1892 / 265 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Nov 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Abgereist:

Seine Excellenz der commandirende Admiral, Admiral Freiherr von der Goltz, nach Kiel.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. November.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind, von Stettin über Lübeck kommend, gestern Abend um S/ Uhr in Kiel eingetroffen. Seine Köoͤnigliche Hoheit der . Heinrich und die Spitzen der Admiralität waren zum

pfang am Bahnhof anwesend. Ihre Majestäten fuhren alsbald unter enthusiastischen Zurufen der zahlreich herbei⸗ geströmten Bevölkerung ins Schloß.

Heute Vormittag wohnten Seine Majestät der Rekruten⸗ vereidigung der Marxinetheile bei und besichtigten am Nach— mittag die f „Wörth“ und „Kaiserin Augusta“.

Ihre Majestät reisten um 10 Uhr Vornüttags in Be⸗ gleitung des Herzogs Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗ Holstein⸗Sonderburg-Glücksburg, welcher heute früh in Kiel eingetroffen war, über Eckernförde nach Grünholz.

Nachdem der Reichstag bei einer Wahlprüfung für er— wiesen erachtet hat, daß in mehreren Orten während der Wahlhandlung für den Reichstag Vertrauensmänner der soge⸗ nannten Arbeiterpartei, welche sich im Wahllocal ein⸗ gefunden hatten, ohne in dem Wahlbezirk wahlberechtigt zu sein, aus diesem Grunde ausgewiesen worden sind, hat der Minister des Innern die Königlichen Regierungs⸗-Präsidenten bezw. den Königlichen Ober⸗Praäͤsidenten von Berlin in einem Runderlaß ersucht, derartigen mit der Bestimmung über die Oeffentlichkeit der Wahlhandlung in S9 des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 nicht zu vexeinbarenden Vorkommnissen in Zukunft durch ent— sprechende Anweisung an die Wahlvorsteher vorzubeugen. Der erwähnte Sg gestattet, wie der Minister hervorhebt, die An— wesenheit bei der Wahlhandlung allen wahlberechtigten . ohne Rücksicht auf den Wahlbezirk, dem sie an— gehören.

Seine Durchlaucht der Statthalter in Elsaß-Lothringen . von Hohenlohe ist hier eingetroffen und im Hotel ontinental abgestiegen. .

Der General⸗Inspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, General der Infanterie von Keßler hat Berlin verlassen.

S. M. Schiffsjungen⸗-Schulschiff ‚Gneisenau“, Com— mandant Corvetten⸗Capitän Stubenrauch, ist am 6. No⸗ vember in Teneriffa eingetroffen und beabsichtigt am 10. d. M. nach Vorto Grande (Cap Verdi'sche Inseln) in See zu gehen.

S. M. Kreuzer „Falken, Commandant Corvetten⸗ Kapitän Becker, ist am 7. November in Teneriffa ange— kommen und beabsichtigt, am 12. November nach St. Vin cent (Kap Verdische Inseln] in See zu gehen.

Hessen. Darmstadt, 7. November. Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Ludwig von Battenberg ist gestern von einem Prinzen glücklich entbunden worden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 7. November. Seine Königliche Hoheit der Großherzo g, der kürzlich von Seiner Majestät dem König von Sachsen zum Chef des Königlich Zach ihn Carabinier⸗ Regiments ernannt ward, nahm gestern die Meldung des Commandeurs dieses Regiments, Obersten Kirchner entgegen, der später mit dem Regiments-Adjutanten zur Großherzoglichen Tafel gezogen ward. Heute überreichte die juristische Facultät der Universität Jena dem Großherzog das erneuerte Doctordiplom anläßlich der 50. Wiederkehr des Tages, an dem Seine Königliche Hoheit zum Ehrendoctor der Facultät ernannt worden war.

Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind von den K in Stuttgart hier wieder eingetroffen.

Die Landessynode hat heute ihre Thätigkeit nach einer kurzen Begrüßung des Vorsitzenden, Landgerichts-Präsidenten Appelius (Eisenach) wieder aufgenommen.

Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 7. November. Der Landtag tritt am 14. d. M. hier zusammen.

Sach sen⸗Altenburg.

Alten burg, 7. November. Der Landtag ist auf den 15. d. M. einberufen worden.

Lippe.

Detmold, g. November. Bei den am 35, 4 und 5. . M. vorgenommenen Landtagswahlen haben nach dem „Hann. Cour.“ die Freisinnigen zwei Sitze an die Conservativen, die Liberalen einen Sitz an die Conservativen und einen an die Nationalliberalen, die Nationalliberalen einen Sitz an die Con⸗ servativen, die Conservativen zwei Sitze an die Nationalliberalen

verloren. Elsaß⸗Lothringen.

Straß burg, 7. November. An der Katholiken ver⸗ sammlung die gestern Abend stattfand, nahmen nach der „Köln. Il etwa 1500 Personen, Geistliche und Laien, Altdeutsche und iingeborene, theil Zum Vorsitzenden wurde Stadtrath Metz, ein Elsässer, zum Schriftführer der Buchhändler Bach— mann, ein Altdeutscher, gewählt. Es sprachen: der Rechts⸗ anwalt Trimborn⸗Köln über die Ausdehnung des Volks— vereins für das katholische Deutschland auf Elsaß— Lothringen, der Superior Guerber über die Schule, der Abg. Lieber über die Pflichten der Katholiken in der gegenwärtigen Zeit. Er erklärte, die Katholiken verlangten die territorkale

taillons⸗Commandeure, 48 Hauptleute, 265 Lieutenants erhöht werden, die allerdings meistens in den Colonien und im tech⸗

bundes zu sein, in der Restitution die beste Grundlage für den

Dreibund und den Weltfrieden. Der e li r, Stadtrath

Metz betonte, die Staatstreue sei eine Eigen chaft der Katho⸗

liken, und deren Bestreben sei, mit Nichtkatholiken in Frieden

J leben. Die Versammlung spendete den Rednern lebhaftesten eifall und stimmte allen ihren Ausführungen zu.

De sterreich ungarn.

Der „Budapester Correspondenz“ zufolge gilt es für wahrscheinlich, daß der Großfürst-⸗Thronfolger von Rußland auf der Rückreise von Athen nach St. Petersburg Wien berühren und dort seine Reise unterbrechen werde.

Der neuernannte Botschafter von Szoegyenyi ist gestern Abend zur Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens nach Berlin abgereist. .

Die Meldungen der Wiener Abendblätter über den Stand der ungarischen Ministerkrisis lauten wider— sprechend und gehen insbesondere über die Frage, ob das Cabinet bereits seine Demission gegeben habe, auseinander. In ungarischen Kreisen wird bestritten, daß die Demission bereits erfolgt sei, und hervorgehoben, daß die Entscheidung von dem Verlauf der morgen stattfindenden liberalen Parteiconferenz abhänge. Wie das „Neue Wiener Tagblatt“ versichert, wäre Graf Szapary unter keinerlei Umständen geneigt, an der Spitze des Cabinets zu bleiben. Nach übereinstimmenden Meldungen der Blätter wird die Krone zunächst die Ansichten verschiedener hervor⸗ ragender Politiker Ungarns einholen. Die nächste Sitzung des ungarischen Unterhauses findet morgen statt.

Im Budgetausschuß des österreichischen Ab— geordnetenhauses erklärte heute der Finanz-Minister Dr. Steinbach, die Regierung hege den lebhaften Wunsch, daß die Berathung des Budgets nicht, wie dies wiederholt ge— schehen sei, in das betreffende Verwaltungsjahr falle. Er werde es daher mit Freuden begrüßen, wenn das im vorigen Jahre eingeschlagene abgekürzte Verfahren auch in diesem Jahre Platz greife. Darauf beschloß der Budgetausschuß, das ab⸗ gekürzte Verfahren wie im Vorjahr eintreten zu lassen.

Großbritannien und Irland.

Nach dem Handelsausweise pro Oktober d. J. hat die Einfuhr im vergangenen Mongt um Az Millionen, die Ausfuhr um Ae Millionen Pfd. Sterl. gegen den gleichen Monat des Vorjahres abgenommen. Für die ersten zehn Monate dieses Jahres weist die Einfuhr eine Abnahme von Lie Millionen, die Ausfuhr eine Abnahme von 191 Millionen Pfd. Sterl. auf.

In der gestrigen ersten Sitzung der Commission zur Untersuchung der Lage der aus gewiesenen Pächter verweigerte der Vorsitzende, Richter Mathew, dem Anwalt der Grundbesitzer Carson die Befugniß, einen Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen. Carson prokestirte dagegen und er— klärte, es zeige dies, daß die Untersuchung nur zum Schein vorgenommen werde. Er und die anderen Anwälte der Grundbesitzer zogen sich hierauf von der Verhandlung zurück.

Die Handelskammer von Glasgow hat eine Denk— schrift an den Minister des Aeußern Earl Rosebery ge— sandt, worin sie ihn auffordert, die Räumung Ugandas nicht zu gestatteu.

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer theilte der Deputirte für Lyon Aynard dem Minister⸗ ,, Loubet mit, daß er ihn wegen des vorgestern in armaux vorgeko]mmenen Heraussteckens von rothen Fahnen zu befragen beabsichtige. Herr Loubet er—⸗ widerte, es seien deshalb bereits Ermittelungen an⸗ geordnet; es werde gerichtliche Verfolgung eintreten, wenn sich ergebe, daß das Herausstecken rother Fahnen stattgefunden habe. Aynard verzichtete infolgedessen auf seine Anfrage. Die Kammer beschloß, die Berathung der Inter⸗ pellation Chiché's (Boulangist) über Tongking auf die Tagesordnung der morgenden Sitzung zu sstellen. Hierauf wurde die Berathung der Vorlage über die Reform der Getränkesteuer fortgesetz;,. Der Deputirte Gauthier (Boulangist) brachte eine Inter— pellation ein über die Petitionen der Inhaber von Panama— Abligationen. Den Abendblättern zufolge erklärte der Finanz Minister Rouvier auf eine Anfrage des Deputirten Argelisès, er werde dessen Interpellation über die Recon— stituir ung der Panama-⸗-Gesellschaft in acht Tagen beantworten, da bis dahin eine Entscheidung des Gerichts zu erwarten sei.

Die französische Artillerie soll durch zwei den Kammern vorgelegte Gesetzentwürfe eine Umgestaltung erfahren. Durch das Cadregesetz für das Heer sollen die Stämme der Reserve⸗Artillerie⸗Regimenter geschaffen werden, indem bei jedem Linien⸗Regiment die Stellen eines Stabsoffiziers und von vier Hauptleuten in den Etat eingestellt werden. Geplant ist ferner die Errich⸗ tung von 2 Festungs⸗Artillerie-Bataillonen und die Zufammenfassung der nach Algerien abcommandirten Batterien zu selbständigen Verbänden. Viel weit⸗ gehender ist die Reorganisation der Marine⸗Artillerie. Diese ist jetzt in einem Regiment vereinigt, das nach dem „Temps“ unter dem Befehl eines Obersten 37 Batterien mit 4388 Mann zählt und über den ganzen Ecdball zerstreut ist. 22 Batterien und . rer⸗Compagnie stehen in Frankreich ell und sind mit 3 ferden . Künftig werden sie in 1 Brigade zu

2 Regimentern vereinigt, die 7 bespannte Batterien 3

125 Mann, 7 Gebirgsbatterien zu 1063 Mann, 9 Fuß— Batterien zu 109 Mann umfaßt und 895 Pferde und Maul⸗ thiere erhält. Wie der „Temps“ betont, ist damit aber die nothwendige Umgestaltung nicht vollendet. Zunächst hat man im Auge, die artilleristische Küstenvertheidigung der Marine u übertragen und besondere Festungs⸗-Bataillone für iesen Zweck zu bilden Bisher waren dafür Artillerie— Bataillone des Heeres bestimmt, die man ihrer Auf⸗ gabe jedoch nicht als gewachsen ansieht. In den Colo⸗ nien sollen außerdem selbständige Truppentheile, und in der Heimath die Corps⸗ und Divisions⸗-Artillerie für die beiden Marine⸗-Infanterie⸗Divisionen errichtet werden, die an dem Landkrieg theilnehmen und deshalb auch mit dem Heer zu— sammen neuerdings die großen Uebungen durchmachten. Das Offiziercorps soll um 1 8bersten, 4 Oberst⸗Lieutenants, 8 Ba—

Unabhängigkeit des Papstes und sähen, ohne Feinde des Drei⸗

nischen Dienst Verwendung finden würden.

wird, hat sich zu einem Angriff auf Egypten bewegen konnte, von Erko⸗ wits am 2. November auf Ahmet ö ezogen.

tische Posten an der Straße nach Berber, 8 Vormarsches Osman Digma's kürzlich geräumt wurde, wieder in den Händen von Stämmen, die der Regierung freundlich gesinnt sind.

Eine Depesche des Gouverneurs von Porto novo meldet: Die Truppenabtheilung des Obersten Dodds nahm am 2. d. den befestigten Ort Muako in der Nähe von Kana trotz des verzweifelten Widerstandes der Ver⸗ theidiger. Am 3. d., früh 5 Uhr, machten die ge⸗ sammten Streitkräfte der Dahomeyer einen Angriff auf die Truppenabtheilung des Obersten Dodds, wurden indessen nach vierstündigem Kampf zurückgeworfen. Die Verluste des Obersten Dodds bei den beiden Zusammenstößen betrugen sieben Todte, darunter ein Offizier, und sechzig Verwundete. Unter , befinden sich vier Offiziere. Eine weitere Depesche beziffert die Zahl der seit dem Beginn der Expedi⸗ tion auf dem Schlachtfels Gefallenen oder infolge von Krank— heit Gestorbenen auf 151.

Italien.

Nach den bisher bekannt gewordenen Wahlresultaten sind 350 ministerielle und 120 andere Candidaten ge⸗ wählt, die theils der gemäßigten Opposition, theils den Vadicalen 9 In, dreißig Wahlbezirken sind Stichwahlen er orderlich. Sämmtliche Minister und parla⸗ mentarischen Parteiführer sind wiedergewählt. Imbriani ist unterlegen, ebenso sind die Radicalen Hector Ferrari, Nathan und Santini sowie der Socialistenführer Costa nicht gewählt worden.

Spanien

Dem „Correo“ zufolge hätte der Ministec⸗-Präsident Canovas del Castillo der Königin⸗Regentin den Rück⸗ tritt des Ministeriums angeboten. Die Königin habe sich die Entscheidunz bis nach dem Besuch des portugiesischen Königspaares vorbehalten.

In Bilbao fand gestern eine carlistische Demon— stration statt. Anhänger des Herzogs von Madrid hatten zu dessen Ehren ein Bankett veranstaltet. Einige von ihnen traten auf die Balkons hinaus und brachten auf offener Straße ein Hoch auf den Prätendenten aus, den sie als Carl VII. begrüßten. Die Bevölkerung zischte und pfiff die Demonstranten asis, die alsbald verhaftet wurden.

Portugal. In Lissabon eingetroffenen Nachrichten zufolge haben in Pavona in der Nähe von Oporto anläßlich der daselbst vor— genommenen Municipalwahlen Ruhestörungen statt⸗

gefunden, bei denen eine Anzahl Personen getödtet und ver— wundet worden sein soll.

Belgien. Zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts fanden, wie „W. T. B.“ berichtet; gestern Nachmittag in mehreren Vorstädten von Brüssel Volksversammlungen statt, in denen aufreizende Ansprachen gehalten wurden. Eine größere ö von Manifestanten durchzog unter Entfaltung rother Fahnen, revolutionäre Lieder singend, die Straßen der Stadt. Am Abend wurden in der Maison du peuple drei Versamm— lungen zu gleicher Zeit abgehalten. Der Bürgermeister von Brüssel hat wegen der für heute beabsichtigten Abhaltung von Meetings auf öffent⸗ licher Straße deren Organisatoren erneut in Erinnerung gebracht, daß derartige Versammlungen im Weichbilde von Brüssel ahsolut verboten seien. Ferner sind die umfassendsten militärischen Sicherheitsmaßregeln getroffen worden. Wie das „D. B. H.“ meldet, haben die Grenadier-Regimenter, die Carabiniers und zwei Guiden-Regimenter sowie die Militärschule das Viertel besetzt, in dem sich das Palais be⸗ findet, vor dem vier Batterien aufgefahren sind. Die Zu⸗ gänge zur Kammer sind abgesperrt. Aus der Provinz ist Gendarmerie herangezogen worden. Die gesammte Polizei, die Gendarmerie und die Feuerwehr ist consignirt. In Gent ist es gestern Abend, wie „W. T. B.“ meldet, 1 Unruhen gekommen. Nach einem von etwa 4000 Per— onen, besuchten Meeting, bei dem von den socialistischen Führern aufreizende Reden zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts gehalten wurden, durchzogen etwa 20900 Theilnehmer an der Versammlung die Straßen der Stadt unter dem Absingen revolutionärer Lieder und unter Kund ebungen vor den Häusern, in denen sich die bürgerlichen und vornehmen Clubs zu versammeln pflegen. Die Polizei suchte die Manifestanten zu zerstreuen und machte zu dem Ende auf dem sogenannten Freitagsmarkt von der blanken Waffe Ge— brauch. Hierbei wurden mehrere Personen verwundet und mehrere der Tumultuanten verhaftet. Die erbitterte Menge zerbrach darauf die an den Häusern befindlichen Ab⸗ flußröhren sowie das die Bäume jenes Platzes um⸗ gebende eiserne Gitterwerk, ingleichen die dort 4 Bänke und drang mit den Bruchstücken der zerstörten Gegen⸗ stände auf die gol tern ein, die sich . Revolverschüsse wehrten. Gegen 191/ Uhr stellte ein zu Hilfe gerufenes Piquet der berittenen Gendarmerie die Ruhe wieder her.

Türkei.

Die „Agence de Constantinople“ Botschaft habe am 5. d. M. der Pforte eine Note über⸗ reicht in welcher an die rückständige Zahlung von 165 900 Pfd. als Entschädigung für die durch den Krieg geschädigten russischen Unterthanen erinnert wird. Die Agence bemerkt dazu, es sei dies mit der Kriegsentschädigungs⸗ Forderung Rußlands nicht zu verwechseln, und versichert, die kurz gefaßte russische Note streife in keiner Weise das politische Gebiet.

meldet, die russische

Griechenland.

Wie die „Politische Correspondenz“ erfährt, werden der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechen⸗ 3 Januar der Vermählung der Prinzessin Margarethe eiwohnen.

Amerika.

Nach in Paris eingetroffenen Meldungen aus Santiago vom heutigen Tage hat das chilenische Ministerium seine Entlassung eingereicht.

Afrika. Wie dem Reuter 'schen Bureau“ aus Suakim gemeldet sman Digma, da er die Stämme nicht

Der egyp⸗ shid, der wegen des

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ist jetzt

er

General Walker, der sich am 5. d. M.

nach Suakim begeben wollte, hat infolge dessen seine Reise

aufgegeben; dagegen ist der Brigade⸗General Kitchener dorthin abgereist. 22 der Abmarsch eines egyptischen Bataillons nach Suakim ist aufgeschoben worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Im 9. Düsseldorfer Landtagswahlbezirk Geldern⸗ Kempen ist an Stelle des Domkapitulars Dr. Perger zu Münster, welcher sein Mandat niedergelegt hat, der Graf Wilhelm Hoensbroech (Centrum) einstimmig mit 455 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Nr. 9 des Ministerial-Blattes für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten (herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern) vom 31. Oktober hat folgenden Inhalt: J. Allgemeine Verwaltungs⸗ sachen. Circular, betr. die Besetzung der Subaltern⸗ und Unter⸗ Beamtenstellen in der Verwaltung der Communalverbände mit Militäranwärtern. Verfügung, betr. Gemeindedienste und die An⸗ nahme von Gemeindeschreibern in den Landgemeinden. Circular, betr. das Recht zur Anwesenheit in den Wahllocalen bei den Wahlen zum Deutschen Reichstage. Nebersicht der Thätigkeit der Schieds⸗ männer für das Jahr 1891. II. Polizeiverwaltung. Gefängniß— wesen, Straf⸗ und Besserungsanstalten. Verfügung, betr. Maßnahmen zur Verhütung der a, , der Cholera in die Straf⸗ und Gefangenanstalten. III. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Circular, betreffend die zur Abwehr der Choleragefahr erforderlichen Maßregel in der staatlichen Bauverwaltung. IX. Ver- waltung für Handel und Gewerbe. Verfügung, betreffend die ge—⸗ werbepolizeiliche Behandlung von Dampfkesseln auf Prähmen und ähnlichen Schiffsgefäßen. Circular, betreffend die Umarbeitung der Statuten der Orts-, Betriebs,, Bau⸗ und Innungskrankenkassen. Circular, betreffend die Anweisung zur Ausführung des Kranken— Versicherungsgesetzes.

Nr. 45 des ‚Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar— beiten, vom 5. November, hat folgenden Inhalt: Runderlasse vom 13. und 19. Oktober 1892. Nichtamtliches: Die Schloßkirche in Wittenberg (Schluß. Fußböden aus Rothbuchenholz. Zur Schleusungsdauer bei Trozgschleusen. Fortschritte im Bau der Cisenbahn⸗Fahrzeuge. Vermischtes: Preisbewerbung für die künst⸗ lerische Ausschmückung des Rathhaussaales in Düsseldorf. PVreis⸗ bewerbung um Pläne für einen Hafen in Malmö. Wettbewerb für Pläne zur Markuskirche in Chemnitz. Preis bewerbung um den Bebauungsplan von Wien. Grabdenkmal für Karl Boetticher in Berlin. Ingenieur⸗Congreß auf der . in Chicago. Einweihung des Schullehrer⸗Seminars in Verden a. Aller. Vorstand des Arch. und Ing, Vereins in Breslau. Der Verkehr Londons. Verkehr auf den New-Vorker Hochbahnen während der Columbus⸗ feier. Geheimer Baurath a. D. Sasse in Hannover 4. Königl. Baurath, Kreis⸗Bauinspector v. Lancizolle in Nauen R.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach § 63 Str. Ges. Buchs kann der Strafantrag nicht ge⸗ theilt werden; das gerichtliche Verfahren findet gegen sämmtliche an der Handlung Betheiligte (Thäter und Theilnehmer), sowie gegen den Begünstiger tar auch wenn nur gegen eine dieser Personen auf Be⸗ strafung angetragen worden ist. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, 1IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 5. Juli 1892, ausgesprochen, daß, wenn der Staatsanwalt verabsäumt hat, gegen die übrigen Betheiligten Anklage zu erheben, das Gericht nicht die Ver⸗ handlung und Entscheidung gegen denjenigen ablehnen kann, gegen welchen der Staatsanwalt Anklage erhoben hat.

Kunst und Wissenschaft.

Im Verein für deutsches Kun stgewerbe wird morgen, Mittwoch, Herr Professor E. Doepler d. J. einen Vortrag halten über Diplome und Placate nach, Zweck und Form?. Zur Erläuterung wird eine Auswahl mustergültiger Diplome und Placate deutscher, französischer und englischer Herkunft ausgestellt sein. Ferner werden interessante moderne Pariser Fayencen aus dem Lohenzollern⸗Kaufhaus (H. Hirschwald) vorgelegt werden. Die Fitung findet Abends 8; Uhr im großen Saale des Architektenhauses staktt. Gäste sind willkommen. .

4 Die Kunsthandlung von F. Gurlitt darf das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, die Schöpfungen Arnold Böcklin's in Berlin eingeführt zu haben. Nach der unlängst vollzogenen Ueber— siedelung in die Leipziger Straße istder Kunstsalon Gurlitt's wiederum mit einer Böcklin⸗Ausstellung eröffnet worden; sie umfaßt zehn Bilder. Die 22. Böcklin's müssen vor allem in der Galerie des Grafen Schack in München studirt werden., Sein Aufenthalt in Italien, der mit der Zeit immer kürzere Unterbrechungen erfuhr, ist entscheidend für seine Kunst geworden. Sucht man nach Schöpfungen italienischer Meister, die seine Empfindung am mächtigsten förderten, so wird man immer wieder die großen Venezianer Giorgione, Tizian und Sebastiano del Piombo nennen. Auch ihnen war die Farbe Tas ausschließliche Ausdrucksmittel ihres wundersam träume⸗ rischen Innenlebens. Jedoch giebt Giorgione in seinen räthselhaften Existenzbildern fast ausschließlich still schwärmende Verzückung, sanfte Melancholie, nur selten ins mürrische gesteigert, während Böcklin den Humor und die Leidenschaft in diese Stimmungsscala einfügt, auch vor dem Grellen und Fratzenhaften nicht zurückschreckt, wenn es gilt, die Wucht der Naturgewalten besonders kräftig zu betonen, wie z. B. in dem 1878 gemalten „Kentaurenkampff. Aus einem völlig ungewissen, finstern Hintergrund tauchen die zu wirrem Knäuel . Thierleiber auf; man fühlt das Toben eines Ver— zweiflungskampfes bestiglischer Leidenschaft, alles ins traumhaft schauerliche gezogen und doch von packender künstlerischer Realität. Dann wieder in der „Meeresidylle“', die uns eine Tritonenfamilie auf einsamer Klippe schildert, welche Feinheit in der K des Seelenlebens dieser naturwüchsigen Mischwesen! Der Vater bringt eine gefangene Robbe heim, mit Stolz und Lüsternheit blickt das Meerweibchen, mit schreckhafter Neugier der Knabe auf die Beute. Der Kopf der Frau erinnert auffallend an den Frauen- typus Sebastiano del Piombo's, und doch, wie ist er in Ausdruck und Einzelform aus dem Element entwickelt, an dessen Fluthen diese Ge⸗ stalten mit ihren Trieben und Empfindungen ,, sind! Wieder eine neue Welt voll von lachender Frühlingslust, blumen sprießenden Auen, knospenden Bäumen und, beschwingten Genien zaubert Fer Meister als Hintergrund für die drei Grazien. hervor. Lichte . wie in den „Gefilden der Seligen“, vornehme

eichnung und durchgeführte Modellirung, die alle Böcklin so gern gemachten Vorwürfe entkräftet, zeichnen dieses Bild aus. Tragisches Pathos giebt die Grundstimmung ab für das von älteren Ausstellungen bereits bekannte brennende Schloß auf der Felseninsel'. Von dem burggekrönten Felskegel, der mitten im Meer aufragt und mit dem Festlande nur durch eine kühne Bogen⸗ brücke verbunden ist, schlägt ein Flammenschein zum Abendhimmel empor; erschreckte Gestalten flüchten in Booten. Diese Staffage

indeß verschwindet für den Eindruck nahezu völlig vor dem landschaft⸗

den tobenden Meereswogen, den

lichen Drama, das sich in phantastischen

zerfetzten Wolkenmassen den

Fels klippen ab⸗

pielt. Auch hier trotz der wilden Leidenschaft vornehme klassische Haltun in dem tiefen und satten Colorit. Man sollte allerdings dem Meister, der der verschmachtenden Einbildungskraft am Ende unseres Jahrhunderts so wunderbare Quellen erschloß, andern Dank darbringen als hier, wo man seine Werke in einen dunkeln, von unruhigem elektrischen Licht schlecht bersorgten kleinen Raum verbannt hat, um den Bildern eines weit geringeren Malers, die die beiden hellen Vordersäle füllen, Platz zu schaffen. Felix Possart's spanische Landschaften und Interieurs sind mit Recht als zierliche, farbensichere ,, einer an malerischen Motiven reichen Natig geschätzt, und die Vereinigung von mehr als siebzig Bildern und Studien seiner Hand thut dieser Schätzung nicht, wie das bei solcher Häufung gleichartiger Leistungen leicht geschieht, Eintrag. Neben Böcklin's großen Entwürfen spielen sie jedoch im besten Falle nur eine Rolle, wie etwa Bijet's graziöse Carmen“ neben den Tonschöpfungen Richard Wagner's. Das hätte auch bei der a,,, berücksichtigt werden sollen. . as Märkische Provinzial⸗Museum hierselbst hat,

wie hiesige Blätter melden, durch eine am 309. Oktober bei Golßen in der Niederlausitz von den Herren Stadtrath Friedel und Museums⸗ custos Buchholz nebst mehreren Museumepflegern vorgenommene Gräberfeld⸗Untersuchung eine reiche Ausbeute von Urnen und allerhand Kleingeräth erhalten. Von der Landwehr, wonach das benachbarte Dorf heißt, ist, wie die an Ort und Stelle angestellte Untersuchung ergab, nur noch ein kleiner, mit einer alten Sommerlinde gekrönter Wallrest vorhanden. Eine Untersuchung des Golßener Schloßberg ges ergab, daß dieser im Sumpf aufgeschüttet und auf einem wendischen Burgwall erwachsen ist, der im Mittelalter eine Wettin 'sche Burg trug. Das Ganze ähnelt dem Kottbuser Schloß⸗ berg. Auch die uralte frühgothische Feldsteinkirche zu Alt-Golßen scheint auf einer wendischen Wallanlage zum Schutz gegen Wasser— fluthen und Angriffe der zum theil noch längere Zeit heidnisch ge— bliebenen Bevölkerung errichtet zu sein. Die Mauern sind dem⸗ entsprechend von ungeheurer Stärke; ein an die Kirche angelehnter eastellartiger Bergfried bildet jetzt eine malerische und stattliche Ruine. Von allen interessanten Punkten wurden photographische Aufnahmen für die städtischen Sammlungen veranstaltet. . .

In Wilhelmshausen im Regierungsbezirk Cassel ist die sehr alte und historisch interessante Kirche durch Brand zerstört worden. Beim Wegräumen des Altars wurde nun, nach dem H. C.“, kürzlich in diesem e ngemauert ein romanisches Weihwasserbecken aus Sandstein mit schönen Thierskulpturen gefunden. e unter dem Altar, etwa 60 em tief, einen älteren Steinplatten⸗ fußboden, und wiederum etwa 490 em tiefer fand man eine Erd⸗ wölbung, in welcher einst ein Begräbnißplatz gewesen sein muß. da sich ein noch gut erhaltener Frauenschädel darin vorfand. Die Nach⸗ forschungen werden fortgesetzt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

. Ernte.

Im Regierungsbezirk Münster ist die Ernte durchweg als eine ute zu bezeichnen. Inebesondere sind die Winterfrüchte sowohl in Stroh, als in Korn recht ertragreich ausgefallen. Die Futterkräuter haben im zweiten Schnitt durch die Dürre im August gelitten, sind aber meistens in der Qualität gut. Die Kartoffelernte sst theilweis außerordentlich günstig ausgefallen. Der junge Roggen hat infolge des guten Wetters bei der Bestellung ein recht erfreuliches Aussehen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung s⸗ Maßregeln.

Cholera.

Pest, 7. Nevember. Von gestern Abend bis heute Abend sind hier sechzehn Personen an der Cholera erkrankt und neun gestorben. In dem Maierhofe des Dorfes Szecsany (Banat) kamen gestern neun Cholera⸗Erkrankungen und drei Cholera⸗Todesfälle vor.

Amster dam, 7. November. Aus Utrecht wird eine Cholera⸗ Erkrankung, aus kleineren Ortschaften werden insgesammt fünf Erkrankungen und drei Todesfälle an Cholera gemeldet. Nach dem vom Ministerium des Innern veröffentlichten Wochenbericht beträgt die Zahl der in Holland in letzter Woche an der Cholera Ge— storbenen 27; davon entfallen auf Isselstein fünf, Utrecht drei, Breda drei und Huissen fünf.

Lüttich, 7. November. In der vergangenen Nacht kamen hier zwei neue Cholera Todesfälle vor; die Zahl der bisherigen Cholera⸗

Erkrankungen beträgt sieben, diejenige der Todesfälle fünf.

Schweiz. Die durch Beschluß des schweizerischen Bundesraths vom 26. Oktober 1892 bedingungsweise wieder gestattete Ein und Durchfuhr von ,, Fischen, Caviar und Schal⸗ thieren aus Deutschland nach der Schweiz vgl. ‚R.⸗Anz.“ Nr. 254 vom 26. Oktober 1892 ist seit dem 8. November 1892 ohne Einschränkung zugelassen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. . An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 10 437, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. j . In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 5027, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs- Versteig erung en. .

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 7. November die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Brunnenstraße 29 b. und 290., der verehelichten Frau Kaufmann Johanna Maxie Wilhelmine Ehrlich, geb. Dreger, zu Berlin, . Konkurse, gehörig; Fläche 12,18 a bezw. lö, 20 a; für das Meistgebot von je 166 009 . wurde der Kaufmann Eduard Troplowitz, Jägerstraße 25, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Rosen⸗ berg'schen Grundstücks in der Em denerstraße 9.

Nach dem Bericht der Berliner Weißbier⸗-Brguerei⸗ Actien⸗Gesellschaft vorm. Carl Landré für das Geschäfts⸗ jahr 1891/92 war der Bierabsatz bis Ende August befriedigend. Es wurden etwa 2400 t mehr verkauft. Die Cholera⸗Epidemie hat jedoch den i n erheblich vermindert. Es sind im Vorjahre abgesetzt 69 1366 t, 1891,92 dagegen 68 9888 t. Die ,, zohen Weizenpreise haben das Erträgniß nicht unwesentlich geschmälert. Auf die Forderung an die Firma Hirschfeld u. Wolff sind bisher 25 0,0 mit 89 (68 eingegangen, die mit 33 415 zur Tilgung der Unterbilanz verwandt, während restliche 55 652 ½ dem. eg; Reservefonds, der damit seine ungefähre frühere Höhe erreicht, zurück vergütet wurden. Die Abschreibungen sind in der bisherigen Weise vorgenommen worden. . .

Die Hauptversammlung des rheinisch⸗⸗westfälischen Roheisenverbandes hat, wie die Köln. Ztg. meldet, beschlossen, in den bestehenden Preisen keine Aenderung eintreten zu lassen.

Wie das Wiener Fremdenblatt meldet, ist die Dividende der österreichischen Waffenfabrik gestern guf 24 Fl. gegen 39 Fl. im Vorjahre festgesetzt worden. ;

Bradford, 7. November. (W. T. B.) Markt ruhiger, Wolle eher flau, Garne unverändert.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 7. d. M. ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England und Nebel auf See. ;

Ferner entdeckte man

Laut Telegramm aus gKalden kirchen ist die zweite englische Post über Vlissingen vom 7. d. M. aus⸗ geblieben; Grund: Nebel. ;

Theater und Musik.

Philharmonie.

Der philharmonische Ch or brachte gestern unter Leitung des Herrn Siegfrie? Ochs Haydn's Dratorium Die Sch . zur Aufführung und ließ darin wiederum seine außer⸗ ordentliche Leistungsfähigkeit erkennen. Nicht nur der jugendlich frische Stimmenklang des Chors, sondern auch die muster⸗ hafte . in der Zusammenwirkung, die stets belebte Ausdrucksweise, die im Forte eine mächtige Tonfülle und im Piano die zartesten Abstufungen des Vortrages zeigte, brachten das erhabene Werk in würdigster Weise zu Gehör. Auch die Solop= ien waren in Händen von Künstlern ersten Ranges. Die Königliche Hof

opensängerin Frau Herzog, welche im letzten Moment noch für ihre

erkrankte Collegin Fräulein Heymann eingetreten war, leistete als Eva und Gabriel ganz e , Ihre sehr klangvolle Stimme, wie ihre bat ae n mol Auffassung erweckten mit Recht die Bewunderung der Hörer. Auch der Königlich bayerische Kammersänger Herr Vogl Tenor) war als Uriel unübertrefflich. Der Königliche Hofopernsänger Herr dlinger (Baß) truggleichfalls als Adam nach Kräften zum Gelingen des Ganzen bei, nur war mitunter ein Schwanken der Intonation zu bemerken. Die energische und umsichtige Leitung des Herrn Ochs, sowie die Tüchtigkeit des philharmonischen Orchesters ver⸗ dienen noch ganz besonders lobend erwähnt zu werden.

Das seit sechs Jahren vom Spielplan des Königlichen Schauspielhau ses verschwundene Trauerspiel Fiesko' gelangt am Donnerstag, wie schon gemeldet, neu einstudirt und neu , zum Geburtstage Schiller's wieder zur Darstellung. Es ist dies die 1I9. Aufführung des Stückes. Die Neubescßzung der Haupt⸗ rollen ist folgende: Fiesko Herr Matkowski, Leonore, seine Gemahlin, Frau von Hochenburger, Andreas Doria Herr Nesper, Julia Imperial Fräulein Poppe, Verrina Herr Klein, Bourgognino ö. Purschian, Calcagno Herr Arndt, Sacco Derr Winter, Lomellin! Herr Plaschke, Assareto Herr Hertzer, Zenturione Herr Hartmann, Romano Herr Heine, aufrührerische Bürger die Herren Link, Berthold und Eichholz, Deutscher der Leib⸗ wache Herr Siegrist. Den Mohren Muley Hassan wird Herr Vollmer oder Herr Grube spielen, da Herr Vollmer von einer zwar leichten, aber in Anbetracht der anstrengenden Aufgabe nicht zu miß— achtenden, stimmlichen Indisposition befallen ist. .

Sgra. Eleonora Duse wird mit ihrer Gesellschaft immer nur an vier Abenden der Woche spielen. Infolgedessen hat die Direction des Lessing⸗Theaters die Anordnung getroffen, daß die zur Ausgabe gelangenden Billets nicht mit dem Datum des Aufführungstages, son⸗ dern mit der laufenden Nummer der Gastvorstellun ba werden. Schriftliche Billetbestellungen für die ersten zehn Gastspielabende werden nur noch morgen entgegengenommen, da am Donnerstag der öffentliche Vorverkauf an der Tageskasse des Theaters seinen An—⸗ fang nimmt.

Im Wallner-Theater wird der Schwank „Die Großstadt⸗ luft am Donnerstag und am Sonnabend wiederholt.

Die französischen Sänger, Fräulein Maxcolini und die Herren Engel, Magnan und Miranda treten, vielseitigen Wünschen ent⸗ sprechend, im Kroll'schen Theater morgen noch einmal in Gounod's Philsmon et Baueis“ auf.

Im Thomas -‚Theater haben wegen plötzlicher Erkrankung des Herrn Directors Junkermann die Aufführungen von „Onkel Bräsig“ ausgesetzt werden müssen; dafür geht ‚Kein Hüsung“ in Scene. So⸗ bald das Befinden des Herrn Junkermann es gestattet, wird „Onkel Bräsig“ wieder auf dem Repertoire erscheinen.

Für das morgige Concert der Altistin Fräulein Ida Rosen⸗ mund im Saal Fach ue haben die Großherzogliche Hofpianistin Fräulein Elisabeth Jeppe und der Pianist Herr Leopold Carl Wolf ihre Mitwirkung zugesagt. Herr Waldemar Meyer wird am Donnerstag in der Sing⸗Akademie Werke der neueren Violin⸗-Literatur (von Goldmark, Gernsheim, M. Moszkowski und E. Naprawnik) mit Begleitung des Philhar⸗ monischen Orchesters zum Vortrage bringen, wahrend Fräulein Leopoldine von Spira den vocalen Theil des Programms übernimmt. Marcella Sembrich wird am Sonnabend, 19. November, zum ersten Mal in Berlin in einem Liederabend auftreten, der in der Phil harmgnie stattfindet. Die Künstlexin wird altitalienische Arien und Lieder von Bach und Schubert, Lieder von Tschaikowsky, Moniuszko und Gounod, die letzteren in russischer, polnischer und fran⸗ zösischer Sprache, und zum Schluß die große Arie aus Bellini's „Norma“ singen. Der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock bereits eröffnet.

Die Eröffnung der Stilbildungsschule in Bayreuth ist, wie die ‚Frkf. Ztg.“ erfährt, auf den 10. November angesetzt. Von den ziemlich zahlreich erfolgten Anmeldungen haben mit Rücksicht auf den versuchsweisen Charakter des Unternehmens vorläufig nur wenige Berücksichtigung gefunden. .

Im Seala⸗Theater zu Mailand soll die neue komische Oper „Falstaff von Giuseppe Verdi am 26. Dezember d. J. ihre erste Aufführung erleben. Inzwischen arbeitet der greise Maestro an dem vor zwei Jahren begonnenen „König Lear“ weiter.

Jagd. ;

Die Strecke der Jagd auf dem Rittergut Piesdorf, an welcher auf Einladung des Ministers des Königlichen Hauses von Wedel Seine Majestät der Kaiser theilgenommen hatte, betrug, wie die, Nat. 3.“ erfahren hat, rund 1100 Hasen, 150 Fasanen und 60 Kaninchen. Davon hatte der Kaiser 236 Hasen, 90 Fasanen, 15 Kaninchen erlegt und außerdem noch zwei Rebhühner geschossen.

Mannigfaltiges.

Der Neubau des Reichs⸗-Versicherungsamts auf den Grundstücken n,, bis 27 ist, wie die N. Pr. Ztg.“ berichtet, im Rohbau nahezu vollendet, und man hofft, das in Sand, 61 aufgeführte Vordergebäude in etwa vierzehn Tagen unter Dach zu bringen.

In der am 1. d. M. neu eröffneten städtischen Volksbade⸗ anstalt in Moabit haben vom 1. bis einschließlich 5. November 1459 männliche und 311 weibliche Personen, zusammen also 1770 Per⸗ sonen gebadet.

Die Automaten für Fahrkarten⸗Verkauf, System Simms, verkauften, wie der Nat. 3. mitgetheilt wird, in Berlin bisher insgesammt bis zum 31. Oktober d. J. 601 300 . karten und 417 600 Bahnsteigkarten. Die ausgesetzte Belohnung von 59, für die Ergreifung eines Thäters, der die Apparate böswilliger Weise verstopfte oder beschädigte, hat ihre Wirkung nicht verfehlt, indem seit der Zeit wenig oder gar keine Betriebs- störung vorgekommen ist. Der tägliche Verkauf von Karten beläuft hr auf etwa 16900 und ist noch immer im Wachsen. Dee Karten⸗

utomaten sind in jüngster Zeit auch bei der Königlichen Eisenbahn⸗ Direction zu Magdeburg, der General-⸗Direction der Staatsbahn Elsaß Lothringen zu Straßburg und der Königlichen Eisenbahn⸗Direc⸗ tion Breslau zur Einführung gelangt.

Die Festrede bei dem Bannerweihefest des Kun st gew er be= Vereins (12. November) wird Herr n, Dr. Julius

Lessing, Director am Königlichen Kunstgewerbe⸗ useum, halten.