nr,
blasen auf 6 Histhörnern von den Herren Mitgliedern des Leipziger Theater- und Gewandhaus-Orchesters F. Gumpert, B. Müller, ö Rudolph, C. Seidel, A. Fritzsche und R. Böhme. 2) Sosur monique von gouperin, ein Stück für dos Clavieymbel, gespielet von Herrn Emil Eckert in Leipzig. 3) Idylle von Marin Marais für Viole d'amour mit Accompagnement auf dem Clavicymbel, vorgetragen von Herrn Julius Thümer, Mitglied des Leipziger Theater- und Gewandhaus Orchesters. 4 Conęert auf der Flöte von Joh. Joachim Quanz (ein Favoritstück Friedrich's des Großen) mit Accompagnement auf dem Clavieymbel, geblasen von Herrn Max Schwedler, Mitglied des deipziger Theater und Gewandhaus Orchesters, auf einer einklappigen Elfenbein. Flöte. 4) Adagio für Viola di Gamba, gespielet bon Herrn Paul de Wit, mit Accompagnement auf dem Clavicymbel. 6) Gavotte von J. S. Bach, gespielt auf dem Regal⸗ oder Schnarrwerk von Herrn Emil Eckert in Leipzig. 7) Choral auf russischen Hörnern, geblasen von 11 Hoboisten der Kapelle des 10. Königlich Sächsischen Infanterie⸗Regiments Nr. 134 unter Leitung des Herrn Stabs— Hoboisten A. Jahrew. — Ihre Majestät die Königin war infolge leichten Unwohlseins im letzten Augenblick am Erscheinen ver= hindert. Die kostbare Sammlung alter Musikinstrumente und die höchst originelle Musikaufführung, die die Hörer in ein Concert der Rococozeit versetzte, erregten das höchste Interesse des Königs Albert und seines Gefolges.
Mannigfaltiges.
Der General -Feldmarschall Graf von Blumenthal war in der letzten Woche an einem Lungenkatarrh schwer erkrankt, der mit solcher Heftigkeit auftrat, daß man vorgestern früh das Schlimmste be—⸗ fürchtete. Wie der N. Pr. Z.“ berichtet wird, ist im Laufe des vorgestrigen Tages eine entschiedene Wendung zum Besseren ein— getreten.
—
Die neuerbaute Nazareth-Kirche, deren Cinweihung morgen Vormittag 10 Uhr erfolgen soll, ist, wie die „Voss. Itg.“ erfährt, mit zahlreichen, zum theil sehr kostbaren Geschenken bedacht worden. Ihre Magjestät die Kaiserin ließ durch den Kammerherrn Frei⸗ herrn von Mirbach Pastor Distelkamp zwei in dunkles Leder gebundene Bibeln, eine für den Altar, die andere für die Kanzel bestimmt, über— reichen. Gleichzeitig stiftete die Hohe Frau Kanne, Kirchensiegel und Ciborium, Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold schenkte Kelch und Patene, und der Kirchen- und Gemeinderath silberne Taufgeräthschasten. Von sonstigen Gebern, durch deren Dotationen die Kirche innerlich und äußerlich hat ausgestattet werden können, verdienen Erwähnung: Frau Jänicke mit 10 0600 ½ und Frau Schulz, die Wittwe des Stadtverordneten, mit 5000 M Den Tauf— stein in Marmor hat Bildhauer Barheine unentgeltlich geliefert. Endlich hat Mühlenmeister Franke, der vor kurzem seine goldene Hochzeit feierte, die Uhr mit weit vernehmbarem Glockenwerk im Thurm geschenkt. Seine Majestät der Kaiser hat das Modell für das große Rosenfenster über der Apsis vom Altarraum Allerhöchst— eigenhändig gezeichnet; es stellt in bunten Gläsern, inmitten ein Lamm, einen Kranz von prachtvoll wirkenden Arabesken dar,
Am neuen Reichstagsgebäude fand, wie die . N. Pr. 3.“ mittheilt, gestern die Versteigerung des gesammten Rüstmaterials statt, wovon das meiste als Bau. und Brennholz verkauft wurde. Nur die hohen Masten und einige Bautreppen werden noch bleiben. Jetzt ist der Bau fast ganz von Gerüsten frei, er bleibt nur noch von dein
Der Berliner Zweig des Allgemeinen Deutschen Sprach- vereins hat an den Polizei⸗Präsidenten von Berlin folgendes Schreiben gerichtet:
Der unterzeichnete Zweigverein des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hat mit hoher Befriedigung Kenntniß genommen von den Schritten, die Euer Hochwohlgeboren in Betreff der Reinhal⸗ tung der deutschen Sprache nach mehreren Richtungen gethan haben. Die außerordentlich wichtige Aufforderung, die . Hochwohlgeboren an die Aerzte haben ergehen lassen, sich bei den Todesbescheinigungen deutscher Krankheitsbezeichnungen zu bedienen, ist in besonderem Grade geeignet, die Aerzte auf die Menge von Fremdwörtern, die in die amtliche Sprache eingedrungen sind, aufmerksam zu machen; es ist zu beachten, daß trefflich! Männer unter den Gelehrten der Heilkunde seit längerer Zeit bemüht gewesen sind, bei den Krankheitsbezeichnungen der deutschen Sprache zu ihrem vollen Rechte zu verhelfen, und diese Bemühungen werden durch Euer Hochwohlgeboren Vorgehen in dankenz— werthester Weise unterstützt. Auf einem ganz anderen Gebiete, dem des öffentlichen Fuhrwesens, hat Euer Hochwohlgeboren Eingreifen der großen Masse der Bevölkerung einen vorzüglichen Dienst geleistet, indem es diese auf die Dire niche aufmerksam gemacht hat, mit der neue Namen gänzlich ohne Nutzen in schlecht gebildetem Fremd⸗ ausdruck eingeführt werden. Dem Vereinsauftrage entsprechend, beehren wir uns, Euer Hochwohlgeboren den wärmsten Dank des Berliner Zweigvereins für diese verdienstliche Thätigkeit auszusprechen.“ Die elektrische Straßenbahn vom Landsberger Platz rach Hohen-Schönhausen soll, wie der „Voss. Ztg.“ gemeldet wird, schon in den nächsten Wochen in Bau genommen werden. Die Anlage wird mit oberirdischer Leitung versehen und der Betrieb von der Neuen Berliner Pferdebahn⸗Gefellschaft übernommen. Die Gesellschaft richtet bis zur Fertigstellung der elektrischen Bahn am 1. April eine QOmnibuslinie vom Landsberger Platz ein, die bis zur Colonie Hohen— Schönhausen führen wird.
Nachdem in der Urania seit mehr als einem Vierteljahre Amerika fast ausschließlich das Repertoire beherrscht hatte., wird nun von morgen ab eine andere weitere und gewiß noch interessantere Reise nicht nur bis in die neue Welt, sondern bis zu den Welten anderer Erdsterne hinauf unternommen werden. Diese wunderbare Reise wird gerade jetzt insofern besonderes Interesse erregen, als unsere Nachbarwelt des Mars im vergangenen Jahre, als sie uns besonders nabe trat, uns wieder eine Fülle ihrer Geheimnisse verrathen hat. Dieser Vortrag, „Die Kinder der Sonne“ genannt, ging be— reits vor etwa zwei Fahren mit großem Erfolg in Scene, ist jetzt jedoch neu bearbeitet, erscheint theilweise in neuem Gewande und trägt den neuesten astronomischen Entdeckungen im Planetensystem Rechnung. Es ist kaum zweifelhaft, daß diese neueste Reisegelegenheit in die Welträume, welche der Director der Urania vorbereitete, ebenfo massen⸗ haft benutzt werden wird, wie alle vorangegangenen.
Lüb eck, 9. März. Der Lübecker Dampfer „Ostsee“ ist, wie W. T. B... meldet, gestern Mittag 12 Uhr auf der Fahrt nach Liebau im Eis gesunken. Der Steuermann und sechs Mann wurden von dem Dampfer „Rußland“ gerettet. Ueber das Schicksal der übrigen sieben Schiffsleute ist noch nichts Bestimmtes bekannt. Wien, 9. März. Dem neunzehnjährigen Componisten Frotzner aus Stockerau bei Wien wurde nach einer Meldung des D. B. H.“ von dem Deutsch⸗amerikanischen Opernverein der erste ö für das beste Werk eines für die Ausstellung in Chicago
Lissab on, 8. Mäczöz. Nach einer Meldung des W. T. B. aus Mozambigue hat der portugiesische Kriegsaviso Mac Mahon“ Schiffbruch gelitten.
Athen, 8. März. Der, Voss. 3. wird telegraphirt: Eine junge Dame erklomm heute auf der Akropolis allein den Giebel des Parthenon und stürzte herab. Sie wurde als Leiche aufgehoben und als die Erzieherin des Kindes Ihrer Königlichen Hobeit der Kron‘ prinzessin Sophie erkannt.
New⸗JYork, 38. März. Heute Nacht 129 Uhr wurde laut Meldung des W. T. B. eine leichte Erderschütterung zwischen der 9. und der 59. Straße in der Richtung don Süd-⸗Ost nach Nord— West verspürt; heftiger war die Erschütterung auf Long. Island, wo mehrere Einwohner, nothdürftig bekleidet, aus ihren Wohnungen flüchteten.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Wien, 9. März. (W. T. B.) Der Minister-Präsident hat dem Abgeordnetenhause den Vertrag mit der Schweiz betreffs der Rheinregulirung zur verfassungs— mäßigen Behandlung vorgelegt. ö
London, 9. März. (W. T. B.) Ein Telegramm des RNeuter'schen Bureaus“ aus Peking besagt: Hung⸗chün, Mitglied des Tsungli-Yamen und früherer Vertreter Chinas in Rußland, werde von den Censoren bei dem Kaiser be— schuldigt, chinesische Territorialrechte über gewisse Theile des Pamir-Gebiets abgetreten zu haben. Diese Anklage respective die Beschuldigung der Bestechung und des Hochverraths involvire die Todesstrafe. Der Anklage sei bis jetzt keine Folge gegeben worden, da der Minister ein Schüͤtz—
ling der verwittweten Kaiserin sei, die auf die Regierung
einen mächtigen Einfluß ausübe.
Dar-⸗es⸗-Salam, 8. März. (W. T. B.) Bei Uniang— wira, auf dem Wege von Mpwapwa nach Taborä, hat eine, Abtheilung der Kaiserlichen Schutz— truppe ein siegreiches Gefecht bestanden. Die be— festigte Tembe des feindlichen Häuptlings Mafennta wurde nach zähem Widerstand unter bedeutendem Verluste des Feindes erstürmt. Diesseits ist Feldwebel Erttel ge fallen, Lieutenant von Bothmer leicht verwundet, 10 Askaris theils todt, theils verwundet.
Der vorstehend berichtete Waffenerfolg ist von der den Stations⸗-Chef Sigl nach Tabora begleitenden, zur Verstärkung der dortigen Besatzung bestimmten Truppenabtheilung errungen worden, nach vorheriger Vereinigung mit der Befatzung der Station Uniangwira. — .
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Bauzaun umschlossen.
zestimmten Opernstückes zuerkannt.
Beilage.)
Wetterbericht vom 93. März, 8 Uhr Morgens.
Celsius
S6 C. S 15M.
Stationen. Wind. Wetter.
0
Temperatur
in
Bar. auf 0 Gr. I. d. Meeressp red. in Millim.
—
Mullaghmore 766 SW Abpedeckt Aberdeen. SW wolkig Christiansund 3 SO 4 bedeckt Kopenhagen. 6 SS 4 bedeckt Stockholm. 4 SV 2 bedeckt aranda. hö S 2 heiter St Petersburg wolkenlos Moskau ... NNW 3Schnee Cock, Queens; . town... 769 NW Cherbourg. SW . SSW . 5 WMW mburg .. NW winemünde 766 MO 2 wolkig Neufahrwasser I64 NMMO 3 wollig?) Memel ... 764 NNO 1 wolkenlos S bedeckt l 2 halb bed. stůi bebe wolkenlos (bedeckt
wolkig Dunst wolkig wolkig!) Nebel
1 — 1 — 218 N OMOꝘQfc O
d N — d —
r rer . Karlsruhe.. Wiesbaden 8 NW München.. 769 NW Chemnitz. 8 NW 3wolkig Berlin ... 766 NW 3 bedeckt?) Wien.... 763 WNW 4heiter Bres lan NW 3 bedeckt 767 ONnO 4 wolkenlos m,, 6 2 halb bed. . 6 mM 3 wolkenlos
1) Früh Reif. ) Nachmittags Regen. ) Gestern Regen. Schnee.
Uebersicht der Witterung.
Ein barometrisches Maximum, ostwärts fort schreitend, liegt über Frankreich und entsendet einen Ausläufer nordostwärts nach dem Weißen Meere hin, barometrische Depressionen lagern über dem norwegischen Meere und, dem Innern , Bei meist schwacher, vorwiegend nördlicher und nord⸗ westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutsch= land vorherrschend trübe und überall kälter; in Mitteldeutschland ist vielfach Regen gefallen. Nord deutschland hat Frostwetter; im ostpreußischen Küsten. gebiete herrscht strenge Kälte. Königsberg meldet 12, Memel 17, St. Petersburg 26, Archangelsk 32 Grad unter Null. Die Frostgrenze verläuft von Lübeck südostwärts nach der Gegend von Hermann⸗
stadt. Deutsche Seewarte. 1 ä
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Freitag: Opern— haus. 51. Vorstellung. Die Rantzau. Oper in 4 Aeten von Pietro Mascagni. Tert von G. Targioni Tozzetti und G. Menaßei. (Nach Erk⸗ mann und Chatrian. Deutsch von Max Kalbeck. In Scene gesetzt vom Ober⸗Negisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.
— — 0
Schauspielhaus. 68. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudrakga. In Sceene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 62. Vorstellung. Die Hege. Oper in 3 Acten von August Enna. Text nach Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Mary von Borch. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 69. Vorstellung. Die gelehrten Frauen. Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean Baptiste Molière. In deutschen Versen von Ludwig Fulda. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Auf— zügen von Jean Baptiste Molisre, mit Benutzung der Wolf Graf Baudissin'schen Uebersetzung. In Scene felt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Dentsches Theater. Freitag: Zwei glück— liche Tage. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Der Talisman.
Sonntag: Der Talisman.
Montag: Der Talisman.
Berliner Theater. Freitag: Bei aufgehobenem Abonnement; König Lear. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Der Veilchenfresser.
Sonntag: Nachmittags 29 Uhr: Dorf und Stadt. Abends 75 Uhr: Kean.
Lessing ⸗Thealrr. Freitag: Heimath. Anfang 77 Uhr.
Meuschen.
Wallner ˖ Theater. Freitag: Die Groststadt⸗ luft. Anfang 75 Uhr.
Sonnabend? Der Fall Clsmenceau.
Sonntag: Die Grosstadtluft.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.
Freitag: Benefiz für Reinhold Wellhof. Neu einstudirt: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von . Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Das Sonntagskind.
Residenz· Theater. Direction: Sigmund Lauten burg. Freitag (letzte Aufführung): Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Anfang 7 Uhr. — Hierauf: JZum 78. Male:
amilie Pont ⸗Bignet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsch von Max Schöngu. In . gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang
Uhr. ;
Sonnabend: Zum 1. Male: Die beiden Champignol. (GChampignol malgres 1ui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallisres.
Deutsch von Benno Jacobson.
Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zum Besten der Nothleidenden auf Zante, unter dem Protectorat Seiner Hoheit des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen. Einmaliges Auftreten der K. K. Hofburgschauspielerin Stella Hohenfels.
Kroll's Theater. Freitag: Gastspiel der Königl. preuß. Kammersängerin Frau Minnie Hauk. Mala Vita. (Christine: Frau Minnie Hauk.) Anfang 7 Uhr. r
Sonnabend: Gastspiel der Sgra. Emma Nevada. La Lraviata.
Virtorin Theater. Belle, Alliancestraße 7/6. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus—⸗ stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arran⸗ irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von
ebillemont und C. A. Raida. Anfang 76 Uhr.
Sonnabend u. folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.
Neues Thenter (am Schiffbauerdamm 4B). Freitag: Zum 1. Male; Der Phonograph. Schwank in 3 Aeten von A. Bisson. Hierauf: Der Frosch. Parodistisches Familienbild in 1 Act von O. E. Hartleben. Anfang 75 Uhr.
Sonnabend und Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Theater Unter den Linden. Freitag: Zum 56. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Epvolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. — Hierauf: Zum 76. Male: Die Sirenen ⸗Insel. Ballet in 1 Act von H. Regel. eg von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Inseenirt durch den Ballet. meister Herrn 2. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst Theater. Freitag: Zum Benefiz für Herrn Ernst Kettner. Zum 76. Male: Modernes Babylon. , in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. annstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Mustk von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 743 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Thomas ⸗ Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. en Gesammt⸗Gastspiel des Wiener En⸗ emble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Nestroy Cyelus. Zum 7. Male: Der Talisman. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jo⸗ hann Nestroy. Anfang 79 Uhr.
Sonnabend: Zum J. Male: Ihr Korporal. Posse mit Gesang in 5 Aeten von Franz Costa.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Am Landes ⸗Ausstellungs ⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöff net von 17-11 r.
Coneerte.
Concert gaus, Leipzigerstraße 45. Freitag: Karl Menyder Concert. 8. Waguer⸗Abend. Anfang 7 Uhr.
Circus Renz (Carlstraße) Freitag, Abends 7 Uhr: Auf allseitiges Verlangen: 8. Wieder— holung der Gala⸗Fest⸗Vorstellung vom 27. Januar. Großer Fest⸗Anfzug. 1) Reigen der Edel⸗ damen und Ritter. Y) Militärisches Divertissement (Gegenwart), ausgeführt vom gesammten Personal. Zum Schluß der Vorstellung:
mc, Ein stünstlerfest. wg
Große Ausstattungs Pantomime vom Hosballet⸗ meifter A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Glänzendste inseenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge= sammten Personalß. Neue Einlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. Ballet von 109 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant⸗ Feuerwerk. — Außerdem u. a.. Mr. James Fillis mit dem Schulpferde ‚Markir'. — Das borende Känguruh, vorgeführt vom Clown Mikeo 2c.
Sonnabend, Abends 71 Uhr: Große Vorstellurg mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.
Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 19 Jahren frei: Die lustigen Heidelberger. Abends 75 Uhr: Ein Künstlerfest.
1 / ä ä ä Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Frieda Aschmann mit Hrn. Ritter gutsbesitzer Fritz Kaswurm (Tilsit —-Puspern). — Frl. Wanda von Batocki mit Hrn, Lieut. Eugen von Deutsch (Königsberg). — Frl. Helene Szmula mit Hrn. Hauptmann Thaddäus von Jarotzki
SGriedewalde — Neisse). .
Verehelicht: Hr. Staatsanwalt Beyer mit Frl. Gertrud Otto (Oels). .
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landwirthschaftl. Schuldirector Gustav Kallweit (Soest). rn. Rittmeister Frhrn. Gedult von 3 (Berlin). — Srn. Bürgermeister Bernert (Ratibor). ö F
Gestorben: Hr. Ober⸗-Zollinspector a. D., Justiz⸗ Rath Carl Anton von Lützau (Flenzburg). Hr. Hermann Frhr. von Bülow (Berlin). — Hr. Hauptmann Heinrich Bernhard (Cassel). — Verw. Frau Oberst⸗Lieut. Elise von Greiffenberg, geb. Bauditz (Berlin). — Hr. Pastor em. Geocg Knittel (Breslau).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: ———— Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt. Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).
Erste Beilage . zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 9. März
1893.
Deutscher Reichstag.
61. Sitzung vom Mittwoch, 8. März, 1 Uhr.
Die Berathung des Marine⸗-Etats wird beim Exrtra⸗ ordinarium fortgesetzt. . . ! Ueber en eginn der Sitzung haben wir bereits in der Mittwochs⸗Nummer berichtet. V .
Nachdem der Abg. Fritzen (Düsseldorf) über die von der Commisston beantragte Streichung der geforderten ersten Rate für sechs neue Kriegsschiffe referirt hat, erhält das Wort der
. Abg. Hahn (deons.); Wir haben in der Commission für alle neuen Schfffe, mit Ausnahme der beiden Panzerfahrzeuge, gestimmt, weil wir meinten, dem Flottenbauplan, der seit Jahren unter Zu— stimmung des Reichstags maßgebend ist, auch jetzt Rechnung tragen zu sollen, besonders weil die Vermehrung , nur ö. sehr . heide afange erfolgen foll. Für heute bringen wir aber nur den . . 66 Preußen“ zu bewilligen; denn die Com⸗
nen Antrag ein, den inen An ; -. eußer . f ö großer Mehrbeit die Neubauten abgelehnt, und wir
757 9 z ,, Gewicht der finanziellen Erwägungen auch unsererseits nicht „erkennen. Für die Bewilligung des Panzers Ersatz Preußen e gf aber, daß es sich hier nicht um einen Neu⸗, sondern um einen Ersat bau handelt. Soll unsere Flotte in wenigen Jahren noch unter das bescheidene Maß von Umfang und Leistungsfähigkeit herabsinken . wesches sie stzt befitzt- Wir können das nicht wünschen. Das Schiff „Prenßen * 1875 vom Stapel gelaufen und jetzt zwanzig Jahre alt. Durch eine Abstimmung für den Ersatz Preußen wird kein Engagement für die Bewilligung der Ersatzbauten für die anderen drei Danzer. hiffe, welche demnächst etwa abgängig werden könnten, eingegangen. Von Üeberstürzung mit den Schiffsbauten könne doch keine Rede sein; ez werde nur ausgeführt, was seit 1389 beabsichtigt aber noch nicht einmal in vollem Maße in Angriff genommen ist. Auch bürge unsere NMarineverwaltung dafür, daß alle Erfahrungen, welche auf dem Ge⸗ biet des Kriegsschiffbaues gesammelt werden könnten, auch, bei jedem Neubau Berücksichtigung fänden. Die Meinung einer Minderheit in
.
e Commission, daß unsere Marine überhaupt keine Panze⸗ brauche, Indern sich auf die Küstenvertheidigung zu beschränken habe, könne er früheren Meinung des Reichstags gegenüber nicht zur Geltung kömmen. Nehmen Sie den Antrag nicht an, so wird unsere Marine nter eine Marine dritter Klasse herabgedrückt werden, wie schon 1886 der jetzige Reichskanzler ausgeführt hat.
Staatssecretär Hollmann: .
Meine Herren! Es scheint mir, daß men die Nothwendigkeitsfrage über die Inangriffnahme der hier dem hohen Reichstage vorgeschlagenen Neubauten garnicht erschöpfend behandeln kann ohne die Kenntniß der augenblicklichen Schiffsbauthätigkeit auf unsern Werften, derjenigen Thätigkeit, die aus den bisherigen Bewilligungen des hohen Reichs— tages resultirt.
Die vier großen Panzerschiffe, die unter der Bezeichnung „A“, Br, Ge Dr ün Jahre 1889 90 bewilligt wurden, gehen ihrer Fertigstellung entgegen. Zwei davon, „Brandenburg“ und Wörth“, werden im Laufe dieses Jahres abgeliefert werden, sie werden werft seitig fertiggestellt im Sommer oder Frühherbst. Die beiden anderen, Kurfürst Friedrich Wilhelm“ und „Weißenburg“ werden aller Wahr—
scheinlichkeit nach werftseitig im Frühjahr 1894 fertiggestellt werden.
Des weiteren sind im Bau die Panzerfahrzeuge „R', „S“, „T', „U“ und „Vr, also 5 an der Zahl. Von diesen haben bereits zwei Namen, sind also vom Stapel gelaufen, das sind die Panzerfahrzeuge R“ und „U“, „Hildebrand“ und „Heimdal“; die anderen drei stehen noch auf Stapel. Wir werden von diesen beiden benannten Fahr⸗ zeugen das eine im Herbst dieses Jahres, das andere im Sommer nächsten Jahres erhalten, ebenso das Panzerfahrzeug „S“; während die beiden im vorigen Jahre bewilligten Fahrzeuge „T“ und „V' erst im Jahre 1895 ihrer Vollendung entgegengehen werden.
. An Kreuzern und Avisos ist augenblicklich nichts mehr im Bau, wenn ich nicht den Kormoran“ nennen will, der augenblicklich seiner
Fertigstellung auf der Danziger Werft entgegensieht.
Der Bau der Torpedofahrzeuge geht programmmäßig vorwärts; diejenigen, die im Laufe eines Etatsjahres bewilligt sind, werden im
nächsten Jahre abgeliefert.
Aus dieser Beschreibung werden Sie erkennen, daß in der Hauptsache die Bauthätigkeit in der Marine im nächsten Jahre ihren Abschluß findet, es sei denn, daß die von der Marine vorgeschlagenen Neubauten bewilligt würden. Die wenigen Schiffe, die in ihrer Ausrüstung im nächsten Jahre noch nicht fertig gestellt sind, werden schiffbaulich nicht mehr behandelt, ebenso auch maschinenbau— seitig nicht mehr; es handelt sich da nur noch um den inneren Ausbau der Schiffe. Es würden also die Werfte von dem Augenblick an todt liegen, nicht nur die privaten, sondern auch die kaiserlichen Werften.
Wenn man, meine Herren, eine so rege Bauthätigkeit entfaltet hat, wie es die Marine infolge früherer Bewilligungen glücklicherweise in der Lage war, so ist ein solcher Uebergang, wie wir ihn zu erwarten haben, für eine Verwaltung höchst peinlicher Natur. Es resultiren daraus sehr viele Unbequemlichkeiten, es ergeben sich daraus aber auch große Schädigungen. Es wird die Herren vielleicht interessiren, wenn ich Ihnen einmal ein kleines Bild aufrolle von dem, was sich auf mnseren Werften abspielt, bezw. abspielen muß, wenn diese Bewilligung nicht stattfindet; es sind das einige Zahlen, die als solche trocken, aber in ihrem Inhalt doch recht interessant sind.
Ich habe von meiner Behörde aufstellen lassen, was für den Fall der Nichtbewilligung an Arbeitskräften unbenutzt bleibt, bezw. entlassen wird. Wenn diese Anträge, die hier rücksichtlich der Schiffahrts⸗ neubauten gestellt werden, nicht bewilligt werden, so äußert sich der Einfluß der Nichtbewilligung erst im nächsten Jahre, weil nach der Bewilligung im Reichstag eine Periode eintritt, wo wir noch nicht sofort in den Bau eintreten können. Es muß das Material für den Bau erst in den verschiedenen Werken hergerichtet und an die Werft abgeschickt werden, so vergehen 9, 10 Monate ehe, wie man sagt, die erste Platte für den Kiel auf der Werft gelegt werden kann, also auf den Werften ist für das erste Jahr wenig zu thun; es äußert sich erst die Wirkung der fehlenden Bauthätigkeit im zweiten, dritten und vierten Jahre, je nachdem die Raten bewilligt werden. Es würden, wenn wir den Panzer „Ersatz⸗Preußen“, die beiden Panzerfahrzeuge „W und „X“, die Kreuzerkorvette „e“, die „Ersatz⸗Möve“ und „Ersatz-Falke“, die hier beantragt sind, nicht bewilligt bekommen, im Jahre 1893.94 auf den Kaiserlichen Werften bezw. auf denjenigen Privatwerften, denen diese
— 6
Bauten übertragen worden, 1867 Mann weniger beschäftigt werden, können. Meine Herren, diese Zahl bezieht sich aber allein auf die Schiffsbauwerften, auf den Schiffsbauplatz, wenn ich mich so aus— drücken darf. Es sind ungefähr nach unserer Rechnung dreimal so viel, wenn wir das in Betracht ziehen, was außerhalb der Schiffsbauplätze geschehen muß, also die Herrichtungen des Schiffsbaumaterials auf den verschiedenen Werken der Privatindustrie. Wir beziehen alle diese Halb- und Rohmaterialien, die für den Schiffsbau nöthig sind, von Werken innerhalb des Deutschen Reichs.
Nun das nächste Jahr 1894/95 — da würde, da wir dann die eigentliche Bauthätigkeit erst antreten, der Effect noch ein viel be— deutenderer sein. Es würden die 3871 Arbeitskräfte — berechnet zu 300 Tagen — nicht beschäftigt werden können, und das ist doch eine recht bedeutende Zahl, wenn wir in Betracht ziehen, daß auf sämmt⸗ lichen Werften der Kaiserlichen Marine, so wie die Verhältnisse heute liegen, nur etwa 9000 Mann dauernd beschäftigt werden; es würde dies also über ein Drittel der auf den Kaiserlichen Werften beschäftigten Arbeiter sein.
Ich will darin nicht weiter gehen. Ich wollte hiermit uur be— zwecken — was vielleicht nicht allen Herren gegenwärtig ist oder sein kann — zu zeigen, welche Wirkungen Ablehnungen so umfangreicher Art in dem Stadium unserer Bauthätigkeit haben nicht nur auf die Kaiserlichen Werften, sondern auch auf die Privatwerften, soweit solche Bauten diesen Werften übertragen werden.
Meine Herren, wenn ich mich nun zu dem Schiff „Ersatz— Preußen“ wende, welches eben von dem Herrn Vorredner so gütig in Schutz genommen wurde, so muß ich hier ganz besonders betonen, daß nicht eine Vermehrung des Flottenplans, wie er den Herren in den verschiedenen Jahren vorgelegt wurde, beabsichtigt ist, sondern daß es sich hier lediglich um die Erhaltung des Bestehenden handelt. Das Schiff „Preußen“ schwimmt seit dem Jahre 1873, also nunmehr 20 Jahre. Der Ersatz, den wir hier fordern, würde binnen vier Jahren fertiggestellt werden; es würde also im Jahre 1898 dieses Schiff „Ersatz Preußen“ für seinen Vorgänger ein⸗ treten können. Das Schiff ist dann also 25 Jahre alt. Ich sagte, in fünf Jahren die Rechnung ist ungefähr folgendermaßen: Das erste Jahr geht hin mit Materialbeschaffung, wie ich schon sagte; im zweiten, dritten und vierten Jahre wird gebaut; im fünften Jahre wird das Schiff versucht, werden die Probefahrten mit ihm angestellt, und zu Ende des fünften Jahres oder Beginn des sechsten würde das Schiff der militärischen Verwendung voll und ganz übergeben werden. Es würde die „Preußen“ also 25 Jahre schwimmen, bis sie er— setzt wäre.
Nun kann die Frage auftauchen: Ja, 25 Jahre ist für ein Schiff wie die „Preußen“ gar keine Zeit, nach 25 Jahren wird das Schiff noch nicht militärisch invalide sein, wie der Ausdruck damals in der Denkschrift 1886/87 treffend benutzt wurde. Es wurde damals in dieser Denkschrift, die ich hier vor mir habe und aus welcher ich mir er— lauben werde, den Herren einige kleine Sätze vorzulesen, über das Alter der Schiffe und über die Brauchbarkeit der Schiffe in einem gewissen Alter Folgendes gesagt:
Der Flottengründungsplan
vom Jahre 1873, ist hier gemeint
setzt für ein hölzernes Schiff 16, für ein eisernes 30 Jahre Lebens⸗ zeit an.
Nun kommt die Sache:
Die letztere Zahl ist, wie unsere bisherigen Erfahrungen bewiesen haben, erheblich zu hoch gegriffen; man könnte an sich wohl die Lebenszeit des eisernen Schiffes noch höher taxiren, wenn nicht, wie oben angeführt, seine militärische Invalidität schon früher einträte.
Meine Herren, diese militärische Invalidität um die ist es eine ganz eigene Sache. Das Schiff ist nicht in der Substanz ver— braucht, aber es ist militärisch verbraucht, weil man einem alten Schiffe nicht mehr nachträglich diejenigen Offensivwaffen und Ver— theidigungsmittel geben kann, welche ein neues Schiff hat und für sich beansprucht. Es ist unmöglich, dem Schiff — wenn ich zunächst von der Widerstandskraft rede einen anderen Panzer zu geben, einen stärkeren Panzer, als es hat, in einem gewissen Alter; denn das Deplacement ist auf das Gewicht des Panzers berechnet. Die Aufstellung einer Armirung anders als sie im Plan ursprünglich gedacht ist, würde außerordentliche Schwierigkeiten machen. Man wird dem Schiffe keine Maschinen und Kessel geben können, die es in seiner Geschwindigkeit erhöhen. Kurz und gut, man wird dem Schiffe nicht diejenige militärische Eigenschaft beilegen können, die es der Zeit gemäß haben müßte. Deswegen heißt es: Das Schiff ist militärisch invalide; es kann also der Schlachtflotte nicht in den Kampf folgen; es ist kein Factor, mit dem wir in der Schlacht rechnen können, es fällt für uns also aus.
Nun ist in dieser Denkschrift Folgendes gesagt — ehe ich auf diesen Satz übergehe, möchte ich noch etwas vorausschicken. Es ist gesagt worden mit vollem Recht von dem Herrn Vorredner: Wenn wir diesen Ersatz bewilligen, so binden wir uns damit in keiner Weise für die Zukunft; es bleibt uns immer noch freigestellt, bei der nächsten Forderung für ein altes Schiff zu überlegen, ob es an der Zeit ist, oder ob wir überhaupt darauf eingehen wollen. Die Marineverwal⸗ tung hat in ihren Erläuterungen für diesen ‚Ersatz Preußen“ auch in keiner Weise darauf hingewiesen, was sie nun in Zukunft mit den andern Schiffen zu thun gedenkt. Ich bin aber in der Commission in der Lage gewesen, auf Anfrage und behufs Motivirung dieser Schiffe zu sagen, daß unsere Marineverwaltung nicht in der Lage ist, nur mit dem Augenblick zu rechnen, daß sie nicht mit der Gegenwart bloß sich abgeben kann, sondern daß sie auch einen Blick in die Zukunft werfen muß. Sie muß sich klar machen, wie sie den Bedarf an Schiffen dauernd erhalten kann. Da habe ich denn gesagt: Man ist zur Forderung dieses Ersatzes nicht bloß gelangt aus Rücksichten auf die Nothwendigkeit
Schwächen des Alters zu leiden. Und dieses Schiff steht nicht allein, es hat noch vier andere Genossen, die gleichen Alters sind, Schiffe, die Ende der 60er und mit Beginn der 70er Jahre vom Stavel gelaufen sind. Nun hat sich die Marineverwaltung gesagt: für den Fall, daß der Reichstag gesonnen ist, der Marineverwaltung darin beizustimmen, daß alte Schiffe, wenn sie verbraucht sind, durch neue ersetzt werden müssen, für diesen Fall muß der Reichstag auch Aus— kunft erhalten, wie denn die Marine sich überhaupt ein Bild aus— malt über den Ersatz alter Schiffe, und da habe ich gesagt: dies ift der Anfang, die anderen werden entsprechend ihrem Alter und ihrem Verbrauch folgen. Es ist dies ja nun von nervösen Herren der Commission so aufgefaßt worden, als ob der Staatssecretär der Marine wieder einen Flottengründungsplan, der ungefähr 109 Millionen kosten würde, in der Tasche hätte, daß dies eine Ankündigung für eine ungeheuere uferlose Vermehrung der Flotte sei. Davon ist natürlich gar keine Rede. Ich habe mich, wie die Herren der Commission das bezeugen können, ausdrücklich. dagegen verwahrt, daß mit dieser Be⸗ gründung des „Ersatzes Preußen“ irgend wie beabsichtigt sein soll. den Reichstag für die Zukunft zu binden. Ich habe nur gesagt: dieses Schiff, „Ersatz Preußen“ ist nicht loszulösen von den übrigen Schiffen, die ihm zur Seite stehen, es ist nicht als solches allein zu betrachten, sondern wir müssen den ganzen Stand der Marine uns vor Augen halten, und danach einrichten. Nun sagt die Denkschrift⸗ Aber, wenn man mit den Ersatzbauten nicht zeitig beginnt, würden sie sich nach Verlauf einiger Jahre so häufen, daß der Geldwerth und die Arbeitsleistung schwieriger aufzubringen sein würde, ab= gesehen davon, daß die militärischen Anforderungen den Ersatz ver= alteter Schiffe durch moderne durchaus bedingen. Weiter ist zu berücksichtigen, daß die Bauten von Kriegsschiffen heutzutage ungleich theurer wären als vor 20 Jahren.
Meine Herren, also auch schon in dieser Denkschrift von 1886/37, die meines Wissens die volle Zustimmung des hohen Reichstags ge⸗ funden hat, und von der, soviel ich mich erinnere, allseitig anerkannt worden ist, daß die Unterlagen dieser Denkschrift durchaus zu acceyp⸗ tiren seien, in dieser Denkschrift ist ganz klar und deutlich für jedermann, der es lesen und verstehen will, ausgesprochen, daß man, wenn man an den Ersatz denken will, es vorzeitig thun muß, damit man nicht mit einem Male sich davon überraschen läßt, daß eine Anzahl älterer Schiffe da ist, die man gleichzeitig ersetzen muß, wenn man den Bestand der Marine nicht schädigen will. Also von diesen Voraussetzungen ging auch die Reichs⸗Marineverwaltung jetzt aus. Es kann gar kein Zweifel darüber bestehen, daß mit Ablauf dieses Jahrhunderts bezw. in den ersten Jahren des neuen Jahr⸗ hunderts von unserer Flotte fünf Schiffe abgängig werden, die unter keinen Umständen mehr zu den Valeurs zählen, sondern die im wahrsten Sinne Nonvaleurs sind, in jeder Beziehung ob olet sind, die einen Platz in der Kampfflotte nicht beanspruchen können. Dar über kann gar kein Zweifel mehr sein. Nun ist schon im Jahre 1873 der hohe Reichstag vollkommen damit einverstanden gewesen, daß die deutsche Flotte zum wenigsten 14 vollwerthige Panzerschiffe haben soll. Augenblicklich ist der Stand dieser Panzerschiffe auf 10 herab- gesunken, statt der 14 haben wir 10. Mit Eintreten der vier vorhin von mir erwähnten Schiffe werden es wieder 14 werden. Mit dieser Zahl 14 wollen wir uns begnügen, aber wir müssen immer sagen: 14, wie der Herr Abg. Hahn sich ausdrückte, ist eine so geringe Zahl, daß wir den Ansprruch erheben müssen, daß diese 14 vollwerthige Kriegs- schiffe sind.
Also, meine Herren, wenn Sie die Dinge in diesem Lichte betrachten, und ich glaube, daß ich hier gar nicht schön ge⸗ färbt und nichts outrirt habe, dann müssen wir doch zu der Ueberzeugung gelangen, daß dieser „‚Ersatz Preußen“ bier in diesem Marine-Etat für 1893/94 zweifellos einen sehr be⸗ rechtigten Platz einnimmt, und ich möchte Sie deshalb bitten, daß Sie dies auch anerkennen und, dem Antrage des Herrn Abg. Hahn folgend, für dieses Schiff die Summen bewilligen, die wir ein⸗ gestellt haben, daß Sie sich im allgemeinen mit dem Princip einver- standen erklären, daß, wenn die Zeit gekommen ist, alte Schiffe durch neue ersetzt werden sollen.
Es giebt drei Fälle, die hier in Betracht kommen. Der eine wäre der, daß der hohe Reichstag sagte: wir wollen überhaupt keine Schiffe mehr ersetzen. Das würde natürlich der Marine den Todes stoß geben; und ich bin fest überzeugt, daß keiner von den Herren des Reichstags diese Absichten mit der Marine hat; ich glaube, daß Sie ihr noch ein langes Leben gewähren wollen. Also diesen Fall schalte ich aus.
Jetzt kommt der zweite Fall. Die l Herren sagen: ja, wir wollen die Sache noch hinausschieben; es ist uns höchst unbequem, die finanziellen Verhältnisse verlangen es; wir wollen damit warten, bis mehr Geld da ist. Schön. Was wird da erfolgen? Diese Consequenz möchte ich Ihnen recht deutlich auseinandersetzen. Es würde dasselbe ein treten, was im Jahre 1889/90 von der überwiegenden Mehrheit des Hauses als ein ganz unerlaubtes Vorgehen betrachtet worden ist, die Marineverwaltung würde im Jahre 1897 98 vom hohen Reichstage den Ersatz von 5. Schiffen auf einmal fordern müssen. Ja, dann würde natürlich wieder ein Schrei der Entrüstung durch das Land gehen: Wie ist es möglich, daß nun auf einmal fünf große Schiffe gefordert werden; ist das nicht eine Nachlässigkeit, konnte man nicht früher dafür sorgen, daß der Ersatz schrittweise erfolgen konnte? Um diesem Vorwurf auszuweichen, haben wir den Ersatz Preußen bier eingestellt. Denn, meine Herren — was damals mit Recht herwer⸗ gehoben wurde — vier Schiffe von gleichem Typus auf einmal zu bauen, das ist kein richtiges Vorgehen. Es ist ganz zweifellos, daß der Fehler, den der eine Bau hat, bei dem andern auch vorhanden ist. Und wenn offenkundig wird, was das Schiff leistet, dann siebt man, es sind vier Geschwister vorhanden; das eine gleicht dem andern wie ein Ei dem andern, und sie haben alle dieselben Fehler. Dag würden wir hier vermeiden. Wir sind mit unseren Bauten soweit
für die Erneuerung dieses Schiffes, sondern auch in Hinblick darauf,
daß ein sehr wesentlicher Theil unserer Flotte bereits anfängt, an den
vorgeschritten, daß dieses Schiff ‚Ersatz Preußen“ voll profitiren