dieposition zu kämpfen, so überwand sie diese jedoch im Laufe des Abends sehr bald, führte die bis ins dreigestrichene R sich . K Hafer, und Intervallsprünge zuweilen sogar in noch schnellerem Tempo aus als gewöhnlich und fesselte wiederum durch die unübertreffliche Grazie und Schalkhaftigkeit des Spiels. Die beiden Einlagen: Proch's bekannte Variationen, und die Arie aus „La Perle du Brézil“ von David gelangen ganz vorzüglich. Reicher Beifall und Blumenspenden erfolgten am Schluß. Die übrigen Darsteller: Herr Moers (Alma⸗ viva), Herr Worms (Bartholo), Herr Gurg (Figaro), Herr Poppe (Basilio) und Fräulein Det schy (Marzelline) trugen, was Spiel und Gesang betrifft, nach besten Kräften zum Gelingen der Over bei, die von Herrn Kapellmeister Zschoppe sehr umsichtig ge⸗
leitet wurde. Saal Bechstein.
Gestern Abend veranstaltete Fräulein Jettka Finkenstein vor gut besetztem Hause einen Lieder⸗Abend, der ihr viel Beifall und den . viel Genuß brachte. Die Sängerin erfreut sich schon lange eines sehr guten Rufes, und wenn sie durch den Vortrag ihrer Lieder auch nicht gerade sehr erwärmen kann, so ist doch das Gute und Vortreffliche ihrer Gesangsweise ganz besonders anzuerkennen. Ein jedes ihrer Lieder legte Zeugniß von ihrer künstlerischen Auffassung und ihrer vorzüglichen Gesangsschule ab; sie hat es verstanden, ihrem großen Lehrer, dem Professor Engel, die feinere Gesangskunst im Vortrag abzulauschen, sie giebt ein jedes Lied in seinem Geist. Besonders schön gelangen ihr die Schumann'schen Lieder „In der Fremde“ die Lotosblume“ und andere, auch klangen die Lieder von Sulz⸗ bach: „Die Winternacht? und „Bitte“ sehr gut. „Mach auf“ (Bolero) von Dessauer, mußte Frl. Finkenstein da capo singen, die Coloraturen und Triller gelangen ihr . und der anhaltende Applaus war ein wohlverdienter. Jedenfalls gehört Frl. Jettka Finken⸗ stein zu den Sängerinnen, die stets mit Freuden auf dem Podium be⸗ rüßt werden; ihr nächster Lieder⸗Abend am 24. Januar wird uns neue Henüsse bringen. .
Neue Kirche.
Jum Besten des Amalienhauses fand am Dienstag eine geistliche Musikaufführung statt, an welcher sich der vom Musik⸗ director Th. Krause ö Kirchenchor und die Solisten Frau Professor Schulzen von Asten, Fräulein H. Weg ner, sowie die Herren Radecke und Markees betheiligten, letzterer war für den erkrankten Professor Foachim eingetreten. Sämmtliche Vor⸗ träge des trefflich geleiteten Chors sowie die Orgelvorträge des Pro— fessors Radecke, die Gesänge der obengenannten Künstlerinnen und die Violinsoli boten Grkan icheg und künstlerisch Gediegenes in reichem Maße. Die Kirche war ansehnlich gefüllt.
Im Berliner Theater kommt morgen, am Freitag, „Tean“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle zur Aufführung. Für Sonn⸗ abend ist „Dora“ mit Agnes Sorma, Anna Havperland, Ludwig Barnay und Ludwig Stahl in den Hauptrollen zur Darstellung be— stimmt, und für Sonntag Abend ist „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle angesetzt. Am Sonntag Nachmittag kommt wieder Der Hüttenbesitzer! zur Aufführung. . ö
Im Lessing⸗Theater wird die erste Aufführung von Henrik Ibsen s neuem Schauspiel „Baumeister Solneß' am Donnerstag, 19. d. M. stattfinden. ö
Eine Verlängerung des Gastspiels der „Fliegenden Fee“, Preciosa Grigolatis, im Thomas -Theater hat nicht ermöglicht werden können. Es finden deshalb nur noch vier Vorstellungen statt. Dazu bleiben die beiden Einacter „Othello's Erfolg“ und „Das Versprechen hinterm Herd“ auf dem Spielplan. . ;
Im Theater Unter den Linden sind die Orchester-Schluß— proben zur neuen Operette „Lachende Erben“, deren erste Aufführung
am Sonntag erfolgt, unter der Leitung des Componisten, Herrn Wein⸗ berger, im vollen Gange. Auch die neue Operettensängerin des Theaters, Fräulein Pohlner, ist hier eingetroffen, um an diesen Ge⸗ sammtproben theilzunehmen. .
Für die nächste Quartett⸗Soirée der Herren Prof. Joachim und Genossen (Beethoven ⸗ Abend) am Sonnabend 77 Uhr in der Sing⸗Akademie findet ausnahmsweise eine Generalprobe nicht statt.!. — Der Componist 3. Adalbert von Goldschmidt wird in dem am Sonntag Abend 7 Uhr im Saal Bechstein stattfindenden Liederabend, worin seine Compositionen durch die Damen Frau Selma Niklaß⸗Kempner aus Wien und Fräulein Olga Polna vom Hamburger Stadt⸗Theater zum Vortrage ge⸗ langen, die Begleitung am Klavier selbst übernehmen. — Im nächsten Volksunterhaltungsabend vom 15. d. M. in der Sing⸗Akademie werden die Concertsängerin Fräulein Marie Albrecht, Herr Dr. Heinrich Reimann (Orgel) und der Violinvirtuose Herr Walter Cavallery mitwirken.
Waldemar Meyer's populärer Beethoven⸗Abend mit Orchester und unter Direction und Mitwirkung von Herrn und Frau Hof— Kapellmeister Alois Schmitt (Schwerin) findet morgen Abend im Concerthause statt.
Mannigfaltiges.
Zur Warnung macht der Polizei-Präsident bekannt: Ob⸗— wohl es den Fortschritten der Chemie gelungen ist, arsenik⸗ und andere gifthaltige Farben durch giftfreie unschädliche Farben zu ersetzen, gelangen insbesondere arsenartige Farben noch immer häufig zur Verwendung, so zur 3 rüner Tapeten, zum Bemalen der, Zimmerwände, geringwerthiger J Färben von Kleiderstoffen, künstlichen Blättern und Blumen U. dgl. m. Früher 3. ist besonders darauf hingewiesen worden, daß Tapezierer zur Beseitigung des Hausungeziefers dem Tapetenkleister Schweinfurter Grün (Schwabenpulver) hinzufügen, wodurch die Gesundheit der Bewohner solcher Zimmer ebenso gefährdet wird, wie die Gesundheit derjenigen, welche in Zimmern mit grsenikfarbenen Wänden wohnen oder die obenbezeichneten Gebrauchsgegenstände benutzen. Das Publikum wird wiederholt auf die Gefahren aufmerksam gemacht, welche der Gesundheit und dem Leben durch die Verwendung gift⸗, besonders arsenhaltiger Farben drohen, und vor der Benutzung solcher Gegenstände bezw. dem Bewohnen von Räumen, deren Wände mit arsenhaltigen Farben bemalt sind, ernstlich gewarnt. Die Ge⸗ werbetreibenden, welche derartige Farben zu vorgedachten Zwecken verwenden oder in den Verkehr bringen, werden auf die Bestimmungen der 55 324 und 326 des Strafgesetzbuchs hingewiesen.
Der Special⸗Etat für das Berliner Armenwesen, der
im Rahmen des Gesammt-Etats eine der höchsten Positionen ein—
nimmt, schließt, wie wir einem Bericht der ‚Nat.-3Z.“ über die gestrige außerordentliche Sitzung des Magistrats-Collegiums entnehmen, in Einnahme mit 555 000 S und in Ausgabe mit 7031 868 M6 ab, es beträgt mithin der Zuschuß 6476 846 S, gegen das laufende Etatsjahr mehr 1 024 300 ο Die mittelbaren Unter⸗ stützungen durch die Armencommissionen, die allmonatlich zur Ab⸗ rechnung gelangen, erforderten allein die Summe von 51090 000 6, die unmittelbaren 238 000 ½. Besondere Arten von Unterstützungen sind mit 295 000 M angesetzt. Die Armenkrankenpflege nimmt die Summe von 1272200 „M in Anspruch 2e.
Morgen ist im Circus Renz eine Parade⸗Gala⸗Vorstellung zu Gunsten des Fonds zur Erbauung der Kaiser Wilhelm⸗ Gedächtniß-Kirche. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. Am
Sonnabend geht das pantomimische Land- und Wasserschauspiel Ein Künstlerfest? vom Hof⸗-Balletmeister A. Siems zum ersten Male in Scene. .
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Straßburg i Els., 12. Januar, Mittags. (W. T. B) Heute Mittag ist folgende Bekanntmachung veröffent— licht worden: „Seine Majestät der Kaiser hat ge— ruht, über die außerordentlich herzlichen und begeisterten Huldigungen, welche die Bevölkerung Straßburgs bei Seinem heutigen unerwarteten Besuch Ihm dargebracht hat, Seine Anerkennung und hohe Befriedigung auszusprechen und mich zu beauftragen, Allerhöchstseinen Dank zur Kenntniß— nahme der Einwohnerschaft zu bringen. Straßburg, 11. Ja— nuar 1893. In Vertretung des Kaiserlichen Statthalters! Der Staatssecretär von Puttkamer.“ z
Saarbrücken, 12. Januar. (W. T. B.) Die in der gestrigen Versammlung der Grubenausschüsse und Knappschafts⸗ ältesten gewählte neue Deputation der Ausständigen telegraphirte durch den Bergmann Peter Schaefer gestern Abend an den Vor— sitzenden der Bergwerks⸗Direction, Geheimen Rath von Velsen, und fragte wegen Unterhandlungen an. Geheimer Rath von Velsen ließ der Deputation antworten, daß er Unterhandlungen ablehne, daß er aber bereit sei, die Deputation anzuhören, falls dieselbe nur aus activen, noch zur Belegschaft gehörigen Bergleuten bestehe. Die Bergleute, welche bereits den Abkehrschein er— halten hätten, zählten nicht mehr zur Belegschaft und würden deshalb auch nicht angenommen. — Heute sind im Saarrevier 16047 Mann angefahren.
Gelsenkirchen, 12. Januar. (W. T. B.) Die Zahl der An fahrenden nimmt wieder zu. Mehrere Aufwiegler und Hetzer wurden verhaftet. ;
Paris, 12. Januar. (W. T. B.) Admiral Lefévre hat die Uebernahme des Marine⸗-Portefeuilles abgelehnt.
Paris, 12. Januar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird ein früherer Minister, der jetzt der Deputirten— kammer als Mitglied angehört, demnächst die Regierung in der Kammer darüber interpelliren, welche Rolle Bourgeois im Jahre 1888 als Unter⸗Staatssecretär Floquet's
hinsichtlich der damaligen Gepflogenheiten der Regierung bei
der Vertheilung der Panamggelder gespielt habe.
Die Panama⸗Untersuchungs⸗Commission beschloß die Vorladung der Banquiers, die mit Arton in Verbindung gestanden haben und daher über dessen Operationen Aufschluß geben könnten. .
Bern, 12. Januar. (W. T. B.) Das Handels⸗-Amtsblatt theilt mit, daß in der nächsten Zeit ein neuer schweizerischer Meistbegünstigungs vertrag mit Rumänien zum Abschluß gelangen und gleichzeitig mit den Verträgen mit England und Italien dem rumänischen Parlament unterbreitet werden dürfte.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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Wetterbericht vom 12. Januar, Wilhelm
8 Uhr Morgens.
7 Uhr.
sp.
8 red. in Millim
40 R.
Wetter.
Stationen. Wind.
in O Celsius
Temperatur 506.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meere
bedeckt bedeckt wolkenlos bedeckt wolkenlos
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bedeckt bedeckt wolkenlos wolkenlos Dunst wolkig!) halb . bedeckt
wolkenlos halb bed. wolkenlos
Mullaghmore II3 NM d einem Prolog. Aberdeen. I69 NW Kopenhagen. I67 M8 Stockholm NNW paranda. N. t Petersburg NNO Moskau...
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liche Tage.
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besitzer.
i) Nachts und Morgens Schnee. Uebersicht der Witterung.
Ein umfangreiches Hochdruckgebiet liegt über Nord⸗ west⸗ Europa, während der Luftdruck über dem Innern Rußlands sowie über Süd⸗Europa am niedrigsten ist. Ueber Central - Europa und dem ganzen Ostseegebiet wehen nördliche, über Frankreich und England nordöstliche Winde, unter deren Ein fluß die Temperatur wieder erheblich herabgegangen ist. In Deutschland ist daz Wetter theilweise heiter und, namentlich im westlichen Binnenland, unge⸗ wöhnlich kalt; Bamberg meldet minus 27 Grad. In Deut schland ist stellenweise Schnee gefallen. Auch in Nordschweden herrscht sehr strenge Kälte, Haparanda minus 29 Grad.
Deutsche Seewarte.
nn Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. 12. Vorstellung. Zum 1. Male: Die Hexe. Oper in 3 Acten von August Enna. Text nach Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Mary von J. In Scene gesetzt vom Ober— Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. 6 7 Uhr.
Schauspielhaus. 13. Vorstellung. i omödie in 5 Aufzügen von
W. von Schlegel's Uebersetzung.
pfeil.
Millöcker. Anfang 7 Uhr.
Ninetta.
burg. Freitag:
Der Sturm. hakespeare. Nach Lieschen. Musik von
helm Taubert, Tanz von, Musikalische Direction: Herr Steinmann.
Sonnabend: Opernhaus. 12. Vorstellung. Djamileh. Romantische Oper in 1Aet von G. Bizet. Text von L. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Graeb. In Scene 5. n , ,, 3, ö ajazzi (Faßgliazzih. Dper in 2 Acten und Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um Musik und Dichtung von R. Leon⸗ hie Hel . . ö s stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne.
irt vom Balletmeister C. Severini. Anfang 75 Uhr. ; z is Schm Sonnabend u. folgende Tage: Die Reise um die (Schwerin). Gesang; Frau Schmitt Csanyi (So—
cavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene esetzt vom Qber⸗Regisseur Tetzlaff. lapellmeister Sucher. Unfang 7 Ühr.
Schauspielhaus. Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauer— spiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. An⸗
Deutsches Theater. Freitag: Zwei glück
Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Der Sohn der Wildnisz. Sonntag: Zwei Die nächste Aufführung von „Das
märchen“ findet am Montag statt.
Berliner Theater. Freitag: 20. Abonnements Vorstellung. Kean. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Dora.
Sonntag: Nachmittags 25 Uhr: Abends 7 ⸗
Cessing ·˖ Theater. Freitag: Zum 7. Male: Heimath. Anfang 775 Uhr.
Sonnabend: Heimath.
Sonntag: Heimath.
Wallner · Theater. Anfang 73 Uhr. Sonnabend Der Probepfeil. Sonntag: Der Probepfeil.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.
Freitag: Das verwunschene Schlosz. Operette
in 3 Aufzügen von Alois Berla.
In Scene gesetzt von Julius Fritzsche.
Sonnabend: Pariser Leben. Mittwoch, 18. Januar: Operette in 3 Bauer. Musik von Johann Strauß.
Zum 227. Male: Familie Pont ⸗
Biquet. Schwank in 3 Aeten von Alexandre Bisson.
Deutsch von Max Schönau.
Sigmund Lautenburg. Anfang * Uhr. onnabend: Familie Pont⸗Biqguet. .
In Vorbereitung: Glaubißger. — ,, n,,
Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten · e.
— Vor dem Tode. Von Kroll 's Theater.
Operette in 1 Act von Poly Henrion— Darauf: Oberst Lumpus. Komische Dper in 1 Act! Wien.
Graeb. von Theobald Rehbaum. Zum Anfang Schwur. Oper in 1
Anfang 7 Uhr.
Emil
Tanz von E. Silvana. ö esetzz vom Ober⸗Regisseur
t in achtzig Tagen. Dirigent:
14. Vorstellung. Neu einstudirt: Debillemont und C. A. Raida.
Welt in achtzig Tagen.
in 1 Act von O. L. Hartleben.
ckliche Tage; Hachmann-⸗Zipser als Gast.)
Winter⸗
Ballet in 1 Act von H. Regel.
Der Hütten⸗
r: Hanilet. Inscenirt durch den
Schwank in 1Aet von H. F.
menten. Anfang 74 Uhr.
Freitag: Der Probe⸗
von Carl Weinberger.
L. Gundlach. und Kostümen.
um 1. Male: Fürftin Anfang 73 Uhr. cten von Wittmann und
in Gastspiel der rigolatis mit ihrem fliegenden
In Seene gesetzt von
August Strind
i, fang 79 Uhr. Freitag: Fritzchen und
Direction: Jos. Graselli.
Act von Wilhelm Reich.
Sonnabend: Wegen Privatfestlichkeit geschlossen. Sonntag: Gastspiel von Frau Moran ⸗Olden.
Victoria Theater. Belle Alliancestraße 7 / 8
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 46). Freitag. Zum 2. Male: Die Lore. Plauderei Luigia Aprile. ĩ. n (Frau Hachmann⸗ Zipser als Gast — Die kleine Margquise. Lust— spiel in 3 Aufzügen von Meilhac und Halévy. (Frau Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Theater Unter den Linden. a. (ran Luadrille d l. if irenen eg vit and en n , ,
Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter., . . w . k Holger ir Ie g. 7 Erbauung der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche statt. Couplets von A. Braun. Inscenirt durch den Ober⸗ Regisseur C. A. Friese sen. — Mr. Imro Fox, amerikanischer Prestidigitateur mit ganz neuen Experi⸗
Sonntag: Zum 1. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Aeten von Horst und Stein. Inseenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von Neue Ausstattung an Decorationen
Adolph Er nst · Theater . Freitag: Zum
8. 20. ⸗ lon. sposse in Geboren: Ein . J g ,,. ,,, ,, n. i, e gl von Studnitz (Berlin). — Hrn. Amtsrichter
Couplets theilweise von G. Görß. . . 8. . 32 zefetzt von Aßbolph Ernst. Gestorbenz; Hrn. Major Fritz pon Ernst Sohn
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Thomas Thenter. Alte Jakobstraße Nr. 30. Lufttänzerin
Märchen der blauen Grotte. Pantomime mit Ballet in 2 Bildern. — Vorher zug 5. Male: , ,. Erfolg. n in J ufzug von Dr. GC. M. Lutze. — Den Anfang itim S macht? Das Versprechen hinter'm Heerd. An—˖ Verlag der Expedition (Scholy.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Montag: 1. Gastspiel des Wiener Gasemble. Die Gigerln von
Schluß: Der Arxania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
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Am Landes⸗Ausstellungs-Park (Lehrter Bahnhof).
Concerte.
Sing- Ahademie. Freitag, Anfang 38 Uhr: Lieder⸗Abend von Raimund von Zur⸗Mühlen. Große; us Concert Haus, Leipzigerstraße 453. Freitag: Abends 73 Uhr: Populärer Beethoven⸗Abend mit dem Karl Meyder'schen Orchester von Waldemar Mehner. Dirigent: Hofkapellmeister Alois Schmitt
Ballet arran⸗ Musik von
pran). Billets im Bureau des Hauses.
Sanl PBechstein, Linkstraße 42. Freitag, Anfang 7e Uhr: Concert der 11jährigen Sängerin
Cirtus Renz (Carlstraße) Freitag, Abends 7 Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl. Parade ⸗Gala⸗ Vorstellung. Zum letzten Male: Auf Helgoland mit sämmtlichen bisher zur Darstellung he brachten Einlagen. Großes Brillant-Feuerwerk. Außerdem Freitag: u. a. Grande QGuadrille de la haute 6égquitation,
ĩ fer rte
Freiheitspferde, vorgeführt vom Director Fr. Renz. Mr. James Fillis mit dem Schulpferde, Markir'. undlach. Auftreten sämmtlicher Künstlerspecialitäten L. Ranges. Die Vorstellung findet zum Besten des Fonds zur
Musik von
716 Uhr: Novität! Ein Künstlerfest. Novität! Große Ausstattungs-⸗Pan— tomime vom Hofballetmeister Siems. Mit über— raschenden Wassereffecten und auf das Großartigste inseenirt vom Director Fr. Renz. .
Sonntag: 2 Vorstellungen um 4 Uhr lein Kind frei und um 77 Uhr.
Sonnabend, Abends
Musik
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Alice Schwarz mit Hrn. Ritter—
utsbesitzer Willi Bgetge (Sellnowo bei Rheden — idlitz bei Gr.⸗Leistenau, Westpreußen).
Sohn: Hrn. Prem.“ Lieut.
Musik von Vonhoff (Berlin).
Kurt (Düsseldorf) . — Verw. Fr. Pastor Luise Hitzigrath, geb. Freiin von der Goltz (Berlin). Hr. Justiz⸗ Kath Paul Stoepel (Potsdam) Fr. Wirkl. Geh. Rath Bertha Freifrau von Maren; holtz, geb. von Bülow Dresden). — Verw. Fr. Geh. Gommerzien Rath Mathilde Praetorius,
Preciosa 8 ; , Ballet. Das geb. Schoenermark (Breslau). 3.
Phantastische z Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin —
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Vęgrlags Anstalt. Berlin sw., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen
leinschließlich Börsen⸗Beilage).
* 10.
Grste Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 12. Januar
8983.
Deutscher Reichstag. 18. Sitzung vom Mittwoch, 11. Januar, 1 Uhr.
Die erste Berathung der Brausteuervorlage wird fort— gesetzt. =
Ueber den ersten Theil der Rede des Abg. Grillen⸗ berger, der zunächst das Wort hat, haben wir bereits in der Mittwochs⸗Nummer berichtet. Wir fahren in der Bericht— erstattung fort, indem wir nachstehend über den Schluß der Rede desselben Abgeordneten berichten.
Abg. Grillenberger (Soc): Das „Münchener Fremden— blatt“ schilderte vor kurzem die Arbeitsverhältnisse in den Münchener Brauereien. Danach dauert die Arbeit von früh 3 bis Abends 7 Uhr, beim geringsten Versehen treten beträchtliche Ordnungs— strafen ein. So ist es z. B. in der „Löwenbrauerei“, welche im vorigen Jahre einen Nettoüberschuß von 1 Million Mark erzielte. Auch die norddeutschen Brauer werden nach der Steuererhöhung die Arbeiter in erhöhtem Grade ausnutzen. Schon jetzt ist aus Brauer⸗ kreisen ein Antrag an den Bundesrath gegangen, die Sonn— tagsruhe in den Brauereien erheblich abzukürzen. Auch nach anderer Richtung hin wird die Erhöhung der Brausteuer erdrückend wirken. Im Jahre 1379 wurde in Bayern der Malzaufschlag von 4 auf 6 6 pro Hektoliter provisorisch bewilligt und alle zwei Jahre prolongirt, bis sie 1888,89 definitiv festgelegt wurde, auf Anfrage eines deutsch⸗— freisinnigen Abgeordneten. Der Staatssecretär Freiherr von Maltzahn führte aus, daß der Umstand, daß die Zahl der Brauereien von 1879 bis 1389 um etwas über 200 zurückgegangen ist, seinen Grund darin habe, daß der Zug vorhanden sei, das Brauereigewerbe mehr kapi⸗ talistisch zu betreiben. Die kleinen Brauereien würden auch ohne Erhöhung des Malzaufschlages zu Grunde gegangen sein. Aber diese Statistik erstreckt sich nur bis 1888; was seil der Zeit vor⸗ gegangen ist, wird uns nicht mitgetheilt. Der Königlich baye— rische Finanz⸗Minister Br. Freiherr von Riedel betonte, daß die Einführung der Staffelbesteuerung sehr günstig auf die kleinen Brauereien gewirkt habe. Ich bestreite diese günstige Wirkung, wenn er uns nicht mittheilen kann, um wie viel sich seit der Zeit die Zahl der kleinen Brauereien ver— mehrt hat. Tie Regierung hat uns eine Statistik unterbreitet, aus der hervorgeht, daß die Zahl der im Betriebe gewesenen Brauereien eit 1873 von 13 561 auf 8969, also um rund 4500 Betriebe zurück⸗ gegangen ist, und zwar gerade in den Stufen, die lediglich bis zu 1500 M. Brausteuer bezahlen. In Bayern soll die Zahl der Betriebe nur um 200 zurückgegangen sein, aber die gegenwärtigen Ziffern werden wohl etwas anders lauten. So lange das Probisorium der Malzaufschlagserhöhung in Bayern bestand, mögen ja noch einige Brauer gedacht haben, daß es aufhören würde. Was die Finanz— Minister aber einmal haben, das geben sie nicht wieder heraus. Als 18383 die Malzaufschlagssteuer in Bayern definitiv ein⸗ geführt wurde, stieg der Bierpreis sofort um 10 3 pro Liter. Das Hofbräuhaus hat allerdings eine Ausnahme gemacht und damit zeigen wollen, daß man trotz des Aufschlags am alten Preise festhalten könne. Aber Kenner und Stammgäste des Hofbräus behaupten,, daß das Bier seit der Zeit doch erheblich dünner geworden ist. Die Meinung, daß wir von dem vorliegenden Steuergesetz wenig berührt würden, ist eine überaus irrige. Wir zahlen dafür, daß wir in Bayern unsere eigene Bierbesteuerung haben, ein ziemlich bedeutendes Aversum. Das Mehr dieses Aversums würde nach Annahme der Vorlage 35 Millionen Mark betragen. Dazu kommt, daß die Matrikularbeiträge ohnehin auf 43 Millionen Mark er⸗ höht werden müssen, daß wir 7 Millionen an einmaligen, 38 Millionen Mark an fortlaufenden Ausgaben auf⸗ zubringen haben, sodaß Bayern durch die Militärvorlage und die damit zusammenhängende Erhöhung der Brausteuer mit 12 bis 159 Millionen Mark mehr belastet wird. Gegenwärtig hat man ja in Bayern noch Ueberschüsse, aber die werden auch nicht lange reichen, zumal in den letzten Jahren die Gehälter der höheren Beamten bedeutend erhöht worden sind. Man wird also auch bei uns zu einer neuen Steuer oder zur Erhöhung einer directen Steuer oder abermaliger Erhöhung des Malzaufschlags zurückgreifen müssen. Der bayerische Finanz⸗Minister Dr. Freiherr von Riedel hat schon darauf hingewiesen, daß es auch in Bayern sehr viele Gegenden giebt, wo wenig oder gar kein Bier getrunken wird. Die Leute würden dort sehr gerne Bier trinken, aber sie können es nicht. Aus den, Sanitäts— Generalberichten geht hervor, daß der Bierconsum in Bayern von 1877 bis 1886 um circa 80 900 Hektoliter zurück⸗ gegangen ist, ein Rückgang, der sehr erheblich ins Ge— wicht fällt, zumal die Bevölkerung in der Zeit bedeutend zu— genommen hat. Der Rückgang fällt in die Zeit, da zum ersten Male der Malzaufschlag um 50 09 erhöht wurde. In Grobenhausen in dem gesegneten Altbayern ist nach dem Bericht des dortigen Be— zirksarztes wegen der Theuerung des Biers der Schnapsgenuß in schneller Zunahme begriffen, und selbst Säuglinge bekommen schon Schnaps als Schlafmittel in der Oberpfalz; viels Magenkrankheiten entstanden infolge schlechter Nahrung und zunehmenden Schnaps⸗ genusses. In Oberfranken, speciell im Frankenwalde, nimmt der Schnapsgenuß in erschreckender Weise zu, ein Beweis, daß die Leute nicht mehr das Bier bezahlen können, trotzdem es in Bapern noch viel billiger ist als in Norddeutschland. In vielen ländlichen Gegenden Bayerns hat es in den 60er bis 70er Jahren keine Kandstädte gegeben, wo das halbe Liter Bier mehr als 10 3 gekostet hat. Jetzt sind nur noch sehr wenige solcher Bezirke vorhanden, das halbe Liter kostet jetzt 12, 15 und in den, sogenannten besseren Localen sogar 15 3. Wird die Biersteuer erhöht, dann wird man sich im allgemeinen, wie im Hofbräuhaus, damit helfen, das Bier dünner zu machen, oder die Gläser weniger voll zu schänken. Unser Standpunkt läßt sich dahin zusammenfassen: wir sind in erster Linie Gegner jeder indirecten Besteuerung und infolge dessen auch der Steuer, die ein so wichtiges Genußmittel der arbeitenden Bebölkerung vertheuern muß. Wir haben es in der That mit einer Confumsteuer zu thun; denn die Abwälzung auf die Consumenten wird eintreten. Aber selbst wenn dies nicht der Fall wäre und es lediglich eine specielle Gewerbesteuer wäre, um die besonders günstig situirten a. Brauereien zu treffen, würden wir auch dann nicht zustimmen, weil es eine , ist, einzelne Erwerbszweige in Deutschland bluten zu lassen für daz, was Ihrer Anschauung nach der ganzen Nation zu gute kommen soll.
ie Brauer könnten ja sagen: warum zieht man nicht Bergwerkgz— . heran, wo Sh G! Dividende bezahlt, werden, oder die ohen Eisenwerke, namentlich da diese letzteren von dem Militarismus große Vortheile ziehen? Sie verkaufen ja ihre Eisenbahnschienen an das Ausland billiger als an das Neich, also müssen fie auch einen großen Gewinn daraus ziehen. Ebensg verhält es sich mit den Zuckerfabrikanten, die seit einer Reihe von Jahren Win lin sgen genießen, die durch nichts gerechtfertigt sind. Die Brauer werden diese Mehrbesteuerung nicht auf sich sitzen lassen, denn zuerst kommt der Profit, die Dividende, in Betracht, und wenn diese geschmälert wird, kommt die Abwälzung auf das Publikum, und man wird schließlich auch in Norddeutschland zu ein⸗ zelnen Pfennigen beim Bierpreis . wo in weiten Kreisen bisher nur die Abrundung auf 5 3 übliche Rechnungsweise ist. Wir haben nun, wenn wir diesen ablehnenden Standpunkt einnehmen, trotzdem
die Verpflichtung, uns die Frage vorzulegen: wenn die Militärvorlage angenommen werden sollte, wie sollen die Kosten dafür aufgebracht werden? Irgend ein Blatt in Berlin hat den Vorschlag gemacht, man sollte doch eine Equipagensteuer einführen, aus der könnte man 20 Millionen Mark herausschlagen. Gegen eine derartige Steuer hätten auch wir erheblich weniger einzuwenden als gegen die Brausteuer. Oder führen Sie doch eine Einjährig⸗Freiwilligen-Steuer ein. Die Söhne der reichen Geschäftsleute, die einjährig dienen, haben von dieser kurzen Dienstzeit einen ganz erheblichen Gewinn, sodaß sie ganz gut eine Extrasteuer von 500 — 0 000 M. tragen können. Auch die gänz⸗ liche Aufhebung der Liebesgabe für die Schnapsbrenner würde allein nahezu die ganze Geschichte decken. Aus den kolossalen Ver⸗ mögen, die die neue preußische Einkommensteuer ermittelt hat, werden so kolossale Einkünfte gezogen, daß sie leicht eine Steuer von 10 00 ertragen können. Es könnten davon nicht nur die Erhöhung der Militärlasten, sondern die ganzen Militärausgaben bestritten werden. Wir werden keinen Mann bewilligen und keinen Pfennig für das Liter und auch nicht Hektoliter Bier.
Königlich bayerischer Bevollmächtigter zum Bundesrath Finanz⸗ Minister Dr. Freiherr von Riedel: Ich hegte die Absicht, überhaupt nicht zu diesem Gesetzentwurf hier im Reichstage zu sprechen, aus dem Grunde, weil mich dieser Gesetzentwurf zunächst nicht näher angeht. Ich habe gestern einige Unrichtigkeiten rectificirt, zunächst aus Höflichkeit gegen einen der Herren Redner, der mich ausdrücklich provocirt hat; ich habe es auch gethan aus Rücksicht auf die verbündeten Regierungen und auf den Reichstag. Denn es hätte der Glaube entstehen können, daß die in meiner Anwesenheit über Bayern verbreiteten Unrichtigkeiten begründet seien, denn der Reichstag wäre damit getäuscht worden. Ich bin weit entfernt, den Herren eine solche Absicht zuzuschreiben. Im Gegentheil, ich glaube, daß diese Aeußerungen optima (side ge⸗ macht wurden. Sie beweisen nur, daß das Herausgreifen einzelner Ziffern und das Ziehen von Schlüssen aus einzelnen Ziffern sehr leicht zu Irrthümern führt, wenn man nicht die Gesammtverhältnisse kennt. Aber ich habe nur dem Abg. Roesicke nicht die Befriedigung, die er offenbar über seine Kenntniß bayerischer Zustände empfunden haben mag, verbittern wollen, obwohl ich in der Lage gewesen wäre, ihn Schritt für Schritt zu widerlegen. Das ist zum theil heute von dem Abg. Grillenberger geschehen. Ich hatte bei dem ersten Theil seiner Rede das Gefühl, daß er meinte, wir Bayern sind doch bessere Menschen, als ihr glaubt, und ich war ihm einen Moment sehr dankbar. (Heiterkeit Nun ist diese Empfindung etwas verwischt worden durch den zweiten Theil seiner Rede. Er hat behauptet, der 10⸗Pfennigpreis des Bieres sei in Bayern fast ganz verschwunden. Ich bin in der angenehmen Lage, ihm zu sagen, daß in einem großen Theile von Bayern, ich glaube, in dem größten Theile, heute noch das Bier 20 25 pro Liter kostet und zwar in ganz Niederbayern mit Ausnahme einiger weniger Städte in Oberfranken und der Oberpfalz. Die von mir gestern mitgetheilten Zahlen beruhen auf amtlichen Er— mittelungen und sind nach meiner Meinung auch richtig. Als wir 1879 mit schwerem Herzen an die Erhöhung des Malzaufschlages gingen, haben wir dem Landtag auch eine Uebersicht über die Bier⸗ preise von 1811 bis 1878 mitgetheilt. Aus dieser Statistik geht hervor, daß von 1873 bis 1875 das Bier 24 resp. 27 „ kostete, 1876 bis 1878 26 , nach Einführung des Malzaufschlages sogar eine Reihe von Jahren 24 , und erst vor ein paar Jahren wurde der Preis in München wieder auf den alten Stand gebracht. Also von einer Erhöhung des Preises infolge der Erhöhung des Malzaufschlages kann angesichts dieser Verhältnisse keine Rede sein. Auch ist das Bier nicht schlechter geworden. Es steht hier ja Meinung gegen Meinung. Aber nach dem Urtheil der Sachverständigen ist das Bier in der Zwischenzeit sogar besser geworden. Die Zahlen über die Einstellung bayerischer Brauereien habe ich gestern richtig wiedergegeben. Es sind im ganzen etwa 500 Brauereien eingegangen, aber 3090 neue entstanden in neun Jahren. Es sind auch nicht etwa die kleinen zu Grunde gegangen und große dafür entstanden. Umgekehrt, kleine sind entstanden seit dem Malzaufschlag. Waß speciell der Abg. Grillenherger über das unter dem Finanz⸗Ministerium stehende Etablissement gesagt hat, ist gleichfalls unrichtig. Die Verwaltung des Hofbräuhauses steht ja unter öffentlicher Controle, und es würde dem Abg. Grillenberger sehr schwer sein, nachzuweisen, daß deshalb, weil wir mit dem Preis des Bieres nicht heraufgingen, das Bier schlechter geworden sei. Hier ist doch das Publikum der beste Richter, und es hat seit der Zeit viel mehr getrunken als bisher. (Große Heiterkeit.) Ich bin deshalb mit dem Bierpreis nicht heraufgegangen, weil ich mir gesagt habe, der Gewinn und Verdienst dieses Etablissements ist genügend. Wir wollten auch beweisen, daß man unter bestimmten Verhältnissen ein anständiges Bier herstellen kann, und das geschah im Interesse des consumirenden Publikums, nicht des Finanz⸗ Ministers. Das Braugewerbe in Bayern hat sich seit 1880 ganz außerordentlich entwickelt. Auch, der Inlandeéconsum hat nicht in der Weise abgenommen, wie es den Anschein hat. Ich habe gestern schon angedeutet, daß man bei den Vergleichungen die Pfalz berücksichtigen müsse, wenn man nicht einen ganz falschen Schluß ziehen will. Die Pfalz hat vor Eintritt in die bayerische Brausteuergemeinschaft sehr wenig Bier con⸗ sumirt. Als sie eintrat, sank natürlich der nach dem Kopf der Bevölkerung berechnete Consum etwas herab. Vergleicht man aber die älteren bayerischen Steuerprovinzen miteinander, dann stellt sich heraus, daß der Consum in denselben durchaus nicht zurückgegangen ist, sondern sich in angemessener Weise erhöht hat. Die Schwan— kungen im Consum werden garnicht von der Steuer getroffen, son⸗ dern hängen von ganz anderen Verhältnissen ab. 18756 hatten wir z. B. einen Inlandsconsum von 11 955 0909 hl und 1878, obwohl gar keine Steuerveränderung dazukam, 660 000 hl weniger. Ich habe mich wohl gehütet, über den vorliegenden Gesetzentwurf zu sprechen. Denn wir sind nicht davon berührt, und ich habe auch nicht den Muth, über Dinge zu reden, die ich nicht ganz oder gar nicht über⸗ sehe. Der Abg. Grillenberger hat dann noch von dem Schnapsgenuß in Bayern gesprochen und von einzelnen Angaben von Aerzten ge— sprochen. Bie mögen ja ganz richtig sein, gestatten aber durchaus keinen Schluß auf unsere Zustände in Bezug auf den Schnapsconsum. Ich glaube constatiren zu können, daß der Schnapsconsum, der ohne— hin in Bayern nicht sehr groß war, seit 1887 abgenommen hat. Diese Constatirung kann ich . bloß auf amtliche Berichte stützen, sie ist auch im bayerischen Landtage selbst; erfolgt. Der Abg. Grillenberger hat nun gesagt, daß, wenn die Finanz⸗Minister einmal etwas haben, sie es gar nicht mnehr herausgeben. Auch das ist unrichtig. Erstens müssen wir ja alles herausgeben, was wir ein⸗ nehmen. Ich habe die Ehre, seit einer Reihe von Jahren der baye⸗ rischen Finanzverwaltung vorzustehen. Ich bin bei der allerdings ohne mein Verschulden nur partiellen Steuerreform davon gusgegangen, die kleinen Leute absolut zu schonen und die leistungsfähigen entsprechend heran zu ziehen. Ich bin weiter bestrebt gewesen, auf dem Gebiete der indirecten Steuern, soweit wir in Bayern darin zu sagen haben, entsprechende Erleichterungen herbeizuführen. Wir haben die Malzaufschläge um 23 Millionen Mark redueirt durch n n der Abstufung. Wir waren bestrebt, den kleinen und mittleren Hen eben welche immer unter der Concurrenz des Großkapitals leiden müssen, durch positive Erleichterungen und durch die Einrichtung von sachverständigen Stationen zu helfen, welche denselben mit Betriebsverbesserungen an die and gehen. Es werden da Untersuchungen über die Tüchtigkeit des Materials u. s. w. gemacht und es sind da sehr schöne Resultate
erzielt worden. Nicht allein die Production der kleinen und mittleren Betriebe, auch die gesammte Production hat erheblich zugenommen. Der Inlandsconsum betrug 1878: 11 500 990 hl, 1889 dagegen nach do , 23 35 f f g dem Definitioum 12300 9900. Es ist also weder der Consum in—⸗ folge der ö des Malzaufschlags zurückgegangen, noch hat sich der Bierpreis erhöht. Der Abg. Grillenberger hat sich auch in der Berechnung des von Bayern aufj;jubringenden Betrages infolge der Militärvorlage verrechnet. Infolge, der Einführung einer höheren norddeutschen Biersteuer werden die Matrikutarbeiträge Bayerns weder höher noch niedriger. Der Abg. Grillenberger sagte, erstens müsse , Bayern das Aversum zahlen, zweitens für die laufenden Militärausgaben 6—3 Millionen, und drittens auch noch die ein⸗ maligen Ausgaben. Der zweite Posten kann uns nicht aufgelegt werden, weil das, was wir für das bayerische Militär brauchen, vom Reich an uns gezahlt wird, und, zum theil, sogar mit dem Aversum gezahlt wird, das wir in Form höherer Matrikularbeiträge an das Reich zahlen. Im übrigen habe ich mich mit den von dem Abg. Grillen⸗ berger besprochenen Steuerprincipien nicht zu beschäftigen. Auf die Liebesgaben an die Brenner komme ich in den nächsten Tagen zurück. (Beifall rechts.)
Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:
Der Herr Abg. Grillenberger hat gefragt, weshalb in der gegen⸗ wärtigen Vorlage, nicht wie in früheren Vorlagen der verbündeten Regierungen über den gleichen Gegenstand ein Verbot der Surrogate enthalten sei. Er hat diese Frage allerdings in die Form ge⸗ kleidet, daß er ausführte, es hätte sich doch eigentlich für die verbündeten Regierungen empfohlen, ein Verbot der Surrogate in den Gesetzentwurf aufzunehmen und so den Schein zu erwecken, als ob man für die Volkswohlfahrt sorgen wolle. Ich würde ja dem gegenüber leicht antworten können, daß man, um einen Schein zu erregen, seitens der verbündeten Regierungen keine Gesetz⸗ entwürfe formulirt, aber ich will dem Herrn Abgeordneten auf die Frage direct antworten. Die Unterlassung eines Verbots der Surrogate in der gegenwärtigen Vorlage hat in erster Linie darin ihren Grund, daß man vermeiden wollte, in die bestehenden Verhält⸗ nisse tiefer einzugreifen, als es der unmittelbar vorliegende Zweck erforderte.
Abg. Möller (nl): Auf die Vorschläge, welche der Abg. Grillen⸗ berger zur Deckung des Mehrbedarfs geinacht hat, läßt sich ernst— haft wohl kaum eingehen. Die Equipagensteuer mit ca. 20 Millionen ist lediglich ein Phantasieproduet. Gegen angemessene Luxus⸗ steuern würde ich nichts haben, aber sie bringen erfahrungsgemäß nur ganz kleine Erträge. Auch die Besteuerung des Schaumweins, die ja ursprünglich geplant gewesen sein soll, hätte nicht Genügendes ab— geworfen. Was die Vorlgge betrifft, so kann ich den Vertretern der Regierung den Vorwurf nicht ersparen, daß sie durch die Herstellung und namentlich durch die Begründung der Vorlage Tie Opposition gegen dieselbe im Lande erst hervorgerufen haben. Diese QOpposition ist in Reich eine, ganz gewaltige und berechtigte. Mein Wahlkreis ist in erster Linie an der Brauerei interessirt. Kaum eine deutsche Stadt wird so init der Brauerei verknüpft sein, wie Dortmund. Gegen die Ausdehnung der Besteuerung überhaupt ver⸗ halte ich mich nicht ablehnend; aber diese Ausdehnung nach den Vor⸗ schlägen der Vorlage ist unmöglich. Die Vorlage vergißt vollständig, daß in der Brausteuergemeinschaft ein Viertel aller Biere ober⸗ gähriges ist. Das Braunbier ist in weiten Bezirken Norddeutschlands ein Nahrungsmittel der Familie. Auch ich stehe auf dem Stand⸗ punkt der Brauereivertreter, die gestern gesprochen haben, daß für die untergährigen Biere das Verbot der Surrogate ein großer Segen wäre. Sehr bedenklich und fast socialpolitisch ist der Satz der Motive, daß die durch die Steuererhöhung erfolgende Vertheuerung des Bieres auf das Liter sich „ohne Uebervortheilung des Publikums“ nicht darstellen läßt. Im großen und ganzen ist es aber unfruchthar, in die Debatte der Einzelheiten einzutreten, bevor wir wissen, welcher Bedarf, denn eigentlich als nöthig sich herausstellen wird. Daß die Militärvorlage in ihrem ganzen Umfang nicht angenommen wird, darüber besteht wohl kein Zweifel mehr; es hat also keinen Sinn, über die Vorlage weiter zu verhandeln, ehe man das wirkliche Bedürfniß kennt. Namenß meiner Freunde beantrage ich demnach, die Vorlage der großen Militärgesetzemmission zu überweisen und mit der Berathung erst nach Erledigung der Militärvorlage zu beginnen.
Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:
Ich bin dem Herrn Vorredner namentlich für dasjenige dankbar
9 j was er namens seiner politischen Freunde erklärt hat, daß die Vorlage zur Vorberathung in eine Commission überwiesen werden soll, und ich zweifle nicht, daß es in dieser Commission gelingen wird, auch eine große Zahl der Bedenken, welche der Herr Vorredner in seinem Namen hervorgehoben hat, im Wege der Discussion zu widerlegen.
Wenn ich jetzt um das Wort gebeten habe, so geschieht es, um zum zweiten Male einen Irrthum zu corrigiren, den ich gestern bereits corrigirt habe, einen Irrthum, zu dem allerdings eine nicht ganz vollständige Fassung der Motive den Anlaß gegeben hat.
Der Herr Vorredner hat gesagt, die Motive seien um deswillen zu tadeln, weil sie mit Durchschnittszahlen operirten, welche dadurch gefunden seien, daß man beide Arten von Bieren, untergährige und obergährige, zusammengeworfen habe. Ich nehme an, daß der Herr Vorredner diejenigen Zahlen im Auge gehabt hat, mit denen wir den durchschnittlichen Nutzen angegeben haben, der in Deutschland bei dem Ausschank von Bier gegenüber dem Einkaufspreis von den Brauereien gewonnen wird. Ist das der Fall, bezieht sich die Bemerkung des Herrn Abgeordneten auf die Zahl von 19,s 4, die wir angegeben haben, so kann ich wiederholen, was ich gestern bereits gesagt habe, daß diese Durchschnittszahl sich nur auf die untergährigen Biere bezieht, daß die obergährigen Biere nicht dabei in Betracht gekommen sind. Eine jede Durchschnittszahl ist, das erkenne ich vollständig an, angreifbar, weil sie aus verschiedenen Grundlagen gefunden ist. Nachrichten aber, die uns in neuester Zeit zugegangen sind, zeigen, daß im großen und ganzen unsere Angaben richtig sein werden. Hier aus Berlin liegen mir Nachrichten vor, wonach der Verdienst bis zu 24 3 hinaufgeht; es sind aber nicht etwa in Berlin die höchsten Zahlen des Nutzens der Händler und Schänker gefunden worden, sondern in andern Gegenden Deutsch⸗ lands; und auch aus andern Gegenden Deutschlands stimmen die⸗ jenigen Zahlen, welche in der Presse aus Interessentenkreisen gegeben sind, — und zwar nicht in der der Regierung freundlichen Presse, sondern beispielsweise in der „Freisinnigen Zeitung? — fast ganz genau mit denjenigen Zahlen überein, welche wir unsererseits für die betreffenden Gegenden gefunden hatten, und welche der Durchschnitts⸗