1893 / 38 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

. . . . allen Weltfreuden entsagt, mit kräftigen Zügen. Aus der Gestalt Ariaka's, des jungen Hirten, wie sie e , an darstellt, athmete

gesunde 3. und strahlende Lebensfülle, das Urbild eines jugendlichen

starken Herrschers. ö

Die Decorationen und Costüme ließen an Farbenpracht und reichem Glanz nichts zu wünschen übrig; der Königliche Garten mit seinen schweren Blüthenranken und riesigen Palmenwedeln, durch die die Mittagssonne nur in einzelnen blendenden Strahlen leuchtete, weckte die Vorstellung dämmernder Kühle; im letzten Bilde lag die ferne Stadt in weiß schimmerndem Sonnenlicht, während im Vorder— grunde die bunte Menge auf und ab wogte.

Trotz der vorhandenen Dichtung ist das Verdienst des glücklichen Bearbeiters nicht gering zu schätzen; denn eine so prächtige, wirksgme Bearbeitung konne eben auch nur ein wirklicher Dichter schaffen.

err Pohl wurde denn auch von den jubelnden Zuschauern ungezählte kale vor die Gardine gerufen, um die Anerkennung des Publikums zu empfangen. Neues Theater. .

Am Sonnabend ging das Schauspiel Tosca“ von Victorien Sardou, das bereits 1887 entstanden, hier jedoch noch nicht zur Aufführung gelangt ist, zum ersten Mal in Scene. Das Werk ist ein sich auf historische Vorgänge zu Anfang dieses Jahrhunderts stützendes schauerliches Liebes⸗Brama, worin die falsche Rachricht über die verloreng Schlacht des Generals Bonaparte gegen den“ öster— reichischen eral Melas bei Marengo am 14. Juni i800 und der deshalb in Rom herrschende Siegesjubel, sowie die damals noch von der Folterung begleitete peinliche Untersuchung gegen italienische Republikaner eine hervorragende Rolle spielen, ohne daß diese interesfanten geschihht⸗ lichen Thatsachen bei der Bearbeitung des wohl zu dramatischer Be— handlung geeigneten Stoffes mit den Erlebnisfen der auftretenden Personen in glaubhafter Weise verwebt sind. Die Folge davon war, daß das mit Spannung erwartete Schauspiel auf die zahlreich ver⸗ sammelten Zuschauer nicht überall den erwarteten Eindruck ingchte, umsomehr, als es an verschiedenen Stellen die sonst mit Recht so häufig anerkannte Bühnentechnik des berühmten französischen Dra⸗ matikers vermissen läßt. Nur zwei Scenen zeigten echt dramgtisches Leben und fanden den ungetheilten Beifall des Publikums. In der ersten dieser beiden Scenen am Schluß des dritten Aetes kommt der durch die Furcht vor der Folterung des Geliebten hervor— erufene Verrath der Tosca, der den Tod des von diesem verborgenen

lüchtlings zur Folge hat, zur Darstellung, während in der zwesten, das Werk abschließenden Scene die Ermordung des Go uyerneurs Scarpia durch Tosca in dem Augenblick. wo er sich ihr zärtlich nähert, um den Lohn für die Errettung ihres zum Tode verurtheilten Geliebten in Empfang zu nehmen, von tief erschütternder Wirkung ist. Für die Darstellung ist haupt⸗ sächlich die Besetzung der angeblich für Sarah Bernhardt ge⸗ schriebenen Rolle der Tosca von Bedeutung. Hier war Fräulein Barkany dazu gewonnen, die sie als Gast mit soviel Geschick gab, daß sie nach den beiden erwähnten Scenen durch wiederholte Hervor⸗ rufe geehrt wurde. Unter den übrigen Mitwirkenden sind zu erwähnen Fräulein Normann (Fürstin Orlonia) und die Herren Löwenfeld Gouverneur Scarpia, Vorwerk (Mario Cavaradossa). Hellmuth⸗ Braem (Cesare Angelotti) und Meißner (Meßner Eusebins). Die Ausstattung war stilgerecht und geschmackvoll. Sing Akademie. Der, sehr begabte Pianist Herr Fritz Mas bach, der sich bereits zu verschiedenen Malen hier hören ließ, gab gestern ein eignes Concert mit dem vom Professor Gernsheim geleiteten philharmoniß chen Orchester und der Berkiner Liedertafel (Chormelster

Sudraka.

Max Grube. Mittwoch:

Hexe. Oper

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vom 13. Februar, Morgens.

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red. in Millim

40 R.

Celsius

Wind. Wetter.

Stationen.

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35 3 S3 Mullaghmore Aberdeen. Kopenhagen.

Temperatur in o 590 6C.

SW H bedeckt WSW heiter SO bedeckt Stockholm. W 2 wollenlos avaranda. NMMO 2 wolkenlos it Petersburg 750 W 1 Schnee Moskau. 52 S L bedeckt Cork, Queens⸗ tomn .. WSW 4 Regen Cherbourg SW 1 bedeckt ö 3 WSW hypwolkig . 1. wolkig) mburg .. 55 O halb bed.) winemünde wolkig?) Neufahrwasser bedeckt Memel...

. . ũnster . Karlsruhe.. Wiesbaden München.. Chemnitz.. W Berlin.... 866 WMW H 2 W Breslan.. 34 2 bedeckt Ile dix. 4 bedeckt 1 3 4 heiter . still wolkenl. 9) . 3 Nachts Schnee. ) Gestern starker Schneefall. Nachts Schnee. 9 Nachts Schnee. ) Rachm. Schnee und Regen. ) Mittags Regen und Schnee. Y). Gestern Regen und Schnee. 3 Abends Ge⸗

witter. Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung ist über Nord⸗Europa sehr unregelmäßig; barometrische Depressionen liegen über der Nordsee, an der fn, n. über dem Finnischen⸗Busen und westlich von Irland; Hoch⸗ druckgebiete über Skandinavien und Südwest⸗Europy. Bei im Norden schwachen im Süden mäßigen bis starten vorwiegend südlichen bis westlichen Winden ist, das Wetter in Deutschland trübe und Überall kälter; allenthalben ist Schnee gefallen, im centralen und östlichen Deutschland ist wieder Frostwetter ein- getreten. In Nord ⸗Europa ist es wieder wärmer

eworden. Schneehöhe Kiel , Hamburg 17 em.

riest hatte Abends Gewitter. Deutsche Seewarte.

Q, x0 - Theater ⸗Anzeigen.

Känigliche Schauspiele. Dienstag: Opern— haus. 37. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper ] in 2 Acten von W. A. hear Text von Schikaneder. In Scene . vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 45. , Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emi Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Könige

Dpernhaus. Bajazzi. Hexe. Bastien Puppenfee.

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3 halb bed.

Talisman.

fresser.

Dien tag ;

Exstein. Anfang 7 Uhr.

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Pont ⸗Biauet.

schäftigt. Darauf folgt das Tanzbild

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr. Opernhaus.

Text nach Arthur Fitger's Drama „Die übersetzt von Mary von Borch. In Scene * ft vom Dber⸗Regiffeur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Dr. Muck. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. arrangirt von P. Hertel. m Dirigent: Musikdirector Hertel. Anfang r.

Schauspielhaus. und der Liebe Wellen. zügen von Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom . Ober⸗Regisseur Max Grube. Donnerstag: Freitag: Carmen. Slavische

und Bastienne.

Schauspielhaus. Freitag: Die gelehrten Frauen. Der einge— bildete Kranke. S Sonntag: Wallenstein's Lager. Die Piccolo⸗ Montag: Wallenstein s Tod.

NVentsches Theater. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Zwei glückliche Tage. Donnerstag: Der Talisman.

Ferliner Theater. Dienstag: Der Veilchen⸗

Anfang 7 Uhr. Mittwoch; Othello.

Butze, Ludwig Barnay, Ludwig Stahl.) Donnerstag: Der Hüttenbesitzer.

Lessing ·˖ Theater. Dienstag: Zum 1. Male: Das gelobte Land. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Heimath.

Donnerstag: Das gelobte Land.

Freitag: Eine Palastrevolution.

Wallner Theater. Dienstag: Zum 1. Male: Der Fall Clemencean.

Mittwoch: Die Grosstadtluft.

Donnerstag: Der Fall Clemanceau.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chauffeestraße 25.

Zum 10. Male: Der Garde⸗Husar.

Operette in 3 Acten von Oscar Walther. Mustt

von Max Gabriel.

Dirigent:

Mittwoch: Der Garde⸗Husar.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten JNestroy Dienstag:

Aufführungen wn Act von August Strindberg. Regie:

ignet. Schwank in 3 Acten von Deutsch von Ma Sigmund Lauten

; urg. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Gläubiger.

. * A. Zan der). 2 M., der seine Auebildung dem Professor Ehrlich zu danken hat, leistete im Vortrag des Berthoven'schen Concerts (G6 dur) sowie in dem des Concerts (CC moll) von St. Sans ganz vorzügliches. Große Sicherheit in der Beherrschung der technischen Schwierigkeiten, sehr klare Phrasirung und Ausprägung des Rhythmischen bei stets maß vollem Festhalten an den vorgeschriebenen Tempobewegungen und ein lebendiger, warmempfundener Vertrag zeichnen sein Spiel aus. Vauschender Beifall, des zahlreich erschienenen Publikums folgte am Schluß eines jeden Concerts. Von ebenso glänzendem Erfolg waren auch die Gesänge des Männerchors begleitet, der . durch Kraft und Klangschönheit seiner Tenorstimmen vielen anderen Chören überlegen ist. In der Grell'schen achtstimmigen Motette war das hohe B und von bezaubernder Wirkung. Auch die Chorlieder von Schubert, Schumann, Kremser, und zwei fehr anmuthige Lieder von Zander gelangen vortrefflich. der Huverture „Leonore“ Nr. 3 von Beethoven noch eine Ballade von E. E. Taubert, die wohl als die beste Composition des Ton— dichters zu betrachten ist; dieselbe wurde bereits mehrmals mit großem Beifall ausgeführt, der ihr auch gestern zu theil wurde. Beide Werke, wie die Begleitung der Concerte führte das Orchester vortrefflich aus.

Der Concertgeber benutzte einen sehr klangvollen Flügel von Blüthner.,

Philharmonie.

Die Pianistin Fräulein Clotilde Kleeberg trug in ihrem gestrigen Klavier⸗Abend wiederum eine Anzahl bekannter und der hiesigen. Dilettantenwelt lieb gewordener Compositionen vor; nur „»Lisonjera“ von Chaminade und eine Caprice von St. Sans waren weniger bekannt. Diese, sowie Schubert's Scherzo (B-dur), Mendelssohn's Capriccio (op. 16), Beethoven's Es-dqur-Sonate, den Faschingsschwank von Schumann und Chopin's Impromptu und Berceuse spielte sie mit der an dieser Künstlerin stets gerühmten Zart heit des Anschlags und mit sorgfältigem Eingehen in den Charakter eines jeden Stücks. Nach lebhaften Beifallsbezeugungen erfolgten noch einige Zugaben.

In der Verstellung der Oper ‚Die Hexe“ am Mittwoch im Königlichen Opernhause sind die Damen Pierson, Dietrich und Deppe, die Herren Rothmühl, Sylva, Mödlinger und Krasa be⸗ Slavische Brautwerbung“. Die erste Wiederholung der ‚Vasantaseng“ im Königkichen Schauspielhause, welche vor völlig ausverkauftem Haufe statt— fand, wurde durch den Besuch Ihrer Majestäten des Kaifers und der Kaiserin ausgezeichnet. Beide Majestäten sprachen am Schluß der Vorstellung Seiner Excellen; dem General-⸗Intendanten Grafen von Hochberg Ihre Allerhöchste Anerkennung über die vorzügliche Auf⸗ führung und Inscenirung aus.

Im Lessing⸗Thegter werden bei der morgigen ersten Auf— führung des Schwanks „Das gelobte Land“ die Hauptrollen von Marie Meyer und Frida Wagen, von Theodor Brandt, Osear Höcker, Gustav Kober, Franz Schönfeld und Carl Waldow zur Darstellung gebracht, während für die Darstellung einer derb-komischen Episode Helene Schüle gewonnen worden ist.

Bei der morgigen ersten Aufführung des Schauspiels „Der Fall Clämenceau“ im Wallner-Theater wird Jenny Groß zum erften Mal die Isa spielen.

Im Kroll'schen Theater tritt Frau Nevada zweimal auf, und zwar am Mittwoch als Rosine im „Barbier von Sevilla“ und am Sonnabend als Lucia.

Als erste Novität der neuen Spielzeit im Theater Unter den Linden wird die dreiaetige Operette ‚„Sataniel“, Text von Carl

Sonnabend, 25. Februar: pignol. Die K

Kroll's Theater.

40. Vorstellung. August Enna. Dexe“,

3 Aeten von

letzten Male: Die Favoritin.

Musik componirt und Mit Einlagen von J. Der Barbier von Sevilla.

stellen.

46. Vorstellung. Des Meeres Trauerspiel in 5 Auf⸗

Anfang 7 Ühr.

Die Jahreszeiten. Sonnabend? Die Brautwerbung. Sonntag: Bajazzi. Die

die Welt in achtzig

ebillemont und C. A. Raida.

Donnerstag: Vasantasena. Welt in achtzig Tagen.

Sonnabend: Basantasena.

Dienstag: Zum 4. Male:

. als Gast.) Anfang 7 Uhr. Dienẽtag: Der Mittwoch: Tosca.

Zum 31. Male: Acten von Horst und Stein. Weinberger.

(Agnes Sorma, Nuscha militär. ECpvolutionen im

Die Sirenen⸗Insel. Regel. Musik von R. Mader. von Jos. Haßreiter. meister Herrn L. Gundlach. Dazu: Große Flugproduction.

Adolph Ernst . Theater. Anfang 7 Uhr.

Anfang 75 Uhr.

In Secne geseßt vom Regissent Dien gtag—

Herr Kapellméister Federmann.

Graselli. Nestroy GEyelus.

Müller.

Dirigent: 73 Uhr.

Vorletzte Woche der läubiger. Tragikomödie in . Meery.

54. Male: amilie on t⸗

Das Orchester spielte außer

Die beiden Cham⸗ Champignol malgrèlui.)

Dienstag: Gastspiel der französischen Operngesellschaft. Zum (Leonore: Mlle. Domenech; Fernand: Mr. Engel; Alphons: Mr. de Padilla; Belthazar: Mr. Mayan.) Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Erstes Gastspiel von Sgra. Nevada.

Billets an der Kasse und den bekannten Verkaufs—

Victoria ⸗Thenter. Belle Alliancestraße 7/8 Dienstag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um Tagen. stattungsstück mit Ballet in 5 Acten 6 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne.

irt vom Balletmeister C. Severini. . ) Anfang 75 Uhr. Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um die

Nenes Thenter (am Schiffbauerdamm 4jũ. Tosca. in 4 Acten von Victorien Sardou.

Theater Unter den Linden. Dienstag: Lachende Erben. Musik von Carl Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die 3. Act grrangirt von L. Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco⸗ a. rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 2. Male: Ballet in 1 Act von H. Der choreogr. Theil Inscenirt durch den Ballet⸗ Sen sationeller Erfolg. z ; Anfang 75 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Dienstag: Zum 2. Male: Modernes Babylon. Gesan 3 Acten von Ed. Jacobson und W. J Couplets theilweise von G. Görß. G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Gesammt Gastspiel des Wiener Gu⸗ semble unter Leitung des Directors Franz Josef .

Preise. Zum 8. Male: Der böse Geist unmpaci- Vatgahunmqdus, oder: Das liederliche Kleeblatt. . Zauberposse mit Gesang in 3 Aufzügen von Johann Musik von Adolf Müller, Victor Holländer.

Mittwoch, Einen Jux will er sich machen. Posse mit Gesang in 4 Acten von Johann Nestroy.

Görlitz, . Adolf Ferron, in Scene gehen. Diese Dperette im Libretto frei dem französischen Memoiren des Teufels nachgebildet, ist in Dresden, St. Petersburg, Pola, Triest, Czernpnwin Butapest. Preßburg und auf allen deutsch-österreichischen bereits erfolgreich in Scene gegangen.

Der einzige Liederabend von Älice Barbi findet am Mittwoch Abends 8 Uhr, in der Sing-Akadem ie statt. Vas 1X. Phil harmonilche Kongert findet am 27. Februar stätt. Hof- Ire, Director Fel. Mottl übernimmt die Leitung. Solist' sst Gugen D Albert, der zwei Klavier⸗-Concerte, und zwar das Rob, Schn. mann'sche in A-moll und das Liszt'sche in Es- dur spielen wird. Zum Besten des Berliner Heims fär englifche und ameri⸗ kanische Erzieherinnen und unter dem Protectorat Ihrer Maiestät der Kaiferin Friedrich findet ain 8. Mär; In der Sing-⸗Akademie ein Concert statt unter Mitwirkung herpon— ragender Künstler. Billetverkauf bei Bote u. Bock.

. 1 Bühnen

Mannigfaltiges.

Zum Besten des Paul Gerhardt-⸗Stifts, das unter den

Protectorat FIhrer Majestät der Kaiserin steht, findet nach Mn, theilung der ‚N. Pr. Ztg.“ am 15. und 165. d. M., von 127 bis h Uhr in den Räumen des Kriegs⸗Ministeriums, Leipzigerstraße h, en Bazar statt. . Das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt (Berlin⸗ Lehrte) veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Die M aschine des von Köln nach Berlin über Hannover fahrenden Schnellzuge— Nr. 17 ist am 12. d. M. bei Bude 112 zwischen Mieste und Garde⸗ legen mit der Vorderachse und den drei Achsen des Tenders entgleist. Außerdem ist der Packwagen mit einer Achfe entgleist. Da die Ent⸗ gleisung sofort bemerkt wurde, konnte der Zug rechtzeitig zum Stehen gebracht werden. Beschädigungen von Befriebsmateriallen und Ver⸗ letzungen von Personen haben nicht stattgefunden. Die Reisenden sind in dem dem Schnellzuge unmittelbar folgenden hersonenzug 27, welcher von Mieste nach Gardelegen auf dem andern Gleife abgelassen wurke, an der, Unfallstelle umgesliegen. Die Ursache der Entgleisung hal nech nicht aufgeklärt werden können.

Görlitz, 12. Februar. Das Königliche Eisenbahn Betriebsamt macht bekannt: Am 16. Februar, 4 Uhr Nach— mittags entgleiste ein Theil des Güterzuges 2535 zwischen den Stationen 355, und 355, vor dem Viaduct bei QAberwüstegierz. dorf der Strecke Vittersbach— Glatz. Die entgleisten Wagen wurden, neben dem Gleise herlaufend, bis auf den Viaduct mit fortgezogen, wo dieselben zum Stehen kamen. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten, der Güterverkehr wird umgeleitet. Ver— letzt wurde niemand. Die Verkehrsstörung wird voraussichtlich mehrer Tage dauern. An demselben Tage Nachmittags 124 Uhr entgleiß— zwischen Lieb g u und Blas dorf infolge Schneeanhäufu ng die erste der zwei Maschinen des Personenzuges ob und stürzte um. Der Zug wurde nach Liebau zurückgeholt und die Reisenden mit dn nächsten fahrplanmäßigen Zuge befördert. Eine weitere Verkln störung ist nicht eingetreten. Das Loecomotivpersonal wurde lächt verletzt, Infolge starken Schneefalles ist der Güterverkehr von mm nach Liebau am 11. Februar eingestellt. Der Personenverkehr win aufrecht erhalten. Heute wird von derselben Behörde bekannt er macht: Der Güterverkehr von und nach Liebau ist wieder an genommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

Concerte.

Contert · Jaus, Leivzigerstraße 45. GFastnacht): Familien⸗Ball⸗Fest.

Billets à 3 S im Bureau des Hauses.

Freitag, Abends 75 Uhr: II. und letztes Populäres Concert von Waldemar Meyer. Dirigent: Hofkapell meister Alois Schmitt. Gesang: Frau Schmitt Esanyi.

Billets bei Bote C Bock und im Concert-Hauk.

YP gn nt nn Viengtag

6. Ensemble⸗

Circus Renz (Carlstraße) Dienstag, Abende 7t Uhr: Auf allgemeines Verlangen: 3. Wieder— holung der mit so großem Beifall aufgenommenen Gala ⸗Fest⸗Vorstellung. Groser Fest⸗ Aufzug. l) Reigen der Ritter und Edeldamen. 2) tärisches Divertissement (Gegenwart). Zum Schluß;

me, Gin Künstlerfest. weg

Große Ausstattungs⸗ Pantomime vom Hofballe— meister A. Siems. Mit überraschenden Licht. im Wassereffeeten und auf das Glänzendste in seenin vom Director Franz Renz. Großer Blumenccr Costume, Requissten, Wagen vollständig neu. Um Mitwirkung des gesammten Personals. Ballet m 100 Damen. Großes Brillant ⸗Feuerwerk. Mi. James Fillis mit dem Schulpferde ‚Markir“ ꝛc.

Mittwoch, Abends 71 Uhr: Große Vorstellumz, mit neuem Programm und Ein Künstlerfeßt.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Luthardt mit Hrn. Paster Paul Karge (WintershagenStolpmünde Leipzig Frl. Katharina Löersemann mit Hrn. Real⸗ gymnasial Oberlehrer Max Grundmann (Rawitsch Frl. Anna Pfudel mit Hrn. Oberlehrer Hugs Hille (Liegnitz. Frl. Ursula von Arnim mt Hrn. Hauptmann Carl von Grgevenitz (Frank furt a. O.). Frl. Luise von Bonin mit Hrn. Dr. jur. . von Nettelbladt (Plathe— Har⸗ burg. Frl. Blanca Engels mit Hrn. Rechte anwalt und Notar Averdunk (Potsdam = Burg) Verehelicht: Hr. Premier⸗Lientenant Ernst von Uechtritz und Steinkirch mit Frl. Leonie ven Eggeling (Horschg). . ; Geboren; Ein Sohn: Hrn. Lieutenant, Berring Metz). Ginè Tochter: Hrn. Premier ⸗Lieutenant Hans Schach von Wittengu (Berlin). Irn. Premier⸗L0eeutenant Oscgr Janke (Saarlouis). Gestorben: Hr Gutsbesitzer Alfred Loll (Werden berg bei Heydekrug). Verw. Fr. Gymnasial⸗ lehrer Emile Pohla, geb. Herbig (Breslau), Sophie Freiin von Sell (Schwerin). Hr. Rec, nungä, Math a. D. Ernst von Griesheim (Potsdam Hr. Kuno Josua Freiherr von Bülow (Berlin); Hr. Ober Landesgerichts Rath, Professor Ir— Carl Fuchs (Jena).

Großes Aus⸗

Ballet arran⸗ Musik von

Schauspiel (Frl. Barkany

Operette in

, e in bannstädt. Musik von

Volksthümliche

Regie: Franz . , ae, Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: ,

Verlag der Expedition (Scholz. . Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagh⸗

lexandre Bisson. In Scene gesetzt bon

Familie

Schönau.

Hierauf: Geöffnet von 17-11 Uhr.

Urania, Anstalt für volkethümliche Naturkunde, Am Landes AusstellungZs- Park (Lehrter Bahnhof),

Anstalt, Berlin MW., Wilhelmstraße Nr, 32. Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

2446)

zum Deutschen Reich

Er ste Beilgge s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Be

e isung

ats Januar 1893.

2. Einnahme w a . Ober⸗Postdirections⸗ Bezirke ö

l 4

it vom 1. April 1892 bis zum Schluß des Mon

. Hierzu Einnahme in den * Vormonaten

(l.

4.

Zusammen

5. Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres (Spalte 4) Il 35

1 In 1892/93 4 mehr weniger 6

J. Im Reichs⸗Postgebiet.

1) Königsberg

2 Gumbinnen

3) Danzig.

Berlin. Potsdam

5 Frankfurt a. O.

Stettin

8] Köslin.

7 Posen Bromberg. Breslau Liegnitz. Oppeln Magdeburg

10379 30 4408 8193 70 96 563 20 3 5 6 861 60 8 441 40 1693 30 5 261 90 3691 60 14 605 10 10 460 36 8245 13 291 40 10207 90 211 10 ie . . ; ö 7 40 i 9807 90 e 2983 90 JJ 3791 60 1 , . J 10 ö , 33 993 dd 16408 30 JJ 6 277 40 Koblenz 4423 50 Düsseldorf. J 42716 20 J / 1909 70 Dresden 19 505 40

30) Leipzig. 4s 061 60 Karlsruhe. . .

32) Konstanz 7931 60 Darmstadt 12 307 60 Schwerin i. M. 4554 40 35) Adenburg 3910 30 36) Braunschweig 6 245 30 37) Bremen . 20 334 20 k1 77 680 70 , 15 766 90 1 3515 36

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415 324 5 18861 *

159 694 437 9585 216906 67338 122 655 33 904 36 114 62 037 188 378 S00 542 158 667 34 395

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8190 677 5261 55 764 3844 1987 1529 955 3235 6609 41634 2345 7737 20397 660

11 655 6714 3982 393 1424 6633 2444 26 442 770 541 3 1 1

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22020 13 065

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57

620 110 30 65 940 90 23 130 70

Summe 1 Bayern Württemberg

5 202 670 519 406

195 455

5 822780 585 347

218 585

6 023 780 592 216

229 636

201 000 6 11050

Ueberhaupt 709 181 90

Berlin, im Februar 1893.

5 917532

6 626 713

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts.

Biester.

6 845 633

218 ꝛ0

Dentscher Reichstag. 42 Sitzung vom Sonnabend, 11. Februar, 1

Als zweiter Gegenstand steht auf der Tagesordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung des Etats des Reichs amts des Innern beim Titel, Gehalt des Staatssecretärs“.

Ueber die Rede des Abg. Freiherrn von Stumm, der zuerst das Wort hatte, haben wir bereits in der Sonnabend⸗ Daz

Nummer berichtet. Darauf erhält das Wort der

Abg. von Vollmar (Soe.): Von all den geringfügigen Bestim⸗ 8 z

mungen, welche in dem Arbeiterschutzgesetz enthalten sind, sind die weitaus besten noch immer die über die Sonntagsruhe. Es ist recht bezeichnend für die Verkehrtheit und die innere Unwahrheit unferer

heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse, daß man gerade über einen derartigen Punkt noch einen großen Kampf unternehmen muß. Es wird fe viel gesprochen von dem christlichen Staat, der christlichen bösen Soeialdemokraten gegenüber an⸗ geblich zu vertheidigen haben, gleichwohl sehen wir, wie gerade diese unwidersprochen religiöse Bestimmung mit Füßen getreten worden ist. Und als endlich, nicht zum mindesten Dank den Anregungen, von dieser Seite, man dazu überging, wenigstens den , eraus, der werden, andere Eß⸗ und Trinkwaaren von 6 bis g, Schnittwagrenläden dürfen in Fürth von 63 bis s3ę Uhr früh offen haben, in Nürnberg gar nicht. In Schwaben forderten die vereinigten Ladenbesitzer, daß fuͤr den Sonntag durch die Bank 7 Stunden Arbeitszeit festgestellt werden sollten. R. rung von Schwaben hat das verweigert, aber für die Genußmitkel⸗ branche so gut wie den ganzen Sonntag freigegeben. ehen die Bestimmungen der Regierung von Oberbayern, welche be⸗ stimmt hat, daß alle Ladengeschäfte bis Nachmittags 4 Uhr offen haben dürfen. Nach dem Gesetz soll die Verlängerung der Arbeitszeit die Ausnahme bilden; nach der Auffassung der oberbayerischen Regie⸗ ist die Verlängerung, Regel. Zu oberbayerische Regierung den Bundesrath, Federstrich hat

Gesellschaft, die Sie uns

Mißbräuchen einigermaßen zu steuern, da stellt sich

daß gerade jene Geschäfte Schaden leiden könnten.

zugelassen.

Markten losgegangen. montanen . und deren lebhafteste Widerspruch gegen die im Hause rühmen Sie zum ie eintreten für die Durchführung einer gebung; draußen im Lande lautet das ganz anders.

Führer, die auf, das Sonntagsruhe erheben. Centrum) sich christlichen

Gewinnsucht Ihrer Wähler entgegenzuftellen.

der Altersversicherung, für deren

agitiren, indem Sie

treter des Volkez; fonst kümmert man

angeblichen Vertheidiger des Christenthums Moral und Sittlichkeit, wie der Abg. Freiherr von Stumm, die ärgsten Feinde derartiger Vorschriften sind, aus Angst, daß die . Von absoluter Sonntagsruhe ist gar keine Nede, sondern nur der Compromiß einer fünfstündigen Arbeits— zeit zustande gekommen; gleichwohl werden sckbst hier noch Ausnahmen Welcher Lärm ist aber allenthalben losgegangen nicht von socialdemokratischer Seite, sondern gerade bei den ganz besonders religiösen Parteien! Der kleinste Krämer hat sich herausholen lassen bon denen, die daran interessirt sind, und es ist eim Feilschen und Bei uns in Bayern sind es gerade die ultra⸗

immer, Gesetz⸗ Da haben Sie Nicht den Muth oder nicht den Willen, sich dem Eigennutz oder der Anstatt den Leuten zu sagen: Kennt ihr nicht eueren Katechismus? werden sogar von Geist⸗ lichen die Sęeialdemokraten für die Einführung der Sonntagruhe verantwortlich gemacht. Die gleiche Doppelzüngigkeit zwischen Ihrem Benehmen hier und im Lande zeigt sich in Bahern auf dem Bebiet Abl ius Knien gar ent sagen: es sind nur die anderthalb Dutzend Preußen gewefen, die aus dem Centrum dafür gestimmt haben. Da des tees denn natürlich, daß auch die Behörden namentlich bei ung in Bayern fi ( Grit sich von einer außerordentlichen Na giebigkeit gegen solche Strömungen . Wir Soeigldemokraten folgen ihnen in dieser des Eigennutzes zeigen. Sonst rühmen Sie immer, daß wir nicht in ni einem so wilden Lande leben, wo das Volk einen beliebigen Einfluß auf die Regierung hat, die ja bekanntlich viel weiser ist, als wir Ver= ; sich sehr wenig um den Volkswillen, da leistet die FRiegierung, wenn es ihr Interesse gilt,

Uhr.

werden,

schäfte,

aller rung Hier geradezu wie Gesetzes

durch

für die

Ich will nicht, daß allenthalben im aber bestimmte Grenzen in Bayern bayerische Bevollmächtigte Landmann des Abg. Bebel gab, war nur eine formelle Reservation ohne weitere Bedeutung, die einen möglichst schönen Anschein haben sollte. haben über die Verhältnisse in Nürnberg sofort teh grad i g Er⸗

und Folgendes erfahren: Der Magistrat hatte für die Geschäftsbetriebe der Nahrungs- und Genuß⸗ eine 14stündige Arbeitszeit beantragt, Die fränkische Regierung hat das allerdings nicht genehmigt, sondern die Stunden von 5 bis 9 und 11 bis 7 freigegeben. sie Genußmittel im weitesten Sinne des Worts, führen,

geschieht

mittelbranche

soweit wie auch Taback, und 105 bis 1 Uhr. In Fürth, sozusagen einer Vorstadt Nürnbergs, dürfen auch, unter Genehmigung der mittelfränkischen Regierung, Brot und Conditoreiwaaren von 6 bis 9 und 104 bis 7 feilgehalten

und 64 bis 8.

hat die tag gebraucht noch einen

einbar sei.

Gesetzes. Die

kundigungen eingezogen

Verfahrens geliefert. Als nämli

die Bestimmungen Deutschen Reiche über

nicht. Die

dieser

gestern

dürfen offen

ausgenommen

sie die Sache

t. Wir stehen als Politiker außerhalb dieser Motive und st kommen neutral gegenüber der Kirche und ö sie sich auf dem Gebiet der staatlichen Gesetzg Wotive bei der Gesetzgebung sind rein soci Sinne rein menschliche.

ausgegangen

Antwort,

haben

fundamentalen weder den noch sonst wen; einfach selbst be⸗ sorgt. Der schwäbische Regierungspräsident hat selbst eine Kritik dieses die schwäbischen Handeltreibenden von ihm eine ähnliche Bestimmung verlangten, hat er erwidert, er müsse das Verlangen ablehnen, well dasselbe mit der Pflicht einer gewissenhaften Ausführung und Anwendung des Gesetzes nicht ver- Nach meiner Auffassung stehen die Bestimmungen der oberbayerischen Regierung nicht nur in Widerspruch mit dem Sinne des Gesetzes, sondern 6. sind eine ganz offenbare Umgebung des Wortlauts

ebung bewegen. alistische, oder in weiterem Von diesem Standpun

starken Widerstand, wenn z. B. eine ähnliche Bewegung gegen ein be⸗ stehendes Gesetz, etwa das Krankenkassengesetz, von den Arbeitern, den Gewerkschaften oder Gewerkvereinen aber ist die Regierung mit einem Male butterweich. Tritt capitulirt die höhere Verwaltungsbehörde vor dem Eigennutz. über die Sonntagsruhe einen Leisten müssen unbedingt gesetzt werden. welche der auf die Ausführungen

mittel⸗ Die übrigen Ge⸗ von 7 bis g

105 bis 3

Die Regie⸗ Noch weiter

die Stadt München,

Aenderung des Reichs⸗ sondern

erren rechts sind bei der Erschaffung des Gesetzes onntagsruhe hauptsächlich aus religiösen Gründen i dasselbe

egründung 9. voll ·

chen Dingen, soweit

Unsere

aus fordern wir,

wäre. Hier Auf Schritt und

geschlagen

Wir

Nürnberger

1893.

daß an dem Gesetz, das ohnehin schon mangelhaft ist, nicht noch weiter herumgedockert wird, sondern daß die verbündeten Negie= rungen hier endlich einmal gegenüber den Arbeitgebern die Festigkeit zeigen, die sie sonst gegenüber dem eigentlichen arbeitenden Volke haben, und daß die Sonntagsruhe noch weiter k. wird. In der Schweiz ist auf diesem Gebiete schon viel mehr geschehen. Na⸗ mentlich für die Kellner und Kellnerinnen, diese geplagtesten und schlecht⸗ bezahltesten Arbeiter, sollte etwas geschehen. In der Schweiz haben die Eisenbahnbediensteten jeden dritten Sonntag frei, bei uns ist davon gar keine Rede. Der Einwand, daß die Entlassung socialdemokratischer Arbeiter aus den Staatswerkstätten nicht vor den Reichstag gehöre,

ist vollkommen haltlos und der preußische Handels⸗Minister hätte

sich cines so schwächlichen Grundes nicht bedienen sollen. Durch dieses Versteckspielen zwischen Reich und Einzelstaaten de jede Ver⸗ antwortung illuforifch werden. Wir haben im Reich überhaupt keine Ausführungsbehörden, abgesehen von den obersten Spitzen. Alle das deutsche Volk bewegenden Fragen gehören hierher, und der Reichstag würde, im eigenen Interesse gut thun, sich nicht solche Selbst⸗ beschränkung aufzuerlegen, fondern sich ein Beispiel an der Regierung zu nehmen, welche stets ihre Rechte wahrt und neue zu bekommen sucht. Die Entlassung von Arbeitern wegen ihrer social—⸗ demokratischen Gesinnung ohne Kündigung kommt einer Strafe gleich. Nach der Gewerbeordnungsnopelle soll die Kün⸗ digungsfrist für beide Theile gleich sein. Wo ist aber hier auch nur eine fietive Gleichberechtigung? Es handelt sich nicht einmal um Entlassung socialdemokratischer Agitatoren, sondern um Ent⸗ lassung wegen bloßen Lesens soecialdemokratischer Zeitungen. Positiye gesetzliche Bestimmungen verbieten das zwar nicht, aber es widerspricht dem Sinne der Gesetze, daß allgemeine, jedem Staatsbürger gewähr⸗ leistete Rechte von einem beliebigen Priwatunternehmer, auch dem Staat einfach beseitigt werden. Mit demselben Recht, wie ein Arbeiter von den Staatswerkstätten ausgeschlossen wird, wenn er socialdemo⸗ kratische Zeitungen liest, kann der Staat auf Grund des freien Ver⸗ tragsrechts von allen seinen Beamten verlangen, daß sie eonfervativ sind, kann ihnen verbieten, Versammlungen zu besuchen und Zeitungen zu lesen außer dem Regierungsorgan. Es wundert mich, daß der. Abg. Wöllmer gestern sich gemüßigt fah, ein solches freies Vertragsrecht anzuerkennen und zu sagen, daß die Arbeiter das gleiche Recht haben. Dieses gleiche Recht der Arbeiter ist bei unsern Verhältnissen eine reine Fiction. Höchstens zu den Gründerzeiten mit dem Milliardenschwindel konnten die Arbeiter vorübergehend hier und da Gegenbedingungen stellen. Wenn aber einige Hundert Arbeiter eines Werks, dessen Besitzer ein Abgeordneter der Centrumspartei wäre, die Bedingung stellen wollten, 6 würden nur dann arbeiten, wenn er kein Wort mehr im klerikalen Sinne äußert oder fein Abgeordneten, mandat niederlegt, dann würde der Skandal groß sein im Reichstag über die unverschämten Arbeiter, und der Abg. Freiherr von Stumm würde kommen mit seinem geterum censeo. Den Boykott sprechen wir über einen Saal nicht aus, weil man einen Conservativen darin sprechen läßt, sondern weil man alle anderen Parteien darin sprechen läßt, nur uns nicht. Unser letzter Parteitag hat sich gegen jeden Mißbrauch des Boykotts ausgesprochen, damit dieser niemals zu einer Meinungsterrorisirung führe. Der Abg. Auer erklärte es für thöricht, von einem Localbesitzer zu verlangen, daß er eine bestimmte Gesinnung habe. Durch den Boycott wollen wir immer nur die Gleichberechtigung für, uns herstellen, während gerade die Hüter des Gesetzes diese beseitigen wollen. Entweder ist das freie Vertrags⸗ recht zwischen Unternehmern einschließlich des Staats und Arbeitern ein absolutes, so daß dadurch alle allgemeinen staats bürgerlichen Rechte aus der Welt geschafft werden können, und dann könnte man, wie man bestimmte Zeitungen verbietet, überhaupt das Zeitungslesen verbieten wozu brauchen denn die Arbeiter des Abg. Freiherrn von Stumm Zeitungen zu lesen? Dann könnte man auch die Abgabe eines socialdemokratischen Wahlzettels unter Strafe stellen oder über⸗ haupt den Arbeitern die Wahlbetheiligung verbisten und auch auf diesem Wege das freie Vertragsrecht, die vollkommene Sklaberei wieder einführen; oder aber allgemeine gesetzliche Rechte können unter keinen Voraussetzungen durch private Abmachungen abgeändert und be⸗ seitigt werden. Wenn freilich die ,, von einseitig kapitalistischem Gedankengang aus so parteikaͤmpferisch gegen be⸗ stimmte Richtungen . so werden wir früher oder später straf⸗ gesetzliche Bestimmungen dagegen treffen müfsen. In Frankreich ist schon jeglicher Versuch eines Unternehmers oder einer Behörde, das Coalitionsrecht und die politischen Rechte illusorisch zu machen, bei einer Strafe bis zu einem halben Jahr Gefängniß und kis zu 2000 Fr. verboten. Bei der jetzigen Zusammensetzung des Reichstags werden wir allerdings eine solche Bestimmung nicht erreichen können. In der eidgenössischen Waffenfabrik in Thun war zwischen dem Director und den Arbeitern Streit entstanden. Die Arbeiter glaubten tyrannisirt zu sein und verlangten ihr Recht. Wenn das bei uns geschehen wäre, hätten sich die Arbeiter gleich einen Platz aussuchen können, wohin sie geflogen wären. Das schweizerische Militär⸗Departement bildete aber eine Untersuchungs⸗ commission, zu der auch der sorcialdemokratische Arbeiterfecretãr der Schweiz gehörte. So stellt man in der Schweiz das Recht fest. In der Pariser Arbeitsbörse der Tabackregie sitzen neben den freien Arbeitern auch die Vertreter der flaatsichen Tabackregie, und dabei ist Frankreich nicht zu kurz gekommen. Eine ganze Menge von Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Arbeitgebern ist durch die Thätig⸗ keit der Arbeitsbörse im Keime erstickt oder schnell beseitigt worden. Sie können die Arbeiter wohl bindern, iber Gesinnung zu äußern, aber nicht, soctaldemokratifch zu denken und sich unterdrückt zu fühlen. Es würde mir nicht gelingen Ihnen eine bessere politische Einsicht beizubringen; aber eins muß ich sagen: wundern Sie sich nicht, wenn gegenüber der Auffainng des Abg. Freiherrn von Stumm die Arbeiter der Ueberzeugung find daß der Staat nicht über den Parteien und Klassen steht, sendern aur die ausführende Instanz der gegenwärtigen besitzenden Kaxitalifter dt Wir müssen diese Haltung der Regierung dem Volke dermncleen. indem wir ihm zeigen, daß der Klassenkampf, den Sie ung vernerem von der Regierung, der Hüterin der Gesetze, selbst wahrgenommen werd. Königlich baverischer Bevollmächtigter zum Bundesrat? Oter- Regierungs Rath Landmann: Was der Abg. von Vellmar denne vorgebracht hat, zeigt, daß der Abg. Bebel gestern för ele. richtet war. In Nürnberg dauert am Sonntag die Arbeitszeit an bis . sondern nur bis 7 Ühr. Die bawerische Nerdleran de,, sehr reserdirt gegenüber diefen Maßregeln, denn die deere waltungsbehörden haben zunächst die Verfügungen n Claßen G n keineswegs ausgeschlossen, daß die R ierung ven aft nem ä greifen kann; aber so lange die Verhbältniffe fe wenn,. wird sie wohl nicht eingreifen wollen, wenn nicht den. Interessenten Klagen vorliegen. Die Regierunz wird berbalten, bis sie sich eine feste Meinung üder de X Tragweite der Anordnung der böberen Verwaltanga hat. Daß in Mittelfranken zu Gunsten der Nadreagh. mittelbranche eine Augnahing gemacht ist, it dar de eech denn sonst bätte wobl der Reichstag eine seld een, nr, gelassen. Es ist eine Beschäftiqung den de , einem Bezirke gestattet, wobei angenommen warde d . . an einem Schntags beschäftigt werden nad am nä, nem frei baben. Das ist doch besser, alz wen , fünf Stunden beschäftigt werden. ie Bee scher hen in ü

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