1893 / 3 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 3 bis 4. Ja- nuar Mittags gemeldete Cholerafälle:

Eine in Altona am 1. Januar tödtlich verlaufene Er⸗ krankung ist als Cholera festgestellt worden.

In Hamburg zwei Neuerkrankungen.

Die Nr. I des Hauptblatts der „Amtlichen Nach⸗ richten des Reichs⸗Versicherungsamts“ vom 1. Ja⸗ nuar d. J. enthält eine Bekanntmachung, betreffend einen vom Reichs⸗Versicherungsamt genehmigten Nachtrag zu den Unfallverhütungs⸗Vorschriften der hessen⸗ nassauischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft.

Die Nr. 1 der Sonderausgabe für die Invalidi⸗ täts⸗ und Altersversicherung enthält eine Bekannt⸗ machung, betreffend die weitere Ausdehnung der Bestimmungen des S4 Absatz 1 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes auf Beamte, welche von öffentlichen Verbänden oder Körperschaften mit Pensions— berechtigung angestellt sind, sowie folgende bemerkenswerthe e , mn nl

Bei der im 158 des Invaliditäts- und Alters⸗ versicherungsgesetzes . bezeichneten vorgesetzlichen Unterbrechung eines ständigen Arbeits- oder Dienst⸗ verhältnisses kommt nicht nur derjenige kalendermäßige . von vier Monaten in Betracht, welcher dem

intritt der Unterbrechung unmittelbar folgt, es können vielmehr die gedachten vier Monate auf die durch anderweitige versicherungspflichtige Beschäftigung nicht gedeckten Zeiträume der im Laufe eines Kalender⸗ jahres vorgekommenen Unterbrechungen beliebig vertheilt wer den. .

Die Unterbrechung eines ständigen Arbeits- oder Dienst⸗ verhältnisses gemäß S8 119, 1858 a. a. O. ist zwar auf die Wartezeit auch dann anzurechnen, wenn die beabsichtigte Fortsetzung dieses Verhältnisses späterhin aus äußeren Gründen unterblieben ist. Das im § 157 des In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes ausdrücklich er⸗ forderte „Versichertsein!ꝰ nach dem Inkrafttreten des Gesetzes kann jedoch in solchem Fall, wenn die Unterbrechungszeit sich über den 1. Januar 1891 hinaus erstreckt, durch das Bestehen der ge— dachten Absicht allein nicht herbeigeführt werden; es gehört dazu vielmehr noch die Thatsache des wirklichen Eintritts in ein versicherungspflichtiges Arbeits⸗- oder Dienstverhältniß nach dem genannten Zeitpunkte, mag dies nun das früher bestandene zu dem bestimmten Arbeitgeber oder ein anderes Beschäftigungs⸗ verhältniß sein.

Ein „Bauweingärtner“ in Württemberg sowie ein „Winzermeister“ zu Grünberg i. Schl. diese hatten die Besorgung fremder Weinberge gegen Lohn übernommen und besaßen selbst keine Weingärten sind als versicherungspflichtige Arbeiter der betreffenden Wein—⸗ bergsbesitzer angesehen worden. Die Uebernahme der gesammten Arbeiten in fremden Weinbergen kann allerdings auch durch Personen erfolgen, die ihrer ganzen Stellung nach zweifellos als Üinternehmer anzusehen sind. Diese werden aber ähnlich wie beispielsweise selbstaͤndige Handelsgärtner, welche die Instand⸗ haltung der Ziergärten von Privatpersonen auf das ganze Jahr zu übernehmen pflegen außerdem in der Regel ein selbständiges Hauptgeschäft, insbesondere eigenen oder doch selbstbewirthschafteten Grundbesitz haben.

S. M. S. Arcong“, Commandant Corvetten⸗Capitän Draeger, beabsichtigt, heute am 4) von Gibraltar nach Neapel in See zu gehen.

Neuwied, 3. Januar. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Ferdinand von Rumänien, die Prinzessin Marie von Edinburg und die Herzogin von Edinburg sind der „Magd. Itg“ zufolge gestern Abend zum Besuch Ihrer Majestät der Königin von Rumänien hier einge—⸗ troffen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Arnulf ist gestern aus Berlin wieder in München eingetroffen.

Unter dem Vorsitz des Cultus-Ministers Dr. von Müller haben gestern in München die Sitzungen des Obersten Schulraths begonnen, die voraussichtlich die ganze Woche beanspruchen werden. Der erste Gegenstand der Berathungen betrifft die Schulordnungen für die humanisti⸗ schen und Realgymnasien vom 23. Juli und 3. September 1891, bezw. den Erlaß allgemeiner Instructionen dazu.

Sachsen.

Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin sind gestern Abend, von Weimar kommend, zum Besuch Ihrer Majestäten in Dres den eingetroffen.

Hessen.

Das Ministerium des Innern und der Justiz hat den Ständen, und zwar zunächst der Zweiten Kammer einen Gesetzentwurf über 8 und Hypotheken⸗ wesen in der Provinz Rheinhessen, sowie einen Gesetz—⸗ entwurf wegen Abänderung der Gewerbesteuer, durch den die Heranziehung des Betriebskapitals und die Erleichterung der mittleren und unteren Klassen bezweckt wird, zur ver— fassungsmäßigen Berathung und Beschlußfassung zugehen lassen.

Braunschweig.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschmeig, und Ihre Königliche Hoheit die Prinzes ] in begaben sich mit Gefolge gestern Na , nach Hannover, woselbst Höchstdieselben größere Hoffestlichkeiten abzuhalten gedenken.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute Mittag die von der Regierung verfaßten und von dem Kaiser im Princip genehmigten Grundzüge für die Bildung einer Majorität im Abgeordneten⸗ hause gleichzeitig den Obmännern der drei großen Clubs des Abgeordnetenhauses mit dem Ersuchen übermitteln ö. ihn zar, zu besuchen, um die Form der weiteren Be⸗ handlung zu besprechen

Großbritannien und Irland.

Der Secretär bei der englischen Gesandtschaft in Bern Buchanan ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Geschäfts⸗ träger in Darmstadt, der Zweite Secretär bei der eng⸗ lischen Botschaft in Paris Condie Stephen zum Ge⸗ schäftsträger in Coburg ernannt worden.

Frankreich.

Die Meldung verschiedener Blätter, der Minister des Innern Loubet . seine Entlassung gegeben, wird dem „W. T. B.“ zufolge von unterrichteter Seite für unbe⸗ gründet erklärt. Der Justiz-Minister Bourgeois ist ernstlich erkrankt und konnte dem gestern abgehaltenen Ministerrath nicht beiwohnen.

In einer den Blättern zugehenden Mittheilung wird er⸗ klärt, die Regierung sei entschlossen, am 10. Januar weder in Paris noch in der Provinz irgend eine Straßen-Kund⸗ gebung zu dulden.

Dem Vernehmen nach wird die gegen die Admini⸗ stratoren der Panamakanal-⸗Gesellschaft eingeleitete gerichtliche Unt ersuchung zwischen dem H. und 15. d. M. geschlossen werden.

„La Cocarde“ behauptet bezüglich eines auf eine halbe Million Francs lautenden Checks, den der verstorbene ehe⸗ malige Minister Barbe von der Panama-Gesellschaft erhalten haben soll, daß die betreffende Summe theilweise unter Floguet für Wahlzwecke verwendet worden sei.

Der „Matin“ behauptet, die Aerzte Ogier und Bordas hätten in den Eingeweiden Reinach's Spuren von Aconitin gefunden. Die geringe Menge desselben lasse jedoch noch nicht auf Vergiftung schließen. .

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus New⸗York vom 2. d. M. meldet, ist dem „Herald“ eine Depesche aus Panama zugegangen, wonach die Regierung von Columbien der Panama-Gesellschaft die Verlängerung der Frist zur Ausführung ihrer Arbeiten unter den folgenden Bedingungen zugestanden hat:

1) Die Summe, welche die Gesellschaft der Regierung schuldet und die sich auf 6 500 000 Fr. beläuft, soll auf 8 000 900 Fr. erhöht und in vier Terminen abbezahlt werden. Der erste Termin ist am 1. Mai 1893. 2) Ein Inventarium von allem Eigen⸗ thum im Besitze der Gesellschaft in der Landenge ist der Regierung einzureichen. Die Gesellschaft verpflichtet sich, nichts davon ohne Ein⸗ willigung der Regierung zu entäußern. 3) Etwaige Streitigkeiten sollen vom höchsten Gerichtshofe der eolumbischen Republik geschlichtet werden.

Rußland.

Der Kaiser hat vorgestern, wie „W. T. B.“ berichtet, den neu ernannten rumänischen Gesandten Catargi empfangen.

Der „Petersburgskija Wjedomosti“ zufolge ist dem Reichsrath ein Gefetzentwurf wegen Gründung von Ab— rechnung scomptoiren, ähnlich dem englischen Clearing House und der Abrechnungsstelle der deutschen Reichsbank, in St. Petersburg, Moskau, eventuell auch in anderen Handels- und Industrie⸗Hauptorten Rußlands zugegangen.

Amerika.

Die Schuld der Vereinigten Staaten hat, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, im Monat Dezember 1892 um 718 016 Dollars abgenommen; im Staatsschatz be⸗ fanden sich ultimo Dezember 1892 769 780 983 Dollars.

Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aus Buenos Aires von gestern wären die Bestrebungen des Commissars der Centralregierung, zwischen der Re— gierung der Provinz Corrientes und den Aufständischen zu vermitteln, gescheitert. Es sei bereits zum Kampf jwischen den Regierungstruppen und den Aufständischen ge⸗ kommen, doch ständen die Nachrichten über das Ergebniß noch aus. Caseros werde von den Aufständischen belagert, leiste jedoch noch Widerstand.

Afrika.

Dem „Reuter schen Bureau“ wird aus Kairo gemeldet: Die zur Verfolgung der Derwische, die am vergangenen Sonnabend Gemal und Sarras angegriffen hatten, ausgesandte egyptische Kameelreiterei erreichte vorgestern den Feind in . von Ambigol. Es kam zu einem lebhaften Kampfe, bei welchem die den egyptischen Truppen an Zahl überlegene Reiterei und die Fußtruppen der Derwische mehrfach Feuer gaben. Die Verluste auf beiden Seiten waren bedeutende, Der englische Capitän Pyne, ein egyptischer Offizier und 45 Mann blieben auf dem Schlachtfeld. Nach dem Kampf traf ein englischer Offizier mit Verstärkungen in Ambigol ein. Zurück— gekehrte Reiterei berichtet, daß die , sich in suͤdlicher Richtung zurückgezogen hätten. Oberst Wodehouse, Com⸗ mandant der Grenztruppen, hat sich nach Ambigol begeben.

Einer Meldung des „H. T. B.“ zufolge habe die Re⸗ ierung des Congostaats erklärt, von der Ankunft Kerck—⸗ 1 in Lado (siehe die vorgestrige Nr. d. Bl.) keine Kenntniß zu haben. Sollte indeß, so sage das Communiquéè weiter, diese Meldung auf Wahrheit 3 so könne daraus keineswegs eine Gefahr für Uganda und die Engländer ab⸗ geleitet werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Commission des Herrenhauses zur Berathung des von dem Ober ⸗Bürgermeister Adickes beantragten Gesetzentwurfs wegen Erleichterung von Stadterweiterungen ist auf den 19. Januar ein⸗ berufen worden.

Statistik und Bolkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

Die Invaliditäts. und Alterspersicherungs⸗Anstalt Schleswig⸗ Holstein hat im Jahre 1892 insgesammt, 1927 Altersrenten und 248 Invalidenrenten bewilligt. Die Zahl der seit dem J. Januar 1591 anerkannten Altersrentenansprüche erhöht sich danach

auf 7329. Der Jahresbetrag der bisher zugesprochenen Alterzrenten stellt sich auf 973 276,20 46, der der Invalidenrenten auf 28 451, 60 1. Im ganzen ist somit die Summe von mehr als einer Mitten Mark an jährlichen Renten zur Bewilligung gelangt.

An Anträgen auf Gewährung von Renten fluid bei der Han⸗ seatischen Versicherungsanstalt eingegangen: an Alters renten: im Laufe des Jahres 1891 1105 und im Laufe des Jahres 1892: 406, zusammen 1596; an Invalidenrenten: im Laufe des Jahres 1892 181, mithin sind seit Beginn des Jahres 1891 an Renten⸗ anträgen überhaupt 1690 eingegangen. Von diesen entfallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck 299, Bremen 384, Hamburg 1997. Von den eingegangenen Anträgen sind bis Ende Dezember erledigt 1188 Anträge auf Altersrente und 170 Anträge auf Invalidenrente, und zwar 1407 durch Rentengewährung und 251 durch Ablehnung. Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sich diese erledigten Anträge folgendermaßen: Es entfallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck Rentengewährungen 256. Ablehnungen 40, der freien Hansestadt Bremen Rentengewährungen 326, Ablehnungen 49, der freien Hansestadt Hamburg Rentengewährungen S825, = lehnungen 162. Die Jahressumme der bis jetzt gewährten Renten macht insgesammt 217 909 ƽ aus. Nach den Berufszweigen der⸗ theilen sich die 1407 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 97, Industrie und Bauwesen 580, Handel und Verkehr A0, sonstige Berufsarten 117, Dienstboten 3c. 393 Rentenempfänger.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die Ausstandsbewegung der Bergarbeiter des Saarreviers liegen heute folgende Mittheilungen vor:

Seit Montag wird, wie ein Wolff'sches Telegramm aus Saar⸗ brücken meldet, in sämmtlichen Gruben nur auf einer um 8 Ur früh beginnenden und Nachmittags 4 Uhr schließenden Schicht ge— arbeitet, damit die zur Arbeit anfahrenden Arbeiter besser geschützt werden können. Wie der „Köln. Ztg.“ telegraphirt wird, wurde am Montag in Versammlungen zu Püttlingen von 1500, zu Nitterstraße von 800, zu Bildstock von 3000 Mann beschlossen, den Ausstand weiterzuführen. Die Ausständigen verlangen, daß die Bergbehörde bei Verhandlungen den Rechtsanwalt Heyder als Rechtsbeistand der Ausständigen zuziehe. Die Berg⸗ behörde stehe aber auf dem Standpunkt, daß sie mit dem Rechtsschutzverein überhaupt nicht, sondern nur mit den Grubenausschüssen als gesetzlichen Vertretern der Bergleute in Ver⸗ handlung treten könne. Einer Meldung des „D. B. H.“ zufolge ist das Vorstandsmitglied des Rechtsschutzvereins Müller wegen ö, gegen § 130 des Strafgesetzbuchs (Aufreizung) verhaftet worden.

In Magdeburg bildeten die Boycotterklärungen am Montag wieder einen Gegenstand der Verhandlung einer socialdemokratischen Volksversammlung. Nach dem Bericht der „Magdeb. Ztg.“ wurde der Boycott aufrecht erhalten.

Aus Wien wird dem „D. B. H.“ vom heutigen Tage gemeldetz: Die Glasarbeiter des Isergebirges drohen mit Arbeits⸗ einstellung am 16. d. M., falls bis dahin die Minimal⸗Wochen⸗ lohnforderung nicht bewilligt ist.

Aus St. Gallen wird der Berliner „Volks⸗Ztg.“ berichtet, daß die Specialitätensticker in eine Lohnbewegung ein⸗ getreten sind. In einer zahlreichen Versammlung wurde beschlossen, die Bewegung habe das Ziel, daß an Stelle des (nicht angenommenen) Tagelohns ein Tarif mit Accordlöhnen per 100 Stich . Grundlage gesetzt werde. Ueber die Annahme des entworfenen Tarifs ist mit den Unternehmern in Unterhandlung zu treten, um einen geregelten, einheit— lichen Zahlungsmodus in der Stickerei⸗Industrie zu erhalten.

Kunst und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum ist gestern die Aut— stellung der Ne uerwerbungen eröffnet worden, welche den halben Lichthof einnimmt. Hervorragend sind darin Möbel, Holzschnitzereien und Broncen des XVIII. Jahrhunderts sowie vorzügliche Porzellane von Berlin, Meißen, England und Frankreich vertreten. Auch Ching und Japan sind gut vertreten, zum theil durch Ge⸗ schenke, welche von der letzten Japanischen Ausstellung ber— rühren, außerdem durch eine (R. Wagner gehörige) größere Samm⸗ lung vorzüglicher alter Lackarbeiten. Unter den Erwerbungen sind ferner die modernen englischen Stoffe, besonders die gedruckten Kattune mit stilisirten Blumenmustern sehr bemerkenswerth. Eingereiht sind auch die herrlichen Medaillen und Placketten von Roty in Paris. Von gleichzeitig ausgestellten modernen Arbeiten sind die Kunstschmiede⸗ Arbeiten von M. Böttcher zu erwähnen.

Director Anton von Werner hat, wie der „Nat. -Z.“ mit⸗ getheilt wird, noch vor Ablauf seines Mandats als Vorsitzender des Vereins Berliner Künstler dieses Amt niedergelegt. Die Anhänger des Herrn von Werner haben ihn jedoch von neuem als Candidaten für den Vorsitz aufgestellt, während eine andere Partei Herrn Pro— fessor Carl Becker, den Präsidenten der Kunst⸗Akademie, auf den Schild erheben will. die Münchener Künstlergenossenschaft hat, der „Voss. Itg.“ zufolge, unterm 30. Dezember 1892 Anton von Werner zu ihrem Ehrenmitglied ernannt und ihm am 31. De— zember das Diplom darüber zustellen lassen.

Die Naturforschende Gesellschaft in Danzig beging laut Meldung des W. T. B.“ gestern die Feier ihres 150 jährigen Bestehens. er Ober⸗-Präsident, Staats Minister Dr. von Goßler begrüßte die Festversammlung im Namen Seiner Majestät des Kaisers und der Königlichen n,, und überreichte dem Vorsitzenden Professor Dr. Bail sowig drei Mitgliedern der Gesell⸗ schaft Allerhöchste Auszeichnungen. Der Provinzial⸗-Ausschuß ließ durch den Landesdirector Jaekel eine Ehrengabe von 1000 überreichen, den gleichen Betrag spendete das Verlags⸗ haus A. W. Kafemann. Der Ober-Bürgermeister r. Baumbach beglückwünschte die Gesellschaft im Namen der Stadt Danzig und theilte mit, daß in der Großen Allee, einer Schöpfung des Gründers der Gesellschaft, aus städtischen Mitteln ein Denkstein errichtet werden würde. Zahlreiche andere Festgaben und Widmungen sind ein⸗ gegangen, viele Vertreter der Wissenschaft von auswärts haben sich zur Theilnahme an der Feier hier eingefunden, die gestern Nachmittag durch ein Festmahl geschlossen worden ist.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte 1892 in Großbritannien.

Einer von dem „Board of Agriculture“ Ende vorigen Monats veröffentlichten summarischen Uebersicht über das Ernteergebniß des Jahres 1892 in Großbritannien entnehmen wir folgende Zahlen:

Weizen: Geschätztes Ergebniß 58 560 933 Bushels gegen 72 127 263 im Vorjahre. . .

Anbaufläche: 2219 839 Acker gegen 2 307 277 im Vorjahre. Ge⸗ schätzter Ertrag per Acker 26,38 X 1 gegen 31,25 im Vorjahre.

Gerste: Geschätztes Ergebniß: 0 ol 5667 Bushels gegen 72 129 095 im Vorjahre. :

Anbaufläche: 2036 810 Acker gegen 2112798 im Vorjahre. Ge—⸗ schätzter Ertrag per Acker: 34,61 Bushels gegen 34,14 im Vorjahre.

Hafer: Geschätztes Ergebniß: 116294 9389 Bushels gegen 112 386 261 im Vorjahre.

Anbaufläche; 2 997 545 Acker gegen 2 899 129 im Vorjahre.

Geschätzter Ertrag per Acker: 38, 80 Bushels gegen 38,57 im Vorjahre. 4

Saatenstand in Rußland. . Der „St. Petersburger Zeitung“ entnehmen wir i, Nit⸗ theilungen über den Stand der Wintersaaten im europälschen Ruß— land zu Anfang v. M. Laut den letzten Nachrichten, welche im Departement der directen Steuern eingegangen sind, ift der Stand der Wintersaaten sehr be—

friedigend. In den Gebieten, wo der Saatenstand unbefriedigend und schlecht war, hat sich derselbe durch Regen in der Folge soweit ge⸗ bessert, daß er befriedigend wurde.

. Ein vorzüglicher Stand der Wintersaaten wurde bemerkt: in allen Gouvernements des Weichselgebiets; in den Gouvernements Wilna, Grodno, Kowno, Livland, Kurland, Wolhynien, Podolien, Stawropol, Kostroma, Kasan, Ssimbirsk, Wjatka, Perm, Ufa, Orenburg, Tschernigow, Poltawa; in den Ter- und Uralgebieten; in den Kreisen Soroki, Chotin, Akkermann, Ismail, Jassy des Goupernements Bessarabien, im Maikopschen Kreise des Kubangebiets, in den südlichen Kreisen des Gouvernements Lursk, in den Kreisen des Goupernements Tambow, außer dem Kreise Tambom, in den nördlichen Kreisen des Gouvernements Woronesh, in den südlichen Kreisen des Gouvernements Moskau, in den Kreisen des Gouvernements Ssamara, außer dem Kreise Stawropol.

Vollständig befriedigend ist der Stand der Wintersaaten im östlichen Theile des Dongebiets, in den Gebieten von Kuban und Daghestan; in den Gouvernements Smolensk. Minsk, Mohilew, Wilebsk, Estland, Pskow, Woloyda, Moskau, Tambow, Ssaratow, außer dem Kreise Kamyschin, Chersson, im südlichen Theil von Taurien, Gouvernements Wladimir, Nishny⸗Nowgorod, Archangelsk, Orel und St. Petersburg.

Ein mittelmäßiger Stand der Wintersaaten wurde bemerkt im Dongebiet, in den Gouvernements Charkow, Kursk, Olonez, im nördlichen Theil von Taurien, im östlichen Theil des Gouvernements Jekaterinoslaw.

Gegenden mit einem unbefriedigenden Stand der Winter⸗ saaten giebt es wenige. Zu diesen gehören die Kreise: Kertsch, Feo⸗ do sse Melitopol, Jekaterinoslaw, Joisk, Rostow g. Don, Jenota— jewst, Begutschar, Pawlowsk. Stard-⸗Oskol, Spasst, Skopin, Ka— myschin, Perajaslawl, Meschtschowsk, Pstow, Ustjushna, Tichwin.

Dieser schmale Streifen Gebiets mit unbefriedigendem Stand der Wintersagten ruft indessen keine Befürchtung für die Zukunft wach, da der Stand der Wintersagten sich noch bessern kann. Im Vergleich zu denjenigen Nachrichten, welche zum 1. November gesammelt worden waren, hat sich der Stand der Wintersaaten infolge des Regens, welcher im November allenthalben in den südlichen Gouvernements niedersiel, gebessert. Diese hatten besonders Anlaß zu Besorgniß gegeben, weil sie durch Regenmangel gelitten hatten. Auch in den nördlichen Gouvernements haben sich die Saaten bedeutend gebessert.

Im besonderen gehen uns aus dem Südwestgebiet noch folgende Nachrichten zu:

In den an der Südwestbahn gelegenen Theilen des Gouverne— ments Kiew standen die Saaten bereits im November üppig. Weniger günstig lauten die Nachrichten aus den mittleren und den südlichen Kreisen des genannten Gouuernements, wo die Saaten erst zwei oder drei Wochen vor Eintritt des Winters zu keimen begonnen hatten.

Als sehr gut wird der Saatenstand bezeichnet: in Wolhynien, Podolien, Poltawa, Tschernigow und in den südlichen Theilen des Goupernements Kursk.

Als vollkommen befriedigend in Orel.

Als mittelmäßig in Charkow und in den nördlichen Theilen von Kursk.

. Weizenernte in Süd-Australien.

Zeitungsnachrichten aus Sydney zufolge wurde die bevor— stehende Weizenernte in Süd⸗Australien Ende November v. J. in folgender Weise geschätzt:

Die angebaute Fläche wird auf 1 500 000 Acker gleich 607 050 ha angenommen, der Durchschnittsertrag auf 7 Bushels für den Acker oder 63 hl für den ha. Demnach würde der Gesammtertrag auf 10500 0900 Bushels oder 3 816 645 hl zu berechnen sein.

Bringt man hiervon den Bedarf für Saat- und Nahrungszwecke innerhalb der Colonie mit rund 3700000 Bushels in Abzug, so würden, falls die angeführten Ziffern sich als richtig erweisen, für die Ausfuhr 6 800 9009 Bushels oder 188 889 t, das sind 191 911 deutsche Tonnen, zur Verfügung stehen, gegen etwa 85 000 englische bezw. S6 360 deutsche Tonnen im Vorjahre.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Großbritannien.

Der Board of Supervision in Edinburg hat unter dem 29. No— vember 1892 bestimmt, daß das durch seine Verordnungen vom 15. Juli und 15. August 1892 J. Verbot der Einfuhr von Lumpen, Bettzeug, gebrauchten oder schmutzigen Kleidungsstücken nach Schottland sich fortan nicht mehr „auf reine Abschnitte von neuen Stoffen“ bezieht. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger! Nr. 213 vom 9. Sep⸗ tember 1892.)

Rumänien. Die aus Anlaß der Choleragefahr rumänischerseits gegenüber Serbien verfügten Wagreneinfuhrverbote sind zufolge Verfügung der rumänischen Gesundheitsbehörde vom 20. Dezember 18592 außer Kraft getreten.

Bezüglich Oesterreich⸗ Ungarns erstrecken sich die betreffenden Einfuhrverbote fortan nur noch auf nachbenannte Gegenstände un garischer Pronenienz:

I) gebrauchte, nicht gereinigte Leib und Bettwäsche und getragene Kleider, sofern diese Sachen als Handelsartikel eingeführt werden;

2) rohe Häute;

3) gebrauchte Säcke (ausgenommen Getreidesäcke). (Vergl. „Reichs⸗ Anzeiger“ Nr. 282 vom 28. Nopember 1892.)

Handel und Gewerbe.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Dezember 1892 1494151 300 S½½ο abgerechnet worden gegen 1326 973 600 0 im November 1892, 1 474 263 500 υς im Dezember 1891 und 1677 785 00 M im Dezember 1890.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien, An, der Ruhr sind am 3. d. M. gestellt 58, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In, Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 4195, nicht

rechtzeitig gestellt keine Wagen. Magdeburg, 3. Januar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 920½ 14,90, Kornzucker excl., 858 o Rendement 14,25, Nachproducte excel, 75 90 Rendement 11,90. Fest. Brod⸗ raffinade J. 27,75. Brodraffinade II. 27 50. Gem. rj sinade mit Faß 28, )0). Gem. Melis J.,, mit Faß 26,25. Stetig. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 14,50 bez. und Br., pr. Februar 14,5h bez. und Br., pr. März 14,57 Gd. 14,50 Br., pr. April 14,60 Gd, 14,65 Br. Fest, ruhig.

Hamburg, 3. Januar. (W. T. B. Die Hamburgische Finanz-⸗-Deputation macht bekannt, daß Offerten auf die im Betrage von 0 Millionen Mark aufzunehmende 36 ige Anleihe bis zum 17. Januar 4. er. einzureichen sind; die Offerten find bis jum 18. Januar bindend. Die Anleihe soll zur Deckung der Kosten für nothwendige Staatsbauten sowie zur Rückzahlung gekündigter

älterer Anleihen dienen. Chile⸗Kupfer 46, per

London, 3. Januar. (W. T. B.) 3 Monat 44. . 26 9 Japa zucker loco 163 stetig, Rüben⸗Rohzucker loco 143 fest. An der Küste 2 Weizen la dungen angeboten . Manchest er, 3. Januar. (W. T. B.) 12 Water Taylor 6), 309r Water Taylor 8, Vr Water Leigh 75, 30r Water Clayton 6, zr Mock Brooke Sz, dor Mayoll Fi, r Medio Wilkinsen 9t, zer Warpcops Lees 73, Zr Warpeops Rowland S5, Z36r Warp— Hops Wellington Of, 45r Double Weston Sz, 60r Double courant . 32 116 varde 160 16 grey Printers aus 32r /46r

Glasgow, 3. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Rohejsen betrugen in der vorigen Woche 5994 n, 63. 2794 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Paris, 3. Januar. (W. T. B.) Die Börse verlief bewegt. Rente erfuhr heftige Schwankungen, da man von neuen Enthüllungen in der Panama⸗Angelegenheit sprach. Große Contremine⸗ Abgaben und zum theil Executlons verkaufe drückten speciell auf Rente und Crédit foncier. Der Schluß war infolge von Tagesdeckungen zwar erholt, die Stimmung aber weiter unruhig. Türkische Werthe waren schwach, Rio Tinto matter. Banken schwach, Ungarn fest auf öster— reichische Käufe.

St. Petersburg, 3. Januar. (W. T. B) Producten— markt. Talg loco 5h 00. per August —=. Weizen loco 11,25. Roggen loco 9,2). Hafer loco 5, o). Hanf loco 45,900. Leinfaat loco 15,50.

New⸗ Mork, 3. Januar. (W. T. B.) Die Börse war anfangs befestigt, später rückgängig, zum Schlusse matt. Der Umsatz der Actien betrug 328 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 770 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 2000 Unzen.

Weizen anfangs besser, dann schwächer auf zunehmende Vor— räthe. Schluß schwach behauptet. Mais anfangs besser, dann niedriger auf Realisirungen. Schluß schwach.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Producte betrug 6321 667 Dollars gegen 7 235 354 Dollars in der Vorwoche.

Chicago, 3. Januar. (W. T. B.) Weizen besser, dann nachgebend auf geringere Kauflust; Schluß kaum stetig. Mais fortgesetzt niedriger auf große Zufuhren; Schluß schwach.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

9. Januar, 2 Uhr. Het hestuur der vereeniging Landbouw— Belang te Graauw im Gasthaus „Het Wapen van Jeeland“ in Hulst (Seeland). Lieferung von etwa 1660 000 kg Superphosphat. Lieferungsbedingungen bei dem Secretär H. Aubroeck.

10. Januar. Het bestunur der dorps—- vereeniging „Ren- dracht bindt“ in Neuwerkerk in D. Lieferung von ungefähr 75 000 kg Superphosphat, enthaltend 14½ in Wasser lößliche Phosphorsäure, 11290 kg Chilisalpeter, enthaltend 15 bis 160½ Stick⸗ stoff, 3900 kg aufgelöstem Peru⸗Guano, enthaltend 7 Stick⸗ stoff und 95 ½ in Wasser lösliche Phosphorsäure, 2400 kg Thomasphosphat, 17 , Phosphor von 75 9e, 0,17? mm Siebfeinheit. 1000 kg Kainit, enthaltend 12 Kali.

Superphosphat, aufgelöster Peru⸗Guano und Thomasphosphat sowie Kainit müssen am 24. Januar, der Salpeter soll in der ersten Woche des März 1893 geliefert werden.

Angebote sind bis zum 9. Januar einzureichen. bedingungen erhältlich bei D. Koopman P. x.

f an nnr, hr, De Hoofdingenisur chef van het technisch beheer der Rijkstelegraaf im Gebäude Kazernenstraät Nr. 3 im Haag: Lieferung von eisernen Telegraphenstangen, Modell Henley, und eisernen hakenförmigen Isolatorenträgern (für eiserne Pfähle) für die Colonien, in 2 Abtheilungen. Lieferungsbedingungen erhältlich bei den Buchhändlern Gebrs. van Cleef im Haag.

Türkei.

Ohne Datum. Kriegs⸗Ministerium, Konstantinopel: Jährliche Lieferung der Uniformen und Mäntel für die Gendarmerie. Näheres bei der Türkischen Militär⸗Intendantur.

Rumänien.

31. Januar. Kriegs⸗Ministerium, Bukarest: Lieferung von 13 000 großen und 25 000 kleinen Patronentaschen.

12. Februar. Regie des Tabackmonopols, Bukarest: Lieferung von 200 900 im Jute Leinwand zur Verpackung von Taback, 4700 kg Hanfschnüren zum Nähen der Ballen und 450 000 Jutesäcken.

Lieferungs

Verkehr s⸗Anstalten.

Das Königliche Eisenbahn⸗Betriebsamt Glückstadt macht be— kannt: Die Dampfschiffsperbindung zwischen Tönning und Karo⸗ linenko 9 ist seit dem 3. d. M. Mittags wegen! starken Eisgangs eingestellt. Die Dampfschiffahrten Hoyer Schleuse Sylt und Dagebüll Wyk Amrum sind Eises halber vom 2. bez. 3. d. M. ab eingestellt. Güterbeförderung ist bis auf weiteres ausgeschlossen. Die Personenbeförderung findet mit Eisboot statt.

Koblenz, 3. Januar. (W. T. B.! Das Königliche Eisen⸗ bahn-⸗Betriebsamt macht bekannt: Personentraject zwischen Bingerbrück und Bingen eingestellt. Trajectschiff verkehrt nur noch zwischen Bingen und Rüdesheim.

Bremen, 4. Januar. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Havel“, von New⸗JPork kommend, hat am 3. Januar Mittags Scilly passirt. Der Postdampfer „Frank⸗ furt“ hat am 3. Januar Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesetzt. Der Postdampfer „Hannover“ hat am 2. Januar Abends die Reise von Corunng nach dem La Plata fortgesetz. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenzollern“ hat am 2. Januar Nachmittags die Reise von Genua nach Port Said fort⸗ gesetzt.

Theater und Musik.

Saal Bechstein.

Fräulein Caroline von Radio, eine junge Pianistin aus Wien, ließ sich gestern zum ersten Mal hierselbst hören. Sie trug mehrere bekannte Piècen von Schumann, Liszt, Chopin, Godard und Fischhof vor, in denen sie eine weit entwickelte a g, Fertigkeit und einen sehr kräftigen Anschlag erkennen ließ, nur wurde die Klarheit des Spiels oft durch zu häufigen, Gebrauch des Pedals beeinträchtigt. Die begabte Künstlerin wird sich in diesem Punkte gewiß noch beherrschen lernen. Die Altistin Fräulein Bertha Nagel unterstützte das Concert durch eine Arie aus „Elias“ von ,, . und durch mehrere Lieder von Schubert, Schäffer, Franz und Brahms. Ihre sehr klangvolle Stimme und die innige, oft tief ergreifende Art des Vortrages kamen besonders in den ernsten Ge⸗ sängen vortrefflich zur Geltung; zu bedauern ist nur das Uebermaß des Tremolirenß, wodurch die Reinheit der Intonation besonders in der Höhe mitunter gefährdet wurde.

Das Berliner Theater bringt morgen und am Sonntag⸗ Abend Wiederholungen von Grillparzer's „Esther“ mit Agnes Sorma und Ludwig Barnay in den Hauptrollen, und Moliöre's „Geizigem“, worin neben der genannten e noch Antonie Baumeister und Ferdinand Suske in den Hauptrollen mitwirken. Für Freitag ist „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle und Agnes Sorma als Ophelia angesetzt, für Sonnabend eine Wiederholung bon Dora“. Am Sonntag Nachmittag kommt „Minna von Barnhelm“ zur Auf⸗

führung.

Das langjährige Mitglied des Friedrich⸗Wilhelm⸗ , , g Theaters Herr Binder hat von Herrn Director Fritzsche die Entlassung aus dem Verbande dieser Bühne nachgesucht und erhalten, um die artistische Leitung des Theaters „Unter den Linden“ übernehmen zu können.

Bei dem Materna⸗Concert im Kroll'schen Theater, am Sonnabend wirken gußer anderen Künstlern noch mit: der Königlich sächsische Hof⸗Pianist Herr Georg Liebling und ein in Berlin bisher unbekannter junger Vlolinist Herr Alfred Krasselt, dem aber bereits ein künstlerischer Ruf vorausgeht. . .

Das . der fliegenden Fee, Preziosia Grigolatis, im Th omas-⸗Theater beginnt Montag, 9. Januar, mit dem neuen phantastischen Ballet: „Das Märchen der blauen Grotte“. Dem Ballet vorauf geht das Lustspiel: Das e gn hinter'm Heerd“.

Im morgigen Liederabend des Baritonisten Arthur Jahn im Saale Bechstein übernimmt die Pianistin Fräulein Maßs⸗ dalene Voigt die Mitwirkung mit Beethoven's Andunte

avori E-dur, Mojarts Fantasin C-moll, einem Nocturne von PVaderewski und Stücken von Schubert, i und Godard. Eine französische Operngesellschaft, an deren Spitze der erste Tenor des Brüsseler Théütre de la monnaie Herr Emile Engel steht, veranstaltet am Freitag ein Concert im Saale Bechstesin. 6. Margolini, die Primadonna der Gesellschaft, der Bariton Mayan, der Bassist Miranda, sowie die Schwester der Sängerin, die jugend⸗ liche Violinpirtuosin Valentine Marcolini, wirken in dem Concerte mit. Der Billetverkauf bei Bote u. Bock ist eröffnet.

. Der nächste Vereinsabend der Freien musikalischen Ver⸗ einigung findet am Donnerstag, 5. Januar, Abends 8 Uhr, im Sulzer 'schen Musiksaale, Potsdamerstr. A, statt.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei. der gestern fortgesetzten Ziehung der 1. Klasse 188. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der , k

1ẽ Gewinn von 3 „S auf Nr. 140 534.

1 Gewinn von 1500 M auf Nr. 181 951.

U Gewinn von 500 S auf Nr. 26 600.

3 Gewinne von 300 S auf Nr. 51 632. 117057. 167059.

Bei der heute fortgesetzten ibu der 1. Klasse der 188. Königlich preußischen Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung:

Gewinn von 10000 MS auf Nr. 91 591.

1 Gewinn von 5000 MS auf Nr. 39 592.

1 Gewinn von 1500 M auf Nr. 52738.

1 Gewinn von 500 MS auf Nr. 106 238.

1 Gewinn von 300 MS auf Nr. 78719.

Mannigfaltiges.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Abgeordneten Dr. Peter RNeichensperger hat heute Vormittag um 16 Uhr in der Hedwigs⸗ lirche stattgefunden. Der Sarg war im Mittelgang aufgebahrt. Zu Füßen lag das Ordenskissen mit dem Rothen gib Be , dem Kronen⸗Orden und den ausländischen Orden des Verstorbenen. Die Centrumsfraction des Abgeordnetenhauses, die Centrumsfraction des Reichstags, die Fractlon der Polen im Reichstag, der Wahlkreis Olpe, der Berliner katholische Verein und die Redaction der Germania“ hatten Kränze gewidmet. Von der Familie des Verstorbenen waren die beiden Schwiegersöhne, der Ober⸗Forstmeister Danckelmann⸗Eberswalde und der Geheime Justiz⸗Rath und Kronsyndicus Dr. Lörsch⸗Bonn, erschienen. In Ver⸗ tretung des Reichskanzlers waren die Staatsfecretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall anwesend. Die Königlich preußi⸗ schen Staatsbehörden wurden vertreten durch den Minister⸗Präsidenten Grafen zu Eulenburg und die Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch, Dr, von Schelling, Dr. Miquel und hr. Bosse. Von Bevollmäch⸗ tigten zum Bundesrath war u. a. General⸗Major von Schlieben erschienen. Das Präsidium des Reichstags wurde durch den Präsidenten von Levetzow und den Ersten Vice⸗Präsidenten Grafen von Ballestrem, das Präsidium des Abgeordnetenhauses durch Herrn von Benda vertreten. Auch der Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister Dr. von Achenbach sowie zahlreiche Abgeordnete waren erschienen. Vor der Trauerfeier hielt der hierher geeilte Erzbischof von Posen und Gnesen von Stablewski in der Kirche eine Messe ab. Das feierliche Requiem celebrirte Propst Jahnel unter Assisten; des Pfarrers von St. Matthias und eines Kaplans. Vor der Einsegnung nahm der Propst das Wort zur Gedenkrede. Darauf erfolgte die Ueberführung nach dem Kirchhof in der Liesenstraße. ;

Die Schließung der Markthalle auf dem Gesundbrunnen (Badstraße) steht, wie hiesige Blätter berichten, in kürzester Zeit bevor. Die Zahl der Ständeinhaber hat sich so vermindert, daß die Ein⸗ nahmen der Halle 33 im entferntesten die Kosten decken. Wie ver⸗ lautet, soll die Markthalle für die Folge zur Verfügung des städtischen Fleischschauamts gestellt werden.

Wegen Bettelei, Arbeitsscheu, Uebertretung der sitten⸗ polizeilichen Verordnungen u. dgl. sind, wie die ‚N. Pr. Z. erfährt, vom Amtsgericht ! in Berlin vom 2. Januar bis 30. Dezember vorigen Jahres rund 200900 Personen bestraft worden. Der letzte Tag des Jahres brachte noch über 100 Personen hinzu.

Das Ballfest des Vereins Berliner Presse“ soll an 28. d. M. in der Philharmonie stattfinden.

Seit dem 1. d. M. ist in einem großen Theil von Europa, wie die nachstehenden Meldungen zeigen , Schneefall ein⸗ getreten, der an vielen Orten zu erheb ichen Verkehrsstörungen geführt hat. Auch in Berlin ist in der letzten Nacht soviel Schnee niedergegangen, daß Hunderte von Arbeitern und Wagen heute zu seiner Beseltigung in Thätigkeit Et worden sind.

Cassel, 2. Januar, Die Eisenbahnzüge trafen, wie der „N. Pr. Z.“ gemeldet wird, infolge des starken Schneefalles gestern und heute mit erheblichen Verspätungen hier ein. Insbesondere die durchgehenden Schnellzüge aus Hamburg und Hannover, bezw. Berlin. Der Nachtschnellzug hatte nahezu eine Stunde, der Tageszug über Thüringen 45 Minuten Verspätung.

Rostock, 2. Januar, Gestern Vormittag setzte bei stürmischem Winde aus Nordost ein heftiges Schneetreiben ein, das mit kurzen Unter⸗ brechungen während der ganzen Nacht und am heutigen Tage andauerte. Die Schneemassen haben sich während der letzten 24 Stunden zu un— gewöhnlicher Höhe angehäuft und den Verkehr theils sehr gestört und gehemmt, theils auch ganz unterbrochen. An windfreien Orten liegt der Schnee heute Nachmittag 30 bis 50 em hoch, stellenweise ist er fußhoch zu Schanzen zusammengeweht. Die hiesige Straßen“ Rierdebahn stellte bereits gestern gegen Abend den Betrieb ein. Von den fahrplanmäßigen Eisenbahnzüügen war bis heute Mittag jedoch nur der Zug der Stralsunder Bahn, der um 9) Uhr hier ein⸗ treffen soll, ausgeblieben. Auf der Mecklenburgischen Südbahn sollen Keith fle n en eingetreten sein.

Wien, 3. Januar. eit gestern Abend herrscht in Wien und Umgebung starkes Schneegestöber. Auch aus Pest, Preßburg, Ded en burg und Graz werden heftige Schneestürme gemeldet. Mehrfache Verkehrsstörungen sind dadurch verursacht worden, unter anderem auf der Südbahnstrecke Triest Laibach.

St. Petersburg, 3. Januar. Die Straßen von St. Peters— burg sind mit solchen Schneemassen bedeckt, daß die Abfuhr erschwert ist. Die hier mündenden Eisenbahnzüge erleiden überall Unter⸗ brechungen. Personen von auswärts treffen nur in beschränkter Zahl hier ein, auch die Ausfuhr von Waaren ist gestört.

Hanggçe, 3. Januar. Heftiger Schneesturm hat die hiesige Rhede mit Treibeis angefüllt.

Kopenhagen, 3. Januar. Ein furchtbarer Schneesturm raste, wie D. B. H.“ berichtet, über Fünen und Laaland, mehrere Eisenbahnstrecken waren gestern früh unfahrbar.

. Glaß, 2. Januar. In Rengersdorf hiesigen Kreises er= eignete sich der Schles. Itg.' zufolge ein Unglückofall. Während die Handelsmann Völkel'schen Eheleute in ihrem zu ebener Erde ge⸗ legenen Verkaufslocal mit der Abfertigung von Kunden beschäftigt

waren, brach in ihrer Wohnung im ersten Stock Feuer aug. In- folge des großen Qualms sind die drei Kinder des Völkel'schen Ebepagres er stickt. Da die Stube verschlossen gewesen ist, war es dem ältesten, etwa fänf Jahre alten Kinde nicht möglich gewesen außerhalb des Wohnraumes um Hilfe zu rufen.