1893 / 79 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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Nach der im Reichs⸗-Eisenbahnamt aufgestellten Nach⸗ weisung über die im Monat Januar d. J. auf deutschen Bahnen (ausschließlich der bayerischen bei den Zügen mit Personenbef order ung vorgekommenen Verspätungen hahen auf 36 größeren Bahnen und Bahnnetzen mit einer Gesammtbetriebslänge von 37 067,96 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt sich ver⸗ spätet: 4982 Schnellzüge, 7339 Personenzüge und 1319 zur Personen⸗ sowie zur Hare rbeshr ger n gleichzeitig dienende Züge, zusammen 13 640. Von den fahrplanmäßigen Züzen mit Personenbeförderung wurden geleistet: 13 205 189 Zug⸗ ilometer, 269 883433 Achskilometer gegen 15 294803 Zug⸗ und 287 595 537 Achskilometer im Vormonat und gegen 15137 639 Zug- und. 22 623930 Achskilometer in demselben Monat des Vorjahres. Von den Ver⸗ pätungen wurden 46890 durch das Abwarten verspäteter An⸗ in , veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen selbst S060 Verspätungen zur Last fallen, gegen 3302 im Vormonat und 2321 in demselben Monat des Vorjahres. Von den auf eigener Bahn vorgekommenen Verspätungen entfallen auf 1 Million Zugkilometer 589, 1 Million Achskilometer 33, mithin auf 1 Million Zugkilometer 436 285 v. H. mehr als im Monat Januar des Vorjahres und 373 173 v. H. mehr als im Vormonat, und auf 1 Million Achskilometer 2 267 v. H. mehr als im Monat Januar des Vorjahres und 22 200 v. H. mehr als im Vormonat. Infolge der Verspätungen wurden 9983 An⸗ schlüsse versäumt (gegen 2253 in demselben Monat des Vor⸗ jahres und 3128 im Vormonat). Bei 2 Bahnen sind Zug⸗ verspätungen und bei 7 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind die Bahnen, auf denen Zugverspätungen vorkamen, nach der Verhältniß⸗ zahl (geometrisches Mittel zwischen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 Million Zugkilometer und der auf 1 Million Achs⸗ kilometer entfallenden eigenen Verspätungen georbnet. Danach nehmen die Bahnen in den Verwaltungsbezirken der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Directionen zu Frankfurt a. M. und zu Erfurt, sowie die Krefelder Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der Anzahl der Verspätungen nach der Anzahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Bahnen in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn⸗Direction zu Frankfurt a. M., zu Erfurt und zu Magdeburg an die ungünstigsten Stellen. Infolge von Schneeverwehungen sind 395 Züge ganz und 701 Züge strecken⸗ weise ausgefallen, wodurch 218 Anschlüsse nicht erreicht wurden.

. Der General der Cavallerie von Krosigk, Inspecteur der 1. Cavallerie⸗Inspection, ist hier wieder eingetroffen. . Inspecteur der 2. Cavallerie⸗Inspection, General der Cavallerie von Rosenberg hat sich mit kurzem Urlaub nach Kiel begeben.

Der General⸗Lieutenant Freiherr von Rössing, Com⸗ mandeur der 28. Division, ist mit kurzem Urlaub hier an⸗ gekommen.

Der Königliche Gesandte am hbayerischen Hofe Graf zu Eulenburg ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten urzen Urlaub nach München zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hayerische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von Lerchenfeld-Köfering hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten zehntägigen Urlaub angetreten. Wäh⸗ rend seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Rath Freiherr von der Tann-Rathsamhausen als Geschäftsträger.

S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Gneisenau“, Com mandant Corvetten⸗Capitän Stubenrauch, ist am 1. April in La Guayra angekommen und beabsichtigt, am 6. dess. Mts. nach Port au Prince auf Haiti in See zu gehen.

S. M. Kreuzer⸗Corvette „Kaiserin Augusta“, Com mandant Capitän zur See Büchsel, ist am 3. April in Queenstown eingetroffen und beabsichtigt, am 5. dess. Mts. die Reise nach Newport (Rhode Island, Vereinigte Staaten) fortzusetzen.

S. M. Kreuzer „Sperber“, Commandant Corvetten— Capitän Fischer, beabsichtigt, am 6. d. M. von Sydney nach Apia in See zu gehen.

Friedrichsruhe, 1. April. Aus Anlaß des Geburts⸗ tags des Fürsten Bismarck hatten sich, wie „W. T. B.“ berichtet, nl mehrere Tausend Personen hier eingefunden, um dem Fürsten ihre Glückwünsche darzubringen. Eine An⸗ sprache des Gymnasial-Directors Wallis aus Rendsburg beant⸗ wortete Fürst Bismarck mit einem Rückblick auf die Ge— schichte Schleswig-Holsteins, für das er stets die lebhaftesten Sympathien gehegt habe. Der Fürst schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser als den Schirmherrn aller Stämme des Deutschen Reichs, in welches die versam⸗ melte Menge jubelnd einstimmte. Unter den Glückwunsch⸗ Telegrammen befindet sich ein solches von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern.

Sachsen. Ihre Majestät die Königin empfing gestern die Mit⸗ glieder der internationalen Sanitätsconferenz, die auch am Abend dem Hofconcert beiwohnten.

Sachsen⸗Coburg Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alir sind am J. d. M. zum Besuch am Herzoglich Edinburgischen Hofe in Coburg eingetroffen.

Der gemeinschaftliche Landtag hat am 29. v. M. bei der weiteren Berathung des Etats die Besoldungen des Staagts⸗Ministeriums und dessen Ressortaufwand mit 191 000 16 bewilligt. Hierbei wurde ein Antrag angenommen, eine Vor— lage zur Neuorganisation des Staats⸗Ministeriums, die dessen Wirkungskreis als Ober⸗Aufsichts und Verwaltungsbehörde klar abgrenzt, einzubringen. Der Antrag wurde vom Staats⸗

Minister Strenge erfolglos bekämpft. Ferner wurde der Antrag angenommen, daß die Jahresberichte des Fabrik⸗ r , über Coburg-Gotha dem Landtage mitgetheilt werden.

Deutsche Colonien.

Der Kanzler bei dem Kaiserlichen Gouvernement von Kamerun, Leist ist am 7. Februar d. J. in Kamerun ein⸗ getroffen.

Die Wunde und der Knochenbruch des Kaiserlichen Com⸗ missars Dr. Peters sind ärztlicher Mittheilung zufolge glatt und normal geheilt, sodaß Dr. Peters voraussichtlich spätestens Mitte dieses Monats von Kairo abreisen kann.

Der Lieutenant Fa mbach von der Kaiserlichen Schutz—⸗ truppe für Deutsch-Ostafrika ist nach telegraphischer Meldung aus Dar⸗es Salam am 24. v. M. an perniciöser Malaria verstorben. Lieutenant Fambach gehörte vor seinem Eintritt in die Schutztruppe dem 12. Bayerischen Infanterie⸗Regiment Prinz Arnulf an und hatte im Januar vorigen Jahres die Ausreise nach Ost⸗Afrika angetreten.

Bei der Zollverwaltung für Deutsch-Ostafrika haben nach dem „Deutschen Colonialblatt“ im Monat Januar 1393 die Brutto⸗-Einnahmen insgesammt betragen 42263 (6. Im einzelnen ergaben die Zölle für Ausfuhr 15 029 6, für kin 16175 6, Verbrauchssteuern 7038 M, Licenz⸗Abgabe von Schnaps 420 (66, Schiffahrts-Abgabe . . Holzschlag⸗Gebühren 335 S6, Neben-Einnahmen 269

In Deutsch⸗-Ostafrika sind im Jahre 1892 insgesammt 6 Sklavenfreibriefe ausgestellt worden. Dieselben ver— theilen sich auf die einzelnen Bezirksämter wie folgt: Tanga 270, Pangani 22, Bagamoyo 174, Dar⸗es⸗Salam 151, Kilwa 103, Lindi 66, Mikindani 2, Saadani 8.

Die evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch⸗

Ostafrika hat die Gründung einer Station in Usambara beschlossen und als Platz für dieselbe Mtili ins Auge gefaßt, wohin Missionar Johanssen im vorigen Jahre eine Reise ge— macht hatte. Missionar Becker wird mit dem im Mai hinausgehenden Missionar Döring die Arbeit über— nehmen. Auch der Missionar Holst wird im Mai nach Afrika gesandt werden. Mit den beiden Missionaren gedenkt Missionsinspector Winkelmann nach Afrika zu reisen, um eine Inspection der Stationen vorzunehmen und die Ver— hältnisse aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Für die Reise ist ein halbes Jahr vorgesehen worden. Aus Kamerun meldet das „Deutsche Colonial-Blatt“: Mit dem am Kamerungebirge ansässigen Stamme der Bu ea ist ein Friedensschluß zu stande gekommen. Nähere Nach— richten fehlen noch, da der bezügliche Bericht aus Victoria erst kurz vor Postschluß eingegangen war.

Bekanntlich waren im Herbst 1891 die am Abo-Flusse wohnenden Stämme, welche sich gegen das Gouvernement aufgelehnt hatten, durch Freiherrn von Gravenreuth im Verein mit der Kaiserlichen Marine bestraft und unterworfen, ihre Hauptorte Miang und Bonakwase zerstört worden. Bei Besuchen des stellvertretenden Kanzlers Wehlan haben die Häuptlinge Mbia, Sohn und Nachfolger des im Gefecht bei Miang umgekommenen Muele, ferner Ekwallgs von Miang, Mboto, Eyengele Masa, Makola, Tuk, Mba, Mbulakema und Ndung Nkusa ausdrücklich die Oberhoheit des Kaiserlichen Gouvernements anerkannt. Mbiang ist vollständig wieder aufgebaut; Häuptling Peen hat sich, nachdem die Miang⸗-Leute zum bei weitem größten Theil sich von ihm losgesagt hatten, mit geringer Gefolgschaft eine neue Heimath weit im Busch gesucht. Mit 31 Äbo⸗ und Wuri— Leuten wurde ein Arbeitsvertrag auf sechs Monate geschlossen; sie wurden dem Vertreter der Kameruner Land⸗ und Plantagen⸗ gesellschaft Herrn Teusz überwiesen und erhalten einen Monats⸗ lohn von 8 bis 12 (6

Der von der Deutschen Colonial-Gesellschaft gecharterte Dampfer „Carl Woermann“, auf dem die Verstärkungs— mannschaft der südwest-afrikanischen Schutztruppe am 15. Februar d. J. in Cuxhaven eingeschifft worden war, ist nach einer über Loanda hier eingegangenen Meldung am 16. März in Walsischbai eingetroffen. Bas Verstärkungscommando besteht aus 1 Offizier, 1 Arzt, 21 Unteroffizieren, 4 Lazarethge⸗ hilfen, 189 Gemeinen. Als Offizier ist Second-Lieutenant Schwabe vom Grenadier-Regiment Nr. 12, als Arzt Assistenzarzt Dr. Richter, à la suité des Sanitätscorps, commandirt worden. Außerdem wird der seit längerer Zeit im Schutzgebiete be— schäftigte Premier⸗Lieutenant 4. D. v. Bülow als Offizier in die Truppe eingestellt werden. Mit der Führung des Trans— ports war der Compagnieführer in der Kaiserlichen Schutz— truppe für Deutsch⸗Ostafrika Fischer betraut worden, unter dessen Befehl das Commando bis zur Ankunft in Südwest⸗-Afrika und der Uebergabe an Hauptmann von Frangois gestell war. Die Anwerbung der Verstärkung ist durch das Reichs— Marineamt erfolgt. Die Unteroffiziere und Mannschaften sind auf Grund freiwilliger Meldungen dem activen Dienststande der Armee und zwar den Fußtruppen, die Mannschaften durchweg dem dritten Jahrgange, entnommen. Bei der Aus— wahl sind Felddienstfähigkeit, Zuverlässigkeit, gute Führung und, gute militärische Ausbildung vor allem im Schießen und im Felddienst, als unerläßliche Vor⸗ bedingungen gestellt worden. Da bei den ausgedehnten . im Schutzgebiete die Marschbewegungen der Truppe öfters zu Pferde erfolgen, so ist darauf geachtet worden, daß die einberufenen Leute bei einem Körpergewicht von nicht über 70 kg Neigung und einiges Geschick zum Reiten, sowie Kenntnisse in der Behandlung und Wartung von Pferden haben. Die hinsichtlich der , der Leute von dem Führer der Schutztruppe ausgesprochenen Wünsche sind thunlichst berücksichtigt worden. Mit dem Transportdampfer wurden zugleich die volle Ausrüstung für 220 Mann und für 220 Pferde sowie die nöthigen Waffen und Munition befördert. Die südwest⸗afrikanische Schutztruppe wird nunmehr nach erfolgter Ablösung und Verstärkung aus 4 Offizieren, 1 Arzt und 220 Mann bestehen. Hierzu kreten noch ungefähr 30 aus— gediente Leute, die im Schutzgebiete verblieben sind und in Fällen der Noth und Gefahr vorübergehend zur Schutztruppe einberufen werden können.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ meldet, daß die Geheim⸗Räthe Smolka und Graf Friedrich Karl Kinsky auf Lebens⸗ zeit in das Herrenhaus berufen sind.

Die Ankunft des rumänischen Legations⸗Raths Papiniu in Wien behufs Wiederaufnahme der Verhandlungen über den

Abschluß eines Handels ertrag gs mit Rumänien wird, wie das „Frdbl.“ hört, nach Ablauf der griechischen Osterfeiertage erfolgen. Die Instructionen für die österreichisch⸗ ungarischen Delegirten zu den Verhandlungen sind dem ge⸗ nannten Blatte zufolge bereits in einer vor kürzem abgehaltenen Sitzung der österreichisch- ungarischen Zollconferenz festgesetzt worden. Großbritannien und Irland.

Die Herzogin von Fife, geborene Prinzessin Luise von Großbritannien, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern von einer Tochter entbunden worden.

Frankreich.

Mline, der, wie bereits am Sonnabend unter dem nach Schluß der Redaction eingetroffenen Depeschen mitgetheilt worden ist, die Bildung eines neuen Cabinets übernommen hatte, begab sich gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, nachdem Poincarés die Uebernahme des Finanz⸗Ministeriums definitiv abgelehnt hatte, in das Elyste, um dem Präsidenten Carnot mitzutheilen, daß er von der Mission der Cabinetsbildung zurücktrete. Der Präsident conferirte darauf mit dem Präsidenten der Deputirtenkammer Casimir Pẽérier, der, nach einem Telegramm der „Magd. Ztg.“, die Berufung eines außerparlamentarischen 856 äfts⸗Mini⸗ steriums behufs Führung der laufenden e f bis zu den Neuwahlen empfahl. Der Präsident Carnot verwarf indeß diesen Vorschlag und berief gestern Nachmittag den bis⸗ herigen Minister des Unterrichts Dupuy, um diesem die Bildung des neuen Ministeriums anzuvertrauen. Nach einem Telegramm des „W. T. B.“ hat Dupuy den Auftrag an⸗ genommen und dem Präsidenten bereits um Mitternacht Bericht über seine Unterhandlungen erstattet. Wie es heißt, würde Dupuy das Minister⸗Präsidium und das Ministerium des Innern übernehmen, Develle das Aus⸗ wärtige, Poincarés den Unterricht. Peytral und Lockroy wollen sich im Laufe des heutigen Tages über die Uebernahme des Finanz⸗Ministeriums resp. des Handels-Ministeriums erklären. Der Kriegs⸗Minister und der Marine-Minister würden ihre Portefeuilles behalten.

In der dritten Decade des Monats März wurden aus den Beständen der Sparkassen 46 Millionen Rente ver— kauft. Die Einzahlungen in dem genannten Zeitraum be— trugen 3 600 000 Fr., die Auszahlungen 17 780 000 Fr.

Nußland.

Der Minister des Auswärtigen von Giers wird der „St. Petersburger Ztg.“ zufolge am 1.13. d. M. wieder in St. Petersburg erwartet.

Italien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet: Bei der silbernen Hoch— zeit des italienischen Königspaares wird der Kaiser von Rußland durch den Großfürsten Wladimir, der sich in Begleitung seiner Gemahlin nach Rom begiebt, vertreten fein. Der König von Belgien entsendet eine außerordentliche Mission, bestehend aus General Fischer und zwei Adjutanten, nach Rom. Deb Fürst von Montenegro wird den Erb⸗— prinzen Danilo nach Rom entsenden.

Der Cardinal Apolloni ist gestern gestorben.

Spanien.

Die Königin-Regentin unterzeichnete die Ernennung des Marquis de Habana zum Präfidenten des Senats.

Portugal. Die Königin⸗Wittwe und der Herzog von Oporto sind, wie „W. T. B.“ meldet, über Paris, wo sie einige Tage verweilen werden, nach Rom abgereist. .

Einige Blätter äußern sich in ungünstigem Sinne über

den mit Spanien abgeschlossenen Handels vertrag und fordern die Cortes auf, ihn einer genauen Prüfung zu unter—⸗ werfen.

Türkei.

Den „Daily News“ wird aus Konstantinopel gemeldet, daß der dortige diplomatische Agent der Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Protestnote an die Pforte gerichtet habe, weil ein mit dem Siegel des amerikanischen Konsulats versehener Brief aus Armenien erbrochen worden sei. Dem⸗ selben Blatte zufolge sei die Erregung der Muselmanen gegen die Armenier in Cäsarea sehr groß; 250 Armenier seien ins Gefängniß gesetzt worden.

Rumänien.

Die Session des Parlaments ist dem „W. T. B.“ zufolge bis zum 20. d. M. verlängert worden. Die Deputirtenkammer hat den Handelsvertrag mit Frankreich mit 83 gegen 28 und den Handelsvertrag mit der Schweiz mit 91 gegen 4 Stimmen angenommen, ebenso den Gesetzentwurf über den Elementarunterricht mit 70 gegen 5 Stimmen.

Der Senat genehmigte mit 59 gegen 10 Stimmen den Gesetzentwurf über die Gewerbeschulen und vertagte sich hierauf bis zum 17. d. M.

Bulgarien. Der „Politischen Correspondenz! wird aus Sofia ge⸗ schrieben, daß der Termin für die Hochzeit des Prinzen Ferdinand von Sachsen-Cob urg um vier bis fünf Tage hinausgeschoben worden sei. Der Minister des Auswärtigen Grekow nimmt officiell an den Vermählungsfeierlichkeiten theil, der Minister⸗Präsident Stambulow jedoch wahr— scheinlich nicht.

Dänemark.

Der Reichstag ist am Sonnabend geschlossen worden. Da ein Einverständniß über das Finanzgesetz zwischen den beiden Kammern nicht erzielt worden ist, hat der König, wie „W. T. B.“ meldet, ein provisorisches Finanzgesetz er⸗ lassen.

Der dänische Gesandte am österreichischen Hofe Kammer— herr Loewenörn ist für den Gesandtschaftsposten in St. Petersburg designirt.

Amerika.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Mexico wurden die Kammern gestern mit einer Botschaft des Präsidenten Diaz eröffnet. In der Botschaft werden Er⸗ sparnisse im Staatshaushalt im Betrage von 3 Millionen Pesos angekündigt; ferner wird als wahrscheinlich hingestellt, daß Dank dem Erträgniß der neuen Steuern das Here Gleichgewicht hergestellt werde.

Ein Telegramm des „Reuter schen Bureaus“ aus Rio de Janeiro besagt, daß von den Regierungstruppen, die in

der Zahl von 1500 an einem Gefecht bei Alegrete im

brasillanischen Staate Rio Grande do Sul theilgenommen, 5090 gefallen seien. Asien.

Nach einer dem „Standard“ aus Shanghai zugegangenen Meldung hätte Li⸗hung-⸗tschang, der Vice-König von Petschili, von dem chinesischen Gesandten in St. Petersburg eine Depesche empfangen, die besage: Da das englisch⸗russische Uebereinkommen vom Jahre 1872 der i,. Regierung die Freiheit lasse, ihre Ansprüche auf alle Theile des den Afghanen nicht zugesprochenen Pamirgebietes geltend zu nachen, so hoffe er, mit Rußland bald zum Abschluß eines Vertrages zu kommen, der die Rechte feststelle, die China in jener Gegend vor der Besitzergreifung durch JYJakub-Beg be⸗ sessen habe.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erweiterung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staatseisenbahnnetzes, nebst Be— gründung zugegangen.

Nr. 13 des „Centralblatts der Bauperwaltung“, herausgegeben im Ministeriumderöffentlichen Arbeiten, vom 1. April hat folgenden Inhalt: Die Einführung der Einheitszeit in Deutschland. Die Aufgaben des Ingenieurs bei Seuchen. (Fort⸗ setzung) Kurbad Längenfeld im Oetzthal in Tirol. Einrich⸗ tungen zur elektrischen Beleuchtung. (Schluß.) Klagen der Land⸗ wirthe über Flußregulirungen. Vermischtes: Denkmal für Karl Bötticher in Berlin. Modelle vom Nord-⸗Ostsee⸗Canal für die Ausstellung in Chicago. Preisbewerbung um das Märkische Pro⸗ vinzial⸗Museum in Berlin. Signalanlagen der elektrischen Liver⸗ pooler Hochbahn.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Eine unter falschem Namen schriftlich erstattete Straf⸗ anzeige gegen einen Anderen wegen einer strafbaren Handlung an den Staatsanwalt ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 11. November 1892, als Urkundenfälschung zu bestrafen, selbst wenn der Inhalt der Anzeige auf Wahrheit beruht.

Drängt Jemand in Ausübung seines Hausrechts einen Eindringling hinaus nach der Treppe, und fällt demzufolge dieser, allerdings gegen die Absicht des Hinausdrängenden, die Treppe hinunter und verunglückt, so ist der Thäter, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, J. Strafsenats, vom 10. Januar 1893, wegen fahrlässiger

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Tödtung bezw. Körperverletzung zu bestrafen.

Kunst und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbe⸗Museum ist heute eine Ausstellung eröffnet worden, welche vornehmlich die künstlerischen Lehr⸗ mittel der Unterrichts⸗Anstalt vorführt. Das Museum ver⸗ fügt über viele Hunderte von Aufnahmen decorativer Malereien, welche nach italienischen Originalen, zum theil in voller Größe, zum theil als Studienblätter, ausgeführt sind, darunter die herr⸗ lichen Blätter nach pompejanischen Wandmalereien von Kips und Koch, die reichen italienischen Sammlungen von Hendorf, die französischen Malereien und die persischen Teller in Pariser Sammlungen von Koch, die Teppichzeichnungen von Lessing u. a. mehr. Diese Originale sowie die auf Grund derselben veranstalteten Publikationen von Ewald u. a. füllen die Wände der Ausstellung. Die Blätter sind fast ausschließlich von Lehrern und Schülern der Anstalt hergestellt. Auch von den ersten Lehrern der Anstalt Kolscher und Ludwig Burger, deren Nachlaß das Museum zum theil besitzt, sind Blätter ausgestellt.

Die Klasse für Naturstudien von Meurer ist durch Nach— güsse und Medelle lebender Pflanzen sowie Aufzeichnungen des regel— mäßigen Wachsthums der Pflanzen vertreten.

Daneben bilden einen Haupttheil der Ausstellung die Modelle und Arbeiten der Bronzeklasse, welche mit besonderen Fonds Modelle nicht nur für den Unterricht, sondern direct für die Industrie herstellt; hierbei sind vorzugsweise der Bildhauer Professor Behrendt und der Eiseleur Rohloff thätig gewesen.

Für Seine Majestät den Kaiser sind verschiedene Arbeiten ausgeführt und jetzt hergeliehen.

Im Anschluß an das Museum arbeitet die Gobelin⸗Wirkerei von Ziesch, die mit drei Wandteppichen vertreten ist.

Aus der Stickereiklasse von Frau Dernb urg sind, allerdings nur für einige Tage, Vorhänge und Decken ausgestellt von herrlichster Arbeit; sie sind für Chicago bestimmt.

Die Aussteklung füllt den Lichthof in allen seinen Theilen und wird bis zum 30. April geöffnet bleiben.

Zu gleicher Zeit ist auf der oberen Galerie der künstlerische Nach⸗ laß von Professor Alexander Schütz ausgestellt, welcher als Lehrer des Museums am 25. Dezember 1892 gestorben ist. Zumeist sind es Entwürfe kunstgewerblicher Arbeiten, aber auch einzelne ausgeführte Stücke, wie die Kronleuchter von Spinn u. Sohn, Broncen von Otto Schulz und Hirschwald.

Den achtzigsten Geburtstag feierte am Freitag der Altmeister der Chemie und Mineralogie, Geheime Regierungs⸗Rath Professor Lr. Karl Friedrich Ram melsberg. Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Hr. Bosse ließ ihm durch den Geheimen Ober⸗Regie⸗ rungs-Rath Professor Dr. Althoff seine Glückwünsche aussprechen. Der Forscher, der sich vor einigen Jahren nach einer reichen Lebens— arbeit in den Ruhestand zurückgezogen hat, ist ein geborener Berliner . Karl Bötticher, dem berühmten Verfasser der „Tektonik der Hellenen'“, soll, wie wir dem „Centr. Bl. der Bauv.“ entnehmen, in den Räumen der Berliner Technischen Hochschule ein Ehren denkmal errichtet werden. Wie die dort bereits im Jahre 1891 aufgestellten Denkmäler H. Spielberg's und G. Winklers wird es eine auf geeignetem Sockel aufzustellende Marmorbüste sein, welche die Züge des bahnbrechenden Forschers und einflußreichen Lehrers an der Stätte seiner Wirksamkeit dauernd in der Erinnerung erhalten soll. Zur Durchführung des durch eine größere Zahl von . Schülern und Verehrern des Verstorbenen gefaßten Planes ist ein geschäfts— führender Ausschuß gewählt worden, dem die Herren Professor Jacobs— thal, Professor Kühn, Baurath Haeger, Professor Strack und Post⸗ Baurath Tuckermann angehören und der sich nun an die Fachgenossen mit der Bitte wendet, zu dem Denkmalfonds beizusteuern und die Angelegenheit weiter zu fördern. Beiträge nimmt Herr Rechnungs⸗ Rath Hoffmeister in der Kasse der Technischen Hochschule (Wochentags 10 bis 2 oder mittels Postanweisung) entgegen.

Wie aus der Lüneburger Haide unter dem 30. März dem „Hann. Cour.“ gemeldet wird, wurde im Garten des Haus— Hirths Trumann, zu Hohenvolkfien bei Cleuze ein werthvoller Wünzenfund im Gewicht von 1 Eg gemacht. Es sind etwa 2396 Stück Brakteaten aus dem 12. und 15. Jahrhundert, darunter solche von Wilhelm von Lüneburg, dem Sohne Heinrich's des Löwen, bezw.

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dem Vater Otto's des Kindes, welcher 1184 geboren und 1213 ge⸗ storben, von Bernhard von Anhalt, welcher 1130 die nordischen Sachsenlande des Löwen als Lohn erhielt, und mehrerer märkischer Duynasten. Die Fundobjecte sind nach Hannover verkauft worden.

Morgen Vormittag findet im Festsaal der Akademie zu München die Eröffnung des ersten deutschen Historikertages statt. Zur Theilnahme sind alle Fachgenoßssen auch ohne Einladung berechtigt. Auf der Tagesordnung stehen Fragen über Unterricht und Archivbenutzung. Referenten sind: Director Martens, sowie die Pro⸗ fessoren Dove, Kaufmann, Arndt und eig l. Für Donnerstag ist ein Ausflug nach dem Starnberger See in Aussicht genommen.

Das 150jährige Gründungs⸗Jubiläum der Universität Erlangen wird, wie die ‚N. Pr. Ztg.“ erfährt, am 1. August d. J. festlich begangen werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Verhandlungen des Königlichen Landes- Oekonomie⸗ Collegiums vom 15. November 1892 (dritte Session der fünften Sitzungsperiode) sind jetzt im Druck erschienen. Zur Verhandlung standen die Erhebungen über die Ursachen der Subhastationen länd⸗ licher Grundstücke, ein Antrag wegen Vermehrung der Mittel der landwirthschaftlichen Vereine, ein Antrag wegen gesetzlicher Einführung landwirthschaftlicher Schiedsgerichte, ein Antrag, betreffend die Pensionsverhältnisse der landwirthschaftlichen Vereinsbeamten, ein Antrag wegen Revision der Veterinärgesetzgebung, speciell mit Rück⸗ sicht auf Tilgungsmaßregeln der Viehseuchen, die Jahresberichte der landwirthschaftlichen Centralvereine für 1891, sowie ein Antrag, betreffend die Kleinbahnen.

Stand der Saaten.

Im Regierungebezirk Königsberg sind die Saaten gut ein⸗ gegrünt;, sie hatten während des harten Frostes im Januar ge⸗ nügenden Schutz durch die Schneedecke und sind mit wenigen Aus— . unbeschädigt geblieben.

Holzverwerthung. Im Regierungsbezirk Königsberg hat sich die Holzverwerthung im ganzen günstiger gestaltet, als zu Anfang des Winters erwartet werden konnte. Insbesondere sind die werthvolleren Nutzhölzer aus den Kiefernrevieren zum größten Theil zu annehmbaren Preisen ver— kauft worden; auch das Brennholz findet zu angemessenen Preisen regelmäßigen Absatz.

Saatenstand in Ungarn.

Aus Budapest vom 1. d. M. wird der „Wien. Ztg.“ tele⸗ graphirt: Nach den beim Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Berichten herrschte in den verflossenen zwei Wochen unverändert schlechte Witte— rung. Beinahe aus allen Landestheilen langten Meldungen über Froft, Schneefall und starke Nordwinde ein, welche letztere vielen Schaden verursachten. Die Pflanzen konnten sich infolge dessen nicht entwickeln und weisen stellenweise einen Rück schritt auf, indem sie die frische grüne Farbe meistens verloren und theils ausfroren. Verhältnißmäßig den kleinsten Schaden erlitt der Weizen. Vom Roggen ist ein ziemlicher Theil ausgefroren. Stellenweise ist zwar auch der Weizen schütter geworden. Aus diesem Grunde kann der Stand der Getreidesaaten im allgemeinen Durch schnitt kaum zufriedenstellend genannt werden. Raps steht sehr schwach und ist nur stellenweise zufriedenstellend.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Oesterreich⸗Ungarn.

Laut Verfügung der Königlich ungarischen Seebehörde zu Fiume ist die seiner Zeit angeordnete siebentägige Quarantäne für Herkünfte von der asiatischen Küste des Schwarzen Meeres von Batum bis Cap Jeros⸗Burum, beide Orte eingeschlossen, in strenge ärztliche Untersuchung umgeändert und die bisherige ärztliche Untersuchung für Herkünfte aus den rumänischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau, sowie aus Marseille aufgehoben worden. Die Maßregeln gegen Herkünfte aus den übrigen russischen Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres, sowie aus den anderen französischen Mittelmeer⸗ häfen werden hierdurch nicht berührt.

Spanien.

Das Königlich spanische Colonial⸗Ministerium zu Madrid hat die Localbehörde von Puerto Rieo telegraphisch angewiesen, Her⸗ künften, die seit dem 28. Februar 1393 den Hamburger Hafen ver⸗ lassen haben, freien Zutritt zu gewähren. Desgleichen werden Ham⸗ burger Herkünfte mit reinem Gesundheitspasse auf den Kanarischen Infeln frei zugelassen. (Bezüglich Cuba vergl. R.“ A.“ Nr. 73 vom 25. März 1893.)

Brasilien.

Zufolge einer im „Diario offieial! vom 2. März 1893 veröffent⸗ lichten Verordnung des brasilianischen Ministers des Innern sind die holländischen Häfen in Europa für „rein“ von Cholera erklärt worden, und werden die aus diesen Häfen vom 27. Februar 1893 ab ausgelaufenen Schiffe nach einer strengen sanitären Untersuchung in den Häfen der brasilianischen Republik zum freien Verkehr zugelassen.

Australien.

Die Regierung von Süd-Australien hat bekannt gemacht, daß von allen Quarantäne⸗Maßxregeln gegen Herkünfte aus Hamburg und den anderen europäischen Häfen Abstand genommen werden soll.

Kopenhagen, 1. April. Ein Erlaß des Ministers des Innern macht bekannt, daß Schiffe, die zum Transport von Schweinen nach dem Auslande benutzt werden, zum Traneporte von Hornvieh, Schafen und Ziegen nicht verwendet werden dürfen. Die Anordnung tritt, wie W. T. B.“ meldet, sofort in Kraft. Ausgenommen von dieser Maßregel find die unterwegs befindlichen Transporte.

Verdingungen im Auslande.

Rumänien. z. April. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest, Lieferung von 13 000 m gelbwollener Tresse, 200 m weißwollener Tresse. 3. April, ebenda. Lieferung von 23219 m indigoblauem Marinetuch, 1308 m Flanell „Molleton“. Mai, ebenda. Lieferung von zm dreifarbigem Baumwollflanell, m Leinwand für Hemden, m Leinwand für Beinkleider, m grauer Futterleinwand, m blauer Kragenleinwand, 3 m mexikanischer Leinwand. 3. Mai, ebenda. Lieferung von 14200 m Zeltleinwand, 36 600 m Zeltleinwand. . Die Vertretung des Bewerbers am Platze durch e nen Privat- Agenten ist erforderlich.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Die österreichischen ir engen tz i ten in Caifa, Candia, Canea, Chios, , Jaffg, Jerusalem, Kerasunde Metelino, Prevesa, Retimo, Rhodus, Samsun, Santi Quaranta Trapezunt und Valona nehmen hinfort an dem Pestanweisung?s verkehr mit Deutschland unter denselben , theil wie die zu diesem Verkehr bereits ermächtigten österreichischen Post anstalten in Adrianopel, Beirut, Salonich und Smprna.

Erfolg aufgeführt

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus. Neues Theater.) Am ersten QOsterfeiertag setzte Herr Fr. Mitterwurzer sein Gastspiel als Titelheld in E. Brachvogel''s Trauerspiel Narziß“ fort. Das Stück ist vor nicht langer Zeit in neuer Einstudirung und neuer Inscenirung auf der Bühne des Königlichen Schauspielhauses erschienen. Der Reichthum an ram ii en Effecten, den es birgt, und zwei Paraderollen, welche es enthält, die des Narziß und die der Marquise de Pompadour dürften die Hauptgründe sein, daß das etwas veraltete Werk immer wieder mit werden kann. Herr Mitterwurzer fand als Narziß ein weites Feld für die Bethätigung seiner vielseitigen Begabung; den witzigen Kopf, den spöttischen Weltverächter im Bettlerkleide, der sich manchmal in der besten Gesellschaft in eynischen Ausfällen ergeht, drückte er in der ironisch lächelnden Miene treffend aus; die kalten und doch spähenden, durchdringenden Augen schossen Blitze, und die lässige Kleidung -trug der Darsteller mit dem Anschein eitlen Behagens. So gewann die Gestalt des Narziß durch die Ein⸗ fachheit der Darstellung und die Vermeidung jeder Uebertreibung ein natürlicheres Aussehen, als ihr 6 innewohnt. In dem Monolog in der Wohnung der Quinault kam es kaum zu einer bedeutenden Kraftentfaltung der Stimme, und als Narziß vom Sterben sprach, klang nicht wild empörte Leidenschaft, nicht 6 tiger Jähzorn aus dem Ton, sondern sehnsüchtig, wehmüthig ergeben drang der Wunsch nach Befreiung aus der gepreßten . Die große Schlußseene, die das Wiedersehen Narziß Rameau's mit dem Weibe seiner Jugend, der allmächtigen Marquise de Pompadour enthält, zeigte die tragische Größe der Leidenschaft, über die der Künstler gebietet. Im ganzen lieferte Herr Mitterwurzer wieder eine durch die Schlichtheit der Mittel überraschende Leistung. Fräulein Poppe, als Marquise de Pompadour, fand lebhafte und wohlverdiente Anerkennung, die beson⸗ ders ungestüm hervorbrach, als bei der Erinnerung an die verlorene Jugend die bis dahin feste Stimme in ein erschütterndes Schluchzen umschlug. Fräulein Tondeur war eine liebenswürdige, aber keine bedeutende Quinault. Lessing⸗-Theater.

Am Ostersonntag kam in einer Mittagsvorstellung Otto Erich Hartleben's Komödie „Hanna Jagert“ zur ersten Aufführung und schien, nach dem gespendeten Beifall zu urtheilen, die Zuschauer gut zu unterhalten. Das neue Theaterstück trägt im ganzen den Charakter eines sehr ernsten Schauspiels; dieser Ernst liegt in der überaus bedenklichen Wahl des Stoffes, den der Dichter zum Gegen⸗ stande der Darstellung gewählt hat. Es wird ein sittliches und ge⸗ sellschaftliches Problem behandelt, für das der Verfasser eine höchst unwahrscheinliche und jedenfalls sittlich ungesunde Lösung findet. Der Inhalt der Handlung ist so unerfreulich, innerlich un⸗ wahrscheinlich und sittlich deprimirend, daß man besser von einer Wiedergabe absieht. Angedeutet mag nur werden, daß im Mittel⸗ punkt der Handlung ein Mädchen aus dem Volke steht, das sich die Freiheit ihrer Neigungen und Begierden zum obersten Gesetz gemacht hat. Vor einigen Wochen wurde auf einer anderen Bühne ein von demselben Verfasser herrührendes parodistisches Lustspiel gegeben, in welchem auf sehr gelungene Weise die Unnatur moderner Bühnengestalten, namentlich Ibsen's, persiflirt wurde, und jetzt bringt Hartleben selbst Personen auf die Bühne, wie sie einem im Leben niemals begegnen. Es ist ein krasser Realismus der Sprache und der äußeren Erscheinung, die wir vor⸗ finden, aber die Charakterisirung der Personen, die Zeichnung ihrer seelischen Existenz ist völlig verfehlt; nur eine der Hauptpersonen, ein junger Schriftsetzer, ist wenigstens einigermaßen consequent in seinem Wesen und Benehmen gezeichnet, und einige Nebenpersonen, wie ei alter Maurerpolier und ein vornehmer alter Herr, die nur epif in die Handlung eingreifen, sind glücklicher nach

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ũ a ernster, sittlicher Ueberlegung hingestellt werden soll normal veranlagten Menschen als schlimme Verwo nachtheiliger von der Bühne herab wirken muß, wenr hier, in das Gewand philosophischer Speculation trügerisch den Schein der Berechtigung gewinnt.

Was die dramatische Wirkung der Komödi erste Act eigentlich ein selbständiges Theatersti ,,, und schnell sich entwickelnder nahm auch die Theilnahme des Publikums währen trotz des Beifalls erkennbar ab. Neue Personen kommen Bühne, die vielleicht das Interesse der Curiosität beanspru aber wirkliches Mitgefühl nicht erwecken können.

Die Darstellung war im ganzen vorzüglich; it wurde von Fräulein Maria Reisenhofer durch künstlerisches Mas halten veredelt; die Darstellerin sprach und spielte schlicht und f und machte dadurch die Gestalt einigermaßen glaubhaft un Herr Molenar spielte einen resignirten Fabrikbesitzer behaglichen Stimmung heraus; mit Wärme und 2 Herr Sauer einen Schriftsetzer und Agitator. In kleinere wirkten Frau von Pöllnitz, Fräulein Frida Wagen Herren Ernst Horn und Oskar Höcker mit Ausjeichnanz

Wallner⸗Theater.

Die erste Darstellung des von früheren Residenz⸗Theater her bereits bekannten Alphonse“ von Alexander Dumas d Frau Hedwig Niemann bei Fo heit zur Entfaltung ihres bewundern bisher noch nicht von ihr gespiel ei Rolle. Die von dem Wittwe Guichard, eine d malige Köchin, die mit ih des nur nach ihrem

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