Der commandirende Admiral, Admiral Freiherr von der Goltz inspicirte heute in See die gestern formirte große nn wette die am Freitag nach Wilhelmshaven gehen wird.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von
. und der commandirende General des 1X. Armee⸗ orps, General der Cavallerie Graf von Wal der⸗ see haben sich heute früh von Schwerin zur In⸗ spection des 18. Dragoner Regiments nach Parchim begeben und werden am Nachmittag nach Ratzeburg ö wo morgen die Besichtigung des 9. Jäger⸗Bataillons statt⸗ . Die Rückkehr nach Schwerin erfolgt am Mittwoch achmittag. Am Donnerstag . die Enthüllung des Denkmals des Großherzogs Friedrich Franz II. statt, der Seine Königliche Hoheit beiwohnen wird.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Das heute über das Befinden Seiner Hoheit des Herzogs ausgegebene Bulletin lautet: „Der Herzog ist dauernd bewußtlos, die Kräfte nehmen sichtlich ab. Florschütz. Schwerdt.“
Groꝛbritannien und Irland.
Die Königin beabsichtigt, der „Allg. Corresp.“ zufolge, Montag, den 28. d. M., von Osborne nach Balmoral überzusiedeln. .
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte, wie W. T. B.“ berichtet, der Präsident der Localverwaltung Fowler, daß die wissenschaftlichen Rathgeber eine Quarantäne egen die Cholera . wünschenswerth hielten. Der
anzler des Schatzamts Sir W. Harcourt erwiderte auf eine Anfrage, die Regierung finde in den bestehenden Zuständen oder in den jüngsten Vorgängen in Ostindien nichts, um von dem Beschluß, die einfache Währung in England beizubehalten, abzu⸗ gehen. Der Parlaments⸗Secretär des Auswärtigen Sir E. Grey erklärte, daß das englische Kanonenboot „Linnet“ sich noch in Bangkok befinde. Nach einer weiteren Erklärung desselben habe die Regierung darüber keine Information, daß eine Veränderung im Frachtverkehr zwischen Frankreich und Algier am 1. Oktober 1893 eintreten solle, jedoch sei 1889 ein Gesetz angenommen worden, das den Verkehr auf Schiffe unter fran⸗ zösischer Flagge beschränke, und die französische Re— gierung habe sich dahin geäußert, daß sie Verträge kündigen müsse, welche die Anwendung dieses . verhinderten. Die britische Regierung habe lieber in die Modificirung einer Clausel im Vertrage von 1882 gewilligt, als daß sie den ganzen Vertrag aufgehoben hätte. Nur zwei Procent des Handels mit Algerien komme auf britische, dagegen 93 Procent desselben auf französische Rechnung. Im weiteren Ver— lauf der Sitzung theilte Sir E. Grey mit, daß ein zweites Gefecht mit den Häuptlingen in Witu statt— gefunden habe, wobei jedoch nur unerhebliche Verluste zu ver— ö gewesen seien. Der Staatssecretär des Innern squith erklärte auf eine Anfrage, daß auf Verlangen der Localbehörden von Wales dorthin Truppen zum Schutze von Personen und Eigenthum sowie zur Verhinderung von Ruhestörungen gegangen seien. Sie würden zurückgezogen werden, sobald ihre Anwesenheit nicht mehr nothwendig 99 Hierauf begründete der Premier⸗Minister Gladstone in einer 10 Minuten dauernden Rede! seine Resolution, wonach der Schluß der Berathung des Berichts über die Homerule— Bill am nächsten Freitag erfolgen solle. Der Premier⸗ Minister führte aus, die n hon werde selbst zuge⸗ stehen, daß der Antrag eine nothwendige Folge der früheren, aus Anlaß der Ausschußberathung ange— nommenen Resolution sei. Vierundsiebzig Tage seien bereits auf die Berathung der Homerule⸗Bill verwendet. Dies sei eine doppelt so lange Zeit, als je auf die Berathung irgend einer wichtigen Maßregel verwendet worden sei. Der An trag sei . im Interesse des Staats nothwendig. Er hege die Zuversicht, daß das günstige Urtheil der Nation, das diese über die feierlichste der verfassungs⸗ mäßigen Verpflichtungen des Ministeriums gefällt habe, durch das, was ö ben ereignet habe, noch ecm, und auch auf das jetzige Verfahren ausgedehnt werden werde. Der Antrag sei ahsolut nothwendig für die Behauptung der Freiheit und Wirksamkeit der parlamentarischen Discussion. Darauf er— riff Chamberlain das Wort, um seinen dahin gehenden Antrag zu begründen, daß unter Wegfall des Satzes be⸗ züglich der Auflösung des Parlaments erklärt werde: das Haus lehne die . der Resolution ab, durch welche die ebatte über eine Maßregel von der höchsten nationalen Wichtigkeit beschränkt werde, deren größerer . bereits durch die Einzelberathung ohne jedwede Debatte hindurchgezwängt worden sei. Als Vertheidigung für die Gladstone'sche Resolution werde, sagte Chamberlain, die Nothwendigkeit angeführt; die Noth⸗ wendigkeit habe Pitt der Aeltere als das Argument der Tyrannen und das Bekenntniß der Sklaven bezeichnet. Die Nothwendigkeit entstehe lediglich aus der Thatsache, daß die Regierung sich auf Homerule allein nicht stützen könne, weil kein Enthusiasmus dafür vorhanden sei, sodaß bei einem auf Grund dieser Vorlage allein an das Land gerichteten Appell die Regierung mit überwältigender Mehrheit geschlagen wer⸗ den würde. Das Amendement Chamberlain's wurde schließlich mit 200 gegen 162 Stimmen verworfen und der Antrag Gladstone's ohne weitere Abstimmung angenommen.
Frankreich.
Die Repu blikaner haben bei den vorgestrigen legis— lativen Wahlen einen großen Sieg davongetragen. Wie W. T. B.“ meldet, stellte sich gestern Mittag nach officiell en Angaben das Resultat wie folgt: Gewählt sind 312 Republikaner, 30 socialistische Radicale bezw. Socialisten, 13 Ralliirte und 56 Conservative; 165 Stichwahlen sind er⸗ forderlich. Die Republikaner haben 63 Mandate ge— wonnen. In den meisten Wahlkreisen, wo Stichwahlen nöthig sind, liegen die Verhältnisse für die Republikaner günstig. In den Pariser politischen Kreisen werden als Ergebniß des ersten ,, . besonders hervorgehoben der Wahlausfall bei den Ralliirten und den Socialisten sowie die Bildung der Regierungsmajorität. Man glaubte, daß eine beträcht⸗ liche Anzahl von Ralliirten und Socialisten gewählt werden würde; i dessen sind nur 13 Ralliirte und 9 reine Socialisten gewählt. Die Erlangung einer um etwa 65 Stimmen ge⸗ wachsenen Regierungsmajorität wird als ein großer Erfolg im
Sinh auf die Zukunft sowie die Stellung des Minister⸗ räsidenten Dupuy betrachtet. Die republikanischen Journale erklären, die Wahlen hätten bie Abneigung des Landes gegen die nicht constitutionellen Parteien gezeigt. Die Regierungs⸗ majorität sei stärker als jemals. Der „Temps“ sagt, das Land habe mit . dargethan, daß es zwei Dinge mitgleicher Energie verlange, erstens: eine kräftige und aufrichtige republi⸗ kanische Regierung, und zweitens: eine rationelle, gemäßigt fortschreitende ö Die gemäßigten Organe weisen auf den relativen Erfolg der revolutionären Socialisten hin. Die radicalen Journale constatiren den Fortschritt der en t en Ideen; man müsse von nun an ernstlich mit der socialistischen Gruppe rechnen. Die conservativen Journale erkennen ihre Niederlage an, aber sie zweifeln, ob die neue Mehrheit sich von der bisherigen ,, werde.
Die Session der Generalräthe ist gestern eröffnet worden. Fast alle früheren Bureaux wurden wiedergewählt. Besondere Zwischenfälle sind nicht vorgekommen. Generalräthe haben sich wegen der bevorstehenden Stichwahlen auf vierzehn Tage vertagt.
Zu den Verhandlungen mit der ita lienischen Regierung über die Vorgänge in Aigues-Mortes ver— breitet die „Agence Havas“ folgende Mittheilung: Der italienische . Reßman hatte eine Unter— redung mit dem Minister-Präsidenten Dupuy, worin er von der in Italien infolge der Vorgänge in Aigues⸗Mortes und der . des Maires von Aigues⸗Mortes entstandenen Erregung Mittheilung machte. Der Botschafter gab officiell seinem Bedauern über die De⸗ monstrationen in Rom und Messina Ausdruck und kündigte eine Untersuchung der Vorfälle, die Enthebung des Präfecten von Rom von seinem Amt, sowie eine Genugthuung in der üblichen Form wegen Beschimpfung des französischen Konsulats in Messina an. Der Minister-Präsident Dupuy gab seinerseits dem Bedauern der französischen Regierung über die Vorfälle in Aigues-Mortes Ausdruck, betonte, daß die Sicherheit der italienischen Arbeiter gewährleistet sei, und versicherte, daß die⸗ selben Hilfe und Unterstützung erhalten hätten. Dupuy fügte hinzu, die eingeleitete Untersuchung habe bereits den Beweis erbracht, daß die Italiener die Angreifer gewesen seien. Was das Verhalten des Maires von Aigues-Mortes anlange, so habe dieser sich durch den Erlaß der Proclamation eine ziemlich schwere Verantwortlichkeit aufgebürdet. Der Maire werde seines Amts enthoben werden.
Der „Temps“ veröffentlicht eine Note, welche besagt, die Untersuchung über die Vorgänge in Aigues⸗Mortes werde mit großem Eifer betrieben. Der Präfect des Departements Gard und der Maire von Aigues-Mortes würden, dem Rufe des Präsidenten des Ministerraths folgend, heute in Paris eintreffen, da die Wahlen ein früheres Eintreffen derselben verhindert hätten. Die der Hospitalverwaltung in Marseille zugeschriebenen Hand— lungen entsprächen in keiner Weise der Wirklichkeit. Die italienischen Arbeiter hätten in weitestem Umfange Hilfe er— halten; die Gerüchte, wonach sie erneuten Gefahren aus— gesetzt gewesen wären, seien unbegründet. Unter solchen Um⸗ ständen könne man der Hoffnung Raum geben, daß die in Italien entstandene Erregung sich legen werde, wenn man sich daselbst darüber klar werden würde, daß die Vorgänge in Aigues⸗ Mortes einen rein localen Charakter hätten und daß bei einem guten Willen der beiden Regierungen der Zwischenfall in einer für beide Nationen befriedigenden Weise leicht bei⸗ gelegt werden könne.
Rusßzland.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg ist die Grundsteinlegung des Libauer Hafens auf den 24. d. M. verlegt worden. Am Abend des näm⸗ lichen Tages wird die Kaiserliche Familie von Libau nach Kopenhagen abreisen.
Im Hinblick auf die Gefahr, daß durch das Stocken der Ausfuhr des Getreides das bereits sich fühlbar machende Sinken der Preise in ein rascheres Tempo gerathen könne, hat das russische Finanz-Ministerium eine Conferenz zu⸗ sammenberufen, um über weitergehende Maßregeln zur Aufrecht⸗ erhaltung der Getreidepreise und zur Erleichterung der Lage der Landwirthschaft zu berathen. Die erste Sitzung dieser Conferenz, als deren Präses der Adjunct des Finanz-Ministers Antono⸗ witsch fungiren wird, soll bereits heute stattfinden. Zur Theilnahme an der Versammlung sind, der „Nowoje Wremsa⸗ zufolge, die Präsidenten der Cameralhöfe von Orel, Kijew, Pensa und Radom, die Chefs der Comptoire und Filialen der Reichsbank einer Reihe von Städten, und die Präsidenten einer Anzahl von Gouvernements⸗ und Kreis⸗ Landschaftsämtern einberufen worden. Außerdem werden an der Versammlung Vertreter der Ministerien des Innern und der Domänen und eine Reihe von Mitgliedern des Finanz⸗ Ministeriums theilnehmen.
Italien. Der König, der Prinz Heinrich von Preußen
und der Prinz von Neapel trafen, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, vorgestern Abend an Bord der „Savoia“ vor der Insel Maddalena ein. Zahlreiche beleuchtete und zum theil von Musikcorps besetzte Boote begrüßten die Allerhöchsten Herrschaften bei ihrer Ankunft. Auch die Häuser der Stadt waren illuminirt, und beflaggt. Gestern Vormittag be⸗ sichtigten der König, der Prinz Heinrich und der Prinz von Neapel die Festungswerke und sodann das Haus Gari⸗ baldi's auf Caprera, wo Allerhöchstdieselben von dem Sohne des Verstorbenen Menotti Garibaldi empfangen wurden und sich in das im Sterbezimmer Garibaldi's ausliegende Buch ,,. Hierauf erfolgte die Rückkehr an Bord der „Savoia“.
Der Minister⸗Präsident Giolitti, der bisher abwesend war, wird im Laufe des heutigen Tages in Rom zurückerwartet.
Durch ein Decret des Hirn (fer; des Innern sind infolge der Vorfälle auf der Piazza Farnese folgende Beamte von ihren Functionen suspendirt worden: Der Präfect von Rom Senator Calenda, der Leiter der Polizei⸗Direction von Rom Sandri, und der Polizei⸗Inspector des Viertels, in welchem das . Farnese⸗Mainetti liegt. Durch ein weiteres Decret ist eine Untersuchungscommission ernannt worden zur Feststellung der Verantwortlichkeit der Civil- und Militär⸗ beamten, welche die erhaltenen . bezüglich der Auf⸗ rechterhaltung der Ordnung in Rom nicht befolgt haben. An die Präfecten hat der Minister des Innern ein Circular er⸗ lassen, worin gesagt wird: wenn auch die ersten Demonstra⸗ tionen als Ausdruck der durch die Vorfälle zu Aigues⸗Mortes hervorgerufenen Bewegung , seien, so würde doch deren Fenner die Aufgabe der Regierung erschweren, deren sie sich voll bewußt sei. Das Circular wiederholt die wegen
Mehrere
der Aufrechterhaltung der Ordnung ergangenen Weisungen und fordert die eg fecit auf, an die Mitwirkung der Bürger zu appelliren.
Die Blätter sprechen sich im allgemeinen zu den Maß— nahmen, welche die Regierung ergriffen hat, um die Verant— wortlichkeit für die aus ö er letzttägigen Demonstrationen verübten Gewaltacte von sich abzuweisen, zustimmend aus. Die italienische Regierung habe durch ihr Verhalten Frank— reich ein. Beispiel von der Art gegeben, wie eine gesittete Nation die Verantwortlichkeit ihrer Beamten auffasse.
Von den Demonstranten, die sich am Sonnabend an den Kundgebungen a Frankreich betheiligten, sind sechs zu 16 bis 25 Fr. Geldbuße verurtheilt und einer wegen Beleidigung der Wache mit 25 Tagen Arrest bestraft worden. Ein Stu⸗ dent, der ein päpstliches Wappenschild vom französischen Seminar zu Santa Chiara entfernt hatte, wurde wegen Mangels eines Klageantrags der verletzten Partei frei— gesprochen.
In Rom haben . die Arbeiter der mechanischen Fabrik von Mazzocchi, die mehrere Franzosen beschäftigt, mit der Erklärung die Arbeit niedergelegt, daß sie diese nicht eher wieder aufnehmen würden, bevor die Franzosen entlassen wären. Ein Infanterie⸗Detachement wurde nach kö entsandt; es kam jedoch zu keinerlei Ruhestörungen. estern Abend hatte die Stadt ihr gewöhnliches Aussehen. Sicherheits mannschaften hielten, mit strengen Befehlen versehen, die an den vorhergehenden Tagen von den Manifestanten aufgesuchten Stellen besetzt; insbesondere war die Piazza Far— nese von Truppen eingenommen. Die Kanalisirungsarbeiten auf der Piazza Farnese, auf die es zurückzuführen ist, daß die gan fegen, Steine vorfanden, sind gestern in aller Eile zu Ende geführt worden. Das Concert auf der Piazza di Colonna war abbestellt. Abends wurde ein anarchistisches Manifest verbreitet, worin es hieß, daß das Blut— vergießen in Aigues⸗Mortes durch die Habgier der Bourgeoisie verschuldet worden sei. Vereinzelte Ver— suche, Kundgebungen in Scene zu setzen, wurden alsbald unter— drückt. An einer Stelle versuchte eine Gruppe, den Militär— cordon zu durchbrechen und nach der Piazza Farnese durch⸗ zudringen, wobei gegen die Truppen mehrfach Steine ge⸗ worfen wurden. Eine Gruppe von 300 Arbeitern, die auf der Piazza Colonna hin demonstriren wollte, wurde zerstreut, wobei mehrere Demonstranten verhaftet wurden. In der Nähe des Ponte Sisto wurde der Versuch gemacht, drei kleine Barricaden zu errichten, deren eine angezündet wurde. Auf die einschreitenden Truppen wurden von einigen Seiten Steine geworfen, doch wurde die Ordnung bald wiederhergestellt. Bei diesen Demon strationen machte sich eine Thätigkeit der anarchistischen Elemente bemerkbar. Der Sindaco hat ein Manifest erlassen, worin er die Bevölkerung zur Ruhe und Ordnung auffordert. Um Mitternacht hatten die Manifestationen ihr Ende erreicht.
In der Provinz dauerte die Erregung über die Vor⸗ gänge auch gestern fort und kam es mehrfach zu Demonstra⸗ tionen, die in Mailand und Florenz, ebenso wie in Rom, einen theilweise anarchistischen Charakter trugen. In Neapel hatten viele Häuser Trauerfahnen ausgehängt. Von Mittag an durchzogen Gruppen von Demonstranten mit dem Ruf „viva Italia? die Stadt und veranlaßten die Einwohner, die französischen Inschriften zu ver⸗— hüllen. An mehreren Stellen wurden die Inschriften entfernt. In Mailand entstand in einem Cafs ein Konflikt zwischen Anarchisten und Offizieren. Einige Verhaftungen führten so⸗ dann zu einem Zusammenstoß zwischen der öffentlichen Macht und Anarchisten. Dabei wurden einige Personen verwundet und mehrere Verhaftungen vorgenommen. Das französische Konsulat wurde durch Polizei und Carabiniers bewacht. In Genua zündeten die Manifestanten mehrere Omnibusse an, warfen zwei davon brennend in das Wasser und verbrannten auch drei Kioske. An verschiedenen Plätzen kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Truppen mußten einschreiten und stellten die Ordnung wieder her. Eine vor dem französischen Konsulat versuchte Kundgebung wurde durch das Militär unterdrückt. Im ganzen wurden etwa 20 Ver— haftungen vorgenommen. Gegen 111½ Uhr trat allmählich Ruhe ein. In Turin zogen einige hundert Personen durch die Straßen, doch kamen keine bedeutenderen Ausschreitungen vor. Die Polizei verhinderte die Annäherung an das französische Konsulat und nahm einige Verhaftungen vor. In Livorno, Verona, Padua, Campobasso, Reggio nell' Emilia, Arezzo, Caserta, Tarent, Neapel und Florenz verliefen die Demonstrationen ohne ernstere Zwischenfälle.
Etwa 50 italienische Arbeiter sind von Aigues⸗
Mortes in Genug angekommen; einige von ihnen sind infolge der erlittenen Mißhandlungen noch krank. Die Arbeiter werden von den Behörden in die Heimath befördert. —
Der Präfect von Messina hat dem französischen Konsul sein Bedauern über die Verunglimpfung des Wappen— schildes des französischen Konsulats ausgedrückt und mit ihm gemeinsam die Formalitäten und Ehrenbezeugungen bei dessen Wiederanbringung festgesetzt.
Serbien. Die Skupschtina ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern vom König mit einer Thronrede geschlossen worden. Nach der „Frkf. Itg.“ wird darin hervorgehoben, daß der König
sofort nach seinem , santritt die Skupschtina zu einer
ion zusammenberufen habe, um vor ihr den Eid zu leisten und damit sie alle jene Arbeiten erledige, die während der anormalen Periode, welche das Land vorher durchgemacht habe, unerledigt geblieben seien. Es wird darin ferner constatirt, daß die Skupschtina in rich⸗ tiger Würdigung der ökonomischen und finanziellen Bedürfnisse des Landes die verschiedenen ihr zur Genehmigung vorgelegten Handelsverträge angenommen habe, wodurch dem Lande für eine Periode von zehn Jahren eine oõkonomische und finanzielle Conso⸗ lidirung gesichert werde. Weiter wird in der Thronrede die Genug⸗ thuung über die Annahme der neuen . gi ausgesprochen, wodurch dem Staatsschatz neue Quellen g en worden seien. Die Thronrede schließt i endermaßen: „Kaum vier Mongte sind verflossen, seitdem ich durch den Act vom 1. April die ,. Consequenzen vom 9. August des vergangenen Jahres aufgehalten habe; allein schon jetzt können wir mit gerechter . auf die zahlreichen und wichtigen Erfolge dieser kurzen Zeit zurückblicken. Nur ein Regime, welches auf das Fund der vollkommenen Harmonie , König und Volk gegründet ist, kann einen solchen Erfolg sichern.
Schweden und Norwegen.
Der König hat dem „W. T. B.“ zufolge den König von Dänemark und sämmtliche Fürstlichen Gäste des
außerordentlichen Ses
dänischen gehe eingeladen, an den gegen Schluß dieses Monats auf der Insel Hven stattfindenden Hasenjagden theil⸗ zunehmen.
Amerika.
Wilson (West-Virginia) ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washingiton zum Präsidenten der Com⸗ mission für Wege und Verkehrsmittel ernannt worden. Wilmson wird in dem Congreß einen Antrag auf Ab⸗ schaffung des Mac Kinley⸗Tarifs einbringen. Mac Creary ist zum Präsidenten der Commission für aus⸗ . Angelegenheiten. Bland (Missouri, Anhänger der freien Silberprägung, zum Präsidenten der Silber⸗ Commission ernannt. Man ist jetzt der Meinung, daß die Ab⸗ schaffung der Sherman⸗Acte ohne weiteres in beiden Kammern beschlossen werden dürfte. Nach einer Meldung der „Daily News“ aus New⸗York wird dabei auf eine Majorität von 5 bis 6 Stimmen im Senat und auf eine solche von 30 bis 40 Stimmen im Repräsentantenhause gerechnet.
Der Schatzsecretär Carlisle hat ein Schreiben an Voorhees gerichtet, worin die Kosten für die Umprägun des Silbers zu dem erhöhten Verhältniß von 20 zu 1 . 113 Millionen Dollars geschätzt werden.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Buenos Aires sind die Insurgenten ohne Schwert⸗ streich in Corrientes eingezogen. Der Gouverneur und die Behörden flüchteten nach dem jenseitigen Ufer des Flusses. In Paris eingetroffene Nachrichten besagen, daß der Aufstand sich über die ganze Provinz verbreite.
Asien.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Bangkok empfing der König von Siam, der nach Bangkok zurückgekehrt ist, am Sonntag den französischen Gesandten Le Myre de Villers in feierlicher, äußerst prunkvoller Audienz. Der Gesandte erinnerte in seiner Rede an die früheren freund⸗ schaftlichen Beziehungen zwischen Siam und Frank⸗— reich und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die vorübergehenden Trübungen derselben bald beseitigt sein würden. Der König verlas eine im gleichen Sinne gehaltene Rede in siamesischer Sprache. — Der Prinz Swasti ist mit zwei Söhnen des Königs nach London abgereist.
Afrika.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Tanger von gestern meldet, ist der französische Unterthan Jacob Cohen vor⸗ gestern Abend in Zuani bei Tanger ermordet aufgefunden worden. Die Mörder sind nicht bekannt, doch glaubt man, daß es Mauren gewesen seien. Die französischen Behörden haben sich behufs Einleitung der Untersuchung in die Wohnung des Getödteten begeben.
Parlamentarische Nachrichten.
Amtliches Ergebniß der Reichstags-Ersatzwahl im 1 Hamburger Wahlkreis: Abgegeben wurden 27 580 Stimmen. Davon erhielten Molkenbuhr (Soc) 16476 Stimmen, Laeisz (natl) S802 Sitmmen, Raab (Antis.) 2890 Stimmen. Molkenbuhr ist sonach gewählt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Dortmund wurde am Sonntag die Hauptversamm⸗ lung des Berbandes deutscher Berg- und Hütten⸗ arbeiter abgehalten, zu der sich 80 Delegirte eingefunden hatten. Der Vorsitzende L. Schröder erstattete den Jahres⸗ bericht, dem wir nach der „Köln. Ztg.“ Folgendes entnehmen:
Der Redner schilderte zunächst seine Agitationsreise in Schlesien und Sachsen und betonte, daß sogar in Oberschlesien die Sache des Ver⸗ bandes Einfluß gewonnen habe, wenn auch im großen und ganzen die Mit⸗ gliederzahl des Verbandes zurückgegangen sei. Im Saarbrücker Bezirk habe der Ausstand die ganze Organisation zerschlagen. Wenn der Verband auch abgenommen habe, so sei die Beschaffenheit der jetzigen Mit⸗ glieder eine bessere, es seien nur überzeugte Genossen“. * im Vor⸗ jahre gerügte Verleihung von Geldern sei in diesem Jahre unterblieben; im ganzen seien ausgeliehen auf erste Hypothek und an den Consum⸗ verein des Verbandes 21 475 S6 Von den Beamten der Zechen werde vielfach mit Maßregelungen gegen Verbandsmitglieder vorgegangen. Es müsse da Wunder nehmen, daß der Verband sich noch so entwickelt habe. Das Ergebniß des letzten Ausstandes sei für den Verband kein günstiges, nur die „Intelligenz“ sei gestärkt worden.
Ueber den Kassenbericht, den Johann Meyer-Bochum erstattete, und den weiteren Verlauf der Verhandlungen berichtet die Berliner „Volks⸗Ztg.“:
Vom 1. August 1892 bis zum 1. August 1893 sind 29 898 M6 vereinnahmt oder auf den Tag 81,91 S, Verausgabt wurden 35 042 S oder auf den Tag 96 S½ Unter diesen Ausgaben figurirt der Ankauf der Druckerei. en man diesen Betrag in Abzug bringt, ; ist, wie bemerkt wurde, ein Ueberschuß von 4344 S vor⸗ anden. — Es haben sich 28 Zahlstellen abgemeldet. Die meisten Mitglieder seien aber noch Abonnenten des Vereinsorgans. Jedes Mitglied hat dem Verbande 1,R725 S gekostet. — Der Control⸗ ausschuß hat die Kassen richtig befunden. — Bei der Wahl des Vor⸗ standes erhielt von 80 abgegebenen Stimmzetteln der bisherige Vorsitzende Ludwig Schröder 76 Stimmen, der bisherige Verbandẽskassirer Meyer von 80 abgegebenen Stimmen 80 und der Schriftführer Hünnighaus von 81 abgegebenen Stimmen 47. Der bisherige Schriftführer Möller erhielt nur 35 Stimmen und ist mithin nicht wiedergewählt. Bei dem Punkt „Verschiedenes“ der Tagesordnung beantragte die
ahlstelle Grunnen: Vorstandsmitglieder und Redner müssen in Versammlungen sich der größten Unparteilichkeit befleißigen, ebenso muß das Verbandsorgan unparteilich redigirt werden. Der Begründer dieses Antrags wollte, wie die „Volks⸗Ztg.“ meint, damit auf die soecialdemokratische Haltung des Vorstandes und des Verbandsorgans hinzielen, was aber bei den Delegirten die größte Entrüstung hervorrief. Durchweg waren die Anwesenden der . t, daß nur der socialdemokratische Standpunkt des Vorstands dem Ver bande zum Nutzen gereiche. Verschiedene Redner sprachen sich für den Anschluß an die socialdemokratische Partei aus.
Ueber den Ausstand der englischen Bergarbeiter liegen heute folgende Wolff'schen Meldungen vor:
Nach Londoner Nachrichten soll Aussicht vorhanden sein, daß der Strike in Merthyr demnächst sein Ende erreicht. Die Bergarbeiter wollten heute über die Wiederaufnahme der Arbeit abstimmen. — Nach einer Meldung des „Reuter'schen Buregus. aus Bonk thv tj b griff die dortige Polizei vorgestern Abend eine ärmende Menge strikender Arbeiter an, wobei viele Personen ver⸗ wundet, auch mehrere i enten schwer verleßt wurden. Sieben
ersonen wurden verhaftet. In Ferndale pluͤnderte eine Volks— menge die Bäckerläden und zerfrümmerte die Schaufenster. Auch hier griff die Polizei ein.
Aus Aigues-Mort es wird gemeldet, daß zum Schutze der in den Salinen beschäftigten Arbeiter noch immer Truppen auf⸗ eboten sind, da erneute gien nn e befürchtet werden. Die Stadt eginnt indessen ihr gewöhnliches Aussehen anzunehmen. Der General⸗ Seeretär der Präfectur und die Mitglieder des nach , men,
entsandten Gerichtshofes verbleiben dort bis zum Abschlusse der
Untersuchung.
Aus Wien wird dem D. B. H.“ gemeldet: Bei der Auszahlung von Löhnen an ausständige Arbeiter in der Petroleum⸗Raffinerie von Wagem ann kam es vor der Fabrik zu Ausschreitungen. Bei⸗ nahe 2009 Arbeitslose versuchten die Fabrik zu demoliren und vergriffen sich auch an der einschreitenden Polizei, die mit der blanken Waffe vorgehen . Erst nachdem die Haupträdelsfüh rer verhaftet waren, konnte die Ruhe wiederhergestellt werden.
Kunst und Wissenschaft.
Während weitaus der größte Theil aller Nadelhölzer oder Coniferen auf der nördlichen Halbkugel verbreitet ist, giebt es auch Gruppen und Gattungen, welche ausschließlich oder fast ausschließlich auf die südliche Halbkugel angewiesen sind, so z. B. die Gattung Araucaria, deren Arten nicht nur ihrer auffallenden habituellen Ver— schiedenheit und Schönheit wegen, sondern vor allem infolge ihrer merkwürdigen geographischen Verbreitung interessant sind. Gerade bei dieser Gattung läßt sich außerordentlich schön zeigen, wie merk⸗ würdige Wanderungen einzelne Pflanzen schon durchgemacht haben, wie sie zu bestimmten Zeiten weit vorgedrungen sind und später dann wieder zurückgedrängt wurden, sodaß einzelne von ihnen oft in der Gegenwart nur noch auf kleinen Strecken, manchmal, auf kleinen Inseln angetroffen werden, während ihre nächsten Verwandten Tausende von Meilen entfernt, in anderen Erdtheilen vielleicht, zu finden sind. Die Gattung Araucaria war noch im Eocän über Europa und Asien in zahlreichen Arten ver— breitet, wie Versteinerungen und Abdrücke aus England, Frankreich und Sibirien beweisen. Jetzt ist auf der ganzen nördlichen . nicht eine einzige lebende Art mehr zu finden. Nur noch auf der südlichen Halbkugel haben sich 10 Arten erhalten. Auch hier läßt sich ermitteln, daß die Gattung einmal viel weiter verbreitet gewesen sein muß, und daß sich im Laufe der Zeit ihr Areal immer mehr ver— ringert hat. — Die Araucarien gehören zu den schönsten aller bekannten Bäume, und es ist deshalb außerordentlich zu bedauern, daß diese für unser Klima nicht winterhart sind, also im Freien bei uns nicht aushalten. Wie wir uns im Botanischen Garten überzeugen können, wo sämmtliche bekannte Arten übersichtlich gruppirt sind, ge⸗ deihen sie dagegen ausgezeichtet, wenn ihnen im Winter aus⸗ reichende Glashäufer geboten werden. Die härteste Art, Araucaria imbricata, aus Chile stammend, wo sie ausgedehnte Bergwälder bildet, kann noch in England in vielen Gegenden im Freien gezogen werden, da sie unbeschadet eine Kälte von 80 R. erträgt. Diese Art ist ein Baum von eigenartigem bizarrem Habitus, welcher sicher die Verwunderung jedes Beschauers erregt: mit, langen, abstehenden, schlangenartigen, dicht mit ziemlich breiten Schuppenblättern bedeckten Zweigen. Alle übrigen Arten sind viel empfindlicher, vor allem die prächtige A. brasiliana, welche in Brasilien in Bergregionen ausgedehnte, wegen ihrer eigen⸗ artigen Schönheit berühmte Wälder bildet. Während diese beiden Arten weit von einander getrennte Gebiete Süd-Amerikas einnehmen, finden wir alle übrigen im australasiatischen Gebiet, jede einzelne Art auf verhältnißmäßig winzige Gebiete beschränkt. So ist Araucaria Cunninghamii, ein Baum mit schönen, feinen, dichtgedrängten Nadeln, welcher von allen Arten der Gattung mit unseren nordischen Coniferen am meisten Aehnlichkeit zeigt, nur aus geringen Ge⸗ bieten Ost⸗Australiens bekannt, A. Cookii nur aus Neu⸗ Caledonien, und A. excelsa, einer der schönsten Bäume, mit seinen langen, schwankenden Zweigen und der feinen, zusammengedrängten Benadelung einen unvergleichlichen Baumschlag bildend, ist nur auf den winzigen Norfolk-⸗Inseln einheimisch, wo er Bestände bildend auftritt und eine Höhe von 60 m erreicht. Da zu seinem geraden, tadellosen Wuchs noch die Güte des Holzes hinzukommt, wird er, wie nur wenig andere Bäume, für den Schiffsbau geschätzt. — In die nächste Verwandtschaft zu Araucaria gehört die Gattung Agathis, von welcher zwei sehr wichtige pflanzliche Producte gewonnen werden, das Dammarharz und das Kauri⸗-Kopal, ersteres von der im malayischen Gebiet verbreiteten Agathis LDammara, letztere von der australischen A. australis, der Kaurifichte, stammend. Die Agathis-Arten bilden den deutlichsten Beweis dafür, wie unrichtig im allgemeinen die Bezeichnung der Coniferen als MNadelhölzer“ ist; denn während wir schon bei den Araucarien ein Schwanken der Blätter von spitzer Nadelform bis zur lanzettlichen Gestalt bemerken konnten, finden wir hier breitovale lederartige Blätter, welche denjenigen sehr vieler Laubhölzer täuschend ähn⸗ lich sehen.
— Seine Königliche Hoheit der Prinz-⸗Regent von Bayern hat, wie dem, W. T. B. aus München gemeldet wird, der Pensions⸗ anstalt für bildende Künstler Deutschlands in Weimar ein Geschenk von 50090 „ überwiesen. l
— In Nürnberg soll in den Tagen vom 24. bis 28. Sep—⸗ tember ein kunsthistorischer Congreß abgehalten werden, für den das folgende geschäftliche Programm aufgestellt ist:; Am Vor⸗ abend (24. September) 8 Uhr: Gesellige Zusammenkunft und Vor⸗ besprechung im Hotel Strauß. — Montag, den 25. September, 9 Uhr Vormittags: Versammlung im Conferenzsaal des Germanischen National⸗ Museums (Frauenthormauer 283). Begrüßung durch den Vorsitzenden des Nürnberger Localcomitéß. Constituirung des Bureaus für den Nürn⸗ berger Congreß. Berathung der Satzungen für die kunsthistorischen Congresse. Referent: Mr. B. Haendcke⸗Bern. Wahl eines Comitès zur Ausarbeitung der Satzungen. Vortrag des Herrn Dr. Hampe⸗ Nürnberg: Deutsche Kunst un 15. Jahrhunderts. Antrag des Herrn Professors Dr. von Lützow⸗ Wien, betreffend die Gründung eines Instituts für neuere Kunst⸗ forschung. — Dienstag, den 26. September, 9 Uhr Vormittags: Vortrag des Herrn Vigor? Dr. Dietrichson⸗Christiania: Die nor⸗ wegische Holzarchitektur und die norwegischen Bauten des deutschen Kaisers zu Rominten. Vortrag des Herrn Dr. Max Schmid⸗Berlin: Ueber kunstgeschichtlichen Unterricht an Volks⸗ und Mittelschulen. Vortrag des Herrn Dr. Bodenstein Wien: Ueber Oesterreichs Antheil an der Kunstentwicklung. Mittheilungen des Herrn Ernst Berger⸗München über die Entwicklung der Maltechnik im Alterthum. — Mittwoch, den V. September, 9 Uhr Vormittags: Referat des zur Ausarbeitung der Satzungen eingesetzten Comités und Beschlußfassung über die⸗ selben. Wahlen des ständigen Auschusses und des nächsten Congreß⸗ ortes. Vortrag des Herrn Professors Dr. Neuwirth⸗Prag: Ueber das mittelalterliche Krakau und seine Beziehungen zur — Kunst. Vortrag des Herrn Dr. von Frimmel Wien zur Galerie⸗ kunde. Vortrag des Herrn Professors Dr. . Göler von Ravensburg⸗Coburg: Ueber die Domkanzel des Giovanni Pisano und deren Restauration. Mittheilungen des Herrn Dr. Bodenstein⸗Wien über Wege und Ziele des Kunstunterrichts an Technischen Hochschulen und verwandten Lehranstalten. Bemerkungen des Herrn Dr. Haendcke⸗ Bern über die Verwendbarkeit des Skioptikons im kunstgeschicht⸗ lichen Unterricht. Schlußwort des . — Donnerstag, den 28. September: Ausflug nach Bamberg. Besichtigung der Sehens würdigkeiten Bambergs unter Führung des Königlichen Bibliothek⸗ vorstandes Herrn Dr, Leitschuhß. — Anmeldungen und Zuschriften in Angelegenheiten des Congresses sind an Herrn Director Hans Boesch in Nürnberg (Germanisches National⸗Museum) zu richten.
— Die Professoren der Universität Heidelberg Dr. Brünnow , . Philologie) und r. von Domaczewski (alte Geschichte) zeabsichtigen, wie der „Schwäb. Merk. mittheilt, für den nächsten Winter eine ,, Studienreise nach Syrien. Es handelt sich dabei hauptsächlich um archäologische Forschungen in dem Lande östlich vom Libanon und in der Gegend von Edessa; sowohl für die Geschichte des Alterthums als für die des Mittelalters sind bon der vereinten Thätigkeit der beiden Gelehrten werthvolle Auf⸗—
schlüsse zu erhoffen.
deutsche Literatur um die Wende des
— Zur Erlangung von Skizzen für die künstlerische Aus⸗ gestaltung der neuen großen Weserbrücke in Bremen hat nach dem „Centralbl. d. Bauverw. die dortige Baudeyutation einen Wettbewerb unter den deutschen Architekten ausgeschrieben.
(. zwei Preise zu 1000 und 500 „ ausgesetzt; außerdem wird der
nkauf von Skizzen zum Preise von je 300 S vorbehalten. Die Ar⸗ beiten sind bis zum 25. September d. J., Abends 6 Uhr, bei der Regierungs⸗ Kanzlei in Bremen, Stadthaus, Zimmer 32, einzureichen von wo auch die , m, und zugehörigen Zeichnungen kostenfrel bezogen werden können. as Preisgericht besteht aus den Herren Senator Dr. Plump, Konsul Strube und Ober⸗Baudirector Franzius in ö. Baurath Schwechten in Berlin und Professor Fr. Thiersch in München.
— Von dem Königlich ungarischen Handels⸗Minister ist eine internationale Preisbewer bung um Entwürfe für zwei Donaubrücken in Budapest aus . von denen die eine 312 m, die andere 331 m Gesammtöffnung erhalten soll. Die Be⸗ werbung kann sich auf eine oder beide Brücken erstrecken. Für den besten Entwurf ist, wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ mittheilt, ein Preis von 30 000 Kron. (rund 25 500 M), für den zweitbesten ein solcher von 20 000 Kron. (17 000 MÆ é) ausgesetzt. Hat der beste Ent⸗ wurf die Ueberbrückung in nur einer Oeffnung nach den Be⸗ dingungen des Wettbewerbs gelöst, so wird noch ein Zusatz⸗ preis von 10 000 Kron. (3500 Se) gewährt. Es bleibt das Recht vorbehalten, jede nicht preisgekrönte Arbeit für 5000 Kron. (4250 ½νι) anzukaufen. Wird dem Verfasser eines preisgekrönten Ent⸗ wurfs die Bauausführung übertragen, so wird der ausgesetzte Preis nicht gezahlt. Die mit Kennwort versehenen Arbeiten 3 bis zum 31. Januar 1894 beim Hilfsämter⸗Director des Königlich ungarischen Handels⸗Ministeriums in Budapest einzureichen; sie werden von einem aus Fachmännern bestehenden Preisgericht geprüft und dann zwei Wochen hindurch öffentlich ausgestellt. Die Bedingungen des Wett⸗ bewerbes nebst zugehörigem Lageplan u. s. w. können von jedem österreichisch⸗ungarischen General⸗Konsulat bezogen werden (in Berlin: Behrenstraße I3 /34); ebendaselbst sind bis spätestens Ende Sep⸗ tember d. J. auch die gegenwärtig noch in der Aufnahme begriffenen Bohrprofile zu entnehmen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Metz, 21. August. (W. T. B.) Der 2. deut sche Forst⸗ männertag wurde heute hier eröffnet. Bezirks⸗Präsident von Hammerstein begrüßte die Versammlung im Namen der Re⸗ gierung.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Bulgarien.
Mit der Eisenbahn ankommende Reisende unterliegen vom 21. d. M. ab in Zaribrod einer dreitägigen Quarantäne; Gepäck und Kleidungsstücke werden desinfieirt.
. Brasilien.
Einer im „Diario Offieial! vom 28. v. M. veröffentlichten Verfügung der brasilianischen Regierung vom 27. v. M. zufolge sind
I) die italienischen Häfen des Mittelländischen Meeres auf dem
Festland und den Inseln, von Ventimiglia bis Neapel ein⸗ schließlich — mit Ausnahme von Sardinien —,
2) . von Italien kommenden Schiffe, welche Auswanderer be⸗
ördern, für choleraperdächtig erklärt worden. .
Alle Schiffe, welche Auswanderer aus Italien befördern oder aus den genannten Häfen nach dem 20. v. M. ausgelaufen sind werden in den brasilianischen Häfen nur zugelassen, nachdem sie sich auf Ilha Grande der vorschriftsmäßigen sanitären Behandlung unter⸗ zogen haben.
Cholera.
Für den Regierungsbezirk Posen ist, wie das „‚Pos. Tgbl.
meldet, seitens des Regierungs⸗Präsidenten die Grenzsperre mit der Maßgabe angeordnet worden, daß die Grenzstationen Strzal⸗ kowo und Pogorzeliee (Kreis Wreschen), Skalmierzyee (Kreis Ostrowo) und Podsamtsche (Kreis Kempen) offen zu lassen sind. Der Uebertritt in das diesseitige Staatsgebiet ist an diesen Uebergangsorten nur nach voraufgegangener ärztlicher Unter- suchung und bei dem Befunde des mit dieser Untersuchung be⸗ trauten Arztes, daß dem Uebertritt Bedenken für die Gefundheit der diesseitigen Bewohner nicht entgegenstehen, gestattet. An jedem dieser Uebergangsorte ist für die vorzunehmenden Untersuchungen ein Arzt stationirt; ferner sind die erforderlichen Untersuchungsvorrichtungen vorhanden wie guch ein Haus zur event. Unterbringung von Personen, die als cholerakrank befunden werden. Um der Ein⸗ schleppung der Seuche auf dem Wasserwege entgegenzutreten, sind für die Schiffer und Flößer die an, der Warthe gelegenen Orte Pogorzelice, Schrimm und Posen als Untersuchungsorte be— stimmt; außerdem ist noch Schwerin a. W. als solcher in Aussicht genommen. Besondere Bestimmung ist für die russischen Auswanderer — 4 worden, welche vorläufig an der Grenze zurückzuweisen sind. Diese Bestimmung findet auch auf jeden andern verdächtigen Aus—⸗ länder Anwendung. Im Entwurf begriffen ist ferner eine Verord⸗ nung für die aus Russisch⸗Polen zuziehenden Inländer, welche verpflichtet sein sollen, innerhalb 24 Stunden nach Ein⸗ treffen am J,, sich bei der zuständigen Orts⸗ polizei zu melden. Auch die Eisenbahnreisenden sollen nicht außer Acht gelassen werden. Sowohl im Grenz⸗ wie im Binnenverkehr sollen für Reisende ärztliche Untersuchungen angeordnet werden. Es sind zu diesem Zwecke als Untersuchungsorte in Aussicht a, an der Grenze Podsamtsche, Ostrowo und Wreschen, im Binnenlande Posen, Lissa und Bentschen. Um gn der Grenze die erlassenen Polizeibestimmungen zur genauen Durchführung zu bringen, ist die Gendarmerie daselbst bedeutend verstärkt worden. Auch hat der Provinzial⸗Steuer⸗Director sich bereit erklärt, zur Verhütung der Choleragefahr die Steuerbeamten an der Grenze nach Bedarf in den Dienst 2 zu stellen. .
Der Regierungs- Präsident des Regierungsbezirks Bromberg hat, wie das Pos. Tgbl.“ meldet, nachstehende Bekanntmachung er⸗ lassen: Zur Verhütung der . der Cholera aus Rußland ordne ich hiermit an, 26 russische Auswanderer an der Grenze des Regierungsbezirks Bromberg zurückgewiesen werden. Ihnen ist zu bedeuten, daß sie nur an den Eisenbahn-⸗Grenzstationen preußisches Gebiet betreten dürfen. Der Regierungs⸗Präsident.“
Wien, 21. August. Nach amtlicher Meldun . im Bezirk Nadworna am 19. und 29. August 14 Cholera ⸗ Erkrankungen und 8. Todesfälle, in der Stadt Kolomeg 2 Erkrankungen und 3 Todes . in Czerniatyn 3 choleraverdächtige Erkrankungen und 1 Todes. all vorgekommen. Bei einem in Czernowitz am 19. d. statt⸗ gehabten Todesfall wurde als Ursache Cholera asiatica constatirt.
Pest, 21. August. Das „Ungarische Correspondenzbureaur ist, gegenüber der . mehrerer Blätter über angebliche Cholerafälle im Marmaroser Comitat, von eompetentester Seite zu fol gender Erklärung ermächtigt: ‚Es ist eine thatsächliche Unwahrheit, daß dortselbst ein von dem Wiener Correspondenten eines eng lischen Blattes angeblich entsandter Dr. Kohn erschienen wäre. Seit dem 25. Juli kamen im Marmaroser Comitat unter den beim Bau der 89 km . Eisenbahn e e. do oo Arbeitern mehrere choleraähnliche Erkrankungen vor, weshalb die Hälfte der er⸗
schreckten Arbeiter nach ihrer Heimath, Italien, Kroatien und Galizien,
abreiste. Alle Erkrankungen sind jedoch bloß sporadisch treten und kamen während der Dauer eines Monats auf so ausgedeh Gebiet vor, 2. weder von einer Epidemie nech von einem Cholera herd die Rede sein kann.“
London, 21. August. Wie das w Bureau aus Malta meldet, unterliegen Provenienzen aus deu ö ichi schen und belgischen Häfen daselbst einer fünftägigen