1893 / 168 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Jul 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Dänemark.

24. Juli, 1 Uhr. Staatsbahnverwaltung (Maskinafdeli 6 Kontor) Colbiörnsensgade No. 6 in Kopenhagen: Gefe—

rung von: ioo Pfund Zint und Zinkgrau,

S000 e, . Bleiweiß, 300 Bleimennige,

Eisenmennlge,

Kienruß,

Kastanlenbraun,

heller Umbra,

Soda,

Leim,

.

Borax,

1000 Putzpulver.

Bedin —8— und Angebote formulare an Ort und Stelle und

beim Rei nzeigerꝰ (in dänischer Sprache).

Verkehr s⸗Anstalten.

Die Hessische Ludwigsbahn vereinnahmte im Juni d. J. auf den nicht garantirten Linien 1517914 (— 3449) 6, vom ergeht an Euch zur ; 1. Januar bis Ende Juni S487 231 (K 433 183) „. auf den in unserem Inlereff gelegen, nur gelöst, werden kann, wenn die Deutschen des In⸗ und Auslandes Hand in Hand gehen. Viele in Deutschland sehen sich zu demselben Streben gedrängt, das Euch gus der ä Rot! Nie 1 Heimath in die Ferne getrieben: einen Boden zur Bethätigung von Kräften Am grikanischen Dampfschiffahrts - Gesellschaft ist am zu sucheng die im Vaterland schon überreich wirksam und deshalb unver— wendbar sind. Insbesondere auch in den gelehrten B erufszweigen greift eine Ueberfüllung uin sich, die es vielen tüchtigen Kräften wünschenswerth erscheinen läßt, sich im Ausland Raum für aus⸗ kömmliche Berufsthätigkeit zu verschaffen. ͤ Missionsdrang hinausgetrieben, aber auch Aerzte, Apotheker, Chemiker, Lehrer möchten heute

6 Linien betrug die Einnahme 190 8566 (— 4400) M und

eit dem 1. Januar d. J. 1 089 911 (414138)

Der Postdampfer Rotterdam der Nieder ländisch⸗

14. Juli in New-⸗JYJork angekommen.

Bremen, 15. Juli. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist am 13. Juli Abends von New⸗ Jerk via Gibraltar nach Neapel ab— gegangen. Der Dampfer Lan ghton - hat am 14. Juli Vormittags

Fla fr. gen

St. Catharines Point passirt. Der . on hat Ingenieure, Juristen ass

am 14. Juli Morgens ODuessant p

Morgens Santa Cruz passirt.

JIT. Juli. (W. T. B) Der Postdampfer Ohio“ hat am 14. Juli Nachmittags Santa Cruz passirt. Der Reichs Post⸗ Vormittags in im Ausland. Nur von einer solchen Central ö . . . gelehrten Berufszwei

mäßig regeln, Erkundigung einziehen,

Hamburg, 15. Jult. (W. T. B) Ham burg-Ameri⸗ 1 z ö. kanische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Der Postdampfer V

dampfer Braunschweig ' ist am 10. Juli

Shanghai angekommen. Der Dampfer ‚Alvah“ hat am 14. Juli

Nachmittags Santa Cruz passirt.

Gothia hat gestern Abend Silly passirt.

Triest, 15. Juli. (W. T. B. Der Lloyddampfer

„Euterpe r ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

17. Juli. (W. T. B) Der Lloyddampfer Pandora“

sirt. Der Postdampfer

achfrage vermitteln.

ist gestern Nachmittag, von Kon stantinopel kommend, hier ein— für deutsche Lehrer,

getroffen.

Landon, 15. Juli. W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer

„Norham Castle“ ist heute auf der Ausreise abgegangen. Der Union⸗Dampfer „German“ der Heimreise in Southampton angekommen.

Theater und Musik.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Am Sonnabend wurde Offenbach's „Orpheus in der Unterwelt“ neu einstudiri gegeben. Die übermüt und unverwüstliche Operette fand auch in der neuen recht freundliche Aufnahme, wenngleich sich infolge des Sommer⸗ urlaubs die Abwesenheit der ersten Gesangskräfte ungünstig

fühlbar machte. Ganz hesonders gut besetzt war die Rolle Schwalbe (Berlin), Sanitäts⸗Rath Dr. Konr. Küster (Berlin), Prof. Prof. Dr. Mikuliez (Breslau),

bon London legung! der einschlägigen

Ingenieure, Ihr sten, ; . bietet, sei es einzeln oder in größerer Zahl. Verhältnisse

ageno von Bertram gesungen werden. Am Mittwoch 9. eh Bötel

sein Gastspiel als Lyonel in Flotow's

Mannigfaltiges.

In mehreren Zeitungen wird mitgetheilt, daß während des heftig Gewitters, welches . am 11. at, der Blitz in das Dienstge Aichungs-Commission eingeschlagen habe. entbehrt der Begründung.

Die neuen Wasserwerke am Müggelsee sind nunmehr fertiggestellt und seit Donnerstag in vollem Betriebe. ? wie die Nat.⸗Itg.“ mittheilt, das Wasser nach der Belforterstraße. Dadurch ist es möglich, die Stralauer Werke bis zu 30 006 ebm täglich zu entlasten, und infolge dessen ist ein langsameres und ruhiges Filtriren daselbst zu ermöglichen. Vas ganze Wasserverbrauchsquantum in Berlin beträgt gegenwärtig täglich 150 000 cbm.

Jolgender Aufruf geht uns zur Veröffentlichung zu: . An die . im Ausland! Ein Ruf aus der Heimath itarbeit an einer Aufgabe, die, in Eurem wie

namentlich . höherem Maße ihr Augenmerk auf das Ausland richten, wenn jemand „Stattgart! hat am 14. Juli Nachmittag: Dov er passirt, Der wäre, der fie ruft, der wenigstens Auskunft giebt, wo man ihre Postdampfer Weimar! ist am 13. Juli Abends in Baltimore

ö ähigkeiten am reichlichsten gebrauchen könnte. angekommen. Der Postdampfer Frankfurt“ hat am 14. Juli dahin

Sollen diese überschüssigen Kräfte nicht hilflos und nutzlos in der Heimath bleiben oder, allein aufs Gerathewohl hinausgezogen, in der fremde an unrechtem Ort hilflos und nutzlos sich vergeuden, so be⸗ darf es einer Nachweisstelle für akademische Beru fsarbeit stelle aus läßt sich die

Vor Eröffnung einer solchen Nachweisstelle bedarf es der Ueber⸗ sicht, in welchem Umfang das Bedürfniß nach akademisch gebildeten Deutschen im Ausland vorhanden ist. . lich an alle Deutschen im Auslande die dringende Bitte um Aus⸗ n fr ob fich an ihrem Wohnort lohnende Thätigkeit Chemiker, dergleichen Gleichzeitige Dar⸗

Aerzte, Geistliche

ist gestern auf durch“ allfeitigs Bereitmwilligkeit,

hig humorvolle sind bis auf weitere Veröffentlichungen zwecklos. s

. eine Zeitungen, die im Ausland erscheinen oder dort gelesen werden, bitten

wir um Abdruck dieses Aufrufs. Prof. Dr. v. Gneist (Berlin),

berathen, wird sich die Errichtung einer Nachweisstelle ermöglichen lassen. Wir hoffen umsomehr auf die Bruderhilfe der Deutschen im Aus and, als eine Stärkung des deutschen Elements an ihrem Wohn— ort in ihrem eigenen idealen und realen Interesse liegen dürfte. Alle Mittheilungen sind an Sanitäts⸗Rath Dr. Konr. Berlin 8sW., Tempelhofer Ufer 21, zu richten. Stellenbewerbungen Alle deutschen

der öffentlichen Meinung? mit Fräulein Cornelli, die hier Pr. Jürgen Bona Meyer (Bonn),

wie bei jeder anderen Gelegenheit in Spiel und Gesang eindrucks⸗ voll wirkte und es deshalb um so lebhafter bedauern ließ, daß ihr Auf⸗ treten in dieser kleinen Rolle von zu geringer Bedeutung für die

Mars des Herrn Matthias, und der Styx des

Herrn Ernst⸗ v. Schön

haft verdient ebenfalls Anerkennung, jedoch sollte Letzterer auf die Ferd. Cohn (Breslau).

Ausführung des gesanglichen Theils seiner in dieser Beziehun gerade gut ausgestatteten Rolle mehr Werth legen. Außerdem machten sich um den Erfolg der Vorstellung noch die Damen Csendes, Reiser und Beyer als Dlang, Venus und Cupido, sowie die Herren Lieban,

Bertholdi und Wiegand als Orpheus, Merkur und Bacchus verdient. mehr als 13 Grad betrugen.

In der morgigen Aufführung der „Zauberflöte“ im Kroll'schen Theater findet eine Neubesetzung der Partie der Pamina durch . Pazofsky und der ersten Dame durch Fräulein Wenzel t

att, während die J der Nacht von Fräulein Frank, der Juni zu geringen Niederschla

amino von Herrn Pauli, Sarastro von

Wetterbericht vom 17. Juli, 8 Uhr Morgens.

Stationen. Wetter.

Bar. auf Gr

u. d. Meeressp.

red. in Millim Temperatur

heiter Regen Regen wolkig ) wolkenlos Nebel Dunst bedeckt

Belmullet.. 751 Aberdeen. 753 Christiansund 755 Kopenhagen. 7658 Stockholm. 758 . . t Petersburg 762 Moskau... 758 Cork, Queens⸗ a 6 2 halb bed. Cherbourg 264 h bedegt ere I758 2 wolkenlos 1 . 1 Regen mburg .. 757 3 Regen Swinemünde 758 halb bed. Neufahrwasser 758 halb bed. Memel... 758 halb bed.

. . 764 bedeckt ünster . 757 Nebel Karlsruhe. 761 bedeckt?) Wiesbaden. 759 wolkig) München.. 762 bedeckto) Chemnitz.. 759 bedeckt k 67 bedeckt Wien... 760 heiter Breslau.. 759 SO I bedeckt

le dir. J56 bedeckt . . 760 . bed. . 7690 edeckt 20

) Dunst,. Y Nachts Thau. 3) Nachts Regen. 9 Nachts Regen. 5) Nachts Regen.

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Herrn Poppe, Schlesien, Thuͤringen, im füd

Uebersicht der Witterung.

dem nordwestlichen Europa bis Nordfrankreich

fälle statt.

.

Zwei Minima unter 752 mm südlich von den Shet⸗ land⸗Inseln und über der Ukraine gehören einer Zone niedrigen Luftdrucks an, die sich von dem Nordwesten nach dem Südosten Europas erstreckt. Dem zufolge herrscht über dem südwestlichen Theile Deutschlands eine westliche Luftströmung mit kühlem, vorwiegend trübem Wetter, während im Nordosten Deutschlands bei nahezu normaler Temperatur und meist östlichen Winden das Wetter noch ö heiter ist. Ueber

ganz Westdeutschland sowie in Oesterreich⸗Ungarn und Großrußland fanden zum theil erhebliche Regen⸗

Deutsche Seewarte.

Prof. Dr. Rosenthal (Erlangen), Prof. Dr. Aug. Weismann (Frei⸗ burg i. B), Prof. Hr. Ongken (Gießen) Prof. Hr. v. Bar (Göttingen;, Prof. Dr. Felix Störk (Greifswald), Prof. Dr. Hitzig (Halle), Prof. Operette ist. Herr Hanno, der den Jupiter gab, war Pr, Osthoff (Heidelberg). Prof. Dr. E. Haeckel Jena) Prof. Dr. leider durch Heiserkeit in der vollen Entfaltung seines Könnens v. Esmarch (Kiel), Prof. Lehmann-Hohenberg Kieh, r gestört. Als Juno zeichnete sich durch lebhafte und von Groth (Kiel), Pribatdocent Dr. Eugen Wolff (Kiel), Prof. Dr. allzu starker Uebertreibung freie Darstellung Fräulein Graichen t

vortheilhaft aus. Die Eurydice wurde von Fräulein Kluge Küster (Marburg, Prof. Pr. b. Ziemssen

besser dargestellt als gesungen. Sehr belustigend war der 6 e g, . 8 Hern g Ge n erg (Tübingen), . rg),

Prutz (Königsberg), Prof. Dr. Wislicenus (Leipzig), Prof. Dr. (Munchen),

Im vergangenen Tuni war nach den Beobachtungen des König⸗ lichen meteorologischen Instituts die Mitte ltemeyg tur eine nahezu normale, da die Abweichungen vom vieljährigen Durchschnitt nirgends An den Küsten der Nord⸗ und Ostsee und auch in der Provinz Brandenburg waren dieselben negativ, wäh⸗ rend sonst überall ein wenn auch geringer Wärmeüberschu zu verzeichnen ist, am beträchtlichsten noch in Mittelschlesien und im Südwesten der Monarchie. Gleich den vorangegangenen drei Monaten hatte auch der Besonders trocken war es in Posen, Hannover und auf den nordfriesischen

und

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Theater⸗Anzeigen.

Chausseestraße 25. Dienstag: Neu einstudirt: Orpheus in Unterwelt. Burleske Oper in 4 Bildern

von der Berliner Concert⸗Kapelle, unter Leitun Kapellmeisters Herrn Guthschmidt, und dem Or

tung des Concertmeisters Herrn Stiemer. fang 6 Uhr.

sind geöffnet. Mittwoch: Orpheus in der Unterwelt.

fang 75 Uhr.

Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater.

Hector CFremieux, neu bearbeitet von Eduard Jacob— sohn. Musik von Jacques Offenbach. Anfang 75 Ühr. Im Park: Großes Doppel⸗Concert, ausgeführt

des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, unter Lej=

treten des Damen Terzetts Sylvia, der Soubrette Clotilde Komalag, der Sängerin Orosy und des Driginal⸗Gesangs⸗Humoristen Alfred Bender. An⸗

Um 10 Uhr: Die Fontaine luminense. In Berlin nirgends sonst zu sehen. Gsektrische Illumination. Sämmtliche Sehenswürdigkeiten

der von

des ester

Auf⸗

An⸗

Juli über Berlin entladen

iese Nachricht

ebäude der Kaiserli

Sie liefern,

Geistliche hat von je der

Auskunft ertheilen,

Wir richten deshalb nament⸗

Apotheker,

Gymnasial Director Prof. Dr.

Mof. Klaus⸗

Dienstag: Die Zauber⸗

Großes Concert im Sonntags 4 Uhr, Wochentags 5 Uhr.

Mittwoch: Gastspiel des Herrn Heinrich Bötel. Martha. (Lyonel: Herr Bötel.)

Victoria Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. m Dienstag: Zum 69. Male mit vollständig neuer Aus. Verlobt; Frl. Erna Müller mit Hrn. Oberlehrer ttung: Fran Venus. Modernes Märchen (großes usstattungsstück) mit Gesang und Ballet in 12

nfang 73 Uhr.

Im Belle⸗Alliance⸗Garten:

Großes Doppel Concert. Specialitäten erften Ranges. Letztes Auftreten von Ilona Kis, Virtuosin auf dem Pedal⸗Cymbal. f Anfang 5 Uhr. ! Brillante Illumination durch 25 000 Gas⸗ ein,

Gest

Mittwoch: Frau Venus. Anfang 74 Uhr.

Im Garten: Doyppel⸗Concert. WUuftreten von Specialitäten ersten Ranges. Anfang 5. Uhr.

Baumann. h ö . . 3 mische Oper in cten von K. Sabina. Deu in: ö. x Kalbeck. Musik von Friedrich Smetana, ö Regisseur des Königlich böhmischen Landes- und National- Theaters in Prag. Dirigent: Herr Ad. Cech, erster Kapellmeister des Kgl. böhm. Landes- und National Theaters in Prag. Tänze arrangirt

von Herrn Aug. Berger, Balletmeister des Kgl.

Inseln, wo fast überall höchstens ein Viertel der normalen Menge gefalle ist. . aben in einzelnen versprengten Gebietstheilen n nn regen einen Ueberschuß ergeben, so im östlichen Theile Brandenburg in Masuren und Bberschlesien. Der vorwiegenden Trockenheit ent sprechend, war die Bewölkung gering und die Sonnenschein dauer rog; am Mittelrhein erreichte die letztere den sehr hohen Betrag von 5 g der überhaupt möglichen Dauer. Die kühle Witterung, welche bereitz am Schluß des Monats Mai geherrscht hatte, blieb auch in ben ersten Tagen des 3 bestehen, da eine im Norden gelegene Depresfion ihren Einfluß noch geltend machte. Bald jedoch stieg die Temperatur mit nur kurzer Unterbrechung um den 11. stetig bis zum Ausgang der ,,, Dekade. In dieser Zeit war Le child in ein Hoch. druckgebiet aufgenommen, dessen Kern sich von Westen nach Norden verlagerte, Bei schwachen. nördlichen His öst!nichen Winden herrschte fast ständig heiteres Wetter, sodaß die Temperatur Nachts ziemlich niedrig, tagsüber aber infolge der Einstrahlung fehr hoch war. ie Mitteltemperatur 6 . bei großer täglicher Schwankung mehrere Tage lang beträchtlich über der normalen? Um den 20. trat, veranlaßt . ein von Nordost heranrückendez Minimum, Trühung und, merkbare Abkühlung ein. Das trübe, mehr! fach regnerische Wetter hielt auch weiterhin an, als eine neue Ve, pression um die Mitte der dritten Dekade über der Nordfee zu liegen kam. Vom 27. Juni ab jedoch breitete sich eine Antieykkone von Süden her über Central-⸗Europa aus, welche für den Monatsschluß Aufklaren sowie sehr rasches Steigen der Temperatur mitbrachte.

5, 14. Juli. Durch Seine Königliche Hoheit den Großherzog erfolgte hierselbst heute Vormittag 11 y in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Marie und Ihrer Hoheit der Herzogin Elisabeth sowie einer zahlreichen Festversammlung die Ueberweifung des Platzes zur Erbauung einer evangelisch⸗ lutherischen Kirche an den zu diesem . gebildeten Verein. Der Großherzog sprach, wie die, Meckl. Nachr. mittheilen, bei dieser Gelegenheit etwa folgende Worte: „In Erinnerung an die 100 jährige Stiftung des Seebades Heiligendamm habe Ich beschlossen, diesen Platz = den Spielplatz Meiner Kindheit der Mir und Meinen Geschwistern errichtet ist von Meinen in Gott nun ruhenden Eltern, zum Bau einer evangelisch⸗lutherischen Kirche zu schenken an den Verein, der sich zu diesem Zweck gebildet hat. Zur Bestätigung dieser Schenkung und Meines Willens übergebe Ich Ihnen, Herr Staats— rath von Amsberg, diese Urkunde.. Nachmittags um 5 Uhr fand in dem Saale des Kurhauses ein Festmahl ftatt.

Gablonz, 17. Juli. In der vergangenen Nacht wurde laut Meldung des W. T. B.“ gegen das Geschäftshaus der Fabrik von Mahla ein Bombenattentat verübt, durch welches an dem Gebäude und an der benachbarten evangelischen Kirche einige Beschädigungen angerichtet wurden. Personen wurden nicht verletzt. Die Thaͤter sind bisher nicht entdeckt worden.

Floxenz, 15. Juli. Der Arno ist nach einer Meldung des D. B. H. „über seine Ufer getreten und hat die niedrig gelegenen Stadttheile überfluthet. Die . mußte viele Parsonen aus den Häusern retten.

Palermo, 15. Juli. Bei einem Feuerwerk, welches bei dem Fest der heiligen Rosalie, der Schutzpatronin Palermos, ver⸗ anstaltet wurde, sind, laut Meldung des. W. T. B.“, infolge Zer⸗ springens eines Mörsers 4 Personen getödtet und 7 verletzt worden.

Antwerpen, 13. Juli. Bei einem Gewitter, das sich gestern über den Provinzen Antwerpen und Brabant entlud, schlug nach einem Telegramm der Köln. 3. der Blitz in die Loco' motive eines von hier nach Mecheln fahrenden Personenzugegß. Wie die Spuren an den Eifentheilen der Wagen bekunden, hat der Blitz sich durch den ganzen Zug fortgepflanzt, ohne daß die Reisenden jedoch irgend eine Erschütterung verspürten; nur der Heizer und der Maschinist waren durch den Schlag fast zu Boden geworfen worden. In Mecheln wurden bei dem erwähnten Gewitter mehrere Häuser beschädigt; Bäume entwurzelt u. s. w. Von der Markthalle trug der Sturm das halbe Dach ab. In dem Weiler Neckerspoel wurden zwei Menschen vom Blitz erschlagen.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Amsterd am, 17. Juli. (W. T. B.) Der König und die Königin von Sachen trafen heute Vormittag um 10162 Uhr im Haag ein, woselbst sich auf dem Bahnhof der deutsche Gesandte Graf zu Rantzau und die Mitglieder der deutschen Gesandtschaft zur Begrüßung eingefunden hatten. Sodann setzten der König und die Königin die Reise nach Scheneningen fort, wo Ihre Majestäten im Oranje⸗Hotel abstiegen. Der Aufenthalt daselbst soll bis zum 11. August dauern.

(Fortsetzung des Richtamtlichen in der Ersten Beilage.)

ark: Grostes Doppel⸗Concert. Auftreten böhm. Landes⸗ und National ⸗Theaters in Prag. , ö und Instrumental⸗ Künstler. An. Mit vollständig neuer Ausstattung an Decoratlonen, ang t.

Kroll's Theater. Anfang 7 Uhr. . Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung

Sommer · Garten. Anfang

Costümen und Requisiten. Anfang praͤcife 71 Ühr. Mittwoch: 36. e Vorstellung. . m, Das Theater ist durch den neuen elektrischen

Luftkühl Apparat das bestventilirte in Berlin.

Urania, Anstalt für volksthümnliche Naturkunde.

Am Landes ⸗Ausstellungs Park (Lehrter Bahnhof. Geöffnet von 11—12 Uhr.

ö / . Familien⸗Nachrichten.

Dr. A. Muller (Blankenburg a. S. Magdeburg) X Heta Gräfin von Königsmarck mit Hrn. Liens. Grafen Giorgio von . Alberici Berlith. Frl. Irmgard Lahs mit Hrn. Professor Dr. Carl Fraenkel. ( Marburg). ; Geboren:; Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieut, von Raab (Döbeln). Hrn. Diakonus Dehmel Schweidnitz. Han. Prem. LpiAeut. von Hartro Berlin). Hrn. Regierungs⸗Rath von Nostih

Auftreten von

orben; Hr. Gutsbesitzer Wilhelm Peters (Wesleben). ,, Georg Stachom Sohn Werner (Berlin). Hr. Hauptmann Gra Edwin von Pfeil und Klein⸗Ellguth (Berlin). = rn. ö a. D. Hang von Viereck Sohn Otto ausen). Hr. Landgerichts - Director

Theater Unter den Linden. Dienstag: (Dunings Böhmische National- Oper unter der Direction Ad. Reinhard Wohlfromm ssrankfurk a. S) . Ensemble, Gastspiel. Zum 18. Male: Die verkaufte Brant.

Redaeteur: J. V: Siemenroth.

Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

Ig S Smahxs. Drug der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen · Bellage). (lIS21

b. k. Fr.) verlesenen Erklärung, über welche in der Nummer vom Sonnabend bereits berichtet worden ist. Darauf erhält das Wort der

Abg. Bebel (Soc.): Die Vorlage ist mit geringer Mehrheit angenommen worden; das dürfte der Reichskanzler sich kaum als

Erfolg anrechnen, zumgl die größe Mehrheit des Volkes sich gegen sie erklärt hat und die Mehrheit im Reichstag mehr eine Zufallsmehr— heit als eine aus Ueberzeugung war. Wir werden auch jötzt gegen sie stimmen. Der Abg. Liebknecht hat die Gestaltung der Werber nisf Guropas dargelegt, was freilich der Abg., Freiherr von Stumm als Galimathias bezeichnete, während, diese Bezeichnung eher auf seine Rede passen würde. Der Abg. Liebknecht hat vollständig Recht darin, daß im Falle eines Krieges Deutschland nicht allein auf seine Bundesgenossen, sondern auch auf die l anderer Staaten technen, könnte. Denn alle Völker haben schließlich das, größte Interesse daran, daß endlich einmal die ewigen Rüstungen ein Ende nehmen. Von 1569 bis heute sind die kriegsfähigen Mannschaften von 7 auf 21 Millionen gesteigert worden. Daher das Bestreben der Nationen, namentlich auch der Franzosen, daß endlich einmal Einhalt gethan wird. Man hat es so dargestellt, als wenn die Franzosen besonders zum Kriege drängen. Das ist durchaus falsch. Das französische Volk hat Boulanger schnell abwirthschaften laffen, weil es sich einer Abenteurerpolitit nicht unterwerfen wollte. Wenn Boulanger eine größere Bedeutung erhielt, so war das nur eine Folge der Haltung der offieioõsen Presse unter dem Fürsten Bismarck. Jules Ferry fiel nur, weil er Frankreich in die Abenteuer von Tongking hineinführte. Die herrschende Klasse hat übrigens Ferry nicht fallen lassen, sondern ihn in seinen letzten Tagen noch zum Präsidenten des Senats gemacht, und er galt allgemein als der Nachfolger Carnot's. Frankreich ist aller⸗ dings reicher als Deutschland, aber auch solche Brunnen erschöpfen sich einmngl. Es leidet an einem chronischen Deficit, sodaß es noth⸗ wendige Reformen unterlassen muß. Auch Italien ist nicht mehr im stande, neue militärische Lasten auf sich zu nehmen. Ebenso steht es in Rußland, dessen Finanzen in sehr großer Unordnung sind. Deutschland soll nicht wehrlos gemacht werden, es soll ein Volksheer eingerichtet werden; aber die Einrichtung muß so sein, daß die Lasten möglichst wenig drücken. Der Abg. Liebknecht schon ist für die militärische Jugenderziehung eingetreten. Im Anfang dieses Jahrhunderts waren ähnliche Ideen in Preußen vorhanden; auch Frei⸗ herr vom Stein stimmte ihnen zu, aber der König wider sprach. Die Parteien, welche früher die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht auf ihr Programm geschrieben hatten, haben es fallen lassen, so die Freisinnige Volkspartei und die Süddeutsche Volkspartei. Redner goht auf die Verhältnisse der schweizer Miliz ein. Der Abg. Graf. Bismarck habe, gestern, davon gesprochen, daß Socialdemokraten danach strebten, ihre Anhänger zu Unter— offizieren zu machen und dadurch Einfluß auf die Soldaten zu gewinnen. Von offieieller Seite ist derartiges nicht geschehen. Der Gedanke ist an sich gescheidt, aber der Plan wäre doch sehr ge⸗ fährlich. Ein solcher Plan würde zum Schaden derjenigen aus— schlagen, die sich darauf einlassen. Diese Vorlage ist noch nicht die letzte Für das Avancement ist noch, nicht genug gesorgt; die „Na— tional⸗Zeitung? hat schon darauf hingewiesen, daß in Deutschland nur 14, in Frankreich 24 Hauptleute für jedes Regiment vor— handen sind. Bei jeder Militärvorlage konnte man es erleben, daß die Forderung immer weiter ging. Stände die Deckungsfrage jetzt auf der Tagesordnung, dann hätten die Freunde der Vorlage jetzt dẽn Krieg unter, einander zu führen. Die freie Vereinigung hat in mehreren Sitzungen über neue Steuervorschläge gehrütet, konnte sich aber nicht über eine bezügliche Resolution einigen. Wäre man geneigt, die Kosten der Militärvorlage denen aufzuerlegen, welche ein Interesse daran haben, so wäre durch eine progressie Einkommensteuer leicht zu helfen. Wenn die Herren von der Rechten einen solchen Antrag einbringen, dann werden wir ihnen zustimmen. Was können Sie denn aus der Börsensteuer hergusschlagen ? (Zuruf rechts: das Dreifache Nehmen Sie die progressive Einkommensteuer, dann können Sie das Zehnfache herausschlagen. Mit der Börsensteuer kann man nur einen ganz kleinen Kreis der Reichen treffen; sie wird über⸗ haupt abgewälzt und ist nur ein Mittel, welches die Antisemiten mit Vorliebe anwenden. Jedenfalls können durch die Börsensteuer nicht die ganzen Kosten gedeckt werden. (Zuruf des Abg. von Liebermann: Wehrsteuer! Luxussteuer!) Darauf einzugehen ist jetzt wohl nicht die Zeit. Die Mehrheit des Reichstags hat jetzt die Ausgaben auf die Matrienlar= beiträge und auf eine Anleihe gelegt und damit den schlechtesten Weg eingeschlagen, der sonst nur betreten wurde, wenn ein Staat vor dem Bankerott stand. Das muß direct dem Credit des Deutschen Reichs einen Stoß versetzen. Die Luxussteuern bringen nichts. In England, das doppelt so reich als Deutschland ist, wo viel . Luxus getrieben wird, wird auf diesem Wege nur die Summe von 21 Millionen Mark zusammengebracht, die in gar keinem Verhältniß zu den Verwaltungskosten steht. Wenn man nicht das Vermögen und das Einkommen der reichen Leute an⸗ fassen will, wird jede Steuer immer die minder wohlhabenden Klaffen mittreffen. Der Abg. Freiherr von Stumm hat behauptet, daß die von den Censervativen unterstützte Steuerreform in Preußen die äͤrmeren Klassen entlastet habe. Das ist richtig. Aber als Lohn dafür haben die besitzenden Klassen die Grund- und Gebäudesteuer, die Gewerbesteuer und die Bergwerksabgabe erlassen bekommen Die ärmeren Klassen leiden unter den indirecten Steuern, während die Viehzölle, die Getreidezölle, die Liebesgabe u. s. w. den Großgrund⸗ besitzern zu gute kommen, fodaß sie nicht nur keine Steuern zahlen, sondern noch etwas herausbekommen und den Vortheil der gut besoldeten Offtzierstellen für ihre Söhne haben. Der Abg. Freiherr von Stumm hat von den ausbeutenden socialdemokratischen Agitatoren gesprochen. Diese Agitatoren verrichten eine sehr nützliche Culturarbeit, nützlicher Als Ihre Arbeit. Glauben Sie denn, die Millionen des Abg. Frei

errn von Stumm rühren von seiner Arbeit her? Nein, von der Arbeit der Taufende von Arbeitern, die er ausbeutet. (Widerspruch. Präsident von . den Redner wegen dieser J zur Ordnung.) er preußische Finanz. Minister Hr. Miquet

at allerdings erklärt, daß die Culturaufgaben nicht leiden würden. Wir haben auf fechs Soldaten einen Unteroffizier, aber auf O Schul ; kinder erst einen Lehrer! In manchen Schulen sind. 159 Kinder in einer Klasse von einem Lehrer zu unterrichten. (Widerspruch rechts und Rufe: Wo?) Die Statistik ist ja bekannt; ich habe nicht geglaubt, daß Ste daran zweifeln würden. Die ÄUusga en, für die, Fort- bildungsschulen. ind beschränkt. worden; die ö wird durch Hilfsrichter ausgeübt und überall die graufahnste Sparsamkelt erzwungen, weil es an Mitteln fehlt, In der Bonner Klinit für Hautkrankheiten fehlt es an, der nöthigen Wäsche, das Pathologische Inftituut ist baufkllig, es fehlt an den Meitteln zum Neu.

au; die Medizinalreform kann aus Mangel an Mitteln nicht durch geführt werden. Im Privatleben geht es ebenso schlecht; die Zahl

Der . und Zwangsvollstreckurgen steigt von Jahr zu Jahr. Wir find bei einem Punkt angekommen, wo wir endlich mit der iehrbeiastunn aufhören müssen. Wir stehen auf demselben Stand⸗ Punkte wie früher! Rieder mit der Militärvorlage!

Er st e rr n zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 1 GS.

Deutscher Reichstag. 8. Sitzung vom Sonnabend, 15. Juli.

Die dritte Bergthung der Militärvorlage be— . mit einer von dem Abg. Grafen von der Decken

Berlin, Montag, den 17. Juli

Abg. von Kardorff Rp.) hält es für sehr naiv, daß jemand glaubt, wenn Rußland den Krieg anfange, würde sofort England auf un ere Seite treten. Die Rede äber die politischen Verhältnisse haben wir schon früher in der Commission und hier im Plenum gehört. Es ist durch die Veröffentlichung von Actenstücken na gewiesen, daß wir 1887 wirklich vor einem Kriege standen, wenn es oulanger gelungen wäre, sich an der rh der Macht zu halten. Wenn dle Zeitungen richtig berichtet haben, soll 1897 der allgemeine Kladderadatsch eintreten und dann wird die socialdemokratische Republik mit dem Abg. Liebknecht als Prãäsidenten , , ,. an Frankreich ausliefern. Was der Abg. Bebel heute in Bezug auf Rußland anführt, ift das Ge entheil von dem, was er in der Commission gesagt hat. Beute soll gehend garnicht gefährlich sein; damals sagte er, es sei , als Frankreich. Das Milizsystem, welches Scharnhorst und Gneifenau vorgeschlagen haben, war nur ein Nothbehelf. Der Abg. Bebel meint, wir wollen die Arbeiter belasten. Keiner hat mehr 83 Rücksicht zu nehmen, daß der . erhalten bleibt, daß eine unparteiische Justiz und geordnete Verwaltung besteht, als gerade die arbeitenden Klassen. Deshalb haben sie ein Interesse an der Erhaltung der Staatsordnung. Ebenso gut wie die Arbeiter zu Parteibeiträgen gezwungen werden, ebenso gut können, sie zu Staatsausgaben beikragen. Die Liebesabgabe wird immer wieder vorgeführt. Um die kleinen Brennereien zu erhalten, wird die Branntweinbrennerei contingentirt, und jedes Liter Spiritus, welches darüber mehr gebrannt wird, zahlt 20 Z Steuer als Strafe. Das ist der Sinn des Gesetzes. Würde diese Steuerdifferenz aufgehoben, so würden darunter die Arbeiter leiden; denn der Spiritus würde sofort um 25 o/so theurer werden und die Brennerei würde eingeschränkt werden. Die Custur— aufgaben bleiben nicht zurück, die Ausgaben des preußischen Cultus⸗ Ministeriums sind in derselben Zeit um 56 oo gestiegen, die des Heeres nur um So Co! Ich hatte zuerst schwere Bedenken gegen die Vor— lage, aber durch die klaren Ausführungen in der Commisfion sind meine Bedenken beseitigt worden, besonders auch durch die Ausführung eines der glorreichen Führer in unferem letzten Kriege, 236 Namen ich nicht nennen kann. Er führte aus, daß die drei— jährige Dienstzeit in ihrer jetzigen Gestalt nicht mehr aufre zt erhalten werden könne und die heutige Vorlage eine bessere Verstärkung der Armee enthalte, als wenn sie nach dem alten System erfolgen würde, daß nicht eine Verschlechterung der Qualität der Infanterie eintreten werde. Diese Ausführungen haben meine Bedenken beseitigt. Be⸗ züglich der Deckungsfrage hätte ich gewünscht, daß die Vorlagen so zeitig gekommen wären, daß wir sie vor dem 1. Oktober noch hätten erledigen können. Dafür ist aber keine Stimmung vorhanden gewesen. Ich hoffe aber, daß die Vorlagen so gemacht werden, daß der Reichstag ihnen zustimmt. Ich habe die Ehre, den preußischen Finanz⸗Minister Dr. Miquel seit 1366 zu kennen und habe das volle Vertrauen zu seinem Genie; namentlich . ich, daß ihm mehr Kenntnisse der landwirthschaftlichen Verhältnisse beiwohnen als Männern in hohen Aemtern, die zum theil selbst mit Gutsbesitz behaftet sind. Die Entvölkerung des platten Landes ist eine Gefahr für die Wehrkraft des Reichs. In den Industriestädten beträgt die Zahl der Aus⸗ gehobenen sehr viel weniger als auf dem Lande. Deshalb ver⸗ dient das Land, welches die perfönliche Militärlast vorzugs⸗ weise trägt, eine Schonung bei der Steuerfrage. Es wird schwer sein, dem großen Anwachsen Der Städte ent— gegenzutreten; daß die jungen Leute ohne jede Controle in die großen Städte wandern, muß ihnen erschwert werden. Wenn der Reichstag wieder zusammentritt, wird er schwierige Aufgaben zu erledigen haben. Er wird sich aber bewußt bleiben, daß wir diese Aufgaben zur Be⸗ friedigung der Nation und zum allgemeinen Besten nur löfen können, wenn wir die Punkte zurückstellen, in denen wir ver—˖ schiedener Meinung sind. Ob die eine oder die andere Partei etwas mehr oder weniger gewonnen hat, ist vollständig gleichgültig; die Hauptsache ist, daß der nationale Geist sich mehr bewährt hat als früher, das beweist die Annahme der Militärvorlage. Die Freisinnigen und das Centrum sind den Vorschlägen der Re⸗ gierung sehr nahe gekommen, sie wollten also auch dem Volke er— hebliche Neulasten auferlegen. Man hat von einem allgemeinen Nieder⸗ gang gesprochen, auch in der Literatur; man hat erklärt, daß das moralische Gefühl tief gesunken sei. Das muß ich anerkennen. Deutsch⸗ land hat seine große Machtstellung als Weltmacht wie im Ffuge er— obert durch die Weisheit seiner r fe und durch die Thaten des großen Staatsmanns, der nicht mehr im Amt weilt. Aber immer ist hald nach einem solchen Aufschwung ein jäher Niedergang eingetreten.

Zwanzig Jahre nach dem Tode Friedrich's des Großen brach die

Schmach von Jena und Auerstädt über uns herein. Es ist schwerer, ein Vermögen zu erhalten als zu erwerben. In dieser Lage befinden wir uns. Ich meine, wir sollen die Parteien zu vergessen fuchen und die Gesetzgebung so gestalten, daß sie nach allen Seiten hin wohlthätig wirkt; dann wird eine Stärkung des nationalen und des monarchischen Gefühls eintreten, wozu ich die Annahme der Vorlage als erste Etappe ansehe.

Abg. Dr., Scha edler (Centr.): Wenn von der Aufhebung der Parteiunterschiede und ö von der Hebung des monarchischen Bewußtseins die Rede ist, so steht das in einem gewissen Gegensatze zu einander. Die Noth des platten Landes kann uns nur in unferer Haltung zu der Militärvorlage bestärken. Wir werden auch heute gegen dieselbe stimmen. Es beunruhigt uns auch dabei nicht die Vor⸗ aussetzung des Abg. Grafen von Bismarck, welcher sich auf seine frühere politische Thätigkeit berief er hat nicht näher ausgeführt, wo er sie bethätigt hat daß der große Krieg demnächst ausbrechen würde. Der Abg. Graf Bismarck hat nach vielfacher Annahme nur Gedanken ausgesprochen die sonst dem Fürsten Bismarck eigen sind. Die ruhige Antwort des Reichskanzlers wird allgemein befriedigt haben; der Reichtkanzler hat davon gesprochen, daß das Centrum sich in eine demokratische Partei umwandelt; der Reiceskanzler hat ja keine Zeit, die Geschichte der Centrumspartei zu studiren, sonst wäre er nicht auf solche Gedanken gekommen. Das Centrum als kirchlich ⸗confessionelle Partei mag ja manchen Orts ganz angenehm sein, aber es ist nicht bloß eine kirchlich⸗confessionelle Partei; das hat ihr Vorsitzender gestern im Namen der ganzen Partei erklärt. Danach hätte der Reschskanzler seine Behauptung eigentlich beweisen oder zurücknehmen müffen. Der Reichskanzler hat . Grund ungontrolirbgrer Zeitungsberichte einzelne Personen des Centrums stigmatisirt und ihnen die Mahnung ertheilt, sie möchten in Zukunft auch königstreu bleiben. Dagegen muß doch Protest erhoben werden. Es ist schon einmal der Versuch zur Sprengung des Centrums von anderer Seite gemacht wor— den; aber, jetzt wie damals ist das Gegentheil erreicht worden, nämlich ein viel engerer Zusammenschluß, und deshalb könnte ich sagen: Nur weiter 7 Für die Ablehnung der Militärvorlage sind wir auch jetzt noch; wir halten dieselbe für wirthschaftlich und poli⸗ tisch bedenklich. Wir wollen auch nicht die Hand zu einer solchen Umgestaltung bieten, welche Deutschland in einen reinen Militärstaat verwandelt. Man mag erklären, daß es keinen Militarismus kit: wer den Zopf hinten hat, der kann ihn eben nicht sehen. So ann es mit der Schuldenwirthschaft doch nicht weiter gehen, sagte man in der Budgeteommission und machte neue . um die laufenden Ausgaben zu decken. Darüber hat der Abg. Bebel schen das Nöthige gesagt. Diese Ausführungen dürften auch dort 5 n e wo man sonst dem Abg. Bebel nicht zustimmt. Herr von orlemer · Alst, erklärte einmal, daß das Militärbudget das Faß der Danaiden sei, welches die Finanzen der Steuer⸗ zahler erschöpft, und zwar schon im Frieden. Wer die Vor—

1892.

lage annimmt, übernimmt auch die Verantwortung für die Deckungsfrage. Die Wahlversprechungen darüber sind wegen der kurzen Zeit noch in gutem Gedächtniß. Wer noch etwas retten will, der mag sich beeilen, alles in Sicherheit zu bringen; denn es könnte sonst leicht noch eine neue Marinevor age kommen, welche Deckung verlangt. Der Abg. Dr. von Bennigfen hat von Nacken- schlägen gesprochen, welche von der Nation kommen würden. Ich will nicht von solchen Nackenschlägen in der Zukunft sprechen. Ber Bauernstand muß zu Grunde gehen, wenn nicht bald und ergiebig Ab⸗ hilfe geschaffen wird. Die Regierung und die Parteien sollten sich darin einigen, denn die Millionen, die dafür ausgegeben würden, würden die am besten verwendeten sein.

Abg. Rickert (freis. Vereinigung): Die von mir beantragte Ein⸗ führung einer Reichs-⸗Cinkommenfteuer zur Deckung von Milltäraus⸗ gaben wird von den Sorialdemokraten nicht als ernsthaft aufgenommen; das ist sehr bedauerlich von einer Partei, die fonst auf die Freiheit der Ueberzeugung so sehr viel Werth legt. Wir legen großes Gewicht auf die zweijährige Dienstzeit und ihre Gestaltung und auf die Deckungsfrage. Der Antrag Carolath ist abgelehnt worden von einer sehr heterogenen Majorität. Der Reichskanzler bezeichnete ihn als unschädlich, aber auch unnzthig; er erklärte, daß unter gewissen Voraus⸗ setzungen an keiner Stelle die Absicht besteht, zur dreijährigen Dienstzeit zu⸗ rückzukehren. Ich nehme an, daß der Reichskanzler diese Erklärung nicht bloß im Namen seiner Person, sondern nach Ermächtigung seitens der zu⸗ ständigen Stelle abgegeben hat. Mit diefer Erklärung müssen wir uns dann begnügen. Bezüglich der Deckungsfrage müffen wir darauf hoffen, daß auf die Bier, und Branntweinsteuer nicht zurückgegriffen werden und die schwächeren Schultern geschont werden sollen. Wir dürfen wohl als festgestellt annehmen, daß weder eine Bier⸗, noch eine Branntweinsteuer, noch eine Steuer auf Lebensmittel eingeführt wird. Ich würde dem Reichskanzler für eine Erklärung dankbar sein.

Reichskanzler Graf von Caprivi: Die Auffassung des Herrn Abg. Rickert ist richtig. (Lebhaftes Bravo.)

Abg. von Ploetz (deons.) Wir sind durch die Erklärung des Reichskanzlers über die Deckungsfrage vollständig . und werden wieder Vertrauen zur Regierung bekommen, wenn die rklärung des Reichskanzlers sich in Thaten umsetzen wird. Ich bedauere nur, daß die Anträge, betreffend die Futternoth, im Reichstag nicht zur Ver⸗ handlung kommen trotzdem der Reichstag so zahlreich wersammelt ist. (Prãsi⸗ dent von Levetzow bittet den Redner, bei der Sache zu bleiben.) Die Land⸗ wirthschaft hat für das Militär die größten Lasten zu tragen; da verdiente sie einige Berücksichtigung; ich kann da her die Regierun nur bitten, diese Anträge zu berücksichtigen. Es ist bedauerlich, da durch die Futternoth .. . (Präsident von Leveß ow wiederholt seine . bei der Sache zu bleiben, Redner schlleßt damit seine Be⸗ merkung.

Damit schließt die Generaldebatte. Persönlich bemerkt der

Abg. Liebermann von Sonnenberg (b. k. F), daß er nicht der Meinung sei; daß die Wehrsteuer die ärmere Bevölkerung treffe. Diese stelle vollständig ihre Rekruten. Die Juden aber stellten nur ein Fünftel dessen, was sie eigentlich stellen müßten, als Rekruten. wehen würde die Steuer so recht eigentlich eine Judensteuer sein.

Abg. Ahlwardt (b. k. F.) spricht sein Bedauern darüber aus, daß er wegen des Schlusses der Debatte nicht zum Wort gekommen sei, und erklärt, daß er für die Vorlage stimmen werde.

Darauf berichtet Abg. Rim pan (nl.) über die zur Vorlage eingegangenen Petitionen und beantragt, dieselben durch die zu fassenden Beschlüsse für erledigt zu erklären. .

Art. J wird ohne Debatte genehmigt. Bei Art. I er⸗ klärt der

Abg. Roesicke (b. k. F.) gegenüber den zahlreichen Angriffen auf ihn und seinen Mitantragsteller, den Abg. Prinzen 656 daß der Antrag nur die Absicht hatte, eine Mehrheit für die Militärvorlage zu schaffen. Die Mehrheit hinge davon ab, daß die Regierung nicht nach fünf Jahren zur dreijährigen Dienstzeit zurückkehrt. Das ist durch die Erklärung des Reichskanzlers nunmehr festgestellt, deshalb wird man es dem Abg. Prinzen Carolath Dank wissen, daß er ohne Aus— sicht auf Erfolg diesen Antrag einbrachte. Denn nunmehr können die Mitglieder der freisinnigen Vereinigung für die Vorlage stimmen.

Die einzelnen Bestimmungen des Art. U, sowie die Art. II bis V werden ohne weitere Debatte genehmigt.

Bei der namentlichen Abstimm ung im ganzen wird das Gesetz mit 201 gegen 185 Stimmen angenommen. Die drei keiner Fraction angehörigen Abgg. Liebermann von Sonnenberg, deuß und Ahlwardt sind diesmal anwesend und stimmen für die Vorlage.

In dritter Berathung werden darauf der Nachtrags⸗ Etat und das Anleihegesetz endgültig genehmigt.

Zu Mitgliedern der Reichsschulden⸗Commission werden auf Antrag des Abg. Grafen Hompesch durch Zuruf die Abgg. Dr. Hammacher, Prinz Arenberg, Freiherr von Hammerstein, von Kehler, Dr. Kropatscheck und Hr. Pachnicke gewählt. ; ;

Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Der Präsident giebt die übliche Jescha ft übersicht, aus der hervorgeht, daß dem Reichstag 5236 Petitionen zugegangen sind, davon h zur Militärvorlage, welche durch die gefaßten Beschlüsse erledigt

sind, sodaß 5231 Petitionen unerledigt geblieben sind.

Abg. Graf von Hompesch (Centr.) spricht hierauf unter lebhafter Zustimmung der Mitglieder dem Präsidenten den Dank des Hauses aus, welchen dieser auf seine Collegen im k die Schriftführer und Quästoren zu übertragen ittet.

Reichskanzler Graf von Caprivi: Ich habe dem Reichs⸗ tag eine Allerhöchste Botschaft mitzutheilen. (Der Reichstag erhebt sich. Sie lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen, ꝛc. ꝛc. 2c. thun kund und fügen hiermit zu wissen, daß Wir Unsern Reichs⸗ kanzler, General der Infanterie Grafen von Caprivi ermächtigt haben, gemäß Art. 13 der Verfassung die gegenwärtigen Sitzungen des Reichstags in Unserem und der verbündeten Regierungen Namen am 15. Juli dieses Jahres zu schließen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.

Gegeben Neues Palais, den 14. Juli 1893.

Wilhelm J. R. ; von Caprivi.

Ich habe die Ehre, das Original in die Hände des Herrn Präsidenten nieder ul⸗ en.

Meine Herren! Mit großer Befriedigung begrüßen Seine Majestät der Kaiser und Seine hohen Verbündeten das Ergebniß Ihrer Berathungen. Da feste Vertrauen auf Ihre Bereitwilligteit, für die Sicherheit des Reichs die al