1893 / 170 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Jul 1893 18:00:01 GMT) scan diff

die rechtmäßigen Forderungen Frankreichs vertrete. Der Vor⸗ wurf, 6 2 3 mit Rücksicht auf England

habe zurückweichen lassen, sei ungerechtfertigt. Der englische erklärt, England werde Er (Develle)

Vorgehen gegen

Das „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt veröffentlicht Allerhöchste Cabinetsordre, betreffend die Auf der Commandantur in Torgau:

Ich bestimme: Die Commandantur Tor Der Garnison⸗Aelt

Botschafter Lord Du in keiner be daraufhin

au ist infolge Eingehens

e von Torgau h im Wege sein.

der Festung aufzulösen. Der gerichtsherrlichen und Disciplinarstraf ⸗Befugnisse des Commandanten ines offenen Orts auszuüben. Weitere zu veranlassen. Kiel, an Bord M. J. Sohenzollern , den An das Kriegs⸗

versprochen, einem militärischen r käme, in Kenntniß setzen, damit England für die Sicher⸗ heit seiner Staatsangehörigen sorgen könne, 6 lischen Regierung mitgetheilt, wie sehr die jüngsten Aus⸗ rey's im Unterhause ihn überrascht ätten. Es sei nothwendig erschienen, die Streitkräfte vor Bangkok in— folge der gleichen Maßnahmen Englands und der anderen ätten den Befehl erhalten, nicht über die Barre des Menamflusses hinauszugehen, sodaß die aus dem Vertra

Kriegs⸗Ministerium hat das

22. Juni 1893. von Kaltenborn.

Ministerium.

Wilhelm. Er habe der

. ö lassungen Sir E.

Der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarische Bot— after am hiesigen Allerhöchsten Hofe von ch hat Berlin mit Urlaub verlassen. Abwesenheit fungirt der Botschafts⸗Rath Ritter von Schießl als Geschäftsträger.

zögyeny⸗

Während seiner Maͤchte zu vermehren. Die Schiffe

ge von 1856 herrührenden Rechte gewahrt Der Hefehl sei nicht rechtzeitig eingetroffen, und zwei Kanonenboote, die von den Siamesen entgegen dem Völkerrecht angegriffen worden wären, hätten vor Bangkok Anker geworfen. Der Minister erinnerte sodann an den wischenfall des Dampf⸗ schiffs „Jean Baptiste Say“ und schloß: die Vorgänge in Siam gestatteten kein ferneres Abwarten; die ÄÜnsprüche müßten befriedigt Wenn dem Vorkehrungen ͤ und die Regierung hoffe, daß die Kammer Vertrauen in ihre Klugheit und Festigkeit haben werde. holt von Beifall unterbrochen. . brachten darauf folgende Tagesordnung ein: Die Kammer rechnet darauf, daß die Regierun treffen wird, um die

Ober ⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schneider im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal-Angelegenheiten ist aus der Schweiz zurück⸗

seine Rechte

S. M. S. „Arcona“, Commandant Corvetten⸗-Capitän nicht so wäre,

Hofmeier, ist am 17. Juli in Buenos Aires angekommen. „Wolf“, Commandant Capitän—

Frankreichs lich anerkannt werden.

M. Kanonenboot entsprechende

Lieutenant Kretschmann, ist am 18. Juli in Saigon an— gekommen und beabsichtigt am 28. Juli nach Bangkok in See

Die Rede wurde wieder⸗ Dreyfus und Delonele

g die erforderlichen Maßnahmen rankreichs in Indochina zur Geltung und Achtung zu bringen und die unerläßlichen Bürg⸗ schaften hierfür zu verlangen. Die Tagesordnung wurde mit Einstimmigkeit angenommen. Im Fortgang der Sitzung richtete Leydet eine Interpellation an die Regierung, worin er dem Verlangen Ausdruck gab, daß die Soldaͤten der Alters⸗ klasse von 1889 entlassen würden, um an den legislativen Wahlen theilnehmen zu können.

stattfinden, Forderung Leydet's, Schwierigkeiten für die großen Manöver entstehen würden. Der Kriegs-Minister Loizillon unterstützte die Ausführungen des Minister⸗Präfidenten. Nach einer ziemlich lebhaften Debatte wurde eine Tagesordnung genehmigt, worin von den Er— klärungen der Regierung ang ni schluß ausgesprochen wird, Kennt nterefsen der nationalen Ver— theidigung zu wahren.

Die gesammte Presse spricht sich heute gegenüber den Erklärungen des Ministers Develle zustimmend aus. hm gestern die Budgets der Finanzen, der Justiz, des Aeußern und der Sch u Wie man gegenwärtig annimmt, wür parlamentarische Session gegen Ende dieses Monats nach Annahme des Budgets zu schließen.

Dem „Temps“ wird aus Saigon gemeldet, der Capitän des französischen Schiffes „Forfait“ sei von den Siames schießen bedroht worden.

Sachsen. oheit die Herzogin⸗Mutter von

re Königliche ö. 6 illnitz verlassen und sich zunächst nach

Genua hat Schloß Heidelberg begeben. Mecklenburg⸗Strelitz.

Morgen Nachmittag wird auf Höchsten Befehl in Neu⸗— strelitz zur Beglückwünschung Ihrer Königlichen Hoh Großherzogs und der Großherzogin anläßlich H ihres goldenen Ehejubiläums ein Empfang von Behörden und Deputationen stattfinden, an den sich ein d6jeuner dinatoire in den Sälen und dem Garten der Orangerie anschließt.

Schwarzburg⸗Sondershausen.

Seine Durchlaucht der Fürst empfing vorgestern Nach⸗ mittag den Abgesandten Seiner Durchlaucht des Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe, den Kammerherrn Grafen zu Boineburg in Audienz, der ein Schreiben mit der An— zeige von dem Ableben des ürsten Adolf und dem Regierungs⸗ antritt des Fürsten Georg überreichte. Galatafel statt.

oheiten des Der Minister⸗Präsident

der Tag,

und bekämpfte

ß genommen und der Ent—

Nach der Audienz fand

Der Senat na

gebiete an. Oesterreich⸗ Ungarn. e s möglich sein, Wie das „Frdbl.“ aus Bu dapest erfährt, hat sich der ungarische Ministerrath in seinen letzten Sitzungen mit dem vom Justiz-Minister von Szilagyi eingebrachten Gesetz—⸗ entwurf über die Codification des b schäftigt, Das neue Eherecht gründet sich auf die obligatorische Civil⸗ ehe und läßt in bestimmten Fällen die Auflösung des Ehebundes zu. soll indessen auf vier bestimmte Fälle einge⸗ Falls der Ministerrath diesen Entwurf gut⸗ heißt, werden Schritte eingeleitet werden, um die Allerhöchste Genehmigung zu dessen Einbringung in der nächsten Session des ungarischen Reichstags zu erlangen.

Großbbritannien und Irland.

estrigen Sitzung des Unterhauses erklärte, berichtet, der Premier⸗Minister Gladstone, frage die Verhältni analog den Zuständen Oesterreich⸗ Ungarns in den Jahren 1879 bis 1891 seien, wo der Silbergulden ebenfalls als Ver⸗ ystems legales Zahlungsmittel gewesen sei, Privatprägung des Silbers verschlossen gewesen wären. In Indien solle jetzt die Silber- Bequemlichkeit sondern nach dem wirklichen Umlaufsbedürfniß des Der Parlamentssecretär des Aus⸗ en Sir E. Grey theilte mit, daß nur wenig Neues Wenige aber insoweit befrie⸗ eligkeiten vorgekommen seien. letzten Telegramms habe Rühe geherrscht.

der gestrigen Sitzung des Kriegsgerichts Kber und die anderen

Familienrechts be⸗ fangen und mit Er Er sei jedoch ent⸗

Der italienische Revolutionär Cipriani soll, wie ver— schiedene Blätter melden, zufolge des im Jahre 1886 gegen ihn erlassenen Decrets ausgewiesen werden. radicalen Deputirten beabsichtigen

Schritte zu unternehmen. Spanien.

Die Königin-Regentin ist Abend von Madrid nach San

Die Auflösbarkeit schränkt bleiben. Die socialistisch⸗

Maßregel

mit dem König gestern Sebastian abgereist.

Serbien.

In der Skupschting nahm gestern, l B.“, die Debatte über die Anklage gegen die fruheren Minister einen überaus lebhaften Verlauf. mittagssitzung sprachen vier Radicale schanin wandte sich gegen sie, allem die Regentschaft und das gestellt werden müßten, und vor Ministeranklage ergriffen fünf Radicale das Wort.

wie „W. T.

daß hinsichtlich der Silber sse in Indien

aut Meldung des

In der Vor⸗ für die Anklage; Gara⸗ indem er betonte, daß vor Cabinet Pasie unter Anklage den gefährlichen Consequenzen Nachmittagssitzun Fünfzehn Redner sin Der Schluß der Debatte erfolgt voraus—

treter des alten S

andes geregelt werden.

noch vorgemerkt.

ang kok eingetroffen, das sichtlich heute.

digend sei, als keine neuen Feinds

Beim Abgang des Bulgarien.

ster Schiwkow ist nach Wien abgereist.

ofia ist, wie ‚W. T. B.“ berichtet, eine von etwa 100 Bürgern der Stadt Starazagora unter eingegangen, in welcher mitgetheilt wird, da meister an der Spitze von Municipalbeam der Municipalität friedliche

Personen durch Revolverschüs sache wird die

Der Mini überlebenden „Victoria“ sagte Zeuge vernommen, stoß Admiral Tryon ihm erklärt zig und allein durch seine (Tryon's)

1„Capitän Bourke Offiziere des untergegangenen Kriegsschiffs der Flaggen⸗QOffizier Lord Gillford, als aus, daß nach dem Zusammen habe, das Unglück sei ein Schuld herbeigeführt wor

ichnete Depesche der Bürger⸗ ten und Dienern Bürger überfallen und zwei e verwundet habe.

Frankreich. feindselige Kritik der Gemeindewirthschaft an⸗

altenen Ministe rrath wurde dem ossen, von Siam für den durch die „Jean Baptiste desgleichen für die Familien gefangenen Staatsangehörigen Schutze Frankreichs stehenden egierung erachte die Rechte Frankreichs durch die gestellt, und die Situation vertrage ig. Frankreich handle ohne Erobe⸗ n und achte die Unabhängigkeit Siams—

hat der Minister des reter Frankreichs in ttelung an die Regie⸗ u dessen Beantwortung tunden bewilli der Deputirtenkammer interpellirte gestern der Dreyfus die Regierung über die Siam⸗F zu thun gedenke. hrte aus: Frankreich habe die für die unruhigend

In dem gestern abge T. B.“ zufolge besch n in den Grund gebohrten Steamer Say“ Schadenersatz zu forden,

der getödteten, verwundeten und oder Mitglieder einer unter dem

Schweden und Norwegen. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hing gestern mit 70 gegen 42 Stimmen be— daß Einnahmen zwischen 606 und S690 Kronen Ferner nahm das Storthing einen lmann an, dahin gehend, daß die em Wege gegen den Bericht des

hat das Stort aus Christiania 9 as or

euerfrei bleiben sollen.

Antrag des Mitgliedes Ul Regierung auf diplomatisch General⸗Konsuls hingmitglieder protestiren solle. diese Angelegenheit in einer Weise die Mitglieder des Storthings ver— r des Innern Thorne erklärte, die Beschluß des Storthings der eng—

Verträge vollkommen klar

keinerlei fremde Einmischur Diäten ber Stort

hatte den Berich abgefaßt, durch welche si letzt fühlten.

rungsabsichte

Nach einer Meldung des „Soir'“ Auswärtigen Develle an den Vert Bangkok ein Ultimatum zur Uebermi rung von Siam telegraphirt und rist von 24

Der Ministe i bereit, den en Regierung zu überm

Deputirte Und fragte an, was die Regierun Minister des Auswärtigen Develle die Uebergriffe der unter franzö gewesen seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Amtliches Ergebniß der am 14. d. M. im Hofgeismar, Wolfhagen) des gehabten Reichs tags⸗Ersatzwa esammt 10 893 Stimmen. Davon chsociah 4419, Landrath von . Endemann in Cassel (na⸗ chuhmachermeister Marcus 2 Stimmen. Ez ist mithin eine r. König und Landrath von Buttlar

Siamesen nicht dulden können, ischem Protectorat stehenden Gebiete be sich wieder in den Besitz des Im Verlaufe dieser Zwischenfälle ereignet. Der ei in seinem Bett auf Be⸗ rdet worden.

1. Wahl⸗ Regierungs⸗ bezirks Caffe ft en wurden ins König (deu (deutschconservatio) tionalliberalh)h 1845 und S Erfurt (Socialdemokrat Stichwahl zwischen nothwendig.

rankreich habe fers setzen Operationen hatten sich mehrere anzösische Inspector Grosguirin ehl siamesischer Mandarinen ermo u bestreiten, um Zeit gebeten, um eine und es habe zugleich volle Sühne ver⸗ erung habe vor etwa 8 Tagen ilers abgeschickt, damit dieser

Buttlar 5121, P Siam habe,

Untersuchung anzu Die französis den Deputirten Le Myre de

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Roheisenproduction.

Nach den statistischen Exmittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belie sich, die Roheif en; production des Deutschen Reichs leins ließlich Luxemburgs) im Monat Juni 1893 auf 396 417 t; darunter Puddelroheifen und Spiegeleisen 131274 t, Bessemerroheisen 24 0639 t, Thomag⸗ roheisen 192 270 t, Gießereiroheisen 48 S834 t. Die Production im Juni 1892 betrug 389 691 t, im Mai 1893 403 874 t.

1. Januar bis 30. Juni 1893 wurden producirt 2 327538 * gegen 2396127 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Zur Arbeiter bewegung.

Aus Mülhausen i. E. berichtet die „Str. Pr.: Der Aus. stand in der Baum wollspinnerei Nägely (vglÜ. Nr. 168 d. BI.) ist seit dem Montag Morgen beendet. Saͤmmtliche Anstecker haben ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die Fabrikdirection war willens, andere Arbeiter anzustellen, falls jene bei ihrer Weigerung, unter den gegebenen Bedingungen nicht weiter zu arbeiten, beharrt llt

In Brandenburg . einer Mittheilung des Vorwärts“ zufolge in der Luxuspapier-Fa brik von A. u. C. Kaufmann sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit infolge angeblicher Mißstände gekündigt.

In Magdeburg fand am Montag eine soeialdemokratische Versammlung statt, in der die Localeommission Bericht erstattete. Es handelte sich bei diesem Bericht der Mgdb. Ztg. zufolge um die Boycotterklärung gegen die Brauereien und verschiedene Locals und es wurde u. a. ausgeführt, daß der Zweck, Säle für Ver= sammlungen zu hekommen, noch nicht erreicht sei. Die Schuld an diesem Mißlingen des Plans trügen die Arbeiter selbst, die die gesperrten Locale weiter besuchten. Das Sudenburger Brauhaus soll mit der Local commission Verhandlungen wegen der Aufhebung des Boycotts an⸗ geknüpft haben. Es wurden dann die Bedingungen, unter denen die Aufhebung erfolgen soll, festgesetzt.;

In Berlin, Elberfeld nnd. Barmen sollen die Sattler, wie die Berliner ‚Volksztg.“ mittheilt, beschlossen haben, in eine Lohnbewegung einzutreten und bestimmte Forderungen zu stellen. Hier in Berlin beschäftigte sich eine Versammlung der Klempner mit der Organifationsfrage. In der Besprechung kam es zu scharfen Außeinandersetzungen zwischen Anhängern des

achvereins der Klempner und solchen des Berliner Metallarbeiter⸗ Localverbandes. wie der „Vorwärts“ bemerkt, nicht.

In der Seidenfabrik von Reichert u. Söhne in Mäh⸗ risch⸗Trübau ist, wie der „Köln. Itg.“ aus Wien telegraphirt wird, ein Ausstand der Win derinnen ausgebrochen, welche die Ent⸗ lassung einer Meisterin verlangen.

Aus Verviers wird demselben Blatt geschrieben: Die hiesigenm

Weber beschlossen die Gründung einer Gewerkschaft und beauftragten einen Ausschuß mit dem Entwurf der Satzungen. Alle dem Verband beitretenden Weber sollen eine Eingabe an den Ge⸗

werbe Minister unterzeichnen, in der die strenge Durchführung des;

Gesetzes von 1889 über die Regelung der Arbeit verlangt wird.

Kunst und Wissenschaft.

Große Berliner Kun staus stellung. n

HLX. Sculptur.

L. K. Während sich die Malerei aus eigner Kraft frei entwickelt und oft im Gegensatz zu der herrschenben Geschmacks⸗ richtung künstlerisch ihre größten Erfolge erreicht, ist die Sculptur, insbesondere die Monumentalbildnerei, abhängig von den ihr gestellten Aufgaben: der Auftraggeber setzt ihr durch seine Wünsche und Anordnungen nach vielen Ri tungen Schranken. Dazu kommt die Technik, welche die Freizügigkeit der Phantasie bei Werken großen Maßstabes ebenfalls ein⸗ schränkt. Trotz dieser erschwerenden äußeren Bedingungen hat unsere deutsche Kunst im letzten Jahrzehnt, wie die Concurrenzen für Standbilder des Kaͤisers Wilhelm J. beweisen, sich mächtig entfaltet. Eine der ernstefsten und imposantesten Leistungen der diesjährigen Ausstellung ist der Entwurf für das Kaiser Wilhelm⸗Denkmal bei Koblenz von G. Halm⸗

uber und H. Hidding. Typisch für die moderne Monumentalbildnerel ist hier auch das Zusammenwirken von Architekt und Bildhauer. Die großen Linien des Unterbaues, die sich an die Terrainformation am Zusammenfluß von Rhein und Mosel, dem sogenannten deutschen Eck, anschließen, die Weite der Abmessungen verleihen dem Ganzen einen überaus würdigen Charakter; auch die plastische Arbeit Hidding's paßt sich dem wuchtigen Gesammteindruck vortrefflich an. Das Relter⸗= standbild Kaiser Wilhelm s J. für Görlitz von Johannes Pfuhl muß mit kleineren Verhältnissen rechnen, wenngleich der Auf⸗ bau den Monumentalcharakter z wahren weiß; nach Technik und Charakteristik ist die Sockelfigur des Fuͤrsten Bismarck der gelungenste Theil des Gesammtwerkes, während der fieberhaft starre Blick dem Antlitz des Grafen Moltke einen befremdenden Ausdruck verleiht. Recht nüchtern und conventionell wirkt Baerwald's Colossalstatue des Kaisers für Bremen, auch Calandrelli lehnt sich in seinem Bromberger Kaiserdenkmal zu stark an das Vorbild Schlüter's an. Dag für Elberfeld bestimmte große Denkmal Eberlein's mit seinem reichen Sockel und Reliefschmuck ist bereits von rüheren Ausstellungen bekannt. Ebenso die Denkmäler für“ die drei deutschen Tonheroen Haydn, Mozart und Beethoven von Hundrieser und Siemering. Die Colossalstatue des ürsten Blücher von Fritz Schaper, die für Caub am

hein ausgeführt werden soll, zeigt den Marschall Vorwärts in charakteristischer Haltung, auf den Rhein hinweisend, den die verbündete Armee in der Neujahrsnacht 1813 4 unter seiner Führung überschritt. Wie das Gefühl für Monumen⸗ talität seit Rauch's Zeiten sich gewandelt hat, da— . ist dieses realistische Standbild ein bedeutsames

erkzeichen. Rauch glaubte, den Helden der Befreiungskriege in antikes Gewand kleiden zu müssen, weil 2 nur dieses als würdiger Ausdruck historischer Größe und als wirkungs— volles bildnerisches Motiv erschien. In ber historischen Tracht, die Schaper bis ins einzelne genau beobachtet hat, wirkt ohne Zweifel die Gestalt des greisen è,, weit ernster und eindringlicher als in jener klassicistischen Maskerade. Daß man freili im Beiwerk auch zuviel thun kann und schließlich damit die monumentale Wirkung beeinträchtigt, dafür liefert Toberentz. Barbarossa für Goslar (Nr. 25900 des Katalogs) ein warnendes Beispiel; der schwere Kettenpanzer von m und Reiter verschiebt die 1 ins unschöne, die faubere Durchführung der

etails lenkt die Aufmerksamkeit von der Hauptfache ab. An letzter Stelle sei schließlich ein geniales Standbild Peter's des Großen von dem in Paris lebenden Russen Ano kolsky genannt, das in grandioser Charakteristik, die ohne Affectation nur in Haltung und Ausdruck des Kopfes gelegt ist, seines⸗

gleichen sucht.

X Vergl, die Nrn. 114, 122, 129, 134, 145, 164, 160 und 16

des „R. u. St. A.

Ein positives Endergebniß hatten die Verhandlungen,

ö.

Ueberreich ist die Ausstellung an Werken der Bildniß— und Genreplastik. Vielleicht die ausgeglichenste Leistung, die in jedem Zuge feine Berechnung und künftlerisches Empfinden verräth, ist Adolf Brütt' s Schwertschwingerin. Die herbe Schönheit des orientalischen Kopfes, die Eleganz des BDewegungsmotivs, das für jede Ansicht neue interesfante Linien bietet, die Durchführung der Modellirung bis in die Hautverschiebungen hinein, alles kündigt den virtuosen BFeherrscher plastischer Kunst an. Wie liebenswürdig und fein weiß Brütt aber auch in einer Frauenbuͤste Nr, 2568) weibliche Empfindung zu kennzeichnen! Nur wenige Arbeiten, wie die Büsten von Schauß und die Reliefs von Fond stehen auf der gleichen Höhe. Als Individualität vermag freilich der schon gengnnte Antokolsky, der auf der vorjährigen Münchener Ausstellung lebhafteste Bewunderung mit seinen zarten und doch so charakteristischen Werken erregte, noch mehr. zu interessiren,. Unvergeßlich wird jedem der Eindruck eines gefesselten Christus bleiben, dessen mildernste

üge nur Trauer über die Verblendung seiner Richter ausdrücken, dessen resignirte . etwas unendlich Mitleidweckendes hat. Eine tiefreligiöse Empfindung spricht aus diesem, nur in weichsten Linien und Flächen angelegten Marmor. Wie meisterlich Ä.. auch die Relieftechnik beherischt, erkennt man aus dem Porträt eines russischen Edelmanns und dem eindrucksvollen Kinder— bildniß (Nr. 2170 des Katalogs). Der Däne Stephan Sinding offenbart in seinen zu liebender Umarmung ver⸗ schlungenen Gestalten ein leidenschaftliches Temperament, das sich in der Gruppe der Mutter, die ihren verwundeten Sohn aus dem Kampfe schleppt, zu kraftvollem Pathos erhebt, dazu eine wuchtige Formensprache, die in ihrem gesunden Realismus allerdings nichts mit der antiken Glätte seines großen Landsmannes Thorwaldsen gemein hat. Glücklich welß der Münchener Floßmann, der sich in zwei Porträtbüsten seiner Eltern auch als aufmerksgmer Beobachter der Wirklich— keit zeigt, die Gestalten einer Mutter mit ihren Kindern, die, vor der Fluth flüchtend, sich auf einem Felsriff bergen, zu einer Gruppe zusammenzuschließen. Der Ausdruck der Angst in dem Antlitz der Mutter wirkt viel überzeugender als jene theatralische Uebertreibung, mit der Sch önau die Hilflosig⸗ keit eines gestrandeten Knaben schildert. Diese Gestalt ist zudem so flau in den Formen, daß wir darin die and des lebendig und flott skizzirenden Bildners der zwei italienischen Mädchen (Nr. 2376 und 2577 des Katalogs) kaum wiederzuerkennen vermögen. Moderne Pikanterie und feines Formenverständniß sprechen auch aus den lelder durch eine unglückliche Bemalung entstellten Büsten Henny Gei ger s, dessen h. Magdalena in ihrem tiefempfuͤndenen Aus— druck fast an Antokolsky heranreicht. Die knappe Formen⸗ sprache der italienischen Frührenaissance reizt immer wieder den modernen Bildhauer zur Nachahmung: ꝗ) hat Gottlieb Elster zwei reizende Kinderbüsten im Stil Verrocchio's, Joseph Boehm aus München eine ganz an Luca della Robbia ge⸗ mahnende Madonna mit Kind in Bronze ausgestellt. Auch Dil len's flotte Statuette der Flandria ist von älterer Kunst inspirirt; die Gestalt scheint aus einem Bilde von Rubens herausgeschnitten, die breite malerische Behandlung der Grund⸗ motive erinnert lebhaft an niederländische Barockplastik. Die Anlehnung ist in diesem besonderen Falle, wo es galt, die Eigenart flandrischen Wesens zu kennzeichnen, durchaus be— rechtigt. Weniger am Platz ist die antike Durchführung einer modernen Bildnißbüste, wie sie Klim sch in seinem jugendlichen Männerporträt (Nr. 2304) versucht. Daß moderne Formen⸗ behandlung der Bildnißplastik weit größere Vortheile en, beweisen die zahlreichen, scharf individualisirten Arbeiten der Art, von denen wir nur die Büsten von Baum bach, Magnussen, Lauer, Felderhoff, Wenck, Pfretschner, Kru e, Lüpke uns Bergmeier zum Beweise anführen. Selbst bei der Colossalbüste Werner von Siemens' von Ludwi g Brunow wirkt die realistisch scharfe Durchführung der bei solchen Auf⸗ gaben schwer zu vermeidenden Leerheit der Formen ent⸗ gegen. Besonderen Nachdruck legt der moderne Bild— hauer auf die Behandlung des Auges, dessen Lebendigkeit in der That oft überrascht, wie z. B. in der Frauenbüste von Antonie Weber⸗Petsche, der Violinspielerin von Haver⸗ kamp, dem Kopf des feinsinnigen Poeten Seidel von Magnussen und der lebensgroßen Büste Kaiser Wilhelm's J. von Max Kruse. Von dechrativen Werken heben wir mit Uebergehung der meist wenig bedeutenden Schöpfungen der Kleinplastik einige Arbeiten des talentvollen Hans Latt, die Wasserschöpferin von J. . einen graziösen Nischen⸗ brunnen von K. von Uechtritz, fowie Gasteiger's lustige Brunnengruppe im Sagal der Münchener Secession hervor. Die für die Lange Brücke in Potsdam bestimmten allegorischen Figuren, von unf Herter in Sandstein ausgeführt, zeigen die schweren und großen Formen des älteren Stils, während . Künstler in seinen Porträtbüsten des Staats-Rinisters Pr. osse und des Ober-Bürgermeisters Zelle sich zu moderner Auffassung bekennt. Die Statue eines jüngen Künstlers von W. Kum m ist in dem Stil Adolf Hildebrandt's gehalten, nur entbehrt sie der . Größe, die die Schöpfungen dieses Künstlers fo anziehend macht. Ganz modern in der Auffassung, dabei ein minentes Können verrathend, ist die Figur des eine Kugel hebenden Athleten von Franz Stuck, deren Sriginal, wie wir hören, für die Berliner National-Galerie erworben wurde.

Im. Verlage der bekannten Kunstanstalt von Rudolf Schuster ae loft erschien soeben die zweite Auflage des kleinen officteklen atalogs der großen Berliner v lte igt alli n, Die selbe enthält nicht nur ein vollständiges Verzeichniß aller, auch . röfsnung der Ausstellung eingegangenen Kunstwerke, sondern au die Nummern der Säle, in welchen sich die Werke befinden, und ist mit neun Illustrationen, bestehend aus einer Ansicht der Hauptfront ded Autstellungsgebäudes und acht Saal⸗Interieurs, bereichert worden. erm bisherige Preis (brochirt 1 , geßunden 1 M 56 )ist nicht erhöht worden.

Die 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Na tur forscher und Aerzte, welche im vorigen Jahre aus be⸗ kannter Ursache abgesagt werden mußte, wird nunmehr in den Tagen dem 11. bis 15. September in Nürnberg abgehalten werden. Pie gemeine Tagesordnung lautet: Sonnta „den 10. September.

ends 8 Uhr: Begrüßung in den oberen Räumen der „Gesellschaft ; useum (mit Damen). Montag, den 11. September. Morgen 9 Uhr. I. Allgemeine Sitzung im Saale des Industrie. und ultur. Vereins. ih e fing der Versammlung; Genn ng 9 An sprachen; ittheilungen zur Geschäftsordnung. 2) Ge⸗ mer Rath, Profesfor Hr. von Bergmann (Berlin): Nach— die Derren A. W. von Hofmann, und Werner

süunnenß. 3 Vortrgg des Herrn Geh. Raths, Professors Dr. pi eig Ueber den Aufbau unferes Nervenfyftems. I) Vortrag des 6 eh. Raths, . essors Dr. Pfeffer (Leipzig): Ueber die Reizbar⸗ . Pflanzen. Kachmittags 3 Uhr;: Bildung und Eröffnung der

Abends 6 Uhr: Gesellige Vereinigung in der

ungen.

Restauration des Stadtparks“ (Einladung der Stadt . Dienstag, den 12. September. Sitzungen der Aßtheilungen. Abends 6 Uhr: Festmahl im „Gasthof zum Strauß '. Mittwoch, den 13. September. Morgens 9 Uhr; II. Allgemeine Sitzung im Saale des Industrie, und Cultur ⸗Vereins. I) Vortrag des Herrn Pro⸗ fessors Dr. Strümpell (Erlangen): Ueber die Alkoholfrage vom ärzt⸗ lichen Standpunkt aus. 2 Professor Dr. Günther (München): 1 und Phypsische Geographie in ihrer geschichtlichen Wechselwirkung., 3) Geschästssitzung der Gesellschaft. Abends 5 Uhr: Gesellige Vereinigung im Park der Rofenau. Donnerstag, den 14. September. Sitzungen der Abtheilungen. Abends 8 Uhr: Fest— ball im „Gasthof zum Strauß‘. Freitag, den J5. September. Morgens 9 Uhr: III. Allgemeine Sitzung im Saale des Industrie⸗ und Cultur⸗Vereins. 1) Vortrag des Herrn Geheimen Raths, Pro⸗ fessors Hr. Hensen (Kiel): Mittheilung einiger Ergebnisse der Plankton⸗ Expedition der Humboldtstiftung. Y) Vortrag des Herrn Professors Dr. Hüppe (Prag): Ueber die Urfachen der Gährungen und Infections—⸗ krankheiten und deren Beziehungen zur Energetik. 3) Schluß der Versammlung. Nachmittags 2 hr: Ausflüge der verschiedenen Ab—=— theilungen: a. nach Erlangen, b. nach Bamberg, (. nach der Krotten⸗ seer Höhle, d. nach der Hubirg bei Pommelsbrunn. Sonnabend, den 16. September. Morgens; Ausflug nach Rothenburg zum „Fest⸗ spiel daselbst. Aus den bei den 32 einzelnen Abtheilungen bereits zahlreich angemeldeten Vorträgen seien diejenigen für die 14. Ab⸗ theilung Innere Medizin“ hier aufgeführt. Gs werden sprechen: . HDr. Moritz (München): Beiträge zur Kenntniß der

agenfunctionen; Prlvatdocent Dr. Münzer (Prag): Die Bedeutung der Aeetessigsäure für den Diabetes mellitus; Geheimer Rath Professor Dr. Ebstein (Göttingenz; Ueber die Bestimmung der Herz⸗ größe; Professor Dr. TLanderer (Stuttgart); Ueber die Be⸗ handlung der Tuberkulose mit Zimmtsäure; Professor Hr. Rosenbach (Breslau): Ueber Krifen bel acuten Krankheiten; Professor Lr. von Mering (Halle a. S.): Ueber die Function des Magens; Sanitäts⸗Rath Dr. Aufrecht (Magdeburg): Die Behandlung der 4acuten parenchymatösen Nephritis; Geheim⸗Rath Professor Dr. Senator (Berlin): Ueber acute Polymyositis; Professor Dr. Leichten⸗ stern (Köln): Ueber Kehlkopferkrankungen a. im Piabetes mélfitus Furunculosis laryngis), b. bei der Polyarthritis rheumatica; Geheimer Rath, Professor Dr. von Ziemffen (München): Ueber einige Beziehungen zwischen Lungen, und Nierenerkrankungen; k Pr. Müller (Marburg): Ein Beitrag zur Kenntniß der Infectionskrankheiten; Professor Hr. Kast (Breslau): Ueber urämische Hautausschläge; Dr. Rosin (Königliche Universitäts Poliklinik Berlin: Ueber Epilepsie im Gefolge von Herzkrankheiten; Hofrath Pr. Stepp (Nürnberg): Zur Behandlung des Magengeschwürs; Medizinal⸗Rath Lr. G. Merkel (Nürnberg): Die Nürnberger Staublungen. Eine Ausstel!lung wissenschaftlicher Apparate, Instrumente und Prä— parxate wird das Bayerische Gewerbe⸗Muscum im eigenen Aus⸗ stellungsgebäude veranstalten. Nähere Auskunft ertheilen die Geschäftsführer Dr. G. Merkel, Medizinal⸗Rath, und G. Füchtbauer, Königlicher Rector, in Nürnberg.

Aus Wien wird amtlich gemeldet, daß Seine Majestät der Kaiser Franz Jose ph u. d. 16. Juli d. J. die Wahl des ordent— lichen Professors an der dortigen Uniwersität Dr. Eduard Sueß zum Vice Präsidenten der Kaiferlichen Akademie der Wifsen— schaften für die restliche einjährige Functionsdauer, sowie die Wahl des ordentlichen Profesfors an der Universität Wien Dr. Alphons

uber, zum General -⸗Seeretär und zugleich Seeretär der philofophisch— istorischen Klasse und des ordentlichen Professors an der Universität Wien Hofraths Dr. Julius Hann zum Seere⸗ tär der mathematisch- naturwissenschaftlichen Klasse (beide auf die Funetionsdauer von vier Jahren) bestätigt hat. Ferner hat der Kaiser zu wirklichen Mitgliedern der Akademié ernannt: in der philosophisch⸗historischen Klasse: den ordentlichen Professor der deutschen Sprache und Literatur an der deutschen Un wersität Prag Dr. Johann Kelle; in der mathematisch⸗naturwissenschaftlichen Klasse den ordentlichen Professor der allgemeinen unb phar⸗ mazeutischen Chemie an der Universitäet Wien Dr. Hugo Wei del, den ordentlichen Professor der mathematischen rn. an der deutschen Universitaͤt Prag Dr. Ferdinand Lippich und den ordentlichen Professor der Mineralogie an der Unwersität Wien Dr. Albrecht Schrauf. Die Wahlen des Directors der Sternwarte in Mailand rofessors Giovanni. Virginio Schiaparelli und des Mitgliedes der Académie des Socienes und der Académie. Frangaise in Paris L. Pasteur zu Ehrenmitgliedern der mathematisch naturwissenschaftlichen Klasse im Auslande wurden genehmigt und die nachfolgenden, bon der Akademie vorgenommenen Wahlen von Lorrespondirenden Mitgliedern im In⸗ und Auslande bestätigt, nämlich: in der philosophisch-historischen Klasse: die Wahl des Profesfors am Staats— Gymnasium im dritten Wiener Gemeindebezirk Hr. Karl Wessely, des Herrenhausmitgliedes Karl Grafen Lanckoron s ki⸗Brzeztie in ien und des Professors am Staats⸗Gymnasium in Innsbruck. Dr. Joseph Egger zu eorrespondirenden Mit⸗ gliedern im Inlande, ferner die Wahl des Professors an der Kaiserlichen Universität in St. het bug Dr. Alexander Wesselofsky und des Dr. Friedri Imhof⸗Blumer in Winterthur zu correspondirenden Mitgliedern im Auslande; in der mathematisch⸗ naturwissenschaftlichen Klasse: die Wahl des ordentlichen Professors der Paläontologie an der Universität in Wien, Ober⸗Bergraths Dr. Wilhelm Waggen, des Leiters der astronomischen Abtheilung des militär ⸗geographischen Instituts in Wien, Oberst Lieutenants Robert Daublebsky von Stern eck, des ordentlichen Profeffors der Anatomie an der deutschen Universität in Prag Dr. Karl Rabl und des ordent— lichen Professors der Mathematik an der Universität in Innsbruck Dr. Otto Stolz zu , . Mitgliedern im Inlande, endlich die Wahl des Professors an der Unidersität in Bonn Pr' g. Her sowie des Inspecteur 5 des mines in Paris A. Daubr (e zu correspondirenden Mitgliedern im Auslande.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Rußland.

Ueber den Saatenstand in Rußland zu Ende v. M. gehen uns folgende Nachrichten zu:

In Kur und Livland gab der Stand der Sommerfelder noch zu Anfang v. M. infolge der anhaltenden Trockenheit sowie kalter und heftiger Winde zu Besorgnissen Anlaß, dann aber ging starker Regen nieder, der die Hoffnungen der Landleute wieder belebt hat. Weiterer Regen wäre zu wünschen.

In Finland sind die lange erwarteten Niederschläge verbunden mit warmer Witterung noch zur rechten Zeit eingetreten, sodaß man dort a n, einen recht befriedigenden Ertrag der diesjährigen Ernte erwartet.

In Polen waren die Witterungsbedingungen während des Monats Juni durchaus . für die Entwickelung der Saaten und Futter— kräuter. Die Winterfgaten, namentlich der Weizen, haben überall ein gutes, kräftiges Aussehen. Der Stand des Sommergetreides ist im allgemeinen ebenfalls befriedigend. Mit Ausnahme des Gou— vernements Kalisch und des westlichen Theils des War—⸗ schauer Gouvernements, wo die Ernteaussichten nur mittel⸗ mäßig sind, erwartet man in allen übrigen Gouvernements des 5 in diesem Jahre eine bessere Ernte als im vorigen

ahre.

Im Gouvernement Lublin sind während der letzten Weichsel⸗ überschwemmung , . Strecken von Saatfeldern vernichtet worben. Der durch Hageischlage stellenweise angerichtete Schaden war ver⸗ hältnißmäßig unbedeutend. .

In den Gouvernements Wilna, Kowno und Grodno, wo die Sagten infolge der Frühjahrskälte und der Trockenheit stellen= weise nicht unbedeutend gelitten hatten hat das Wachsthum derselben in den letzten Wochen gute Fortschritte gemacht. Der Stand des Wintergetreides kann dort, im Allgemeinen als be— friedigend bezeichnet werden; Weizen steht etwas besser als

Roggen. Die Sommersagten und Kartoffeln sind infolge der ver⸗ späteten Aussaat im Wachsthum zurück. Ungünstig stehen die Heu⸗ schläge und Kleefelder.

In Central - Rußland ist das Wetter seit Mitte v. M. nach einer Zeit ungewöhnlicher Kälte feucht und warm geworden und dem Wachsthum der Saaten günstig gewesen. Im einzelnen ist Folgendes zu bemerken:

In den Gouvernements Samara und Drenburg ist die mit Roggen bebaute Fläche größer als im vorigen Jahre. Es steht dort wie in Simbirsk und Üfa der Winterweizen gut, dagegen in Saratow nur mittelmäßig. Im ö Gouvernement ist der Stand des Weizens ein guter, In Smolensk steht Roggen ziemlich befriedigend, Winter⸗ weizen mittelmäßig und Sommerwelzen schlecht. In Twer sind die Aussichten infolge von Raupenfraß und Trockenheit un ünstig. In den Gouvernements Moskau und Perm ist der Saatenstand in 4l- gemeinen gut und in den Gouvernements⸗Kasan und Woronesch im allgemeinen befriedigend. In Wjatka und Rjäsan hat sich der Stand der Felder gebessert.

In den Gouvernements Kiew, Ppdolien, Wolhynien, Tscher⸗ nigow, Kurek, Poltava, Charkow und Orel find die Ernteaussichten günstig. Das Sommergetreide steht dort meist gut, zum theil sogar vorzüglich. Winterweizen ist zum theil zu Grunde gegangen und auch Roggen hat nicht unbedeutend gelitten. Im übrigen hat sich das Wintergetreide in der letzten Zeit erholt und steht im allgemeinen befriedigend, nur Weizen läßt in vielen Kreisen von Wolhynien und Podolien zu wünschen übrig. Das Wachsthum des Grases verspricht eine reiche Heuernte.

Im südlichen Rußland ist der Stand der Felder befriedigend, in der Umgegend von Odessa und am Dnjepr sehr gut.

Aus Rostow g. D. wird Schaden durch Hagelschlag und Heu⸗ schrecken gemeldet, aber im allgemeinen lauten auch von dort die Nach— richten sehr günstig.

Im Kauka fus ist der Stand der Saaten fast überall gut.

Ernteaussichten in Italien.

Im nördlichen Italien haben sich Weizen und Roggen von den nachtheiligen Folgen der ungünstigen Frühjahrswitterung wesentlich erholt, sind befriedigend zur Reife gelangt und zum großen Theil bereits geschnitten. Im allgemeinen hofft man dort auf eine gute Mittelernte. Im übrigen wird über die Trockenheit geklagt, welche besonders dem ö. schädlich gewesen ist.

In Süd-⸗Italien haben sich die Aussichten für die dies jãhrige Weizenernte wesentlich gebessert. In den meisten apulischen Bezirken, sowie in Calabrien rechnet man auf eine gute, im Neapolitanischen auf eine befriedigende Ernte. Roggen steht in den Calabrischen Pro⸗ binzen gut; im Neapolitanischen, sowie in Apulien kommt diese Frucht wenig in Betracht. Auf der Insel Sicillen verspricht Weizen einen mittelmäßigen und Roggen einen mäßigen Ertrag; nur aus der Provinz Messina lauten die Nachrichten günstiger.

Gerste und Hafer haben in Süditalien durch die anhaltende Trockenheit gelitten; Kartoffeln stehen sehr gut.

Im übrigen herrscht großer Mangel an Heu und Futterkräutern.

Ernteaussichten in Rumänien. (Vergl. . R. Anz.“ Nr. 144 vom 19. Juni.)

In der Walachei stehen Weizen und Roggen im allgemeinen günstig, doch soll der Weizen nicht unbeträchtlich durch Rost gelitten . Ueber den Stand von Gerste und Hafer läßt sich zur Zeit noch kein Urtheil fällen, und Mais ist in dem Wachsthum erheblich zurück. Infolge der Ueberschwemmungen hat ein großer Theil des Wintergetreides umgeackert werden müssen und ist in einzelnen Be⸗ zirken viel Hafer an dessen Stelle angebaut worden.

In der Moldau sind die Ernteaussichten recht günstig. Man hofft in kürzester Frist mit dem Schnitt beginnen zu können. Be⸗ sonders wird der Stand der Gerstenfelder gerühmt, während Mais an manchen Orten noch in der Entwickelung zurück fein soll.

Weizenernte in Indien.

Das indische Revenue and agricultural Department ver- öffentlicht unter dem 13. v. M. folgende Zusammenstellung über den Ausfall der diesjährigen Weizenernte in Indien:

Anbaufläche Geschätztes Ergebniß in Acker in Tonnen 1892/93 1891/92 1892/93 1891/92 7123 0090 6224 000 2236 000 1420000

1579000

. 4 641 000 4692 000 1 844 000 Central⸗Provinzen 4337 000 3 904000 Sl4 0090 760 000 Bombay 24 o 639 0090 426 000 J, 517 000 483 009 203 000 117000 Berar 985 000 S888 000 120 000 78 000 Bengalen 1421 000 130000 433 009 250 0090 Rajputana. 1604000 1471000 433 0090 362 000

543 000

Der übrige ö. Indiens. 31100 3344000 427000 26 238 000 24 452 000 714d Gd S5DSB3pᷣ

Punjab. ö Nordwest⸗Provinzen und Oudhe. ;

Theil

Total.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungẽõ⸗ Maßregeln.

Spanien.

Nach einer in der „Gaceta de Madrid! vom 15. d. M. ver⸗ fentlichten Verordnung des Königlich spanischen Ministeriums des Innern vom 14. d. M. sollen alle Herkünfte aus Nizza, welche nach dem 3. d. M. von dort abgegangen sind und nach Erlaß der Ver⸗ fügung in einem spanischen 30. eintreffen, einer Quaranfäne unter⸗ liegen. Hafenorte, welche innerhalb einer Entfernung von 165 km von Nizza liegen, gelten als verdächtig.

Algier. Die aus den französischen Mittelmeerhäfen kommenden Schiffe werden in den algerischen . einer Ueberwachung und die an Bord befindliche schmutzige Wäsche einer Desinfection unterzogen.

Auch in der Woche vom 2. bis 8. Juli war der Gesundheits stand in Berlin ein der Vorwoche ähnlicher und die Sterblichkeit eine im Vergleich zur Vorwoche gesteigerte (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 24,1 gegen 22350 der vorangegangenen Woche). Insbesondere kamen acute Darm krankbeiten in noch rößerer Zahl zum Vorschein und endeten in noch zahkreicheren Fällen ** gegen 147) tödtlich. Die überwiegend größte Zahl derselben be⸗ traf auch in dieser Woche nur Kinder im Alter bis zu 6 Jahren. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine

rößere als in der vorhergegangenen Woche; von je 10 906 ö starben, aufs. Jahr berechnet, 193 Säuglinge. Auch geute Darmkrankheiten kamen noch häufig zum Vorschein, doch wurde der Verlauf vielfach ein milderer. Erkrankungen an Grippe gelangten nur wenig zur Beobachtung, aus der der Berichts- woche ö enen Woche wurden noch 2 Todesfälle an Grippe

emeldet. Von den Infectlonskrankheiten wurden Erkrankungen an asern, Scharlach und Diphtherie, etwas weniger zur Anzeige ge⸗ bracht. Erkrankungen an. Masern zeigten sich in der 6 ofer

Vorstadt. der jenseitigen Luisenstadt, der Königstadt und auf dem Weddin am häufigsten, während Erkrankungen an Scharlach im Stralauer Viert Erkrankungen an Diphtherie aus dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt am zahlreichsten zur Meldung kamen. Erkran- kungen an Unterleibstyphus blieben selten; auch Erkrankungen an Kindbettfieber wurden nur dre bekannt. Rosenartige Entzündungen des . der Haut kamen wieder etwas häufiger zur 228 Behandlung; auch Erkrankungen an Keuchhusten waren 84 selten und führten in zwölf Fällen zum Tode. Rheumatische

aller Art, namentlich rheumatische Erkrankungen der In, wurden in gesteigerter Zahl zur ärztlichen Behandlung gebracht.