S. M. Kreuzer „Seeadler“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Koellner, beabsichtigt am 13. Mai von New-YHork nach den Azoren zu gehen.
Der Dampfer „Aglaia“ der Deutschen Dampsschiffs⸗ rhederei zu Hamburg hat mit der abgelösten Besatzung S. M. Kreuzer-Corvette „Alexandrine“ und einigen ab— gelösten Personen der Besatzung S. M. Kreuzer-Corvette „Arcona“ am 5. d. M. von Capstadt aus die directe Heim⸗ reise nach Wilhelmshaven angetreten.
Danzig, 8. Mai. Die Rede, welche der Ober⸗-Präsident, Staats-Minister Dr. von Goßler gestern, am 7. Mai, bei der Säcularfeier der Vereinigung der Städte Danzig und Thorn mit dem Königreich Preußen im Artushofe zu Danzig gehalten, hatte folgenden Wortlaut:
Die Huldigung, welche Sie unserin König und Kaiser dargebracht, der Jubeltuf, welchen Sie dem preußischen und deutschen Vaterlande gewidmet haben, klingen aus dieser ehrwürdigen Halle weit hinaus in alle deutschen Lande. Seit hundert Jahren glänzt die Perle der Ostsee in der Hohenzollernkrone. Was damals Danzigs Männer ernst und mit Trauer im Herzen gelobt, sie haben es treu gehalten, und schon nach kurzer Frist ihr preußisches Bürgerrecht mit Gut und Blut bezahlt. Deß zum Zeugniß die Anerkennung, welche Preußens unver⸗ geßliche Königin Luise von Memel aus Danzigs Opfermuth zollte, — deß zum Zeugniß die französische Bombe, welche in dem Stern⸗ gewölbe dieses Artushofes den Ehrenplatz einnimmt. ;
Nach langer, wechselvoller Fahrt ist das alte Hansaschiff Danzigs in den großen deutschen Heimathshafen zurückgekehrt, seine weiß und rothen Hansafarben, welche Jahrhunderte lang die nordischen Meere beherrscht und bei ungezählten Ruhmesthaten vorangeleuchtet haben, glänzen heute in der deutschen Flagge. Stolz und freudig heißt Deutsch⸗ land Danzig und Thorn in seinem Bunde willkommen und preist den Tag, an welchem die Schlüssel zu den beiden Thoren der Weichsel der deutschen Vormacht anvertraut wurden. In weihevoller Stunde haben Sie dem ersten Deutschen Kaiser in Marienburg durch den Mund Ihres damaligen Stadtoberhauptes versprochen, an der Weichsel treue Wacht zu halten der Bildung, der Gesittung und friedlichen Arbeit. Ihr Gelübde haben Sie gewahrt, und in alle Zukunft lebt es in den Herzen von Danzigs Bürgern.
Einst und Jetzt. Wer könnte den 7. Mai 1793 mit dem heutigen Festtage vergleichen? Wer die Leiden des verwilderten und verzwei⸗ felten Volkes gegenüberstellen der Freude, mit welcher Danzigs Be— völkerung vor Jahresfrist seinem Herrscher entgegenjauchzte? Wer die Gefühle der Männer, die vor einem Jahrhundert zagend Mantel und Halskrause zum Zeichen des Bruchs mit der Vergangenheit ablegten, abwägen mit der Zuversicht und der Begeisterung, welche heute Danzigs Vertreter in dieser festlichen Stunde erfüllen! Und doch dringt auch in der Gegenwart nicht selten ein klagender Ton an unser Ohr. Aber wie sollten wir den Druck, welcher guf einzelnen Zweigen des Erwerbs— lebens lastet, abmessen gegen die Segnungen, welche täglich in Fülle uns umgeben? Der feste Boden, auf dem wir stehen, — die Luft, welche wir athmen, — wir betrachten sie als unser selbstverständliches Erbtheil und vermögen ihren Werth nicht abzuschätzen. So auch . Sicherheit, Gerechtigkeit, Ehre und Vaterland, — die edelsten Hüter der Menschheit. — sie sind uns Preußen und Deutschen erb⸗ und eigenthümlich. Wohl uns, — wohl der Stadt Danzig, welche sich unter ihrem Schutze zu einem neuen lebensfrischen Gemeinwesen emporgerungen hat! Nicht blendet zwar mehr der Reichthum, welcher sich einstmals in den herrschenden Geschlechtern aufhäufte, aber eine ungleich größere Bevölkerung gewinnt heute in ehrenvoller Arbeit ihren Lebensunterhalt; alle Schichten der Einwohner, alle Con— fessionen umschließt das Band des Friedens. Ein reich gegliedertes Schulwesen sichert die Bildung und steigert die Erwerbsfähigkeit. Die zahlreichen Stiftungen der Vorfahren sind eingeordnet in ein System der öffentlichen Fürsorge, welches allen Nothleidenden wirk— same Hilfe bringt. Die herrlichen Baudenkmäler aus einer großen Vergangenheit schauen herab auf mächtige Anlagen, gewidmet dem geistigen und leiblichen Wohlergehen. Kunst und Wissenschaft haben nach wie vor im Danziger Leben ihre beglückende Stätte behauptet.
Weiser Lehren voll liegt die Chronik Danzigs vor uns aufge⸗ schlagen. Sinnspruch reiht sich an Sinnspruch; keiner aber erweist sich heute lebenskräftiger als der alte Wahlspruch: „Nicht verwegen, aber auch nicht zaghaft. Furchtlos — das soll die Losung des heutigen Festtags sein. Der Fortschritt der Menschheit wird nur erkauft durch Opfer einzelner Glieder. Jede Entdeckung und Er— findung greift in liebgewordene Verhäͤltnisse ein. Die italienischen Freistädte, Hollands. Generalstaaten, viele deutsche Reichs, und k haben diese herbe Lehre an sich erfahren. Aber die
eschichte weist uns auch, daß Klugheit und Thatkraft neue Triebe und Blüthen an einem scheinbar zurückgehenden Stamme hervor— bringen, und unser großer deutscher Dichter singt: Nur der Starke wird das Schicksal zwingen, Wenn der Schwächling untersinkt.“
Möge es an solchen Starken jetzt und allezeit Danzig nicht fehlen; möge diese ehrwürdige und zum Leben bestimmte Stadt die Krone be⸗— wahren, welche ihr die Vergangenheit auf das Haupt gedrückt hat, und Edelstein auf Edelstein ihr neu einfügen. Gesegnet sei die Zukunft des furchtlosen Danzigs. Seinem Wohl sei dieses Glas geweiht!
Aus Anlaß der Säcularfeier empfing der Ober-Präsident im Allerhöchsten Auftrage von dem Praͤsidenten des Staats⸗ Ministeriumtz, Minister des Innern Grafen zu Eulenburg folgendes Telegramm:
Neues Palais, den 7. Mai 1893. Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister Dr. von Goßler Danzig.
Seine Majestät entbieten den Städten Danzig und Thorn bei der Feier ihrer hundertjährigen Vereinigung mit Preußen Aller— höchstihren Königlichen Gruß und verleihen dem Ober-Bürgermeister Dr. Baumbach und dem Ersten Bürgermeister Kohli das Recht zum Tragen der goldenen Amtskette.
Minister des Innern.
Graf zu Eulenburg.
Thorn, 8. Mai. Die gestrige Hundertjahrfeier der Ver⸗ einigung der Stadt Thorn mit der preußischen Monarchie (vgl. Nr. 108 d. Bl.) gestaltete sich zu einer hervorragenden patriotischen Kundgebung. Den Glanzpunkt der Festlichkeiten bildeten ein Festzug der Innungen, Gewerke und Vereine, sowie ein Festact auf dem altstädtischen Markte, wobei der Erste Bürgermeister Dr. Kohli in seiner Festrede hervorhob, daß Thorn auch während der 500 jährigen polnischen Oberhoheit eine echt deutsche Stadt geblieben sei. Dr. Kohli schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaifer und König. Den“ S luß der . bildete ein großes Volksfest im Ziegeleiwalde; lbends waren die Stadt und das Rathhaus glänzend er⸗ leuchtet. Die städtischen Körperschaften fandten an Seine Majestät ein Huldigungstelegramm ab.
Bayern. — General-Lieutenant Ritter von Orff ist, wie „W. T. B.“ aus München meldet, unter Beförderung zum General der Infanterie pensionirt worden. An seiner Stelle wurde der
Commandeur der Königlich Bayerischen 7. Infanterie⸗Brigade, General⸗Lieutenant Freiherr von Asch⸗ bern dorff zum Commandeur der 2. Königlich Bayerischen Division ernannt.
Sachsen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen wird, am Freitag, Abends G' / Uhr, zu einem Besuch des sächsischen Hofes in Dresden eintreffen und im Residenz schlosse Wohnung nehmen. Ihre Majestäten der König und die Königin werden, wie das „Dresd. Journ.“ meldet, aus diesem Grunde am Donnerstag dorthin zurückkehren und in der e . Villa Strehlen Wohnung nehmen. Am Sonnabend findet Galatafel statt; Abends ist Festvorstellung in der Königlichen Oper. Am Sonntag wird der Großherzog die militärischen Etablissements besuchen, dann einem Rennen beiwohnen und an demselben Abend sich zum Besuch des Kaiserlichen Hofes nach Wien begeben.
Württemberg.
In Ludwigsburg fand am Sonntag die Con— firmation Ihrer Königlichen Hoheit der , Pauline von Württemberg statt. Nach der Feier kehrten, wie der „Stagts⸗Anz. f. W.“ berichtet, die württembergischen Majestäten mit der rn fin nach Marienwahl zurück. An der folgenden Frühstückstafel und an der Hoftafel am Abend nahmen auch Ihre Majestäten die Königin und die Königin-Regentin der Niederlande Theil.
Baden.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden empfing, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, am Sonnabend den Königlich württembergischen Wirklichen Geheimen Rath Frei⸗ herrn von Soden in besonderer Audienz, um aus dessen Händen das Schreiben Seiner Majestät des Königs von Württemberg entgegen zu nehmen, welches ihn als Königlich württembergischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch— tigten Minister am Großherzoglichen Hofe beglaubigt.
Hessen. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Urix sind am Sonntag Nachmittag in Darmstadt wieder eingetroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin sind, wie die „Meckl. N.“ berichten, mit der Großfürstin Maria Paulowna Sonnabend Mittag von Venedig abgereist, Abends in Mailand
angekommen und im Grand Hötel daselbst abgestiegen.
Waldeck und Pyrmont.
Aus Marienbad ist gestern die Nachricht in Arolsen eingetroffen, daß Seine Durchlaucht der Fürst, welcher daselbst zur Kur weilt, an Lungenentzündung ernstlich erkrankt ist.
Schaumburg⸗Lippe.
Seine Durchlaucht der Fürst Adolph Georg zu Schaumburg-Lippe ist, wie aus Bückeburg gemeldet wird, gestern, den 8. Mai, nach langen und schweren Leiden im 76. Lebensjahre entschlafen. Die Regierung des Fürstenthums hat der zur Nachfolge berufene Erbprinz, nunmehrige Fürst Georg, Durchlaucht, angetreten.
Nach der Meldung des „W. T. B.“ erfolgte das Ableben des .. Adolf Georg gestern Nachmittag 5 Ühr 30 Minuten. Fürst Adolf Georg mar am 1. August 1817 in Bückeburg ge— boren und folgte seinem Vater, dem Fürsten Georg, am 21. November 1860 in der Regierung. Er war seik dem 25. Oktober 1844 mit Hermine, Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont vermählt. In der preußischen Armee bekleidete der Verstorbene den Rang eines Generals der Cavallerie und Chefs des 7. Jäger-Bataillons; er war Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens. Der Nachfolger, Seine Durchlaucht Fürst Georg, wurde am 10. Oktober 1846 zu Bückeburg geboren und ist preußischer General-Lieutenant à la suite der Armee.
Oesterreich⸗Ungarn.
Im ungarischen Unterhause legte der Minister des Innern gestern einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Ver— fügungen für den internationalen Verkehr im Falle des Ausbruchs der Cholera. Der Handels-Minister brachte die Vorlage über die Verlängerung des Handelsvertrag's mit Serbien ein. — Das Oberhaus hat den Handelsvertrag mit Korea angenommen, ebenso die Markenschutz-Convention mit Rumänien und den Schiffahrtsvertrag mit Schweden— Norwegen. Heute sollte die Berathung des Budgets be— gonnen werden.
Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gemahlin trafen gestern Nachmittag incognito in Fiume ein. Der Prinz und seine Gemahlin verblieben am Bord der k und setzten heute früh die Reise nach Buda—
est fort.
In der gestrigen Abendsitzung des böhmischen Land— tags befürworteten in der Debate über den Voranschlag des Landesculturraths die czechischen Redner die Wieder— herstellung eines einheitlichen CEulturraths, während der deutsche Abg. Heinzel und Prinz Lobkowitz die Beibehaltung der bewährten Zweitheilung empfahlen. Schließlich wurde, unter Ablehnung aller Abänderungsanträge, der Voranschlag des Landesculturraths angenommen.
Großzbritannien und Irland.
Im Un terhause theilte der Premier-Minister Gladstone gestern mit, daß Erklärungen über den S8 9 der Homerule⸗Bill nach der Geschäfts⸗ ordnung des Hauses zwar nur abgegeben werden könnten, wenn der Paragraph direct zur Dior ff stehe, aber die Regierung beabsichtige, den Paragraphen zur Debatte zu bringen. Es kämen dahei schwierige Punkte in Frage, welche die Regierung dem Hause so klar wie möglich auseinandersetzen werde. Eine Abänderung des Paragraphen sei nicht beabsichtigt. Was die Frage der Pfingstferien anlange, so würden sie vom 19. bis 29. Mai statlfinden. — Der Chef⸗Secretür det Lord— Lieutenants von Irland Morley gab die Erklärung ab, er bedauere, den von den Zeitungen über die Explosion in Dublin og, die gestrige Nummer d. Bl. unter „Mannigfaltiges“ gebrachten Meldungen nichts hinzufügen zu können. Die Polizei biete alles auf, um die Urheber zu er⸗
mitteln und hoffe, daß ihre Nachforschungen erfolgreicher sein würden, als bei, den beiden früheren Anlässen. Uebrigens sei es voreilig, von einem Dynamit⸗-Alttentat zu sprechen. — Alsdann trat das Haus in die Specialdebatte der Homerule⸗Bill ein. Bei 8 1 beantragte Chamberlain eine Erweiterung der bezüglichen Bestimmungen und führte aus, daß er, wenn dieser Antrag angensmmen worden sei, eine Vertagung der übrigen Artikel der Bill bis zum 5 Y beantragen werde, weil Gladstone keine klare Aus⸗ kunft über den Paragraphen gegeben habe. — Der Premier— Minister Gladstone bekämpfte den Antrag, indem er erklärte, der Zweck der Vorlage, die Errichtung einer irischen Local— gesetzgebung müsse zuerst behandelt werden, dann erst könne über die Stellung des Reichs⸗Parlaments verhandelt werden. Der Antrag Chamberlain wurde mit 20 gegen 213 Stimmen verworfen. — Darling beantragte, dem S1 ein Amendement hinzuzufügen, wonach die Bestimmungen des Paragraphen gelten sollen, „ohne die höhere Macht und die Autorität des Reichs⸗Parlaments in allen Sachen, sowohl in localen als in Sachen des Reichs, und über alle Personen in Großbritannien und Irland in irgend einer Weise zu beeinträchtigen, zu be— schränken oder zu verändern.“ Der Minister⸗-Präsident be— kämpfte das Amendement, weil es die Suprematie des Reichs— Parlaments beschränken würde, während gerade die Suprematie des Reichs-⸗Parlaments unbeschränkt und auf das Gesammtreich ausgedehnt bleiben müsse. Nach 4estündiger Debatte wurde das Amendement Darling's mit 285 gegen 233 Stimmen ver— worfen. Hierauf beantragte Churchill die Vertagung der Debatte, um gegen den Versuch der Regierung zu protestiren, die vorgebrachten Argumente durch Erzwingung des Schweigens zu beantworten Nach lebhafter, höchst erregter Debatte wurde der Antrag Churchill's schließlich mit 307 gegen 265 Stimmen abgelehnt, worauf Balfour einen neuen Vertagungsantrag stellte, der mit 304 gegen 257 Stimmen ern, wurde; alsdann wurde die Fortsetzung der Berathung vertagt.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer hat Lockroy an Stelle von Peytral zum Vice-Präsidenten gewählt. In den Couloirs der Kammer beschäftigte man sich gestern lebhaft mit den schon erwähnten Gerüchten über eine geplante Auflösung der Kammer. Dem „W. T. B.“ zufolge wird, anscheinend officiös, darauf hingewiesen, daß eine solche Maßnahme keineswegs der Initiativv der Regierung entspringen würde. Auch würde ein solcher Antrag, wenn er ein— gebracht werden sollte, von mehreren Deputirten auf Grund von Erwägungen der auswärtigen Politik bekämpft werden. Wie die Majorität der Kammer einer Auflösuug nicht günstig gestimmt zu sein scheine, so sei auch die überwiegende Mehr— heit des Senats gegen eine solche Maßnahme.
Spanien.
Die Kammer hat sich nunmehr gestern constituirt und das provisorische Bureau wiedergewählt. Die Republikaner und Carl isten leisteten, wie W. T. B.“ aus Madrid meldet, dem König den Eid der Treue unter Vorbehalt des Ein— tretens für ihre Principien. Das Budget sollte heute ein— gebracht werden.
Türkei. „Der bisherige General-Gouverneur von Smyrna Abdul⸗ Rahmid-Pascha ist zum General-Gouverneur von Adria— nopel ernannt worden.
Schweden und Norwegen. Das Storthing nahm in seiner gestrigen Sitzung mit 63 gegen 50 Stimmen den von zehn Mitgliedern der Linken eingebrachten Antrag an, als nationale Anerkennung für den zurückgetretenen Staats⸗Minister Steen einen Ehrensold von 6000 Kronen jährlich zu bewilligen.
Dänemark.
wird aus Kopenhagen gemeldet,
Der el, Corr.“ das russische Kaiserpaar werde gegen den 21. August in Kopenhagen eintreffen und etwa fünf Wochen daselbst verweilen.
Parlamentarische Nachrichten.
Preufzischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses
der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage. 78. Sitzung vom 9. Mai 1893, 11 Uhr.
Der Sitzung wohnen bei: der Präsident des Staats— Ministeriums. Minister des Innern Graf zu Eulenburg, der Finanz⸗-Minister Dr. Miquel, der Minister für Landwirth. schaft 2ꝛc. von Heyden und Commissarien.
Die dritte Berathung des Com munalabgabengesetzes wird fortgeführt beim 8 38, betreffend die Fteuerpflichtigen Einkommen unter 900 6
S 38 wird angenommen, ebenso 8 39 betreffend die Steuer⸗ pflicht der Ausländer.
In §z 40 hat die Commission im Anschluß an die Vorlage die Bestimmung angenommen, daß die Vorrechte der Standes⸗ herren unberührt bleiben, ꝰ
Abg. Arendt (freicons. hält eine Beseitigung dieser Vor⸗ rechte für nothwendig und will deshalb diesen Satz streichen, das Haus hält denselben aber aufrecht.
Beim 8 43 (früher 36) fragt
Abg. Dr. Wuermeling (Centr.), nach welchen Gesichtsvunkten die Regierung die Vereinbarungen zwischen Gemeinden und Steuer— pflichtigen aufstellen werde.
Geheimer Ober -Finanz-Rath Fuisting erklärt, daß die Haupt⸗ sache sein werde, durch die Vereinbarungen möglichst constante Steuer⸗ sätze zu erzielen.
3 453 wird genehmigt.
§z 44 handelt von der Besteuerung der fiscalischen Domänen u. s. w, deren Reineinkommen berechnet werden soll nach dem Verhältniß des Ueberschusses über die Ausgaben und die rechtlichen Verbindlichkeiten zum Grundsteuerreinertrag.
Abg. Knebel (nl. beantragt, nicht bloß dieses Verhältniß, . die ganze Berechnung festzustellen und öffentlich bekannt zu machen.
Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden erklärt, daß dies Verhältniß seit dem Communalsteuer⸗Nothgesetz festgestellt sei, ohne je Widerspruch gefunden zu haben.
. 8. Knebel (ul.) hält eine jährliche Feststellung für noth— zendig.
5 44 wird unverändert genehmigt, ebenso die übrigen Bestimmungen über die Besteuerung des Fiscus und die Ver⸗ meidung der ,, , ö. 4 bis 52.)
Beim § 52 (Vermeidung de näre) erklärt . .
Abg. Arendt, daß er mit der Beschränkung desselben auf die preußischen Actiengesellschaften nicht einverstanden sei; der ganze Pa⸗ ragraph müsse gestrichen werden, oder man müsse im Einkommen⸗ steuergesetz auch, die Doppelbesteuerung der Actiengesellschaften be— seitigen. Werde § 52 aufrecht erhalten, so würden die Steuerzahler hoch verzinsliche aber steuerfreie Actien kaufen, und die Staatspapiere würden schwer an den Mann zu bringen sein. Bemerkenswerth sei, daß die freisinnige Partei für den § 57 den Ausschlag gegeben habe; die freisinnige Partei sei die Vertreterin der größeren Städte, in denen die Actien⸗ besitzer besonders vertreten sind
Abg. Herold (Centr.) erklärt sich für die Streichung des 5 52; eventuell beantragt er das Einkommen aus Actienbesitz zur Hälfte zur Steuer heranzuziehen.
(Schluß des Blattes.)
r Doppelbesteuerung der Actio⸗
— Auf der Tagesordnung für die 15. Plenarsitzung des Herrenhauses am Donnerstag, 25. Mai, Nachmittags 1 Uhr, stehen: der mündliche Bericht der Commission fur Agrarverhältnisse über den Gesetzentwurf wegen Ausdehnung des Gesetzes vom 19. Mai 1891 (Gesetz-Samml. S. 97) auf das Gebiet der Volme und ihrer Nebenflüsse (Bericht— erstatter Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst); ferner die zweite Abstimmung über den Gesetzentwurf, betreffend Aende⸗ rung des Wahlverfahrens nach den Beschlüssen des Herrenhauses in der Sitzung vom 2. Mai 1893; endlich mehrere mündliche Berichte der Petitionscommission.
Wahlangelegenheiten.
Die freisinnige Partei hat sich infolge Meinungs— verschiedenheiten über die Militärvorlage in zwei Theile gespalten und aufgelöst. Am Sonnabend Abend stellte der Führer der Partei Herr Eugen Richter den Antrag, die Abstimmung der sechs mehrfach genannten Mitglieder der Partei für den Antrag Huene als mit der politischen Gesammt— haltung der Partei unvereinbar zu bezeichnen, und fügte hinzu, daß, wenn dieser Antrag abgelehnt werde, er seinerseits aus der Partei austreten werde. Wie die „Freis. Ztg.“ meldet, wurde von anderer Seite dieselbe Erklärung für den Fall der Annahme des Antrages abgegeben. Hierauf kam man beiderseitig überein, nach Annahme des Antrages sich in friedlicher Weise zu trennen. Der Antrag wurde mit 27 gegen 22 Stimmen angenommen. Hierauf wurde von eiden Seiten eine Commission von sechs Mitgliedern ein— gesetzt, die über die förmliche Trennung sich berathen sollte. Die Commission hat gestern ihre Arbeit beendet und sich dahin geeinigt, daß vorläufig und bis zur endgültigen Constituirung der beiden Parteien nach den Reichstagswahlen der eine Theil den Namen „Freisinnige Volkspartei“, 9 andere Theil den Namen „Freisinnige Vereinigung“ ührt.
Herr Eugen Richter läßt den freisinnigen Blättern über diese Vorgänge eine Erklärung zugehen, der wir Folgendes entnehmen:
Der Reichstag ist aufgelöst worden aus Anlaß einer Frage, hin— sichtlich deren die freisinnige Partei die bisherige Geschlossenheit nicht zu bewahren vermocht hat. Bei der Schlußabstimmung stimmten sechs Abgeordnete für den Antrag von Huene. Ein Wahlkampf in gebrochener Linie kann aber unmöglich mit Aussicht auf Erfolg geführt werden. Ich hielt mich daher für verpflichtet, in der Reichstagsfraetion die Erklärung zu beantragen, daß die genannte Abstimmung mit der polttischen Gesammthaltung der Partei nicht zu vereinbaren sei. In der Erörterung hierüber erklärten mehrere Fractionsmitglieder, daß sie im Fall der Annahme meines Antrages aus der Fraͤction ausscheiden würden. Die Verhandlungen hierüber befestigten mich und andere nur in der schon seit längerer Zeit gesteigerten Ueberzeugung, daß die Fraetion in ihrer Gesammtheit nicht mehr von derjenigen Einheit der politischen Denkart getragen wird, welche unerläßliche Voraussetzung ist für den Ein⸗ fluß jeder parlamentarischen Partei und jeder politischen Action nach außen. Beide Gruppen kamen schließlich in freundlicher Weise überein, die nothwendig gewordene Trennung in einer Art zu voll— ziehen, welche die Wahlvorbereitungen nicht aufhält und die nach wie vor gemeinsamen freisinnigen Interessen vor Schädigungen bewahrt.
Als die 22 Mitglieder, welche gegen den vorerwähnten Antrag Richter stimmten, also eine Excommunication der be— kannten sechs Mitglieder nicht wollten, nennt die „Nat. ⸗Itg.“ folgende Herren: Hänel, Bamberger, Barth, Broemel, Rickert, Schrader, Dohrn, Hinze, Gutfleisch, Wilbrandt, Funck, Pach— nicke, Althaus, Seelig, Horwitz, Goldschmidt, Maager, Alexander Meyer, Siemens, Koch, Berling, Lorenzen— Dazu kommt als 23. Herr Kammergerichts-Räth Schröder, der wegen der Militärfrage schon vorher seinen Austritt erklärt halte. Es gehören hierzu also nicht nur die früheren Secessio— nisten, die sich im Maͤrz 1884 mit der Fortschrittspartei zu
er „Freisinnigen Partei“ vereinigten, sondern auch Mitglieder der ürsprünglichen Fortschrittspartei, wie Hänel und eelig.
Die „Freisinnige Volkspartei“ wie sich jetzt die
Gruppe um Richter nennt, scheint sich mit der Gruppe der demo— kratischen süddeutschen Volkspartei verschmolzen zu haben; wenigstens veröffentlicht die „Freis. Ztg.“ einen Wahlaufruf, der unterzeichnet ist: im Auftrage Eugen Richter, Friedrich Payer. In seiner obenerwähnten Erklärung deutete Herr Eugen Richter bereits die Abficht einer Verbindung mit der süddeutschen Volkspartei an, indem er sagte: 3. Das feste Zusammenstehen mit den Abgeordneten der süddeutschen Volkspartei in allen Kämpfen dieser Legislaturperiode verbürgt uns auch für die Folgezeit den engsten Zusammenschluß für die gemein— same deutsche Sache.
— In Folge von Meinungsverschiedenheiten über die Militär⸗ korlage haben Freiherr von Hue ne, Graf Ballestrem und Pr. Porsch ihren Austritt aus dem Vorstande der Centrumsfraction des Reichstags erklärt.
RTM, Die deutsche Reichs- und freiconservative Panfte hat einen Wahlaufruf erlassen, worin es heißt: Ver Abermals ist es der Widerstand der Reichstagsmehrheit gegen die
n i der deutschen Wehrkraft, welcher den Kaiser und die ver⸗ deten Regierungen gezwungen hat, den Reichstag aufzulösen. Wie
1 „, so wird auch 1853 die Mation bei der . Zeugniß dafür ab⸗ 4 den haben, daß der Deutsche für die Sicherheit und Größe des f , kein Opfer scheut. Ein unglücklicher Krieg würde den durch nere Opfer an Gut und Blut erkämpften Bestand des Deutschen geh selbst in Frage fiellen. Ein wie . Bollwerk für die . altung des Friedens auch der Zusammenf nn der zum Dreibunde
J, . Staaten ist: feine nationale Existenz darf Deutsch⸗ und nur auf die eigene Kraft stellen. Gegenüber den sich immer
k steigernden Rüstungen unserer Nachbarn kann eine erhebliche Verstärkung unserer Heeresmacht nicht hinausgeschoben werden, wenn in einem uns freventlich aufgedrungenen Kriege der Sieg bei unseren Fahnen bleiben soll. Nur unsere eigene Stärke kann uns die Seg⸗ nungen des Friedens sichern. Wer durch die Wahl eines Vertreters, welcher das Nothwendige verweigert, dazu beiträgt, daß vielfeicht der⸗= einst schweres Unheil über unser Vaterland hereinbricht, ladet eine schwere Verantwortung auf sich
Wir haben es stets als eine unserer vornehmsten Aufgaben er⸗ kannt, über alle politischen und wirthschaftlichen Fragen eine Ver— ständigung zwischen den streng conservativen und den gemäßigt libe⸗ ralen Anschauungen herbeizuführen, um hierdurch einen festen Zu—⸗ sammenschluß aller staatserhaltenden Elemente den finsteren Mächten . zu erreichen, welche den. Vernichtungskampf gegen Fhristenthum, Monarchie, Familie und Besitz begonnen haben. Nicht für die Anhänger unserer Partei bitten wir um die Stimmen unserer Mitbürger. Wir wissen uns frei von eng— herzigen Frgetionsbestrebungen. Unser Sinn ist gerichtet auf das Wohl des Vaterlandes, nicht auf die Förderung einer Partei, welche doch nur den Zweck haben darf, dem öffentlichen Wohle zu dienen. Es kommt vor allem darauf an, patriotische Männer zu wählen, deren Blick nicht getrübt ist durch Parteirücksichten, fondern deren Herz warm schlägt für das Wohl und Gedeihen, für den Ruhm und die Ehre des Vaterlandes! Was mit Strömen deutschen Bluts in großer Zeit erworben ward, unter der Führung unbergleichlicher Staatsmänner und Heerführer, muß vertheidigt werden mit der ganzen Kraft des deutschen Volks.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die nach 5 41 des preußischen Eigenthumserwerbsgesetzes zur Befreiung des Veräußerers eines hypothekarisch belasteten Grundstücks von seiner persönlichen Verbindlichkeit für die Hypo⸗ theken erforderliche Bekanntmachung der Schuldübernahme seitens des Erwerbers an die Hypothekgläubiger muß, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 18. Februar 1893, die klare Mittheilung enthalten, daß der Erwerber die auf dem Grundstück haftenden Hypotheken in Anrechnung auf den Kaufpreis übernommen hat. Die bloße Mittheilung, daß das Grundstück verkauft worden und daß Käufer nunmehr die fälligen Hypotheken⸗ zinsen zahlen werde, enthält keine wirksame Bekanntmachung der Schuldübernahme.
Statistik und Volkswirthschaft.
Deutsche Volksbaugesellschaft.
In der gestern im preußischen Herrenhause unter Vorsitz des Fürsten Stolberg⸗Wernigerode abgehaltenen Generalversammlung der Deutschen Volksbaugesellschaft wurde die Jahresrechnung Über das erste, 18 Mongte umfassende Geschäftsjahr vorgelegt. Es wurden im ersten Geschäftsjahre 105 verkaufte Anwesen ferkiggestellt und ab— gerechnet, 68 verkaufte Anwesen waren am Ende des Geschäftsjahres noch nicht zum Beziehen fertig und kommen daher erst im laufenden ehr! zur Verrechnung. Unter den Erwerbern sind 20 ½ Arbeiter und Handwerker, 30 , 0 Beamte, 50 0υ Personen anderer Stände. Die Gesammtsumme der abgeschlossenen Kaufverträge beläuft sich auf 1882296 MS 35 3; darauf wurden für 1 243 550 MS (um 68 0607 höher als erforderlich) Lebensversicherungen abgeschlossen und An— wesen im Betrage von 706753 . 35 3 . Baarzahlung und Hypothek erworben. — Von dem erzielten Reingewinn von 113 110 . 3 , worunter 42 568 6 30 3 für Zinsen und Provisionen, werden 5 osg P. a. an die Genossen als Dividende vertheilt, 50 000 S der Reserbe überwiesen; d. h. 24 201 M 8 4 mehr, als statutarisch er⸗ forderlich und 10 996 c 23 3 auf neue Rechnung vorgetragen. — Der Aufsichtsrath hat auf die ihm statutarisch zustehende Remu⸗ neration einstimmig verzichtet; dafür wurden 90600 S zu Gunsten ge— meinnütziger Zwecke der Colonien bewilligt. Die ausscheidenden Mit- glieder des Aufsichtsraths wurden durch Aeclamation wiedergewaͤhlt. — Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr wurden als günstige und die Nachfragen nach dem Erwerb von Grundstücken in den Colonien Neu⸗Rahnsdorf, Groß⸗Lichterfelde (Anhalter Bahn) und Hermedorf, besonders nach Eintritt des Frühjahrs, als rege be zeichnet. Die vorgeschlagenen Statutenänderungen wurden genehmigt.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Bergmännische Rechtsschutzverein im Saar— revier scheint auch unter dem neuen Vorsitzenden (Dgl. Nr. 70 uĩ. flgd. d. Bl.) immer mehr zurückzugehen, so daß in einer Correspondenz der „Frkf. Ztg. aus dem Saarrevier bereits von der Möglichkeit der Auflösung des Vereins geredet wird. Es wird dem Blatt unter dem 6. d. M. geschrieben:
Die Krisis, in der sich seit geraumer Zeit schon der Berg— männische Rechtsschutzverein befand, scheint mit seiner Auflösung enden zu sollen. Der Vorstand erläßt in seinem Organ „Schlägel und Eisen“ einen Nothschrei an die Bergleute des Saarreviers, den Verein durch vermehrtes Halten der Zeitung und Beitritt vor dem sonst. unvermeidlichen Schicksal seines Zusammen⸗ bruchs zu bewahren. Und zwar müsse diese thatkräftige Unter⸗ stützung recht bald kommen, da mit der gegenwärtigen Abonnentenzahl das Blatt nicht bestehen, mit der gegenwärtigen Mit— gliederzahl der Verein sich nicht über Wasser halten könne. Die Vereinszwecke fordern Kosten und zu ihrer Bestreitung bedürfe es nicht unansehnlicher Baarmittel; daran fehle es aber gegenwärtig bei der schwachen Mitgliederzahl sebr. Der Vorstand hat als Ent— scheidungstermin den kommenden Quartalswechsel gesetzt.
Wie an verschiedenen Orten des Auslandes (vergl, die gestrige Nr. 109 d. Bl.) so wurde auch in einigen deutschen Städten die socialdemokratische Maifeier erst am letzten Sonntag abgehalten. In Ham burg fand der früher angekündigte Festzug nach dem Vorort. Barmheck in völliger Ordnung und Ruhe statt. Es sollen sich 49 bis 50 000 Per⸗ sonen daran betheiligt haben. Bürgerliches Publikum wohnte, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, dem Schauspiel sehr wenig bei. — Ferner wird aus Essen gemeldet, daß am Sonntag einige hundert Socialdemokraten zur Maifeier in geordnetem Zuge aufs Land hinauszogen. ö In Barm en befinden sich, wie das. D. B. H.“ meldet, in vier Fabriken für Spitzen⸗Nouveautés die Arbeiter seit gestern Mittag im Ausstande. Die Riemendreher verlangen 20 M statt 18 66 Wochenlohn. ; .
In Bremen haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Bau⸗ arbeiter die Heibehaltung der bisherigen Arbeitszeit durchgesetzt. da die Innungsmeister ihre Forderung zurückgezogen haben. (Vergl. Rr. Io5 d. Bl) ö
In Mainz wurde nach einer Mittheilung desselben Blattes der von den socialdemokratischen Arbeitern über die Mainzer Brauerei zur alten Krone verhängte Boycott aufgehoben, da die Brauerei die Forderungen der Gehilfen bewilligt hat. (Vgl. Nr. 78 u. flgd. d. BI.) . . ö
Hier in Berlin haben, wie der Vorwärts? mittheilt, die Böttcher auf dem Petroleum⸗-Lagerhof die Arbeit niedergelegt, weil angeblich die Direction sich weigerte, den tarifmäßigen Lohn von 27 6 zu bezahlen. ⸗
Aus Wien schreibt man der „Voss. Ztg. vom gestrigen Tage: Die Ausstandsbewegung in der Arbeiterschaft Wiens nimmt zu. Die Zim merergehilfen beschlossen die Fortstßu ß; des Aus⸗ standes. In einer Versammlung der Appretur⸗Arbeiterinnen wurde mitgetheilt, daß keine einzige Ausständige die Arbeit wieder
aufgenommen habe; außerdem sei in mehreren Fabriken und Werk⸗ stätten die Arbeit eingestellt. Im Ausstande ist auch ein Theil der Schlossergehilfen.
In Brüssel wird am 22. d. M. der von dem englischen Arheiterdeputirten Pickard einberufene internationale Berg⸗ arbeiter⸗Congreß beginnen. Auf der Tagesordnung des Congresses stehen, wie ein „Woflff'sches e, d. mittheilt, die Regelung des Achtstundentages in den Bergwerken, die Frage der Frauenarbeit in den Bergwerken und die Beaufsichtigung der Kohlengruben zur Ver⸗ hütung von Unglücksfällen. . z .
In Roubaix haben, wie der „Köln. Ztg.“ 2 wird, j Färber und Appretirer einen allgemeinen Ausstand be⸗ schlossen.
Kunst und Wissenschaft.
Zur Beethoven-Fejer in Bonn ist em R d,, zufolge der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse gestern Nachmittag dort eingetroffen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 9965, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 3020, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs-⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 3. Mai die nachbezeichneten Gin stüche zur Versteigerung: Adolf⸗ st raße 12, dem Tischlermeister Franz Schönfeldt jr. gehörig; Nutzungswerth 14389 ; für das Meistgebot von 232 000 6 wurden die Erben des Rentiers L. Lu bahn zu Berlin Ersteher. — Boeckh⸗ straße 49, dem Maurermeister Gustav Kremer gehörig; Fläche 1,22 a; für das Meistgebot von 285 550 M wurde der Kaufmann Noa Naumann, Oranienburgerstraße 27, Ersteher. — Wöhlert⸗ straße 4, dem Rentier Theodor von der Lühe gehörig; Nutzungswerth 12 000 6; für das Meistgebot von 204 560 0 ö der Kaufmann Julius Auerbach, Greifswalderstraße 31, Irsteher.
— Die Actiengesellschaft für Eisen-⸗Indu strie und Brückenbau (vormals Johann Caspar Harkort) schlägt, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, der Generalversammlung für die Vor⸗ rechtsactien 10 , für die Stammactien 9 0, Dividende vor.
— Einer Mittheilung der „Hamb. Börsenh.“ zufolge ist die Compagnie Laterba“ in Santos, eine der größten Kaffee⸗ sirmen Brasiliens, insolvent geworden. Die Firma sperulirte à la Baisse. Der Hamburgische Platz ist an dem Fallissement wenig be⸗ theiligt; an der gestriger Hamburger Börse wurde Kaffee wieder höher notirt.
Magdeburg, 8. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exel.,, von 92 C,υο 19, 6h, Kornzucker excl., 85 / Rendemen
Nachproducte exel., 750 / Rendement 15,75. Fest. Brod⸗ raffinade J. 31,00. Brodraffinade II. 30,25. Gem. Ri ffingde mit Faß 30,5. Gem. Melis J. mit Faß 29,75. Het Robzucker J. Produet Transito f. a. B. Hamburg pr. Mat 18,623 bez., 18623 Br., pr. Juni 18,75 bez, 185774 Br., pr. Juli 18,96 bez, 18,90 Br., pr. August 19,00 bez., 19,05 Br. Fest.
Leipzig, 8. Mi. (W. T. B.). Kamm zug⸗Termin handel. La Plata Grundmuster B. pei Mai 3,825 M, per Juni 3,35 S, per Juli 3,85 M, per August 3.3877 S, per Sep⸗ tember 3,90 M, per Oktober 3,90 S, per November 3,925 46, per Dezember 3, 95 M, ver Januar 3,95 M6, ver Februar 3, 95 M, per März 3,95 66, per April 3,95 M Umsatz 20 000 kg. .
London, 8. Mai. (W. T. B.) „Das unter Führung des Bank⸗ hauses Rothschild stehende Comité für die argentinischen Anleihen hielt heute Nachmittag in der Bank von England eine Sitzung. Dem Vernehmen nach ist aus Buenos⸗Aires die Mittheilung eingelaufen, daß der Finanz⸗Minister nicht die große Summe zu zahlen im stande sei, die von dem Comité gefordert werde. Die Verhandlungen über diesen Punkt würden jedoch fortgesetzt.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
6 9, Javazucker loco 185 fest, Rüben⸗-Rohzucker loco 185 fest. — Chile-Kupfer 441 / iz, pro 3 Monat 44/16.
Glasgow, 8. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 7217 Tons gegen 5607 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Bradford, 8. Mai. (W. T. B.) Wolle, Stoffe ruhig. .
St. Petersburg, 8. Mai. (W. T. B.) Die offtetelle Notirung der Wechfeleurse erfolgt einer amtlichen Bekannt⸗ machung zufolge vom 1.13. d. M. ab an jedem Wochentage.
Amsterdam, 8. Mai. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 50. — Baneazinn hö). .
New⸗York, 8. Mai. (W. T. B.) Die Börse war anfangs sehr matt, im weiteren Verlauf trat jedoch eine günstigzre Stimmung ein. Der Schluß war stetig. Der Ümsatz der Aetien betrug 290 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 250 900 Unzen ge⸗ schätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Die Silber⸗ ankäufe für den Staatsschatz betrugen 454 909 Unzen zu 84 20 aà 84,40.
Weizen eröffnete sehr fest infolge schlechter Ernteberichte und Deckungen der Baissiers, schwächte sich im Verlauf auf schwächere ausländische Märkte etwas ab, und schloß ruhig. — Mais ent⸗ sprechend der Festiglei des Weizens bei Eröffnung sehr fest, schwächte sich im ferneren Verlauf infolge günstigen Wetters und Verkaufs⸗ ordres etwas ab. .
Visible Supply an Weizen 73 068 000 Bushels, do. an Mais 9 853 000 Bushels. —
Chieggo, 8. Mai. (W. T. B.) Weizen sehr fest bei Er⸗ öffnung auf feste Kabelberichte, ungünstige Ernteberichte und Deckungen der Baissiers, dann vorübergehend schwaͤcher auf Realisirungen, später wieder steigend infolge Abnahme der sichtbaren Vorräthe. — Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald wieder auf große Verkäufe und Verkaufsordres.
Garne und
Verkehrs⸗Anstalten.
Rrem en, 9. Mai. (W. T. B) Nerddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Saale‘ hat am 8. Mai. Morgens Lizard passirt. Der Schnelldampfer Fulda“ ist am 6. Mai Mittags von New-⸗ Jork via Gibraltar nach Genug abgegangen. Der Postdampfer Berlin' hat am 7. Mai Santa Cruz passirt. Der Postdampfer Weimar“ hat am 8. Mai Mittags Ea sthouxne, passirt. Der Reichs Postdampfer Danzig ist am 6. Mai Nachmittags von Neapel nach Genug abgegangen. Der Reichs Postdampfer Stettin? ist am 7. Mai Vormittags auf der . . kommen. Der Reichs-Postdampfer Neckar', nach Ost-Asien be⸗ stimmt, ist am 7. Mai Vormittags in Genua angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer Oldenburg“ hat am 6. Mai Nachmittags die Reise von Singapore nach Colombo fortgesetzt. Der Postdampfer „Weimar“ hat am 7. Mai Abends Lizard passirt. 2 dampfer Leipzig“ hat am 8. Mai Morgens die Reise von Ant⸗ werpen nach Bremen, fortgesetzt. Der Postdampfer Oh io ist am 8. Mai Morgens in Antwerpen angekommen. Der Dampfer „»Asja“ hat am 8. Mai Mittags die Reise von Santa Cruz nach dem La Plata fortgesetzt.
. 8. Mai. (BGJ am burg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗ Actien⸗ Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer Askania“ hat heute Mittag Lizard vassirt.
— 9. Mai. (W. T. B.) Der ö „Wieland“ ist, von New-Jork kommend heute Morgen auf der El be angekommen.
London, 8. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer
9
Lismore Castle“ ist auf der Ausreise am Sonnabend in