1893 / 190 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

w ö ä.

her genügten, jetzt nicht mehr , werden.

rüher feste Werthe haben jeßt nur einen unsicheren Werth, und Verluste und Bankerotte sind in jeder Geschäftsbranche zu verzeichnen. Ich glaube, alles dies ist hauptsächlich eine Folge des Congreß⸗ esetzes über den Ankauf und die Prägung des Silbers . der Bundesregierung. Dieses Gesetz ist vom 14. Juli 1890 und bildet ein Abkommen zwischen den Anhängern der freien Silberprägung und den Freunden conserpativerer An⸗ chauungen. Unzweifelhaft wurde der monatliche Ankauf seitens der

egierung von 4500 000 Unzen Silber von den Interessenten der Silberproduction als sichere Gewähr der Preiserhöhung betrachtet Das Ergebniß ist aber ein ganz anderes gewesen. Denn unmittelbar auf eine krampfhafte und dazu noch geringe , folgte ein Fallen des Silbers auf die Genehmigung der Acte. Seitdem hat das Silber den tiefsten je bekannten Punkt erreicht. Dieses enttäuschende Resultat hat zu erneuerter hartnäckiger Anstrengung geführt, freie Silberprägung durchzusetzen. Mittlerwelle steigern sich nicht nur die üblen Wirkungen des jetzigen Gesetzes fortwährend, sondern das Resultat, zu welchem dessen fernere Durchführung führen muß, ist Allen ersichtlich, die sich irgendwie für Finanzsachen interessiren. Das Gesetz schreibt vor, daß für die 4500 0600 Unzen Silber, die der Schatzamts— Secretär monatlich kaufen soll. Schatzamtsnoten ausgegeben werden sollen, die auf Verlangen in Gold oder Silber nach Belieben des Schatzamts⸗Seeretärs eingelöst werden sollen, während die Schatzamts⸗ noten wieder ausgegeben werden können. In der Acte heißt es aber, daß es die hergebrachte Politik der Vereinigten Staaten ist, beide Metalle auf pari zu erhalten nach dem jetzigen oder einem anderen ge—⸗ setzlichen Verhältniß.“

Die Botschaft führt des weiteren aus, daß dem Schatzamts⸗ Secretär gar keine andere Wahl bleibe, als in Gold zu zahlen, wenn solches verlangt werde, da seine Noten ö entwerthet würden. „Bis zum 15. Juli 1893 sind für Silber⸗Ankäufe für über 147 000 9000 Doll. Neten ausgegeben worden. Während fast alles dieses Silber ungemünzt im Schatzamt ruht sind viele Noten in Gold ausgezahlt worden. Vom J. Mai 1892 bis zum 15. Juli 1893 hat das Schatzamt ungefähr 49 000000 Doll. in Gold zur Einlösung der Noten ausgegeben. Daher kam es naturgemäß, daß die zur Einlösung anderer Noten bei Seite ge⸗ legte Goldreserbe von 100 000 0090 Doll. nicht geschont, sondern zum ersten Mal angegriffen wurde. So haben wir eine Gold entnahme von uns anderen Nationen leicht . und deren finanzielle Stärke erhöht. Die Goldausfuhr überstieg die Goldeinfuhr in dem mit dem 30. Juni 1893 endigenden Finanziahr um mehr als 87 500 000 Doll. Vom 1. Juli 1890 bis zum 15. Juli 1893 hat der Vorrath an gemünztem und ungemünztem Gold in unserem Schatzamt um mehr als 132 000 000 Doll. abgenommen, während der Silbervorrath um 147000000 Doll. gestiegen ist. Wenn nicht Bundesobligationen beständig ausgegeben und ver— kauft werden sollen, um unseren sich erschöpfenden Goldvorrath zu füllen, so ist es klar, daß das jetzige Silberankaufsgesetz die Folge haben wird, Silber statt Gold in unserem Schatzamt anzuhäufen und endlich alle Bundesobligationen in entwerthetem Silber bezahlen zu müssen ... . Unsere eigene Geschäftswelt weiß, daß unsere Regierung, wenn sie allein vorgeht, unserem Gelde keinen inneren Werth zu ver⸗ leihen vermag und rech Geld nicht zu gutem machen kann. Daher kommt ein so geringes Vertrauen im Lande und eine solche Instabilität unserer Courantwerthe, daß das Kapital seine Hilfe zu neuen Unterneh⸗ mungen versagt und Millionen brach und ungenutzt in den Händen ihrer furchtsamen Eigenthümer daliegen. Das Ausland lehnt es ab, ame—⸗ rikanische Sicherheiten zu kaufen und schlägt die, welche es besitzt, los ... Vielleicht wäre es bei unserem beispiellosen Wachsthum und unseren ungeheuren Hilfsmitteln möglich, eine bestimmte Menge Silber leichwerthig mit Gold zu erhalten. Wenn unser Silbervorrath aber . um 50 000 000 Doll. jährlich ohne Ende zunimmt, so kann das

esultat keinem Zweifel unterliegen. Das Volk der Vereinigten Staaten ist berechtigt, ein gesundes und stabiles Courant zu besitzen, welches auf jedem Markt der Welt als solches anerkannt wird. Die Regierung hat kein Recht, das Volk zu schädigen durch Finanzexperimente, die im Gegensatz zu der Politik und e ri anderer gesitteter Staaten stehen. Die Sache steht über der Parteipolitik. Sie berührt jeden Bürger des Landes. Jetzt mag ein Speculant noch eine Ernte aus dem Unglück Anderer erhoffen. Der Kapitalist mag sich schützen, indem er sein Kapital ruhen läßt oder selbst seinen Vortheil aus dem Schwanken der Werthe zieht. Der Lohnarbeiter aber, der am meisten geschädigt wird und zuletzt die Wirkungen der Besserung spürt, ist völlig wehrlos. Er hängt vom Vertrauen des Kapitals ab, wenn er Arbeit haben soll. Er kann nicht vom Unglück Anderer leben, noch seine Arbeit brach liegen lassen. .. . Es ist von der äußersten Wichtigkeit, daß der Congreß, soweit er kann, sofort Abhilfe schafft. Es ist möglich, 6 wir ebenso sehr von befürchteten Uebeln, als wirklich be— stehenden leiden, und es steht zu hoffen, daß weder Kapi— talisten noch Lohnarbeiter sich zu unvernünftiger Panik hin⸗ reißen lassen werden. Dennoch steigert jeder Tag, der Säumniß das Unheil und die Verantwortung der Regierung. Das Volk hat ein Recht, vom Congreß zu verlangen, daß ein Gesetz baldigst aufgehoben werde, das die Feuerprobe dreier Jahre nicht be—⸗ standen hat. Ich wollte ursprünglich den Congreß Anfang September einberufen, um die Zollreform zu beginnen. Während aber die Wichtigkeit dieser Maßregel in nichts geringer wird und in nächster Zukunft die Aufmerksamkeit des e if beanspruchen soll, bin ich zu der Ueberzeu⸗ gung gelangt daß vor allem sofort die Finanzlage des Landes zur Berathung kommen muß. Ich empfehle dringend die Aufhebung der Acte vom 14. Juli 1890 über den Silberankauf und den Erlaß eines neuen Gesetzes, welches die Absicht und die Macht der Regierung über allen Zweifel stellt, ihren Geldverpflichtungen in solchem Gelde zu genügen, das von allen gesitteten Ländern anerkannt wird.

Der Senat vertagte sich, wie, W. T. B.“ aus Washington berichtet, gestern nach einer Sitzung von zehn Minuten auf Antrag der Demokraten, die eine Plenarversammlung ihrer Partei abhalten wollten, um sich über die Silberfrage zu ver⸗ ständigen, und auf Mitantrag derjenigen Anhänger der freien Silberprägung, welche die Versammlung nicht hindern wollten. Die Republikaner, die sich der Ver⸗ tagung widersetzten, wurden in dem Stimmen verhältniß von 1 zu 2 geschlagen. Nach der Vertagung des Senats trat die demokratische Versammlung zusammen und ernannte, ohne einen definitiven Beschluß zu fassen, eine Commission von 6 Senatoren, die einen Entwurf für die zu ergreifenden

. ausarbeiten und für den Fall, daß die Commissions⸗ mitglieder sich hierüber nicht einigen könnten, einen Bericht für eine später zu berufende Versammlung abfassen soll. Die Dehatten zeigten, daß die Anhänger des Silbers sehr zahlreich i und daß sie sich mit allem Nachdruck der bedingungslosen Abschaffung der Sherman⸗Bill wider— . werden. Man . daß sie stark genug . um die bia der Bill zu verhindern, 6. ie nicht ein analoges Gesetz durchbringen können. Eine gemeinsame Ver⸗ ,, der Anhänger des Silbers in dem Reprä— entantenhause beschloß, eine Commission zu ernennen zur Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs über die freie Münz— prägung, , die Fe ge m des Verhältnisses von Gold . Silber dem Beschluß des Repräsentantenhauses vorbehalten ein soll. 21 demokratische Mitglieder des Repräsentanten⸗ auses, die Anhänger des Silbers sind, beschlossen, sich in der

1 der Abschaffung der Sherman⸗Dill zu wider⸗ Hen, alls diese nicht durch ein Gesetz zu Gunsten ber freien tünzprägung ersetzt werde.

Wie das Reuter'sche Bureau“ aus Buenos Aires von gestern erfährt, sind die Anhänger der Partei Mitre's bei Tagesanhruch in La Plata eingerückt. Die Radicalen

blieben außerhalb der Stadt. Der Kriegs-Minister hat die Rebellen und die Provinzialtruppen entwaffnet.

Asien.

Wie der „Times“ aus Singapore gemeldet wird, traf der Deputirte Le Myre de Vilers, der Cochinchina in der Deputirtenkammer vertritt, in Singapore ein und setzte seine Reise nach Bangkok fort, wohin er im besonderen Auftrage der Regierung gesandt ist.

Nr. 32 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 9. August hat folgenden Inhalt: , . . Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volks⸗ rankheiten. ö in deutschen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern einzelner Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Grundwasser⸗ stand und Bodenwärme in Berlin und e,. Juli. Zeit⸗ weilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. Desgl. gegen Gelbfieber. . gegen Pest. Bewegung der Bevölkerung in Fürth 1876ñ90. Mittheilung aus der Statistik des Sanitätswesens in Oesterreich 1889. Infectionskrankheiten in Italien 1892. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich). Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. Desgl. Beförderung von Leichen auf Eisenbahnen. Desgl. Ausstellung von Leichenpässen. (Preußen. Regierungsbezirk Brom⸗ berg). e e sun von Thierärzten. (Aachen). ee n, n, des Fleischverkaufßs. (Sachsen Altenburg). Dienstanweisung für die, Thierärzte. (Schweiz). Errichtung eines Gesundheitsamts. Thierseuchen in Polen und im Gouvernement Livland vom 13. Fe—⸗ bruar bis 13. April 1893. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Regierungsbezirk. Königsberg, Köslin, Oppeln, Liegnitz, Merseburg, Schleswig, Aurich, Königreich Sachsen, Reuß j. L., Elsaß⸗Lothringen, Schweden. Rechtsprechung. (Reichsgericht. , gegen die zur Abwehr der Rinderpest erlassenen Vieheinfuhrverbote. Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgesetz (ver— endete Thiere, kranke Thiere: Tuberkulose.

Statistik und Volkswirthschaft.

Hopfen⸗-A Ausstellung.

Eine allgemeine deutsche Hopfen⸗Ausstellung, mit der eine Aus— stellung von Lehrmitteln und Geräthen für Hopfenbau sowie Dar— stellungen der verschiedenen Culturarten verbunden werden soll, wird für Ende September oder Anfang Oktober in Neutomischel, dem Mittelpunkte des Posener Hopfenbaues, veranstaltet. Unter dem Vorsitze des Landraths Behrnauer hat sich ein aus Hopfen—⸗ bauern, Brauern und Hopfenhändlern bestehender Ausstellungs⸗ Ausschuß gebildet, der nach allen Hopfenbaubezirken Deutschlands Ein— ladungen zur Betheiligung erlassen wird.

Wachsthum der evangelischen Arbeitervereine.

Der Gesammtverband der evangelischen Arbeitervereine Deutsch⸗ lands umfaßt nach der ‚Soc.⸗Corr.“ gegenwärtig 44 411 Mitglieder. Davon entfallen auf den Verband in ,, 24 930, in Mitteldeutschland 5528, in Baden 2127, in der Rheinpfalz 1784, in Württemberg 1728, am Mittelrhein 14490, in Kurhessen 1097 und auf 19 Einzelvereine 5867 Mitglieder. Außerhalb des Gesammt⸗ verbandes bestehen in Rheinland⸗Westfalen noch 49 Vereine mit zusammen 12274 Mitgliedern und im übrigen Deutschland, außer dem Königreich Bayern, noch 42 Vereine mit 6306 Mitgliedern. Bayern b6 Vereine mit ea. 12 000 Mitgliedern.

Zur Arbeiterbewegung.

In seiner gestrigen Sitzung gelangte der internationale Socialistencongreß in Zürich zur Verhandlung der eigentlichen Tagesordnung, deren erster , . die Acht⸗ stundentags⸗Frage bildet. Den Vorsitz führte der englische Delegirte Hodge. Ueber den Verlauf der Sitzung meldet ein Wolff'sches Telegramm:

Nach längerer Debatte wurde ein Antrag der schweizerischen Gruppe über die Einführung des Achtstundentages angenommen. In diesem Antrage wird eine vollständige gewerkschaftliche und politische Organisation auf nationaler und internationaler Grundlage verlangt. Die soeialistischen Vertreter der ver⸗ schiedenen Parlamente sollen sich über ein gemeinsames Vor— gehen zur internationalen Einführung des Achtstundentages durch die Gesetzgebung verständigen. Zu diesem Zweck soll eine internationale Goönferenz der socialistischen Parlamentszabgeordneten einberufen werden. Die Anträge der französischen Delegirten, die Forderung eines Minimallohns und die Abschaffung der Accordarbeit dem Antrage beizufügen, wurden abgelehnt. Sodann wurde zur Be⸗ rathung des Punktes der Tagesordnung, der die Stellungnahme der Socialdemokratie im Kriegsfalle behandelt, übergegangen.

Zu dem Ausstand der Droschkenbesitzer in Freien⸗ walde a. O. (ygl. Nr. 166 u. flgd. d. Bl.), der wegen eines von der Polizeiverwaltung aufgestellten neuen Tarifs erfolgt war und bald sein Ende fand, veröffentlicht die Polizeiverwaltung zu Freienwalde den Bescheid des Regierungs⸗-Präsidenten in Potsdam, der nach der ‚V.⸗Itg.“ lautet: Auf die mündlich vorgebrachte Beschwerde gegen den Bescheid des Königlichen Land⸗ raths vom 10. Juli dieses Jahres erwidere ich Ihnen, daß ich die Beschwerde zurückweise, da die inzwischen erfolgten Verhandlungen die völlige Grundlosigkeit der gegen den neuen Droschkentarif erhobenen Beschwerde und damit auch des ohne innere Berechtigung unternom— menen Ausstandes der dortigen Droschkenbesitzer erwiesen haben.

Hier in Berlin wurde in einer Ver sammlung der Böttcher am , daß die Gewerkschaft der Böttcher, ebenso wie die der Maurer, keine Sammellisten mehr ausgeben soll; man will vielmehr künftig den Unterstützungs bedürftigen aus den Ergeb— nissen der Sammlungen bestimmte Summen zahlen. In einer Versammlung arbeitsloser Lithographen und Steindrucker wurde am Dienstag über den Stand des Ausstandes bei der Firma A. u. C. Kaufmann in Brandenburg berichtet. Die Ver⸗ sammlung nahm eine Entschließung an, in der die An vesenden sich verpflichteten, nicht bei der Firma in Arbeit zu treten,

In Wien fand am Dienstag eine von etwa 1000 Arbeitern der Nahrungs⸗ und Genußmittelindustrie besuchte Versammlung statt. Der Bäckergehilfe Kreuzer beantragte folgende Entschließung: L) Einführung einer zehnstündigen Arbeitszeit für die größeren Betriebe und Schichtenwechsel in der Dauer von acht Stunden; 2) Gewährung einer 24 stündigen Sonntagsruhe, eineßg Ruhetages in der Woche im Gast⸗ und chank⸗ gewerbe; 3) Einschränkung der Lehrlingszüchterei und Verbot des Ein⸗ tritts eines Lehrlings vor dem 16, Lebensjahre, da besonders beim Schankgewerbe der nächtliche Betrieb auf die Sittlichkeit ungünstig einwirke; 4) Ueberwachung der gesundheitsschädlichen Werkstätten und Aufhebung der Wohnung und Kost beim Gewerbe⸗Inhaber. Diese Entschließung wurde lin in angenommen.

Aus Brünn wird dem „Vorwärts“ telegraphisch 6 In der Emailfabrik Brünn ist ein großer Strike aus—⸗ her . 760 Emailarbeiter, darunter 25 Maler, befinden sich im

usstande. Der Ausstand der englischen Bergarbeiter scheint immer noch an Ausdehnung gewinnen zu sollen: Die Bergarbeiter des Glasgower Bezirks beschlossen, wie ein Wolff 'sches Telegramm meldet, zu striken, falls ihnen eine n, n um einen Schilling pro Tag nicht bewilligt würde. Die Besitzer der Kohlengruben wollen eine Lohnerhöhung um einen halben

Schilling geh n g Ferner haben die Kohlenarbeiter von Mon mouth beschlossen, die Arbeit nicht eher wieder aufzu— nehmen, als bis die von den Förderern verlangte . erhöhung von 20 Procent bewilligt ist. Dem n . wird aus Swansea berichtet, daß die

steiger der Gruben in w die Arbeit wieder aufgenommen haben. Mit den Steigern der übrigen. Gruben finden Unterhandlungen statt. In Sheffield sind die Preise der YJorkshire⸗Kohle um 7 Schilling für die Tonne gestiegen. In der Londoner

„Allg. Corr.“ wird die durch den Ausstand geschaffene gegen⸗ wärtige Lage folgendermaßen dargestellt:

In London ist der Preis der Kohlen nicht weiter gestiegen und die Nachfrage gegenwärtig geringer als in anderen Jahren um diese Zeit, da alles . wartet, daß der Preis wieder falle. Viele Eisenfabrikanten der Binnengrafschaften haben an—

ekündigt, daß sie einstweilen ihre Fabriken schließen müssen.

iner der Führer der strikenden Bergleute, der Par⸗ laments . Abgeordnete Woods, erklärte am Dienstag in einer in Pemberton gehaltenen Rede, der Strike werde ohne Ruhe— störungen verlaufen, wenn die Behörden sich nicht auf die Seite der Kapitasisten stellten. Ziemlich unerwartet verlief die Sitzung des Executiv. Ausschusses der Bergleute von Durham. Der Ausschuß verhandelte darüber, was geschehen solle, nachdem die Grubenbesitzer die 150 ige Lohnerhöhung verweigert hatten. Es wurde beschlossen, erst die verschiedenen Arbeiter-Logen darüber abstimmen zu lassen, ob weitere Schritte von dem Verein der Bergleute von Durham oder von dem Nationalen Verband ausgehen sollten. Die Sache kommt darauf hinaus, ob Durham sich vom Nationalen Verband sofort lot. sagen soll oder nicht. Jedenfalls wird dadurch der Ausstand in Dur— ham um Wochen verschoben. In Northumberland wurde am Dienstag ein Fragebogen an jeden Bergmann geschickt mit der einen

rage: Wollen Sie wegen 154 06 iger Lohnerhöhung striken? Ja oder Nein. Die meisten Zechen der Grafschaft Fife besitzen gegenwärtig große Kohlenvorräthe. .

Aus Mons wird der „Köln. Itg.“ geschrieben: Infolge eines Beschlusses des internationalen Bergarbeiter-Verbandes haben sich. die belgischen Vorstandsmitglieder des Verbandes ver— pflichtet, sämmtliche Grubenverwaltungen Belgiens um eine allgemeine Lohnerhöhung von 10ĩè zu ersuchen. Es soll dadurch die Aus— fuhr von Kohlen nach England verhindert werden.

Kunst und Wissenschaft.

Von den zwölf Künstlern, welche, wie s. Zt. mitgetheilt, von dem Magistrat zur Bewerbung um die Standbilder Albrecht's des B ären und Waldemar's des Großen auf der neuen Mühlendamm⸗ Brücke aufgefordert worden sind, haben, wie hiesige Blätter melden, elf angenommen einer, rr, Hundrieser, abgelehnt. Den Con- eurrenten sind Münzen und Siegel sowie Beschreibungen zu ihrer Information bezüglich der beiden Markgrafen vom Märkischen Museum zur Verfügung gestellt worden.

Der Erzguß des von . Calandrelli modellirten Reiter ⸗Standbildes Kaiser Wilhelm's J. für Bromberg, das Anfang September enthüllt werden soll, ist bis zum 15. . M. in der Erz⸗ und Bildgießerei der Actiengesellschaft Schäffer u. Walcker in der Lindenstraße zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt.

In der zweiten Sitzung des Anthropologen ⸗Congresses zu Hannover am Dienstag, hielt, wie schon kurz erwähnt, Pr. Als ber g⸗Cassel einen . über Rechts- und Linkshän— digkeit sowie deren muthmaßliche Ursachen?. Der Vor— tragende führte darin aus, die Rechtshändigkeit sel über die ganze Erde verbreitet und wohl schon so alt wie der Mensch selbst. Die Zeichnungen und Schnitzereien in den alten Rennthier⸗ höhlen bewiesen daß ihre. Verfertiger Rechtshänder waren. Sogar schon die . Werkzeuge deuteten nach Evans auf Rechtshändigkeit ihrer ehemaligen Besitzer. Ueberall gelte die rechte Hand als die geschickte, die ehrenvolle, während die Linke oft geradezu mit verächtlichen Namen benannt werde. Beobachtungen Baldwin's hätten ergeben, daß beim Säugling die Bevorzugung einer Hand nicht bemerklich sei; in der Erregung aber gebrauche vomsiebenten bis achten Monat an schon der Saͤugling die rechte Hand. Auch des Vortragenden 15 Jahre lang fortgesetzte Versuche hätten dies be⸗ stätigt. Unter Erwachsenen gebe es nach Wilson zumeist Rechts⸗ händer, dann 2 bis 40/0 Linkshänder und noch weniger Personen, welche beide Hände in gleicher Weise benutzen. Es sei behauptet worden, die Rechtshändigkeit hänge mit dem Umstande zusammen, daß der Schwerpunkt des Menschen mehr rechts läge, doch sei der Mensch rechtshändig, ehe seine Bewegung Einfluß auf den Schwerpunkt übe. Die Ursache der Bevorzugung der rechten Seite liegt nach Alsberg in der größeren Ausdehnung und dem größeren Gewicht der linken Großhirnhälfte, die das Centrum der Bewegungsnerven der rechten Körperseite ist. Er begründete seine Ansicht durch Anführung vieler Untersuchungen, die in einigen Fällen bestätigt hätten, daß, seiner An= nahme entsprechend, der rechte Großhirnflügel bei Linkshändern der überwiegende sei. Die stärkere Entwickelung des linken Großhirns erkläre sich durch die stärkere Blutzufuhr und den verschiedenartigen Bau der orten in der Nähe des Herzens. An den Vortrag schloß sich eine längere Discussion, in welcher der Geheime Medizinal⸗Rath, Professor k den Ausführungen des Vortragenden gegenüber hervorhob, daß die Bildung der Nervencentren auf die Ausbildung der äußeren Organe und der ganzen Körperhälften von Einfluß sei, während ,, W. Krause⸗Göttingen sich mit den Ansichten Alsberg's einverstanden erklärte. Dr. Mies Heidelberg machte darauf aufmerksam, daß Mortillet aus der von ihm angeb— lich beobachteten größeren Häufigkeit linkshändiger Schaber auf, die Linkshändigkeit der Steinzeitmenschen schließe. Geheimer Medizinal⸗ Rath 52 Breslau führte die Rechtshändigkeit auf die Lage des. Fötus im Uterus zurück. Der Maler Professor A. von Heyden wies auf Adolf Menzel als ein interessantes Beispiel von Linkshändigkeit hin. Der große Künstler sei absolut linkshändig gewesen und 6 sich erst in späterer Zeit mit vielen Mühen an den Gebrauch der rechten Hand beim Malen gewöhnt. Noch jetzt benutze er bei der Ausführung seiner Werke je nach Bequemlichkeit beide Hände. Dr. Alsberg vertheidigte dem Geheimen Rath Waldeyer gegen— über seine Ansicht von der stärkeren Blutzuführung zur linken Härn— hälfte und widersprach der Ansicht Mortillet's von einem Vorherrschen der Linkshändigkeit. Geheimer Medizinal-Rath, Professor Virchow schloß die Erörterung mit der Bemerkung, man habe nicht erst zu beweisen, daß der, Mensch im Durchschnitt rechts⸗ händig ist, sondern dies sei als Ausgangspunkt weiterer Unter⸗ suchungen anzusehen. Im ferneren Verlauf der vorgestrigen Sitzung machte noch Dr. Hialmar Stolpe⸗Stockholm Mittheilungen über Höhlenfunde auf der Insel Stora Carlsö an der Westküste von

othland. In der gestrigen Schlußsitzun i,. Geheimer Medizinal⸗ Rath, Professor Waldeyer über e gt dungen am mensch⸗ lichen Schädel, Geheimer Medizingl⸗ Rath, Professor Virchow über Zwergrassen, Dr. Hjalmar Stolpe⸗Stockholm Über ornamentale Funde auf den Südsee⸗Inseln und Oberlehrer Dr. Meier⸗Hannover über Roggen als Urkorn der Indogermanen. Als Ort der nächstjährigen Versammlung wurde Innsbruck bestimmt. Darauf schloß Geheimer Rath Virchow den Congreß.

Zu dem Einsturz des westlichen Thurmes der im Bau be— griffenen evangelischen Garnisonkirche am Goetheplatz in Han, nover 89 Nr. 176 d. Bl.) macht das „Centralbl. d. Baup. folgende Mittheilungen: Der Thurm hat in seinem Sturze auch ö die Hälfte der Giebelmauer mit der Oeffnung der Rose zwischen den beiden Thürmen mitgenommen, und wenn guch der östliche Thurm in . Bestande erhalten ist, so haben sich doch nach der Katastrophe auch in seinem Mauerwerk mehrfache Risse und Sprünge gezeigt, welche ö durch die furchtbare Erschütte⸗ rung mit veranlaßt sind und auf das genaueste beobachtet werden. Durch eine jetzt angebrachte Verankerung der unteren Thurmgeschosse ist soweit Ruhe eingetreten, daß nunmehr erst eine genauer

Prüfung des Mauerwerks vorgenommen und danach erst entschieden werden kann, eb der östliche Thurm gan oder zum theil wird erhalten bleiben können, oder ob er auch no abgetragen werden muß. Ueber die Ursache der plötzlichen Katastrophe, 9 lücklicherweise Schiff und Vierungskuppel nicht berührt hat, sassen sich zur Zeit nur Vermuthungen aufstellen, die sich der Oeffent⸗ lichkeit noch entziehen müssen. Erst nach der nahe bevorstehenden Bildung eines Schiedsgerichts und sorgfältiger Abräumung der Schutt masse, . nach Aufgrabung und ,, ,. des Fundaments wird es hoffentlich gelingen, die wirkliche Ursache des Zusammenbruchs klar⸗ zulegen, bezw. festzustellen, ob nach theilweiser Abtragung des oberen Theils des Mauerwerks des östlichen Thurms, dessen Mauerung mit der des westlichen Thurms stets in gleicher Höhe ge— halten. wurde, sich zur genauen Beurtheilung es n⸗ glücksfalls diensame anderweitige Merkmale noch vorsinden. Der Bau der Garnisonkirche, ein auf 1250 Plätze berechneter romanischer Basilikenbau mit Doppelthurmanlage und Vierungskuppel, ist nach den Plänen und unter der Oberleitung des besonders im Kirchenbau rühmlichst bekannten Architekten Ch. Hehl in Hannover im Frühjahr 1891 begonnen und war zur Zeit der Katastrophe (am (25. Juli) soweit gefördert, daß auf Schiff, Kuppel und Chor die eiserne Dachconstruction zum Eindecken fast fertig, beide Thürme im Mauerwerk bis zum letzten Stockwerk gediehen waren und im Sep⸗— tember d. J. mit eiserner Helmeonstruction und Kupferbedachung ver sehen werden sollten. Das Baumaterial der Thürme besteht im Kern aus bossirten lagerhaften Sandsteinguadern aus dem Deistergebirge in Kalkmörtel, die Verblendung aus lagerhaften, festen Kalkbruchsteinen aus den Emmerkebrüchen bei Hildesheim; die Mauern des Schiffs und Chors haben außen denselben Kalkbruchstein und innen Backstein⸗ kern. Die Fundamente reichen bis auf den Kiesboden, sind durch⸗ schnittlich reichlich 7 m tief und bestehen aus einer Betonsohle von reichlich 1,50 m Stärke, worauf lagerhaftes Sandbruchstein⸗Mauerwerk in verlängertem Cementmörtel folgt.

In Hildesheim trat am 5. d. M. die Commission für Errichtung des Bischof⸗Bernward Denkmals zusammen, um die Platzfrage zu erledigen. Auch der Schöpfer des Denkmals, Bild⸗ hauer Professor Hartzer sowie die Geheimen Räthe Dr. Jordan und Ende aus Berlin waren dazu erschienen. Es war ein der Größe des Denkmals entsprechendes Modell angefertigt worden, das an verschiedenen Punkten probeweise aufgestellt wurde. Wie der „Hann. Cour. vernimmt, hat die Commission in ihrer Sitzung, welche Abends in der bischöflichen Wohnung stattfand, sich einstimmig dafür ent⸗ schieden, das Denkmal auf der westlichen Seite des Domplatzes, ziemlich in der Mitte des dort vorhandenen Rasenbeetes, aufzustellen. Das Denkmal ist bereits seit einiger Zeit fertig und die Aufstellung soll noch in diesem . erfolgen. Die in der Mitte des Dem— platzes stehende berühmte Bernward-⸗Säule wird im Dom Auf— stellung finden, und zwar an der westlichen Seite des Mittelschiffes in einiger Entfernung von den Metallthüren, welche vom Bischof Bernward herrühren.

Der prächtige Teppich aus der Moschee zu Ardebil in Persien ist für das South Kensington⸗Museum in London an— gekauft worden und jetzt dort ausgestellt. Dieser Teppich wird für das schönste Exemplar in seiner Art in Europa gehalten. Er ist 34 Fuß 6 Zoll lang und 17 Fuß 6 Zoll breit und trägt eine In⸗ schrift, die in deutscher Uebersetzung wie folgt lautet: Ich habe keine andere Zufluchtsstelle als Deine Schwelle. Mein Haupt kennt keinen anderen ö als Deine Halle. Die Arbeit des Selaven des heiligen Ortes: Maksoud von Kashan im Jahre 942“ ö D. 1535). Der Teppich ist, wie die Londoner „Allg. Corr.“ zervorhebt, besonders für die Geschichte der persischen Teppichfabrikation werthvoll. Eine ausführliche Beschreibung findet sich in dem soeben veröffentlichten Buche „Der heilige Teppich der Moschee zu Ardebil“ von Eduard Stebbing.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteergebnisse in Bulgarien.

Die Ernte von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Halbfrucht, Spelz und Heu ist nunmehr in Bulgarien beendigt und hat folgende Resultate ergeben:

Weizen eine gute Mittelernte, Roggen eine schwache Mittelernte, ,, eine schwache Mittelernte, Herste eine sehr gute Ernte,

Vafer eine sehr gute Ernte,

Spelz eine gute Mittelernte,

Heu eine gute Mittelernte.

Das schwache Ergebniß in Roggen haben die häufigen Spät— herbstfröste verursacht, unter deren Einfluß an vielen Orten der Anbausamen zu Grunde gegangen ist, sodaß im Frühjahr große Territorien umgeackert und mit Mais bebaut werden mußten.

Die Qualität der genannten Getreidearten kann im allgemeinen als eine vorzügliche bezeichnet werden und übertrifft die des vor— jährigen Getreides wesentlich.

Mais und Hirse versprechen sowohl quantitativ als qualitativ eine vorzügliche Ernte, trotzdem in manchen Gegenden mehr Regen erwünscht . würde.

Ernteergebnisse in Chile.

Nachrichten aus Concepcion zufolge ist die diesjährige Weizen⸗ ernte im Süden Chiles im allgemeinen recht befriedigend ausgefallen und als über eine gute Mittelernte hinausgehend zu bezeichnen. Die aus der Ernte 1893 voraussichtlich im ganzen zur Ausfuhr gelangende Quantität Weizen wird auf 175 750 t geschätzt.

Auf der nächstjährigen Wanderausstellung der Deutschen , zu Berlin, die Anfang Juni stattfindet, wird wieder eine besondere Abtheilung für Dauer⸗ waaren für Ausfuhr und Schiffsbedarf eingerichtet werden. Die Gesellschaft hat dabei im Sinn, die Herstellung dieser Dauerwgaren durch die Oeffentlichkeit controliren zu lassen und die Ausfuhr dieser in der neueren Zeit in Deutschland mit Erfolg vorgenommenen Veredelung der landwirthschaftlichen Erzeugnisse zu befördern. Bereits im Jahre 1891 wurde auf der Ausstellung zu Bremen eine derartige Abtheilung, eingerichtet; sie war von 82 Ausstellern mit 179 Nummern beschickt. Auf der vorjährigen Ausstellung zu Königsberg war diese Abtheilung sehr viel geringer beschickt, in diesem Jahre hat die Gesellschaft von neuem einen Wettbewerb aus—⸗ ,, Die Prüfung findet in der Weise statt, daß alle zum

ettbewerb angemeldeten Dauerwaaren eine Reise nach Australien und zurück zu bestehen haben, die bereits im Dezember d. J. ange⸗ treten wird; die Schinken der diesjährigen Wintergewinnung werden erst am 15. Februar n. J. zur Einsendung gebracht, da sie eher nicht fertiggestellt werden können; sie machen dann eine kleinere Seereise nach dem La Plata. Nach Rückkunft der Wagren werden 6e in Berlin geprüft, nach Bedarf analysirt und mit den im Dezember in Berlin eingelieferten Dauerwaaren verglichen. Es handelt sich hierbei besonders um Molkereiwaaren, . Butter, Käse und Fleisch⸗ waaren in jeder , um Fischwaaren, Obst, Gemüse, . Stärkemehl, Zucker, Honig u. s. w., Mehr und Backwaaren, sowie Trauben- und Obstwelne und endlich Bier, alles in Form und Ver— packung, wie diese Dauerwaaren auf den Schiffen und im über—⸗ seeischen Verkehr gebraucht werden. Der Anmeldetermin für diese Gegenstände ist der 1. Dezember 1893. Alle Papiere sind zu beziehen durch die , ,. telle der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesell⸗ schaft, Berlin 8W., Zimmerstr. 8.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungè⸗ Maßregeln.

Türkei. , ,. auß den Küstengebieten von Algier und Tunis unterliegen einer ärztlichen , . in einem Hafen mit Sanitãttzarzt.

Cholera. rankreich. In Nantes sind nach den „Mitth. d. Kais. Ges. Amts“ in der Zeit vom 13. bis 27. Juli 44 Cholera⸗-Erkrankungen, darunter 39 mit tödtlichem Ausgang, amtlich , . worden. Die Krankheitsfälle sollen sich . über die Stadt vertheilen und nur in der Gegend der Loire⸗Arme gehäufter auftreten. Auch aus der Vendée (Sables d' Olonne und Umgebung) sind nach einer Mittheilung vom 28. Juli Cholerafälle gemeldet worden. In Marseille fi in der Zeit vom 18. bis 24. Juli nachstehend tage— weis aufgeführte choleraverdächtige Sterbefälle bekannt geworden: 6, 4, 3, 2, 6, 5, 6, insgesammt 33. Cette und Alais gelten als cholerafrei. Dagegen sollen im Departement der Pyrénses orientales einzelne Fälle vorkommen. ; . Die Cholera ist nunmehr auch in Polen, und zwar in Bial ystok, Gouvernement Grodneé, ausgebrochen. Nach einer Mittheilung vom 30. Juli waren bis dahin 26 Erkrankungen daselbst amtlich festgestellt. In nachstebenden sämmtlich zusammenliegenden Kreisen des Gouvernements Pod olien kamen in der Zeit vom 25. Juni bis 1. Juli bezw. 7. bis 8. Juli bezw. 9. bis 15. Juli folgende Erkrankungen (und Todesfälle) zur Kenntniß: Kamenetz 50 11) 91 (22) 67 (14), Winniza 8 (3) 23 (7 46 fi Brazlaw 185 (57 241 (51) 339 (119), Uschiza 5 (2) 0 6 Gaißin 55 (14) 144 (42) 68 (18), Olgopol 6 (3) 0 32 (1), Litia. . 5 (3). In der Woche bis zum 21. Juli, sind ferner nachstehend aufgeführte Cholera⸗ und, choleraverdächtige Erkrankungen und Sto ik. amtlich an⸗ iet worden: Gouvernement (bezw. Stadt): Podolien vom 2.7. is 8.7. erkrankt 499, gestorben 122, Bessarabien vom 2.7. bis 8. 7. 62 bezw. 34, Kiew vom 9. 7. bis 15./7.: 18 bezw. 12, Cherson vom X.7. bis 15. J.: 22 bezw. 11, Kursk vom 2. 7. bis 8./7.: 2 bezw. 1, Woronesch vom 2.7. bis 8. s7.. 2 bezw. 1, Tschernigow vom 18. 7. und . 2 bezw. —, Orel (Stadt) vom 9.7. bis 15. /7.: 79 bezw. 37, Orel (Gouv.) vom g. 7. bis I5.s7.: 69 bezw. 15, Tula vom 9. . bis 15. 7.: 33 bezw. 9, Moskau (Stadt) vom 11.7. bis 14./7.: 31 bezw. 14, Moskau (Gouv.) vom 19./7.: 1 bejw. 1, Wladimir vom 9.7. bis 15.7. 1 bezw. l, Saratow vom 2. 7. bis 8./7.: 11 bezw. 1, Wiatka vom 9. /7. bis 15. /7.: 3 bezw. 4, Tobolsk vom 18. /6.: 6 bezw. —, Tobolsk vom 2/7. bis 8./7.: 1 bejw. —, Tomsk vom 17./7.: 2 bezw. 2; choleraverdächtige Fälle: Rjäsan vom 10.7. bis 13/7: erkr. 2, Tambow vom 26.6. bis 1.s7. erkr. 3, Kasan vom 2. M7. bis 8. /7.: , , ge . amara vom 2. S7. bis 8./7.: erkr. 6, Orenburg (Stadt) 9.57. bis 15. 7.: erkr. 2, Kubangebiet am 9. s7.: erkr. 1, gest. l, Kutais vom 2.7. bis 8. 7.: erkr. 1. Außerdem sind in der Stadt Moskau in den Tagen vom 17. bis 23. Juli 12, 16, 19, 14, 6, 16 und 9 Personen an der Cholera neu erkrankt und O. 4, 6, 2, 0, 6 und 5 von den Erkrankten gestorben. Im Kreise Berdytschew des Gouvernements Kiew sind seit dem 15. Juli weitere 22 Erkrankungen mit 5 Todesfällen zur Anzeige gelangt. Nach einer Mittheilung vom 29. Juli ist die Cholera auch in der Stadt Kiew amtlich festgestellt worden. In der Zeit vom 23. bis 26. Juli kamen daselbst 3 Erkrankungen und 1 Todesfall vor, während unter den einige Kilometer vor der Stadt lagernden Truppen der 33. Division in der Zeit vom 22. bis 26. Juli 4 Er—⸗ krankungen und 1 Todesfall beobachtet wurden.

St. Petersburg, 9. August. In der Zeit vom 27. Juni bis 17. Juli sind nach neueren amtlichen Berichten Cholera⸗ Erkrankungen mit epidemischem Charakter vorgekommen in den Kreisen Chotin (Gouvernement Bessarabienz, Berditschew, Lipowezt und Taratscha (Gouvernement Kiew), Stadt Kiew, Fatessß (Gouvernement Kurs), Stadt Moskau, Bolchow, Vt end und Kromsk (Gouvernement Orel), Stadt Orel, in allen Kreisen des Gouvernements Podolien, vornehmlich in den Kreisen Brazlaw, Haissin und Podolsk, im Kreise Nowoszilsk (Gouvernement Tula), Stadt Tula, in den Kreisen Ananjew und Tiraspol (Gouverne⸗ ment Cherson), in der Stadt Bielostok, in den Gebieten von Kuban und der Donkosaken, namentlich in Rostow und dem Donbezirk. In den Gouvernements Wladimir, Wolhynien, Woronesh, Wiatka, Jekateri⸗ noslaw, Kaluga, Kurtk, Moskau, Mohilew, Nishny, Perm, Twer, Tula, Tobolsk und Tomsk kamen nur vereinzelte Fälle unter Aus—⸗ wanderern und Arrestanten vor, während die angesessene Bevölkerung unberührt blieb. Ebenso traten nur einzelne verdächtige Fälle auf in den Gouvernements Kasan, Rjäsan, Ssamara, Ssaratow, Ssimbirsk, Pensa, Baku, Orenburg, Tambow, Stawropol, Ufa, Astrachan, Tschernigow und St. Petersburg. In den übrigen Theilen Rußlands kamen Cholera oder cholergartige Erkrankungen nicht vor. Wie den Blättern aus Nishny⸗ Nowgorod vom 8. d. M. telegraphisch gemeldet wird, it der Besuch der Messe von Seiten der Kaufleute fortgesetzt ehr rege.

Bukarest, 9. August. Seit gestern sind in Braila 8 neue Erkrankungen an Cholera und 2 Todesfälle, in Sulina 14 neue Erkrankungen und 7 Todesfälle vorgekommen. Aus Cernavoda, Tultscha und Galatz ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, kein neuer Cholera⸗ fall gemeldet.

Asiatische Türkei. Nach einem Telegramm vom 2. August verbreitet sich die Cholera in Smyrna langsam weiter.

Arabien. In Mekka wurden in der Zeit vom 14. bis 19. Juli 26, 21, 20, 15, 11 und 5, in Djed da vom 14. bis 18. Juli 21, 8. 21, 22 und 12 Todesfälle an asiatischer Cholera festgestellt. Laut Telegramm vom 26. Juli ist die Seuche auch unter den Pilgern in Medina ausgebrochen.

Persien. 8 der Provinz Mazenderan starben vom 7. bis 17. Juli in den Bezirken von Kod jour 50, Amol 75, Lahidjan 60 und Firuzkuh 40, insgesammt 229 , an der Cholera.

Influenza.

Italien. Im Mai wurden nach der „Gazzetta uffieiale' 3552 Influenza⸗Erkrankungen angezeigt, davon 78 in der Lombardei, 27 in Venetien, 90 in Emilia, 175 in Toscana, 205 in den Marken, 206 in Umbrien, 3667 in Latium (225 in Grottaferrata), 20 in den Abruzzen und Molise, 687 in Campanien (sämmtlich in Gaeta), 1696 in Apulien, 3 in Basilicata und 8 in Sardinien.

Gelbfieber.

Brasilien. Nach dem „Boletim-GQuinzenal de Estatistica demographo-sanitaria!“ sind in Rio de Janeiro in der Zeit vom 16. bis 31. Mai 86 ,, festgestellt worden.

uhr.

Rußland. Nach einer Mittheilung vom 26. Juli nimmt in Charkow, wie die dortige Gouvernementszeitung meldet, die . namentlich unter der Arbeiterbevölkerung, in bemerkentwerther

eise zu.

Der e , in Berlin war während der Woche vom 23. bis 29. Juli ein der Vorwoche ähnlicher und die Sterblichkeit eine nur wenig gegen die Vorwoche verminderte 89 je 1000 Ein⸗ wohnern starben 7 gegen 27,6 der Vorwoche). Infolge der etwas kühleren Witterung lamen acute Darm kran khesten etwas seltener zum Vorschein und führten in 316 Fällen (gegen 322 der Vorwoche) zum Tode. Die meisten Opfer lieferten auch in dieser Woche die Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt, Moabit und vor allen der Wedding, während in der Dorotheenstadt, der Friedrichstadt und der Tempelhofer Vorstadt nur wenige Todesfälle vor⸗ kamen. Die Betheiligung des Säuglingsalterß an der Sterb⸗ lichkeit war eine nur wenig verminderte; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 143 Säuglinge. Dagegen traten acute Entzündungen der Athmungsorgane seltener zu Tage und endeten auch etwas seltener mit dem Tode. Erkran kungen an Grippe kamen nur wenige zur Beobachtung; aus der der Berichtswoche vorangegangenen Woche wurde nur noch 1 Todegfall an Grippe gemeldet. Von den , , . wurden Erkran⸗ kungen an Masern, Scharlach und D , seltener zur Anzeige gebracht, von denen Masern sich in der Tempelhofer Vorstadt, der jenseitigen Luisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt, das Scharlachfieber in der Rosenthaler Vorstadt und Erkrankungen an Diphtherie auf dem Wedding am häufigsten i k an Unterleibstyphus blieben Leclen, an Kindbettfieber wurden 7 Erkrankungen gemeldet. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen noch

häufig zur ärztlichen Beobachtung. Erkrankungen an Keuchhusten wurden wieder häufiger, auch die Zahl der durch . bedingten Sterbe⸗ fälle war wieder eine gesteigerte. Rheumatische Beschwerden aller Art eiten im Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Veränderung in hrem Vorkommen.

Handel und Gewerbe.

Antwerpener Getreidehandel.«

Die Porräthe an Getreide betrugen Ende Juli in Antwerpen nach 4 Schätzungen in:

,, 1 Mill. Kilogramm ö . kJ . 2 = 2 ö a o ;

Der Import nach Antwerpen auf dem Muß. und Seewege stellte sich in dem Jeitrgum von Ende Juni bis Ende Juli in

Roggen auf Fi Mill. Kilogramm aus Canada,

Weizen auf 1443 Mill. Kilogramm, davon aus Argentinien., . Hi Mill. Kilogramm Vereinigte Staaten von Amerika 32 Rumänien. . . Brasilien . Egypten.

Rußland. Ostindien Bulgarien. . panien 8 l,

Gerste auf 175 Mill. Kilogramm, davon aus Rußland i k J , k , ,, 2

Hafer, Mais und Buchweizen auf 366 Mill. Kilogramm (darunter etwa 1995 Mill. Kilogramm Mais), davon aus

Rußland ö 106 Mill. Kilogramm wann,, ö

Vereinigte Staaten von Amerika 71 rn, Spanien

Canada

Griechenland.

Schweden.

,,

Frankreich.

Portugal

Deutschland J

Kartoffeln 97 000 kg fast ausschließlich aus Holland. Exportirt wurden von Antwerpen auf dem Fluß⸗ und Seewege in demselben Zeitraum:

,, 1 Mill. Kilogramm, davon nach

k Mio Mill. Kilogramm Deutschland w h

Weizen 354 Mill. Kilogramm, davon nach Deutschland .. . 314 Mill. Kilogramm , 3 k ö

Gerste 171 Mill. Kilogramm, davon nach Deutschland —ö Mio Mill. Kilogramm Holland ] 3 /

England / . 10

Hafer, Mais und Buchweizen 124 Mill. Kilogramm, davon nach

Deutschland 9 Mill. Kilogramm K s

Kartoffeln 50 000 kg, davon nach Vereinigte Staaten von Amerika 36 000 kg gn,

Anmerkung. In obigen Angaben für den Im- und Export sind die auf der Eisenbahn beförderten Getreidemengen nicht ein⸗ begriffen, wobei zu bemerken ist, daß letztere, insbesondere für den Export, nicht unbeträchtlich sind.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 10 528, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 9. August das Grundstück Marienburgerstraße 35, dem Maler Paul Ortlöpp gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8, 27 a; n, 13 5600 Se; für das Meistgebot von 200 000 wurde die Frau Dr. Emmy Löwenfeld zu Berlin Ersteherin.

= Die „Rhein. Westf. Ztg.‘ berichtet vom rheinisch⸗west fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Es scheint, als ob in der letzten Woche die Nachfrage auf dem rheinisch⸗westfälischen Eisen⸗ markt sich etwas belebt hätte. Wenn auch noch keine belangreichen Aufträge erfolgt sind, so haben doch die kleineren an Zahl zugenommen. Man neigt zu der Ansicht, daß die stärkere Nachfrage mit dem Ausstand der englischen Kohlenarbeiter in ursächlichem Zusammen⸗ hange steht. In, Eisenerzen war das 2 in der letzten Woche ähnlich wie in den Vorwochen, nur 36 Im Siegerlande haben die kleineren Gruben den etrieb als unlohnend eingestellt und auch die größeren Gruben arbeiten ohne Nußen und mit nur geringem Absatze. duxemburg, Lothringer Minette ist in der letzten loch in Preis⸗ und Absatzverhältnissen unverändert geblieben. In y, rzen war etwas lebhafterer Absatz, der aber zu einer Preiserhöhung nicht 3 hat. Auf dem Roh⸗ eisenmarkt war in der letzten Woche etwas mehr Leben. Die Lagervorräthe bleiben aber im günstigsten Falle gleich; im Siegerlande ist im Roheisengeschäft noch wenig Leben zu spüren. Die Preise be—⸗ halten ihre weichende Tendenz, da vor der 6 1 jedes Ver⸗ trauen fehlt. Die Ausfuhr von Spiegeleisen läßt gleichfalls zur Zeit noch sehr zu wünschen übrig. Aufträge von Roheisen sind vereinzelt bis ultimo September reichend bekannt geworden. Auf dem Walz⸗ eisenmarkt ist hier und da gleichfalls etwas größerer Andrang von Käufern gewesen. Eine Belebung der Nachfrage nach Stabeisen ist in der letzten Woche unverkennbar; selbst vom Auslande her liefen mehr Anfragen ein. Einzelne Werke sehen ihren Betrieb bis auf ungefähr sechs bis acht Wochen gesichert. Namentlich hat die letzte ö,. nach der Ansicht der Industriellen den Werken mehr

ufträge und Specifieationen zugeführt. Ueber Träger ist 9 Neues zu berichten, und auch das Bandeiseng eff hat 1. m allgemeinen in e. bisherigen Rahmen gehalten. Die *

gung der Grobblechwalzwerke . noch immer un 2

a n 2 . .

einige erfreuen sich einer lebhaften Nachfrage. Auch die Beschäftigung der Feinblechwalzwerke ist . Im Siegerlande gehen nur wenig Aufträge ein, während im Rhein- und Ruhrdistriet . leid⸗ licher Absatz vorhanden war. Die 2 waren allerorts rückt. Walzdraht erfreut sich in letzter Zeit wieder einer etwas besseren

Nachfrage. Die Übrigen Drahterzeugnisse sind unverändert. A ö rig 1 si

für die Eisengießereien und nenfabriken läßt sich nur das im letzten Bericht Gesagte wiederholen. Den Bahn wagen anstal ten, ist durch die letzten nicht unbedeutenden Ausschreibungen neue Beschäftigung für die nächste Zeit zugeflossen.