Freiherrn von Zedlitz. Daß es wünschenswerth wäre, von dieser Begünstigung die Besitzer von Actien, deren Betrieb im Auslande liegt, deren Besitz im Auslande sich befindet, auszuschließen, das scheint mir auch durchaus zutreffend zu sein, wie wir ja auch damals immer die Frage der Heranziehung ausländischer Actionäre vom im Inlande belegenen Betrieb mehrfach behandelt haben. Vielleicht könnte ein solcher Antrag gleich hier in der zweiten Lesung gestellt werden; Herr Dr. Enneccerus hat ja selbst gesagt, es wäre mit ein paar Federstrichen geschehen. Es ist jedenfalls nicht wünschenswerth, auf die dritte Lesung allzuviel Fragen zu verschieben. Ich gebe daher anheim, diese Frage schon in der jetzigen zweiten Lesung zur Erledigung zu bringen.
Abg. Mooren (Centr- spricht sich für die vollständige Streichung des 44 aus, weil sonst der Haushalt vieler Gemeinden vollständig zerstoͤrt werden würde; mindestens müßte der Antrag von Zedlitz an⸗
enommen werden, wonach die Gemeinden die Hälfte des Ein⸗ ommens sollen besteuern dürfen.
Die Abgg. Enneccerus (nl.) und Freiherr von Zedlitz sfreicons) beantragen, den 41 zu beschränken auf die Actien von in Preußen domicilirten Actiengesellschaften.
Hierauf wird S 44 mit dem Antrage Enneccerus und von Zedlitz angenommen; ferner wird entsprechend einem Beschlusse zu 8 A beschlossen, die Gesellschaften mit be⸗ 6 Haftung nicht unter diese Bestimmungen fallen zu assen.
n Nach dem von der Commission eingeschalteten 41a kann eine Gemeinde, welcher durch Großbetrieb in benachbarten Gemeinden nachweisbar Mehrausgaben für Zwecke des öffent⸗ lichen Volksschulwesens oder der öffentlichen Armenpflege erwachsen, die im Verhältniß zu den ohne diese Betriebe für die erwähnten Zwecke nothwendigen Gemeindeausgaben einen erheblichen Umfang erreichen und eine Ueberbürdung der Steuerpflichtigen herbeizuführen geeignet sind, von der Betriebsgemeinde einen angemessenen Zuschuß verlangen. Bei der Bemessung desselben sind nachweisbar der Gemeinde erwachsende Vortheile zu berücksichtigen. Der Be⸗ triebsgemeinde muß jedoch dabeimindestensdie Hälfte der gefammten in derBetriebsgemeinde von den be⸗ treffenden Betrieben zu erhebenden Gemeinde⸗ abgaben verbleiben. Gegenüber einem Gutsbezirk richtet sich der Anspruch gegen den Inhaber des Gutsbezirks. So⸗ weit eine Vereinbarung nicht erzielt wird, ist, der Kreisaus— schuß, bei Städten der Bezirksausschuß zuständig.
Abg. Knebel (ul.) beantragt, die Worte „eine Ueber— bürdung der Steuerpflichtigen herbeizuführen geeignet sind“ und die Worte „der Betriebs gemeinde muß jedoch“ u. s. w. bis verbleiben“ zu streichen.
Abg. Knebel, als Antragsteller, weist namentlich auf die Ver⸗= hältnisse im Saarbrückener Kohlenrevier hin, wo die Bergleute über eine große Anzahl von Gemeinden zerstreut wohnen. Die wenigen
ut bezahlten Beamten ꝛc. wohnten in den kleinen Städten, die schlechter ezahlten einfachen Arbeiter meist in den kleinen Landgemeinden neben den kleinen Grundbesitzern; diese Landgemeinden seien dadurch sehr be⸗ laftet, weil sie bloß die geringen Personalsteuern haben, aber keine Gewerbesteuer oder sonstige Steuer von dem großen Betriebe erheben könnten. Redner spricht fodann seine Befriedigung darüber aus, daß die Commission den von ihm angeregten Gedanken Folge gegeben, bittet aber die Beschränkung fallen zu lassen, deren Streichung er beantragt habe.
Finanz-Minister Dr. Miquel:
Meine Herren! Der 5 44a führt ein neues Princip in die ganze Communalbesteuerung ein. Während die Grundlage der Communal⸗ besteuerung bisher die Besteuerung derjenigen Objecte war, welche in der Gemeinde liegen, oder derjenigen Personen, welche in der Ge— meinde ihren Wohnsitz haben, geben wir hier einer Gemeinde das Recht, einen Theil derjenigen Steuern mitzuerheben zu ihren Gunsten, der aus einem Betriebe relevirt, welcher in einer andern Gemeinde gelegen ist. Die Staatsregierung verkennt nicht, daß die Entwicklung der Großbetriebe in Verbindung mit der Art und Weise der Be— siedelung der industriellen Gegenden, wo diese großen Betriebe sich befinden, des Naheaneinanderliegens kleiner Gemeinden, sodaß also ein großer Theil der Arbeiter keinen Wohnsitz hat in der Betriebs⸗ gemeinde, in der das Werk betrieben wird, bei welchem sie arbeiten, sondern in andern Gemeinden, zu solchen Verhältnissen geführt haben, daß in vielen Fällen gar nicht zu verkennen ist, Abhilfe sei nöthig, eine Ausgleichung unter den verschiedensten Interessen ge— boten. Schon bei den früheren Berathungen der Com- munalsteuergesetze hat man diese Frage zu lösen gesucht; man ist aber nicht zum Ziel gelangt. Hier ist nun ein neuer Versuch gemacht. Meine Herren, die Staatsregierung, wenn sie sich gegen diesen Versuch nicht erklärt, muß aber ausdrücklich betonen, daß sie diesen ganzen 5 442 nur als einen Versuch betrachtet. Welche Erfahrungen aus der Anwendung und Durchführung dieses Para— graphen gewonnen werden, ist zur Zeit noch nicht abzusehen. Wir werden da vielleicht in den nächsten Jahren auf die Frage zurück⸗ kommen. Man hat ja hier verschiedene Wege, die zum Ziele führen: einmal, große Zweckgemeinden zu bilden, also in diesem Fall die Betriebsgemeinde mit einer großen Anzahl umliegender Gemeinden zu vereinigen und für Armen⸗ und Schullasten eine derartige Zweck— gemeinde zu bilden. Man muß aber anerkennen, daß, wenn der hier vorgeschlagene Weg überhaupt zum Ziele führt, die höchst schwierige und in gewohnte und altbegründete Rechtsverhältnisse eingreifende Vereinigung mehrerer Gemeinden zu einer einzigen hier umgangen werden kann. Man könnte ja noch einen anderen Weg ein⸗ schlagen, und den haben viele rheinische Bürgermeistereien beanfrrucht, indem sie die hier fraglichen Lasten, namentlich die Armen⸗ und Schullasten auf noch höhere Verbände, auf den Kreis, die Pro—⸗ vinz, ja den Staat übertragen wollten. Daß dazu hier im Hause und bei der Staatsregierung keine Neigung ist, das setze ich als selbst⸗ verständlich voraus. Man mag also diesen Versuch machen.
Nun will der Herr Abg. Bebel (Heiterkeit) — Knebel wollte ich sagen — aber den im ganzen voꝛsichtigen Versuch derartig erleichtern, daß dadurch die Gefahr, die allerdings bei einem solchen Versuche stets vorhanden ist, erheblich vergrößert wird. Die Commission hat gesagt, ein solcher Rückgriff auf die Betriebsgemeinde seitens der Wohnsitzgemeinde ist nur dann zulässig, wenn die Belastung einen erheblichen Umfang erreicht und eine Ueberbürdung der Steuerpflichtigen herbeizuführen geeignet ist. Das halte ich für eine höchst nützliche vorsichtige Schranke, die man bei einem solchen ersten, ich möchte sagen tappenden Schritt auf einem neuen Gebiet machen muß.
Was die zweite Bestimmung betrifft: der Betriebsgemeinde muß jedoch dabei mindestens die Hälfte der gesammten in der Betriebs⸗ gemeinde von den betreffenden Betrieben zu erhebenden Gemeinde⸗ abgaben verbleiben, — so steht dieselbe genau auf demselben Boden.
Meine Herren, wir würden doch einen sehr radicalen Schritt thun, wenn wir der Betriebsgemeinde, die bisher allein das Ganze genossen hat, die dagegen vielleicht eine Menge Einrichtungen getroffen, Aus— gaben dauernder Art contrahirt hat, auf einmal alle Garantien ab⸗ schneiden, daß sie süberhaupt irgend etwas erhält. Ich glaube, es ist durchaus richtig, wie die Commission hier verfahren hat. Man wird ja sehen, wie die Sache wirkt und welche Resultate sie in der Praxis giebt.
Wenn nun der Kreisausschuß in dem Absatz 3 über den Anspruch in den Fällen, in welchem keine Einigung der Betheiligten erfolgt, entscheidet, so liegt für uns darin die allergrößte Garantie. Der Kreisausschuß wird unter den betreffenden Gemeinden, wenn sie sich nicht so wie so einigen, einen billigen Ausgleich treffen und dadurch Härten abschneiden, die sonst unvermeidlich sind. Gerade des⸗ halb aber muß der Kreisausschuß untersuchen, ist denn nur hier der Fall so kriant, daß ich einschreiten muß, daß ich die Betriebsgemeinde heranzuziehen genöthigt bin? und er wird diesen Fall nun dann be⸗ jahen können, wenn die ganzen Verhältnisse zu einer Ueberlastung der Wohngesitzgemeinde geführt haben. Was ist das? Das ist das Arbitrium eines vernünftigen Mannes! Wenn Sie das nicht vor— schreiben, so können wir in die allergrößten Zwistigkeiten, Differenzen und Schwierigkeiten aller Art gelangen. In dem einfachen Fall, wo zwei kleine Dörfer nebeneinander liegen, in dem einen Dorf ist ein großer Betrieb, aber da wohnen die Arbeiter nicht, in dem anderen ist kein Betrieb, und da wohnen die Arbeiter, — da ist die Sache leicht zu entscheiden. Aber wenn Sie einmal diese Entschei⸗ dung zu treffen haben im Verhältniß der Vororte von Berlin zu Berlin, da kommen wir auf solche verwickelte Verhältnisse, namentlich da, wo die Arbeiter bei verschiedenen Betrieben arbeiten, heute hier, morgen dort, — wenn Sie da nicht gewisse Grenzen setzen, so glaube ich, ist es richtiger, den ganzen Paragraphen zu streichen.
Ich bitte also, die Anträge des Herrn Abg. Knebel abzulehnen. Die Sache ist ja damit nicht definitiv erledigt, wir werden nach den Erfahrungen, die wir machen, vielleicht einmal auf diese Frage zurück— kommen, aber ich bitte dringend, gegenwärtig nicht weiter zu gehen.
Abg. Knebel (ul) zieht mit Rücksicht auf die Erklärungen des Ministers seine Anträge zurück.
Die Abgg. Freiherr von Huene (Centr.), Stengel (freicons) und Graf Kanitz Cons.) verzichten danach auf ö Wort und empfehlen die Annahme des unveränderten 8 44a. = Darauf wird S 44a angenommen.
Um 35 Uhr wird die weitere Berathung auf Sonnabend 11 Uhr vertagt.
Handel und Gewerbe.
Auf die am 11. d. M. zur Subscription aufgelegten 160 000 000 SG 3 proc. Deutsche Reichs-Anleihe, von der nach den Bedingungen des Prospectes bis zum 3. Mai der vierte Theil, d. h. 0 000 900 MS abzunehmen war, sind bereits am ersten Abnahmetage, am 27. . M rund 130 000 0900 6 voll eingezahlt worden: ein Beweis dafür, daß der größte Theil der Änleihe als feste Anlage Verwendung gefunden hat.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an Ger Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 10416, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. .
In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 3464, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
U Zwangs- Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am
28. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Alt⸗Moabit 79, dem Kaufmann Louis Möhring gehörig; Nutzungswerth 25 600 eν; für das Meistgebot von 262 500 S wurde die Beutsche Grundschuld-Bank“ zu Berlin Ersteherin. — Hafenhaide 50, dem Restaurateur Martin Ritter gehörig; ö, 26 360 See; für das Meistgebot von 375 000 M. wurde der Rentier Hermann von Oppen zu Charlottenburg, Joachimsthalerstr. 2, Ersteher. — Swinemünderstr. 61, dem Tandwirth Alb. Schackwitz gehörig; Fläche 9,42 a; für das Meist—⸗ gebot von 175 000 66 wurde die Frau Amalie Pinner, geb. Cohn, Kleine Frankfurterstr. 21, Ersteherin.
Berlin, 28. April. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise) Hof, und Ge— nossenschafts⸗ Butter Ia. 92– 95 cc, IIa. 88-91 416, 1a. — —, do. abfallende 85 — 87 A6, Land, Preußische 80 - 83 , Netzbrücher 80-83 66, Pommersche 80 — 83 (, olnische 80 - 83 46, Baherische Sennbutter 99 — 93 MS, do. Landbutter 77-80 Ct, Schlesische 83 —=883 „6, Galizische 73— 75 M16, Margarine 490 fo S — Käse: Schweizer, Emmenthaler 80-87 6, Bayerischer 55 = 65 S6, Ost⸗ und Westpreußischer La. 60 –— 65 M. do. La. 50—- b0 MS, Holländer 77 — 85 6, Limburger 35 — 40 ¶6, Quadrat⸗Mager⸗ kãaͤse Ta. 16 - 20 606, do. Ha. S- 185 A — Schmalz: Prima Western 17 00 Tara 59 — 60 M, reines, in Deutschland raffinirt 65 = 61 S6, Berliner Bratenschmalz sl — 63 ½Æ½ ͤ— Fett, in Amerika raffinirt 43-49 ½S½, in Deutschland raffinirt 45, 0 - 47, 00 (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Vergrößerte Zufuhren und flaue auswärtige Notirungen veranlaßten einen Preisrückgang. Schmalz: steigend. ;
— Liquidationscurse der Berliner Börse sür Ende April 1893. Neue 3 ο Deutsche Reichs⸗Anleihe und neue 3 Oo Preußische Confols S6, 80, 3 d. Deutsche Reichs- Anleihe 37,00 3 o Preußische Consols 87, 00. 3 0G Deutsche Reichs-Anleihe u.
reußische Consols, gemischte Stücke 87, 00, Oesterreichische Credit⸗ Actien 178,50, Lombarden 50,6090, Franzosen —— „ Berliner Handelsgesellschaft 143 90, Darmstädter Bank⸗Actien 140 25, Deutsche Bank ⸗Actien 160, 50, Disconto⸗Commandit⸗-A1ntheile 18725, Dresdner Bank 147,00, Nationalbank für Deutschland 115, 99, ‚Russische Bank für auswärtigen Handel 75, 900. Wiener Bank-Verein 104,00, Aachen⸗Maastricht 63,50, Dortmund⸗Grongu 108. 00, Lübeck-Büchener 144,50, Mainz ⸗Ludwigshafener 115,75, Marienburg⸗Mlawka 6750, Ostpreußische Südbahn 75.00, Werrabahn 62590, Böhmische Nordbahn 116,00, do. Westbahn 157, )909, Buschtehrader 299,25, Canada Pacifie 8235, Durx⸗Bodenbach 26,900, Galizische Carl. Ludwigsbahn 2,00, Gotthardbahn 16490, en, Meridional 135,19, do. Mittelmeer 104,50, Jura⸗Simplon 60,590, Oesterr. Nord⸗ westbahn 9gl,50, do. do. Elbethal 104.50, Desterr. Localbahn 92,00, d., Henri 75,25, Russ. Südwestbahn⸗-Actien 75,75, Schweizer Fentralbahn 123,00, Schweizer Nordostbahn 116,25. Schweizer Union 30 59, Warschau⸗Wiener 201,25, Egyptische Anleihe 40/0 unifie. 101,00, Italienische o Rente 2, 50, Mexicaner 6 oo Anleihe 82,50, do. v. 13990 50. 90, Desterr. Silberrente Sl 60, Oesterr. 1869er Loose 127,75, Russische 40/9 Consols 99, 23, Russische 40/0 1889er Anl. Jö, 50, Russ. H o /g Drient⸗Anl. (II. Emission) 67,25, ., H 0oso Orient⸗Anl. (III. Emifsion) S8, 25, Türken conv. 22.30, Türken⸗Logse Fl, D, Türkische Tabackregie 190,00, do. Zoll⸗Obligat. 96,26, Un⸗ garfsche 4 „0 Gold⸗Rente 65 10, Ungarische Papier⸗Rente — Üngarische Kronen- Rente 93, 00), Bochumer Gußstahl 123,94, Con“
solidation 145,00, Dannenbaum 83, 00, Dortmunder Union 6 0 Stamm⸗ e er, 60,00, Gelsenkirchen 137,50, Guano 145,50, Hamburg. Packetfahrt⸗Act. 107, 00, Harpener 124,00, Hibernia 1065.50, Königs⸗ und Laurahütte 1096,75, Norddeutscher Lloyd 124,90, Trust Comp. 14000, Russische Banknoten 212 75, Heutiger amtlicher Durchschnitts⸗ curs für deutsche Fonds und Eisenbahn⸗Actien. Amtlicher Durch⸗ schnittscurs vom 29. d. M. für Oesterr. Noten, Wechsel auf Wien und St. n ,,
— Monatsbericht der ständigen Deputation der Wollinterefsenten. Berlin, 29. April, Das Geschäft im ab⸗ gelaufenen Mongt gestaltete sich wieder ruhiger. Nach den starken Verkäufen im März schien der Bedarf im wesentlichen gedeckt zu sein und das Abwarten der Eröffnung der Londoner Auction, am 5. d. M., mochte zu einstweiliger Zurückhaltung Veranlassung gegeben haben. Der Beginn der genannten Auction brachte eine durchschnittliche Preissteigerung von ca. 19 0½ gegen Schlußpreise der vorher⸗ gegangenen, bei besonders starker Betheiligung seitens Frankreichs. — Infolge dieser Nachrichten war die Frage nach deutschen Wollen seitens inländischer Fabrikanten noch eine gute, und es wurden gegen März einige Mark höhere Preise erzielt. Jedoch die Speculation auf dem Terminmarkte für Kammzug, welche der Hausse bereits vorausgeeilt war, drehte sich und schritt zu belangreichen Ab⸗ gaben; Terminpreise wurden geworfen, und dies verfehlte nicht, einen nachtheiligen, wenn auch unberechtigten Einfluß auf das Rohmaterial auszuüben. Der kleine Preisaufschlag für deutsche Wollen ging wieder verloren und das Geschäft erlahmte. Die Umsätze von ca. 4000 Ctr. Rückenwäschen und ca. 5090 Ctr. ungewaschene Wollen entfallen zum großen Theil auf die erste Hälfte des Monats. — Am 4. Mai wird hier eine Auction von ca. 13 000 Ctr. ungewaschener deutscher Wollen abgehalten. — Der Absatz von Colonial⸗ Wollen war in dem verflossenen Monat ebenfalls von geringerer Ausdehnung als im März; es wurden im ganzen ea. 3000 Ballen, meistens Capwollen, von denen ea. 600 Ballen in öffent⸗ licher Auction am 18. April, verkauft zu Preisen, die unter den oben dargelegten Einflüssen etwas wichen. Mit dem festeren Verlauf der letzteren Hälfte der zu Ende gehenden Londoner Auctionen hat die Nachfrage bei Abfassung dieses Berichts wieder zugenommen und be— rechtigt zu der Annahme flotteren Geschäfts zu festen Preisen in der allernächsten Zukunft, da die Verhältnisse in Fabrikanten und Spinner⸗ kreisen nach wie vor befriedigend liegen. Die Commission für Woll⸗ berichte. Arnold Schultheis. Heinr. Haukohl. A. Bernhard.
— Wie ein Londoner Telegramm des Wolff'schen Bureaus meldet, veröffentlichte das amtliche englische Blatt gestern die Ernennung des Geheimen Commerzien-Raths Julius Leopold Schwabach zum englischen General-⸗Konsul in Berlin. .
— Der Aussichtsrath der Vereinigten Köln⸗Rottweiler Pulverfabriken hat beschlossen, der auf den 31. Mai a. c. anbe⸗ raumten Generalversammlung nach den Abschreibungen die Auszahlung von 1150, Dividende vorzuschlagen.
Magdeburg, 28. April. (W. T. B.). Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 9, 18,35, Kornzucker excl., 88 e Rendement 17,50, Nachproducte exel., 750½ Rendement 15,900. Fest. Brod⸗ raffinade J. 30,09. Brodraffinade II. . Gem. Raffinade mit Faß 29,5. Gem. Melis J. mit Faß 28,75. Sehr fest. Rohzucker J. Produet Transito f. a. B. Hamburg pr. April. 1732 bez., 17,427 Br., pr. Mai 17,423 bez. und Br., pr. Juni 17,473 bez, 17,55 Br., pr. Juli 17629 bez, 17,65 Br. Alte Ernte stramm, neue ruhig. Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 95 000 Ctr.
Leipzig, 28. April. (W. T. B. Kammzug⸗Term in⸗ handel. Va Plata Grundmuster B. per April —, per Mai 3, 825 S6, per Jrni 3.90 S, per Juli 3926 S6, ver August 3, 95 S, per September 3,95 MS, per Oktober 3,979 „S, per November 4,00 , per Dezember 4.0243 46, per Januar 4.023 , per Februar 4 025 per März —, Umsatz 290 000 Eg.
London, 28. April. (W. T. B.) Wollauction. unverändert.
An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.
96 9½O Javazucker loco 173 fest, Rüben⸗Rohzucker loco 17 fest. Chile⸗Kupfer 443, pr. 3 Monat 45.
Wie das ‚Reuter'sche Bureau“ aus Melbourne von heute meldet, hat die Standard-⸗Bank of Australia ihre Zahlungen eingestellt. Das Kapital beträgt 1 Million Pfund Sterling. Die Reconstruction der Bank wird beabsichtigt.
Liverpool, 28. April. (W. T. B.) (Baumwollen⸗Wochen⸗ bericht.) Wochenumsatz gegenwärtige Woche 34 000 (vorige Woche 53 006), do. von amerikanischen 30 000 (48 000), do. für Sperulation 1000 (1000), do. für Export 1000 (2000), do. für wirklichen Consum 28 000 (45 000), do. unmittelb. ex. Schiff 53 000 (50 900), wirklicher Export 4009 (H000), Import der Woche 68000 (41 0060), davon amerikanische 62 000 (29 0900), Vorrath 1 586 0090 (1575 000), davon amerikanische 1 558 000 (1346 0090), schwimmend nach Großbritannien 98 000 (117 000), davon amerikanische 80 000 100090).
Manchester, 28. April. (W. T. B.) 121 Water Taylor 6, 30r Water Taylor 73, 20r Water Leigh 63, 30r Water Clayton 71, z2r Mock Brooke 75, 40r Mapoll 74, 40r Medio Wilkinson 8*. 32r Warpcops Lees 73, 36r Warpcops Rowland 8e. 36r War cops Wellington 83, 40r Double Weston 83, 60r Double courant Qualität 113, 32 116 Jards 16016 grey Printers aus *r / hr 165. Ruhig.
Glasgow, 28. April. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 340 285 Tons gegen 473 283 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 71 gen 77 im vorigen Jahre.
St. Petersburg, 28. April. (W. T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 59,00, pr. August —, Weizen loco 11,25, Roggen loco 8, 30, Hafer loco 500, Hanf loco 44,00. Leinsaat loco 14,765.
Am sterdam, 28. April. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 50. — Banecazinn höz.
New-⸗Jorck, 28. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete zu höheren Eursen, später trat Reaction ein und der Schluß war matt. Der Umsatz der Aetien betrug 390 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 390000 Unzen geschätzt. Silber⸗ verkäufe fanden nicht statt.
Wei zen eröffnete fest und etwas steigend auf Berichte von Ernteschäden außerhalb, und festere ausländische Kabelmeldungen, sowie auf Ernteberichte aus Kansas und Deckungen der Baissiers. Später Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß recht fest. — Mais den ganzen Tag steigend auf Deckungen der Baissiers mit wenigen Reactionen.
Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions häfen 46 000 Ballen, Ausfuhr nach 9 ritannien 44 000 Ballen, mi nach dem Continent 25 000 Ballen. Vorrath 653 000
allen.
Der Plan zu einer Reorganisation der Philadelyhig⸗ Reading Bahn schlägt die Emission einer 60 / 9 Collateral-Trust⸗ Anleihe in Höhe von 36 Millionen Dollars vor, die nach den 401 Obligationen rangiren würde. Dadurch werde eine neue Einzahlung auf Actien oder Income⸗Bonds vermieden. In einer Unterredung mit Banquiers äußerte sich der Schatzamts⸗Secretär Carlisle gestern dahin, die GCmiffion von Bonds würde im gegenwärtigen Augenblick nur zeitweilige Abhilfe schaffen, eine solche würde nur als letztes Zufluchtsmittel erfolgen. Die Währungsgesetze des Landes seien schlecht und bedürften der Revision, die am besten mit der Aufhebung des Sherman⸗Gesetzes ihren Anfang nehmen sollte.
Chicago, 23. April. (W. T. B.) Weizen fest und etwas steigend nach Eröffnung auf festere ausländische Kabel meldungen und kaltes Wetter im Ftordwesten; dann Reaction auf reichliche Verkäuße. Später wieder steigend auf Ernteberichte aus Kansas und reichliche Käufe der Crporteure. Schluß fest. — Mais anfangs fest. und etwas , dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend.
Schluß fest.
Preise
vollstaͤndig hin,
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M HIO2Z.
Berlin, Sonnabend, den 29. April
1893.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber die socialdemokratische Maifeier liegen heute folgende Mittheilungen vor:
In Cassel ist, wie die Frkf. Ztg. berichtet, zu dem für Sonn⸗ tag, 7. Mai, von den Socialdemokraten geplanten Festzu ge durch die um das Etablissement „Bunter Bock‘ gelegenen Straßen die polizeiliche Genehmigung nicht gertheilt worden. — In Wien haben, wie der „‚Voss. Zt. telegraphirt wird, die Soeialistenführer Flugblätter mit dem Programm der Maifeier ver⸗ öffentlicht und zahlreiche Ordner für die Aufrechthaltung der Ordnung auf dem Marsch in den Prater und dem Rückweg bestimmt. Der Vormittag des 1. Mai ist, wie in den Vorjahren, zur Abhaltung von 44 Versammlungen bestimmt. In allen Versammlungen wird eine gleichlautende Resolution vorgeschlagen werden, die das allgemeine directe Wahlrecht, den Achtstundentag und sechsunddreißigstündige Sonntagsruhe fordert. — In Paris hat, wie ein Telegramm des D. B. H.“ meldet, das General⸗Comits der Arbeit erbörse beschlossen, die Börse am 1. Mai nicht zu öffnen; die für diesen Tag daselbst ge⸗ plante Massenversammlung wird deshalb nicht stattfinden. — In Lüttich wurden nach einem Telegramm des „H. T. B.“ alle öffentlichen Umzüge, die von den Socialisten für den 1. Mai geplant sind, von der Behörde untersagt.
In Leipzig erörterte am Donnerstag eine Versammlung der
Steinmetz-Gehilfen die Lohnfrage. Bie Innung hat der Lohn— commission nochmals erklärt, daß vom 1. Juni ab entweder nach dem neuen Innungstarif oder ohne jeden Tarif gearbeitet werden soll. Die Versammlung versprach sich, wie wir dem Bericht der ‚Lpz. Ztg.“ entnehmen, für die Gehilfenschaft mehr von einem geregelten, für Alle geltenden, wenn auch die bisherigen Löhne etwas herabsetzenden Tarif, als von einem Zustande, in dem der Lohn jedes einzelnen Gehilfen von dem guten Willen des Arbeitgebers abhinge, und beschloß deshalb, vorbehaltlich des Ergebnisses einer auf allen Werkplätzen vorzunehmenden Urab⸗ stimmung, den Tarif der Arbeitgeber anzunehmen. In Mainz haben, wie der „Köln. Ztg. geschrieben wird, die Bierbrauereibesitzer in einer Versammlung beschlossen, von den Forderungen der Brauergehilfen nichts zu bewilligen und von den Ausständsgen keinen wieder einzustellen, zumal alle Stellen wieder besetzt sind.
Aus Nantes berichtet ein Wolff'sches Telegramm, der bei mehreren Gewerben ausgebrochene Strike gewinne an Ausdehnung. Gestern um die Mittagsstunde durchzogen gegen 8000 Ausständige in lärmenden Gruppen die Straßen.
Aus Hull meldet ein Telegramm des „D. B. H.“, es sei der Polizei gelungen, einen Versuch, die Eisenbahnbrücke in der Nähe der Victoria-Avenue in die Luft zu sprengen, rechtzeitig zu vereiteln. Ferner gelang es, ein in Queens Dock anscheinend von Brandstiftern angelegtes Feuer im Keime zu ersticken. — Wie W. T. B.“ berichtet, sind zwischen den Rhedereibesitzern und den Ausständigen aufs neue Verhandlungen eingeleitet worden.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 16. April bis incl. 2. April er. zur Anmeldung gekommen: 462 Che⸗ schließungen, 980 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 684 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Die diesjährige Generalversammlung der Goethe⸗Gesell⸗ schaft findet am 25. Mai in Weimar statt. Den Festvortrag hält Professor Dr. Lorenz⸗Jena über „Goethe's politische Lehrjahre“! Der Director des Goethe-Archivs, Professor Dr. Suphan wird Mitthei⸗ lungen machen über „Das Buch der Tenien vom Jahre 1796 nach den Handschriften des Goethe“ und Schiller⸗Archivs“. Dem Ver⸗— nehmen nach ist dort eine größere Zahl bisher nicht bekannter Xenien vorhanden. Im Hof⸗Theater findet an diesem Tage eine Aufführung der Natürlichen Tochter“, am 22. und 23. Mai die des „Faust“ (beide Theile) statt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand.
Im Regierungsbezirk Schleswig ist der Stand der Saaten im allgemeinen befriedigend. Der Weizen zeigt, mit Ausnahme der nie⸗ drigen Flächen, welche durch Nässe gelitten haben, ein gutes Aussehen. Der Roggen sieht weniger gut aus, namentlich auf den Feldern, welche im Herbst spät bestellt worden sind. Die Kleefelder zeigen noch wenig Leben; stellenweise ist jedoch zu erkennen, daß der Klee gut durch⸗ gewintert ist und einen dichten Stand hat.
Handel und Gewerbe.
In der Presse ist wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, daß die in Paris, zur Zeit Rue Serpente Nr. 28, bestehende Erfinder-Akademie, welche unter dem Namen Académie Barisienne des Inventeurs in gedruckten Offerten zum Beitritt einladet und den Beitretenden gegen Zahlung entsprechender Gebühren Diplom und Medaille verleiht, keinerlei amtlichen Charakter besitzt, sodaß deren Diplome und Medaillen völlig werthlos sind. Da das Institut, wie wir neuerdings erfahren, fortfährt, in weiten Kreisen Deutschlands Mitglieder zu werben, so wollen wir zur Verhütung der Schädigung deutscher Gewerbetreibender hier⸗ mit von neuem auf den durchaus privaten Charakter dieser Erfinder⸗Akademie hinweisen.
— Der Papier -Verein Berlin und Provinz Branden⸗ burg“ veranstaltet am 2. Mai im Saale des Brauerei⸗Ausschanks Schultheiß, Neue Jakob⸗Straße 24, eine Ausstellung und Vor⸗ führung von Copir⸗Pressen, Copir⸗Papieren 9. chemischen und Uebercopirpapieren), Copir-Tinten, Copir⸗Büchern sowie sonstigen Apparaten und Utensilien für Copirzwecke. Ein Vortrag des Herrn Reinh. Tetzer wird die Fabrikation, die wesentlichen Eigenschaften und Behandlungsweise der Copir-Tinten zum Gegenstand haben, während Herr J. Schaal über die Bedeutung der chemischen Uebercopir⸗ und Japan opirpapiere unter Vorführung der verschiedenen Verwendungs⸗ arten und Herr Ernst Kuhn über Copir⸗Maschinen und Copir⸗Hilfs⸗ mittel sprechen werden. Die Ausstellung ist von 4 Uhr Abends an geöffnet, die Vorträge finden von 8 bis 10 Uhr Abends statt. Der Zu⸗ tritt ist frei und jedem Fachgenossen sowie männlichem Geschäfts⸗ personal gestattet. .
— Vom oberschlesischen Eisen: und Metallmarkt be⸗ richtet die „Schl. Itg.“: In der Geschäftslage des oberschlesischen Eifenmarktes ist keine wesentliche Aenderung eingetreten. Die Roh⸗ eisen Production verblieb auf dem bisherigen Standpunkte. Das von den im Betriebe befindlichen Hochöfen erzeugte Quantum reicht für den gegenwärtigen Bedarf an Puddel⸗ und Gießerei⸗Roheisen und hat sich daher die Nothwendigkeit einer
Vergrößerung der Production noch nicht herausgestellt. Die Erzförderung entspricht dem gegenwärtigen Verbrauch, und die Zufuhr an ungarischen und böhmischen Erzen geht in der bisherigen Weise regelmäßig weiter. An Schlacken ist die Zufuhr gegen früher wesentlich geringer, da die dafür zu erzielenden niedrigen Preise den Gewinnungs⸗ und Transportkosten nicht entsprechen. — Was den Walzeisenmarkt anlangt, so sind sämmtliche Walzwerke noch reich⸗ lich besetzt; auch neue Aufträge laufen in befriedigender Weise ein. Der Absatz erstreckt sich nunmehr auf sämmtliche Eisensorten und ist auch nach dem Auslande für einzelne Qualitäten noch ziemlich stark. Auch in Blechen ist das Geschäft befriedigend; sowohl die Feinblech⸗ wie die Grobblechstrecken befinden sich in vollem Betriebe, und Aufträge aus dem In⸗ und Auslande liegen in genügender Anzahl und für längere Dauer vor. Die Stahlwerke jedoch sind immer noch nicht in der Lage, den Betrieb verstärken zu können, während die bisherige günstigere Geschäftslage bei den Stahlgießereien unverändert anhält. Besonders hat sich das Geschäft in Stahlrädern gehoben, sodaß das hier stark eingeführte westfälische Fabrikat von dem oberschlesischen immer mehr verdrängt wird. Die Geschäftslage der Maschinen—⸗ und Kesselfabriken ist., unverändert. — Die Gießereien sind sämmtlich besser, beschäftigt, namentlich bei den Röhren⸗ ießereien ist der Betrieb recht rege, um die vielen Aufträge auf Lieferung von Wasserleitungsröhren zur vorgeschriebenen Zeit erledigen zu können. Die Erzeugung von Draht und Drahtnägeln geht recht flott von statten; die Werke sind mit bedeutenden Lieferungs⸗ aufträgen versorgt. Auch in geschweißten Röhren ist das Geschäft befriedigend. — Im Zinkgeschäft war in verflossener Woche mehr Lebhaftigkeit zu constatiren. Walzzink wurde in großen Posten zur Verladung gebracht; für Rohzink wurden erhöhte Preise gefordert und auch gezahlt. In Zinkweiß und in Zinksta ub ist das Geschäft reger; namentlich für letzteren Artikel ist starke Nachfrage vorhanden.
— In der gestrigen sechsunddreißigsten Generalversammlung der Magdeburger Lebensversicherungs-Gesellschaft wurde der Rechnungsabschluß und die Bilanz sowie die von den Gesellschafts⸗ organen vorgeschlagene Gewinnvertheilung, nach welcher die Actionäre eine Dividende von 630 des eingezahlten Actienkapitals — 20 A6 auf die Actie erhalten, genehmigt und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrath Entlastung ertheilt. — Dem Rechenschaftsbericht der Gesellschaft entnehmen wir, daß bei der Lebens⸗ und Begräbniß⸗Ver⸗ sicherung im Jahre 1892 3581 Policen über 9729 528 M Versicherungs⸗ summe ausgefertigt wurden, sodaß sich ein Gesammtbetrag von 51 767 Policen über 115 166 198 6 Versicherungssumme herausstellte. Von diesen Versicherungen erloschen im Laufe des Jahres 2960 Policen über 7106173 60 Versicherungssumme, sodaß Ende 1892 ein Versicherungsbestand von 48 807 Policen mit einer Versicherungs⸗ summe von 108 060 025 ½ zur Jahresprämie von 3 489 196 S6 15 4 und einer einmaligen Prämienzahlung von 4557 S 62 vor— handen war. Mit Anspruch auf Dividende waren 64 905 250 . in 20 190 Policen versichert, von denen 1004 über 3 616100 der Kriegsversicherung angehören. — Zu dem bei der Aussteuer⸗Ver⸗ sicherung nach Tabelle 8 des neuen Geschäftsplans (mit und ohne Prämien⸗Rückgewähr) Ende 1891 vorhandenen Versicherungsbestande trat im Jahre 1892 ein Nettozugang von 68 Policen über 105 344 . Versicherungssumme, sodaß am 31. Dezember 1892 3784 Policen über 6 966 9609 S Versicherungssumme vorhanden waren. — Von den am 31. Dezember 1892 vorhandenen 267 Personen, welche an der Renten⸗Versicherung mit 293 Policen betheiligt sind, beziehen bereits jetzt 249 eine Rente von zusammen 144736 M, während 8991 S für 18 Personen den aufgeschobenen Renten an⸗ gehören. — An Prämien-⸗Reserven wurden 1608 778 M rechnungs⸗ mäßig zurückgestellt, wodurch sich dieses Conto auf 23 028 992 M. erhöht. Für die mit Gewinnantheil Versicherten wurden für das Jahr 1892 als Dividende 284 431 MS zurückgestellt.
Wien, 28. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Oesterreichisch⸗Ungarischen Staatseisenbahn⸗Gefell⸗ schaft findet am 31. Mai statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. die eventuelle Beschlußfassung über einen mit dem Curator für die Besitzer der 30,0 Obligationen abzuschließenden Vergleich.
ie Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 13. Woche (vom 26. März bis 1. April 1893) 330 227,99 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 28 340,19 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (pom 1. Januar bis 1. April 1893) betrugen die Brutto-⸗Einnahmen 3 042 564,78 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 438 478,98 Fr.
Madrid, 28. April. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Bank von Spanien beschloß noch ein weiteres Jahr den Dlenst des Schatzamts zu besorgen. Die Bank wird dem Staatsschatz 50 Millionen auf ein Jahr gegen 30/½ Zinsen vorstrecken.
Verkehrs ⸗Anstalten.
44 Schleswig. Der Bau des Nord⸗-Ostseekanals wird mit Energie gefördert. Die Arbeiten an der Schleuse beim Bruns⸗ bütteler Hafen gehen ihrer Vollendung entgegen, und in nächster Zeit beginnt der Bau der neuen Brücke über den Nord-⸗Ostseekanal bei Levensau. Die Bahnverlegung vor der neuen Schleuse in Rendsburg ist durchgeführt und der Schleusenbau beendet. Die über dem östlichen Haupt derselben errichtete Brücke ist bereits seit Mitte März dem öffentlichen Verkehr übergeben.
Hamburg, 28 April. (W. T. B.) am burg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer Fürst Bismarck“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in Ne w⸗Jork eingetroffen.
Theater und Musik.
Theater Unter den Linden.
Die wegen ihrer reizvollen Melodien beliebte und besonders durch die vortrefflichen Aufführungen am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater hier wohlbekannte burleske Operette, Der Mikado“ von V. S. Gilbert, Musik, von Arthur Sullivan, ging gestern im Theater „Unter den Linden‘ vor vollständig besetztem Hause in prachtvollster Ausstattung zum ersten Mal in Scene. Der Haupt⸗ nachdruck war auf die Inseenirung und die Einübung der Chöre in Tanz und Gesang gelegt, und in dieser Beziehung gehörte die Vorstellung auch zu den besten bisher hier gesehenen, Mikado“ Aufführungen. An den Chören war namentlich die Deutlichkeit der ö beim Gesang zu rühmen. Von den Darstellern befriedigte durch seine gesangliche Leistung in erster Linie Herr Hersent har als Nanki Poo; seinem Spiel fehlt es jedoch noch sehr an Gewandtheit, die sich vielleicht durch Uebung noch erreichen lassen wird. Das Gegentheil ist zu be— richten über Herrn Steinberger als Oberscharfrichter Koko, der bei äußerst beweglichem und humorvollem, nur etwas zur Uebertreibung neigendem Spiel doch gar zu wenig Werth auf den Gesang legt, während Herr Lemke als Pooh Bah mit seinen Stimmmitteln durch— aus nicht befriedigen konnte. Viele und wohlverdiente Anerkennung fanden die reizend costümirten, in Spiel und Gesang gleich ansprechenden Schwestern Jum-⸗Yum, Pitti Sing und Peep Boh, die von den Damen Andre, Welden und Walden gegeben wurden. Tadellos in jeder Beziehung war auch Herr Fröden als der Mikado. Einen sehr hübschen Eindruck erhielten die Besucher schon beim Be⸗ treten des Theaters durch das von der Firma Schwartze⸗Berlin eigens für diese Vorstellung nach japanischer Art geschmückte Treppen⸗
haus und Foyer. — Das pantomimische Ballet Columbia“ bildete, wie gewöhnlich, den gern gesehenen Schluß des Abends.
Im Königlichen Opernhau se wird am Dienstag „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Pierson, Dietrich und Lammert und den Herren Rothmühl und Fränkel gegeben. Darauf folgt Die Regimentstochter'. — Anton Rubinstein hat an den General⸗Intendanten Grafen Hechberg nachstehendes Schreiben gerichtet: „Eure Excellenz wellen mir gestatten, Ihnen auszusprechen, wie sehr ich durch die Aufführung meiner beiden Werke erfreut worden bin. Die Darstellung der kleinen Oper „Unter Räubern“ durch die vortreffliche Künstler⸗ schaar unter Dr. Muck's ausgezeichneter Leitung, die meisterhafte Regie des Herrn Tetzlaff, die Inscenirung der „Rebe“ durch Herrn Graeh in glänzender Weise und mit ausgesuchtem Geschmack — alles dies vereinigte sich, um mir eine ganz besondere Befriedigung zu ge— währen, sfür welche ich Eurer Excellenz meinen aufrichtigsten Dank sage und die Bitte hinzufüge, allen Betheiligten diesen meinen innig⸗ sten Dank übermitteln zu wollen.“
Das Königliche Schauspiel bringt im Neuen Theater am Montag Lessing's Nathan der Weise“ zur Darstellung; Herr Klein tritt in der Titelrolle zum ersten Mal nach seinem r gab auf.
Das Deutsche Theater bringt am Donnerstag eine Wieder⸗ aufnahme von Don Carlos“. Morgen, am Montag, Mittwoch und Freitag wird „Der Talisman? gegeben. Am Dienstag und Sonnabend geht der Schwank „Zwei glückliche Tage in Scene.
Im Berliner Theater wird das Lustspiel „Der Freund des Fürsten“ von Ernst Wichert am Sonnabend erstmalig in Scene gehen. Morgen Nachmittag wird das Sardou'sche Schauspiel „Dora“ mit Agnes Sorma in der Titelrolle, morgen Abend und am Donnerstag „Viel Lärm um Nichts“ mit Ludwig Barnay und Nuscha Butze in den beiden Hauptrollen aufgeführt. Der Montag bringt eine Wiederholung von „Othello“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle, Agnes Sorma als Desdemona, Nuscha Butze als Emilia und Ludwig Stahl als Jago. Am Dienstag geht das Lustspiel Die Journalistenꝰ von Gustav Freytag in Scene; auf Mittwoch ist „Graf Waldemar“ angesetzt mit Agnes Sorma in der Rolle der Gertrud, und der Freitag (34. Abonnements⸗Vorstellung) bringt nach langer Pause wieder einmal Gutzkow's „Uriel Acosta“ mit Ludwig Barnay. Vom Montag an werden, wie schon erwähnt, die Abend⸗ vorstellungen erst um 75 Uhr beginnen.
Im Lessing-Thegter findet am Montag die 75. Wieder⸗ holung von Hermann Sudermann's Schauspiel „Heimath“ statt. Für Mittwoch ist eine Wiederholung von „Hanng Jagert“ und für Sonnabend eine Wiederaufnahme des Lustspiels Falsche Heilige“ an⸗ gesetzt, das Oscar Blumenthal nach dem Englischen bearbeitet hat. An allen übrigen Tagen der Woche wird Ludwig Anzengruber's Volksstück „Brave Leut' vom Grund“ wiederholt. Das Stück wird demnächst im Hof ⸗ Theater zu Mannheim mit Franz Schönfeld als Gast zur Darstellung kommen.
Im Wallner-Theater findet morgen die letzte Gastvorstellung des Lessing⸗Theaters statt, bei welcher „Die Orientreise mit Marie Mayer, Marie Reisenhofer, Frida Wagen und Clara Markwardt, Oscar Höcker, Emil Lessing, Georg Molenar, Emanuel Reicher und Oscar Sauer in den Hauptrollen zur Darstellung gelangt.
Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater setzt Ilka von Palmay morgen, am Montag und Dienstag in Mam zelle Nitouche“ ihr Gastspiel fort. Am Mittwoch findet eine Benefiz⸗ Vorstellung für Herrn Sigmund Steiner statt. Am Donnerstag geht mit der Gastin der erste Act von Offenbach's Operette „Die f öne Helena“ in Scene. An demselben Abend gelangt zum ersten Male „Stupida“ Opera buffa in einem Act von Rich. Gense und F. Zell, Musik von Alexander Neumann, zur Aufführung. Die weibliche Hauptrolle ist mit Ilka von Palmay besetzt. Am Freitag verabschiedet sich Ilka von Palmay in derselben Vorstellung; Herr Director Fritzsche ist indeß bemüht, eine Verlängerung des Gastspiels zu ermöglichen. Wie schon mitgetheilt, beginnen die Vorstellungen vom Montag ab um J. Uhr.
Im Residenz⸗Theater gelangt morgen Max Halbe's Drama „Jugend“ zur Aufführung; vorauf geht der ECinacter Der neue Geanhmed“. In der nächsten Woche soll der Schwank „Die Sirene“ von Valabregue wieder aufgenommen werden.
Der Spielplan des Kroll'schen Theaters bringt morgen und am Dienstag eine Wiederholung von „X Santa Lucia mit Gemma Bellincioni und Roberto Stagno; Montag Der schwarze Domino“; Mittwoch „Fra Diavolo“; Donnerstag Fritzchen und Lieschen, darauf „Der Trompeter von Säkkingen?; Sonnabend „Das Glöckchen des Eremiten“ꝰ (erstes Auftreten des Herrn Wilh. Fricke als Belamy); Freitag und Sonntag unbestimmt.
Im Vietoria⸗Theater hat sich der Besuch durch den starken Fremdenverkehr derartig gehoben, daß sich die Direction veranlaßt ieht, das Ausstattungsstück „Die Reife um die Welt“ noch weitere vierzehn Tage auf dem Spielplan zu belassen.
Im Concerthause wird am Montag Kapellmeister Menyder den letzten „Haydn⸗Mozart⸗Schubert Abend? veranstalten. Das Programm wird Haydn's Symphonie Nr. 11, Mozart's Symphonie „Jupiter' (mit der Fuge), Schubert's Ouverture im italienischen Stil, Ouverture ‚Rosamunde“, Moment musical ꝛc. enthalten.
Mannigfaltiges.
Der Bürgermeister von Neapel hat, wie wir der Nat.⸗3.“ entnehmen, namens seiner Stadt in deutscher Sprache dem Berliner Magistrat zu Händen des Ober⸗Bürgermeisters Zelle mitgetheilt, daß Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria dort am Donnerstag um 23 Uhr angekommen und von der Station bis zum Königlichen Schlosse beständig von laut schallenden Beifallsrufen einer engrmen Volksmenge begrüßt worden sind. Die Straßen waren überall mit deutschen und italieni⸗ schen Fahnen geschmückt. Indem“, so heißt es in dem Telegramm weiter, ‚die Bevölkerung dem deutschen Herrscherpaar so ausdrucksvoll huldigt, folgt sie . dem Gefühl der Verbrüderung mit der deut⸗ schen Nation, welcher ich als Vertreter dieser Stadt die Ehre habe, einen Gruß zu senden. Der Berliner Magistrat hat sofort ein Danktelegramm abgesendet.
Ueber die schon gemeldete Zerstörung des Ballons „Hum⸗ boldt“ geht uns folgender Bericht zu: Der am 26. April, 44 Uhr Morgens, von Charlottenburg aufgestiegene Ballon Humboldt: landete nach elfstündiger ergebnißreicher Fahrt durchaus glatt und un⸗ beschädigt dicht vor dem Kloster Heinrichau unweit Münster⸗ berg in Schlesien. Eine sehr große Menschenmenge strömte aus den benachbarten Ortschaften herbei. Der Führer des Ballons warnte, noch ehe der Ballon selbst den Erdboden berührte, vor dem Rauchen und der hierdurch entstehenden Gefahr und veranlaßte einen Mann, der mit brennender Cigarre herbeieilte, die Cigarre wegzuwerfen und zu löschen. Die Entleerung des Ballons ging normal von Statten, nach 50 Minuten war er fast leer, sodaß die Ventile herabgezogen werden konnten. In dem Moment, in welchem Lieutenant 34 sowie die ihn unterstützenden Männer die Hände an das Ventil legten, erfolgte eine gewaltige e, Fine mächtige Flammengarbe schoß aus dem Hen er⸗ aus, dann schnellte mit donnerartigem Knall der ganze Ballon brennend in die Luft. Die dem Ventil e agff stebenden