1893 / 73 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Schloßhof , Suite für Orchester und. Eine Scauspiel⸗Duvertüre *. Die Foncertsängerin Frau H. Wolfradt wird ferner mehrere Lieder von S. Hofmann singen. .

Für die von Seiner Hoheit dem Herzog Ernst von Sachsen⸗ Coburg Gotha ausgeschriebene Coneurrenz für ein einagtiges Spernwerk sind, wie der General-Anzeiger für Gotha“ mittheilt, über 120 Bewerbungen eingelaufen. Dem geschäftsführenden Comitsè für die am 27, 28. und 365. Juli in Gotha stattsindenden Muster⸗ aufführungen von Opern ist nach demselben Blatte Herr Viktor Naumann beigetreten.

Mannigfaltiges.

Die beiden Akka⸗Zwerginnen, welche Dr. Stuhlmann aus der Gegend westlich vom Victoriasee in Afrika mitgebracht hat, wurden gestern in der Aula des Kunstgewer be Museums einem zahlreichen Publikum vorgeführt, das der Einladung der Deutschen Colonialgesellschaft gefolgt war. Die beiden Zwerginnen, die ersten reinen Repräfentanten jener sagenhaften kleinen Völker Inner⸗Afrikfas, erregten das lebhafteste Interesse sowohl durch ihre ganze Er⸗ scheinung, als auch durch die Eigenart ihres Benehmens, das den Kindescharakter diefer Völker klar zum Ausdruck brachte. Die beiden jungen Tamen stehen im Alter von 15 bis 17 Jahren, sie waren als Kriegsgefangene in die Hände der menschenfressenden Manjema gerathen und sind durch Dr. Stuhlmann vor dem sicheren Tode des Verzehrtwerdens bewahrt worden. Sie befinden sich 3. 3. schon sechzehn Monate in der Umgebung von Europäern und haben schon viel von ihrem ursprünglich recht scheuen Wesen verloren, lassen aber doch die Eigenart ihres Charakters noch deutlich hervortreten. Sie erschienen in kurzen weißen Kleidern, die mit golddurchwirkter Borte besetzt waren; das wollige schwarze Haar deckte eine weiße, flache Mütze; die zierlichen, wohlgeformten Füße waren unbekleidet. Hals schmuck trug nur die ältere der beiden. Die IZwerginnen sind durchaus wohlgebildet, wenngleich der Oberkörper den unteren Extremitäten gegenüber etwas überwiegt. Der Kopf ist rund. das Gesicht erscheint nach unten dreieckig verjüngt, die Nase ist niedrig mit breiter Basis, die Augen sind dunkelbraun, die Oberlippe erstreckt sich etwas conver nach vorn, beide Lippen sind von auffällig röthlicher Färbung. Der Thorar ist flach, die Schultern sind breit, der Bauch ist stark ent⸗ wickelt, die Füße sind schlank und zierlich und etwas einwärts gestellt, wodurch der Gang schleppend wird, die Arme sind gut, ent— wickelt, die Hände klein und zierlich. Die ganze Körper— haut, besonders aber Schultern. Rücken und Arme, sind mit einem auffällig kräftig entwickelten, Flaumhaar besetzt. Die Hautfarbe beider Zwerginnen ist verschieden, die ältere hat dunkel⸗ chokoladenbraune Haut, der Grundton der Haut der jüngeren geht mehr ins Gelbliche. Sehr verschieden ist auch der Charakter der beiden Mädchen; nur in einem Punkt stimmen beide überein, daß sie beide „Europens übertünchte Höflichkeit? nicht kennen. Die Aeltere drehte confequent der Versammlung den Rücken zu, nur einmal drehte sie sich halb um, musterte mit bösem, tiefe Ver⸗ achtung kundgebendem Blick die Versammlung und * steckte die Zunge heraus. Die jüngere war zutraulicher, zuerst freilich auch schüchtern. Als sie auf den Tisch gehoben wurde, bedeckte sie das Gesicht mit beiden Händen und schielte neugierig durch die Fingerspalten. Dann zeigte auch sie der Versammlung zunächst ihre Kehrseite, rückte allmahlich

Eitelkeit entwickelt, wiederholt zupfte sie an ihrem Kleid herum. Zuweilen gab sie Zeichen der Langeweile von sich, meist aber befand sie sich in recht lebhafter Unterhaltung mit ihrer Genossin, bie scheinbar durch böhnische. Bemerkungen ihre lebhaf⸗ teste Heiterkeit erregte. Wurde die kleine Dame zu ausgelassen, fo erhielt fie von der älteren einen wohlgezielten Klaps“. Die Sitzung selbst trug einen mehr wissenschaftlichen Charakter. Nachdem Geheimer Rath Simon als Vice⸗Präsident der Deutschen Tolonialgesellfchaft die Erschienenen begrüßt hatte, nahm Dr. Stuhl mann das Wort zu einem fünfviertelstündigen Vortrag über die bis ins Alterthum hineinreichende Geschichte der Pogmäenvölker, über die Kunde, die von jenen Völkern aus neuerer Zeit zu uns gekommen und über seine eigenen Ermittelungen. Er kam zu dem Schluß, daß in den Pygmäen eine im Kindesalter der Entwickelung stehen gebliebene Urrasse zu erblicken sei, die in der Vorzeit wahrscheinlich das Tropengebiet der ganzen Erde be— wohnt hat. Aus seiner Charakteristik der Akka⸗Zwerge ist zu erwähnen, daß diefe Nomaden und Jäger sind und nur so lange an einem Fleck, wo sie sich Lehmhütten erbauen, verbleiben, bis kein jagdbares Wild mehr vorhanden ist. Sie sind starke Raucher und bedienen sich dabei einer Pfeife, welche aus einem ausgehöhlten Bananenstengel und einer daran befestigten, aus einem Blatt hergestellten Düte besteht, in die etwas Taback und brennende Kohle gelegt wird. Nur wenige Züge daraus genügen, um den Raucher, der stets den Rauch verschluckt, zu betäuben; alsdann wird der Inhalt der Düte bis zum nächsten Mal zurückgelegt. Irgend etwas von religiösen Vorstellungen hat Dr. Stuhlmann nicht entdeckt, außer gewissen abergläubischen Handlungen, wie das Verbrennen ab⸗ geschnit tene Haare und das Aufbewahren brennender Kohle, das der Vortragende auf eine Art von Feuercultus zurückführte, wenn es sich nicht aus der Sorge, daß das Feuer ausgehen könnte, und daraus, daß sie auch die primitivste Art, Feuer durch Aneinanderreiben bon Hölzern zu erzeugen, nicht kennen, er— klären ließe. Ihre Pfeile sind von Helz; die eisernen Spitzen, die sie tragen, haben die Zwerge von den umwohnenden Negern; die Schmiedekunst kennen sie nicht. Auch von irgend welchen Anfängen einer Staäatsberfassung ist keine Spur zu entdecken, ebensowenig haben die Iwerge Einrichtungen oder Sitten und Gebräuche, welche die Wahrung der Gerechtigkeit zum Ausdruck bringen würden; sie stehlen und leben vom Stehlen, und das wird als Recht betrachtet. Wer am besten schießt, ist ihr Führer. Den Begriff der Familie kennen sie, es wird unter bestimmten Voraussetzungen gehetlrathet, der Bräutigam muß dem Vater der Braut ein Heirathsgut zuwenden. Die Zwerge kennen keinen Schmuck, nicht einmal den primitivsten Ausdruck eines solchen, die Tätowirung; die Weiber tragen als Schmuck höchstens zwei Meter lange Grashalme in der durchbohrten Oberlippe. Die Zwerge sind hinterlistig und rern! auf ihre Feinde aus dem Versteck meist mit vergifteten Pfeilen. Ihre Nahrung sind Bananen, Mais, Hühner, das Fleisch des erlegten Wildes, welches sie rösten, die Maden in den Baumrinden; Menschrusreffer sind sie aller Wahrschein⸗ lichkeit nach nicht. Die offenbar noch sehr geringe Kenntniß der Sitten und Gebräuche des Zwergvolks der Akka wird erst in Zukunft vervoll— ständigt werden müssen; auch von ihrer Sprache hat man bis jetzt ganz unvollständige Kenntniß, da die Zwerge meist guf Befragen in Jus drücken antworten, die sie von den umwohnenden Nachbarstämmen sich angeeignet haben. Den Begriff der Zahl kennen sie wahrschein⸗ lich nicht; es scheint, als ob sie höchstens von 1 und 2 und 4 eine Vorstellung haben. Für den Forscher liegt hier noch ein reiches Feld der Thätigkeit offen.

8.

Wien, 24. März. Der Deutsche Hilfsverein hielt, laut Meldung des W. T. B.“, heute unter dem Vorsitz des bayerischen Gesandten Grafen Bray⸗Steinburg seine Jahresversammlung ab, welcher der deutsche Botschafter Prinz Reuß, Fürst Lichnowsky, der. Prinz von Ratibor und der sächsische Gesandte Graf Wallwitz bei⸗ wohnten. Der Jahresbericht hebt hervor, daß es dem Verein nur durch außerordentliche Einnahmen ermöglicht wurde, den jährlich steigenden Anforderungen nachzukommen. Die Versammlung geneh⸗ migte den Bericht und drückte Seiner Majestät dem König von Württemberg sowie dem Prinzen Reuß und dessen Gemahlin ihren Dank für die Förderung der humanen Bestrebungen des Hilfe⸗ vereins aus.

Neapel, 25. März. Der Hamburger Schnelldampfer Fürst Bismarck“ ist, wie W. T. B.“ berichtet, heute Morgen 6z3 Uhr wohlbehalten hier eingetroffen.

Brüssel, 25. März. In Herenthals fand, wie . H. T. B.“ meldet, geftern Abend in der dortigen Dynamitfabrik eine Explosion statt, durch die drei Arbeiter getödtet und vier lebens⸗ gefährlich verletzt wurden.

New⸗YVork, 24. März. In Memphis im Staat Tennessee hat nach einer Meldung des . B. R.“ ein furchtbarer Wirbelwind große Verheerungen angerichtet. Im Thale des Mississippi sind die Städte Tuniea und m fast gänzlich zerstört.

New-PYork, 24. März. Ein Telegramm des „New⸗York Herald“ aus Panama berichtet von einem außergewöhnlichen Natur⸗ ereigniß in Colum bien. Danach wäre der in der Nähe der Stadt Popahan gelegene Berg ECruiz Loma plötzlich verschwunden. Nachdem schon seit mehreren Tagen beunruhigendenunterirdische Ge⸗ räusche gehört worden wären, hätte sich der Berg plötzlich gespalten und fei zufammengestürzt, während ungeheure Massen pon Erde in die Luft geschleudert worden seien, die sich dann über die benachbarte Landschaft ausgebreitet und dadurch mehrere Flüsse im Lauf gehemmt hätten. Etwa zehn bis zwölf Menschen wären dabei ums Leben ge— kommen, auch seien einige Hundert Stück Vieh verloren gegangen.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Bern, 25. März. (W. T. B.) Der Nationalrath ratificirte den mit Rumänien abgeschlossenen Meist⸗ begünstigungsvertrag und genehmigte einstimmig die vom Bundesrath Frankreich gegenüber getroffenen Maßnahmen. Bundes⸗-Rath Lachenal erklärte, der Bundes⸗ rath werde dem Verhältniß von Genf zu Hochsavoyen und dem Pays de Gex seine besondere Aufmerksamkeit zuwenden.

Luxemburg, 25. März. (W. T. B.) Der Staats⸗ rath hat die Vorlage, wegen Zulassung der Elisa⸗ bethinerinnen, endgültig zustimmend erledigt, nicht aber die der Conversion der Staats-Anleihen, die sonach erst nach Verlauf von drei Monaten zur definitiven Erledigung gelangen kann.

aber immer mehr herum. Bei ihr hatte sich auch schon eine gewisse

rbericht vom 25. März, r Morgens.

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Uebersicht der Witterung.

Der Kern des Hochdruckgebiets, welches ganz Europa überdeckt, liegt über Süd Schweden, wo der Baro⸗ meterstand 778 mm etwas übersteigt. Auf dem ganzen Gebiete ist das Wetter ruhig, vorwiegend 6 und meist trocken. In Deutschland ist es im Südwesten etwas wärmer, sonst allenthalben etwas fälter geworden, fast überall liegt die Tempe— ratur etwas unter dem Mittelwerthe; vielfach haben Nachtfröste stattgefunden. In Wiesbaden stieg . die Nachmittagstemperatur bis zu 17, in

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aris bis zu 20, in Perpignan bis zu 23 Grad. Die rostgrenze verläuft von Nönigsberg über Breslau und Warschau nach Kiew hin. Deutsche See warte.

e Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schanspiele. Sonntag: Opern— baut. 75. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Dper in 3 Acten von n . agner. In Scene

etzt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Dirigent: em fr Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 83. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. (Tell: Herr Friedrich Mitterwurzer, als Gast) Anfang ?7 Uhr.

*

Montag: Opernhaus. 77. Vorstellung. Drpheus und Ehyridike. Oper in 3 Aeten von Christoph Ritter von Gluck. Text nach dem Französischen des Moline. Ballet von Emil Graeb. In Scene ge— setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 84. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Opernhaus. 78. Vorstellung. Der Freischütz. Romantische Oper in 3 Acten von Carl Maria v. Weber. Dichtung von Friedrich Kind (nach der gleichnamigen Erzahlung August Apels). Neu in Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 585. Vorstellung. Faufst von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gehörende . von Anton Fürsten Radziwill und hon Peter Joseph von Lindpaintner. In Scene ge— setzt vom Ober ⸗Regisseur Max Grube. (Mephistopheles: Herr Friedrich Mitterwurzer, als Gast.) Anfang Uhr.

Opernhaus. Mittwoch: Fidelio. Donnerstag: Concert des Opernchors. Freitag: Geschlossen. Sonnabend: Symphonie der Königlichen Ka— pelle. Sonntag: Der Freischütz. Montag; Der Freischün. Dienstag: Djamileh. Bajazzi.

Schauspielhaus. Mittwoch: Vasantaseng. Don, nerstag, Freitag, Sonnabend: Geschlossen. Sonntag: Vasantasena. Montag: Vasantasena. Dienstag: Vasantaseng. Neunes Theater. Sonntag: Narziß. (Herr Friedrich Mitterwurzer, als Gast.) Montag: Fortsetzung folgt. Ein Lustspiel. (Derr Friedrich Mitterwurzer, als Gast.) Dienstag: Fortsetzung folgt. Ein Lustspiel. (Herr Friedrich Mitterwurzer, als Gast.)

Deutsches Theater. Senntag: Der Talis. man. Anfang 7 Uhr.

Montag: Ter Talisman.

Dienstag: Zwei glückliche Tage.

Perliner Theater. Sonntag: Nachmittags 2 Uhr: Das Käthchen von Heilbronn. Abends

Uhr: Viel Lärm um Nichts.

; n,, Viel Lärm um Nichts. Anfang hr.

Dienstag: Neu einstudirt: Graf Effex.

Lessing ⸗Theater. Sonntag: Die Tragödie des Menschen. Anfang 71 Uhr.

Montag: Heimath. =

Dienstag: Die Tragödie des Menschen.

Wallner Theater. Sonntag: Gastspiel von Hedwig Niemann. Cynrienne. Vorher: A tempo. Anfang 76 Uhr.

Montag: Der Fall Elsmenceau.

Dienstag: Die Orientreise.

Friedrich Wilhelmstüdtisches Thenler. Chausseestraße 26.

Sonntag: Die Fledermaus. Komische Operette in 3 Acten nach Meilhae und Haléyy, bearbeitet von G. Haffner und R. Gene. Musik von Johann Strauß Anfang 7 Uhr.

Montag: Pariser Leben.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nesiden · Thenter. Direction: Sigmund Lauten burg. Sonntag: Zum 15. Male: Die beiden Champignol. (Champignol malgzrséè lui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallisres. Deutsch von Benno Jacbbson. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 73 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Sonntag: Gastspiel von Frau Moran⸗-Olden und Sgr. de Padilla. Don Juan. (Donna Anna: Frau Moran-Olden; Don Juan: Sgr. de Padilla Anfang 7 Uhr.

Montag: Vorletztes Gastspiel und populäre Vor⸗ stellung der Sgra. Nevada. Don Pasquale. (Norina: Sgra. Nevada; Malatesto: Sgr. de Pa⸗ dilla; Ernesto: Sgr. Pandolfin Don Pasquale: Sgr. Merly.)

Dienstag: Norma.

Gastspiel von Frau Moran-⸗Olden.

Victoria - Theater. Belle, Alliancestraße 7 /S Sonntag: Mit neuer Ausstattung: Die Neise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus— stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (lb Bildern) von A. d' nnery und Jules Verne. Ballet arran⸗ girt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida. Anfang 7 Uhr.

Montag und folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Neurs Thenler (am Schiffbauerdamm 46). Sonntag (letzte Sonntags-Vorstellung vor Beginn der Vorstellung des Königlichen Schauspielhauses): Zum 3. Male: Der eiserne Graf. Schauspiel in J Aufzug von Ferd. Runkel. Dierauf: Tosca. Schauspiel in 5 Acten von V. Sardou. Anfang 74 Uhr.

Montag: Der eiserne Graf. Tosca.

Theater Unter den Linden. Sonntag: Zum 2. Male: Unter persönlicher Leitung des Com⸗ ponisten: Columbia. Ausstattungs⸗Ballet. Welt⸗ Ausstellung in Chicago. Die deutsche Ab⸗ theilung. Vorher (letzte Woche): Lachende Erben. (Fräulein Minna Bapiera vom Theater an der Wien, als Gast.) Operette in 3 Acten von gorst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Cd. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Tie milifär. Cvolutionen im 3. Aet arrangirt von L. Gundlach. 23. neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. Anfang 7 Uhr.

In Vorbereitung: Freya. Vaudeville⸗Dperette in J Acten von M. Boucheron. Musik von Audran.

Adolph Ernst Theater. Sonntag (letzte Sonntag. Aufführung): Berlin, wie es weint nnd lacht. Volksstück mit Gesang in 3 Acten von F. Berg und D. . Musik von A. Conradi. In Scene gesetzt von Abolph Ernst. Anfang 71 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Donnerstag: Zum 1. Male; Goldlotte. Gesangè—⸗

offse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W.

kannstädt. Couplets theilweife von G., Görß. Musik von G. Steffens.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag (letzte Sonntags- Vorstellung): Gesammt⸗ Gastspiel des Wiener Ensemble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Zum 13. Male: Hum paci Vazahbhnundus-. Zauber- posse mit Gesang in 5 Acten von Johann Nestroy. Anfang 75 Uhr.

Montag: Einen Jux will er sich machen.

Uraning, Anstalt für volksthümliche Naturtunke. Am Landetz⸗Ausstellungs⸗ Park (Lehrter Bahnhof)). Geöffnet von 12—11 Ubr.

Coneerte.

Contert · Jaus, Leipzigerstraße 46. Sonntaz: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 6 Uhr.

Montag: Karl Meyder⸗Coneert. Anfang Uhr. Componisten⸗Abend unter gütiger Mitwirkung des Professors Herrn Hofmann und der Goncert— sängerin Frau Wolfradt.

Circus Nenz (Carlstraße.) Sonntag: 2 große Vorstellungen. In beiden Vorstellungen: Auftreten sämmtlicher Künstlerspecialitäten ersten Ranges, sowie Vörführen und Reiten der bestdressirten Frei⸗ heits- und Schulpferde. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 19 Jahren frei). Komiker-Vorstellung, mit zur Belustigung der Jugend besonders gewähltem Programm. Zum Schluß: Die lustigen Heidel⸗ verger. Abends 7 Uhr:

Gin Kün stlerfe st. Meg

Große Ausstattungs . Pantomime vom Hasballet⸗ meisfer A. Siems. Mit überraschenden Licht, und Wassereffeeten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requistten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung, des ge⸗ sammten Personals. Neue Einlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. an, Kinder⸗Orchester neu besetzt, neue Musik. Rang Ballet von 1090 Damen. Großartiger, in folcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant Feuerwerk. .

Montag, Abends 71 Uhr:; Große Vorstellung mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.

Familien⸗Nachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Curt von Zimmermann (Posen). Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieut. Dietrich Frhrn. von Blomberg (Neuhausen bei Kotibus). ; .

Gestorben: Hr. Major z. D. Adolf von Grier⸗ heim (Halle 4. S.). Hr. Rittergutsbesitzer Paul Haellmigk (Ressen). Hr. Professor Hein⸗ rich Georg Rahstede (Vetmold).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen leinschließlich Barsen Beilage),

und die amtliche Gemwinnliste der 8. Weseler Geld⸗ Lotterie.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 73.

Berlin, Sonnabend, den 25. März

1893.

Per sonalveränderungen.

Königlich Preußisch Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ö. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im getiven Heere. Berlin, 18. März. v. Kram sta, Rittm. und Escadr. Chef vom Garde⸗Cür. Regt., Graf v. Einsiedel, Rittm. und Escadr. Ehef von demselben Regt., der Charakter als Major verliehen. Graf v. Blücher, Pr. Lt. vom Garde⸗Cür. Regt, v. Heyden, Pr. Lt. vom 1. Garde⸗Drag. Regt. Königin von Großbritannien und Irland, zu überzähl. Rittmeistern befördert,

Berlin, 21. März. Herzog Ernst Günther zu Schles—⸗ wig-Holstein Hoheit, Hauptm. vom Großen Genexalstab, unter Bekassung in dem Verhältniß à la suite des Inf. Regts. Herzog von Holstein (Holstein. Nr. S5, àz la suite des Generalstabs der Armee gestellt. Pfafferott, Hauptm. und Battr. Chef vom 2. Pomm. Feld⸗Art. Regt. Nr., 17, unter Beförderung zum Major, vorläufig ohne Patent, Stellung 3 la suite des Feld-Art. Regts. General-Feldzeugmeister (2. Brandenburg.) Nr. 18 und Comman⸗ dirung zur Eisenbahn-Abtheil. des Großen Generalstabs, zum i e on ner ernannt. Graf v. Sie nno⸗Potworowski, Sec. Lt. vom 2. Leib⸗Hus. Regt. Kaiserin Nr. 2, vom 1. April d. J. ab auf ein Jahr zum General-⸗Konsulat in Kairo commandirt. v. Winterfeld, Hauptm. 4. D., bisher Comp. Chef vom Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (J. Pomm.) Nr. 2, unter Fort⸗ fall der ihm ertheilten Aussicht auf Anstellung im Civildienst, Stein⸗ kamp, Pr. Lt. a. D., zuletzt vom Inf. Regt. Nr. 140, unter Fortfall der ihm ertheilten Aussicht auf Anstellung im Civildienst, v. Arnim, Hauptm. 4. D. zuletzt Comp. Chef vom Inf. Regt. von der Marwitz (8. Pomm.) Nr. 61, v. Versen, Major a. De zuletzt Hauptm. z. D. und Bezirksoffizier bei dem Landw. Bezirk Prenzlau, v. Alten, Pr. Lt. a. D., zuletzt vom Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. PsMmm.) Nr. 2, dieser unter Fortfall der ihm ertheilten Aussicht auf Anstellung im Civildienst, Fisch er, Hauptm. a. D., zuletzt Comp. Chef vom Inf. Regt. von Grolman (1. Pos.) Nr. 18, Groskopff, Major a. D., zuletzt Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, v. Heimrod, Major a. D., zuletzt Platzmajor in Cassel, v. Rudolphi, Masor a. D, zuletzt Hauptm. und Comp. Chef vom 2. Nass. Inf. Regt. Nr. 88, v. Rantzau, Hauptm. a. D., zuletzt Comp. Chef vom Hannov. Jäger⸗Bat. Nr. 10, v. Gaffron, Rittm. a. D., zuletzt Escadr. Chef vom Kurmärk. Drag. Regt. Nr. 14, v. d. Bor ne, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Be— zirks Graudenz, früher im Inf. Regt. Nr. 141, behufs Ver— wendung als Bezirksoffiziere mit ihrer ,, und der Erlaubniß zum ferneren Anlegen der bisher von ihnen getragenen Uniform, zur Disp. gestellt.

Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. Berlin, 21. März. Küntzel, Major à Ja suite des Inf. Regts. Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburg) Nr., 27 und Eisen—⸗ bahncommissar, commandirt bei der Eisenbahn⸗Abtheil. des Großen Generalstabs, als Oberst⸗Lt. mit Pension und der Uniform des Inf. Regts. Graf Dönhoff (7. Ostpreuß) Nr. 44, der Abschied bewilligt. Stercks, Major 4. D., zuletzt Commandeur im Inf. Regt. von Lützow (1. Rhein.) Nr. 2ßz, mit seiner Pension und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des Leib⸗ Gren. Regts. König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburg.) Nr. 8 zur Diep. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 22. März. Graf v. Wilamowitz-Möllendorff, Rittm. a. D., zuletzt von der Garde⸗Landw. Cav., früher im Regt. der Gardes du Corps, die Er⸗ laubniß zum Tragen der Uniform des genannten Regts. ertheilt.

Nachweisung der beim Sanitäts-Gorps im Monat Februar 1893 eingetretenen Veränderungen. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriu ms. 26. Februar. Dr, Kurth, Stabs«⸗ und Baks. Arzt des Füs. Bats. Gren. Regts. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuß) Nr. 6, von seinem Commando zum Kaiserlichen Gesundheitsamt entbunden. Loesener, Assist. Arzt J. Kl. vom Garde⸗-Jäger⸗Bat., bis auf weiteres zum Kaiserlichen Gesundheitsamt commandirt.

Durch Verfügung des General-Stabsarztes der Armee. 3. Februär. Dr. v. Zander, Unterarzt vom Inf Regt. Nr. 138,

17. Februar. Dr. Martens, Unterarzt vom Hess. Jäger⸗ Bat. Nr. 11, Dr. Mantel, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Heidelberg, unter Anstellung beim 1. Bad. Feld⸗AUrt. Regt. Nr. 14, zum Unterarzt des activen Dienststandes ernannt.

20. Februar. Dr. Köhler, Unterarzz vom Hess. Pion. Bat. Nr. 11, Dr. Settgast, einjährig⸗freiwilliger Arzt vom Inf. Regt. von Stülpnagel (5. Brandenburg.) Nr. 48, unter gleichzeitiger Versetzung zum Hannov. Inf. Regt Nr. 74, zum Unterarzt ernannt,

25. Februgr. Dr. Biedekgrken, einjährig⸗freiwilliger Arzt vom 1. Bad. Leib⸗Drag. Regt. Nr. 290, unter gleichzeitiger Ver⸗ setzung zum 1. Bad. Lelb, Gren. Regt. Nr. 109, zum Unterarzt er⸗ nannt, sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei den betreffenden Truppentheilen offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

Militär ⸗Justizbeamte.

Durch Allerhöchste Bestallung. Berlin, 11. März. Hecker, Justiz⸗Rath, Div. Auditeur bei der 1. Garde⸗Inf. Div., zum Ober⸗ und Corpz-Auditeur ernannt. Demselben ist die Corps⸗ Auditeurstelle beim II. Armee⸗Corps vom 1. April d. J. ab über⸗ tragen worden.

Durch V

ü erfügung des General-Auditeurs der Armee. 15. März. J ö Garn. Auditeur zu Torgau, als Div. Auditeur zur 5. Div, Bäelgwski, . Div. Auditeur von der 3 zur 9. Div., Linck, Div. Auditeur von der 9. Div., zur 34. Div.

18. März. Hülsen, Justiz⸗Rath, zweiter Garn. Auditeur zu Straßburg (Elsaß), als Garn. Auditeur nach Danzig, Domcke, Garn. Auditeur zu Graudenz, als,. Div. Auditeur zur 35. Div., Treftz, Div. Auditeur der 35. Div., zur 36. Div., sämmtlich vom 1. April d. J. ab versetzt.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Allerhöchsten Abschied. 16. März. v. Salisch, enn rm. vom Magdeburg, Füs. Regt. Nr. 36, bei seinem Aus⸗ cheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungs— Rath verliehen. 1

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministerium s. 1. März. Blumensagt, Kanzleidiätar vom Kriegs-⸗Ministerium, zum Ge— heimen Kanzlei⸗Secretär ernannt.

4. März., Böhmer, Garn. Bau⸗Insp. in Siegburg, zum 1. April 1895 in die Local⸗Baubeamtenstelle Berlin III. versetzt.

Durch Verfügung des General⸗Commandos. Zahl— meister. 9 Versetzt: Klingmüller vom 3. Bat. Inf. Regts. Keith (1. Sberschles Nr. 2, zum 2. Bat. 4. Niederschles. Inf. Regts. Nr. Hl, Mache vom Hus. Regt. von Schill (1. Schles) Nr. 4, zum Leib Cür. Regt. Großer n Schles) Ni. ], Voß JI. vom 2. Bat. 1. Hanseat. Inf. Regts. Nr. Ib, zum 1. Bat. Großherzogl. Mecklenburg. Gren. Regts. Nr. 89. Schramm vom 3. Bat. 5. Thüring. Inf. Regts. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) zum 1. Bat. Inf. Regts. Kaiser Wilhelm (2. Großherzogl. Hess. Nr. 116, Schreiner vom 3. Bat. 4. Großherzog. Hess. Inf. Regts. (Prinz Karl). Nr. 118, zum 3. Bat. 5. Thüring. Inf. Regts. Nr. s KÆhherzog von Sachsen), die letzteren

beiden zum 1. April d. J, Knoebbiche vom 1. zum 2. Bat., und Kraemer vom 2. zum J. Bat. 1. Bad. Leib Gren. Regts. Nr. 199, Giesfel von der 3. Abtheil. 1. Bad. Feld- Art. Regts. Nr. 14, zum Bad. Train⸗Bat. Nr. 14; P) infolge Ernennung überwiesen: Gustav dem 2. Bat. Inf. Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen, Nr. 59, v. Kleist dem 3. Bat. desselben Regts.

aiserliche Marine.

Offiziere ꝛcc. Ernennungen, Heförderungen und Versetzungen ꝛc. Berlin, 20. März. Sommerwexck, Capitän-Lt., mit dem 1. April d. J. zur Dienstleistung beim Reichs—⸗ Marineamt commandirt.

Im Sanitäts-⸗-Corps. Berlin, 20. März. Dr. Peeren-⸗ boom, Marine ⸗-Assist. Arzt 1. Kl., zum überzähl. Marine-Stabsarzt befördert; er erhält ein Patent von dem Tage, an welchem die Be— förderung seiner Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird. Pr. Ratz, Woyke, Marine,Assist. Aerzte 2. Kl., zu Marine⸗AUssist. Aerzten 1. Kl., unter Vorbehalt der Patentirung, befördert. Dr. Seide 1 Assist. Arzt 1. Kl. der Seewehr 2. Aufgebots im Landw. Bezirk Braunschweig, der Abschied bewilligt.

Prenßischer Landtag. Herrenhaus. 9. Sitzung vom 24. März.

Das Haus setzt die Berathung des Staatshaushalts⸗ Etats für 1893,94 fort. Ueber den Beginn der Sitzung ist in der Nummer vom Freitag berichtet worden. Im weiteren Verlaufe der Berathung . bei dem Etat der Bauverwaltung

Ober⸗Bürgermeister Bender: Als im Abgeordnetenhause der Brand des großen Werkstättengebäudes auf dem Bahnhof zu Breslau zur Sprache kam, wurde aus dem Kreise der Eisenbahnbehörde heraus der Vorwurf gegen die dortige Stadtverwaltung erhoben, daß wegen der Sparsamkeit der städtischen Wasserwerke die Wasserzufuhr beim Brande ungenügend gewesen sei. Thatsächlich ist die Sache anders. Wir haben das Gebäude selbst nicht mit Wasser zu versorgen, sondern die Röhren der städtischen Wasserkeitung gehen nur die Straßen ent⸗ lang. Wasser genug war vorhanden und der Druck war auch hoch genug; aber es fehlte an der nöthigen Verbindung zwischen Straße und Haus. Damit hat die städtische Verwaltung aber absolut nichts zu thun.

Ober⸗Bürgermeister Braesicke fragt, ob die Netzeregulirung die Abmessung der märkischen Wasserstraßen erhalten werde, wann diese Regulirung beendet sein werde, und ob die Bromberger Schleusen auch diesen Abmessungen würden angepaßt werden.

Geheimer Ober⸗Baurath Kozlowski: Die Regulirung wird 1896 beendet sein. Die erste Frage ist zu bejahen. Die Bromberger Schleuse zu erweitern, wird von der Möglichkeit abhängen, die finanziellen Mittel flüssig zu machen.

Beim Etat des Handels-Ministeriums macht

Ober⸗Bürgermeister Struckmann auf den neuerlichen Erlaß des Ministers aufmerksam, durch den die gewerblichen Fortbildungs⸗ schulen in ihrer Existenz zum theil ernstlich bedroht würden. Es seien Abzüge von 100 an den Staatszuschüssen eingetreten; eine solche Miaßnahme müsse dem äußersten Mißvergnügen begegnen, und es sei daraus ein allgemeiner Rückgang dieser Schulen zu besorgen.

Ober⸗Bürgermeister Bötticher tritt diesen Ausführungen bei; hoffentlich werde das diesen Schulen bisher von der Regierung zu— gewendete Wohlwollen ihnen überall erhalten bleiben, nicht nur in Posen und Westpreußen.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:

Meine Herren! Ich möchte mir gestatten, zunächst auf die Special⸗ fragen des Herrn Vorredners eine kurze Antwort zu geben. Die Thatsache, daß für die Provinzen Posen und Westpreußen so hohe Beträge ausgeworfen werden, beruht nach dem Gesetze vom 4. Mai 1836 darauf, daß die dortigen Schulen ganz aus Staatsmitteln er—⸗ halten, während in den übrigen Provinzen nur Zuschüsse geleistet werden.

Was die Frage der Anstellung auf Lebenszeit der Direetoren und Lehrer an den gewerblichen Fachschulen betrifft, so ist dieselbe ja in der Sitzung der technischen Commission für das gewerbliche Fach- und Fortbildungsschulwesen berathen worden. Die Commission sprach sich damals vor zwei Jahren zwar nicht mit Stimmeneinheit, aber mit Stimmenmehrheit dahin aus, daß die Frage der definitiven Anstellung der Lehrer an diesen Schulen zur Zeit noch offen zu halten sei. Die Stimmung der Commission ging dahin, daß die definitive An⸗ stellung der Lehrer wünschenswerth sei, daß aber bei dem zur Zeit noch nicht hinreichenden Material zur Besetzung jener Lehrerstellen es sich nicht empfehle, damit sofort vorzugehen.

Meine persönliche Auffassung geht allerdings dahin, daß vielleicht etwas energischer mit der Vermehrung der definitiven Stellen an den gewerblichen Fachschulen vorgegangen werden könne. Denn wir würden dadurch mehr Gelegenheit bekommen, geeignete Kräfte für diese Schulen zu gewinnen. Wir sind leider bei der Besetzung der Lehrerstellen an diesen Schulen nicht in der günstigen Lage, wie bei anderen Schulen: wir haben keine Seminare, keine Lehrcurse, deren Zöglinge für ihren Beruf besonders vorbereitet werden. Wir müßten die Kräfte her⸗ nehmen, wo wir sie finden, aus verschiedenen Berufsklassen: aus Baumeistern, Architekten, technischen Lehrern. Es ist natürlich, daß nicht viele gut Qualificirte ihre Stellen aufgeben, um solche zu übernehmen, in denen sie nicht definitiv angestellt werden. Trotzdem war es aber die Meinung der Commission, daß es nicht gerathen sei, an die definitive Besetzung schon jetzt heranzugehen, wo der Kreis, aus welchem wir die Lehrkräfte gewinnen können, noch ein sehr be— schränkter ist.

Was die Anstellung der Directoren an den gewerblichen Fach schulen betrifft, so steht es außer allem Zweifel, daß die definitive Anstellung wünschenswerth ist. Sie ist auch zum großen Theile er⸗ reicht. Ich bin bestrebt, auf diesem Wege fortzuschreiten, womöglich etwas energischer hinsichtlich der definitiven Anstellung der Lehrer.

Ueber die Lage der gewerblichen Fach- und Fortbildungsschulen wird sich die Königliche Staatsregierung gestatten, der technischen

Commission nächstens wieder eine Denkschrift vorzulegen, wie dies

auch im Jahre 1891 geschehen ist. Was nun die Reduction der an die Fortbildungsschulen bisher gewährten staatlichen Unterstützungen betrifft, so beruht sie auf der jetzigen Finanzlage. Ich glaube, Herr

Minister von Boetticher hat den Grund dafür bereits angeführt, nämlich daß mehr Mittel wie bisher zur Genehmigung von Unter⸗ stützungen nicht gewährt werden konnten, daß aber die früher ge⸗ machten Ersparnisse aus übertragbaren Fonds aufgezehrt waren. Infolge dessen mußte nothwendigerweise eine Reduction der bis jetzt gewährten Zuschüsse eintreten. Es ist angenommen worden, daß diese Reduction im ganzen etwa 100i betragen müsse. Wir werden aber nicht schematisch vorgehen und nun sägen, es müsse jeder Zuschuß um 100so ge⸗ kürzt werden, sondern es werden die besonderen Verhältnisse, die Ver⸗ mögenslage der Gemeinde zu berücksichtigen sein; aber auf der anderen Seite auch in wie weit eine Gemeinde selbst bereit ist, bei der harten Lage, in der sich die Staatsfinanzen befinden, ihrerseits einzutreten. Wir haben Gott sei Dank eine große Anzahl von Gemeinden und namentlich fast alle unsere mittleren und größeren Städte, die berxeit⸗ willig die Fortbildungsschulen ins Leben rufen, finanziell unterstützen und tragen. Das liegt nicht so in den kleineren und kleinsten Ort⸗ schaften, obgleich da das Bedürfniß zur Ausbildung des Handwerker⸗ standes manchmal vielleicht noch dringender erscheint als an anderen Stellen, weil die Lehranstalten, die ein Kind aus dem Handwerker⸗ stands in einer größeren Stadt besuchen kann, dort absolut fehlen. Diesen kleineren Gemeinden können wir allerdings bei ihrer geringen Leistungsfähigkeit die Unterstützungen nicht entziehen, ohne unter Um⸗ ständen recht hart zu erscheinen. Indessen bei der jetzigen Lage bleibt nichts weiter übrig als da, wo wir nicht sicher sind, daß eine Gemeinde selbst bereit ist, über eine, wie ich hoffe, vorübergehende Calamität ihrer Schule fortzuhelsen, zunächst eine Reduction eintreten zu lassen, und die Unterstützung lieber da zu gewähren, wo wir die bereiteste Unterstützung der Gemeinden und gewerblichen Kreise vorfinden. Daß wir im übrigen bestrebt sein werden, das Fortbildungsschulwesen nicht verfallen zu lassen und selbst mit den geringeren Mitteln auf seiner jetzigen Höhe zu erhalten, das dürfen Sie versichert sein, und ich hoffe, daß die demnächst stattfindende Sitzung der technischen Com⸗ mission erneutes Zeugniß dafür ablegen wird, daß der Eifer, den die Verwaltung diesen Schulen zugewendet hat, nicht erkaltet ist. Ich denke, wir werden Mittel und Wege mit den Mitgliedern der Com⸗ mission zusammen finden, wie wir in dieser augenblicklichen Calamität noch das Beste herausfinden, um den Bestand der Fortbildungsschulen nicht unter das Niveau herunterkommen zu lassen, auf das sie sich jetzt mühevoll und langsam heraufgearbeitet haben.

Beim Etat des Justiz⸗-Ministeriums kommt

Freiherr von Duxrant auf die, ie , Pagasch zurück. Die Commission des Hauses sei voriges Jahr üher dessen Petition zur Tagesordnung übergegangen, da die Sache auf den ordentlichen Rechtsweg gelangt sei. Redner fragt an, in welchem Stadium sich jetzt die Angelegenheit befindet,

Geheimer Ober-Justiz Rath Luegs; Die Beschwerden des Herrn Paagsch über seine Behandlung im Untersuchungsgefängniß sind zum theil nicht unbegründet gewesen, Die Staatsanwaltschaft ist dem entsprechend mit Weisung bersehen worden. Die Maßnahmen der Gefängnißverwaltung: Bekleidung des Herrn Paasch mit Anstaltswäsche, Entziehung der Bewegung im Freien und Kenn⸗ zeichnung durch eine nummerirte Blechmarke, sind allgemeine, nicht speziell Herrn Paasch , n. getroffene gewesen; sie sind simmt⸗ lich abgestellt worden. Daß der schwebende Streit schon seit dem 1. April v. J. anhängig ist, begründet nicht den Vorwurf der Ver⸗ schleppung, der der Verwaltung, vom Vorredner eventuell gemacht werden könnte. Der Minister wünscht die Beendigung des Prozesses; die Verzögerung liegt, in den eigenthümlichen Umständen des Falles. Die Zuständigkeit des Landgerichts J ist vom Reichsgericht ausgesprochen worden, und es hat im August eine Verhandlung stattgefunden. Zu einem Urtheil kam es nicht, weil noch mehrere Zeugen auf Antrag des Beklagten Paasch zu vernehmen waren, die zum theil im außer⸗ europäischen Auslande leben. Deren Vernehmung, u. a. die des Gesandten von Brandt, hat noch nicht bewirkt werden können. Letzterer kommt erst im Juni nach Berlin, in diesem Monat wird auch die Urtheilsfällung erfolgen. ; . j von Winterfel dt⸗Menkin: Die Sache ist auch in der Peti= tionscommission wieder anhängig infolge einer neuen Petition des Herrn Paasch. Es wäre also vielleicht besser gewesen, wenn Herr von Durant heute seine Anfrage noch nicht gestellt hätte. Wenn Paasch auch in einzelnem Unrecht erfahren haben mag, so muß er doch wegen seiner krankhaften Verfolgungssucht mit großer Vorsicht behandelt werden.

. Freiherr von Du rant begrüßt die Aufklärung dankbar, daß die Sache ihren Weg gehe, und spricht dem Justiz. Minister das Ver⸗ trauen aus, daß sie ordnungsmäßig verlaufen werde.

Ober ⸗Bürgermeister B ötticher beklagt, daß für seine Stadt von 214 909 Einwohnern, wo die Gericht sgebaude längst ungenügend seien, noch immer nicht an den Bau eines neuen Landgerichtsgebäudes gegangen werde.

Justiz-Minister Dr. von Schelling:

Die Angelegenheit, welche der Herr Ober⸗Bürgermeister Bötticher berührt hat, liegt mir ebenso sehr am Herzen wie ihm. Im Justiz- Ministerium ist nichts versäumt worden, um die Beschaffung des Bauplatzes in die richtigen Wege zu leiten. Leider hat die Haupt schwierigkeit darin bestanden, daß dasjenige Terrain, welches meines Erachtens durchaus geeignet ist, das neue Landgerichtsgebäude aufzu⸗ nehmen und der Stadt Magdeburg gehört daß dieses Terrain zwar der Justizverwaltung mit großer Freundlichkeit angeboten ist, aber eine Einigung über den Preis leider bis jetzt noch nicht zu erzielen ge—⸗ wesen ist. Infolge dessen sah sich die Justizverwaltung genöthigt, sich nach anderen Gelegenheiten zum Unterbringen des neuen Gebäudes umzusehen. Diese anderen Projecte haben aber vielerlei Bedenken er= regt, und die Untersuchungen, zu welchen sie Veranlassung gegeben

haben, haben nur dazu beitragen können, die Erledigung zu meinem

lebhaften Bedauern noch mehr zu verzögern. Ich glaube, der Herr Ober⸗Bürgermeister würde die Angelegenheit am schnellsten zum Aus trag bringen, wenn er seinerseits möglichst darauf hinwirken wollte, daß eine Einigung zwischen der Justizverwaltung und der Stadt Magdeburg erzielt werde.

Ober. Bürgermeister Bötticher versichert, daß die Stadt nur den Selbstkostenpreis fordere.

Beim Etat des Ministeriums des Innern bittet

Ober⸗Bürgermeister Bötticher um möglichst baldige Ueber nahme des Naͤchtwachtwesens in Magdeburg auf den Staat. Das Beste werde sein, wenn der Staat das jeßige Personal der Nacht wachtmannschaften einstweilen übernähme, um eine plötzliche gleich

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