1892 / 222 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Seine . Hoheit nach der „Allg. Ztg.“ seine vollste

Prinzessin Therese, Königliche Hoheit, folgt nach einem kurzen Aufenthalt in Italien einer Einladung der griechischen Königsfamilie nach Athen. Der Aufenthalt daselbst dürfte sich bis hnachten erstrecken. . . .

Der Staats⸗-Minister Freiherr von Crails heim begiebt sich Mittwoch, den 21. d. M., nach Günzburg, um die dortige neue Localbahn zu befahren. An der später stattfindenden feierlichen Eröffnung wird der Minister nicht persönlich theil= nehmen. Dienstag, den 2. d. M, tritt er eine Urlaubsreise nach Italien an, von der er Anfang November zurückkehren

wird. Sachsen.

Dresden, 19. September. Seine Majestät der König begab sich gestern, Sonntag, Nachmittags mittels Sonderzugs von Strehlen nach Zwickau, um den zwischen Zwickau und Reichenbach i. Vogtl. stattfindenden Manövern der 2. und 3. Division Nr. 4 und 32 beizuwohnen. Die Ankunft in dem festlich geschmückten Zwickau erfolgte unter dem Jubel der Bevölkerung, Bald nach dem Eintreffen fand im Hotel zum Deutschen Kaiser“ große Tafel von 137 Gedecken statt, an welcher Seine Ma⸗ jestaͤt der König, sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Max, der com⸗ mandirende General des V. Armee⸗Corps, General der Infanterie von Seeckt, der Kriegs ⸗-Minister, General⸗ Lieutenant Edler von der Planitz, die beiden Divisions— Commandeure, General⸗Lieutenants von Kirchbach und von Tschirschnitz und zahlreiche andere Offiziere theilnahmen. Nach der Tafel begab sich der König in das Rathhaus, um vom Balcon dem Zapfenstreich der vereinigten Musikcorps und der Spielleute der 2. und 3. Division .

Ihre Majestät die Königin hat sich gestern Abend zu Wagen nach dem Königlichen Jagdschlosse Moxitz burg be—

eben, um daselbst zum Gebrauch einer Trinkkur längeren gef ihe n zu nehmen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 19. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Abend von Drönnewitz in Schwerin wieder eingetroffen. Morgen Mittag beabsichtigt der Großherzog sich zur Jagd nach Friedrichsmaor zu begeben und gedenkt am Donnerstag Abend von dort nach Schwerin ö

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 19. September. Gestern Abend ist Ihre König—⸗ liche Hoheit die Erbgroßherzogin von Berchtesgaden hierher zurückgekehrt.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Schwarzburg, 19. September. Ueber den Verlauf der Krankheit Ihrer Durchlaucht der Fürstin wird heute be— richtet: Die Temperaturen waren gestern anhaltend niedrig, der Kräftezustand nach Umständen J der Schlaf mit Unterbrechung gut.

Schaumburg⸗Lippe.

Bückeburg, 19. September. Der Gesammtzustand Seiner Durchlaucht des Prinzen Hermann zu Schaumburg— Lippe ist nach dem heute aus Kirchberg vorliegenden Telegramm, noch immer sehr besorgnißerregend. Der Prinz hat die letzten vierundzwanzig Stunden sehr unruhig verbracht und ununterbrochen phantasirt. Die Nacht verbrachte er fast schlaflos Die Nahrungsaufnahme ist gering, Pĩuls und Tem⸗ peratur sind normal.

Elsaß⸗Lothringen.

Die Bezirkstage sind durch Kaiserliche Verordnung zum 14. November einberufen und sollen spätestens am 26. November geschlossen werden. Die erste Sitzungsperiode der Kreistage beginnt am 10. Oktober, die zweite am 12. Dezember. Die Dauer einer jeden dieser Sitzungsperioden ist auf höchstens fünf Tage festgesetzt worden.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Ihre Majestät die Kaiserin traf, wie der ‚„Mgdb. Ztg.“ gemeldet wird, am Sonntag von Interlaken in Zurich ein und setzte am Montag ihre Rückreise auf der Arlberg⸗ bahn fort. .

Der „Budapester Corr“ zufolge wird, anders lautenden Meldungen entgegen, für die im Dezember beginnende große Reise des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Este keinerlei Forderung in den nächstjährigen Voranschlag eingestellt worden. Der Erzherzog werde die Reisekosten vielmehr aus eigenen Mitteln bestreiten.

Der ungarische Finanz Minister Dr. Wekerle sowie der Landesvertheidigungs⸗-Minister F3M. Freiherr von Fejer⸗ vary sind in Wien eingetroffen, um an der Schlußredaction des gemeinsamen Budgets für 1893 theilzunehmen.

Im Laufe dieser Wege werden im Handels⸗Ministerium die Verhandlungen mit den Vertretern der Wiener Privat ⸗Telegraphen⸗Gesellschaft in Angelegenheit der Erwerbung des Wiener Telephonnetzes für den Staat beginnen. Führen dieselben zu einer Einigung, dann wird hiermit die Verstaatlichung des Telephon— wesens, soweit dieses einen öffentlichen Charakter hat, im großen und ganzen vollzogen sein. .

Der Triestiner Landtag hat einstimmig beschlossen, eine Petition an die Regierung um Wiedereinführung des Freihafens in Triest zu richten.

Das Wahlcomité des verfassungstreuen Groß⸗

rundbesitzes in Böhmen hat beschlossen, den Wählern 6a den bevorstehenden Landtagsnachwahlen des Großgrund⸗ besitzes Wahlenthaltung anzuempfehlen.

Großbritannien und Irland.

Auch der neu ernannte Ackerbau⸗Minister Herbert Gardener ist bei der Neuwahl, der er sich zu unterziehen hatte, dem „W. T. B.“ zufolge ohne Opposition in das Unter— haus wiedergewählt worden. .

Mit Ausnahme des Ministers des Innern Asquith, der am letzten Sonnabend nach der Hauptstadt zurückkehrte, sind noch alle Minister von London abwesend. Herr Asgquith wird sich nächster Tage als dienstthuender Minister nach Bal— moral zu der Königin begeben, um den Earl of Rosebery ab⸗ zulösen. Der Premier⸗Minister Gladst one weilt noch in

Barmouth in Wales, wo er dem Vernehmen nach vierzehn Tage zu bleiben gedenkt. ;

Der neue ir . Ober⸗Secretär John Morley will das Beispiel seines Vorgängers Balfour befolgen und zu Wagen die übervölkerten Grafschaften Connemara und Donegal in Irland bereisen. Wahrscheinlich wird, wie die „Allg. Corr.“ schreibt, die Noth im kommenden Winter in diesen Grafschaften wieder groß werden. Sollten Nothbauten er⸗ forderlich sein, so sollen solche in umfassendem Maßstabe unternommen werden. Der Premier⸗Minister Gladstone hat schon seine Zustimmung dazu gegeben.

Rußland und Polen.

Ueber die beiden neuernannten Minister Witte und Kriwoschein bringt die „St. Pet. Ztg.“ nachstehende biographische Notizen ;

Der neue Finanz-Minister, Wirkliche Staatsrath S. J. Witte, heute ca. 46 Jahre alt, entstammt einer Familie, die mit russischer Literatur stets Fühlung hatte. Er ist ein Neffe des bekannten Schriftstellers, Generals R. Fadejew. Aus Odessa gebürtig, studirte er auch dort Mathematik, beendete den Cursus glänzend und trat dann in seiner Heimathstadt in den Staatsdienst, in dem er bis 1877 verblieb. Dann trat er in den Dienst der Gesellschaft der Südwestbahnen, in dem er innerhalb zwölf Jahre die lange Stufenleiter vom Buchhalter⸗- und Stationschefs Gehilfen bis zum Director der Bahnen zurücklegte. Dann berief ihn der Finanz⸗Minister an die Spitze des neubegruͤndeten Eisenbahn⸗ Departements, das Witte selbst erst eigentlich organisiren mußte. Gleichzeitig wurde er 1 des Tarifeomités und Mit⸗ glied des Conseils des Communications⸗Ministeriums (als Ver⸗ treter des Finanzressorts. Der Titular⸗Rath a. D. wurde sofort zum irklichen Staatsrath ernannt und 1890 wurde ihm der Stanislaus -Orden erster Klasse verliehen. Er ist außerdem im Besitz vieler ausländischer Orden. Auf dem Gebiet der Eisenbahn⸗Verwaltungspolitik hatte sich S. J. Witte bereits in den achtziger Jahren in hervorragender Weise nützlich gemacht: er war thätiger Mitarbeiter in der bekannten Baranow'schen Commission und arbeitete später das Tarifgesetz vom 8. März 1889 aus. Von seinen Schriften seien citirt: Die Principien der Eisenbabntarife, die schon die zweite Auflage erlebt haben, und eine russische Bear—⸗ beitung der Nationalökonomie von List. .

Der Verkehrs⸗Minister, Wirkliche Staatsrath Ap. Konst. Kri⸗ wosche nn trat, der Now. Wr.. zufolge, Anfang der funfziger Jahre in den Staatsdienst und zwar als Artillerie⸗Offizier. Er absolrvirte die Artillerie⸗Akademie und aquittirte dann 1856 den Militärdienst. Im Jahre 1861 trat er als Geschäftsführer in das Departement der Volksaufklärung und verließ fünf Jahre später den Staatsdienst zum zweiten Male. Er reiste nach dem Süden, wo er 1871 zum Adelsmarschall des Rostow'schen Adels erwählt wurde, welche Stellung er bis Anfang 1886 beibehielt. Gleichzeitig war er thätiges Mit⸗ lied der Landschaft und von 1874 4—=1877 auch noch Stadthaupt von tostow a. D. Seinen verdienstvollen Com munaldienst schloß er Ende 1885 ab, wo er als Kammerherr und Wirklicher Staats rath dem Ministerium des Innern attachirt wurde. In dieser Eigenschaft hatte er Gelegenheit, sich umfassend mit dem Eisenbahnwesen ver⸗ traut zu machen, da das Ministerium ihn als seinen Vertreter in die zeitweilige Verwaltung der Kronsbahnen, in das Tarifeomits und verschiedene Cisenbahncommissienen abcommandirte. Mitten in der für die russischen Wirthschaftsperhältnisse so kritischen Zeit des Vothstandsjahres erfolgte dann seine Ernennung zum Director des Oekonomie⸗Departements des Ministeriums des Innern, wo er seit dem 21. November 1891 eine äußerst segensreiche Thätigkeit auf dem Gebiete des Verpflegungswesens, der Leitung der Selbstverwaltungs⸗ Institutionen und der Statistik entwickelte. Von ihm ging auch die fruchtbare Idee aus, die Bauern ihre Darlehen aus dem Nothstands⸗ jahre in natura zurückzahlen zu lassen.

Italien.

Der bisherige General-Secretär im Ministerium des Königlichen Hauses Urbano Ratazzi ist zum Minister und Leiter dieses Ministeriums, ohne Sitz und Stimme im Ministerrath, ernannt worden. Er ist ein Neffe des bekannten verstorbenen Staatsmannes und Minister⸗-Präsidenten gleichen Namens. . .

Nach langen und sorgfältigen Vorbereitungen haben die Behörden Siciliens nunmehr ihren Unterdrückungs⸗ feldzug gegen die Briganten auf mehreren Punkten zu— gleich eroͤffnet. Der „Magdb. Ztg.“ wird darüber aus Rom geschrieben: .

Von dem Festlande Italiens sind 1600 Alpenjäger und berittene Carabinieri nach Sicilien gesandt und über das Innere der Insel vertheilt worden. Der breite Landstreifen von Catania über Castro⸗ giovanni nach Trapani, der von den Briganten am ärgsten gefährdet wurde, wird gegenwärtig in seiner ganzen Ausdehnung von den Caga—⸗ binieri abgesucht. Am Donnerstag traf eine Patrouille der letzteren bei Loreto, südlich von Palermo, auf das Lager der berüchtigten banda maurinat. Die Räuber waren acht Mann stark, während die Carabinieri nur vier Mann zählten. Der Anführer der letzteren forderte die Briganten auf, sich zu ergeben. Sie antworteten mit Flintenschüssen. Die Carabinieri machten jetzt auch von ihren Waffen Gebrauch, und es entspann sich ein heftiges Feuergefecht, das etwa eine halbe Stunde währte. Von den Flintenschüssen herbeigerufen, kamen andere Carabinieri ihren Kameraden zu Hilfe. Als die Räuber dies gewahr wurden, suchten sie ihr Heil in der Flucht. Gut be⸗ ritten, wie sie waren, gelang es ihnen auch, den Wald von San Mauro zu erreichen und sich vorläufig in Sicherheit zu bringen. Auf dem Kampfplatz blieb, tödtlich verwundet, der Räuber Rinaldi Pla⸗ cido zurück, eines der gefährlichsten Mitglieder der Bande, auf dessen Kopf ein Preis von 4000 Lire steht. Er starb nach wenigen Minuten. Außerdem erbeuteten die Carabinieri mehrere Flinten, eine große Menge Munition, acht Pferde, Proviant und 380 Lire in Banknoten. Der größere Theil dieser Sachen gehörte Räubern, die zur Zeit des Kampfes in dem Lager nicht anwesend waren. Die Verfolgung der flüchtigen Räuber wird von den zahlreich herbeigeeilten Carabinieri und Alpen- jãgern nachdrücklich fortgesetzt. Ebenfalls am Donnerstag gelang es dem Präfecten von Catania unter Aufgebot einer zahlreichen Polizeimacht, in dem Städtchen Aderno am Südabhange des Aetna zehn andere Räuber festzunehmen. Man glaubt, in ihnen gefährliche Helfershelfer der handa maurina* unschädlich gemacht zu haben. Freilich entkamen auch hier gerade die am eifrigsten gesuchten Briganten. Des weiteren wurde am Freitag Nicosia, ein berüchtigtes Räubernest im Innern Siciliens, von 400 Soldaten umzingelt und fast ein Drittel der erwachsenen Männer verhaftet. In den Häusern des Ortes fand man große Mengen gestohlenen Gutes. Die Verhafteten werden außer einer Reihe von Diebstählen auch zweier Mordthaten beschuldigt. Das energische und erfolgreiche Auftreten der Behörden erweckt große Be— friedigung.

Aus Como wird demselben Blatt unter dem 17. d. M. berichtet:; Die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen, Königliche Hoheit, wohnt gegenwärtig in der Villa d' Este bei Cernobbio am Comer See. Aus Anlaß ihres Ge— burtstages, am 14. d. M., wurde ihr von den Bewohnern Cernobbios eine Huldigung bereitet. Früh Morgens brachte das Musikcorps des Städtchens der Prinzessin ein Ständchen und spielte unter anderem eine Tarantella, welche die Prinzessin selbst componirt hat. Am Abend wurde auf Gemeindekosten das Seeufer vor der Villa d' Cste prächtig illuminirt und auf dem See eine venetianische Nacht ver— anstaltet.

Griechenland. *

Die griechische Regierung unterhandelt laut Venn nehmen des W. T. B.“ auf neuen Grundlagen wegen einer Au sland⸗Änleĩhe im Betrage von LA Millionen Pfund Sterling 1656 Rückkaufs der schwebenden Schuld und pro⸗ visorischer Anleihen.

Serbien.

Aus Kragujewatz wird weiter gemeldet, daß dem König dort gestern ein glänzender Fackelzug dargebracht wurde. Die Bevölkerung begrüßt den Monarchen überall, wo er erscheint, mit sympathischen Kundgebungen.

In Belgrad tritt in der nächsten Woche die Com⸗ mission zur Berathung über die Aufhebung des Taback⸗ und Salz-⸗Monopols zusammen. Wie die „Pol. Corr.“ meldet, hat diese Commission die , . Mittel und Wege zur Aufhebung des Monopols unter vollständiger Sicherstellung der bisherigen Stagtseinnahmen zu suchen, ferner den gegenwär⸗ tigen Stand festzustellen und ein Gutachten darüber abzugeben, innerhalb welchen Zeitraumes die successive Liquidation durch⸗ führbar sein würde. Endlich soll die Commission alle Staats⸗ verpflichtungen feststellen sowie ein Gutachten erstatten über die Regelung der Rechtsbeziehungen zwischen dem Staate und den durch das Monopol sichergestellten Staatsgläubigern unter Wahrung der von den letzteren erworbenen Rechte.

Amerika.

Aus Valparaiso wird dem „New York Herald“ telegraphirt: „Von Boliviga kommt die Nachricht, daß General Camacho nach Argentinien geflohen ist. Es sind Schriftstücke aufgefunden worden, welche beweisen, daß der General eine Revolution anzetteln wollte. Diese ist nur dadurch vereitelt worden, daß die Hauptanhänger des Generals des Landes ver⸗ wiesen wurden.“

In Costa Rica hat sich der Präsident Rodriguez zum Dictator proclamirt. Eine Depesche, die der ‚New⸗HYork Herald“ aus San Juan del Sur erhalten hat, berichtet fol⸗ gendes Nähere über die dortigen Vorgänge: „Vor kurzem kam es zu einem Conflict zwischen der Executive und der Legislatur. Präsident Rodriguez war für Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen, die Mehrheit des Con⸗ gresses dagegen. Der Präsident löste darauf den Congreß auf und schrieb Neuwahlen aus. Er vertheidigte sein . gehen in einer Proclamation an das Volk Costa Rica's und hatte dabei die Unterstützung der Geistlichkeit und der unteren Klassen. Am letzten Dienstag (13.) proclamirte sich Präsident Rodriguez zum Dictator und hob die Verfassung auf.“ Aus Honduras in New⸗Orleans eingetroffene Nach⸗ richten des „R. B.“ melden, daß der Insurgentenführer General Nucilla am 25. August gefangen genommen und nach dem Urtheil des Kriegsgerichts, welches ihn des Verraths für schuldig befand, in Trüxillo erschossen wurde. Der Präsident der Republik, General Leista, hat das Urtheil be⸗

stätigt. Afrika.

Der von dem Amerikaner William Astor Chandler aus— gerüstete Zug zur Erforschung der Länder in dem nördlichen Theil der Gebiete der britischen ost— afrikanischen Gesellschaft bis nach Abessinien hin ist, dem „R. B.“ zufolge, am 16.8. M. von Sansibar nach dem Somaliland aufgebrochen. Der Zug wird erst den Tana⸗ Fluß hinauf bis zum Berge Kenia und von dort nach dem Rudolph⸗See gehen.

Auftralien. Aus Honolulu wird dem „R. B. über San Francisco emeldet, daß das Ministeri um von Hawaii am 36. August infolge eines Mißtrauensvotums abgedankt und die Königin Liliuokalani die Führer der Oppositlon ersucht hat, ein neues Cabinet zu bilden.

Nr. 17 des Archivs für Post und Telegraphie“ (Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs-Postamts) hat folgenden Inhalt: J. Actenstücke und Aufsätze: Das Post⸗ und , in den Colonien Neu⸗Südwalet, Neuseeland und Queensland. Die amerikanische Expedition nach Nord⸗Asien in den Jahren 1865 bis 1867 zur Herstellung einer ere fe Ueberlandverbindung zwischen der Alten und Neuen Welt. Postunterhandlungen zwischen Kursachsen und dem Hause Thurn und Taxis ausgangs des 17. Jahrhunderts. II. Kleine Mit⸗ theilungen: Ein Beweis für die allgemeinste Form der Wheatstone'schen Brücke. Selbstthätiger Warnungsapparat bei Ueberschwemmungs— gefahr. Gasröhren aus Papier. Die Pariser Stadtbahn. Beschleunigung des Personenverkehrs in Amerika. III. Literatur des e n n,. Franz von Meinders. Ein brandenburgisch⸗ preußischer Staatsmann im siebzehnten Jahrhundert. Von Arthur Strecker. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot. 1892.

Nr. 38 des Centralblatts der Bauverwaltung“, berausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar— beiten, vom 17. September, hat , Inhalt: Russische Baukunst und Technik. (Fortsetzung aus Nr. 35.) Die Mittel gegen Hochwasser⸗ und Eisgefahren. (Schluß) Steßverbindung der Breitfußschienen. Vermischtes: Galvanoplastischer Kupfer— niederschlag an Denkmälern. Liverpooler elektrische Hochbahn. Zahl der her senen le auf den englichen Bahnen. Postbeförderung in England. Akustisches Verfahren zur Fernmeldung von Wasser⸗ ständen. Trangcaspische Bahn. Bauthätigkeit in Chicago. Einführung der Stufenbahn. Die Eisenbahnen der Erde.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach Art. 36 der Wechselordnung wird der Inhaber eines indossirten Wechsels durch eine zusammenhängende, bis auf ihn binuntergehende Reihe von Indossamenten als Eigenthümer des Wechsels legitimirt; das erste Indossament muß demnach mit dem Namen des Remittenten, jedes folgende Indossament mit dem Namen desjenigen unterzeichnet sein, 1 das unmittelbar vorher⸗ gehende Indossament als Indossatar benennt. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, J. Civilsenat, durch Ürtheil vom V. April 1892 ausgesprochen, daß geringe, die Identität nicht in Frage stellende Abweichungen in der Benennung der In dosFfatare unwesentlich sind und die Wirksamkeit des Wechsels sowie die Legitimation des Wechselinhabers nicht beeinträchtigen.

Das laute Ausrufen von Verwünschungen und Be⸗ eidigungen gegen Privatpersonen in der Kirche in einer Weise, welche eine Mißachtung der Heiligkeit des Ortes kundgieht und geeignet ist, das religisse Gefühl der Anwesenden zu verletzen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats vom 5. Mai 1892, als beschimpfender Unfug in der Kirche aus § 166 des Strafgesetzbuchs (Religionsvergehen) zu bestrafen, auch wenn der Thãter in gerechter Entrüstung gegen die von ihm angegriffenen Per⸗ sonen eine Beschimpfung der Kirche nicht beabsichtigt 36

stunst und Wissenschaft.

Die neue biologische Anstalt auf hel ge e wird, wie man der „Köln. Ztg. schreibt, nun bald ihre wissenschaftliche Thätigkeit beginnen können. Der Umbau des dafür angekauften Hauses dürfte im i ngen Herbst beendigt sein. Es enthält die Arbejtsräume des Directors, dreier Assistenten, des Präparators und Arbeitstische für vier Forscher, die sich zeitweills zum Studium der Fauna und Flora dort aufhalten. Auch eine Bibliothek ist bereits angelegt, und man hofft durch die Unter— inf der Hach genen die Büchersammlung bald auf die er⸗ orderliche Höhe bringen zu können. Zur hann des Arbeits⸗ materials ist ein besonderer Kutter zur Verfügung, ebenso sind die nothwendigen Fanggeräthe und Vorrichtungen zum Aufbewahren der Seethiere vorhanden. Zweck der Anstalt ist, Arbeitsplätze für

gologen und Botaniker zu verschaffen, sowie lebende und conservirte

hiere an die i ef g, Institute des Binnenlandes, die solches wünschen, zu versenden. Außerdem hat die Anstalt die Aufgabe, mög⸗ lichst umfassende Untersuchungen über Fauna und Flora der Nordsee anzustellen und besonders die Erforschung der Lebensverhältnisse der nutzbaren Seethiere als Grundlage für einen rationellen Betrieb der en. ins Auge zu fassen. Director der Anstalt ist Professor Fr. Heincke.

. In Düsseldorf befindet sich im Privatbesitz ein Original⸗ Pastel lport rät der , Königin Marie Antoinette von Frankreich. Das Bild rührt her von der Hand eines der damals bedeutendsten Künstler, vermuthlich Halm, dem die Königin, damals noch junge Dauphine, persönlich zu dem Porträt wiederholt gesessen kat. Die Dimensionen sind beinahe dreiviertel Lebensgröße. Die junge Dauphine steht neben ihrer bis in den Tod getreuen Begleiterin, der später während der Revolution so tragisch endenden Madame Elisabeth, beides jugendliche Gestalten in der malerischen . Ludwig's X.. Im Hintergrund harrt ein Mohr; Marie

ntoinette hält ein kleines King Gern e, rechen auf dem Arme. Wie die „Düsseldorfer Zeitung? mittheilt, ist der gegenwärtige Besitzer gesonnen, dasselbe für 20 000 6 zu verkaufen.

Der internationale Congreß zum Schutze des literarischen und künstlerischen Eigenthums in Mailand ist, wie W. T. B. meldet, am Sonnabend Nachmittag im Sing saale des Municipiums in Anwesenheit der Vertreter der Behörden und zahlreicher ausländischer Theilnehmer eröffnet worden. In der gestrigen Sitzung gelangte ein Schreiben des Ministers des König⸗ lichen Hauses Rattazzi zur Verlesung, in welchem er namens des Königs und der Königin für die von dem Congreß dargebrachte Huldigung dankt und die Wünsche der beiden Majestten für den Frieden und die Verbrüderung der Völker ausdrückt. Die Versamm⸗ lung nahm diese Mittheilung mit Beifall auf. Der Congreß ge— nehmigte sodann eine Tagesordnung, wonach die Veräußerung eines Kunstwerks nicht die Veräußerung des Rechtes der Reproduction in sich schließt.

Ueber den Fortgang der Reichs- Limes-Forschung liegen folgende Berichte vor: r Württemberg meldet der Gt * nz. W.“: „Nachdem in der mit dem 3. September zu Ende gegangenen Woche die beiden Dirigenten der Reichs-Limes-Forschung. General⸗ Lieutenant von Sarwey und Professor Hettner, die Ausgrabungen im Röthenbachthal besichtigt haften. wurde theilweise in Anwefenheit des ersteren Herrn im Schießthal bei Gmünd weiter egraben. Dort hatte Steimle vom Walddistriet Ortshalde bis zur

erlikofer Kapelle die Limesmauer zum . Theil nachgewiesen und, auf die Mauer basirend, im Thal selbst durch einen Probeschlitz zwei eichene Pfosten ca. 130 m unter der jetzigen Oberfläche des Thals gefunden. Da dieselben in der genauen Verlängerung der Mauer lagen, so konnte angenommen werden, daß sie zum Limes ge⸗ hören, um so mehr, da sie ein hohes Alter zeigten. Ausgedehnte Grabungen, welche ,. der Tiefe der zu suchenden Objecte und wegen des ungemein schweren Bodens mehrere Tage in Anspruch nahmen, ergaben nun folgendes Resultat: Bei 7m Ausgrabung zeigte sich in der Verlän gerung der Limesmauer schräg durch das Thal gehend eine Reihe von Pfosten, theils aus eichenem, theils aus forchenem Holz bestehend. ie sind etwa mannsdick, die eichenen gut, die forchenen schlecht erhalten, ja theilweise beinahe ganz abgefault und auf den gewachsenen Boden gestellt. Was noch von diesen Restepy erhalten ist, mißt ungefähr 60 m Höhe, ist unten mit der a abgesägt, oben abgefault. Daß hier von einer , abgesehen werden muß, ist ein⸗ leuchtend, denn Palissaden sind ,, und müßten eingerammt , sein. Daß aber die Anlage zum Limes gehört,

eweisen Richtung, Alter und die tiefe Lage unter dem jetzigen Niveau. Ohne jetzt schon ein entschiedenes Urtheil über den Zweck geben zu wollen, , men wir doch nicht irre zu gehen, wenn wir die Behauptung aufstellen, daß wir es hier mit der Unterlage ines römischen Steges über das Schießthal zu thun haben. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts war dieses Thal theils Sumpf, theils Weiher. Das Weiterführen der Mauer war also seinerzeit sehr schwer. Eine Palissadirung war aber hier unnöthig, weil der Sumpf schon an und für sich ein Hinderniß bildete; dagegen mußte ein Uebergang geschaffen werden, um den Patrouillengang am Limes zu ermöglichen, und hierzu diente unserer fich nach die ganze Anlage.“

Ueber die, Ausgrabungen in Hefsen schreibt man der Köln. Ztg.“: Der Limes, d. i. der römische Grenzwall, hier zu Lande Pfahl⸗ r genannt, tritt etwa 3 km nördlich von der essisches Gebiet und zeigt sich dort als 2m hoher, 8 m breiter Wall mit vorliegendem, 5 m breitem, b0 em tiefem Graben. Es ist dies ein Profil, wie es auf der ganzen Limesstrecke nur sehr felten und nie ausgeprägter vorkommt. Nachdem der Grenzwall von dem tiefen Einschnitt des Erlenbachthakes aus die nördlich vorliegende Böhe erreicht hat, strebt er, soviel wie möglich die Horizontale innehaltend, durch die bewaldeten Theile des Taunus vorwärts, bis er sich in der Nähe des Dörfchens Langenhain rasch abwärts zu dem Flüßchen Usa senkt. An allen Punkten, wo der Limes eine alte Straße kreuzt, oder wo zwei Thaͤler an der Wasserscheide sich nähern und Uebergänge über das Gebirge gewähren, an allen Punkten weiter, wo der Limes, sich an die Berghänge schmiegend, einen so—⸗ enannten Knick macht, erheben sich entweder Castelle , oder

hürme (Beobachtungsposten). Die größeren Castelle des Limes liegen in der Regel 6 bis 8 kim auseinander. Auf der Strecke Saalburg ⸗Langen⸗ hain nähern sie sich bis auf 7 km Kapersburg und 6 km Burg zu Langenhain. Auf. der kurzen Strecke Kapersburg, Langenhain erschelnen zwei kleinere Zwischencastelle, das Ockstädter Castell und die Kaiser— grube, und bezeugen, daß diese Strecke den römischen Eroberern einst besonders gefährdet erscheinen mußte. Hier begannen die Untersuchungen des Herrn Kofler aus Darmstadt, des Streckencommissars für Hessen, bei dem Ockstädter Castell, das 1500 m von dem Caftell Kapersburg entfernt liegt und einen Raum von etwa 40 m Länge und Breite ein schließt. Es zei net sich vor den andern Castellen dadurch aus, daß es bon keiner festen Mörtelmauer, sondern von einem Erdwall umgeben ist, der einen viereckigen und einen an der Limeslinie noch ungekannten sechzeckigen Thurmbau Reinschließt. Etwa in der Mitte zwischen der ihm und der Burg zu Langenhain liegt das zweite Zwischen⸗ eastell bei der Kaisergrube, einem Werk, in dem auf Blei und Silber gebaut wird. Bei Errichtung der Zechenhäufer vor etwa 30 Jahren wurden die Mauern des Castells ausgebrochen und als Baumaterial neu verwandt. Was übrig geblieben, wurde von der Forstbehörde dem Untergang geweihk, ausgebrochen und das Material zu Weg. und Kanalbauten benutzt. Mit Schwierig-

keit wurde aus den vorhandenen Resten die Länge und Breite

auf 27: 24 i bestimmt. Das Castell Kaisergrube zeichnet sich vor anderen 323 dadurch aus, daß es nach der Pfahlgraben⸗ seite hin mit einem halbkreisförmigen Schutzwall umgeben ist, der dem

Lastellgraben vorliegt. Die Arbeiten . der Burg bei Langenhain⸗

n am 2. September und ergaben bereits einen Theil der Um sassungs mauern eineg größern Castells, brachten auch einige wichtige FJundskücke, wie das Fragment eines Inschriftenfteins, Cohortenstempéi, eine hübsche Gemme und andere Gegenstände, zu Tage. An den an⸗ deren Orten wurden Lanzen, Pfeilspitzen, Münzen u. s. w. und „das undstück einer Tuba gefunden.

Gefundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ errung

; Cholera.

Das Krankenhaus Meabit beherbergte, wie der Nat.-Itg. mit⸗

getheilt wird, gestern fünf an asiatischer Cholera Erkrankte. Außer dem dreijährigen Kinde des Schiffers Woytkowski ist auch noch dessen fünfzehnjãhriger Sohn Ludwig erkrankt, und Rie bacterio— logische Untersuchung, die in diesem Falle sehr mlhsam war, ergab den Befund von Kommabacillen. Weiter befinden sich im Krankenhause die drei aus Hamburg zugereisten, gestern im R. u. St. A. erwähnten Cholerakranken. Der „Pester Lloyd“ würdigt, wie telegraphisch gemeldet wird, in seinem heutigen Leitartikel die großen Verdienste, die man sich in Berlin durch die energischen Abwehrmaßregeln gegen die Cholera erworben habe. Indem Berlin ohne jede mittel⸗ alterliche Absperrungsmaßregel sich selbst gegen die Weiterverbreitung der Cholera schütze, diene es dem ganzen Continent als wirkfame Vertheidigungslinie und beweise damit, was eine mit Intelligenz aus- geführte Ilolirungs⸗Pflege vermöge.

Die Sammlung des Nothstand-Comités in Hamburg hat den Betrag von 1 055 000 erreicht. Außerdem sind noch beim Haupt-Comité und bei den Local-Comités große Mengen von Tebens—

mission ist erwogen worden, ob es sich nicht empfehle, die Wasser— leitung auf drei Tage gänzlich abzusperren, um sie zur Vernichtung aller pflanzlichen und thierischen Eckrankungsstoffe gründlich mit Kalk= milch zu desinfiziren. Indessen soll der Erfolg der Bohrung abessini⸗ scher Brunnen und kaͤlteres Wetter abgewartet werden, um diese Maßregel zur Ausführung zu bringen.

Dem Hamb. Corr.“ zufolge hat der Geheime Medizinal-Rath Professor Dr. Koch auf eine an ihn gerichtete Anfrage geantwortet, einer Meinung nach seien Briefe und Drucksachen für die Verschleppung der Cholera ungeeignet, er halte daher deren Beförderung für ungefährlich. .

Aus Bremen wird der „Nat.-3. geschrieben: Die Verwaltung des Norddeutschen Lloyd hat beschlossen, die Beförderung von Auswanderern nach den Vereinigten Staaten ein“ zustellen. In New-York ist das Verbot erlassen. Auswanderer, die nach dem 15. September europäische Häfen verlassen, zu landen. Der Dampfer München“, der am I7. d. M. mit Auswanderern nach New⸗Jork abgehen sollte, fährt daher nach Baltimore, und die nächsten Auswanzererdampfer sollen überhaupt ausfallen, da eine Ausdehnung des Verbots auf sämmtliche amerikanischen Häfen wahrscheinlich ist. Der Nerddeutsche Lloyd folgt hiermit dem Beispiel der meisten übrigen Dampfergesellschaften, die bereits seit einiger Zeit die Be⸗ förderung von Auswanderern eingestellt haben.

Die Bürgerschaft in Lübeck bewilligte gestern 40 900 S für Maßregeln zur Abwehr der Cholera. Das dortige Hilfs-Comité zur Linderung des Nothstandes in Hamburg Jandte gestern als erste Rate 18 0090 S nach Hamburg ab.

Heute sind in Stettin vier neue Cholera⸗Erkrankungen amtlich gemeldet worden, darunter eine mit tödtlichem Ausgange.

Der Ober⸗Präsident von Schleswig-Holstein von Steinmann hat unter dem 18. d. M. folgende Bekannt⸗ machung erlassen: ‚Durch das infolge der Cholera eingetretene Daniederliegen des Verkehrs wird neben k auch die AÄrbeiter⸗ . der schleswig⸗holsteinischen Nachbarorte, namentlich der Städte Altona und Wandsbeck, auf das härteste betroffen. Auch hier zeigen sich schon jetzt N othstände, welche einen um so bedenklicheren Charakter annehmen müssen, je länger die Seuche in der Hansestadt andauert, auf welche die Bevölkerung der Nachbarorte mit ihrem Erwerbe zum besten Theil angewiesen ist Ich mache hierauf mit dem Bemerken aufmerksam, n es sich empfehlen wird, die in der Provinz fast aller Orten bereits begonnenen oder in Aussicht genommenen Haussamm— lungen der Gemeindebehörden von vorn herein auf die vorgenannten schleswig⸗holsteinischen Ortschaften auszudehnen.“

In der Zeit vom 17. 8d. M., Nachmittags 5 Uhr, bis 19., Nach⸗ mittags 5 Uhr, sind in Magdeburg weder Erkrankungen noch Sterbefälle an Cholera gemeldet worden. Bei dem am 16. d. M. unter choleraverdächtigen Erscheinungen verstorbenen Kinde hat die genaue Untersuchung Brechdurchfall als Todesursache ergeben.

Zu der Meldung, daß in der Stadt Weimar ein Cholera— Erkrankungsfall stattgefunden hat, ist zu bemerken, daß ein aus Ham— burg zugereister Bäckergeselle am 13. d. M. unmittelbar nach seiner Ankunft auf dem Bahnhof als choleraverdächtig in die Isolirbaracke des Krankenhauses gebracht und dort mit Anwendung aller Vorsichts⸗ maßregeln behandelt worden ist. Er ist bereits wiederhergestellt und seine Entlassung wird in den nächsten Tagen erfolgen. Der von Erfurt gemeldete Fall einer Cholera Erkrankung hat sich als irrig herausgestellt. Nach Meldung der „Frkf. Itg. aus Frankenthal ist dort in der Nacht vom Sonntag zum Montag eine Person unter choleraverdächtigen Erscheinungen , n, ;

Der Dampfer Uranus“, der aus Hamburg kommend in Hull eintraf, wurde inspicirt und sodann in das Dock hineingelassen. Später zeigten sich bei einem deutschen Feuermann des Dampfers Cholerasymptome. Infolge dessen wurde der Dampfer unter Quarantãne gestellt.

Seit Sonntag Mittag sind in Rotter dam drei neue Cholera⸗ Erkrankungen und ein Todesfall vorgekommen. Es befinden sich jetzt sechs Cholerakranke in Behandlung. In Bleskensgraaf sind 2 Fälle von asiatischer Cholera amtlich festgestellt. In Bo degrave und Veere sind 2 verdächtige Todesfälle vorgekommen.

Wie amtlich festgestellt wurde, ist der in Berlikum gestorbene Milizsoldat der a . Cholera erlegen. In Schiedam und in Wou w ist je eine Person an Cholera nęstras gestorben. Je ein Fall von Cholera nostras ist ferner in Groot-⸗Ammers und in St. Michielsgestel vorgekommen. Aus Gröningen werden zwei choleraverdächti e n. gemeldet. In Ross um ist ein von Antwerpen . 269 smann unter choleraartigen Erscheinungen heftig erkrankt.

In St. Ouen sind gestern ? Erkrankungen und 4 Todesfälle an Cholera vorgekommen. .

In Paris und im Weichbilde der Stadt kamen am Sonntag 29 Cholera⸗Erkrankungen und 15 Todesfälle vor. Aus Havre werden von demselben Tage 9 Erkrankungs⸗ und 4 Todesfälle ge⸗ meldet. . ö . Gestern wurde in Krakgu ein Cholera⸗-Hospital eröffnet. Im Lazarus-Hospital befanden sich am Sonntag 4 Cholerakranke, und jwar sämmtlich im Zustande der Besserung. Gestern sind 3 ver⸗ dächtige Fälle hinzugekommen. Die Zeitungen melden, daß bis heute sin Krakau 14 Personen an der Cholera erkrankt und 5 davon ge— storben seien. . ; ; .

Von Sonntag Mittag bis gestern Mittag wurden in St. Petersburg amtlich gemeldet 44 Chelera⸗Erkrankungen und 11 Todesfälle. In der Stadt Ljublin erkrankten am 17. d. M. 100 Personen und starben 39, in Kiew er— krankten am gleichen Tage 53 Personen und starben 9. Im übrigen ist die Zahl der Cholerafälle in den Städten keine große. Von den Gouvernements sind besonders stark heimgesucht ö wo am 17. d. M. 760 Personen erkrankten und 372 starben, und Tambow, wo am 18. d. M. 586 Personen

erkrankten und 206 starben.

Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet:

Dres den, 20. September. Die hiesigen Behörden haben eine Meldestelle eingerichtet, woselbst alle PsososWat⸗ und Packetsendungen, die ö choleraverseuchten Orten eintreffen, geöffnet und geprüft werden.

Der oberste Sanitätsrath in Wien sprach in seiner Sitzung am Sonnabend die Ueberzeugung aus, daß ungeachtet der in vieler Be⸗ iehung günstigen sanitcren Verhältnisse Wiens nichts zur wirk⸗— n. Be käͤmpfun einer etwaigen Cholera ⸗Epidemie

verabsäumt werden dürfe und bat den Minister des Innern

mitteln und Kleidungsstücken eingeliefert. In. der gemischten Com-

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dringend, auf die Gemeinde Wien in entsprechender Weise einzuwirken.

Sofrital aten mit Bedachtnahme. auf Absonderu era⸗ verdächtigen vorgesorgt werden. Wegen der Einfuhr und Durch= fuhr von Handelsartikeln aus choleraverdächtigen Lämnpern fei dei aller Strenge ge en die thatfüchlich gesundheitsgefährlichen Artikel jede über= flüssige Schädigung der Handelsinteressen zu vermeiden. Endlich wurden sanitãre , . Wiederaufnahme der Elb⸗ Dampfschiffahrt berathen. Sämmtliche klinischen n,, Desterreichs, die als Abtheilungs Vorstände von ankenhãusern fungiren, sind zur Rückkehr auf ihre Posten aufgefordert worden.

Gijernowitz, 19. September. In der Bukowina sind in 312 Gemeinden Sanitätswehren errichtet worden.

New⸗York, 19. September. 7900 Zwischendecks⸗Fahrgäste der

Normannia?“ und der Rug ia“ sind bei der Quarantäne-Station Sandy dock gelandet worden.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von Bayern hat, wie aus München gemeldet wird, die programmmäßige Ab⸗ haltung des Oktoberfestes unter Anwendung sorgfamster sanitätz⸗= polizeilicher Maßregeln genehmägt. .

Oesterreich⸗Ungarn.

Wegen des Ausbruchs der Cholera in Rotterdam hat die See⸗ behörde zu Triest für Provenienzen aus den niederländischen Häfen eine siebentägige Quarantäne angeordnet.

ö Italien.

Seit dem 11. September 1892 findet an den italienischen Grenz⸗ stationen Porlezza, Chiasso, Ponte Tresa, Porte, Ceresio nach zuver— sässigen Mittheilungen die Deeinfeetion der Wäsche der Durchreifenden statt. Für deutsche Reisende dürfte es jetzt befonders angezeigt sein, sich mit Pässen oder Legitimationspapieren zu versehen, welche bel etwaigem Aufenthalt si J . möchten.

ö Portugal..

Durch eine im „Diario do Goberns . vom 10. September 1892 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden folgende Häfen für „von Cholera verseucht!

erklärt: . L Sämmtliche deutsche Häfen an der Ostsee, 2) Swansea und Plymouth in England, 3) Oran in Algier.

Alle übrigen Häfen Algiers sind als der „Cholera verdãchtig anzusehen.

. Belgien.

Die Gesundheitscommission der Schelde hat angeordnet, daß alle Schiffe, welche aus einem Hafen Nordrußlandẽs, Schweden Norwegens, Dänemarks, Deutschlands, der Niederlande, Englands und Frankreichs kommen, sofern sie diesen Hafen nach dem 7. September ver— lassen haben, mit einem visirten Gesundheitspatent versehen sein müssen. Ferner müssen Schiffe ohne Unterschied ihrer Herkunft, melche bor ihrer Ankunft im Bestimmungshafen einen der vorgedachte Häfen anlaufen, in jedem Falle ihr Gesundheitspatent in dem angels enen Hafen visiren lassen.

Die Nichtbeobachtung dieser Bestimmungen seitens eines belgischen oder fremden Schiffes hat zur Folge, daß dasselbe einer um mindestens fünf Tage verlängerten k unterworfen. wird.

J ö Die Sanitätsbehörde zu Corfu hat seit dem 9. September 1892

eine fünftägige Quarantäne gegen Provenienzen aus Frankreich,

Italien und Oesterreich⸗Ungarn angeordnet.

. Griechenland.

Vom 12.24. August 1892 ab ist allen aus Havre kommenden Dampf und Segelschiffen elftägige Quarantäne auferlegt, welche im Lazareth von Delos oder dem von Eorfu (Gouvino) abzuhalten ist.

; Rumänien. Zufolge Beschlusses der General-Direction des rumänischen Sanitätsdienstes ist die Einfuhr nachstehend bezeichneter Gegenstände aus Deutschland, Belgien und Oesterreich⸗ Ungarn in das Königreich . ö. . ,, . ]

a. Als Handelsartikel eingeführte, gebrauchte, nicht gewaschene Leib⸗ und . z ; ch k

b. gebrauchte Kleidungsstücke, Lumpen und Stoffabfälle aller Art, Hapicrabf ff

c. rohe Häute, ungewaschene Wolle und Watte,

d. Milch, Butter, Käse und frisches Obst.

. Bulgarien. An der bulgarischen Grenze ist in Zaribrod jetzt eine drei⸗ tägige Quarantäne eingeführt. (Vgl. „Reichs⸗Anzeiget' Nr. 216 und als vom 13. und 15. September 1892.) Postpackete, welche aus cholergverdächtigen Ländern in Bulgarien eintreffen, werden zurück-

geschickt. . Dänemark.

. Durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des König— lich dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 13. September 1892 ist der Eintritt nach Dänemark auf dem Landwege über die Orte Taps, Vamdrup, Foldingbro, Obbekjaer, Egebaek und Vedsted bis auf weiteres solchen Personen gestattet worden, welche durch ein höchstens 12 Stun⸗ den vor ihrer Ankunft an der danischen Grenze ausgestelltes Zeugniß des betreffenden Gemeindevorstehers oder der Ortsbehörde nachweisen, daß sie sich während der letzten 5 Tage an ein und demselben Orte von Schleswig⸗Holstein in einer Gemeinde aufgehalten haben, die nicht südlicher, als die Linie Tlensburg Tondern belegen ist, und daß in dem Orte choleraähnliche Fälle nicht vorgekommen sind.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Frau Johanna Schwartz, früher Mitglied unserer König— lichen Bühne, trat gestern Abend, nachdem sie lange Zeit wegen Krankheit ihre künstlerische Thätigkeit hatte aufgeben müssen, in der Rolle der, Iphigenie“ als Gast des Deutschen Theaters auf. So wenig Goethe's Inhiß ir mit ihrem zarten Empfindungsleben und ihrem modernen r ichen Bewußtsein der griechischen Königstochter aus dem fürchterlichen Geschlecht des Tantalus gleicht, so wenig trat in, dem Spiel, der Künstlerin die hoheitsvolle, in herber Jungfräulichkeit gereifte Priesterin Dianens in der rühren den Leidensgestalt des heimathlosen, verbannten Weibes hervor. Ein schmerzlicher Ausdruck ihres Antlitzes kündete schon bei dem ersten Erscheinen die duldende Seele, die weiche weibliche Hingebung an; diese Iphigenie war die echte Verkörperung der Worte, die Arkas in mildem Vorwurf zu ihr spricht: Noch bedeckt der Gram geheimniß⸗ voll dein Innerstes. Vergebens harren wir schon Jahre lan auf ein vertraulich Wort aus deiner Brust. So lang ich di an, dieser Stätte kenne, ist dies der Blick, vor dem ich schaudere.“ Sie glich einer Dulderin, in deren Seele ein erhabener und unaus⸗ löschlicher Schmerz wohnt; wenn diese Auffassung auch nicht ganz die Vorstellung von der jungfräulichen, königlichen Priesterin der strengen Diana ausfüllt, so besaß die Priesterin doch so viel weihevolle Größe und trauervolles Leid, daß sie die Herzen der Zuschauer in Wehmuth schmelzen ließ. Ihrem duldenden, leidenschaftslosen Schmerz, der . bei der Nach⸗ richt von Klytämnestra's Ende in höchster Ergriffenheit kund gab, entsprach die milde berhaltene Freude beim Wiederfinden des geliebten Bruders. Der Wohllaut des Organs der Darstellerin kam der Schönheit und Klarheit der Goethe'schen Sprache vorzüglich zu statten. Beim Anruf der Götter, beim Vortrag des Parzenliedes flossen die Worte gleich klingender Harmonie von den Lippen der Künstlerin. Die zweite erschütternde . des Abends bot Josef Kainz als Orest. Der ersten Wirkung stand feine seltsame, wenig ansprechende Maske im Wege. Die schwarze Melancholie wohnte in seinem Auge, spielte in irrem Ie . um seinen Mund; die Erinnyen schienen diesem Orest das Lebensmark aufgesogen zu haben, kein Moment gemahnte

on jetzt müsse für geeignet isolirte und zweckmäßig eingerichtete 323 j A6 9j der gr