Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. April.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten statteten gestern Nachmittag um 3 Uhr Seiner Heiligkeit dem Papst im Vatican einen Besuch ab. Nachdem Ihre Majestät die Kaiserin Sich um 3 Uhr 20 Minuten zurückgezogen hatten, blieben Seine Majestät der Kaiser noch eine Stunde in Unter— redung mit dem Papst, welcher beim Abschied den Kaiser durch mehrere Zimmer hindurch geleitete.
Der Papst hat der Kaiserin ein kostbares Mosaik, die St. Peters⸗Kirche darstellend, zum Geschenk gemacht, der Kaiser dem Papst ein Bild von Sich und den sechs Prinzen.
Bei dem vorgestrigen Galadiner zur Feier der silbernen Hochzeit der Königlich italienischen Majestäten im Quirinal zu Rom ergriffen Seine Majestät der König Humbert das Wort zu folgendem Trinkspruch:
Das Herz erfüllt von Freude, danke Ich, zugleich im Namen der Königin, Meinem theuren Bruder, dem Kaiser Wilhelm und Seiner erhabenen Gemahlin, der Kaiserin Auguste Victoria sowie allen ver⸗ wandten, befreundeten und verbündeten Prinzen und Prinzessinnen, welche hierher gekommen sind, um die Freuden dieser Tage mit Uns zu theilen.
Ihre Anwesenheit ist Mir, Meinem Hause und Meinem Volke ein Unterpfand des Glücks! .
Ich trinke auch im Namen der Königin auf Seine Maiestät den Deutschen Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin, auf alle Fürstlichen Gäste, die an diesem Tische sitzen, sowie auf die Souveräne und Staatsoberhäupter, die heute durch ihre Verwandten oder durch Re⸗ präsentanten hier vertreten sind!
Hierauf erhoben Sich Seine Majestät der Kaiser Wilhelm zu folgender Erwiderung:
Eure Majestäten wollen Mir gestatten, zunächst in Unserer Beider Namen gerührten Dank zu sagen für den herzlichen Empfang, den Eure Majestäten und die Einwohner Roms und ganz Italiens Uns bereitet haben. Ich erblicke in dieser Thatsache den erneuten Be⸗ weis Eurer Majestät persönlicher Freundschaft, welche Sie von Meinem Großvater und Meinem Vater auf Mich übertragen haben. In Beider Sinne habe Ich gehandelt, als Ich hierher eilte, Meine Glückwünsche zum heutigen Feste darzubringen. Hand in Hand mit Unserer persönlichen Freundschaft geht die warme Sympathie, welche die Völker Deutschlands und Italiens verbindet und die in diesen Tagen mit neuer Kraft zum Ausdruck gelangt. . .
Zugleich spreche Ich im Namen der hier vereinigten hohen Gäste den innigsten Dank aus für Eurer Majestäten warme Begrüßung. Aus den begeisterten Huldigungen, die Euren Majestäten in diesen Tagen dargebracht werden, klingt uns der schöne Ton aus der goldenen Saite der Liebe zum Herrscherpaar entgegen. Wir sehen gerührten Herzens ein ganzes Volk das schöne Fest seiner Königsfamilie mit⸗ feiern: ein Wahrzeichen der innigen Wechselbeziehungen zwischen dem Königshaus von Savoyen und dem italienischen Volk. .
Wir Alle vereinigen uns in dem Wunsche, daß des Himmels Schutz und Segen auch ferner walten mögen über Euren Majestäten und dem gesammten Königshaus zum Heil Italiens und Europas.
(Zum Schluß in italienischer Sprache):
Ich trinke auf das Wohl Ihrer Majestäten des Königs und der
Königin von Italien!
66 ö. . . . (Aus der gestrigen k R.‘ u. St. A.“ wieder holt.
Die Kaiserlichen Majestäten sind von Ihrer Auf— nahme in Rom in hohem Maße befriedigt. Die freundschaft⸗ lichen Gefühle und Gesinnungen des italienischen Königspaars haben sich der ganzen Bevölkerung mitgetheilt, und diese läßt auch nicht eine einzige Gelegenheit vorübergehen, dem Kaiserpaar ihre Huldigungen darzubringen, die bei dem leb⸗ haften Temperament des Südens oft in einer dem Nord— länder ungewohnten Weise zum Ausdruck kommen. .
Bald nach der Ankunft (am Donnerstag) statteten die Majestäten der Königin Maria Pia von Portugal einen Besuch ab. Alsdann begab Sich Ihre Majestät die Kaiserin nach dem Pantheon, um die Manen Victor Emanuel s zu ehren; Aller⸗ höchstdieselbe schrieb in das dort aufliegende Verzeichniß Ihren Namen Auguste Victoria J. R. ein. Später traf auch Seine Majestät, nachdem Allerhöchstderselbe in der englischen, russischen und österreichischen Botschaft Karten abgegeben hatte, im Pantheon ein und legte am Grabe Bictor Emanuel's einen Kranz nieder. Nach der Rückkehr in den Quirinal machten die Kaiserin und die Königin Margarethe eine gemeinsame Spazierfahrt und ebenso Kaiser Wilhelm und König Humbert durch die Via del Corso, die — es war gegen 6 Uhr Nachmitags — um diese Zeit stets von zahllosen Wagen passirt wird, welche die römische Gesell— chat nach dem Monte Pincio und zurück bringen. Die Zahl der Wagen und der Fußgänger, die das Nahen der eh r. erwarteten, war an diesem Tage so groß, daß sowohl der Wagen der Kaiserin und der Königin als auch etwas später der. Wagen der beiden Monarchen mehrere Minuten still halten mußten: hier wurden den Majestäten durch Händeklatschen und Evpiva⸗Rufen Ovationen dargebracht, welche über die freudige Stimmung der Bevölkerung keinen Zweifel aufkommen lassen können. Unsere Majestäten und namentlich Ihre Majestät schienen durch diese seltene und neue Art der Huldigung angenehm berührt zu sein, wenngleich das Ohr sich erst 1 an den damit verbundenen Lärm ge⸗ wöhnen muß. Die Majestäten fuhren über den Corso nach der Villg Borghese und kehrten dann zur Abendtafel nach dem Duirinal, zurück. An Die Tafel schloß sich ein Concert, hei welchem nur Beethoven'sche Compositionen zum Vortrag kamen. Während dessen wurde das „alte Rom“ — also das Forum Romanum, das Capitol, das Colosseum — elektrisch und bengalisch beleuchtet, ein Schauspiel, das zahllose Menschen bis nach 11 Uhr Abends anlockte und fesselte. . ö . Am Freitag begab Sich Seine Majestät der Kaiser, nach⸗ dem Er den Vortrag des Staatssecretärs des Auswärtigen entgegengenommen, etwa um 10 Uhr zu Pferde nach dem
alatin. Ihre Majestät die Kaiserin besichtigte etwas später * Forum und das Colosseum, wobei Dr. Hüͤlsen als Führer diente, und darauf die Kirche San Giovanni Laterano. Am Nachmittag besuchten die Majestäten in vierspännigem Wagen die Wettrennen (Derby Reale), alle Capanelle- zwischen der Via Appia und den Albaner Bergen. Die Menschen⸗ und Wagenmenge, die hier zusammenströmte, spottet jeder Beschrei⸗ bung; desgleichen ist dies der Fall mit den außerordentlich lebhaften Huldigungen, die hier wieder auf der Hin- wie auf der Rückfahrt den italienischen wie den deutschen Majestäten zu theil wurden; auch hier wie stets fuhren König Humbert und Kaiser Wilhelm zusammen in einem Wagen, ebenso die Königin Margarethe und die Kaiserin. .
Am Abend fand im Teatro communale Argentina zu Ehren der silbernen Hochzeit der Königlich italienischen Majestäten eine von der Stadt gegebene Gala-Oper statt, zu der Einladungen von dem Bürgermeister von Rom Fürsten Poggio Suasa (Ruspoli) ergangen waren. Die Vorstellung war auf 9 Uhr angesetzt, aber sie begann erst um 10 Uhr, während die italienischen wie die deutschen Majestäten mit ihrem Gefolge erst um 10 Uhr, zum Beginn des zweiten Actes der neuen Oper Verdi's „Falstaff“ eintrafen. Das Haus machte mit den mannigfachen Gala— Uniformen und mit den Toiletten der Damenwelt einen glänzenden Eindruck: die Plätze waren nicht streng nach Rang und Stellung vertheilt, überall bis zum vierten Rang hinauf — es giebt in dem Theater, einschließlich der Parquet— logen, sechs Rangreihen — erblickte man Uniformen; doch waren für die höchsten Staatswürdenträger und Gãste Plätze im ersten Rang belegt. In der kleinen Königlichen kö des ersten Ranges saß Staatssecretär Freiherr von Marscha l, im ersten Rang Erzherzog Rainer, der Minister⸗Präsident Giolitti, der Minister des Auswärtigen Brin und der Unter⸗ richts Minister Martini, in den Parquetlogen der Kriegs— und der Handels-Minister. Kurz vor. Beginn des zweiten Actes verkündete das Blasen der italienischen Königsfanfare das Nahen der Königlichen Familie: zuerst betraten die zwar kleine, aber sehr schön ausgestattete und mit prächtigen Blumen bouguets decorirte Königliche Mittelloge Ihre Majestäten die Kaiserin und die Königin, gefolgt von König Humbert und Kaiser Wilhelm. Das Publikum hatte sich erhoben und be— grüßte die Majestäten mit minutenlangen Händellatschen und Evviva⸗Rufen, das, nachdem auch die preußische National⸗ hymne gespielt war, noch einmal sich erneuerte. Die Majestäten standen lange und verbeugten Sich wieder⸗ holt, um für diese lebhafte Ovation zu danken. In der Mitte nahm Ihre Majestät die Kaiserin, zur Linken Ihre Majestät die Königin, alsdann Seine Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelcher den Galarock. der Gardes du Corps angelegt hatte, und Ihre Majestät die Königin Maria Pia von Portugal, zur Rechten der, Kaiserin Seine Majestät der König Humbert und die Großfürstin Wladimir Platz. Die Allerhöchsten Herrschaften wohnten der Vorstellung, die bis nach Mitternacht dauerte, bis zum Schluß bei; die Vorstellung der neuen Hper fand auch, Allerhöchstihren Beifall; im ganzen war die Aufmerksamkeit des Publikums, wie dies in Italien Sitte zu sein scheint, nicht ausschließlich auf die Oper selbst gerichtet, vielmehr wurde dabei eine ziemlich laute Unter— haltung gepflogen, die nur bei beachtenswertheren Stellen ver⸗ stummte. Das Werk macht dem greisen Tondichter alle Ehre, wenn auch die Deutschen sein Werk nicht über Nicolai's „Lustige Weiber“ stellen werden. . .
Der Sonnabend gehörte ausschließlich dem italienischen Königspaar: denn an diesem Tage waren 25 Jahre seit der Vermählung vergangen. In den Straßen der Stadt entfaltete sich ein buntbewegtes Leben; zur Einleitung hatten am Abend vorher bis zum frühen Morgen militärische Musikcorps die Straßen durchzogen, um auf die freudige Bedeutung des nahenden Tages hinzuweisen. Ihre Kaiserlichen M a je⸗ stäten begaben Sich um ul 2 Uhr Vormittags mit Ihrem ge⸗ sammten Gefolge zu den Königlich italienischen Majestäten, um Allerhöchstdieselben feierlich zu beglückwünschen. Die italienischen Majestäten empfingen vom frühen Morgen an die Würden⸗ träger von Hof, Staat und Stadt, Deputationen aller Art zur Beglückwünschung, und am Nachmittag zogen zahlreiche Volksaufzüge von. Vereinen und. Gesellschaften vor ; dem Quirinal zur Huldigung der Majestäten vorüber. Abends um 8 Uhr war Galatafel.
Ueber den gestrigen Besuch Ihrer Kaiserlichen Ma—⸗ jestäten bei Seiner Heiligkeit dem Pa pst im Vatikan ent⸗ nehmen wir den Telegrammen des Wolff'schen Bureaus nach— stehende Mittheilungen: Seine Majestät der Kaiser traf um 12/9 Uhr in Begleitung des Kaiserlichen Gefolges in der preußischen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhle ein. Auf der Fahrt dorthin, welche Seine Majestät in einem italienischen Hofwagen zurücklegte, brachte das zahlreiche Publikum herzliche Owationen dar. In der Gesandtschaft wurden Seiner Majestät die Cardinaͤle Ledochowski und Mocenni sowie die Prälaten Segna und De Montel durch den Gesandten von Bülow vorgestellt. Darauf fand eine Früh⸗ stückstafel zu 16 Gedecken irn Zur Rechten Seiner Majestãät des Kaisers nahmen Platz: Cardinal Ledochowski, Staats⸗ secretär Freiherr Marschall von Bieberstein, General⸗ Major von Plessen und Gesandtschafts Secretär von Stumm, zur Linken Seiner. Majestät: Cardinal Mocenni, General von Hahnke, Admiral Freiherr von Senden⸗ Bibran und Flügel⸗-Adjutant, Oberst-Lieutenant von Moltke. Gegenüber dem Kaiser saß der Gesandte von Bülow, zu dessen Rechten Monsignore De Montel, der Geheime Cabinets⸗-Rath Dr, von Lucanus, der Flügel-Adjutant, Oberst-Lieutenant von Scholl und zu dessen Linken Monsignore Segna, der Ober⸗ Ceremonienmeister Graf zu Eulenburg und der Geheime Legations-Rath von Kiderlen⸗Wächter 46 genommen hatten.
Gegen 2 Uhr traf auch Ihre Majestät die Kaiserin in der Gesandtschaft ein. Nach der Vorstellung begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten in einem preußischen Hofwagen in Be⸗ gleitung des Gefolges nach dem Vatikan. Auf dem Wege von der Gesandtschaft nach dem Vatikan bildeten italienische Truppen Spalier, welche den Kaiserlichen Majestäten die militärischen Ehren erwiesen. Ein überaus zahlreiches Publikum wohnte der Auffahrt bei. .
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin kamen um 2 Uhr 50 Minuten beim Vatican an und verließen den Wagen in der Corte di Damaso, wo Allerhöchstdieselben von dem Großmeister Fürsten Ruspoli empfangen wurden. Hier meldeten sich auch die von dem Papst am CEhrendienst be⸗ stimmten Herren, der Majordomus Monsignore della Volpe und der Geheim⸗Kämmerer Graf Alborghetti,
welche burch den Gesandten von Bülow den Majestãten
vorgestellt wurden. Im Clementino-Saale wurden dle Majestäten durch den Ceremonienmeister Sambucetti und den Oberst⸗Kämmerer Azevedo empfangen. Die adelige Leibgarde und die Schweizergarde erwiesen den Majestäten die militẽrischen Ehren. Seine Heiligkeit der Papst ging den Majestäten bis zur Thür des Gelben Saals entgegen. In diesem Saale war ein Baldachin errichtet, unter welchem drei Fauteuils von gleicher Höhe standen, Der Kaiser, die Kaiserin und der Papst nahmen daselbst Platz. Der Papst überreichte der Kaiserin ein aus den Ateliers des Vaticans hervorgegangenes Mosaikbild, welches die Basilika auf dem St. Peter⸗-Platz darstellt, zum Geschenk. Der Kaiser schenkte dem Papst eine colorirte Photographie, ein Gruppen bild der gesammten Kaiserlichen Familie. Der Papst sprach seine große Freude über das Geschenk aus und bemerkte, er werde das Bild neben der Photographie weiland Kaiser Wilhelm's J. aufstellen, welche ihm nach dem Tode desselben von der Kaiserin Augusta übersandt worden sei. Der Kaiser und die Kaiserin verweilten etwa eine Viertelstunde mit dem Papst im Gespräch. Darauf wurde das Gefolge Ihrer Majestät der Kaiserin in den Saal geführt und dem Papst vor⸗ gestellt. Nachdem Sich sodann Ihre Majestät die Kaiserin mit dem Gefolge zurückgezogen hatte, um die Sixtinische Kapelle und andere vaticanische Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, blieb Seine Majestät der Kaiser noch etwa eine Stunde mit dem Papst allein zurück. Hierauf wurde das Gefolge Seiner Majestät in den Saal geleitet und von dem Kaiser dem Papst vorgestellt, welcher dabei für jeden von den Herren ein ver— bindliches Wort hatte. Alsdann verabschiedete Sich Seine Majestät der Kaiser von Seiner Heiligkeit. Beim Verlassen des Gelben Saals wurde der Kaiser von dem Papst, in völliger Abweichung von dem sonst üblichen Ceremoniell, durch den Saal, das Geheime Vorzimmer und bis zum Thronsaale geleitet, wo die Verabschiedung er⸗ folgte. Da der Cardinal-Staatssecretär Rampolla unpäßlich war, unterblieb der Besuch Seiner Majestät bei demselben.
Ihre Majestät die Kaiserin besuchte inzwischen die Sixtinische Kapelle, die Pinakothek, die Bibliothek, den Gobelinsaal, den Saal mit den geographischen Karten, die Loggien und die Basilika auf dem St. Peter-Platz. . . .
Um 4 Uhr 40 Minuten verließen die Kaiserlichen Majestäten nach dem gleichen Ceremoniell wie bei der An⸗ kunft den Vatican und begaben Sich gemeinsam in einem vierspännigen preußischen Hofwagen nach der hreußischen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhle zurück. Ihre Majestät die Kaiserin fuhr von dort allein in einer italienischen Hofequipage nach dem Quirinal, Seine Majestät der. Kaiser verließ die preußische Gesandtschaft um 6*5½ Uhr gleichfalls in einer italienischen Hofequipage.
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Gestern Vormittag gegen 10 Uhr begaben Sich Ihre Majestäten der Kaisfer und die Kaiserin, wie „W. T. B.“ aus Rom meldet, mit dem Gefolge nach der Kapelle der deutschen Botschaft im Palazzo Caffarelli, um daselbst dem Gottesdienst beizuwohnen. Die Kapelle war mit Blumen geschmückt und glänzend erleuchtet, den Gottesdien; hielt der Botschafts-Prediger Frommel. .
Später empfing Seine Majestät der Kaiser eine Deputa⸗ tion der deutschen Colonie in Rom, bestehend aus dem Konsul Nast⸗Kolb, Lr. Erhardt, Bildhauer Professor Gerhard, Bargn Huffer und Pastor Frommel. Der Kaiser unterhielt Sich huld⸗ voll und eingehend mit jedem der Herren, erkundigte Sich hei dem Konsul uͤber die Verhältnisse der Colonie und sprach Sich äußerst befriedigt über die Aufnahme und die Eindrücke in Rom aus. ö ᷣ
Am Nachmittag besuchten der Kaiser und die Kaiserin die Caracalla⸗Thermen, die Domitilla⸗Katakomben, das Grabmal der Cäcilia Metella, die Basilica San Paolo und die Kirche San Paolo alle Tre Fontane. Auf dem ganzen Wege wurden Ihre Majestäten von den lebhaftesten Ovationen begleitet. (Vgl. auch „Italien“.)
Das „Armee-Verordnungsblatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Cabinetsordre, OSrganisationsänderungen beim Kriegs⸗Ministerium betreffend: .
Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß in der Organisation des Kriegs-Ministeriums nachstehende Aenderungen ein— zutreten haben: ⸗ .
1) Das Waffen⸗Departement wird als solches aufgehoben.
2) Das Allgemeine Kriegs⸗Departement nimmt die Abtheilungen des bisherigen Waffen-Departements in sich auf mit der Maßgabe, daß: 2. die Handwaffen-Abtheilung und die Ahtheilung für Fuß⸗ truppen zu einer Abtheilung, welche die Bezeichnung Infanterie⸗ Abtheilung“ zu führen hat, verschmolzen werden, h. die Geschũtz Abtheilung, welche die Bezeichnung, „Fußartillerie⸗ Abtheilung! an⸗ zunehmen hat, in ihrem Geschäftsumfang möglichst auf die Angelegenheiten der Fuß ⸗Artillerie beschränkt wird, ç. die technische Abtheilung unverändert als besondere Abtheilung übertritt.
3) Die Central⸗Abtheilung wird versuchsweise zu einem Depar— tement mit zwei Abtheilungen — 1. und 2. Abtheilung — erweitert.
Das Kriegs-Ministerium hat hiernach das Weitere zu beranlassen, und Mir, sobald ein abschließendes Urtheil gewonnen ist, über die Er— fahrungen mit dem provisorischen Central⸗Departement zu berichte Berlin, den 13. April 18935. Wilhelm. von Kaltenborn. An das Kriegs⸗Ministerium. ö ö.
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Der Bundes rath hielt am 22. d. M. unter dem Vor— sitz des Vice⸗Präsidenten des Staats⸗-Ministeriums, Staats⸗ secretärs des Innern Dr. von Boetticher eine Plenarsitzung ab,. In derselben wurde dem Entwurf eines Gesetzes wegen Fest⸗ stellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für 1833/9! die Zustimmung ertheilt. Die Vorlage, betreffend das Zusatzprotokoll zu dem internationalen Vertrage wegen Unterdrückung Des Branntweinhandels unter den Nordseefischern auf hoher See vom 14. Februar 1893, wurde den Ausschüssen für Handel und Verkehr, für das Seewesen und für Justizwesen über⸗ wiesen.
Die „Hamburger Nachrichten?“ brachten in der Nr. 89 vom 15. l d. 3 unter der Aufschrift Das dies jührige Musterungsgeschäft“ Mittheilungen des langjährigen Bei⸗ sitzenden einer Ersatzcommission, welcher seinen Beobachtungen bei der diesjährigen Musterung dahin Ausdruck giebt, daß durch dieselbe die Minderwerthigkeit des zur Durchführung der Militärvorlage erforderlichen Mehrs an Diensttauglichen nach⸗
ewiesen sei. ; ; ] — eine Anzahl politischer Tageszeitungen diese . örterungen übernommen hat, erscheinen zur Richtigstellung der⸗ selben einige aufklärenden Bemerkungen angezeigt. .
Vor allem ist dem Verfasser erwähnter Mittheilungen die beträchtliche Menge der Kurzsichtigen aufgefallen, welche heute gegen früher zur Einstellung gelangen würden; ferner der Umstand, daß jetzt voraussichtl ich un i Leute mit Herabsetzung der Sehschärfe bis 16 der nor⸗ m alen herangezogen werden, während dies früher nur aus⸗ nahmsweis geschehen sein soll.
Gerade über diesen Punkt liegen ausgiebige Erfahrungen durch die zahlreichen Einstellungen von Ein jährig⸗Freiwilligen vor. Bekanntlich ist es diese Klasse Dienstpflichtiger, welche verhältnißmäßig am häufigsten (bis 30 Proc) mit Kurzsichtig⸗ keit und, vielfach im Zufammenhange damit, mit Herabsetzung der Sehschärfe behafter ist. Bei diesen ist aber schon bislang Kurzsichtigkeit leichteren und mittleren Grades (Anl. 19 der Heerordnung)Ʒ und Herabsetzung der Sehschärfe bis zur bezeich⸗ neten Grenze (Anl. 1h der Heerordnung) niemals ein Grund für Zurückweisung vom Waffendienst im Frieden gewesen, und Erhe⸗ bungen, welche im Jahre 1890 angestellt wurden, haben keine genü⸗ genden Anhaltspunkte dafür erbracht, daß Kurzsichtigkeit und Verminderung der Sehleistung in den bezeichneten Grenzen eine Verminderung der Leistungen im Schießen oder in sonstiger Beziehung zur Folge haben. Auch seither sind darauf hinzielende Beobachtungen nicht bekannt geworden.
So wünschenswerth es an sich ist, den Feldsoldaten von dem Hülfsmittel einer Brille befreit zu wissen, so wird doch im Ernste niemand fordern, daß gerade die Klasse Dienstpflichtiger, welche die Hauptmasse der Brillenträger liefert, mit der ihr innewohnenden geistigen Bildung und Be⸗ fähigung dem activen Dienst entzogen und des Anrechts auf denselben verlustig würde. Für die große Masse des Ersatzes aber, aus welcher der durch die Militär— vorlage bedingte Mehrbedarf an Rekruten zu decken ist, tritt im Vergleich zur Klasse der Freiwilligen die erwähnte Störung der Sehleistung an Häufigkeit ganz zurück.
Herabsetzung der Sehschärfe bls zu üs der norinalen wird übrigens, übereinstimmend mit unseren Vorschriften, von den österreichischen und französischen Ersatzbestimmungen als ein Hinderniß für den Waffendienst im Kriege und Frieden nicht angesehen.
Von der Herabsetzung des Minde stmaßes von 157 auf,. 154 em erwartet der Verfasser Unzuträglich⸗ keiten für die Gleichmäßigkeit der Marschleistungen der kleineren im Vergleich zu den großen Leuten von 10 bis, 180 em Körperlänge. Sie werden nach seiner Meinung in allen Fällen, wo sich die normale Schritt— weise nicht festhalten läßt, zurückbleiben und nachhinken oder nur mit übermäßiger und somit schädlicher Anstrengung ihres Körpers mitzukommen vermögen.
Diese Befürchtungen werden am sichersten durch einen Hinweis auf das seit längerer Zeit angenommene Mindestmaß und die Anforderungen) an Marschleistungen bei anderen Armeen widerlegt.
Es beträgt
das Mindestmaß: die Marschgeschwindigkeit: bei der italienischen Armee 155 em: 120 Schritt in der Minute ST VIC aeoti 15 . , . ⸗ auxiliairel3, stehendes österreichischen, Heer 1655 ł . Landwehr 1583 russischen ö 66. 116—- 120 ö ohne daß bei diesen die befürchteten Unzuträglichkeiten in die Erscheinung getreten oder die Marschleistungen der Truppe geringer sind.
Bei den deutschen Heerestheilen beträgt die Marsch⸗ geschwindigkeit 114 Schritt in der Minute. Die Felddienst⸗ ordnung beansprucht übrigens nur eine Marschleistung von 1 km in 12 Minuten, d. h. von 5 km in einer Stunde'
Der Verfasser befürchtet ferner, daß Leute mit unaus— gebildetem Plattfuß (Anl. 1 der H.⸗O.), der bisher den Dienst im stehenden Heere zwar zugelassen, in der Regel aber zur Ueberweisung zur Ersatzreserve geführt habe, in Zu⸗—
kunft zum großen Theil für die Infanterie bestimmt werden müssen und für diese aller Voraussicht nach einen Ballast schlechter Marl here und Fußkranker bilden werden.
Abgesehen von unseren eigenen gegentheiligen Erfahrungen bei der Ausbildung der übungspflichtigen Ersatzreserve, ist hier⸗ bei nur darauf hinzuweisen, daß die österreichischen wie die französischen Wehrvorschriften den Begriff der unaus—⸗ gebildeten Plattfüßigkeit als Fehler überhaupt nicht kennen; nach ihnen machen zum Waffendienst nur diejenigen Formen von Plattfuß ungeeignet, welche bei uns in der Heerordnung unter Anl. 1a Rr. 33 und 4 Ar. 52 als ausgebildeter bezw. hochgradiger Plattfuß verzeichnet sind und böchstens den Dienst im Landsturm zulassen, zumeist aber die Aus— musterung als dauernd untauglich bedingen. Es ist deshalb schon eine weitgehende Fürsorgé der deutschen Ersatzvorschriften, wenn sie für den unausgebildeten Plattfuß anordnen, daß er in der Regel den Bienst zu Fuß nicht gestattet—
Dasselbe gilt für die ebenfalls bemängelte Einstellung von Leuten mit stärker gekrümmten oder sich zum kheil deckenden Zehen, die nach Anl. 1 7 der 86 ebenfalls die Heranziehung der damit Behafteten zum Fußdienst in der Regel ausschließen. Dieser Fehler ist doch nicht fo häufig, daß die Ueberweisung an andere als Fußtruppen nicht angängig sein sollte. Im übrigen wird jedes weltere Bedenken durch die Bestimmung der Anl. 4b Nr. 54 der H.-O. ausgeschlossen, wonach die hochgradigen Formen der hier in Betracht kommenden Abweichung von der regelmäßigen Bildung und Lagerung der Zehen zum Heeresdienst überhaupt nicht herangezogen werden. 6 Grade von Kropf oller Hals, Gebirgshals) erwecken ,,. bei dem Verfasser, trotzdem die Anl. 1m der H-O. ausdrücklich besagt, daß nur Leute mit solchen geringfügigen Graden dieser Abweichung zur Einstellung ge— langen sollen, bei welchen durch Ausübung selbst eines nur leichten DTruds auf die Anschwellung Athembeschwerden nicht verursacht werden.
Gerade diese geringfügige Form von vollem Hals hat nach den gemachten Erfahrungen seiner Zeit die Uebernahme desselben in diejenige Fehlergruppe gestattet, welche die Taug⸗
chkeit zum activen Dienst zuläßt, während er nach der Instructlon für die Militärärzte vom 9. Dezember 1858 nur den Dienst in der Ersatzreserve erlaubte. Er bildet mit noch einem, ebenso belanglosen Fehler die alleinigen Aus⸗ , in welchen eine Herabminderung der Anforderungen dieser Instruction als zulässig erachtet wurde, obgleich ihre sonstigen Vorschriften für die ö,, der Grenzen der Tauglichkelt in den späͤteren Ersatzbestimmungen nicht nur
französischen .
sämmtlich aufrecht erhalten, sondern zum theil verschärft wurden.
In der Bewerthung dieser geringen Grade von Kropf— bildung für die Tauglichkeit zum activen Dienst finden sich, wie hier beiläufig bemerkt sei, unsere Ersatzvorschriften in Uebereinstimmung mit den österreichischen und französischen. Wenn Verfasser erwähnter Mittheilungen in der Ver⸗ krüppelung der Nagelglieder der Finger mit er⸗ haltener Beweglichkeit (Anl. 10) und in' der Krüm? mung der kleinen Finger im 2. oder 3. Gelenkbei vor— handener Beweglichkeit im 1. Gelenk (Anl. 1p der H.⸗O.) ebenfalls Bedenken erregende Fehler findet, so kann nur angenommen werden, daß er darunter etwas Anderes ver— steht, als was die betreffenden Nummern der Anl. 1 der H- O. bezeichnen. Hier handelt es sich um kleine Abweichungen, welche einen nennenswerthen Einfluß auf die Gebrauchs— fähigkeit der Hände nicht ausüben und von den Wehr⸗ vorschriften der österreichischen und französischen Armee als Fehler überhaupt nicht gekannt werden.
Ebenso sind seine Befürchtungen über den hinderlichen Einfluß von Breitfüßigkeit (Anl. 1 u) und Mangel einer Zehe mit Ausnahme der großen (Anl. 1 Y der
-O.) nach den diesseitigen Erfahrungen und denen anderer Armeen nicht begründet.
Seine Annahme, daß Bruchanlage bisher ziemlich ausnahmslos die Ueberführung zur Ersatzreserve bedingte, beruht auf einem Irrthum, wie die darüber bestehenden Vor⸗ schriften Anmerkung **) zu Seite 105 der Dienstanweisung für die Militärärzte vom 8. April 1877 und Anmerkung *) zu Anl. 42 Nr. 22 der H-⸗O.) erweisen. Seit 1875 haben nur ausgebildete Unterleibsbrüche als Hinderungsgrund für die Einstellung zum Waffendienst gegolten.
Die Tendenz der Mittheilungen des Verfassers hesagten Artikels wird gekennzeichnet durch die Bemerkung, daß beim diesjährigen Musterungsgeschäft „genommen wurde, was über⸗ haupt kriechen konnte“ Wenn er meint, daß bei Durchführung der Militärvorlage, d. h. doch wohl — auf das Ersatzgeschäft angewandt — durch Einbeziehung der nach Anl. 1 der H.⸗-O. zu beurtheilenden Gestellungspflichtigen zum activen Dienst, eine starke Anzahl (einige 30 000 Mann) mehr oder weniger bisher nur bedingt tauglicher, „krüppel⸗ hafter“ Rekruten ins Heer gelangen würden, Fe ine Masse Kroppzeug“, das im Frieden nach einigen Anstrengungen die Lazarethe füllen und im Kriege nach den ersten Märschen liegen bleiben werde, so könnte dies Eindruck doch nur dann machen, wenn die in Anl. J der . bezeichneten Fehler, auf welche es bei den Mittheilungen des Verfassers allein ankommt, die Einstellung zum Waffendienst im Frieden bisher ausgeschlossen hätten. Dies ist aber nicht der Fall. In der Rekrutirungsordnung von 1875 und der Heerordnung von 1888 ist ausdrücklich hervorgehoben, daß die Fehler der Anlage 1 die Aushebung zum activen Dienst keineswegs ausschließen, und die Instructlon vom 9. Dezember 1858, welche bis 1875 maßgebend war, bezeichnet mit zwei be⸗ langlosen Ausnahmen, deren eine vorher schon genannt wurde leichte Grade von Kropf), die Fehler der Anl. 1 ohne weiteres als solche, welche den Waffendienst im Frieden gestatten.
Auf Grund der Beurtheilung der Körperbeschaffenheit dieser Instruction von 1858 sind aber die Armeen ausgehoben worden, welche 3 Kriege fiegreich führten und in deren letztem, an Anstrengungen überaus reichem, einen in der Kriegsgeschichte bis dahin nie erlebten günstigen sanitären Zu— stand aufzuweisen hatten.
Bei Erledigung der von auswärtigen Behörden an den Magistrat von Berlin gerichteten Ersuchen um Ueberweisung bezw. Uebernahme von Einkommensteuerpflichtigen, welche von hier nach anderen Orten oder von auswärts nach Berlin verziehen, sind wegen der Schwierigkeit, einzelne Per⸗ sönlichkeiten bei der Größe der hiesigen Stadt zu ermitteln und ihre Identität festzustellen, mehrfach Verzögerungen ent— standen und dadurch Beschwerden hervorgerufen worden. Zur Abstellung derselben hat der Finanz⸗-Minister deshalb mittels Verfügung vom 15. April d. J. im Anschluß an die Vor⸗ schriften im Artikel 75, 77 Ta, Artikel 79 Abs. 3 zu 3 der Anweisung vom 5. August 1891 Folgendes bestimmt:
In den vorbezeichneten Ersuchsschreiben und überhaupt im amtlichen Schriftwechsel über in Berlin wohnhafte Ein—⸗ kommensteuerpflichtige ist thunlichst die Nummer der Ein— kommensteuerliste anzugeben, unter welcher der Pflichtige hier geführt wird. Ist diefe Vorschrift nicht anwendbar öder kann sie nicht befolgt werden, so ist womöglich die hiesige Wohnung des betreffenden Steuerpflichtigen — und zwar bei Ueber⸗ weisungsanträgen regelmäßig die Wohnung um die Zeit der letzten Personenstandsaufnahme (Oktober * in jedem Falle aber das vollständige Nationale — Zu⸗ und Vorname, Tag, Jahr und Ort der Geburt — in dem Anschreiben mitzutheilen.
Ersuchen um Ueberweisung bezw. Uebernahme von Steuer— pflichtigen mit Einkommen von nicht mehr als 30660 T sind unmittelbar an die Steuer- und Einquartierungs⸗Deputation des hiesigen Magistrats — nicht an die hiesige Direction für die Verwaltung der directen Steuern — zu richten.
Die Königlichen Regierungen haben die betheiligten nach⸗ geordneten Behörden und Beamten hiernach mit entsprechender Anweisung zu versehen.
Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Gisenbahnen fuͤr den Monat März d. J. ergiebt fur die 70 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Be triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslaͤnge von 37 555,16 km Folgendes: Im März d. J. betrug die Einnahme: a. aus dem Personen⸗ verkehr im ganzen 23 655 747 S oder 19995 556 0 mehr als in demselben Monat des Vorsahres, auf 1 Rm Betriebs⸗ länge 642 ιο oder 772 Proc. mehr als in demselben Monat des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen L 279 078 S6 oder 3796450 S mehr als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 Em Betriebslänge 1902 6 oder 4,11 Proc. mehr als in demselben Monat des Vor— jahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende März d. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren ö die Zeit vom JI. April bis 31. März umfaßt, a. aus dem Personenverkehr: im anzen 265 048 144 6 oder 17241431 6 weniger als in e . Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslãnge
Sh22 M oder 2, 12 Proc. weniger als in r er, Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: imm ganzen
9. 3153 990 44 oder 6778 935 6 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 23 M3 M oder M49 Proc. weniger als in demselben Zeitraum des Vor⸗ ,. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit em Kalenderjahre zusammenfällt, 4. aus dem 3 en⸗ verkehr im ganzen 11 328 025 6 oder 216 715 M mehr als in demselben Jeitraum des Vorjahres, auf 1 Km Vetriebs⸗ länge 1619 S6 ober 050 Proc. mehr als in demselben Zeit⸗ raum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 28 9634 174 66 oder 1 145 105 60 mehr als in demselben y des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 3962 Mh . 270 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres.
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Seine Königliche Hoheit der Erb großherzog Friedrich von Baden, General-Lieutenant und Commandeur der 29. Division, ist mit Urlaub hier angekommen.
Der Kaiserliche Gesandte am Königlich rumänischen Hofe von Bülow hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenhelt desselben von Bukarest , der Legations-Secretär von Schlszer als Geschäfts⸗ räger.
Der Königliche Gesandte in Hamburg . von Thielmann ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
.Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Lerchen— feld⸗Köfering hat einen kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des Gesandten fungirt der Königlich bayerische Legations-Rath Freiherr von und zu der Tann-Rathsam⸗ hausen als Geschäftsträger.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Ministerial-Rath von Fisch er ist hier angekommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Hamburg Pr. B urchard ist von Berlin wieder abgereist.
S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Gneisenau“, Com⸗ mandant Corvetten⸗Capitän Stubenrauch, ist am 19. April in Cap Haiti (auf Haiti) eingetroffen und am 21. dess. Mts. nach Havanna (Cuba) in See gegangen.
Italien.
Aus allen Theilen des Landes sind am Sonnabend, wie W. T. B. meldet, in Rom Telegramme eingelaufen, die besagen, daß der Tag überall festlich begangen wurde; in ben Stäßten hatten die Häuser geflaggt, die Borsen blieben geschlossen, in den Schulen fanden Festacte statt. Vielfach haben bei den Festveranstaltungen lebhafte Kundgebungen für Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria sowie für das Deutsche Reich stattgefunden. In Turin brachte eine nach Tausenden zählende Volksmenge wiederholt Hochrufe auf den Kaiser und die Kaiserin und auf Deutschland aus. Die
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hauptstädtische sowie die Provinzialpresse feierten die silberne Hochzeit des Königspaares in schwungvollen Artikeln. Die Spitzen der römischen Behörden begaben sich Vormittags nach dem Quirinal, um dem Herrscherpaare ihre Glückwünsche zu überbringen; auf dem Wege dahin wurden sie von der Menge sympathisch begrüßt. Beim Empfange der Bureaus der Kammern sagte Seine Majestät der König:
„Mein Herz frohlockt, da ich mich von so viel Liebe und Anhäng⸗ lichkeit umgeben sehe; mit gerechtem patriotischen Stolz sehe ich am heutigen Tage als Zeugen dleser Anhänglichkeit in Rom meinen er— habenen Bundesgenossen und Freund, Seine Majestät den Deutschen Kaiser und dessen Erlauchte Gemahlin sowie die fremden Fürstlichkeiten und Vertretungen aller Mächte, welche Italien und mir die Beweise ihrer Sympathie und Achtung geben. Das Vater⸗ land weiß, daß ich und meine Familie ganz mit ihm und in ihm leben und daß alle unsere Gedanken seinem Glück geweiht sind. “
Während des Empfanges der Behörden war der Platz vor dem Quirinal von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzt. Um 5 Uhr fand die Ausfahrt der römischen Munici⸗ palität in Galawagen statt. Den Zug eröffneten berittene Gendarmen, den Schluß bildeten 50 Vereine aus der Stadt und der Provinz Rom mit Fahnen und Musik. Als der Zug vor dem Quirinal anlangte, kam es zu wahrhaft begeisterten Kundgebungen, die ihren Höhepunkt erreichten, als Ihre Majestäten mit dem Bürgermeister auf den Balkon heraus— traten. In diesem Augenblick ließ man auf dem Quirinalplatz Brieftauben aufsteigen, welche auch den Provinzen die Kunde von der Feier der silbernen Hochzeit bringen sollten. Die Kundgebungen dauerten ununterbrochen bis 7 Uhr. Ihre Majestäten blieben fast während dieser ganzen Zeit auf dem Balkon und betrachteten den Vorbeizug der Vereine, die nicht müde wurden, immer wieder in stürmische Jubelrufe auszu⸗ brechen. Der Vorbeizug gewährte ein selbst in Rom noch nicht gesehenes unvergeßliches Schauspiel.
Um 8 Uhr fand das Galadiner statt, zu dem 220 Ein⸗ ladungen ergangen waren. Im Gobelinsaal befand sich die Tafel für die Majestäten, die italienischen und auswärtigen Fürstlichkeiten, die außerordentlichen Abgesandten und das diplomatische Corps. Ihre Majestät die Kaiferin Au guste Victoria hatte zur Rechten Seiner Majestät des Königs Platz genommen. Es schlossen sich an: der Großfürst Wladimir, die Herzogin⸗Wittwe von Genua, der Erbprinz Danilo von Monte⸗ negro, der Herzog von Genua. Zur Linken des Königs saßen die Königin⸗Wittwe Maria Pia von Portugal, der Herzog von York, die Herzogin Isabella von Genua, der Graf von Turin. Zur Rechten Ihrer Majestät der Königin saßen Seine Majestät der Kaiser Wilhelm, die Herzogin von Aosta, der Prinz Georg von Griechenland, der Herzog von Aosta; zur Linken der Erzherzog Rainer, die Großfürstin Wladimir, der Prinz von Neapel, der Herzog der Abruzzen. Für die Gefolge und die Spitzen der Behörden war in dem unmittel⸗ bar anstoßenden 5. die Tafel gufgeschlagen. Gegen den Schluß der Tafel brachte Seine Majsestät der Kön von Italien einen Trinkspruch auf die anwesenden Fürstlichen Gäste aus, den Seine Majestät der Kaiser Wilhelm beantwortete Der Wortlaut beider Trinksprüche ist bereits in einer geslern erschienenen Sonder⸗Ausgabe des R- u. St.- A.“ mitgetheilt worden und in der heutigen Nummer d. Bl unter
„Berlin“ wiederholt.