1893 / 27 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Di. Schneider im Ministerium der geistlichen, Unterrichts= und . ist nach der Provinz Schlesien abgereist.

Württemberg.

Seine Majestät der König ist vorgestern aus Berlin wieder in Stuttgart eingetroffen.

Sachsen⸗Coburg Gotha. Seine Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern ist gestern von Coburg nach Sigmaringen abgereist.

Elsaß⸗Lothringen.

Gestern Nachmittag fand in Straßburg die feierliche Er⸗ öffnung der Tagung des Landesausschusses für Elsaß— Lothringen in dem neuerbauten Landesausschuß⸗-Gebäude am Kaiserplatz statt. In der Statthalterloge wohnten die Fürstin Hohenlohe und die übrigen Mitglieder der Jamilie des Statthalters der Feier bei. Kurz nach 3 Uhr erschien der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe im schwarzen Frack mit dem Band des Schwarzen Adler— Ordens, gefolgt von dem Staatssecretär von Puttkamer, den Unter⸗Staatssecretären von Schraut und von Köller sowie den Herren seines Bureaus. In der vom Statthalter ver— lesenen Eröffnungsrede wird, wie „W. T. B.“ meldet, der Genugthuung darüber Ausdruck gegeben, den Landes⸗ ausschuß in den neuen, seiner Würde und Stellung entsprechenden Räumen begrüßen zu können. Die finanzielle Lage des Landes sei nach wie vor eine günstige. Das letzte Finanzjahr weise einen Ueberschuß von An Millionen auf, auch das laufende werde voraussichtlich mit einem be— deutenden Ueberschusse abschließen. Außer dem Etat würden dem Landesausschusse Gesetzentwürfe über die Einschätzung zur Gewerbesteuer, über die Einrichtung von Spar⸗ und Dar— lehenskassen in den Gemeinden sowie bezüglich der Verwaltung von Depositen vorgelegt werden. Am Schlusse seiner Rede brachte der Statthalter ein dreimaliges Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, das von der Versammlung mit Begeisterung erwidert wurde. Bei der Wahl des Bureaus wurden die bis⸗ herigen Mitglieder durch Acelamgtion wiedergewählt, und zwar Dr. Schlumberger zum Präsidenten, Fabrikant Jaunez zum Ersten Vice⸗Präsidenten und Baron Schauenburg zum Zweiten Vice⸗Präsidenten; ferner Baron Charpentier, Notar Wehrung und Gutsbesitzer Nennig zu Schriftführern.

Oesterreich Ungarn.

Während der gestrigen Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses trat der Minister-Präsident Graf Taaffe mit den Obmännern der Deutschen Linken, des Polenclubs und des Hohenwartelubs, r. von Plener, von Jaworski und Graf Hohenwart, zu einer kurzen Conferenz zusammen. Dem „Fremdenblatt“ zufolge übergab der Minister⸗ Präsident dabei den Obmännern das neue Regierungsprogramm, das in einem vorgestern unter dem Vorsitz des Kaifers abge— haltenen Ministerrath neu festgestellt und redigirt worden ist, und stellte den Parteiführern frei, das Programm ihren Parteivorständen oder dem Plenum ihrer Clubs zu unter— breiten. Wie verlautet, wären mehrere von den einzelnen Parteien vorgeschlagene Modificationen, darunter auch von der Linken ausgegangene Amendements, angenommen worden.

In der Sitzung des Hauses erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Finanz-Minister Dr. Steinbach, in Beant— wortung einer Interpellation des Abg. Kyrle über den Grenzverkehr mit Bayern, die Viehausfuhr aus Oesterreich nach Bayern wickele sich jederzeit in dem Rahmen der Bestimmungen des Viehseuchengesetzes des Deutsches Reichs und der darauf gegründeten Specialverordnungen ab.

Das ungarische Unterhaus lehnte gestern den Antrag des Abg. Lits auf stufenweise Errichtung einer selbständigen ungarischen Armee ab und nahm die Vorlage über das Re— krutencontingent an. Der Minister für Landesvertheidigung Freiherr von Fejervary wies bei der Debatte auf die strenge gerichtliche Ahndung in Fällen einer schlechten Behandlung der Mannschaft hin und erklärte den Vorwurf, daß die ungarische Landwehr germanisirt werde, für völlig unbegründet; eine einheitliche deutsche Ver— kehrssprache sei nothwendig, da die ungarische Landwehr be— rufen sei, mit der gemeinsamen Armee zusammen zu wirken.

Großbritannien und Irland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus London werde die Thronrede, mit der heute das Parlament eröffnet wird, betonen, daß die Beziehungen zwischen Großbritannien und allen auswärtigen Mächten friedliche seien. Die Thron— rede werde als erste Vorlage für die bevorstehende Session die Bill, betreffend Homerule für Irland, ankündigen und gleichzeitig auf die Abnahme verbrecherischer Handlungen und die Besserung der Lage in Irland hinweisen. Als Vorlagen würden ferner angekündigt werden eine Bill über die Verkürzung der Dauer der Legislaturperioden, sowie des zur Erwerbung des Wahlrechts noihwendigen Auf— enthalts, eine Bill über die Revision der Wählerlisten, eine Bill über die Aufhebung mehrfacher Stimmberechti⸗ ung, ferner verschiedene Maßnahmen bezüglich der Arbeiter— rage, vorbereitende Maßnahmen zur Trennung der Kirche vom Staat in Schottland und Wales, sowie endlich eine Reform der Localverwaltung. Die Thronrede werde bezüglich Egyptens die Erklärung enthalten, daß die Entsendung der Truppenverstärkungen nach Egypten keinerlei Aenderung der . bedeuten solle. Dem Parlament werde der amtliche bezüglich Egyptens und Ugandas vorgelegt werden. Schließlich werde eine parlamentarische Enquéte über die landwirthschaftliche Krisis angekündigt werden.

; Frankreich.

Der Senat genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, das Handelsübereinkommen mit Marokko und erklärte darauf einen Antrag, demzufolge Zeugen, die sich weigern, vor dem Untersuchungsrichter die volle Wahrheit auszusagen, mit Gefängniß bestraft werden sollen, für dringlich. Die Rechte stimmte n die Dringlichkeit.

Der Deputirte Delafosse, der an die Regierung wegen der egyptischen An gelegenheit n eine Anfrage zu richten beabsichtigte, hat auf Wunsch des Ministers des Auswärtigen Deyelle diese Absicht aufgegeben, da gegenwärtig diplo⸗ matische Verhandlungen über diesen Gegenstand stattfinden.

Die Commission der Deputirtenkammer hat die

Preßgesetznovelle über die Beleidigung von Souveränen

und Botschaftern auswärtiger Mächte, sowie über die Auf⸗ reizung zu bestimmten Verbrechen in der vom Senat beschlossenen Form angenommen. ; Die , . prüfte gestern die Frage, ob es nöthig sei, einen Berichterstatter zu ernennen. Die Mitglieder der Rechten und der äußersten Linken hetonten nachdrücklich, daß die Aufgabe der Commission noch nicht vollendet, und daß es daher nicht angängig sei, einen Berichterstatter zu ernennen. Die Commission verwarf sodann den Antrag auf ie n eines Generalberichterstatters

mit 15 gegen 10 Stimmen, desgleichen den Antrag auf Ernennung

eines Specialberichterstatters, der Delahaye dazu anhalten solle, für seine Beschuldigungen den vollen Beweis zu erbringen. Die Commission beschloß, zwei neue Subcommissionen zu ernennen mit dem Auftrage, die Rolle besonders zu unter— suchen, welche die Parlamentsmitglieder und die Presse in der Panama-⸗AUngelegenheit gespielt haben.

Rußland.

In Betreff des in der combinirten Sitzung des Minister— comitéès und des Reichs⸗Oekonomie⸗Departements abgelehnten Antrags des Verkehrs⸗-Ministers, wonach den Eisenbahnen das Recht eingeräumt werden sollte, Eisenbahnmaterialien (Schienen, Locomotiven, Waggons u. s. w) aus dem Auslande in den Fällen zollfrei zu beziehen, wenn die russischen Werke zu hohe Forderungen stellten (siehe Nr. 23 des „R. u. StA.“ vom 26. Januar), verlaute dem „W. T. B.“ zufolge weiter, daß dem Verkehrs-Minister auf sein wiederholtes Ersuchen gestattet worden sei, nöthigen— falls einer aus den Ministern der Finanzen, der Domänen, dem Verkehrs-Minister und dem Reichs— Controleur bestehenden Commission die Frage zur Prüfung zu unterbreiten, ob in dem jeweilig vorliegenden Falle bei dem Minister⸗Comité beantragt werden solle, die be⸗ zügliche Bestellung im Auslanbe ausführen zu lassen. Es wird wie es in dem Telegramm heißt beabsichtigt, durch diese Maßnahme die von den russischen Werken geforderten Preise herabzudrücken, nicht aber den ausländischen Fabrikanten die Grenze zu öffnen und den zoll— freien Eingang zu gestatten. .

Vom 1. Januar bis 1 November a. St. 1892 betrugen die Einnahmen der Reichskassen: im Ordinarium A2 460 000 Rbl., im Extraordmarium 168 174 000 Rbl.; die Ausgaben: im Ordinarium I67 795 000 Rbl', im Extra— ordinarium 163 434 0090 Rbl. In der gleichen Periode des Jahres 1891 stellen sich die Einnahmen im Ordinarium auf 692 814 000 Rbl., im Extraordinarium auf 35 421 000 Rbl. die Ausgaben auf 683 412000 Rbl. im Ordinarium und 142 418 000 Rbl. im Extraordinarium.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer ver— langte, einer Meldung des ‚W. T. B.“ zufolge, Colajanni, daß sein Antrag bezüglich der Einsetzung einer parlamentarischen Enquéte auf die Tagesordnung der morgigen Sitzung gesetzt werde. Nachdem der Minister⸗Präsident Giolitti ki da⸗ gegen ausgesprochen hatte, wurde das Verlangen Colajanni's abgelehnt. Auf eine Anfrage von Seiten Montagna's erklärte der Minister⸗Präsident Giolitti die Meldung eines Neapeler Blattes, wonach die Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung mehrerer Deputirten nachge— sucht worden sei, für völlig grundlos. Der Minister des Auswärtigen Brin ertheilte die Zusage, daß er über an— gebliche grausame Mißhandlungen von italienischen Staats— angehörigen in Brasilien Erkundigungen einziehen und gegebenenfalls auf diplomatischem Wege Genugthuung ver— langen werde.

Spanien.

Das auswärts verbreitete Gerücht von einer Erkrankung des Königs entbehrt dem „W. T. B.“ zufolge jeder Be— gründung.

Amerika.

er Senator Chandler hat, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, gestern im Senat einen Antrag einge— bracht, worin der Präsident ersucht wird, Unterhandlungen mit der provisorischen Regierung von Hawaii einzu⸗ leiten behufs Annectirung der Inseln. Die Berathung des Antrages wurde vertagt. Die britische Regierung hat, wie weiter gemeldet wird, ihren Gesandten in Washington Pauncefote beauftragt, gegen die Haltung der amerikanischen Regierung gegenüber Hawai und gegen die beab— sichtigte Annectirung der Inseln Protest zu erheben. Trotzdem scheint das Verhalten des Commandanten des amerikanischen Kriegsschiffes Boston“, der Marinesoldaten auf Hawaii landete, die amtliche Billigung des Präsidenten Harrison und des Cabinets erhalten zu haben. Mehrere Mitglieder der Regierung haben sich zu Gunsten einer Annectirung der Inseln ausgesprochen. Der Gefandte von Hawaii in Washington glaube an die Errichtung eines englisch⸗amerikanischen Protectorgts. Nach einer dem Londoner. „Standard“ aus New-Hork zugegangenen Depesche stehe die Ankunft englischer Kriegsschiffe in Hawai in etwa fünf Tagen zu erwarten, und glaube man, daß die Königin die Unterstützung Englands gegen die Revolutionspartei anrufen würde.

In Washington fand gestern die Beisetzung der Leiche des vormaligen Staatssecretärs Blaine statt. Sämmtliche Mit⸗ glieder des diplomatischen Corps wohnten der Feierlichkeit bei.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Buenos Aires hätte der Präsident das Portefeuille des Innern dem Pröäsidenten der nationalen Hypothekenbank Escalante angeboten, doch sei bis jetzt noch keine definitive Entscheidung erfolgt. Wie mehrere Blätter wissen wollen, würde Romero das Ministerium des Innern über— nehmen und Escalante zum Finanz⸗Minister ernannt werden.

D

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag. 353. Sitzung vom Dienstag, 31. Januar, 1 Uhr. Der igt nn wohnt der Staatssecretär Dr. von Boetticher bei. ( Präsident von Lenetzow erklärt, daß bei dem schwachen Besuch des Hauses der Präsident und das Haus bei der Er⸗ theilung von Urlaub vorsichtiger verfahren müßten.

Darauf wird die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗ Etats für 189394 fortgesetztß und zwar beim Etat des , . des Innern: Gehalt des Staatssecretärs.

. (nl) kommt guf die Nothstandsinterpellation

el

zurück, deren Besprechung der Abg. Dreesbach von der Arbeits

losigkeit in Mannheim gesprochen habe; er habe von 10140 AÄrbeitz— losen gesprochen. Das sei ein vorübergehender Zustand gewesen. Mehrere große Fabrikanten hatten aus 61. an Arbeit Arbeiter

er geworden, wie die

entlassen müssen; aber inzwischen ist das be ürgermeister mir mit

Nachweisungen ergeben haben, welche der

getheilt hat. 3. Abg. Schmidt (Sachsen, Soc.: Der Staatsseeretär Dr. von

Boetticher erklärte, daß eine Steigerung der Beschäftigung in der

Textilindustrie, nach den Handelskammerberichten eingetreten sei und

auch eine Steigerung der Löhne. Redner behauptet, daß diese Än— führungen unrichtig seien. Es sei in der Textilindustrie in Sachsen überall

Geschäftsstockung und eine Abnahme der Arbeiter vorhanden gewesen.

Bei einzelnen Artikeln, besonders bei Saisonartikeln kann eine klein? Besserung eintreten, aber von einer allgemeinen Besserung kann keine Rede sein. Eine Lohnsteigerung ist auch hier nicht eingetreten, sondern der Lohn ist derselbe geblieben oder sogar etwas zurückgegangen. Daß im Jahre 1892 besondere Aufwendungen für die Hebung des Nythstandes nicht gemacht sind, ist nicht richtig. Es sind überall, wenn auch nur privatim. Aufwendungen gemacht worden. die Zahl der Almosenempfänger ist überall gestiegen. Redner führt eine ganze Reihe von Zahlen aus sächsischen Städten an, aus Dresden, Zittau, Riesa u. s. w. Die Jahres⸗ berichte für 1893 besggen, daß sich eine Besserung des Geschäfts vollzogen hat. Das „Chemnitzer Tageblatt“ brachte aher im September Berichte dahin, daß eine Verschlechterung eingetreten sei, und in den letzten Monaten des Jahres hat sich die Sachlage nicht gebessert. Redner beruft sich auf die Lohnbücher der Arbeiter, welche ihm vorliegen und welche einen Lohn von 3 h wöchentlich nachweisen in einer Zeit, wo es nach dem Staatssecretär schon besser gegangen sein sollte. Den Namen des Fabrikanten können wir nicht nennen; aber der Staatssesretär ann sich persönlich durch Einsichtnahme in die Bücher don der Richtigkei der gemachten Angaben überzeugen. (Schluß des Blattes.)

Die Militärcommission des Reichstags trat hꝛute Vormittag, in ihrer achten Sitzung, in die Specialberathung der ihr überwiesenen Vorlagen ein. Abg. Richter beantragte: J. Eine Subcom mission einzusetzen zur Feststellung a. der dauernden Aus— gaben, welche die definitive Durchführung der Militärvorlage verursacht, b. der einmaligen Ausgaben für die Vorlagen, e. der fortdauernden und einmaligen Ausgaben für Militär und Marine, welche durch schon bestehende Gesetze bedingt sind. II. Den Herrn Reichskanzler zu er⸗ suchen, eine Aufstellung der Mehrausgaben, welche in den nächsten fünf Jahren aus bestehenden Gesetzen ꝛc, abgesehen von Militär und Marine, zu erwarten sind, vorzulegen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag Richter auf Ein setzung einer Subeommission von sieben Mitgliedern zur Klarstellung der finanzpolitischen Seite der Militärvorlage an⸗ genommen.

In der Budgeteommission des Reichstags wurde, wie wir der „Nat.-Ztg.“ entnehmen, gestern bei Berathung des Mgrine⸗Etats zu Titel 12 bis A, also über die verlangten Schiffs neubauten, eine Generaldiscussion eröffnet. Der Re⸗ ferent wies darauf hin, daß durch die verlangten ersten Raten ein Gesammtengagement von beinahe 40 Millionen Mark gefordert werde. In der Discussihn wurde von den verschiedensten Seiten betont, daß, so wünschenswerth auch -die Verstärkung der Flotte sei, das Schwergewicht unserer Vertheidigung doch immer bei der Landarmee liege und daß befonders dis jezt zur Verhandlung stehende Militärvorlage die äußerste Sparsam⸗— keit zur Pflicht mache. Seitens der Vertreter der Marine verwaltung wurden sämmtliche Forderungen nachdrücklich vertreten, auf die Bewilligung für den „Ersatz Preußen“ (Gesammtkosten 13580 099 , erste Rate 500 000 ) aber besonderer Werth gelegt. Man müsse damit rechnen, daß unsere ältesten Panzerschiffe schon über 265 Jahre alt seien und daß deshalb für einen Erfatz gesorgt werden müsse. Außerdem sei der Bau einer größeren Zahl von Panzerschiffen zu gleicher Zeit nicht ohne Bedenken; es bestehe die Absicht, in den nächsten Jahren den Ersatz für fünf Panzerschiffe zu fordern. Von den Mitgliedern der Commission wurde auf die großen Bewilligungen im Jahre 1888. von zusammen vier Schlachtschiffen ersten Ranges hingewiesen. Bei der Abstimmung wurde sodann die geforderte erfte Rate für Ersatz Preußen“ mit 16 gegen? Stimmen ab— gelehnt, ebenso wurden die ersten Raten zum Bau der Panzer— fahrzeuge W (10090 000 S) und X (500 006 S6) gestrichen; auch die erste Rate für die Kreuzer-Corvette Kk (20090 000 16) wurde abgelehnt. Ein Theil der Commission hatte gegen den Ban dieser Kreuzer⸗-Corvette überhaupt Bedenken, andere Redner wollten sie wenigstens zurückstellen, bis mit der im Bau begriffenen Kreuzer— Corpette ] die nöthigen Erfahrungen gesammelt seien. Gestrichen wurden noch die ersten Bauraten für den Kreuzer „Erfatz Möwe“ (750 000 M und für den Aviso „Ersatz Falke (1 200 0560 „). Bewilligt wurden dagegen für Kreuzer F die erste Baurate von 50 009 6, für Aviso H 1200 000 M für ein Torpedodivisions boot die erste Rate von 500 000 46 und zur Herstellung von Torpedo— beoten als erste Rate 2200 009 ½ Die Übrigen Titel des Kap. 6 (Ordentlicher Etat des Extraordinariums) Armirungen ꝛe. wurden durchweg bewilligt, soweit sich die Streichung nicht als Con= sequenz früherer Beschlüsse ergab.

Die Wahlprüfungscommission des Reichstags beantragt, die Wahl des Abg. Möller im 6. Wahlkreise des Re— gierungsbezirkß Arnsberg für ungültig, die Wahl des Abg. Lucius im 4. Wahlkreise des Regierungsbe zirks Erfurt dagegen für gültig zu erklären.

Der Erblandmarschall der Kurmark Eugen Gans Edler Herr zu Putlitz, Mitglied des Herrenhauses, ist am 29. d. M. gestorben.

Der Bericht über die 24. Sitzung des Hauses der Abgeordneten vom 39. Januar befindet sich in der Ersten Beilage.

Die Steuerreform commission des Hauses der Abgeordneten setzte gestern Abend die Berathung des Com⸗ munalabgabengesetzes fort. S 26, welcher bestimmt, daß der zuständige Steuerausschuß, wenn sich ein Gewerbebetrieb über mehrere Gemeindebezirke erstreckt, die Zerlegung des Gesammtsteuersatzes in die auf die einzelnen Gemeinden entfallenden Theilbeträge zu bewirken hat, wird nach langer Debatte unverändert angenommen. Zwei Anträge der Abgg. Schmieding (ul.) und Schlabitz ffreicons. ), die bejwecken, Gewerbebetriebe auch in Gemeinden zur Steuer heranzuziehen, in deren Bezirk der Betrieb zwar nicht ausgeübt wird, denen der Betrieb aber Lasten oder Kosten verursacht, werden einer Subeemmission zur Vorberathung überwiesen. S 27, der bestimmt, welche physischen Personen oder Corporationen und Gesellschaften der Gemeinde⸗ einkommensteuer unterworfen sind, blieb im wesentlichen un⸗ verändert, nur der letzte Absatz erhielt auf Antrag des Abg. Dr. Friedberg (nl. folgende Fassung: „Personen, welche in dem, Gemeindebezirk einen die Dauer von drei Monaten übersteigenden Aufenthalt nehmen, können, sofern nicht aus den Umständen ersichtlich ist, daß nur ein vor⸗ öbergehender Aufenthalt beabsichtigt wird, gleich den⸗ jenigen, welche in der Gemeinde einen Wohnsitz haben, zu den Ge⸗ meindesteuern herangejogen werden. Heute Vormittag nahm die Commission die gz 28 und 29 (facultative Befreiungen von der Steuer⸗ pflicht für Grundstücke und Betriebe) unverändert an.

Bel S 30

e clagr ur Einkemmensteuer) warde dem Abs. 5, welcher lautet: Eine verschiedene Bemessung der Zuschläge für die einzelnen Stufen des Steuertarifs bebarf der Genehmigung. In keinem Falle darf der Procentsatz der Besteuerung in den unteren Stufen höher sein, als in den oberen, folgender vom Abg. von Jagow (eons) beantragter Satz angefügt: „ebensowenig dürfen andererseits die Zuschläge in den oberen Stufen höher sein als in den unteren“.

Kunst und Wissenschaft.

44 In dem Kunstsalon von E. Schulte sind gegenwärtig zwei große Repräsentationsbilder von G. Mare und A. Sch ram autzgestellt. Der erstere hat im Auftrag der Stadt Danzig die ver- ewigten Kaiser Wilhelm J. und Friedrich III. mit ihrer Suste bor einem die, Danziger Küstenlandschaft schildernden Hintergrunde ge⸗ malt, mit derben, hauptsächlich auf decorative Wirkung be⸗ rechneten. Mitteln, aber nicht ohne coloristisches Geschick in der Beherrschung der großen Massen, während A. Schram eine ESpisode aus dem Leben Kaiser Maximilian s J. darstellt: seine Rückkehr aus dem französischen Feldzuge nach Gent, wo ihn seine jugendliche Gemahlin Maria von Burgund bewillfommnet. Das gewandt gemalte Hochbild befolgt in der theatralisch zusammen gedrängten Composition die althergebrachten Gesetze der Historien⸗ malerei und verlegt den Schwerpunkt in die farbenkräftige Behand- lung des äußeren Beiwerks, der Gewandung, de architektonischen Hintergrundes z,, während Charakteristik und Ausdruck ziemlich oberflächlich gehalten sind. In demselben Oberlichtsaal hat der Berliner Porträtmaler H. Fechner eine Reihe von Bildnissen bekannter. Zeitgenossen, wie Professor Virchow, Ludwig Knaus, Gerhart Hauptmann u. 4. ausgestellt. Besonders der ausgearbeitete Kopf des letztgenannten Dichters ift lebendig aufgefaßt, noch frischer und unmittelbar wirkt das Porträt des Humoristen Wilhelm Raabe in seiner Studirstube, das im Colorit wesentlich moderner wirkt, als die übrigen Bilder des Künstlers. Ein trotz der kalten und glatten Behandlung außerordentlich charaktervolles Porträt eines jungen Geistlichen vom Grafen Harrach reiht sich diesen Leistungen an. Graf Leopold von Kalkreuth verschmäht in seinen Hilb affen, deren eines die Züge Ernst von Wildenbruch's lebens— voll wiedergiebt, alle Absichtlichkeit in Haltung und Ausdruck und be— schränkt sich auf die unmittelbare Wiedergabe augenblicklicher Beob⸗ achtung. Dadurch erhalten seine Bilder außerordentliche Frische und Lebendigkeit. Auch Max Schlichting theilt diesen modernen Stand⸗ punkt, während die in Paris ausgebildete Malerin M. Kasten von theatralischer Gespreiztheit sich nicht ganz freizuhalten vermag; am vortheil⸗ haftesten zeigt sich ihr Talent in dem kleinen Kniestück der Erbprinzessin von Hohenzollern⸗Sigmaringen. Beachtenswerthe coloristische Be⸗ gabung bekunden auch die Stillleben und Porträts einer in München ausgebildeten Berlinerin L. Kögel und ein vornehmes Damenbildniß don M. Dumstrev, die in dem elektrisch erleuchteten Saale der Ausstellung neben den grellen füdländischen Landschaften von Corrodi und der bekannten effectvollen neapolitanischen Abendscene von O. Achenbach einen schweren Stand haben. Der in Weimar an— sässige Friese Momme Nissen hat zwei schlicht aufgefaßte Interieurs aus der Wartburg ausgestellt. Von Walter Firle, dem bekannten Münchner, finden wir elnige vielleicht allzu zierliche Genre⸗ scenen, und eine stattliche Anzahl Aquarellstudien von Dößpler n. J. sodaß auch diese Ausstellung des Schulte'schen Salons, wenn sie auch an actuellem Interesse der vorhergehenden bei weitem nachsteht, mannigfache Anregung bietet. Eine strengere Ausschließung von gleichgültiger Marktwaare, die leider neben dem vielen Guten auch vertreten ist, würde dem vornehmen Charakter der Ausstellungs⸗ räume indessen besser entsprechen, zumal es an derartigen minder⸗ werthigen Kunstdarbietungen in Berlin ohnehin nicht mangelt.

Elise Polko, die liebenswürdige Mufik⸗ und Familien⸗ schriftstellerin, begeht, wie die ‚Voss. Ztg.“ mittheilt, heute die Feier ihres siebzigsten Lebensjahres.

Der Intendant des Herzoglichen Hoftheaters in Altenburg Freiherr von Liliencron ist am Sonnabend in Altenburg gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Weizenernte in Indien.

Nach einem von dem Department of Land Records and Agriculture in Lahore am 20. Dezember v. J. veröffentlichten Bericht ist die in dem Erntejahr 1892,93 in Pu njab mit Weizen bebaute Fläche um 5 o größer als im vorigen Jahre, welches ein besonders ungünstiges war. Die Anbaufläche wird auf ungefähr 6512766 Acker geschätzt, während der Durchschnitt der letzten fünf Erntejahre 6523 800 Acker betrug.

Der Ausfall der Ernte hängt nunmehr hauptsächlich von dem Eintritt der Winterregen ab, welche man mit Ungeduld erwartet.

Nach einer Mittheilung des „Schwäb. Merkur“ sind in der Um— gebung von Stuttgart vier Fünftel der nicht bezogenen Wein stöcke erfroren. An den Aepfel⸗ und Birnbäumen ist im allgemeinen Schaden nicht eingetreten, dagegen dürften Aprikosen und Pfir⸗ siche gleichfalls bedeutend gelitten haben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Halle a. S., 31. Januar. Einem Privattelegramm vom 28. d. M. gegenüber, worin behauptet wurde, daß hier eine neue Cholera⸗Erkrankung festgestellt worden sei, wird der Saalezeitung von amtlicher Seite mitgetheilt, daß dies auf einem Irrthum beruhe. Seit Beginn der Cholera-Epidemie in der Irrenanftalt zu Nietleben sei in der Stadt Halle überhaupt keine einzige Erkrankung festgestellt worden. Der Stadtkreliz Halle fei vob kommen cholerafrei. Dies werde auch von dem Physieus des Stadt⸗— kreises, Sanitäts⸗-Rath Dr. Risel ebenso wie von der Direction der medizinischen Klinik der Universität bestätigt. Auch in Trotha ist eit dem 24. d. M. fein Erkrankungsfall vorgekommen. Die durch FDebrauch von Saalewasser verursachte Cholera Erkrankung in der Stadt Wettin ist der „Saale Zeitung“ zufolge tödtlich verlaufen. In Nietleben sind, wie die „Hall. 3.“ meldet, weder Neuerkrankungen noch Todesfälle an Cholera vorgekommen. Dagegen sind in Kr öl lIwitz bei Halle mehrere Mitglieder einer gamsf erkrankt, bei einem Kranken ist bereits asiatische Cholera festgestellt. Auch in diesem Falle handelt es sich um mißbräuchliche Verwendung von Saalewasser. Weitere Erkrankungen oder Todesfälle werden auß dem Saalkresse nicht gemeldet. Sam burg, 30. Januar. Der Geheime Medizinal⸗Rath, Pro- fessor Dr. *g und Professor Dr. Gaffty (Gießen) sind auf Wunsch des Senats auf kurze Zeit hierher gekommen und haben heute an einer Sitzung der Choleracommission des Senats theilgenommen. Wie der „Hamb. Corr.“ hört, wünscht man an hliesiger maßgebender Stelle, sich durch mündliche Besprechung mit é den ahnen Autoritäten darüber zu vergewissern, baß in Hamburg zur Abwendung der Choleragefahr nach allen Richtungen hin geeignete Maßnahmen getroffen worden sind, und ob noch irgend welche Ergänzungen der Vorsichtsmaßregeln wünschenswerth erschlenen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kotg an der Ruhr und in Oberschlesten. An der Ruhr sind am 30. d. M. gestellt 11 024, nicht rechtzeitig gestellt 3 Wagen. In, Oherschlesien sind am 28. d. M. gestellt 4874, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangt⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 30. Januar das Grundstück der Frau Zimmermeister Anna Schmidt, geb. ,, in der Nopalisstraße 3 belegen, zur Versteigerung; Fläche 11,“ a; Mindestgebot 28 5090 n; für das Meistgebot von 100 000 wurde der Rentier Georg Cohnitz zu Charlottenburg, Fasanenstraße 5. Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundstücks Novglisstraße 12, dem Zimmermeister Wilh. Kulisch gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 30. Januar das im Grundbuch von Groß⸗ Lichterfelde Band 28 Blatt Nr. 844 auf den Namen des Technikers Paul Müller zu Schöneb erg eingetragene, zu Groß ⸗Lichterfelde belegene Grundstũck zur Versteigerung. Das Grundstück ist bei einer Fläche von 8, g7 a nicht, zur Grundsteuer, mit S25 M Nutzungswerth und 33 ( zur Gebäudesteuer veranlagt; Mindestgebot 19 ; für das Meistgebot ben 16 600 6m wurde der Kaufmann Hermann Nehrkorn zu Berlin, Kurfürstendamm 9, Ersteher.

Der Aufsichtsrath der Gummiwaarenfabrik Voigt u. Winde Aetiengesellschaft trat gestern zu einer Sitzung zu⸗ sammen, in der die Direction den lbschti für 1892 vorlegte. Der Reingewinn beträgt 93 661 60 Der Aufsichtsrath beschloß, der am 25. Februar d. J. abzuhaltenden Generalverfammlung die Vertheilung einer Dividende von 8 G vorzuschlagen.

In der am 31. Januar abgehaltenen Sitzung des Curatoriums der Pom mer schen Hypotheken⸗Actienbank, Berlin, wurde der Abschluß für 1897 vorgelegt und genehmigt. Die Bank hat im abgelaufenen Jahre ihren Pfandbriefumlauf abermals erheblich erhöht (Zunahme über 18 Millionen Mark). Der Nettogewinn beträgt 457 761 60 (1891: 297 558 MÆ), aus dem der auf den 25. Februar e. einzuberufenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von go swie 1891) auf das erhöhte Actienkapital von 43 Millionen Mark (1891: 2999 800 ) bei einem Gewinnvortrag von S5 585 M vorgeschlagen wird.

Der Aufsichtsrath des Barmer Bankpvereins hat be— schlossen, der auf den 25. Februar d. J. einzuberufenden Generalver— sammlung die Vertheilung bon 6 oυG Dividende (gegen 600 im Vor— jahre) vorzuschlagen.

Der „Rhein. Westf. Ztg.“ zufolge wurde in der gestrigen Monatsversammlung des Westfälischen Koksfyndikats die Productionzeinschränkung, die im Januar 29 9, betrug, für den Monat Februar auf 25 herabgesetzt. Die zur Deckung der Geschäfts— unkosten und Preiszuschüsse bestimmte Umlage bleibt wie bisher 1766.

Wie aus Wien telegraphisch gemeldet wird, hat der „N. Fr. Pr. zufolge die Oesterreichische Creditanstalt auf Grund des Uebereinkommens der Rothschildgruppe mit der Regierung den Kaufschilling für die Uebernahme von I0 Millionen nominell vierprozentige österreichische Goldrente in effectivem Golde eingeliefert. Im ganzen verfügen die öffentlichen Kassen Oesterreich-Ungarns über 2577/9 Millionen Goldbeträge incl. Goldwechsel, wovon auf die österreichischungarische Bank 134 Millionen, auf die österreichische Regierung approximativ 35 und auf die ungarische Regierung 35. Millionen entfallen. Die Goldbeschafiung der Ereditanstalt beläuft sich auf 336 19 Millionen.

Nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“ aus Konstantinopel verlautet daselbst, daß die Veröffentlichung des Irades unmittelbar bevorstehe, durch den die Concession zum Bau der neuen Eisen⸗ bahn der durch Kaullba vertretenen deutschen Gruppe er— theilt wird.

Magdeburg, 30. Januar. (W. T. B. Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 ½υ 14,95, Kornzucker excel,, S8 o/ Rendement 1435, Nachproduete excl., 75 = Rendement 12,509. Fest. Brod⸗ raffinade J. 27,759. Brodraffinade II. 27,509). Gem. Raffinade mit Faß 28,00. Gem. Melis J. mit ß 26,25. Stetig. Rohzucker J. Produet Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 14,30 Gd., 14,95 Br., pr. Februar 14324 bez., 14,35 Br., pr. März 14,35 Gd., 14,40 Br., pr. April 14,425 Gd., 14,45 Br. Still.

Köln, 30. Januar. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen hiesiger loco 16,50, do. fremder loco 17,75, pr. März 16,83, pr. Mai Roggen hiesiger loco 1475, fremder loco 16,75, pr. März 1475, pr. Mai —. Hafer hiesiger loco 14775, fremder Rüböl loco 54 90, vr. Mal 52, 70, pr. Oktober 52,50.

München, 30. Januar. (W. T. B.) Die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank erhöhte ihr Actienkapital um 5 Millionen Mark.

Leipzig, 39. Januar. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Februar 3,627 „4, per März 3,65 (6, per April 3, 67 , per Mai 3,70 „M, per Juni 3, 25 „„, per Juli 3,75 S6, per August 3,75 M, per September ä, per Oftober 3,77! , ver November 3,7 „n, per Dezember 77 6, per Januar Umsatz 60 000 kg.

Wien, 390. Januar. (W. T. B.) Heute wurde mit dem Galizischen Landesausschuß der Vertrag, betreffend die Ueber— nahme. von 58 850 099 Kronen Galizische Landes Anleihe, die zur Convertirung der noch im Umlauf befind— lichen H Galizischen Grundentlastungs-⸗Obligationen dienen soll, abgeschlossen. Der übernehmenden Gruppe ge— hören an die Union⸗Bank in Wien, die Galizische Landesbank, die Galizische Actien, Hypothekenbank in Lemberg, die Ungarische Escompte Wechsler⸗Bank in Budapest, die Bankhäuser Mendelssohn u. Co. und Robert Warschauer u. Co. in Berlin, die Norddeutsche Bank in Hamburg, das Bankhaus Gebrüder Bethmann und die Deutsche Effeeten Wechsel⸗Bank in Frankfurt a. M.

Pe st, 30. Januar. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen behauptet, yr. Frühjahr 746 Gd., 7.43 Br., pr. Herbst 763 Gd. öh Br. Hafer pr. Frühjahr b,h0 Gd.', 5.5? Br. Mais pr. Mai-Juni 4.75 Gde. 4,76 Br. Kohlraps pr. August⸗September 11,25 Gd, 11,365 Br. Kalt. .

London, 350. Januar. (W. T. B.) Wollaucetion. Preise unverändert, Kreuzzuchten begehrt, für Seoured greasy nur geringe Nachfrage.

96 J Javpazucker loco 165 ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ruhig. Chile Kupfer 46, pr. 3 Monat 2

Der „Times“ zufolge umfaßt der gestern veröffentlichte Bericht der englischen Regierung Über die argentinischen Finanzen auch die Schulden der Städte und der Provinzen, für welche die nationale Regierung nicht verantwortlich ist. .

Glasgow, 30. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6276 Tons gegen 3148 Tong in derselben Woche des vorigen Jahres. 6

Bradford, 30. Januar, (W. T. B.) Wolle fester, ruhig. Merinowolle unverändert, englische Kreuzzuchten fest. Garne sest. In Stoffen Fabrikanten beschäftigt, Presse jedoch unbefriedigend.

Paris, 30. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Buenos Aires hat das von Angelo Sommaruga geleitete Bankhaus „Emporio della patria italliang“ seine Zahlungen eingestellt. Sommaruga sei entflohen. 9.

Am sterdam, 30. Januar. (W. T. B.) Japa⸗Kaffee good ordinary b6g. Baneazinn 5b6tr. . .

Nem⸗York, 30. Januar. (W. T. B.) Die Börse er öffnete schwach, war im weiteren Verlauf unregelmäßig, schleß jedoch sest. Der Umsatz der Aetien betrug 417 000 Stück. Der Sil ber⸗ pvorrgth wird auf 620 009 Unzen geschäßzt. Silberver käufe fanden nicht statt. ö

Weißen eröffnete niedriger und schwächte sich den ganzen Tag auf telegraphische Berichte ab. Schluß kaum behauptet. Mais eröffnete häher, zog im Perlquf noch welter an, schwächte sich aber pater auf Realisirungen der Haussiers und Zunahme der sichtbaren Vorräthe ab. chin sest. ;

Visible Su h an Weizen 81 488 000 Bushels, do. an Mais 12 515 0900 Bushels.

Chicago, 39. Januar., (W. T. B) Weizen erheblich irn stieg noch weiter infolge kräftigen Glugreifen Haussepartei, gab aber späfer auf günstige Ernteberichte wieder

2 5, s,

Schluß kaum behauptet. Mais eröffnete steigend und war auf Realissrungen wieder nachgebend. Schluß fest.

Verkehr s⸗Anstalten.

Hamburg, 30. Januar. (W. T. B.) Hamburg Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellfchaft. Der r, dampfer » Scandia hat, von New⸗Vork kommend, gestern Abend Lizard passirt. Der Schnelldampfer Fürst Bismarck“ ist, von Hamburg kommend, heute Nacht in New-HYork eingetroffen.

Triest, 30. Januar. (W. T. B.) Der Ltoyddampfer „Pandora!“ ist, von Konstantinopel kommend, heute Vormittag hier eingetroffen.

London, 30 Januar. (W. T. B.) Der Ca stle Dampfer Drumm ond Castle“ ist heute auf der Heimreise in lymonuth angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Hawarden GCastle“ ist am Freitag auf der Ausreise in Durban angekommen. Der Castle⸗ Ce er „Doune Castle“ ist am Gönnen auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Unter dem Titel „Kriemhilde“ ging gestern Abend auf der Königlichen Bühne ein modernes Drama von Wilhelm Meyer mit freundlichem Erfolg in Scene. Der Verfasser hat schon bor ungefähr zwei Jahren durch sein Schauspiel „Unsichtbare Ketten“ die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt; gestern wie damals konnte man sich an manchen Anzeichen eines jungen, frischen dramatischen Talents er— freuen. doch muß man auch diesmal noch manchen Spuren der Unfertigkeit gegenüber Nachsicht walten lassen. In der Wahl des Stoffes erweist sich der Autor sehr glücklich; er, schnitzt aus möglichen gesellschaftlichen Vorgängen der Gegenwart wie aus dem rohen Stoff einen dramatischen Kern künstlerisch heraus und versteht es, ihn dichterisch auszugestalten. Das Schauspiel „Kriem— hilde“ sprießt aus dem Boden des wirthschaftlichen bürgerlichen Lebens natürlich hervor. Hannah Hartogg's Gatte erschießt sich beim Herein- brechen des Bankerotts und seine Frau schwört ihren Brüdern un— auslöschliche Rache, weil sie dem Schwager die Rettung seiner kaufmännischen Ehre verweigerten und ihn so in den Tod trieben. Ein räthselhafter reicher Ruße giebt sich zum Werkzeug Hannah's her und die moderne Kriemhilde sieht endlich ihre Brüder elend und als vergeblich Flehende vor sich stehen. Die Befriedigung ihrer Rache aber bezahlt sie mit dem Abscheu ihrer Umgebung; selbst der verliebte Russe wendet sich schaudernd von ihr und nur der muthige Aufruf zur sühnenden That aus dem Munde einer frommen Schwester, Telesphora, rettet die Heldin vor der Selbstvernichtung.

Man sieht, der Stoff spricht mit beredten Zungen aus der mo⸗ dernen, gährenden Gesellschaft; die künstlerische Gestaltung schuf manche erschütternden Scenen; wenn trotzdem die Wirkung des Stückes auf die Zuschauer ungleich blieb, so liegt das zum theil an der mangel⸗ haften Begründung des Konflikts und zum theil an der unklaren und schwerfälligen Scenenführung. Der Titel des Schauspiels läßt er— warten, der Dichter habe der Siegfriedsage entsprechende eiserne Menschen und Charaktere auf die Bühne stellen wollen, aber schon Kriemhilde's Gatte ist kein Siegfried und bei den übrigen Perfonen geht der Vergleich fast noch mehr in die Brüche. Der Kaufmann Erich Hartogg, dessen Weib durch seinen unrühmlichen Tod zur Rache⸗ göttin erwächst, redet einiges von Idealen, manches von seiner Ver⸗ achtung des Goldes, aber alles klingt verworren und schwächlich und sein Tod raubt der Gestalt vollends alles Heldenhafte; es fehlt ihm die große Seele, deren tiefer Fall thränendes Mitgefühl weckt. Der Schmerz des klagenden Weibes um den todten Gatten ist wohl ergreifend, und die erste heiße Aufwallung dez Hasses und der Rache trägt das Merkmal urwüchsiger mensch— licher Empfindung. Der Mann aber, der gerächt werden foll, bleibt dem Zuschauer gleichgültig; er war selbst mitschuldig an seinem Fall, denn Schwäche an verantwortungsvoller Stelle wird zur Sünde. Allmählich wird der zähe Groll Hannah's als eine Ungerechtigteit empfunden; die Theilnahme wendet sich langsam den unglücklichen Opfern zu, die mit heimtückischer Hinterlist, mit lange gehegtem Vor⸗ bedacht ins Verderben gelockt werden. Urfache und Wirkung stehen sich hier durchaus ungleichwerthig gegenüber und tragen dadurch den Keim zur Zerstörung der Harmonie des dramatischen Baues in sich. Die Sceenenführung und der Dialog leiden außerdem an Weitschweifigkeiten und unnützen Wiederholungen, die ihren Zweck, Klarheit in den Gang der Handlung zu bringen, verfehlen. Die Heldin des Dramas, Hannah Hartogg, ist kräftig gezeichnet, neben ihr er⸗ blassen und verschwimmen die meisten Figuren, ja einzelne bleiben überhaupt nur wie schwankende Nebelgebilde in der Seele deg Zuschauers zurück. Der märchenhaft reiche Russe, der dem Etzel der Sage entsprechen würde, wirbt in glühenden, abgerissenen TRiebes⸗ worten um Hannah, vollzieht das Werk ihrer Rache und zieht sich dann schwermüthig und entfagungsvoll zurück. Der kluge Geschäftsführer Brünning bleibt unverständlich, wenn er einen Antheil an dem gion Handelshause ausschlägt und wenn er sich weigert, Hannah um Nachsicht zu bitten, nachdem er gerade deshalb in ibr Daus ge⸗ kommen ist.

In der Beziehung der Figuren zu einander macht sich ein erfreu— liches dramatisches Geschick geltend in der die Gegenüberstellung der entsagungsvollen, werkthätigen barmherzigen Schwester und der Rache entflammten Hannah Hartogg, die sich erst zur christlichen Milde und Sühne allmählich emporarbeitet, nachdem ihr antikes Rachegelüst verwüstend über das eigene Leben hingefahren ist, sehr wirksam.

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x chelnden Spott in der Nachestunde vereinigte sie zu einem Bilde von tiefer Wirkung. Herr Matkowsky hatte nur die verzweiselnde Stimmung des gestürzten Kaufmanns zu charakterisiren, und das gelang ihm. Die Herren Keßler und Vischer waren als trockene Zahlenmenschen ernsthaft und. zugeknöpft, und Herr Purschian spielte mit Geschmack den lustigen Vogel in dem Zahlenhaus. Frau don Hochenburger durchbrach ihre Milde und Sanftmuth durch einen tragischen Auf= schrei und sprach die Schlußworte mit Pathos und Würde. Als un— bedeutender, lieber Backsssch ging zierlich und zärtlich Frau Conrad über die Bühne. Der Beifall rief den Verfasser wiederholt vor den Vorhang.

Kroll's Theater

Gestern fand ein großes Streich- Instrumental-Goncert der vereinigten Musikeorps der Kaiserlichen Matrosen-Divi— sion und deg Garde⸗Füsilier⸗ Regiments unter Leitung der Königlichen Musik-Mirigenten Pott und Frese statt, Der don oz Musikern ausgeführte Hohenftiedberger Marsch, der den in Pro= zramm angeführten Nummern dorausqeschickt würde, machte (nen ochst imponirenden Eindruck. Ihm l. ten: ein Marsch ven Franz Schubert, eine Quberture von Tassen, dag Vorspiel um Festspie (Parsifal! von Wagner, eine Rhapsodie Gehang von Chabrien, Wagner 's „Rienzi? . Duperture, ein. Präludium. mit Khoraf und Fuge don Bach, ein Streichquintett von Grieg, zwei leine Stücke von Nöckel und Parken und ein dem Nalser Wilhelm 1. g widmeter Festmarsch von Kevltsch. Jwischen den genannten Mull. stücken wurde noch der Marsch des Negimente in Ferdinand? (GUtdo) und der des Regiments „Jung Vornstedt (1M eingelegt In der Ausführhig aller die ser Derschiedengrtigen Mußtkstück nnn nicht nur die musterhafte Mäciston deg Zusam men wirken einer so großen Anzahl aneinauder ni wöhnter Militärmusiket, sondern auch die Angeben und

schwunghalle Vortragönmelse i. bewundern. Die diele, Kammersängerin Frau Moran Olden, welche das Concert