1893 / 51 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Restaurationen und die dem Verkehr für wirkliche Reisende dienenden Hotels sein. Ueber die Ich en der Schänken an Sonntagen soll, die einfache Majorität der Steuerzahler eines Distrlets entscheiden und der diesbezügliche Fe sofort in Kraft treten. Die erste Lesung wurde angenommen.

Die Abschnitte der Homerulebill, die sich auf die gesetzgebende Gewalt in Irland, die Executivgewalt daselbst, die irischen gesetzgebenden Körperschaften und die irische Ver— . im Hause der Gemeinen beziehen, lauten nach dem „Hamb. Corr.“ wörtlich wie folgt:

Gesetzgebende Gewalt. 1) An und nach dem festgesetzten Tage wird es in Irland eine Legislatur geben, welche aus Ihrer Majestät der Königin und zwei Häusern, nämlich dem gesetzgeben den Rath und der gesetzgebenden Versammlung bestehen wird. 2) Mit den weiter unten in dieser Vorlage erwähnten Ausnahmen und Beschränkungen wird der irischen Legislatur die Macht ein— geräumt, Gesetze für die öffentliche Ruhe, Ordnung und gute Verwaltung in Betreff ausschließlich auf Irland oder einen Theil, davon bezüglicher Angelegenheiten zu geben. 3) Nach⸗ stehende Angelegenheiten sind der gesetzgebenden Gewalt der irischen Legislatur entzogen: (J.) Die Krone oder das Erbfolgerecht oder eine Regentschaft; oder der Vice⸗König von Irland als Repräsentant der Krone; (2.) das Recht des Frledens— schlusses oder der Kriegserklärung, oder solche Angelegen— heiten, welche aus einem Kriegszustand entspringen; (5.) die Streitkräfte zur See oder zu Land oder die Reichsvertheidigung; oder 4.) Verträge und andere Beziehungen zu fremden Staaten, oder Beziehungen zwischen den verschiedenen Theilen von Ihrer Majestãt , , . oder Verletzungen solcher Verträge und Be⸗ ziehungen; oder (5.) Würden und Ehrentitel; oder (6. Verrath, Hoch— verrath oder Heimathsrecht; oder (7. Handel mit irgend einem Platze außethalb Irlands; oder Quarantäne oder Schiffahrt mit Ausnahme, was die Binnengewässer und die leęcalen Gesundheits- oder Hafen—= bestimmungen betrifft; oder (8) Baaken, Leuchtthürme oder See- zeichen, ausgenommen insoweit als sie einer allgemeinen Parlaments- Acte gemäß durch eine locale Hafenbehörde errichtet oder erhalten werden können; oder (9.) Münzwesen, gesetzliche Zahlungsmittel, oder Bestimmung von Maß und Gewicht; (19. Handelsmarken, Waaren⸗ marken, Urheberrecht und Patentwesen. Irgend ein in Uebertretung dieses Abschnittes gegebenes Gesetz wird ungültig sein. 4) Die Ge⸗— walten der irischen Legislatur sollen sich nicht auf die Schaffung von Gesetzen in Betreff nachstehender Angelegenheiten erstrecken: (1.) Grün⸗ dung oder Dotirung einer Religions⸗Genossenschaft oder Verbot der freien Ausübung derselben; oder (2.) Auferlegung irgend einer Be⸗ schränkung oder Verleihung irgend eines Vorrechtez auf Grund irgend eines Religionsbekenntnisses; oder (3.) Aufhebung oder Schmälerung des Rechts zur Errichtung oder Erhaltung irgend einer confessionellen Unterrichts der Wohlthätigkeitsstelle; oder (4) Beinträchtigung des Rechts irgend eines Kindes, eine auf öffentliche Kosten erhaltene Schule, ohne dem Religionsunterricht in diefer Schule beizuwohnen, zu besuchen; oder (5) ein Gesetz, wodurch irgend eine Person des Lebens, der Freiheit oder des Eigenthums ohne das angemessene gesetz. liche Verfahren beraubt oder derselben der für alle gleiche Schutz der Gesetze verweigert wird, oder ein Gesetz, wodurch Privateigenthum ohne billigen Ersatz hinweggenommen wird; oder (6) ein Gesetz, wodurch irgend eine bestehende, durch Königliches Patent oder irgend eine locale oder allgemeine Parlamentsacte incorporirte Körperschaft (welche keine Körperschaft ist, die für öffentliche Zwecke Steuern, Ab— gaben, Auflagen, Gebühren oder Zölle erhebt, oder solchergestalt er— hobene Gelder verwaltet) ohne ihre Zustimmung oder die vorher mittels einer Adresse der beiden Häuser der irischen Legislatur ein— geholten Königlichen Bewilligung ihrer Rechte, Privilegien oder ihres Eigenthums ohne angemessenes gesetzliches Verfahren berg ub würde; oder (7. ein Gesetz, wodurch irgend ein Bewohner des Vereinigten Königreichs der gleichen Rechte in Betreff der öffentlichen Seefischereien beraubt würde.

Executivgewalt in Irland. 5) (1.) Die Executivgewalt in Irland bleibt nach wie vor verkörpert in Ihrer Majestät der Königin, und der Lord⸗Lieutenant soll als Stellvertreter Ihrer Majestät jedes Vorrecht und jede andere Executivgewalt der Königin ausüben, deren Ausübung ihm Ihre Majestät übertragen mag, und soll im Namen Ihrer Majestät die irische Legislatur einberufen, vertagen und auflösen. (Z.) Es soll ein Executiv⸗Comité des Geheimen Rathes in Irland errichtet werden, um bei der Regierung Irlands zu helfen und zu rathen, und es soll aus so vielen Mitgliedern bestehen, wie es Ihre Majestät für gut befindet oder wie es durch eine irische Acte festgesetzt werden mag. (3. Der Lord-Lieutenant wird, auf den Rath des besagten Executiv⸗Comit és, den Gesetzentwürfen, welche von den beiden Häusern der irischen Legislatur angenommen worden sind, die Zustimmung Ihrer Majestät gewähren oder versagen, bleibt jedoch den Weisungen unterworfen, welche ihm Ihre Majestät in Bezug auf jeden solchen Gesetzentwurf ertheilt.

Die gesetzgebenden Körperschaften. 6) (L.) Der irische gesetzgebende Rath soll aus achtundvierzig Räthen bestehen. 2.) Jeder der im ersten Zusatzartikel dieser Acte erwähnten Wahkkreise soll so viel Räthe wählen, als in dem Zusatzartikel ausdrücklich genannt sind. (3.) Jedermann soll berechtigt jein, als Wähler eingeschrieben zu wer— den, und wenn eingeschrieben, sich an der Wahl eines Rathes zu be⸗ theiligen, der als Grundbesitzer oder Pächter in dem Wahlkreise eine jährliche Steuer von mehr 415 zwanzig Pfund bezahlt unter den— selben Bedingungen, wie ein Mann, wenn die gegenwärtige Acte an— genommen worden, berechtigt ist, als Parlamentswähler eingeschrieben zu werden und zu stimmen kraft seines Besitzes oder kraft der im Artikel 5 der Volksvertretungs⸗Acte von 1884 angeführten Eigen—⸗ schaft; unter der Bedingung jedoch, daß niemand berechtigt ist, in mehr als einem Wahlkreise in demselben Jahre eingeschrieben zu werden oder, wenn eingeschrieben, zu stimmen. (4. Die Mandattz⸗ dauer jedes Raths soll acht Jahre sein und durch keine Auflösung be— rührt werden, und in jedem rierten Jahre soll die Hälfte der Räthe ausscheiden und ihre Sitze sollen durch Neuwahlen besetzt werden. 7) (L Die irische gesetzgebende Versammlung soll bundertunddrei Mitglieder zählen, welche von den bestehenden Wahlkreisen Irlands oder deren Theilen und den gegenwärtig dort anwesenden Pagrlamentswählern gewählt werden. (7. Die irische gesetzgebende Versammlung soll, wenn sie nicht früher auf gelöst wird, von dem Einberufungstage an gerechnet, fünf Jahre und nicht länger tagen. (3.) Sechs Jahre nach Annahme dieser Acte mag die irische Legislatur die für das Wahlrecht erforder⸗ lichen Elgenschaften und die Vertheilung der Abgeordneten auf die Wahlkreise anders bestimmen, vorausgesetzt, daß bei dieser Vertheilung auf die Herche mnn, der Wahlkreise gehörige Rücksicht genommen wird. 3) Wenn ein Gesetzentwurf oder der Vor— schlag für einen Gesetzentwurf, welchen die gesetzgebende Ver⸗ sammlung angenommen hat, von dem gesetz gebenden Rathe verworfen und nach einer Auflösung oder nach Ablauf von zwei Jahren nach dieser Verwerfung von der gesetzgebenden Versammlung abermals angenommen, von dem gesetzgebenden Rath aber innerhalb dreier Monate nicht angenommen wird, so soll derselbe, sofort der gemeinsamen Berathung und Abstimmung der Mitglieder beider Häuser unterbreitet und nach der Entscheidung der Mehrheit der an— wesenden und über die Frage abstimmenden Mitglieder angenommen oder verworfen werden.

Irische Vertretung im Hause der Gemeinen. 9 So—⸗ lange und bis das Parlament nicht anders bestimmt, sollen die fol⸗ genden Vorschriflen gelten: (1 Nach dem bestimmten Tage soll jede der im zweiten Gesetzartikel dieser Acte genannten Wählerschaften die Anzahl von Mitgliedern in das Parlament entsenden, welche in diesem . artikel namhaft gemacht wird, und keins darüber, und die Dubliner , soll aufhören, ein Mitglied zu wählen. (2. Die bestehenden Theilungen dieser Wählerschaften sollen, außer wenn der , . Zusatzartikel es anders bestimmt, abgeschafft werden. (3.) Ein irischer Repräsentatip⸗Peer im Hause der Lords und der Ver⸗

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treter eines irischen Wahlkreises im Hause der Gemeinen soll nicht be—

rechtigt sein, zu berathen oder zu limmen über: a. Einen Gesetzentwurf

oder darauf bezüglichen Antrag, dessen , . Großbritannien oder einen seiner Theile beschränkt ist. b. Einen Antrag oder Beschluß, der sich auf eine Steuer bezieht, die in Irland nicht erhoben wird oder nicht erhoben werden soll. c. Eine Geldbewilligung, die ausschließlich für einen Zweck bestimmt ist, der im dritten Zusatzartikel dieser Acte nicht erwähnt wird. 4. Einen Antrag oder Beschluß, der ausschließlich Großbritannien oder einen Theil davon, oder eine Localbehörde oder eine Person oder Sache innerhalb seiner Grenzen betrifft. 6. Einen Antrag oder Beschluß, der mit einem der zuletzt erwähnten Anträge oder Beschlüsse zusammenhängt oder sich ausschließlich auf eine Steuer bezieht, die in Irland nicht erhoben wird oder nicht erhoben werden soll, oder der mit einer Geldbewilligung, wie früher erwähnt, in Ver⸗ bindung steht. (4) Die Zustimmung zu den Vorschriften dieses Ab⸗ schnitts soll in jedem Hause in einer von diesem selbst zu bestimmenden Weise verlangt werden. (5) Die Wahlgesetze und die Gesetze, welche die Eigenschaften der Parlamentswähler bezeichnen, sollen, soweit sie sich auf Parlamentswahlen beziehen, von der irischen Legislatur nicht verändert werden; aber diese Bestimmung soll die irische Legislatur nicht hindern, irgend welche Beamten mit der Ausschreibung der Wahlen zu betrauen, und wenn irgend welche Beamte damit betraut worden sind, so soll es gesetzlich sein., daß Ihre Majestät durch Cabinetsordre für den Erlaß der Wahlausschreiben Sorge trägt, und die infolge dieser Ordre erlassenen Wahlansschreiben sollen die⸗ selbe Geltung haben, als wären sie in der bisher gebräuchlichen Weise erlassen worden.

Von dem Mitgliede des Unterhauses Kimber, der bereits in der Sitzung vom 21. d. M. die Aufmerksamkeit der Re⸗ gierung auf die ungleichmäßige Vertretung der britischen Wählerschaften im Parlament hingelenkt hatte, ist der „A. C.“ zufolge für die zweite Lesung der Homerulebill folgender Antrag eingebracht worden: „Das Haus, wie es jetzt con— stituirt ist, mit den 23 Vertretern, die Irland zugestandener— maßen mehr hat, als seiner Größe angemessen wäre, und mit den 23 Vertretern, die England weniger hat, als es im Verhältniß zu seiner Größe angemessen wäre, was einen Unterschied von 46 Stimmen ausmacht, die in jeder Streit⸗ frage zwischen den beiden Ländern zu Ungunsten Englands entscheiden, ist billiger und gerechtermaßen nicht befugt, die constitutionellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu ändern, wie sie diese Bill vorschlägt, und daher lehnt dieses Haus es ab, sie in Erwägung zu ziehen, bis daß diese ernstlichen Mängel in der Verfassung des Hauses selbst rectifieirt werden: 1) durch Reduction der irischen Ver— tretung; 2) durch Vermehrung der Vertreter Englands um 23 Abgeordnete, deren Meinungen in der Debatte über die schwebende Angelegenheit gleichfalls einzuholen sind; und dürfen ferner keine Gesetzesvorschläge, welche die parlamentarische Einheit zwischen den beiden Ländern aufheben, eingebracht werden ohne die Zustimmung einer Mehrheit der Volks— vertreter in jedem der beiden Länder, getrennt genommen.“

Frankreich.

Im Senat hielt gestern Jules Ferry bei Uebernahme des Präsidiums eine mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ansprache, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, dem Senat seinen Dank dafür ausdrückte, daß dieser den Ostracismus, der ihn (Ferry) getroffen, wieder aufgehoben habe. Er wies ferner darauf hin, daß die öffentliche Ordnung Dank der parlamen— tarischen Republik ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln und ohne Störung der Ruhe habe aufrecht erhalten werden können. Die Finanzen seien wiederhergestellt, die Armee sei neu organisirt und in hohem Maße verstärkt. Die Republik habe in Europa durch ihre weise Haltung mächtige und über— aus werthvolle Freundschaften erworben. Das selen bestimmte Anzeichen eines lebensvollen und dauerhaften Regimes. Hierauf wandte sich Ferry der Aufgabe zu, deren Erfüllung dem Senat zufalle. Ein harmonisches Zusammenwirken sei der wahre Ausdruck einer parlamentarischen Regierung. Die Harmonie höre aber auf, wo die Vernichtung beginne. Keiner der drei Factoren der öffentlichen Macht dürse die anderen absorbiren. Der Senat könne niemals eine Handhabe der Zwietracht und ebensowenig ein Organ des Rüͤckschritts sein. Der Senat sei keineswegs ein Gegner von guten Neuerungen noch auch der Gegner einer kühnen Initiative. In den politischen wie in den wirthschaftlichen Verhältnissen müsse man nothwendige Umgestaltungen im Auge zu behalten verstehen. Ferry schloß damit: die Republik stehe Jedermann offen und nehme alle Männer von Aufrichtigkeit, Redlichkeit und gutem Willen in sich auf. Dazu aber hätten die Republikaner nicht nöthig, sich gegenseitig den Krieg zu er— klären.

Die gemäßigten republikanischen Journale sprechen sich zu der Rede Ferry's zustimmend aus, deren Mäßigung zeige, daß Ferry mit versöhnlichen und friedfertigen Gesinnungen zurückgekehrt sei; er wolle aus dem Senat weder den Hebel zu einem activen Vorgehen noch ein Werkzeug der Zwietracht machen. Der „Radical“ und der „Figaro“ finden die Rede ebenfalls klug. Die radicalen Journale machen Ferry zum Vorwurf, daß er seine Politik nicht klar erkennen lasse, indem er die wiedervereinigten Monarchisten schone und Führer einer Politik des Widerstandes bleibe. Die con— servativen Organe bezeichnen die Rede als nicht sehr hepvorragend. Der Triumph Ferry's sei ein sehr bescheidener, denn er fürchte noch die öffentliche Meinung.

Die Deputirtenkammer hat gestern das Budget im ganzen mit 407 gegen 15 Stimmen angenommen.

Clémenceau dementirt die Mittheilung des „Figaro“ ssiehe die gestrige Nr. des „R= u. St.⸗A.“ unter Frankreich), wonach er von den Machenschaften in der Panama⸗Angelegen⸗ heit unterrichtet gewesen wäre und im Jahre 1888 mit Freycinet und Floquet bei Ferdinand und Charles von Lesseps wegen eines der Panama-Compagnie angedrohten Prozesses intervenirt hätte

Italien.

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht den Wort⸗ laut der vorgestrigen Unterredung des Papstes mit dem österreichischungarischen Specialgesandten Grafen Revertera. Bei Ueberreichung des Glückwunschschreibens und der Geschenke des Kaisers Franz Joseph erklärte Graf Revertera, sie seien ein Unterpfand der unabänderlichen Ergebenheit des österreichischen Kaiserhauses für den Papst und der kind⸗ lichen Liebe zu demselben. Der Papst erwiderte darauf, das Schreiben des Kaisers und die kostbaren Geschenke seien ein ersichtlicher Beweis der kindlichen Zuneigung und der Ergebenheit des Kaisers für ihn, den Papst. Der Kaiser Franz Joseph zeichne sich durch hervorragende Frömmigkeit aus, daraus lasse sich folgern, daß der Kaiser die religiösen Interessen beständig schützen werde, was eine Quelle vieler Wohlthaten

für Kirche und Staat sein werde. Zum Schluß spendete der

Papst sür den Kaiser und die Kaiserliche Familie seinen Segen.

Türkei.

Der „Agence de Constantinople“ zufolge haben die hiesigen Botschafter ein Memorandum an die Pforte gerichtet, in welchem diese darauf aufmerksam gemacht wird, daß der Zustand der Straßen in Pera trotz hinreichender Geldmittel ein überaus schlechter sei, Und daß es sich dabei hauptsächlich um die schlechte Administration handle. Der Sultan hat infolge dessen den bisherigen türkischen Gesandten in Vukarest Black-Bey, welcher gelegentlich des Befuches Seiner Majestät des Deutschen Kaisers in Konstantinopel die Func— tionen eines rene von Pera zur vollen Zufriedenheit ver— sah, an Stelle von Madjid⸗Bey wieder zum Präfecten von Konstantinopel ernannt. Madjid⸗Bey bleibt Director der aus— wärtigen Presse im Ministerium des Aeußern.

Rumänien.

In der gestrigen Sitzung des Senats wurde dem „W. T. B. zufolge die mit Oesterreich-Ungarn abge⸗ schlossene Convenkion über den Schuß der Fabrkk— marken, angenommen. Der Minister des Auswärtigen Lahovary stellte fest, daß sich die handelspolitischen Bezie— hungen mit Oesterreich⸗ Ungarn gebessert hätten. ie Deputirten kammer beschloß nach einer längeren Ausfüh— rung des Cultus⸗Ministers Arion, das Gesetz über dle Weltgeistlichkeit in Erwägung zu ziehen.

Bulgarien.

Anläßlich des Geburtsfestes des Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg war, wie dem „Prag. Abdbl.“ be⸗ richtet wird, So fia vorgestern reich geschmückt. Nach einem Ledenm in der Metropolitankirche wurde auf dem Alexander— platze eine Feldmesse gelesen. Hierauf fand vor dem Minister—⸗ Präsidenten Stambulow als Vertreter des Prinzen in An⸗ wesenheit einer großen Volksmenge eine Parade der in Sofia garnisonirenden Truppen statt. Abends war die Stadt illuminirt.

Amerika.

Das Repräsentantenhaus hat, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, den vom Senat angenommenen Antrag Sherman's abgelehnt, wonach der Schatzsecretär er— mächtigt wird, dreiprocentige, in fünf Jahren tilgbare Gold⸗ Ubligationen zu emittiren. Der Antrag wurde einer aus Mitgliedern der beiden Häuser des Congresses gebildeten Com— mission überwiesen.

Man nimmt als sicher an, daß hinsichtlich der Frage wegen der Annectirung Hawaiis bis zum Regierungs- antritt Cleveland's nichts entschieden werden wird.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Der Bericht über die 53. Sitzung vom 27. Februar befindet sich in der Ersten Beilage.

54. Sitzung vom Dienstag, 28. Februar, 1 Uhr.

Der Sitzung wohnen bei der Reichskanzler Graf von“

Caprivi und der Staatssecretär Freiherr von Marschall.

Auf der Tagesordnung steht die Berathung des Etats des Auswärtigen Amts. Bei den Ausgaben für das Auswärtige Amt, Titel 1 „Staatssecretär 5 000 S6“, be merkt der

Abg. Scipio (nl.): Bei Ausbruch des Krieges zwischen Frank— reich und Dahomey wurde von französischer Seite der Verdacht aus— gesprochen, daß das Deutsche Reich die Feinde Frankreichs durch Waffenlieferungen und dergleichen unterstützt habe. Glücklicherweise hat sich nachher herausgestellt, daß an diesen Berichten nichts Wahres war. Ich bin überzeugt, daß Deutschland und unser Auswärtiges Amt sowohl die Rücksicht auf Frankreich, als auch die deutschen Interessen aufs eifrigste gewahrt hat. Ich wäre dem Staatssecretär dankbar, wenn er in der Lage wäre, einige Aufklärung darüber dem Reichstag zu geben. Auf ganz anderem Gebiete liegt ein zweiter Gegenstand, der hier zur Sprache gebracht werden muß. Die Berichte unferer Kon— sulate bedürfen einer Reformirung. Amerika läßt sich regelmäßig durch die Konsuln Berichte über die Baumwoll-, Getreideernte u. s. w. erstatten und diese veröffentlichen. Ebenso hat unser Auswärtiges Amt dafür gesorgt, daß im „Handels⸗Archiv“ regelmäßige Veröffentlichungen über die Production von Colonialzucker erfolgen. Man erinnert sich wohl noch der Klagen über den Terminhandel mit Kaffee in Hamburg und über die üblen Folgen dieses Handels. Ich möchte auf den Werth hinweisen, welchen für den reellen Kaffeehandel regelmäßige Berichte über den Kaffeebau, die Ernteaussichten u. s. w. haben müssen, wie sie die niederländische Regierung bereits erstattet. Entsprechende zuverlässige Berichte müßte das Auswärtige Amt aus Rio, Santos, Caracas, Maracaibo, aus Port au Prince und Porto Cabello veröffentlichen. Die Mannheimer Handelskammer unterstützt diesen Wunsch auf das lebhafteste, weil nicht das Tetmingeschäft, sondern nur der legitime Kaffeehandel daran Interesse hat. Man könnte ja einwenden, die Konsuln seien garnicht in der Lage, derartige Berichte weckmãßig abzufassen. Aber dieser Ein— wand ist hinfällig. die Beamten brauchen sich ja nur mit den betreffenden Firmen in Verbindung zu setzen. Der Kaffee gehört doch zu den Artikeln, welchen die breiten Volks massen regelmäßig consumiren. Es liegt also im allgemeinen Interesse, Cursschwankungen möglichst von diesen Artikeln fern zu halten. Deshalb bitte ich das Auswärtige Amt, die Erstattung solcher Berichte in etwa vierzehntägigen Zwischenräumen zu veranlassen, welche dann im „Deutschen Handels⸗Archiv“ zu veröffentlichen wären.

Staatssecretär Freiherr von Maxschall (wir werden diese Rede morgen im Wortlaut bringen): Mit dieser Anregung stellt der Vorredner unseren Konsuln doch eine recht schwere Aufgabe. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß gerade der Terminhandel durch diese Berichte einen gewissen Schutz erfuhr. Nicht immer werden unsere Konsuln ganz zuverlässige Berichterstatter finden; kommen aber ein mal falsche Berichte hierher, so würden sie in Deutschland der Gegenstand von Spegulationen und Agitationen werden können. Die brasilianische Regierung hat es aus diesen Gründen abgelehnt, solche zweimal monatlich erscheinenden Berichte zu geben, weil sie nicht zuverlässig zu geben seien. Die Regierung wird aber die Frage im Auge beha lle und nochmals erwägen. Was die Waffenlieferung an Ha me betrifft, so hat aus dem deutschen Schutzgebiete keine salche stattgefunden, dagegen haben auf dem Wege über die See nach dem Hafen von Weidah neben ausländischen auch zwei deutsche Firmen an den König von Dahomey geliefert. Im Dezember wurden zwei . deswegen in Weidah verhaftet und später . drei deut h Factoreien geschlossen. Wir haben in Paris Vorstellungen dagegen erhoben, wbrauf die Schließung von zweien derselben wieder auf. gehoben, aber für die dritte aufrecht erhalten wurde, weil bewiesen sei, daß diese auch noch nach Beginn der ,, Waffen . den König von Dahomey geliefert habe. ie Bezugnahme auf 3 Brüsseler Generalacte, worauf man h in Paris stitzte, lehnten r schon deswegen ab, weil der König Behanzin niemals dieser Genera acte beigetreten sei. Das hat man in Paris anerkannt.

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Abg. Dr. Bam berger (ofr): In Bejug auf Dahemey scheint mir das Auswärtige Amt. durchaus den richt en Standpunkt einge⸗ nommen zu haben. In Betreff der Konfulatsberichte sber Kaffee u. s. w. bin ich ebenfalls mit ihm einverstanden, möchte aber doch gegen die Schlußworte Einspruch erheben. Man soll unfere Konsuln nicht zu Agenten der Kaffeeleute machen; unsere Konsuln haben genug zu thun und, zu viel, um sich auch noch kaufmännische enntnisse. anzueignen, was. dech nur zum Dilettantismus führen würde. Anvdererseits wäre aber die Forderung begründet, daß, wenn unsere Kensuln solche Berichte erstatken sollen, sie sich auch wirkliche kaufmännische Kenntnisse vorher angeeignet haben müssen. Unsere Konsuln sinz sehr vielgeplagte Menschen, und man foll ihnen nicht auch noch die Beurtheilung von Fragen, die so weittragend und chi g sind. zumuthen.

Bei Schluß des Blattes hat der Abg. Lucius das Wort.)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung befindet sich in der Ersten Beilage. 41. Sitzung vom 28. Februar. Der Sitzung wohnt der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen bei.

Die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗ Etats für 1893/94 wird fortgesetzt bei dem Etat der Eisenbahnverwaltung.

Berichterstatter Abg. Skm on⸗Waldenburg (nl. : Die Budget⸗ commission hatte im vorigen Jahre vorgeschlagen, beim Etat die einzelnen Fragen gesondert zu berathen. Allein die Rednerliste hat das verhindert, weil die gemeldeten Redner von anderen Dingen sprachen, als von denen, die die Commission vorberathen hatte. Des- halb hat diesmal die Commission die besonderen Fragen ganz von der Debatte ausgeschieden, nämlich folgende Fragen: I) Srganifation der e her sd 2) Vorbildung der höheren Beamten und Rang⸗ verhältnisse derselben; 3) Verwendung des Erlöses aus verkauften Eisenbahn⸗Grundstücken; 4) Rentabilität der Nebenbahnen; ) Erfolge des Kleinbahnen⸗Gesetzes; ) Vermehrung der Züge; 7) Eisenbahngarantie⸗ gesetz von 1882. Diese Fragen sollen bei den betreffenden Ueber— sichten und Nachweisungen, die ebenfalls der Budgetcommission über— wiesen sind, später besonders erörtert werden. Bie Frage der Per⸗ sonen- und Gütertarife soll mit den Verhandlungen des Landes— Eisenbahnraths verbunden werden.

Im Titel 1 der Einnahmen sind als Cinnahmen aus demPersonen⸗ und Gepäckverkehr eingestellt 216700000

Bexichterstatter Abg. Sim on⸗-Waldenburg (ul.) weist darauf bin, daß die Schwankungen der Eisenbahnüberschüsse nicht erst in diesem Jahre hervorgetreten seien; sie hätten sich schon früher sehr be— denklich bemerkbar gemacht, und zuüßten deshalb die ganze Finanz gebarung bedenklich beeinflussen. Der Etat sei für das nächste Jahr im 29. Millionen niedriger beranschlagt. Diese vorsichtige Berechnung babe die Commission für richtig gehalten und es auch abgelehnt, als Commissionsmitglieder, die dem wirthschaftlichen Leben näher ständen, erklärt hätten, daß eine Verminderung der Einnahmen kaum zu er⸗ warten sei, die Einnahmeposition zu erhöhen.

Abg. Bröm el (dfr: Die Veranschlagung des Etats ist eine

sehr vorsichtige, das ist ein Abweichen von der früheren Praxis. Noch im vorigen Jahre hatte ich zu tadeln, 3 man eine Steigerung der Einnahmen aus dem Personenverkehr angesetzt hatte, wie nie zuvor, nämlich um 5 o/o. Dieser Mehrertrag konnte nicht erzielt werden, auch wenn die Cholera nicht den Verkehr so erheblich ge⸗ schädigt hätte. Jetzt geht man bei der Veranschlagung beinahe etwas zu ängstlich zurück. Ich bin nicht etiwa unzufrieden mit der Veranschlagung des Ministers, ich will nur beweifen, daß man von einem Extrem so leicht in das andere übergegangen ist. Die Ergebnisse der Einnahmen aus dem Personenverkehr, wesche die Regierung in der Commission mitgetheilt hat und die durch die Ver⸗ öffentlichung der Betriebsergebnisse im „Reichs-Anzeiger“ ihre Er— gänzung gefunden haben, zeigen einen erheblichen Rückgang der Ein, nahmen infolge der bedauerlichen Nachwirkungen des Auftretens der Cholera. Die Schwankungen der Cisenbahneinnahmen sind für die Finanzen des Staats sehr bedenklich. Die ihn r eh en haben sich gegen solche Schwankungen versichert nicht nur durch die Anlage von Reservefonds, sondern auch fogar, um gleichmäßige Dividenden verfheilen zu können, durch die Anlage besonderer Dividenden-Reservefonds, aus denen in schlechten Jahren eine gleichmäßige Dividende gezahlt wird. Das ist z. B. bei Schiffswerften der Fall, die eine sehr unregelmäßige Beschäftigung haben. Bei diesem Titel kann der Gedanke aber nicht weiter verfolgt werden. Ich wünsche, daß der Anschlag überschritten wird, ich wünsche aber auch, daß man die Ueberschüffe dann nicht wieder zu laufenden Staatsausgaben verwendet. Auf meinen früheren Antrag wegen der gründlichen Reform der Personentarife kann ich setzt nicht zurückkommen, weil das Haus die Ausscheidung diefer Fragen gewünscht hat. Aber das eine will ich doch hervorheben, daß eine Verbilligung der Tarife eine erhebliche Mehreinnahme zur Folge haben würde. Dafür sprechen die Erfahrungen in andern Ländern. . Abg. Dr. Sattler (nl.) findet es richtig, daß die Regierung in der Veranschlagung der Einnahmen zurückgegangen ist; dagegen glauht er, daß die Veranschlagung der Ausgaben noch einer nähern Erwägung bedürfe.

Der Titel wird darauf genehmigt.

Zum Titel 7 Aus dem Güterverkehr 638 100 000 6, liegt ein Antrag des Abg. Schultz-Lupitz vor, die Tarife für Düngemittel zu ermäßigen. Mit Rücksicht darauf, daß die Tariffragen erst später berathen werden sollen, zieht der Antrag—⸗ steller seinen Antrag für heute zurück; derselbe wird der Budgeteommission zur Vorberathung überwiesen. Berichterstatter Abg. Sim on-Waldenburg (ul.) weist darauf hin, daß die Vergütungen, eg. die Post für die ihr geleisteten Transportdienste an die Eisenbahn zahlt, fehr niedrig sind. 1891/92 wurden 5 4090 000 M vergütet, während die Kosten sich 1883 schon zuf 143 Millionen Mark und 1855 auf 179 Millionen Mark be— liefen, sodaß damals der preußische Staat 10] bezw. 123 Millionen Mark Ausgaben für die Post zu leisten hatte. Die Budgetcommission beantragt deshalb:

Die Staatsregierung zu ersuchen, 1) dem Landtag alljährlich eine Berechnung der Ausgaben für den postalischen Transportdienst nach Maßgabe der bereits im. Jahre 1884 aufgestellten Rechnung vorzulegen, 2) mit dem Herrn Reichskanzler wegen der Aenderung des Eisenbahnpostgesetzes vom 20. Oktober 18755 im Sinne der Erhöhung der von der Reichs-Postverwaltung für den Eifenbahn— transport der Postsendungen zu zahlenden Vergütung in Verhand— lung zu treten.“

Abg. Goldsch midt (dfr.: Eine große Anzahl von Weißbier brauereien Berlins hat sich an den Eisenbahn. Minister mit der Bitte gewandt, das Weißbier in Flaschen zu demselben Frachtsatze zu efördern wie das Bier in Fässern, das heißt gegen einfachen Stück— guttarif, in einzelnen Fällen auch mit Personenzügen. Gleichzeitig wird gebeten, für den Rücktransport der Ümhüllungen und der leeren Flaschen den halben Frachtsaz anzurechnen, wie dag bei den Fässern für Lagerbierversand geschiehl. Aber ich bitte den Minister, balbigst eine Bestimmung zu treffen, da die Weißbierbrauer den Winter und den Sommer für diefen Transport nicht gebrauchen können.

Minister der öffentlichen Arbeiten . Ich habe aus An⸗ der Eingabe eine nochmalige Untersuchung der Frage angeordnet, die noch nicht , n. ist. Ich fürchte nur, daß andere Inter enten sich darauf berufen werden, wenn der Wunsch der Wesßbier— rater erfüllt wird: so andere Brauereien und namentlich auch die

Fabrikanten pon Mineralwässern. *

Eisenbahnvergütung für die Reichs ⸗Postverwaltung der ganze Ueberschuß der Postverwaltung verloren gehen könnte. Aber es ist nicht richtig, daß die Ausgaben der einen Verwaltung dadurch beeinträchtigt und verschleiert werden, daß eine andere Verwaltung zu wenig bezahlt. Werden die Mittel der Postverwaltung etwas beschränkt, fo wird fie vielleicht etwas sparsamer sein beim Bau von Postgebäuden.

Abg. Breemel (oft): Das Schweigen des Ministers über diese Frage ist wohl auch eine Antwort. ie preußische Eisenbahnver⸗ waltung ist doch an dieser Frage sehr interessirt; denn wenn die Post zum Beispiel ihre Portotaxe heruntersetzt, kann die Leistung der Eisen⸗ bahn für die Post noch sehr erheblich mehr steigen zum Schaden der Eisenbahneinnahmen. Was die Cinnahmen aus dem Güterverkehr betrifft, so möchte ich die Regierung bitten, zu erklären, ab sie heute so ungünstig über die Verhältnisse denkt, wie dies bei Aufstellung des Etats geschehen sein muß.

Bei Schluß des Blattes nimmt der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten Thielen das Wort.

. Dr. Sattler (ul,) befürchtet, daß bei der Erhöhung der

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungõ⸗ Maßregeln.

Türkei.

Die Quarantäne in Mustapha Pascha 1893 wieder aufgehoben. infection.

Kopenhagen 28. Februar. (D. B. Hd.) In der Woche vom 12. bis 18. d. M. würden 503 Erkrankungs⸗ und 9 Todesfälle an Influenza und 7 Erkrankungsfälle an Flecktyphus ange— meldet.

t seit dem 24. Februar 34

is Fe Dortige Ankünfte unterliegen der De

Verkehrs⸗Anstalten.

Zur bequemen Einlieferung von Packeten ist in Berlin, abgesehen von den zahlreichen Stadt-Postanstalten, auch durch die Packetbestelleinrichtungen und Packetwagen der Post Gelegenheit geboten.

Sämmtliche im Dienst befindlichen Packetbesteller sind zur Entgegennahme gewöhnlicher Packete behufs Weiterbesorgung zur Post verpflichtet, Sie nehmen die Packete entweder inner— halb der Häuser selbst, welche sie zum Zwecke der Bestellung oder Abholung betreten, oder an denjenigen Stellen entgegen, wo ihr Fuhrwerk jeweilig hält.

Auf schriftliche Besteilunf mittels Bestellschreibens oder Bestellkarte an das Kaiserliche Packet-Postamt in Berlin N. Oranienburgerstraße 70) findet die Abholung von Packeten durch die Packetbesteller auch aus den in den Verlang— schreiben bezeichneten Wohnu ngen statt.

Die Bestellschreiben und Bestellkarten werden unentgeltlich befördert, für die von den Packetbestellern auf ihren Bestell— karten eingesammelten gewöhnlichen Packete kommt außer dem Porto allgemein eine Gebühr von 10 3 zur Erhebung.

Vom 1. März ab beträgt die Worttare für die aus Deutschland über die Indo⸗Europäische Linie oder über die Eastern-Kabel oder über die Amur⸗Linie nach sämmtlichen Anstalten in China zu befördernden Telegramme 7

Glücksta dt, 27. Februar. (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn⸗Betriebsamt macht bekannt: Die Dampffchiffverbin⸗ dung und der directe Güterverkehr zwischen Hoya-Schleufe und Sylt werden am 1. März wieder planmäßig aufgenommen.

Die Dampfschiffverbindung und der directe Güterverkehr mit den Nordsee⸗Inseln Föhr und Amrum sind heute wieder auf— genommen worden.

Bremen, 28. Februar. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd“. Der Schnelldampfer „Werra“, am 14. Februar bon Bremen abgegangen, ist am 25. Februar Abends in New-hort angekommen. Der Postdampfer , Straßburg“ hat am 26. Februar Abends die Reise von Vigo nach Antwerpen fortgesetzt. Der Post⸗ dampfer „Graf Bismarck“, nach Brasilien bestimmt, hat am 2h, Februar Abends Santg Gruz passirt. Der Postdampfer „Bra unschweig“, am 9. Februar von Bremen abgegangen, ist am 26. Februar Abends in Rew⸗NVork angekommen. Ber Postdampfer Berlin“, nach Brasilien bestimmt, ist am 25. Februar Nachts in Antwerpen angekommen.

Kopenhagen, 27. Februar. (W. T. B.) Die heute beab sichtigte zweite Fahrt von Warnemünde nach Gjedser ist ein— gestellt worden. Morgen soll die vlanmäßige Tagesfahrt Gjedser— Warnemünde wieder eröffnet werden.

Theater und Musik.

Thomas-⸗Theater.

Als dritte Gabe des von den Wiener Gästen unter Director Franz Josef Graselli veranstalteten Ne stroy - Eyckus wurde am Sonnabend die Gesangsposse , Eulenspiegel! oder „Schaber nack über Schabernack' zum ersten Mal aufgeführt. Die losen Streiche eines vielleicht später init dem Namen Eulenspiegel bezeichneten Deutschen, der wirklich gelebt und einen Theil der von ihm erzählten Streiche ausgeführt zu haben scheint, wahrscheinlich in dem Dorfe Kneitlingen im Herzogthum Braunschweig geboren und im Jahre 1350 zu Mölln im Herzogthum Lauenburg gestorben ist, sind in verschiedenen am Ende des fünfzehnten und am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts ge⸗ druckten Werken geschildert und haben Veranlassung zu zahlreichen modernen Dichtungen gegeben, die, wie das vor etwa sechzig Jahren entstandene Nestroy'sche Werk, zwar an Culenspiegel's Charakter oder Person anknüpfen, sonst aber ganz selbständig sind und in der Gegen⸗ wart spielen. Die derben humorvollen Späße der am Sonnabend aufgeführten Posse kamen allerdings den Zuschauern etwas veraltet vor; durch die vortreffliche Darstellung in den Hauptrollen ver— mochten sie jedoch die Lachlust in so hohem Grade zu er— regen, daß das in lebhafteste Heiterkeit versetzte Haus wieder⸗ holt zu, lauten Beifallsäußerungen sich veranlaßt sah. In erster Linie wurde dieser Beifall Herrn Franz Rülöser zu theil, der durch die Regie des Stückes, wie durch die äußerst komische Vorführung der tollen Streiche des Vagabunden Eulenspiegel sich um den Erfolg der Vorstellung verdient machte. Unter den übrigen Mitwirkenden sind hervorzuheben Frau Mentz! l, welche die seicht.= gläubige, den nicht ernst gemeinten Anträgen des Eulenspiegel zu schnell nachgebende Wittwe Cordula gab, und Herr Köppl, der durch feinen Witz und Uebermuth die Rolle des einfältigen und vorwitzigen Ratzi zu besonderer Geltung zu bringen wußte. ö ;

Philharmonie.

Das neunte Phälharmonische Concert, welches gestern unter Leitung Felix Mottl's stattfand, war, gleich den früheren, sehr ahl g besucht. Eine kleine Nachtmusik für Streichorchester, von Mozart 1187 in Wien componirt, voll von lieblichen Merodien und humoristischen Zügen, eröffnete den Abend. Es folgte hierauf das von Eugen d' Albert mit höchster technischer Vollendung und mit unübertrefflicher Grazie des Ausdrucks vorgetragene (U-4ur-Goncert

von Beethoven, das mit tauschendem Beifall und Hervorruf aufgenommen

wurdz. Das Orchester spielte hierauf die beiden beliebten und von mehreren Wvellen hier bereits zu Gehör gebrachten Theile aus der Berlioz'schen Symphonie. Romeo und Julien, betitelt ‚Liebesseene“ und Fee Mab“. Dieses sinnige und heitere Spielen mit Orchestereffecten, das keinen tieferen ffn Werth beansprucht, enthält erhebliche Schwierigkeiten für den Dirigenten und für das Orchester, die aber , wurden. Die zweite Sololeistung d' Albert z estand in dem Vortrag des Liszt'schen Concerts (Es-dur). Was Beherrschung der sehr bedeutenden technischen Schwierigkesten und schwungvolle Vortragsweise betrifft, so ist dUlbert wohl zur Zeit der beste Interpret Liszt'scher Werke. Jubelnder Applaus folgte seinem Spiele. Den Beschluß des Abends machte Wagner's Vorspiel zu „Rienzi '. Das Orchester leistete an diesem Abend unter Mottl's umsichtiger Leitung ganz Vorzügliches. Saal Bechstein.

Die Concertsängerin Frau Professor Clara Schulz Lilie aus Genf, die auch hier schon mit Erfolg sich öffentlich hören ließ, ab am Sonnabend einen Lieder⸗Abend, der zahlreich besucht war. Ihr besonders in der Tiefe sehr klangvoller Mezjosopran ist vortrefflich ausgebildet, die Intonation ist rein und die Aussprache des italienischen deutschen und französischen Tertes von musterhafter Deutlich keit. Die Töne HM und F der zweigestrichnen Oct ave klangen mitunter zu scharf. Unter den jahlreichen Liedervorträgen⸗ in denen sie eine tief empfindende und sehr belebte Ausdrucksweise erkennen ließ, wurden Caldara's Comèe raggio“, „Il était un oiseau gris“ von Monsigny Wegweiser‘ und „Haidenrösleinꝰ von Schubert, „Aufträge“ von Schumann, zwei Lieder von Bungert und drei Lieder von Lalo, Massenet und Delibes mit ganz besonders lebhaftem Beifall aufge⸗ nommen, sodaß die Sängerin noch einige Zugaben gewährte. Der Pianist Herr Elemer Polonyi, der schon vor kurzem hier mit Erfolg auftrat, unterstützte das Concert durch die sehr gelungene Ausführung einiger Klavierstücke von 3 Liszt, Schumann und Polonyi, in welchen er seinen schönen Anschlag, der im Piano einen besonderen Reiz hat, und, die große Klarheit im Vortrag rapider Passagen trefflich zur Geltung brachte. Die Begleitung der Gesänge, welche Herr Brüning übernommen hatte, war eine in jeder Beziehung sehr befriedigende.

Der Recitator Herr r. Gustav Manz hatte am Sonntag Mittag eine musikalisch⸗deelamatorische Matinée veranstaltet, die durch den freundlichen Wechsel der Vorträge angenehm unterhielt. Von den angemeldeten mitwirkenden Kräften bin Fräulein P. Schweighofer aus. Die Deelamation lag daher allein dem Veranstalter der Matinée ob. Er trug eine Plauderei von M. von Ebner-Eschen— bach, auch in der Wechselrede der beiden sprechenden Personen, sehr gefällig vor. Schwieriger, zum theil wohl wegen der akustischen Ver hãltni e des Raumes, gestaltete sich der Vortrag eines Bruch— stücks aus einem A. Strindberg'schen Manuscript; von dem Märchenspiel des nordischen Dichters Des Himmelreichs Schlüssel oder St. Petri Wanderung auf Erden‘ wurde nämlich nur der erste Act gelesen. Nach des Recitators Meinung soll auch diese symbolische Dichtung mit etwas aristophanischem Witz gewürzt sein; der erste Aet allein konnte aber die Hörer Über den Werth oder den Geist der Dichtung nicht hinreichend unterrichten; an Aristophanes schien nur der Chor der Frösche zu erinnern.

Stieler und L. Fulda zu Wort; diese trug der Recitator voll Laune und mit siuckllchen Gelingen vor. Der musikalische Theil, der wohl nur die nöthigen Erholungspausen ausfüllen sollte, machte uns mit dem Violinisten Herrn Jacques Weintraub bekannt, der mit breitem, aber etwas hartem Ton Nummern von Bach, Leclair, Winiawski und Sarasate spielte. Fräulein Helene Frank erntete lebhaften Beifall durch einige Liedervorträge; die Sängerin besitzt ein glückliche; Ausdrucksbermögen für anmuthige Schelmerei, fur die ihre frische ind angenehme Stimme sich besonders eignet.

Die beiden Concertsängerinnen Fräulein Cäcilie Klkoppen⸗ burg (Alt) und Fräulein Eva von Wurmb (Sopran) gaben am Sonntag ein Concert, welches sehr zahlreich besucht war. Die Altistin, welche eine sehr klangvolle und wahlgeschulte Stimme besitzt und

bereits in unseren Concertsälen mit Erfolg aufgetreten ist, sang Lieder don Schubert, Weber, Reichardt, Klein, Bungert und Berger, unter denen die durch den seelenvollen Vortrag gehobenen: „Meine Lieder“ und „Unbefangenheit? von Weber, sowie der Reichardt'chen Lieder „An die Nacht! und des „Kinderlied“ von Berger mit ganz besonders lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Die Sopranistin, deren Stimme gleichfalls sehr wohlklingend ist, trug drei Lieder von Bizet vor, von denen Pastorale! am meisten gefiel; auch „Es blinkt der Thaun von Rubinstein gelang ihr im g eric vortrefflich. Beide Künstlerinnen erfreuten noch durch einige Duette von Schumann und Brahms, die gleich den Soloporträgen mit so rauschendem Beifall aufgenommen wurden, daß noch einige Zugaben folgten. Die Klavierbegleitung befand sich in den geschickten Händen des Herrn Brünin g.

Das Scherhey'sche Conservatorium veranstaltete am Montag ein Wohlthätigkeits-Concert, in welchem die Eleven und Elevinnen Zeugniß ablegten von ihren Leistungen im Klavierspiel, Solo⸗ gesang, Violinspiel und Chorgesang. Alle Vortragenden vom 8. Lebens- jahre bis zu dem der erwachsenen Jugend machten meist einen günstigen Eindruck und ließen eine a n en. Führung des Instituts erkennen; nur bleibt noch für den musikalischen Ausdruck sowohl für den Solo⸗ gesang, als auch für das Klavierspiel viel zu thun übrig. Am bestent gelangen die Vorträge des gemischten Chors (Zigeunerleben, von Schumann) sowie die vierhändigen Klavierstücke, die mit großer Präcision ausgeführt wurden. ,

Aula der Margarethen-⸗-Schule.

. Das unter Leitung des Herrn Musikdirectors Franz von Hennig stehende Conservatorium pern fr am Sonnabend eine Aufführung, welche von neuem ein höchst erfreuliches Zeugniß von der trefflichen Führung diefes Instituts ab⸗ legte. Das Programm enthielt die Namen Mozart, Beethoven und Bach, sowie die der modernen Componisten. Die Klaviervorträge ließen bei allen Eleven des Directors (ine der Unterrichtszeit entsprechende, orgfältige und methodische Auhbildung erkennen. Mehrere der Lelstungen äberstiegen weit die be solchen Aufführungen wohl vorkommenden Erwartungen des Müttel— mäßigen. Vieles war bereits zu öffentlichen Concertvorträgen geeignet. Auch die Violinklasse des Königlichen Kammermusikers 6 Woltze, wie die Gesangklasse des Domfängers Herrn Vo gel eisteten sehr Befriedigendes.

In der Donnerstag ⸗Vorstellung im Königlichen Opern- hause von Mascagniß Oper „Die Rantzau. sind die Damen Diedler und Rothauser sowie die Herren Bulß, Rothmühl, Betz Krolox und Philipp beschästigt.

. Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erb— Lrinzessin von Sachsen Meiningen besuchten gestern das Deutsche Theater, und wohnten der . des dramatischen Märchens Der Talisman? bis zum Schluß bei.

Das Berliner Theater bringt morgen, nach längerer Pause und wiederholt laut gewordenen Wünschen entsprechend wieder enn. mal das Lustspiel „Kean“ zur Aufführung; Ludwig Barnay spielt die Titelrolle. . .

Im Vietoria-Theater hat in der Reise um die Welt“ für den erkrankten Herrn R. Hungar Herr Herrmann Haller vor einigen Tagen vlötzlich die Rolle des Passepartout übernommen und bon morgen ab, wird diese . durch Herrn Hermann Paris dargestellt, wie die Direction überhaupt bereits durch Boppelbeseßungen Vorsorge , . hat, daß die Aufführungen des Stückes feinerles Unter rechung erleiden können.

Frau Nevada wird im Kroll'schen Theater morgen zum 'rsten Mal alg Amine in der „Jiachttvandlerin? auftreten. Von Donnergtag ab bleibt das Krollsche Theater der Vorbereitungen zum

llhen scst des Deutschen und Desterreichischen Alpen · Vereins wegen geschlossen. Die nächste Opern⸗Vorstellung findet am Sonntag statt.

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Im: übrigen kamen in kleinen humoristischen Stücken Rosegger,

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