1892 / 215 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Das Stück fand fröhliche Theilnahme, die zumeist durch die überaus elungene . hervorgerufen wurde. Der Antheil des Ver⸗ afferk an dem Erfolge beruht auf seiner Begabung, scherz⸗ hafte Einfälle scenis zu verwerthen, und empfindungsvolle Situationen zu schaffen; die Fabel jedoch ist so locker gesponnen, die Menschen fo schattenhaft, man möchte sagen marionetten haft gezeichnet, daß sie jeder tieferen Wirkung auf Geist und Gemüth ermangeln. le gefallfüchtige Leonore, die sechzehn Jahre, keine Spur von Mutterliebe empfunden und nur an der gefährlichen Flamme un⸗ reiner Verehrung Gefallen gefunden hat, wird über Nacht line zärt⸗ liche, tugendhafte Gattin und Mutter; der junge Lebemann löfcht das unheilige Feuer in seinem Busen und, entzündet sein Herz an* der naiven Y Tochter Lgeonorenis,. die ihrer Mutter Namen trägt. Der alternde Justiz-⸗Rath, der bis dahin den Eindruck eines gutmüthigen betrogenen Ehemannes machte, entpuppt sich nun als der Allweise und enthüllt in Langer Rede wunderliche Lebensweisheit. Nur der alte Hausfreund und Junggeselle und der superkluge Back⸗ fisch Leonore bleiben sich treu. Die zuletzt enannten beiden Rollen wurden sehr ergötzlich gespielt. Die erschütternde. omit des Herrn Engels als alter Tugen ac und etwas ij angekränkelter Junggeselle erschien gegen früher noch eine Verstärkung ins Lustige erfahren zu haben; . gebührt der Löwenantheil an dem Erfolg des Abends. Fräulein Retty spielte das altkluge, etwas burschikose Lorchen mit

entzückender Anmuth; der weniger angenehme Eindruck, den die pein⸗

liche Scene zwischen Lorchen und der schleichenden Gouvernante hervor⸗ rief, ist mehr auf Rechnung des Verfassers, als auf den der Dar⸗ stellet zu setzen. Fräulein Frauendorfer entwickelte sowohl als gefallsüchtige Frau, wie als reuige, zur

Pflicht zurückgekehrte Gattin leichte Koketterie und rührende

Empfindsamkeit. Herr Bafil entfaltete in seiner Vater⸗ und Gatten⸗

rolle eine ieh liche etwas derbe Gutmüthigkeit. Herr Ka delburg ab den liebenswürdigen Leichtfuß mit der ihm eigenen Eleganz und lätte, und Herr Merten repräsentirte mit Würde einen allezeit

liebenswürdigen Hausarzt. Die Decoration des Heidelberger

Schloßberges in der Abenddämmerung mit den aufleuchtenden Lichtern

vom Neckarufer und mit den heraufklingenden Studentenliedern half

im dritten Acte eine romantische, warme Stimmung schaffen.

Residenz⸗Theater. .

„Die Dummen“ (Les Jobards), Lustspiel von Guinon und Denier, deutsch von Otto Brandes, errang am Sonnabend bei der ersten Aufführung einen nicht ganz unbestrittenen Erfolg. Die zweifellos begabten Dichter haben einen schon häufiger behandelten Gegenstand, das Zurücktreten der Braut eines reichen, aber kurz vor der Hochzeit durch seinen Edelmuth völlig verarmten Mannes von der Verlobung aus Furcht vor einer durch Mangel getrübten Ehe, in geschickt geschürzter Handlung benutzt, um daraus die un— berechtigte Lehre zu ziehen, daß in der gegenwärtigen, haupt⸗ sächlich auf Wohlleben und Gelderwerb bedachten Gesell⸗ schaft die freiwillige Verzichtleisting auf ein unrechtmäßig erworbenes Eigenthum nicht als eine moralische Heldenthat anerkannt und nur von „Dummen“ ausgeführt werde, daß eine aus kalten Ver⸗ nunftgründen geschlossene Ehe mehr geeignet sei, zu einem glücklichen Ende zu führen als eine aus reiner Herzensneigung eingegangene Ver⸗ bindung. Die vorgeführten Perfonen, besonders die wankelmüthige Braut Aline Gallois (Fräulein Görner), ihr kaltherziger im Ver⸗ sicherungswesen reich gewordener, nie gegen das Strafgesck, aber stets gegen die Gefetze der Moral verstoßender Vater (Herr Steinecke), der edelmüthige Bräutigam Henry Bonnardel Gerr Rittner) und der aus ö die Braut heimführende Raoul Fourichon (Herr Jarno) sind durchaus lebeng⸗ wahr gezeichnet und fesseln, wirksam unterstützt durch vortreff⸗ liche Darstellung, auch da noch das Interesse der Zuhörer, wo ihre Fharaktereigenschaften abstoßend wirken. Die verkehrten Schluß⸗ folaer nden. welche die Dichter in hohlklingenden Phrasen den han—

36 ö.. 5 deln den Personen in den Neand gelegt, haben, forderten dagegen den

entschiedenften Widerspruch heraus. Immerhln hatte das Theater mit 5 ,,, gespielten und reich ausgestatteten Sc einen Erfolg, der durch eine Umarbeitung des dritten Aets und Streichung vieler Weitschweifigkeiten noch erheblich gestei⸗ gert werden könnte, und an dem außer den oben genannten Per⸗ onen auch Fräulein Bertens und Herr Reusch nicht

ihn befreite. Diesem Stück voraus ging das einactige Lustspiel

Hochparterre? (Re de

chaussée) von Julien Berr de

Turi ue, deutsch von Arnold Hirsch, eine unterhaltende, von reicht Hofer und den Herren Aderer, Brion und Pagay

gewandt geführte Plauderei, di standes nicht nach Jedermanns

e aber wegen ihres frivolen Gegen⸗ Geschmack * wird.

In der Vorstellung der Oper ‚Freund Fritz am Mittwoch im

Königlichen Opernhause

sind die Damen Pierson, Rothauser

und Lammeit, die Herren Sylpa, Betz, Philipp und Krasa beschäftigt. Der Oper folgt das Ballet Die Pubpenfee'. Am Donnerstag geht

Oberon mit den Damen

Hiedler, Herzog. Götze (Ro'chana),

Rothauser und Weitz, den Herren Rothmühl, Stammer, Lieban und

Krüger in Scene.

Der morgen im Berliner Theater stattfindenden Aufführung von „Nora“ mit Agnes Sorma in der Titelrolle folgt am Mittwoch

eine Wiederholung des lustigen

Manöverstückes ‚Kriez im Frieden“.

Der Erfolg d'Andrade's als ,,,. im Kroll'schen o

Theater veranlaßte die Direc

tion, eine Wiederholung der Oper für

morgen anzusetzen. Am Donnerstag wird der Künstler dann wieder in einer italienischen Partie auftreten und zwar als „Renato“ in

Verdi's „Maskenball“.

Im Belle⸗Allignce⸗ Theater (Neue Deutsche Oper) wird

in der morgigen Aufführung Vręfessors * 2

des Nachtlager“ eine Schülerin des

tav Engel, Fräulein Jenny Brandes, die im vorigen

ahre im Coventgarden⸗ Theater in London Aufsehen erregte als Gabriele zum ersten Male auftreten, während die Partie des Jägers

Herr Tramsen singt.

Morgen gelangen im Thomas-Theater die, bereits ange; kündigten Einacter: „Die verlassene Vierländerin in New-Jork', „Hanne Nüte's Abschied', „De forsche Peter! und „De Wedd“ zur

Aufführun

Das ö welches am Donnerstag, 15. September,

wieder seine Pforten öffnet,

feiert am 21. Dezember d. J. das

fünfundzwanzigiährige Bestehen des Hauses. Am 19. Oktober werden

183

die bis dahin gegebenen Concerte die Zahl von 5090 erreichen Die Uebungen des Philharmonischen Chors (Dir. Sieg— fried Ochs) beginnen, wie bereits mitgetheilt, morgen.

Neuesten Erwägungen zufolge werden, wie die . Köln,. Itg. mit⸗ theilt, auch im nächsten Jahre in Bayreuth wieder Festspiele statt⸗

finden, aber es soll nur der Pa

rsifal“ in achtmaliger Wiederholung

gegeben werden. Die übrig bleibende Zeit soll für die Proben zu

dem 1894 geplanten „Ring des

Preuszische

Nibelungen“ ausgenutzt werden.

Klassenlotterie.

(Ohne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen

Ziehung der 3. Klasse

187. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in

der Vormittags⸗Ziehung:

1 Gewinn von 30 000 S auf Nr. 48728.

1 Gewinn von 15000 66 auf Nr. 92 347.

1 Gewinn von 5000 66 auf Nr. 25 407. .

3 Gewinne von 1500 st auf Nr. 10534. 35569.

181 884.

12 Gewinne von 500 S auf Nr. 6206. 25 782. 64939. 93969. 98 947. 131 803. 140 670. 141 077. 151 498.

152 694. 166116. 175 345.

10 Gewinne von 300 66 auf Nr. 6488. 12395. 61 984. 93 059. 94 604. 100 260. 138 118. 150 650. 151 904.

164 066.

rannigfaltiges.

Seine Majestät der

Kaiser hat, dem „Hann. Courier“

zufolge, der Kirche zu Ritterhude zum Guß neuer Glocken für den neuen Thurm zwei bronzene Geschätzrohre geschenkt. In diesem Geschenk findet eine Ehrung des Patrons der Kirche, des Majors a. D. von Marschalk, ihren Ausdruck. Er Lroberte als Ritt⸗

Der um das preußische Militär- Unterrichtswesen verdiente General der Infanterie z. D. Friedrich von Flatow ist am reitag Morgen nach kurzer Krankheit hier in Berlin sanft entschlafen. Here. im Jahre 1820, war der Vorstorbene als Lieutenant und Hauptmann dom damaligen 18. Infanterie Regiment von 1848 bis sS5J Lehrer der Mathematik an der Cadettenanstalt in Berlin. Von 1862 bis 1868 war er Director der Kriegsschulen in Potsdam und Cassel und wurde, nachdem er Commandeur des Brandenburgischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 2 und der h3. Infanterie Brigade in Württemberg gewesen war, 1877 als General⸗Major zum Director der Kriegs⸗Akademie in Berlin ernannt, im Jahre 18759 zum General-Lieutenant befördert und am 7. Dezember 1886 in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs als General der Infanterie zur Disposition gestellt. Genergl von Tlatow war u; a. Ritter des Rothen Adler⸗-Ordens erster Klasse, des Ordenß Pour le mérite und des Eisernen Kreuzes erster Klasse. Die Beerdigung hat heute Mittag 12 Uhr von der Kirche des Invaliden hauses aus auf dem Invalidenkirchhof stattgefunden.

Der Unterricht in der vereinfachten Stolze'schen Steno⸗—

raphie im Hörsaal der Akademie der Künste am Schinkelplatz 61 eginnt am 13. d. M., Abends 87 Uhr. Die Theilnahme steht Er⸗ wachsenen und Schülern frei. Der Unterricht findet statt unter der Leitung des lange Jahre öffentlichen Unterricht ertheilenden Lehrers der Stenographle L. Loepert an jedem Dienstag und Freitag von 83 bis Uhr Abends. Eintrittskarten zum Preise von 6 „S für den 12 Lectionen umfassenden Cursus sind im Abgeordnetenhause, Leip⸗ ziger Straß 75 beim Portier, in der Bau Akademie beim Hauswart und beim Beginn im Unterrichtssaale zu entnehmen.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 9

Stettin, 12. September. (W. T. B.) Laut amtlicher Meldung sind die bereits am 9. d. M. verstorbenen Arbeiter Wagner und Pegelow vom Wolff schen Holzhofe, wie die nun—⸗ mehr beendete bacteriologische Untersuchung ergeben hat, an der asiatischen Cholera verstorben. ie am 10. d. M. verstorbene Schiffersfrau Klose ist ebenfalls der Cholera erlegen; das betreffende Schiff ist iso lirt worden.

Wien, 12. September. (W. T. B.) Nach hier ein⸗ getroffener Meldung hat der Kaiser heute früh den Truppenübungen in Darany beigewohnt; und sich alsdann nach Fünfkirchen begeben. Anläßlich des Namensfestes des Kaisers Alexander von Rußland fand gestern in Schönbrunn ein Hofdiner statt, welchem die Erzherzoge Karl Ludwig, Wilhelm und Rainer, der derzeitige russische Geschäftsträger Botschafts-Rath Fürst Kantakuzeno mit dem Personal der russischen Botschaft, der Minister⸗Präsident Graf Taaffe, die Minister Graf Kälnoky, Freiherr von Bauer, Graf Welsersheimb und von Szögyenyi sowie andere Würden⸗ träger beiwohnten. Kaiser Franz Josef brachte einen Trink— spruch auf den Kaiser von Rußland aus. Der Prozeß gegen den ehemaligen Finanz-Dixector der Bukowina Trycieniecki und Genossen wegen Zolldefraudgtionen hat heute begonnen; die Verhandlungen dürften 18 Tage dauern.

Genua, 12. September, früh. (W. T. B) Der König verlieh dem Admiral Rieunier, der bereits Großoffizier des Mauritius und Lazarus-Ordens ist, den Großcordon des⸗ selben Ordens. Der König wird heute den Besuch der Geschwader nach der Reihenfolge der Ankerplätze vornehmen. Gestern früh machte der König incognito, von dem Vice-Präsidenten Gravero begleitet, einen längeren Besuch in der Ausstellung.

unbedeutenden Untheil hatten, während Herr Rittner, anscheinen? von seinem Gedächtniß im Stich gelassen, mehrmals in peinliche Verlegen⸗ . mit Geschick und Geistesgegenwart

heit kam, aus der Fräulein

meister in der Schlacht bei Loigny

eine französische Batterie.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

—— ——— ———

12. September, orgens.

Wetterberi

DS ——

ö 33

Temperatur

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. 0 u. d. Meeressp.

red. in Millim. in O Celsius 50 C. 40R

Mullaghmore 757 SSO 5pedeckt Aber . . 38 SSW 3 edeckt Christiansund 5 S 2 bedeckt Kopenhagen. 1 Regen Stockholm. 2 bedeckt zaparanda 2 bedeckt St. Petersburg 1 bedeckt Moskau... 1 wolkenlos

Cork, Queens⸗

ö . 59 30g.

ö 4 wolkig 3 w 7 halb bed. ) Hamburg .. : 4 bedeckt Ewinem ndẽ b bedeckt?) Neufahrwasser 1 Regen Memel ... ; 3 Regen?) y. J t 1L wolkig

,, z 2 bedeckt Karlsruhe . S 3 bedeckt Wiesbaden , München .. 4 halb bed. Chemnitz. 3 bedeckt . 4 wolkig , 2 bedeckt Breslau.. I bedeckt

le daire. J heiter Mi ; z ; O wolkenlos 6 ONO 6Regen

1) Nachts Regen. ) Morgens Regen. 3) Nachts Regen und Gewitter. ) Nachm. Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Maximum über 770 mm liegt über der Alpengegend in einem Hochdruckgebiet, welches ich über ganz Mittel⸗Europa erstreckt; eine umfangreiche, flache Depression befindet sich über Nordwest⸗ Europa. In Deutschland wehen bei trüber Witterung meist schwache füdwestliche und westliche Winde, unter deren n die Temperatur allent⸗ halben gestiegen ist, i. dieselbe durchschnittlich etwas über dem Mittelwerthe liegt. Im nordwest⸗ lichen Deutschland ist vielfach Regen gefallen, in er—⸗ heblicher Menge, 21mm, zu Hannover. An der ostdeutschen Küste fanden stellenweise Gewitter statt. Das Hochdruckgebiet scheint sich über Deutschland weiter auszubilden, sodaß heiteres und, abgesehen von Nebelbildung, trockenes Wetter demnächst er⸗

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗

haus. 175. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Dper in 3 Acten von Richard Wagner. In. Scene gefetzt vom Ober⸗-Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 188. Vorstellung. Romeg und Julia. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Shake— speare, übersetzt von Aug. Wilh. von Schlegel. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 180. Vorstellung. Freund Fritz. Lyrische Oper in 3 Acten von P. Mascagni. Text von Suardon lnach Erckmann und Fhatrian), deutsch von M. Kalbeck. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Fapell⸗= meister Weingartner. Die Puppenfee. Panto⸗ mimisches Ballet⸗Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von J. Baver. In Scene gesetzt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musik⸗ director Hertel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 189. Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, nach Schlegel's Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 Ubr.

Dentsches Theater. Friedrich von Homburg.

Mittwoch: Die beiden Leonoren.

Donnerstag: Maria Stuart.

Berliner Theater. Dienstag: Nora. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Krieg im Frieden.

Donnerstag: Zum 1. Male: Die Goldprobe.

Lessing · Theater. Löwin. Anfang 73 Uhr. ;

Mittwoch: Ein Tropfen Gift.

Donnerstag: Der Lebemann.

Die Tageskasse ist von 9 bis 2 Uhr geöffnet.

Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. Dienstag: Die Fledermaus. Operette in J Acten G. Gene und C. Haffner. Musik von J. Strauß. Anfang 74 Uhr. .

Mittwoch: Erste Vorstellung im Sffenbach—⸗ Cyclus. „Das Mädchen von Elisonzo n. Dorothea! „Der Ehemann vor der Thür“. Dperetten von Offenbach, für die hiesige Bühne ein⸗ gerichtet von L. Herrmann.

Dien tag:

Dienstag: Tie arme

Residenz· Theater. Direction: Sigmund dauten⸗ burg. Dienstag: Zum 4. Male: Die Dummen. (Les Jobanrds.) Sittenbild in 3 Acten von Guinon und Denier. Deutsch von Otto Brandes. Anfang 75 Uhr. ;

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

roll' s Theater. Dienstag: Gastspiel des Sgr. Francesco d' Andrade. Hans Heiling. (Heiling: Sr. d'Andrade) Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Zar und Zimmermann.

Täglich, bei gin t gen Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang an Sonn und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5 Uhr.

Belle Alliance · Theater. Nene Deutsche Oper. Dienstag: Das Nachtlager zu Gra— nada. Komische Oper in 2 Acten. Musik von Conradin Kreutzer. Anfand 795 Uhr. ö Mittwoch: Die schöne Melusine. Komische Oper in 3 Acten und einem Vorspiel von Elard Hoffschläger. Musik von Th. Hentschel.

Adolph Ernst Theater. Dienstag: Zum 8. Male: Die wilde Madonna. Gesangs⸗ posse in 3 Acten von Leon Treptow. Cæouplets von G. Görh. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen und neuen Decorationen aus dem Atelier des Herrn Lütkemeyer in Coburg. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 73 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Dienstag: Gesammt⸗Gastspiel des Junkermann⸗ Ensemble. Zum 1. Male: Die verlafsene Vier⸗ snderin in New⸗York. Solo Scene von W. Fricke, ausgeführt von Johanna Schatz. Hierauf auf Verlangen: Hanne Nüte's Abschied. Idylle in 1 Aufzug aus inf Nüte un de lütte Pudel“ von Fritz Reuter. Für die Bühne eingerichtet von Aug. Junkermann. Diesem folgt: Zum 1. Male: De . e Peter. Lustspiel in einem Aufzug von Franz Rehder. Zum Schluß: Zum 1. Male: De Wedd! Schwank in 1 Aufzug von Arnold Manns⸗ feld nach Fritz Reuter's ‚Läuschen und Riemels“. Anfang 74 Uhr. h

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommergarten ist geöffnet.

Theater Unter den Linden. Direction: Alois und Rud. Ronacher. Eröffnung 20. Sey⸗

wartet werden dürfte. Deutsche Seewarte.

tember. Nähere Anzeigen folgen.

zs Hohenzollern⸗Galerie

9 Vorm. 16 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640— 1890.

1 9 Sountag 50 5. Kinder die Hälfte.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Arsstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

Coneerte.

Contert Haus. Eröffnung der 26sten und Jubiläums ⸗Saison am Donnerstag, den 15. September. . Karl Meyder⸗Concert. . Abonnement 25 Billets 10 1, 10 Billets 5 M, 5 Billets 3 6 im Bureau des Hauses.

J ; ; ; . Familien⸗ Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarete Jancke mit Hrn. . Vicar Gesrg Magdalinski (Dramburg). Freiin Elisabeth von der Reck mit Hrn. Missions— Inspector Dr. A. Schreiber (Obernfelde= Barmen). ö

Verehelicht: Hr. Amtsrichter Alexander Niedner mit Frl. Hildegard Zitelmann (Breslau9ꝰ.

Geboren: Fin Sohn: Hrn. Ober ⸗Landesgerichte, Rath Schmidt (Posen). Hrn. Regierungs⸗Rath Kunckel (Berlin).

Ge storben: Hr. Steuer ⸗Rath a. D. Albert Alt- wasser Breslau). Hr. Rittmeister a. D. Heinrich von Witzleben (Schloß Collm). Hr. Major 4. V. Robert Ludwig Friedrich Guthke (potsdam) Hr. Geh. Justz⸗Rath Heinrich Welgelt (Birsch⸗ berg i. Schl.). Hr. Pastor em. Eduard Rei⸗ mann (Breslau). Hr. Bürgermeister a. Joseph Schabor (Sohrau O. S.). Hr, Con⸗ sistbrial⸗Rath a. D. und Fastor Heinrich Adolph Stosch (Waldau). Srn. Hauptmann Richard Windeck Tochter Ilse (Flensburg). Fr. . affessor Olga Illner, geb. Reimann (Walden burg);

m

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Eppedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin sw., Wilhel mstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

(einschließlich Börsen Beilage). 1467)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 215.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die 2 von Roggen betrugen in Berlin im Monat August 145 „60, in Königsberg in Pr. und in Posen 133, in Bromberg sogar nur 131 46, wogegen sie im Westen höher waren: Aachen 205, Trier 169, Hangu 160 06. Der Weizen kostete in Berlin 166 ½, Frankfurt a. O. sogar nur 149 ½Æ½, Bromberg 186, Koblenz 193 und Aachen 215 6

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

In der Zeit vom 1. Januar 1891 bis zum 31. August 1892 sind von der Versicherungsanstalt Baden 3158 Altersrenten— Ansprüche bewilligt, 751 abgelehnt, 32 anderweitig erledigt, 37 nicht erledigt, 74 durch Berufung oder Revision endgültig zuerkannt worden. Von den Invalidenrenten treten 27 an die Stelle von Altersrenten. An Invalidenrenten sind vom 1. Januar 1891 bis zum 31. August 1892 von 734 vorliegenden Ansprüchen 381 bewilligt, 261 abgelehnt, 20 anderweitig erledigt, 72 nicht erledigt, und 13 infolge Berufung endgültig zuerkannt worden.

Die gewerblichen , , ,, und Frauen⸗ arbeitsschulen in Württemberg 1890,91.

Die von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel systematisch zusammengestellten und mit einem Anhang versehenen Jahresberichte der acht Handels- und Gewerbekammern in Württem“ berg sind kürzlich wieder, und zwar für das Jahr 1891, veröffentlicht worden. Sie sind auch diesmal, wie bisher, eine Fundgrube von Nachrichten über wirthschaftliche und socialpolitische Verhältnisse aller Art. Aus dem reichen Inhalt des vorliegenden Bandes stellen wir wegen des besonderen Interesses, welches man in neuerer Zeit mehr und mehr dem gewerblichen Fach- und Fortbildungs— schulwesen entgegenbringt, die folgenden Angaben über die gewerb⸗ lichen Fortbildungsschulen und Frauenarbeitsschulen im Jahre 1890/91 zusammen. ;

In dem genannten Schuljahre bestanden dergleichen Anstalten in 177 Orten mit einer Gesammtbevölkerung von 802 923 Köpfen. Ihrer inneren Einrichtung nach unterschieden sich diese Anstalten in folgende Gruppen: J. 27 Fortbildungsschulen, in welchen Sonntags⸗ und Abendunterricht in gewerblichen bezw. kaufmännischen Fächern ertheilt wird und offene Zeichenschulen bestehen. II. 99 dergleichen Vrtbildungeschulen ohne offene Zeichensäle, darunter 27 in Dörfern. 1II. 3 Fortbildungsschulen mit. gewerblichem Unterricht ohne Sonntagsklassen, darunter B in Dörfern. IV. 43 gewerbliche Zeichenschulen ohne weiteren Unterricht. Außer diesen gewerblichen Fortbildungsschulen bestanden in 14 Städten zugleich solche Anstalten für weibliche Personen und in 19 Städten Frauenarbeitsschulen. Die Schüler⸗ zahl, welche im Schuljahre 18897590 in allen Anstalten zusammen 20 219 betragen hatte, belief sich im Berichtsjahre auf 21557, nämlich 16179 Fortbildungsschüler, 731 solche weiblichen Geschlechts und 4647 Frauenarbeitsschülerinnen, wovon 17776 oder 82,50, unter und 3781 oder 17,5 / über 17 Jahre zählten. Die Zahl der Lehrer betrug 1013 gegen 978 im Vorjahre, sodaß im Durchschnitt auf je 21 Schüler ein Lehrer kam. Die Staatsbeiträge bei den gewerblichen Fortbildungsschulen schwankten zwischen 25722 ½ (in Stuttgart) und 277 „66 (in Bartenstein), bei den Frauenarbeitsschulen zwischen 6049 4. (in Reutlingen) und nichts (in Ellwangen), bei den gewerblichen Zeichenschulen ohne weiteren Unterricht zwischen 132 M (in Zwie⸗ falten) und nichts (in 14 Orten); insgesammt beliefen sie sich auf 176011 .. Von den Unterrichtsfächern, die in 673 Sonntags- und 3768 Werktags⸗Unterrichtsstunden abgehandelt wurden, waren die besuchtesten: Gewerbliches Rechnen mit 12632 Schülern und Schülerianen, Frei⸗ handzeichnen mit 11 039, deutsche Sprache mit 8471, Fachzeichnen mit 6314, geometrisches Zeichnen mit 4476, Buchführung mit 3176, Schönschreiben mit 2759, Physik und Mechanik mit 1322, Geometrie mit 1317, französische Sprache mit 1259, kaufmännisches Rechnen mit 1056 Schülern und Schülerinnen. Der Unterricht in der dar— stellenden Geometrie, in der Handelscorrespondenz (deutsch, fran— zösisch, englisch, Volkswirthschaft und englischen Sprache zählte C0 1000, in der Geschichte, im Modelliren, in der Geographie, Stenographie und deutschen Litteratur 200 500, im Handels— und Wechselrecht und in Comptoirarbeiten 182 bezw. 145, in Chemie, im Entwerfen, in der Gesundheitslehre und italienischen Sprache weniger als 109 Theilnehmer. Die besuchtesten Fertbildungsschulen waren die zu Stuttgart mit 133 Lehrern und 2077 Schülern und Schülerinnen, Heilbronn mit 34 bezw. 682, Um mit 29 bezw. 636, Eßlingen mit 33 bezw. 602, Gmünd mit 16 bezw. 79. Zwischen 7 bis 24 Lehrer und 260 bis 509g Theilnehmer wiesen die Fortbildungeschulen zu Göppingen, Cannstatt, Reutlingen, Biberach, Geislingen, Aalen, Ravensburg, Ludwigsburg, Rottweil, Freudenstadt, Heidenheim, Ebingen und Tuttlingen auf; alle anderen Anstalten dieser Art hatten weniger als 200 Schüler und Schülerinnen, während die Lehrerzahl zwischen 1 bis 14 schwankte. Das von den Theil— nehmern zu entrichtende Schulgeld bewegte sich zwischen 50 jährlich und 33 6 für den Cursus bezw. 13 bis 19 6 für jedes Fach.

Weltausstellung in Chicago.

Je näher der Zeitpunkt heranrückt, an welchem die deutschen Aussteller für Chieggo mit der Versendung ihrer Ausstellungs— gegenstände vorgehen müssen, und je näher demnach der Termin ist, an welchem die Ausstellungsarbeiten auf dem Platze der deutschen Ab— theilung selbst in vollem Umfange aufgenommen werden sollen, um so nothwendiger ist es, daß die deutschen Aussteller ihre Geschäfts— vertretung in Chicago endgültig regeln. Die Aussteller dürften der Vortheile, welche die Columbische Weltausstellung sicherlich für den deutschen Absatz in Amerika und Ost-Asien im Gefolge hat, nur dann völlig theilhaftig werden, wenn sie eine beslimmte Person, entweder in Chicago selbst, oder an einem benachbarten amerikanischen Platze als Vertreter erwählen und von diesem die auf die Ausstellung bezüglichen Geschäfte vornehmen lassen. Selbfstver— ständlich wäre es gleich vortheilhaft, aus Deutschland selbst einen mit den amerikanischen Verhältnissen völlig vertrauten Vertreter hinüber zu schicken. Der deutschen Ausstellungsbehörde muß an der baldigen Regelung dieser Frage hauptsächlich deshalb schon liegen, weil die auf die Aufstellung der Ausstellungsgegenstände bezüglichen An— 6 . nur an Ort und Stelle die zweckmäßigste Srdnung finden önnen.

Bekanntlich sind bezüglich der Ausschmückung der großen Vierung des Hauptindustriegebäudes, in welchem Beutsche, Amerikaner, Engländer und Franzosen je einen Theil desjenigen Raumes inne haben, der den Mittelpunkt des mächtigen Gebäudes bildet, zwischen der deutschen und amerikanischen Ausstellungsbehörde Meinungsverschiedenheiten deswegen entstanden, weil zuerst die Aus— führung der Ausschmückung jeder einzelnen Nation überlassen wurde, nachher aber die amerikanische Ausstellungsbehörde die ge⸗ sammte bauliche Ausschmückung unter entsprechender Ablastung der Kosten auf die Betheiligten selbst übernehmen zu wollen erklärte. Die deutsche Ausstellungsbehörde hatte, da die Entwürfe zur Aus— schmückung ihrer Abtheilung bereits fertig gestellt waren, hiergegen ihre Bedenken ausgesprochen. Wie wir nun erfahren, sind die anderen bei derselben Frage interefsirten Nationen in der gleichen Richtung vorgegangen. Es ist deshalb zu hoffen, daß die nordamerikanische Ausstellungsbehörde den erst nachträglich gefaßten Plan fallen lassen

Berlin, Montag, den 12. September

wird, und jede Nation die Ausschmückung der von ihr benutzten Räumlichkeit selbst wird ausführen können.

Das Verzeichniß der deutschen Aussteller auf der Columbischen Weltausstellung wird demnächst gedruckt und veröffent— licht werden.

Wie wir hören, wird die Königlich preußische Por⸗ zellanmanufactur, deren Erzeugnisse sich der lebhaftesten An— erkennung des In⸗ und Auslandes erfreuen, auf der Chicagoer Welt— ausstellung mit einer größeren Sammlung ihrer Producte vertreten sein. Die Herstellung der für die Ausstellung bestimmten Fabrikate ist nahezu vollendet; sie werden denn auch bald zur Verpackung und Versendung gelangen. Die Meißener Porzellanfabrik wird gleichfalls in Chicago auesstellen.

An die Weltausstellung in Chicago werden sich bekanntlich die verschiedenartigsten wissenschaftlichen Congrefse anschließen. Man erwartet dazu Theilnehmer aus allen Ländern. Auch die deutsche ,, ist der Ansicht, daß von Deutschland aus diese Congresse besucht werden möchten. Der Reichscommissar hat deshalb den ihm zur Seite stehenden Preßausschuß beauftragt, sich mit den verschiedenen wissenschaftlichen Vereinigungen Deutschlands in Verbindung zu setzen, dieselben zur Betheiligung aufzufordern und ihnen event. mit Rathschlägen an die Hand zu gehen. Der Preß⸗ ausschuß ist diesem Wunsche nach einer weitgehenden Anregung zur Betheiligung an den wissenschaftlichen Congressen nachgekommen und hat ein darauf bezügliches Rundschreiben an über 360 Vereine ver— sandt. Wie wir hören, ist auch schon eine Anzahl Antwortschreiben auf die Aufforderung eingelaufen. .

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Dortmund wird der ‚Saarbr. Ztg.“ unter dem 5. d. M. geschrieben: Auf der Zeche „Tremonia“ trat am 1. d. M. eine Lohnkürzung ein. Die davon betroffenen Bergleute wählten eine Deputation, die sich mit dem Betriebsführer in Verbindung setzen sollte; dieser beschied die Delegirten abschläglich. Die Folge ist ein indirecter Strike. Die Bergleute fahren an, aber sie arbeiten nicht, sodaß die Grube einen großen Ausfall in der Förderung hat. In Leipzig fand am Freitag wieder eine von 500 bis 600 Per— sonen besuchte Versammlung von Buchdruckergehilfen statt, die der „Lpz. Ztg.“ zufolge ruhiger und gemäßigter verlief als die letzten vorhergehenden. Beschlüsse wurden nicht gefaßt, es galt nur, die aäus— einandergescheuchten Gehilfen wieder um die Fahne des Unterstützungs— bereins zu sammeln. Zu diesem Zwecke hatte man Herrn Döblin, den Vorsitzenden des Unterstützungsvereins, zu einem Vortrage über „Die Prin— cipale und den reducirten Tarif gewonnen. In der Debatte wurde, wie schon früher in den Fachblättern, ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Umwandlung des Unterstützungs-Vereins in einen Gewerk— verein, die nur nach formeller Auflösung des ersteren vor sich gehen könnte, für die sächsischen Zweigvereine die Loslösung vom Haupt— verein zur Folge haben würde. Die hiesigen Mitglieder möchten diese Eventualität schon jetzt ins Auge fassen und sich darauf vorbereiten, daß sie künftig nur als Einzelmitglieder dem Verbande angehören könnten.

In Fürth ist einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge der über die Brauerei Mailänder verhängt gewesene Boycott wieder aufgehoben worden, nachdem die Brauerei den Arbeitern befriedigende Zugeständnisse gemacht hat.

Aus Wien wird der „Frkf. Ztg.“ unter dem 9. d. M. ge⸗ schrieben: Der Ausstand der Tales -((Gebettuch- Weber in Kolomea dauert infolge des Beschlusses einer vorigen Sonntag abgehaltenen Versammlung der Strikenden fort. Unter den Strikenden herrscht große Noth und trotz eines in mehreren Sprachen an die socialdemokratischen Arbeiter aller Länder gerichteten Aufrufs laufen wenig Gelder ein. Am meisten spenden noch die Wiener Arbeiter. In der Versammlung der Strikenden wurde von den jüdischen Arbeitern beschlossen, sich der Socialdemokratie anzuschließen.

Der Congreß der soeialistischen Munieipalräthe Frankreichs, der von den Munieipalräthen von St. Ouen organisirt wurde, wurde in St. Ouen gestern Vormittag eroͤffnet. Es waren 33 Gemeinden hierbei vertreten. Der Congreß nahm, wie W. T. B.“ meldet, die Resolution an, daß die Gemeinden und der Staat für die ohne Angehörige und Existenzmittel dastehenden Greise und Kinder zu sorgen hätte. Nach einem Telegramm des ‚D. B. H.“ wählte der Congreß den Gemeinde⸗Rath Carmeaur zum Präsidenten und beschloß die Constituirung eines Bundes aller sorcialistischen Ge— meinden Frankreichs, trotzdem ein solcher als ungesetzlich erkannt wurde.

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Ver

standes gegen die Bestrebungen der Arbeitgeber für dringlich klärt wird.

Ein Pariser Telegramm des ‚D. B. H.“ vom heutigen Tage berichtet: ImIm Ausstandsgebiet von Carmeaux ist die Ruhe wieder hergestellt. Die Abg. Rocher, Baudin, Calvinhac und Ferroul machen fortgesetzt Nachts mit den Ausständigen Patrouillendienst. Die Gendarmerie ist bisher nicht eingeschritten. Die Nacht ist vollständig ruhig verlaufen. Zu den gefürchteten Zu⸗ sammenstößen mit der bewaffneten Macht ist es nicht gekommen; eine stärkere Cavallerieabtheilung ist eingetroffen. Ein Telegramm des „H. T. B.“ meldet ferner, daß die Fortsetzung des Ausstandes mit Aeclamation beschlossen wurde.

Aus Dou ai meldet „D. B. H.“ vom gestrigen Tage: Sämmt— liche Bergwerksdirectoren beschlossen, den Forderungen der Ausständigen gegenüber entschlossenen Widerstand zu leisten und keine ihrer Forderungen zuzugestehen.

Der Congreß der englijchen Gewerkvereine nahm, wie W. T. B.“ aus Glasgow meldet, einstimmig den Antrag an, das Parlaments— comité zu beauftragen, einen Gesetzentwurf gegen die Landung von mittellosen Fremden in England einzubringen.

Wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, legten 600 Arbeiter der Naval Construction and Armaments Gesellschaft in Barrow am Donnerstag die Arbeit nieder, weil sie sich eine Lohnherabsetzung von 5 0 nicht gefallen lassen wollten. Sämmtliche Mitglieder des verschmolzenen Vereins der Maschinen— bauer, die in der Fabrik beschäftigt sind, wollten, wenn die Kündi— gung bis zum Sonnabend nicht zurückgezogen sei, striken. 1500 bis 2009 Arbeiter werden dann an dem Ausstand betheiligt sein. Die Eigenthümer der Fabrik wollten die Lohnverkürzung auf einen Monat hinausschieben, die Arbeiter verlangen aber sechs Monate Frist.

Kunft und Wissenschaft.

Seiner Majestät dem Kaiser hatte der Vorstand des 10. internationalen medizinischen Congresses ein Exempla* der nunmehr fertiggestellten Congreßverhandlungen eingereicht. Daraufhin ist ans dem Civileabinet, wie die Berl. Klin. Wchschr.“ berichtet, zu Händen des Ersten Vorsitzenden, Geheimen Medizinal⸗ Raths, Professors Dr. Virchow folgendes Schreiben ergangen: Dem Vorstande theile ich auf Allerhöchsten Befehl auf die Immediateingabe vom 30. Juni d. J. ergebenst mit, daß Seine Majestät der Kaiser und König das eingereichte Exemplar der Verhandlungen des 10. inter—

E892.

nationalen medizinischen Congresses gern anzunehmen geruht haben und für diese Aufmerksamkeit bestens danken lassen. Seine Majestät haben mit lebhafter Befriedigung und Anerkennung von der ernsten Arbeit des Congresses Kenntniß genommen und geben Allerhöchst⸗ sich der Hoffnung hin, daß dieselbe der wissenschaftlichen Forschung wie der Wohlfahrt der Menschheit zum Segen gereichen werde. Den Vor⸗ stand aber beglückwünschen Seine Majestät zu dem würdigen Abschluß seiner erfolgreichen mühevollen Thätigkeit. Potsdam, den 14. Augus 1892. Der Geheime Cabinets⸗Rath, Wirkliche Geheime Rath (gez. von Lucanus.“ j

Die von der Permanenten Commission der Inter— nationalen Erdmessung Anfang April vorigen Jahres von Berlin nach Honolulu ausgesandte Expedition zur fortlaufenden Bestimmung der geographischen Breite während der Dauer eines Jahres hat Mitte Mai d. J. ihre Aufgabe beendet. Der mit den Beobachtungen betraute Berliner Astronom Dr. Marcuse ist bereits zurückgekehrt. Der Verlauf des Unternehmens hat die Wahl des Beobachtungsorts in jeder Beziehung als eine glückliche erscheinen lassen. Die Bewöl— kungsverhältnisse zu Waikiki, dem S kin von Honolulu entfernten Seebade, wohin Dr. Marcuse und sein Genosse von der nord— amerikanischen Cooperation Mr. Preston ihre Beobachtungs— stationen verlegt hatten, erwiesen sich, wie erwartet, vorzüg— lich. Auch von erheblichen Zuckungen des Erdkörpers blieb die Gegend verschont. Weder das große kalifornische und oberitalienische Erdbeben vom 29. Juni 1891, noch das ver— heerende japanische Erdbeben vom 27. Oktober wurde auf den Sandwichinseln verspürt, überhaupt gab es nur ein Mal eine ganz schwache Erschütterung.

Die im Centralbureau der Internationalen Erdmessung (das seit April d. J. von Berlin nach dem Telegraphenberge bei Potsdam übergesiedelt ist von Professor Albrecht aus— geführte Berechnung der Beobachtungen Dr. Marcuse's und ihre Vergleichung mit den gleichzeitigen Ergebnissen der Messungen durch Dr. Battermann auf der Berliner Sternwarte, Director Weinek auf der Prager Sternwarte und. Director Becker auf der Straßburger Sternwarte bestätigt die namentlich von Berliner Astronomen und Geodäten vertretene Annahme einer kleinen periodischen Verschiebung der Erdaxe von etwas mehr als jährlicher Periode und etwa einer halben Sekunde Amplitude. Denn. die Breite in Honolulu, das zu Deutschland in Bezug auf den Nordpol entgegengesetzt liegt, ändert sich mit überraschender Regel— mäßigkeit auch gerade in entgegengesetzter Weise wie in Deutsch⸗ land. Die beiden andern Erklaͤrungsversuche, Refractions— wirkungen und Lothschwankungen, sind nun nicht mehr haltbar; diese Ursachen können nur noch für kleine Bruchtheile der beobachteten Aenderungen herangezogen werden. In dieser Beziehung wie auch hinsichtlich des Einflusses der Instrumental⸗ fehler u. s. w. wird es ein großes Interesse haben, die noch nicht bekannt gewordenen Ergebnisse der nordamerikanischen Cooperationen zu Honolulu, San Francisco und Washington 35. noch verschiedener europäischer Sternwarten kennen zu ernen.

Der Dermatologen-Congreß in Wien ist am Sonn—⸗ abend geschlossen worden; der nächste Congreß soll im Jahre 1895 in London stattfinden.

Die Generalversammlung der Deutschen Morgenländi—⸗ schen Gesellschaft, die auf den 16. und 17. d. M. nach Bonn einberufen war, ist der „Köln. Ztg.“ zufolge bis auf weiteres abgesagt worden.

Vor einigen Tagen ist dem „St. A. f. W.“ zufolge zwischen Wahlheim und Kirchheim a. N., ganz in der Nähe des Gemmrigheimer Wehrs, bei den Grabarbeiten zur Herstellung einer Stützmauer für

3 zweite Eisenbahngeleise Bietigheim Jagstfeld eine Anzahl Bronzegefäße, sorgfältig zusammengepackt, aufge⸗

und von der General-Direction der Königlich württember⸗

gischen Staatseisenbahnen an die Königliche Staatssammlung vater— ländischer Alterthümer übergeben worden. Die Gefäße bestehen in zwei Seihern, einer davon ist noch ganz erhalten und von sehr ge— fälligem Muster, zwei Pfannen, zwei Kesseln, drei Schalen, dem oberen Theil eines Henkelkrugs und in einem Gewmichtseinsatz. Sämmtliche Stücke sind ebenso elegant als praktisch in den Formen.

Die Arbeiten auf der hessischen Strecke des Limes wurden nach dem „Chemn. Tgbl.“ am 22. August durch den Strecken— Commissar Herrn Kofler aus Darmstadt, westlich von Bad Nauheim, bei dem Castell Kaisergrube begonnen. Die Kaisergrube ist der Name eines Bergwerks, in dem auf Blei⸗ und Silbererze gebaut wird. Bei Exrrichtung der Zechenhäuser daselbst im Jahre 1863 wurde ein Theil der Mauern des Castells ausgebrochen und die Steine zu. den Neubauten verwendet. Später wurde das Castell von der Ge— meinde Niedernörlen, zu deren Gemarkung es gehört, bei Weg— und Kanalbauten weiter geplündert und zerstört, sodaß nun kaum mehr als ein Viertel der Mauern übrig ist. Doch ließ sich aus den Resten, welche oben eine Breite von 1,95 m haben und noch 1, 16m tief im Boden stecken, der Umfang des Castells bei 27 m Länge und 24 m Breite auf 102 m feststellen. Es ist mit einem 11m breiten Graben umgeben und 5 m von dem Pfahlgraben gelegen. Während die beiden zwischen Saalburg⸗ und Feldbergeastell gelegenen kleineren Zwischen⸗ castelle, am Heidenstock und am alten Jagdhaus, nach der Pfahlgraben⸗ seite hin je eine Oeffnung oder ein Thor zeigen, ist das Castell Kaiser⸗ grube gegen den Pfahlgraben hin durch einen halbkreisförmigen Vor⸗ graben weiter verstärkt und gesichert, ein Umstand, der wohl bis jetzt am ganzen Limes vereinzelt dasteht. Die weiteren Untersuchungen führten an einigen Beobachtungsposten oder Thurmhügeln vorüber nach dem Ockstädter Zwischencastell, das nur 1500 m von der Kapersburg und 60 bezw. 70 m vom Limes gelegen ist Auch dieses kleine Castell, das etwa 40 m in Länge und Breite mißt, steht in seiner Anlage vereinzelt da unter den Limescastellen, denn es ist nicht von einer Mauer, sondern von einem Erdwall umgeben, der zwei Thurmfundamente, ein viereckiges und ein sechseckiges, umschließt. Thürme der letzteren . sind unseres Wissens bis jetzt noch nicht an der Linie angetroffen worden. Die Ausgrabungenbei dem zu Langenhain „auf der Burg“ vermutheten Castell begannen am 2. September und führten zur Auffindung der Castellmauer. Die Ausgrabungen an dieser Stelle, die bis jetzt Frag⸗ mente eines Inschriftsteins, Cohortenstempel, eine Gemme, Münzen u. s. w. zu Tage förderten, versprechen sehr interessant zu werden, dürften aber viel Mühe und Zeit in Anspruch nehmen, da die Mauern bis zu 1 bis 11 m Tiefe ausgebrochen sind.

Wie der Köln. Ztg.“ aus Görlitz gemeldet wird, hat der im August auf Rügen verstorbene Vice-Präsident der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften und Danteforscher Dr. Paur seine esammte reichhaltige werthvolle Dante⸗Bibliothek der genannten Hesellschaft vermacht.

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