1892 / 262 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Nov 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Bulgarien.

Der griechisch⸗-bulgarische Schulstreit ist nach einer Mittheilung des „H. T. B.“ zu einem vorläufigen Ab⸗ schluß gelangt. Der Beschluß, wonach jeder bulgarische

taatsbürger zum Elementarunterricht in der bulgarischen Sprache verpflichtet sein solle, bleibt zwar aufrecht erhalten, 23 soll die k dieses G ö. in solchen Gemeinden, in denen die Griechen dle Mehrzahl bilden, erst im September 1893 erfolgen. Amerika.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Rio de Janeico vom 3. d. M., der Finanz Minister . habe sein Entlassungsgesuch zurückgezogen. Wie verlautet, würde dem von der Deputirtenkammer angenommenen Antrag über die die Zettelbanken, vom Senate nicht zugestimmt werden.

Afien.

Die indische Regierung hat der „A. C.“ zufolge eine weitere ausweichende Antwort vom Emir von Afghanistan erhalten. Der Emir will keine bindende Zusage bezüglich der britischen Mission ertheilen; es ist daher sehr unwahr⸗ scheinlich, daß die Mission innerhalb der nächsten drei Monate aufbrechen werde.

Afrika.

Nach einer aus Suakim eingetroffenen Meldung bedroht Osman Digma wieder die egyptische Grenze. Die egyptenfreundlichen Stämme flohen bei der Annäherung Os⸗ man's, der am 23. Oktober Sinkat, am 24. Oktober Erklowit besetzte und am 2. Oktober vor Suakim erschien. Wie der „Times“ aus Kairo gemeldet wird, hat die egyptische Regie⸗ , zur Verstärkung der Garnison von Tokar ergriffen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Bei einem Vermächtniß, welches mit der testamentarischen Bestimmung verknüpft ist, daß die Erben die zu zahlende Erb schaftssteu er zu tragen haben, ist, nach einem Urtheil des Reichs— erichts, IV. Civilsenatks, vom 4. Juli 1892, im Gebiet des Preußi⸗ . Rechts als steuerpflichtige Zuwendung derjenige Betrag anzu⸗ sehen, der nach Abzug einer Erbschaftssteuer von acht vom ö den Legatar, als den gesetzlich zur Zahlung der Steuer Verpflichteten, um den Betrag des Vermächtnisses bereichert.

Verkehrs⸗Anstalten.

London, 3. November. * T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunottar⸗Fastle? ist heute auf der Ausreise in Durban angekommen. Der Union Dampfer Tartar' ist heute auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Castle⸗Dampfer Conway⸗-Castle“ ist heute auf der Heimreise in London ange⸗ kommen. Der Castle Dampfer Drummond⸗Castle“ hat

heute auf der Heimreise Madeira passirt. Der Castle⸗Dampfer Garth-⸗Castle' hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt.

Theater und Musik.

Wallner ⸗Theater.

Nach der am Dienstag Abend vor ausverkauftem Hause und unter lebhaftester Heiterkeit verlaufenen Aufführung der Großstadtluft., mit der das Gastspiel des Lessing⸗ Theaters eröffnet ward, wurde gestern gleichfalls vor ausverkauftem 56 das neu einstudirte Sudermann 'sche Drama So doms Ende“ gegeben, das im allgemeinen in der schon bekannten und bewährten Besetzung auch hier in mustergültiger Darstellung mit bedeutendem Erfolg in Scene ging. Neu besetzt war die Rolle des Willy Janikow durch Herrn Reicher. Der Darsteller gab diesen schwachen, unbeständigen Charakter, der, fortgesetzt von & if sst equält, sich vergeblich bemüht, aus den Schlingen der Frau Adah Barczinowski loszukommen und immer neue Opfer mit in sein Verderben zieht, mit einer von diesem be⸗ währten Künstler in früheren Schöpfungen kaum erreichten Vir⸗ tuositãt. Die 4 . dämonische Gewalt, die rau Adah auf Willy Janikow ausübt, konnte nur glaubhaft gemacht werden durch das meisterhafte Spiel, des Fräulein Reisenhofer. Außerdem wurden die vortrefflichen Leistungen der Damen Sauer, Drucker und von Pöllnitz sowie der Herren Molenar, Robert und Horn mit Recht besonders anerkannt. Auf den Besuch dieses Theaters hat die dankenswerthe Beibehaltung der vollsthümlichen Preise . 2 6) unter Verzichtleistung auf . . Vorverkaufsgebühr unzweifelhaft einen günstigen Einfluß ausgeübt. ;

Der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele Graf von Hachberg ist heute früh zu den Sitzungen des Bühnen vereins nach Stuttgart abgereist.

Am Sonntag geht im Königlichen Opernhause Das oldene Kreuz mit den Damen Herzog und Weitz, den Herren 566. Krolop und Schmidt in Scene. In der voraufgehenden

ver „Caxvalleria rusticana“ sind die Damen Sucher, Dietrich und Lammert, die Herren Sylva und Bulß beschäftigt.

Im Kroll'schen Theater kann das Gastspiel des Künstler⸗ paares Bellincioni⸗Stagno wegen eines bedauerlichen Zwischenfalls erst am nächsten K stattfinden. Der sich steigernde Erfolg der französischen Künstler in der Aufführung von Gounod's Philämon et Baucis- hat den Director Engel veranlaßt, sie um die Zugabe noch eines Gastspielabends zu ersuchen. Die Künstler, welche für die nächsten Tage an die Stadt⸗Theater von Stettin und Leipzig verpflichtet sind, werden deshalb nach ihrer Rückkehr am Mittwoch zum letzten Male hier auftreten.

Die Verwaltung und Oberleitung des Theaters Unter den Linden und der dazu gehörigen Etablissements hat nach gütlichem Uebereinkommen mit den Herren Alois und Rudolf Ronacher mit dem heutigen Tage der Linden⸗Bauverein übernommen. Den Herren Ronacher verbleibt ein angemessener Wirkungskreis, sämmtliche Angestellte dieser Herren aber treten in ein Dienstverhältniß zum Linden⸗Bauverein, sodaß das Unternehmen in der bisherigen Weise unverändert 6 , wird. Die Einstudirung eines neuen, seit acht Tagen in der Wiener Hof⸗ oper mit großem Erfolg aufgeführten Ballets Die Sireneninsel“ hat mit dem gestrigen . begonnen.

In dem Ensemble der Münchener“, die, wie schon mit⸗ getheilt, Mitte November unter Leitung Max Hofpauer s ihr Gast⸗ . im Thomas-Thegter beginnen, wird auch Fräulein Flora

ester mitwirken, die in Berlin von ihrer Thätigkeit am Königlichen Schauspielhause her bekannt ist. Für das Fach der Gesangspartien

wird zum ersten Mal in Berlin Fräulein Milesi erscheinen. Auch ein Mitglied des Wallner Theaters, Strebinger, ein Süddeutscher, ist in den Verband der, Münchener“ , ,

Für den nächsten, zwanzigsten Volksunterhaltungsgbend, der am a, der Sing Akademie stattfindet, haben folgende Künstler ihre Mitwirkung dae ng. die Concertsängerin Frau Anna Goldbach, die Pianistin Fräulein Martha r, Barstonist Herr Emil Severin und der Violinvirtuose Herr Albert Schneider. Der Aufführung der „Schöpfung“ in dem am Montag stattfindenden ersten Concert des Philharmonischen Chors (Dirigent: 66 Ochs) in der Fräulein Luise Heymann, die Herren Heinrich Vogl und Jos. Mödlinger als Solisten mitwirken, geht am Sonntag, 6. Nobember, Mittags 12 Uhr, in der Philharm onie eine öffent- liche Hauptvyrobe vorauf, für die der Kartenverkauf (2 M bei Bote u. Bock eröffnet ist.

Im Congerthause veranstaltet die Berliner Sängerschaft morgen unter Direction des Königlichen Musikdirectors H Edwin Schul; und unter Mitwirkung des Kapellmeisters Herrn Karl Meyder mit seiner aus 79 Mitgliedern bestehenden Kapelle und der Concert⸗ sängerin Frau Betty Waibel zur Feier ihres dreißigjährigen Be⸗ stehens ein „Fest Concert‘, dessen Programm aus erken von Lortzing, Wagner, Leonard, Liszt, Dumack, Klein, Mohr, Schumann, Mozart, Brahms u. s. w. zusammengestellt ist.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

London, 4. November. (W. T. B.) Der Gouverneur der Capcolonie Sir H. B. Loch und der Premier⸗Minister Sir Cecil Rhodes statteten gestern dem Staatssecretär des ,, Earl Rosebery und dem Staatssecretär der Colonien Marquis of Rip on einen Besuch ab. Sir H. B. Loch wird Instructionen über Swaziland empfangen, um mit dem Präsidenten der südafrikanischen Republik Krüger Ver⸗ handlungen zu pflegen behufs Ausdehnung des der Charlarad⸗Company gehörigen Gebietes. Die Verhand⸗ lungen bezwecken die Hinzufügung des Khamalandes zu jenem Territorium. ;

Paris, 4. November. (W. T. B. Der „Figaro“ schreibt anläßlich der behaupteten Anwesenheit von Deutschen unter den Truppen des Königs von Dahomey, es würde vom Standpunkte der nationalen Würde Frankreichs gut sein, die Deutschen in dem Kriege mit Dahomey aus dem Spiele zu lassen. Man dürfe die deutsche Regierung für ein paar Deserteure, die bei der ersten besten Gelegenheit füsilirt würden, nicht verantwortlich machen. Es hieße die französischen Sol⸗ daten beleidigen, wenn man annehmen wollte, daß die Schwierigkeiten, denen die Expedition in Dahomey begegne, durch die bloße Anwesenheit einiger deutscher Sergeanten hervorgerufen worden seien.

Mehrere Blätter behaupten, daß die gestrige officielle Depesche mancherlei beunruhigende Einzelheiten unterdrücke; aus dem Umstande, daß man von Havre aus Truppen und Kriegsmaterial nach Dahomen entsende, gehe hervor, daß man eine längere Dauer der Expedition zu gewärtigen habe.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterberich

vom 4. November, r Morgens.

8

Stationen.

m.

Wetter.

red. in Milli

Mullaghmore Aberdeen. Christiansund r, . ; Stockholm. 8 .

t. Petersburg Moskau ...

halb bed.

bedeckt

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heiter Nebel

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Cort, Queens; town... Cherbourg. 1

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nster ... Karlsruhe.. Wiesbaden. München .. Chemnitz.. Berlin ..

Wien....

Breslau... 764

Regen Nebel bedeckt?) bedeckls) wolkig wolkig?) bedeckt ) halb bed. bedeckt

Ile dAixy. . 763 8. w 6

I) Früh Dunst.

) Nachts Regen. estern

Regen. 9)

halb bed. wolkenlos halb bed.

2) Gestern und Nachts Regen. 9 Nachts Regen. 5) Gestern und Nachts etwas Regen.

*

= e do e e & P S- d & - do e S e S Co δ , —Q2 Q S & φά« « «- 2c!

*

I) Nebel. 8) Früh Regen. Uebersicht der Witterung.

Eine tiefe Depression, nordwärts sortschreitend, liegt nordwestlich von Schottland, während ein baro⸗

metrisches

aximum über Ostfrankreich und Süd⸗

deutschland sich befindet, welches sch nordwärts aus⸗

zubreiten scheint, sodaß in unseren

egenden ruhiges,

theils heiteres, theils nebliges Wetter mit langsam

dũrfte. Luftströmung ist im Norden trübe,

halben ist Regen Von den

Menge. gemeldet.

sinkender , demnächst zu erwarten sein Bei schwacher meist südli

er bis westlicher

das Wetter in enn im mild, im Süden aufklarend; fast allent⸗ en meist nur in geringer ebriden werden A mm Regen

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Dpern⸗

aus. 230. Vorstellung.

aurenkönig. mil Graeb.

Boabdil,

der letzte Oper in 3

Acten von Moritz

In Scene gesetzt vam Ober⸗

e, d,, Text von Carl Wittkowsky. Ballet von

Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 239. Vorstellung. Meister Balzer. Schauspiel in 4 Aufzügen don Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 231. Vorstellung. Ca- valleria rusticana. (Bauern⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Magcagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. In Scene gesetzt vom Ober ⸗·RRegisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Dr. Muck. Das goldene Kreuz, Oper in 2 Acten von Ignatz Brüll. Text nach dem Französischen von H. S. von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr.

k 240. Vo n n Fanst von Goethe. Der Tragödie erster Theil. . Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintner. In Scene ge⸗ hh vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang

9.

Sonnabend: Lolo' s

Dentsches Theater. Vater. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Lolo's Vater. Montag: Götz von Berlichingen. Dienstag: Lolo's Vater.

Berliner Theater. Sonnabend: Neu einstudirt: Julius Cäsar. Anfang? Uhr. Sonntag: Nachmittags 25 Uhr: Das Käthchen 31 ö,, . bends 7 Uhr: Krieg im eden. Montag: Der Kaufmann von Venedig.

Cessing · Theater. Sonnabend: Zum 37. Male: Die Orientreise. Schwank in 3 Aecten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Anfang 75 Uhr.

Sonntag: Die Orientreise. .

„Die Srientreise“ wird, wie auf vielfache An⸗ fragen bemerkt wird, nach wie vor ausschließlich im Lessing⸗Theater zur Aufführung gelangen.

Wallner ˖ Theater. Sonnabend: 5. Gast Vo. stellung des Lessing⸗ Theaters: Sodoms Ende. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Die Groststadtluft. Volksthumliche Preise (Parquet 2 A6). Vorverkauf ohne Aufgeld.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Sonnabend: Fünfter Abend im Offenbach⸗Cyclus. 2. Aufführung. Pariser Leben. Komische Operette in 4 Acten nach dem Französischen des Meilhac und Halévy, von Carl Treumann. Musik von Jacgues Offenbach. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten · burg. Sonnabend: Zum 29. Male: Im Pavillon. Le Parrum.) Schwank in 3 Acten von Ernest lum und Raoul Tochs. Deutsch von Ludwig Fischl. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg.

Lerort.) Schwank in 1 Act von Charles Louveau. Anfang 77 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Sonnabend: Das Glöckchen des Eremiten. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Gastspiel der Frau Moran⸗Olden. Oberon. ;

reise der Winter⸗Saison: Fauteuil 3 M,

J. Parguet 2 6. II. Parquet und Balkon 1,50 4, Logenplätze à 1,25 M, Stehplatz 75 3.

Dienstag; Erstes Gastspiel von Gemma Bellin⸗ cioni und Roberto Stagno. La Traxiata. ö . sind von heute ab an der Theaterkasse zu aben.

Theater Unter den Linden. Direction: Alois und Rudolph Ronacher. Sonnabend: Zum 43. Male: Die Welt in Bild und Tanz. Ausstattungs⸗ Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik von J. Bayer. Ballet⸗Autoren der K. u. K. Hofoper in Wien. Inscenirt durch den Balletmeister 28. Gundlach. Mitwirkende; 500 Personen. Ueberdies: Gastspiel der 16 jährigen Primadonna räul. Sophie David. Die kleine Primadonna.

elegenheitsschwank in 1 Act von Richard Gense. Inscenirt durch den Ober⸗Regisseur C. A. Sire, . n,, Vari ct s⸗Programm. An⸗ ang 2

Sonntag; Nachmittags⸗Vorstellung bei halben Preisen. Anfang 23 Uhr.

Adolph Ernst · Theater. Sonnabend: Zum bl. Male; Die wilde Madonna. Gesangs posse in 3 Acten von Leon Treytow. Couplets von G. Görß. Musik von G. Steffens. it neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Gastspiel des August Junkermann Ensemble. Zum 52. Male; Onkel Bräsig. Lebensbild in 5 Acten nach Fritz Reuters ‚Ut mine Stromtid!'. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Onkel Bräsig.

. Hohen elern . Galerie Lehrter Bahnhof. 1 M Sonntags 50 59. Gr. histor. Rundgemälde 1640 - 1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9 9.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs ⸗Parck (Lehrter Ba ; n, mn , dart ,,

Concerte.

Contert · Gaus. Sonnabend, Abends 7 Uhr: Concert, veranstaltet von der Berliner Sänger⸗ schaft zur Feier ihres 30 jährigen Bestehens unter gütiger Mitwirkung der Concertsängerin Frau Betty Waibel.

Vorher: Der nene Gauhmed. (Café

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 75 Uhr. Klavier ⸗Abend von Josef Slivinski.

Circus Renz (Carlstraße) Sonnabend, Abends

7I Uhr. Parade Gala. Vorstellung unter Mitwirkung aller neu engagirten Kunstspecialitäten ersten Ranges. Vorstellung des gesammten in der Pantomime mit⸗ wirkenden Personals (Damen und Herren). Auf⸗ treten des anerkannt besten Schulreiters der Welt Mr. James Fillis mit seinem Vollblutpferde, Markir“. Great Steeple chasse von 6 in Freiheit dressirten Springpferden, dressirt und vorgeführt vom Director Dam Renz. Concurrenz⸗Schulreiten der beliebten zamen Clotilde Hager und Oceana Renz in preu—⸗ ßischer Husaren⸗ Uniform. Das Springvferd Carmen“, geritten von Mme. la Baronne de Bellefoi ꝛc. Zum Schluß der Vorstellung: Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth. Gr. Land⸗, Wasser⸗ und Feuer⸗Schauspiel mit Nationaltänzen von 70 Damen, neu arrangirt vom Director Franz Renz. Neue Tanz⸗Einlagen: wehr und Artillerie (1820). 1. Garde, Regiment in der Parade⸗Uniform aus der Zeit Friedrich's des Großen“ ꝛe. ö

Sonntag: 2 große Fest⸗Vorstellungen. Nachmit⸗ tags 4 Uhr (1 Kind frei, und Abends 77 Uhr (Selgoland). Die Nachmittags⸗Vorstellung mit 64 einer Abendvorstellung entsprechendem Programm . unter persönlicher Leitung des Directors Franz

enz.

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Else Strasser mit Hrn. Pfarrer Carl Wardenberg . a. S-— Liverpool, Eng⸗ land). Freiin Wanda von Fircks mit Hrn. Lieut. Friedrich Braunbehrens (Berlin). Gräfin Helene von Holtzendorff mit Hrn. Hauptmann Hans von Hopffgarten⸗- Heidler (Niederlößnitz— Görlitz).

Verehelicht: Hr. Rittergutspächter Paul Kern mit Fil. Elisabeth Fluche (Herrndorf bei Parchwitz).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Professor Ad. Erman (Südende bei Berlin). Hrn. Ritt⸗ meister a. D. Otto Graf von der Recke⸗Volmer⸗ stein (Haus Werdringen, Westfalen).

Gestorben: 3 Baurath Heinrich von Lanecizolle (Nauen). Hr. Bernhard ,. von Muders⸗ bach (Wiesbaden). Fr. Geh. Commerzien⸗Rath Marie Dietrich, geb. Phaland (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholy. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagz⸗ gen e r, nn Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beila ge).

Hamburger Bürger

zum Deutschen Reichs⸗Anz

M 262.

Königreich Preußen.

Auf den Bericht vom 24. September d. J. will Ich dem in einer Ausfertigung wieder beiliegenden, von dem 39. General⸗ Landtage der Ostpreußischen Landschaft und der landschaftlichen k beschlossenen dritten Nachtrage zu dem Revidirten

eglement der Feuersocietät dieser Landschaft vom 1. November 1886 hierdurch Meine Genehmigung ertheilen⸗ Marmor⸗Palais, den 160. Oktober 1892. Wilhelm R. Für den Minister des Innern: Bosse. von Heyden.

An die Minister des Innern und für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dritter Nachtrag

zum Revidirten ,,, der Feuersocietät der Ostpreußischen Landschaft vom 1. November 1886.

1) Der 8 1 erhält folgenden neuen Absatz 4: ö

„Die Direction ist befugt, ausnahmsweise auch nicht abgebaute oder nicht beyfandbriefte, aber bepfandbriefungsfähige bäuerliche und städtische ö in die Societät aufzunehmen.“

2) Im 5 16 ist: ö

a. in Absatz J vor das Schlußwort „gewählt noch zu setzen: für sechs Jahre

b. als neuer Absatz 2 einzuschalten: . .

Auf Antrag eines landschaftlichen Kreistags dürfen nach Be⸗ stimmung der Direction die Wahlen für die Bezirke eines Landraths⸗ kreises von den in diesem Kreise landschaftlich Wahlberechtigten unter dem Vorsitze des Landschaftsraths oder eines von der Direction dazu ernannten Commissars vollzogen werden.“

C. Absatz 3, früher Absatz 2, wie folgt geändert: ;

Die Wahl für einen einzelnen Bezirk darf nach Bestimmung der Direction auch allein von den landschaftlich Wahlberechtigten dieses Bezirks unter dem obigen Vorsitz volljogen werden.

d. im ie Absatz 5, früher 4, statt für 3 Jahre“ zu setzen: für ahre“. 3) Der 5 12 erhält nachstehende neue Bestimmungen als Ab—

satz 4 und 5: . „Absatz 4. Die Wahleommissarien (6 10 Abs. 2 und 3) und die zum . oder zur Jury Berufenen 9 29 Abs. 2, S 39, 47 Abs. 2. § 53 Abs. 3, 5 64, § 55 Abs. 1 Nr. 4 und S 55 a) erhalten für die Reise eine der Bestimmung des General- Landtags unterliegende Pauschsumme als Reisekosten und Diäten aus der Societätskasse gezahlt. ;

Absatz 5. Die Erstattungspflicht des im Entscheidungs oder Juryverfahren Unterliegenden regelt sich nach 85 41, 47 Abs. 3, 53 Abs. 5, 64 Abs. 3 und 55 b.

4) Der § 41 wird dahin abgeändert:

5 41.

Die Kosten dieses Verfahrens hat der Unterliegende zu tragen. Wenn der Versicherungsnehmer nur theilweise unterliegt, werden . zwischen demselben und der Societät verhältnißmäßig getheilt.“ ö ö.

5) Der § 44 erhält folgende ö Fassung:

Die Gebäude mit Gewerbe⸗ oder Fabrikbetrieb ist die Direction befugt, unter Würdigung der bei den einzelnen Betrieben ob— waltenden Feuersgefahr nach ihrem Ermessen in niedrigere Klassen als ö. ihrer Bauart einzustellen oder mit besonderen Beiträgen zu belegen.

Auch kann die Direction diese Gebäude in der Höhe der Ver— ,. beschränken, sowie die Fortdauer der Versicherung an

efondere Bedingungen knüpfen und diese Versicherungen jeder Zeit mit dreimonatlicher Frist kündigen.

Wirthschaftsgebude mit Dampfapparaten werden mindestens eine Klasse niedriger als nach ihrer Bauart versichert. Wirth⸗ n,, mit Dampfapparaten ohne Motoren können aber nach Ermessen der Direction noch innerhalb ihrer Bauartsklasse versichert werden . .

6) Fm § 46 Abs. 1 sind als Beiträge in der ersten Klasse statt 16 Pf. . ö f.

7) Im § 53 wird der Abs. 5 dahin geändert:

Abs. 5. „Die Kosten des obigen Verfahrens hat der Unter⸗ liegende zu tragen. Wenn der Versicherte nur theilweise unterliegt,

33 . ten zwischen demselben und der Societät verhältniß⸗ getheilt.“

Qnter 8 55 sind folgende neue Bestimmungen einzuschalten: . S 55 a.

achtet die Jury (5 55 Nr. 4) Handlungen oder Unter⸗ gen des Versicherten, welche die Feuersgefahr steigern, zwar wiesen, eine r , n desselben aber nicht für geboten, sie berechtigt, dem Versicherten theilweise Selbstversicherung

legen.

ie Höhe der Selbstversicherung bestimmt die Direction. Die getroffene Entscheidung tritt mit der Eröffnung an den ersicherten in Kraft, die bisherigen Beiträge sind aber noch bis

blauf des Vierteljahrs zu .

6 Fällt der Wahrspruch der Jury (G6 55 Nr. 4 und § 55 n) zen den Versicherten aus, so trägt dieser die Kosten des Ver— hrens; andernfalls hat die Societätskasse die Kosten zu zahlen.“ 9) Im § 64 wird der Abs. 3 dahin geändert:

Abs. J. Die Kosten des Verfahrens hat der Unterliegende tragen. Wenn der Beschädigte nur theilweise unterliegt, werden 6 zwischen demselben und der Societät verhältnißmäßig

gzetheilt.“

10 Im 5 66 Abs. 2 sind am Schluß noch die Worte ügen:

, oder wenn die Trümmerschäden sich von den Brandschäden

nͤicht trennen lassen.“

11) Im § & ist: a. bei Nr. 4 die Zahl 33 vor General ⸗Landtage“ zu streichen,

und

b. die Anmerkung anderweitig nachstehend gefaßt bezw. erweitert:

.J. Bei dem Gebrauch von Locomobilen neben Ge— äuden muß die Locomobile . .

13 nach Wahl des Besitzers mit einem patentirten Petz old⸗ hen Feuerlösch-Tpparat oder einem Funkenfänger von Garrett and ßons aten Grahams System, englischs oder C. S. St ru be

Buckau eigenes Patent oder, falls in Zukunft noch anerkannt ssere und ebenso sichere Apparate erfunden und deren Anwendung jn der General-Feuerfocietäts-Direction gestattet werden sollten, mit esen versehen sein; .

2) von maffiven Gebäuden mit feuersicherem Dache, wie sie in asse J versichert werden, mindestens 6 m;.

3) von den anderen Baulichkeiten und Getreidediemen 10 m und

4) von Vorräthen leicht brennbarer Gegenstände: Stroh, Dünger,

Erste Beilage eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1892.

Berlin, Freitag, den 4. November

Reisig, Hol u. s. w. mindestens 18 m mit Ausnahme des ein ta ich . 2 an Brennmaterial entfernt aufgestellt werden und bleiben;

5) der Aschkasten der Locomobile muß mit Wasser gefüllt erhalten werden und neben derselben ein mit Wasser gefülltes Gefäß, in welches die Schlacken zu werfen sind, stehen;

6) die Locomobile ist, sobald ihr Gebrauch aufhört oder unter⸗ brochen wird, abzufahren, oder zu bewachen, oder das Feuer darin zu löschen; das Feuer herauszuziehen ist nur bei einer erf fon m ah der Locomobile, durch Wassermangel herbei . erlaubt, jedoch ist das in solchem Fall herausgezogene Feuer sofort zu löschen.

Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden, so tritt die Ver⸗ sicherung vom Auffahren der Locomobile an bis 24 Stunden nach dem Abfahren außer Kraft. Beschluß des 33. General⸗Landtags.

II. Bedingungen für die Aufstellung und Benutzung von Locomobilen in Gebäuden. A. Bedingungen für die Aufstellung.

1) Das Hauptgebäude, in welchem die Locomobile, oder an dem sie in einem besonderen Kesselhause aufgestellt ist, muß feuersichere Bedachung haben. ; ;

Ebenso müssen auch diejenigen anderen Gebäude, welche weniger als 20 m von dem Schornstein der Locomobile entfernt stehen, feuer⸗ sicher gedeckt sein. ĩ

2 Wenn die Locomobile in dem Hauptgebäude selbst unter⸗ gebracht wird, so ist sie in einem besonders dazu eingerichteten Raum aufzustellen. ö. ;

Die Wände dieses Raums müssen, falls sie nicht massiv sind, mit gebrannten Ziegeln mindestens J Stein stark verblendet und der Fußboden muß mit Steinen oder Ziegeln gepflastert sein.

Die Decke des Raums ist, wenn sie nicht massiv, mit einer 8 em starken Estrichlage zu versehen und von unten her gegen die aus 1 Hitze mindestens 50 em um die Oeffnung durch Eisenblech zu schützen. ö

Def nnen oder Thüren dürfen nur auf einer Seite des Raums angebracht werden, die von der Feuerung abgekehrt ist.

Die Thüren sind während des Betriebs geschlossen zu halten.

3) Die Wand zwischen Kesselhaus und Hauptgebäude ist, falls sie nicht massiv, an dem vom Kesselhaus begrenzten Theil mit gebrannten Ziegeln mindestens 3 Stein stark zu verblenden. ;

4) Der eiserne Schornstein der Locomobile muß mindestens 6 m über das Dach hinausreichen und bei der Aufstellung in einem be— sonderen Kesselhause außerdem die Dachfirst des J Haupt⸗ gebäudes um mindestens 75 am überragen.

5) Der Schornstein ist mit einem der von der Direction zu— gelassenen Funkenfänger zu versehen, welcher so zugänglich sein muß, daß er leicht gereinigt werden kann. .

6) Der Schornstein muß überall 20 em vom Holzwerk frei bleiben und an der Stelle, an welcher derselbe durch das Dach tritt mit einem Mantelblech umkleidet sein. Falls der Schornstein dur

,, Räume führt, ist derselbe überdies mit einem eisernen lw zu umkleiden, der 5 am vom Rohr bleibt.

7) Bei Aufnahme der Kataster über die Versicherung der be— treffenden Gebäude ist der Bautechniker der Societät auf Kosten des Versicherers zur Begutachtung zuzuziehen.

B. Bedingungen für die Be nutzung.

8) Während des Betriebs muß der verschließbare Aschkasten stets mit Wasser gefüllt sein, wenn nicht ein gemauerter Aschenfall vor⸗ handen ist. 23 . .

9) Daneben ist stets ein Gefäß mit Wasser gefüllt zu erhalten, in welches die Schlacken zu werfen sind. .

10 In dem Locomobilenraum dürfen mit Ausnahme des ein⸗ tägigen Bedarfs an Brennmaterial keine leicht brennbaren Stoffe aujbewahrt werden. . .

11) Die Locomobile ist während der Betriebspausen nicht ohne Bewachung zu lassen. Wird der Betrieb eingestellt, so muß für völlige Auslöschung des Feuers gesorgt werden.

12) Falls die Locomobile außerhalb des Gebäudes benutzt werden soll, ist das Feuer in derselben sorgfältig ene und die Dampf⸗ spannung im Kessel auf höchstens 3 Atmosphaͤre herabzumindern. Die Abfahrt der Locomobile darf vor Ablauf von 2 Stunden seit dem Auslöschen des Feuers nicht erfolgen. .

ir die Wiedereinfahrt gelten dieselben Bestimmungen.

enn die obigen Bedingungen nicht sämmtlich erfüllt werden, so tritt die Versicherung des ganzen Gehöfts von dem Anheizen der Locomobile bis 24 Stunden nach dem Auslöschen des Feuers, im Falle zu 12 aber bis 24 Stunden nach der Abfahrt oder Wiedereinfahrt der Locomobile, außer Kraft. Beschluß des 39. General ⸗Landtags.“ 12) Hinter § 10 ist e,.

§ 10a. ;

Die Direction ist befugt, behufs Anlegung von Blitzableitern an den bei der Societät versicherten Gebäuden Beihilfen bis zur Hälfte der Anlagekosten zu gewähren und diese Anlagen auf Kosten der Societät revidiren zu lassen. .

Die Beihilfe ist ohne Zinsen aus den Annahmebeiträgen oder baar zurückzuerstatten, wenn die betreffende Gebäudeversicherung vor l von 10 Jahren seit Empfang der Beihilfe aus der Societät

eidet.

An den bei der Societät e,, Gebäuden kann die Direction auch solche Blitzableiter ostenfrei revidiren lassen, zu denen sie keine Beihilfe gewährt hat.“

Vorstehender Nachtrag zum Revidirten Reglement vom 1. No⸗ vember 15856 entspricht wortgetreu derjenigen Fassung, welche derselbe durch die Beschlässe des ordentlichen 39. General Landtags der Qst preußischen Landschaft erhalten hat, und wird hiermit zum öffentlichen Glauben ausgefertigt. ;

Königsberg, den 28. März 1892.

6 8) nn, der Ostpreußischen Landschaft. o n.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Lage der chemischen Industrie

wird aus dem Regierungsbezirk Aachen geschrieben: ; chemischen Industrie zeigt sich im ole , belebtere Kauflust. In Chlorkalk hat die eingetretene Cholera stürmische Nachfrage ge⸗ schaffen, die aber den hiesigen Werken, die 6 ahreslieferungs⸗ verträge gebunden sind, wenig Vortheile . at. Doch konnten für das kommende Jahr bereits mehrere große Geschäfte zu beseren als diesjäßrigen Preifen abgeschlossen werden; der Grund hierfür ent darin zu liegen, daß die Chlorkalk-⸗ Confumenten, durch die diesjährige rapide Steigerung der Preise er⸗ schreckt, frühzeitiger als fonst zu geschehen pflegt. Deckung für ihren nächstjährigen Bedarf fuchen. Der Preis für chlorsaures Kali hat sich ebenfalls gehoben, und für große Posten konnten in diesem Artikel pro 1353, hauptfächlich nach Amerika, zu guten Preisen Verträge abge⸗

In der

schlossen werden.

Arbeiterwohnungen. = Die Bestrebungen zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse der Arbeiter der Stadt Aachen haben weitere Ergebnisse geliefert. Die dort seitens der Firma Gebrüder Voßen geplanten sechzehn kleinen Wohn⸗ häuser sind fast alle fertiggestellt Die „gemeinnützige Ba n esellschaft zu Aachen und Burtscheld! hat nach Fertigstellung drt & großer Arbeiterwohnhäuser die Ausführung eines vierten in Angriff genommen.

Zur Arbeiterbewegung. .

Das socialdemokratische Centralorgan, Vorwärts“ veroffentlicht an der Spitze der heutigen Nummer zahlreiche für den Berliner Parteitag bestimmte Anträge aus den Kreisen der Parteigenossen, die sich auf das Programm, die Drganisation, die Presse, die Agitation und die Tagesordnung des Parteitages beziehen. Ferner wird heute der Bericht des Parteivorstandes an den Parteitag veröffentlicht, dem folgende Angaben entnommen sind:

Der Ausweis der Parteikasse vom 30. September d. J. weist an Einnahmen überhaubt nach 231 895 6, davon werden als allge⸗ meine“ Einnahmen bezeichnet 160 887, als Einnahmen des Darlehns⸗ contos 10 496, als Zinsen S286 M; ferner erbrachte das Parteiorgan Vorwärts, einen Uleberschuß von 39 497 M und für Maifestzeichen waren bis Ende September 11 926 0 vereinnahmt, die sich inzwischen noch um rund 3000 6 vermehrt haben; einschließlich des Bestandes am 1. Oktober beliefen sich die Einnahmen auf 233 915 6 Die Aus⸗ gaben betrugen 198 562 1; davon entfallen auf Unterstützungen 12 752, auf Proceß und Gefängnißkosten 8786, auf die allgemeine Agitation 24 485, auf Wahlagitation g980, auf Reichstagskosten 13 454, auf Maifestzeichen 11 499, auf Verwaltungsausgaben 14494 46, auf e rer e n, 65 931, auf Darlehns⸗Conto 30 000 S6, (den aus⸗ tändigen Buchdruckern wurden 20 000 6 dargeliehen); ferner wurden für Kapitalsanlage ausgegeben 27 709 S6 und es blieb am 30. September ein Kassenbestand von 7552 C6 Unter den Ausgaben für die Parteipresse sind bemerkenswerth: 11 928 , welche dier. Elsaß⸗ Lothringische Volkszeitung“, 6063 M, die die Gazeta Robotnicza“ und 4044 ½ die das Brüsseler Organ Peuple“ erhielt; mit nicht unerheblichen Summen wurde auch die socialdemokratische deutsche Pro⸗ vinzialpresse unterstützt. Das Vermögen der Partei wird nicht besonders angeführt. Was die Parteipresse anbetrifft, so bestehen gegenwärtig in Deutschland 70 politische socialdemokratische Blätter, von welchen 32 wöchentlich sechsmal, 20 wöchentlich dreimal, 6 wöchentlich zwei⸗ mal und 12 wöchentlich einmal erscheinen. Dazu kommt die in Stuttgart erscheinende Wochenrevue „Neue Zeit“, ferner zwei Witz⸗ blätter und ein in Hamburg erscheinendes socialdemokratisches Unter⸗ ,, Endlich giebt es 57 Gewerkschaftsblätter, die im wesentlichen socialdemokratische Anschauungen vertreten.

In Nürnberg fand, wie die Münchener Allg. Ztg. berichtet., eine Versammlung von Arbeitslosen statt; von den etwa 1200 Anwesenden gehörte aber nur etwa die Hälfte zu den unbeschäftigten Arbeitern. Nach einer Mde des socialistischen Agitators Segitz aus Fürth wurde eine Commission gewählt, die Vorbereitungen zur Vornahme einer Zählung der Arbeitslosen treffen soll. .

Hier in Berlin haben, wie der Vorstand des Verbandes aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter Berlins und der Um⸗ gegend bekannt macht, in der Man ometerfabrik von Graden⸗ witz sämmtliche Metallarbeiter wegen ausgebrochener Streitigkeiten die Arbeit niedergelegt. . .

In Carmaux haben gestern, wie ein Wolff'sches Telegramm mittheilt, die Bergleute die Arbeit wieder aufgenommen. Sie ver⸗ sammelten sich in ihrem Vereinshause und stiegen gruppenweise unter Absingen der Carmagnole in die Schächte hinab. Ein Zwischenfall ist dabei nicht vorgekommen. Bei der Rückkehr der begnadig⸗ ten und in Freiheit gesetzten Bergleute aus Albi fanden unter außerordentlich zahlreichfr Betheiligung der Bevölkerung lebhafte Kundgebungen statt. Die zurückgekehrten Bergleute wurden in fest⸗ lichem Zuge nach der Syndikatskammer geleitet wo ihnen von kleinen Mädchen, die rothe Kleider angelegt hatten, Willkommensgrüße dar⸗ geboten und Blumensträuße überreicht wurden. Unter den Rufen: Es lebe die sociale Revolution!“ ging die Menge auseinander.

Aus Paris wird der Voss. Itg. telegraphisch berichtet: Die Pariser Arbeiterbörse bereitet jetzt einen allgemeinen Aus stand der Arbeiter in den Ernährungsgewerben vor. Den Anfang sollen die Schlächter, Schweinemetzger und Bäcker machen; Fe hüte Zweck ist die Abschaffung der Stellenvermittelungs⸗

eschäfte.

Aus Brüssel liegt folgendes Telegramm des . D. B. H. vom heutigen Tage vor: Die Versammlung der Delegirten aller Arbeiter⸗Syndikate, der der Arbeiterpartei affiliirten politischen Vereine, sowie der der allgemeinen Stimmrechts⸗ liga beschlossen eine große Manifestation am Mon⸗ tag Abend nach Echin der für diesen Tag einberufenen Volksversammlung. Am Sonntag Morgen findet gleichfalls ein Maffen meeting statt. Am Dienstag soll zum Zweck der Manifestation bei Zusammentritt der Kammern die Arbeit ein⸗ gestellt werden.

Kunst und Wissenschaft.

Der Pokal, aus dem Seine Majestät der Kaiser bei der Feier zur Wiederherstellung der Schloßkirche in Wittenberg. ge⸗ frunken, befindet sich gegenwärtig im Besitz der Unipersität Greifs⸗ wald. Die Universität hat ihn, wie wir der Post“ entnehmen, im Jult 1801 von der Familie des Professors Dr. Brockmann für Ta0 Thaler gekauft. Es ist ein in Silber getriebener, durchweg ver⸗ goldeter Deckelpokal in gothischen Formen und. Verzierungen, die ungefähr 1520 in Deutschland üblichen Stil , ist 45 em hoch und 28 em weit. Erst kürzlich ist er von Professor Lessing grũndlich untersucht worden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind im „Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen‘ veröffent- licht. Danach ist der eigentliche Becher in Buckeln getrieben, die in zwei Reihen, jede von acht Buckeln, geordnet sind. In der Mitte ist der Körper in i edreht und dadurch eingeschnürt. Ebenso ist der Deckel in Buckeln getrieben, deren Spitzen nach oben hin gebunden sind und einen schlanken, ven einem Granat⸗ apfel gekrönten Zweig emporschießen lassen. Der hohe . zeigt Renaissancemotive, besonders in einem Kranz von

kanthusblättern. Der Becher ist in Augsburg gearbeitet; er trägt nämlich den Silberstempel dieser Stadt, den Pinienzapfen. Auf dem Hande der Fußplatte ist folgende Widmungsschrift eingegraben; -Die löbliche Uniderfitet der Churf. Statt Wittenberg verehrt dieses Braut- geschenke H. D. Martino Luthern und seiner Jungfrauw Kethe von Bore. Anno 1525. Dis Martis post festum Johannis Babtistae. In den Boden des Pokals ist das Gewicht eingravirt: wiget lot. Nachträglich ist an der inneren Seite des Deckels eine silberne Luther⸗Medallle von 1630 angebracht worden. Ueber die Schicksale des Bechers nach Luther's Tod ist nur so viel bekannt, daß er sich 1704 im Besitz des General- Superintendenten Dr. Joh. . PVaher in Hamburg befand. 1752 war er im Besitz der Maper'schen Erben in Greifswald, die ihn wieder auf Professor Dr. Brockmann vererbten. Eine Nachbildung des Pokals, die Hof⸗ Goldschmied Vollgold angefertigt hat, befindet sich im Kunstgewerbe⸗

Museum zu Berlin.