Eachsen.
Dres den, 25. Oktober. Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen sind, dem „Dresd. Journ.“ zufolge, heute Vormittag von Berlin hier angekommen und haben sich nach dem Albrechtsschloß begeben.
Seine Königliche Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich August haben heute Vormittag ihren Sommeraufenthalt in Wachwitz abgebrochen und wieder die Wohnung im Königlichen Palais am Taschenberge bezogen.
Der seit 19 Jahren in Dresden im Ruhestande lebende ehemalige Bundestags- Gesandte der sächsischen Herzogthümer, Großherzoglich sächsische Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Fritsch ist gestern hierselbst verstorben.
Württemberg.
Stuttgart, 25. Oktober. Seine Majestät der König empfing, wie der M. „Allg. Ztg.“ gemeldet wird, vorgestern den Reichstags⸗Abgeordneten Geheimen Commerzien-Rath Siegle, als Vorsitzenden des Comités für das Kaiser-Wil— helm⸗Denkmal in Stuttgart, um sich in dieser Sache aus— führlichen Vortrag erstatten zu lassen. .
In dem Befinden Ihrer Majestät der Königin-Wittwe
ist nach dem heutigen Bulletin aus Schloß Friedrichshafen seit gestern keine Aenderung eingetreten. ; Die Rechnungsergebnisse der Eisenbahn-⸗-Be—⸗ triebs verwaltung in dem Etatsjahr 1891/92 sind nun⸗— mehr endgültig festgestellt. Dem „Staats⸗Anz. f. W.“ zufolge belaufen sich die Einnahmen auf 36 219 189 6 51 * (gegen den Etatssatz weniger: 370 810 S6 49 9, die Ausgaben auf 24 841 748 6 01 (gegen den Etatssatz mehr: 3 051 748 660145). Es ergiebt sich hiernach ein Mehrbetrag der Einnahmen von 11 377 441 6 50 3. Da eine Verminderung des Betriebsfonds um 16744 S6 36 3 stattfand, haben die Ablieferungen an die Staatshauptkasse 11 394 185 6 S6 3 betragen und sind gegen den Etatssatz von 14 800900 S6 um 3 405 814 (66 I4 zurückgeblieben. Die Verzinsung der Eisenbahnschuld erforderte im Jahre 1891/92 15 288994 6 82 5. Der Reinertrag der Eisenbahnen reichte hiernach mit dem Betrag von 3 894 808 66 96 3 zur Verzinsung nicht aus. In dem Rechnungsjahre 1890/91 war das Erträgniß hinter dem Zinsen— bedarf um 2024562 S 81 8 zurückgeblieben.
Baden.
Karlsruhe, 24. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hatte, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, gestern einen günstig verlaufenen 24 Auch heute ist eine allmäh— liche Abnahme des Hustens wahrnehmbar. — Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute Vormittag von Berlin in Baden-Baden ein⸗ getroffen. Höchstdieselben verweilen daselbst bis zum Abend und kehren dann nach Freiburg zurück. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin gedenkt morgen Abend die Heimreise nach Baden-Baden anzutreten.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 25. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin sind in London eingetroffen. Wie die „Meckl. Nachr.“ melden, wird die Großherzogin dem Maler Herkomer, der ein Bildniß von ihr anfertigt, dort einige Sitzungen gewähren. In Paris haben die Großherzoglichen Herrschaften am Sonnabend einer Einladung des deutschen Botschafters Grafen zu Münster zum Frühstück Folge geleistet. Das Befinden des Großherzogs ist vorzüglich.
Braunschweig.
Blankenburg a. H., 25. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen ꝛc, Regent des Herzogthums Braunschweig, traf Sonntag, den 23. Oktober, von Kamenz kommend, Mittags 11 Uhr 48 Minuten auf Schloß Blankenburg a. H. ein und empfing am Montag Seine Majestät den Kaiser und König bei Allerhöchst— dessen Ankunft auf dem Bahnhof Nachmittags um 5 Uhr 25 Minuten. Ferner waren gestern noch zur Theilnahme an der Hofjagd eingetroffen Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach sowie Seine Durchlaucht der Oberst-Kämmerer Fürst zu Stolberg— Wernigerode in Begleitung des Generals der Cavallerie, General-Adjutanten von Albedyll auf Schloß Blankenburg ein. Bei der Auffahrt Seiner Majestät zum Schloß bildeten Landwehrvereine, Schulen und die Feuerwehr Spalier. Zum Empfange Seiner Majestät im Herzoglichen Schloß war der gesammte dienstthuende Hof in kleiner Uniform sowie auch die Adjutanten Seiner Königlichen Hoheit versammelt. Um 6is Uhr fand Tafel, um Si Uhr Theater im Schloß statt, wo „Der sechste Sinn“, ein „Grand ballabilen“ und „Das Fest der Handwerker“ zur Aufführung kamen. Nach der Vorstellung versammelte sich die hohe Jagdgesellschaft zum Thee im grauen Saal und den an— stoßenden Zimmern. Der Aufbruch zur Jagd im Wienröder und Blankenburger Revier erfolgte am Dienstag Mergen um 9 Uhr. Um 5 Uhr war Tafel, hierauf Besichtigung der Strecke und um 7 Uhr wiederum Thegter im Schloß, wo das Lustspiel „Sie weint“ von Georg Kruse, ein Grand pas d'ensemble, das musikalische Genrebild „Fritzchen und Lieschen“ von Offenbach und ein Tanz-⸗Divertissement zur Aufführung kamen. Nachdem Seine Majestät den Thee eingenommen, fuhren Allerhöchstdieselben um S* Uhr nach dem Bahnhof, von wo die Abreise um 9 Uhr erfolgte. Der Weg zum Bahnhof war reich illuminirt, die Schulkinder bildeten mit farbigen Lampions Spalier, und die aus der ganzen Umgebung, zahlreich versammelte Menschenmenge brachte Seiner Majestãt begeisterte Ovationen dar.
Im Gefolge Seiner Majestät befanden sich der Haus— Marschall Freiherr von Lyncker, der Oberst und Flügel— Adjutant von Kessel, der Leibarzt General⸗Arzt Professor Dr. Leut⸗ hold, der Flügel⸗Adjutant Oberst-Lieutenant von Scholl und der Flügel⸗Adjutant Major Freiherr von Seckendorff. Außer den ge— nannten Theilnehmern an der Jagd waren noch ge⸗ laden und anwesend der General Feldmarschall Graf Blumenthal, der General der Cavallerie, commandirende General, General-Adjutant Graf von Waldersee, der Minister des Königlichen Hauses von Wedel, der General der Infanterie und commandirende General Bronsart von Schellendorff, der General der Cavallerie z. D. Ober⸗ Burggraf Graf von Lehndorff, der Wirkliche Geheime Rath und Geheime Cabinets-Rath Dr. von Lucanus,
der General-Lieutenant und Divisions⸗Commandeur, General⸗ Adjutant von Winterfeld, der General-Lieutenant z. D. von Thile, der Vice-Ober⸗Jägermeister Graf von der Asseburg, der Vice⸗Ober⸗Jägermeister Freiherr von Heintze-Weißenrode, der Hof⸗Marschall und Kammerherr Graf von der Schulenburg— Wolfsburg, der Erbtruchseß und Kammerherr Graf von Alvensleben⸗Schönborn und Major von Blumenthal.
Sach sen⸗Coburg⸗Göotha. Coburg, 25. Oktober. Der Ausschuß des Land— tags für das Herzogthum Coburg ist auf nächsten Montag hierher einberufen worden.
Schwarz burg⸗Rudolstadt.
Ru dolstadt, 25. Oktober. Seine Durchlaucht der Fürst hat sich mit Gefolge von Schwarzburg nach dem Rathsfeld begeben, um in den nächsten Wochen größere Jagden im Kyff— häuser-Gebirge abzuhalten.
Oefterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat die außerordentliche Einberufung des serbischen Kirchencongresses und der Bischofssynode auf den 5. November nach Karlowitz genehmigt. Als Königlicher Commissar wird Baron Fedor Nicolics dorthin entsendet werden.
Die ungarische Delegation hielt laut Meldung aus Pest gestern zwei Sitzungen ab und nahm im Verlaufe derselben das gesammte Heeresbudget sowie den Occu— pations credit an. Dem Reichs⸗Finanz-Minister sprach die Delegation dabei für seine eifrige und erfolgreiche Wirksamkeit im Occupationsgebiet ihre Anerkennung aus.
Die Zeitungsnachricht von einer Demission des Ministers für Kroatien Josipovich wird dem „W. T. B.“ zufolge von zuständiger Stelle für völlig unbegründet erklärt.
Der Club der deutschen Nationalpartei erklärte, wie man der „Magdb. Ztg.“ aus Wien meldet, in seiner heutigen Sitzung die Auflösung der Reichenberger Stadt— vertretung für eine Verletzung der Gemeindeautonomie der deutschen Stadt und beschloß, in der ersten Sitzung des Reichsraths von der Regierung die ungesäumte Aufhebung der Verfügung und die Wiedereinsetzung des gemaßregelten Tollegiums zu verlangen. Zur Unterstützung dieses Antrages sollen die deutsche Linke sowie alle deutschen Abgeordneten ein— geladen werden.
Großbritannien und Irland.
Der neuerwählte katholische Lordmayor von London, Alderman Knill, welcher in einer Woche seine Würde antritt, legte am Montag, altem Herkommen gemäß, vor dem Lordkanzler, Lord Herschell, den Eid der Treue gegen die Königin ab. Der Lordkanzler betonte in seiner Ansprache, vor nicht zu langer Zeit noch würde die katholische Confession ein Hinderniß gebildet haben, das Amt eines Lordmayors zu bekleiden; jetzt sei die Duldsamkeit dauernd erobert. Der religiöse Glaube bilde für keinen Bürger mehr eine Schranke, die Leiter der höchsten Ehren emporzuklimmen. Lord Herschell fügte hinzu, es freue ihn herzlich, daß die Oppositlon auf einen so kleinen Bruchtheil der Wahlberechtigten beschränkt geblieben sei. Die Glaubensfreiheit müsse gewahrt bleiben. Dann sprach Lord Herschell die Bestätigung der Erwählung namens der Königin aus.
Der Gouverneur der Capcolonie Sir Henry Loch und der Premier-Minister Cecil Rhodes sind am Sonn— abend in England eingetroffen. Der „Südafrikan. Ztg.“ zu⸗ folge beabsichtigen die Herren, mit der englischen Regierung über die südafrikanische Politik zu conferiren. Der „Observer“ glaubt nicht zu irren, wenn er behauptet, daß es sich um Maschonaland und die L gandafrage handle. Sie wünschten zu erfahren, ob die neue liberale Regierung für die britischen Interessen in Mittel⸗Afrika eintreten wolle oder nicht.
Der Secretär der Kirchen-Missions-Gesellschaft veröffent— licht einen Brief des Bischofs Tucker in Uganda, worin letzterer erklärt, die Mitglieder der englischen Mission hätten sich für ihre Unterstützung des Capitäns Lugard den Haß aller anderen Parteien des Landes zugezogen. Die Regierung habe demnach die Verpflichtung, sie zu beschützen; sie könne sich der Verantwortlichkeit für die Erhaltung des Lebens der Missionare nicht entziehen.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung, nach zweitägiger Discussion über die Interpellationen, betref— fend die Assanirung der Seine, eine von dem Minister— Präsidenten Loubet gebilligte Tagesordnung angenommen, in der die Regierung zur Fortsetzung der bereits begonnenen Bauarbeiten aufgefordert wird, durch welche die Abführung der Cloakenwässer von Paris in die Umgegend herbeigeführt werden soll. — Die Panamafrage soll am 8. November in der Kammer zur Erörterung kommen. — Der Deputirte de Gondreville will, wie die „Köln. Ztg“ meldet, beantragen, den Fremden in Frankreich eine Militär— steu er von 4 Proc. ihres Einkommens aufzuerlegen.
Der Senator General Deffis ist gestern gestorben.
Im Senat wie in der Kammer lief gestern Nachmittag das Gerücht um, der Regierung seien von dem Obersten Dodds ungünstige Nachrichten aus Da home zugegangen. Das Gerücht wird dem „W. T. B.“ zufolge jedoch von zuständiger Seite für durchaus unbegründet erklärt.
Der Bischof von Autun, Mgr. Perraud, hat an die Pfarrgeistlichen des Departements Sahne-⸗et-Loire ein Rund⸗ schreiben gerichtet, in dem er die Nothwendigkeit betont, jede Hoffnung auf eine Wiederherstellung der Monarchie aufzugeben und das republikanische Regime anzunehmen. Der Bischof legt ganz besonderen Nachdruck auf die Thatsache, daß die Religion keiner Regierungsform untergeordnet sei und sich der Republik eben so gut während mehrerer Jahrhunderte an— passen könne, wie der Monarchie.
Entgegen den vom „Temps“ aus Tanger gemeldeten Nachrichten (. d. gestr. Nr. d. Bl. unter „Afrika“ wird in französischen Regierungskreisen versichert, daß die Regierung zu einer Besitzergreifung der Oase Tuat durch den Sultan von Marokko sich keineswegs zustimmend verhalten habe. Frankreich habe seine Ansprüche in dem algerisch⸗marokkanischen Grenzgebiet in keinerlei Beziehung aufgegeben
Rußland und Polen. Wie die „Pol. Corr.“ aus St. Petersburg erfährt, sollen die Vorarbeiten zur Herstellung eines Kriegshafens in
Libgu und die Erweiterung des dortigen Handelshafens im Laufe des Winters in Angriff genommen werden.
Zur Prüfung der Maßnahmen für die Hebung der Goldindustrie und für die Verstärkung des Goldzuflusses an die Krone durch Erweiterung des Credits auf das aus den Goldwäschereien gewonnene Gold ist, dem „Reg. Boten“ zufolge, beim Finanz-Ministerium unter dem Vorsitz des Gehilfen des Finanz-Ministers, Geheimen Raths Iwa— schtschenkow, eine Commission niedergesetzt worden, zu deren Mitgliedern der Director der besonderen Kanzlei für Credit wesen, der Director des Departements der Reichs-Rentei, der Dirigirende der Staatsbank und der Director des Montan— Departements ernannt wurden.
Italien. Zur Wahlbewegung wird weiter berichtet, daß der
Führer der Monarchisten unter den Mitgliedern der äußersten Linken der Deputirtenkammer Fortis, der im Ministerium Crispi Unter⸗-Staatssecretär des Auswärtigen war, gestern zu Forli in der Romagna einee Wahlrede gehalten hat. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ äußerte der Redner, die parlamentarische Demokratie müsse an der Regierung Antheil haben. Die Finanzvorschläge des Cabinets Giolitti billige er. Bei der Ungewißheit, wie lange die Alter— native, neue Steuern oder Abrüstung, noch dauern werde, nehme er die nothwendigen Erschwerungen der Lage an— Italien könne bei den jetzigen Verhältnissen Europas nicht allein abrüsten. Nach Ablauf der Bündnißverträge muͤffe Italien vollständige Wahlfreiheit haben.
Portugal.
Zu den legislativen Wahlen wird aus Lissabon von gestern heute gemeldet, daß der Minister-Präsident Dias Terreira in Aveiro, wo er seit 20 Jahren regelmäßig zum Deputirten gewählt wurde, unterlegen ist. In Eadaval und Peinche kam es anläßlich der Wahlen zu Ruhestörungen, die jedoch nicht erheblich waren.
Schweiz.
Aus Bellinzona im Canton Tessin hatten die Blätter gemeldet, es sei in der dortigen Kaserne zwischen Offizieren und Soldaten zu ernsten Streitigkeiten und mehreren Ver— wundungen gekommen. Diese Nachricht ist, dem „W. T. B.“ zufolge, völlig unrichtig. Der Vorfall habe sich auf einen von mehreren angetrunkenen Soldaten angerichteten Lärm beschränkt, und die Schuldigen seien bereits auf dem Disciplinar— wege bestraft worden.
Serbien.
Die serbische Regierung hat die Vertagung der Skupschtina beschlossen. Ter darauf bezügliche ÜUkas wird nach der „Köln. Ztg.“ noch im Laufe bieses Monats ver— öffentlicht werden.
Der Finanz-Minister hat den Bericht über die schwebende Schuld an die Commission zurückverwiesen, weil seiner Ansicht nach mehrere Posten darin zu hoch ge— griffen sind.
Nach den Beschlüssen der Taback-Commission soll an Stelle des abzuschaffenden Tabackmonopols eine Tabacksteuer eingeführt werden, deren Erträgniß auf 5. Millionen Dinare geschätzt wird und zur Sicherstellung der Besitzer der Taback— rente bestimmt ist.
Der Hof⸗Marschall, Oberst Kosta Hankovitch ist, wie dem „H. T. B.“ aus Belgrad berichtet wird, gestern plötzlich gestorben.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 20. Oktober. Die Bewegung für eine kräftige Orgganisation der Landesvertheidigung Schwedens waͤchst mit jedem Tage. Im Zusammenhange da⸗ mit, so wird der „Polit. Corr.“ geschrleben, machen sich von einflußreichen Kreisen unterstützte Bestrebungen geltend, den zur Stunde allerdings schlummernden Zwiespalt zwischen Schweden und Norwegen betreffs des Charakters ber Union ein- für allemal zu schlichten, weil nur unter dieser Voraussetzung die Möglichkeit geboten wird, daß die beiden Unionsstaaten im engsten Zusammen— wirken die Neutralität Schweden-Norwegens mit Erfolg gegen etwaige Angriffe im Fall eines europäischen Conflicts schüten können. Man ist in Schweden wie in Norwegen allmählich zu der Erkenntniß gelangt, daß eine fremde Macht der skandi⸗ navischen Halbinsel gegenüber verhältnißmäßig leichtes Spiel haben würde, wenn die beiden Brüdervölker nicht Schulter an Schulter stehen, und daß die beiden Staaten sich für die Abwehr derartiger Gefahren vereinigen, das heißt ihre Rüstungen schon im Frieden gemeinschaftlich vorbereiten müssen. In dem Plane für eine gemeinschaftliche schwedisch-norwegische Operation wird die Forderung aufgestellt, daß nicht nur Stock— holm, sondern auch Gothenburg und Christiania zu starken Festungen umgestaltet werden, um ein riesiges Festungsdreieck zu bilden, während ein aus drei Armee-Corps bestehendes Heer in der Stärke von 90 000 Mann (60 000 Schweden und 30 000 Norweger) in ein befestigtes Lager zusammenzuziehen wäre, welches annähernd im Centrum dieses Dreiecks liegen würde. Gothenburg und Christiania sollen gleichzeitig zu Hauptstationen der vereinigten schwedischen und norwegischen Flotte gemacht werden.
Dänemark.
Durch die im Folkething angekündigtermaßen gestern eingebrachte Militärvorlage wird die bisherige daäͤnische Heeresordnung in vielen Punkten abgeändert; ferner wird eine Vermehrung der Festungs-Artillerie und des Genie-Corps um LI bezw. 2 Compagnien, die Einberufung der Landwehr— Bataillone zu sechstägigen jährlichen Uebungen und eine Um⸗ bildung der Unterrichtsinstitutionen des Heeres beantragt. Die Vorlage wird eine feste jährliche Ausgabe-Erhöhung im Betrage von 600 000 Kronen zur Folge haben.
Amerika.
Die Nachricht des „Reuter'schen Bureaus“ von dem Aus⸗ bruch eines Aufstandes in der Provinz Corrientes wird in einer neueren Meldung aus Buenos⸗-Aires vom, gestrigen Tage für durchaus unbegründet erklärt mit dem Hinzufügen, es herrsche daselbst überall Ruhe. In der Provinz Santiago del Estero dagegen sei eine Aenderung der Lage nicht ein⸗ getreten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Centralverein für Gewerbe und Industrie.
Am nächsten Freitag, den 28. Oktober, findet im Restaurant Rieprich (Hopfenblüthe), Unter den Linden, die ordentliche Haupt⸗ versammlung des vor wenigen Monaten gegründeten und schon jützt an 60 Mitglieder zählenden Centralvereins für Gewerbe und In— dustrie“ statt. Der provisorisch gewählte Vorstand legt statutenmäßig über seine Thätigkeit Rechenschaftsbericht ab und hierauf sein Amk nieder. Dem neu zu wählenden Vorstand liegt die Erledigung einer Reihe von eingelaufenen Gesuchen und Anträgen ob. Er wird ferner zu einigen in Aussicht stehenden Gesetzentwürfen (ins— besondere betreffs des Markenschutzes und Über verschiedene der Regierung zu unterbreitende Gesuche, Vorlagen zur Beschlußfassung des Vereins lin außerordentlichen Haupt⸗ versammlungen) zu berathen, sowie Anschluß an andere Vereine zu suchen haben, welche ähnliche Ziele wie der Centralperein für Gewerbe und Industrie anstreben, um das Programm, welches die Vereins— satzungen vorschreiben, zu erfüllen. Dem Vereine gehören sowohl Berliner als auch auswärtige Mitglieder an und zwar nicht nur Personalmitglieder, sondern auch mehrere größere Firmen. Zu der am nächsten Freitag stattfindenden Hauptversammlung sind außer den Mitgliedern auch andere Interessenten eingeladen und haben diese auch Stimmrecht bei der stattfindenden Vorstandswahl, sobald sie ihren Beitritt zum Verein erklärt haben.
Zur Arbeiterbewegung.
Wie dem „Chemn. Tgbl.“ aus Leipzig geschrieben wird, ist der Versuch der dortigen Socialdemokraten, die Turner in ihre Be— wegung hineinzuziehen, bis jetzt nur von geringem Erfolg gewesen. Am letzten Sonntag fand eine von socialdemokratischer Seite ein— berufene Turnerversammlung in Leipzig statt, in der die Bildung eines Agitations-Comiteès für die sogenannte „freie Turnerschaft“ be⸗ schlossen wurde. Von den vielen Tausenden von Turngenossen Leipzigs hatten sich aber zu der sorialdemokratischen Versammlung nur etwa 120 eingefunden.
In Eupen haben, wie der „Köln. Ztg.“ telegraphisch gemeldet wird, sämmtliche Weber der Firma E. und G. Peters am letzten Montag wegen Lohnkürzung die Arbeit eingestellt.
Hier in Berlin fanden vorgestern Abend drei Versammlungen von Beamten und Arbeitern der Berliner Pferdebahnen- und Om— nibusgesellschaften statt, in welchen je ein socialdemokratischer Stadt— verordneter für den Anschluß an den neugebildeten Verein für die Bediensteten dieser öffentlichen Verkehrsanstalten sprach. In der einen Versammlung erklärte, wie die ‚Voss. Ztg. mittheilt, Stadtverordneter Zubeil, daß die Gesellschaften zum theil seit der ersten Versammlung ihrer Bediensteten eine Aenderung der Verträge vorgenommen hätten, ohne diese aber wesentlich günstiger zu gestalten. — In einer anderen, in der Stadtverordneter Otto Klein sprach, wurde, wie der „Vor— wärts“ berichtet, eine Resolution in dem bekannten socialdemokratischen Sinne und mit der Erklärung angenommen, daß die Anwesenden dem neuen Verein beitreten würden.
In einer von der socialdemokratischen Frauen-Agitationscommis— sion einberufenen und von etwa 18090 Personen besuchten Versamm— lung wurde vorgestern, wie die ‚Voss. Itg.“ berichtet, nach einer Rede des socialdemokratischen Reichstags⸗Abgeordneten Bebel die Grün— dung eines socialdemokratischen Frauenbildungsvereins für Berlin und Umgegend beschlossen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cholera.
Nachdem die Cholera ihren epidemischen Charakter in Hamburg verloren, ist die Rückkehr der Truppen nach Hamburg und Wandsbeck angeordnet. Das 1. und 2. Bataillon 2. Hanseatischen Infanterie⸗-Regiments Nr. 76 — die gegenwärtig in Lübeck, Rostock und Flensburg untergebracht sind — treffen, nach dem „Hamb. Corr.“ am 31. d. M. in Hamburg ein. Die drei im Lockstedter Lager be— findlichen Escadrons des Hannoverschen Husaren-Regiments Rr. 15 sollten heute in Wandsbeck einrücken. Ebenso werden die vorläufig dem Infanterie⸗Regiment von Manstein (Schleswigschen) Nr. 84 in Schleswig zugetheilten Oekonomiehandwerker-Rekruten des Corps— bekleidungsamts am 8. November nach Hamburg zurückkehren. — Das von dem bayerischen Kammersänger Eugen Gura am 15. Ok— tober im Verein mit Prof. Giehrl im Odeon zu München ver— anstaltete Wohlthätigkeits⸗Concert für die Nothleidenden in Hamburg brachte einen Reinertrag von 2400
Nachdem seit fünfzehn Tagen in Demmin eine Erkrankung an Cholera nicht zu verzeichnen gewesen, erkrankte am 23 d. M. der Kutscher Baumann unter choleraverdächtigen Erscheinungen und ver— starb im Verlaufe von wenigen Stunden. Das hygienische Institut in Greifswald, das mit der amtlichen Untersuchung dieses Falles be— auftragt war, hat asiatische Cholera festgestellt.
Aus Ysselstein werden zwei Erkrankungen an Cholera und ein Todesfall gemeldet. Nach der amtlichen Veröffentlichung des Ministers des Innern sind in Holland während der letzten Woche einund— zwanzig Cholera⸗Todesfälle, davon zwölf in Utrecht, vorgekommen.
Nach den in der gestrigen Sitzung des Gesundheitsraths in Paris gemachten Mittheilungen sind in Frankreich in der Zeit vom I6. bis zum 22. d. M. neunzig Cholera Todesfälle vorgekommen, da⸗ von neun in Paris, sieben in Havre und dreiunddreißig in Marseille. — Der Minister des Auswärtigen Ribot hat bei den Mächten wegen der über die Herkünfte aus Marseille verhängten Quarantäne Einspruch erhoben. (Vgl. Nr. 246 d. Bl.) Die in Havre und Marseille ausgestellten Gesundheitsatteste werden künftighin dahin lauten, daß die Cholera⸗Epidemie als erloschen betrachtet wird.
Ein zweiter Fall von asiatischer Cholera ist, wie vom gestrigen Tage gemeldet wird, in Wien amtlich festgestellt worden. Erkrankt ist ein Matrose Namens Höck, der in voriger Woche aus Pest in Wien angekommen war. Der Erkrankte wurde sofort vom Schiffe nach dem Epidemie⸗Hospital geschafft, wo er sich noch in Behandlung befindet. In Pest sind von Montag Abend 6 Uhr bis gestern Abend 6 Uhr siebzehn Personen an der Cholera erkrankt und fünf gestorben.
Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet: C hri stian ia, 26. Oktober. Sämmtliche französischen Häfen sind für choleraverseucht erklärt worden.
Frankreich.
Zufolge Erlasses des französischen Ministeriums des Innern vom 3.14. Oktober 1892 ist über alle von Marseille kommenden, den Hafen von Nizza anlaufenden Schiffe eine 24 stündige Beobachtung, Leibespisitation der Mannschaft und Desinfieirung des Schiffes ver— hängt worden.
Schweiz.
Durch einen am 26. Oktober 1892 in Kraft getretenen Bundes— rathsbeschluß ist die Ein- und Durchfuhr von frischen Fischen, Kaviar und 6, n aus Deutschland nach der Schweiz unter der Be— dingung wieder gestattet, daß jede einzelne Sendung von einem amt⸗ lichen UÜrsprungszeugniß begleitet ist, in welchem zugleich bescheinigt wird, daß die Gewässer, aus welchen die Fische und Schalthiere stammen, von der betreffenden Landesbehörde nicht als mit Cholera— ö. inficirt angesehen werden und daß der Absendungsort cholera— srei ist.
Niederlande. . .
Laut Verfügung der Niederländischen Regierung vom 22. Ok— tober 139 werden die über Sluis (Provinz Zeeland) binnenwärts
fahrenden Schiffe zur Abwehr der Cholera⸗Ansteckungsgefahr einer gesundheitspolizeilichen Beobachtung unterworfen. Türkei.
Einer Quarantäne von zehn vollen Tagen, welche im Lazareth von Sinope durchzumachen ist, unterliegen alle Schiffe mit Passagieren an Bord, welche aus Donauhäfen sowie von der rumänischen und bulgarischen Küste des Schwarzen Meeres bis Wasiliko ausschließlich kommen und nach dem 18. Oktober 1892 abgefahren sind.
Schiffe derselben Herkunft, welche keine Passagiere an Bord haben, sind gehalten, in Kavak eine fünftägige Quarantäne durch— zumachen.
Rumänien.
Durch Verfügung der rumänischen Regierung vom 19. Oktober 1892 ist die Dauer der Quarantäne in Unghenk, Predeal, Verciorowa und Berdujeni auf 5 Tage, in Sulina, am Delta von Ismail und an den Mündungen des Pruth auf 11 Tage festgesetzt worden.
Die Grenzpunkte Oituz (Distriet Bakau) und RiLun Vadulue (Distriet Valcea) sind gesperrt.
Die Quarantänestationen in Verciorova und Predeal sind mit dem 16. bezw. 15. Oktober 1892 in Wirksamkeit getreten. Die Dauer der Quarantäne ist acht Tage. Die Grenzpunkte Oftuz und Rin-Vandulni, welche noch geöffnet geblieben waren, sind jetzt eben— falls geschlossen worden. (Vergl. „R. A.“ Nr. 248 vom 26. Oktober 1892.
. Dänemark.
Zufolge Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz- Ministeriums vom 19. Oktober 1892 ist die Dauer der Quaran täne gegenüber allen Schiffen, welche von Stettin nach Kopenhagen, Gjedser und Korsör kommen, auf 48 Stunden zu beschränken, wenn das betreffende Schiff weder Todte noch Kranke, die den Ver— dacht einer Cholera-Ansteckung erregen können, an Bord hat oder solche während der Reise an Bord gehabt hat, auch keine Waaren führt, deren Einfuhr in das Reich verboten ist.
Marokko.
Der Gesundheitsrath zu Tanger hat unter dem 14. Oktober 1892 Folgendes beschlossen:
1) Die sämmtlichen Häfen Großbritanniens werden für seuchen— frei erklärt, ohne jegliche Beschränkung, sodaß von der Beibringung von Ursprungszeugnissen abgesehen wird.
2) Der Hafen von Marseille wird für verseucht erklärt, die von dort kommenden Provenienzen werden zurückgewiesen.
3) Schiffe, welche aus choleraverseuchten Häfen kommen und in einem europäischen Lazareth eine 10 tägige Quarantäne abgehalten haben, werden in allen marokkanischen Häfen zugelassen. Falls die gedachten Schiffe eine kürzere Quarantäne durchgemacht haben, müssen sie erst Tanger anlaufen und sich der weiteren Entscheidung des Gesundheitsraths unterwerfen.
Der Gesundheitsrath zu Tangér hat unter dem 11. Oktober 1892 Folgendes beschlossen:
1) Die n nnn Häfen werden für rein erklärt; jedoch haben die aus diesen Häfen kommenden Schiffe die Verpflichtung, durch ein Zeugniß nachzuweisen, daß die Waaren, welche sie führen, englischen Ursprungs seien.
2) Jedes Schiff, welches aus einem verseuchten Hafen kommt,
muß eine 14 tägige Quarantäne in einem europäischen Lazareth
durchmachen. Eine in Gibraltar abgehaltene Beobachtungs Quarantäne genügt nicht, weil dort ein Lazareth nicht eingerichtet ist.
Bremen ist von dem Gesundheitsrath zu Tanger für seuchefrei erklärt worden.
Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Woche vom 9. bis 15. Oktober ein günstiger und die Sterblichkeit eine fast gleich geringe wie in der Vorwoche (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16,5). Zwar kamen noch immer acute Darm— krankheiten mit tödtlichen Ausgängen häufiger als sonst um diese Jahreszeit zum Vorschein (es erlagen diesen Krankheitsformen 79 Per— sonen gegen 89 der Vorwoche), doch zeigten sie sich in keinem Stadttheile in nennenswerther Zahl und wurden fast nur kleine Kinder bis 2 Jahren von denselben ergriffen. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb eine geringe, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 61 Säuglinge. Auch acute Entzündungen der Athmungsorgane zeigten sich in beschränkter Zahl und nahmen sowie Erkrankungen an Keuchhusten in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle einen günstigen Verlauf. Erkrankungen und Sterbefälle an Cholera sind nicht vorgekommen. Von den anderen Infectionskrankheiten zeigten Erkrankungen an Masern eine kleine, an Scharlach eine größere Steigerung, und zwar kamen letztere aus dem Tempelhofer Vorstadtbezirk am zahlreichsten zur Meldung. Erkrankungen an Unterleibstyuhus wurden nur wenige (13) zur Anzeige gebracht; auch Erkrankungen an Diphtherie, die nur aus dem Stralauer Viertel häufiger gemeldet wurden, zeigten eine Abnahme. Etwas seltener als in der Vorwoche kamen auch Erkrankungen an Kindbettfieber zur Kenntniß, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wieder häufiger zur ärztlichen Beobachtung gelangten. Das Vorkommen von rheumatischen Beschwerden aller Art zeigte im Ver— gleich zur Vorwoche keine wesentliche Veränderung.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 265. d. M. gestellt 11 267, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 24. d. M. gestellt 4677, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. ;
Zwangs-⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 25. Oktober das tune stuck in der Novalisstr. 13 der Handels— gesellschaft in Firma W. Kulisch u. Co. in Berlin zur Versteige— rung: Fläche 8,zü)an; Mindestgebot 700 M; für das Meistgebot von 130000 ½ wurde der Kaufmann Otto Soldan zu Berlin Er— steher. — Vertagt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundstücks des Zimmermeisters Wilhelm Kulisch, früher zu Rirdorf, jetzt zu Berlin, Novalisstr. 12 belegen.
— Die „Rhein. Westf. Ztg.“ berichtet vom rhei nisch⸗ west fälischen Eisen- und Stahlmarkt: Die Stimmung auf dem rheinisch-westfälischen Eisenmarkt hat sich noch nicht günstiger ge— staltet; eher kann man behaupten, daß sich in einigen Zweigen das Geschäft noch weiter verflaut hat. Das Henhst e hüt hat die Er— wartungen vielfach gründlich getäuscht, und wenn man auch noch keine Ursachen zu ernstlicher Besorgniß hat, so dürfte, nach den augenblicklichen Symptomen zu urtheilen, eine energische Wiederbelebung des Marktes sich noch eine Zeit lang verzögern. — In Siegerländer Erzen hat sich die bisherige Nachfrage ungefähr in demselben Umfange erhalten und die Preise sind ziemlich fest. Luxemburg, Lothringer Minette ist bei unsicheren Preisen mäßig gefragt, und auch in spanischen Erzen bleibt die Nachfrage in bescheidenem Umfange; nominell sind die Preise un— verändert. — Auf dem Roheisenmarkt ist das Geschäft flau und fast gar keine Anzeichen der Besserung liegen vor. Die Lager— vorräthe sind für fast alle Sorten im Zunehmen begriffen. Im übrigen läßt sich über die einzelnen Sorten nichts von Belang mittheilen. In Puddelroheisen scheint durch neu auf diese Sorte in Betrieb genommenen Oefen der Wettbewerb sich noch zu mehren. — Auf dem Walzeisenmarkt liegen die Verhältnisse im ganzen noch so wie in der Vorwoche. Die Nachfrage nach Stab⸗ eisen hält sich in bescheidenem Umfange; nur einzelne Werke melden eine noch verhältnißmäßig befriedigende Beschäftigung, die jedoch in vielen
Fällen mehr auf Abwickelung früherer Abschlüsse als auf Neubestellungen zurückzuführen sein dürfte. Wo letztere erfolgen, dürften die offiziellen Votirungen wohl kaum in ihrer vollen Höhe zu d,, . werden. Formeisen ist bei vermindertem Absatz in seinen Preisen anhaltend gedrückt und auch im Bandeisengeschäft dauert die Zurügk⸗ haltung der Käufer noch immer an, sodaß die Werke, wenn sie nicht zu Betriebseinschränkungen übergehen wollen, mehr und mehr auf das Ausland angewiesen sind, wo sie natürlich, um concurrenz⸗ fähig zu bleiben, nur sehr unlohnende Preise erzielen. In Grobblechen ist gegen die Vorweche eine Aenderung nicht erfolgt. Die Werke sind ungleich beschäftigt; im allgemeinen jedoch scheint das Arbeits bedürfniß zuzunehmen. Die Fein blech⸗ werke sind zwar vereinzelt befriedigend beschäftigt, doch sind die Preise, namentlich für Siegerländer Feinbleche, gedrückt. Walzdraht, ge⸗ zogene Drähte und Drahtstifte sind gegen die Vorwoche un⸗ berändert. Nieten außerordentlich flau. Die Geschäftslage der⸗ Bahnwagenanstalten ist eine höchst unbefriedigende, und bereits haben Arbeiterentlassungen stattgefunden. . .
— In der gestrigen Generalversammlung der Vereinigungs gesellschaft für den Steinkohlenbau im Wnemrevier wurde die Bilanz und eine Sividende von 8 0½ genehmigt. Ueber die Aussichten des laufenden Geschäftsjahres wurde mitgetheilt, daß im ersten Quartal ein Bruttoüberschuß von über einer halben Million erzielt wurde, für das zweite Quartal sei ein gleicher Ueberschuß in Aussicht; für das dritte Quartal sei annähernd die Hälfte der Förderung verkauft. y
— Die gestrige 21. Generalversammlung der Kröllwitzer Actien-Papierfabrik nahm den Geschäftsbericht und die Bilanz für das letzte Geschäftsjahr entgegen, ertheilte dem Aufsichtsrath und dem Vorstand die Entlastung und beschloß die Vertheilung von 7800 Dividende gegen 7o/o im Voriahre sowie die außerordentliche Rück⸗ siellung von 30 000 S zum Delcredere⸗ und Dispositionsfonds.
— Aus Augsburg wird der Tod des Commerzien⸗Raths Albert Frommel, des langjährigen Directors der mechanischen Baumwollspinnerei uns Weberei, gemeldet.
Leipzig, 25. Oktober. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. ver Oktober S, per November 3,55 S, per Dezember 3,577 S, per Januar 3,60 0, per Februar 3,627 Æ, per März 3,65 S, per April 3,65 A, per Mai 3,65 MS, per Juni 3675 „é, per Jul! 3,671 M, per August 3,70 M, per September 370 6 Umsatz 40 000 kg.
London, 25. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ ladungen angeboten.
Manchester, 25. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5, 30r Water Taylor 73, 20r Water Leigh 63, 30r Water Clayton 71, 32 Mock Brooke 7, 40r Mayoll 74, 40r Medio Wilkinson 83, 32 Warpcops Lees 63, 365 Warpeops Rowland 71, 36r Warp⸗ cops Wellington 8J, 40r Double Weston 8, 60r Double courante Qualität 11, 32 116 vards 1620 16 grey Printers aus 32 /46r 148. Anziehend.
New-⸗Hork, 25. Oktober. (W. T. B.) Bei Eröffnung der Börse zogen die Curse an, später trat eine Reaction ein; Schluß stetig. Der Umsatz der Actien betrug 462 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2050 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 71 000 Unzen.
Weizen anfangs niedriger, blieb einige Zeit sch wach, dann wieder besser auf Deckungskäufe der Baissiers. Schluß stetig. — Mais anfangs niedriger, später folgte Reaction auf gute Kauflust. Schluß fest.
Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Producte betrug 6723 035 Dollars gegen 5 768 503 Dollars in der Vorwoche.
Weizen-Verschiffungen der letzten Woche von den. atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Groß— britannien 231 000, do. nach Frankreich 20 000, do. nach anderen Häfen des Continents 98 0900, do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 90 000 do. nach anderen Häfen des Continents — Qrts.
Chieago, 25. Oktober. (W. T. B.) Weizen anfangs niedriger, darauf wieder besser infolge allgemein besserer Stimmung. Schluß stetig. — Mais anfangs niedriger, dann Reaction auf
Deckungsnachfrage der Baissiers. Schluß fest.
Theater und Mußsik.
Saal Bechstein.
Frau Marie Schmidt-Köhne und Herr Felix Schmidt, ein bereits durch mehrfache Concertvorträge sehr vortheilhaft be⸗ kanntes Künstlerpaar, gab gestern einen Lieder⸗Abend. Die weiche und gut geschulte Sopranstimme der ersteren kam auch in diesem akustisch so günstigen Raume vortrefflich zur Geltung. Unter der großen Anzahl von Gesängen gefielen besonders „Quel ruscelletto“ von Paradies, die vier „Brautlieder pon Cornelius, und „Die Spröde! von Behm, welche die Sängerin auf Wunsch wiederholte. Mit gleichem Beifall wurden die Gesangsvorträge ihres Gatten aufgenommen, dessen schöne Bariton— stimme in Liedern von Schumann, Berger, Neubert, Sommer und anderen einen sehr vortheilhaften Eindruck machte. Bei beiden kamen eingehender Vortrag und warme Empfindung den Liedern sowie den gemeinsam gesungenen Duetten sehr zu statten.
Vielfachen Wünschen nachzukommen, wird im Königlichen Schauspielhause am Sonntag „Columbus“, Schauspiel von C. Werder, wiederholt Der hochbetagte Dichter des Stücks wurde bei der letzten Aufführung dieses Werks durch Ueberreichung des Bildes Seiner Majestät des Kaisers, versehen mit der Aller— höchsteigenhändigen Unterschrift des Monarchen, ausgezeichnet.
In dem neuen Volksstück Lolo's Vater“ von Adolph L'Arronge, das am Sonnabend im Deutschen Theater zum ersten Mal in Scene geht, sind die Rollen folgendermaßen besetzt: Fritz Klemm: Georg Engels; Auguste Klemm: Paula Carlsen; Hedwig, Charlotte, ihre Töchter: Elsa Lehmann, Lilli Petri; von Bojatzfi: Franz Guthery; von Stein: Julius Wessels; Emil Neumann: Stto Som merstorff; Franz Hilgers: Hermann Nissen; Friederike Wendland: Ella Ellmenreich. .
Herr Dr. Oscar Blumenthal hat den Antrag angenommen, mit den Mitgliedern seiner Bühne vom 1. November an bis zum 31. De⸗ zember d. J. im Wallner-Theater Vorstellungen zu geben; es sollen dort die erfolgreichsten älteren Repertoirestücke des Lessing⸗ Theaters zu volksthümlichen Preisen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Dazu hat sich Dr. Oscar Blumenthal durch die Erwägung bestimmen lassen, daß die gegenwärtigen Repertoireverhältnisse des Lessing⸗Theaters eine Doppel⸗ thätigkeit besonders begünstigen. Mit der „Srientreife“ besitzt diefe Bühne ein Zugstück, das bis zum Beginn des Dufe-Gastspiels den Spielplan beherrschen wird, aber aus dem Personenstand des Lessing⸗ Theaters nur zwölf Mitglieder in Anspruch nimmt. Mit dem 21. November aber, wo die Vorstellungen von Eleonora Dufe mit ihrer italienischen Gesellschaft beginnen, wird der gesammte Künstler⸗ körper des Lessing-Theaters unbeschäftigt sein. Unter diesen Umständen ist Herr Dr. Oscar Blumenthal in der Lage, bis zum JI. Januar den Spielplan seiner eigenen Bühne durch ‚Die Drientreise“ und die italienischen Vorstellungen auszufüllen und gleichzeitig noch auf dem Wallner Theater in wechselnder Folge die beliebtesten Werke aus dem älteren Repertoire des Lessing⸗Theaters zur Aufführung zu bringen. Den Anfang soll „Die Großstadtluft! machen, der sodann „Die Ehre“ folgen wird; aber auch einige Novitäten find in Aussicht ge⸗ nommen, die sich durch Stil und Inhalt den heiteren Ueberlieferungen des Wallner⸗Theaters anschließen.
Im Theater Unter den Linden wird die erste Aufführung des neuen Gelegenheits-Schwankes „Die kleine Primadonna“ von R. Genée mit Fräulein Sofie David erst am nächften Dienstag erfolgen. In der Operette Daphne“ wird von morgen ab in der
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