausführungsbestimmungen beigefügt. Ein sorgfältiges alphabetisches Sachregister erleichtert die Benutzung.
Kr. Das Kran ken-Versicherungsgesetz. Herausgegeben von Max Hallbauer, Königlich sächsischer Landgerichts⸗Director in Leipzig. Leipzig 1892. Albert Baver (Sercy'sche Buchhandlung). Preis 2 6 36 3. — Durch Einfügung der in Bezug genommenen Gesetze ist die vorliegende Ausgabe eine vollständig selbstandige. In dleser sorgfältigen Ergänzung und Beifügung eines guten Sachregisters giebt sich die Umsicht des Herausgebers zu erkennen.
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— Die Besitzergreifung der Stadt Thorn durch die Krone Preußen, von F, Tietzen, Cunos des Stadt-⸗Archivs. Thorn, Verlag bon Ernst Lambeck. — Der 24. Januar 1793 ist der Tag, an dem vor hundert Jahren König Friedrich Wilhelm II. durch
1892.
den General Lieutenant Grafen Schwerin und dessen nach ihm be= nanntes Infanterie⸗Regiment. Besitz von der Stadt ergreifen ließ. In dem vorliegenden, zur Feier dieses denkwürdigen Ereignisses her⸗ ausgegebenen Buche entwirft der Verfasser . in kurzen Zügen ein Bild der früheren Verhältnisse der Stadt Thorn, von ihrer Be⸗ gründumz durch den deutschen Orden bis zum Jahre 1772 in welchem durch die Theilung Polens das umliegende Land in den Besitz Preußens kam, die Stadt selbst aber, wie Danzig, unabhängig blieb. Es schließt sich hieran eine ausführlichere Dar⸗ stellung der sich hieraus entwickelnden unhaltbaren Zustände für die Stadt Thorn, die schließlich durch die im Jahre 1793 erfolen un⸗ blutige i ger ger. ein Ende nahmen. Wie sich diese, vote einem großen Theile der Thorner Bürgerschaft sehnlichst herbeigewünschte Umwandlung vollzog, ergiebt sich aus den vom Verfasser mitgetheilten Communigationibus ardinum, d. h. aus den Aufzeichnungen der dem Magistrat an die Seite gestellten berathenden Körperschaften, die ähnlich den heutigen Stadtverordneten fungirten. Geziert ist das Buch durch ein Bildniß König Friedrich Wilhelm's II. und ein Bild der Deutschordensburg Thorn vor deren Zerstörung im Jahre 1454.
Kunst.
— Von den Ausstellungsheften, welche die bekannte Münchener Kunstzeitschrift Die Kunst für Alle“ (Herausgeber Friedrich Pecht) der Münchener Internationalen Kunstausstellung 1892 widmet (Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals 6. Bruckmann in München, 10 Hefte Preis 6 (0), liegen bereits acht vor. Außer den bekannten Berichten, welche der Altmeister der deutschen Kunstkritik, Friedrich Pecht, der Ausstellung widmet, zeichnet diese Hefte besonders die überaus reiche Illustration aus. So bringen sie an ganzseitigen Bilder⸗ beilagen 39 Hauptwerke der Ausstellung von Meistern wie Matejko, Eberlein, Zügel, Antokolsky, Hugo⸗Vogel, Claus Meyer, Van Hove, g. Haug, E. von Gebhardt, W. Räuber, G. Jacobides, L. von Löfftz, H. Lossov, W. Hasemann u. a. m., dazu noch über 80 Text⸗Illustrationen. Für die beiden nächsten Hefte, mit welchen die Berichte ihren Abschluß finden, sind noch die hervorragendsten Werke von Meistern wie F. A. von Kaulbach, Franz von Lenbach ssein neuestes Bismarck⸗Porträt), J. Boldini, J. Beraud, A. Hacker, F. Smith u. a. zu erwarten. Der gediegene Text, die reiche Illustration gehen in ihrem Verein den Ausstellungsberichten der ‚Kunst für Alle“ eine hervorragende Bedeutung für den Besucher der Ausstellung wie für jeden Kunstfreund überhaupt.
Unterhaltung.
— Nr. 49 des XVIII. Jahrgangs der vaterländischen Wochen⸗ schrift Der Bär“, herausgegeben von Fr. Zillessen und R. George, hat folgenden Inhalt: Ein Urlaubstag in der Residenz. Eine Theater⸗Erinnerung aus guter, alter Zeit. Von Richard Schmidt⸗ Cabanis. (Schluß.) — Um die Wiege einer Kaiserstadt. Erzählung aus Berlins erster Kindheit von A. Chodowiecki. (Fortsetzung.) — Pädagogische Erinnerungen. Von F. Brunold. — Die Einführung öffentlicher Sänften in Berlin vor 2090 Jahren. Von Hans Bösch. — Ein Liebling der märkischen Klio. Lebensbild aus dem 16. Jahr⸗ hundert, von Dr. Carl Bolle. — Epheuranken zu Schill's Ge⸗ dächtniß. Von Franz Tismar. (Mit drei Abbildungen.)
Gesundheitswesen, Thie krankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse im Monat Juli 1892.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind im Monat Juli von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 19,8, in Breslau 26,4 in Königsberg 24,6, in Köln 265,6, in Cassel 15,5, in Magdeburg 313, in Stettin 37,8, in Altona 23,0, in Hannover 25,2, in Frankfurt 4. M. 17,d, in Wiesbaden 17,4, in München 2455, in Nürnberg 21,7, in Augsburg 29,4, in Dresden 2057, in Leipzig 29,5, in Stuttgart 20,7, in Karlsruhe 184, in Braunschweig 25,9, in Hamburg 2tz,), in Straß⸗ burg 19.9, in Metz 15,1, in. Amsterdam 16,3, in Brüssel 19,0, in Budapest 25,9, in Christiania 20,6, in Dublin 235, in Edinburg 16,,,R in Glasgow 18,B7“, in Kopenhagen 16,2, in Krakau 29,5, in Liverpool 21,4, in London 18,l, in Lyon 20,5, in Odessa 31,0, in Paris 20, in St. Petersburg ?, in Prag 26414, in Rom (Juni) ig,), in Stockholm 18,6, in Triest 26, in Turin (Juni) 233,1, in Venedig 20,6, in Warschau 28,0, in Wien 21,9, in New⸗JYork 36,9. (Für die außerdeutschen Städte ist der Zeitraum von 4 Wochen (3. bis 30. Juli) zusammengefaßt worden.)
Der Gesundheitszustand im Monat Juli war in der über⸗ wiegenden Mehrzahl der größeren deutschen wie außerdeutschen Städte ein günstiger und die Sterblichkeit eine mäßig hohe, wenn auch vielfach, besonders in den deutschen Städten, eine höhere als im Vor⸗ monat. Einer sehr geringen Sterblichkeit (von noch nicht 15,0 vro Mille) erfreuten sich 18 deutsche Orte (gegen 28 im Juli), und zwar waren dies: Barmen, Bielefeld, Flensburg, Geestemünde, Köslin, Neunkirchen, Ohligs, Rheydt, Solingen, Viersen. Wesel, Wilhelms— haven, Ludwigsburg Schwerin i. M., Eisenach, Wismar, Bremerhaven, Mülhausen i. E. Dagegen stieg die Zahl der deutschen Orte mit hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer über 35,0 pro Mille) von 7 im Juni auf 20 im Berichtsmonat, und zwar waren dies die Orte: Lichtenberg, Weißensee, Rirdorf, Beuthen O.⸗S., Brandenburg, r r hen, Grabow, Inowrazlaw, Königshütte, Köpenick, Langen⸗ bielau, Linden, Malstatt⸗Burbach, Neuß, Neustadt O.-S., Schweid⸗ nitz, Spandau, Stettin, Zaborze, Crimmitschau; von nicht deutschen Orten erreichte nur New⸗Hork eine Sterblichkeit über 3539 pro Mille. Das Maximum der Sterblichkeit, das im Juni 52,7 pro Mille betrug, erreichte im Juli Weißensee (mit 53,9 pro Mille). Etwas größer wie im Vormonat (67 gegen 66) war die Zahl, der deutschen Orte mit günstiger Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 29,9 (Tro Mille), von denen wir hier nur Berlin, Celle, Danzig, Elberfeld, Frankfurt a. M. Gnesen, Insterburg, Cassel, Kiel, Minden, Münster, Vord⸗ haufen, Ssnabrück, Paderborn, Ratibor, Stolp, Thorn, Trier, Wiesbaden, Amberg, Bamberg, Bayreuth, Fürth, Hof, Bautzen, Dresden, Freiberg i. S. Zittau, Eßlingen, Gmünd, Reutlingen, Ülm, Karlsruhe, Konstanz, Offenbach, Weimar,. Gotha, Coburg, Rostock, Lübeck. Bremen, Metz und von außerdeutschen Städten: Amsterdam, Brüssel, Edinburg. Glasgow, Kopenhagen Löndon und Stockholm nennen wollen. Dagegen hat die Zahl der Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer etwas über 299 pro Milleh abgenommen und ging von 59 des Vormonats auf 39 her⸗ unter, von denen wir hier nur Altona, Bochum, Dortmund, M. Gladbach, Köslin, Krefeld. Kreuznach, Memel, Neisse, Stral⸗ fund, Landshut i. B., Nürnberg, Plauen, Stuttgart, Heilbronn, Frei⸗ burg i. B., Pforzheim, Gießen, Mainz, Worms, Apolda, Oldenburg, Cöthen, Dessau, Gera, Colmar, Straßburg und von nichtdeutschen Städten Christiania, Liverpool, Lyon, Paris, Venedig und Wien an⸗ führen. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war eine erheblich gesteigerte; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Stuttgart 39, in Berlin 3, in Dresden 95, in München 115, in Hamburg 124 Säug⸗ linge. Diese gesteigerte Säuglingssterblichkeit, die auch die im ganzen höhere Sterblichkeit bedingte wurde durch das allgemein gesteigerte
Auftreten von acuten Darmkrankheiten veranlaßt, welche