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auf Grund des bestehenden Gesetzes beispielsweise die Stadt Frankfurt mit Recht verpflichtet wurde, die Gebühren erheblich herunterzusetzen — ich] meine, es war ein Gebührenbetrag zwischen 70 000 und 80 000 M — die Fleischpreise auch nicht im geringsten sich änderten; sie blieben genau so, wie sie vorher waren. Die Metzger haben allerdings von der Existenz eines Schlachthauses ganz besondere Vortheile, wenn sie sich auch häufig, weil die neue Einrichtung ihnen unbequem ist, dagegen wehren; es dauert nicht sehr lange, so erkennen sie selbst, daß ihre eigenen Betriebskosten sich dadurch erheblich vermindern, und daß sie bedeutende Vortheile von der Einrichtung des Schlachthauses haben, der ganze Fleischbetrieb rationeller, das Schlachten zweckmäßiger und humaner und das Fleisch im allgemeinen billiger wird. Das ist eine Einrichtung, die die Gesetz⸗ gebung nach allen Richtungen thunlichst zu fördern hat, und das ist der eigentliche Zweck der Vorschläge, die wir hier machen. Ich bitte daher, bei den Commissionsbeschlüssen im allgemeinen stehen zu bleiben.
Meine Herren, der Antrag des Herrn Dr. Kelch auf Nr. 168 der Drucksachen will eine Ermäßigung des Maximalsatzes der Ge— bühren eintreten lassen auf den Betrag von 50 ν in denjenigen Städten, in denen die Schlachtsteuer besteht. Ich kann allerdings nicht leugnen, daß hierfür einiges spricht. Ich halte den Antrag nicht gerade für nöthig, weil ich überzeugt bin, daß in diesen Städten — das sind ja alles größere Städte — man auch auf die That— sache der Existenz der Schlachtsteuer schon bei der Gebührenbemessung an sich Rücksicht nehmen wird. Ich muß aber allerdings anerkennen, daß ein großer Uebelstand wohl kaum dadurch hervorgerufen werden würde. Ich glaube auch, daß die Städte, die diese Schlachtsteuer haben, wohl sämmtlich schon Schlachthäuser besitzen — obwohl ich mich darin irren kann.
Endlich, meine Herren, komme ich noch auf den Antrag der Herren v. d. Acht und Genossen, Nr. 179 der Drucksachen, welche, wenn ich recht verstehe, überhaupt die Erhebung von Gebühren nur gestatten wollen bis zur vollendeten Amortisation. Meine Herren, diese Bestimmung hat gerade bisher die allergrößten Schwierigkeiten hervorgerufen und sehr vielfach dahin geführt, daß die Gemeinden, weil sie fürchteten, nachdem sie amortisirt haben, gar keine Gebühren von irgend einer Bedeutung noch erheben zu können, jede Amortisation unterließen. Wenn diese Anlage mittels einer Anleihe gemacht wird, so kann die Gemeinde gezwungen werden, und da wird es auch von den Umständen abhängen, ob die Aufsichtsinstanz eine 1, 19⸗ oder eine 2procentige Amortisation vorschreibt. Gemeinden aber, die nicht mittels Anleihe diese Anlage hergestellt haben, brauchen überhaupt nicht zu amortisiren. Ich meine die Gebührenerhebung muß von anderen Gesichtspunkten, als von der zufälligen Höhe der Amortisation oder der Vollendung der Amortisation abhängen, und ich bitte in allen Fällen, diese Worte „bis zu vollständiger Amortisation“ wegzulassen. Der Vertrieb, die Einwirkung auf die Fleischpreise, die Lage des Metzgerhandwerks, alles ändert sich nicht, garnicht durch die zufällige Thatsache, ob das Kapital amortisirt wird oder nicht.
Ich habe vorhin gesprochen von erheblichen Differenzen, die in der Praxis bezüglich der Berechnungen des Anlagekapitals eingetreten sind, und daß es deshalb wünschenswerth wäre, einen genügenden Be— messungsraum zu geben, um solche Streitigkeiten zu verhindern. Das hat namentlich Platz gegriffen in den Fällen, wo die Gemeinden die Gebäude auf eigenem Grund und Boden hergestellt haben. Ich habe erlebt, daß ausführliche sachverständige Gutachten eingezogen werden mußten, um die Behauptung der Metzger in einer Stadt zu rechtfertigen, daß bei der Bemessung des Anlagekapitals der Grund und Boden zu hoch berechnet worden sei. Alle derartigen kleinen Differenzen und Unannehmlichkeiten werden wesentlich abgeschnitten werden, wenn Sie bei dem Commissionsantrage stehen bleiben werden.
Weiterhin nahm der Finanz-Minister Dr. Miquel noch einmal das Wort:
Ich will nur kurz noch einige Bemerkungen auf die Aeußerungen des Herrn Vorredners machen. Er sagt, worin soll das Risico der Gemeinde bei Anlage einer solchen Anstalt liegen? Ich habe schon zugegeben, für große Städte wird kein Risieo sein, aber für kleinere und mittlere Städte ist das Risico doch recht erheblich. Nun sagt der Herr Vorredner, das kann garnicht möglich sein, denn die Ge— meinde habe einen Zwang auf Benutzung der betreffenden Anstalt. Aber die Gemeinden haben keinen Zwang, daß von außen kein Fleisch in die Stadt kommt. Die kleineren und mittleren Gemeinden, die eine Con— currenz von den ländlichen Schlächtern in erheblichem Maße haben, können gar nicht ermessen, in welchem Maße die Concurrenz gegen die Metzger vom Lande, welche Fleisch direct in die Stadt bringen, eine Ver⸗ minderung der Benutzung des Schlachthauses herbeiführt. Darin liegt ein sehr bedeutendes Risico, wenn man sich erinnert, wie um die Städte herum, in den Vororten oder in den umliegenden Dörfern sich das Metzgerhandwerk entwickelt und die Leichtigkeit des Transports in der Concurrenz gegen die städtischen Metzger wirkt. Deshalb ist auch der letzte Absatz dieses Paragraphen aufgenommen, damit wenigstens diese ländlichen Schlächter, die in der Stadt concurriren, entsprechende Gebühren zu zahlen haben, die den städtischen Metzgern zur Last fallen.
Ferner sagt der Herr Vorredner, es sei doch kaum anzunehmen, daß die Gesammtkosten des Metzgerhandwerks, des Schlachtens und Vertreibens durch die Einrichtung eines Schlachthauses sich vermindern. Wenn man einmal die Rechnung im einzelnen genau gemacht hat, welche Summen bei den einzelnen Metzgern in Beziehung auf die Verwerthung ihrer Localitäten erspart werden, welche Summen erspart werden durch die weit größeren Transportkosten, so kommt man auf die Rechnung, daß selbst bei erheblicheren Gebühren die Gesammtkosten des Schlachtens und des Verkaufs des Fleisches durch eine zweckmäßige Einrichtung eines Schlachthauses billiger werden.
Nun sagt der Herr Redner: die kleineren Metzger würden zu sehr gedrückt, sie gingen schon so wie so namentlich infolge der Einrichtung der Schlachthäuser zu Grunde. Ich bin der Ansicht auch nicht, voraus⸗ gesetzt, daß die städtische Verwaltung in dieser Beziehung für zweck⸗
mäßige Einrichtungen sorgt. Der große Metzger kann z. B, einen Wagen halten, kann das Vieh in Massen hinbringen und das Fleisch
in seinen Wagen abfahren lassen. Der kleine Metzger kann das aller⸗ dings nicht, und da müssen die Städte — und haben schon vielfach Sorge getragen — dafür sorgen, daß in dieser Beziehung Transport- mittel zur Tisposition gestellt werden, die dann dem kleinen Metzger
auch nicht theurer zu stehen kommen, wie dem großen. In diesem !
Falle werden aber auch die kleineren Metzger von der Einrichtung eines Schlachthauses einen Schaden nicht haben.
Es war ja natürlich, daß hier das Gesetz betreffs der Gebühren erhebung eine bestimmte Schranke setzt. Weswegen? Weil hier ein gesetz⸗ licher Zwang auf Benutzung der Anstalt vorhanden ist. Meine Herren, wollen Sie sich aber daran erinnern, daß wir eine Menge industrieller Be⸗ triebe haben, deren Benutzung zwar nicht zwangsweise durch Gesetz vorgeschrieben ist, deren Benutzung aber doch thatsächlich eine zwangs— weise ist, weil der Betrieb monopolistisch ist. Städte, die Gasanstalten eingerichtet haben, können allerdings die Gaspreise einrichten bis auf eine gewisse Höhe, ohne daß sie irgend eine Coneurrenz zu fürchten haben; denn die Einrichtung einer zweiten Gasanstalt ist, weil sie die Benutzung der Straßen voraussetzt, ohne die Bewilligung der Ge— meinde unmöglich. Hier haben wir thatsächlich einen monopolistischen Betrieb, und doch ist der Verbrauch von Licht auch eine absolute Nothwendigkeit; genau so ist es bei Wasserleitungen, die auch meistens nicht obligatorisch vorgeschrieben sind, die aber thatsächlich in der Benutzung obligatorisch sind. Ist einmal eine solche Wasserleitung vorhanden, verschwinden die Brunnen, so ist doch jeder auf die städtische Wasserleitung angewiesen. Haben wir denn da für nöthig gehalten, bestimmte gesetzliche Grenzen den Gemeinden auf⸗ zuerlegen? Man muß in dieser Beziehung auch etwas auf die eigene Vernunft der Gemeinden Rücksicht nehmen. Die Rücksichten auf ein nicht stattzufindendes Uebertreiben der Gebühren innerhalb des Spatiums zwischen der Grenze von 8 o werden doch auch in den einzelnen Gemeinden zur Geltung kommen; das kann doch keinem Zweifel unterliegen. Man wird auch da die Rücksichten nehmen, die man nehmen muß, um einen allzu starken Druck, sei es auf das Metzgergewerbe, sei es auf die Consumenten nicht auszuüben. Ich vermag mich noch immer nicht zu überzeugen, daß die Anträge, vielleicht mit Ausnahme des Antrags Dr. Kelch die Vorlage irgendwie verbessern. Ich bitte, dieselben nicht anzunehmen.
Damit schließt die Berathung. S 8 wird hierauf mit dem Antrage Kelch⸗Tschocke angenommen.
Nach § 8a können in Badeorten und klimatischen Kur— orten Kurtaxen erhoben werden.
Abg. Han sen freicons.) beantragt, zu sagen: „Badeorte, klimatische und sonstige Kurorte“.
5 8a wird mit dieser Aenderung angenommen.
Darauf wird die weitere Berathung um 33, Uhr auf Montag 11 Uhr vertagt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Conferenz der Centralstelle für Arbeiter⸗Wohlfahrts⸗ Einrichtungen.
In der zweiten Sitzung der Conferenz am Sonnabend Gergl. den Bericht über die erste Sitzung in Nr. 95 d. Bl.) wurde über die Fürsorge für Kinder und Jugendliche verhandelt. Der Referent, Pfarrer Dr. Drammer⸗Köln a. Rh., wies darauf hin, daß die Ent⸗ artung der Jugend, insbesondere der sogenannten Arbeiterjugend, schon seit langer Zeit in der Presse aller Parteien eine stehende Rubrik einnehme. Die Verbrechen, die von Jugendlichen begangen werden, mehrten sich in erschreckender Weise. Die Hauptursache liege] in dem Familienleben der Arbeiter. Die Eltern seien oft gar nicht in der Lage, sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern, da sie vom Morgen bis zum späten Abend außerhalb des Hauses arbeiten, um den Unter— halt für die Familie zu erwerben. Aber auch des Sonntags werde das Familienleben nicht gepflegt. Solche Kinder seien dann den destruetiven atheistischen Lehren der Soeialdemokratie sehr leicht zugänglich; dem gegenüber bliebe die Thätigkeit in den Schulen zumeist unwirksam. Die Werkstätten seien oftmals der Herd der soeial⸗ demokratischen Lehren; hierin müsse Wandel geschaffen werden; Gemeinde, Kirche und Arbeitgeber müßten gemeinsam Hand anlegen. Um die jungen Arbeiter zu gottesfürchtigen, arbeit— samen und sparsamen Menschen zu erziehen, empfehle es sich, aller Orten Vereine für junge Arbeiter zu errichten, in denen Gottesfurcht, aber auch Geselligkeit, körperliche Uebungen u. s. w. gepflegt werden. In diesen Vereinen müßten Sparkassen eingerichtet, Bibliotheken unterbalten, die Fortbildung gepflegt werden. Auch das Vergnügen müsse dort eine Stätte finden, um den jungen Leuten den Besuch der Vereine angenehm zu machen. Der christliche Verein junger Männer in Berlin und verschiedene katholische Arbeiter bezw. Gesellen⸗Vereine leisteten bereits 3 auf, diesen Ge— bieten. Der seit zehn Jahren in Köln bestehende katholische Lehrlings— verein habe die schönsten Früchte gezeitigt. Etwa 30090 junge Leute seien durch diesen Verein gegangen. Soweit dem Vorstand bekannt, seien alle die 3009 jugendlichen Arbeiter ordentliche gottes— fürchtige Leute geworden, die den socialdemokratischen Verführungen nicht zugänglich seien. — Auch der weiblichen Jugend müsse eine ganz besondere Sorgfalt gewidmet werden, denn sie habe den größten Einfluß auf die . männliche Jugend. Es sei nothwendig, die jungen Mädchen auf ihren erzieherischen Beruf als Mütter vor— zubereiten. , dürfe man in das Familienleben, wenn nicht dringende Veranlassung dazu vorliege, nicht eingreifen. — Fabrik director Dr. Traun (Harburg) hält es für erforderlich, den Sonnabend Nachmittag den Arbeitern freizugeben; die gegenwärtige Sonntagtruhe gestatte anderenfalls den Arbeitern nicht, für ihre nöthigsten Bedürf— nisse zu sorgen. Man müsse auch dafür wirken, daß der Arbeiter Gelegenheit habe, des Sonntags die Kirche zu besuchen; die Erfahrung habe gelehrt, daß die Arbeiter dadurch in ihrem Verdienste keines—⸗ wegs, eine Einbuße erleiden. Er habe für seine jugendlichen Arbeiter eine Fortbildungsschule eingerichtet, deren Befuch obli— gatorisch sei. Die jungen Leute besuchen aber jetzt mit so großem Vergnügen die Schule, daß jeder Zwang überflüssig geworden sei. — Oberlehrer Dr. Reddersen (Bremen) hält die verschiedenen Arbeiter⸗ Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiterjugend nur für Nothbehelfe. Das Hauptaugenmerk. müsse darauf gerichtet werden, da die Familie der Eckpfeiler der menschlichen Gesellschaft bleibe. Han müsse sich daher hüten, die Eltern in der Vernach—⸗ lässigung ihrer Pflichten noch zu bestärken. Im übrigen scheiterten oftmals die Bestrebungen, die Jugend zu schützen, an der gesetzlichen Unmöglichkeit, die verwahrlosten Kinder in Zwangserziehung zu nehmen. Die gesetzliche Fürsorge für die Jugend bedürfe über⸗ haupt in vieler Beziehung der Ergänzung. — Rector Wenger-Elber⸗ feld: Er hebt hervor, daß ganze Ballen von Schriften destructiver Tendenz mittels jüdischen und socialdemokratischen Geldes nach West— und Süddeutschland gesandt werden. Es sei deshalb nothwendig, wenn der christlich⸗deutsche Geist unserer Bevölkerung erhalten werden solle, daß die Bestrebungen des Vereins zur Verbreitung christlicher Zeitschriften eine möglichst große Förderung erfahren. — Lehrer Hr. Kamp (Frankfurt a. M.) bezeichnet es als nothwendig, die weibliche Jugend, auch die Landmädchen, in der Haushaltung zu unterweisen, zumal die weibliche Arbeiterjugend nur in den seltensten Fällen Gelegenheit finde, den Haushalt zu lernen. Ferner halte er es für nothwendig, daß evangelischerseits die Diakonie ebenso el gt werde, wie von den Katholiken. — Fabrikdirector Dr. öller Brackwede) möchte die Schulen für die weibliche Arbeiterjugend mit Kochschulen verbinden und für diejenigen jungen Leute, die keinen ar e nne haben, besondere Anstalten schaffen. Man spreche o viel für die Kasernirung der Prostitution; hier sei eine gewisse Kasernirung am Platze, denn wenn ein junger Mann oder ein junges Mädchen genöthigt sei, schon vom vierzehnten Lebensjahre ab in
Schlafstellen zu wohnen, dann sei es gar kein Wunder, wenn sie sittlich verdorben werden. Sache der Arbeitgeber wäre es, ganz be⸗ sonders in dieser Beziehung Wandel zu schaffen. — Fabrik. besitzer Heinrich Frehse (Berlin) bemerkte, es sei bereits betont, worden, daß in erster Linie die Hebung det Familienlebens ins Auge gefaßt werden müsse. Dies könne aber am ehesten durch Verkürzung der Arbeitszeit geschehen. Er habe seit länger denn einem Jahre in seiner . in der er 150 Arbeiter beschäftige, den achtstündigen Normalarbeitstag durchgeführt und könne mittheilen, daß sowohl er als auch die Arbeiter sich sehr gut dabe stehen. — Abg. Eisenbahn⸗Director a. D. Schrader Berlin) wünscht, daß die Frauen und Töchter der besseren Stände sich der Ausbildung der weiblichen Jugend widmen. Eine Erziehung in den Klöstern oder Diakonissen-Anstalten könne er nicht befürworten da die Mädchen in diesen Anstalten einen dogmatisch⸗religiöfen Unter“ richt erhalten und die Schwestern auch wohl nicht die nöthige Aus- bildung in den Haushaltungsfächern haben. — Abg. Kaplan Hitze (M. Gladbach) wüänscht, daß mehr die unverheiratheten Töchter der besseren Stände sich der Mitarbeit für Ausbildung der weiblichen Arbeiter jugend in den Haushaltungsarbeiten widmen. Daß die Klöster und Diakonissinnen⸗Anstalten hierzu nicht herangezogen werden sollen, sei ihm unverständlich. Einmal seien die Schwestern in diesen Anstalten vollkommen sachlich ausgebildet und andererseits sei es doch sehr noth— wendig, wenn Jeder, Katholik, Protestant und Jude, in seiner Religion unterrichtet werde. Der dogmatisch⸗religiöse Unterricht sei mithin eine Nothwenzigleit. — Directgr Meyer (Schiff beck bei Hamburg) fürchtet, daß die Bestrebungen, die Frauenarbeit in den Fabriken zu beseitigen, an den wirthschaftlichen Verhältnissen scheitern werden. Deshalb fei es selbstverständlich, in erster Reihe auf eine Förderung des Familien⸗ lebens bedacht zu sein. Wo dies aber nicht angehe, wo die Kinder sich selbst überlassen bleiben, empfehle sich die Schaffung von Kinderheimen. Auch empfehle es sich, den Fabrikschulen, deren erziehliche Bedeutung nicht gering anzuschlagen sei, ein größeres Recht von Gesetzes; wegen einzuräumen. — Privatgelehrter Hr. Petong (Berlin) trat für obligatorische Fortbildungsschulen ein. Eom' merzien⸗Rath Quistorv (Stettin) bemerkte, er kenne für die Beaufsichtigung der Kinder in den Erziehungsanstalten u. s. w. keine eeigneteren Damen als die Schwestern in den latholischen Klöstern und evangelischen Diakonissinnen-A nstalten. Er bedaure, daß letztere Anstalten immer weniger werden. Das Ideal für die Beaufsichtigung der Kinder erblicke er allerdings in der Fabrikbesitzerin; diese müßte Mutterstelle an den verlaffenen Kindern der Fabrikarbeiter vertreten. — Pastor Diestelkamp (Berlin) kann nach seinen Erfahrungen, die er ganz besonders in der in der Reinickendorfer Straße belegenen Arbeitercolonie gemacht habe, mit- theilen daß die religiöse Gemeinde und Jugendpflege evangelischerseitg ebenso geübt werde, wie von katholischer Seite. Bie religiöse Unter— weisung dürfe doch in keiner Weise gering angeschlagen werden. Der Fortbildungsunterricht sei sehr gut, man müsse aber dafür sorgen, daß die Unterrichtsstunden nicht in die Zeit des Gottesdienstes gelegt werden. Der Redner bezeichnete es im weiteren als nothwendig, daß die Arbeitgeber mehr Interesse für die sittliche und religiöse Wahrung der Arbeiterjugend bezeigen. Wenn genügende Lorale in Berlin vorhanden wären, dann ließen sich noch eine ganze Anzahl solcher Vereine wie der „christliche Verein junger Männer“ schaffen. Der dogma— tische Religionsunterricht müsse von allen Confessionen gepflegt werden. Diejenigen, die sich zur Zeit an den Klosterstürmen in Moabit betheiligt haben, seien schließlich sehr froh gewesen, daß Klosterschwestern überhaupt da waren. — Es sprachen noch mehrere andere Redner; von einer Beschluß fassung wurde Abstand genommen. — Der Vorsitzende, Unter⸗Staatssecretär a. D. Herzog (Berlin) schloß hierauf die Conferenz, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Verhandlungen zur sittlichen Hebung und materiellen Beffer stellung des Arbeiterstandes und damit zur friedlichen Löfung der socialen Frage beigetragen haben möchten.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Königsberg i. Pr. meldet ein Wolff'sches Telegramm, daß die dortigen Zeitungen von einem Strike der Kahnschiffer in Ostpreußen und Westpreußen berichten, der etwa 400 Fahrzeuge, meist kurische Kähne und Schiffer, umfaßt. Die Schiffer verlangen eine Erhöhung des ö von 10 auf 12 5 für den Ladungscentner. Der Strike richtet sich hauptsächlich gegen die Unternehmer der S lieferungen für die Weichselstrombauten.
In Halle a. S. haben, wie der „Vorwärts“ mittheilt, die Steinmetz en die Arbeit wegen Lohnherabsetzung niedergelegt.
In Stolberg (Rheinland) haben nach demselben Blatte die Flaconmacher zum 20. d. M. die Arbeit wegen der Arbeitsverhältnisse gekündigt.
Aus Mülhausen i. E. wird der Köln. Itg.“ weiter berichtet, daß der Ausstand in der Wollfabrik Glück u. Co. zu Gunsten der Arbeiter beendet wurde, die eine Lohnerhöhung von 20 3 täglich erhalten; außerdem ist ihnen die Einführung von besserem Reoh⸗ material versprochen worden. .
Hier in Berlin ist, wie die Berliner ‚Volksztg. mittheilt, die socialdemokratische Strike⸗Controlcommission zu einer Berliner Gewerkschafts⸗Commission“' erweitert worden, die nament⸗ lich folgende Aufgaben erfüllen soll: Die Gewerkschafts Commiffion ist verpflichtet, überall, wo die Interessen der Arbeiter es erfordern, einzugreifen sei es bei Strikes, Lohn⸗ bewegungen, Aussperrungen, Boykotts und sonstigen Gelegenheiten. Bei den Wahlen zu den Gewerbegerichten soll die Gewerkschafts⸗ commission die Agitations⸗Vorarbeiten z. erledigen, ebenso sind die jeweiligen Geldsammlungen zu obigen Zwecken von der Gewerk- schafts⸗Commission selbst vorzunehmen und zu regeln. .
Aus Wien berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“, daß die Zimmergehilfen beschlossen haben, wegen Ablehnung ihrer Forderungen heute in einen Ausstand einzutreten. ñ ;
Ein Brüsseler Telegramm des Wolff'schen Bureaus meldet, daß in Bernissart (Hennegau) etwa 1000 Ausständige am Sonn⸗ abend Vormittag zahlreiche Magazine plünderten; sie warfen mit Steinen nach den Polizisten und verwundeten mehrere von ihnen schwer. Es wurden 10 Verhaftungen vorgenommen.
In Mons wurde am Sonnabend gegen die während des letzten Strikes Verhafteten gerichtlich verhandelt. Die Angeklagten wurden zu Gefängnißstrafen von? bis 3 Monaten verurtheilt. Der Soecialisten⸗ führer Brenez erhielt eine fünfjährige Gefängnißstrafe.
In London fand gestern im Victoria⸗Park eine große Versammlung der Gewerkvereinler statt, die eine Ent— schließung annahm, die Ausständigen in Hull zu unter . Mehrere Redner betonten, die Idee eines National⸗ strikes sei keineswegs aufgegeben. — In Hull fanden in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wiederholt ernste Sue mmens fe zwischen den Strikenden und der Polizei statt, wobei mehrere Ver⸗ wundungen auf beiden Seiten vorkamen. Am gestrigen Nach⸗ mittag wurde von den Strikenden ein großes Holzlager in Brand gesetzt; Polizeibeamte und Seeleute ch? dem Feuer Einhalt zu thun. Abends fanden abermals Ruhestörungen statt, wobei die Strikenden den Dampfer „PVighi- angriffen, von der Polizei jedoch zurückgeschlagen wurden. — Der Schaden, der durch die Einäscherung des , latzes sowie eines Hotels entstand, beläuft sich auf 250 fund Sterling.
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
M 97.
Berlin, Montag, den 24. April
Aichtamtliches.
Bayern.
Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Luxemburg sind vorgestern aus Schloß Hohenburg in München eingetroffen und haben sich der „Allg. Ztg.“ zufolge sofort an das Krankenlager Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs begeben. Bas gestern über Höchstdesselben Befinden ausgegebene Bulletin constatirt eine langsam fortschreitende Besserung.
Sach sen.
Aus Anlaß des Geburtstags Seiner Majestät des Königs trug die Stadt Dresden gestern reichen Festschmuck. Die Königliche Familie brachte bereits früh ihre Glück— wünsche in der Villa Strehlen dar. Vormittags fand ein feierliches Tedeum statt, dem beide Majestäten, die Prinzen und Prinzessinnen beiwohnten. Später nahm der König die Glückwünsche des Hofstäats und der übrigen Würdenträger im Residenzschlosse entgegen. Um 1 Uhr wurde auf dem Alaunplatz große Parade abgehalten, wobei die Artillerie 101. Salutschüsse abgab. Bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg fand Familientafel statt. .
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin von Edinhurg hat sich der „Cob. Itg.“ zufolge gestern mit ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Alexandra und Beatrice nach England begeben.
Elsaßz Lothringen.
Zur Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Königs von Sachsen waren gestern in Straßburg und Metz die Forts, die Festungswerke und die militärischen Gebäude durch Flaggen geschmückt. Nachmittags fanden für die Generalität und die Offiziercorps der sächsischen Regimenter Festmahle statt.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Am Sonnabend hat in Wien die Parade der Wiener BGarnison vor dem Kaiser stattgefunden. Anwesend waren, der Wiener „Presse“ zufolge, die Erzherzoge Karl Ludwig, Ferdinand und Wilhelm, die Erzherzoginnen Maria Theresia, Maria Annunciata und Elisabeth, der Herzog von Cumberland, ferner die Minister Graf Kälnoky, F. 3. M. Baron Bauer und F.3. M. Baron Fejervary und die fremden Militär⸗Attachés. Um 9 Uhr Vormittags traf der Kaiser in Marschallsuniform ein und ritt nach Entgegennahme des Rapports, gefolgt von den Erzherzogen und einer glänzenden Suite, die Fronten ab, die vom Corps⸗-Commandanten F3M. Freiherrn von Schönfeld befehligt waren. Die Truppen waren in vier Treffen auf— gestellt. Hierauf erfolgte der Vorbeimarsch, der eine Stunde dauerte.
In einem von 1 bis 3 Uhr dauernden gemeinsamen Ministerrath unter dem Vorsitz des Grafen Kälnoky wurden am Sonnabend die Berathungen über die den Delegationen zu unterbreitenden Vorlggen abgeschlossen und damit der nächstjährige gemeinsame Voranschlag endgültig fest— gestellt. Die Einberufung der Delegationen ist nach den vorgestern gefaßten Beschlüssen für die ersten Tage des Monats Juni in Aussicht genommen; da aber noch nicht festgestellt werden kann, wann der ungarische Reichstag sein Arbeitsprogramm erledigt haben werde, konnte der Ein⸗ berufungstermin selbst noch nicht definitiv bestimmt werden. — Nach 3 Uhr wurden der Minister-Präsident Dr. Wekerle sowie die ungarischen Minister Baron Fejervary, Graf Bethlen und Hieronymi von dem Kaiser in Privataudienz empfangen.
Der Erzherzog Karl Ludwig ist vorgestern Nach— mittag zum Besuch seiner Tochter, der Erzherzogin Margaretha Sophig, Gemahlin des Herzogs Albrecht von Württemberg, nach Stuttgart abgereist und beabsichtigt mehrere Tage daselbst zu verbleiben.
Anläßlich der Feier der silbernen Hochzeit des Königs und der Königin von Ita lien erschienen vor⸗ gestern die Chefs der obersten Hofämter, alle Minister, das gesammte diplomatische Corps, viele Generale und andere her⸗ vorragende Persönlichkeiten auf der italienischen Botschaft und gahen dort theils ihre Karten ab, theils schrieben sie ihre Namen 6 ö. aufliegenden Bogen, um so ihre Glückwünsche auszu⸗
rücken.
Der Oberst Zdravkovits, der behufs Notificirung der Thronbesteigung des Königs Alexander von Serbien in Wien eingetroffen ist, wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Mittag vom Minister des Auswärtigen Grafen Kälnoky empfangen.
Der russische Staats-Minister von Giers traf gestern Abend aus der Schweiz in Wien ein und beabsichtigt einen Tag daselbst zu verweilen.
Großbritannien und Irland.
Der Kanzler der Schatzkammer Sir W. Harcourt ist dem „H. T. B.“ zufolge sehr schwer erkrankt; sein Zustand giebt zu ernstlichen Befürchtungen Anlaß.
Wie „W. T. B.“ vernimmt, hat die englische Regierung den auf der interngtionglen Sanitäts-Eonferenz zu Dresden gefaßten Beschlüssen ihre Zustimmung ertheilt.
Am Sonnabend Nachmittag hat in der Albert⸗Hall eine große Demonstration gegen die Homerule-⸗Bill statt⸗ gefunden. 609 Delegirte waren eigens zu diesem Zweck aus Ulster entsandt, und auch aus den anderen Theilen Irlands hatte sich die gleiche Zahl von Vertretern eingefunden. im ganzen wohnten etwa 12000 Per⸗ sonen der Versammlüng bei, in der . Begeisterung
herrschte. Lord Abercorn führte den Vorsiß, zahlreiche Pairs
und Ahgeordnete waren anwesend. Die großbritannische Flagge wurde mit großem Jubel begrüßt, patrlotische Lieder wurden
(
abgesungen und schließlich unter großem Enthusiasmus Re— solutionen gegen die Homerule-Vorlage angenommen.
Der „Standard“ erfährt aus Belfast, daß die Oran— gisten, als sie das Ergebniß der Debatten über die Homerule⸗ Bill erfuhren, in den katholischen Vierteln die Fenster ein⸗ warfen. Es wurden Verhaftungen vorgenommen und das Militär steht zum Einschreiten bereit.
Frankreich.
Der Ministerrath hat in seiner Sitzung vom Sonn— abend beschlossen, den Beamten und den in staatlichen Werk— stätten beschäftigten Arbeitern einzuschärfen, daß sie am 1. Mai auf ihren Posten zu verbleiben und sich an keinerlei Kund— gebung zu betheiligen hätten.
Bei einem politischen Bankett in Dreux erklärte dem W. T. B.“ zufolge gestern der Handels⸗Minister Terrier, daß die Regierung von der Nothwendigkeit überzeugt sei, sociale Reformen einzuführen, um die Gesellschaftsklassen ein— ander zu nähern und den Arbeitern das Brot in ihrem Alter zu sichern.
Im Bezirk des VI. Armee-Corps standen bis jetzt außer der 11. und 12. Division, die das Corps bilden, noch die aus 4 Regional-Infanterie⸗Regimentern 154, 162, 156, 160. zusammengesetzte 39). Di vision in Commercy, die 40. Di vision mit dem Regional-Infanterie-⸗Regimentern 147, 118, 150, 161 und den Jägerbataillonen 25, 26 in St. Mihiel, und die Vogesendivision in Remiremont, welche die Regional-Regimenter 152, 149 und die Jäger-Bataillone 15, 19, 10, 17 umfaßt. Jetzt soll der „Köln. Zig.“ zufolge noch eine neue Diviston „de la Meurthe“ mit dem Sitz in Toul gebildet werden, die den Schutz der Grenze zwischen Luneville, dem Thal von Celles und dem Wald von La Haye zu über— nehmen hat. In diese treten die Regional⸗Regimenter 146 und 153 in Toul und das 2. Jäger-Bataillon in Luneville, das 4 in St. Nicolas du Port und das 20., welches augenblicklich noch in Versailles steht, aber demnächst nach Barranat verlegt werden wird, sobald die Kasernenbauten dort vollendet sind. An die Grenze rückt auch noch das bisher in Courbevoie liegende 18. Jägerbataillon, das nach Stenay ver— legt wird. Außerhalb eines Brigadeverbandes bleiben in der 5H. Region nur noch das 1. Jägerbataillon in Verdun und das 9. in Longwy. .
Nach einer telegraphischen Mittheilung des Generals Dodds herrscht in Dahomey völlige Ruhe. Die Com— mission für Feststellung der deutsch-französifchen Grenze hat ihre Arbeiten beendet. Der General Dodds hat sich vor— gestern im Hafen von Kotonu nach Frankreich eingeschifft.
Rußland.
Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, re— produciren die dortigen Blätter einen Erlaß des General— Gouverneurs von Finland, worin die jüngst von fin— ländischen Zeitungen veröffentlichten Artikel gegen die mo⸗— narchische Gewall und die orthodoxe Kirche gerügt und die Zeitungsredacteure Finlands aufgefordert werden, ein weiteres derartiges Vorgehen zu unterlassen, widrigenfalls der General-Gouverneur von seinen Strasbestimmungen Ge— brauch machen müßte.
Schweiz.
Bei den gestern in Ba sel vorgenommenen Regierungs— wahlen wurden, dem W. T. B.“ zufolge, vier Freisinnige und drei Conservative gewählt. Die Wahlen für den Großen
Rath ergaben 55 Freisinnige, 3 Socialisten, 34 Conservative j ö —
und 7 Mitglieder des Centrums. Es sind 30 Stichwahlen
erforderlich. Belgien.
Der Revisionsausschuß des Senats hat, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, den Antrag Nyssen's mit 11 Stimmen gegen L Stimme angenommen. 6 Mitglieder des Ausschusses ent⸗ hielten sich der Stimmabgabe.
Die internationale Münzeonferenz, die ihre Berathungen in den nächsten Wochen in Brüssel wieder auf— nehmen sollte, wird, wie „W. T. B.“ berichtet, voraussichtlich nicht vor Ende September d. J. wieder zusammentreten. Die belgische Regierung hat an das Washingtoner Cabinet einen Vorschlag in diesem Sinne gerichtet. Eine Antwort ist noch nicht eingetroffen, man nimmt jedoch an, daß die Vereinigten Staaten sich dem Vorschlage Belgiens anschließen werden.
; Serbien.
Der Minister des Auswärtigen Nikolic beglückwünschte, wie W. T. B.“ meldet, den italienischen Gesandten namens der serbischen Regierung zur silbernen Hochzeitsfeier des italienischen Königspaares.
Schweden und Norwegen.
Der König hatte vorgestern, wie ‚W. T. B.“ berichtet, eine Conferenz mit dem Staats Minister Steen, worin er erklärte, er habe seine frühere Auffassung hinsichtlich der Kon⸗ sulatsfrage nicht ändern können. Hierauf trat der Staats⸗ rath zu seiner Sitzung zusammen. Der Staats⸗Minister Steen verlas, ohne die Konsulatsfrage zu berühren, die De⸗ mission des Cabinets nebst Begründung derselben und fügte dem Demissionsgesuch als Beilage den erneuten Vorschlag der Regierung über die Konsulatsfrage bei. Der König behielt sich die Entscheidung über die Annahme der Demission vor.
Amerika. .
Nach einer Meldung des „New⸗NMork⸗Herald“ aus Val⸗ paraiso hat Alejandro Vial das Portefeuille des Finanz Ministeriums übernommen.
Asien.
Die „Times“ meldet aus Simla, der Emir von Afghanistan erkläre die Nachricht, daß die Russen vor ll Panja erschienen seien, für unbegründet.
Aus Singapore berichtet die Times“: Die zwischen den Franzosen und den Einwohnern von Siam ent— feandenen Mißhelligkeiten würden als ernstliche ange sehen. Man befürchte Feindseligkeiten von Seiten der siamesi⸗
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schen Händler am Oberlauf des Mekong. Diese hätten den Handelsverkehr mit den Franzosen eingestellt und sammelten Reisvorräthe an. ;
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Land⸗ und Forstwirthschaft.
Stand der Saaten. Der Stand der Wintersaaten ist im Regierungsbezirk Hildesheim durchweg ein befriedigender, theilweise sogar ein vor— züglicher.
Ebenso wird aus dem Regierungsbezirk Lüneburg geschrieben, daß, falls nicht noch besonders ungünstige Witterungsvvmerhältnisse ein⸗ treten, die jetzt vorhandene Aussicht auf eine gufe Ernte sich ver— wirklichen dürfte.
Türkei.
In Syrien haben im vorigen Monat ungewöhnlich starke und anhaltende Regengüsse stattgefunden; indessen scheinen dieselben, ebenfo wie die damit verbundene kühle Witterung den Saaten weniger ge— schadet zu haben, als anfänglich erwartet wurde.
In Palästina ist der Stand von Weizen und Gerste im allgemeinen ein guter; das seit drei Wochen anhaltende kalte und feuchte Wetter hat aber an manchen Orten Schaden verursacht.
Dänemark.
In Dänem ark haben sich die Wintersaaten infolge der günstigen Witterung der letzten Wochen rasch entwickelt und stehen im ganzen Lande durchschnittlich gut. Fast überall wird fleißig zur Bestellung mit Sommergetreide geackert, dessen Aussaat in einzelnen Landes- theilen, wie in Jütland, in vollem Gange ist. ;
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 10758, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 21. d. M. gestellt 3294, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Der Aussichtsrath der Stettiner Maschinenbau⸗Actien⸗ gesellschaft Vulcan hat die Vertheilung einer Dividende von J oo für das abgelaufene Geschäftsjahr in Aussicht genommen. ;
— Die Generalversammlung der Petersburger inter⸗ nationalen Handelsbank genehmigte die Bilanz für 1892 und beschloß die Zahlung einer Superdividende von 19 Rbl. In den Verwaltungsrath wurde der Leiter der Kiewer Filiale der Bank
gewählt. s
Magdeburg, 22. April. (W. T. B.) Zuckerberich t. Kornzucker excl., von 92 9,G 17,85, Kornzucker excl., 83 e Rendement 17, 00, Nachproducte excel,, 75500 Rendement 1450. Steigend. Brodraffinade J. 30,99. Brodraffinade II. ——. Gem. Raffmade mit Faß 29,25. Gem. Melis J. mit Faß 28.25. Sehr fest. Rohzucker J. Product Transitg f. a. B. Samburg pr. April 16,827 bez., 16,925 Br., pr. Mai 16,95 bez., 16874 Br., pr. Juni 17,12 bez. u. Br., pr. Juli 17,25 bez. u. Br. Steigend. ,
Mannheim, 22. April. (W. T. B. Productenmarkt. Weizen pr. Mai 16650, pr. Juli 16,65, pr. November 17, 10, Roggen pr. Mai 1430, pr. Juli 14,90, pr. November 15,30. Hafer per Mai 14,75, per Juli 15,9, per November 14,50. Mais pr. Mal 11,6, pr. Juli 10,95, pr. November 11,50.
Pe st, 22. April. (W. T. B.) Produ ctenmarkt. Weizen matter auf Regen, pr. Frühjahr 7, 60 Gd, 7.52 Br.,. pr. Mai⸗Juni 761 Gd. „63 Br., pr. Herbst 7,ůZß6 Gd., 788 Br. Hafer pr. Frühjahr 5-83 Gd 5,85 Br. Mais pr. Mai-Juni G58 Gd., 460 Br., per Juli⸗August 478 Gd., 4,80 Br. Kohlraps pr. August⸗September 13, 95ỹ Gd., H. 650 Br.
Pest, 22. April. (W. T. B.) Wie die „Budapester Cor⸗ respondenz. meldet, fand heute Abend eine zweistündige Besprechung der Finanz⸗Minister Dr. Wekerle und hr. Steinbach sowie eines Vertreters der österreichisch ungarischen Bank statt. Die letztere er— klärte sich bereit, in gewissen Fällen, namentlich wo es sich um effective Zahlungen handelt, leihweise fremde Goldmünzen und eventuell Devisen zur Verfügung zu stellen.
London, 22. April. (W. T. B.) fest, Preife unverändert.
An der Küste 3 Weizenla dungen
96 o Javazucker loco 1785 fest,
163 fest.
— 24. April. (W. T. B.) Die G trugen in der Woche vom 15. April bis 21. April: Weizen 1831, fremder 36343, engl. Gerste 1916, engl. Malzgerste 2 288, fremde —, engl. Haf 36 502 Qrts., engl. Mehl 20 757, fremdes 24 825
St. Petersburg, 23. April. (W. T. stattgehabten Generalversammlung der Actionäre Commerz ⸗Bank wurde die Abrechnung für 18. Reingewinn beträgt 2883 667 Rubel. Nach ate ge theilung der Tantièmen wurden dem Reservekapital 57 673 Nul
Rur be] Am sterdam. 22. April. (BW. T. S) Java -⸗-Kaffee good ordinaw 50. — Baneazinn 55d. Washington, 22. April. (W des Staatsscha tzes ist wiederbergeste
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war matt. Der Umsatz der Actien betrug 123 00 Städ; der Silber vorrath wird auf 100 000 Unzen geschätzt. Silberderkan fanden nicht statt.
Der Dampfer Champagne“ nimmt nur 20009 Gold, der Dampfer Elben 16540000 Doll. und der Da New ⸗ Vork 524 500 Doll. Gold mit nach Europa.
Weizen eröffnete sebr fest und etwas steigend auf Kabelberichte und Käufe des Auslandes, auf Deckungen seitens der Platz Pecnfanten im Einklang mit Fhieago. Dann NMeaction auf Verkan te, daran wieder steigend. Schluß fest. Ma is den ganzen Tag . 24 Deckungen der Baissiers und die Danssestimmung im Bellen nn wenigen Reactionen.
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Wagren betrug 141298 762 Dollars gegen 13757 7M Della n der Vorwoche, davon für Stoffe 2586 568 Dollars gegen 2 M Gm Dollars in der Vorwoche.
Cbicago, 22. April,. (W T. B] Weiten Meme n wäbrend des ganzen Tageg auf gute Kauflast ad Rabelderiht...= bessere snanztelle Sitnation, fowic auf Berichte don Grnte hende, durch Sturm. — Mais allgemein fest wabeend dez ganzen Tan
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