Mark zu gestatten. Die Eingabe des Vorstandes der freiwilligen Feuerwehr zu Langenschwalbach um Be⸗ willigung einer Unterstützung zur [ng neuer Uniformen wurde an den Landesausschu zur Be⸗ schlußfassung abgegeben, und über die Eingabe des Wegebau⸗Aufsehers Schuck um Bewilligung einer Pension zur Tagesordnung übergegangen. Von der von dem Landesausschuß vorgelegten Nachweisung der in den 16 Landkreisen des Regierungsbezirks vorhandenen Vicinalwege und der durch die ordnungsmäßige Herstellung derselben entstehenden Kosten wurde seitens des Communal-Landtags Kenntniß genommen, die im Anschluß daran behufs schnellerer Förderung des Vicinalwegebaues von der Wegebaucommission gestellten Anträge jedoch abgelehnt. Das Gesuch einiger Gemeindevorstände um Gestattung der Verlegung des Bahnkörpers einer Eisenbahn von Eltville nach Schlangenbad in die Bezirksstraße wurde dem Landes— Ausschuß zur Prüfung und Beschlußfassung überwiesen, ebenso das Gesuch des Gemeindevorstandes zu Villmar um Bewilligung einer Beihilfe zu den Kosten der Herstellung einer Lahnbrücke, letzteres Gesuch mit der Ermächtigung, eine Beihilfe bis zum Betrage von 25 000 ( zu bewilligen. Der von dem Landesausschuß vorgelegte Ver⸗ fragsentwürf endlich mit der Gemeinde Königstein wegen Uebertragung der Unterhaltungspflicht bezüglich einer Orts— beringstraßenstrecke auf die Gemeinde Königstein wurde ge⸗ nehmigt. Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten hat sich gestern nach Schluß der Generaldebatte über den Justiz-CEtat bis zum 5. April vertagt.
Baden.
Ihre Majestät die Königin von Sachsen traf, wie die „Karlsr. Zig.“ meldet, vorgestern Mittag aus Baden-Baden in Karlsruhe ein. Allerhöchstdieselbe wurde von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Groß— herzogin auf dem Bahnhofe empfangen und in das Grof⸗ herzogliche Schloß geleitet. Um 4 Uhr kehrte Ihre Majestät wieder nach Baden⸗Baden zurück.
Gestern Mittag 2*½ Uhr traf Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen aus Stuttgart in Karlsruhe ein. Zum Empfang hatten sich am Bahnhofe, wo eine Ehren—⸗ Compagnie aufgestellt war, Seine Königliche Hoheit der Großherzog, Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm und Karl von Baden, die Minister, die Generalität und die Vertreter der stägtischen Behörden eingefunden. Die zur Dienstleistung bei Seiner Königlichen Hoheit befohlenen Herren, der General— Lieutenant von Rößing, Commandeur der 28. Division, der Oberst von Seebach, Commandeur des 1. Badischen Feld⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 14, der Second⸗Lieutenant von Schlichting vom 1. Badischen Leib⸗Dragoner⸗Regiment Nr. 20 und der Kammerherr und Legations-Rath Freiherr von Marschall hatten sich bereits in Mühlacker zum Dienst gemeldet. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung geleitete der Großherzog seinen hohen Gast in das Großherzogliche Schloß, vor dem gleichfalls eine Ehren⸗Com pagnie Aufstellung genommen hatte, Dort wurde der Groß⸗ herzog von Hessen von Ihrer Königlichen Hoheit der Gro 5⸗
herzogin und den anwesenden Fürstlichen Damen begrüßt. Anhalt. Der Landtag hat in seiner Sitzung vom 25. d. M. die zweite Lesung des Haupt-Finanz⸗Etats beendet und ist gestern in dessen dritte Lesung eingetreten.
Oesterreich⸗ Ungarn.
sicherheitsgefährlich.
habe im Jahre 1887 die österreichische Staatsbürgerschaft, er⸗ worben; der größte Theil der Betriebsmittel und Maschinen zeige zwar ältere Typen, diese seien jedoch durch Erneue⸗ rung der Bestandtheile betriebsfähig gemacht. Der Minister wies ausdrücklich die Grundlosigkeit der sonstigen Beschwerden der Interpellanten nach und theilte schließlich mit, obwohl der amtlich festgestellte Sachverhalt wesentlich von den Angaben der Interpellanten abweiche, habe er doch der Verwaltung der Südbahn die nachdrücklichste und strikteste Beobachtung der einschlägigen Anordnüngen eingeschärft. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte der Handels-Minister auf die Interpellation über die Eonversion der Prioritäten der Kaschau⸗Oderberger Bahn, daß die Prioritäten⸗-Obligationen, auf Grund deren im Dezember 1889 und im Januar 1830 auf das Abrechnungs= guthaben der Kaschau⸗Oderberger Bahn in Breslau Arrest gelegt worden sei, keineswegs bereits eingelöste, sondern noch im Umlauf befindliche Stücke seien. Was das bezüg⸗ liche Vorgehen der Oesterreichischen Bodenkredit⸗Anstalt än⸗ gehe, so habe die Regierung vom Standpunkt der staatlichen Aufsicht keinen Anlaß gehabt, einzuschreiten. Der PVersuch, die Ansprüche durch Änrufung des Strafgerichts zur Geltung zu bringen, habe nicht zum Ziele geführt, weil die Vor⸗ erhebungen mangels eines strafbaren Thatbestandes eingestellt worden scien. Hierdurch sei die civilrechtliche Natur der An⸗ gelegenheit außer Zweifel gestellt; für die Regierung sei kein Anlaß, Stellung zu einer Frage zu nehmen, welche sich der Competenz der administrativen Hchirlen entziehe.
Das Herrenhaus nahm gestern, entsprechend den Be⸗ schlüssen des Abgeordnetenhauses, den Vertrag mit der Schweiz äber die Rheinregulirung an und schritt alsdann zu den Delegationswahlen. Hierauf erklärte der Minister⸗Präsident Graf Taaffe im Allerhöchsten Auftrag den Reichsrath für vertagt.
37 der gestern in Wien abgehaltenen Besprechung der Landtags-Marschälle der dreizehn Kronländer siehe Nr. 71 des „R- u. St. A.“ vom 23 d. M) wurden folgende Punkte angenommen: Die regelmäßige Einberufung der Land— tage zur Aufrechterhaltung elner geregelten Finanzwirthschaft
*
ist dringend geboten; die Landtage sollen möglichst anfangs Dezember zu einer sechs⸗ bis siebenwöchigen Session einberufen werden; auf speciellen Wunsch des Landtags soll auch eine Landtagssession nach Ostern stattfinden können; jedem Landtag soll eine diese Punkte enthaltende Resolution zur Beschluß⸗ fassung vorgelegt werden.
Im ungarischen Unterhause erklärte gestern bei der Debatte über den Justiz-Etat der Justiz-Minister von Szilagyi, der Gesetzentwurf über die allgemeine Regelung des Ehe⸗ rechts werde voraussichtlich bis Ende des Fahres dem Hause vorgelegt werden; betreffs des Militärstrafgesetzes sei noch keine Einigung erzielt worden.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses bestimmte der Premier-Minister Gladstone den nächsten Montag 9: die Debatte über das von Balfour beantragte Tadels⸗ votum. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde ein Antrag William Allens', worin die sofortige Gewährung mäßiger Diäten an die Mitglieder des Unterhauses befürwortet wird, mit 26 gegen 229 Stimmen angenommen. Der Kanzler der Schatzkammer Sir W. Harcourt unterstützte den Antrag und erklärte, er fasse das Wort „sofortige“ dahin auf, daß dem Antrage Folge gegeben werden solle, wenn die Zeit und das Geld, welche für Ausführung des Antrags erforderlich seien, der Regierung zur Verfügung ständen.
Nächsten Montag wird auf Einladung des Premier⸗ Ministers Gladstone im Auswärtigen Amt eine Versamm⸗ lung von Glabstonianern stattfinden, in, der der Zu⸗ stand der öffentlichen Angelegenheiten im allgemeinen besprochen werden soll; insbesondere aber wird, der „A. C.“ zufolge, berathen werden, auf welche Weise die ganze Zeit des Hauses der Discussion der Homerule-⸗Bill ge⸗ widmer werden könne. Wahrscheinlich wird ein entsprechender Antrag noch vor der Vertagung des Hauses zu Ostern ein⸗ gebracht werden.
Der Herzog von Bedford ist gestern im Alter von 11 Jahren am Herzschlage gestorben.
Frankreich.
Die „Agence Havas“k verbreitet die Mittheilung, daß der Minister-Präsident Ribot dem russischen Botschafter Baron Mohrenheim wegen des jüngsten Zwischenfalls in der Deputirtenkammer freundschaftliche Erklärungen abgegeben und daß Baron Mohrenheim sich für durchaus befriedigt er— klärt habe.
In der heutigen Sitzung des Ministerraths unterzeichnete Präsibent Carnot das Decret, betreffend die Umwandlung der französischen Gesandtschaft in Washington in eine Botschaft.
Bei einer von der demokratischen Linken des Senats vorgenommenen Probewahl für das Präsidium erhielten dem „W. T. B.“ zufolge Magnin 12, Constans 6 und Challemel-Lacour 3 Stimmen.
Italien.
Die Deputirtenkammer hat gestern, wie W. T. B.“ berichtet, die Berathung des Budgets pro 1892/93 beendigt.
Die Abtheilungen der Kammer beriethen gestern den Gesetzentwurf über die Banken und wählten für die Com⸗ mission zur Vorberathung des Entwurfs durchweg die Candidaten der ministeriellen Liste, die auch einige Mitglieder der Opposition enthält. Die Abtheilungen sprachen sich zu Gunsten des Entwurfs aus.
Rumänien.
Die Kammer genehmigte dem „W. T. B.“ zufolge in ihrer gestrigen Sitzung mit 74 gegen 14 Stimmen das Ein⸗ nahmen-Budget im Betrage von 189 610 500 Lei. Der Finanz-Minister German widerlegte die Einwendungen des Liberalen Stolojan, die dieser gegen das auf 68 135 293 Lei bezifferte Budget der öffentlichen Schuld erhoben hatte, und belonte, daß sich die Zinsen der Annuität bei einer Erhöhung des Kapitals um 240 Millionen um nur 2 Millionen Lei höher stellen. Das Verhältniß zwischen der Höhe der Annuität und den Staatseinnahmen habe sich von dem Zeitpunkt an, wo die Conservativen an das Ruder gelangt seien, günstiger gestaltet. Der Minister setzte sodann die Nothwendigkeit der verschiedenen Anleihen auseinander, von denen einige eine Folge der von der liberalen Majorität votirten Ausgaben, die übrigen für Ar— beiten im öffentlichen Interesse bestimmt seien. Hierauf wurde das Staateschulden⸗Budget angenommen. Die, Kammer schritt darauf zur Berathung des Budgets des Ministeriums des Innern.
Serbien.
Der Central-Ausschuß der radicalen Partei hat, wie der „Frankf. Ztg.“ gemeldet wird, beschlossen, den früheren Baulen-Minister Velimirovitsch als Candidaten für den Posten des dritten Regenten aufzustellen. Der Ausschuß strebt in dieser Hinsicht auch eine Verständigung mit den Foxrtschrittlern an, deren Zahl in der Skupschting durch has ihnen zugesprochene Poscharevatzer Mandat auf fünf ge— stiegen ist.
Bulgarien.
Der Gesundheitszustand des Prinzen Ferdinand von Sachsen-Eoburg ist dem „W. T. B.“ zufolge fortgesetzt ein befriedigender.
Amerika.
In Canada ist nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ durch einen Angriff, den der Zolldirector Wallace der zugleich Mitglied des Cabinets ist, auf die Homerule⸗Bill gemacht hat, eine Ministerkrisis hervorgerufen worden. Eine Resolution, die Wallace's Verhalten mißbilligte, wurde zwar mit 105 gegen 74 Stimmen verworfen, aber mit der Minorität stimmten zwei Cabinetsmitglieder.
Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, haben sämmtliche Delegirten der Vereinigten Staaten zur Brüffeler Münzeonferenz ihre Demission eingereicht. Der Schatzsecretär Carlisle erklärte gestern in einer Unter⸗ redung mit dem Senator Teller, die Entsendung von Delegirten der Vereinigten Staaten zu der Fortsetzung der Münzconferenz sei beschlossen. Die Senatoren Teller und Sherman würden wahrscheinlich aufgefordert werden, als Delegirte der Ver⸗ einigten Staaten an der Conferenz theilzunehmen. .
Ein Telegramm des „New-York Herald“ meldet aus Valparaiso! Im Staate Rig Grande Do Sul plünderten Insurgenten die Stadt Allegretta, deren Ein⸗ wohner lebhaften Widerstand leisteten. General Tillos, der Führer der Negierungsiruppen, marschire auf die von den Insurgenten besetzte Stadt Bage vor.
Afrika.
Ueber den in Nr. 70 des „R. u. St.⸗A.“ vom 22. d. M. aus Bathurst gemeldeten Vorfall berichtet das „Reuter sche Bureau“ jetzt weiter: Die Angelegenheit habe sich in Panchang abgespielt, einer Stadt im Lande Salam, wo die Flagge vom Gouverneur des Gambia⸗Gebiets, R. B. Llewelyn, auf⸗ gehißt worden sei. Panchang sei nördlich von der britischen Sphäre und werde auf den authentischen Karten 95 Meilen aufwärts am Gambia gezeigt. Die hritische Flagge sei vom Gouverneur des anstoßenden französischen Gebiets herunter⸗ geholt worden.
Kunst und Wissenschaft.
Zum Vorstand des. Architektenvereins in Berlin für das Jahr 1893 sind, wie wir dem „Centr. Bl. d. Bauv.“ entnehmen, solgende Herren gewählt bezw. wiedergewählt worden: Regierung und Baurath Hinckeldeyn als Vorsitzender, Geheimer Ober Baurath Jungnickel als Stellvertreter des Vorsitzenden, Stadt⸗Bauinspector Lindemann als Säckelmeister; ferner die Herren Geheimer Baurath Appelius, Regierungs⸗Baumeister Albrecht Becker, Regierungs- und Baurath Ludw. Böttger, Wasser⸗Bauinspector Germelmann, Stadt⸗ Bauinspector Pinkenburg, Geheimer Baurath Reimann, Geheimer Baurath Sarrazin, Regierungs- und Baurath Friedr. Schulze, Stadt⸗ Bauinspeetor Zekeli.
— Die medizinische Facultät der hiesigen Universität hat, wie die „Voss. 3.“ meldet, den Geheimen Sanitäts⸗Rath Ludwig Forsbeck, der am Donnerstag das sechzigjährige Doctor⸗ jubiläum beging, durch Erneuerung des Doctordiploms geehrt. Der Jubilar lebt in Süchteln, Kreis Kempen, und hat lange Jahre hindurch als Kreis⸗Physikus gewirkt.
Auf dem Pettauer Felde bei Graz haben, wie „H. T. B.“ meldet, dort vorgenommene Ausgrabungen zwei prachtvolle römische Mosaikbilder zu Tage gefördert. .
— In der Académie frangaise haben vorgestern die Erx⸗ gänzungswahlen für die beiden durch den Tod Ernest Renan's und John Lemoinne's erledigten Sitze stattgefunden. Für den ersteren Sitz Durde laut Meldung des „W. T. B.“ beim dritten Wahlgang EChallemel-Lacour mit siebzehn Stimmen gewählt; dreizehn Stimmen entfielen auf Gaston Paris, eine Stimme auf Zola. Die Wahl für den Sitz John Lemoinne's blieb resultatlos, obschon sechs Wahlgänge vorgenommen wurden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in der Türkei.
In den 1000 im über dem Meere belegenen türkischen Provinzen Hekiari, Wan, Bitlis, Erzerum und Sandschak Dersim in der Provinz Maamuret-ul-Asis (Kharput) lag die Herbstaussgat Anfang dieses Monats noch unter tiefem Schnee, dessen Decke gefroren war. Aufnahme der Frühjahrsbestellung war also damals dort noch ausgeschlossen. In den 656 bis 1000 m hoch belegenen Bezirken der kleinasiatischen Hochebene (Provinzen Angora und Theile der Pro⸗ vinzen Hudawendighiar⸗Brussa⸗Kastamuni, Siwas), ferner in den Be— zirken der Sandschaks Malatia und Kharput (Provinz Maamurct ul⸗Asis) und der Provinz Diarbekr mit Ausschluß des Sandschaks Mardin, war in den letzten Tagen des Februar Thauwetter eingetreten, welches zur Folge hatte, daß größere, in der Nähe der Flusse belegene Ländereien überschwemmt wurden, Dies war namentlich der Fall in den Flußthälern des Pursack (Probinz Angora) des Afinnkarahissar Su im Sandschak gleichen Namens der Provinz Brussa, des Euphrats in, der Ebene zwischen Malatia und Kharput, des Kisil irmak in den Ebenen von Siwas und bei Keuprukoi Gwischen Angora und Kirschehir), des Kausa Su in der Ebene zwischen Kausg, Mersifun und AÄmafia und des Jeschie ir mak in der Ebene zwischen Tolat, Turkhat und Zil 6.
Die Aufnahme der Frühjahrsarbeiten wird sich also auch hier
verspäten. Darüber, ob durch die Ueber⸗
noch nicht vor.
In den 350 bis 650 i hoch belegenen Gebirgsgegenden (mit Ausschluß des Sandschaks Mardin in der Provinz Diarbekr und eines Theils der Provinz Mossul) hat es in den ersten Tagen des Februar noch vielfach geschneit, bald darauf trat jedoch Thauwetter ein, und hat sich hier fast überall das Hochwasser, ohne daß größere Schäden gemeldet sind, verlaufen. Aber auch hier hat man infolge der vor— handenen Nässe mit der Bestellung der Felder noch nicht vorgehen können; doch find diese Gebiete für die Getreideerzeugung nicht von Bedeutung.
Im Sandschak Mardin der Provinz Diarbekr und in der Provinz Mosful hat es im Monat Februar vielfach geregnet und ist hierdurch der Anbau von Getreide gefördert worden. Die Saaten sollen dor günstig stehen. —Im Küstengebiet mit Einschluß der autonomen Pro⸗ vinz Vfl. eu melien hat es in den ersten Tagen des Februar gleich— falls noch überall geschneit. Es trat jedoch hier bald darauf mildere Witterung ein, sodaß die massenhaft angesammelt gewesenen Schnee⸗ massen in Wasser verwandelt wurden, wodurch daselbst fast allerorten größere vor drei. Wochen noch nicht verlaufen gewesene Ueher⸗ schwemmungen hervorgerufen wurden. Soweit bis jetzt bekannt, sind überschwemmt: an der adriatischen Küste größere Ländereien um Skutari in Albanien und Durazzo, Prevesa und Berat; in Thracien einzelne Partien entlang der beiden Flüsse Maritza und Tundscha in der Provinz. Ostrumelien, und die in der Provinz Adrianopel befindlichen Inundationsgebiete Maritza von Mustaphapascha ab bis Enos und Ergene su, eines Nebenflusses der Maritza. Ferner überschwemmt in der Provinz Brussa die im Flußgebiet des Manias⸗ flusses belegenen Ländereien bis zur Mündung desselben in den Manias-See und die um den Manias- und Albulonia⸗See belegenen Tändercien und in der Provinz Castamuni die Niederung zwischen Adabazar und Boli und die am Ausfluß des Kisil irmak (zwischen Sinope und Bafra) belegenen Küstenländereien.
Die angerichteten Schäden lassen sich bis jetzt auch nicht an⸗ nähernd bemessen.
In den an der Adriatischen Küste und im Küstengebiet der Pro⸗ vinz Trapezunt belegenen Bezirken hat die Frühjahrsbestellung der Felder, soweit dies die Witterung und die Nässe des Bodens gestatten, aufgenommen werden können. In den übrigen Küstenbezirken ruht diese Arbeit noch. Ungünstig lauten die noch sehr unbestimmten Nachrichten in Betreff der Bestellung der Felder aus den Provinzen Bagdad und Bassorah.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maszregeln.
Oesterreich⸗Unggrn. ; Laut erf der Königlich ungarischen Seebehörde zu Fiume
ist die bisher daselbst bestehende siebentägige Quarantäne für Herkünfte aus den Elbehäfen in strenge ärztliche Untersuchung umgeändert worden. (Vergl. R. A.“ Nr. H0 v. 27. 2. 93.)
Spanien (Cuba).
Durch die am J. März 1893 in dem „Diario de la Marina“, dem Amtsblatt für Marine⸗Angelegenheiten zu ,. erfolgte Ver⸗ öffentlichung eines Telegramm, des Colonial⸗ inisters zu Madrid, wonach die Herkünfte von Hamburg, welche nach dem 28. Februar 1593 außgegangen sind, für rein erklärt werden, 66 die auf der Insel Cuba . bestehenden Quarantänemaßnahmen, welche that sächlich schon nicht mehr im Gebrauch waren, als amtlich aufgehoben.
Kopenhagen, 24. Mai. Gestern hat sich eine Deputation aus Tönning nach Berlin begeben, um, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, die Erlaubniß zur Einfuhr dänischen mageren Piehs nach den schleswiger Marschen nachzusuchen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 24. d. M. gestellt 11 519, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 23.8. M. gestellt 3874, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 24. März die nachbezeichneten Grundstucke zur Versteigerung: Em dener⸗ straße 8, dem Fabrikanten Paul Fraederick gehörig; Nutzungs⸗ werth 11130 6; für das Meistgebot von 154 600 „½ wurde, der Kaufmann Franz Glinicke, Ritterstraße 82, Ersteher. = Gräfe⸗ straße 41, dem Tischlermeister Constantin Kusik gebörig; Fläche 547 a; für das Meistgebot von 172 000 66 wurde der Zimmer— meifter Albert Draeger, Boeckhstraße 15, Ersteher. — Perle⸗ bergerstraße 23, dem Maurermeister Gu stav Scheidler gehörig; Nutzungswerth 335 800 ; für das Meistgebot von 521 000 M wurde die Frau Maurermeister Gustav Scheidler, Agnes, geborene Draffke, Perlebergerstraße 23, Ersteherin. — Straße 124M. Rr. 11. dem Tischlermeister Herm. Günther gehörig; Fläche 6. 94 a; für das Meistgebot von 201 3006 wurde der Maurermeister Herm. Stutz, Hagelsbergerstraße 37/68, Ersteher.
Berlin, 24. März. (Amtliche Preis feststellung für Butter, Käse und Schmalß) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof ⸗ und Ge⸗ soffen chafts Butter Ia. 63-95 46, (ln; . , Ulf æ. —, =, do. abfallende 86 — 90 , Land⸗, Preuhische 81 — 84 , Netzbrücher 81 — 84 , Pommersche 81— 81 „6, Polnische 809 — 82 4, Bavyerische Sennbutter 83 — 92 6, do. Landbutter S0 — 82 , Schlesische SI = 84 S, Galizische 73— 78 ½½, Margarine 40- 5 * , w Käse: Schweizer, Emmenthaler 80 =87 6, Bayerischer Hh — 6h 6, Ost⸗ und Westpreußischer La. 60 —– 66 M, do. IL. 5M — 60 S, Holländer 77— 85 M, Limburger 36 — 42 , Quadrat Mager · läse Ia. 18 - 22 M, do. IIa. 10—- 14 t — Schmalz: Prima Western 17 0½9 Tara 65500 6, reines, in Deutschland raffinirt 65, 00 M6, Berliner Bratenschmalz 67,09 46. — Fett, in Amerika raffinirt 53, 00 MS, in Deutschland raffinirt 48.00 —– 50,00 c (Alles pr. 50 Kg). Tendenz: Butter: Bei guter Nachfrage nach feinsten Qualitäten blieben Preise voll behauptet. Schmalz: ab⸗ geschwächt.
Magdeburg, 24. März. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excel,, von 92 0 16,35, Kornzucker excl., 88 ( Rendement 15,6, Rachproducte exel., 75 os0 Rendement 12,835. Fest. Brod— raffinade J. 8.509. Brodraffinade II. ——. Gem. Raffinade mit Faß 25.50. Gem. Melis J. mit Faß 27,75. Sehr fest. Rohzucker f. Produet Transito f. a. B. damburg pr. März 15,05 Gd. 15, 0 Br., pr. April 15,1h bez., 16,20 Pr., pr. Mai 16339 bez., 15,327 Br., pr. Juni 15,40 bez., 15,425 Br. Stramm. Wochen⸗ unmsatz im Rohzuckergeschäft 198 900 Ctr—
Leipzig, 24. März. (W. T. B.) Ka mmzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per März — — 416, pen April 3,377 (66, per Mai 3,0 S, per Juni 3,95 S6, per Juli 3,95 6, per August 4,00 S6, per September 4.00 M, per Oktober 4,00 66, per November 4,025 M, per Dezember 4, 0h , per Januar —, per Februar —. Umsatz 65 000 kg.
Wien, 24. März. (W. T. B.) Ausweis der österreichi sch⸗ ungarischen Staats bahn (österreichisches Netz vom 11. bis 20. März 617 7095 Fl., Mehreinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 435 382 Fl.
London, 24. März. (W. T. B.) 9609 Jabgzucker loco 166 fest. Rüben⸗-Rohzucker loco 15 fest. — Ehile⸗-Kupfer t, pr. 3 Monat 45 nsig.
Liverpool, 24. März. (W. T. B.) (Baum w ollen ⸗Woch en⸗ bericht.) Wochenumsatz gegenwärtige Woche 30 000. (varige Woche Ig O0 (), do. von amerikanischen 25 006 (25 000), do. für Speculation — (do), do. für Erport 1000 (2000), do. für wirklichen Consum 24 000 (20 000), do. unmittelb. ex. Schiff 45 000 (42 000), wirklicher Export 7000 (10000), Import der Woche 52 909 46 606), dapon amerikanische 35 000 (460 000), Vorrath 1 654 009 654 600), dapon amerikanische 1 407 9000 411 009), schwimmend nach Großbritannien 60 000 (70 000), davon amerikanische 50 000 (60 000).
Manchester, 24. März (W. T. B.) 12 Water Taylor 61, z30r Water Taylor 8, 20 Water Leigh 7, 36r Water Clayton 8, zr Mock Brooke 88, 40r Mayoll st, 40r Medio Wilkinson 9, Ir Warpcops Lees st, 36r Warpeops Rowland 87, 36r Warp— Wellington gz, 40 Double Weston 9, 69r, Double courante Dualität 114, 32“ 116 Jarts 162016 grey Printers aus 32r / abr
78. Stetig.
Glasgow, 24. März. (W. T. B.) Die Vor räthe von Roheifen in den Stores belaufen sich auf 43 978 Tons gegen 451 61 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind⸗ lichen Hochöfen betragt 79 gegen 78 im vorigen Jahre.
St. Petersburg, 24. März. (W. T. B) Produgten⸗ markt. Talg loco 5h, 0), vr. August —, Weizen 11,25, Roggen loco 8,25, Hafer loco 4,80, Hanf loco 45,00. Leinsaat loco 15,00, Regen.
Mailand, 24. März. (W. T. B.). Die Einnahmen des Italienischen Mittelmeer-⸗Eisenbahnnetzes während der erften Dekade des März 1893 betrugen nach provisorischer Er⸗ mittelung im Personenverkehr 1 369 697 Lire, im Güterverkehr 1927614 Lire, zusammen 3 297 311 Lire, im Vorjahre 2 858 908 Lire, mithin mehr 433 403 Lire.
Am sterdam, 24. März. (W. T. B) Java-⸗Kaffee good ordinary 545. — Baneazinn ot.
Butkarest, 24. März. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Discont um 1 0½ν herabgesetzt.
, 24. März. (W. T. B.) Von der Börse wird gemeldet: ie Curse waren anfangs etwas niedriger, stiegen jedoch im weiteren Verlaufe des Verkehrs. Der Schluß war fest. Der Umsatz der Actien betrug 338 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 520 000 Unzen geschätzt. Silberver käufe fanden nicht statt. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 275 000 Unzen zu 82,80 à 82, 9h.
Weizen setzte höher ein, wurde später jedoch nach einigen Flueluationen auf Realisirungen der Haussiers niedriger notirt. Schluß behauptet. Mais war anfangs nur unwesentlichen Ver⸗ anderungen unterworfen, Preise schwäͤchten sich sedoch im Verlaufe auf e Realisirungen der Haussiers ab. Schluß sehr matt.
Baäaumwollen“ Wochenbericht. Zuführen in allen Untons⸗ häfen 50 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 19 000 Ballen. Lusfuhr nach dem Continent 38 000 Ballen. Vorrath 18 000 Ballen.
Chicago, 24. März. (W. T. B. Weizen anfangs höher, stieg noch weiter, gab aber später auf Gewinnrealisirungen wieder nach. Schluß stetig Mais eröffnete zu höheren Prelsen, wich aber gegen Ende dez Marktes wieder auf Realisirungen der Haussiers. Schluß sehr matt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Im Inseratentheil der heutigen Nummer det NR. u. St.- A. ist eine ö der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Ezfurt enthalten, wongch der an der Strecke Falkenberg — Kottbus zwischen den Stationen, Falkenberg und Beutersitz belegene, neu erbaute Haltepunkt Uebigauam 1. Mai d. J. für den Per fonen⸗ verkehr eröffnet wird. Wir machen auf diese Bekanntmachung besonders aufmerksam.
Bremen, 25. März. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Trape“ am 14. März von Bremen abgegangen, ist am 235. März Nachmittags in New-Hhork angekommen. Der Postdampfer , ,. vom La Plata kommend, hat am 75. März Nachmittags Santa Cruz Teneriffa) passirt. Der Reichs- Postdampfer Hohenziellern“, ven Australien kommend, ist am 33. März in Aden angekommen. Der Dampfer . Alpha“ ist am 24. Marz Morgens in Antwerpen angekommen. Der . Aller“ hat am 24. Maͤrz Vormittags Lizard passirt.
r nge 24. März. (W. T. B.) . Ameri⸗ kanische Packetfahrt ⸗ Actien⸗Gesellschaft. er Post⸗ dampfer Hungaria“ hat, von New⸗Jork kommend, heute Mittag Lizard passirt.
London, 24. März. (W. T. B) Der Castle⸗ Dampfer Rotlin Castle' ist am Mittwoch auf der Heimreise von Gapetown abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer „Doune Castle“ hat heute auf der Ausreise die Cangrischen Ins eln passirt. Der Castle⸗ Dampfer Pembroke Castle“ ist heute auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
— 24. März. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer ‚Gran⸗ tully Castle“ ist gestern von Natal nach Ost,Afrika abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer ‚Hawarden Castle“ ist heute auf der Aus— reise von London abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Sakespearers Lustspiel „Viel Lärm um Nichts“ gelangte gestern Abend mit großem Erfolge zur ersten Aufführung auf dieser Bühne. Bei dem seltenen Erscheinen des Lustspiels gewann die gestrige Aufführung auf die größte Zahl der Zuschauer den Eindruck einer Nopstät. Der eigentliche Fabelstoff ist, wie bei der Mehrzahl der Shakespeare⸗Dramen, nicht eigene Erfindung des großen Briten; der Wahrscheinlichkeit nach hat er ihn der englischen Bearbeitung einer zierlichen Episode des Ariost entnommen. Das Lustspiel ist ein reines Intriguenstück, denn alle Hauptvorgänge werden durch liftiges Einfddeln von nicht unmittelbar betheiligten Personen zu stande gebracht. Die schwarze Verleumdung der süßen Hero, die Klarlegung ihrer Unschuld und auch die heftige Liebe, die zwischen der spottsüchtigen Beatrice und dem scharfzüngigen Ehefeind Benedict entbrennt, sind das Werk listiger Mittelspersonen. Benediet und Beatrice sind vom Dichter prächtig charakterisirt; sie führen so lustige Wortkämpfe, werden auf so heitere Art in die Liebe hineingehetzt und tragen dann ihre Wonne und den Spott der übrigen mit so guter Manier, daß man immer aufs neue an der fröhlichen Beatrice, die unter einem tanzenden Stern geboren ist, und an dem eingefleischten und bekehrten Junggesellen Benedict seine Freude hat. c lich Figuren kehren übrigens in anderen Shakespeare'schen Stücken wieder, aber so breit und sorgfältig ausgearbeitet, wie hier, erscheinen sie nirgends. Die melancholische Verleumdungsgeschichte der Hero, in der selbst der angeb liche Tod der Holden zum listigen Versteckenspiel herangezogen wird, tritt diesen Hauptpersonen gegenüber zurück, wirft aber kurze Zeit einen beinahe zu dunklen Schatten auf die Fröhlichkeit des Werks. Hero und ihr Ge— liebter Claudio sind vom Dichter, was die Charakterisirung anbetrifft, entschieden schlechter behandelt als das neckische Liebespaar; besonders Don Elaudio liebt, mißtraut, verstößt, tröstet sich, klagt und heirathet mit einer wunderbaren Schnelligkeit und Verwandlungsfähigkeit. Auch die einfältigen Gerichtsdiener mit ihren haarsträubenden Wortver— drehungen treten in anderer Gewandung in manchen anderen Stücken auf.
Die Regie hatte mit Recht den derb heiteren Charakter des Lustspiels in den Vordergrund gestellt. Um Einfälle und einige Rede⸗ wendungen drastischer zur Wirkung zu bringen, sind viele hübsche Spielnuancen erfunden worden. Eine vollkommene Beatrice bot Fräulein Butze; sie ließ mit vollendeter Anmuth ihre spitzigen Stachelreden wie Freude erweckende und nicht verletzende Funken sprühen, beweinte mit herzbrechender Schlichtheit, auf der Treppen⸗ sflufe hingekauert, ihrer Muhme Liebeskummer, stürmte in mädchenhafter Entrüstung und beklagte in resignirten Tönen, daß sie kein Mann werden könne, um gleich darauf durch die Thränen die Sonnenstrahlen ihres Humors durchbrechen R lassen. Herr Barnay war das vortreffliche Gegenstück zu diefer Beatrice; nur erschien er anfangs zu alt in der Geberde und die Stimme klang öfters rauher, als man von dem jugendlichen Liebhaber erwartet. Herr Nollet spielte den Vater der Hero mit gewinnendem Anstande, wie ein Greis, aber doch noch kraftvoll. Die Herren Stahl und Stockhausen standen ihm be— fonders gut in der Gartenfeene zur Seite. Der tbörichte Wort⸗ verdreher, der Gerichtsbeamte Holzapfel, fand in Herrn Formes einen verständigen Vertreter.
Sehr reich war die Aufführung an seenischen Effecten. Sonnige südländische Bilder, mondhelle Sommernächte, lauschige Gärten hoben die Stimmung, die die heitere Dichtung durchzieht. Dem Gepränge war ein weites Feld eingeräumt; dem Tanz und Spiel wurde eifrig obgelegen und auch die kirchliche Feier wurde beim Hochzeitsfest aus⸗ druckspoll in Scene gesetzt.
Theater Unter den Linden.
In der Operette ‚Lachende Erben“ von Horst und Stein, die seit Mitte Januar durch ihre unterhaltende, leicht ins Ohr fallende Musik, ihre anmuthigen Lieder, wirksamen Couplets und ihre vielen komischen Situationen allabendlich die Besucher in die fröhlichste Stimmung versetzt, begann gestern Abend in der Partie der Margit Fräulein Ming von Baviera, Operettensängerin vom Theater an der Wien, ein kurzes, auf Engagement abzielendes Gastspiel. Die junge Dame erfreut sich bei einer vortheilhaften äußeren Erscheinung einer kräftigen gut geschulten Stimme und bewegt sich mit großer Sicherheit und Gewandtheit auf der Bühne. Wenn sie sich noch um eine etwa deutlichere Aussprache, die man auch bei einer Qperetten⸗ sängerin nicht vermissen darf, bemühen wollte, so würde ihre Aufnahme in die Gesellschaft des Theaters nur als ein Gewinn bezeichnet werden können. Alle von ihr gefungenen Lieder wurden mit rauschendem Beifall aufgenom⸗ men. Auch im übrigen muß der Vorstellung nachgerühmt werden, daß sie nichts von ihrer Frische verloren hat und gestern mit demselben Er folge aufgeführt wurde, wie vor zwei Monaten. Namentlich waren es wieder die mit außerordentlicher Präcision unter der geschsckten Leitung von Fräulein Walden von einem zahlreichen Damenpersonal ausgeführten militärischen Evolutionen, welche die Schaulust be⸗ friedigten und Beifall hervorriefen. Herr Drucker, dem es für einen jugendlichen Liebhaber früher noch zu sehr an Temperament und Be⸗ weglichkelt fehlte, hat sich sehr zu seinem Vortheil verändert und geflel deshalb allgemein, auch Herr Fröden gab den Offiziers burschen Erprian, wie früher, mit trockenem und wirkungsvollem Humor. Da⸗ gegen muß sich Herr Steinberger wohl hüten, den verliebten alten Commandanten gar zu sehr als Carieatur zu geben.
Neues Theater.
Ein neues Schauspiel von Ferdinand Runkel, betitelt „Der eiserne Graf“, wurde gestern Abend zum ersten Male ge⸗ geben. Das im Anfang die Aufmerksamkeit der Zuschaner im hohen Grade anregende Stück mißfiel im Verlauf der Handlung wegen der übermäßig drastischen Mittel, die der Held Graf Niemech Rothenfels, ein betrogener Ehemann, anwendet, um seine Gattin auf den richtigen Weg zu führen. Der Schluß aber ließ die. Besucher völlig unbefriedigt: Graf. Niemeck hat seinen Nebenbuhler in seinem Hause Üüberrascht und zieht sich mit ihm in ein Nebenzimmer zu einem Zweikampf über das Schnupftuch zurück. Man hört zwei Schüfsse, die verzweifelte Gattin sinkt in Ohnmacht und der Vorhang fällt, ohne daß man darüber aufgeklärt wird, ob einer, alle beide oder keiner von beiden Gegnern getödtet ist. Der ansprechende und ge⸗ wandte Stil, sowie die theilweise recht spannende Gntwickelung zeigen, daß der . dieses mißglückten dramatischen Erst⸗ singswerks nicht ohne Begabung ist und wohl zu der ö berechtigt, mit einfacheren Mitteln Besseres zu er— reichen. Dem Werke ist eine Gespenstergeschichte, wonach ein nach dem Tode ruheloß umherwandernder Graf Niemeck durch seine Erscheinung
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im Familienschloß Unheil verkündet, zu Grunde gelegt und ihm damit eine Voraussetzung gegeben, die dem gegenwärtigen Geschmack völlig widerstrebt. Ke, alt aber der Abkömmling dieser altadligen Familie als ein socialdemokratischen Grundsätzen huldigender Politiker hin⸗ gestellt wird, bleibt unverständlich. In dem Stück waren thätig Fräulein Berger und die Herren Hahn, Vorwerk und Haid, die sämmtlich redlich bemüht waren, den von ihnen dargestellten Per⸗ sonen natürliches Leben einzuhauchen.
Sing ⸗Akademie.
Das zweite Concert des Klaviervirtuosen Herrn Ernesto Con— solo fand am Donnerstag unter Mitwirkung des von Herrn Kapell⸗ meister Herfurth geleiteten philharmonischen Orchesters statt. Der Concertgeber spielte das seltener gehörte D-moll- Concert von S. Bach, das tiefste und großartigste des Meisters, mit energischem An⸗ schlag und feiner Schattirungsweise. Auch ein zweites Concert von Grieg gelang in der Ausführung dem Vortragenden vortrefflich. Um— somehr war es zu bedauern, daß (nach einer Mittheilung des Conceit- Directors) die vier letzten Klapiersoll wegen einer Handverletzung, die sich der Künstler zugezogen, ausfallen mußten. Das Orchester, das außer der „Freischütz“ Ouvertüre von Weber noch ein neues, mehr harmonisch als melodisch wirkendes Präludium von L. Breitner vor trug, erntete gleich dem Concertgeber wohlverdienten Beifall.
Saal Bechstein.
Das zweite und letzte Concert des „Pariser Trios“ wurde gestern mit einem Quintett für Klavier, zwei Violinen, Bratsche und Fello von Dvotäk eröffnet. Das noch wenig bekannte Werk, das bei aller Anerkennung seiner melodischen Reize doch zu wenig Ge⸗ dankentiefe erkennen läßt, wurde mit Unterstützung der Herren Moser (2. Violine), und Krelle (Bratsche) vortrefflich ausgeführt. Herr Ronchini (Cello) spielte darauf mit Herrn L. Breitner (Klavier) die wundervolle Sonate 0p. 38 von Brahms mn ein n jeder Beziehung vollendeten Vortragsweise. Die Violinvirtuosin Frau Breitner-Haft, deren ausgezeichnetes Spiel bereits an dem ersten Trio⸗Abend gerechte Bewunderung er⸗ regte, brachte im Verein mit Herrn Breitner Rubinstein's Sonate mit Klavier, op 98 ganz vorzüglich zu Gehör. Den Beschluß des Abends machte ein neues, durch seine gewandte und stilrechte Com⸗ positionsweife fesselndes Trio von St. Sans, das mit großem Beifall aufgenommen wurde, der aber auch zugleich der präcisen und schwungvollen Ausführung galt.
Im Königlichen Opernhause geht morgen „Lohengrin“ mit den Damen Pierson und Sucher und den Herren Rothmühl, Bulß, Stammer und Fränkel in Scene. Am Montag wird Glucks Orpheus und Eurydike“ mit den Vamen Götze, Leisinger und Weitz ge⸗ geben. Als letzte Novität in dieser Saison ist die Oper, Der Zigeuner“ von Richard Stiebitz bestimmt; Herr Bulß singt die Titeltolle. — In dem GConrert des Königlichen Opernchors, das am Gründonnerstag im Königlichen Opernhause stattfindet, wird Anton , . seine Symphonie in F-dur persönlich dirigiren. Außerdem gelangt, wie schon gemeldet, unter Weingartner's Leitung Mozart's „Requiem“ zur Aufführung.
Im Königlichen Schauspielhause finden am Montag und Mittwoch Aufführungen von „Vasantaseng“ statt. Am Dienstag gastirt Friedrich Mitterwurzer zum zweiten Male als Mephisto in Goethe's „Faust“.
Im Deutschen Theater wird am Dienstag das Lustspiel „Zwei glückliche Tage“ gegeben. An allen übrigen Tagen kommt „Der Talisman“ zur Aufführung. Am Charfreitag bieibt das Theater geschlossen, die Kasse ist jedoch von 10 bis 1 Uhr geöffnet.
Im Berliner Theater geht Shakespeare's Lustspiel „Viel Lärm um Nichts“ morgen Abend, am Montag und am Donnerstag, an welchem diesmal die Abonnementsvorstellung stattfindet, mit Ludwig Barnay und Nuscha Butze in den Hauptrollen in Scene. Der Dienstag bringt eine Neueinstudirung des „Graf Essex“ mit Arthur Kraußsneck in der Titelrolle, Anna Haverland als Königin Elifabeth und einem neuen Mitgliede, Charlotte Boch, die als Rutland erstmalig auftreten wird. Am Sonnabend folgt dann neu einstudirt Graf Waldemar“ mit Ludwig Barnay in der Titel⸗ rolle und Tina Trabold vom Stadt⸗-Theater zu Riga, die in der Rolle der Gertrud ein auf Engagement abzielendes Gastspiel beginnt. Am Mittwoch spielt Ludwig Barnay die Titelrolle in Ohnet's „ Hüttenbesitzer‘. Diese Vorstellung beginnt ausnahmsweise erst um 74 Uhr, wegen der am Nachmittag für die Schüler der hiesigen höheren Lehranstalten stattfindenden Aufführung von „Julius Cacsar?'. Morgen Nachmittag geht Kleist's „Käthchen von Heilbronn“ in Scene.
Im Lessing⸗Theater gelangt „Die Tragödie des Menschen“ morgen, am Dienstag und am Donnerstag zur Aufführung. An allen übrigen Tagen der Woche wird Hermann Sudermann 's Schau spiel Heimath“ gegeben. .
In Wallner-Theater wird die erste Aufführung von „Monsieur Alphonse“ in Verbindung mit dem Eingeter Er erxperi⸗ mentirt' mit Hedwig Niemann als Gast nicht am Dienstag, sondern
erst am nächsten Sonnabend stattfinden. Am Donnerstag spielt die
Künstlerin noch einmal „Cyprienne“' und „A tempo“, während der Spielplan für die übrigen Tage der Woche folgendermaßen festge⸗ seßt ist: Montag: „Der Fall Clämenceaum; Dienstag: „Die Drientreise; Mittwoch: ‚Die Großstadtluft“. Die Billets, welche für die ursprünglich auf Dienstag angesetzt gewesene erste Aufführung bon ‚„‚Monsieur Alphonse! und „Er erperimentirt“ bereits gelöst worden sind, werden bis Dienstag Mittag an der Tageskasse des Theaters wieder zurückgenommen.
Im Friedrich⸗Wilhelm städtischen Theater wird morgen ‚Dle Fledermaus“, von Montag bis einschließlich Donnerstag „Pariser Leben“ aufgeführt.
Der Spielplan des Kroll'schen Theaters für Woche ist in folgender Weise aufgestellt: Sonntag: mit Signor de Padilla in der Titelpartie und Frau Moran, als Donna Anna; Montag zun ersten Mal: „Don Pasquale“ letztes Auftreten der Signora Nevada in der Partie der N Don Pasquale: Signor Merly, Malatesta: Signor de Pad Ernesto: Signor Pandolfigi); Dienstag: Norma! (Frau Meran Olden in der Titeltzartie); Mittwoch: Don Pasquale. (iztztes Gast⸗ spiel der Signora Nevada); Donnerstag; Don J sell Besetzung wie oben); Sonnabend: Die Hochzeit des Figaro“.
Im Adolph Ernst-⸗Theater ist die erste Aufführung der neuen Gesangsposse von Jacobson und Mannstädt, betitelt Gold⸗ lotte“, auf Bonnerstag festgesetz. Von dem Kalisch schen Werke „Berlin, wie es weint und lacht“ findet morgen die letzte Sonntags- ufflhrung statt.
Das Wiener Ensemble im Thomas - Theater giebt morger seine letzte Sonntagsvorstellung, da mit Ende dieses Menats das Gastspiel abschließt. Nach Lumpaci- Vagabundus , der beute und morgen in Scene geht, folgt die Nestrop'sche Posse: ‚Einen Jur will er sich machen“.
Im Theater Unter den Linden findet morgen die leßte Sonntagsaufführung der Operette Lachende Erben statt, da die Andrae'sche Operette Freya am Schluß der kemmenden Woche zum ersten Mal in Scene geht. Kapellmeister Joses Baper, der am Montag nach Wien na reden dirigirt auch die morgige erste Wieder ⸗ holung des neuen Ausstattungs-⸗ Ballets Columbia, personlich.
Ber Spielplan des Neuen Theaters für die kommende Woche laufet: Sonntag (letzte Sonntags. Aufführung): „Der eiserne Grafé, Hierauf Toca“; Montag (leßztes Auftreten der Frau Dach- mann Zipser): „Durch die Jutendanz“, hierauf Die Loren Niengtag: „‚Logirdefuch“, hierauf „Kleine Händen; Mittwoch (letzte Vorstellung): Togtear.
Raoul Koezalski, der achtjäbrige Pianist, giebt an Montag ein populäres Concert in der Pbilharmenie, in dem er das Programm ganz allein (oöbne zweiles Klavier) beftreiten wird
Im Concerthaufe wird Derr Prefessor Reinricch Den⸗ mann am Montag cine Reihe seiner Compesitenen Perfsnlih dirlziren, darunter eine neue Serenade für Streichorchester, Im