1892 / 296 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

r' Arndt, Max Herr Matkowsky, Illo Herr Keßler, Terzky Herr

ö Ifolani Herr Vollmer, Buttler Herr Kahl, Questenberg r Vischer und den Seni Herr Link.

In der morgigen Matinée im Berliner Thegter werden außer den z. It am Kroll schen Theater gastirenden Künstlern Gemma

Bellincioni, Roberto Stagno und Juan Luria mit bereitwillig er-

tbeister Erlaubniß des Herrn Directors Engel auch die anderen in der Dper A Santa Lucia beschäftigten Solokräfte sowie das Chor⸗ und Srchesterpersonal letztgenannten Theaters mitwirken.

5m die Sperette Ber Millionenonkel“, die am 21. Dezember

im Friedrich⸗-Wilhelmstädtischen Theater zum ersten Mal in Scene geht, hat der Wiener Fomponist, Herr Adolf Müller, mehrere neue Gesangsnummern geschrieben, die speciell für die Ber= liner Aufführung 2 sind. Ihm Residenz⸗Thegter finden morgen und übermorgen Auf⸗ führungen von Sardou's Marquise“ statt. Die erste Aufführung des dreiactigen Schwank . Familie Pont⸗Biquet! von Alexandre Bisson ist nunmehr auf den 23. Dezember angesetzt.

Die österreichische Kammersängerin Frau Materna wird im Ver⸗ ein mit einigen anderen Künstlerinnen im Januar und Februar n. 3 eine Kunstreife durch Deutschland und die nordisch⸗germanischen Staaten unternehmen, die auf der Bühne des Krol l'schen Theaters beginnen soll.

Als Jubiläums-Gabe werden bei der morgen stattfindenden 100. Aufführung der „Wilden Madonna⸗ im Adolph Ernst⸗ Theater elegant ausgeftattete Souvenirhefte vertheilt werden, welche die Couplets und die Bildnisse der Darsteller aus der beliebten Posse enthalten.

Das Neue Theater bereitet als nächste Neuheit das Schau— spiel Der verlorene Sohn“ von Felix Philippi vor.

Die Altistin Fräulein Bertha Nagel wird in ihrem am Freitag im Saal Bechstein stattfindenden Lieder⸗Abend außer Schubert'schen, Schumann'schen und ar, her Liedern eine Reihe neuerer Liedcompo⸗ sstionen von Goldmark, H. Rosenfeld, M Moszkowski, A. v. Goldschmidt und Reinecke zu Gehör bringen. Mit Rücksicht auf die Nothstände in dem Nachbarort Kixdorf soll am 26. Januar 1895 im Saale der Philharmonie ein großes Wohlthätigkeit⸗Concert veranstaltet werden. Künstlerische Kräfte ersten Ranges haben bereits ihre Betheiligung zugefagt. Der Königliche Hof⸗Kapellmeister Josef Sucher hat die Leitung übernommen.

In der Freien musikalischen Vexeinigung, welche sich morgen Abend 8 Uhr im Suljzer'schen Musiksaale, Potsdamerstr. 27, versammelt, werden Schwedische Tanze für Violine und Klavier von Max Bruch, ein Klavier⸗Trio von Max Fall, sowie Lieder von Rudolf Buck, W. Kienzl, Friedrich Gernsheim, Wilhelm Handwerg und Franz Neumann zum Vortrag gelangen. Der 6. öffentliche Vortragsabend wird Donnerstag, den 39. Dezember, im großen Saale des Architektenhauses stattfinden.

Mannigfaltiges.

Die Formulare für die Selbsteinschätzung zur Staats⸗ einkommensteuer für das am 1. April 1893 beginnende Etatsjahr sind jetzt zur Versendung gelangt. Die Einlieferung muß in der Zeit vom 4. bis 20. Januar 1893 geschehen.

Der Weihnachts Bazar zum Besten des Künstler⸗Unter⸗ stů ßungsvereins wird Sonntag, den 18. d. M., Vormittags 11 Uhr, im Verein Berliner Künstler, Wilhelmstraße 2, Architekten⸗ haus, eröffnet werden. J

Den Ständeinhabern auf dem Weihnachtsmarkt ist, nach Mittheilung der Nat.⸗Ztg.“, gestattet worden, am nächsten Sonntag, mit Ausnahme der Hauptkirchenstunden, ihre Buden his R Uhr Abends offen zu halten. Ebenso soll es ihnen gestattet sein, am ersten Weihnachts feiertage, der auf einen Sonntag fällt, bis Abends 10 Uhr offen zu halten.

Die Zahl der Hunde in Berlin ist, wie wir der N. A. 3.“ entnehmen, infolge der Erhöhung der Hundesteuer stark im Abnehmen begriffen. Während 185192 noch 35176 steuerbare Hunde gezählt wurden, beträgt ihre Zahl gegenwärtig nur 26 509 und dürfte noch weiter finken, da vom J. April ab die Steuer von 20 1 in Kraft tritt.

Am Montag ist, wie der Börs.⸗Cour. berichtet, ein Wasser⸗ werk für die 5stlichen Vororte Lichtenberg, Friedrichsberg, Borhagen⸗Rummelsburg und Friedrichsfelde eröffnet worden. Die Pumpstation liegt füdlich von Friedrichsfelde in den sogenannten Fuchsbergen; das Wasser wird in vier Brunnen dem Grundwasser entnommen; das Hochreservoir befindet sich in Lichtenberg. Die An⸗ lage ist auf ein tägliches Lieferquantum von 5000 ebm eingerichtet. Die Herren Ingenieure Saweker⸗ Mannheim, von Spaner⸗Wien, Sohenemser⸗Frankfurt a. M. sind die Unternehmer.

Danzig, 13. Dezember. Ueber den in Nr. 295 des R. u. St.⸗A.“ kurz gemeldeten Speiche rbrand, dem mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen sind, berichtet die ‚Danz. Allg. Z.“: Die durch den Brand zerstörten Gebäude sind die in der Hopfengasse nach der Wasser⸗ seite belegenen drei Speicher, die Herrn Mielenz und den Frantzius schen Erben gehören: Deo, Soli und Gloria. Die Entstehungsursache des Feuers ist bisher noch nicht bekannt geworden Zur Meldung ist es ge⸗ kommen durch den Offizier du jour, der auf seiner Ronde um i lig he ch in dem Speicher Gloria Feuerschein bemerkte und bald darauf Flammen aus dem Dache aufsteigen sah. Von der sofort benachrichtigten und schnell eingetroffenen Feuerwehr drangen zehn Mann der Handwerker⸗ abtheilung in den brennenden Speicher. Plötzlich brach in dem unter ihnen gelegenen fünften Stockwerk Feuer aus, so daß sie sich rings vom Feuer umgeben sahen. Sieben Mann konnten sich zurückziehen, während für die drei anderen der Rückzug unmöglich war. Sie mußten den Sprung in die Tiefe wagen. Einer von ihnen blieb gleich todt liegen, während die beiden andern Beinbrüche, Armbrüche und andere erhebliche Verletzungen erlitten. Vom Infanterie⸗Regi⸗ ment Rr. 128 waren 120 Mann zur Bedienung der Druckwerke commandirt. Erst gegen Morgen wurde man Herr des Feuers. Als man nun die Zahl der Feuerwehrleute feststellte, fehlten noch drei Mann, die wahrscheinlich ihr Grab unter den Trümmern gefunden haben. Heute in aller Frühe begaben sich der Regierungs⸗-Präsident von Holwede, der Bürgermeister und der Vorsteher der Kauf . mannschaft auf die Brandstelle. Die in der Nähe der Brand— stätte ankernden Schiffe mußten bald nach 1 Uhr wegen der Brand⸗ gefahr fortgebracht werden. Auch der Branddirector Bade ist, wenn auch nicht sehr erheblich, durch einen herabfallenden Stein

am Fuße

verletzt worden, so daß er die Brandstelle v 3 . mußte. 5. *

gs standen die Trümmer noch immer in Flammen, da man wegen g des jeden Augenblick zu befürch⸗ tenden Zusammensturzes nicht Tan den eigentlichen Feuerherd im Innern gelangen konnte. Ebenso war es nicht gelungen, die unter dem Schutt begrabenen Verunglückten hervorzuschaffen.

Athen, 14. Dezember. Einer Depesche des W. T. B.“ aus Trikala zufolge wurde der türkische Notable Chaireddin Bev von einer Räuberbande gefangen und gegen ein Lösegeld von 2 türk. Pfund auf einem Punkte an der Grenze wieder frei⸗ gegeben.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Wien, 14. Dezember. (W. T. B) Der Erzherzog Franz Ferdinand ist, von seinen Eltern und Geschwistern begleitet, heute Vormittag nach Triest abgereist, wo Höchst⸗ derselbe sich morgen zu seiner Reise um die Welt einschiffen wird.

Paris, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Situation wird im allgemeinen für sehr ernst angesehen. Die conser—⸗ vativen Blätter sagen, die Panama-⸗Affaire bedeute den völligen Zusammenbruch der herrschenden Partei. Aus dem gestrigen Ministerrath wird erzählt, es hätten noch weitere Mitglieder des Cabinets ebenfalls die Absicht ausgesprochen, zu demissioniren, und wären nur durch die Erklärung des Präsidenten Carnot, in solchem Falle gleichfalls zurückzutreten, bewogen worden, die Absicht aufzugeben.

Die Panama⸗Untersuchungscommission wird heute Constans und Clémenceau vernehmen.

Das Journal „Libre Parole“ behauptet, der ehemalige Minister und jetzige Senator Dev es sei der wirkliche Em⸗ pfänger des unter dem Namen Castelbon einkassirten Checks der Panama⸗Gesellschaft.

Sofig, 14. Dezember. (W. T. B. Die „Agence Balcanique“ erklärt, die bulgarische Regierung habe bisher von Rußland nicht die Rückzahlung gewisser Summen, welche Rußland Bulgarien schulde, verlangt. Dagegen ver⸗ laute gerüchtweise, die bulgarische Regierung werde anläßlich der demnächstigen Bezahlung von? Millionen Rubel Occu⸗ pationskosten gewisse bei der russischen Gesandtschaft in Bukarest hinterlegte Legate für die bulgarische Nation recla⸗ miren und die Herausgabe der ungesetzlich zurückbehaltenen Archive der bulgarischen Vertretung in Belgrad aus der Zeit verlangen, in der Rußland während des erbisch⸗bulgarischen Krieges die bulgarischen Interessen in Serbien vertrat.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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t vom 14. Dezember, r Morgens.

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Dunst, Nachm. Schnee. Nachts Schnee. unter dem 3) Nachm., Morg. Regen. ) Abds⸗ Nachts Regen. der Frau 3) Nachts Schnee. c) Dunst. I) Gestern Regen.

Nebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Maximum über 770 mm liegt mitten in Frankreich gegenüber einem Minimum unter 47 mm nördlich von Schottland, sodaß über den britischen Inseln und meist auch noch über dem Nordseegebiete südwestliche Luftströmung vorherrscht. In Deutschland ist das Wetter ruhig, kälter, im Nordwesten aufklärend, sonst allenthalben trühe; viel- Ech ist Niederschlag gefallen; größtentheils ist wieder leichter Frost eingetreten. Ueber den britischen In⸗ seln hat wieder Erwärmung stattgefunden, welche sich demnächst wieder ostwärts ausbreiten dürfte.

Deutsche Seewarte.

Theater ⸗Anzeigen.

5 Regen

2 bedeckt

Lhalb bed.

2 wollig still Nebel

2 bedeckt

1Schnee

1 bedeckt

7 Uhr. Sonnabend:

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Donnerstag,

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Dienstag,

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1 Uhr:

reise.

Flavio Ando.

Sonnabend: dame.

aus. 259. Vorstellung. Tiamileh. Romantische Anfang i Uhr.

Dper in 1 Act von G. Bizet. Tert von L. Gallet, deutsch ö 5 ebemann.

Sonntag: Der Lebemann.

von L. Hartmann. Tanz von E. Graeb. In Scene ge⸗ setzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapells· meister Weingartner. Bajazzi (Pagliazri). Oper in 2 Acten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig , In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur 13 Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang r.

Schauspielhaus. 279. Vorstellung. Donna Diana. Lustspiel in 3 Aufzügen, nach dem Spanischen des Don Augustin Moreto, von West. In Scene

it vom DOber⸗Regisseur Max Grube. Anfang Uhr.

; Freitag: Opernhaus. Keine Vorstellung.

Vierter Symphonie Abend der Königlichen Hof- kapelle. Anfang 75 Uhr. Müller. Schauspielhaus. Lustspiel Roeber. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Max Grube. Die gelehrten

Schauspielhaus. Neu Wallensteins Lager. Die Piccolomini. Sonn⸗ tag: Wallenstein's Tod. Vom 22. Dezember bis 4. Januar:

Schiller ⸗Cyelus. 22. Dezember: Freitag, 24. Dezember: Kabale und Liebe. Sonn— fag, 25. Dezember: Fiesco. Montag, 26. Dezember: Don Carlos. Dienstag, 27., Mittwoch, 28. De⸗ Wallenstein⸗Trilogie. 29. Dezember: Maria Stuart. Die Braut von Messina. 2. Januar: Die 3. Januar: Demetrins. Mittwoch, 4. Januar: Wilhelm Tell.

Deutsches Theater. Donnerstag: Lolo's Vater. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Don Carlos.

Sonnabend: Die Kinder der Excellenz.

Sonntag: Die Jüdin von Toledo.

Berliner Theater. Donnerstag, Nachmittags in ] hr: Mit Allerhöchster ö,, Seiner von A.

Majestät des Kaisers. Best

rotectorate Ihrer Königlichen Hoheit spiel). rbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen stehenden Charlottenheim“ spiel in einem Aufzug von Adolf Wilbrand. Hier⸗ auf: A Santa Lucia. Melodrama von Cognetti. Musik von Pierantonio Tasca. Erhöhte Preise.

Abends 7 Uhr; Dora.

Freitag: 16. Abonn ements⸗Vorstellung. Macbeth.

Sonnabend: Nora.

Cessing⸗ Theater. Donnerstag: Die Orient⸗ Anfang 7 Ubr.

Freitag: 13. Gastspiel von Cleongra Duse mit ihrer Gesellschaft unter der Direction von Cav. Cavalleria rusticana. La Locandiera.

14. Duse⸗Abend.

1 . Wallner · Theater. Dennerstag: 46. Sast · Vor Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ de, . des Lessing Theaters:

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Donnerstag: Zum 20. Male in neuer Bearbeitung: Das verwunschene S loß. Operette in 3 Auf⸗ zügen von Alois Berla. Uhr. ö In Scene gesetzt von Julius ig fc Dirigent:; Freitag: Dieselbe Vorstellung. Herr Kapellmeister Federmann. An

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

in 3 Acten von Zell und Gense.

280. Vorstellung. Die Philo⸗ in 1 Aufzug von , . egisseur

ulda. In Scene ge⸗ . Dieselbe Vorstellung. Anfang Nächste Novität:

einstudirt: . Kroll's Theater.

Zimmermann. Anfang 77 Uhr.

Die Räuber.

Donnerstag, Freitag, 30. De Anfang 74 Uhr.

Montag, , Logierbesuch. Jungfrau von Orleans. Sonntag, Nachmittags 23 Uhr:

Turandot. händlerin. (Halbe Preise.)

Zum 83. Male; Die a t M ouis Gundlach. Ballabile: Ein Drachenfest.

ct von H. F. Musik von - Braun. Matinse zum en des Anfang 71 Uhr.

Jugendliebe. Lust⸗! von Regel. Musik von Mader.

Madonna. Anfang 74 Ubr.

gratis. . . Dieselbe Vorstellung.

ĩ ; In Vorbereitung:

Die Camelien⸗ sangẽvosse in 3

Mannstãädt.

Musik von G. Steffens.

Die Großstadtluft. unter ; schauspielers Max Hofpauer.

bayerisches

kit n Gar Min bh,. ihr

ang 7 Uhr.

Sonnabend: Die schöne Helena. In Vorbereitung: Der Millionen onkel. Operette Lehrter Bahnho Musik von Adolf

Residen ) Theater. Direction: Sigmund dauten · burg. Donnerstag: Marquise. Lustspiel in 3 Acten 2 ö ? Max ö Frauen, Lustspiel von Vigtorien Sardou. Deutsch von Robert Buch⸗ . : , in 5 Aufzügen von Jean Baptiste Molisre. In holz. Anfang 74 Uhr. ; deutschen Versen von Ludwig setzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. ö . Familie Pout⸗Bigquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson.

Donnerstag:

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4j5).

Donnerstag: Zum 13. Male: Logierbesuch. Schwank in 4 Aufzügen von R. Weber und Max Löwenfeld. Karl Menyder ˖ Concert.

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Welt und Tanz. Ausstattungs Ballet von Gaul und hervorzuheben: k von J. Bayer. Inscenirt durch vor eführt von Herrn Oscar Ren Das grandiose chinesische Schulpferd,

500 Personen.) Das Baby. ,, Schwank —ᷓ . Eouplets Clown Misko (August). Auftreten sämmtl. Kunst

Inscenirt durch C..

Imro Fox, amerikanischer Prestidigitateur (Gast⸗˖ r ,. Dag oder: Ebbe und Fluth. Großes

In Vorbereltung: Die Sirenen⸗

Haßreiter. (Repertoirestũck der Wiener Hofoper.)

Adolph Ernst Theater. Donnerstag: Jubi⸗ läunis⸗Vorstellung. Zum 100. Male: Die wilden . —1—2 2 —:Ä1—ͤ2 Gesangsposse in 3 Acten von Leon Treytow. Couplets von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesegzt von Adolph Ernst.

Jeder Besucher der am Donnerstag stattfindenden Jubilãumẽs⸗Vorstellung erhält ein Souvenir⸗Exemplar

Modernes Babylon. Ge⸗ cten von Ed. Jacobson und W. Couplets theilweise von G. Görß.

Thomas ⸗Thenter. Alte Jakobstraße Nr. 30. Donnerstag: Ensemble⸗Gastspiel der Münchener Direction des Königlich Baverischen Hof⸗ ; Zum 6. Male: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. e olksstũck mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ zügen von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Die Handlung spielt in Grasweg und Umgebung. Im 3. Act: Schuhplattl⸗ Zither Soli: Albert Sageser.

De, , , . . I 1 Sonntags 50 4. Gr. histor. Rundgemãlde 1640 1890. Geöffnet O9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9— 9.

Arania, Anstalt für voltsthümliche Naturkunde.

Concerte.

Sing Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Concert des Violin Virtugsen Carl Markees mit dem Philharmonischen Orchester unter gütiger

Zar und

Gre, . in Freitag: Wala Vita. Melodrama in 3 Acten Leit des J ö von N. Daspuro. Musik von Umberto Giordano. e,, . ,, .

sowie unter gefälliger Mitwirkung der Toncertsängerin Fräulein Jacoba Elling.

Concert · Gaus. Donnerstag, Abends 7 Uhr:

Dienstag. 20. Dezember: Fest⸗ Feier. Souper und Familien⸗Ball zum 25jährigen Bestehen des Die Liebes. HBauses. Abends 8 Uhr. Karten à 5 4 im Bureau des Hauses.

Circus Renz (Carlstraße.) Donnerstag, Abends in Bild 71 Uhr: Große Vorstellung. Aus dem Programm Prinz Carneval und sein 8,

; ö Solon, chi eritten von Frl. Clotilde Hager. (Mitwirkende: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde . Markir'. Punsch! Ponyhengst, komische Original⸗Dressur vom A. Friefe sen. specialitãten J. Ranges. Zum Schluß: e. Auf

; and⸗, Wasser. und . National⸗ nsel. Ballet tänze von 827 Damen. Neue Einlagen, u. a.: Auf⸗ horeogr. von zug der Leib-Garde⸗A1rtillerie )

Treitag, Abends 71 Uhr: Große Vorstellung.

Sonntag: 2 große Fest⸗Vorstellungen. Um 4 Uhr (ein Kind freih und um 79 Uhr.

Familien⸗Nachrichten.

Verlebt: Frl. Martha Siegert mit Hrn. Forst= Assessor Otto Bringmann (Grafenort = Forsthaus Krummendorh). .

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Professor Dr. M. Dennstedt (Berlin) = Hrn. Regierun s8⸗Rath Reich ich. 66. Prem. Lieut. Friedrich Bobsien (Borna). ine Tochter: Hrn. Ritt⸗ meister Karl von Rohr (Züllichaup. Hrn. Frhrn. von Seckendorff⸗Meuselwitz ( Brodelwitz b. Raudten).

Gestorben: Hr. General⸗Major z. D. Ferdinand von Diezelsky (Potsdam). Fr. Elise von Bodelschwingh, geb. Freiin von Stein Karlsruhe). 9 Amtsgerichts Rath Anton Vosberg (Breslau).

QOber⸗ Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Berlin:

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Anfang

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 296.

Dentscher Reichstag. 14 Sitzung vom Dienstag, 13. Dezember, 12 Uhr.

Aus der auf der Tagesordnung stehenden ersten Berathung des Gesetzentwurfs über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres haben wir in der Dienstags-Nummer bereits über die Reden des Königlich sächsischen Kriegs⸗-Ministers, GeneralLieutenants Edler von der Planitz, des Abg. , , . von Stumm und den ersten Theil der Rede des Abg. Dr. von Bennigsen berichtet. Wir fahren nun mit der Berichterstattung über die Rede des Abg. r. von Ben⸗ nigsen fort, indem wir des Zusammenhanges wegen seine allgemein politischen Betrachtungen, die schon kurz erwähnt wurden, ausführlicher wiederholen:

Abg. Dr. von Bennigsen (ul) fortfahrend: Wenn der Yrei⸗= bund über kurz oder lang in einen Coalitionskrieg mit unseren Nach⸗ barn verwickelt werde, könne von Deutschland nicht verlangt werden,

7;

daß es allein nach zwei Seiten vollkommen den Gegnern gewachsen fei, dazu seien ja noch unsere Bundesgenossen vorhanden; aber man könne don Deutschland verlangen, daß wir denen, deren Angriff vor⸗ zugsweise immer für uns bedrohlich sei, den Franzosen, gewachsen feien, um fo mehr, weil in Frankreich die allgemeine Wehrpflicht viel später eingeführt sei als in Deutschland, nämlich erst durch das Gesetz vom 15. Juli 1889, und weil die französische Bevölkerung hinter der deutschen um zwölf Millionen zurückbleibe. Wenn Frank⸗ reich numerisch hinter Deutschland so weit zurückstehe, dann sei es doch unnatürlich, daß es sowohl hinsichtlich der Friedensprãsenzstãrke als der jährlichen Rekrutenaushebung 30 00090 Mann und mehr por Deutschland voraus habe. Wenn alfo die verbündeten Regierungen

fordern, daß wir unser Heer so verstärken und verbessern, daß wir Frank⸗

reich mindestens gleich und gewachsen sind für einen künftigen Krieg, so würden wir einer solchen Forderung ernsthafte uud schwerwiegende Gründe kaum entgegensetzen können. Es werde ja militärischerseits vielfach darauf hingewiesen, daß es in Frankreich ein Leichtes sei, die weitgehendsten Forderungen für Heer und Marine durchzusetzen, die Zuflimmung aller Parteien, auch der Oppositionsparteien und Ter radicalen Gruppen, im französischen Parlament zu ge⸗ winnen. Ja, es seien sogar Fälle vorgekommen, wo das Parlament oder die Commifsionen in Frankreich die Regierung Über ihre eigene Forderung hinaus zu weiteren Forderungen gedrängt hätten. Man müsse aber bedenken, daß die Neigung zu solchen Bewilligungen naturgemäß in Frankreich eine erheblich größere sein wird wie in Deutfchland: einmal nach dem ganzen Charakter der Franzosen, der auf die militärische Gloire einen ganz unermeßlichen Werth 1. und dann nach den Ereignissen von 1370571, wo die Franzosen in ihrer sachtstellung einen schweren Schlag, eine furchtbare Ile derlage erlitten haben, für die sie an Deutschland Revanche nehmen wollen. Solche Gründe feien bei uns nicht vorhanden. Nach militärischem Ruhm geizen wir nicht, obwohl wir gewiß an Kriegstüchtigkeit weder den Franzosen noch irgend einem andern Volke untergeordnet seien; an militärischem Ruhm hätten wir aus dem letzten Kriege genug. Unsere Grenzen seien abgeschlossen, wir begehren und verlangen nicht nach neuen Ländern. Auf der andern Seite aber fei doch in der geographischen Lage Deutschlands ein sehr schwer wiegendes und gefahrdrohendes Moment vorhanden, welches uns, die Nation und Volksvertretung, antreiben müsse, die gesammten Volkskräfte zur Verfügung zu haben, um die 1870/71 ge⸗ wonnene Stellung zu behaupten und unsere nationale Existenz nicht gefährden zu lassen. (Beifall.) Allerdings sei für neue Anstrengungen auf diefem Gebiete im Volke keine günstlige Stimmung vorhanden. Er erinnere zunächst an den schweren, jetzt schon ins zweite Jahr dauernden Niedergang von Industrie und Handel, welcher selbstverständlich jede neue Steuerbewilligung schwer mache. Aber das sei es nicht allein. Es

seien manche Umstände in Deutschland vorhanden, welche eine gewisse Mißstimmung und Unzufriedenheit verbreitet hätten, zum theil in weitem Ümfange, in ganzen Schichten, in ganzen Landestheilen Deutschlands. Es sei Kritik erhoben worden gegen manche Maß⸗ regeln und Handlungen der Regierungen, Es seien gewiß große und kleine Fehler begangen worden, welche eine weitgehende Ver⸗ stimmung in deutschen Kreisen hervorzurufen geeignet gewesen seien. Die Autorität der Regierung stehe jetzt nicht so hoch und könne auch nicht so hoch stehen wie in den 70er und Soer Jahren, wo an der Hand staunenswerther diplomatischer Erfolge und militärischer Siege und des großen Gewinns der lange erträumten und erstrebten, faum in diefem Menschenalter für erreichbar gehaltenen Wiederher⸗ stellung des Deutschen Reichs der Abglanz dieser Dinge sich verbreuüete auf die Häupter des Kaisers und des Kanzlers und des großen Schlachtenlenkers, welche einen in der Ge⸗ schichte nie zu zerstörenden Ruhm an historischen Großthaten und Wohlthaten für die deutsche Nation in sich vereinigten. Beifall.) Das feien Ümstände gewesen, wie sie kaum in Hunderten ven Jahren und mehr für eine . wiederkehren könnten. Damals erfolgte ein sehr großer frischer Aufschwung des ganzen Gefühlslebens und des ganzen Willens und Schaffens des Volkes selbst, welches sich geltend machte auf allen Gebieten des politischen und wirth⸗ schaftlichen Lebens in Kunst, Technik und Wissenschaft. Das seien Zeiten außergewöhnlicher Art, und wenn solche Zeiten nicht rasch wiederkehren könnten, dann müßten sich Regierende wie Regierte daran gewöhnen, daß wir eben in einfacheren und ruhigeren Zeiten leben, wo ein derartiges Verhältniß zwischen Regierung und Bevölkerung nicht ohne weiteres herzustellen, und. fortzu⸗ setzen sei, wie es damals vorhanden gewesen sei. Eins aller⸗ dings, glaube er, spreche sehr dafür, daß man gerade in diesem Augen⸗ blick eine so bedeutende Mehrforderungen einschließende Umänderung der Organisation der Armee machen solle. Wenn man unmittelbar vor der Gefahr eines Krieges stände, wenn für die nächsten ein, zwei Jahre nur die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs des Krieges vorhanden wäre, dann würde seiner Meinung nach die verbündeten Regierungen eine schwere Verantwortlichkeit treffen, und sie würden nicht leicht zu einem solchen Entschluß gekommen sein, wesent⸗ liche Aenderungen in der Heeresorganisation und in den For⸗ mationen der Truppenkörper vorzunehmen, die im günstigsten Falle ein, zwei Jahre zu ihrer ersten Ausführung erforderten. Daß man in der Lage sei, durch den Vorrang des Infanteriegewehrs, das man zur Zeit besitze, vor anderen Ländern eine geraume Jeit noch vor dem Äusbruch eines Krieges sich gesichert zu halten, sei seiner Meinun nach ein Grund und ein entscheidender Umstand, in diesem Augenbli gerade eine sonst für nothwendi gehaltene Vorlage einzubringen, wenn auch vielleicht in der . Volksstimmung die Um⸗ stäͤnde dafür nicht besonders günstig erschienen. Gewiß erfreue Deutschland sich zuverlässiger und wohlgerüsteter Bundesgenossen. Aber das Hauptgewicht in dem großen und entscheidenden Kampfe, der uͤber kurz oder lang über Europa auszubrechen drohe, werde doch Deutschland zu tragen haben, nicht nur nach der geographiscken Lage, nein auch wegen der größeren Macht und Zahl der Bevölkerung und Rüstung, auch weil es das meiste an Gütern zu vertheidigen habe in einem solchen Kampfe. Die nationale Existenz Deutsch⸗ lands sei die jüngste und neueste, es habe mehr Gefahr zu laufen, als irgend ein anderes Land, auf das Deutsche Reich werde die Entscheidung an⸗ kommen, auf die feste, grimmige Entschlossenheit des dentschen Volkes, in einem solchen ungeheuren Wettkampf das Letzte ein. zusetzen, um das zu vertheldigen, was es besitze, und nicht

Berlin, Mittwoch, den 14. Dezember

wieder zurückzutreten in der nationalen Existenz, die es sich mit schweren Opfern erkauft habe. (Beifall.) Das Gefühl der Ver⸗ antwortlichkeit in dem entscheidenden Augenblick, wo eine solche Vor⸗ lage gemacht sei, sei, davon sei er überzeugt vorhanden nicht nur bei feinen Parteigenossen, nein, bei allen Mitgliedern dieses Hauses, bei allen Parteien, mit einziger Ausnahme der Social demokratie. Die focialdemokratische Parte. welche die Grundlagen der ganzen Heeresverfaffung und DOrganisation bekämpfe, und verwerfe, könne nicht für die Vorlage, nicht für das Ganze, nicht für einen großen Theil stimmen, Aber bei allen übrigen Parteien des Hauses werde das volle Gefühl der Verantwort⸗ lichkeit vorhanden sein für die Eng chließung. die sie jetzt mit den ver⸗ bündeten Regierungen zu fassen hätten. Wenn das vorhanden sei, dann glaube er doch und er möchte nicht irre werden an der glũck⸗ lichen Entwickelung Deutschlands daß auch hier wieder eine ülebereinstimmung gefunden werde zwischen dem Parlament und den verbündeten Reglerungen, wie man sie schon gefunden habe in manchen anderen ähnlichen schwierigen Lagen. Er hahe davon gesprochen, daß in Deutschland manche Umstände und Thatsachen auf eine gewisse Verstimmung und Unzufriedenheit hingewirkt hätten. In dem Maße, wie die Verftimmung sich hier entwickelt habe, sei sie aber durchaus un⸗ begründet, und die Aufgabe des Parlaments, der Vertretung der Nation, die zugleich auch die Führerin der Nation sein solle, werde es sein müffen, derartigen unberechtigten, zu weitgehenden, beunruhigenden, pessimistischen Strömungen entgegenzutreten, sich den Sinn und Willen und den Kopf freizuhalten auch solcher augenblicklichen An⸗ wandlung der Volksstimmung gegenüber. Es möge in Deutschland manches nicht so sein, wie es sein sollte, aber so wie es vielfach be⸗ haupket werde, und gar im Vergleich mit anderen Ländern, seien die Zusftände doch nicht. Er behaupte, daß die Zustände in Deutsch—⸗ fand in ihren Unterlagen und Erscheinungen auf politischen, wirth⸗ schaftlichen und anderen Gebieten immer noch so gesund seien, wie in keinem anderen Lande (Beifall, und daß man keine Veranlassung habe, irgend wie einen Tausch einzugehen mit demjenigen, was in anderen Ländern in dieser Hinsicht vorhanden sei. Man dürfe niemals vergessen gegenüber dem augenblicklichen wirthschaftlichen Niedergang und der Unzufriedenheit, daß man über⸗ haupt in einer Zeit des gewaltigsten Umschwunges, des ãußeren wie des inneren, aller re,, . Dinge lebe. In Staat und Gesell⸗ schaft, in Kirche und Wissenschaft, in Technik und Industrie seien in den letzten dreißig Jahren und noch fortwährend Umwälzungen über die Menschheit gekommen, die vieles Alte zerstört oder erschüttert hatten und keinezwegs überall Neues und Feststehendes an die Stelle gesetzt hätten. Man lebe in einer großen, schweren, ernsten Uebergangs⸗ zeit, die gewaltige Gegensätze neu hervorgerufen habe, Probleme unge⸗ heuerster Art, von denen die frühere Menschheit nichts gewußt habe, und in denen Verfuche der Löfung vielleicht gemacht, aber noch keine Lösungen gefunden feien. Alle diese Dinge beunruhigten naturgemäß und be⸗ angstigten die Menschheit, und wenn dazu noch die Thatsachen des augenblicklichen Lebens kämen, die auch Unzufriedenheit erregen könnten, dann sei es eben die Aufgabe aller derjenigen, die an der Spitze der Nation ständen, der Regierung und der gewählten Volksvertreter, den Kopf offen und frei zu behalten und allen Aufgaben des Staats, wichtigen und unwichtigen, immer offen und fest ins Gesicht zu sehen. Und so werde dies 6 die Aufgabe des Reichstags sein, und er sei überzeugt, der Reichstag werde sich den Verhältnissen gewachsen zeigen in diefem Falle und zu einer Verständigung mit den verbündeten Re⸗ gierungen gelangen, wenn auch keineswegs hinsichtlich der Bewilli⸗ gung der ganzen Vorlage, aber wohl hinsichtlich des wesentlichen Kerns der Vorlage und des großen Theils der Zahlen, die in ihr gefordert würden. Wenn das Gefühl der Verantwortlichkeit hier im Reichstage gewiß vorhanden sei, dann werde aber auch bei den verbündeten Regierungen dasselbe Gefühl der schweren Verantwort⸗ lichkeit vorhanden sein müssen, wie sie es von dem Reichstage forderten. Wenn die verbündeten Regierungen aus dem bisherigen Verlauf der Erörterung der Angelegenheit die Ueberzeugung ge⸗ wönnen, daß es nicht möglich sei, diese ganze Vorlage bewilligt zu erhalten, dann müßten sie sich selbst, und zwar so bald wie möglich, die Frage vorlegen: was sei davon das Wesentliche, was könne und müsse man auf dieser Grundlage festhalten, was könne man von den Zahlen nachweisen als das Dringliche und absolut Erforderliche, und auf welcher Linie könne man eine Verständigung mit dem Reichstag, bei dem der gute Wille offenbar vorhanden sei, finden? Wenn dieses Ge⸗ fuͤhl der Verantwortlichkeit und die sich darauf beziehenden Entschlie⸗ fungen bei den verbündeten Regierungen in der nächsten Zeit sich eigen würden, so sei er überzeugt, würde man im Laufe des Winters zu einer Verständigung gelangen. Und was würde denn auch geschehen. wenn diese Verständigung nicht er⸗ folgte, wenn die Vorlage von den verbündeten Regierungen unter allen Umständen in ihrem ganzen Umfange festgehalten und sie dann, wie nicht zu bezweifeln sei, abgelehnt werde von der Mehrheit des Reichstags? Die Regierung könne sich eine solche Antwort nicht gefallen lassen. Thäte sie es, es würde ein Schlag sein für ihre Rutorität, nicht nur im Innern, nein, auch für ihre ganze Stellung nach außen, den Verbündeten und den Gegnern gegenüber. Die Regie rung müffe versuchen, sich eine Mehrheit für ihre Vorlage zu ver— schaffen, sie würde also gedrängt sein, den Reichstag aufzulösen. In früheren Fällen, in Deutschland oder anderwärts, wenn man eine Auflösung mit Erfolg geplant, und durchgeführt habe, da sei für die Regierung immer eine sehr große Minder⸗ heit vorhanden gewesen, als sie in die Wahlbewegung hinein⸗ gegangen sei. Eine sehr große Minderheit sei für den ganzen Um⸗ fang diefer Vorlage nicht vorhanden. Es würde also, wenn wegen der Ablehnung der Vorlage im ganzen die Regierung auflöste, eine Verwirrung in den Wahlkampf Hineinkommen, in der Stellung der Regierung und der Parteien ein Durcheingnder, wie es über haupt noch nirgends in Deutschland dagewesen sei Zustimmung) und der Erfolg ter brauche hier gar kein Prophet zu sein würde nach aller menschlichen Berechnung der sein, daß in dem neugewãhlten Reichstag die Reigung, die ganze Vorlage zu bewilligen, eine noch viel geringere sein würde. Es würde dann aber auch viel schwieriger sein, auch andere wünschenswerthe und dringliche Vorlagen anderer Art als diese durchzusetzen, und wo stände man dann 2 Dann stände man vor der Gefahr des Konflikts. Man brauche Dieses Wort nur gusjusprecheen, um zu sehen, welche Perspective sich eröffnen könne. Den Konflikt könne ein Einzelstaat schwer ertragen, abel ein neu ins Teben gerufener Bundesstaat überhaupt gar nicht, am wenigsten auf dem Boden des Militärwesens und der mili⸗ tärischen Rüstung, dieses Rückgrats der ganzen nationalen Existenz. Deshalb werde und müsse eine e, n, , zwischen dem Parla— ment und den verbündeten Regierungen zerbeigeführt werden. Hier könne auch zum ersten Male das Parlament zeigen, wenn es sich wirklich freihalte von manchen vorübergehenden Strömungen in der Nation, wenn es wirklich dastehe als eine gleichberechtigte, . und jüngste Macht neben den alten Mächten des Staatsrahmens, was seine Bedeutung und Wichtigkeit sei. Eine glückliche Lösung dieser Frage sei nicht nur von Bedeutung für die Sicherheit und das Se h g des Vaterlandes in welter Zukunft, nein, auch für die politische Entwickelung, die Stellung der Ration in ihrer Vertretung. Diese Vertretung habe noch nicht in allen Punkten anerkannt die volle Gleich berechtigung neben den alten Mächten: Fürstenthum, Beamtenthum , Militär und Kirche. Nur durch den vollen und richtigen Gebrauch der großen Functionen,

1892.

die ihr übertragen seien, durch die kräftige aber leidenschaftslose Füh⸗ rung der Geschäfte der Nation werde sie sich nach und nach diese Stellung auch anerkannt von allen Seiten erwerben; und dazu beizu⸗ tragen werde auch jetzt wieder die Gelegenheit sein, und er hoffe, daß in Verbindung und Verständigung mit den verbündeten Regierungen das Schwergewicht des Reichstag diesmal in die Waage le gelegt werde. Würden in der Commission die weiteren Aufschluüsse und Mittheilungen gegeben, die zur vollkommenen Klarheit und zur Be⸗ urtheilung der Vorlage nothwendig seien, dann werde man allerdings das erreichen, daß man dem Auslande gegenüber den Eindruck her vorrufe, daß die Volksvertreter sich uber solche Fragen nach wie vor mit den Regierungen verständigen könnten, daß sie fest entschlossen seien, auch ihrerseits alle Kräfte anzu⸗ spannen, um in einem großen etwaigen Deutschland gegenüber Yrovo= (irten Kampf die Existenz des Reichs zu vertheidigen. Die Volks⸗ vertreter wurden damit das Vertrauen der Bundesgenossen verstärken, die Gegner zur Vorsicht und Zurückhaltung nöthigen, das Selbstgefühl der Kation erhöhen, den Frieden, wenn es möglich sei, durch eine felche gesteigerte Rüstung auf längere Zeit sichern, und wenn dem e ck! Reich dann das Unglück beschleden sein sollte, daß es noch⸗ mals in einen Krieg, einen von ihm nicht provocirten Krieg, hinein gedrängt werde, dann werde es in der Lage sein, diesen Krieg zu führen mit der gesteigerten Sicherheit des endlichen glücklichen Erfolges! (Beifall.)

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Ich bin dem Herrn Vorredner aufrichtig dankbar für die warme Weise, in der er das Verhältniß der Reichsregierung zur öff entlichen Meinung, zu der Verstimmung, die weite Kreise ergriffen hat, be⸗ sprach. Täglich muß ich mir sagen: wie ist es möglich, daß die Ver⸗ stimmung so weit um sich greift? Wie hat die Möglichkeit, diese Verstimmung zu organisiren und in einer Dpposition zusammenzufassen, von Tag zu Tag wachsen können? Erkennt denn die Nation nicht die schweren Pflichten, die die jetzige Reichsregierung übernominen hat, die Schwierigkeiten, die der Herr Vorredner so lebhaft geschildert hat, die ihr aus personellen und sachlichen Rücksichten erwachsen? Ich hoffe, daß die Worte, die er hier gesprochen hat, weit wirken werden in das Land hinein, über den Kreis dieser Räume hinaus.

Dann aber will ich meinen Dank an die beiden Herren Vor— redner richten, welche die Verhandlungen Über die Militärvorlage aus einer Menge von Einzelheiten wieder herausgehoben und auf den großen nationalen Grundgedanken zurückgeführt haben.

Der Grundgedanke ist doch der: ist es möglich, daß Deutschland in absehbarer Zukunft in eine Lage kommt, die es nöthigt, zur Er⸗ haltung seiner Existenz seine ganze Kraft einzusetzen? Und die zweite Frage: ist es möglich, die dazu erforderlichen personellen und finanziellen Mittel aufzubringen? ;

Ich glaube, man hält sich diese beiden Fragen nicht genug vor Augen, wie es in solchen Dingen oft geht, wie es im Jahre 1861 bei der Reorganisation auch ging: unter einer Menge Detailfragen, von denen der Eine diese, der Andere jene auswählt, sie für besonders wichtig hält, sie besonders vertritt, unter solchen Detailfragen tritt der allgemeine Gesichtspunkt immer mehr zurück.

Der Herr Vorredner hat richtig bemerkt, daß der Ort für die Erörterung dieser Detailfragen die Commission sein würde. Aber ich bitte nun doch um die Erlaubniß, auf einige solche Fragen noch eingehen zu dürfen, weil ich von der Ansicht ausgehe: wie unsere Wehrkraft einmal entstanden ist und sich historisch entwickelt hat, brauchen wir für jede wesentliche Veränderung in der Wehrverfassung die Theilnahme der Nation so gut, wie wir die herzliche und volle Theilnahme der Nation für jeden künftigen Krieg brauchen werden. Ss ist nicht möglich, daß ein Volk, welches seit Decennien die allge⸗ meine Wehrpflicht hat, in einen Krieg geführt wird, zu dem es seine Zustimmung nicht giebt. Ist der Satz aber richtig, so müssen wir und muß speciell die Reichsverwaltung das Bestreben haben, auch für die Organisation des Heeres in breiten Schichten der Ueberzeugung Raum zu schaffen, daß sie gut ist und daß sie dem Zweck entspricht.

Meine beiden Herren Vorredner haben die Frage berührt: wie kommt es denn, daß vielfach von älteren Offizieren abweichende Ur⸗ theile über die Militärvorlage geäußert werden? Ich, meine Herren, nehme diese Urtheile nicht schwer, auch nicht allzu ernst, weil ich weiß, daß jeder hochgestellte General die Möglichkeit hat, seine An⸗ schauungen in solchen Dingen täglich direct an den Thron zu bringen. Mit der Möglichkeit hat er aber auch die Pflicht, das zu thun, wenn er in grundlegenden Fragen einer andern Ansicht ist. Und ich habe keinen Grund, anzunehmen, daß, wenn wirklich ein Theil unserer hochgestellten Offiziere über diese Vorlage abweichende Ansichten haben sollten und geneigt sein sollten, diese Ansichten zu äußern, sie solche Aeußerungen an eine andere Stelle richteten, als an die Person des Allerhöchsten Kriegsherrn.

Ehe man sich entschloß, diese Vorlage Ihnen vorzulegen, hat man einen Versuch ausgeführt; man hat bei einzelnen Truppentheilen praktische Proben angestellt, um eine Grundlage für die Beantwortung der Frage zu gewinnen: welche Compensationen werden nöthig sein, um die zweijährige Dienstzeit acceptiren zu können? Man hat und es ist mehrfach darauf Bezug genommen worden, auch in der Presse schon früher vor einer Reihe von Jahren die comman⸗ direnden Generale gehört über die Frage, ob die zweijährige Dienstzeit durchzuführen wäre. Es ist nun durch die Presse die Mittheilung gegangen, damals sei nur e in General für die zweijährige Dienstzeit gewesen, alle anderen hätten sich dagegen geäußert. Das ist nicht ganz richtig, macht aber auch nichts aus. Das Wesentliche bei der Sache ist die Frag⸗ stellung, und die Fragstellung ich glaube, es ist im Jahre 1887 gewesen war so, daß auch ich damals gesagt haben würde: nein, es geht nicht! Inzwischen hat man, wie ich wiederholt hier betont habe, nach den Mitteln gesucht, die die Einführung der zweijährigen Dienstzeit möglich machen würden, und ist nun auf praktische Ver⸗ suche gekommen. Ueber diese praktischen Versuche sind die Vor⸗ gesetzten der betreffenden Stellen gehört worden: es liegen 31 Gut⸗ achten vor. Wenn diese Gutachten nicht alle übereinstimmen, so werden Sie daraus sehen, daß der Vorwurf, den man bisweilen macht, es würde in militärischen Dingen nur das berichtet, was oben gern gehört würde, nicht stichhaltig ist.