nimmt an, daß bei Ausbruch der ehen Pest, die von 1699 bis 1700 in Venedig wüthete, die Republik weitere Beerdigungen an jener Stätte verboten habe. Andere behaupten im Gegentheil, die Republik habe gerade aus hygienischen FRücksichten die Beerdigung in . abseits vom Centrum der Stadt gelegenen Kapellen? an' geordnet.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Gestern Abend begann Herr Fr. Mit terwurzer sein Gastspiel als Mephistopheles in Goethes Fau st!. Der Darsteller zeichnet sich glei aß durch die stets fesselnde Eigenart der Auffassung seiner Rollen und durch die Vielseitigkeit der Gestaltungskraft aus. Mitter— wurzer spielt mit gleicher Leichtigkeit den liebenswürdigen, lustigen Conrad Bol; in Freytag's ‚Journalisten', wie den von teuflischer Bosheit erfüllten Franz Moor; er stellt gewandt die mächtige, eherne Gestalt des Dietrich von Quitzow und die philosophirende Spott⸗ geburt des Mephisto auf die Bühne. Daß ihm alle Gestalten gleich groß und gut gelingen, wäre zuviel verlangt; aber der Künstler vermag jeder eine interessante und um mindesten eine unterhaltende Seite abzuge⸗ winnen. Dem Mephisto hatte er verschiedene Gesichter verlichen; er zeigte anfangs einen lustigen Teufel, der mit spöttischem Wohlbehagen sich selbst und andere parodirt; in der zweiten Hälfte des Abends wird sein Mephisto aber unwirsch, gallig, brutal, als Fausten's Geistesflug sich nicht willig seinen Absichten anpassen will. Der philosophische
Gehalt des mephistophelischen Geistes, der stets verneint, drang am schärfsten in der ersten Scene durch, als der gefangene arme Teufel den Ausweg sucht. Die Schülerscene wurde gleich auf dreiste Ironie angelegt, auch da, wo er noch trockenen Tones hätte dociren sollen; eine Schlußsteigerung suchte der Darsteller durch ein noch lebhafteres Spiel der Hände und der Mienen hervorzubringen. Trefflich paßte die teuflische Ironie in die Dexen⸗ küche hinein; ein satanisches Wohlbehagen schien von dem Satan auszustrahlen, als er sich in dem Stuhl der Hexe streckt und inst den Kleinen und der Hexe freche Späße treibt; man merkte, der Teufel war zu Haus. Die Scene in Auerbach's Keller spielte Mitterwurzer mit vornehmer, spöttischer Laune, desto derber trieb er es dafür in der Gartenseene mit Marthe, als ob er die Derbheit und Niedrigkeit von Marthen's Charatter versifliren wollte; aber selbst dieser Creatur gegenüber wäre die freche Unverblümtheit noch beleidigend gewesen. Von da ab stellte Mitterwurzer die eynische Kälte, die grimmige Ungeduld des Satans in den Vordergrund. Jede Sinnezänderung, jede Verstimmung zeichnete der Künstler interessant und fesselnd, aber der Gestalt fehlte der große allgemeine Zug, das geistige Band, das aus den vielen Theilen ein lebendiges Ganze macht. An Beifall fehlte es dem Gast so wenig wie den anderen mitwirkenden Künstlern, von denen jeder seinen Platz in anerkennens⸗ werther Weise ausfüllte.
. Sing⸗ Akademie.
Der junge Pianist Herr Anton Förster, der in Leipzig seine Studien bei Martin Krause gemacht hat, gab gestern ein Concert mit dem Philharmonischen Orchester, in welchem er zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum erschien. Das Concert von Beethoven (Gä4dur) spielte der sehr begabte Künstler mit großer technischer Sicherheit und sehr eingehendem Verständniß, wenn auch im Anfang eine ewisse Unruhe seinem . anzumerken war. Die ganze Bravour feiner Virtuosität kam aber erst in dem schwierigen und sehr genial compo⸗
nirten Concert von H. von Bronsart (dem Theater Intendanten in
Wetterbericht vom 18. März, 8 Ubr Morgens.
Benutzung der Sudraka. In
höchsten Befehl:
Stationen. Wind. Wetter.
Bar. auf 0O Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.
NMullaghmore I69 SSW 1 bedeckt Aberdeen. ]765 UW alb bed. — Christiansund 55 ONO 4 Schnee Kopenhagen. 755 . Stockholm. 746 N 6 Schnee ̃ aranda 744 NW 2 wolkenlog — 12 t Petersburg 746 WSW 1 bedeckt — Moßkau ... 748 1 Regen ü Gort. Queens town... 69 MMW 3 wolkig Cherbourg. Il.66 1 h bedeckt lder...., 61 RMB 7 Schnee vlt.... 54 WMW H halb bed.) mburg. 65 WNW 4 halb bed) winemünde 749 S h wolkig?) Neufahrwasser 749 2 halb bed. ) m, 46 2 bedeckt?) . . 2 bedeckt künfter. 758 S 4 bedeckt Karlsruhe. 763 4 wolkig 9) Wiesbaden. 1.61 2 bedeckt München.. 762 halb bed.) Chemnitz.. 764 3 Schnee
Schnee
Hexe. Oper in
Regisseur Tetzlaff Anfang 7 Uhr.
Freitag: Der Nantzau. Die grin. Montag:
, 4wolkige) studirt: Ein Lustspiel. 4 wurzer, als Gast.
1 halb bed. Jrerlaꝛr = , öl ü bedett. Ile d Air.. 68 MMO X wolkenlos . H Iwolkenlotz Trleft ... 7566 ONO 3 heiter
Nachts. Schneeböen. ) Nachts Schnee, bsöig. Y, Gestern und Nachts Schneeschauer. 5 Nachts feiner Schnee. 6) Nachmittags Regen, Schnee und Vagel bei Sturm. ) Nachts Schnee. Mehrfach Schneeschauer. Uebersicht der Witterung. e
Eine Theildepression liegt an der Südküste 93g ö. De Schwedens, in Wechselwirkung mit einem vorm 2 iar * Kanal lagernden barometrischen Maximum starke bis ang 9. stürmische Böen über der Nordsee und westlichen Ost⸗ see verursachend; auch im Binnenlande wehen böige, 666 starke westliche Winde. In Deutschland ist as
rößtentheils ist leichter Frost eingetreten; üherall a Niederschläge stattgefunden, meistens in Form von Schnee, theilweise fanden auch Graupelnböen statt. In Schottland herrscht außer in den west⸗ lichen Küstengebieten Frostwetter. Schneehöhe zu Rügenwaldermünde 2, Hamburg 1, Cassel 4 (im. ; Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern— haus. 70. Vorstellung. : mantische Oper in 3 Aeten von Carl Maria v. Weber. Dichtung von Friedrich Kind (nach der gleichnamigen en sun, von August Apelg). Neu n Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapell meister . Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 77.
Drama in 5 Aufzügen von Emi
Montag: Der
Sonntag:
ohl, mit freier
Dann ver) zur Geltung. Dies Werk, dessen erste Aufführung vor zwei Jahren mißlang, konnte erst in dieser e, und sehr vortreff⸗ lichen Wiedergabe zu seinem vollen Nechte gelangen. Die beiden HYaupt⸗ sätze enthalten originelle Motive und sind fehr klar in der Durchführung Behalten, während das Adagig durch feine reizenden Cantslenen feffelt. Der schöne Blüthner' sche Concertflügel kam der Ausführung sehr zu statten. Am Schluß des Abends spielte der Concertgeber noch zwei Klapiersoli von Lift. Allen seinen Vorträgen folgte lauter und wohl verdienter Beifall. Das von Herrn erfurth geleitete Orchester, welches noch die Ouverture zur ö erflöte! von Mozart und Schumann Abendlied“ für Streichorchester zu Gehör brachte, leistete wiederum sehr Tüchtiges. = Saal Bechstein.
Der Pianist Herr Max J Pauer, der sich hier schon öfter mit Erfolg hören ließ, gab am Donnerstag einen Klavierabend, welchen er mit Mendelssohn's Präludium und ö kErmoll (im Jahre 1838 componirt) eröffnete. ie stets an seinem Spiel anerkannte Sauber⸗ keit und die geschmackvolle, höchst interessante Art seines Vortrags kamen der Wirkung des Stücks sehr zu statten. Ein gleiches Lob verdient die Ausfü rung der Sonate von Brahms (op. 1), des Andante (Fur] von Beethopen und mehrerer Stücke von Schu— mann, Chopin, Meszkowski und Liszt. Reicher Beifall folgte jedem Musiktstück. ;
Der Baritonist Herr A. van Eweyk aus Holland gab gestern ein, Concert, in welchem er verschiedene Gesänge von Gagliano, Paisiello, Schubert, Schumann, Franz und anderen zu Gehör brachte; Seine fehr klangvolle und bis auf einen etwas unsicheren Tonanfatz gut geschulte Stimme ist vereinigt mit lebendiger und geschmackvoller Vortragsweise, durch welche ‚Blondel's Lied' von Schumann, „Im Herbst! von Franz, „Sonnige Stunde“ von Berger und vier Duette bon Brahms, in denen die Altistin Fräulein Freuden feld erfolgreich mit- wirkte, ins günstigste Licht gesetzt wurde, sodaß das Publikum sich zu lebhaften BHeifallsbezeugungen angeregt, fühlte. Der Pianist Herr Hanz Brüning, der sämmtliche Gesänge begleitete, trug außerdem noch einige Solostücke vor, in denen er sich als ein tüchtiger Pianist be währte; nur in seiner Begleitung störten einige Härten des Anschlags.
Im Königlichen Opernhause wird am Montag (fünfter und letzter Gesellschaftsabend, Anfang 7 Uhr) Der Freischütz“ gegeben. Am 27. März findet eine Aufführung von Gluck z „Drpheus und Eurydike“ statt und für den 29. März ist Beethoven's Fidelio! in Aussicht genommen. Rubinstein's Oper „Unter Räubern“ geht im Verein mit dem Ballet ‚Die Rebe“ in der ersten Aprilhälfte in Scene. Rubinstein wird feine Oper selbst dirigiren.
Im Königlichen Schauspielhause i Friedrich Mitter⸗ wurzer am Montag sein Gastspiel als König Philipp in „Don Carlos“ sort. Am Donnerstag findet die erste Aufführung von dem nach dem Englischen des Gilbert von Meery frei bearbeiteten Genre— bilde „Tortsetzung folgt‘, statt. Gleichzeitig geht „Gin Lustfpiel« den Benedir neu einstudirt in Scene. In beiden Stücken spielt Mitterwurzer. Für Sonntag, Dienstag und Freitag sind Aufführungen von „Vasantasena“ anberaumt. ;
Im Deutschen Theater wird in dieser Woche der Schwank »Hwei glückliche Tage! morgen, Diens tag, Donnerstag und Senn abend gegeben, „Der Talisman“ gelangt am Montag, Mittwoch und Freitag zur Aufführung.
Im Berliner Theater findet am Freitag bei aufgehobenem Abennement die erste Aufführung von Shakespegre'z Viel Lärm um Nichts‘ mit Nuscha Butze und Ludwig Barnaäy in den Hauptrollen
ö 7 Max Grube. Anfang 7 Uhr. Montag: Opernhaus. 71. Vorstellung. Auf Aller—
nach Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, überfetzt von Mary von Borch. In Seene gesetzt vom Ober⸗ ; J. Dirigent: Kapell meister Dr. Muck. Dienstag: Der wilde Jäger.
, ,,. 79. , , Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, an en, .. ; 9 nus ö ;. Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sonntag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um Sudralg. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang ?7 Uhr.
Schauspielbaus. Mittwoch: Geschlossen. Donners⸗ tag, zum 1. Male: Fortsetzung folgt. Neu ein—
——— Neutsches Theater. Sonntag: Zwei glüct. ) Nachts harte Schneeeböen. 2 Gestern und liche Tage. Anfang 7 Uhr—
Dienstag: Zwei glückliche Tage.
Berliner Theater.
23 8 ĩ Abends 7 militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von X. t, Der Outtenbefitzer , Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco—
ig. An- rationen und Kostümen. — Hierauf: Zum 87. Male:
Kaufmann von VBeuedig. An . , . e ii ö e a .
zien stag: Uri (Ludwig Barne egel. usik von R. Mader. Der choreogr. Thei
Dien tztag: Uriel Aeosta. (Ludwig Barnay) bon eg 4 Hare , r e , duch len ,.
ö . Sensati ; .
f ( . Lessing · Theater. Sonntag: Zum 2. Male: Anfang her uz undlach. (Sen sationeller Grfolg)
etter veränderlich und allenthalben kälter. Die Tragödie des Menschen. Anfang 73 Uhr.
Montag: Heimath.
Dienstag: Die Tragödie des Meuschen.
Wallner Theater. Sonntag: Die Rosa—⸗ Dominos. Anfang 71 Uhr.
Montag: Der Probepfeil.
Dienstag: Die Drientreise.
Voranzeige. Donnerstag, 23. März: 1. Gastspiel von Hedwig Niemann. Eyprienne. — A tempo. a
Preise unverändert. Vorverkauf von Montag ab
Der Freischütz. Ro. an der Tages kasse. kö
orstellung. VBasantasena. von Carl Millöcker. Anfang 7 Uhr. 6p Montag: Der Bettelstudent.
morgen Abend rolle, morgen
Hartleben zur er festgesetzt: Mont Am Donnerstag,
Victorien Sardo
einschließli
Scene.
Donnerstag: Fi
Goldlotte! Theaters, d Stückes von Ed.
von „Goldlotte“
Händen, am Di Baronin Ruth“
am Montag wird Der Dienstag splelt Ludwig Barngy den Uriel Acosta, am Mittwoch wird er als Verblay im „‚Hüttenbesitzer auftreten, während am Donnerg. tag das Lustspiel ‚Der Veilchenfresser wiederholt wird.
Die Tragödie des Menschen⸗ wird im Tef fin g⸗Theater morgen, am Dienstag. Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend wieder⸗ holt werden. Am Montag und Freitag gelangt Hermann Suder⸗ mannes. Schauspiel „Heimath! zur 3 Osterfeiertag bereitet das Lessing-⸗Theater eine Matinge por, bei welcher die dreigctige Komödie „Hanna Jagert' von Otto Erich
Acten von Rich. Gene und F. Zell, Musik von H. Dellinger, in
stͤtt, Diel. Vorstellung wick an Sonnabend wieberjolt werben;
geht Hamlet! mit Ludwig Barnay in der Titel! Nachmittaᷓz Der Hüttenbesttzer ⸗ in Scene, eaufnnsn⸗ von Venedig! gegeben. Ani
tellung. Für den ersten
sten Aufführung kommen soll.
Im Wallner-Theater ist der Spielplan der Woche wie folgt
ag; .Der Probepfeil“: Dienstag: Die Srientreife“;
Mittwoch: „Die Rosa⸗ Dominos; Freitag: . Die Großstadtluft n.
Sonnabend und Sonntag finden die schon ange⸗
kündigten Gastvorstellungen von Hedwig Niemann statt, welche in dem einaetigen Schauspiel A tempo“ von Erwin Montecorboll und in
us Lustspiel „Cypriennen, welches bei diefer Gelegen
heit zum ersten Mal im Wallner⸗Theater' zur Aufführung gelangt, an allen drei Abenden auftreten wird. ⸗
Im Friedrich WilUhelmstädtischen Theater wird bis nächsten Freitag Der Bettelstudent⸗ gegeben. Ar Sonnabend geht zum ersten Male Capitän Fracassa“, Dperette in
Der Spielplan im Krollischen Theater ist für die laufende Woche aufgestellt wie folgt; Sonntag: „Fra Diavolo, Montag: Die Nachtwandlerin“ (Amine: Frau Nevada als letztes Auftreten), Dienstag: ‚Der wilde Jäger“. Mittwoch: Der Troubadour“,
delio. (Legnore; Frau Moran.-Olden a. G.), Freitag?
Silvana‘, Sonnabend: Don Pas guafeV.
heißt die nächste Neuheit des Adolph-⸗Ernst⸗ ie mit Benutzung eines älteren Mannstädt'schen Jacobson bearbeitet worden ist. Von der gegen—
wärtigen Repertoireposse Modernes Babylon“, die bis zur Premiere
ausschließlich den Spielplan beherrschen foll, findet
morgen die vorletzte Sonntagsvorstellung statt.
Mit Ende dieses Monats beschließt das Wiener Ensemble im Thomg s Theater sein Gastspiel. Morgen ist die vorletzte Sonn— tagsvorstellung des Ensembles mit der Posse „Ihr Corporal“).
Im Neuen Theater wird morgen „Adrlenne Legoupreür“ mit Fräulein Barkany, am Montag „Der Phonograph“ und „Kleine
enstag und Mittwoch „Tosca“, am Donnerstag gegeben.
Für das Concert der jungen Violin ⸗Virtuosin Fräulein Jrene dan Brennerberg gus Kopenhagen im Saal Bechstetn am Dienstag, Abends 79 Uhr, hat die Ältistin Frau Anna Groos Weck⸗ warth ihre Mitwirkung zugesagt.
Im Concerthaufe findet am Montag ein Concert des St. Thomas⸗Kirchen-Chores zum Besten des „Frauen⸗Vereins zu St. Thomas“ unter Mitwirkung der Concertsängerinnen Frau Alt- mann, Fräulein Paoli und des Baritonisten Herrn Kaiser statt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
Dichtung des altindischen Königs Sonnabend, 25. März: Zum
Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Capitän Fracassa— Neu! Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Gene. Muftk von R. Dellinger.
5. u. letzter Gesellschafts Abend. Der
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Anfang 7 Ühr. Kroll s Theater. Sonntag
Freischütz. Sonnabend: ie
Puppenfee. Sonntag: Lohen⸗ ; Orpheus und Eurydike. Weit in achtzig e ee
in 3 Acten von E. Labiche.
Talisman.
Weinberger. Inscenirt durch den Sonntag: Nachmittags Binder. Dirigent: Kapellmeister
meister
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Görß. Musik von G. Steffens. Montag: Dieselbe Vorstellung.
Chausseestraße 25.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
den) er. Direction: Freischüttz. Romantische Oper in 3 Acten pon kJ, Die beiden Far! Maria v. Weber. Dichtung von Friedrich Kind , (om pine ö. (nach der gleichnamigen Erzählung August AÄApels). Schwant n 3 Atten von Fehdeau Veu in Scene gesetzt vom Ober -Regisseur Tetzlaff. Fcutsch v . 8 Jachbfon Dirigent; Kapellmeister Weingartner. Anfang 7ü Ühr. von CG . a enk ö Anfa g, fh Schauspielhaus. 75. Vorstellung. Don Carlos, vo nn, nnr, snsang . Uhr. U Jufant hon Spanien. Trauerspiel in 5 Auffügen von Schiller. (König Philipp: Herr Friedrich Mitter— wurzer, als Gast. ! Dienstag: Opernhaus. J72. Vorstellung. Die Anfang 7 Uhr. . . 3 Aeten von August Enna. Text Montag: Dritte populäre Vorstellung und letztes Gastspiel von Sgra. Emma Nevada. Die Nacht wandlerin. (Amine: Sgra. Nevada.)
Fra Diavolo.
Victoria Theater. Belle. Alliancestraße 7/8.
die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus stattun g stirt mit Ballet in 9 Acten gd Bildern) a , , erh , ndr, e se, e, gr Ktapell,. Dennerstesg, Diamileh; Bajazzi. ömhnhnt n geht de. KÄnfang 75 Uhr.
Montag und folgende Tage: Die Reise um die
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 41H). (Herr Friedrich Mitter⸗ Sonntag: Adrienne Lecouvreur. Schauspiel in ) Freitag: Vasantasenga. Sonn⸗ 5 Acten von Scribe und Legoubé. (Frl. Barkany a. G.) abend: Fortsetznng folgt. Ein Lustspiel. Herr Anfang 75 Uhr. Friedrich Mitterwurzer, als Gast) Sonntag: Wil helm Tell. (Herr Friedrich Mitterwurzer, 4. G.)
Montag: Der Phonograph. Schwank in 3 Acten von A. Bisson. Hierauf: Kleine Hände. Schwank
Theater Unter den Linden. Zum 66. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl
Adolph Ernst Theater. Sonntag (vorletzte Sonntags⸗Aufführung): Zum 81. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobfon und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G.
von Adolph Ernst. Anfang 71 Uh
Thomas - Theater. Alte Jakobstraße Nr. z0. . ; ; Sonntag: Gesammt-Gastspiel des Wiener Eu⸗ Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. fem bia unter Kelng ben lrectors Franz Josef
Graselli. Zum 9. Male: Ihr KorporaJ. et Der Bettelstudent. Operette in mit Gesang in 5 Acten von Carl Tosta. Musik 3 Acten von F. Zell und Richard Gene. Musik von Carl Millöcker. Anfang 74 Uhr.
1. Male: Neu!
Sigmund Lauten⸗
malęzr é 1ui.) und Desvallisres. In Seene gesetzt
Sonntag:
artist. Leiter Ed. A. Ferron. Die
In Seene gesetzt t.
Urania, Anstalt für vollsthumliche Naturkunde
Am Landes Ausstellungs⸗ Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 . beh
Concerte.
Conrert aus, Leipzigerftraße 48. Sonntag: Karl Mender Concert. Anfang 6 Uhr.
Montag: Concert des St. Thomas⸗-Kirchen⸗ Chors zum Besten des Frauen-Vereinz zu St. Thomas“ unter gütiger Mitwirkung der Concert⸗- sängerinnen Frau Altmann und Frl. Paoli und des Baritonisten Herrn Kaiser. Anfang 7 Ühr,
Mitwirkung der ehmann.
Circus Ren (Carlstraße.) Sonntag: 2 große
Vorstellungen. In beiden Vorftellungen: Auftreten?
sämmtlicher. Künstlerspecialitäten ersten Ranges, sowie Vorführen und Reiten der bestdressirten Frei⸗ heits⸗ und Schulpferde. Nachmittags 4 Uhr (ein Lind unter 10 Jahren frei). Zur Belustigung der Jugend besonders gewähltes Programm. Zum Schluß: Die lustigen Heidelberger. Abends
75 Uhr: , Gin Künstlerfest. wg
Große Ausstattungs Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht. und Wassereffeeten und auf das Glänzendste inseentrt dom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge—= sammten Personals. Neue Cinlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. R= Kinder Orchester neu bösetzt, neue Musik. mn Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant Feuerwerk.! — Außerdem u. a.. Mr. James Filltz mit dem Schulpferde . Germinal“. ;
Montag, Abends 76 Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.
1 / / ö Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elfriede Gundermann mit Hrn. Lieut. Fuhrmann Gutschdorf Jauer).
Gebaren; Ein Sohn: Hrn. Landrath von, Basse (Hagen i. W). — Hrn. Hans von Choltitz (Wiese — gräflich)h. — Gine Tochter: 6.
Regierungs Assessor Lohmann (Berlin). — rn. Prem. -Lient. Grafen von der Asseburg (Berlin). — Hrn. Gymnasial⸗Oberlehrer Rotter (Breslauz.
Gestorben: Hr. Kanzlei⸗Rath Wilhelm Richter (Berlin).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Nerddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin ö Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließ ich Bzrsen⸗Beilage).
zum Deut chen Reichs⸗Anz
M 62.
Erste Beilage
Berlin, Sonnabend, den 18. März
— ar. 8 ——
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1893.
Deutsches Reich. Rüben⸗-Verarbeitung sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiet
im Monat Februar 1893.
Zahl
der ö. ; Zucker⸗ Ver waltung s⸗ Bezirke. Fa⸗ briken, Steuer⸗Directiv. Bezirk die Steuer⸗Directiv⸗ Bezirke.) Rlhen verarbeitet haben.
Verarbeitete von ausländischem
1. Einfuhr II. Ausfuhr von inländischem Zucker
Zucker in den freien der Klasse:
Rüben⸗ Verkehr.
. mengen. Raffinirter,
! b. ͤ C. ; Rohzucker. ö c Zucker.
des Gesetzes vom 31. Mai 1891.
Ostpreußen Westpreußer Brandenburg Pommern Posen. Schlesien n, Schleswig⸗Holstein Hannover Westfalen HYessen⸗Nassau Rheinland
100 kg netto. 1
24 220
47 530
/
12 300
0
Bayern Sachsen. Württemberg Baden
Hessen Mecklenburg Thüringen Oldenburg Braunschweig Anhalt Lübeck. Bremen Hamburg Elsaß⸗Lothringen
Luxemburg
48 856 10 924
57 ig
l 138 961 ö
176 290 115 os
ö
. , Hierzu in den Monaten August 1892 bis Januar 1893.
147423 2 ? 245 936 198 209 2116 7747729 J 20907 957 1206281 26236
Zusammen August 1892 bis Februar 1893 2 9)2
In demselben Zeitraum des Vorjahres
) Die Abweichung von der vorjährigen Uebersicht beruht auf
Berlin, im März 1893.
saiserliches Statistische
MN 895 152 2342993 1404481 28 352 94 889 022 19869 72921 727 *)1 246093 ) 23 179
nachträglich eingegangenen Berichtigungen.
Amt. von Scheel.
XVersonalver änderungen. Königlich Preuszische Armee.
Offiziere, Portepee Fähnriche zc. Ernennungen, Reförderun gen und Versetzungen. Im activen Heere. Berlin, 11. März. Graf v. Beroldingen, Königl. württemberg. Pr. Lt. a. D., bisher à 1a suite des Ulan. Regts. König Karl (1. Württemberg.) Nr. 19 und commandirt zur Dienftleistung bei dem 2. Garde ⸗Ulan. Ngt., in der Preuß. Armee und zwar als Pr. Lt. mit einem Patent vom 15. Februar 1888 bei dem 2. Garde⸗Ulan. Regt. angestellt. .
BHerlin, 13. März. Graf v. Hessenstein, Lt. zur See a. D., zuletzt von der Res. des See⸗-Offiziereorps, bis zum 17. d. M. Lt. in der 18. d. M. in der
— 6 8. —
CL. 2 NR 638. bis zun 17. d. in der Schutztruppe für Deutsch⸗ Ostafrika, mit dem 18. d. M. in der Armee und zwar als Sec. . mit seinem Patent bei dem Füs. Regt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg;) Nr. 35 wiederangestellt. Militär⸗Justizbeamte.
Durch Verfügung des General⸗Auditeurs der Armee. 15. März. Dr. Aulhorn, Justiz⸗ Rath, Div. Auditeur bei der 20. Div., zur 1. Garde⸗Inf. Div., Bauer, Div. Auditeur bei der 10. Dir., zur 20. Div., Esche, Garn. Auditeur zu Glatz, als Div. Auditeur zur 10. Div., sämmtlich zum 1. April d. J. versetzt.
Beamte der Militärverwaltung.
Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 3. Fe—⸗ bruar. Schwanke, Kasernen⸗Insp. in Neubreisach, zum Gärn. Verwalt. Insp. ernannt.
6. Februar. Scholz, Kasernen⸗Insp. auf dem Art. Schieß⸗ platz bei Hagenau, auf seinen Antrag zum J. Juni 1893 mit Penfion in den Ruhestand versetzt.
14. Februgr. Hantke, Kasernen⸗Insp. in Köln, auf seinen Antrag zum 1. Mai 1893 mit Pension in den Nuhestand versetzt.
17. Februar. Ney, Garn. Verwalt. Insp. in Wandsbeck, nach Krotoschin, Baumert, Kasernen-Insp. in Saarbrücken, nach Wandsbeck, Rademacher, Kasernen⸗Insp. in Metz, nach Saar brücken, — versetzt. Schmitz, Militäranwärter, als Kasernen⸗-Insp. in Köln angestellt. . ;
22. Februar. Schultz, Militäranwärter, als Kasernen-Insp. in Königsberg i. Pr. angestellt. ö.
28. Februar. Zaar, Baurath, Garn. Bau⸗Insp. in Berlin (Baukreis südlich von Berlin), nach Magdeburg versetzt und mit Wahrnehmung der Geschäfte des Intend. und Bauraths der Intend. IV. Armee Corps beauftragt. . .
6. März. Hengstenberg, Intend. Seeretär von der Intend. des XV. Armee⸗Corps, Stock, Intend. Secretariats⸗Assist. von der Intend. des V. Armee⸗Corps, zum J. April 1893 zur Intend. III. Armee⸗Corps, Hoffmann, Kasernen⸗-Insp, in Königsberg i. Pr., auf seinen Antrag zum 1. Juli 1893 mit Pension in den Ruhestand, — versetzt. . ö
7. März. Sabin, Garn. Verwalt. Insp. in Lissa, auf seinen Antrag zum 1. April 18953 mit Pension in den Ruhestand, Zantopf, Kasernen-Insp. in Kofel, nach Lisfa, Heiß ler, Kasernen⸗ Insp. in Breslau, nach Kosel, — verfetzt. ;
8. März. Gebauer, Rechnungs⸗Rath, Bekleidungsamts⸗Rendant vom 1. Armee Corpt, zum VII. Armee, Corps, Ermisch, Bekleidungs⸗ amts- Rendant vom VII. Armee, Corps, zum J. Armee-Corps, — belde zum 1. Juli 1893 persetzt.
J. März. v. Salisch, Zahlmstr. vom 3. Bat. Magdeburg. Füs. Regts. Nr. 36, auf seinen Antrag zum 1. April d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt. Kir stein, Bekleidungsamts-⸗Nssistent auf Probe, beim 1V. Armee Corps endgültig angestellt.
aiserliche Marine.
Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Berlin, 13. März. Holländer, Maschinen— Ober-Ingen., zum Stabs⸗Ingen, Hempel J., Maschinen-Ingen. zum Maschinen⸗Ober-⸗Ingen, Hoffmann J., Maschinen⸗Unter⸗Ingen., zum Maschinen⸗-Ingen.,, Eiermann, Ober-Maschinist, zum Maschinen⸗ Unter⸗Ing., Trient, Vice⸗Seecadett der Ref. im Landw. Bezirk Hamburg, zum Unter-Lt. zur See der Ref. des See⸗Offizier⸗Corps, — befördert.
Abschiedsbewilligungen. Berlin, 13. März. Bechtold, Seecadett, zur Res. der Marine entlassen.
Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.
Berlin, 13. März. Graf v. Hesfenstein, Lt. zur See a. Q, Johannes il., Sec. Lt. a. D., — scheiden mit dem 17. März d. J. aus der Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika aus. Zugleich werden beide mit dem 18. März d. J. in der Armee, und zwar ersterer als Pr. Lt. der Res. des 1. Thüring. Inf. Regt. Nr. 31, vorläufig ohne Patent, letzterer mit seinem Patent als Sec. Lt. bei dem Füs. Regt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, — angestellt. ;
Dr. Widenmann, Assist. Arzt 1. Kl. a. D., bisher vom Inf. Regt, König Wilhelm J. (6. Württemberg.) Nr. 124, r. Wagner, Assist. Arzt 2. Kl. g. D., bisher vom Gren. Regt. König Karl 6H. Württemherg.) Nr. 123, beide mit dem 8. März d. J. der Schutztruppe für Deutsch⸗-Ostafrika zugetheilt.
Deutscher Reichstag.
69. Sitzung vom Freitag, 17. März 1 Uhr.
Die erste Lesung der Novelle zum Unterstützungs— wohnsitzgesetz wird fortgesetzt.
Ueber die Rede des Abg. Dr. Baumbach, der zuerst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vom Freitag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der
Staatssecretär Dr. von Boetticher:
Meine Herren! Nachdem die Redner der großen Parteien dieses Hauses sich über die Vorlage geäußert haben, ist es wohl an der Zeit, daß ich den Eindruck schildere, den die verschiedenen Ausführungen auf mich gemacht haben.
Ich kann ja mit der Aufnahme, die die Novelle zum Unter— stützungswohnsitz bei den Parteien des Hauses gefunden hat, recht zu⸗ frieden sein; alle Parteien, vielleicht mit Ausnahme der socialdemo— kratischen, sind mit der Tendenz der Vorlage einverstanden, und auch der Herr Vertreter der socialdemolratischen Partei hat sich wenigstens rücksichtlich einiger Punkte, deren Regelung die Vorlage in Aussicht nimmt, nicht ablehnend verhalten. Wenn der Wunsch ausgesprochen ist, daß bei dieser Gelegenheit der Versuch gemacht werden sollte, zu einer einheitlichen Regelung unserer Armengesetzgebung im Reich zu gelangen, so kann ich den Wunsch, daß man die Bestrebungen auf eine Ver— ständigung der einzelnen gegenüberstehenden Auffassungen fortsetzen möge, durchaus theilen, und ich sehne selbst lebhaft den Zeitpunkt
herbei, in welchem wir in Deutschland ein übereinstimmendes Armen— recht haben werden. Allein, meine Herren, ich habe zu den Aeuße⸗ rungen, die in dieser Beziehung gefallen sind, zunächst zu bemerken, daß der Herr Vorredner, der Abg. Dr. Baumbach, doch wohl etwas zu weit geht, wenn er die Frage ernstlicher Erörterung für werth erklärt, ob es noch zulässig sei, und ob es mit den Grundsätzen unserer Verfassung verträglich erscheine, wenn in einem deutschen Staat abweichend von den übrigen Bundesstaaten das Heimathsprineip in Geltung sei. Es ist ihm, als er diese Bemerkung machte, bereits entgegengehalten worden, daß die Aufrechterhaltung des Heimathsprincips in Bayern in dem bayerischen Reservatrecht ihre rechtliche Unterlage habe, und es ist garnicht zu bezweifeln, daß damals, als man das Unterstützungswohnsitzgesetz des Norddeutschen Bundes auf ganz Deutschland übertrug, Bundesrath sowohl wie Reichstag keine grundsätzlichen Bedenken dagegen gehabt haben, daß es bei der vertragsmäßigen Sonderstellung des Staats Bayern auf diesem Gebiet zu bewenden habe. Ich glaube auch nicht, daß der Herr Vorredner so weit hat gehen wollen, diesen Zustand als einen ungesetzlichen und der Verfassung widersprechenden hinzustellen; er hat nur sagen wollen, er müsse wünschen, daß die im übrigen Deutschland geltenden Grundlagen des Unterstützungswohnsitzwesens demnächst auch in Bayern zur Geltung kommen.
Was nun, meine Herren, die Anregung betrifft, bei dieser Gelegen⸗ heit eine grundsätzliche Aenderung der Armenfürsorge herbeizuführen, so bin ich der Meinung, daß es völlig aussichtslos sein würde, in diesem Moment den alten Streit wieder anzufachen, in welchem man in früheren Sessionen zu einem Friedensschluß nicht hat gelangen können. Ich verspreche mir von der Aufnahme der früheren Discussion zur Zeit garkein Resultat. Man kann ja durch Majoritäten vieles machen, aber man darf sich darüber nicht täuschen, daß man, möge man sich für das eine oder das andere Princip: für die Heimath oder für den künstlichen Unterstützengswohnsitz entscheiden, bei einem großen Theil der Bevölkerung Empfindungen, die doch auch ihre Berechtigung haben, verletzen wird, daß man Interessen verletzen wird, an denen man in den einzelnen Bundesstaaten mit großer Lebhaftigkeit festhält. Und das, meine Herren, wünschen wir zu vermeiden. Wir geben uns, wie ich das bereits bei früheren Gelegenheiten auszuführen die Ehre hatte, der Hoffnung hin, daß, je länger und je mehr die socialpolitische Gesetzgebung das geleistet haben wird, was wir uns von ihr versprechen, auch der Streit um das Princip der Armen⸗ unterstützung an Heftigkeit verlieren, das Interesse an der Festhaltung des lieb gewordenen Princips abnehmen wird. Dann werden wir leichter zu einer Verständigung über den Gegenstand des Streits kommen.
Wenn gestern der Herr Abg. Stolle die Meinung ausgesprochen hat, in Bezug auf die Armenbudgets der einzelnen Armenverbände sei bisher eine Wirkung der socialpolitischen Gesetzgebung nicht zu spüren gewesen, so ist diese Behauptung nach meiner Ueberzeugung und uach— weisbar unrichtig. Ich weiß nicht, wie der Herr Abg. Stolle diese Behauptung aufrecht erhalten will schon gegenüber der ganz allgemeinen Betrachtung: wo bleibt denn das Geld, das die Krankenkassen an die bei ihnen versicherten Personen in Krankheits⸗ fällen zahlen; wo bleibt die Unfallrente, die im Falle der Verunglückung des Arbeiters, der gegen Unfälle versichert wird, ausgewiesen wird, wo bleibt denn die Altersrente? Sind denn alle Empfänger dieser Renten und dieser Unterstützungen solche Leute, die auch aus eigenen Mitteln sich in den Fällen der Noth sichern könnten? Nein meine Herren, die Sache liegt gerade umgekehrt: es handelt sich in der Mehrzahl der Fälle um Personen, die, wenn sie nicht die Unter⸗ stützung aus der Krankenkasse, Berufsgenossenschaft, Versicherungs—⸗ anstalt empfingen, der Armenpflege rettungslos anheimfallen würden. Es liegt nur hier eine sehr interessante Darstellung der Wirkungen vor, welche in Berlin die socialpolitische Gesetzgebung auf die Armen— pflege der Stadt Berlin ausgeübt hat. Diese Arbeit ist verfaßt von einem höheren Communalbeamten, der auf diesem Geschäftsfeld thätig ist. Derselbe kommt zum Schluß seiner Betrachtungen zu Ueberzeugung, daß die Einwirkung der socialpolitischen Gesetzgebung auf die Entlastung der Armenpflege schon jetzt eine ganz unverkennbare sei, daß sie sich aber in Zukunft noch in weit höherem Maße geltend machen werde. Diese Arbeit ist aus dem Jahre 1891. Es ist darin die Statistik, abgesehen von dem Zweige der Altersversicherung, bis zum Jahre 1888 beigebracht. Da ergiebt sich beispielsweise, was die Krankenversicherung anbetrifft, daß die Hauskranken in Berlin, die von der städtischen Armenpflege versorgt werden mußten, vor Erlaß unseres Krankenversicherungsgesetzes 66 ½ der Civilbevölkerung der Stadt betrugen, nach Erlaß dieses Gesetzes aber bereits im Jahre 1887.88 sich vermindert hatten auf den Procentsatz von 2, 93. Dabei kommt noch in Betracht, daß jetzt durch die Krankenkassen für eine viel größere Anzahl von Krankheitsfällen Fürsorge getroffen wird, als früher. Der Verfasser dieser Schrift sagt ganz richtig: Nach Emanation des Krankenkassengesetzes ist in den arbeitenden Klassen das Gefühl vorherrschend gewesen: wir wollen doch einmal versuchen, was diese Krankenversicherung leisten kann. Man hat sich auch in solchen Fällen, in denen es sonst dem Arbeiter nicht eingefallen sein würde, die Armenpflege in Anspruch zu nehmen oder auf öffentliche Kosten einen Arzt zu requiriren, doch an die Krankenkasse gewendet, welche Krankengeld und freie ärztliche Be—= handlung gewährt. So ist es gekommen, daß die Ziffer der Krank— heitsfälle, wie sie sich hier darstellt, noch viel höher ist, als sie eigent⸗ lich gewesen sein würde, wenn dieselben Verhältnisse maßgebend gewesen wären, wie vor Erlaß des Krankenkassengesetzes. Dieselbe Erscheinung ist bezüglich der Unfallversicherung wahrzunehmen gewesen. Da sagt der Verfasser:
Die Unfallbersicherung mit ihrer fortlaufenden Rente an Ver letzte und ihre Hinterbliebenen wird mit der Zeit auf die Armen pflege einen starken Einfluß ausüben. Nun läßt sich hier das Maß der Einwirkung noch schwerer erkennen. Gerade der Unfall wirkt durch seine Plötzlichkeit, durch das Unvorhergesehene noch schwerer, und man wird mit der Annahme nicht fehlgehen, daß früher der
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