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pvr. Mai 1970, pr. Juli 14.90. Mais yr. März 11,50, pr. Mai 11,50, pr. Juli 11350.
Wien, 4. Februar. (WB. T. B.) In der heutigen Plenarsitzung der Börsenkammer wurde beschlossen, die österreichische und die ungarische Kronenrente in die Ultimo-Liquidation ein— zubeziehen. ) 3 .
Ausweis der österreichisch, ungarischen Staats bahn (österreichisches Netz für den Monat Januar 1 523 340 Fl., Minder⸗ , nm den entsprechenden Jeitraum des vorigen Jahres 165 755 Fl. ;
Pe st. 4. Februar. (W. T. B) Produetenmarkt. Weizen besser pr. Frühjabr 756 Gd.r, 758 Br., pr. Herbst 67 Gd. 769 Br. Hafer pr. Frühjahr 5.57 Gd., 5,54 Br. Mais pr. Mai-Juni 479 Gd, 481 Br. Kohlraps pr. August⸗September 1s Gd. il, so Br.
London, 4. Februar. (W. T. B.). Wollauction. Gut besucht bei lebhafter Betheiligung. Preise fest.
An der Küste 1“ Weizen ladung angeboten.
96 e Javazucker loco 166 ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco
143 fest.
; — 6. Februar. (W. T. B. Die Getreidezuf uhren be— trugen in der Woche vom 28. Januar bis 3. Februar: englischer Weizen 19755, fremder 31 254, engl. Gerste 3724, fremde 18 814, engl. Maljgerste 18 087, fremde —, engl. Hafer 12630, fremder 9319 Orts, engl. Mehl 19 397, fremdes 77 193 Sack und 6 Faß.
Amsterdam, 4. Februar. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinarv 56). — Bancazinn Höög.
New⸗Hork, 4. Februar. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest, im weiteren Verlaufe trat eine Steigerung ein; der Schluß war unregelmäßig. Der Umsatz der Actien betrug 113 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 620 000 Unzen geschätzt. Die Silberver käufe betrugen 51 000 Unzen.
Weizen eröffnete steigend und verkehrte den ganzen Tag, auf kleinere Zufuhren und Deckungskäufe, in festerer Haltung. Schluß fest. — Mais eröffnete niedriger, erfuhr alsdann auf gute Kauflust eine Aufbesserung. K fest.
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 14114162 Dollars gegen 13 344533 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 3 568 642 Dollars gegen 4288 489 Dollars in der Vorwoche.
Chicago, 4. Februar. (W. T. B.) Weizen eröffnete zu gestrigen Schlußpreisen, zog alsdann etwas an und wurde auf Be⸗ richte über Frostschäden den ganzen Tag fester. Schluß stetig. — Mais war nach Eröffnung auf gute Nachfrage höher, und zog auf gemeldete kleinere Zufuhren noch weiter an. Schluß fest.
Verkehrs⸗Anstalten.
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Die Post von dem am 3. Januar aus Shanghai abgegangenen Reichs ⸗Postdampfer „Bayern“, sowie die mittels des Reich s— Postdampfers „Oldenburg“ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Adelaide am 4. Januar) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 6. d. Vormittags zur Ausgabe.
Krefeld, 4. Februar. (W. T. B.) Das hiesige Eisenbahn— Betriebsamt macht bekannt: Der Traject-Betrieb Homberg Ruhrort ist heute Mittag um 12 Uhr wieder aufgenommen.
Koblenz, 5. Februar. (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn⸗ Betriebsamt macht bekannt: Der Trajeect-Betrieb Bonn— Obercassel ist für die Tageszüge 166 bis 173 wieder aufgenommen.
Bremen, 5. Februar. (W. T. B.) (Norddeutscher Lloyd.) Der Postdampfer „Stuttgart“, am 20. Januar von Bremen abgegangen, ist am 4. Februar Morgens in New-Vork angekommen. Der Schnelldampfer „Traven, am 24. Januar von Bremen abgegangen, ist am 3. Februar Nachmittags in New-York angekommen. Der Postdampfer, Weser“, vom La Plata kommend, hat am 3. Februar Abends Las Palmas passirt. Der Postdampfer „Dresden“ hat am 3. Februar Nachmittags die Reise von Southampton nach Bremen fortgesetzt; er überbringt 171 Passagiere. Der Reichs⸗Postdampfer Danzig“ ist am 3. Februar Abends mit der australischen Post vom Reichs-⸗Postdampfer „Oldenburg“ und der ostasiatischen Post vom Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ von Port Said in Brindisi angekommen.
London, 4. Februar. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Methven-Castle“ ist heute auf der Ausreise von London ab— gegangen.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
Ludwig Fulda hat am Sonnabend mit seinem dramatischen Märchen Der Talisman“ einen echten, großen Erfolg errungen. Seine früheren Dramen „Das verlorene Paradies! und „Die Sklavin“, die in dem socialen Boden der Gegenwart wurzeln, ent⸗ sprachen mehr den Forderungen einer starken dramatischen Wirkung; ihnen ordnete sich die poetische Feinfühligkeit des Dichters unter, und das Ergebniß war jedesmal ein spannendes, klug er— sonnenes Werk, aus dem aber der Herzschlag des Poeten minder kräftig sprach. Man hat sich in letzter Zeit ge—⸗ wöhnt, im Drama der scharfen Beobachtung, dem klügen Gedanken, dem künstlich erregten Nerven⸗ und Sinnenreiz vor der herzlichen Empfindung den Vortritt zu lassen; ein fröhliches Staunen, dann ein heiteres Behagen regte sich erst in der Seele der Zuschauer, als das freie Spiel der Phantasie in bunter Märchenpracht auf der Bühne vorüberzog. Man fühlte sich aus der Wirklichkeit herausgehoben und doch verließen die Vorgänge auf der Bühne nicht den festen Grund, auf dem sich das Menschenschicksal aufbaut; nur frei und leicht gestaltet, jeglicher Actualität fern und doch sicher und greifbar ent⸗ wickelte sich die alte Fabel von dem Zauberkleide, das dem König—⸗ lichen Träger die Macht verleihen soll, die Bösen und Dummen von den Guten und Klugen zu sondern. Nur ein reines, kluges Auge soll die Kleiderpracht zu schauen vermögen, die den Schlimmen verborgen bleibt. Jeder giebt nun vor, etwas Prächtiges zu schauen, bis durch eines reinen Mädchens Mund die Wahrheit kund wird. Der Verfertiger des angeblichen Zauberkleides war ein Schalk, das Gewand garnicht vorhanden; der künstlich erweckte Wahn der Menschen hatte da etwas gesehen, wo nichts war. Trotzdem erwies sich dieses Wahngewand als ein Talisman, denn des Königs Auge wurde dadurch der Wahr⸗ heit geöffnet. Fulda hat diese Fabel nach allen Seiten ausgestaltet, neue fein ausgesponnene Fäden hineingewoben, die Vorgänge folge⸗ richtig emporwachsen lassen. Ein doppeltes Liebeespiel belebt die Handlung; das Mädchen, das sich der rauhen Gewalt des Königs im ersten Act entreißt, nähert sich zuletzt dem liebenden Fürsten in treuer Zärtlichkeit; die kindliche Jungfrau, deren Mund unbewußt die Wahr— heit spricht, verbindet sich mit dem schalkhaften Verfertiger des vor— geblichen Zaubergewandes. Einen andern liebenswürdigen und poetischen Zug hat der Dichter durch die örtliche Gegenüberstellung der Hütte und des Palastes eingeführt. Der Neid des alten mürrischen Korbmachers Habakuk wird erweckt durch den glänzenden Bau des Königsschlosses gerade seiner Hütte gegenüber; als er aber durch die i n. Laune des Königs in einen Grafen verwandelt wird, sehnt er sich seufzend von dem glatten Parquett, von den überfüllten Tafeln, von den ermüdenden Unterhaltungen des Hofes in seine Hütte zurück. Herzlicher Humor umstrahlt die lustige Figur des alten Habakuk, dem sein Töchterchen Rita, als Verkörperung der überquellenden, jugendfrischen Lebens—⸗ freude zur Seite steht, eine Gestalt, duftig wie der frühlingsgrüne Wald und reizvoll wie die junge Quelle. Die einzelnen Figuren des
ofstaats entwickeln in engem Raum ein eigenes Leben. Große Sorg alt hat der Dichter auf die Zeichnung des Königs verwendet, den Habsucht und unlautere Schmeichelei der Hofschranzen auf Irrwege, der Ausruf eines unschuldigen Kindes aber zur Erkenntniß der Wahr— heit führt. Die fließenden Verse sind ein schönes Gewand für die frische Empfindung, den sinnigen Gedanken und das heitere Lachen des Gedichts, das als ein Märchen gedacht ist und als ein Märchen aufgenommen sein will.
Den König von Cypern, dessen Auge sich erst nach heißem, leidenschaftlichem Ringen der Wahrheit öffnet, stellte Herr Kainz edel und groß dar; die Gewalt seiner Rede erleuchtet und erläutert jeden Gedanken, jede Aufwallung des Herzens. Herr Sommerstorff trat als Bringer des Symbols der Wahrheit mit klugem Ernst auf. 8 der Rolle des unzufriedenen Korbmachers Habakuk ließ Herr
ngels seinem Humor freien Lauf; er schalt mit demselben komischen Eifer über sein kärgliches Leben in der Hütte wie über die Mühselig— keiten, die ihm, dem neugeschaffenen Grafen, später das Leben a Geng h f. auferlegte. Die frische Kindlichkeit des Fräuleins Retty paßte trefflich zu der Gestalt der jungen Rita; Frau Geßner war eine schöne, leidenschaftlich empfindende Maddalena. Eine erheiternde Figur lieferte Herr Pitt schau als Hauptmann der Leibwache; er faßte seine Rolle im Märchenstil komisch auf und blickte zumeist mit grausiger Wuth um sich.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.
Am Sonnabend gelangte die Operette „Der Garde-Husar“ unter dem lauten Beifall des Publikums zur ersten Aufführung. Das Textbuch, das von Oskar Walther herrührt, macht uns zu Mitwissern der Künste, mit denen der wackere Husaren-Lieutenant Egon von Wartenberg das erblühende Töchterlein seines Obersten gewinnt, und zeigt uns, wie eine um ihres Berufs willen angefeindete Cireuskünstlerin sich als eine wirkliche Dame und Toch⸗ ter eines Rittergutsbesitzers entpuppen und die Liebe eines ehrlichen jungen Mannes, der gerade „Einjähriger“ ist, gewinnen kann. — Zu dieser harmlosen Handlung, der es aber durch die Art der Verarbeitung und Scenenführung und infolge einiger wirksamen Coupletstrophen an Lustigkeit nicht gebricht, hat Max Gabriel eine gleichwerthige Musik geschrieben. Es fehlt der Musik wie dem Libretto an der rechten Ursprünglichkeit und an jener fesseln— den Komik, die das eigentliche Wesen der Operette ausmacht. Wenn der Componist an seinem Stoff im ganzen keine günstige Stütze fand, so hat er doch einige Einzelheiten mit Geschick musikalisch gestaltet und dadurch eine belustigende Wirkung hervorgerufen und eine fröhliche Stimmung erzeugt. Im wesentlichen bewegt sich die Musik in Tanz⸗ und Marschrythmen, die immer gern gehört werden und ihrer Wirkung sicher sind, wenn wirkliche Soldaten mit Musik und allem Zubehößr marschmäßig über die Bühne schreiten. Unter den Gesangsnummern, die sich besonderen Beifalls erfreuten, ragt ein Lieder⸗Duett im ersten Aet mit dem Refrain „Ich weiß es nicht“, musikalisch am meisten hervor und mußte wiederholt werden.
Die Darstellung war im ganzen und in allen Einzelheiten vor⸗— trefflich. Als Garde⸗Husar sang und spielte Herr Steiner mit ge⸗ wohnter Warmherzigkeit und gewinnendem Wesen. Die Damen Collin, Kluge, Cornelli und Schmidt und die Herren! Wellhof, Bruch und Broda machten sich gleichfalls um den Erfolg des Abends hervorragend verdient. ñ
Kroll's Theater.
Gestern Abend begann die französische Künstlergesellschaft ihre Vorstellungen mit der Oper „Mireille“ von Charles Gounod und fand bei dem voll besetzten Hause eine überaus freundliche Auf nahme, die dem musikalischen Werke und den darstellenden Sanges⸗ kräften gleichmäßig zu verdanken sein dürfte. Die Gounod'sche Musik zeigt in der Oper „Mireille! in hohem Grade den Charakter des Anmuthigen und Graziösen, der ihr auch in anderen Arbeiten des Tondichters eigen ist; aber hier überwiegt mehr das lyrische Element, während das dramatische vorübergehend, aber mit stärkerer Energie hervortritt und zuweilen eine wirklich Seele und Gemüth packende und ergreifende Kraft gewinnt. Das Gefühlvolle oder, sagen wir Sentimentale, das die ganze Melodienführung beherrscht, darf wohl als Ausdruck des eigenthümlichen südfranzösischen Temperaments gelten, und hier hat der Componist den Volkscharakter sehr glücklich getroffen, indem er in seiner Musik das warme feurige Blut des Südens andeutet, ohne doch die höͤchste Leidenschaftlichkeit zu erreichen.
Die Oper „Mireille“ ist in den sechziger Jahren entstanden, ist also eine Oper älteren Stils, die bei ihrem ersten Erscheinen eine sehr bedeutende Wirkung hatte, später aber seltener zur Aufführung gelangte. Das Libretto, wie es uns deutsch vorliegt, ist in vier Acten nach einem provengalischen Gedicht Frederic Mistral's von Michel Carrs verfaßt. Die Handlung führt uns in ein pro— vengalisches Dorf und schildert, wie die Macht der Liebe in den engen ländlichen Verhältnissen sich Bahn bricht gegen den Willen eines zorn— müthigen Vaters und gegen andere äußere Schwierigkeiten und Hemmnisse. Mireille, die Titelheldin, ist die Tochter eines reichen provengalischen Pächters, die Vincent, den Sohn eines armen Korbflechters, liebt. Der Vater aber hat sie dem Ochsenhirten Aurriras bestimmt; Mireille wird durch den Liebesgram zum Tode elend, und erst an den Stufen des Altars, zu dem die Liebenden in ihrer äußersten Noth eilen, wird das Herz des Vaters versöhnt.
Die Aufführung war eine durchaus löbliche; ihr Erfolg gründete sich auf die Einheitlichkeit und schöne künstlerische Abrundung stellung. Man kann nicht sagen, daß unter den darsteller kräften ganz besonders hervorragende Erscheinungen sich befanden, jeder der Mitwirkenden führte an seinem Platz seine Aufgabe so tadel⸗ los sauber aus, daß das Ganze einen sehr erfreulichen und genußreichen Eindruck hinterließ. Unter den Damen machte sich an erster Stelle die Vertreterin der Titelrartie, Mlle. Marcolini, wohlthuend be merklich. Sie erreicht schauspielerisch und in der Stimmkraft zwar nicht die Signora Bellincioni, die jüngst an derselben Kunststätte die Hörer und Zuschauer entzückte; aber auch Fräulein Marcolini ist eine reich begabte Künstlerin. Sie besitzt eine sorgfältig geschulte und ausdauernde Stimme, die wohl an Kraft aber nicht an Wohllaut etwas zu wünschen übrig läßt. Eine angenehme Bühnenerscheinung verbindet sich bei der Künstlerin mit der Ausdrucksfähigkeit für reine Empfindung und Seelenstärke. Sehr glücklich war sie in der Wiedergabe der feinen Coloraturen, die Gounod mit Vorliebe als Ausdrucksmittel einer vorherrschenden Stimmung pflegt. Eine alte Wahrsagerin Taven sang und spielte Mlle. Rigggi sehr wirkungsvoll; auch diese Künstlerin verfügt über gefällige Stimmmittel, deren Kraft für den Kroll'schen Theaterraum völlig ausreicht. Endlich haben wir von den Damen noch Mlle. Charelli zu erwähnen, die bei episodischem Auftreten ein erfreuliches Können bewies. Unter den männlichen Sanges kräften ließ Mr. Engel als Vincent eine geschmeidige, kräf⸗ tige Tenorstimme hören, der es nur etwas an Glanz und dynamischer Ausgeglichenheit zu mangeln scheint. Tüchtige Bässe besitzt die Ge⸗ sellschaft in den Herren Mayan und Lourde, die sich schon auf schauspielerischem Gebiet gut bewährten. Die französische Gesellschaft hat sich mit vollem Recht schnell die Gunst der Hörer und Zuschauer erworben; mehrere Gesangsnummern mußten wiederholt werden, und der Beifall, der in besonders hohem Grade dem Fräulein Marcolini zu Theil wurde, rief die Darsteller nach jedem Actschluß wiederholt vor die Gardine. Schließlich haben wir auch noch der trefflichen Leistung des Orchesters und ihres Diri⸗ genten Erwähnung zu thun.
Sing⸗Akademie.
Der Pianist Herr Fritz Blumer, durch seine früheren künst— lexischen Leistungen hierselbst bereits bekannt gab am Freitag ein eigenes Concert mit dem Philharmonischen Orchester, das nicht sehr zahlreich besucht war, da das Publikum bei solchen Klavierabenden sich nur für die allerberühmtesten Virtuosen zu interessiren pflegt. Der GConcertgeber gebietet über eine sehr weit ent⸗ wickelte technische Fertigkeit, sein Anschlag ist weich, im Forte wie im Piano gleichmäßig schön klingend, sein Vortrag ist verständnißvoll, wenn auch mitunter ein tieferes Empfinden zu wünschen übrig blieb. Am besten gelangen das zweite Concert von Saint⸗Sauns, Ständchen! von Schubert⸗Lisst und die Walzer⸗ Caprice von Strauß⸗Tausig, während dem Rondo von Weber die feinere Schattirung fehlte, Lebhafter Beifall, der auch den trefflichen Leistungen des von Herfurth geleisteten Orchesters galt, folgte den Vortrãgen.
Saal Bechstein.
Der Pianist Herr Grnesto Consolo aus Mailand gab am Freitag einen Klavierabend, der leider wenig zahlreich besucht war. Der sehr begabte Künstler besitzt eine vorzüglich ausgebildete Technik, sehr schönen, musi⸗
ell abe
weise, die in der Phantasie von Bach⸗Liszt, in Beethoven's Sonate spasto- rale) op. 18, in kleineren Stücken von Scarlatti, Rubinstein, Chopin, und ganz besonders in der herrlichen Sonate von Schumann für Klavier und Violine zur Geltung kam in der ihn kein geringerer als Meister Joachim unterstützte. Mit begeistertem Beifall und Hervorruf wurde diese Sonate aufgenommen. Sämmtlichen anderen Vorträgen folgte gleichfalls wohlverdienter Beifall.
Die noch scht ag n Violinvirtuosin Fräulein Bianca Panteo aus Mailand ließ sich hier gestern zum ersten Mal hören. Mit bewundernswürdiger Größe des Tons und Gediegenheit der Auf— fassung spielte sie Tartini's Sonate (G-moll), mit warmer Empfindung und virtuoser Geschicklichkeit die Phantasie von Vieuxtemps, wie das beliebte Moto perpetuo von Ries, und bewies außerdem eine große Zartheit im Vortrag der Melodie des Adagios von Z. de Coutin. Dle bereits sehr vortheilhaft bekannte Concertsängerin Fräulein Matja von Niessen aus Dresden erfreute durch den Wohlklang ihrer sonoren und sehr ausgiebigen Altstimme sowie durch ihre temperamentvolle, tief empfindende Art des Vortrags, die sie in Liedern von Schumann, Brahms, Rubinstein und Franz zur Geltung brachte. In dem Liede von Cornelius: ‚Komm wir wandeln“ störten jedoch die allzu wuch⸗ tigen Accente; auch erschien die Intonation zuweilen nicht ganz zu— verlässig. Beide Künstlerinnen ernteten reichen Beifall des sehr zahlreich erschienenen Publikums und dankten durch einige Zugaben.
Herr Pietro Mascagni hat dem Grafen Hochberg officiell mit getheilt, daß er in der nächsten Zeit nach Berlin kommen werde, um im Königlichen Opernhause den letzten Proben und den ersten Aufführungen seiner Oper „Die Rantzau“ beizuwohnen.
Seine Majestät der Kaiser haben gestern nach der Vor⸗ stellung des „Fiesco“' im Königlichen Schauspielhause durch den General⸗Intendanten Grafen von Hochberg dem Künstlerpersonal die Allerhöchste Befriedigung aussprechen lassen. Die gleiche Aner— kennung ließen Seine Majestät der Inscenirung zollen.
Der im Thomas-Theater von Director Franz Josef Graselli mit seinem Wiener Ensemble veranstaltete und morgen beginnende Nestroy⸗Eyklus wird zu volksthümlichen Preisen (1,50 MS. Parquet, 2 M6 Faute nil, 4 SM Logen) in Scene gehen. Zunächst ist nach dem morgen in Seene gehenden ‚Lumpaclbagabundus“ die Posse „Der Talisman“ und als drittes Stück „Einen Jux will er sich machen“ in Aussicht genommen.
Der Wochenspielplan des Neuen Theaters lautet: Dienstag: „Baronin Ruth‘. Mittwoch: „Die kleine Marquise“. Hierauf: Logirbesuch“. Donnerstag und Freitag: ‚Haronin Ruth“. Sonn- abend: Zum ersten Male: „Tosca“, Schauspiel in 4 Aeten von Victorien Sardou, mit Fräulein Marie Barkany als Gast. Sonniag: „Tosca“.
Im Concerthause wird der Concertmeister Carnier morgen „Air varie“ von Vieuxtemps, Herr Steffens: „s' Sträußli“ für Cornet à Piston von Hoch vortragen. Werke von Mendelssohn, Mozart, Rubinstein, Gounod, Rossini, Saint-Sauns, Wagner, Suppé, Yradier und Meyder werden das Programm dieses Abends vervollständigen.
Mannigfaltiges.
Das Gesammt⸗Comité für die Errichtung des Kaiserin August a⸗Denkmals trat gestern Mittag 1 Uhr im Sitzungssaale der Stadtverordneten⸗Versammlung unter Vorsitz des Stadtverord—⸗ neten Dr. Stryck zu einer Sitzung zusammen, um über die Platzfrage fük das Denkmal sich schlüssig zu machen. Nach einem Vortrage des Berichterstatters des engeren Ausschusses, Geheimen Commerzien⸗ Raths Herz, nimmt das Comité in erster Reihe den Platz am Opern⸗ hause, in zweiter Reihe einen noch nicht näher bezeichneten Platz im Thiergarten in Aussicht. Die Modelle zum Denkmal, die gegenwärtig im Festsaale des Rathhauses zur Ausstellung gelangen, werden dem Publikum voraussichtlich in einigen Tagen zugänglich gemacht werden.
Die Trauerfeier für den verstorbenen Obersten Freiherrn von Roth⸗ kirch und Panthen hat heute Nachmittag in der Invalidenhaus⸗LKirche stattgefunden. In der Scharnhorststraße und im Hofe des Invaliden⸗ hauses bildeten Garde⸗Cürassiere zu Fuß Spalier, vor der Kirche hatte eine combinirte Schwadron zu Pferde mit der Regimentsmusik Aufstellung genommen. Seine Majestät der Kaiser ließ kurz vor der Feier einen Kranz mit Flieder, Veilchen und gelben Rosen niederlegen. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin hatte schon vorher einen prächtigen Kranz geschickt. Auch Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ließ einen Kranz überreichen; Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baden sowie Ihre Hoheiten der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen und der Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein wohnten persönlich der Feier bei. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold sandte den Rittmeister von Krosigk. Alle Regimenter, denen der Verstorbene angehörte, vor allem das Garde⸗Cürassier⸗Regiment, waren durch ihre Offizier⸗Corps vertreten, die kostbare Kränze widmeten. Die hiesigen Garde⸗Regimenter sandten Abordnungen. Unter den Anwesenden befanden sich die commandirenden Generale Freiherr von Meerscheidt⸗ Hüllessem und von Versen u. a. Auch der russische Botschafter Graf Schu⸗ walow war erschienen, ebenso die Gesandten Graf von Hohenthal und Graf von Lerchenfeld. Die Gesänge führte der Ritzenfeld'sche Chor aus. Prediger Platz hielt die Rede. Alsdann erfolgte die Ueberfüh⸗ rung zur Bahn. Die Beisetzung erfolgt auf dem Gute des Ent⸗ schlafenen in Schlesien.
Herr Redacteur hr. Julius Schweitzer, früher handels⸗ politischer Redaeteur der National⸗Zeitung und bekannt durch zahl⸗ reiche volkswirthschaftliche Abhandlungen, ist, wie die „Post“ berichtet, gestern Mittag 1 Uhr im Alter von 72 Jahren nach längerem Leiden verschieden.
Kiel, 4. Februar. Der auf der Howaldt⸗Werft für Rechnung von Sartori und Berger gebaute, für die Reichs-Postdampferlinie Kiel —Korsör bestimmte, heute vom Stapel gelassene Dampfer wurde laut Meldung des „W. T. B. im y, des Staats⸗
secretärs Dr, von Stephan von dem Geheimen Ober⸗Postrath Kraetk „Prinz Waldemar“ getauft.
Langenweddingen, 5. Februar. Der Personenzug 268 Magde⸗ burg — Halberstadt, der den Personenzug 426 Magdeburg — Staßfurt in Langenweddingen überholen sollte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf dieser Station aus noch nicht aufgeklärter Ursache auf den Zug 426 aufgefahren. Beide Gleise sind gesperrt; drei Reisende und ein Bahnbeamter haben Arm und Beinbrüche nicht complieirter Natur erlitten, sieben andere Personen sind leicht verletzt. Schwerer verletzt sind vier: Chausseewärter Klotzbach aus Koch steot, Arbeiter Heinrich Voß aus Bleckendorf, Garpenterwärter Heuer au) Magdeburg, TLischlermeister Alsleben aus Egeln. Nach Anlegung des Verbandes sind erstere drei nach Magdeburg zur Unterbringung in ein Krankenhaug, letzterer in die Heimath befördert. Der Personenverkehr wird theils burch Umsteigen, theils durch Um leitung aufrecht erhalten. — Das Königliche Eisenbahn⸗ Betriebs amt Magdeburg-Halberstabt macht bekannt: An der Unfallstelle in Langenmweßdingen (Strecke Magdeburg — Halber⸗ stadt) ist ein Gleise wieder fahrbar gestellt, das andere wird im Laufe des Tages frei.
Mannheim, 4. Februar.
e In der Gegen von Lahr wurden, wie „D. B. H. meldet, gestern heftige 67
töße wahrgenommen.
Ghristiania, 4. Februar. Ver Stapellauf bes für die (Chicagoer Ausstellung erbauten Wikingerschiffs, der heute n n Sandefsort glücklich von statten ging, gestal tete, fich nach einer Mel— dung des . T. 33. zu einer glänenhen Feserlichteit. Gine große Menschenmenge wohnte pem Schauspiel bei, Als Vertreter der Ne— gierung war der commandirende Admiral Koren anwesend,
kalischen Anschlag und eine lief eingehende, warm empfindende Ausdrucks⸗
4
lei
32 Dentscher Reichstag.
36. Sitzung vom Sonnabend, 4. Februar, 1 Uhr.
Die zweite Berathung des Etats des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt. Im Anschluß an die Freitags⸗Sitzung wird über den „soctitaldemokratischen Zukunftsstaat“ verhandelt. Ueber den Anfang der Rede des Abg. Richter (dfr.) hatten wir schon in der Sonnabend⸗Nummer berichtet; des Zusammen— hangs wegen theilen wir diese Rede jetzt im ganzen mit. Abg. Richter: Nur ungern betheilige ich mich an dieser Debatte, denn ich halte in diesem Augenblick den Militär⸗ staat für gefährlicher als den socigldemokratischen Zukunftsstaat. Ich kann es der socigldemokratischen Partei; nicht verübeln wenn sie hier allgemeine Nothstandsdebatten anregt; denn sie folgt' damit nur dem Beispiel der Agrarier im preußischen Ab— geordnetenhause. Solche allgemeinen Debatten sind nicht nach unserem Sinne, nicht weil wir die Nothstandsverhältzisse verkennen, sondern weil der Staat nicht in der Weise verantwortlich gemacht werden kann, dort e: den Betrag der Grund⸗ rente, hier für den des Lohnes. Die Abwehr übertriebener Schil⸗ derungen erweckt außerdem den falschen Schein, als sehe man diese Verhaltnisse als rosig an und gönne den Betheiligten nicht ihre Besserung, und in der That sieht die Regierung die jetzigen wirth⸗ schaftlichen Verhältnisse zu günstig an. Eine Discussion über den Nothstand ist aber nur gerechtfertigt, wenn sie bestimmte praktische Vor⸗ schäge bei der Regierung durchzusetzen bezweckt. Nun, wenn wir auch dem Staatssecretär, um dessen Gehaltsposition es sich handelt, die doppelte Summe bewilligen wollten, er würde doch nicht diese Nothstandsverhältnisse beseitigen können, weil hier ebenso wenig wie im preußischen Abgeordnetenhause praktische Vorschläge gemacht worden sind. Auch die Bauten, von denen Herr Bebel sprach, ge⸗ hören in das Ressort der Einzelstaaten. Die Soeialdemokraten haben außerdem mit uns in der Budgeteommission gegen den Bau eines Panzerschiffs gestimmt, obwohl der Staatesecretär des Marineamts als Folge einer Ablehnung Arbeiterentlassungen in Aussicht stellte. Mit vollem Recht sahen sie keine Veranlassung dazu Ausgaben, die sie mit uns für ungerechtfertigt hielten, zu bewilligen. Nur zwei praktische Fragen hat Herr Bebel hier gestellt, bei denen ich mit ihm so ziemlich übereinstimme. Was die Winterpelze der Eisenbahn⸗ Beamten betrifft, so bedauere ich, daß die preußische Eisenbahn⸗ verwaltung nicht schon längst den Sachverhalt vollständig klar gestellt hat. Auch seitens des Staatsseeretärs von Boetticher ist das nicht geschehen. Die zweite Frage betrifft die Verlängerung der Lohn— perioden von 14 Tagen auf 4 Wochen. Abschlagszahlungen bieten keinen hinreichenden Ersatz. Sie werden immer unter dem 14 tägig verdienten Lohn bleiben, und der Arbeiter bleibt im Ungewissen, was er wirklich zu fordern hat. Die Zahlungsperioden müssen so kurz wie möglich sein, damit der Arbeiter seine Aus— gaben dem wirklichen Verdienst anpassen kann und nicht zu borgen braucht. Das Borgen ist für den Arbeiter schlimmer als alles Andere. Die gegenwärtigen Verhältnisse sind auch nicht die Folge der planlolen Ueberproduction der Unternehmer, sondern mehr— facher ungünstiger Ernten, deren Wirkungen die vorjährige günstige noch nicht ausgeglichen hat. Nun hat aber auch der socialdemokratische Zukunftsstaat, wenn man ihm sonst auch noch so viel zutrauen mag, kein Mittel, die Ernten zu reguliren; auch er muß sich die Schwankungen in der Production gefallen lassen, die aus dem ver— schiedenen Ausfall der Ernten folgen. Bei einer Mißernte muß man entweder den Broteonsum einschränken oder ausländisches Getreide gegen eigene Artikel austauschen. Je mehr dieser Ausgleich statt⸗ findet, um so mehr wird der inlaͤndische Consum sich beschränken. Diese Beschränkung trifft aber naturgemäß nicht in erster Reihe die nothwendigen Gegenstände des täglichen Gebrauchs; daher die In— dustriezweige, welche mehr entbehrliche Gegenstände produciren, mehr nothleiden, als diejenigen, welche nothwendige produciren. Und da letztere vornehmlich in den Städten und großen Städten ver— treten sind, so treten hier die ungünstigen Wirkungen am schärfsten hervor. Ich leugne die Nothstandsverhältnisse eben⸗ sowenig, als ich in den Schaustellungen der Arbeitslosen ein richtiges Bild dieser Verhältnisse erkennen kann. In deren Versammlungen treten nicht sie selbst als Redner auf, sondern unsere Collegen aus dem Reichstage und der Stadtverordneten⸗Versammlung sind die Wortführer. Was in den Versammlungen beantragt und be— schlossen wird, ist nicht eine Formulirung dieser Leute, der Arbeits— losen, sondern eine Formulirung dessen, was ihnen in den Mund ge⸗ legt wird nach soeialdemokratischem Recept und socialdemokratischer Auffassung. (Zustimmung links.. Alle Resolutionen sind von vornherein nach einem Schema geliefert und zu ihrer An— nahme werden die Leute eingeladen. Warum sollte sich denn nicht eine große Anzahl von Leuten bereit finden lassen, auf Einladung ihrer Führer am Vormittag die nämliche Resolution anzunehmen, die sie sonst nur am Abend annehmen? (Heiterkeit und Unterbrechung bei den Socialdemokraten.) Ganz unzwelfelhaft befindet sich eine große Zahl socialistischer Saisonarbeiter darunter. Vor allen Dingen ist es der große socialdemokratische Stamm der Maurer — gemauert wird bei Frost auch im soeialdemokratischen Zukunftsstaat nicht (große HDeiterkeit — auch in den Deputationen, die bei den Ministern vorstellig werden, finden sich Maurer, stehen auch bei Strikes an der Spitze und fordern Lohnerhöhungen, weil sie im Winter nicht mauern könnten. Was wollen Sie denn mit diesen Leuten im soeial⸗ demokratischen Staat machen? Sie müssen ihnen decretiren, dorthin zu gehen, wo sich Arbeitsgelegenheit findet, das bedeutet die Auf⸗ hebung der Freizügigkeit. Das wollen Sie aber nicht sagen, denn die Arbeiter selbst würden sich dafür bedanken. Der Abg. Bebel hat sich ironisch über die Aeußerung Buhl's über die Harmonte der Interessen der Arbeitgeber und Arbeiter ausgelassen. Es giebt gine solche Varmonie, so sehr Sie es auch leugnen. Mit vollem Recht hat Abg. Buhl darauf hingewiesen, daß jetzt viele Arbeitgeber ohne Gewinn mit Zuschuß nur deshalb fortarbeiten lassen, um einem Stam in alter Arbeiter . diese ungünstigen Zeiten hinwegzuhelfen. (Abg. Bebel: Nur in ihrem eigenen Inkeresse, Das ist eben die Harmonie der Interessen, daß der Arbeitgeber durch sein eigenes Interesse gezwungen wird, im Interesse der Arbeiter weiter arbeiten zu lassen. Im soctal— demokratischen Staat freilich braucht der große Arbeitgeber in solchen Fällen keine Rücksicht zu nehmen. Es tommt ihm garnicht darauf an, sich einen Stamm alter Arbeiter an einer befiimmten Stelle zu halten, eln er sie wieder braucht, werden sie einfach abeommandirt. Die Arbeiter stehen da einfach im Verhältniß der Soldaten, die man heute entläßt und, wenn man sie wieder braucht, zurückruft. Der socigldemohratische Staat ist da noch viel schlimmer als der heutige Neilitarstaat, dessen eiserne Zucht noch eine humane Behand lung sst im Verhältniß zu der in senem Staat. Abg. Bebel sprach mit Ironie von den Aetsonären, die man am besten nach Kamerun schickte, man würde dann gar keine Veränderung bemerken. Mag in, nachdem man ihnen das Geld abgenommen hat. (Heiterkeit. Aber woher wären denn die Eisenbahnen und andere große Institute entstanden, wenn die Ersparnisse der Actionäre nicht die Mütel dazu ien hätten, oder wenn bei Anleihen nicht ein Zinsgewinn gewãhr⸗ tet worden wäre? Wie würde es sein, wenn die öffentlichen
Dritte Beilage
Berlin, Montag, den 6. Februar
öffentlichen Credit durch Steuern oder Beiträge oder Vorweg⸗ nahme aus den Einnahmen des Staates? Die Eisenbahnverstaaßt⸗ lichung spricht keineswegs zu Gunsten Ihrer Anschauungen. Miquel würde vielleicht etwas darum geben, wenn jetzt noch Actien⸗ gesellschaften die Eisenbahnen in Haͤnden hätten, angesichts des Defieits von 60 Millionen Mark, das so zerrüttend in die gesammten Verhältnisse des Stagts eingreift. Eine solche centralisirte Ver⸗ waltung kann viel rücksichtsloser verfahren, als eine Privatgesellschaft, welche die Concurrenz fürchten müßte, wenn sie z. B. decretirte daß so und so viel Schnellzüge auf der Linle nach Ham burg fortfallen sollen. — Wie denken Sie sich denn nun den Zukunftsstaat? Sie selbst sagen, daß alles, was Sie vorschlagen zur Beseitigung des Nothstandes, nur elende Palliativ⸗ mittelchen sind. Da . doch die Frage gerechtfertigt, ob Sie im Zukunftsstaat im stande sind, hessere Yltl anzuwenden, als in der Gegenwart. Sie können nicht darauf antworten, ohne uns ein klares Bild von den Verhältnissen des Zukunftsstaats zu geben. Das wollen Sie aber nicht, trotzdem Sie, wie der Abg. Bachem meint doch um so mehr dazu verpflichtet wären, als Sie ankündigen daß in der nächsten e, die Einrichtung Ihres Staats bevorsteht. In so fern hat der Abg. Bachem aber Unrecht. Sse führen hier eine ver— schiedene Sprache: Wenn die „Jungen“ sagen bei dem ewigen Parla— mentiren kommt nichts heraus, dann suchen Sie sie zu beschwichtigen indem Sie, wie Bebel 1891, in Versammlungen sagen: „Die Kata strophe steht vor der Thür, der große Kladderadatsch wird rascher ein⸗ treten, als irgend einer denkt.! Wenn Sie aber aufgefor⸗ dert werden, Ihre Pläne der wissenschaftlichen oder par⸗ lamentagrischen Kritik zu unterbreiten, wo Sie keine Rücksicht zu nehmen brauchen auf die „Jungen“, dann verstecken Sie sich. Ich kann nur wünschen, daß, wenn Sie irgend in der Lage sind, die Sache bald zu machen, Sse in unserem beiderseitigen Interesse möglichst rasch damit vorgehen. Das Schlimmste ist jedenfalls eine lange Uebergangszeit, in der wir zugleich der guten Seite, die auch nach Ihrer Ansicht die gegenwärtige Gesellschafts⸗ ordnung hat, und zugleich aller Segnungen Ihres Zukunftsstaats entbehren müssen. Wenn Abg. Bebel meint: Zerbrechen Sie sich nicht Ihre Köpfe über den Zukunftsstaat! — so erwidere ich ihm: Zerbrechen Sie sich doch 'nicht Ihren Kopf über unferen jetzigen Staat! Wollen Sie denn in Ihrem Zukunftsstaat allein leben? Wir sind doch dabei ziemlich stark engagirt und haben daher ein Recht, Ihre Pläne kennen zu lernen. Sie prahlen mit Ihrem zunehmenden Anhang bei Neuwahlen: mag sein, daz Sie aber täuschen Sie sich nicht darüber, diese 1) Millionen so⸗ genannter Wähler sind durchaus nicht Alle Anhänger Ihrez Zu— kunftsstaats. Sie verstehen es ⸗ mit großem Geschick, linzufrieden beit Ter derschiedensten Art zu erregen, und haben infolgedessen einen fehr gemischten Anhang, will ja doch neuerdings sogar ein Theil der AÄgrari ; Ihnen kommen. Aber dieser große Anhang geht nur so weit. Stimmzettel für Sie in die Wahlurne zu werfen. In de
wie Sie den eigentlichen Kern der Socialdemokratie enthi Zukunftsstaat darlegen, schwenken diese Massen ab, weil fie
denken, das Pribateigenthum und das Erbrecht sich schränken zu lassen, wie Sie es für richtig halten; und weil
wissen, sind Sie gezwungen, diesen eigentlichen Kern
möglichst im Dunkeln zu lassen. Sie thun das jetzt all früher, Vergleichen Sie nur das neue Programm mit Ihren früheren. Der Abg. Bebel sagt immer, es giebt keinen socialdemokratische Zukunftsstaat, und klammert sich da immer an gelehrte Wort
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als eine Leistung etwas herumzureden, f de Sache einzugehen; für ihn ist die Sprache danken zu verbergen. Aber das kann nur n ir die gewohnt sind auf den Klingklang der Worte zu hör
durch den Schwulst der Rede betrunken machen zu
war mir allerdings neu in den Ausführungen des Abg. Bebe
seine Ausführung über den Mauserungsprozeß, deren e chon mehrere durchgemacht hat. Als ich ihn zuerst kennen lernte, traten wir beide zusammen ein für Schulze ⸗Delitzsch gegen Laffalle auf einem Arbeitertag in Frankfurt a. M. 1863. Später hat er ge mausert. Er ist ein Anhänger Lassalle's geworden, für d Gotha'sche Programm eingetreten, für das eherne Lohngesetz, dem Lassalle erklärt hat, es sei der Prüfstein für die Wissenschaft. Jetzt haben Sie sich wieder gemausert, ie dieses Vermächtniß Lassalle's fortwerfen. Das Mausern mache i
auf den
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Minister
uns dann noch weiter in die , , Mitte hinein drangen ) Vorwurf, daß Sie die Ar , baren
Ihnen nicht zum Vorwurf, aber wer sich immer mausert. soll nicht eine so stolze Sprache führen. Man weiß ja gar nicht, wie Sie sich noch weiter mausern werden. Sie verlangen von Ihren Anhängern, daß sie von vornherein verpflichten auch für Ergebnisse Fhrer künftigen Maufse— rungsprozesse. Religiöse Propheten 2. niemals von ihren An⸗ hängern so viel Glauben verlangt. Sie sind nicht revolutionärer. sondern zahmer geworden. Ihre Mauserung kann alfso ei T
dahin führen, daß Sie sich allmählich zu einer radicalen
Vollmar,
2
Wir bitten Sie nun, Ihre alte hervorzuholen, und da verhüllen Sie sie ingstlich. Wegen meiner Broschüren bin ich hier schon mehrfach pravboFeirt worden; wenn ich auch jetzt darauf schweige, könnte das zu Mis deutungen Anlaß geben. So lange ich Ihre Bestrebungen verfolge, habe, ich mir nie verhehlt. Ihre starke Seite liegt in der Kritik der jetzigen Zustände, Ihre schwache Seite in den Vorschlägen zur Verbesserung. Während der Herrschaft den Soe ialisten gesetzes konnte man Sie nicht angreifen; nach Aufhebung desselben babe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Sie durch meine „Irrlebren“ zu pro bociren, daß Sie den Kern Ihrer Bestrebungen darlegen Diese Broschine hat Sie in große Verlegenheit geseßzt, Sie haben eigentlich gar nichts darauf erwidert. Der Schwiegersohn deg Abg. Liebknecht schrieb eine Broschüre über den „Irrsinn Gugen Richten“ welche vollständig ins Wasser fiel. Durch die Aufnahme der selben habe ich bestätigt gefunden, daß s sich lohnt, auf diese Ihre schwache Seite einzugehen. In den nächsten Parlamentsferien beschloß ich, durch eine Erzählung Ihre Gedanken densenigen näher zu bringen, welche nicht im stande sind, mit volkswirthschaftlichen Begriffen mathematisch zu rechnen. So entstanden die Jukunftabilder, welche ich genau in derselben Weise und mit demselben Ueberschuß habe derbrelten lasen, wie Sie Ihre Broschüren. Der Abg. Bebel melnkt, kein Arber sei durch diese Broschüre überzeugt worden Ja,. ind denn die Arbeiter, die an der Socialdemokratie lere werden verpslichtet
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Aufwendungen aufgebracht werden müßten, anstatt durch
sich bei dem Abg. Bebel abzumelden Wie Fell ich mn
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um Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staals⸗Anzeiger.
die große Verbreitung der Broschäre anders eine Reihe unbefangener Leute sich von Ihnen Freilich bilde ich mir nicht ein, eine Bewegung, dauert hat und der so viele Fehler der Regierung zu sind, mit einer Broschüre todt zu machen. Ie piel zu erreichen, wenn ich ein Coquetttren mit socialismus und Kathedertocialismus dadurch
die gebildeten Kreise, die S
abbringe. Die Sache mag ja bon Leuten, populärer und besser gemacht w zemacht zu haben, ist die
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von Broschüren, und nachdem r Liebknecht für irrsinnig
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