1892 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Oct 1892 18:00:01 GMT) scan diff

DOesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser und die Kaiserin haben Gödölls verlassen und sind gestern Abend wieder in Wien eingetroffen. Vor der Abreise hat der Kaiser in Gödöllö noch den Minister⸗ Präsidenten Grafen e . empfangen, der Seiner Majestät über die innere Lage Vortrag hielt. Wie man der, Mgdb. Ztg.“ meldet, vertritt er die Ansicht, die Beschlüsse des Honved⸗Denkmal⸗ ausschusses, als einer außerparlamentarischen Körperschaft, könnten für den Bestand des Cabinets nicht entscheidend sein. Wie die „Montagsrevue“ schreibt, stände der Abschluß der politischen Krise in Ungarn durch eine gänzliche oder theil— weise Aenderung des Cabinets Szapary derzeit nicht in Aus⸗ sicht, zumal der Finanz⸗Minister Wekerle sich unmittelbar vor Entschließungen bezüglich der Währungsmaßnahmen be— finde. Wahrscheinlich werde Graf Szapary nach verlangter und vom Reichstag bewilligter dreimonatiger Indemnität für das Budget den Reichstag behufs ruhiger Erwägung der Sachlage vertagen. Der „Pester Lloyd“ schreibt: „Ueber die bereits eingetretene oder doch bevorstehende Ministerkris werden seit einigen Tagen in verschiedenen Blättern die buntesten Gerüchte colportirt, mit denen sich auch die Börsen beschäftigen. Wir können nur wiederholt ver— sichern, daß alle diese Gerüchte vollständig unbegründet sind, daß weder das ganze Cabinet, noch irgend ein Mitglied des⸗ selben demissionirt hat oder zu demissioniren beabsichtigt, da hierzu nach keiner Richtung hin ein Anlaß vorhanden ist.“

Die heutige amtliche „Wiener Ztg.“ publicirt ein Kaiser— liches Handschreiben, durch welches der Reichsrath auf den 5. November einberufen wird. Für den Wiederzusammentritt sind alle Vorbereitungen bereits getroffen. Der Staats— voranschlag für 18935 ist in allen Details fertiggestellt; er soll gleich in der ersten Sitzung des Abgeordnetenhauses ein—⸗ gebracht und, wie üblich, mit einem erläuternden Exposs eingeleitet werden. Wie das „Prg. Abdbl.“ vernimmt, schließt der Vor— anschlag trotz der erhöhten Anforderungen für das gemeinsame Budget mit einem kleinen Ueberschusse ab. Die Thätigkeit des Abgeordnetenhauses wird in erster Linie der Budgetberathung gewidmet sein, für welche abermals das abgekürzte Verfahren in Anwendung gelangen soll. In der Frühjahrssession dürfte sich das Haus mit dem neuen Strafgesetzentwurf befassen.

Die Berathungen über die Durchführungsverordnung zum Börsensteuergesetz, welche in der vorigen Woche im Finanz⸗-Ministerium begonnen haben, sind nun zum Abschlusse gediehen. Das Gesetz selbst soll mit dem 1. Januar 1893 in Kraft treten.

In der gestrigen Plenarsitzung der ungarischen Dele— gation erklärte in Beantwortung verschiedener Anfragen Ugron's der Sections-Chef Graf Cziraky im Namen des Ministers des Auswärtigen, daß bei den meisten Missionen und Konsulaten ungarisch sprechende Beamte vor— handen seien. Das bereits geschaffene Gesetz, betreffend die Konsular-Gerichtsbarkeit, werde wahrscheinlich Mitte des nächsten Jahres in Wirksamkeit treten. Die Delegation, mit Ausnahme von drei Mitgliedern der Oppositionspartei, nahm die Antworten des Ministers zur Kenntniß und begann hierauf die Berathung des Heeres-Budgets. Die Debatte wurde schließlich auf heute vertagt.

Die Zeitungsnachricht über einen bevorstehenden Rücktritt des Admirals Freiherrn von Sterneck wird von der „Pol. Corr.“ dementirt mit dem Hinzufügen: Freiherr von Sterneck erfreue sich des besten Wohlbefindens und seine Erfolge bei der vorzüglichen Vertretung des Marine⸗Budgets in den ge e Delegationssitzungen widerlegten am besten die seinem Rücktritt unterstellten Voraussetzungen.

Dem Pester „Egystertes“ zufolge sollen sich Abgeordnete der äußersten Linken durch Ehrenwort verpflichtet haben, bei der Bekränzung des Hentzi-Denkmals in ungarischer Kleidung mit Säbel zu erscheinen, die Bekränzung mit Gewalt zu verhindern und auf einen Bajonett-Angriff mit einem Kugelregen zu antworten.

Großbritannien und Irland.

Aus London wird der „N. Pr. 3.“ gemeldet: Seine Majestät der Kaiser Wilhelm hat dem Queens-West— minster⸗Scharfschützen⸗Regiment Allerhöchstsein Bildniß geschenkt. Es ist von Professor Wimmer gemalt. .

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte Lockroy einen Gesetzentwurf über die Verstaat— lichung sämmtlicher Bergwerke ein. Léon Say stellte den Antrag auf Ueberführung der Leiche des ehemaligen Präsidenten Thiers nach dem Panthséon.

Das Handelsabkommen mit der Schweiz wurde gestern von der die Interessen des Weinbaues vertretenden Gruppe der Kammer einer Vorberathung unterzogen. Nach der Prüfung des Entwurfs sprach diese Gruppe einstimmig den Wunsch aus, daß durch den Vertrag dem Minimal? zolltarif keinerlei Eintrag geschehen möge.

Rußland und Polen.

Der von dem Reichs⸗-Controleur Filippow erstattete Bericht über die Ausführung des vorjährigen Reichsbudgets constatirt, daß die Ausgaben die Einnahmen um 189 9009 000 Rbl. überstiegen haben, welcher Betrag aus den freien Baarbeständen des Reichsschatzes gedeckt wird.

Wie die „Nowoje Wremja“ meldet, erwartet man in St. Petersburg zu Beginn des November-Monats die Ankunft des Emirs von Bokhara, der mit großem Gefolge, fünfzig Würdenträgern und zwanzig Dienern, eintreffen werbe—

Italien. . Jetzt hat auch der frühere Minister-Präsident Marchese di Rudini eine Wahl kundgebung erlassen in einem an seine Wähler in Cascamo gerichteten Schreiben, worin er sagt, daß er an den Hauptlinien seines im Jahre 1891 verkündeten Programms nichts zu andern habe. Um die Lösung der Finanzfrage zu er⸗ leichten, habe er ein vorsichtiges und ökonomisches Verhalten in Afrika angenommen. Er habe den Dreibund erneuert und die Handelsverträge abgeschlossen. Ueber den Charakter der Erneuerung des Dreibundes brauche er sich nicht näher zu verbreiten, da die Ereignisse diesen deutlich genug in das rechte Licht setzten. Er habe das Glück gehabt, die r gh zwischen Italien und Rußland freundlicher zu gestalten und in Frankreich den Argwohn und das Mißtrauen zu zerstreuen, die den nothwendigen Beziehungen aufrichtiger Freundschaft mit dieser großen Nation abträglich gewesen seien. Die Loyalität der AÄbsichten Italiens werde nun— mehr selbst von Jenen anerkannt, die früher daran gezweifelt

Schweiz.

Die revidirte Verfassung des Kantons Freiburg ist, wie man der Frkf. Itg.“ aus Bern meldet, bei der Volksabstimmung mit 17 505 Stimmen angenommen worden; 10500 Bürger enthielten sich der Abstimmung.

Niederlande.

Der Finanz⸗Minister hat der Kammer einen Gesetz— antrag auf Erhebung einer Gewerbe- und Beru fssteuer vorgelegt, über dessen Inhalt der „Frkf. Ztg.“ aus Rotterdam berichtel wird: Nach diesem Entwurf sind auch die aus— ländischen Kaufleute, Fabrikanten und sonstige Unternehmer, welche direct an in Holland wohnende Privatleute verkaufen, steuerpflichtig, ebenso auch die hier arbeitenden Versicherungsgesellschaften, Eisenbahn— gesellschaften, welche auf niederländischem Gebiete ihren Be— trieb haben, Schiffahrtsgesellschaften, deren Schiffe regelmäßig unsere Häfen anlaufen ꝛc. Die Steuer wird erhoben bei den Agenten oder Vertretern der Steuerpflichtigen und, falls diese fehlen, bei anderen Mittelspersonen wie z. B. den Spedi— teuren. Der Steuersatz wird, betragen 31 Proc. des Rein— gewinns. Als Reingewinn wird berechnet: für Handels— unternehmer und Gesellschaftin 20 Proc. des Verkaufs— werthes ihrer Waaren; diese werden also Ge/ pro Mille zu . haben über den Brutto-Betrag ihrer Umsätze; für Ver— icherungsgesellschaften 10 Proc. der Brutto⸗Prämien; also be⸗ trägt dafür die Steuer 3i½ pro Mille über die Brutto⸗Ein— nahmen; für Dampfergesellschaften 10 Proc. von den nach und von niederländischen Häfen verdienten Frachtgeldern; für Eisen— bahngesellschaften die Hälfte der Brutto⸗Einnahme per Kilometer auf niederländischem Gebiete, nach Abzug von 3200 Fl. per Kilometer für Zinsen des Betriebskapitals.

Belgien.

Am 22. November tritt in Brüssel die internationale Münzeonfer enz zusammen. Von den eingeladenen 22 Mächten haben, wie man dem „Hamb. Corr.“ schreibt, bisher 17 die Ein— ladung angenommen, darunter Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn, England sammt Indien, welches zwei besondere Verireter ernennt, Italien, Frankreich, die Niederlande, Belgien, Rumänien, die Schweiz und Mexiko. Man erwartet im ganzen 50 Delegirte, Italien hat drei Delegirte, unter ihnen Luzzatti, die Vereinigten Staaten haben sechs Delegirte an— gemeldet, und zwar: die republikanischen Senatoren Allison und Jones, die Repräsentanten Creary von der demokratischen Partei) und Cannon, den Nationalökonomen Andrews und ihren Brüsseler Gesandten Terrell.

Dem „Wolff'schen Bureau“ wird aus Brüssel berichtet: „Aus den der helgischen Regierung zugegangenen Nach— weisungen ergiebt sich, daß etwa 600 belgische Arbeiter aus Nord⸗-Frankreich vertrieben worden und daß mehr als 200 solcher Arbeiter die Opfer roher Gewaltthätigkeiten geworden sind. In hiesigen Regierungskreisen ist man, wie verlautet, peinlich überrascht gewvesen durch die Gnadenbeweise, die der Präsident Carnot bei seiner Reise nach Lille den Urhebern der gegen die Belgier gerichteten Unruhen erzeigt habe. Die belgische Regierung ist gutem Vernehmen nach der Ansicht, daß der belgische Staat sich nicht mit der Frage der Entschädigung der belgischen Arbeiter zu beschäftigen habe, die Arbeiter hätten sich vielmehr wegen pecuniaͤrer Entschädigungen direct an die Gerichte zu wenden.“

Griechenland.

Die Gesandten des Deutschen Reichs, Frankreichs und Italiens, sowie der in Athen eingetroffene spanische Botschafter bei der Pforte haben, wie ‚W. T. B.“ meldet, dem König aus Anlaß seiner bevorstehenden silbernen Hochzeit die Glückwunschschreiben ihrer Staatsoberhäupter überreicht.

Bulgarien.

. Prinz Ferdinand von Bulgarien und seine Mutter, die Prinzessin Clementine, besuchten, wie aus Philippopel. berichtet wird, gestern die dortige Aus— stellung. Die zum Besuch der letzteren dort anwesenden Studirenden der Hochschule in Sofia, sowie eine Deputation aus dem Departement Haskjoj brachten dem Prinzen und der Prinzessin vor deren Palais Ovationen dar. Die Ausstellung ist fortdauernd gut besucht. .

Dänemark.

In der heutigen Sitzung des Folkethings wird, wie W. T. B. aus Kopenhagen erfährt, der Kriegs-Minister die neue Heeresvorlage und der Minister des Innern die Vorlage über den neuen Central-Bahnhof von Kopenhagen einbringen.

Amerika.

Aus Washington ist heute die Trauernachricht von dem nach langen schweren Leiden erfolgten Ableben der Gemahlin des Prãsidenien Harrison eingetroffen.

Die argentinische Deputirtenkammer hat nach Meldungen aus Buenos Aires einen Antrag an⸗ genommen, in welchem die Regierung aufgefordert wird, zu Gunsten der Wiedereinseßung des Gou ver— neurs der Provinz Santiage del Estero, welcher von den Aufständischen gefangen gehalten wird, zu interveniren. In der Provinz finden, wie es heißt, fortgefetzt bewaffnete Zusammenstöße zwischen den Aufständischen und den Regierungs— trupyen statt. Inzwischen ist, wie „R. B.“ berichtet, auch in der Provinz Corrientes ein Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen sollen in drei Districten dieser Provinz zu den Waffen gegriffen haben. Eine Intervention der Central— regierung sei unmittelbar bevorstehend.

Afrika. Berichte des Pariser „Temps“ aus Tang er constatiren, daß die Festsetzung des marokkanischen Cinflusses in Tuat, Gurara und Tidikelt als eine vollendete Thatsache an— zusehen sei.

Nr. 43 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Är⸗ beiten, vom 22. Oktober, hat folgenden Inhalt: Ausstellung von Wohnungseinrichtungen in Berlin. (Schluß) Erweiterung des Gym nastums in Düsseldorf. Werth der Belastungsproben eiferner Brücken. Ueber Bremsschuhec. Neue Prüfungsvorschriften für den württembergischen Staatsbaudienst. Vermischtes: Jubelfeier

hätten.

des Vereins für Eisenbahnkunde in Berlin. Grundsteinlegung zu

Wolfsbühl,

den Schleusen für die Kanalisirung der oberen Oder. Eisenbahn⸗ fachwissenschaftliche Vorlesungen Preußen. Abhängigkeit 8 Stellwerks, und Blockwerksanlagen auf den englischen B 2 2 . . Manchester Seekanals. Baumeister Julius Hennicke in Berlin J.

Nr. 25 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts“ (heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten) vom 20. Oktober hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent. lichen Arbeiten: vom 1. Oktober 1892, betr. Verpackungsvorschriften für ungereinigte Knochen und andere fäulnißfähige thierische Abfälle: vom 11. Wtober 1892. betr. Aenderung der Freifahrt-⸗Ordnung vom 11. Oktober 1892, betr. Untersuchung der Dampfkessel; vom 11. Oktober 1892, betr. Besetzung der Schiedsgerichte für die Unfallversicherung der Staagtseisenbahnverwaltung; vom 18. St tober 1892, betr. Beschaffenheit des zu Eisenbahn-Frachtbriefen zu verwendenden Papiers. Nachrichten. ;

Kunst und Wissenschaft.

Morgen Mittwoch, den 26. Oktober, wird im König⸗ lichen Kupferstich⸗Cabinet eine Ausstellung von , eröffnet, die einen Ueberblick über die öntwickelung dieser Technik auf dem Gebiet des Holzschnitts und Kupferstichs von ihren Anfängen bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts giebt.

In der Nacht zum 23. d. M. ist in Göttingen der Ge— heime Regierungs⸗-Rath Professor Dr. Adolf Soet beer, nachdem er noch, am Abend zuvor der Festvorstellung zum Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin im dortigen Stadttheater beigewohnt Fatte ohne vorhergegangene Krankheit im fast vollendeten 73. Lebensjahrs plötzlich gestorben. Geboren 1814 zu Hamburg, wurde er 185 Bibliothekar der Commerz⸗-Bibliothek und 1843 Secretär und Kon. sulent der Commerz Deputation in Hamburg. Die Uni— versität Kiel ernannte ihn zum Ehren Doctor der Rechte. 1872 siedelte er nach Göttingen über, wo er zum Honorar-Profesfor ernannt wurde. Soetbeer galt für eine der ersten Auforitäten auf dem Gebiete der Währungsfrage und hat zahlreiche, diese und andere Fragen der Nationalökonomie behandelnde Schriften veröffentlicht. Eine Trauerfeierlichkeit für den Verstorhenen hat heute Vormittag UI Uhr in Göttingen stattgefunden, während seine Beerdigung morgen e dn 11 Uhr in Hamburg auf dem Hammer Kirchhofe erfolgen wird. = Der Verein für die Geschichte Berlins eröffnete seine Thätigkeit des bevorstehenden Winter-Semesters mit der öffent. lichen Sitzung, die am Sonnabend, 22. Oktober, im Bürgersaale des Rathhauses stattfand. Der Erste Vorsitzende, Geheime Ärchiv-Rath Reuter, begrüßte die Anwesenden und gedachte des Geburtstags Ihrer Majestät der Kaiserin, der Erhabenen Gemahlin des Erlauchten Protectors des Vereins, der Allverehrten Landesmutter. Darauf hielt Herr Premier- Lieutenant 4. D. M. Gritzner einen Vortrag über bürgerliche Wappen und deren Führung. Wapen oder Wafen ist ein Kunstauß— druck, der etwa gegen die Wende des 12. Jahrhunderts aufgekommen ist. Der ursprüngliche Begriff war sehr eng und bedeutete ein kildliches Zeichen auf einem Schild, der Hauptschutzwaffe des Mittelalters (Löwe, Adler, Balken u. s. w.). Im Laufe des 13. Jahrhunderts erweiterte sich der Begriff derart, daß man das Wort später nur als Plurale tantum anwendete. Bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts brauchte man den Ausdruck für den Schild mit dem Bilde und für den Helm mit seinem Helmschmuck. Für letzteren erfand man das Wort „Kleinod“. Jedes Wapren besteht somit 1) aus dem Wappenschilde mit dem Bilde, 2M aus dem Wappenhelm mit dem Bilde. Die flatternde Helmdecke bildete mehr eine Zierde als ein Schutzmittel gegen Unbill des Wetters. Im Laufe der Jahrhunderte hat man sich in bürgerlichen Kreisen an den Glauben gewöhnt, das Wappen sei lediglich ein Abzeichen des adeligen Standes. Gegen diefen Irrthum kämpft die moderne Heraldik seit längerer Zeit erfolgreich an, und auf Grund der Wappenfibel von Professor M. Hildebrand kann sich jeder die Grundlehren der Heraldik zu eigen machen und sich ein Wappen zulegen; nur soll er es nicht ohne Regel, Stil und Geschmack entwerfen. Der Gebrauch erblicher Adelswarpen fand erst, durch die Turniere Ausbildung und Ausdehnung. Als das Schildesamt auch von Knappen und Bürgern ausgeübt wurde, wähle der Adel den Schwertgurt als Sonderzeichen. In, der Wappenführung der Bürger, besonders der freien und reichen Veichsstädte, sah der Adel nie eine Beeinträchtigung, nur gegen die Führung, der Wappen seitens bäuerlicher Familien wendet sich ein gleichzeitiges Spottgedicht. Aber auch der Bürgerliche wurde trotz des Wappens bis gegen das Jahr 1440 nicht als rittermäßig, d. h, als Wappengenosse angesehen. Der förmlichen Beleihung einzelner Bürger seitens der Kaiser begegnet man feit dem Ende des 13. Jahrhunderts und zwar durch König Ruprecht an seinem Krönungk⸗ tage; 30. September 14090 auf dem Felde vor Frankfurt an die Sohne des Folze Eyermengers, Bürgers zu Mainz. Mit dem Regierungk— antritt Kaiser Friedrich's III. wurden die letzten Ueberreste der alten Deerschildverfassung zu Grabe getragen. Mit ihm beginnt die Verleihung des Adels durch Diplome, der Briefadel. Adelsdiplome unterscheiden sich von den bürgerlichen Wappenbriefen durch den Zusatz der Ritter— mäßigkeit und durch die Verleihung des Turnierhelms, was zuerst bei Reuchlin d. d. Linz 24. 10. 1482 vorkam. Zu dieser Zeit wurden die bürgerlichen regierenden Patriziergeschlechter der süddeutschen Reicht städte plötzlich ohne Diplom adelig. Der offene Turnierhelm wurde auf Nebilitationsdiplomen für Adelsbriefe seit 1549 obligatorisch und der ge= schlossene oder Stechhelm zum bürgerlichen Helm für Wappenbriefe bestimmt. Die sinngemäß und historisch verfahrende moderne Heraldik läßt sich dagegen natürlich zum Renaissanceschild den Stechhelm oder zum spätgothischen den Bügelhelm nicht aufdrängen. In Berlin-Cölln griff das Wappenwesen, wie in ganz Norddeutschland, erst spät Platz, ebenso in den Hansestädten. Fast zu einem Unfug wurden die Ver— leihungen seitens der Pfalzgrafenämter.

Zu den Arbeiten der Reichs-Limesforschung in Württem⸗ berg schreibt der „Staats Anz. f. W.“: Seit Freikag [I4. d. M.) sind die Ausgrabungsarbeiten an dem römischen Castell in Unter— böbingen vollständig eingestellt worden, da keine weiteren Mauern mehr gefunden werden konnten und jetzt alles das ermittelt wurde, was durch die vorhandenen Substructlonen überhaupt zu ermitteln war. An demselben Tage wurde aber auch schon mit dem Einwerfen der Gräben beziehungsweise mit dem Entfernen der Mauern begonnen. In kurzer Zeit wird wohl von dem hochinteressanten? Werk nichts mehr zu sehen und an Ort und Stelle von ihm nichts mehr vorhanden sein. Genaue Messungen, Nivellements, Zeichnungen und Beschreibungen aber werden dafür sorgen, daß diese ehrwürdigen Zeugen einer längst vergangenen Zeit auch in Zukunft Zeugniß geben von der Macht der Römer und der Geschichte Unferes engeren Vater— landes. Ueber die vom Vorsitzenden des Alterthumvereins in Weißenburg am Sand, Apotheker Wilhelm Kohl, geleiteten Ausgra— bungen auf der mittelfränkischen Strecke des Lim es wird der „Frankf. Ztg.“ Folgendes mitgetheilt: Auf der Strecke Mönchsroth— Wilburgstet ten Weiltingen Wörnitzhofen —Untermichelbach wurde die Linie des Römerwalls durch vielfache Versuchsgrabungen festgestellt, wodurch der frühere Eintrag des Limes in die Flurkarte von Unter⸗ michelbach als unrichtig erwiesen wurde. Nahe der Fuhrwege Mönchsroth—Thannhausen, Wilburgstetten —Wittenbach, unfern 8 westlich von Weiltingen und in nordwestlicher Richtung von Wörnitzhofen wurden Grundmauern bezw. Ueberreste dort in der Teufelsmauer bündig gestandener Thürme ange— troffen. Südöstlich hinter dem bereits 1891 von Herrn Kohl aufge— fundenen römischen Castell nahe der Krautmühle bel Dambach unfern Wassertrüdingen wurden Ueberbleibsel römischer Gebäude und einer

Heizeinrichtung freigelegt. Vom Castell selbst wurde durch die neuer— lichen Grabungen F tell bezw. aufgefunden: die nahezu 190 m

lange, mit abgerundeten Ecken und einem Thore versehene Rückfrent. se theilweise die rechte und linke Seitenftont und zwei Thürme. Bei Wittelshofen wurde ebenfalls und zwar in der Ackerflur Burgfeld ein befestigtes römisches Standlager aufgefunden und in seinen Grundmauern bloßgelegt. Die vier Umfassungs⸗ mauern haben eine Länge von je 190 m. Es wurden außer⸗ dem aufgedeckt: drei Doppelthore mit je zwei Fahrbahnen und ein im Gegensatz zu diesen fast völlig zerstörtes einfaches Thor, drei ab⸗ gerundete Ecken und ein Eckthurm. Das vierte Eck und weitere drei Eckthürme sind nur noch in Spuren vorhanden. Das Castell, in rssen Innern man auf die Grundmauern eines nicht kleinen Ge⸗ bäudes stieß, ist von einem, an mehreren Stellen aufgedeckten Graben umgeben. Die Ausgrabungen wurden kürzlich von den beiden Diri⸗ er , . Limesforschung und dem baverischen Delegirten eingehend besichtigt.

3 Der Professor der österreichischen Geschichte an der deutschen Universität zu Prag, A. Gindely, ist laut Meldung des W. T. B.“ gestern gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte.

Wie aus dem Regierungsbezirk Bromberg, Mitte Oktober, geschrieben wird, befriedigen die Ernteerträge durchweg. Die Futter⸗ production ist jedoch erheblich durch die herrschende Trockenheit be— einträchtigt worden.

Auch im Regierungsbezirk Schleswig wird die Ernte im ganzen als eine gute bezeichnet. Die Winterung ist gut eingebracht, nicht überall so die Sommerung. Der Körnerertrag stellt sich für Weizen auf eine gute Mittelernte, für Roggen nur auf eine Mittelernte. Die Erträge von Sommergerste, Wicken, Bohnen stellen sich etwas über, von Hafer und Buchweizen etwas unter Mittelernte. Die Ernte von Kleehen war gut; Wiesen und Weiden im Nachwuchs schlecht. Die Kartoffeln ergeben eine gute Mittelernte; sie hatten von der Fäule weniger zu leiden als in früheren Jahren. Der junge Klee steht gut; ebenso die jungen Oel⸗ saaten.

Im Regierungsbezirk Wiesbaden war die Witterung der dies jährigen Ernte außerordentlich günstig, sodaß diese überall frühzeitig beendet werden konnte. Die Halmfrüchte haben durchweg einen guten Ertrag geliefert, namentlich das Wintergetreide, während das Som— mergetreide wegen der anhaltenden Trockenheit im Stroh geringer geblieben ist. Die Heuernte ist zwar gut eingebracht worden, aber sehr wenig ergiebig gewesen, wenn auch die gute Qualität des Heues vielfach gerühmt wird. Die Kartoffelernte scheint eine recht befriedigende zu sein. Fäulniß ist nirgends bemerkt worden. Die Weinberge sehen gut aus. Wenn auch durch die Hitze viele Trauben verbrannt sind, so hofft man bis J Herbst zu erzielen. Jedenfalls glaubt man, daß die Qualität des Weines eine gute werden und dadurch den Mangel bezüglich der Quantität reichlich ersetzen wird.

Das französische „Journal officiel! vom 21. d. M. enthält eine auf Berichten der Präfecten beruhende Uebersicht über das muthmaß⸗ liche Ergebniß der diesjährigen Gersten- und Haferernte in Frankreich, mit Ausnahme des Departement de l Isére.

Danach beträgt der Ertrag an Gerste auf einer Anbaufläche von 960 154 ha 17626433 hl oder 11124601 Mtz. gegen 26 420 447 hl oder 16261 097 Mtz. auf einer Anbaufläche von 1223160 ha im Jahre 1891. Die mit Hafer bestellte Bodenfläche betrug 3 890 516 ha gegen 4242 704 ha im Vorjahre. Der Körner⸗ ertrag stellt sich auf 85 S58 580 hl oder 40436 413 Mtz. gegen 06 145 172 hl oder 49 669 925 Mtz. im Jahre 1891.

Hierzu bemerkt der ‚„Echo agricole“, daß die amtliche Schätzung der diesjährigen Haferernte zu hoch gegriffen sei, und daß das Er— gebniß 75 Millionen Hektoliter nicht übersteigen werde. Wenn hiernach die diesjährige Haferernte auch nicht den Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 86 Millionen Hektoliter erreicht, so würde doch in Anbetracht der großen Restbestände der außerordentlich guten vor— jährigen Ernte, bei einem jährlichen Consum von 92 Millionen , ein Import dieser Getreideart voraussichtlich nicht nöthig sein.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Das Berliner Polizei-Präsidium macht Folgendes be— kannt: Durch Untersuchungen im Kaiserlichen Gesundheitsamt ist festgestellt worden, daß das in Berlin zu wirthschaftlichen Zwecken in den Handel kommende Eis, selbst bei gutem Aussehen, in ihrer Entwickelungsfähigkeit nicht veränderte, gesundheitsgefährliche Klein— wesen enthalten hat. Es ist dadurch wahrscheinlich geworden, daß die häufiger beobachteten Krankheiten nach dem Genuß von Getränken, welche durch Hineinwerfen von Eisstückchen gekühlt wurden, weniger durch die Kälte des Getränks, als durch die im Eis vorhandenen Krankheitserreger verursacht worden sind. Dieselben Nachtheile können durch feste Nahrungsmittel, z. B. Butter, welche durch Liegen auf solchem Eise gekühlt wurden, entstehen. Vor dem Genusse von Getränken und anderen Nahrungsmitteln, welche in der vorerwähnten Weise mit Eis gekühlt sind und infolge dessen gesund— heitsgefährlich sein können, wird deshalb hiermit gewarnt.“

Die Schifferfrau Sevinski von der Fischereivorstadt in Thorn ist an der Cholera gestorben. Bei den Untersuchungsstationen Schillno und Schulitz wurde je ein an Cholera erkrankter Flößer eingeliefert. Der Staatscommissar für das Weichselgebiet hat folgende Bekanntmachung erlassen: „Der im Krankenhause der Vincentinerinnen zu Kulm darniederliegende, an Cho⸗ lera erkrankte Flößer befindet sich auf dem Wege der Besserung; seine Ge⸗ nossen sind ebenfalls gesund. Doch die Gefahr der Weiterverbreitung der Cholera wächst, zumal da noch in dieser Woche 300 Flößer erwartet werden die alle aus choleraverseuchten Gouvernements Russisch⸗ Polens kommen. Leider täuscht sich das gtoße Publikum noch immer über den Ernst der Lage, und die Anordnungen der Behörden finden auch bei den Nächstbetheiligten nicht das genügende Verständniß und Entgegenkommen. Einige preußische Dampfschiffsführer haben sich a. widerwillig und ungehorsam gezeigt und werden deshalb bestraft werden.“

Die Gesammtziffer aller Cholerafälle in Hamburg beträgt bis zum 22. d. M. 17 978 Erkrankungen und 7605 Todesfälle. Der Executivausschuß des Nothstands⸗-Comités in Hamburg veröffentlicht das 15. Verzeichniß der eingegangenen Beträge, das mit der Gesammt— umme von 2 665 0637, 63 abschließt. Ein besonderes Verzeichniß ent⸗ hält die im ganzen bereits quittirten Beiträge aus dem Auslande nach den jetzt erst eingegangenen besonderen Listen der Gaben. Da⸗ nach gingen ein: von 1 1096 Pesetas 771 6 81 3, von Glasgow 346 Pfd. Sterl. 9 Sh. durch die Kaiserlich deutsche Botschaft in Paris als trag der deutschen Colonie daselbst 10 000 Fr. S090 S 60 8, von Moskau 3769 S⸗Rubel, von New⸗YPork 31 52704 Doll. und von Havana 14220 S Die in Dresden von der Dresdner Bank in Gemeinschaft mit den Herren Günther u. Rudolph, der Deutschen AIlbschiffahrts-Gesellschaft „Ketten und der Oesterreichischen Nordwest⸗ Dampfschiffahrts-Gefellschaft veranstaltete Sammlung für die Noth⸗ leidenden in Hamburg ist nunmehr geschlossen und hat einen Gesammt⸗ betrag von 28 735 6 627 3 ergeben. Hiervon wurden bereits früher 0 000 0 dem Nothstands⸗Comtté überwiesen, der Rest mit 8.735 s? ist jetzt abgeführt worden. .

Aus Rotterdam werden unter dem gestrigen Tage zwei Cho⸗ lera Erkrankungen, aus Hu iffen eine Erkrankung und aus Koude—

Sonnabend im Dorfe Plaidt ein neuer Cholerafall festgestellt worden.

In Wien sind am Senntag und gestern zwei choleraverdächtige Erkrankungen vorgekommen. Die W. Abendp.“ berichtet über einen Fall von asiatischer Cholera bei einem in Florisdorf bei Wien wohnhaften Kutscher, der nach seinen Angaben am Tage vor seiner Erkrankung stark erhitzt Donauwasser getrunken habe. Der Kutscher sei gestern gestorben, es seien sofert alle erforderlichen Maßaahmen gegen eine Weiterverbreitung der Seuche getroffen worden. Ferner sind in Sabofzen bei Pettau (Steiermark) zwei verdächtige Todesfälle vor⸗ gekommen, bei denen die asiatische Cholera zwar bis jetzt nicht fest⸗ gestellt, aber wahrscheinlich ist. Von Sonntag Abend 6 Uhr bis gestern Abend 6 Uhr sind in Pest neunzehn Personen an der Cholera erkrankt und fünf gestorben. Aus Kalocse wird der erste, durch Cholera verursachte Todesfall gemeldet. In Te mesvar wurde bei einem dort verstorbenen Schiffer durch die ärztliche Untersuchung asiatische Cholera festgestellt. Durch bakteriologische Untersuchung ist nunmehr festgestellt, daß vom 19. d. M. ab bis gestern in Sem lin fünf dem Arbeiterstande angehörige Personen an asiatischer Cholera gestorben sind; zwei, bei denen ebenfalls asiatische Cholera festgestellt wurde, befinden sich noch in Behandlung. Das Frachtschiff PaWnnonia“, das am Sonntag mit Cholerakranken an Bord ankam, hält mitten auf der Donau Quarantäne. Die Schulen in Semlin wurden geschlossen,

Spanien. Die Quarantäne gegen Bremen ist am 21. Oktober 1892 auf— gehoben worden. (Vgl. R.«A. Nr. 209 vom 5. September 1892.) . 328i ö Von den französischen Mittelmeerhäfen kommende, Passagiere führende Schiffe., welche nach dem 8. Oktober 1892 ab⸗ gegangen sind, sollen zu Clazomene einer zehntägigen Quarantäne unterliegen; von den genannten Gegenden eintreffendé Schiffe ohne

O

Passagiere haben nur eine fünftägige Quarantäne zu beobachten.

Mittel ⸗Amerika.

Die Regierung des Freistaats Guatemala hat unter dem 12. September 1892 Folgendes angeordnet:

1) Vom 18. September ab werden alle Fahrzeuge irgend welcher Art, welche von verseuchten europäischen Ländern oder Häfen kommen oder von solchen, welche als verdächtig erachtet werden, einer scharfen Quarantäne oder Beobachtung unterworfen und sind in den Häfen an der atlantischen Küste dieses Freistaats nur nach der Besichtigung, welcher sie von der Gesundheitsbehörde unterzogen werden, zum freien Verkehr zugelassen.

2) Die im vorgehenden Artikel vorgeschriebene Quarantäne soll für jetzt 20 Tage dauern, unbeschadet einer Verringerung oder Ver—⸗ größerung der Zeit der Einschließung, je nachdem dies die Umstände erfordern. .

Brasilien.

Die brasilianische Regierung hat mittels Erlasses des Ministers des Innern vom 25. September 1892 die Häfen Oesterreich—⸗ Ungarns als der Cholera verdächtig erklärt und verfügt, daß alle nach dem 11. September aus diesen Häfen abgegangenen und direct oder über Zwischenhäfen eintreffenden Schiffe in den Häfen Brasiliens nür zugelassen werden, nachdem sie der erforderlichen sanitären Be— handlung im Quarantäne Lazareth auf Ilha Grande unterzogen worden sind.

Handel und Gewerbe.

4 Einen lebhaften Aufschwung hat seit kurzem im Dillen— burger Bergrevier die Gewinnung von Schwerspath zur Dar— stellung weißer Farbe und neurer chem ischer Fabrikate genommen. In demselben Revier zeigt sich auch eine rege Schürflust nach Kobalterzen, sowie nach Eisen⸗, Sälber⸗, Blei⸗ und Kupfererzen, namentlich nachdem die Diezhölzthal-⸗Bahn eröffnet ist. Es werden dort alte, lange Jahre verlassene Gruben wieder in Angriff genommen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Das im Verkehr mit verschiedenen Ländern des Zoll— auslandes, u, a. mit Oesterreich, bestehende Verfahren, Post— päckereien auf Antrag des Absenders dem Adressaten frei von Zollbeträgen zustellen und letztere zu Lasten des Absenders verrechnen zu lassen, wird vom 1. November auch im Verkehr mit Ungarn Platz greifen.

Nach den dänischen Antillen dürfen bis auf weiteres nachbezeichnete Gegenstände nicht eingeführt werden: Getragene Wäsche und gebrauchte Kleidungsstücke (sofern sie nicht zum Reisegepäck gehören), sowie Bettzeug, Lumpen, Watte, Kratzwolle, Papierabfälle, Haare und Häute, Früchte, Blumen und Gemüse.

Hamburg, 24. Oktober. (W. T. B.) Dam burg⸗Ameri⸗ kan ische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Der Postdampfer Ascania? hat, von New⸗York kommend, heute Nachmittag Lizard passirt. Der Postdampfer Moravia“ ist, von New⸗Jork kommend, heute Rachmittag auf der Elbe eingetroffen.

Der Uniondampfer Arab“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton an— gekommen.

Antwerpen, 24. Oktober. (W. T. B.) Die Red Star⸗ Linie nimmt vom 1. November ab den Transport von Reisenden von Antwerpen nach New-York und Philadelphia durch ihre Packetboote wieder auf. Indessen wird die Gesellschaft vorläufig nur solche Personen mit ihren Familien befördern, die in den Vereinigten Staaten wohnen, und lot! Personen, die nur einen zeitweiligen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten nehmen wollen.

London, 24. Oktober. (W. T. B.)

Theater und Musik.

Am Donnerstag geht im Königlichen Opernhause „Carmen“ mit den Damen Rothauser, Weitz Herzog und Dietrich, den Herren Philipp, Krolop, Fränkel, Schmidt, Lieban und Krasa in Scene. In der Vorstellung der „Cavalleria rusticana? am Freitag sind die Damen Sucher, Dietrich und Lammert, die Herren Rothmühl und Betz, in der darauf folgenden Oper „Der Barbier von Sevilla“ die Damen Herzog und Lammert, die Herren Bulß, Lieban, Schmidt und Mödlinger beschäftigt.

Im Wallner⸗-Theater tritt Herr Franz Guthery morgen zum letzten Male als Hätschler in der Posse „Eine leichte Person“ auf und verabschiedet sich am Donnerstag als Liebetreu in der Posse „Der Mann im Monde“ von der Stätte seiner nahezu vierzehnjährigen Wirksamkeit.

Die Weber'sche Oper „Oberon“ wird im Kroll schen Theater morgen zum zweiten Mal wiederholt. Frau Gerster wird am Donnerstag in einer Abschieds⸗Benefizvorstellung nochmals auftreten, die in der Weise zusammengestellt ist, daß von verschiedenen Opern einzelne Acte zur Aufführung gelangen, in denen Frau Gerster der Mittelpunkt sein wird. Für die Aufführungen von ‚Philsmon et Baucis“, die am Freitag beginnen werden, findet von heute an der Billetverkauf an der Theaterkasse statt.

Der Klaviervirtuose Moritz Mayer-Mahr, Lehrer am Scharwenka'schen Conservatorium, unterbricht seine deutsche Kunstreise mit der Sängerin Louisa Nikita, um hier am Donnerstag ein Concert im Saal Bechstein zu veranstalten. Die Concertsängerin Fräulein Lydig Müller veranstaltet am Donnerstag ein Concert

*

Die instrumentale Mitwirkung übernimmt der Violin⸗Virtuose Herr Waldemar Meyer. Im Concert hause wird der Cello⸗Virtuose Herr Smit in dem morgen stattfindenden Concert die Grande Fantaisie Lestocq“ von Servais und Herr Steffens s Sträußli“, Phan fisie für Cornet⸗ A-Piston von Hoch vortragen. Am 29. Oktober feiert Carl Helmerding seinen 70. Geburts⸗ tag. Ist es auch schon lange her, daß er sich von seiner Bühnen⸗ thätigkeit zurückgezogen hat, so leben doch noch seine Wirksamkeit und die Gestalten, die er geschaffen hat, in dem Gedächtniß aller, die ihn je gesehen haben. Der Erinnerung an ihn kommt ein von Dr. Adolph Kohut verfaßtes, soeben erschienenes Lebensbild von Carl Helmerding (Verlag von Carl Georgi in Berlin) zu Hilfe, das manche neuen Mittheilungen über ihn enthält und auch zahlreiche anerkennende Briefe - veröffentlicht, die ihm während seiner schauspielerischen Thätigkeit von hohen und höchsten Personen zugegangen sind. directer Thomas hat mit seiner Gesellschaft im Amberg⸗ in New-⸗JYork auch mit dem zweiten Stück, der Posse Leute „einen bedeutenden Erfolg errungen. *

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 187. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung: 1 Gewinn von 30 0600 S6 auf Nr. 131 161. 2 Gewinne von 10000 S auf Nr. 44 646. 113103. 4 Gewinne von 5000 S auf Nr. 2193. 24579. 28 150. 103 067. 42 Gewinne von 3000 s6 auf Nr. 9886. 11184. 11734. 17443. 18 27I. 21 101. 32 378. . 35 216. 43946. 45519. 51 268. 51 548. 54 392. 56 853. 56 963. 63266. 69796. 70 015. 70 787. 89 092. 96515. 104 245. 109 069. 112175. 118 585. 121 765. 14 759 130092. 130813 139 793. 143 106. 147 253. 154 923. 158 932. 159 881. 163575. 164 026. 164 350. 168947. 177 629. 177730. 189 8605. 39 Gewinne von 1500 MS auf Nr. 1265. 30 682. 31 340. 31 942. 33 806. 41 106. 41 760. 2 879. 46489. 46582. 56 097. 57 751. 68 5568. 71 531. 71 957. 78 600. 82 689. 83 009. 91 800. 93 394. 95 762. 99700. 102 82. 106 224. 104417. 10 067. 110460. 118371. 120 609. 130 8098. 132 377. 136 649. 138 197. 147 437. 166 487. 172 991. 176429. 179 328. 181 026. 38 Gewinne von 500 MS auf Nr. 548. 2056. 5403. 6225. 8564. 12422. 12 745. 13 895. 16284. 16 823. 19104. 23 782. 24974. 34 216. 36 3605. 41 261. 46180. 8731. 55 453. 63 645. 73 402. 110 190. 112 095. 113 890. 121 381. 128 749. 133 155. 133 001. 145 818. 1535 291. 160 483. 164 398. 167 4901. 169 722. 170441. 171 882. 185 147. 185 736.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 187. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor— mittags⸗Ziehung:

1 Gewinn von 30000 S6 auf Nr. 2639.

2 Gewinne von 15000 6 auf Nr. 118 872. 134701.

3 Gewinne von 5000 6 auf Nr. 9697. 106 425. 129578. 3

26 Gewinne von 3000 S auf Nr. 6126. 15247. 40 814. 59 402. 60 203. 65430. 79 099. 81 354. 91 095. 91 352. 91 608. 93198. 98 142. 100 3063. 100 966. 117585. 123 500. 125 114. 126 659. 134 820. 135 061. 142 432. 151 160. 159 221. 185 302. 189 443.

29 Gewinne von 1500 S auf Nr. 2929. 3696. 8109. 16820. 36 704. 42691. 52 758. 54 869. 58 335. 70715. 71 226. 73 788. S8 245. 90 48. 95 082. 97 509. 104 446. 1096 779 1294 123 96 n ns. 131 017 151 819 136 836. 148 883. 151 449. 165 368. 174 298. 189617.

39 Gewinne von 500 sS6 auf Nr. 4223. 20 818. 21 250. 29 031. 30 880. 30 954. 40709. 42 286. 45578. 47708. 48 626. 48 680. 51 176. 66 198. 67 390. 69 907. 91 893. 95 622. 100 658. 101 805. 104851. 106228. 108 266. 108 588. 109 436. 114829. 132 144. 140 169. 146 268. 147 160. 147 292. 151 202. 157 193. 160 718. 162135. 16I 83 G n n , h nnn.

Mannigfaltiges.

Ein öffentlicher Vortrag über das Wesen der Stenographie wird Freitag, den 28. d. M., Abends 87 Uhr, im Hörsaale der Königlichen Akademie der Künste, am Schinkelplatz 61 (Bau⸗ Akademie) von dem stellvertretenden Vorsitzenden des ältesten Stenographischen Vereins, Herrn L. Loepert, gehalten werden, zu welchem Herren, Damen und Schülern der Eintritt unentgeltlich frei⸗ steht. Der Vortragende gedenkt hieran ebendaselbst einen Unterrichts⸗ cursus in der vereinfachten Stolze'schen Stenographie anzuschließen, über welchen Näheres mitgetheilt werden wird.

Königsberg, 22. Oktober. Ein hellglänzendes Meteor, das auf feiner Bahn Linen Streifen, dem Schmeeif eines Kometen gleich, am Horizont zurückließ, wurde, wie man der ‚Kgsb. Allg. Ztg.‘ be— richtet, um etwa 11 Uhr in der Nacht zum Donnerstag beobachtet. Leider konnte das Phänomen nicht bis zu seinem Niedergang verfolgt werden, weil eine dunkle Wolkenschicht die Himmelserscheinung den Blicken entzog. .

Diedenhofen, 20. Oktober. Die Arbeiter des Bauunter— nehmers Kremer haben, wie die „Straßb. Post“ meldet, in einer Kiesgrube im hiesigen Bann einen bedeutenden archäologischen Fund gemacht. Es fanden sich Reste einer starken steinernen Säule, Seulpturen aus Sandstein, Waffen, darunter ein römisches Schwert, Dolche, eine Speerspitze und vier menschliche Skelette vor, die an⸗ geblich von Theilen eiserner Rüstungen umgeben waren.

London, 24. Oktober. Dem B. R.“ ist ein ausführlicher Bericht über die Ueberschwemmungen auf Sardinien zu— gegangen. Die Insel hat danach niemals eine so furchtbare Ueber⸗ schwemmung erlebt. Mehrere hundert Menschenleben sind zu Grunde gegangen. Eine Zeit lang war aller Verkehr mit den überschwemmten Gegenden abgeschnitten. Auch jetzt ist die Ver⸗ bindung noch so gehindert, daß der ganze Umfang des Unglücks noch nicht festzustellen ist. Den Schauplatz der Ueberschwemmung bildet die Campidano⸗Ebene. Sie liegt 15 englische Meilen nördlich von Cagliari. Der Weinbau blüht dort und die Viehzucht nicht minder. An einzelnen Orten giebt es Salz, Blei⸗ und Silberbergwerke. Das Unglück des letzten Donnerstags hatte seine Vorboten. Die Thiere wurden schreckhaft, die Hitze war drückend, und der Himmel verfinsterte sich mit dichten Wolken. Es war gegen Abend, als der furchtbare Wolken⸗ bruch begann. Er dauerte die ganze Nacht hindurch. Es heißt, daß zugleich auch ein Erdbeben verspürt wurde. Anfangs suchten die Be⸗ wohner zu flüchten, bald aber zeigte es sich, daß es für die meisten keinen Ausweg gab. Der Fluß Mannu und andere Flüsse des Distriets

in der Sing -⸗Aka demie, worin sie u. a. einige Haendel'sche Arien

terk ein Todesfall gemeldet. Laut amtlicher Bekanntmachung ist am

und Lieder von Liszt, Alabieff und Lassen zum Vortrag bringen wird.

traten über ihre Ufer und setzten die benachbarte Niederung unter Wasser.

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