Im Regierungsbezirk Köslin sind die Wintersagaten anscheinend gut durch den Winter gekommen, und es ist zu hoffen, daß sie an den 36 Kältetagen durch die Schneedecke hinreichend geschützt worden sind.
Im Regierungsbezirk Bromberg haben sich die Saaten gut entwickelt; sie sind nach den neuesten Nachrichten, geschützt durch eine Schneedecke, ohne Schaden durch den Winter gekommen.
Aus dem Regierungsbezirk Hannover wird geschrieben: Da mit Eintritt des harten Frostwetters zugleich hinreichend Schnee fiel, wurde die junge Saat, die sich bereits kräftig entwickelt hat und im ganzen gleichmäßig gut steht, der Einwirkung des Frostes entzogen. Die Aussichten für das kommende Erntejahr sind daher günstige zu nennen.
Saatenstand in Ungarn.
Nach den beim Ackerbau. Ministerium eingelangten Berichten stellt sich der Saatenstand anfangs März wie folgt: Das beiläufig drei Monate andauernde strenge Wetter ist ohne jede größere Nach- wirkung auf die Pflanzungen vorübergegangen. Insoweit man aus der Ueberwinterung der Saaten und deren jetzigem Zustande urtheilen kann, stehen die Getreidearten genügend gut; nur betreffend Raps und Wicken tauchen Klagen auf. Im Weizen ist im allgemeinen der Schaden ein geringer und auch nur dort, wo die Saaten längere Zeit unter Wasser standen. Weizensaat ist schön und von frischer grüner Farbe. Roggen ist stellenweife zu Grunde gegangen.
. Ländliche Consumvereine.
Aus dem Regierungsbezirk Köslin wird geschrieben: Einen sehr erfreulichen Aufschwung hat im Laufe der letzten Jahre der Geschäfts—⸗ betrieb der ländlichen Consumpereine genommen, von welchen im Regierungsbezirk Köslin sieben, mit dem Sitze in der jedesmaligen Kreisstadt, bestehen. Die Vereine sind im Jahre 1892 zu einem Verbande der „‚pommerschen landwirthschaftlichen Consum⸗ vereine! zusammengetreten, welchem zur Zeit 955 Mit⸗ lieder mit einer Haftsumme von rund 1575 009 S ange⸗ jören. Der Gesammtumsatz im letzten Rechnungsjahr hat circa 660 000 MS, der Geschäftsgewinn 14 217 M betragen. Es steht zu hoffen, . es dem Verbande gelingen wird, namentlich die kleineren landwirthschaftlichen Betriebe von den großen Vortheilen des Unter⸗ nehmens mehr und mehr zu überzeugen.
Die Rübenernte war im Regierungsbezirk Hannover, außer im Kreise Hameln, sowohl ihrer Quantität als ihrer Qualität nach besonders ertragreich. Ein Rübenbauer des Kreises Hannover, der 425 Morgen mit Rüben bestellte, hat 215 Centner pro Morgen erzielt, während im Kreise Springe durchschnittlich pro Morgen 160—1790 Centner geerntet sind. Vereinzelt wird darüber geklagt, daß der Zuckergehalt der Rüben gegen die Vorjahre zurückgegangen sei.
In den Zuckerfabriken des Regierungsbezirks Bromberg ist fast überall gegen das Ende des Jahres die Campagne beendet worden. Producenten und Industrielle erscheinen befriedigt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Spanien.
Nach einer am 3. März 1893 in der „Gazeta“ veröffentlichten amtlichen Verfügung ist Hamburg als „cholerafrei“ erklärt und dem Personen⸗ und Waarenvperkehr von dort der freie Verkehr wieder eröffnet worden.
Türkei.
Zufolge Beschlusses des Gesundheitsraths zu Konstantinepel unter⸗ liegen Herkünfte aus Hamburg und den Elbhäfen in der Türkei an Stelle der bisherigen fünftägigen Quarantäne fortan nur noch einer einfachen ärztlichen Untersuchung.
Cholera.
Hamburg, 4. März. Die Choleracommission des Senats theilt mit, daß durch die bakteriologische Untersuchung heute eine Er— krankung an Cholera nachgewiesen ist.
Handel und Gewerbe.
Heute Vormittag 11½ Uhr fand im Reichsbankgebäude die ordentliche diesjährige Generalversammlung der Reichsbank⸗Antheilseigner statt. Der Präsident des Reichs bank⸗Directoriums Dr. Koch, welcher in Vertretung des Reichskanzlers den Vorsitz führte, gedachte zunächst der Verluste, welche der Een el ee , der Reichsbank durch das Ableben des Geheimen Commerzien⸗Raths G. von Bleichröder und des Geheimen Regierungs-⸗Raths Dr. W. von Siemens erlitten habe, beleuchtete sodann die Thätigkeit der Reichsbank während des Jahres 1892, unter Hervorhebung der wesentlichen Punkte des gedruckten Verwaltungsberichts und erklärte den Betrag der von dem Reichskanzler festgesetzten Dividende. Schließlich wurden als Mitglieder des Centralausschusses wieder⸗ bezw. neugewählt: 1) Rentner Emil Hecker, 2) Banquier Julius Bleichröder, 3) Freiherr Ernst von Eckardstein, 4) Freiherr Wilh. Carl von Rothschild in Frankfurt a. Main, 5) Bank⸗-Director Rudolf Koch, 6) Geheimer Commerzien⸗Rath Schwabach sowie als Stellvertreter der . Arnold von Siemens.
an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10979, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 3711, nicht rechtjeitig gestellt keine Wagen; am 3. März sind gestellt 3628 Wagen, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Dem Verwaltungsbericht der Reichsbank für das Jahr 1892 sind folgende Angaben entnommen: Der Gesammtumsatz der Reichsbank betrug im Jahre 1892 104 489 335 009 6, d. i., gegen das Vorjahr mit 109 533 249 9009 M, weniger 5 445 914 000. Der Bankzinsfuß berechnet sich im Durchschnitt des Jahres 1892 auf 3,203 , für Wechsel und auf 3,7030 / bezw. 4203 oo für Lombard⸗Darlehne. — An Banknoten sind, durchschnitt⸗ lich 84 736 000 , im Umlauf und mit Yb,b7 oHg durch Metall gedeckt gewesen. Im Girovperkehr hat der Umsatz rund 78 215 Yulstonen und einschließlich der Ein- und Auszahlungen für Rechnung des Reichs und der Vundes stagten 82 511 Millionen Mark betragen. Am Jahresschluß beliefen sich die Guthaben der Giro— funden auf rund 277 255 006 6. Der Reservefondz hat bereits im vorigen Jahre die gesetzliche Höhe von 30 Millionen Mark erreicht. Die . hatten am 31. Dezember 1892 einen Buchwerth von 22913 500 66. An Wechseln wurden ge— lauft oder zur Einziehung übernommen 3162 604 Stück über 45358 101 037,08 6 Außerdem sind für Rechnung der Girokunden 460 904 Platzwechsel über 958 854 966,98 M eingezogen. Von den am 31. Bezeinber 1892 im Bestande gewesenen inländischen Wechseln waren fällig binnen 15Wagen 211 816 500 ,, binnen 16 bis 30 Tagen 120 663 806 MS, binnen 31 bis 60 Tagen 154 844 300 S und binnen 61 bis 90 Tagen 112105 500 „, eg g, 598 829 100 60 An Lombard-Barlehnen wurden ertheilt 907 015 569 4½ und blieben am Schluß des Jahres 1892 aeg g 1l8 806 430 es, Die Wechsel⸗ und Lombard⸗Anlage hat durch chnittlich 639 73 gog en betragen. An Zahlungsanweisungen wurden S626 Stück über 151 150 455,96 t ertheisft. Ih Comptoir für Werthpapiere waren Ende 18975 237 594 Depots im Nennwerth von 2472929 680 in 3806 verschiedenen Effecten- Gattungen niedergelegt. An
Tägliche Wagengestellung für K . und Kok )
papieren im Laufe des Jahres 93 926 309,98 MS. eingezogen. Der Gesammtgewinn hat für das Jahr 1892 betragen 22 355 215,94 S½ Davon gehen ab: 1) die Verwaltungskosten mit 8 306 654,52 S, 2) die Ausgaben für Anfertigung von Banknoten von 114 950 6, 3) die an den preußischen Staat zufolge § 6 des Vertrages vom 17/18. Mat 1875 zu leistende Zahlung von 1865 730 6, 4) der für zweifelhafte Wechsel⸗ forderungen reservirte Betrag von 18091,31 6, 5) an⸗ dere Abschreibungen 59 918,23 MS, zusammen 10 365 344,06 M. Es bleibt daher ein Reingewinn von 11989 871,88 M Davon erhalten: die Antheilseigner 35 Co von 120 9000 000 S, 4 2090 000 A. und von dem Ueberreste von 7 789 871,88. 6 die Reichskasse 3 000 000 M und 1342 403,916, zusammen 4342 403,91 M, die Antheilseigner 0090 000 und 447 467,95 M, zusammen 3 447 467,97 6 — Dem Gewinn der Antheilseigner von 3447 467,97 0 treten hinzu die am Schlusse des Jahres 1891 unvertheilt gebliebenen 9863,83 MS, sind zusammen 3 457 331,80 S,, wovon auf jeden Antheilschein der Reichsbank als Rest⸗Dividende 86,40 S, mithin auf sämmtliche 40 000 Antheile 3 4856 000, 90 M entfallen und 1331,80 46 der späteren Berechnung vorbehalten bleiben. — Hiernach erhalten die Antheilteigner für das Jahr 1892 auf jeden Antheil von 3000 6 zu der bereits empfangenen Dividende von 105 M noch 86,40 6 Rest⸗ Dividende, zusammen 191,40 M, mithin einen Ertrag von 6,38 0so.
— Vom Berliner Pfandbrief-⸗Institut sind bis Ende Februar 1893 7 764 Sö0 ½ 31 oo, 21 330 g00 606 4 oso, 45 576 600 S 45 0, und 9 679 800 M. Ho /o, zusammen 94 351 800 M Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 16206 00 MS 34 o /o, 13 561 500 6 46, 14 880 300 A 4 00 und 2787 000 A6. 5 o/, zu- sammen 47 435 700 46. Pfandbriefe von den Grundbesitzern zu verzinsen sind. — Zugesichert, aber noch nicht abgehoben, sind 30 405 .
— Die Pommersche Hypotheken-Actien⸗Bank macht bekannt, daß die am 1. April d. J. fälligen Pfandbrief⸗Coupons bereits vom 15. März ab eingelöst werden.
— Die Generalversammlung der Provinzial⸗Aetien-Bank des Großherzogthums Posen vom 4. d. M. genehmigte die Vertheilung einer Dividende von 45 ,υὴ—, die am 1. Mai zur Auszah— lung gelangen soll.
— In der Generalversammlung des Chemnitzer Bank— Vereins vom 4. d. M. wurden Bilanz und Gewinn- und Verlust⸗ conto für 1392 genehmigt, der Verwaltung die Entlastung ertheilt i zi Vertheilung einer sofort zahlbaren Dividende von 6 ef be— schlossen. ᷣ
— Der Aufsichtsrath der Deutschen Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft „Hansa“ schlägt für die Stamm -⸗Linie eine Divi⸗ dende von 3 0½ vor, für die asiatische Linie kommt keine Dividende zur Vertheilung.
Magdeburg, 4. März. (W. T. B) Zuckerbericht Kornzucker excl., von 920/09 15,20, Kornzucker exel., 88 , Rendement 14,50, Nachproducte exel., 75 9, Rendement 11,95. Stetig. Brod raffinade J. 27.75. Brodraffinade II. 27,5090. Gem. Raffinade mit Faß 28, 09. Gem. Melis J. mit Faß 26,25. Ruhig. Rohzucker f. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. März 1410 bez. 14,123 Br., pr. April 14,20 bez., 14,223 Br., vr. Maj 14,325 Gd., 14,39 Br., pr. Juni 14,45 bez., 14,477 Br. Ruhig, stetig.
Leipzig, 4. März. (W. T. B.) Kammzug-Lermin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per März 3,75 M, per April 3,723 M, per Mai 3,75 6, per Juni 3,380 „S, per Juli 3,825 6, per August 3, 85 S, per September 3.87 M, per Oktober 3, 27 M, per November 3,90 ½, per Dezember 3,925 M, per Januar —, Umsatz 85 000 kg. J
Mannheim, 4. März. (W. T. B. Productenmarkt. Weijen pr. März 16,30, pr. Mai 16,550, pr. Juli 16,55. Roggen pr März 14,30, pr. Mai 14,20, pr. Juli 14,40. Hafer pr. März 14380, pr. Mai 14,80, pr. Juli 14,830. Mais pr. März 11,650, pr. Mai II, Io. pr. Juli 11566. .
Wien, 4. März. (W. T. B.) Ausweis der österreichi sch⸗ ungarischen Staats bahn (österreichisches Netz für den Monat Februar 1 658931 Fl.. Mehreinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 101 674 Fl.
Pest, 4. März. (W. T. B.) Pxoduetenmarkt. Weizen preishaltend, pr. Frühjahr 7536 Gd. 7.37 Bre, pr. Herbst 49 Gd., 7,50 Br. Hafer pr. Frühjahr 5,57 Gd., b, 59 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 70 Gd.i, 471 Br. Kohlraps pr. August⸗September 11,85 Gd. , 11,95 Br. ;
London, 4. März. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗ la dungen angeboten.
London, 6. März. (W. T. B.). Die „Times“ meldet aus Kairo, Lord Palmer reise heute nach London ab, um die Con⸗ version der fünsproeentigen Do ma nial⸗Anleihe (t So0 000 Pfd.) zu negoctiren. Wie die „Times“ ferner meldet, hat die . Cisenbahnverwaltung beschlossen, auf die Weiterführung der Eisenbahnlinien Ghirgeh — Keneh bis Luxsr 114 Millionen Pfund zu verwenden.
— Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 25. Februar bis 3. März: englischer Weizen 979, fremder 121903, engl. Gerste 3550, fremde 12677, engl. Malzgerste 24 302, fremde —, engl. Hafer 2165, fremder 20 543 Qrts., engl. Mehl 16790, fremdes 26 047 Sack und 1 Faß.
Am sterdam, 4. März. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary Hh. — Bancazinn 5b.
New⸗JYork, 4. März. (W. T. B.) Die Börsę eröffnete stetig, war im Verlauf lustlos und matt und schloß fest. Der Umsatz der Actien betrug 155 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 50 000 Unzen geschätzt. Silberver käufe fanden nicht statt.
Weizen setzte höher ein und wurden den ganzen Tag fester auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. — Mais anfangs niedriger, dann höher auf allgemein vertrauensvollere Stimmung. Schluß matt, aber stetig. ;
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 15 745 518 Dollars gegen 31 098 221 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 3511210 Dollars gegen 4055 061 Dollars in der Vorwoche.
— 5. März. (W. T. B.). Außer den am nächsten Dienstag zur Verschiffung gelangenden 1 300 000 Dollars Gold sollen in dem laufenden Ho nr noch 5 Millionen Dollars Gold nach Oesterreich verschifft werden. 2 =.
Chicago, 4. März. (W. T. B. Weizen eröffnete zu höheren Preisen und schwächte sich dann etwas ab; später erfolgte Reaction auf eingetroffene Nachrichten über schlechtes Wetter. Schluß stetig. — Mais nahm bei Eröffnung eine steigende Tendenz an, i als⸗ dann nach, besserte sich aber wieder auf Deckungen. n, tetig.
Karo, b. März. (W. T. B.) Telegramm des Reuter'schen Bureaus.“) Der Ueberschuß der Einnahmen der Dara, der auf Iz 060 türkische Pfund geschätzt wurde, beläuft sich auf 163 000 Pfund.
Verkehrs⸗Anstalten.
Zum Zwecke einer pünktlichen Bestellung der nach Berlin be⸗ stimmten Postsendungen ist es unbedingt erforderlich, daß die Empfänger in der Aufschrift durch Hinzufügung der Wohnung Straße, Haus⸗ nummer, Stockwerk 24 näher bezeichnet werden. Auch dient es zur Beschleunigung der Bestellung, wenn außer der Wohnung noch der Postbezirk (CQ, O, NW. SO zc.), in welchem dieselbe belegen ist, hinter der Ortsbezeichnung Berlin“ angegeben wird. Sofern die Sendungen eine derartige nähere Be 6 der Empfänger nicht tragen, wird eine Verzögerung in der 6 ung nicht immer zu vermeiden sein; die Ungenauigkeit in der , kann u. a. sogar die Rückleitung der Sendungen nach dem Aufgabeorte behufs Rückgabe an den Absender zur Folge haben. ; . ĩ
GIs liegt daher im eigenen Interesse der hiesigen Empfänger, wenn vieren bei den wi n dahin wirken, daß die letzteren die nach Berlin gerichteten Postsendungen mit möglichst genauer Aufschrift
Zinsen bezw. Gewinnantheilen sind von den verwahrten Werth versehen.
Die Bauarbeiten zur Erweiterung des Hafens bei Saßhnitz sind kräftig vorgeschritten, sodaß eine Vollendung der Molenarbeiten am Schlusse des Jahres 1894 zu erwarten steht.
Kiel, 4. März. (W. T. B.) In der Nacht vom 4. auf den 5. März nehmen die dänischen , die Nacht⸗ fahrten zwischen Kiel und Korsör wieder regelmäßig auf.
Brem en, 5. März. (W. T. B) „Norddeutscher Lloyd.. Der Schnelldampfer Ems, am 18. Februar von New⸗Vork ab⸗ gegangen, ist am 3. März Morgens in Neapel angekommen. Der Postdampfer Frankfurt! ist am 1. März von Buenos-⸗A Aires nach Europa in See gegangen. Der Postdampfer Gera“, am 28. Januar von Bremen . ist am 24. Februar in Montevideo i,, er Reichs⸗Postdampfer „Olden⸗ burg“ hat am 4. März Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Southampton fortgesetzt. .
Trie st, 4. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vor⸗ wärts“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.
— 6. März. (W. T. B. Der Lloyddampfer Pandora“ ist, von Konstantinopel kommend, gestern Nachmittag hier eingetroffen.
London, 4. März. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunbar Gastle“ ist heute auf der Ausreise von London ab⸗ gegangen.
Mannigfaltiges.
Zum Bau der Kaiser Wilhelm-Gedächtniß⸗Kirche hat, wie der . N. Pr. Z. mitgetheilt wird, der brandenburgische Pro⸗ vinzial⸗Landtag eine Beihilfe von 260 000 S6 einstimmig gewährt.
Die Einweihung der neuen Nazarethkirche wird, wig die „Nat.⸗Itg.“ erfährt, am 10. März, Vormittags um 10 Uhr, statt⸗ finden.
Stadtsyndikus Eberty, der wegen Krankheit einen dreimonatigen Urlaub anzutreten genöthigt war, hat nach einer Mittheilung der „N. Pr. Z.“ seine Pensionirung nachgesucht. Das Magistrats.« Collegium hat beschlossen, bei der Stadtverordneten⸗Versammlung zu beantragen, daß diese Pensionirung zum 1. Juli erfolge.
Ueber die Fahrt des Ballons „Humboldt“ wird nach Mit⸗ theilungen des Dr. Kremser, der bekanntlich daran theilgenommen, der „R. Pr. 3.“ weiter berichtet: Die Luftreise dauerte volle zz Stunden, da sie erst kurz vor 5 Uhr Nachmittags ihren Abschluß erreichte. Der Ballon und seine sämmtlichen Einrichtungen, wie die neuen Ventil-Constructionen, Schlepptau, Brems -Vorrichtungen, functionirten vortrefflich, ebenso die neugebauten Apparate. Nach ihren Aufzeichnungen wurde stufenweise eine Höhe von beinahe 5000 m erreicht, von wo aus in etwa 1 Stunden in drei Staffeln der Abstieg ausgeführt wurde. Mindestens zwei Stunden hielt sich der Humboldt? in einer Höhe von über 4000 m. Der Ballon hatte, zuerst den unten herrschenden Luft⸗ strömungen folgend, einen beinahe nördlichen Curs eingeschlagen und war so bis in die Gegend von Lychen an die mecklenburgische Grenze gelangt; als man sich hier zu größeren Höhen erhob, traf man auf westliche Winde, die nun den „Humboldt“ in östlicher Richtung an Prenzlau und Stettin vorbei über die Oder trugen. Bei dem Abstieg in die niedrigeren Luftschichten wurde wieder die entsprechende Zurück— schwenkung nach Norden ausgeführt, und so erfolgte die Landung zwischen Naugard und Regenwalde. Sie war durchaus keine vorzeitige, wie vielfach gemeldet wurde; die herrschende Dimmerung gebot sie und 67 Stunden sind für eine wissenschaftliche Fahrt vollkommen ausreichend. Auch kommt es auf die Länge der ahl bezw. große Entfernungen nicht an, im Gegentheil ist in der Regel eine hohe Fahrt bei geringer horizontaler Entfernung für wissen⸗ schaftliche Zwecke am meisten erwünscht. Die Landung des Ballons war eine sehr leichte, der Korb setzte auf und wurde, da der Anker gleich vorzüglich gefaßt hatte, nicht mehr fortgeführt. Der Unfall, welcher den Professor Dr. Aßmann betroffen hat, entstand dadurch, daß er mit dem einen Fuß unter die umkippende Gondel gerieth, was mit der Landung als solcher nichts zu thun hat und jedermann hätte passiren können. In den größten Höhen wurden eine Lufttemperatur von — 18 Grad C. und eine große Trockenheit gefunden — es ging die Luftfeuchtigkeit bis auf wenige, Procente, ja beinahe bis auf Null herunter. Als besonders interessant werden von den Theil⸗ nehmern die Wolkenbildungen und ⸗Formen hervorgehoben; aus großer Höhe wurden in der Nähe von Stettin die beiden Haff, die Jnseln Üüsedom und Wollin und dahinter auf weite Entfernung hin die Ostsee sichtbar. Die Theilnehmer an der Fahrt fanden nach ihrem Schluß eine sehr liebenswürdige Aufnahme und Pflege bei 6 von Dewitz auf Wussow bei Naugard. Ueber die Verletzung des Professors Aßmann wird noch mitgetheilt, daß sie eine sehr leichte ist und daß nur ein einfacher Bruch des linken Wadenbeins vorliegt. Professor Aßmann wird den verletzten Fuß etwa vierzehn Tage in Gipsverband tragen müssen.
Die Bezeichnung an den Straßenecken, an welchen die sogengnnten Taxameter⸗Droschken“ halten dürfen, lautet: „Haltestelle für Fahr⸗ preisanzeiger⸗Droschken“.
Posen, 4. März. Die Warthe steigt, wie W. T. Be meldet, ununierbrochen und hat bereits die tiefer gelegenen Straßen über⸗ schwemmt, so die Schifferstraße, die Fischerei und die niedrig ge⸗ legenen Straßen der Wallischei. Es werden überall Laufbrücken er⸗ richtet. 1
Frankfurt a. M., 3. März. Ein Wunderwerk Schwarzwälder Kunskfleißes ist, wie der Frkf. 3.“ aus Freiburg i. Br. geschrieben wird, im Rathhaus zu Schwenningen ausgestellt. Es ist dies eine Uhr, die vermittels siebzig Figuren Stunden, Tage, Monate, Jahre zählt. Morgens 5. Uhr marschirt eine Arbeiterschaar unter dem Klang des Liedes „Früh Morgens, wenn die Hähne kräh'n“' heran; um 8 Uhr läutet ein Küfter, Kirchganger eilen herbei, und es ertönt ein Choral. Abends 7 Uhr bläst der en , der Ritterburg Still ruht der See“ und um neun Uhr flötet das Werk leise „Gute Nacht, du mein herziges Kind“. Nachts um 12 Uhr erscheint der Tod. Die einzelnen Stunden werden durch Figuren geschlagen, die dem menschlichen Lebensaltern entsprechen.
Frankfurt a. M., 5. März. Die „Frankf. 3.“ meldet aus Rotterdam: Der Dampfer „Sb dan“, mit 400 Fahrgästen von Rotterdam nach NewYork unterwegs, ist bei Sandyhook gestrandet; seine Lage ist gefährlich.
London, 6. März. In Sandgate bei. Folkestone sind, wie dem „W. T. B.“ mitgetheilt wird, infolge eines Erdeinsturzes egen' 60 Häufer beschädigt worden. Die Stadt blieb gestern in Dunkel gehüllt.
Stockholm, 5. März. Der starke Schneefall am 2, und 3. d. M. hat nach einer Meldung des D. B; H.“ im ganzen mittleren und füdlichen Schweden überall Verkehrsstörungen verursacht, viele Eifenbahnzzge blieben im Schnee stecken.
Kopenhagen, 5. März. Der Postdampfer Heim dal.) ist, wie . D. B. H. meldet, gestern in Gijedser mit der Post von Born⸗ holm , seit dem 9g. Februar hatte die Insel keine Post⸗
verbindung.
Kopenhagen, s. März. Heute sind, wie . W. T. B. mit⸗ theilt, mehrere Dampfer aus Helsingör hier eingetroffen. Die Schiffahrt im Sunde kann hiernach für Dampfer als wieder er⸗ öffnet gelten.
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stauls⸗-Anzeiger.
Berlin, Montag, den 6. März
1893
.
M 56.
Preuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 45. Sitzung vom 4. März.
Der Sitzung wohnt der Minister für Handel und Ge⸗ werbe Freiherr von Berlepsch bei.
Die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗ Etats für 1893,94 wird fortgesetzt bei Tit. 3 und 4 der Einnahmen im Etat der Berg⸗ Hütten- und Salinen⸗ verwaltung, Hüttenbetrieb 21 944 110 6
Abg. Dr. Arendt lfreicons.) erkennt als Hauptursache der Mindereinnahme aus den Hütten die Entwerthung des Silbers, die nicht eine Folge der Productionsverhältnisse; sondern lediglich eine Folge der Gesetzgebung sei. Man könne die Schädigung des National⸗ wohlstandes durch die Silberentwerthung auf eine Milliarde und den jährlichen Schaden auf zwanzig Millionen berechnen. Das sollte doch die Reichsregierung veranlassen, eine Prüfung unserer. Währungsver— hältniffe in Anregung zu bringen. Mit der Goldwährung würden wir im Fall einer Finanzkrisis oder eines Krieges sofort den Zwangs⸗ curs haben. Zeitungsnachrichten zufolge veranstalte die Regierung Er⸗ hebungen über den Umfang der Goldproduetion; erwünscht würden auch Erhebungen über die Silberproduction sein. An vielen Orten, fo namentlich in Barmen, hätten die Geschäftsleute mit der Gold⸗ währung schlechte Erfahrungen gemacht. Die Silberwährung sei nicht eine agrarische Frage, sondern auch eine Frage der Industrie, die an Exportfähigkeit nach den Silberländern infolge der Goldwährung ver— kö Eynern nl): Die Berechnungen des Vorredners über die Schädigung des Nationalwohlstands seien willkürlich und be weisen nichts. Zu bedauern sei nur, daß die Regierung . 3. sich nicht entschließen konnte, den Thalervorrath zu verkaufen. Die künst— liche Preisfestlegung zwischen Gold und Silber sei auf die Dauer heutzutage garnicht durchführbar. Die Goldwährung habe sich ganz gut bewährt, geschäftliche Krisen dürfe man nicht auf Rechnung der Währungsfrage setzen. Deutschland könne in dieser Frage nur ge— meinsam mit England vorgehen. In England hätten zahlreiche Ge⸗ schäftsleute Verbindungen mit Silberländern; England habe also das größte Interesse an der Hebung des Silberwerths, und es würde wenig klug von uns sein, wenn wir auf unsere Kosten lediglich für England die Kastanien aus dem Feuer holen wollten. Die Barmener Industrie halte fest an der Goldwährung, wie ihm die Handelskammer noch kürzlich mitgetheilt habe. Im englischen Parlament habe der Bimetallismus vor wenigen Tagen eine so gründliche Niederlage er⸗ . daß man die Kühnheit des Abg. Arendt hier nur bewundern önne.
Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch: .
Der Herr Abg. Dr. Arendt hat die Anfrage an mich gerichtet, wie es stände mit der Enquéte über das Goldvorkommen in der Welt, welche ich in der letzten Zeit veranlaßt habe. Ich bin ihm dankbar dafür, daß er diese Frage an mich gerichtet hat, weil diese Thatsache — denn es ist eine Thatsache — auch in der Presse Auf⸗— nahme gefunden hat und an dieselbe nachher unrichtige Schlüsse ge— knüpft worben sind.
Meine Herren, ich habe an den Director der Berg⸗Akademie und der Geologischen Landesanstalt die Aufforderung gerichtet, ein Gut⸗ achten ausarbeiten zu lassen über das Goldvorkommen in den uns weniger bekannten Bergwerken, namentlich in den südafrikanischen. Nachdem die Goldgewinnung aus den Geschieben der Flußläufe, die bisher die reichste Goldquelle waren, anscheinend in neuerer Zeit er⸗ schöpft ist, gewinnt die Goldgewinnung aus bergmännischen Betrieben eine sehr erhöhte Bedeutung, und da sich, soweit mir bekannt ist, bisher nur eine wissenschaftliche Autorität, nämlich der österreichische Professor Süß, eingehend mit dieser Frage beschäftigt hat, schien es mir erwünscht, das Gutachten einer hochstehenden, technischen und wissenschaft⸗ lichen Autorität, wie es die Berg⸗Akademie und die Geologische Landes⸗ anstalt ist, darüber zu bekommen, wie es mit dem Goldvorkommen in den Bergwerken und deren Aussichten für die Zukunft steht, damit eine etwas sicherere Grundlage für die Beurtheilung dieser Frage erlangt wird, deren Bedeutung ja für uns alle auf der Hand liegt.
Nun, meine Herren, ist aus der Thatsache, daß ich den Auftrag zu diesem Gutachten gegeben habe, der Schluß gezogen worden, daß die Stellung der Reichsregierung zur Doppelwährung sich in den jüngsten Tagen, namentlich seitdem die letzten Debatten über die Währungsfrage im Reichstag stattgefunden, geändert habe. Dieser Schluß ist unrichtig; das geht schon aus der einfachen That⸗ sache herbor, daß der Auftrag zur Ausarbeitung dieses Gutachtens von mir längere Zeit vor dem Stattfinden der letzten Debatten im Reichstag gegeben worden ist, und ferner aus der Thatsache, daß die Reichsregierung über meinen Schritt überhaupt garnicht unterrichtet war. Selbst aber wenn die Reichsregierung über diesen Schritt unterrichtet gewesen wäre, so würde man doch noch nicht einen Schluß auf ihre Stellungnahme zur Währungsfrage daraus ziehen können; denn man kann ja ein solches Gutachten zu sehr verschiedenen Zwecken haben wollen. Man kann sowohl den Wunsch haben, es zu benutzen als eine Waffe für die Einführung der Doppelwährung in den bis⸗ herigen Goldwährungsländern; man kann aber auch den Wunsch haben, eine Waffe zu gewinnen für die Einführung der Goldwährung in denjenigen Ländern, die heute noch Doppelwährung oder eine Silberwährung haben. Keins von beiden liegt in diesem Falle vor. Der Auftrag ist nur gegeben worden, um eine möglichst sichere Grund⸗ lage zur Beurtheilung der Währungsfrage zu gewinnen.
Herr Dr. Arendt hat auch die Aufforderung an mich gerichtet, ich möchte eine solche Untersuchung auch über das Silbervorkommen in der Welt einleiten. Das ist bisher nicht geschehen; es ist aber sehr wohl möglich, daß es noch geschehen wird. Für so dringend wie die Untersuchung des Goldvorkommens kann ich die Frage nach dem Vorkommen des Silbers nicht halten, weil als zweifellos angesehen werden darf, daß das Silbervorkommen in der Welt jedenfalls so groß ist, daß det Münzbedarf aller Länder damit gedeckt werden kann. Ich glaube wenigstens, daß die Wissenschaft den Standpunkt einnimmt, daß darüber ein Zweifel nicht vorhanden ist, während wir uns bezüglich des Goldes nicht in derselben Sicherheit befinden. Ich habe die Untersuchung vorgenommen, weil ich meine: es ist besser, seine wirthschaftlichen Anschauungen nicht auf Hypothesen, sondern auf Thatsachen zu gründen, soweit es irgend möglich ist. (Sehr gut)
J
Ich sehe, daß ich mich in dieser Beziehung des Einverständnisses auf allen Seiten des hohen Hauses erfreue. (Bravo!)
Ab. Dr. Arendt (freicons.): Professor Sueß geht in seinem Gut⸗ achten dahin, daß nur in Afrika noch Gold in unbekannten Mengen vorkommen könne. Der Vergleich des Abg. von Eynern mit der Kohle trifft nicht zu; denn die Kohle hat niemals einen staatlich garantirten Werth gehabt, wie das Silber. Die Silberverkäufe sind nicht suspendirt worden nach einer Agitation der Bimetallisten; die Suspendirung erfolgte überraschend durch den Reichskanzler Fürsten Bismarck und den damaligen Reichsbank-Präsidenten. Der Abg. von Eynern befindet sich im Irrthum, wenn er glaubt, daß die Bime⸗ tallisten die Doppelwährung nur mit England wollen. Der Verein für internationale Doppelwährung hat erst kürzlich den Beschluß gefaßt, daß die Doppelwährung in Deutschland allein durchgeführt werden möge. Wenn die Doppelwährung überall außerhalb Englands durchgeführt wird, dann bleibt England das Land mit der theuersten Valuta, an welches Jeder gern verkauft, von dem aber Keiner gern kauft. Dieses Monopol gönne ich England. Die letzten Vorgänge im englischen Parlament zeigen eine Stärkung der Doppelwährungspartei in Eng⸗ land; die Zahl der Stimmen hat sich gegen früher vermehrt. Wenn Deutschland die Initiative ergriffe, würde in kurzer Zeit England sich zur Doppelwährung bekehren. Der deutsche Handel beruht nicht auf der Goldwährung, sondern auf der Machtstellung des Deutschen Reichs. Der Abg. von Eynern hat mit der Kündigung der Hypotheken gedroht. Was sollen denn die Kapitalisten mit dem Geld anfangen? Sie müssen es doch wieder zinsbar anlegen, und Goldanlagen könnten sie schließlich nur in England machen. Ein Brief eines Barmer Fabrikanten sagt, daß er infolge des Verlustes des Exports nach Ost⸗ Asien 120 000 66 Löhne weniger ausgezahlt habe.
Abg. Dr. Meyer (dfr.): Warum wir heute eigentlich diese Dis⸗ eussion führen, ist mir unklar. Warum wartet der Abg. Arendt nicht, bis die Doppelwährung eingeführt ist? Was geht es uns an, was das englische Parlament demnächst thun wird? Der Rückgang des Silberpreises ist doch nicht eine Erscheinung der letzten zwanzig Jahre, sondern der letzten fünfhundert Jahre. Der Rückgang hat nur kurze Unterbrechungen erlitten. Zur Zeit der Reformation war das Werth— verhältniß 1:10, und es hat sich vermindert bis auf 1: 155. Das Werthverhältniß des Goldes zum Silber ist immer ein schwankendes gewesen; es hat nur vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis 1850 ein gewisser Stillstand stattgefunden. 1850 fiel nach Aufdeckung der großen Goldfelder Kaliforniens und Australiens der Preis des Goldes. Da⸗ mals kam man auf den Gedanken, das Gold zur Grundlage des Münz⸗ systems zu machen. Alle Handelskammern erklärten sich 1870 dafür. Diese Maßregel der Gesetzgebung bedeutet ungefähr ebenso viel, als wenn an die Stelle des Krapp als Färbemittel für die Militärhosen die Anilinfarbe tritt. Der Staat kann nicht veranlaßt werden, durch besondere Maßregeln den Werth des Krapp wieder zu erhöhen. Alle Metalle, auch Kupfer u. s. w. sind im Werthe gesunken. Der industrielle Verbrauch des Silbers. ist gestiegen, umsoweniger Wirkung kann die Remonetisirung des Silbers auf den Preis haben. Inter nationale Congresse kann man veranstalten, aber daß dieselben Erfolg haben, kann man nicht erzwingen. Ein starker Mann kann ein Pferd ins Wasser führen, aber zwanzig starke Männer können es nicht zum Saufen zwingen. So war es auch in Brüssel: Die Pferde sind dort ins Wasser geführt worden, aber saufen wollte keins.
Abg. von Eynern (nl,): Das Werthverhältniß zwischen Silber und Gold ist immer ein schwankendes gewesen. Welches Werthver⸗ hältniß soll denn jetzt festgestellt werden? 1: 153 war das Verhältniß Ende vorigen Jahrhunderts; jetzt ist das Verhältniß 1: 235. Wer soll denn die ungeheuren Verluste tragen, die daraus entstehen? Da wird der Abg. Arendt wohl wenig Anhänger finden, namentlich, wenn er dieses Verhältniß für Deutschland allein einführen will. Die Börse wird den Abg. Arendt mit Jubel begrüßen, denn je schlechter die Valuta ist, desto mehr kann die Börse ihre Gewandtheit bei den Speculationen geltend machen. Die Möglichkeit der Kündigung der Hypotheken hat der Abg. Arndt zugegeben, das sollte boch die Herren bedenklich machen gegenüber dem Abg. Arendt.
Abg. Dr. Friedberg (nl.): Ich kann nicht so weit gehen, wie der Abg. von Eynern. Wenn ich auch der Regierung dankbar bin dafür, daß sie 1570 zur Goldwährung übergegangen ist, so kann ich doch nicht verkennen, daß die Valutadifferenz eine so erhebliche ge— worden ist, daß sie alle Handelsbestrebungen durchkreuzt. Wenn noch einige Länder weiter zur Goldwährung übergehen, so scheidet sich die Welt in zwei große Lager mit verschiedener Währung, und gerade diejenigen, die Anhänger des internationalen Wettbewerbs sind, sollten die internationalen Währungsbestrebungen begünstigen. Denn sonst kommen wir zu einem fortdauernden Discontokrieg. Die Bestrebungen des Abg. Arendt sind einer Prüfung werth, und deshalb bedaure ich die apathische Haltung der Reichsregierung dieser Frage gegenüber. Der Sturz der Silberpreise trat mit dem Augenblick ein, wo wir zur deutschen Münzreform übergegangen sind. Die Gladstone'sche Rede über die Währungsfrage hat keine Bedeutung; die Reden, die in unseren Parlamenten darüber gehalten sind, waren jedenfalls sehr viel gründ⸗ licher. Oesterreich ist 1 zur Goldwährung übergegangen, aber wie jedes Land mit ungünstiger Zahlungsbilanz wird Desterreich seine Zahlung in Gold nicht auf die Dauer aufrecht erhalten können. Den Gläubigern ist auch nur die Bezahlung in Kronen versprochen; was die Kronenwährung nachher bedeuten wird, steht nicht fest. Was den Beitritt Englands zu internationalen Abmachungen betrifft, so irrt man sich, wenn man glaubt, daß England selber kommen wird. Eng⸗ land hat eine so große Industrie, eine so große Seemacht und so feste über⸗ seeische Beziehungen, daß es trotz deren Schädlichkeit seine Gold⸗ währung aufrecht erhalten kann gegenüber allen Staaten. Jedenfalls möchte ich die Reichsregierung bitten ohne England keine Verabredung über Münzverhältnisse einzugehen. Die Schwierigkeiten der Währungs⸗ frage liegen darin, daß wir immer noch mit einem ungenügenden Material arbeiten. Wenn Aufklärung geschaffen würde von Seiten der Staatsregierung, so würde sich die Frage in aller Ruhe weiter
prüfen lassen.
Die Discussion wird geschlossen. Die beiden Titel werden bewilligt.
In den Tit. 5 und 6 sind eingestellt an Einnahmen aus den Salzwerken 7421 261
Abg. Schultz-⸗Lupitz (freicons.) spricht der Regierung seinen Dank aus, daß die Kaliwerke unter ihrer Leitung Deutschlang billig mit Kali versorgt haben und hebt die Bedeutung dieses Artikels für die Landwirkhschaft hervor. Redner mahnt zur Vorsicht beim Bezug von Kainit und Karnellit von neuen Werken, denn diese gäben gewöhnlich keine Garantie für einen genügenden Mindestgehalt ihrer Waare an Kali, und warnt vor der Wassersgefahr, in welcher die Kaliwerke schweben. Er empfiehlt zu deren Bekämpfung die Monopolisirung des Kalibergbaues in der Hand des Staats.
Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:
Meine TDerren! Der Abg. Schultz Lupitz hat zweierlei Dinge in seinem Vortrage behandelt: zuerst die Jetztzeit und dann die Zutunft. Bezüglich der Jetztzeit hat er das Verlangen an mich gestellt, daß ich dafür sorgen solle, daß die Preise der Kalisalze für die Landwirthschaft nicht vertheuert werden. Meine Herren, ich erkenne mit ihm an, daß in der billigen Preisgestaltung unserer Kalisalse eines der wichtigsten
Mittel zur Förderung unserer Landwirthschaft liegt, ganz besonders zur Förderung der Landwirthschast in denjenigen Provinzen, die durch die Natur und andere Verhältnisfe ungleich ungünstiger gestellt sind wie die in Mitteldeutschland und in Westen. Ich habe deshalb den Verfuch gemacht, durch die Gestaltung von Staffelpreisen der östlichen Landwirthschaft eine Vergünstigung zuzuführen, die, glaube ich, von erheblichem Vortheil für sie fein würde, d. h. eine Preis⸗— gestaltung, die dahin geht, daß der Abnehmer, der in einer weiteren Entfernung wohnt, das Salz billiger bezieht als derjenige, der in unmittelbarer Nähe wohnt. Dies Versuche sind nicht geglückt, sie sind zum theil auch daran gescheitert, daß die in der Nähe der Kaliwerke gelegene Landwirthschaft sich wöigerte, einen höheren Preis zu zahlen als bisher, das Verkaufssyndikat aber hierin die Voraus⸗— setzung für eine Verbilligung des Preises für weiter Gegenden fand. Ich kann ersterer das ja nicht verdenken, daß sie nicht geneigt war, höhere Preise als bisher zu zahlen, man kann aber andererseits doch auch nicht dem Verkaufssyndikat, welches sich bisher die Anerkennung der Landwirthschaft durch eine durchaus mäßige Preisgestaltung er—⸗ halten hat, zumuthen, nunmehr zu weit in der Ermäßigung der Preise überhaupt zu gehen. Wenn nun dieser Versuch zunächst auch nicht geglückt ist, so werde ich doch nicht müde werden, nach anderen Mitteln zu suchen, um die Preise für unsere Landwirthschaft, ins⸗ besondere für unsere östliche Landwirthschaft, billiger zu gestalten, als sie bisher sind.
er He I 84 Taup 5 . . ,, . . . ; ö. a. 9 .
g ist, Vaterlandes, die bisher in der landwirthschaftlichen Entwickelung noch zurückgeblieben sind, einen vielleicht nie geahnten Aufschwung nehmen könnten, wenn die Ver⸗ wendung dieses vorzüglichen Düngemittels, welches aus unserer Kali— industrie hervorgeht, eine reichere wird als bisher. Er hat uns eine ganze Reihe solcher Landstriche vorgeführt, und ich glaube, bezüglich derselben mit einigen Ausnahmen ihm zustimmen zu können. Wenn der preußische Fiscus aber das erfüllen soll, was der Herr Abg. Schultz⸗Lupitz für die Zukunft von ihm verlangt, nämlich daß er eine dauernde Quelle billigen Bezuges von Düngemitteln für die preußische Landwirthschaft wird, dann allerdings wird es noth⸗ wendig werden, die fiscalischen Betriebe sehr erheblich über das Maß auszudehnen, welches sie heute einnehmen. Die Kaliproduction hat sich, wie den Herren bekannt sein wird, zu einem Syndikat vereinigt; an demselben nimmt theil Anhalt, der preußische Fiscus und die preußische Privatindustrie, die Werke, die im Braunschweigischen ent⸗ standen sind, — kurz alles, was heute Kali produeirt und fabricirt, ist Mitglied dieses Syndikats, und, sowie ein neues Werk entfteht, werden sofort Verhandlungen mit ihm eingeleitet, und wohl oder übel wird dieses neue Werk in das Syndikat aufgenommen. Das Syndikat ist also der einzige Preisgestalter für den Verkauf der Kalisalze bei uns gewesen. An diesem großen Syndikat participirt der preußische Fiscus ungefähr mit einem Fünstel der ganzen Pro⸗ duction; er hat also eine ausschlaggebende Stimme in Bezug auf die Menge der Production nicht, allerdings eine sehr gewichtige Stimme, und ich führe auf dieses Faetum den günstigen Umstand zurück, daß es bisher gelungen, was auch der Herr Abg. Schultz⸗Lupitz zugegeben hat, die Preise für unsere Landwirthschaft günstig oder wenigftens annehmbar zu gestalten. Ich hoffe, daß es mir gelingen wird, das Verhältniß so zu wahren.
In der letzten Zeit haben Verhandlungen stattgefunden, die dahin zielten, nicht die Preise im ganzen zu erhöhen, sondern die Preise des Kainits und des Chlorkaliüms einander zu nähern. Diese Absicht, die also nicht auf Vertheuerung der Düngekraft im allgemeinen ging, hat die Zustimmung der deutschen Landwirthschafts⸗ gesellschaft nicht gefunden. Dieser Weg ist also als nicht gangbar anzusehen. Ich wiederhole aber nochmals meine Versicherung, ich werde mich stets weiter bemühen, dafür zu sorgen, daß ein möglichst billiger Preis des Kali für die preußische, die deutsche Landwirthschaft gestellt wird.
Nun hat der Herr Abgeordnete weiter den ausdrücklichen Antrag gestellt, die preußische Staatsregierung möge damit vorgehen, die Bergfreiheit für Kalisalze aufzuheben und aus der Kali⸗ gewinnung ein Monopol zu machen. Das ist eine sehr ernste Aufgabe, die uns da gestellt wird; und ich bin beute nicht in der Lage, mich über diese Frage bestimmt auszusprechen. Ich will nicht in Abrede stellen, daß sie mich schon beschäftigt hat, weil in dem Kali ein großer Schatz unseres Vater⸗ landes liegt, um so größer, weil wir bisher das einzige Land der Welt sind, welches dieses ausgezeichnete Düngemittel producirt. Weil ich glaube, daß dieses Kalisalz eines der herporragendsten Bodenschäße unseres Vaterlandes ist, so hat allerdings die Erwägung mir nicht fern gelegen, ob es nicht gerathen sei, nach Mitteln zu fuchen, die die Bewahrung des Schatzes an Kali, das Abschneiden ven Wasser⸗ zuflüssen zu sichern, die Verschlenderung ins Ausland zu verhindern, und das Kali vorzugsweise zum Vortheil unserer beimüischen Landwirtb⸗ schaft, zu verwenden geeignet sind. Den Plänen, die Bergfreibeit für Kalisalze aufzuheben, steben aber wesentliche Qindernisse entgegen. abgesehen davon, daß die Errichtung eineß Stoatsmonoepols immer seine Bedenken nach verschiedenen Seiten bat. Es würde sich fragen, ob der Vortheil größer ist oder die Nachtheile, die nothwendigerweise mit jeder Monopolgestaltung verbunden sind.
Die Aufhebung der Bergfreiheit für die Kalifalze bat ibre ge etz lichen Schwierigkeiten. Zunächst liegt in unserem eigenen Bate (lande die Sache so, daß, wie auch der Derr Abg. Schultz Luwitz bereits vorgetragen hat, in einem Theile unserer Prodinzen dem Gi gentbümer deg Grund und Bodens auch dag Salt gebört, da unter der Grdoberfläche liegt. dier müßte also eine Umgestaltung der bisherigen gesetzlichen Verbältnisse vorgenemmeen werden,. eine Frage, die jetzt um so schwieriger ist. weil mern nicht an ste derans getreten ist im Jabre 1866 oder 1867. wo Tas allgemeine Berg esetz auch für die Provinz Hannober eingefseort warde. Damal⸗. wär meines Grachtens wobl der Moment, gewesen, wo man diese Frage
K