Aichtamtliches.
Dent s ches Reich.
Preußen. Berlin, 24. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Mttag um 1 Uhr im Neuen Palais den bisherigen Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ ungarischen Botschafter Grafen Széchényi behufs Ueberreichung seines Abberufungs⸗ schreibens. . .
Heute Vormittag hörten Seine Majestät von 9 Uhr ab den Vortrag des Admirals und commandirenden Admirals Freiherrn von der Goltz, daran anschließend deijenigen des Vice⸗Admirals Hollmann sowie des Chefs des Marinecabinets, Contre⸗-Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran. Um 10 Uhr 35 Minuten Vormittags erfolgte die Abreise Seiner Majestät mittels Sonderzugs nach Blankenburg.
Sonnabend Nachmittag um 5 Uhr hat in der Jaspis⸗ Galerie des Neuen Palais die Taufe der jüngstgeborenen Prinzessin, Tochter Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, stattgefunden. Ueber den Verlauf der Feierlichkeit wird berichtet . .
Nachdem sich die Obersten Hof- und ö die General⸗ und. Flügel Adjutanten, der Minister des König⸗ lichen Hauses und der Geheime Cabinets⸗Rath im Tamerlan⸗ saale, die Gefolge der Höchsten Gäste im Muschelsaale und alle anderen Eingeladenen in der Jaspis⸗Galerie versammelt hatten, begaben sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften unter dem großen Vortritt in glänzendem Zuge in die Jaspis— Galerie. Seine Majestät der Kaiser führte Ihre 57 liche Hoheit die Großherzogin von Baden, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz Ihre Kaiser— liche und Königliche Hoheit die Prinzessin Leopold von Bayern, Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz, Seine Königliche Hoheit der Herzog Karl Theodor in Bayern Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen. - —
Seine Majestät der Kaiser und die anwesenden Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens trugen über der Uniform den scharlachrothen Mantel dieses Ordens. Ihre Majestät die Kaiserin hatte unmittelbar vor dem Eintritt des Festzugs an der Seite des in der Jaspis⸗-Galerie unter einem roth⸗ sammtenen, mit dem preußischen Adler geschmückten Baldachin errichteten Taufaltars, umgeben von den sechs Kaiserlichen Prinzen, auf einem Lehnsessel Platz ge⸗ nommen. Vor dem Altar erwarteten der als Stell⸗ vertreter des Schloßpfarrers zum Vollzug der heiligen Handlung berufene General-Supexintendent ID. Dryander und die gesammte Hofgeistlichkeit von Berlin und Potsdam die An⸗ kunft des Festzugs. Auf dem Tauftisch vor dem Altar stand das goldene Taufgeräth, das an derselben Stelle zum ersten Mal bei der Taufe des Kaisers Friedrich benutzt worden ist. Nachdem sich um den Tauftisch die anwesenden Pathen und die Vertreter der abwesenden Pathen gruppirt hatten, wurde der Täufling, unter Vorantritt des QOber-Hof⸗ und Haus⸗Marschalls, Ober⸗Ceremonienmeisters Grafen zu Eulen⸗ burg und geleitet von den Leibpagen des Kaisers und der Kaiserin, von der Ober-Hofmeisterin Gräfin von Brock⸗ dorff vor den Altar der Taufkapelle gebracht. Die Schleppe des silbergestickten Taufkleides hielten die Hofdamen Fräulein von Gersdorf und Gräfin von der Schulenburg. Vor dem Be— ginn der Taufhandlung, die mit dem Gesange des Domchors ein— geleitet wurde, überreichte die Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von Brock— dorff den Täufling der Großherzogin von Baden, die denselben wäh— rend des ganzen Taufactes hielt. Der General⸗-Superintendent D. Dryander legte der Taufrede die Schriftworte aus Ps. 115 V. 12 und 13 zu Grunde: „Der Herr denket an uns und segnet uns. Er segnet, die den Herrn fürchten, beide, Kleine und Große.“ Die Taufrede lautete:
Zu einem Doppelfeste hat das Königsschloß seine Hallen aufgethan: Am Geburtstage der Fürstlichen Mutter, der wir alle huldigend und fürbittend unsere Grüße darbringen, geleiten die Königlichen Eltern, um— geben von hohen Pathen und erlauchten Anverwandten, gegrüßt von den Segenswünschen, welche die durchlauchtigste Großmutter und die Königliche Urgroßmutter aus der Ferne senden, ihr jüngstes Kindlein zum eren. Wie reich die Freude, wie warm und innig die Liebe sei, wie weit die Bewegung dieser Stunde über diese Mauern hinaus his in die fernsten Gaue des Vaterlandes ihre Kreife ziehe — eine Gnade ist freudenreicher, eine Liebe ist größer und tiefer. Als solche, welche demüthig dankbar anbetend vor dem Angesichte ihres Gottes stehen, sprechen wir sie aus mit dem Psalmwort, in weschem die Fürstliche Mutter ihr eigenstes Empfinden wiederfand: „Der Herr denket an uns und segnet uns, beide, Kleine und Große“.
Der Herr denket an uns und segnet uns.
Sein Denken ist Segen. Sein Gang ist Licht. In lichter Freund— lichkeit hat er den Abschluß des verwichenen Lebensjahres der Tönig⸗ lichen Mutter mit neuem Leben gekrönt, zu der stolzen Sechszahl der fröhlich heranblühenden Söhne die erste Fürstliche Tochter gesellt und ungetrübt diesen festlichen Tag uns anbrechen lassen. Sein Segnen ist mehr, ist Heil und Gnade; segnend neigt in der Taufe der unendliche Gott, vor dessen Licht der Glanz menschlicher Kronen erbleicht, zu der Ohnmacht dieses geliebten Kindes sich herab, um über dasselbe in dem gnadenreichen Wasser des Lebens den ganzen Reich— thum seines Heils auszugicßen. Aufgenommen in den Gnadenbund des dreieinigen Gottes, geleitet von einer Heilandshand, welche ihre theuer Erloͤsten nicht läßt, umgürtet mit der Kraft eines heiligenden Beistes, der stärker ist als eine Welt voll Verführung, Feind schaft und Schuld — so tritt dies theure Kind seinen Christenweg an. Welchen Kronen es entgegen gehe, die Krone des Himmelreiches ruht auf seinem Haupt. Was ihm begegne an Freude und Leid, die Taufe bewahrt und bewährt ihre Krast.
Fast ein Jahrhundert ist es her, seit zum letzten Male einem regierenden Königspaare auf Preußens Thron eine Tochter geschenkt ward. Aber seit jenem 1. Februar 1808, mit der Erinnerung an Preußens unvergeßliche Königin Luise, welch ein Sieges⸗Segensgang paterländischer Geschichte! So aufwärts, aber im Sinne der Ewigkeit, soll der Lebensweg dieses Königlichen Kindes gehen über alle irdischen, der himmlischen Krone entgegen — unter der Losung: „Der Herr denket an uns und segnet uns.“
Er segnet, die den Herrn fürchten, beide, Kleine und Große. In dieser Gewißheit bringen die Fürstlichen Eltern betend ihr Kindlein dar. In diesem Gebet aber ist ein Gelübde. Auch göttliche Segnung ist bedingt durch die treue menschliche Arbeit und Erziehung. Wir denken des Spruches, den unsere Kaiserliche Herrin in die ÄUltarbibe der gestern geweihten Lirche schrieb, zu welcher sie einst den Grund⸗ stein gelegt hatte: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben) Wir gedenken des Bekenntnisses, zu dem unser Kaiserlicher Herr in wenigen Tagen evangelische Fürsten und Volk in die erneute Schloßkirche von Wittenberg zusammenruft: „Ich schäme mich des Epangeliums von Christo nicht;“
Von solchem Geiste des Elternhauses umgeben, erzogen, bewahrt, bleibt dies Kindlein in der Bedingung göttlichen Segens; die ihn an, , segnet der Herr, beide, Große und Kleine.
So lassen Sie uns denn unsere Gebete vereinen mit denen der Königlichen Eltern und hohen Pathen, daß durch Gottes Gnade die junge Prinzessin heranwachse, gesegnet vom Herrn und täglich neu ein Segen für das Königshaus, eine geliebte Schwefter den Fürstlichen Brüdern, eine Bekennerin ihres Heilandes, ein Vorbild dem Vater⸗ lande in guter und böser Zeit, in Jugend und Alter, im Leben und Sterben, der Verheißung ibrer Taufe gewiß: .Der Herr gedenket an uns und segnet uns“. Amen.
Hierauf taufte der Geistliche die Prinzessin⸗Tochter Ihrer Majestäten auf die Namen: Victoria Luise Adelheid Mathilde Charlotte. ö
Zum Schluß der heiligen Handlung wurde der Täuflin Ihrer Majestät der Kaiserin übergeben, worauf General⸗ Superintendent D. Dryander über Allerhöchstdieselhe wie über den Täufling den Segen sprach. Nochmaliger Gesang des Domchors beschloß die Feier. .
Hierauf fand in dem an die Jaspis-Galerie angrenzenden Salon vor Ihrer Majestät der Kaiserin, an deren Seite die neugetaufte Prinzessin in der reichgeschmückten Wiege des Hohenzollernhauses lag, eine Defilircour statt und alsdann Gala⸗ tafel in dem Marmorsgale des Neuen Palais. Bei der letzteren brachte Seine Majestät der Kaiser und König das Hoch auf den Täufling aus.
Die „Kölnische Zeitung“ veröffentlicht, wie aus tele⸗ graphischen Mittheilungen hervorgeht, den Text der Militär⸗ vorlage und der Begründung derselben. Da die Militär⸗ vorlage dem Bundesrath als geheim zugegangen ist und deren Veröffentlichung im gegenwärtigen Städium — d. h., vor ihrer Durchherathung im Bundesrath — von der Regierung nicht beabsichtigt war, so kann die „Kölnische Zeitung“ nur auf unrechtmäßige Weise von der Vorlage Kenntniß erhalten haben.
Heute trat der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr zu einer Sitzung zusammen.
Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen hat sich auf einige Tage nach Dresden begeben.
Der Vice⸗Admiral Köster, Director des Marine⸗-Departe⸗ ments des Reichs-Marineamts, hat Berlin verlassen.
S. M. Kreuzer⸗Corvette „Alexandrine“, Commandant Capitän zur See von Frantzius, ist am 23. Oktober von Yokohama in See gegangen.
S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Commandant Corvetten⸗Capitän Riedel, ist am 21. Oktober in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigt, am 26. nach Malta in See zu gehen.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 2. bis 24. Oktober, Mittags, gemel dete Cholera-Erkrankungs⸗ und Todesfälle:
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ö „Durch nachträgliche Meldung berichtigt.
Württemberg.
Stuttgart, 22. Oktober Nach dem heute Vormittag si Uhr in Schloß Friedrichshafen ausgegebenen Bulletin über das Befinden Ihrer Majestät der Königin⸗Wittwe verlief der gestrige Tag weniger unruhig. Von Mitternacht an hat Ihre Majestät mehrere Stunden ohne Unterbrechung geschlafen. Im uͤbrigen war der Zustand unverändert.
Baden.
Karlsruhe, 22. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hatte eine befriedigende Nacht. Der Katarrh ist noch immer in gleicher Stärke vorhanden, sodaß Seine Königliche Hoheit täglich nur einige Stunden außer Bett zubringen kann und großer Schonung bedarf.
Von einem angeblich nahe bevorstehenden Wechsel in der Leitung des badischen Staats-Ministeriums und des Finanz⸗Ministeriums, wovon Blättermeldungen sprechen, ist, wie man dem „W. T. B.“ meldet, hier in unterrichteten Kreisen nichts bekannt.
Sachsen⸗Altenburg.
. 22. Oktober. Seine Hoheit der Herzog hat, wie das Amtsblatt meldet, den Königlich preußischen Regierungs⸗Rath Friedrich Alexander Balduin von Ehau— montet zum Vorstand des Herzoglichen Ministeri ums, Abtheilung des Innern, und damit zum ordentlichen stimm—⸗ führenden Mitgliede des Herzoglichen Gesammt⸗-Ministeriums unter Verleihung des Prädicats Staatsrath ernannt.
Oefterreich⸗Ungarn.
Die lebhaften Kämpfe, deren Schauplatz in den a. Tagen das ungarische Abgeordnetenhaus war, drehten sich um das Programm, welches für die Enthüllung des Denkmals der Honveds. von dem Dentmals— comité festgesetzt war. Nach diesem Programm sollten Vertreter der gemeinsamen Armee dem Denkmal Ehre erweisen, welches den Honveds, den Eroberern der von dem österreichischen General Hentzi im Jahre 1849 vertheidigten Ofener Burg, errichtet ist und setzt enthüllt werden soll, wäh—
*
rend andererseits die Honveds das bereits auf der Dfener Burg für den damals gefallenen österreichischen General Hentzi errichtete Denkmal, um diesem Ehre zu erweisen, ihrerseitz bekrãnzen sollten. Die Feier sollte somit einen großen Versöhnungtg⸗ act darstellen, und in diesem Sinne hatte auch Graf Szapary der Feier zugestimmt und Allerhöchsten Orts die Genehmigung erwirkt. Die ungarische Opposition aber griff hierfür den Minister auf das heftigstt an und erklärte eine Bekränzung des Hentzi⸗Denkmals durch die Honveds für unmöglich. Da die 1848er Honvedvereine diesem Versöhnungsact noch nicht zugestimmt haben, sondern erst darüber in einer General⸗ versammlung beschließen wollen, ist die Feier, die auf den 2. November angesetzt war, vorläufig verschoben worden.
Großbritannien und Irland.
Wir, die Vertreter der Landagenten in Irland, welche das Be— weismaterial für die Partei der Gutsbesitzer zu sammeln haben werden, geben hierbei unseren Wünschen Ausdruck, daß die Untersuchung eines jeden vor die Commission gebrachten Falles eine erschöpfende sein und Beweismaterial über die Vorgänge auf dem betreffenden Gut und in dessen Nachbarschaft zugelassen werden muß; daß die Zeugenaussage eine eidliche sein soll und die in den irischen Gerichtshöfen hinsichtlich der Beweisführung geltenden Vorschriften die Vorlage von Documenten reguliren sollen; daß Listen über die zu untersuchenden Fälle angefertigt und den Parteien zeitig Nachricht von den Sitzungstagen gegeben werden; daß die von ihren Principalen schriftlich er m gk Landagenten Zeugen beider Parteien ver⸗ hören dürfen; daß kein Beweismaterial veröffentlicht werden soll, ohne vorher den Betheiligten Gelegenheit geboten zu haben, eine Erwide— rung vorzubereiten und abzugeben. = 3 .
Am Freitag voriger Woche versammelten sich die Steuer—
zahler, welche in den den Trafalgar-Platz zu London um— gebenden Tistricten ansässig sind, in der St, Martins⸗Stadthalle, um gegen die Entscheidung der Regierung hinsichtlich der Abhal— tung von Versammlungen auf diesem Platze (6 Nr. 248 d. Bl. unter „Arbeiterbewegung“) zu protestiren. Die bezügliche Resolution wurde fast einstimmig angenommen und die Regie⸗ rung aufgefordert, den Schritt nochmals zu erwägen. Außer— dem wurde beschlossen, die Resolution Herrn Gladstone und Herrn Asquith zu übermitteln. Dem Auslieferungsgericht in Bow Street wurde am Freitag der Anarchist Frangois wieder vorgeführt, der unter der Anklage steht, ein Mitschuldiger Ravachol's bei der Dynamitunthat im Restaurant Péry zu Paris zu sein. Der Advocat der französischen Botschaft in London Taillefer er— klärte, die nöthigen Schriftstücke noch nicht erhalten zu haben, weshalb er eine Vertagung auf eine Woche beantrage. Der Advorcat des Gefangenen verlangte in dessen Namen zu wissen, welche Anklage gegen ihn vorgebracht werde. Der Richter erwiderte, er sei der Mitwissenschaft vor der That beschuldigt. Der An— walt des Gefangenen acceptirte hierauf die Vertagung der Verhandlungen bis zum nächsten Freitag, fügte jedoch hinzu, daß er dann wahrscheinlich eine weitere Vertagung beantragen werde. Der Richter erwiderte, daß er so viele Vertagungen als nöthig gewähren werde, worauf die Sache bis zum 28. d. M. verschoben wurde.
Frankreich.
Der Präsident Carnot empfing am Sonnabend Vor— mittag den italienischen Botschafter Reßm ann, der einen Brief des Königs Humbert überreichte, worin der König für die Theilnahme des französischen Geschwaders an den Fest— lichkeiten in Genua seinen Dank ausspricht.
In dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath theilte der Minister der öffentlichen Arbeiten Viette mit, er werde einen etwaigen Antrag des Socialisten Basly, die Beschäftigung von Ausländern in den Bergwerken zu ver— bieten (s. Nr. 249 d. Bl.), als unvereinbar mit der gegen⸗ wärtigen Gesetzgebung und den diplomatischen Conventionen Frankreichs zurückweisen. .
Die Deputirtenkammer hat in ihrer Sonnabendsitzung die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den güilichen Ausgleich und beziehungsweise die schiedsgerichtliche Entscheidung bei Collectiv-Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, beendigt und die Vorlage angenommen. Zum Vice⸗Präsidenten wurde Etienne mit . Stimmen gegen Viger gewählt, welcher 141 Stimmen erhielt.
Nach einer Meldung des „Figaro“ hat die Regierung bereits vor mehreren Monaten die Candidatenliste für die Neubesetzung der vacanten Bischofsitze der Nuncigtur behufs Einholung der päpstlichen Approbaton vorgelegt. Bis— her sei von Seiten der Curie jedoch noch keinerlei Antwort erfolgt.
. Wie das „Petit Journal“ meldet, soll gegen das Centrum der dahomeyischen Verschanzungen ein doppelter An— griff, von der Colonne des Obersten Dodds und von den vom Senegal eintreffenden Truppen, die eine neue Route ein— schlagen, gerichtet werden.
Ein Schreiben von Ferry und Barthslemy-Saint— Hilaire an die „Agence Havas“ dementirt formell die Be⸗ hauptung italienischer Blätter, daß Saint-Hilaire dem General Cialdini seiner Heit die Zusage ertheilt habe, Frankreich werde sich des Gebiets von Tunis nicht bemächtigen (s. die letzten Depeschen). .
Amtliche Meldungen, die aus Madagaskar in Paris eingelaufen sind, besagen, daß die allgemeine Lage dort eine befriedigende sei.
Bei, einer gestern in St. Denis abgehaltenen Ange wiste n , , n, kam es zu Ruhestörungen. Es fielen einige Revolverschüsse und mehrere Personen wurden verwundet, darunter ein Gendarm; vier Anarchisten wurden
verhaftet. Rußland und Polen.
Die Kaiserin gedenkt sich, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, zum Besuche des Großfürsten Georg Alexandrowitsch nach dem Kaukasus zu begeben.
Die jüdischen Elementarschulen, die bisher den
jüdischen Gemeinden unterstanden, sollen, dem „W. T. B.“
zufolge, in Zukunft dem Ministerium der Volksaufklärung
k und der Aufsicht der Synagogen Vorstãnde entzogen werden.
Italien.
Die Wahlrede des Minister⸗Präsidenten Giolitti ist, laut Meldung der Pol. Corr.“ aus Rom, nunmehr für den 3. November anberaumt, und zwar werde sie im Teatro Costanzi in Rom gehalten werden.
Der frühere Minister Zanar delli, einer der Führer der Linken, hielt gestern in der zu seinem Wahlbezirk Brescia gehörenden Gemeinde Iseo eine Wahlrede, in der er sein volles Vertrauen zu dem Cabinet Giolitti aussprach und dessen Finanzprogramm billigte. Nach dem Bericht des, W. T. B.“ erklärte der Redner, auch er erstrebe Ersparungen, aber betreffs der Militärausgaben wäre es eine Thorheit und ein Ver— brechen, angesichts der Riesenheere der fremden Staaten die Vertheidigungskraft des Landes zu schwächen. Zur äußeren Politik übergehend, wies Zanardelli auf die Flottenrevue von Genug hin, die eine feierliche Bekräftigung dafür sei, daß neben den treu aufrechterhaltenen Bündnissen auch die Freund— schaft für die anderen Staaten in Italien lebendig sel. Die Alliancen mit den Centralmächten sicherten den Frieden, dessen ein junger Staat zur Befestigung der Einigkeit und zur Ent— wicklung seiner Kräfte dringend bedürfe.
Der bayerische Minister-Präsident Freiherr von Crails— heim ist von einem Ausfluge, den er nach Sicilien unter— nommen, am Sonnabend wieder in Neapel eingetroffen.
SDyanien.
Bei einem gestern in der Alhambra bei Granada ver— anstalteten Banket sprach sich, wie W. T. B“ berichtet, der Minister⸗Präsident Cano vas del Castillo für das Schutz⸗ zollsystem aus, das allein die nationale Production zur vollen Entfaltung zu bringen vermöge.
In Sevilla tagt seit dem 18. d. M. der spanische Katholijkencongreß. Im Perlaufe seiner Verhandlungen hat der Congreß mehrere Resolutionen angenommen, darunter solche, die sich auf Bekämpfung der Laienschulen fowie auf Forderung einer Reform des Sirafgesetzbuchs beziehen, durch welche auf Angriffe gegen die Religion Strafen festgesetzt werden. Ferner verlangt der Congreß, daß die Freiheit des Unterrichts nur den Religionsgesellschaften bewilligt werde. Als nächster Congreßort wurde Valencia festgesetzt und be— schlossen, im Jahrs 1893 anläßlich des Jubiläums des Papstes einen Pilgerzug nach Rom zu unternehmen.
Portugal.
In Portugal haben gestern die legislativen Wahlen statigefunden. In Lissabon wurden, soweit bis jetzt bekannt, vier monarchistische und zwei republikanische Deputirte gewählt. Serpa Pinto und Mariano Carvalho sind wiedergewählt. In CLintra kam es zu Ruhestörungen, bei denen einige Per— sonen verwundet wurden. An einzelnen Orten mußte Mili⸗ tär zur Aufrechterhaltung der Ordnung eingreifen.
Niederlande.
Aus Am sterdam wird der „Köln. Ztg.“ berichtet, daß dort am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr der Stapellauf des bisher größten niederländischen Panzerschiffes statt— gefunden hat, welches den Namen „Königin Wilhelmina“ erhielt. Die Königin und die Königin⸗Regentin waren vom Loo gekommen, um der Feier beizuwohnen. Die Königin trug MarineUniform und durchhieb selbst das Tau, worauf das Schiff sich in Bewegung air Viele höhere Offiziere der Land- und Seemacht, zahlreiche Abgeordnete und Mit— glieder hoher Staatscollegien waren anwesend. Trotz des ungünstigen Wetters war eine außerordentliche Menschenmenge herheigeströmnt. Nach Ablauf der Feier kehrten die Majestäten nach dem Loo zurück.
Belgien.
In Brüssel hat gestern das Protestmeeting statt— gefunden, welches der Bund der vlaemischen Gesell⸗ schaften einberufen hatte, um gegen das Vorgehen der französischen Bergarbeiter und der französischen Regierung gegen die lgischen Arbeiter in Nord⸗ frankreich . zu erheßtn. Sämmtliche Redner der sehr zahlreich esuchten Versammlung legten, wie W. T. B.“ meldet, in der nachdrücklichsten Weise gegen das Treiben der französischen Bergarbeiter und gegen das Verhalten Frankreichs in der Angelegenheit Ver— wahrung ein. Zum Schluß wurde eine Tagesordnung an— genommen, welche die französische Regierung auffordert, die belgischen Arbeiter in Schutz zu nehmen und den franzoͤfischen Staatsangehörigen, die sich in Belgien aufhalten, die Ein— mischung in innerpolitische Kämpfe in Belgien zu verbieten. Der sonst ruhige Verlauf der Verhandlung war von mehreren an der Versammlung theilnehmenden Socialisten wiederholt mit den Rufen: „Nieder mit den Bourgeois!“ „Es lebe Belgien, nieder mit Frankreich!“ unterbrochen worden.
Griechenland.
.Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland ist mit einer durch das schlechte Wetter verursachten Verspätung von zwei Tagen und nach Absolvirung der Quarantäne gestern in Athen angekommen.
Die unter den Studirenden in Athen aus— gebrochene Bewegung gegen die von der Kammer beschlossene Einführung von Schulgeldern, welche vorübergehend einen ernsten Charakter angenommen und zu Zusammenstößen mit Polizei und Militär geführt hatte, . nach neueren Mit⸗ theilungen der „Pol. Corr.“ nunmehr beendet zu sein. Durch die in den letzten Tagen massenhaft vorgenommenen Ein— schreibungen (2916) wurde der Bewegung die Spitze ab⸗ gebrochen. Es dürften allerdings noch 50 Studenten unein— geschrieben sein; da aber auch unter diesen viele um nach⸗ trägliche Einschreibung gebeten haben, glaubt man, daß der Widerstand der übrigen sich verlieren werde.
Die Durchführung des vielbekämpften Gesetzes, betreffend die Ersetzung der autonomen Gemeindepolizei durch eine militärische Staatspolizei, ist auf unbestimmte Zeit ver⸗ schoben worden.
Serbien.
Eine der „Pol. Corr.“ aus Belgrad zugehende Meldung versichert anders lautenden Nachrichten gegenüber, daß die Auf⸗ ösung der Skupsch tina bestimmt im Laufe des Dezember erfolgen werde. Die Behauptung des Odjek“, daß die für den 113. November einberufene Skupschtina auch tagen müsse, um die Wahl des dritten Regenten vorzunehmen, werde von den hervorragendsten Juristen des Landes als in der Verfassung nicht begründet bezeichnet.
Schweden und Norwegen.
Der König hat genehmigt, daß der Prinz Berna— dotte und seine Gemahlin, geborene Ebba unck, den ihnen vom Großherzog von Luxemburg mittels Decrets vom 2. April 1822 verliehenen erblichen Adelstand unter dem Namen „Graf und Gräfin von Wisborg“ annehmen.
Amerika.
Nach in Paris eingegangenen Meldungen aus Rio de Janeiro hat sich die pölitische Lage daselbst wieder be— sestigt. Zwischen der brasilianifchen Regierung und dem Parlament herrsche völlige Uebereinstimmung darüber, die gegenwärtige finanzielle Lage durch Zurückziehung eines Theils des umlaufenden Papiergeldes zu bessern—
Afrika.
Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Fez gemeldet wird, hat der Sult an von Marokko zu Ehren der franzö⸗ sischen Gesandtschaft am Donnerstag ein Diner gegeben. Die Gesandtschaft gedenke demnächst abzureisen. .
Ein aus dem Congostaat in Brüssel eingetroffenes Telegramm meldet, daß ein belgischer Unter-Lieutenant von den Eingeborenen am 15. August vor dem franzöͤsischen Dorfe Timasa am Uelle ermordet worden sei.
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Parlamentarische Nachrichten.
Amtliches Wahlergebniß der am 19. d. M. im 6. Wahl— kreise des Verwaltungsbezirks Niederbayern vollzogenen Reichstags⸗-Ersatzwahl: Abgegeben wurden insgesammt Ses Stimmen; davon erhielt Johann Rauchenbecker— Hohentann 4218 und Redacteur Dr. Sigl-Muͤnchen 4094 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.
Theater und Musik.
Kroll's Theater.
Das Wagniß, Weber's alte , romantische, so häufig in vollendeter Darstellung auf der Königlichen Bühne gegebene Oper Oberon“ trotz des beschränkten Bühnenraums auch im Kroll'schen Theater aufzuführen, wurde am Sonnabend zum ersten Male mit glücklichem Erfolge dersucht. Die Ausstattung war fehr geschmack⸗ voll und ganz ausreichend, die Verwandlungen waren mit vielem Ge— schick vorbereitet und gingen ohne Störung der Illufion bei offener Scene vor sich. Die mit größter Sorgfalt einstudirte Sper wurde von Herrn Kapellmeister Johannes Doebb er musterhaft geleitet. Alle Mitwirken den in der Kapelle wie auf der Bühne wetteiferten in dem erfolgreichen Bestreben, das Werk des großen Tondichters würdig zur Aufführung zu bringen. Frau Moran-Olden überwand als Rezia mit ihrem wohlklingenden, vollen und umfangreichen Organ mit spielender Leich⸗ tigkeit alle Schwierigkeiten ihrer * und riß besonders durch den küͤnstlerischen Vortrag der großen. Ocegn-⸗Arie die Zuhörer zu jubelndem minutenlangen Beifall hin Den Oberon sang und spielte Fräulein Gadski angemessen und ansprechend, wäh— rend Fräulein Wenze! als Fatime und Herr Meyer als Scherasmin mit Recht viel Anerkennung fanden. Be— sonders erwähnenswerth ist die vortreffliche schauspielerische Leistung pon Fräulein Detschy als Roschana, die das Gefühl leidenschaft, licher Rache sehr eindrucksvoll darzustellen wußte. Auch die Partien des Droll und der beiden Meermädchen waren durch die Damen Islar, Lange und Pazofsk gut besetzt. Ebenso wurde allgemein in den Sprechrollen der richtige Ton der romantischen Dichtung ge⸗ troffen. Zum Schluß konnten die Herren Engel und Kapellmeisfer Doebber sich persönlich für den ihnen reichlich gespendeten Beifall bedanken.
Sing ⸗ Akademie.
Der Violin⸗-Virtuos Herr Jacques Weintraub aus Galizien, unter Leitung des Professors Joachim ausgebildet, erschien gestern zum ersten Mal bor dem hiesigen Publikum. Er spielte das Mendels— sohn'sche Violin⸗Concert mit Orchester, die Ciaconne von Bach für die Geige allein, sowie ein Rondo capriceioso von St. Saëns mit Orchester. Seine Tonerzeugung ist im forts wie im piano von außerordentlicher Klangfülle und Zartheit. Die technische Sicherheit, sowie seine interessante und feine Schattirungsweise sind von großem Reiz, und lassen in ihm einen Künstler von bedeutendem Talent erkennen. Unterstützt wurde das Concert durch die bereits öfter gehörte Eoncert— sängerin Fräulein Marie Bluhm (Mezzosopran), welche mit fehr klangvoller, gut geschulter Stimme und warm empfindendem Ausdruck eine Arie aus Bruchs ‚Odysseus! und Lieder von Brahms und Schumann vortrug. Dem Concertgeber und der Sängerin wurde lebhafter Beifall zu theil; derselbe galt auch dem von Herrn Herfurth geleiteten philharmonischen Orchester, das den Abend mit der Suverture „Hebriden“ von Mendelssohn eröffnet hatte, und der trefflichen Elavier⸗ begleitung des Herrn O. Bake.
. Saal Bechstein.
Frau Lillian Sanderson, die am Sonnabend ein Concert gab, ist im ganzen mehr Vortrage künstlerin und Schauspielerin als Sängerin. Durch die Kunst des Vortrags und das Mienenspiel allein vermag sie so unmögliche ‚Lieder wie Liebe auf Capri! von Heyse— Bungert schmackhaft zu machen, ja sogar dafür Begeisterung zu er— wecken; aber von Gesang“ ist dabei kaum noch die Rede. Die Dame singt mehr mit dem Verstande als mit dem Herzen: wäre ihr etwas mehr Wärme der Empfindung gegeben, dann würde sie Lieder wie „All' meine Herzgedankenꝰ (von? zungert) und Das Ringlein? von Emil Heß) wohl etwas weniger farblos singen, denn es steckt in ihnen mehr, als sie wiedergiebt. Bie Stimme der Frau Sanderson ist nicht groß und nicht ohne Mängel; die Töne sind in der Höhe etwas unruhig und schlagen nicht immer fo, wie fie er an; aber die Tonfarbe hat einen eigenthümlichen Rei; und etwas Sympathisches. Eins aber hat sie vor vielen an⸗— deren, größeren Künstlern voraus: sie hat die Gunst des Publikums für sich, und wer sich der — freilich wankel— müthigen — aura popularis erfreut, der gewinnt selbst dann die Herzen, wenn die Kritik Einspruch erheben muß. Der Bei⸗ fall war fast nach jeder Nummer ein sehr lauter. — Die Künstlerin wurde in ihren Vorträgen von dem Pianisten Hans Brüning unterstützt, der auch durch einige Solovorträge (Impromptu B-dur von F. Schubert, zwei Etuden von Paganini Lisjt und Sommer nachtstraum · Paraphrase von Mendelssohn. Liszt) Zeugniß von seiner sehr bedeutenden technischen Ausbildung ablegte; nur hätte das Spiel zuweilen etwas feiner schattirt und charakteristischer sein können.
In der Vorstellung der Walküre“ im Königlichen Opern— hause wird nicht Herr Sylva, sondern Herr Gudehus den Siegmund singen. Am Mittwoch geht Djamileh“ mit den Damen Rothaufer und Urbanska, den Herren Philipp, Lieban und Schmidt in Scene. In der darauf folgenden Cavalleria rusticana? sind die Damen Pierson, Dietrich und Lammert, die Herren Bulß und Rothmühl echt gt Den Beschluß bildet das Tanzbild „ Slavische Braut—⸗ werbung“.
Das Wallner-Theater bereitet als nächste Neuheit Joachim von Brandenburg', Schauspiel in 5 Acten von Mar Meßner, vor.
Im Kroll'schen Theater tritt am Freitag zum ersten Mal ein nur drei Abende umfassendes Senf rn. rf, le auf, das zu⸗ sammengestellt wurde, um in den bedeutendsten Städten Europas Gounod s Oper „Philemon und Baucis zu Gehör zu bringen. Es
war ein Wunsch der Künstler, im Kroll'schen Theater zu Berlin zu beginnen. Die Namen der Künstler sind: Fräulein Marcolini von der Opära Comique e. Herr Engel, erster Tenor der Großen Oper zu Paris, Herr Magnan, erster Baryton der Opéra Comique in Paris, und Herr Miranda, erster Bassist der italienischen Oper zu St. Petersburg. Die Künstler werden die Oper im Driginaltert franzoösisch singen. . .
Im Theater Unter den Linden ist von den Directoren Alois und Rud. Ronacher zum Besten der Militär⸗Invaliden und deren Hinterbliebenen im Weichbilde Berlins eine Wohlthätigkeits⸗ Matinée auf nächsten Sonntag festgesetzt. Der Vorverkauf der Karten zu dieser Matinée findet vom Donnerstag ab an der Tageskasse des Theaters statt. ̃ .
Zum fünfzigsten Male geht morgen im Adolph-Ernst⸗ Theater die Gesangsposse Die wilde Madonna“ in Scene.
Die zweste Gastgefellschaft, die in dieser Spielzeit im Thomas—⸗ Thegter erscheinen wird, ist die des Directors Hofpauer, der mit seinem Ensemble Mitte November die auf zwei Monate berechneten Vorstellungen beginnen wird.
Fräulein Anna von Jerebtzoff, die junge Sängerin, welche gelegentlich des Rubinstein⸗Concerts ginweihun gscongert in Saal Bechstein) zum ersten Mal vor das Berliner Publikum trat, ver⸗ anstaltet am Mittwoch im Saal Bechstein einen Liederabend.
Das Wohlthätigkeits-Concert, welches am 5. Oktober im Zoologischen Garten unter Leitung des Armee Musik⸗ inspicienten G. Roßberg zum Besten der Nothleidenden in Hamburg und Altona stattfand, hat nach der „Dtsch. Militär⸗Mus.⸗ Ztg. einen Ertrag von 4725 M ergeben.
Aus Coburg vom 22. Oktober berichtet die „Cob. Ztg.“: Nach der gestrigen Theatervorstellung hat Seine Hoheit der Herzog sofort an die Königin von Rumänien nachstehendes Telegramm ge⸗ sandt: Carmen Sylva's Meister Manole“ ift soeben auf meinem Loftheater in trefflicher Darstellung Und mit starker Wirkung in Scene gegangen. Ich selbst bin entzückt von dem bochpoctischen Hund gedankenvollen Werk und würde mich glücklich schätzen, wenn die Vachricht von der hiesigen Aufführung Eurer Majestät eine frohe Stunde bereitete. Herzog von Coburg. Darauf ift heute bei Seiner Hoheit ein Danktelegramm der Fuͤrstlichen Dichterin eingetroffen, welches folgendermaßen lautet: „In mein stilles Krankenzimmer Fiei Ihr gütiges Telegramm als warmer Sonnenstrahl und brachte große Freude. Es war sehr freundlich, die Nachricht mir gleich felbft zu senden, ermuthigend zu neuem Streben. Tausend? Dank dafür.
Elisabeth.“ Mannigfaltiges.
Die Bauarbeiten an dem Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für den hochseligen Kaiser Wilhelm auf dem Kyff— häuser nehmen einen erfreulichen Fortgang, sodaß seiner Voll⸗ endung in etwa vier Jahren mit Sicherheit entgegen gesehen werden kann. Der im Oktober 1890 begonnene Bau ist' wäh— rend des Sommers 1891 so weit gefördert, daß die roße Ringterrasse fertig gestellt und die von den Eckthürmchen flan krten sehr ausgedehnten Mittelterrassen angefangen werden konnten. Mit Beginn der diesjährigen Bauzeit ist man an den Bau des Thurmes und der ihn umgebenden Terrasse herangegangen. Noch vor Eintritt des Winters hofft man die Arbeiten bis zur Höhe des Reiterstandbildes auszuführen, während mit Ende nächsten Fahres der Thurm in feiner ganzen, von der Ebene der großen Ningterrasse bis zur Kronenspitze 64,25 im haltenden Höhe weithin sichtbar sein wird. Ohne die an einigen Stellen 11 i betragende Höhe der Ringterrasse überragt der Thurm damit die Siegessäule auf dem Königsplatz in Berlim um 3m und ist doppelt so hech wie das Niederwald-⸗Denkmal. Die. Ausdehnung der dem Thurmbau vorgelegenen Ringterraffe beträgt 119 m im Durchmesser, sie hat etwa die Größe des Platzes vor dem Brandenburger Thore in Berlin. Das Reiterstandbild er— hält mit 7 m vom Pferdehuf bis zum Scheitel der Kaiserfigur eine bisher noch niemals zur Ausführung gebrachte Höhe. Als Bau— material für den architektonischen Theil wird der auf der Baustelle selbst gewonnene wetterfeste Kyffhauser Sandstein verwendet, während das Reiterstandbild und die Nebenfiguren in Kupfer⸗ treibung hergestellt werden. Das Innere des Thurms erhält in Terrassenhöhe eine mächtige Üüberwölbte hell erleuchtete Halle, die als Versammlungssaal benutzt werden fann— In ihren großen Nischen sollen die Modelle des ganzen Denkmals, wie seiner einzelnen Theile aufgestellt und der Besichtigung zugänglich gemacht werden. Im oberen Theile des Thurmes wird eine steinerne Treppe bis zum Zinnenkreuz und zur Krone führen, um dem Befucher den Genuß einer herrlichen Aussicht zu ermöglichen. Erbaut wird das Denkmal von dem Architekten Bruno Schmitz in Berlin, die Herstellung des plastischen Theils hat der Bildhauer E. Hundriefer in Charlottenburg übernommen. Bekanntlich wird Tas Denkmal. zu dem der Grundstein in Gegenwart des Protectors, Seiner Durchlaucht des Fürsten Günther zu Schwarzburg⸗Rudosstadt, und von. 6000 ehemaligen Soldaten am 10. Mai d. J. gelegt wurde, von den zu diesem Zweck vereinigten deutschen Krieger— berbänden errichtet. Von den auf etwa So0 900 S6 veranschlagten Kosten sind bisher ungefähr 470 000 60 aufgebracht, mehr als 300 900 S fehlen also noch an dem Kostenbetrage, zu deren Be⸗ schaffung der geschäftsführende Ausschuß, dessen Vorsitz der General— Lieutenant z. D. don Renthe gen. Fink übernommen hat, sich auf die Mitwirkung aller ehemaligen deutschen Soldaten und vatriokischen deutschen Männer angewiesen sieht.
Heute hat, wie die ‚Nat.-Z. berichtet, die Räumung der Domgruft und Ueberführung der Särge nach der Fn— terims-Kirche am Monbijoupark begonnen. Die Särge haben zum großen Theil eine hölzerne Umhüllung erhalten, die schwarz über— malt und sehr dauerhaft ist. Der Transport erfolgt nicht auf dem Spreewege durch eine Zille, sondern auf einem Möbelwagen, weil die Durchfahrt zwischen den kaum über Wassershöhe gediehenen Bau⸗— pfeilern der Neuen Friedrichsbrücke sehr schwierig sich gestalten würde. Der Transport wird sich, da es 88 Särge sind, zwei bis drei Wochen hinziehen. Die vier Paradesärge und das Bronze— Monument Joachim'z J., die noch im Kirchenschiff stehen, gelangen demnächst nach der Garnison⸗Kirche. Im übrigen ist der Dom von seinen Kostharkeiten bereits geräumt, nur die Bänke stehen noch darin, gelangen aber sammt allen übrigen hölzernen Inventarstücken dem nächst zum Verkauf. In der Interimskirche ist das Begas sche Altar⸗ bild bereits aufgehängt, und mit der Aufstellung des Marmor-Altars, sowie des Taufbeckens ist man gegenwärtig beschäftigt. Die Bänke, die Orgel, sowie die Dampfheizung in der Kirche sind neu. Die Kaiserliche Loge befindet sich inmitten der Seitenempore. Die Er— i medi am nächsten Sonnabend wird Hofprediger Faber alten.
In der städtischen Waisenpflege befanden sich am 1. Ok. tober 1892: 1949 Kinder. Aufgenommen wurden während Des Vierteljahrs Juli / September 1893: 532 Kinder, dagegen schieden aus 369, sodaß sich die Kinderzahl vermehrt hat um 163 Kinder. Bis zum 1. Oktober 1892 waren zur Zwangserziehung überwiesen 82 Kinder. Ausgeschieden sind 466, sodaz am 1. Oktober 1897 noch in Zwangserziehung waren 416 Kinder. Von diesen waren entlaufen 18 Kinder (17 Knaben, 1 Mädchen), im Gefängniß befanden sich 6 Kinder (4 Knaben, 2 Mädchen).
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In der Irrenanstalt in Dalldorf war der Bestand am 30. September 18922: 1337 Personen, in Privatanstalten auf Kosten der, Stadt 1672 Personen, in Privatpflege 202 Perfonen. In der Idiotenanstalt war der Bestand 253 Perfonen, in Privatpflege auf Kosten der Stadt 33 Personen.
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