1893 / 104 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 May 1893 18:00:01 GMT) scan diff

fahrt betheiligten Kriegsschiffe, daß die Majestäten an Bord gegangen seien: Der „Lepanto“ hißte die gelbe Kaiserstandarte neben der blauen italienischen Königsflagge und wurde bei der Ausfahrt aus dem Hafen von den Huͤrrahrufen der Besatzung der Schiffe, die über Topp flaggten, begrüßt. Das Wetter hatte sich bereits vollständig zum Besseren gewandt. Der „Lepanto“ mit den Torpedobooten nahm die Führung und dampfte, gefolgt von den anderen Kriegsschiffen, an dem nördlichen Ufer bes Golfs nach Westen zu: vor der Villa Nazionale wurde über das dort liegende Geschwader: Panzerschiffe „Affondatore“, „Italia“, „Dandolo“, Andrea Doria“, „Piemonte“, „Stromboli“ Revue abgehalten. Alle Schiffe waren in großer Parade, S. M. Schiff Nixe“ am Ausgange des Hafens mit 300 Mann in den Raaen. Die Rundfahrt ging an den Gestaden des Posilippo, bei der Insel Nisida, durch den Golf von Pozzuoli, bei Bajä am Capo di Miseno, zwischen diesem und der Insel Procida, die Insel Ischia rechts liegen lassend, vorbei nach Capri, das gegen 3 Uhr erreicht wurde; auf der Fahrt machte der „Re Umberto“ Schießversuche mit seinen Monstre⸗ geschützen nach einer schwimmenden Scheibe. Bei Capri stoppte er „Lepanto“: es wurde offenbar in Erwägung gezogen, ob eine Landung zum Zweck des Besuchs der Insel und der blauen Grotte ausführbar sei; doch die bewegte See hieß von diesem Vorhaben Abstand nehmen, und so fuhr der „Lepanto“ dicht an der Nordküste von Capri entlang, sodaß die schöne Insel im ganzen wie die einzelnen Bergspitzen und die Häuser von Capri und Anacapri deutlich erkennbar waren, und sodann halb um die Ostküste herum, um den Majestäten wenigstens noch die unter dem Namen „Fariglioni“ bekannten eigenthümlichen Fels— bildungen an der Südostküste zu zeigen. Weiter ging es vorbei an der Punta della Campanella (Sireneninseln)' an der Küste von Sorrento entlang, die mit ihren Limonen- und. Orangen-Gärten in hellem Lichte erstrahlte, bei Castellamare vorbei, und nach Norden und Nordwesten beidrehend, fuhr das Geschwader an den Gestaden des in voller Klarheit fich aus— breitenden, an dem Hauptgipfel mit Rauch bedeckten Vesuv vorüber: deutlich wurden dem Auge einige Ruinen von Pompeji sichtbar, weiterhin die weinbewachsenen und mit Landhäusern reich besetzten Abhänge des Vesuv, sowie Resina, das auf der Stelle des alten Herculanum erbaut ist, und Portici, bis allmählich die Häuser— reihen von Neapel wieder in Sicht kamen. Gegen 7 Uhr war die Fahrt beendet: wiederum gaben die begleitenden Kriegsschiffe den Salut für den „Lepanto“, aus dem Sich alsbald die Allerhöchsten Herrschaften ausschifften. Auf den begleitenden Kriegsschiffen waren die Paffagiere Gäste der Königlichen Marine; sie wurden von den Offizieren während der etwa neunstündigen Fahrt auf das Liebenswürdigste auf— genommen und bewirthet.

Nach der Abendtafel bei den Majestäten war in dem Carlo⸗Theater, einem der größten Theater Europas, große Halavorstel lung angesagt. Das Haus war in seinen sechs Rängen und im Parquet dicht besetzt: der weite Raum mit den glänzenden Toiletten und Uniformen gewährte einen imposanten anf, die Erleuchtung wurde nicht nur durch Gas und Elektricität, sondern auch durch große Wachskerzen, die man als Altarkerzen bezeichnen könnte und die die einzelnen Gas— lichter Gruppen an den Brüstungen umgaben, bewirkt. Die Vorstellung an sich schien nicht das Hauptinteresse des Publikums zu erregen; auch hier wie in Rom unterhielt man sich ziemlich laut Und zwanglos, während auf der Bühne der letzte Act des „Lohengrin“ aufgeführt wurde. Nach 1I1½ Uhr, als Lohengrin soeben seine große Arie über die Burg von Monsalvat, über den Gral, über seinen Vater Parsifal und über seine Mission beendigt hatte, erschienen die Majestäten in der Mittelloge, begrüßt von den Klängen der italienischen und der deutschen Nationalhymne, von dem Evviva— Rufen und dem Händeklatschen des gesammten Publikums, welches sich erhoben hatte: die außerordentliche Wärme des Empfangs bekundete sich darin, daß die Hymne dreimal wiederholt werden und die Majestäten immer und immer wieder hervortreten mußten, um für die Ovation in huldvoller Weise durch Verneigen zu danken. Die Kaiserin und zur Linken die Königin nahmen in der Mitte Platz, rechts von der Kaiserin, die ein rothes Seidenkleid trug, Konig Humbert; links von der Königin, die in weiß erschienen war, Kaiser Wilhelm, Allerhöchstwelcher Admirals Uniform angelegt hatte, und neben Seiner Majestät der Prinz von Neapel. Lohengrin wiederholte seine große Arie, und nachdem die Aufführung dieses Theils der Vorstellung beendigt war, wurde gus' dem Publikum heraus abermals „die Hymne“ verlangt: wiederum erhob sich das Haus und wiederum traten die Majestäten an die Brüstung heran, um die preußische und dann die italienische Hann, stehend anzuhören und für die Obation zu danken. Nach der Pause wurde der vierte Act der Oper „Favorit“ gegeben, worauf die Majestäten Sich zurückzogen; ein Ballet „Amor“ bildete den Schluß des Abends.

Am Sonnabend früh um 9 Uhr machten die Majestãten mit der Bahn vom Arsenal aus einen Ausflug nach Pompeji. Abends war großes Galadiner, dann Ball im „Casino dell' Unione“, dessen Ehren⸗Präsident Seine Majestät der König von Italien, dessen Praäͤsident der Fürst Sirignano ist. Der Vorstand des Casinos hatte Ihrer Majestät der Königin von Italien sowie Ihrer Majestät der Kaiserin je ein reizendes Tanz-Carnet aus Schildpatt mit dem betreffenden Alliance— wappen in Silber von dem berühmten Goldschmied und Hof— juwelier Luigi Casalta anfertigen lassen. ö

Ihre Majestät die Kaiserin haben den hübschen Gedanken gehabt, einigen Mannschaften von der Sonnabend früh wieder in See gegangenen Corvette Nixe“, welche krankheits halber in Neapel zurückgelassen werden mußten, s Blumen zustellen zu lassen.

Die Damen von der deutschen Colonie haben Majestãt der Kaiserin bei Blumenspende nebst Schleife, en Beifall Allerhöchst⸗ derselben in hohem Maße gefunden, ihre Huldigung zu erkennen gegeben.

6 ö . Eajestãten, wie Tenor t 859 * 98) 22 H

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ppen gezogene Absperrungs⸗ Bahnhof und unausgesetzten jubelnden Italien befreundeten Monarchen!“ brachten Ihrer Majestät Blumensträuße dar, während Ihre M Zuckerwerk enthusiastischen Ovationen setzte sich der

Die Ankunft des Kaiserlichen Sonde erfolgte um 12 Uhr 36 Minuten, der Forts und der auf der Rhede vor Der Kaiser und die Kaiserin wurden dem dort bereits vorher eingetroffenen italienischen Königspaar, dem Herzog und der Herzogin von Genua, den Pelloux und Rattazzi sowie von den Vertretern der Behörden, etwa 10 Vereinen und den Schülern der Lehranstalten empfangen. Der Bischof und andere hohe geistliche Würdenträger waren ebe end. Die Kopf an Kopf gedrängte Volk vom Militär gebildete Spalier. Blumen geworfen, die K läute, als gegen 1 U

Carrara die von den Tru stürmte nach dem Kaiserlichen Wagen unter Es leben die

den Kindern ich wiederholenden Zug alsdann wieder

rzuges in Spe unter den Salutschü Anker liegenden Schiffe. auf dem Bahnhof von

t Ministern Giolitti, Brin, Racchia,

nfalls auf dem Bahnhof an⸗ smenge durchbrach das Aus den Fenstern wurden irchenglocken ertönten in vollem Ge⸗ Einzug in die Stadt unächst in das eschäftigt waren. an, worauf die enal verließen.

hen und die König⸗ „Savoja“ zu einem

hr die Majestäten den antraten. Allerhöchstdieselben begaben S wo die Arbeiter wie gewöhnlich b Der König ordnete die Einstellung der Arbeit Arbeiter unter jubelnden Zurufen das A

Alsdann begaben Sich die Kaiserli lichen Majestäten an Bord der Yacht Inseln des Golfs. An der Fahrt, welche gegen nahmen theil die verwittwete Herzogin Herzog von Genua und der Herzog der Brin, Racchia, Pelloux. chmückt mit Blumen, r der daselbst vor Anker

Ausflug näch den Stunden währte, von Genua, der Abruzzen, ferner die Minister Giolitti, reich beflaggt und ges verließ den Hafen unter dem Geschützdonne Flotte und dem Hurrah der Matrosen. Das Meer war völlig ruhig, der Ausblick auf das Panorama wunderbar Zunaͤchst wandte sich die Savoja“ auf Palmazia zu. rte an den Ufern des Golfes waren reich beflaggt, die Glocken läuteten, und überall strömte die Bevölkerung juͤbelnd und be— Venere, wo die Yacht rrschaften das Früh⸗

Die „Savoja“,

den Strand. In Porto Halt machte, nahmen die Allerhöchsten He Gegen 3 Uhr gingen Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert in Begl Prinzen auf der Insel Palmazia an Lan dortigen Gruson'schen Panzerthurm. die Geschütze den Salut. der Insel kehrten die zurück und wohnten nunmehr e schiffes Italia“ nach der Schei Königliche Macht über Santa Teresa nach d wo die Majestäten unter begeisterten Ovationen um ½e Uhr an Land stiegen.

Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert besichtigten hierauf noch jenen Versuchsbassins und der Modellsaal liegen. Später wohnten die Majestäten, die Prinzen und die Minister einem von dem Commandeur des Marine⸗Departements veranstalteten glänzenden Gartenfest im Garten der Admiralität bei und be— gaben Sich sodann zur Abreise nach dem Bahnhof. Verabschiedung der Kai Ihren Majestäten dem König Hu war eine überaus herzliche.

geistert an

eitung der Königlichen d und besichtigten den Von allen Forts donnerten Nach einstündigem Aufenthalt auf Majestäten an Bord der „Savoja“ inem Schießen des Panzer— Alsdann fuhr die em Arsenal zurück, der Bevölkerung

Theil des Arsenals,

serlichen Majestäten von mbert und der Königin Bei dem Abschled zictorig die Königin Margherita, welche die Küsse erwiderte. König Humbert umarmte wiederholt Kaiser Wilhelm küßte König Humbert der Kaiserin die Hand. der Kaiserliche Zug um 6 Uhr 35 Minuten unter lebhaften Kundgebungen der Menge abfuhr, reichten Sich dle beiden und die Kasserin und die Königin noch einmal durch das Wagenfenster die Hände.

König Humbert und die Königin Margherita reisten bald darauf, gegen 71/6 Uhr, nach Rom ab. große Menschenmenge Schwenken von Hüten und Tüchern lebhafte Ovationen dar. wo der Königliche Zug gegen 9 Uhr eintraf, Königspaar von der am Bahnhof zusammen— evölkerung begeistert begrüßt.

Der Sonderzug Ihrer Kaiserlichen Majestäten traf dem Jubel der Menge empfangen, gestern Abend um 9 Uhr Der Kaiser und die Kaiserin wiederholt an dem Fenster des Wagens, um der Um 9 Uhr 6 Minuten erfolgte unter erneuten Weiterreise nach der Schweiz. (S. die letzten

Margherita 1 küßte die Kaiserin Auguste

Seine Majestät den Kaiser Wilhelm.

der Königin, Monarchen Beim Abschied brachte

Auch in Pisa,

geströmten B

igten Sich evölkerung

in Genua ein.

zu danken. . Kundgebungen die Depeschen.)

Königliche Akademie in Neapel (Accademia di archeologia, lettere e belle arti. Preisarbeit Kunst in Großgriechenland“ ausge sich Mitbewerber aus allen Einlieferung der Arbeiten, für deren beste ein Preis von 1000 Lire ausgesetzt ist, hat bis zu erfolgen.

Die nicht preisgekrönten

Rampe del Salvatore „keramische schrieben, an welcher dern betheiligen können.

hat eine über die

spätestens am 30. März 1895

Arbeiten werden Eigenthum der Akademie, doch dürfen die Verfasser von denselben Abschriften entnehmen.

Sämmtliche Arbeiten müssen entweder oder in lateinischer Sprache abgefaßt sein. Bestimmungen für die Preisb Anfrage seitens isteri heiten Auskunft ertheilt.

italienischer Ueber die weiteren ewerbung wird auf schriftliche ichen ꝛc. Angelegen—

Die Bevollmächtigten zum Zundesr s⸗ und Kriegs⸗Minister, Planitz und Fürstlich reußis èGeldern⸗Crispendorf sind in

ath, Königlich sächsischer General⸗Lieutenant Edler von Geheimer Rath Berlin eingetroffen.

cher (sã L.

Commandant in Sansibar an⸗

„Möwe“, ant Hartmann, ist am 29. April gekommen.

Kreuzer Corvette Commandant ntän zur See Hornung, ist am 6. April in St. Vin— ingetrofsen und beabsichtig

deira in Ser zu gehen

291 2A M „Leipzig“,

am 2. Mai,

3.

S. M. Kreuzer 6 „Commandant Corvetten⸗Capitän Becker, ist am 29. ril in Kamerun eingetroffen.

Der Dampfer „Aglaia“ der Deutschen Dampsschiffs⸗ rhederei zu Hamburg s mit dem Ablösungstransport für S. M. S. „Alexandrine“ und S. M. S. „Arcona“ am 30. April in Kapstadt angekommen.

. Württemberg.

Am nächsten Sonntag, 7. Mai, findet, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, in der Garnisonkirche zu Ludwigsburg die Confirmation Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Pauline von Württemberg statt. Die gesammte in Stuttgart wohnende Königliche Familie wird der Feier an⸗ wohnen, von auswärts Ihre Majestäten die Königin und die Königin⸗Regentin der Niederlande sowie Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Bentheim. Auf Allerhöchsten Befehl sind ferner Einladungen ergangen: an die Staats⸗Minister, die Präsidenten der beiden Kammern, als Vertreter des Landes, an den com⸗ mandirenden General als Vertreter des Armee⸗Corps, an die gesammten Hofstaaten mit ihren Gemahlinnen, an den Ge— heimen Rath, das Consistorium, die Hofgeistlichkeit und je einen Geistlichen der anderen evangelischen Kirchen Stuttgarts, ferner an Vertretungen des Pfarrgemeinderaths der Hofkirche und der bürgerlichen Collegien der Haupt- und Residenzstadt.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben sich den „Meckl. Nachr.“ zufolge gestern nach London begeben, um in Kew bei London in der Stille und im engsten Familienkreise am 28. Juni das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern.

Braunschweig. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen ist gestern Nachmittag mit dem Prinzen Friedrich Wilhelm, von Altenburg kommend, wieder in' Braun? schweig eingetroffen.

Deutsche Colonien.

Der Kaiserliche Commissar Dr. Peters ist am 29. v. M. in Baden-Baden eingetroffen, um dort eine Kur zu gebrauchen. Gegen Mitte dieses Monats dürfte dem „D. Col. Bl.“ zufolge seine Ankunft in Berlin zu erwarten sein—

Der Regierungs-Arzt Dr. Plehn ist Mitte März d. J. in Kamerun eingetroffen.

Der Premier- Lieutenant Berthold von der ostafrikani⸗ schen Schutztruppe ist vom 1. April . J. ab bis auf weiteres zu seiner Ausbildung im Civildienst zum Bezirksamt Tanga commandirt worden. Er vertritt den Kae en, Bezirks⸗ hauptmann von St. Paul-Illaire im Verhinderungsfalle.

Dem Premier⸗Lieutenant a. D. Scherner und dem

Second⸗Lieutenant a. D. von Elpons ist auf ihr Gesuch das Commando zur Schutztruppe bis zum JT. Februar 1896 verlängert worden. Die Second-Lieutenants 9. D. Kielmeyer und Böhmer, ersterer bisher vom Infanterie⸗Regiment Kaiser Wilhelm König von Preußen (2. Württembergisches) Nr. 120, letzterer bisher vom Königlich Sächsischen 9. Infanterie— Regiment Nr. 133, sind mik dem 5. April d. J. der Schutz⸗ truppe zugetheilt worden.

Der Second⸗Lieutenant Halliersch J. vom Infanterie⸗ Regiment Vogel von Falckenstein (7. Westfälisches)ꝰ Nr. H, sowie der Assistenzarzt 1. Klasse Dr. Man kiewitz vom Königlich Bayerischen 5. Chevauxlegers⸗Regiment Erzherzog Albrecht von Oesterreich beabsichtigen behufs Eintritts in die ostafrikanische Schutztruppe sich am 10. d. M. von Neapel aus nach Ost⸗Afrika zu begeben.

In Batanga (Kamerun) ist eine Kaiserliche Post⸗ Agentur eröffnet worden. Zum Post⸗Agenten ist der Kauf⸗ mann Hadeler bestellt worden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Kaiserin ist gestern Vormittag, begleitet von der Erzherzogin Marie Valerie und dem Erzherzog Franz Salvator, in Hetzendorf eingetroffen, wo Allerhöchstdieselbe von dem Kaiser begrüßt wurde. Darauf wurde die Fahrt nach Lainz fortgesetzt.

Der Bürgermeister von Bu dapest hat, dem W. T. B.“ zufolge, einen Aufruf veröffentlicht, worin er die Budapester Bürgerschaft in enthusiastischen Ausdrücken auf— fordert, dem Kaiser, welcher seit der Erhebung Budapests zur Residenzstadt am 3 Mai zum ersten Mal wieder dort ein— treffen werde, in den Straßen einen recht festlichen, herzlichen Empfang zu bereiten und die Häuser zu decoriren, um so „ihren mit tiefster Unterthanentreue gepaarten Dank, ihre unverbrüch⸗ liche Anhänglichkeit und unveränderliche Liebe gegenüber dem besten und constitutionellsten König zu bekunden.“

Großbritannien und Irland.

„Das Unterhaus nahm in seiner gestrigen Sitzung die erste Lesung der Bill über Gleichstellung der kocalen Abgaben in London an. Der Präsident der Localverwaltung Fowler gab dabei die Erklärung ab, die— Vorlage er⸗ mächtige den Grafschaftsrath, eine gleichmäßige Ab⸗ gabe von 6 Pence per Pfund Sterling vom ein⸗ geschätzten Werth des Londoner Grundbesitzes zu erheben und den Ertrag unter die Londoner Sanitätsbehörden nach dem Verhältniß der Bevölkerungszahl zu vertheilen. Sir Charles Dilke lenkte darauf die Aufmerksamkeit des Hauses auf, die Politik in Betreff Egyptens und beantragte, zu beschließen, daß die Zeit gekommen sei, in welcher die von den verschiedenen Abministrationen Egyptens bezüglich der Ver⸗ lng des Landes gegebenen Erklärungen verwirklicht werden ollten.

Der Premier⸗-Minister Gladstone gab hierauf dem „W. T. B.“ zufolge folgende Erklärung ab? Er glaube nicht, daß Lord Salisbury's j.üungst 1 Aeußerung über Egypten habe andeuten sollen, daß England warten möge, bis schwierige Verhältnisse entstanden sein würden, um solche Verhält- nisse alsdann zum Grunbe einer Beendigung der Besetzung Egyptens zu machen. Die Regierung weiche nicht ab von der Erklärung aller Parteien, daß die Besetzung von Egypten eine Last und eine Schwierigkeit, unter gewissen Fällen ein Risico für England sei, daß eine permanente BVesetzung Egyptens nicht die traditionelle Politit Englands bilde, daß

ie nicht Englands Zusagen an die Türkei entspreche und dem . Recht Jedenfalls werde er nicht die Voctrin gufstellen, daß England eine Verpflichtung gegen tdeckt habe, welche dieses in den Stand setze, frei Verpflichtungen gegen Europa bei Seite zu s Unendliche verlängerte Besetzung sei aus den und der Competenz

Egypten en eingegangene

entschwunden e Verpflichtungen entrückt. England sei völlig im Rechte, eine Conferenz der europäischen Mächte mit der Türkei zu be hr der Antrag vorzulegen, daß ein neues Arrangement nöthig sei, und Egypten, wenn nicht dauernd, so doch ohne stricte Zeit⸗ beschränkung unter Vormundschast bleiben müsse, wenn es wirklich Englands Ansicht sei, daß die veränderten Umstände und die großen Segnungen seiner Einmischung dies ver⸗ Dies könne England unter vollkommener Wah⸗ Was England aber nicht mit sei die Ableugnung von Ver— tungen, welche die Idee einer unendlichen Besetzung Egyptens ausschlössen, oder die unendliche Besetzung so zu deuten und die Verpflichtungen durch Nebenrück ichten so zu temperiren, daß England thatsächlich überhaupt davon befreit Davon abgesehen, sei das Vorgehen der Regierung den europäischen Mächten frei und offen, dasjenige zu empfehlen, was sie soweit Englands Titel gehe für Egypten als bestes halte. Sir Charles Dilke's Antrag dem Hause nicht empfehlen, da derselbe der Regierung die Hände binden würde. habe kein besonderes Recht, in dieser Angelegenheit zu interveniren; denen anderer Mächte.

des Staats, rufen, um ihr den

rung seiner Ehre thun.

gemeinsam mit

Dennoch könne er Frankreich

verschieden England müsse bedenken, daß es vielfachen Meinungsaustausch mit Frankreich zu pflegen habe. Ungestüm von jeder Anerkennung des besonderen Antheils, den Frankreich an den egyptischen Unterhandlungen genommen habe, zurückzutreten, würde nicht ganz mit Englands freund— lichen Beziehungen zu n , d zu vereinbaren sein, auch an politischer Wiederbelehung der Convention Sir Drummond Wolff's daß die Gründe, Verwerfung der hätten zu der bisherigen Gestalt eine Sache der Vergangenheit. Im Hinblick auf alle diese Verhältnisse sollten die Haͤnde der Regierung nicht durch eine vorherige Erklärung gebunden werden. habe keine wichtigen Schritte gethan, die Möglichkeit einer entscheidenden Handlung näher zu rücken. Frankreich habe zwar im Oktober oder November Eröffnungen gemacht, auf welche die Regierung freundlich geantwortet habe, aber Eng— land könne auf diese Frage nicht eingehen, ohne die Erei vom Monat Januar in Betracht zu ziehen. Die Frage se England sei dem egyptischen Volk, den britischen Unterthanen und den Unterthanen anderer Mächte Ein gewisser mäßiger Zeitraum müsse gestattet werden, ehe man sagen könne, daß die normale Position zurückgekehrt sei, in der England in Egypten zu dem verstorbenen Khedive gestanden habe und, wie er zweifellos Grund habe, zu glauben, auch mit dem jetzigen Khedive stehen werde. Der jetzige egyptische Premier habe eine gesunde und rationelle Ansicht über die Situation; die Regierung dürfe von ihm und dem Khedive solche Beziehungen erwarten, welche die englische Regierung in den Stand setzen würden, ihre erfüllen. Diese muͤsse aber vorsichtig sein und jedes jede Sprache vermeiden, welche die Lage verwi Er sei erfreut, daß alle Parteien des Hauses hie seien, und appellire an diese Einigkeit, unvorsichtige Er zu vermeiden, da nur Unheil daraus entstehen könne, wenn die freie Action der Negierung durch eine verfrühte E des Hauses verwickelt ünd erschwert würde. der Antrag Sir Charles Dilke's ohne bes Der Premier⸗Minister kündigte dann weiter an, daß er den Beginn der Einzelberathung der Homerule⸗ Bill vom nächsten Donnerstag auf vertagt habe.

die Frankreich Convention zu verlangen, Wolff'sche Convention

Die Regierung

schwierig und delicat.

in Egypten verantwortlich.

Pflicht zu Vorgehen und ckeln könnten. rin einig klärungen

Hierauf wurde ondere Abstimmung verworfen.

den folgenden Montag

Spanien. Der „Imparcial“ will wissen, lage über die Aufnahme einer vertagt. Die nothwendigen Verstärkungen sind dem „W. T. B.“ zufolge nach der Insel Cuba abgegangen.

die Einbringung der Vor⸗ Anleihe sei bis zum Herbst

Der serbische Oberst Markovitsch, dem Sultan die Thronbesteigung des notificirte, wurde von und erhielt den Große Sultan empf

der am Sonntag Königs Alexander dem Sultan wohlwollend empfangen ordon des Medschidje⸗Ordens. ing ferner die Vertreter der Vere Staaten und Spaniens in Abschiedsaudienz.

Rumänien.

Die Session der Kammer ist bis zum 13. Mai ver⸗

längert worden.

Schweden und Norwegen.

che Reichstag hat laut en 153 Stimmen für den Bau eines 8 009 Kronen genehmigt; udget für 1894 einge tung des Storthings schlug der e Linke) vor, das Storthing möge inverständniß zwischen urückgetretenen Ministerlum Sten en Auffassung der Ministerverant—

Der schwedis

neuen Panzerschiffes 2 eine pi 6 . B der gestrigen ; Horst (radical eine Resolution anneh dem Storthing und

hinsichtlich der staatsrechtli wortlichkeit Aus

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davon soll tellt werden.

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Amerika. eltausstellung in C Mittag durch d Während der gan 7 Uhr früh aufhö Der Enthusiasmus der vie sich seit den frühen Mor und zu Fu hierdurch keine

hicago ist, wie W. T. B.“ sidenten Elevel and n Nacht war Regen ge⸗ der Himme len Tausende von enstunden mittels

nach der Aus⸗ Beeinträchtigung. Herzog und die Herzogin Columbus, in otel geführt, wo sie sehr herzli Hierauf ordnete si rch berittene Polizei; lungen in glän mit dem Präsi

eröffnet worden. fallen, der e jedoch bedeck Menschen, die der Eisenbahn, g begaben, dem Frühstück wurd eragua, die Nachkommen des dem Lexington land begrü Derselbe wurde eröffnet du gten mehrere Cavallerie⸗Abthei ormen, sodann die Wagen

zu Wagen

feierlichem

Herrn Cleye t wurden.

Susarenuni

Cleveland, dem Vice⸗Präsidenten Stevenson, den Ministern und dem Set und der ger gin von Veragua. Die letzter war begleitet von zwei Damen und anderen Per— sönlichkeiten. Der . wurde von der Menschenmenge überall auf das Wärmste begrüßt, besonders die Herzogin von Veragua. Die Wagen waren mit Blumen angefüllt, welche seitens der Zuschauer von der Tribüne geworfen wurden, die auf dem Fesiplatz errichtet war. Am östlichen Eingan des Jackson⸗Parks erhielten der Präsident Cleveland un die übrigen Würdenträger . auf einer Estrade. Hinter ihnen hatten die dipl omatischen Vertreter der auswaͤrtigen Mächte Platz genommen. Die aus 600 Musikern zusammen—⸗ gesetzte Kapelle intonirte Nationalweisen, worauf Gebete gesprochen wurden. Nachdem sodann eine Fest-⸗Ode vor— getragen worden war, erhob sich unter unbeschreib— lichem Jubel, der sich immer wieder erneuerte, der Präsi— dent Cleveland, um zunächst den Vertretern der aus— wärtigen Nationen den Willkommensgruß zu bieten: Vor den Augen der Völker der alten Welt seien durch die junge Nation große Werke vollbracht worden. Das jetzt unternemmene Werk sei der Erleuchtung des Menschen— geschlechts geweiht. Im Sinne der erhabensten Brüderlichkeit der Nationen möge an der wahren Bedeutung der heutigen Feier festgehalten werden. Hierauf drückte Eleveland auf einen Knopf, wodurch auf elektrischem Wege in einem Augenblick sämmtliche Maschinen der Maschinenhalle in Function traten und, sämmtliche Springbrunnen zu spielen begannen. Die Artillerie löste Salven, die Glocken ertönten und die zahllofen Festtheilnehmer stimmten das „Hallelujah!“ von Händel an. An die Exröffnungsfeierlichkeit schloß sich ein Festmahl an. Der Deputirte Felisbello Freire ist nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ aus Rio de Janeiro zum Finanz⸗ Minister, der Admiral Firmino Ehaves zum Marine— Minister ernannt worden. . Das Protokoll über die Kegelung der Grenzstreitig— keiten zwischen Chile und Argentinien ist gestern von der chilenischen Regierung unterzeichnet worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag. 87. Sitzung vom Dienstag, 2. Mai, 1 Uhr.

Der Sitzung wohnen bei die Staatssecretäre Dr. von Boettich er und Freiherr von Maltzahn, sowie der Königlich preußische Kriegs-Minister von Kalkenborn-Stachau Uund der Königlich preußische Finanz-Minister Dr. Miquel.

Eingegangen ist die Verordnung des Bundesraths über die Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter und der Arbeite rinnen in den Ziegeleien.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ersatzvertheilung. Der⸗ selbe wird unverändert nach den Beschlüssen der zweiten Lesung genehmigt; ebenso wird in dritter Berathung ohne Debatte, der zweite Nachtrag zum Reich shaushalts⸗ Etat für 1833/93 genehmigt.

Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Ergänzung der Bestimm ungen über den Wucher, wird in der Schluß⸗ abstimmung endgültig angenommen.

Bei Schluß des Blattes beginnt die Berathung des Antrags Ahlwardt.

Preuszischer Landtag. Herrenhaus. 13. Sitzung vom 2. Mai.

Der Sitzung wohnt der Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg bei.

Der Erb⸗Marschall der Kurmark Brandenburg Gebhard Sigismund Gans Edler Herr zu Putlißg ist durch Allerhöchsten Erlaß vom 17. April d. J. als erbliches Mit⸗ glied berufen.

Eingetreten ist Ober-Bürgermeister Bunnemann— Bielefeld.

Das Ableben des Freiherrn von Tettau ehrt die Ver— sammlung in der üblichen Weise. ö

Auf der Tagesordnung steht der Bericht der X. Commission über die Novelle zum Wahlgesetz.

Die Commission hat die Beschlüsse des Abgeordneten— hauses wefentlich abgeänderi. An Stelle der von der Regie⸗ rung vorgeschlagenen, vom anderen Hause acceptirten Zwölf— telung des Steuerbetrages ist die Beibehaltung der bisherigen Drittelung angenommen; die Nichtanrechnung der Einkommen⸗ steuer über 2000 6 ist beseitigt.

Von dem Minister des Königlichen Hauses von Wedel wird beantragt, die Anrechnung der Einkommensteuerbeträge über 2009 M nur zur Hälfte stattfinden 9 lassen.

Ein Antrag des Grafen Hompesch, die Vorlage nach den

Beschlüssen des anderen . anzunehmen, findet nicht

die genügende Unterstützung. ö. ö . ö fernt Graf Klinckowström empfiehlt die Commissions— eschlüsse. .

In der Generaldiscussion erhält zunächst das Wort

Graf von Frankenberg: Es sei ihm unerklärlich, weshalb das Herrenhaus so eilig die Wahlreform vornehmen wolle, die doch nur Flickwerk sei und das in der 6 verheißene Wahlgesetz nicht bringe. Man sei bisher mit dem geltenden Wahlgesetz ganz ut ausgekommen. Die Behauptung, daß ohne Wahlreform eine Steuerreform zu erlangen sei, treffe nicht zu. Redner bezieht sich auf die Verhandlungen des anderen Bauses, um nachzuweisen, daß auch dort die Vorlage auf abfällige Kritiken gestoßen sei und daß guch die Regierung keine rechte Freude daran habe. Die Klage, daß die Zahl der Wähler namentlich in der ersten Klasse abnehme, daß zum theil die erste Klasse nur durch einen einzigen Wähler repräsentirt werde, sei unberechtigt. Diese Erscheinung sei doch keineswegs neu, und außerdem fel es doch kein Unglück, wenn der, der in seinem Kreise nach seiner ganzen socialen Stellung den ersten Rang einnehme, in der ersten Klasse allein wähle. Er (Redner) sei in seinem Wahlkreise bisher stets der einzige Wähler erster Klasse gewesen. Die fernere Klage, daß die große Masse der Bevölkerung keinen genügenden Antheil' am“ indirerten Wahlrecht habe und durch die neue Steuergesetzgebung in diesem geringen Recht noch weiter verkürjt werde, habe auch * keinen Boden, denn diese Klassen genössen ja durch das Reichswahlrecht einen sehr bedeutenden Einfluß auf die Reichsgesetzgebung. Nachdem die auf Besitz und Geburt begründeten Wahlvorrechte aus der Ver— fassung eliminirt seien, bleibe das Wahlrecht nach der Steuerlast allein übrig, und da freue er sich, daß das Herrenhaus die vom an— dern Hause beschlossene Demokratisirung des Wahñlrechts abgewiesen und den alten, guten Zustand wiederhergestellt habe. doffentlich werde das Plenum der Commission zustimmen; daß der Antrag

Hompesch nicht die genügende Unterstützung gefunden habe, sehe er als gutes Omen an.

Freiherr von Stumm polemisirt gegen den Ausdruck Pluto— kratie“, den man in neuester Zeit herausgesucht habe, um die Demo⸗ kratisirung des Wahlrechts schmackhaft zu machen. Verstehe man dar— unter nicht das mobile Geldkapital, sondern den in Grund und Boden, in der Industrie und anderen conservativen Erwerbszweigen angelegten Besitz, so habe gerade das Herrenhaus die , . und den Beruf, diesen Besitz zu schützen. Man habe nicht bloß den grundstüůr⸗ zenden Theorien der Socialdemokratie, sondern auch einer vielfach zu Tage tretenden weichlichen Nachgiebigkeit der Verwaltungspraxis bezüglich derselben entgegen zutreten, ebenso auch den Fehlern, die das andere Haus auf diesem Gebiete, z. B. bezüglich der Knappschafts⸗ kassen, zeitweise begehe. Die Regierung habe z. B. in der Frage der Entfernung socialdemokratischer Arbeiter aus Skaatsbetrieben eine durchaus schwächliche Haltung eingenommen; sonst würde der Saarbrücker Strike viel schneller überwunden worden sein. Die zum Wahlverfahren beantragten Neuerungen würden sammt und sonders bloß der Social⸗ demokratie zu gute kommen. Es sei unbegreiflich, daß der Finanz⸗ Minister sich damit einverstanden erklären könne. Wenn das Herren⸗ haus alle diese Aenderungen ablehne, werde es sich um das Vakerland wohlverdient machen. . ö

Bei Schluß des Blattes nimmt der Präsident des Staats⸗ . Minister des Innern Graf zu Eulenburg das Wort.

Haus der Abgeordneten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung befindet sich in der Er sten Beilage.

73. Sitzung vom 2. Mai. Der Sitzung wohnen der Präsident des Staats⸗-Ministe⸗ riums, Minister des Innern Graf u Eulenburg, der Finanz⸗Minister Or. Miquel und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen bei.

Die zweite Berathung des Communalabgab engesetzes wird bei dem zweiten Theil fortgesetzt, welcher die Kreis⸗ und Provinzialsteuern betrifft. .

Sz 75 bestimmt, daß die bestehenden Vorschriften über die Aufbringung der Kreis⸗ und Provinzialsteuern unberührt bleiben mit folgenden Maßgaben:

17 Wie den Städten, bleibt auch den Landgemeinden die Be⸗ schlußfassung darüber vorbehalten, in welcher Weife ihre Antheile an den Kreissteuern aufgebracht werden sollen.

2) Bei der Vertheilung der Kreissteuern sind die Grund⸗, Gebäude⸗ und die Gewerbesteuer der Klassen J und II in der Regel mit dem gleichen Betrage desjenigen Procentsatzes heranzuziehen, mit welchem die Staatseinkommensteuer belastet wird.

3) Die Mehr⸗ oder Minderbelastung einzelner Kreistheile mit Kreissteuern und einzelner Kreise mit Provinzialsteuern darf auch nach einem anderen Maßstabe als nach den Quoten der Kreis⸗ steuern bezw. der directen Staatssteuern erfolgen. .

5 Ja, der neu eingeschaltet ist, giebt den Kreisen die Befugniß, das Halten von Hunden mit einem Betrage bis zu 5. cb jährlich zu besteuern, ohne daß dadurch die Rechte der Gemeinden auf Erhebung einer Hundestener berührt werden.

Abg. Freiherr von Zedlitz (freicons.) beantragt, dem S 75 in Nr. 2 in Betreff der Kreissteuern ö Zusatz zu geben:

Die zur Ausführung der vorstehenden Bestimmungen erfor— derlichen. Beschlüsse der Kreistage und Bezirksausschüffe können bereits innerhalb eines Jahres vor dem Inkrafttreten des gegen⸗ wärtigen Gesetzes gefaßt werden. Mit dem bezeichneten Zeitpunkte treten Maßstäbe für die Vertheilung der Kreisabgaben, welche den Bestimmungen dieses Gesetzes nicht entsprechen oder die darnach erforderliche Genehmigung nicht erhalten haben, außer Kraft.“

Freiherr von Richthofen⸗-Gäbersdorf s(conf.) beantragt, im S 75 hinter Nr. J hinzuzufügen:

„Diejenigen Kreissteuerpflichtigen, welche in einer anderen als ihrer Wohnsitzgemeinde Grundbesitz oder Gewerbebetrieb haben, sind zu verlangen berechtigt, daß die vom Kreise auf das Einkommen aus diesem Grundbesitz oder Gewerbebetrieb gelegten Kreissteuern in der Betriebsgemeinde erhoben werden. Dahin gehende Antrãge der Kreissteuerpflichtigen sind vor der Festsetzung der Kreissteuern an die Kreisverwaltung zu richten.“

Abg. Herold (Centr.) macht darauf aufmerksam, daß diese Be— stimmungen des 5 75 einen Einfluß üben könnten auf die Vertheilung der Communalabgaben nach 5 45 in der Richtung einer zu starken Heranziehung des Grundbesitzes.

Abg. Freiherr von Zedlitz (freicons.) erwidert darauf, daß die Gemeindevertretungen es in der Hand hätten, einer solchen zu starken Heranziehung des Grundbesitzes vorzubeugen. Der S 75 biete einen durchaus gangharen Weg für die Loͤsung dieser Fragen noch nicht, er bilde nur ein Provisorium, und die endgültige Lösung werde später durch eine Novelle zu suchen sein. Sein Antrag solle es ermöglichen, die bestehenden Steuerordnungen dem Rahmen dieses Gefetzes anzu⸗ passen. Die betreffenden Kreistagsbeschlüsse müßten vor dem Inkraft⸗ treten des Gesetzes gefaßt werden, um rechtzeitig ein übereinstimmendes Recht zu schaffen.

Abg. von Jagow (eons.) bemerkt, daß auch die Heranziehung, der Bergwerke zu den Kreis, und Provinzlalsteuern erfolgen müsse, nachdem die Bergwerksabgabe in Fortfall gekommen sei. Redner stimmt dem Antrage Zedlitz zu und empfiehlt den Antrag Richthofen, der die Doppelbesteuerung beseitige.

Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Noell erklärt sich mit dem Antrage Zedlitz einverstanden, kittet aber um Ablehnung des Antrages Richthofen, weil dieser die Erhebung der Kreisabgaben erschwere. Eine Doppelbesteuerung trete hier nicht ein.

Abg. Freiherr von Richthofen⸗Gabersdorf (cons.) befürwortet seinen Antrag damit, daß er die Doppelbesteuerung vermeide, die dadurch entstehe, daß der Kreissteuerpflichtige einmal auf Grund feiner Communal⸗ abgaben in seiner Betriebsgemeinde und dann auf Grund des Zuschlags zur Staatseinkommensteuer in seiner Wohnsitzgemeinde zu den Kreis steuern herangezogen werden könne. .

Bei Schluß des Blattes nahm der Finanz⸗Minister Dr. Miguel das Wort.

Im Reichstage ist folgender, in der Budgeteommission bereits von dem Abg. Richter eingebrachte, von der Mehrheit aber abgelehnte Abänderungsantrag zur zweiten Berathung des Ent⸗ wurfs eines Gesetzes, betreffend die Friedens räsenzstärke des Deutschen Heeres von den Abgg. Dr. Althaus (dfr.) und Ge— nossen von neuem eingebracht worden:

Der Reichstag wolle beschließen, an Stelle des 51 folgende beiden Paragraphen anzunehmen: .

§ 1. Der erste 86 des Artikels 59 der Verfassung des Deutschen Reichs vom 16. April 1871 (Bundesgesetzbl. 1871 Nr. 16) erbält mit dem 1. Oktober 1893 folgende Fassung:

Jeder wehrfähige Deutsche gehört sieben Jahre lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 28. Lebensjahre, dem stehenden Heere und zwar bei den Fußtruppen die ersten zwei Jahre, bei den übrigen Truppengattungen die ersten drei Jahre bei den Fahnen, die letzten fünf bezw. vier Jahre in der Reserdd di folgenden fünf Lebensjahre der Landwehr ersten Aufgebots und sodann bis zum 31. März dessenigen Kalenderjabres, in welchem das neun 1. Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten Auf. gebots an.

S 2. Die Friedenspräsenzstärke des Deutschen Serres an Uater- offizieren und Mannschaften wird für die Zeit dom 1. Dtreker 1836 bis zum 31. März 18955 auf 486 8835 Mann festgestellt De Gin jährig⸗Freiwilligen kommen auf die Frieden sprãrenzstãrke nicht in An-

rechnung.