Theater und Musik.
Lessing⸗Theater. Vorgestern Abend wurde der at Schwank „Die Groß— stad ti sere ben Oscar Blumenthal und Gustap' Kaderburg gegeben. Die 2 gewann erneutes Interesse für die Bericht⸗ erf ng Kulch die Neubesetzung mehrerer Hauptrollen. Herr Max Brandeis vom Gärtner⸗Theater in München spielte die Rolle des gutmüthigen, aber etwas beschränkten! Bernhard Gempe; der Darsteller bewies nicht unbedeutendes schauspielerisches Geschick, indem er seine Rolle durchaus glaubhaft gestaltete und nirgends ins possenhaft Komische übertrieb, wozu diefe Rolle leicht ver⸗ führen könnte. Sein ungesuchter Humor belebte die Scenen, in denen er mitspielte, sehr angenehm. Nicht beobachten konnte man in dieser Rolle, ob der Darsteller auch für Gemüthstiefe Ausdruckspermögen besitzt. Fräulein Hermine Reichen⸗ bach fand als Antonie, die Frau deß Rechtsanwalts Lenz, xeiche Gelegenheit, ihr liebenswürdiges Wesen zu offenbaren; von leidenschaftlicher Erre un ist ja in diefem Schwank nicht die Rede; aber der erheuchelte Groll gegen ihren Gaften entbehrte nicht der beabsichtigten belustigenden Wirkung. Fräulein Marie Elsinger, die als Sabine Schröter eine junge Naive und eine junge Frau zu spielen hatte, zeigte sich anfangs etwas bedrückt und ihr Mienenspiel erschien zu beabfichtigt und er— künstelt; aber immerhin ließ sich Talent fuͤr das Naivenfach beobachten. Weiterhin wird die Rolle an sich unbedeutender und man darf sagen, daß Frl. Elsinger sie fo gut als möglich zur Geltung ge⸗ bracht hat. Der Ton wahrer Herzlichkeit steht der Darstellerin jeden⸗ . zur Verfügung. — Das gefällige Ensemble hat durch diefe Reu— esetzung sicher nichts an Vornehmheit k zu bedauern ist, daß err Sauer, der sonst doch ein sehr geschickter Darsteller ist, als Rechtsanwalt Lenz die Unwahrscheinlichkeit, die in diesem Charakter liegt, durch sein Spiel nicht auszugleichen bermag. Ein Cabinetsstück feiner Charakteristih war, wieder der Dr. Crusius des Herrn Ss car Höcker. Die übrigen Darsteller, voran Herr Waldow, konnten völlig befriedigen, und der laute Beifall des gut besetzten Hauses war wohlverdient.
Residenz⸗Theater.
Das Pariser Sittenbild „Odette“ von Victorien Sardou, dem die meisterhafte Darstellung der italienischen Schauspielerin Frau Duse in der Titelrolle am Leffing⸗Theater zu neuem Ansehen ver⸗ holfen hatte, fand am Sonnabend bei feiner ersten Aufführung an dieser Stätte trotz sorgsamster Inscenirung durch den Director Herrn Sigmund Lgutenkburg nur eine laue, von den Gegnern dieses auf unwahren Voraussetzungen begründeten dramatischen Werks stark bestrittene Aufnahme. Wenn auch zugegeben werden muß, daß die durch Odette's Entlarvung im ersten Act geschickt herbeigeführte Katastrophe und die später nach fünfzehnjähriger Pause bei ihrem Wiedersehen mit dem Gatten und der Tochter geführten Ge⸗ spräche in der dem Spiel der gan Duse nicht unähnlichen Darstellung des Fräulein Renier ihre ergreifende Wirkun nicht verfehlten, so konnten diese wenigen Scenen doch nicht über die Ermüdung hinwegtäuschen, welche die unmäßig lang ausgesponnenen, nur selten die Gedankenblitze des geistreichen franzbsischen Verfassers aufweisenden Auseinandersẽtzungen über die Ehescheidungsgesetze, die Erziehung u. s. w. hervorbringen; umsomehr, als“ die Uebertragung des Werkes in die deutsche Sprache an mehreren Stellen recht be⸗ deutende Mängel zeigt. Die Darstellung kann im allgemeinen als eine recht gute bezeichnet werden. Außer Fräulein Renier, deren sehr durchdachte Leistung vielen Beifall fand, verdienten die ihnen zutheil ewordene Anerkennung in vollstem Maße Fräulein Bro für ihr seelenvolles Spiel als die ahnungslos ihrer eigenen Mutter das Verdammungsurtheil aussprechende Börangére, Fräulein Lou Brion in der Rolle der leichtsinnigen, aber gutmüthigen Baronin Eornaro Doria und . Ella Gabrie deren schoͤnes Talent bei der ihr zuertheilten leinen Aufgabe als Juliette allerdings nicht in erwünschter Weise zur Geltung kommen konnte. Der Graf von Clermont-Latour und sein Freund Hoche wurden von den Herren Jarno und Rittner mit angemessener Ruhe würdevoll dargestellt. Außerdem ist das humorvolle Spiel der Herren Haack, Panfa und Pagay als Bechamel, Morizot und Doctor Oliva lobend zu erwähnen.
Kroll's Theater. Donizettiss „Lucia von Lammer moor“ ging am Sonn—
in Scene. Die Sängerin vermochte trotz mancher Vorzüge der Er⸗ scheinung und des Spiels der Partie keine neue Seite abzugewinnen. Sie drückte die Empfindungen correct aus, bewegte sich anmuthig und man konnte sich auch mik dem gesanglichen Theil der Leistung zu⸗ frieden geben; das Tremolo der Stimme trat nicht so auffallend hervor und die Coloraturen gelangen besonders in den höheren Tonlagen, unterstützt von dem hier zarteren und angenehmeren Klang der Stimme recht gut. Die Zuhörer spendeten der anmuthigen Sängerin wieder vielen Beifall und ließen es auch an Hervorrufen nicht fehlen. Herr Kromer bediente sich als Lord Ashton seiner wuchtigen Stimmmfttel sehr geschickt und erzielte erfreuliche Wirkungen. Den Edgardo sang, wie schon oft, Herr Aranyi, mit gutem Gelingen; sein Bestes gab er in der großen Arie des letzten Actes, die er mit soviel warm⸗ blütiger Empfindung sang, daß er noch zum Schluß Leben und Be— wegung in die etwas matt dahinfließende Vorstellung brachte.
Im Königlichen Opernhause wird am Mittwoch Wagner's Lohengrin! mit den Damen Sucher und Hiedler, den Herren Gudehus, Schmidt, Stammer und Fraͤnkel unter Kapellmeister Wein⸗ gartner's Leitung gegeben.
Im Neuen Theater gelangt durch das Königliche Schau— spiel am Mittwoch zu 8 von Moser's Jubiläum des Dichters Schwank „Das Stiftungsfest“ und zum ersten Male das Genrebild Militärfromm“ mit den Damen Lindner, Abich, Golmick, Plan und den Herren Keßler, Klein, Blencke, Arndt, Hertzer, Siegrist, . zur Aufführung. Herr von Moser wird der Vorstellung persönkich beiwohnen
Im Concerthause beginnt am Donnerstag die 27. Concert— Sgison. Kapellmeister Meyder wird an diesem Eröffnungs-Abend mit seiner aus 70 Künstlern bestehenden Kapelle ein besonders ge⸗ wähltes Programm zur Aufführung bringen.
Das 1. Philharmonische Concert findet am 16. Oktober statt und wird vom General⸗Director Hermann Levi aus München dirigirt werden. — Für den L. Cyclus der dieswinterlichen Joachim⸗ Quartett ⸗Abende (14. Oktober, 28. Oktober, 16. November, 9. Dezember) werden Abonnements-Anmeldungen vom 14. Sep⸗ tember ab bei Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, entgegen genommen; den vorjährigen Abonnenten des J. Eyelus werden ihre Plätze bis zum Donnerstag, 5. Oktober, reservirt. Die
Inhaber der vorjährigen Eintrittskarten zu den Generalproben können ihre Karten von Montag, 18. September ab, täglich zwischen 9 und L Uhr Vormittags in der Concert-Direction Hermann Wolff, Berlin W., Am Karlsbad 191. gegen die neuen für die bevorstehende Spielzeit gültigen Karten eintauschen.
Der frühere Hof⸗Kapellmeister in Karlsruhe Wilh. Kalliwoda ist am 8. d. M. in Karlsruhe im Alter von 65 Jahren gestorben. Ein Schüler Mendelssohn's, hatte er sein ganzes Berufsleben dort verbracht und war auch als vorzüglicher Kkavierspieler und Lehrer bekannt und beliebt.
Mannigfaltiges.
Beim Aufräumen in der Krypta der Marienkirche hat man in einem ganz vermoderten Sarg einen prächtig erhaltenen verhältniß⸗ mäßig sehr breiten und starken Trauring gefunden, der, wie die „B; Kirchl. N. melden, nach den erhaltenen Spuren und den Aus— weisungen des Kirchenbuchs der Trauring des Fräuleins Meta von der Schulenburg, geboren 1578, war, als sie sich im Jahre 1598 mit dem Hauptmann der Altmark Berthold von Saldern, Sohn des Kur— fürstlich brandenburgischen Kämmerers Hans von Saldern und seiner Gemahlin Hildegard von Barthessen, vermählte.
Im städtischen Ohdach befanden sich am 1. August d. J. 8 Familien mit 239 Personen, darunter 19 Säugltnge. Am 1. September war der BVestand 89 Familien mit 277 Personen, darunter 25 Säuglinge. Das Asyl für nächtliche Obdachlose dafelbst benutzten im Laufe des Monats August 14318 Personen, und zwar 13419 männliche, 839 weibliche Personen. Von diefen Personen wurden 22 dem Krankenhause am Friedrichshain, 34 dem Kranken hause Moabit, 25 der Charité überwiesen, 356 (341 männliche, 15 weibliche) der Polizei vorgeführt.
abend mit dem Gast, Frau Francis Saville, in der Titelrolle
Wetterbericht vom 11. September,
8 Uhr Morgens. Hagelfälle statt.
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münde; zu Swinemünde und Hamburg fanden auch
Chausseestraße 25.
Deutsche Seewarte. Dienstag: Neu einstudirt:
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Anfang 7 Uhr.
Neues 187. Vorstellung.
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Anfang 7 Uhr.
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fang 7 Uhr.
Neues 188. Vorstellung.
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i Nachm. Regen und Hagelböen. starker Thau. I) Nachm. Regenböen.
Uebersicht der Witterung.
Eine Zone höchsten Luftdrucks erstreckt sich von den Britischen Inseln füdostwärts nach Oesterreich hin, während über Südwest⸗ und Nordost⸗Europa der Luftdruck am niedrigsten ist. In Deutschland, welches von dem Hochdruckgebiete umschlossen ist, ist das Wetter ruhig, heiter und ungewöhnlich kühl, an, der Küste liegt die Temperatur bis zu 6, im Binnenlande bis zu 9 Grad unter dem Mittel. werthe. In Nord und Mitteldeutschland ist vielfach Regen gefallen, 2 mm zu Rügenwalder—
) Nachts des Fürsten.
fa ig 75 Uhr.
Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schanspiele. Dienstag: Opern— haus. 175. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Acten bon L. van Beethoven. Text nach dem Französischen von F. Treitschke. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck.
Theater tisches Gedicht in 5 Aufzügen von G. E. Lessing.
Mittwoch: Opernhaus. 176. Vorstellung. Lohen⸗ rin. Romantische Oper in 3 Acten von Richard
agner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regiffeur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An=
Theater
in 3 Aufzügen bon G. von Moser. Regie: Herr Keßler. — Zum 1. Male: Militärfromm. Genre⸗ bild in 1 Aufzug von Gustav von Moser und T. von Trotha. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Anfang 7 Uhr.
Dentsches Theater. Dienstag: Der Talis⸗ Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: College Crampton.
Donnerstag: Der Talisman.
ie Tageskasse ist von 10— 1 Uhr geöffnet.
Berliner Theater. Dienstag: Der Freund Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Der Veilchenfresser.
Donnerstag: Der verarmte Cdelmann.
In Vorbereitung: Wallenstein⸗Trilogie.
Lessing · Theater. Dienstag: Heimath. An⸗
Mittwoch: Das Recht zu lieben. Donnerstag: Die Großftadtluft. Freitag: Zum 1. Male: Erlaubte Sünden.
Regie: Herr Unger. Federmann. . 75 Uhr.
Sonnabend: Zum 1. Male:
Pugno.
(am Schiffbauerdamm 4as5).
Nathan der Weise. Drgind= burg. Dienstag: Neu einstudirt:
Sittendrama in 4 Acten fang 75 Uhr.
Kroll's Theater.
(am Schiffbauerdamm 4a / 5). flötz; Anfang 7 Uhr,
Das, Stistungsfest. Schwank Rinn
Victoria · Thenter.
Bildern. Anfang 75 Uhr. Mittwoch: Fran Venns.
lückliche Tage.
ell und Gene. ö. (letzte Woche):
von J. Bayer. Abtheilung. Anfang 75 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst . Theater.
Woche): Goldlotte. von Cd. theilweise von G. Görß.
Mittwoch: Goldlotte.
Das Programm des am 15. September im Architektenhause statt— findenden Vortrages von Rudolf Falb über ‚das kabb alistische Geheimnjß der Bibel“ (Billets in der , , von Amelang, Leipzigerstr. 133, und in Behr's Buchhandlung, Ünter den Linden 47) laufet: Erste Veranlassung zu diesen Studien in Süd— Amerika. Der Begriff der Kabbala im allgemeinen. Sie Zahlenkabbala insbesondere. Nachweis einer Zahlenkabbala im Alten und Neuen Testa— ment. Die Zahl 22 als Offenbarungszahl. Die Bedeutung derfelben im hebräischen Alphabet und ihr Zusammenhang mit der Astronomie dez Orients, Astronomisches in der Apokalypfe. Die Zahl 666, das kabhalistische Geheimniß der Bibel. Ihre astronomische Bedeutung durch die Kabbala verrathen. Das Aspha und Omega. Die Sym? holik der Schlüsselgewalt. Das Heilssymbol der Propheten. Das Kreuz in China und Amerika. Der Mithras⸗ Cult. Der Mond als Mana, Schaubrot und Wegzehrung. Der hell leuchtende Morgen⸗ stern Hermes⸗Mercurius. Die Darunfeier der alten Perser und der Somatrank der Inder als Vorbilder des Abendmahls.
Der Unterricht in der vereinfachten Stolze'schen Sten o— graphie, unter Leitung des Herrn L. Loepert, gepr. Lehrers
der Stenographie, hier, Schleiermacherstraße 6, welcher bereits 2379
Personen unterrichtete, beginnt am Freitag, 15. d. M., in dem Hörsaal der Akademie der Künste, am Schinkelplatz 61 (Bau⸗Akademie). Der Cursus umfaßt 12 Lectionen und findet Diengtag und Freitag, Abends von 85 bis 95 Uhr, statt. Eintrittskarten für Damen, . und Schüler zu 6 6 sind bei Beginn im Unterrichtssaal, vorher beim Hauswart der Bau⸗Akademie und im preußischen Abgeordnetenhause, Teipziger⸗ straße 765, beim Portier zu entnehmen.
Aus der Mark. Der Sohn des Försters Richter zu Stern hagen bei Prenzlau erlegte, wie der N. A! Z.“ mitgetheilt wird, am Sternhagener See einen Fischadler von etwa 1,50 . weite, der einen 23 Pfund schweren Blei in seinen Fängen gepackt hielt.
Schleswig, 8. September. Wie die „Schl. Nachr.“ hören,
hat Ihre Majestät die Kaiserin für unsere Domkirche drei emalte Fenster gestiftet, die, besonders reich ausgestattet, im Dom⸗ . angebracht werden sollen.
Hamburg, 9. September. Ein gestern von Blanke nese nach Schulgu abgesegeltes Boot, in dem fich pier Personen befanden, ist, wie W. T. B. berichtet, am Bestimmungsort nicht angekommen und später bei Wittenbergen gekentert angetrieben. Von den In— sassen fehlt jede Nachricht; man vermuthet, daß sie sämmtlich er⸗ trunken sind.
Pest, 9. September. Der internationale Straßenbahn—⸗ Congreß wurde, wie W. T. B.“ mittheilt, nach dreitägiger Be⸗ rathung geschlossen. Der nächste Congreß tritt im August oder Sep⸗ tember 1894 in Köln zusammen.
London, 7. September. Aus dem gestern dem Parlament vor⸗ gelegten Ausweis des Handelsamts geht, wie der „A. C.“ berichtet wird, hervor, daß während des Jahres 1893 die folgenden Eisen⸗ bahnunfälle stattfanden: Getödtet wurden 129 Reisende, verletzt 1348. 543 Bedienstete verloren ihr Leben und 2915 erkitten Ver⸗ letzungen. Die Eisenbahnen beförderten während des Jahres S64 455 388 Personen (die Besitzer von Abonnementskarten nicht mit⸗ eingerechnet). Eine Person unter 6 701 0649 wurde getödtet und eine unter 641 272 verletzt. Im Jahre 1891 war das Verhältniß: Eine Person unter 8 208 585 wurde getödtet und eine unter 524 481 verletzt.
Brunnen, 8. September. Dem . W. T. B. wird gemeldet, daß bei Morschach Baron Georg Karl von Mesmer-⸗Saldern, angeblich aus Berlin, in der Dunkelheit Über einen Felsen abgestürzt und als Leiche aufgefunden worden ist.
New-York, 8. September. Ein furchtbarer Cyklon suchte, wie das . B. R.“ meldet, gestern Lockport, Louisiana, heim und zerstörte die Stadt. Sechs Personen wurden auf der Stelle getödtet und 23 wurden mehr oder weniger ernstlich verletzt. Zwei Schwestern des Klosters der Immaecul. Empfängniß befinden sich unter den Todten und drei andere Nonnen haben Verletzungen davongetragen.
(Fortsetzung des Richtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.
Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bieville von M. West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Dirigent: Herr Kapellmeister
Mittwoch: Der Vogelhändler.
Der Talisman. Vaudeville⸗Operette in vier Acten von Maurice Or— donneau und Maurice Hennequin. Musik von Raoul
Residenz· Thenter. Direction: Sigmund Lauten Odette. Pariser von Victorien Sardou. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An—
Mittwoch und folgende Tage: Odette. Dienstag: Die Zauber⸗
Mittwoch: Letztes Gastspiel des Sgr. Battistini. (Rigoletto: Herr Battistini.)
Letzte Woche der Opern⸗Saison.
Belle ⸗Alliancestraße 7 / 8.
Dienstag: Zum 118. Male mit vollständig neuer Aus⸗ 9. Frau Venus. Modernes Märchen (großes ussta . mit Gesang und Ballet in 12
Theater Unter den Linden. Zum 14. Male: Die Gondoliere. Burleske Ope⸗ rette in 2 Acten von V. S. Gilbert. Musik von Arthur Sullivan. — Columbia. Ausstattungs⸗
allet in 4 Ahtheilungen von H. Regel. Mußt
ö von J. ö Die Welt ⸗Ausstellung in Chicago un
Dienstag Gesangsposse in 3 Acten
Jacobson und W. J e fad
Musik von G. Steffens.
In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 79 Uhr.
In Vorbereitung: Charley's Taute. Posse in 3. Aeten von Brandon Thomas. — Die Bajazzi. Burleske mit Gesang und Tanz.
Central · Theater. Direction: Richard Schulz Alte Jacobstraße Nr. 30.
Dienstag: Zum 13. Male: Berliner Vollblut. . mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren.
usik von Julius Einödshofer. Im dritten Act: Bajazzi⸗Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dorg und Herrn Carl Meißner. Anfang 73 Uhr.
Mittwoch: Berliner Vollblut.
Tageskasse: Vormittag von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗ kasse von 63 Uhr ab.
Concerte.
Contert gans, Leipzigerstraße 48. Eröffnung der 27. Concert⸗Saison am Donnerstag. I. Karl Mender⸗Concert.
11 / Familien⸗Nachrichten.
Verehelicht: Hr. Regierungs. Baumeister Robert 6 mit Frl. Elisabeth Lange (Driesen
Geboren? Ein Sohn: Hrn. Ritter uts pãchter Georg Rother (Kummernicks. — Hrn. egie rungs⸗ Rath Dr. Kühne (Danzig) — Hrn. Biwißions— pfarrer Friedrich (Jüterbog). — Hrn. Forfi⸗ Assessor enzko (Bärenthoren).
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ochter r. . Elise
Dienstag: Deutsch von
Die deutsche
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verla
. Fünf Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Bellage).
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Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber den Ausstand der englischen Grubenarbeiter liegen keine neuen Meldungen von Belang vor. Der Londoner, Allg. Corr.“ schreibt man aus Pontefract (vgl. Nr. 217 8. Bl.) über die dort vorgekommenen Ausschreitungen der Ausständigen:
Die Mine Lord Mashams bietet einen traurigen Anblick dar. Die hohen Holzscheite sind verbrannt, man sieht überall nur Trümmer. 2000 Ausständige, darüber empört, daß die Soldaten Feuer gaben, haben sich zusammengerottet und nehmen eine drohende Haltung ein. Es scheint aber, als ob gerade diese wüsten Auftritte das Ende des Ausstandes herbeiführen werden; sie zeigen eben, daß die Dinge zur Entscheidung reif sind. Daher legen sich auch von allen Seiten die Vermittler zwischen den Grubenbesitzern und den Bergleuten ins Mittel.
Hier in Berlin haben, wie im Vorwärts“ mitgetheilt wird, die Bilderrahmenarbeiter infolge eines Versammlungs— beschlusses wegen niedriger Arbeitslöhne die Sperre über die Rahmen—⸗ fabrik von A. Krüger verhängt. .
In den Ortschaften des Gablonz-Tannwalder In du strie⸗ Bezirks macht sich, wie der ‚N. Görl. Anz.“ berichtet, eine neuer liche Bewegung geltend, die auf die niedrigen Löhne zurückzuführen ist. Eine in den letzten Tagen abgehaltene Arbeiterversammlung be— schloß nun, vorläufig von einem Strike abzusehen, wenn die auf⸗ zustellenden. Minimallöhne gengu eingehalten werden. Es wurde ein aus fünf Lieferanten und fünf Arbeitern bestehendes Comité gewählt. Wenn keine Einigung zustande kommt, würde nach dem Blatte der Ausstand .
Ein Pariser Telegramm der „Köln. Ztg.“ meldete vom Sonn⸗ abend, daß man einen Ausstand der Grubenarbeiter im Departement Pas de Calais befürchte. Wie nun ein Wolff'sches Telegramm aus Lens meldet, beschloß ein gestern dort abgehaltener Congreß der Bergarbeiter des Departements Pas de Calais, an die Grubengesellschaft eine Reihe von Forderungen zu richten, worunter sich eine zehnprocentige Lohnerhöhung befindet. Falls die Forderung
abgelehnt würde, soll am nächsten Sonnabend Morgen der allgemeine Ausstand eintreten. .
Auf dem Congreß der englischen Gewerkvereine wurden am Freitag folgende, von der Londoner ‚A. C.“ mitgetheilten Ent— schließungen angenemmen: die Regierung soll aufgefordert werden, einer im Unterhause angenommenen Resolution gemäß, darüber zu wachen, daß bei Ausführung von Regierungsarbeiten gute Löhne gezahlt werden. — Das parlamentarische Comité wird beauftragt, Maßregeln zu ergreifen, um die Arbeiten des für 1896 in London zusammentretenden Internationalen Arbeitereongresses erfolgreich zu gestalten. — Es wird für die Pflicht der Regierung erklärt, den Arbeitslosen ange⸗ messene, d. h. anständige und einträgliche Beschäftigung zu verschaffen. — Zu Gunsten des Achtstundentages soll eine allgemeine Arbeiter demonstration am 1. Mai veranstaltet werden; ein Antrag, die Feier auf. den ersten Sonntag im Mai zu verlegen, wurde mit 66 gegen 58 Stimmen abgelehnt. — Im nächsten Jahre soll der Congreß der Gewerkvereine in Norwich abgehalten werden.
Literatur.
Volkswirthschaft.
Geschichte des deutschen Genossenschaftswesens der Neuzeit, von Dr. Hugo Zeidler in Berlin. Leipzig 1893, Duncker u, Humblot. 8. 478 S. — In den von A. v. Miaskowski herausgegebenen Staats. und soeialwissenschaftlichen Beiträ en bildet dieses Werk die dritte Abtheilung des ersten Bandes. it großer Genauigkeit ist die wirthschaftliche Entwickelung der Genossen⸗ schaften dargestellt; eine Arbeit, welche auch rechtsgeschichtlich von Bedeutsamkeit ist. Die Arbeit kann als Vorbild gelten für eine Geschichte der Gesellschaften mit beschränkter Haftung, für die recht⸗ zeitig das Material zu sammeln, rathsam ist. .
— Geheimer Regierungs-Rath Dr. von Poschinger im Reichs- amt des Innern hat bekanntlich im R. von Decker'schen Verlage in Berlin eine Sammlung der „Wirthschaftlichen Verträge Deutschlands“ herausgegeben. Durch das Erscheinen des III. Bandes: „Die Verträge über das geistige Eigenthum, Muster⸗ und Markenschutz' ist das Werk nun vo ständig geworden. Der J. Band enthält die „deutschen Konsular⸗Verträge“, der II. Band, der stärkste von den drei Bänden, die sehr wichtigen „Handels- und Schiffahrtsverträge“. Jeder Band (I. 3 M II, 5 ι, III. 1 A. 50. 3) ist einzeln zu beziehen, was für die Interessenten von
Wichtigkeit ist. . f Wörterbücher.
Das große deutsche Wörterbuch der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm nähert sich mit erfreulicher Beschleunigung immer mehr dem Abschluß. Eine besonders schnelle Förderung ist dem VIII. Bande zu theil geworden, der die Buchstaben R und S behandelt und unter Leitung Professor Dr. Moriz . von jüngeren germanistischen Gelehrten bearbeitet wird. In verhältnißmäßig rascher Folge 4 davon die Lieferungen 11 bis 13, umfassend die Artikel „Saumspinne' bis „Schellen“. Sie enthalten sine Reihe sprachlich sehr wichtiger, alter und viel gebrauchter Worte, wie Schach, Schade, Schaf, Schäfer nebst zahlreichen Zu⸗ sammensetzungen, schaffen, Schalk, Schall und schallen mit vielen poe⸗ tischen Cilgten. Scham, Schande, schänden, Schar, scharf, Schatten, Schatz, schaudern, schauen, Schaum, scheiden, Schein, scheinen mit, zahlreichen Verwandten und Ableitungen. Mit gelehrter Gründlichkeit ist endlich auch ein der Vulgärsprache an⸗ gehöriges Zeitwort behandelt, das zwar len im Schriftdeutsch verpönt und gänzlich daraus verschwunden ist, früher aber, wie die in dem zehn Spalten langen Artikel aufgeführten zahlreichen Auszüge beweisen, mit feinen Anverwandten und Ableitungen bei Dichtern und Prosaikern wie Hans Sachs, Fischart, Nicolaus Manuel, Kaisersberg, Luther c. ganz naiv und ohne Bedenken angewendet wurde, und darum in dieser Aufspeicherung des gesammten beutschen Wortschatzes ukn einmal salva venia nicht fehlen durfte. Die den Artikeln über die Stammworte, vorangeschickten etymologischen Ein— leitungen bieten dem Erkenntniß Suchenden viele an . wenn sich auch freilich der ÜUrsprung selten mit völliger Bestünmtheit darlegen läßt. Bei den neueren, unmittelbar aus fremden Sprachen entlehnten Worten, wie Schabracke, Pferdedecke (aus dem türkischen tschäpräk) und Scharmützel (italienisch scaramuccia, von Seher- mire, dem wieder das deutsche schirmen! zu Grunde liegt) ist die Schwierigkeit n nn, gering. Viel unsicherer dagegen ist. die Ableitung älterer AÄutzdrücke. S giebt es für das Wort Schabernack' eine ganze Reihe von Erklärungserfuchen, unter denen die von Frisch (dem bekannten Lerikographen Und einstigem Rector des „Grauen Klosters. hierselbst, 1743) der an das Scheren des Nackens zum Schimpf denkt, noch das meiste für sich haben mag, obgleich auch diese irie ß in acht unf ist. Zu der Etymologie von „Schatz heißt es: „Sind die altfriesischen Worte schet, Vieh, und schet, Geld ein und dasselbe, dann haben wir in dem Bedeutungswechsel diefes Wortes einen w welcher dem Uebergange der Bedeutung von Vieh“ zu „Geld“ bei
dem Worte faihn ganz ähnlich ist und der lateinischen
Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußeischen Staats⸗Anzeiger.
1893.
Berlin, Montag, den 11. September
Bildung pecunia von pecus sehr nahe kommt“ . — Von dem XII. Bande (VJ, welchen Pr. Ernst Wülcker bearbeitet, liegt ebenfalls eine neue Lieferung 5, enthaltend die Artikel ver leihen bis „verpetschieren! vor. Sie verzeichnet ausschließlich Bildungen mit der Vorsilbe „ver“, unter denen als die wichtigsten und in besonders umfangreichen Artikeln behandelten die Worte „verlieren., Vermögen“ und Vernunft“ hervorgehoben seien. Nament⸗ lich, der das letztgenannte Wort behandelnde Abschnitt zeugt von gediegenstem Fleiß und großer Belesenheit. Er giebt eine Ge— schichte der Bedeutung diesez Wortes vom Althochdeutschen an, wo es schon der philosophirende St. Galler Mönch Notker Labeo (Anfang des 11. Jahrhunderts) anwendet, bis auf die Neuzeit. Dann wird der Gebrauch des Wortes in der neueren wissenschaftlichen Philosophie bei Thomasius, Leibniz, Chr. Wolff; Gottsched, Kant, Fichte, Schelling 2c. dargelegt, und schließlich werden die wichtigsten Zusammenstellungen des Wortes Vernunft als Kunst⸗ ausdrücke der neueren Philosophie aufgeführt. — Die, Verlagt⸗ buchhandlung von S. Hirzel in Leipzig theilt mit, daß in nächster Zeit die Ausgabe zweier neuen Hefte bevorsteht, nämlich der 10. Lieferung zweiter Hälfte erster Abtheilung des IV. Bandes (G) und der 14. Lieferung des VIII. Bandes (S), die sich bereits im Druck befinden. ; Kunstangelegenheiten.
4 Richard Muther: Geschichte der Malerei im neun⸗ zehnten Ighrhundert. II. Band. München, Hirth 1893. — Der zweite Band von Muther's Geschichte der Malerei im neun⸗ zehnten Jahrhundert liegt mit der sechsten Lieferung des Gesammt⸗ werks abgeschlossen vor. Der Verfasser hat seiner Schilderung die gleiche Frische zu wahren gewußt, mit der er sein Werk begann, und die ihm von vornherein die Sympathien der Leser . schöpferischen Bahnbrecher der modernen Richtung uns gegenüber, in klaren übersichtlichen Gruppen vereinigt Muther in den einzelnen Kapiteln die Ver— treter der verschiedenen Sonderströmungen; besonders fesselnd sind die Abschnitte über die Zeichner, die Anfänge des paysage intime, die Präraffgeliten, die Japaner und Impressionisten. Die Er— orterungen über „das Problem der modernen Farbenanschauung“ zeigen die Ergebnisse der Entwickelung auf coloristischem Gebiet, bis durch die genauere Kenntniß der japanischen Kunst, der modernen Malerei auch hier ein Umschwung im Sinne der Freilichtmalerei sich vollzog. Die führenden Geister des Impressionismus Manet, Degas, Monet werden dann in dem Schlußkapitel unter der Titeldevise „fiat lux“ eingehend gewürdigt. So schließt auch dieser Band mit einem verheißungsvollen Ausblick auf eine neue Kunstära, deren Schilderung dem dritten und letzten Bande vor⸗ behalten ist. — Auch wer den unsere Zeit bewegenden brennenden Kunstfragen ferner steht, wird durch Muther's anregende . zu lebendiger Theilnahme sich aufgefordert fühlen. Schon deshal ist, dem Buch weiteste Verbreitung in Fach, und Laien kreifen zu
wünschen. Unterhaltung.
Bis in die Kriegsgefangenschaft. Erinnerungen aus der Zeit des großen Krieges von 1876/71. Von einem 67 er. Berlin, Verlag von Karl Siegesmund. — Der bei Ausbruch des Krieges frei⸗ willig eingetretene Verfasser giebt in dem vorliegenden Werk in an— schaulicher Weise eine getreue Schilderung seiner Erlebnisse während des Feldzuges, in welchem er mit seinem Regiment an der Schlacht von Gravelotte, der Cernirung von Belfort und den Gefechten bei Montbéliard theilgenommen hat, bis er schließlich in einem Gefecht zwei Tage vor der Schlacht an der Lisaine gefangen genommen und nach der Insel Olsron transportirt wurde. Was dem Buch einen ganz besonderen Werth verleiht, ist, daß der Verfasser von strategischen Betrachtungen ganz absieht und nur getreu schildert, wie sich das Leben im Felde, während des Marsches und der Gefechte und endlich in der Gefangenschaft für den in Reihe und Glied stehenden Mann damals gestaltet hat. Das Buch ist namentlich der feit dem Schluß des Krieges herangewachsenen Generation, der es an persön⸗ lichen Erinnerungen an jene Zeit fehlt, bestens zu empfehlen.
— Die Nr. 384 von Schorer's Familienblatt“ (Redaction Berlin We, Potsdamerstraße 27 a) bringt eine nach dem Leben ge⸗ zeichnete Aufnahme der Ministerconferenz in Frankfurt a. M. Das Interieur und die Haupttheilnehmer hat der Zeichner, Professor Arthur Kampf aus Vüsseldorf, in vorzüglicher Treue und Lebeng— wahrheit dargestellt. Aus dem vielseitigen, unterhaltenden und be— lehrenden Inhalt der Nummer sei besonders hervorgehoben ein an— ziehender Beitrag von Johannes Trojan, betitelt „Ausflüge in die freie Natur“, den M. Maul durch Illustrationen erläutert hat.
— Das erste Hest des neuen Jahrgangs (VII) der Zeitschrift „Zur Guten Stunde“ (Berlin W. 57, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co.) enthält eine farbige Reproduction des Gemäldes von Professor Corodi; „Illumination am Bosporus‘. Dasfelbe Heft enthält noch zwei weitere Farbendrucke, die ebenfalls Bewunderung verdienen. Der eine ist eine Reproduction einer Mädchengestalt, die Gabrini unter dem Titel „Echo“ gemalt hat; der andere giebt ein Aguarell des verstorbenen Malers A. v. Meckel wieder und stesst einen „Tunesischen Gigerl“ dar. Der reiche farbige Bilderschmuck setzt sich auch im Texte fort. Dort finden wir eine farbig illustrirte Schilderung des ‚Lustigen Wien‘, mit Text von . von Gayrsperg, ferner packende Bilder in Farbendruck, die die Hauptscenen des Glocken⸗ gusses darstellen, endlich eine farbige Zeichnung, das Innere der Bavaria bei München wiedergebend. Weitere Artikel sind Eine Nacht auf dem Leuchtthurme, von Helene Pichler und der Anfang einer Artikelserie: „Die Kunst sich zu kleiden, deren erster Artikel Optische Gesetze', von Paul Dobert, eine Reihe von werthvollen Winken für die . der Toiletten giebt. Beide Artikel sind mit originellen Bildern versehen. An Romanen enthält der neue Jahrgang: „Frauen“ bon Moritz von Reichenbach und „Pflicht und Rur fn von . Haidheim. Preis des 14 Tagsheftes 40 3. Die bekannte Gratisbeilage „Zur guten Stunde“ die Illustrirte Klassiker⸗ bibliothek“, setzt die Publikation von Uhland's Dichtungen fort.
Scharf umrissen treten die
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maszregeln.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Durch eine im Einvernehmen mit dem Königlich ungarischen Handels⸗Minister erlassene Verordnung des K. K. österreichischen Handels⸗Ministeriums vom 4. d. M. werden die bisherigen Beob⸗ achtungsmaßregeln gegen Herkünfte aus den russischen Häfen des Schwarzen, Asowschen und Baltischen Meeres und aus den russischen Donauhäfen aufgehoben; ebenso die strenge ärztliche Unter⸗ suchung, der Herkünfte von der syrischen Küste von Jaffa bis Beirut, von Nordfrankreich, . den Niederlanden, den deutschen Häfen mit Einschluß der Elbemündung, dem Küstenstrich zwischen Kap Jeros⸗Burum bis inel. Batum und von den türkischen Häfen des Schwarzen Meeres. Dafür kommen egen Herkünfte aus den Häfen Südru lands die Bestimmungen der . Convention in . Eine bezügliche Verfügung ist von der Seebehörde zu Triest in gleicher Weise getroffen worden, wie solche bereits von der Seebehörde zu Fiume am 1. v. M. er= gangen war. (Vergl. R. A.“ Nr. 189 vom J7. v. M.)
Portugal. . = Durch Verordnung des portugiesischen Ministerium des Innern werden die Häfen von Mogador und Mazagan seit dem 20. v. M., sowie die Häfen des französischen Departements der östlichen Pyrenäen seit dem 15. v. M. für choleraverseucht erklärt.
Türkei.
Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat fol⸗ gende Quarantänebestimmungen getroffen: . —
II) Provenienzen mit Passagieren von Triest unterliegen einer fünftägigen Quarantäne, solche ohne Passagiere einer vierundzwanzig⸗ stündigen Beobachtung und ärztlichen Untersuchung. =. 2 Die bereits in Griechenland durchgemachte Quarantäne kommt in
zug. ö.
2) Herkünfte von der russischen Küste des Schwarzen Meeres zwischen Batum (inel. und Hoppa unterliegen einer zehn⸗ tägigen Quarantäne (vergl. ‚R.⸗A.“ Nr. 207 vom 29. August).
3) Die für Herkünfte aus Odessa angeordnete fünftägige Qua—⸗ rantäne ist in eine 24stündige Beobachtung umgewandelt worden (vergl. R. A.“ Nr. 214 vom 6. September). . .
4) Herkünfte von Palermo unterliegen einer zehntägigen Quarantäne; solche aus den übrigen Häfen Siciliens einer 24stün⸗ digen Beobachtung mit Desinfection der Effecten und getragenen Kleider der Reisenden und der Schiffsmannschaft. (Vergl. ‚R.A.“ Nr. 207 vom 29. August.)
Griechenland. ö
Die griechische Regierung hat eine fünftägige Beobachtungs⸗ quarantäne über alle aus der Türkei von der Mündung des Bosporus in das Schwarze Meer bis zu den Dardanellen kommenden Schiffe verhängt.
Bulgarien.
Die bulgarische Regierung hat folgende Maßnahmen Reisende und Waaren aus der europäischen Türkei , n, ;
1) Die bulgarisch- türkische Landgrenze ist geschlossen, mit Aus⸗ nahme der Punkte Hébibt⸗chévo und Kotschérinovo.
2) Reisende aus der europäischen Türkei unterliegen in Varna, Bourgas, Häöbibt⸗chovo und Kotschérinovo einer achttägigen Quarantäne.
3) Waaren, deren Einfuhr nicht verboten ist, haben erst Zutritt, nachdem dieselben eine Quarantäne durchgemacht haben und ihre äußere Hülle desinficirt worden ist.
4) Diese Bestimmungen gelten vom 5. d. M. an.
gegen
Cholera.
Neue Aufnahmen haben nach den bis heute 19 Uhr Vormittags im Rathhause eingelaufenen Meldungen über den Stand der Cholera in Berlin in keinem der drei irre,, Krankenhäuser stattgefunden. Auf der Cholerastatioön im Krankenhause Moabit find die letzten erkrankten und zur Beobachtung eingelieferten Personen als gesund bezw. unverdächtig entlassen. Die Station ist aufgelöst worden. Die drei städtischen Krankenhäufer sind demnach frei von cholerakranken und scholeraverdächtigen Perfonen.
Danzig, 10. September. In Leichentheilen des am 7. bei Kurzebrack todt aufgefundenen ausländischen Flößers sind vom Sanitätsamt Vibrionen der cholera asiatica gefunden.
Oppeln, 9. September. Der Regierungs⸗Präsident hat laut Meldung des W. T. B.“ die Einrichtung ärztkicher Control⸗ stationen in Oderberg und Myslowitz angeordnet, um die aus Galizien und Ungarn kommenden Reisenden zu uͤberwachen.
Köln, 9. September. Gestern verstarb, wie die „Kölnische Volkszeitung“ meldet, in Mülheim am Rhein ein Rangirmeister der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn auf dem Transport zum Kranken— hause unter choleraverdächtigen Erscheinungen.
Ham burg, 9. September. Von den an Bord des englischen Dampfers Gallina“ hier eingetroffenen sechs Erkrankten vergl. Nr. 217 d. Bl.) ist einer im hiestgen Krankenhause an Cholera ge⸗ storben. Bei den übrigen fünf ist Cholera nicht festgestellt worden'
Rom 10. September. Bis gestern sind nach Meldung des W. T. B.“ in Cassino zwei Erkrankungen an Cholera und ein Todesfall vorgekommen, in Neapel 7 Erkrankungen und 4 Todes fälle, in Palermo 5 Erkrankungen und 3 Tm fh, in Rom ein tödtlich verlaufener verdächtiger Fall. In den letzten 24 Stunden sind in Neapel 2 Personen an Cholera gestorben, in Palermo 4 gestorben und 6 erkrankt; in Cassino ist ein Todesfall vorge⸗ ,. in Rom eine Person unter verdächtigen Erscheinungen erkrankt.
Amsterdam, 10. September. W. T. B.“ meldet: In Rotterdam ist ein neuer Fall von cholera asiatica . Im ganzen befinden sich noch acht Personen in ärztlicher Behandlung. Ser an Bord des in Maaßluis in Quarantäne ,, Dampfers Flair⸗ maid“ Erkrankte (bergl. Nr. 217 d. Bl.) befindet sich auf dem Wege der Besserung. In Leer dam ist bis gestern keine neue Erkrankung vor⸗ gekommen, doch sind zwei Personen gestorben. Im ganzen find daselbst seit dem 22. August 33 Perfonen erkrankt, von denen 18 starben. In Vlardingen ist eine Erkrankung und ein Todes⸗ fall vorgekommen, in Utrecht eine verdächtige Erkrankung, in Haaften und . je eine Erkrankung, in Lagezwalluwe und Ameide je ein Todesfall. Auch in Oudtshoorn sind zwei Todesfälle an Cholera vorgekommen, in Streefkerk und Zwyndrecht je eine Erkrankung, in Molenarsgraef, Werken dam und Dubbeldam je ein Todesfall.
Auf dem städtischen Vieh und Schlachthof sind im Monat August d. J. 43 755 Schweine auf Trichinen untersucht worden. Davon sind 9 Stück wegen Trichinen und 166 Stück wegen Finnen als zur menschlichen Nahrung ungeeignet zurückgewiesen worden.
Sandel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 10 397, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 8. d. M. gestellt 4143, nicht recht ⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs ⸗Versteigerungen.
Bein Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 8 und 9. September die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Straße 12a Nr. 7, dem Zimmermeister 8. Schubert gehörig; Fläche 6,94 a, Mindestgebot zö0 „KÆ ; für das Meistgebot von 8] G00 * wurde die Frau Marie Greve, geb. Gehrke a,, e 12, Ersteherin. — Reinickendorferstraße 55, dem Kaufmann Eduard Troplowitz gehörig; Fläche 1216 a; Mindestgebot 150 068 „M; für das Meistgebot von 180 009 M wurde die offene , , in Firma Abel u. Co., Dorotheenstraße 33/35, rsteherki. — Beusselstraße 41, dem Bauunternehmer Joh. St änder gehörig; Nutzungswerth 14 970 6 Es bot der Banquier Theodor 63 * . hier 190 009 M Zur Weitercedirung auß dem
Meistgebot wurde der Zuschlag auf acht Tage hinaus derlegt.