Im Krell'schen Theater gelangt morgen nach län erer d . — in theilweise neuer Besetzung zur Auf⸗ ührung. Die Partie des Grafen Lung wird zum ersten Male von
Pause Der Troubadour“
Derrn Bertram, die der Azucena von Fräulein Ippen gesungen.
Im Neuen Theater geht am Donnerztag das einactige Schauspiel Der eiseine Graf“ von Ferdinand Runkel zum ersten
Male in Scene. Hierauf folgt zum letzten Male „Baronin Ruth“.
Für das große Wohl tbätigkeits-Eoncert zum Besten der Vereins der Philharmonie am Donnerstag Abend 77 Uhr stattfindet, haben die Herren Kammer- sänger Franz Krolop und Hofopernsänger Nicolaus Rotbmühl, die Concert sangerin Fräulein Eva von Wurmb und der Waldhorn— Virtuose Louis Savant aus Wien ihre Mitwirkung zugesagt. — Ernesto Consolo, der bekannte Mailänder Klaviervirtuose, wird in seinem zweiten hiesigen Concert mit dem Philharmonischen Orchester d. M. die Klavierconcerte in Limoll von Bach und Armoll von Grieg, sowie Klavierfolt von
Unterstũtzungskasse und der Fortbildungsschule des
Berliner Kaufleute, welches in
in der Sing⸗Aka demie am 23.
Mendelssohn, Sgambati, Liszt und Chopin zu Gehör bringen.
Im Concerthaus werden morgen die Herren Rößler und Spohr Titl's „Serenade. für Flöte und Dorn, Herr Steffens Nach⸗ klänge aus dem Zillerthal“ für Cornet à Piston von Hoch und Herr
Rößler ‚Le Tremolo“ für die Flöte von Demerssemann vortragen.
Preußische Klassenlotterie. ((Ohne Gewähr.)
Bei der gestern fortgesetzten 188. Königlich preußischer Klassenloötterie der Nachmittags⸗Hiehung:
2 Gewinne von 50090 M6 auf Nr. 47 685. 185118.
3 Gewinne von 3000 M auf Nr. 47491. 635161. 163 236.
2 Gewinne von 1500 S auf Nr. 24018. 45421.
7 Gewinne von 500 MS auf Nr. 15 868. 25 138. 33 249. 147419. 171 8953. 174 310. 186 889.
18 Gewinne von 300 S auf Nr. 9139. 11 818. 184809, 19805. 42108. 43 025. 48 546. 49 817. 54 186. 57 363. 66 257. 71 480. 92 798. 98 2410. 103 040. 106532. 115289. 139 274.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse der 188. Königlich preußischen Klassenlotterie fielen in der Vor— mittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 30 000 M auf Nr. 737235.
U Gewinn von 5000 M auf Nr. 58 899.
1 Gewinn von 3000 MS auf Nr. 180 674.
1 Gewinn von 15090 S auf Nr. 52781.
Gewinne von 500 MS auf Nr. 24145. 15722. 52 268. 72 642. 108 618. 125 701. 158 510. 178 361.
18 Gewinne von 300 466 auf Nr. 10173. 21 717. 353 46342. 65 791. 65 941. 105 442. 105 937. 111164.
129 327. 129 864. 135 448. 140 153. 142651. 157563. 161 729.
fielen in
23 282.
Ziehung der 3 Klasse
Mannigfaltiges. —
Der commandirende General des Garde Coms, Infanterie Freiherr von Meerscheidt⸗Hülleffem erhiest heute zur Fin des fünfzigjäbrigen Dienstjubiläums schon am frühen Morgen zahl⸗ reiche Blumenstenden, Telegramme und Glückwünsche. Üm jo ühr erschien Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold. Eine Abordnung des Infanterie Regiments hon Boyen (5. Ostpreußisches) Ur. 41, dessen Chef der Jubilar seit 1890 ist, überbrachte als Jubiläumsgabe einen kostbaren Ehrendegen. Auch das Infanterie⸗ Regiment von Borcke (4. Pommersches7ꝰ Rr. 2 JJ der General seine Dienstzeit begonnen, entsandte eine Abord— nung. Für das V. Armee⸗Corps erschien der commandirende General ven Seeckt. In den unteren Räumen sammelten fich um den Ober; Befehlshaber in den Marken, den General⸗Obersten der Infanterie von Pape, die Generale und Regiments⸗Commandeure dez Garde— Gorptz. Kurz vor 12 Uhr erfolgte die Anfahrt Seiner Majestät des, Kaisers, Allerhöchstwelcher die Uniform des Infanterie⸗ Negiments von Boyen angelegt hatte. In einem zweiten Wagen folgte der dienstthuende Flügel⸗Adjutant Major von Hälfen mit der a Ehrengabe bestimmten Büste Seiner Majestät des Kaisers. In Gegenwart des Allerhöchsten Kriegsherrn erfolgte sodann die Ueberreichung des Ehren⸗ geschenks des Garde-Corps, bestehend aus einem kostbaren Album, in dem mit dem Kaiser sämmtliche Offiziere des Forps, nach Regimentern geordnet, ihre Namen eingezeichnet hatten. Der Kaiser verließ gegen 124 Uhr das festliche Haus. Auch Seine Ktaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz erschien in der Uniform des Ersten Garde ⸗Regi⸗ ments z. F. mit, seinem Gouverneur, Major von Falkenhayn, um seine Glückwünsche darzubringen. Unter den Glück⸗ wünschenden befanden sich ferner noch das Hauptquartier Seiner Majestät des Kaisers mit dem General von Hahnke, eine Ab— ordnung des 1II. Armee⸗Corps mit dem General von Verfen, die Offiziere des Militär⸗Bildungswesens mit dem General von Keßler, General Sallbach als General⸗Inspecteur der Fuß-Artillerie, General von Strubberg, der Militär -Bevollmächtigte für Oesterreich⸗Ungarn Oberst von Steininger u. a.
Im, Heimathshaus für Töchter höherer Stände fand gestern in Gegenwart des Wirklichen Geheimen Ober Regierungs⸗ Raths Dr. Schneider vom Cultus-Ministerium die Jahresprüfung statt, die mit der feierlichen Vertheilung der von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich gestifteten Medaillen verbunden war. Zur Entlassung kamen 26 Schülerinnen der Handelsschule. In den Sälen der ersten Etage waren die Arbeiten der Gewerbeschule ausg stellt.
Wie hiesige Blätter berichten, hat sich der Vorstand der Berliner Gewerbe ⸗Ausstellung 1896 nunmehr gebildet. Zum Vorsitzenden ist Commerzien Rath Fritz Kühnemann, zum Erften Stellvertreter Baumeister B. Felisch, zum Zweiten Stellvertreter Commerzien⸗Rath L. M. Goldberger gewählt worden. Die drei Vorsitzenden bilden den Arbeitsausschuß. Der geschäftsführende Ausschuß besteht neben den drei Vorsitzenden aus den Herren Com— merzien⸗Rath Dörffel, Director Fr. Goldschmidt, Emil Jacob, Pr. Kunheim, Commerzien⸗Rath Alb. Pfaff und Commerzien Rath Karl Spindler. Dem Vorstand gehören 47 Herren an. Für den Garantie—
Cherubini. 2)
Wind. Wetter.
halb bed. heiter 6 Regen bedeckt stiß r lor ill bedeckt [ t Petersburg wolkenlos —11 (1 Moßkanu. . I64 lwoltig — 85 ssiel. Torf. Queeng⸗ 7 / on-, o heiter / Cherbourg. . i, n, 6 . . org . mburg. WMW 3 bedeckt winemünde NNW 3 bedeckt Neufahrwasser 763 N bedeckt . n , ,. NNO 2wolkenlos Nebel
Stationen.
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Temperafur in 0 C. — 40 R.
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Mullaghmore I.68 Aberdeen 769 Christiansund 770 Kopenhagen. 767 Stockholm —ᷣ
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Graeb. In Tetzlaff. fang 7 Uhr.
ünster. Karlsruhe .. Wiesbaden München .. 3 bedeckt?) Chemnitz.. 3 bedeckt Berlin.... ) .
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lwolkenl. ) Aber Niegisseur
Benedix. In MaxGrube.
Wien Schnee Breslau.. 166 Schne. Ile dir.. 767 / i .
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I) Nachts Regen, Horizont Dunst. 2 Nachts Schnee. 3) Nachts Schnee, Morgens Nebel. 9) Reif. 5) Dunst. S) Nachts Regen. ) Nachts, früh Regen.
Uebersicht der Witterung.
Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern wenig verändert. Ein umfangreiches Hochdruckgebiet liegt über West⸗Europa, eine Devression über Nordost—⸗ Euroya. Die Luftbewegung ist über Central⸗ Europa schwach, im Norden aus westlicher bis nördlicher Richtung bei trüber Witterung, während im Süden leichte östliche Winde bei vielfach heiterem Wetter vorwiegend sind. In Deutschland ist die , allenthalben gestiegen und hat sich die Frostgrenze ostwärts bis zur russischen Grenze verlegt, indessen liegt die Temperatur im Binnenlande noch fast überall unter dem Mittelwerthe, vielfach ist Regen oder Schnee gefallen, meist jedoch in geringer Menge. Das Hochdruckgebiet scheint sich nordostwärts auszu⸗ breiten und daher dürfte, insbefondere für das nörd— liche Deutschland, demnächst ruhiges, sonniges Wetter
zu erwarten sein. Deutsche Seewarte. Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern—
haus. Keine Vorstellung. 8
Neunter Symphonie Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent; Herr Felir Weingartner, Königlicher Kapellmeister. Solisten: Die Mitglieder der König lichen Oper Frau Herzog und Frau Götze, dle Herren Sylva und Krolop. Chor: Der Königliche Dpernchor.
S Gs 8 .
volkenlos . volkenlos ] I volkenlos 5
man.
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Ludw. Stahl.) Donnerstag ;
burg.
Programm: 1) Ouverture „Die Abenceragen“ von Symphonie C-dur (Jupiter⸗Symphonie) von Mozart. 3) 9. Symphonie mit Soli und Chören von Beethoven.
Billets zu 6, Hof⸗Musikalienhandlung von Bote u. Bock, Leipziger⸗ straße 37, und an der Äbendkasse zu haben.
Anfang 75 Uhr.
Die öffentliche Hauptprobe findet Mittwoch Vor— mittag 12 Uhr im Opernhause statt.
Billets zu 2 und 1 an der Theaterkasse zu haben.
Schauspielhaus.
Donnerstag: Opernhaus. 73. Vorstellung. Bajazzi ¶ Fasliacci). ĩ Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene gese 9 vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. meister Weingartner. 1 Act von G. Bizet. X. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Tanz von E. Scene Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An—
. 65,
Schauspielhaus. Fortsetzung folgt. Zwei Scenen aus der Komödie des Lebens, frei nach dem Englischen des W. S. Gilbert und Hans Meery. In Scene gefetzt vom Marx Grube. — Neu . Ein Lustspiel. Lustspiel in 4 Aufzügen von Roderich
Scene (Bergheim: wurzer, als Gast.)
Dentsches Theater. Mittwoch: Der Talis— Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Zwei glückliche Tage.
Freitag: Der Talisman.
Freitag: Bei
Lessing -Thenter. Mittwoch: Zum 5. Male: Die Tragödie des Menschen. Anfang 71 Uhr. Donnerstag: Die Tragödie des Menschen. 3 Freitag: Heimath.
Wallner Theater. Mittwoch! Die Rosa—⸗ Dominos. Anfan Donnerstag: 1. Cyprienne. — Vorher: A tempo.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.
Mittwoch! Der Bettelstudent. 3 Acten von F. Zell und Richard Genée. von Carl Millocker.
Donnerstag: Der Bettelstudent.
Sonnabend; Zum 1. Male: Capitän Fracassa. QDperette in 3 Acten von F. Zell und R. Gene, Musik von R. Dellinger.
Residenz . Theater. Direction: Sigmund dauten· Mittwoch: Zum 12. Male: Champiguol. ( Chnampignel malgrs 1uli.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallisres.
General der
onds ist bereits mehr als eine Million Mark gezeichnet word . hen g schon gegen 3009 Aussteller 1 . 21
Gestern Vormittag ist in Gegenwart des nn. Dr. Jahnel und der gesammten katholischen Geistlichleit von Berlin sorhl= im Beisein mehrerer Stadtverordneten der Grundstein zu der neuen tatholischen Pinskirche (in der Pallifadenftraße) gelegt worden. Das neue Gotteshaus, dessen Bau über 406 00 M kosten wird, on. wie die zTägl. R.. mittheilt, bis zum Herbft, fertiggeftellt werden, Die Kirche, die nach Baum eister Hasak 's Plänen im i der märkischen Ziegelbauten ausgeführt wird, soll 1400 Sitzplätze erhalten.
Die Urania ist jetzt in ihrer Premieren⸗Epoche. Jede Woche brachte einen neuen, interessanten Vortrag. Nachdem die astro— nomische und die physikalische Abtheilung der vielverzweigten Anstalt ihre Neuigkeiten vorgeführt haben, meldet sich nun auch die biologische. Im großen Saale der Mrania sind viele
neue mikrostopische Präparate, auch von lebenden Objecten ausgestellt, unter denen namentlich der Blutkreislauf, an einem lebenden Fisch gezeigt, großes Interesse einflößt. Im wissenschaftlichen Theater wird morgen Herr Br. Reinhols von Hanstein zum ersten Mal. über Bilder aus dem Thierleben des klein sten Raums“ reden und dabei namentlich auch die so hochwichtigen Lebensprozesse der Bakterien entwickeln. Gar Wenigen ist es wohl be kannt, welche Wunder die Natur gerade hier auf allerkleinstem Gebiet entfaltet, die unserem nur für mittlere Verhältnisse geschaffenen Auge unmittelbar ebenso ewig rerborgen bleiben, wie die allzu großen Wunder des Himmels. — Am Donnerstag wird Herr Spies seinen großen Erperimentalvortrag mit Anwendung eines Stromes pon 20 600 Volt Spannung . Ueber elektrische Kraft noch einmal wiederholen. Dieser ganz vorzügliche Vortrag, deffen Schluß— experimente in Deutschland fn lr noch niemals vorgeführt wurden ist außergewöhnlichem Intereste nicht nur der betreffenden Fachkreise
begegnet. w
Paris, 20. März. Die Zahl der bei dem (in Nr. 65 d. Bl gemeldeten) Brande des Sprrituslagers in Saint. S ba st len umgekommenen Personen beläuft sich nach Mittheslung des? W. T. B. auf 25.
i 9 264
Rom, 21. März. k Petarde,
* *
sind nicht ve
. 1 .
New-⸗Hork, 21. März. In der Nähe von Ottawa auf der Canada Pagifie⸗ Bahn fand, wie H. T. B: meldet, ein Bergrutsch statt, wodurch das Geleife in großem Umfang zerstärt zwölf Personen verschüttet und mehrere davon töodt als den Schutt massen hervorgezogen wurden.
Deutsch von Benno Jacobson. von Sigmund Lautenburg.
mit der Fuge 2 und 1 9 sind in der
badour. Anfang 7 Uhr.
Fidelio. 6 sind bei Bote u. Bock und n Mittwoch:
Keine Vorstellung.
Oper in 2 Aeten und einem Vor— ebillemont und GC. A. Raida.
t Dirigent: * * Vorher: Djamileh. Roman⸗ Text von
Welt in achtzig Tagen.
gesetzz vom Ober- Regisseur Mittwoch: Tosca.
V. Sardou. Anfang 73 Uhr.
80. Vorstellung. Zum 1. Male:
Zum 69. Male: 3 Acten von Horst und Stein. Weinberger. Binder. Dirigent:
einstudirt:
gesetzt vom Ober⸗Regisseur 1 Herr Friedrich Mitter Anfang 7 Uhr.
Die Sirenen⸗Insel. von Jos. Haßreiter.
Anfang
Adolph Ernst. Theater.
und W. Mannstädt. Görg. Musik von G. Steffens. von Adolph Ernst.
In Vorbereitung: Goldlotte.
Steffens.
7 Uhr.
astspiel von Hedwig Niemann. J Graselli. Anfang 7 Uhr.
Operette in
i. In Seene gesetzt Anfang 75 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Kroll's Theater. Mittwoch: Der Trou—
Donnerstag: Gastspiel der Frau Moran-Olden.
Virtorig - Theater. Belle, Alliancestraße 7/6. Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. stattungsstück mit Ballet in 35 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne.
irt vom Balletmeister C. Severini. Anfang 75 Uhr.
Donnerstag u. folgende Tage: Die Reise um die
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4565). Schauspiel in 5 Acten von
Donnerstag: Zum letzten Male: Baronin Ruth.
Theater Unter den Linden. Mittwoch: Lachende Erben. Musik von Inseenirt durch den artist. Leiter Ed. Kapellmeister A. Ferron. militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von E. Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. — Hierauf: Zum 90. Male: . Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil Jol Infeenirt durch den Ballet⸗ meister Herrn L. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) x.
. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Ferliner Theater. Mittwoch: Der Hütten— besitzer. (Nuscha Butze, Anna Braga, Ludw. Barnay, Anfang 7 Uhr. Der Veilchenfresser. aufgehobenem Abonnement. Zum 1. Male: Viel Lärm um Nichts.
Mittwoch Woche der Aufführung) Zum 84. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Cd. Jacobson Couplets theilweise In Scene gesetzt Anfang 75 Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß.
Thomas Theater. Alte Jakohstraße Nr. z0. Mittwoch: Gesammt-⸗-Gastspiel des Wiener En⸗
semble unter Leitung des Directors Franz Josef Lumpaci Vas abhundus. Zauber-
posse mit Gesang in 3 Aufzügen von Johann Nestrop—
Donnerstag: Einen Jux will er sich machen.
Königl. Kammermusikus Hrn. Eugen Sandow. es Componisten Hrn. Benno Horwitz, sowie esnes Frauenchors (Schülerinnen der GEoncertgeberin).
Conrert Haus, Leipzigerstraße 43. Mittwech: Karl Meyder Concert. Anfang 7 Uhr.
Ouv. „Die diebische Elster! von Rofsini. „Der König von Vvetot“ von Adam. Phantasie aus. De— Prophet? von Meyerbeer. „ Spreewellen⸗', Walzer von Müller. . Offenbachiana“, Potpourri von Gonradi. „Les Tremolo“ für Flöte von Demerssemann (err Rößler). „Nachklänge aus dem Jillerthal“ für Pffton von Hoch (Herr Steffens).
Ballet arran⸗ —
Musik vo ö. . . ¶ f ĩ— Saal Bechstein, Linkstraße 42. Mittwoch Anfang 7! Uhr; Klavier-Vorträge von Professor
Heinrich Ehrlich.
Aus⸗
Großes
Circus Renz (Garlstraße) Mittwoch, Abends
71 Uhr: Den, Ein Künstlerfest. Mg
Große Ausstattungs - Pantomime vom Hofballet.˖ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht. und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenkrz dom Director Franz Renz. Costume, Requistten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge— sammten Personals. Neue Einlagen mit groß= artigen Lichteffecten. Ge Kinder-Orchester neu Die besetzt, neue Musik. ng Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gefehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant Feuerwerk. — Außerdem u. a.. Mr. James Filli⸗ mit dem Schulpferde ‚„Germinal“. — „Johanniter und „Alep“, in der hohen Schule geritten von Frl. Oreang Renz. — Das boxende Känguruh. — Marietta und Belloni mit ihren dressirten Kakadus 2c.
Donnerstag, Abends 76 Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.
1 Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elli Hübener mit Hrn. Ober— Regierungs⸗Rath Bodenstein (Magdeburg). — Frl. Eleongre von Krogh mit Hrn. Prem. Läeut. Karl von Strenge (Bremen). ᷓ
Geboren: Zwei Söhne: Hrn. Fritz Grafen von Schwerin (Wendisch⸗Wilmersdorf bei Lud— wigsfelde) — Ein Sohn und eine Tochter: Hrn. Major Werner von Alvensleben (Barm— stadt! — Gin Sohn: Hin. Pastor Gustav von Szezepanski (Karrin bei Körlin a. d. Perf.). — rn. von Woyrsch (Schwanowitz). — Gine Tochter: Hrn. Pastor hr. Schnedermann (Lentz sch
Gestorben:; Hr. Rittergutebesitzer Georg Fuß Schmarse) — Hr. General⸗Lieutenant z. D. bon Angstwurm (München).
Operette in Carl
sletzte
1 ⸗
von G.
Gesangeposse in
Musik von G.
m
Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
Musik Anfang 7 Uhr.
Geöffnet von 12—11
Urania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde. Am Landes , , Park (Lehrter Bahnhof). E.
Ger lin ——— . Verlag der Expedition Scholy. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage Anstalt. Berlin sw.. Wilhelmstrage Nr. 32.
Concerte.
Die beiden
Sing ⸗Akademie. Mittwoch, Anfang 75 Utr: Concert von Clara Bindhoff, unter gütiger Mit— wirkung der Pianistin Frl. Luise TortilomwSins, des Concertmeistersz in. Theodor Krelle, des
Acht Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. G6 des öffent. lichen Anzeigers (Commanditgefellschaften auf
Actien und n, , für die Woche vom H. bis 18. Mär; 1893.
18932.
Dentscher Reichstag. 7I. Sitzung vom Montag, 20. März, 1 Uhr.
Zur Berathung steht der Reichshaushalts-Etat für 1893/94 in dritter Lesung.
Ueber den Beginn der Verhandlung ist bereits in der Nummer vom Montag berichtet worden. Nach dem Abg. Liebknecht, der in der Generaldebatte zunächst das Wort hatte, erhält das Wort der
Abg. Ahlwardt (b. F. F.: Ich halte die Lage des Vater—⸗ landes für nicht so gefahrlos, wie der Vorredner. Die erschütterte Lage in Frankreich kann leicht zu einem Kriege führen, und auch mit der Ungefährlichkeit Rußlands ist es eine eigene Sache, In seinen unteren Schichten ist Rußland jedenfalls sehr vorwärts gekommen, namentlich seitdem es sich von dem Volksstamme zu befreien ange⸗ fangen hat, zer ihm verderblich war. Das Volk, das am energischsten sich der Parasiten erwehrt, hat die meiste Aussicht vorwärttz zu kommen. Die allgemeine Wehrpflicht ist so lange ein Unrecht, so lange, nicht Alle gleichmäßig davon betroffen werden. Wir werden mithin ruhig vor unsere Wähler treten und sagen, wir stimmen für die Vorlage, auch wenn sie eine Erhöhung der Präsenz bedeutet. Aber . en die beabsichtigte Deckung stimmen wir unbedingt. Gegen eine Schnapssteuer stimmen wir durchaus, . da sie eine ganz ungerechte Steuer ist, weil sie dem armen Mann 300 bis 400 99 des Werthes als Steuer auferlegt, während derienige, der eine Flasche Champagner trinkt, vielleicht nur 10,0 des Werthes an Steuer zahlt. Desgleichen ,, . wir der Biersteuer, aber wir stimmen ganz und voll für die K wenn die Regierung für anderweitige Beschaffung des Geldes annehmbare Vorschläge macht. Der Kampf um den Zukunftsstaat in zweiter Lesung war sehr über— flüssig. Unsere Nation ist deswegen so unglücklich, weil alles Kapital, alles Geld aus dem Volkskörper herausgezogen wird durch eine fremde Nation ohne Arbeit, lediglich durch Speculation. Badurch ist der Volks körper blutarm geworden und daher stammt die Unzufrieden⸗ heit. Das Nebeneinanderwohnen von zwei Nationen, die an Charakter und Geschichte durchaus verschieden sind, hat die allgemeine Unzu⸗ friedenheit und Verarmung herbeigeführt. Die Parteien wagen es nicht, diese Wahrheit auszusprechen, theils aus Parteirücksichten, theils weil ein großer Theil der Nation den Juden bereits persönlich zu sehr verpflichtet ist. Nun komme ich zu etwas Anderem. Der Reichskanzler, der heute, Gott sei. Dank, zugegen, ist, hat mich der Verleumdung gegen Loewe bezichtigt. Ich habe neulich nicht viel über die An⸗ gelegenheit gesagt, weil das Schicksal der Militärvorlage nicht entschieden war, und ich nicht neue Complicationen schaffen wollte. Heute, wo ihr Schicksal entschieden ist, kann ich näher darlegen, daß von Verleumdung nicht die Rede sein kann. Wir sahen 1876 franzö⸗ sische Kriegsgefangene im Winter barfuß gehen, weil ihre von einer jüdischen Firma gelieferten Stiefel pappene Sohlen gehabt hatten. In den siebziger und achtziger Jahren machte ich die Wahrnehmung, daß die, Militärperwaltung, wie fast alle Verwaltungen, den größten Theil ihrer Bestellungen nur bei jüdischen Firmen machte. Wie die letzteren es verstanden, sie sich zu verschaffen, haben uns die Zahlmeister⸗ prozesse bewiesen. Nachdem die Militärverwaltung auch das Wichtigste, die neue Waffe, bei einer jüdischen Firma bestellt hatte, wurde mir mitgetheilt, daß dort die gröbsten , vorgekommen seien, welche die Kriegstüchtigkeit der Waffe eeinträchtigen müßten. Hunderte von Leuten hestätigken mir dies allmählich durch eidesstatt⸗ liche Versicherungen. Diese Versicherungen haben nach dem Reichskanzler keinen Werth. Was hat dann aber noch Werth? Die meisten Leute glauben doch noch an die Heiligkeit des Eides. Unter den Hunderten von Zeugen befanden sich freilich auch einige, deren Vorleben nicht vertrauenswürdig war; einer wollte thatsächlich dadurch nur Geld von der Firma erpressen, und ich verzichtete deshalb auf sein Zeugniß. Nun stellten sich aber doch Dinge heraus von der allerschlimmsten Art. Es kam zu einem Prozeß, der das non plus ultra dessen ist, was in der preußischen Justiz möglich ist. In der Zeit der Sklaverei in Amerika konnte ein Schwarzer gegen den Weißen nicht als Zeuge dienen. Gengu so war es hier in diesem Prozeß. Hunderté von Arbeitern meldeten sich; aber fer konnten alle nicht aufkommen gegen einige Sachverständige, welche noch dazu an der Lieferung bethelligt waren. Das Allerschlimmste war, daß der Vorwärts“ mir Unrecht gegeben und allen den Hunderten von Arbeitern nicht geglaubt hat.
ie Socialdemokratie, die sonst das Interesse der AÄrbeiter ver— tritt, geht doch, wo es sich um Juden handelt, einigermaßen von ihrem Princip ab. Unwiderleglich hat sich herausgeskellt, daß die Läufe derart mißhandelt worden öh daß man ich nicht mehr wundern kann, wenn eine große Zahl von untauglichen Gewehren vorhanden ist. Die Mehrzahl der Läufe sind gedrückt worden. Nun hat sich, aber nicht bei diesem Prozeß, der dringende Verdacht herausgestellt, daß eine große Zahl dieser Läufe herstammt von solchen, die die italienische Regierung schon früher zurückgewiesen hatte. Der preußische Kriegs⸗Minister hat, wie die Firma Koppel in Solingen, dies für unwahr erklärt, aber er befindet sich in einem großen Irr⸗ thum. Kurz vor dem Prozeß kam der Buchhalter Walter Schar⸗ wächter zu mir, der von der Firma Koppel entlassen worden Und von Rachegedanken erfüllt war. Er theilte mir mit, daß Koppel, selbstverständlich ein Jude, eine eigene Fabrik in Solingen besitze und dann noch eine andere, welche en er he fr von der er die meisten Aetien besitzt. Letztere ist für Italien beschäftigt gewesen, 60 909 ihrer Läufe wurden zurü gewiesen, und man hat sie in Chiasso lagern lassen. Als die Lieferung der neuen Waffe kam, wurden diese sämmtlichen Läufe nach 6 zu der Firma geschafft, welche für die preußische Regierung zu siefern hatte. Der preußische Kriegs-Minister sagt, die Läufe seien saͤmmtlich aus Spandau zu Loewe gekommen; ö Loewe hat aber eidlich ausgesagt, daß die Läufe theils aus Spandau, theils direet aus Suhl gekommen scien. So⸗ dann hat Loewe beeidigt, daß er für die Läufe und Kasten gar keine Verantwortlichkeit zu tragen hatte; beide seien ausschließlich von der Stgattregierung geliefert. Der Eid wurde geleistet, als ein Sach⸗ verständiger erklärte, er hätte unzulängliche Kasten gefunden. Bald darauf konnte ich der Staatsanwaltschaft einen Vertrag zwischen Herrn. Querfurth - Zittau und Loewe vorlegen, in welchem sich Querfurth verpflichtet direct Kasten an Loewe zu liefern. Eg ist also hier ein offenbarer Meineid geleistet worden, und Loewe müßte längst unter staatsanwaltlicher ö stehen. (Vice Präsident Graf Ballestrem: Ich kann nicht zulassen, daß ein Mann, der sich nicht vertheidigen kann, hier des Meineids beschuldigt wird; ich rufe den Redner dafür zur Deng Dann constatire ich hier also zwei Thatsachen: nämlich daß Loewe beschworen hat, die Kasten wären von der Regierung allein geliefert worden, und daß ein von ihm selbst unterzeichneter Contract vorliegt, in dem er die Liefe⸗ rung von Kasten mit einer anderen Firma abgeschlossen hat. Ich über⸗ lasse es dem Haufe, aus diesen Thatsachen sich selbst ein Urtheil zu bilben. Wir, stoßen also hier auf ein Heer von Widersprüchen. Wag die 69 9o0 Läufe anbetrifft, die aus f lechtestem Bessemer Stahl statt aus bestem Gußstahl hergestellt sind, fo richte ich nunmehr die nfrage an die Herren der Militärverwaltung, was aus meiner zweiten Anzeige während des Prozesses geworden ist, daß nämlich ammtliche Hieb und Stichwaffen, die von der betreffenden irma if. sind, ausschließlich aus diesem schlechtesten Bessemer tahl her estellt und deshalb unbrauchbar eworden sind. Herr Walter Scharwächter hat eine ganze Anzahl von eidesstattlichen
—
Versicherungen darüber beigebracht. In dem Prozeß ist man darauf auf meinen Wunsch nicht zurückgekommen, weil ich die Sache nicht compliciren wollte. Zweitens . bei dem Prozeß festgestellt worden, daß die Läufe derart geschmirgelt worden sind, daß fie nach Ansicht eines Sachverständigen an Metall, d. h. an Treffsicherheit verloren. Es ist ferner festgestellt worden, daß Nachts ein Balancier in Benutzung genommen wurde. Es ist festgestellt worden, daß eine ganze Anzahk bon Kolben geleimt worden ist, sodaß die Gefahr besteht, daß im Felde, wenn die Gewehre längere Zelt der Näfse ausgesetzt sind, leicht eine Loslösung der einzelnen Theile stattfinden kann. Es ist festgestellt worden, daß die Gewehre mangelhaft revidirt wurden, haupt⸗ sächlich deshalb, weil die Königlichen Büchsenmacher plötzlich Arbeiter der Fabrik wurden. Sie wurden dazu commanbirt, als auf Befehl des Preußischen Kriegs⸗Ministeriums sämmtliche Arbeiter, die sich an der Maifeier betheiligt hatten, entlassen wurden. Es ist festgestellt worden, daß ein Meister während der ganzen Dauer der Fabrikation den Büchsenmachern Extrazahlungen leistete. Selbstverständlich mußten in einem so großen Fabrikbetriebe und bei der Schnelligkeit der Fabrikation einzelne Mängel hervortreten. Meine Beschuldigung geht nun dahin, daß diese Mängel plan⸗ mäßig, herbeigeführt wurden, um möglichst billig zu produciren. Das ist guch durch die Herabsetzung der Löhne bewiesen und durch die Aussagen der Zeugen, daß sie bei den später gezahlten Preisen mit reeller Arbeit nichts verdienen konnten. Einer der Fabrikherren hat auch geäußert, die Arbeiter sollten sich nicht so dumm anstellen, daß sie abgefaßt würden. Die Sach⸗ verständigen haben alles vortrefflich gefunden. Nun wurden bei einer einfachen Landwehrübung, wo nur 20 Patronen verschossen wurden, bei einem Bataillon 625 Gewehre unbrauchbar. Das Bataillon war also doch geradezu wehrlos und konnte mit Knüppeln todtgeschlagen werden. Wenn schon bei 20 Patronen fo viel Stücke herausspringen, was wird erst geschehen, wenn 5 oder 100 Patronen in kurzer Zeit verschossen werden? Dann werden wohl nicht mehr viele von den Gewehren brauchbar sein. Die Militärverwaltung ließ 10 gesprungene Schlösser vorlegen, deren Analyfe allerdings nicht mit der Normalanalyse stimmte. Man meinte aber, durch die Härtung wäre eine Veränderung des Metalls vor sich gegangen. Ein anderer Sachverständiger stellte aber fest, daß durch die Härtung hauptsächlich nur die Oberfläche des Metalls beeinträ tigt werde. Beide Urtheile widersprechen sich. Es war also woh angebracht, diese Mißstände zur Sprache zu bringen; dem Vaterland wird damit nicht geschadet, sondern genützt. Nun hat die Militärverwaltung durch ihre Sachverständigen zu verhüten gewußt, daß Leute vernommen wurden, die das Gewehr im Kriege erprobt haben. Zintgraff hat selbst mitgetheilst, daß er für seine Expedition keine Locwe'schen Ge— wehre mehr haben wolle, die nur ihre eigenen Träger gefährdeten. Eins der Mitglieder dieser Expedition war in Deutschland und bot sich freiwillig zum Zeugniß an; er wurde aber nicht vernommen, und ich muß deshalb einen sehr schweren Vorwurf gegen dieses Ver⸗ fahren erheben. Hier scheinen taktische Interessen die großen patrio⸗ tischen überwogen zu haben. Einen schweren Vorwurf erhebe ich noch speciell gegen den preußischen Kriegs⸗Minister. Ein Gespräch zwischen Loewe und englischen Lieferanten, worin es sich darum handelt, schlechtes Material zu liefern und die Verwaltung zu be— trügen, war von Graf Hohenthal belauscht und dem preußischen Kriegs-Minister gemeldet worden. Der Herr, der dies aufgensmmen hat, ist ein General, der jeßt in. Danzig sich befindet. Ich erhebe den Vorwurf, daß die militärischen Sachverständigen, indem sie sich einstimmig der Ladung dieses Zeugen widersetzten, zur Unter⸗ drückung der Wahrheit beigetragen haben. Und ich behaupte, die Wilitärverwaltung selbst hat schweres Unrecht gethan, daß sie diese Meldung nicht direct an Seine Majestät hat gelangen lassen, dann hätte die Bestellung noch zurückgezogen werden können. Eingaben von Regimentern über die schlechten Gewehre sind gewiß sehr zahlreich an das preußische Kriegs-⸗Ministerium gekommen; die aus Wesel ist die einzige, die in meine Hände gekommen ist. Die Militärperwaltung meinte vielleicht, daß aus dem Bekanntwerden dieser Thatsachen unserem Vaterlande schwerer Schaden erwachsen könnte. Das be⸗ streite ich; die Aufdeckung eines Schadens ist besser als das Vertuschen. Darum blicke ich mit einer gewissen Hochachtung auf Frankreich, welches groß und stark genug ist, um eine Ausbeutung der französischen Bauern durch eine Anzahl bon Juden aufzudecken. Darin steht Frank⸗ reich groß da, weil es den Muth hat, diesen Schmutzflecken zu entfernen. Ich hätte wohl gewünscht, wenn in meiner Angelegenheit eine schärfere Untersuchung erfolgt und die nöthägen Folgerungen gezogen wären. Das Entfernen des Krankheitestoffes ist die Hauptsache, nicht das Vertuschen desselben. Die Sachverständigen waren früher von Loewe zum Frühstück geladen. Die Büchsenmacher haben dauernd Geld erhalten, und es ist garnicht möglich, daß Herr Loewe davon nicht Kenntniß erhalten hat als Leiter der Fabrik. Daß er die besten Absichten gegen unser Vaterland nicht gehabt, geht doch daraus her— vor, daß er in der Zeit des Boulangismus, wo alles patriotisch erregt war, Frankreich in den Stand setzen wollte, schneller seine Waffen zu fabriciren, um über uns herzufallen. Noch einige neue That⸗ sachen. Eine Anzahl neuer Erklärungen von Arbeitern sind mir zugegangen; die meisten betonen: Wir können nicht mit unserm Namen hervortreten, wir werden brotloz. Einer, der dier Monate keine Arbeit gehabt hatte, hat sich gestern aus Mangel an Existenzmitteln aufgehängt. Das werden die anderen schließlich auch thun müssen, denn das ist das Ende, für ihre Wahr. haftigkeit wird ihnen die Existenz unmöglich gemacht. Die Läufe der Gewehre sollen garnicht brünirt, sondern nur angestrichen sein. Bei den Posten auf der Straße kann man sich allerdings überzeugen, daß die meisten Läufe bereits blank i Alle Zeugen, die etwas Ernstes autzsagen wollten, sind fortgeschafft worden. Da ist der Zeuge Krähahn. Er hat eine größere Geldsumme erhalten. Der Fehler ist gemacht worden, daß man ihm nach dem Prozeß kein Geld mehr gegeben hat. Jeder Beweisantrag ist. mir abgeschnitten worden, weil dadurch bloß der Prozeß verschleppt würde. Der Prozeß war ein Zusammenspiel von hinten herum wirkenden Dingen aller Ärt, und es war mehr ein Hohn auf die Gerechtigkeit, als Gerechtigkeitspflege. (Präsident von Levetzow ersucht den Redner, ein noch schwebendes Verfahren nicht zu kritlsiren.. Mir würde es lieb sein, wenn dieser Angriff nicht als ein Angriff auf den Staat überhaupt und die, Militärverwaltung schlechthin aufgefaßt würde. Ich habe eine Judenfirma angegriffen und gezeigt, daß sich der Staat hat betrügen lassen. Ich habe nur eine Warnung ertheilen wollen. daß der Staat nicht bei Judenfirmen irgend welche. Bestellungen mache. Im übrigen trete ich erade für die Forderungen ein, die vom Staat gestellt werden, ich . nicht einen einzigen Offizier angegriffen. Je edler ein preußischer Offizier ist, desto mehr ist er dem ausgesetzt, durch Juden betrogen zu werden, denn er kann nicht deren Gemeinheiten und Kniffe kennen. Wenn man von einem hehren Denkmal Schmutzflecke beseitigt, so ist dies nicht ein Beschädigen dieser herrlichen Statue, sondern ein Reinigen derselben. Ich kann mich nur darüber beklagen, daß deutsche Handwerker und Kaufleute trotz Erfahrungen schlimmster Art zu Gunsten der Juden bei Bestellungen vernachläffigt werden.
Reichskanzler Graf von Caprivi:
Der Herr Abgeordnete hat im Anfange seiner Rede die Freude darüber ausgesprochen, mich heute hier zu sehen. Ich ann zu meinem aufrichtigen Bedauern diese Freude ihm insofern nicht erwidern, als
es mir leid thut, ihn heute hier zu sehen. Denn der Umstand, daß er Mitglied dieses hohen Hauses ist, und die Achtung, die ich vor diesem hohen Hause habe, hindert mich, ihm dasjenige zu erwidern, was ich ihm sonst erwidern würde. (Sehr gut! links.)
Ich will auf die Einzelheiten, die der Herr Abgeordnete vor⸗ gebracht hat, nicht eingehen, bin auch dazu gar nicht im stande.
Er hat im Anfange seiner Rede auf französische Schuhe vor 25 Jahren exemplifieirt und daraus den Schluß gezogen, daß die deutschen Gewehre nichts werth sein könnten. (Heiterkelt) Eine so gewagte Schlußfolgerung ist, wie mir scheint, selten dagewesen.
Er hat dann auf die Expedition Zintgraff — und er hat dabei in mein Metier insofern hineingepfuscht, als ich für die Colonial politik verantwortlich bin, und insofern will ich auch darauf antworten — Bezug genommen und gesagt, er wisse, daß da die Gewehre schlecht gewesen seien. Ich möchte ihm erwidern: ich habe vor einigen Tagen hier gesprochen über unsere Artillerie in Afrika und habe angeführt, daß fast unsere ganze Artillerie dort in einer unglaublich kurzen Zeit schad⸗ haft geworden ist, und daß ich vermuthe, daß das zum großen Theil eine Folge schlechter Behandlung war. Ich glaube, daß ich nicht fehl gehe, wenn ich annehme, daß die Gewehre der Zintgraff'schen Expe⸗ dition, die sich zum großen Theil in den Fingern nicht geschulter Schwarzer befunden haben, vermuthlich noch schlechter behandelt worden sind, wie es bisweilen bei preußischen Gewehren vorkommt, wenn sie von den Händen ungeübter Landwehrleute gebraucht werden.
Der Herr Abgeordnete hat aber dann eine Reihe von Anschuldi⸗ gungen gegen die preußische Militär- und Justizverwaltung aus⸗ gesprochen. Der letzteren hat er vorgeworfen, daß sein Prozeß das non plus ultra preußischer Rechtspflege ,. sei. Er hat mir vorgeworfen, ich hätte ausgeführt, auf eidesstattliche rungen legte ich keinen Werth. Das ist mir nicht erinner— lich. Ich habe hier an dieser Stelle behauptet und behaupte auch heute und bin hierin unterstützt worden von dem Königlich sächsischen Kriegs Minister auf die energischste, eingehendste und sachverständigste Weise, daß die Loewe'schen Gewehre durchaus gute sind. Wenn nun heute von dieser Stelle hier noch einmal der Versuch gemacht wird, die Bewaffnung der deutschen Armee vor dem Auslande als minderwerthig hinzustellen, so muß ich mir eben aus Respect vor diesem hohen Hause versagen, den Ausdruck zu gebrauchen, den ich sonst gebraucht haben würde. (Lebhafter Beifall)
Ich glaube übrigens, daß der Versuch des Herrn Abgeordneten, dieses Haus, sei es nun als eine Gewehr NRevisionscommission oder sei es als einen Revisionsgerichtshof hinzustellen, ein durchaus ver— fehlter ist. Der Herr Abg. Ahlwardt kann sprechen, so viel und so lange er will — niemals wird er im stande sein, das durch die Jahr⸗ hunderte begründete Ansehen der preußischen Militärverwaltung und der preußischen Justiz zu erschüttern. (Lebhaftes Bravo.)
Königlich preußischer Kriegs⸗Minister von Kaltenborn—⸗ Stachau:
Der Herr Abg. Ahlwardt hat zwar behauptet, daß er seine An= griffe nicht gegen die Heeresverwaltung, sondern gegen die Firma Loewe richtete; er sagte, er wollte der Heeres verwaltung nur eine Warnung ertheilen, sie auf etwas aufmerksam machen, um einen Fehler zu beseitigen. Ich meine, wenn die Vorwürfe des Herrn Abg. Ahlwardt über die Abnahme, den Beschuß und die Controle der ganzen Gewehranfertigung zutreffend wären, dann hätten die sämmt⸗ lichen betheiligten Offiziere und Beamten der HSeeresverwaltung in der unverantwortlichsten Weise ihre Pflicht vernachläfsigt. Ich kann aber constatiren und wiederhole das mit aller Bestimmtheit, wie das nicht der Fall ist, wie kein einziger Fall nachgewiesen ist, daß eine solche Pflichtvernachlässigung stattgefunden hätte.
Der Herr Abg. Ahlwardt hat dann seine Verwunderung aus- gesprochen, daß bei den Bestellungen auch jüdische Firmen herangejogen würden. Meine Herren, die Umbewaffnung der Armer mit dem neuen Gewehre mußte so schnell erfolgen, daß auch die Privatindustrie in vollstem Umfange dazu herangezogen werden mußte. Die
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zur vollsten Zu⸗ friedenheit der Heeresperwaltung ausgefallen. Es hat nach langen und sorgfältigen Versuchen sich ergeben, daß zwischen der Brauchbar⸗ keit der Loewe'schen Gewehre und derjenigen der in Staatsfabriken gefertigten kein Unterschied zum Nachtheil der Loewe schen Gewehre besteht. (Hört! hört h)
Dann habe ich allerdings neulich die Bemerkung gemacht, daß die eidesstattlichen Versicherungen, die von den Zeugen, die Herr Ablwardt genannt hatte, abgegeben worden wären, nicht den Werth haben könnten, den der Herr Abgeordnete darauf legen wollte. Die Leute haben, als sie aufgesucht und befragt worden sind, und zwar eindring⸗ lich befragt worden sind, erklärt, sie würden das beschwören können. Daraus ist denn angenommen, sie hätten an Gidesftatt versichert, daß die angegebenen Fehler oder Manipulationen vorgekommen wären. Ich glaube, vor Gericht haben diese eidesstattlichen Versicherungen einen Werth nicht gehabt.
Dann ist bervorgehoben worden, daß die Arbeiter als Zeugen den Sachverständigen gegenüber nicht hätten zu Worte kommen können. Meine Herren, ich habe dem Prozeß nicht beigewohnt; aber nach den dienstlichen Meldungen, die mir zu theil geworden, sind seiteng der Vertheidigung und des Herrn Angeklagten die Sachperständigen und die Zeugen, die von mir bingeschickt worden waren, fast wie Ver brecher behandelt worden.
Dann ist der Vorwurf wieder erhoben, die Läufe seien mißhandelt durch Schmirgeln und durch Drücken. Darüber verliere ich kein Wort; was in dieser Beziehung geschehen, ist vorschriftamäßig richtig, mit Zustimmung der abnehmenden Behörde, zum Vortheil, nicht zum Nachtheil der Waffen geschehen. (Dart! hört)
Dann ist der Herr Abgeordnete wieder zurückgekommen auf die Lieferung von 60 000 Gewehren durch eine Solinger Fabrik die die