1893 / 48 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

23

*

ö a. Stahlschienen; eisernen Klammern; Locomotiven mit Tendern: Metall- und Eisenwaaren; Lederwaaren; Bronze und phosphor⸗ haltigem Zinn; Laschen aus Stahl; metallenen Gestellen und Rädern für Wagen; Bleiweiß und Mennigen; Bolzen, Schrauben muttern und Nieten aus Eisen 2c. ;

b. Gummiröhren und Malutensilien;

2. Geleis⸗Kreuzungen, Gußeisen, Fensterscheiben und Lampen⸗ cylindern; ;

4d. Bürsten 2. Schleifsteinen, Wechselstücken für Weichen, emen Bolzen für Laschen mit Mutterschrauben und Schließ⸗

echen.

Lastenhefte und Bedingungen in den Bnceaur der Gesellschaft gegen Zahlung von 21 sh für pos. a, 10 311 6d für pos. b, 5 sh für pos. e, und 2 sh 6d für pos. d.

Italien.

25. Februar, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom. Lieferung von 29327. Kg Winkel⸗Laschen und 37 158 kg Blech. Anschlag 28 600 Fr., vorläufige Caution 1450 Fr.; ferner von 3765 kg Bolzen und 15271 kg eiserner Klammern: Anschlag 9960 Fr., vorläufige Caution 500 Fr. Das Ganze zu liefern: Bahn—⸗ hof in Florenz.

Rumänien. 17. April. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von

79000 Gummikragen und 92 100 Taschentüchern aus Leinen.

24. April, 3 Uhr, ebenda: Lieferung von 30 000 kg Gerbstoff⸗ Extraet, 70090 kg Wallfischthran und 8000 kg Robbenthran, 14 000 kg Markfett und 14 000 kg gewöhnliches Fett.

4. Mai. Ebenda, Lieferung von 900 000 m grauer und 2000 m blauer Leinwand für Unterfutter; 80 000 m Leinwand für Blousen.

17. Mai. Ebenda, Lieferung von 100 Trommeln mit Zubehör, 200 Hörnern für die Infanterie und Trompeten für die Capallerie.

Näheres an Ort und Stelle.

Egypten.

27. Februar. Lieferung von 206 000 Unterlagsplatten für Vignole⸗Schienen. .

20. März, Mittags. Finanz⸗Ministerium in Kairo. Lieferung von verschiedenen Bekleidungsgegenständen.

Verkehr s⸗Anstalten.

Glückstadt, Freitag, 24. Februar. Das Königliche Eisenbahn⸗ Betriebsamt macht bekannt: Dampsschifftverbindung Tönning-⸗— Karolinenkoog ist am heutigen Tage im vollen Umfange wieder aufgenommen.

Bremen, 24. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Aller“ hat am 22. Februar Abends die Reise von Southampton nach New-Pork' fortgesetzt. Der Reichs⸗ Postdampfer „Neckar“ nach Ostasien bestimmt, ist am 253. Februar Vormittags in Shanghai angekommen. Der Post⸗ dampfer „Leipzig“ nach dem La Plata bestimmt, ist am 23. Februar Vormittags in Vigo angekommen.

London, 23. Februar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Spartan“ ist heute auf der Ausreise von Madeira ab⸗ gegangen.

Theater und Musik.

Friedrich⸗-Wilhelmstädtisches Theater.

Die lustige Operette Don Cesar“, die vor einer Reihe von Jahren in dem Walhalla⸗Theater zahlreiche Aufführungen erlebte, wurde vorgestern in das Repertoire des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters eingereiht und fand auch auf dieser Kunststätte den fröhlichen und ungetheilten Beifall der Hörer und Zu⸗

schauer. Die Musik, die von R. Tellinger herrührt, ist reizvoll und erhebt sich an einigen Stellen zu dramatischer Kraft. Der Compenist vermeidet glücklich jede Künstelei und wendet sich an das natürliche Gefühl für schöne Klangwirkungen, die er der gerade vorherrschenden Stimmung in Ernst und Scherz verständnißvoll anzupassen weiß. Auch der Inhalt des Textes der Operette erhebt

6 über das e . Mittelmaß, sodaß das Gelingen der Auf⸗—

führung durch die erlesenen Künstler dieser Bühne nicht zweifelhaft sein konnte.

Den schönsten Erfolg errang Herr Steiner in der Titelrolle; er brachte den gesanglichen Theil zu bester Geltung und sein Spiel überzeugte von der warmherzigen Miedl ten des dargestellten Helden. Fräulein Cornelli sang die gefällige 83 des Pueblo vorzüglich und wirkte auch durch ihr reizendes Aussehen erfreulich. Fräulein Csendes gefiel als Maritana besonders im ersten Aet und fand mit ihrer großen Arie reichen und verdienten Beifall. Herr Wellhoff, wie Fräulein Elise Schmidt sorgten durch ihre komische Eigenart für kräftige Heiterkeitsausbrüche.

Sing Akademie.

Der Königliche Kammersänger Herr Eugen Gura veranstaltete gsstern unter Mitwirkung des Pianisten Herrn H. Schwartz aus München und des Baritonisten Herrn Hermann Gura (Sohn des Concertgebers) einen Lieder⸗ und Balladen-Abend, der außer⸗ ordentlich zahlreich besucht war. Der Vater eröffnete den Abend mit den „Bildern des Orients“ von Löwe. Dieser aus fünf Theilen bestehende Cyklus von Gesängen trug der Sänger mit der an ihm stets gerühmten Vollendung des Ausdrucks vor. Der Stimmenklang ist gleichfalls noch voller Schmelz, nur gebraucht der Künstler die hohen Töne bereits mit großer Vorsicht. Die Nr. 4 des Cyklus „Oasis“ wurde wiederholt. Unter den ferner von ihm noch vor— getragenen Liedern wurden „Odysseus“ von Sommer und Im Freien“ von [Schubert gleichfalls mit rauschendem Beifall aufgenommen, der auch den am Schluß vorgetragenen drei Löwe'schen Balladen zu theil wurde. Trotz des viermaligen Hervorrufs entschloß sich der Sänger nicht zu einer Zugabe, was ihm bei der sichtlichen Erschöpfung nicht zu verargen war. Sein Sohn besitzt eine weder so starke noch so umfangreiche Stimme, die jedoch eine vortreffliche Ausbildung er— kennen läßt und deren Kraft sich gewiß noch mit der Zeit mehr ent— wickeln wird. Er trug drei Lieder von Grieg mit feinsinniger Schattirungsweise vor, die auch in dem mit seinem Vater gesungenen Duett von Schubert zu erkennen war. Herr Schwartz begleitete sämmtliche Gesänge mit größter Präeision.

In der am Sonnabend stattfindenden ersten Aufführung von Mascagni's Oper „Die Rantzau“ im Königlichen Opernhause sind die Damen Hiedler und Rothauser, sowie die Herren Rothmühl, Bulß, Betz, Krolop und Philipp beschäftigt. Kapellmeister Wein

rtner dirigirt das vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff in Scene gesetzte Werk. e eg wird den beiden ersten Aufführungen der ‚Rantzau“ bei⸗ wohnen und erst in nächster Woche Berlin verlassen. Am nächsten Gesellschaftsabend, am Montag, gehen Leoncavallo's „Bajazzi“ und „Die Puppenfee“ in Seene.

Im Kroll'schen Theater tritt Frau Nevada auf vielseitiges Verlangen morgen nochmals als Rosine auf und wird in der nächsten Woche als dritte Partie die Traviata hinzufügen.

Die Titelrolle der morgen im Thomas-Theater als drittes Stück des Nestroy⸗Cyelus in Scene gehenden Posse: „Eulenspiegel“ oder „Schabernack über Schabernack! wird Herr Franz Müller spielen. Die Damen Graselli, Solly und Mentzl, sowie die Herren Blum, Grünecker, Kneidinger und Köppl werden in den anderen Hauptrollen ihn unterstützen.

*.

Der Kaiser von Oesterreich⸗Ungarn ertheilte laut Meldu . . 6 . 3 a fen erg a . . zewilligung zur Errichtung eines neuen stehenden Theaters i . Gemeindebezirk unter dem Namen Raimund 3 seöhste

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde die Vorlage wegen Gewährung eines Vorschusses von 30 009 an die hiesige Srtskrankenkasse der Maurer angenommen.“ Der Antrag des Stadtverordneten Frentzel und Genossen: „Der Magistrat ist ermächtigt, ju ri st ische . welche n ur wohl. thätige oder gemeinnützige Zwecke verfolgen, von der Einkommensteuer zu befrejen, wurde mit einer vom Stadiv. Sachs J. beantragten Aenderung, Streichung der Worte „oder gemeinnützige“, angenommen Dem Vorstande der Deutschen Gesellschaft zur Ver sorgung verschämter Armen mit freiem Brennmaterial, der wegen des andauernd strengen Winters aus Mangel an Mitteln über W Gesuche nicht hat berücksichtigen können, wurde aus den Ueberschüssen des Rechnungsjahres 1891/92 eine Beihilfe von 3000 S gewährt.;

Breslau, 24. Februar. Ueber einen Eisenbahnunfall bei Dittersbach wird amtlich gemeldet: Bei der Ausfahrt des Güter. zuges Nr. 2514 sind in bisher unaufgeklärter Weise zwei Maschinen und elf Wagen entgleist. Der Schaden an Betriebsmaterial ist groß. Zwei Begmte wurden unbedeutend verletzt. Der Betrieb wird ein. gleisig geführt. Eine weitere Störung ist nicht eingetreten.

Hamburg, 23. Februar. Nach Meldung des W. T. B.“ ist der Kosmosdampser ‚Ramses' auf der Ausreise nach Central. Amerika, nach Abgang von Punta Arenas (Costariea), bei Ca Blanco vollständig verleren gegangen. Die Maunschaft und die Fahrgäste wurden saͤmmtlich gerettet und in Punta Arenas gelandet.

n

Wien, 24. Februar. Die Weichsel hat, wie S. T. B.“ meldet, bei Niepolowicze mehrere Ortschaften überschwemmt. Der Iglawa-⸗Fluß setzte die Vorstadt von Trebitsch unter Wasser. Die Mur ist bei Radkersburg ausgetreten und hat die Bahnbrücke ge— fährdet.

Mailand, 24. Februar. Auf der Strecke Bol ogna— Poretta fand nach einer Mittheilung des „H. T. B.” unmittelbar vor dem Eingang eines Tunnels ein Erdsturz statt, wodurch das Gleise vell ständig verschüttet wurde.

Kon stantinopel, 23. Februar. In der an der asiatischen Küste Konstantinopel gegenüber belegenen Vorstadt Kadiköi wurden nach einer Meldung des „W. T. B.“ durch eine heute früh 3 Uhr ausgebrochene Feuersbrunst 500 Häuser des türkischen und griechischen Viertels eingeäschert. Das deutsche und englische Viertel blieb verschont. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Christianiag, 23. Februar. Von Christiansand bis Christiania ist, wie W. T. B.“ meldet, an der Küste entlang, soweit man sehen kann, schweres Meereis; Christiansand ist noch offen, die dazwischen liegenden Städte sind jedoch für Schiffe nicht zugänglich. Der Zugang zum hiesigen Hafen ist augenblicklich fehr schwierig, nur die größzten , konnten das Eis durchbrechen nnd unter größter Vorsicht einlaufen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wettetbericht vom 24. Februar, 8 r Morgens.

emyeratur

Stationen.

4

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim

T

St Petersburg 752 heiter —28 Moßkau-=—.=. 748 l wolkenlos 18

Corf. Queens Cherbourg

Sylt ..

Hamburg .. Swinemünde Neufahrwasser Memel ...

Karlsruhe .. Wiesbaden. bedeckt ö München .. 50 S halb bed?) 0 Chemnitz.. merlin. b O wolkig Wien... . still beiter Breslau.. 752 2 Regen Ile drr. 4 WSW 4 bedeckt 1 . Regen a I bedeckt

2) Nachts Schnee. 9) Nebel.

wesentlich geändert. Das Depressionsgebiet, welches gestern über dem mitteleuropäischen Continent lag, e. e. sst verschwunden, während ein Hochdruckgebiet über Anfang [t Uhr. der deutsch⸗russischen Grenze lagert und eine 4 n vorm Kanal erschienen ist. In Deutsch⸗ and i

heiter; im Binnenlande trübe; in Nord⸗ und Mittel⸗ Cle . veutschland haben die Niederschläge abgenommen. ae, Die Frostgrenze verläuft von Utrecht ostsüdostwärts nach dem nördlichen Ungarn. In Süddeutschland herrscht noch Thauwetter. Das , scheint sich nach Südost⸗Europa zu verlegen, während der Einfluß der Depression im Westen sich weiter ostwärts ausbreitet, daher dürfte demnächst wieder in 3 Aeten von Erwärmung zu erwarten sein.

Qwaranda. 743 2 wolkenlos 22

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bedeckt —6 2 wolkenlos —9 wolkig 12 3 Schnee n) 13 bedeckt 2 bedeckt 2 bedeckl?) 3

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still Schnee)

1 Morgens Schnee. *) Nachmittags Regen. Anfang ?7 Uhr.

Uebersicht der Witterung. Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern

das Wetter ruhig, an der Küste vorwiegend

Deutsche Seewarte. 6 nn.

Theater⸗Anzeigen.

Prosceniums⸗Loge

Schauspielhaus. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Talisman. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Zwei glückliche Tage. Montag: Der Talisman.

Lessing · Thenter. Sonntag: Heimath.

Wallner ⸗Thenter. Sonnabend: Ter Fall Anfang 7 Uhr. Sonntag: Der Fall Clémencean.

Frirdrich Wilhelmstüdtisches Thrater.

Chausseestraße 26.

Sonntag: Zum 5. Male: Don Cesar.

2 ; Residenj · Theater. Direction: Sigmund Lauten. Aunigliche Schanspiele. Sonnabend: Opern burg. Sonnabend: haus. 49. Vorstellung. Zum 1. Male: Die Rantzau. J Dper in 4 Acten von Pietro Mascagni. Text von Hierauf: Zum G Targioni⸗Tozzetti und G. Menagci. (Nach Ert⸗ Biquet. Schwank in 3 Acten von

mann und Chatrian.) Deutsch von Max Kalbeck. Deutsch von . Schönau. In Seene gesetzt von In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ Sigmund Lautenb gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr. Erhöhte Preise. Loge 10 ½½ Erster Rang Balkon und Loge 8 Mt arquet und Parquet⸗Loge 8 Zweiter Rang (Champisnol malgrs 1ui.) ĩ 6 66 Jweiter Rang Balkon und Loge 5 M0 6 Rang . . Loge 3, 50 (t. t Stehplatz 2 M. zhitheater Sitzplatz 4 5 2 Mullaghmore 746 . in nn, , n. , k Figaro. Anfang 7 Uhr, Aberdeen. 746 i t ; n., FChristiansund 742 wolkig Kopenhagen. 752 Se bedeckt Stockholm. 750 ; Schnee

Fremden⸗Loge 12 ½.:„ Orchester⸗ Biguet.

56. Vorstellung. Vasantasena. Barbier von Sevilla.

2

als Gast. Anfang 745 Uhr. Sonntag: Tosca.

Derselbe ist bis zum Schluß der

von Jos. Anfang 75 Uhr. . Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Scnnabend: Heimath.

Anfang 74 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Schabernack über Schabernack.

Müller. Anfang 73 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

urg. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Gläubiger. Hierauf: Familie Pont⸗

Sonntag: Gastspiel von Sgra. Nevada. Der

Victoria · Theater. Belle Alliancestraße 7/8. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung: Die Reife um 3 ö. ; . die Welt in achtzig Tagen.

Sonntag: Opernhaus. 50. Vorstellung. Die M . , , 6 ' R; y fe,. 16 83 J , n.

8 e ; 5 . ungs B nh 15 Bildern) Wassereffecten und auf das G e inseenirt Rantzan. Opck in 4 cten ven Pietr Miascagn, stattungsstück mit Ballet in 5 Acten Idern) Wassereffect nd auf das Glänzendste inscenir Text von G. Targioni⸗Tozzetti und G. Mengkei. (Nach Erkmann und Chatrian.) Deutsch von Mar il i 5

. e, * den D ont und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr.

Kahlbeck. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regissenr Dehillemont und C. A. Raida. Anfang, 7 Uhr Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An ; ;

) ö ö. 8 8 16 ! . 5 el 3 ** 9* 1 L. * 1 2 ĩ ö.

halb bed. fang 7 Uhr. Erhöhte Preise. Welt in achtzig Tagen.

Schauspielhaus. 57. Vorstellung. Vasantasena. 2 Drama in 5. Aufzügen von Emil Pohl, mit freier ; Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Die Billet⸗Inhaber werden ersucht, vor dem Be— treten des Zuschauerraumes den Coupon vom Billet trennen zu lafssen. D ! Vorstellung als Legitimation aufzubewahren.

von A. d'Ennery und Juleg Verne.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Feuerwerk.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Wunsch: Die lustigen Heidelberger. Abenke

Zum 427. Male: Lachende Erben. Operette in 73 Uhr: Ein Ftünftlerfest. . Acten von Horst und Stein. Musik von Carl amm m, me mmm mmm mmm meme,

Dentsches Theater. Sonnabend: Der Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die

1 Act von H.

Adolph Ernst Theater. Sonnabend: Zum 63. Male: Modernes Babylon. Gesanghposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt.

Couplets theilweise von G. Görß. G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolyh Ernst.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. . S 3 627 C90 ie 6 Sn⸗ Sezen. Zum. w,, Ten Eger, Orerege ahl. , , , Aeten ven star Walthet, Musik gen n. Graselli, zum J. Male. Euienspiegel, her Dellinger. In Scene gesetzt vom Regisseur Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang

Coneerte.

Contert · Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend Karl Meyder⸗Concert. Operetten und Walzer

In Vorbereitung: Die beiden Champignol. Abend. Anfang 7 Uhr.

Saal PBechstein, Linkstraße 42. Sonnabend

Kroll's Thealer. Sonnabend: Die Hochzeit Anfang 7 Uhr? Lieder- Abend pon Elara Schulz

Lilie aus Genf.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abende 71 Uhr: Parade⸗Gala⸗Vorstellung. ; Bee, Gin Künstlerfefst. wn. Große Ausftattungs Pantomime vom Hosballet⸗ Großes Aus⸗ meister A. Siems. Mit üͤberraschenden Licht⸗ und

Ballet arran, vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten,

girt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge—

sammten Personals. Neue Einlagen mit greß

Sonntag und folgende Tage: Die Reise um die artigen Lichteffecten. Ballet von 100 Damen.

Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehcnct Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillam— Außerdem u. a.: Grande CQuadrilt de la hante équitation, geritten von 6 Damen

Sonnabend: Zum 16. Male: sca. Schauspie . r * 6. n n. . , , n, e,. Hauppiel und 6 Herren. Mr. James Fillis mit dem Schul— 111 * 1 —* . 55

(Frl. Barkany n * ; ö. 3 z Frl kanr pferde „Germinal?. 4 Fahnenpferde, vorgefühn 5 9

vom Director Fr. Renz 2c. . Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittag 4 Uhr lein Kind unter 10 Jahren freij. Auf

Jamisten Nachrichten.

9

militär. Epolutionen im 3. Act arrangirt von L. Verlobt: Verw. Freifrau Jo a von Schlot⸗ Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco⸗ Ver ent. n, . tationen und Kostümen. . ,. Zum 63. Male: j JJ Die Sirenen⸗Insel. Ballet in

,, , Berliner Thenter. Sonnabend: König Lear. Regel. Musik 3 R. Mader. Der choreogr. Theil 1 : . . Haßreiter. Inscenirt durch den Ballet⸗ Sonntag: Nachmittags 2 Uhr: Dora. Abends meister Herrn L. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) 77 Uhr: Der Veilchenfresser. ; Montag: Tie Journalisten.

heim, geb. von Schon, mit Hrn. Oberst - Lient. von Lindequist (Berlin). Frl. Tilly Schmidt mit Hrn. Landrath Max von Negelein (Cassch. Melsungen). Frl. Fanny von Alvensleben mit Frn. Major Ernst von Dassel (Langendorf bei Weißenfels). Frl. Margarethe von Homeyer mit Hrn. Lieut. Albrecht von Kameke (Wrangele⸗ burg). Frl. Else von Schleinitz mit Hrn, Re— gierungsAsffessor Pr. Fritz Schwartz (Arnsberg).

Verehelicht: Hr. Hauptmann a. D. und Ritter utsbesitzer Max von Mandel mit verw. Fran Paula Fritze, geb. Schillinger (Kleindammer— Züllichau). ; ;

Musik von Geboren: Gin Sohn: Hrn. Amterichter M. jur. Udo Frhrn. von la Roche⸗Starkenfels (8Frei— burg i. B.. Hrn. Pastor Wilhelm Ben (Havelberg). Eine Tochter: Hrn. Carl von Garlowitz (Schloß Kukukstein). . ö

Gestorben: Verw. Fr. Aurgra von Loebell, * Winterfeld (Berlin = Schöneberg). Hrn. Paster Kanzuw Sohn Gerhard (Berlin Verw. HJ Elisabeth Frauci von Wedel, geb. Miß Bertram Berlin).

? Posse mit Ge⸗ ö sang in 4 Acten von Johann Nestroy. Regie: Franz

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Verlag der Exypedition (Scholz.

Gläubiger. Tragikomödie in

lexanbre Bifsson, , , ,

Urania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde.

Act von August Strindberg. Regie: Hans Meery. Am Landes Ausstellungs⸗ Park (Lehrter Bahnho'. 66. Male: ,. Bont⸗ Geöffnet von 1—11 Uhr.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Veylact Anstalt, Berlin e. Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen ein schließlich Bärsen⸗Beil age).

EGrste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 24. Fehruar

1893.

M 48.

Deutscher Reichstag. 50. Sitzung vom Donnerstag, 23. Februar, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung haben wir bereits in der Donnerstag⸗Nummer berichtet.

Als zweiter Gegenstand steht auf der Tagesordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung des Etats des Reich s— amts des Innern beim Kapitel „Kaiserliches Gesund⸗— heits amt“. ;

Discutirt wird zunächst der zu diesem Kapitel gestellte Antrag Baumbach-von Bar:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die von dem Bundesrath auf Grund des § 29 der Gewerbeordnung erlassenen Vorschriften über den Nachweis der Befähigung als Arzt einer Revision in dem Sinne zu unterziehen, daß auf Grund dieses Nach⸗ weises auch Frauen die Approbation als Arzt ertheilt werden muß“.

Ueber den Anfang der Rede des Abg. Dr. Baumbach, der zunächst das Wort hat, haben wir gleichfalls in derselben Nummer schon berichtet. Wir fahren in der Berichterstattung fort, indem wir nachstehend den Schluß der Rede dieses Ab⸗ geordneten mittheilen.

Abg. Dr. Baum bach (dfr.): Die Soeialdemokraten eitiren immer die schlechte Bezahlung der Frauenarbeit. Leroy Beaulieu sagt darüber, die schlechte Bezahlung rühre daher, daß das Arbeitsfeld der Frau ein zu geringes, und das Angebot auf diesem geringen Felde zu groß sei. Deshalb müssen wir ihr Arbeitsfeld vergrößern. In neuerer Zeit hat sich ja dieses Arbeitsfeld bereits erweitert: wir haben Turnlehrerinnen, Handarbeitslehrerinnen; die Frauen werden auf dem Gebiete der Photographie, der Telephonie, des Comptoir⸗ dienstes verwendet. Ueber die Verdienste der Frau auf dem Gebiet der Krankenpflege herrscht nur Eine Stimme; warum will man den Schritt nicht weiter gehen und die Frauen Aerztinnen werden lassen? Unter den Diakonissinnen finden sich bereits solche, die auch den Apo⸗ thekendienst versehen. Der Einwand, daß die Studentinnen in Zürich keinen guten Eindruck auf ihre Umgebung gemacht, ja einen ungünstigen Einfluß ausgeübt haben sollen, hat auch keine große Bedeutung mehr. In Zürich spielten ja russische Persönlichkeiten eine Rolle, aber das ist längst überwunden. Heute studiren an sämmtlichen schweizer Universitäten Damen, und zwar bei drei verschiedenen Facultäten. Den Standpunkt, daß jede Studentin auch eine Nihilistin sein müsse, hat die russische Regierung längst verlassen. Dieser Antrag steht voll und ganz auf dem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung. Die Socialdemokraten gehen ja viel weiter; sie wollen alle Gesetze aufheben, welche irgendwie die Frau öffentlich rechtlich oder privatrechtlich anders stellen als den Mann. Wir wollen das Erreichbare erreichen, nicht Utopien nachjagen. Für die Frau hat es immer etwas Peinliches, wenn sie in den Krankheiten ihres Geschlechts sich einem Manne anvertrauen muß. In Indien sind bereits Frauen als Aerzte für Frauenkrankheiten angestellt, in

Bosnien und der Herzegowina ebenfalls. In Berlin besteht die

Frauenklinik der Frau Pr. Franeisea Tiburtius, welche von 1877 bis 1892 nicht weniger als 17 000 Frauen behandelt hat, darunter 2000 unentgeltlich. Wir erkennen nicht ein Recht auf Arbeit an, aber wohl ein Recht zur Arbeit. Im Interesse der Gerechtigkeit empfehle ich die Annahme des Antrags.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Ich kann dem Herrn Vorredner das Anerkenntniß nicht ver— sagen, daß er eine wohldurchdachte und von Begeisterung für sein Ziel getragene Rede gehalten, wie auch, daß er das Interesse seiner Zuhörer in vollem Maße erweckt hat. Um so mehr bedauere ich doch, einen Tropfen kalten Wassers in diese Begeisterung gießen zu müssen.

Man kann ja über das Ziel, das der Herr Abg. Baumbach an— strebt, gewiß verschiedener Meinung sein, und man kann sich berech— tigter Weise auf den Standpunkt stellen, daß es nicht allein in der Billigkeit, sondern auch im öffentlichen Interesse liege, den ärztlichen Beruf den Frauen mehr zugänglich zu machen, als es bisher geschehen

Das Eine aber steht für mich und das muß ich im Gegen⸗ atze zu den Ausführungen des Herrn Abg. Baumbach hervorheben außer jedem Zweifel, daß das Reich nach Lage der Dinge außer stande ist, dieses Ziel durch seine Gesetzgebung oder durch die dem Bundesrath ertheilten Befugnisse zu fördern.

Meine Herren, schon jetzt liegt die Sache so, daß Frauen nicht gehindert sind, in Deutschland die Heilkunde auszuüben. Das Gesetz macht bezüglich der Ausübung der Heilkunde keinen Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht, und neben dem einen Fall, den der Herr Vorredner angeführt hat, wonach Frau Tiburtius hier in Berlin die Heilkunde ausübt, stehen auch noch andere Fälle inner halb des Gebietes des Deutschen Reichs, in denen im Auslande geprüfte und promovirte Damen als Heilkundige fungiren. Also unsere Gesetzgebung hindert die Ausübung der Heilkunde durch Frauen nicht; was sie hindert ist das, daß Frauen als Aerzte approbirt werden können, und darauf ist ja auch das Ziel des Antrags des Herrn Dr. Baumbach gerichtet, diese Approbation künftig zu ermöglichen.

Nun, meine Herren, frage ich mich: wie soll das erreicht werden? Unsere ärztlichen Prüfungsvorschriften, die der Bundesrath erlassen hat, schreiben gewisse Vorbedingungen vor, welche die Voraussetzung bilden für die Ausübung des Berufs eines approbirten Arztes. Dazu gehört das Reifezeugniß von einem humanistischen Gymnasium, dazu gehört der Besuch der Universitäten und der Nachweis über das medizinische Studium während einer gewissen Reihe von Semestern. An sich sind diese Vorschriften durchaus nicht hinderlich, daß auch Frauen die darin aufgestellten Voraussetzungen erfüllen können, und der Herr Vorredner würde nur dann die richtige Adresse gewählt haben, wenn es etwa seine Meinung wäre, daß man diese Vorschriften dahin reformiren müßte, daß die Frauen ohne den Nachweis, an dem sie jetzt thatsächlich durch die Gesetzgebung der Einzelstaaten gehindert sind, zur ärztlichen Praxis zugelassen werden. Der Uebelstand, den der Herr Vorredner beklagt, liegt nicht auf dem Gebiete der Reichssphäre, sondern er liegt in der Schulorganisation der Einzelstaaten, und ein Eingriff in diese Schulorganisation ist dem Reich verfassungsmäßig nicht ge— stattet. Der Uebelstand liegt einfach darin, daß die Frauen in Deutschland bis jetzt nicht zum AUniversitätsstudium zuge— lassen werden und nicht zur Reifeprüfung, die abzulegen ist als Vorbedingung für den Besuch der Universität. Will also der Herr Vorredner in dieser Hinsicht Remedur schaffen, dann muß er seine Anträge stellen innerhalb der Einzelstaaten, in denen die Möglichkeit,

daß die Frauen die Vorbedingung für die Zulassung zum ärztlichen Studium erfüllen könen, noch fehlt.

Der Herr Vorredner hat sich die Sache etwas leicht gemacht, als er davon sprach, wie nun die Vorschriften, welche das Reich er— lassen hat, geändert werden müßten, um sein Ziel erreichen zu können. Er hat gesagt: ich habe volles Vertrauen zum Bundesrath. Ja, meine Herren, wenn ich mich in die Seele des Bundesraths ver— setze und ich habe ja einige Befähigung dazu —, so würde ich in der That in große Verlegenheit kommen, einen Vorschlag zu machen, der nach der Richtung, die der Herr Vorredner eingeschlagen zu sehen wünscht, wirkungsvoll ist. Ich könnte nur sagen: auf dem Wege der Reichsgesetzgebung und auf dem Wege des Erlasses von Vorschriften, die innerhalb der Competenz des Bundesraths liegen, ist die Sache nur dadurch zu machen, daß man vorschreibt: Frauen dürfen ohne weiteres zur ärztlichen Prüfung zugelassen werden. Damit würde allerdings die Vorbedingung des Reifezeugnisses und die Vorbedingung des Be⸗ suchs der Universität in Wegfall kommen. Ob der Herr Vorredner aber mit Rücksicht auf das Interesse der Wissenschaft so weit gehen will, das, glaube ich, wird ihm selber bei näherer Ueberlegung doch zweifelhaft sein. Solange wir die Vorbedingung der wissenschaft— lichen Vorbildung bestehen lassen, solange wir sie nicht ändern, können die Frauen nur zum Ziele kommen, wenn man innerhalb der Einzelstaaten ihnen den Besuch der Gymnasien und der Universitäten ermöglicht. Ich sehe deshalb keine Möglichkeit, daß das Reich hier Wandel schaffen kann. Wir können ja und werden wahrscheinlich denn wir haben ja unendlich viel Zeit noch sehr interessante Vor⸗ träge über diese Materie heute hören; aber das Schlußergebniß wird

das sein, daß hier der Bundesrath nicht helfen kann, daß dazu viel⸗

mehr allein die Einzelregierungen befähigt sind.

Abg. Dr. Hartmann (deons.): Auf das Gebiet der Frauenfrage im allgemeinen folge ich dem Antragsteller nicht. Das ist bei dem beschränkten Umfange des Antrages nicht nöthig und räthlich, da wir unsere Zeit nöthig gebrauchen, um den Etat sertig zu stellen. Ich erkenne die Nothwendigkeit an, für das weibliche Geschlecht einen weiteren Spielraum zur Bethätigung und zur, Begründung seiner Existenz zu schaffen. Man wird nur Schritt für Schritt vor— gehen können. Abgesagte Gegner jedes Vorgehens sind wir nicht, Die Frau kann gegenwärtig die Heilkunde als Gewerbe ungehindert betreiben. In der Gewerbeordnung wird auch bei der Approbation immer nur von „Personen“ gesprochen. Es würde also auch der Approbatjon der Frauen dem Wortlaut nach. nichts ent⸗ gegenstehen. In der Ausführungshorschrift des Bundesrathes ist allerdings nur von, männlichen Personen die Rede, aber der »Candidat“ kann ein Männlein oer ein Weiblein sein; denn der Bundesrath hat sicherlich den Inhalt des Gesetzes nicht ändern können noch wollen. Der Mangel liegt also darin, daß die Frau den Anforderungen nicht genügen kann,, welche der Bundesrath vporgeschrieben hat,, Für diese Vorbedingungen selbst ist der Bundesrath nicht zuständig; sie sind Sache der Einzel— staaten. Die Adresse, an welche der Antrag gerichtet werden muß, ist nicht der Bundesrath. Der Antrag kann also, wie er liegt, nicht angenommen werden. In den Einzelstaaten ist die Stimmung für dieses Verlangen im allgemeinen eine günstige. In Preußen hat schon vor einem Jahre der Unterrichts-Minister Gutachten von den Universitäten eingefordert; er stellt, sich also auch wohlwollend zu der. Angelegenheit. Aus allen diesen Gründen empfehle ich dem Reichstage, den Antrag abzulehnen. . Abg. Dr. von Bar (dfr.: Es kommt uns lediglich auf die Hauptsache an, nämlich ob die Approbation auch von Frauen erlangt werden kann. Der Abg. Dr. Hartmann selbst hat schon darauf hingewiesen, daß die Gewerbeordnung von „Personen“ spricht, also keinen Unterschied hinsichtlich des Geschlechts macht. Es steht nun nach unserer Meinung nichts im Wege, daß der Bundesrath verfügt, daß die Universitäten diejenigen Frauen, welche sich zur Prüfung melden, in derselben Weise, wie die, männlichen Candidaten, der Prüfung unterwirft, Was die Vorbedingung hetrifft, so könnte doch die mebizinische Prüfung wegfallen und die Ableistung der Reife⸗ prüfung würde sich ohne Schwierigkeit vollziehen lassen; dann ist es nicht anzunehmen, daß ein Gymnasium sich weigern würde, einem Ansuchen einer medizinischen Faeultät nachzukommen, einer weib⸗— lichen Person die Reifeprüfung abzunehmen, wie ja schon heute jeder zum Abiturientenexamen zugelassen wird, der sich dazu meldet. In Frankreich hat man schon seit den 60er Jahren medizinische Curse für weibliche Studirende, in England desgleichen an den beiden Universitäten Oxford und Cambridge, ferner in Schweden, Dänemark, Belgien. In England hat das medizinische Studium der Frauen eine ganz außerordentliche Bedeutung erreicht. Es handelt sich für uns darum, eine, künstliche Schranke aufzuheben, welche so lange jwischen den beiden Geschlechtern bei uns bestanden hat, Das Deutsche Reich hat alle Veranlassung, die freie Berufsthätigkeit der Frauen zu erweitern.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Ich freue mich, aus den Ausführungen des Herrn Vorredners zu entnehmen, daß er jedenfalls keinen Zwang von Seiten des Reichs gegenüber den Universitäten zulassen will. Er hält als Universitäts—⸗ Professor die Freiheit der Universitäten heilig. Im übrigen habe ich auf seine Ausführungen Folgendes zu bemerken. Eine künstliche Schranke für die Frauen ist nicht in der Reichsgesetzgebung aufgerichtet. Er selber hat anerkannt in Uebereinstimmung mit mir, daß nach unserer Reichs— gesetznebung und nach dem Wortlaut unserer maßgebenden Be— stimmungen die Frauen in Bezug auf die Approbation den Männern vollständig gleich gestellt sind. Das Hinderniß liegt nur darin, daß sie die Vorbedingungen nicht ebenso erfüllen können, wie die Männer, und dieser Umstand beruht in der Schulorganisation, wie wir sie in den einzelnen Ländern besitzen. Von Reichs wegen würde ich wiederhole es nur dadurch zu helfen sein, daß man die Er⸗ füllung dieser Vorbedingungen, wie sie in den ärztlichen Prüfungsvor⸗ schriften vorgesehen sind, aufhebt.

Nun weiß der Herr Vorredner auch gegenüber dieser Rechts lage eine Correctur. Er sagt, man könnte dazu übergehen, die ärztlichen Prüfungsvorschriften zwar für die Männer bestehen zu lassen, zu Gunsten der Frauen aber eine Ausnahme dahin zu statuiren, daß diejenigen Frauen, welche gewisse oder irgend welche ausländischen Universitäten besucht und dort Medizin studirt haben, befugt sein sollen, auch ohne den Nachweis der an einer deutschen Universität abgelegten Vorprüfung sich zur Hauptprüfung bei den medizinischen Prüfungs- commissionen zu stellen. Dagegen habe ich zu bemerken, daß gerade pon der medizinischen Wissenschaft und ihren Vertretern auf diese Vor⸗ prüfung ein ganz besonderer Werth gelegt wird. Das hieraus abzuleitende

Bedenken ließe sich freilich dadurch beseitigen, daß man diejenigen Frauen, die auf ausländischen Universitäten studirt haben, auch zu dieser Vorprüfung zuläßt. Dann aber und das ist der Haupt⸗ einwand wollen Sie denn eine ungleichmäßige Behandlung der Frauen gegenüber den Männern vorsehen? Wenn Sie den Frauen, die ausländische Universitäten zum Zwecke des Studiums der Medizin besucht haben, ohne weiteres gestattän, sich vor deutschen Prüfungs⸗ commissionen zur Prüfung zu melden, dann müssen Sie meines Erachtens auch dasselbe Recht den Männern gewähren. (Sehr richtig!) Wie sich dann unsere medizinische Wissenschaft und die medizinische Praxis zu der Frage stellen wird, das zu beurtheilen ist nicht schwer. Es sind schon jetzt die Aerzte geneigt, jeden Zuzug aus dem Auslande abzuwehren, und die Concurrenz, die sich nach Deutschland hin infolge einer solchen Bestimmung entwickeln würde, könnte unter Umständen doch recht empfindlich für den ärztlichen Stand sein. Ich kann aus meiner Verwaltungspraxis berichten, daß die Gesuche von Aerztinnen, die in den russischen Ostseeprovinzen domicilirt sind, sich in neuerer Zeit erheblich vermehrt haben, die dahin gehen, daß man sie zur ärzt⸗ lichen Praxis resp. zur Ablegung der Prüfung vor den deutschen Prüfungscommissionen zulassen möge.“ Das könnte unter Umständen ein recht zahlreiches Eindringen fremder Aerzte in die deutschen ärzt⸗ lichen Kreise zur Folge haben, und ich glaube, Sie würden, wenn Sie die Sache so gestalten wollen, auf lebhaften Widerspruch stoßen.

Nun stelle ich mich dem Ziel des Antrages ich habe darüber gar kein Wort verloren gar nicht feindlich gegenüber, ich glaube auch zu wissen, daß in verschiedenen deutschen Staaten die Unterrichts⸗ Minister nicht abgeneigt sind, der Frage näher zu treten (Hört! hört! links, und zu prüfen, was auf diesem Gebiet etwa zu thun sei. Ich habe durch meine Bemerkungen nur dem Wunsch Ausdruck geben wollen, daß man die Sache vor die richtige Schmiede bringt, daß man sie dahin bringt, wo allein wirksam geholfen werden kaun. Verweisen Sie die Frage an die bundesstaatlichen Instanzen, dann tritt die Folge nicht ein, daß Sie entweder die Aerzte männ⸗ lichen Geschlechts anders behandeln als die Aerzte weiblichen Geschlechts, oder daß Sie den Zudrang zur ärztlichen Praxis aus dem Auslande erheblich vermehren. Dann können Sie, indem Sie die Frauen zur Reifeprüfung und zum ärztlichen Studium auf deutschen Universitäten zulassen, die Sache innerhalb der Grenzpfähle des Deutschen Reichs in einer vollständig Ihren Wünschen entsprechenden Weise erledigen. Also ich sage: Wenden Sie sich an die rechte Schmiede! da wird zu helfen sein; das Reich würde in Verlegenheit kommen, wenn es sich die Frage vorlegen müßte, wie es dem Ziele des Baumbach'schen Antrages näher treten soll.

Abg. Dr. Endemann (nl): Für mich ist die Frage der Zulassung der Frauen zum ärztlichen Beruf nicht eine Rechts-, sondern eine gweckmäßigkeitsfrage. Wäre es ein Recht, dann müßten wir folge⸗ richtig zur Frauenemancipation kommen. Die Frauen können bei der Zulassung zur Approbation nicht besser gestellt werden als die Männer. Setzen wir die geistigen Fähigkeiten ganz gleich so bleibt doch immer an einer Frau, die aus ihrer Sphäre heraustritt, etwas Fremdartiges. Ueberall sehen Sie in den gelehrten Ständen die Ueberfüllung der Berufe. Der Antrag würde das wissenschaftliche Proletariat nur vermehren. Die Eingaben der Frauenvereine sind viel zielbewußter als der Antrag des Abg. Dr. Baumbach. Viel eher könnte ich mir denken, daß eine Frau Advocatin würde. Sie wollen doch auf die Gleich⸗ berechtigung der Frauen hinaus; die Frau soll auch als Aerztin von ihrer Praxis leben. Nach memer Meinung würde das die Mehrzahl der Frauen, welche sich dem ärztlichen Berufe widmen, einfach ins Elend stürzen. Ich bin durchaus kein prineipieller Gegner der Zu⸗ lassung der Frauen zum akademischen Studium, kann Sie aber nur bitten, den Antrag Baumbach abzulehnen.

Abg. Bebel (Soc.): Es ist sehr erfreulich, daß heute noch kein Mitglied des Hauses sich als prineipieller Gegner des ärzt⸗ lichen Berufs der Frauen erklärt hat, ganz im Gegensatz zu der Verhandlung vbr 15 Jahren, wo namentlich eine Rede des Abg. Dr. Orterer vom Centrum zur Ablehnung des Antrags führte. Ich freue mich auch über das Einverständniß des Abg. Dr. Baum⸗ bach mit einem großen Theil meiner Ausführungen in dem Buch „Die Frau“. Ich habe übrigens in dem Buche ausdrücklich erklärt, daß die Darlegungen dieses Buchs meine persönlichen Meinungen und für die . in keiner Weise verbindlich sind. Ich habe mich aber keines⸗ wegs im Sinne der Professoren von Bergmann und Leyden über die Zulassung der Frauen zum Studium ausgesprochen. Was i über die Frauen des Mittelstandes gesagt habe, halte ich es aufrecht und finde es thatsächlich bestätigt; es kommt aber bei dieser Frage nicht in Betracht. Die Mädchen und Frauen, welche sich dem Studium widmen, besitzen ein Maß von Energie und Intelligenz, welches weit über das Durchschnittsmaß han nge Auch hat heute niemand mehr an der geistigen Qualification der Frauen gezweifelt. In allen Theilen der Welt studiren eine Menge Frauen nicht nur Medizin, sondern auch alle übrigen gelehrten Berufe. Tau⸗ sende von Aerztinnen giebt es in Amerika, Hunderte in der Schweiz; selbst in Rußland hat man sich zur Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium entschließen müssen. Ueber den Antrag Baumbach gehen wir natürlich weit hinaus. In Amerika fungiren Tausende von Advocatinnen, das Gemeindewahl⸗ recht besitzen sie dort auch schon, und von diesem zum politischen Wahl recht ist nur ein Schritt. Nun protestirt der Abg. Dr. Endemann vom Standpunkte der Concurrenz gegen die Zulassung. Wo steht denn geschrieben, daß dieser oder jener Mensch ein Recht auf ein standesgemäßes Auskommen habe? Dieses Recht hat niemand im Deutschen Reich. Unsere Frauen müssen wünschen, die Gelegenheit zu besitzen, sich von weiblichen Aerzten behandeln zu lassen. Das ist schon bei der lex Heinze angedeutet worden. Zu Chren der . Studentinnen erkläre ich, daß die Vorgänge, welche früher so lebhaften Tadel fanden, unrichtig und übertrieben dargestellt worden, daß sie zum großen Theile diese Studentinnen garnicht betrafen. Gerade auf dem platten Land würde die Frau als Aerztin ein bedeutendes Arbeitsfeld haben, da ein großer Theil der jungen Aerzte lieber in den Städten bleibt. Weshalb soll die Aerztin nicht weite Wege auf dem Lande zurück⸗ legen können? Müssen dasselbe nicht heute an die Hebammen in weiten ländlichen Districten Deutschlands, namentlich auch in höher gelegenen Gebietstheilen, wo die Dörfer stundenweit auseinander liegen? ir geben dem Antrage, obwohl wir weiter gehen, unsere Zustimmung und werden dazu schon durch die Gef äftslage des Reichs tags veranlaßt. So werthlos, wie der Staatssecretär Dr. von Boetticher den Antrag hinstellt, ist er doch auch nicht. Wenn der An= trag die rl en fg des Bundesrgths findet, dann ist für die Einzelstagten moralisch die Nothwendigkeit egeben, auf dem aunge⸗ gebenen Wege fortzuschreiten, denn Re eck geht vor Lan 2 Der Bundesrath hat übrigens ein Mittel in der Hand, im Sinne des