1893 / 130 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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Verdi als den italienischen Meister hin; trotzdem verschmäht aber der Tondichter gelegentlich auch nicht die musikalische Sprache und Art Richard Wagner s nachzubilden, wie in dem zweiten Theil, der Parkscene, des dritten Aetes; vielleicht ist dies der Grund, daß der Falstaff nicht so melodiös ist, wie die älteren Opern des Meisters. Im ganzen hat Verdi eine geistvolle und prächtige neue musikalische . der Falstafffabel gefunden, die einer dauernden Wirkung sicher ist; aber für deutsche Hörer kommt in Betracht, daß wir schon in den Lustigen Weibern, zu diesem Steff eine Opernmusik besitzen, die ihre Lebens⸗ kraft Jahrzehnte hindurch bewährt hat und sicherlich ferner bewähren wird. Bei Nicolai gewinnt in der Musik die ganze Lustigkeit der Fabel mit Jugendfrische Ausdruck, da ist alles aus dem Born ufer n e. Empfindung entsprossen und schließt sich eng und charakteristisch an die urwüchsigen Gestalten an, die auf der Bühne, vor uns erscheinen, während in der „lyrischen Komödie‘, wie Verdi seine neue lustige Oper betitelt, doch der nachdenkliche, gelehrte und weise Tonsetzer in erster Linie das Wort führt. . ; .

Das Textbuch rührt von Arrigo Boito her, der schon früher sein Geschick für diese dichterische Gattung bewiesen hat. Ob der Verfasser diesmal in seiner Bearbeitung besonders glücklich gewesen ist, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls birgt das Textbuch viele für die musikalische Sprache besonders geeignete leidenschaftliche und ge⸗ fühlswarme Stellen, die der Componist voll, ausgenutzt hat. Was den äußeren Bau der Handlung betrifft, so ist er klar und einfach. Jeder der drei Aete der Oper zerfällt in zwei Theile. Wir sehen Falstaff zuerst in dem Gasthause „zum Hosenbande“ in der Gesellschaft seiner schlimmen Cumpane, von wo er die Briefe an die ehrbaren Frauen absendet. In einer hübschen Gartenseene tauschen die Frauen ihre Erlebnisse aus und ersinnen die Intrigue. Der zweite Act bringt die Ausführung des listigen Plans, indem Falstaff in das Haus Ford's gelockt wird; im dritten Aet endlich wird der so arg enttäuschte Falstaff zu einem neuen Unter— nehmen überredet, mit dem die Handlung im Park von Windsor einen poetischen und auch decorativ schönen Abschluß findet.

Die Darstellung war im ganzen musterhaft, während, die gesang—⸗ lichen Kräfte im einzelnen nicht überall ausreichten. Die Titelrolle gab Herr Ramon Blanchart, der einen kräftigen, klaren und wohlklingenden Bariton besitzt, in gesanglicher und schauspielerischer Beziehung lobenswerth; sein Falstaff war allerdings nicht ganz die wuchtige und ordinäre Gestalt, die Shakespeare verkörpert hat, sein Benehmen und Wesen war trotz der beabsichtigten Markigkeit doch immerhin noch zu zierlich und honnet; sehr gut gelang ihm aber die erste Scene mit Ford und ganz besonders der Monolog zu Beginn des dritten Actes. Als der eifersüchtige Gatte Mr. Ford leistete Herr Antonio Pini-Corsi namentlich gesanglich sehr Tüchtiges; er hat eine helle und kraftvolle Stimme und besitzt Ausdrucksvermögen für wahre ernste Leidenschaft. Nicht ausreichend erschienen die Stimm⸗ kraft und die Ausdrucksmittel, die Herr Edoardo Garbin als Fenton entwickelte, während die übrigen mitwirkenden Herren Gio⸗ vanni Paroli, P. Pelagalli⸗Rossetti und Vittorio Arim ondi mit ihren kleineren Fönen befriedigen konnten. Von den Damen ist an erster Stelle Fräulein Emma Zilli zu nennen, die Ford's Gattin Alice mit anmuthiger Schelmerei spielte und ihre nicht gerade große und besonders kräftige, aber angenehme und ausdrucksfähige Stimme sehr wirksam zur Geltung brachte. Tadellos spielte und sang auch Fräulein Adelina Stehle als Nannetta Ford; ihre schönste Wirkung erzielte sie als Feen— königin in der Parkseene des dritten Acts, wo ihr der Tondichter allerdings besonders liebliche Weisen in den Mund gelegt hat. Fräulein Virginia Guerrini gab die Mrs. Quickly mit vielem Humor und stellte ihre kräftige Altstimme mit Erfolg in den Dienst ihrer schauspielerischen Absichten. Endlich verdient auch die vierte mitwirkende Dame Fräulein Clorinda Pini-Corsi uneingeschränkte Anerkennung.

Das Orchester stand unter der tüchtigen und verständnißvollen Leitung des Kapellmeisters Edoardo Mascheroni und ward seiner schwierigen Aufgabe in jeder Beziehung gerecht. Die Sänger wurden nach jeder Scene wiederholt gerufen und mit ihnen mußte später auch der Kapellmeister auf der Buͤhne erscheinen.

In der auf Allerhöchsten Befehl als Théaâtre pars am Sonn— tag im Königlichen Opernhause in Scene gehenden Oper Garmen“ treten Signora Bellincioni in der Titelrolle, Signor Stagno als Don Jossé, sowie die Damen Weitz, Dietrich, Herzog und die Herren Krolop, Fränkel, Lieban, Krasa, Schmidt auf. (Anfang 73 Uhr.)

Im Neuen Theater wird vom Königlichen Schauspiel am Sonntag das Lustspiel „Ein Schritt vom Wege“ gegeben.

Das Berliner Theater bringt am Sonntag eine Wiederholung des Lustspiels Der Flüchtling! und des vieractigen Schauspiels »Die Eine weint, die Andere lacht“. Für Sonnabend ist das Schau⸗ spiel Graf Waldemar“ mit Agnes Sorma, Nusha Butze, Ludwig Barnay und Ferdinand Suske in den Hauptrollen angesetzt, während am Sonntag Nachmittag zu ermäßigten Preisen eine Aufführung der „Waise von Lowood“ mit Agnes Sorma in der Titelrolle und Ludwig Barngy als Rochester stattfindet. .

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht morgen die Lecog'sche Operette Angot, die Tochter der Halle! in Scene. Im Concertgarten des Theaters beginnt am Sonntag die Wiener Liedersängerin Anna Fiori ein kurzes Gastspiel.

Mannigfaltiges.

Ueber das jetzt nahezu vollendete Königliche West⸗ Gymnasium in Schöneberg, dessen Bau von dem Regierungs- und Baurath F. Schultze im Jahre 1899 entworfen, im Laufe des Sommers 1891 begonnen ist und im Herbst dieses Jahres seiner Bestimmung über— geben werden soll, entnehmen wir dem „Centr.-Bl. d. Bauvb.“ die nachstehenden Angaben. Der Bauplatz ist in dem sogenannten Akazien⸗ wäldchen an der Grunewaldstraße von der Schöneberger Gemeinde unentgeltlich an den Staat abgetreten. In naher Ver—⸗ bindung mit der gleichfalls im Bau befindlichen neuen Schöne— berger Kirche werden die Gebäude des Gymnasiums ein stattliches Gesammtbild geben. Seitlich des Haupteingangs an der Grunewaldstraße steht das Wohnhaus des Directors und in der ent— sprechenden südöstlichen Ecke des Grundstücks die Turnhalle. Das Klassen⸗ gebäude ist für 950 Schüler berechnet, enthält drei Vorschulklassen, achtzehn Gymnasialklassen nebst einer Reserveklasse, eine Phwsikklasse, einen Zeichensaal, eine Aula, eine Lehrer⸗ und Schülerbibliothek, ein Director⸗ und Conferenzzimmer sowie eine Dienstwohnung für den Haus⸗ wart. Die Aula, im zweiten Stockwerk gelegen, ist mit 626 Sitzplätzen aus⸗ gestattet. Für sämmtliche Räume mit Ausnahme der Hauswarts⸗ wohnung und des Directorzimmers ist Luftheizung vorgesehen, die von sechs im Kellergeschoß angeordneten Heizkammern aus be— trieben werden wird. Die Frischluftzuführung erfolgt aus acht ge— trennten Luftkammern, die so pertheilt sind, daß jeder Heizkammer von zwei entgegengesetzten Himmelsrichtungen her frische Luft zugeführt wird. Zur kräftigen Absaugung der verbrauchten Luft werden die Abluftkanäle im Dachboden in vier Sammel⸗ schlote zusammengezogen, welche die hier aus Gußeisen— rohr gebildeten Schornsteine der Heizung anschließen. Die Fenster sämmtlicher Gebäude sind in mittelalterlichen Formen aus Ziegeln mit mäßiger Verwendung von Glasur⸗ und Formsteinen sowie geputzten Feldern hergestellt. Die Dächer der Hauptbaukörper, wie des thurmartig ausgebildeten Treppenhauses sind mit glasirten Ludovici'schen Falzziegeln gedeckt. Die Geschoßhöhen des Klassen— gebäudes betragen im Kellergeschoß 2, m, im Erdgeschoß, ersten und zweiten Stockwerk je 4,5 m; die Aula erhält eine lichte Höhe von 8.6 m. Die Bauausführung liegt in den Händen des Land— Bauinspectors Poetsch, welchem der Regierungs-Baumeister Körber zur Unterstützung beigegeben ist.

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Vom 1. Juni an sind so erhebliche Aenderungen in den Eisen⸗ bahn-⸗Fahrplänen eingetreten, daß es wohl nöthig ist, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen. Die Urania-⸗Säulen haben die Aenderungen bereits am 1. Juni Nachmittags gebracht; das Publikum findet dort zuverlässige Auskunft.

K Morgen, Sonnabend, kommt in der Urania“ die während des letzten Winters mit ungetheiltem Erfolg aufgeführte ‚Amerika⸗— fahrt“ in neuer Gestalt zum ersten Mal wieder zur Darstellung. Sie hat eine wesentliche Erweiterung in einem völlig neuen Acte erhalten, in welchem die „Urania⸗Reisendenꝰ in einem eleganten Pullman⸗Car, nachdem sie New⸗JPork selbst einen kurzen Besuch abgestattet haben, den Hudson-River entlang über die Niagara—⸗ fälle zur Columbischen Weltausstellung nach Chicago geführt werden. Die Direction theilt uns ferner mit, daß am Sonnabend zuerst ein von dem Bildhauer Walger, dem Schöpfer des Waldeck— denkmals, ausgeführter Mondglobus von einem Meter Durchmesser, der die Gebirge unserer ausgestorbenen Nachbarwelt in getreuer Relief nachbildung enthält, im Physiksaal neben Modellen der Planeten ausgestellt werden wird. Der Mondglobus soll stets so beleuchtet

werden, daß der Anblick desselben mit der jeweiligen Mondphase übereinstimmt, wie man sie im Fernrohr sehen würde.

Wieliezka. Am 12. Juni wird in Krakau das Begräbniß des im Februar d. J. in Florenz verstorbenen polnischen National⸗ Dichters Theophil Lenartowiez stattfinden. Aus Anlaß dessen werden am 11. Juni zu Gunsten des dortigen Turnvereins Besuchs⸗ führungen in dem berühmten Salzbergwerk Wieliezka bei glänzender Beleuchtung, brillantem Feuerwerk und „Höllenfahrt“ ver⸗ anstaltet. Da die Anzahl der Personen beschränkt ist und an diesem Tage nur 400 Personen in zwei Partien zu je 200 dag Salzberg⸗ werk besuchen können, so wird darauf aufmerksam gemacht, daß die hierzu nöthigen Eintrittskarten ausschließlich nur bei S. A. Krzysa—⸗ nowski (Buchhandlung, Ring A—B), im Café von et Porzycki, Haupt⸗Ring Nr. 17, J. Stock in Krakau und bei der Kasse in Wieliezka zu erhalten sind. Der Preis einer Eintrittskarte in das Salzberg⸗ werk beträgt für eine Person 2 Fl. 50 Kr. ohne Beförderung in und aus der Grube mittels der Dampfmaschine; für eine Eintrittskarte mit Ein⸗ und Ausfahrt aus der Grube mittels der Dampfmaschine 2 Fl. 80 Kr. Der Eingang in das Bergwerk findet um 1 und 13 Uhr Nachmittags statt. Von Krakau verkehrt an diesem 3 ein Personenzug nach Wieliezka, welcher um 12 Uhr von Krakau ab⸗ geht und von Wieliezta um 6 Uhr 16 Minuten Abends nach Krakau zurückfährt. Die Stellwagen gehen von Wieliczka nach Krakau um 5 und 7 Uhr Abends ab. Illustrirte Fremdenführer sind an der Kasse zu haben.

London, 2. Juni. Nach einer im „Standard“ wiedergegebenen Meldung des ‚New-⸗JYork Herald‘ hat in Guayaquil (Ecuador) am vergangenen Sonntag ein Erdbeben stattgefunden. Infolge desselben stürzte das Gefängniß ein und begrub viele Gefangene unter seinen Trümmern; andere Gefangene entschlüpften. Auch das Haus des Gouverneurs, das Stadthaus und viele andere Gebäude wurden zerstört.

London, 2. Juni. In Surbiton fand dem „W. T. B.“ zu⸗ folge gestern die feierliche Einsegnung der Leiche des (wie in Nr. 126 d. Bl. unter „Großbritannien“ gemeldet wurde) im Hause seines Obeims Rohmer verstorbenen Marine⸗Attachés bei der deutschen Botschaft, Corvetten⸗ Capitäns von Kries, statt. Der Feier wohnten die Wittwe des Verstorbenen, der Bruder des Verstorbenen, Major von Kries, der Oheim, das Personal der deutschen Botschaft, sowie die Marine⸗Attach s von Oesterreich⸗Ungarn, Italien und Amerika, Vertreter der englischen Admiralität und des Kriegsdepartements bei. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen hatte den Hinterbliebenen in einem äußerst herzlichen Schreiben sein Beileid ausgesprochen. Die Leiche wird heute nach Frankfurt a. M. übergeführt werden.

Southampton, 1. Juni. Der Hamburger Schnell— dampfer Normannia“, welcher am letzten Donnerstag, 4 Uhr Nachmittags, New⸗HYork verlassen hatte, ist, wie W. T. B. meldet, heute früh um 9 Uhr 25 Minuten bereits vor Southampton einge⸗ troffen und hat damit die schnellste Reise zurückgelegt, welche je zwischen New⸗ York und Southampton gemacht worden ist. Die Reisedauer betrug 6 Tage 12 Stunden 20 Minuten.

Paris, 1. Juni. Auf dem Schießplatz bei Le Mans * * * c 5 11. 3 ce C * explodirte, wie W. T. B.“ meldet, eine Granate. Ein Unter— offizier wurde getödtet, fünf Mann wurden schwer verwundet.

Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

München, 2. Juni. (W. T. B.) Die bayerischen Landtagswahlen sind auf den 5. und 12. Juli anberaumt.

Chicago, 2. Juni. Die deutsche Abtheilung, in welcher sich die Maschinenhalle befindet, ist gestern eröffnet worden. Der deutsche Reichs⸗Commissar, Geheime Regierungs⸗ Rath Wermuth hielt eine Ansprache; die Kapelle des deutschen Dorfes spielte. Nach der Eröffnung fand im deutschen Dorfe ein Festmahl statt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 2. Juni, 8 Uhr Morgens.

8

Stationen. Wetter.

o Celsiu 50 C. 40R.

Temperatur

in

2

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp. red. in Millim.

9

3 bedeckt L wolkig 5 wolkig

Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. halb bed. Stockholm. 7ᷣ still wolkig paranda. 753 O 2 bedeckt St Petersburg 76 L wolkenlos Moskau... L wolkenlos Cork, Queens town.. Cherbourg. Vlder.... 1 mburg .. Swinemünde Neufahrwasser Memel ...

2 ö uünster. Karlsruhe. Wiesbaden München. Chemnitz. Berlin... Breslau.. Ile d'Aix . 1‚·—‚

Belmullet. .

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) Abends Regen. ) Thau. 3) Vorm. Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum ist auf dem Ozean südwestlich von Irland erschienen, wo das Baro⸗ meter stark gefallen ist, sonst zeigt der Luftdruck wenig Aenderung. Die Luftbewegung ist auf dem ganzen Gebiet schwach, vielfach aus variabler Rich⸗ tung. In Deutschland ist bei meist leichten, im Norden nordwestlichen bis südwestlichen, im Süden nördlichen bis östlichen Winden das Wetter vor⸗ wiegend heiter und durchschnittlich etwas wärmer, stellenweise haben leichte Regenfälle stattgefunden. Grünberg hatte gestern Vormittag Gewitter. Nizza meldet 26 mm Regen. ;

Deutsche Seewarte.

Theater ⸗Anzeigen. Konigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

haus. Mit aufgehobenem Abonnement und unter Fortfall sämmtlicher Dienst⸗ u. Freiplätze. Gesammt⸗ Gastspiel des Teatro alla Scala von Mailand. Zum 2. Male: Falstasr. Commedia lirica in 3 atti di A. Boito. Musica di Giuseppe Verdi. Direttore d'orchestra: Edoardo Mascheroni. Anfang 75 Uhr. Extra⸗Preise.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4565). 149. Vorstellung. Neu einstudirt: Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzügen von Ennst Wichert. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 140. Vorstellung. Auf Allerhöchsten Befehl: EThéätre pars. Carmen. Oper in 4 Aeten von Georges Bizet. Text von H. Meilhae und L. Halépy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Weingartner. (Carmen: Signora Bellincioni, Don José: Signor Stagno, als Gäste.) Anfang 75 Uhr. Erhöhte Preise.

Die Billets für den JI. Rang und das Parquet werden nur unter der Bedingung verkauft, daß die Besucher im Gesellschafts⸗-Anzuge erscheinen (Herren im Frack und weißer Binde).

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 465). 150. Vorstellung. Ein Schritt vom Wege. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. In Scene gelt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang

z.

Berliner Theater. Sonnabend: Graf Waldemar. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ferd. Suske.) Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 23 Uhr: Die Waise von Lowood. (Agnes Sorma, Ludw. Barnay.) Abends 73 Uhr: Der Flüchtling. Die Eine weint, die Andere lacht.

Montag: Die Räuber.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Sonnabend: Zum 1. Male: Angot, die Tochter der Halle. Komische Oper in 3 Acten von Clair— ville, Straudin und Koning. Deutsch von Anton Langer. Musik von Charles Lecocq. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapell⸗ meister Krones. Anfang 741 Uhr.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗ Concert, ausgeführt von der Berliner Concert⸗

Kapelle, unter Leitung ihres Kapellmeisters Herrn Guthschmidt, und dem vollständigen Orchester des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, unter Leitung des Concertmeisters Herrn Stiemer. Auftreten der Wiener Liedersängerin Mirzl⸗Kirchner, der Wiener Original⸗Duettisten Lipp und Litt (zum ersten Male in Berlin), des Damen⸗Terzetts Oriella, des Original-Gesangs⸗Humoristen Alfred Bender, , Elsa Rueinska. Anfang 6 Uhr.

Um 10 Uhr: Die Fontaine 1umineuse. In Berlin nirgends sonst zu sehen. Elektrische Illumination. Sämmtliche Sehenswürdigkeiten sind geöffnet.

Sonntag: Angot, die Tochter der Halle.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗ Concert. Auftreten erster Gesangs⸗ und Instru⸗ mental⸗-Künstler. Erstes Auftreten der Wiener Liedersängerin Anna Fiori. Anfang 6 Uhr.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten burg. Schluß der Saison am 4. Juni. Sonnabend: Vorletzte Vorstellung in dieser Saison. Zum 15. Male; Flattersucht. (La papillonne.) Lustspiel in 3 Acten von Sardou. Deutsch von August Förster. Anfang 75 Uhr.

Sonntag: Schluß der Saison. Dieselbe Vor⸗— stellung.

Kroll's Theater. Sonnabend: Gastspiel von Marcella Sembrich. Die lustigen Weiber von . (Frau Fluth: Frau Sembrich.) Anfang 7 Uhr.

Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung 9. Concert im Sommer ⸗Garten. Anfang 5z Uhr.

Sonntag: Die Kinder der Haide. Oper in 4 Acten, frei nach Carl Beck's poetischer Erzählung „Janco“. Musik von Anton Rubinstein.

Virtoria Theater. Belle. Alliancestraße / S Sonnabend: Zum 15. Male mit vollständig neuer Aus⸗ stattung: Frau Venus. Modernes Märchen (großes n, , ,. mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. Anfang 73 Uhr.

Im Belle⸗Alliance⸗Garten:

Großes internationales Vocal⸗ und Instru⸗ mental ⸗Doppel⸗ Concert. Auftreten be⸗ rühmter und beliebter Specialitäten. Ungarische Magnaten⸗Kapelle. Anfang 5. Uhr.

Brillante Illumination durch 25 000 Gas⸗ flammen.

Sonntag: Frau Venus.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Zum 37. Male (ollständig neu inscenirt): Der Mikado. Burleske Operette von V. S. Gilbert. Musik von Arthur Sullivan. Hierauf: Zum 67. Male: Die Welt⸗Ausstellung in Chicago und Die deutsche Abtheilung in dem populären , n, , Columbia. Anfang präeise 73 Ühr.

Sonntag: Zum 68. Male: Columbia.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes ⸗Ausstellungs⸗ Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Ubr.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Mathilde von Goßler mit Hrn. Landrath Ernst von Glasenapp (Danzig Tuchel). Frl. Vally Pripnow mit Hrn. Lieut. Hellmuth von Kunowski (Stettin).

Verehelicht: Herr Unter-Staatsseeretär Dr. von Rottenburg mit Frl. Phelps (Berlin). Hr. Prem. -Lieut. Otto von Rhein mit Frl. Hanna von Graevenitz (Rostoch. Hr. Regierungs⸗ Assessor Max Gerbaulet mit Frl. Clärchen Scheffer⸗Boichoyst (Warendorf).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem;⸗Lieut. Felix von Loeper (Gumbinnen). Hrn. H. von Kleist (Berlin). Hrn. . Frhrn. von Hou⸗ wald (Ulm). ine Tochter: Hrn. Ober⸗ förster von Gustedt (Neu Glienicke)ẽ

Gestorben: Hr. Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath Philipp Neuhaus (Berlin). Fr. Amelie von Bülow, geb. von . (Baden Baden). Hr. Major a. D. Graf Carl von Einsiedel⸗Wolken⸗ burg e,. Wolkenburg in Sachsen). Hrn. von Unruh Tochter Brigitte (Kl. Münche). Hr. Gymnasial⸗Direetor a. D., Geh. Regierungs⸗Rath Dr. Friedrich Münscher (Marburg).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt, Berlin 8W.,. Wilhelmstrose Nr. 32.

Fünf Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M H3O.

Statistik und Volkswirthschaft.

Evangelisch⸗Socialer Congreß.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Verhandlung nahm zu dem Thema „Christenthum und Wirthschafts ordnung“ nach dem Professor Kaf tan zu dessen Leitsätzen (ogl. d. gestr. Nr. d. Bl.) das Wort Pfarrer Naumann (Frankfurt a. M.), welcher es als erforderlich bezeichnete, eine christlich⸗sociale Partei zu bilden, die keine politische Partei zu sein brauche und die die Aufgabe habe, den Kampf gegen das Kapital, die Versorgung der Nothleidenden im engeren Sinne und die Organisation der Rächstenliebe in die Hand zu nehmen. (Lebhafter Beifall) Professor Dr. von Nathusius (Greifswald) erklärte es für nothwendig, darauf hinzuweisen⸗ daß die Quelle aller christlich⸗ ethischen und christlich-spocialen Gedanken das Evangelium sei. Professor Dr. Harnack (Berlin) erachtete es für inopportun, uber philosophisch geschichtliche Dinge zu streiten. Er wolle nicht sagen, daß die Soeialdemokratie antichristlich sei. Allein, wie sich die Soeialdemokratie heute zeige, sei sie zu 99 0 antichristlich. Es sei erforderlich, wiederum die Cultgemeinden der ersten Christen herzustellen, die nicht bloß zufammenkamen, damit der Einzelne sich erbaue, sondern damit allgemeine praktische Nächstenliebe geübt werde. Predigtamts⸗Candidat Göhre Berlin) betonte die Nothwendigkeit, praktisches Christenthum zu üben; mit bloßen Phrasen werde man die Massen niemals ge— winnen. Hofprediger a. D. Stöcker (Berlin) erklärte sich mit der Forderung des Pastors Naumann, in dem von diesem angedeuteten Sinne eine christlichsociale Partei zu bilden, einverstanden. Candidat Ebert (Hamburg) plaidirte dafür, daß der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in persönliche Beziehungen treten müßten, wes⸗ halb, eine Beschränkung der Actiengefellschaften nothwendig sei. Geheimer Regierungs-Rath Professor Dr. Wagner (Berlin) be— zeichnete es vom Standpunkte der christlichen Gesittung als erforder— lich, die heutige Wirthschaftsordnung umzugestalten in einer Weise, daß das reell erworbene Eigenthum geschützt, der unreelle Erwerb nicht begünstigt, Krisen und damit im Zusammenhang stehende Ar— beitslosigkeit beseitigt und die reelle Arbeit in jeder Weise gefördert werde. Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten Professors Kaftan gelangten dessen Leitsätze einstimmig zur Annahme.

Nach einer kurzen Pause sprach Pfarrer Cronemeyer (Bremer— haven) über Heim atheolonien. Ber Redner führte aus: Während anfänglich die Arbeitscolonien den bei weitem größten Theil ihrer Besucher in Arbeit bei Privaten 2c. brachten, seien in den Jahren 1887 bis 1889 nur noch 20 0,υ der Besucher nach dem Verlassen der Anstalt in Arbeit getreten. Es müsse daher ein Fehler in den Arbeitercolonien stecken, der sie hindere, das zu bewirken, wozu sie ge— gründet seien. Die arbeitslosen, aber arbeitswilligen Leute gingen nicht mehr in die Arbeitereolonien, und Arbeitgeber stellten nicht gern Leute aus der Arbeitscolonie ein. Es müßten daher Ergänzungen der letzteren nach zwei Richtungen erfolgen. Einmal müßten vom Staat für die Arbeitsscheuen Besserungs⸗ bezw. Strafcolonien geschaffen werden, in die alle diejenigen gebracht würden, die zweimal arbeitslos be— troffen werden, andererseits müßten die aus der Arbeitercolonie Entlassenen in zu begründenden Heimatheolonien untergebracht werden, die ganz besonders in den Moorgegenden reüssiren würden. Es würde den Colonisten dadurch nl werden, durch genossenschaftlichen Zusammenschluß sich eine selbständige Existenz und eine neue Heimath 9, schaffen. Der Redner empfahl schließlich die Annahme folgender Thesen:

„1 ) Sollen die Arbeitereolonien an der Heilung des großen socialen Schadens, durch den sie ins Leben gerufen wurden, mit Nächdruck und Erfolg arbeiten, so bedürfen sie zu ihrer nothwendigen Ergänzung der Heimatheolonien.

2) „Die wirthschaftliche Existenzfähigkeit der Heimatheolonien ist festgestellt.

3) Da als Insassen der Heimatheolonien (mit und ohne ihr Ver— schulden) arbeits- und erwerbslos gewordene Männer in Äussicht ge⸗ nommen sind, so bedarf es verschiedener Klassen, in denen sie für ihren zukünftigen Beruf ausgebildet werden.

c) Der zur Heimatheolonie gehörende Grund und Boden bleibt unveräußerliches Eigenthum der Gesammtheit; die einzelnen Insassen erhalten ihr Colonat in Dauerpacht.

5) Den Heimatheolonisten ist in umfassender Weise Gelegenheit geboten, sich die Vortheile der Association für Verbrauch und Erwerb zu eigen zu machen.

Pfarrer Zöllmann (Prov. Sachsen) verbreitete sich hierauf über die Theorien der Bodenbesitz⸗Reformer. Dann sprach noch Seminar ⸗Oberlehrer Flegler (Bensheim bei Darmstadt) Pfarrer Just (Berlin) beantragte zu beschließen: „Der Vorstand wird beauf⸗ tragt, dafür zu wirken, daß zum Schutze der Arbeiter -Colonien Straf— colonien errichtet werden. Der Vossitzende Landes Oekonomie⸗Rath Dr. Nobbe warnte vor Annahme des Antrages, da diefer das An' sehen des Congresses herabsetzen würde. Er ersuchte den Antragsteller, seinen Antrag dem Actionscomité zu unterbreiten. Die Versammlung stimmte diesem Vorschlag zu und beschloß auf Antrag des Vorsitzenden: »Der Congreß nimmt Kenntniß von den Leitsätzen des Referenten und erblickt in den von demselben vorgeschlagenen Heimatheolonien eine wünschenswerthe Ergänzung zu den bestehenden Arbeitercolonien.“

Darnach wurde die Verhandlung auf heute Vormittag 9 Ühr

vertagt.

Die heutige zweite und letzte Sitzung wurde mit einem von dem General⸗Superintendenten D. Hesekiel (Posen) gesprochenen Gebet er⸗ öffnet. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete: „Sie An— näherung der Stände in der Gegenwarté. Hofprediger b. Braun (Stuttgart) bemerkte: Es vollziehe sich thatsächlich in der Gegenwart im Anschluß an die rechtliche Gleichstellung und vermehrte persönliche Berührung eine Annäherung der verschiedenen Stände auf den Gebieten der allgemeinen Geistesbildung und der äußeren Lebeng⸗ haltung. Die allgemeine Dienstpflicht sowie die gesammten bürgerlichen Verhältnisse bedingten eine Annäherung der Stände. Die allgemeine Schulpflicht, das Fortbildungsschulwesen, die Versammlungs- und Preßfreiheit u. s. w. trügen dazu bei, den geistigen Horizont auch der sogenaunten niederen Stände zu erweitern und einen Ausgleich in der Geistes bildung zu bewirken. Die Arbeiter seien auch vielfach bestrebt, in der äußeren Lebenshaltung es den sogenannten höheren Ständen nachzumachen. Diese Annäherung der Staͤnde könne der evangelisch⸗soeiale Congreß nur mit Freuden begrüßen und ihre weitere Entwickelung nur befördern. Die innere Annäherung, die Annäherung der Herzen zwischen den verschiedenen Ständen sei jedoch noch fast vollständig zu vermissen. Die, wirthschaftlichen Unterschiede machten die niederen Klassen un— zufrieden mit ihrer Lage. Es sei aber sehr zu wünschen, daß auch eine Herzengannäherung der Stände stattfinde, nur so könne die fociale Kluft überbrückt werden. Viel könne hierfür die noch erweiterte Dienstpflicht und die projectirte Einheitsschule wirken. Ferner sei es erforderlich, die Steuerlasten mehr auf die wohl habenden Klassen abzuwälzen, die Sonnta oSruhe auszu⸗ dehnen, die Fürsorge für die Fabrikbetriebe sowie die Arbeiterschutz⸗ Gesetzgebung überhaupt zu erweitern, die staatlichen und auch privaten Wohlfahrtsbestrebungen (nicht Wohlthätigkeiten) mehr zu bethätigen. Im weiteren sei es erforderlich, die Kunst mehr populär zu machen, damit sie auch vom Volke verstanden werde. Es müßten Theater, Concertborstel⸗ lungen gegen einen billigen Eintrittspreis veranstaltet werden, an denen alle Stände theilnehmen könnten. Durch die Pflege der idealen Factoren

Berlin, Freitag, den 2. Juni

in allen Ständen und durch warme, unermüdliche Pflege persönlicher Beziehungen dürfte es möglich sein, die Volkskreise wieder der Kirche zuzuführen. Allerdings müsse auch die Predigt auf die Annäherung der Stände bedacht sein. Der Geistliche sei umsomehr befähigt, für inen Ausgleich der Stände zu wirken, als diesem, gleich dem Arzte, alle Thüren offen stehen. In der christlichen Kirche gebe es ja keinen Standesunterschied. Aber nicht bloß der Geistliche, auch jeder einzelne könne zur Annäherung der Stände beitragen. Die geringsten Liebesdienste, die man einem Niedrigstehenden erweise, könnten sehr viel bewirken. Die freundliche Behandlung der Dienstboten und Arbeiter sei ebenfalls in hohem Maße geeignet, eine Annäherung der Stände herbeizuführen. Es müsse im vpersönlichen Verkehr zwischen den verschiedenen Ständen alles Erkünstelte und innerlich Unwahre wver— mieden werden. Die That des Predigtamts⸗Candidaten Göhre, der bekanntlich drei Monate als Fabrikarbeiter ge⸗ arbeitet, sei, so heroisch man diese That wohl auch nennen könne, doch nicht als nachahmenswerth zu empfehlen, die Arbeiter könnten sonst mißtrauisch werden. Der evangelisch-sociale Congreß wolle am Ende des Jahrhunderts zu einem socialen, ethischen und christlichen Bau die erforderlichen Steine herbeitragen. Diese Steine sollten aber nicht aus Stein, sondern aus Herzen von glühender Liebe und Muth bestehen. (Schluß des Blattes.) Weltausstellung in Chieago.

Am 31. Mai ist der Marmorsaal der deutschen Kunst— abtheilung in, der Ausstellung eröffnet worden. Das letzte Schreiben des Präsidenten des Preiscomit és Thacher an die auͤs— ländischen Commissare, worin, wie gestern mitgetheilt, die Ernennung bon zwei oder mehr aus ländischen Preisrichtern zur Prüfung der einzelnen Ausstellungsgegenstände zugestanden wird, hat dem W. T. B.“ zufolge einen günstigen Eindruck hervorgerufen. Es ist eine Versammlung des Preisausschusses und des Comités der aus— wärtigen Aussteller geplant. Thacher begründete in seinem Schreiben seine Haltung damit, daß er sich an das Congreßgefetz halten müsse, welches das Ein-Preisrichter-⸗System bei der Preispertheilung angeordnet habe, wenn auch ein oder mehrere nichtamtliche Sachver—⸗ ständige dem Preisrichter zur Seite stehen könnten.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Wien geht der „Voss. Ztg. eine Nachricht vom gestrigen Tage zu, der zufolge die ausständigen Zimmerleute größten— theils bereits die Arbeit wieder aufgenommen hatten, nachdem die Zimmermeister ihren Forderungen entgegengekommen waren. (Vgl. Nr. 129 d. Bl.

In Aussig befinden sich, wie der „Vorwärts“ mittheilt, l500 Kohlenschiffsverlader, darunter 1600 Frauen, im Au s—⸗ stande. Als Ursache des Ausstandes wird angegeben, daß den Frauen nicht mehr wie bisher gestattet sein soll, die Freikohle mit nach Hause zu nehmen. Die Frauen verlangen jetzt für das Verladen des Waggons Kohlen 20 Kreuzer mehr; das wollen die Unternehmer aber nicht bewilligen.

In Innsbruck stehen nach einer Mittheilung desselben Blattes die Maler, Lackirer und Anstreicher seit dem 29. Mai aus, um an Stelle der elfstündigen die zehnstündige Arbeitszeit zu erlangen.

Der Bäckerausstand in Bordeaux dauert, wie der „Köln. Ztg. geschrieben wird, fort, doch sind infolge der thatkräftigen Maß— regeln der Behörden keine Ruhestörungen vorgekommen. Auch die Zimmerleute stehen noch aus Die Maler und Schlosser haben nach einer Verständigung mit den Meistern die Arbeit wieder auf— genommen. (Vgl. Nr. 128 d. Bl.) J

Handel und Gewerbe.

Cassel, 19 Juni. (W. T. B.) Serienziehung der Kur— hessischen 40 Thaler⸗Loose: 36 112 131 145 2357 356 431 133 5h5 636 645 734 710 714 780 86 595 1161 1155 12369 173 9 1271 1354 1519 1628 1652 1818 1839 1872 1875 1905 1965

7 1975 2044 2062 2136 2144 2224 2226 2235 2445 2498 2517 536 2541 2642 2848 2897 3037 3052 3096 3168 3171 3182 3243 3312 3398 3500 3541 3549 3569 3581 3655 3702 3704 3708 3756 3835 3887 3934 4028 4034 4090 4098 4124 4132 4291 4327 4437 4441 4445 4461 4507 4516 4530 4540 4618 4702 4724 4742 4749 4764 4826 4831 4849 4872 4874 4900 4978 5034 5037 5098 M40 5143 5181 5187 5270 5289 5358 5390 5391 5404 5441 5473 5597 5539 5688 5757 5764 5819 5833 5888 5904 5925 5928 5936 5965 6008 6042 6049 6080 6099 6106 6117 6118 6149 6186 6191 6195 6198 6217 6282 6283 6287 6386 6423 6542 6600 6616 6649 6699.

Leipzig, 1. Juni. (W. T. B.) Kamm zug-Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Juni 3,75 M, per Juli 3773 6, per August 3, 8090 M, per September 3,823 „S6, per Oktoher 3,85 6, per November 3,87 , per Dezember 3, 50 (t, ver Januar 3, 90 M6, per Februar 3.90 ο½, per Mär; 3, 90 (e, per April 3,900 4, per Mai M6 Umsatz 10 000 kg.

London, 1. Juni. (W. T. B.) Das Reuter'sche Bureau“ meldet aus Athen: Zuverlässig verlautet, die Regierung verhandle wegen Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 4 Millionen Pfund Sterling mit Hambro and Sons, Eassel und anderen Bankhäusern auf Grundlage einer Convention, durch welche die Zablung sämmtlicher Coupons während 23 Jahre sowie auch der schwebenden Schuld und die Herabsetzung des Zwangsumlaufs um 12 Millionen Drachmen jährlich bestimmt wird. Eine auswärtige Controle ist nicht vorge— sehen. Die Nationalbank und die Jonische Bank venpflichten sich, sämmtliche Revenuen, die laut Beschlusses der Deputirtenkammer in Gold zahlbar sind, einzukassiren. Die Regierung beabsichtigt, die Kammer vorläufig nicht einzuberufen.

An der Küste ? Weizenladungen angeboten.

6 50 Igvazucker loco 195 fest, Rüben Rohzucker loco 185 fest. Chile⸗Kupfer 433, pr. 3 Monat 433.

Liverpool, 1. Juni. (W. T. B.) (Officielle Notirungen.) American good ordin. 315 /ig, do. low middling 4116, do. middling is, do. good middling 4518. do. middling fair 49, Pernam fair 43, do. good fair 4iu/ is, Ceara fair 45, do. good fair 4u 1s, Egyptian brown fair 48, do. do. good fair 41/1, do. do. good 58, Peru rough good fair 67 /ig, do. do. good 68, do. do. fine 65 /is, do. moöder. rough fair 415 / is, do. do. good fair 55 / ish, do. do. good 53, do. smooth fair 45ig, do. do. good fair 4, M. G. Broach good 33, do. fine 44, Dhollerah good 33, do. fullv good 34, do. fine Zis i, Oomra good 3i/ig, do. fully good Züiz, do. fine 4, Seinde good 34, Bengal fully good 34, do. fine Zig.

Bradford, 1. Juni. (W. T. B.) Englische Wolle ruhig, feine Merino und Kreuzzuchten eher schwach; Lustre⸗Wolle fest; Garne ruhig; Stoffe Leschäfts los.

Amsterdam, 1. Juni. (W. T. B.) Java-⸗Kaffee good ordinary J. Baneazinn 52.

9 l. Juni. (W. T. B.) Die neue Anleihe der Norwegischen Hypothekenbank im Betrage von 8 700000 Kronen ist heute mit der dänischen Landmanns-Hppotheken« und Wechselbank in Kopenhagen und dem Bankhause Behrens Söhne in Hamburg ab— geschlossen worden.

New⸗Vork, 1. Juni. (W. T. B.) Die Börse eröffnete nachgebend, verblieb im Laufe des Tages lustlos und rückgängig und

3 2 J 9!

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J 3 l 3

1893.

schloß matt zu den niedrigsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 23 909 Stück. Der Sil bervorrgth wird auf 2860 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt.

Weizen eröffnete stetig, da contractliche Ablieferungen un— erheblich sind, später abgeschwächt uf günstiges Wetter und große Verkäufe und,. Kaufordres für inländische Rechnung, sowie auf Realisirungen in Chicago und auf die Meldung von dem Fallissement einer Bankfirma in Mikwaukee. Schluß schwach. Mais eröffnete sehr fest auf ungünstiges Wetter und weil Abladungen klein sind; fiel aber bald wieder. .

Chicago, 1. Juni. (W. T. B.) Weizen eröffnete sehr fest auf Kabelberichte, fiel aber bald wieder auf flottes Angebot und finanzielle Störungen in Milwaukee. Die Abschwächung wurde später theilweise wieder eingeholt. Schluß ruhig. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald wieder.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

6. Juni, Mittags. Schiffsbau⸗Direction des Ersten Marine⸗ Departements in Spezig. Lieferung von einfarbigen Linoleum— teppichen und des zur Festlegung derselben erforderlichen Klebftoffes. Kostenanschlag 87 725 Fr., Caution 8700 Fr.

12. Juni, 10 Uhr, Bau⸗Direction des Zweiten Marine⸗Departe⸗ ments in Neapel. Lieferung von eisernen Kurzwaaren für 1893/94. Kostenanschlag 40 000 Fr., Caution 4000 Fr. Definitiver Zuschlag am 6. Juli.

; Portugal.

14. Juni. Königlich portugiesische Eisenbahnverwaltung in Lissabon. Lieferung von 6-5 m verschiedenen Trangmissionsriemen aus einfachem Leder. Lastenheft und Probe sind niedergelegt in Lissabon in dem Bureau des Ersten Ingenieurs der Magazinverwal⸗ tung, am Bahnhof, Santa Apolonia.

16. Juni. Ebenda. Lieferung von 1000 Asbest⸗Blättern von 1 m 0 Xe ü m 90 X Om O02. Lastenheft und Probe sind niedergelegt in Lissabon in dem Bureau des leitenden Ingenieurs der Magazin— verwaltung, am Bahnhof, Caes dos Soldados.

Niederlande.

13. Juni, 2 Uhr. Maatschappij tot Exploitatie van Staats- spoorwegen in Utrecht, auf dem dortigen Bureau Moreelse Laan. Loos Nr. 622: Lieferung gezogener eiserner Schwellen um Ersatz der auf den Linien des vormaligen Neder-= landschen Rhynsspoorweg befindlichen hölzernen. An⸗ schlag: 42 300 Fl. Die Bedingungen sind auf dem Central— Bureau sowie auf den Bureaus der Sectionsingenieure H. E. Beunke in Utrecht und F. Sassen in Nymegen einzusehen und gegen Zahlung von. 59 Fl. auf dem Centralbureau (Dienst van Weg en Werken) erhältlich. Anweisungen auf dem Terrain erfolgen am 3. Juni, 10 Uhr Vormittags.

6. Juni, 2 Uhr. Ebendaselbst. Loos Nr. 607: Die Herstellung des Ober und Unterbaues für einen Wasserkrahn und Lieferung sowie Legen einer gußeisernen Wasserleitung mit Zubehör auf der Station Rotterdam . P. Schätzung 2550 Gulden. Bedingungen sind auf dem genannten Centralbureau und auf dem Bureau des Sections. ingenieurs W. Hoenfft in Rotterdam einzusehen oder von dem ge— nannten Bureau gegen 0,50 Fl. zu beziehen. ö

J2. Juni, Mittags. Waterleiding van Breda im Rathhause daselbst. Loos Nr. 6: Herstellung von Gebäuden für die Pumpftation, sowie einiger weiterer Arbeiten für die Gemeinde⸗Wasst der Seterschen Heide. Lieferungsbedingung Secretariat und auf dem Bureau gen Oostzeedyk in Rotterdam, einzusehen,

3,50 Fl. bei Gebr. Oukoop in Breda zi Rumäni

7. Juli. Kriegs⸗-Ministerium i

20 000 gesalzenen argentinischen Kuhhär Dänemark.

12. Juni, 1 Uhr. Maskinchefen for Statsbane— bahnverwaltung), Colbjörnsensgade Nr. 6, rung von:

63 000 Pfund Stangeneisen, 4000 Pfund Winkeleisen, 1 800 Pfund Leisteneisen, 10 000 Pfund Feuerrost⸗Eisen, 330 Stück Eisenplatten, 450 Stück Bekleidungsplatten.

Bedingungen und Angebotsforr auch beim Reichs. Anzeiger! (in däni

13. Juni, 1 Uhr. Maskinchever (Staatsbahnverwaltung), Colbjörnsensgade Lieferung von:

50 000 Pfd. 11, 600 m wollenem rdinenzeug, 609 1 ll 600 1000 300 400 1000 , Fagon⸗Leir 1000 ungebleichte 1000 Twistleinewand, 1000 federdichter Leinewar 6 000 Stück Wischtüchern, 50 . fertigen Handtüchern, 1500 m Linoleum, 70 Stück Teppichen

Bedingungen und Angebotsform

beim „Reichs Anzeiger‘ (in dänischer Egypten.

5. Juni. Ministerium der öffentlichen Lieferung von 95 380 Kg stählernen und 11601 Balken.

12. Juni. Kriegs Ministerium in Kairo. Lieferung von 14 000 Strohmatten.

15. Juni. Verwaltung der Eisenbabnen,. der Telegrapben und des Hafens von Alexandrien i ꝛief don unge fãhr 50 Metertonnen alter ssi 18gebrauchter Locr- motiv kessel.

15. Juni. Salz Regie in Kairo. Lieferun säcken.

17. Juni. Verwaltung der egvptischen Gisenbabnen in Kairo. Lieferung von Belzen und Schraubenmuttern, stäbhlernen Taschen. Unterlagsplatten für Vignole- Schienen, stählernen Vignole Schienen und Tirefonds für Vignole⸗Schienen.

2353. Juni. Verwaltung der Gisenbabnen, der Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo. Lieferung ven 62 do Schwellen aus Eichenholz und 60 000 Schwellen aus Fichtenholz.

29. Juni. Kriegs Ministerium in Rairo. Lieferung von 28 400 Paar Stiefeln.

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