1893 / 222 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Möge auch Ihre Majestät die Kaiserin, Höchstwelche schon bei rer ö. Anwesenheit durch Ihre huldvolle 2. die zen des Volkes gewonnen hat, auch von . jetzigen Aufent ˖ lt in Stuttgart gute und freundliche Eindrücke mitnehmen.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt sind vom 13. bis 15. September 7 weitere Cholera⸗Erkrankungen gemeldet worden. Sie beziehen sich faämmtlich auf das Rhein⸗ gebiet. In Papiermühhse bei Solingen und Umgebung wurde in 6 Fällen, zum theil unter den Angehörigen bereits 4 erkrankter Personen, Cholera festgestellt. Im Duis⸗

urger Hafen verstarb ein aus dem Ruhrorter Nordhafen angelangter Schiffer.

Der General⸗Lieutenant Kuhlmann, Präses der Artillerie⸗ Prüfungs⸗Commission, hat Berlin verlassen.

Der Vice⸗Admiral Koest er, Director des Marine⸗ Departements im Reichs⸗Marine⸗Amt, ist behufs Theilnahme an den Herbstübungen der Manöverflotte nach Kiel abgereist.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem— bergische Präsident Dr. von Stieglitz ist aus dem Urlaub hier angekommen.

Der Regierungs⸗Rath Dr. Dultz ist von der Königlichen Regierung in Oppeln an diejenige in Königsberg und der Regierungs⸗Assessor Becker von der Königlichen Regierung in Königsberg an diejenige in Oppeln versetzt worden. .

Der Regierungs⸗AUAssessor . aus Johannisburg ist dem Landrath des Kreises ayen im Regierungsbezirk Koblenz zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zu⸗ getheilt worden.

Der G Klocke zu Lippstadt ist zum Special⸗Commissar bestellt und ihm die Verwaltung der Special⸗ Commission L daselbst endgültig übertragen.

Die Regierungs⸗Referendare John aus Breslau, Tappen aus Minden, Stendell und von Duehren aus Marien— werder, Groos aus Magdeburg und Metz aus Köln haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden. .

S. M. Kreuzer⸗Corvette „Arcona“, Commandant Corvetten⸗Capitän Hofmeier, und S. M. Kreuzer⸗Corvette „»Alexandrine“, stellvertretender Commandant Capitän⸗ Lieutenant Stein, sind am 13. September von Buenos Aires nach Rio de Janeiro in See gegangen.

Oesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser hat 7 den Minister⸗Präsidenten Grafen

Taaffe in nahezu einstündiger Audienz empfangen.

Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht den Staats⸗ vertrag zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und der Schweiz vom 30. Dezember 189 über die Regulirung des Rheins von der Illmündung stromabwärts bis zur Aus— mündung des Bodensees. . ö.

Das ungarische Unterhaus wird, wie die „Bud. Corresp.“ meldet, am 25. d. M. seine erste Sitzung abhalten. Der Minister-Präsident Dr. Wekerle beabsichtigt, am 27. d. M. den nächstjährigen Budgetvoranschlag in Begleitung eines Exposés und auch zugleich die Schlußrechnungen des Jahres 1892 dem Hause zu unterbreiten. Ueber die Schlußziffern der vorjährigen Schlußrechnungen macht die „B. C.“ folgende Mittheilungen: Das 1892er Budgetgesetz hat bekanntlich bei Einnahmen von 397 523 636 Fl., denen 397 508 911 Fl. als Ausgaben gegen⸗ überstanden, einen Ueberschuß von 14 725 Fl. präliminirt. Nun sind aber später noch Nachtragscredite und außerordentliche Ermächtigungen gesetzlich festgestellt worden, die den Betrag von 8409 211 Fl., denen außerordentliche Einnahmen von 3 201 335,35 Fl. gegenüberstanden, erforderten, sodaß eigentlich im Sinne der votirten Finanzgesetze für das Jahr 1892 ein Deficit von 5 193 150,85 Fl. resultirte. Demgegenüber be—⸗ trugen die Gesammt⸗-Ausgaben rund 417 634 000 Fl., demnach um beinahe 12 Millionen Gulden mehr als ver⸗ anschlagt war, die Einnahmen aber 436 742 000 Fl., sodaß sich ein Ueberschuß von 19107 000 Fl. ergab.

Frankreich.

Das Preßcomits für die Pariser Feste zu Ehren der russischen Seeleute hat in großen Umrissen sein Pro⸗ gramm festgestellt. Dieses lautet wie folgt: 1) außerordent⸗ liche Gala⸗Vorstellung in der Großen Oper unter Mitwirkung der Comédie frangaise; 2 große Kirmeß der französischen Provinzen unter Mitwirkung der Departemental⸗Presse und der Provinz ⸗Vereine in Paris; 3) Volksbankett und Ballet, das die Balletmeister der Großen Oper mit dem ganzen Tanzpersonal aller Pariser Bühnen veranstalten sollen; außerordentliches Pferderennen; 5) Wettrennen von Radfahrern, Luft⸗ ballons, Turnen, Gesang⸗ und Musikfeste; 6) Feuerwerke, Nachtfest auf der Seine, Illumination des Trocadero und des Marsfeldes, Fackelzug; 7) Feste ipn den einzelnen Vierteln, die die Localcomités veranstalten werden. Auch der Pariser Gemeinde⸗ rath hat sein Programm aufgesetzt. Der Vorstand, an dessen Spitze das ehemalige Mitglied der Commune, der neuerliche Deputirte Humbert steht, wird sich, wie die „Köln. Ztg.“ er⸗ fährt, vor der Ankunft der russischen Flotte nach Toulon begeben, um den Admiral Avelane und die russischen Seeleute nach Paris einzuladen. Er gedenkt mit diesen nach Paris zurückzukehren. Auf dem Lyoner Bahnhof sollen sie dann von dem Gemeinderath und dem Volk von Paris empfangen werden. Am folgenden Tag ist großes Diner im Stadthause, wozu die Senatoren und De⸗ Putirten und die ganze amtliche Welt geladen werden wird. Nach dem Essen wird Concert und Zapfenstreich mit Musik und Fackeln stattfinden. Am zweiten Tage will man eine Rundfahrt der Rusen durch Paris veranstalten.

er Minister-⸗Präsident Dupuy hat eine Note an den Präfecten des Departements Var gerichtet, worin diesem auf— getragen wird, keinen Beschluß des Touloner Gemeinde⸗ raths wegen des ,. der russischen Flotte zu billigen, bevor dieser vom Ministerrath genehmigt worden sei. Der französische . in St. Petersburg Graf Monte⸗ bello ist gestern in Paris eingetroffen. Heute findet der „Magd. Itg.“ zufolge in Fontainebleau ein Ministerrath statt, dem Graf Montebello beiwohnen wird.

Italien.

Ein von gestern datirtes Decret genehmigt, wie „W. T. B.“ berichtet, das Abschiedsgesuch des Präfecten von Rom Calenda, der anläßlich der Excesse auf der Piazza Farnese suspendirt worden war.

Schweiz.

Der Bundesrath Louis Ruchonnet von St. Saphorin (Canton Waadt), Departements⸗Chef der eidgenössischen Justiz und Polizei, der seit 1881 die Stellung eines Bundesraths inne hatte, wurde nach einer Meldung des „W. T. B.“ in der gestrigen Sitzung des . Konkursraths von einem Schlaganfall getroffen und verschled unmittelbar darauf.

Serbien.

Der König, der am 13. d. M. in Negotin an der serbischrumänischen Grenze eintraf, wurde daselbst im Namen des Königs von Rumänien von dem Divisions⸗-General Sarca und dem Präfecten von Turn⸗Severin Farra begrüßt.

Dänemark.

Die Leiche des verstorbenen Prinzen Wilhelm ha SchlesUwig-Holstein⸗Sonderburg-⸗Glücksburg wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern früh nach dem Dom von Roeskilde überführt. Gegen 3 Uhr traf der König mit der Königlichen Familie und den Fürstlichen Gästen, mit Ausnahme des Kaisers von Rußland, in Roeskilde ein. Darauf wurde die Leiche in der Gruft Friedrich's V. b a g Um 4e Uhr reisten der König und die übrigen Fürstlichkeiten mittels Extrazugs nach Fredensborg zurück.

Amerika.

Die „Daily News“ meldet aus Rio de Janeiro vom 13. d. M., sämmtliche ausländischen Schiffe seien angewiesen worden, sich außerhalb der Schußlinie der aufständischen Schiffe zu halten; der Angriff auf die Forts in der Bucht habe um 9 Uhr begonnen. Das größte Fort in dem Hafen habe sich für die Insurgenten er⸗ Hlärt, das Bombardement der Stadt werde um 11 Uhr beginnen. Sämmtliche Geschäfte stockten, es liefen beunruhi⸗ . Gerüchte um. Aus Washington meldet „W. T. B.“

er Staatssecretär Gresham habe eine Depesche aus Rio de Janeiro erhalten, wonach die Schiffe der Aufständischen die Forts am Eingange der Bai bombardirten. Um 11 Uhr Vormittags habe sich das Bombardement auch gegen das Arsenal und das Centrum der Stadt gerichtet. Eine Frau sei getödtet worden. Die Absendung von Handels⸗ depeschen sei aufs neue verboten worden. Nach einer Mitthei⸗ lung der brasilianischen Gesandtschaft in Paris hätte das Bombardement sechs Stunden gedauert, ohne besonderen Schaden anzurichten. Aus Buenos Aires berichtet das „Reuter'sche Bureau“, der Vice-Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien General Peixoto sei im Besitz der telegraphischen Verbindungen. Das Geschwader habe das Fort Gamboa bombardirt und sich des Kanonenboots Alagoa“ bemächtigt. Die Bureaus der Kabel-⸗Gesell⸗ schaft seien verlassen. Die Kanonade der Forts sei ohne Erfolg geblieben. Der Panzer „Bahia“, der sich nach Paraguay begeben hatte, habe Ordre erhalten, nach Montevideo zurückzukehren. Das Kanonenboot „Tiradentes“ habe vor Montevideo Anker geworfen in Erwartung eines Angriffs seitens des Transportschiffs „Itaoca“, welches sich in Händen der Aufständischen befinde. Der amerika⸗ nische Kreuzer „Charleston“ hat sich von Montevideo nach Rio de Janciro begeben, um daselbst die Interessen der amerikanischen Staatsbürger zu schützen. Der Kreuzer „Detroit“ ist gestern von Fort Monroe zu dem gleichen Zweck ebendahin abgegangen.

Aus Buenos Aires wird gemeldet, daß Truppen nach Tucuman gesandt sind, um dort den Eisenbahndienst sicher zu stellen.

Afrika.

Wie die „Daily News“ aus Kairo melden, ist der heilige Teppich daselbst eingetroffen. Die Behörden würden getadelt, daß sie die Einbringung ohne neuerliche Quarantäne gestattet hätten in Anbekracht, daß im Lager von Mahmal am Sonnabend ein Cholerafall vorgekommen sei.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Trotz der widersprechenden Nachrichten, die über den Ausstand der englischen Grubenarbeiter vorliegen, läßt sich erkennen, daß die vorhandene Nothlage bald überall die Wiederaufnahme der Arbeit herbeiführen wird. Ein Londoner Telegramm des Wolff'schen Bureaus vom heutigen Tage meldet bereits, daß auch die Bergleute von Forest of Dean am Montag die Arbeit wieder aufnehmen werden. Dagegen hat die Conferenz der Grubenarbeiter-Vereinigung von

Nottingham den Beschluß gefaßt, keine Lohnherabsetzung

anzunehmen. Die Londoner „A. C.“ theilt ferner folgende Nachrichten über den Ausstand mit:

Auf einer Conferenz in New ea st le lehnten die Gruben⸗ besitzer von Durham das Gesuch der Arbeiter um eine Lohnerhöhung ab und forderten sie auf, sich die Preise und die Productionsmenge der Kohlen in den letzten beiden Monaten offieiell bestätigen zu lassen und dann zu urtheilen, ob sich eine Lohnerhöhung recht—⸗ fertige. Dienstag Abend hielten in Neweastle die Vertreter der Grubenarbeiter der Distriete Neweastle und Durham eine Conferenz ab, auf der ein Programm zur Versendung an die Gruben bestimmt wurde, in dem folgende Fragen vorkommen: 1) Seid Ihr dafür, sofort eine Lohnerhöhung um 15060 für Durham und eine solche von 161 00 für Northumberland zu fordern, oder für einen Ausstand? 2) Sollen wir, falls die Lohnerhöhung nicht gewährt wird, sofort unsere Kündigungen einreichen ?

Die Lohnbewegung unter den Bergarbeitern im Norden Frankreichs scheint mit einem Ausstande endigen zu wollen, während aus Bel gien keine neuen Nach— richten vorliegen. Gestern Abend fand ein zweiter Congreß der Bergarbeiter⸗Delegirten des Departements Pas de Calais statt, über den „W. T. B.“ meldet:

. Da alle Bergwerksgesellschaften des Departements Pas de Calais die von dem Bergarbeiter⸗Kongreß am letzten Sonntag gufgestellten Forderungen zurückgewiesen haben, beschloß ein neuer, gestern Abend zusammengetretener , . mit 81 gegen 11 Stimmen, von Montag ab . allgemeinen Ausstand in dem ganzen Becken von Pas de Calais zu beginnen.

2 Gräfrath hat, wie das „Sol. Int. B.“ meldet, infolge mangelnder Bestellung ihrer Fabrikate die Firma Niepmann u.

Com p. etwa 70 Webern eine 10 procentige, nach anderen Mittheilungen eine 17 proeentige Lohn kürzung angekündigt. Die hiervon betroffenen Arbeiter haben darauf eine Deputation entsandt, um eine Verkürzung der Arbeitszeit während der Geschäftsflaue anzubieten. Dadurch würde weniger produeirt, auch würden, weil die Arbeiter in Accord arbeiten, weniger Löhne gezahlt werden. Auf dieses Angebot ist die Firma nicht eingegangen; darauf haben die Arbeiter gekündigt; dreißig, von ihnen ungefähr haben bereits zu besseren Bedingungen in Vohwinkel, Langenberg und Sehe Arbeit gefunden, die ubrigen haben in einer . ung beschlossen, die Lohnkürzung nicht gutzuheißen.

In Monthblanch (Span. Prop. Tarragona) fand, wie W. T. B.“ meldet, ein Zusammenstoß zwischen Socialisten und Gendarmen statt, bei welchem einige Schüsse abgegeben wurden. Zwei Personen wurden getödtet und vier verwundet.

Kunst und Wissenschaft.

Die Ziehung der Lotterie der Großen Berliner Kunstausstellung findet am 28. d. M. statt. Nach Schluß der Ausstellung, der am Sonntag bevorsteht, werden sämmtliche Gewinne nach dem Architektenhause gebracht, wo sie vom Dienstag ab unent⸗

eltlich in den Räumen des Vereins Berliner Künstler zur Aus— ö kommen. Dort wird auch der Verkauf der noch vorhandenen Loose bis zum Ziehungstage fortgesetzt.

An Stelle des von Breslau nach Bonn übergesiedelten Geheimen Medizinal⸗Raths Dr. Fritsch ist laut Meldung des W. T. B.“ der Director der medizinischen Klinik, Professor Dr. Kast mit der Führung der Verwaltungsdirection der Königlichen Kliniken in Breslau beauftragt worden.

Ein interessanter Fund ist in einer Krypta gemacht worden, welche unter der Sacristei der Peter⸗Paul⸗Kirche in Liegnitz entdeckt worden ist. Dort hat man nämlich sechs Bild säulen aufgefunden, welche nebst ihren Sockeln in einer Reihe auf dem Boden lagen. Sämmtliche Bildsäulen sind wohl erhalten, doch erwiesen sich bei allen, mit Ausnahme einer, die Köpfe von den Rümpfen , onst aber unversehrt und sorgfältig daneben gelegt. Das Material der Bildsäulen wie der Sockel ist Sandstein. Sie sind sämmtlich mit Farben ver⸗ sehen gewesen, welche zum Vorschein kommen, sobald man ein wenig den hundertjährigen Staub beseitigt, der sie bedeckt. Die Modellirung der Gewänder ist nicht ohne Kin ft wenn auch etwas einförmig. Die Gesichter haben beinahe alle denselben Ausdruck, die Figuren die Steifheit byzantinischer Muster. Alles weist auf ein sehr hohes Alter, vermuthlich das 12. Jahrhundert hin. Es ist, wie das „Liegnitzer Tagebl.“ schreibt, kein Zweifel, daß man es mit Darstellungen bon Aposteln zu thun hat. Eine Statue weist besonders darauf hin. Es ist dies Bartho⸗ lomäus oder Nathanael, der seine eigene Haut mitsammt der— jenigen seines Gesichtes als Jeugniß seines Martyriums über dem Arm trägt. Diese Auffassung n,, derjenigen, welche der Darstellung des geschundenen Bartholomäus im Dom zu Mailand zu Grunde liegt. Ganz merkwürdig ist eine Doppelstatue: die Figuren sind zusammengewachsen, aber jede hat ihren besonderen Kopf und einen Arm frei, der ein ziemlich dickes Buch, vermuthlich die Bibel, trägt, was auch bei allen anderen Bild⸗ säulen sich wiederholt. Wahrscheinlich soll es eine Darstellung der beiden Hauptapostel Petrus und Paulus sein, denen die Kirche 3 weiht, obgleich Schwert und Schlüssel fehlen. Die Sockel der Bild⸗ säulen tragen vielfache Hindeutungen auf den Märtyrertod. Die . sollen im Innern der renovirten Kirche ihren Platz finden.

Ueber Römerfunde beim Donnersberg in der Pfalz wird der „Nat. ⸗Itg.“ berichtet: Bei Waldarbeiten wurden jüngst innerhalb der Umwallung des Donnersberges (Nordseite) und zwar in der Ab— theilung Tränke“ drei römische Handmühlsteine in ungefähr ein Drittel Meter Tiefe gefunden. Die Maße derselben wechseln um 34 bis 40 em. Das Gestein ist ein rf ren, feinkörniger Granit, wie er am Donnersberg nicht vorkommt. Die Funde wurden dem Kreis-Museum zu Speyer übermittelt. Im Besitze des Finders, des Schlaghüters Raab, ist ein vierter Mühlstein von dem⸗ selben Platz und aus demselben Material. In den Jahren 1853,54 wurden in der „Tränke“ viele Gefäße, Münzen, Waffen, Mahlsteine u. s. w. ausgegraben. Nach allen Anhaltspunkten war hier ein Hauptlager der römischen Besatzung im 3. bis 4. Jahrhundert unserer J

Die von Dr. Dörpfeld vorgenommenen Ausgrabungen in Hissarlik-Troja, die vor wenigen Wochen geschlossen sind, haben nach dem „Athenäum“ die folgenden Hauptergebnisse geliefert: Man hat beträchtliche Mauerreste und Vertheidigungswerke der Mykenischen Periode gefunden; an erster Stelle stehen darunter die Ueberbleibsel eines homerischen Megaron (des Männersaals, so wie er seit den Ausgrabungen von Tiryns und Mykenä bekannt ist, die Mauern eines sehr alterthümlichen Thurms, zu dem eine Treppe von dreißig Steinstufen führt. Von Goldschmuck ist gar nichts zu Tage gekommen, dafür aber zahlreiche Terrakottafragmente aus der Mykenischen Zeit und andere, darunter auch ein homerischer Doppelbecher. Auch verschiedene Pithoi (große Vasen aus Terrakotta), deren unsere Schliemannsammlung mehrere aufzuweisen hat und die nach Bötticher's Nekropolentheorie zum Verbrennen des Leich⸗ nams dienten, sind dort aufgefunden worden; sie waren über zwei Meter hoch und ganz oder halb mit Getreidelörnern angefüllt, die entweder verbrannt oder durch die Länge der Zeit verdorben waren. Einige dieser großen Krüge standen in einem Raum, der als Vorrathshaus gedient haben mag, dicht dabei lag ein anderer Raum, in dem man geneigt sein könnte, eine Küche zu sehen; in dieser wurden ein sehr hoher aber schmaler Pithos sowie eine kleine Handmühle für Getreide und alterthümliche Spinnwirtel gefunden. Die zu gleicher Zeit zu Tage gekommenen römischen . verbreiten einiges Licht über die Geschichte von Ilium Novum.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Griechenland.

Die Königlich griechische Regierung hat folgende Quarantäne— maßregeln getroffen: ; .

175 Die , Beobachtungsquarantäne gegen Konstantinopel ist in eine zehntägige Effeetivguarantäne umgewandelt worden. Vergl. „Reichs⸗Anz.“ Nr. 218 vom 11. d. M.)

2) Schiffe aus Palermo unterliegen seit dem 1. d. M. einer zehn⸗ tägigen Quarantäne.

3) Aus Odessa kommende Schiffe haben sich vom 1. d. M. ab an Stelle der bisherigen fünftägigen Beobachtungsgquarantäne nur einer folchen von 24 Stunden zu unterwerfen. (Vergl. „Reichs Anzeiger! Nr. 206 vom 28. v. M.) .

Schiffe aus Antwerpen unterliegen einer strengen ärztlichen Untersuchung.

Cholera.

Nach den bis heute Vormittag 10 Uhr im Rathhause ein. elaufenen Meldungen aus den städtischen Kran tend än ee ist der gestern als choleraverdächtig in das Krankenhaus Friedrich ban eingelieferte Mann nach einer andern Station als nicht Hholeralrant verlegt worden. Es sind somit die städtischen Kranten, 6 jetzt wieder frei von cholerakranken und choler verdächtigen Personen. stell

Wien, 14. September. Die „Politische Correspondeni . . fest, daß die Cholera in Galisien nunmehr im Ftücgange sei . daß insbesondere die letzten großen Manöver keine Verbreitung

Krankheit zur Folge hatten.

London, 14. September. Der , der gal ern n, Fowler erklärte laut Meldung des W. T. B. im Unter ag in Beantwortung einer Anfrage über das Auftreten der Ghelen in Ashbourne in der . c Derby 13 Personen an cholern.⸗ artiger Diarrhöe erkrankt und acht von ihnen gestorben seien.

ätten auf demselben Hofe gewohnt und demselben Brunnen entnom—

. Wasser getrunken. , des Hofes sei kein Krankheits⸗ fall vorgekommen. Im übrigen laute der allgemeine Bericht aus allen Theilen des Vereinigten Königreichs befriedigend. Cleethorpe fei frei von Cholera und in Hull, kein Todesfall vorgekommen, zwei Cholerakranke befänden sich dort im Hospital. In ö. Lyne sei eine aus Cleethorne zurückgekehrte Person an der Cholera erkranft und gestorben. Im allgemeinen bessere sich der Zuftand, ohne Rückschritte zu machen. Wie dem . W. T. B. welter gemeldet wird, sind in der kleinen Stadt Bingley bel Bradford feit acht Tagen mehrere Todesfälle an Cholera vorgekommen.

Ruß land. Ueber den Stand der Cholerg-Epidemie in Polen wird Folgendes berichtet: In Jadow (Gouv. Warschau) sind in der Zeit vom . bis 9.9. 3 Erkrankungen und O Todesfälle vorgekommen, in Kolo (Gouv. Kalisch) am H. und T/93.: 8 bezw. 3; in Kozenice ,. . 4 und . ö . 4; in den Kreisen

arowieck un row sowie der Stadt Lomza (Gouv. 9. n 6 , ö Wah . K om, 14. September. ährend der letzten 24 Stunden ist nach Meldung des . W. T. B. in Ra sffn * bh neuer E el Erkrankungsfall nicht vorgekommen, einer der früher mitgetheilten Erkrankungsfälle hat einen tödtlichen Ausgang genommen. Aus Livorno fehlen zuverlässige Nachrichten, jedoch verlautet, daß drei Erkrankungen an Cholera vorgekommen seien. Das Vorhandenfein der Cholera in Pescara wird in Abrede gestellt.

Lissabon, 15. September. ‚W. T. B.“ meldet: Die von Madrid aus verbreitete Nachricht, daß hier mehrere Cholerafälle vor— gekommen sind (vergl. Nr. 221 d. Bl. unter Madrid), ist vollständig 3 es ist hier bisher kein einziger Cholerafall festgestellt worden.

Kon stantinopel, 14. September. Gestern sind, wie W. T. B. meldet, in dem Irrenhguse zu Skutari 6 Personen an der Cholera erkrankt und 5. gestorben. Seit dem Auftreten der Cholera sind dort insgesammt 103 Personen erkrankt und 66 gestorben. In Skutari sind zwei neue Erkrankungen vorgekommen. In Gala tasist ein russisches Ehepaar an der Cholera gestorben. Aus Stam but werden einige sporadische Fälle gemeldet.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der, Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 14. d. M. gestellt 10 263, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 13. 8. M. gestellt 4051, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

. Zwangg-⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin wurde das Verfahren wegen der Zwangs versteigerung der im Jahre 1879 dem Tapezier K. A. F. Müller gehörig gewesenen ideellen Hälfte des im Grundbuche von Heiligensee Band UI. Blatt Nr. 57 auf den Namen des Steinsetzmeisters Wilh. Pfaffenberg und der verehelichten Kaufmann Hedwig Langer eingetragenen, zu Heiligensee belegenen Grundstücke aufgehoben. Die Termine am 17. und 18. Oktober d. J. fallen fort. auf

, Gm ssch Fahr Actien (vorm. E. Schering) weist auf einen neuen Stoff „Formalin“ als auf ein ausgezeichnetes Desinfectionsmittel und Confervlrungsmittel hin, das von verschiedenen Autoritäten, u. a. von dem Geheimen Medizinal⸗ Rath Professor Dr. O. Liebreich empfohlen wird. Mit dem Ramen Formalin wird der von der Schering'schen Fabrik in den Handel ge— brachte Formaldehyd bezeichnet. Formaldehyd lchemische Formel GHa6) ist ein Gas, das durch Oxydation von Holzgeist dargestellt wird. Es wird bon Wasser leicht aufgenommen und kommt deshalb als eine wässerige Flüssigkeit (Formalin in den Handel.

Die Einnahmen der Saal- Eisenbahn betrugen im August d. J. nach vorläufiger Feststellung 155 Oh3 6, d. i. gegen die vorläufig festgestellten Einnahmen von 1892 mehr 19 957 6, gegen die endgültige mehr 14679 é; bis Ende August überhaupt betrugen die Einnahmen nach vorläufiger Feststellung 9e8 220 M, d. i. gegen 1892 vorläufig mehr 61 610 . und endgültig mehr 4 556 00

Wie die „Frkf. Ztg.“ aus New⸗PYork vom 14. d. M.

meldet, vertheilt die Milwaukee-Eisenbahn eine Dividende von 2oe auf Stammactien und von 35 0,9 auf Vorzugsactien. Heute wurden 1 300 000 Dollars Clearinghouse⸗Certificate theils getilgt, theils für morgen gekündigt. Maggdeburg, 14. September. (W. T. B.) Zuckerbericht Fornzucker excl., 88 ο Rendement —, Nachproducte excl., 7h Gso Rendement =. =. Geschäftslos. Brotraffinade II. . Gem. Raffinade mit Faß 29.50. Gem. Melis 1, mit Faß Stetig. Rohzucker. . Product Transito f. . B. Hamburg pr. September 15,27 bez. 15,15 Br., pr. Oktober 14,45 bez. 14,4775 Br., pr. Nobember⸗Dezember 1430 bez. u. Br., pr. Januar, März 14,47 bez., 1450 Br. F

4. Essen ga. d. Ruhr, 14. September. (W. T. B.) Sießener Bankverein hat, wie die „Rhein. Westf. Itg.“ mit theilt Konkurs angemeldet.

Leipzig, 14. September. (W. T. B. Kam mzug-Termin— handel. La Plata Grundmuster B. per September 3,477 M, per Olteber 3,474 M, per November 3,50 S, per Dezember 5,521 „, per Fanuar 3,55 „M, per Februar 3,57 , per März 3,50 6, per April 3,523 , per Mai 3.65, per Juni 3,63. Umsatz 100 000 kg.

Brem en, 14. September. (W. T. B. (Börsen. Schlußbericht., Raffinirtes Petroleum. (Offieielle Notirung der Bremer petroleum · Bhrse·) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,40 Br. Bau m⸗ wolle. Fest, Upland middling, loco 44 43, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin ⸗Lieferung, pr. Sep⸗ tember 433 , pr. Oktober 435 , pr. November 457 3, pr. Dezember 4541 3, pr. Januar 44 5, per Februar 444 . Schmalz. Jest Shafer 48 3, Wilcox 46 J, Choice Grocery 9, Armour 46 , Cudahy 47 , Rohe & Brother spure) 46 8, Fairbank⸗ 395 5. Speck. Fest. Short elear middl. Dezember⸗ unn. Ab ladung 453 Wolle. Umsatz; 125 Ballen. Ta back. un satz 57 Fässer Kentucky, 58 Fässer Virginy, 60 Fässer Mary— and, 3 Fässer Stengel.

Wien, 14. Scptember. (W. T. B.). Ausweis der öster⸗ seißhissz ung arischen Staats bahn (6sterreichisches Netz) vom ö bis 16. September 734 283 Fl., Mehreinnahme gegen den ent— prechenden Zeitraum des vorigen Fahres 43 203 Fi.

6 London 14. September. (W. T. B) In, der heutigen 3 der Bank von England theilte der Präsident mit, daß ie Gesammtpassiven der in Liquidation befindlichen Firma Baring ; rothers 4233 060 Pfd. Sterling betragen. Die Actipa beliefen 1 nach einer zi, vom 6. September auf 4641 650 Pfd. Sterk; herstiegen alfo die Pafflva um nominell 415 849 Pfd. Sters. Die Uuidakion gehe langsam von statten, doch habe sich die allgemeine itugtion etwas gebessert.

, der Küste 3 Weizen ladungen angeboten.

15 p Japa, Zucker loco 16 anziehend, Rüben⸗Rohzucker loco

anziehend. H 43111, pr. 3 Monat 437 /is. Am Lip erpool, 14. September. (W. T. B.) (Officielle Notirungen.) mmertean good, ordin, 4. do. low middling 45 do. middling 46, 6. good middling 4, do. middling fair 5, Pernam fair 4'sig, bazndood fair Ciösig, Cara fair Ks, do. good fair 44, Cgpptian rown fair , Peru rough ;

1

Mailand, 14. September. (W. T. B.) Die Einnahmen des Italienischen Mittelmeer-⸗-Eisenbahnnetzes während der ersten Dekade des September 1893 betrugen nach provisorischer Er⸗ mittelung im Personenverkehr 1510 1094 Lire, im Güterverkehr 1. N72 713 Lire, , . 3482 817 Lire, im Vorjahre 3 663 773 Lire, mithin weniger 180 gö6 Lire.

An sterdam 14. September. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good . Sener g n .

ntwerpen, 14. September. (W. T. B.) Wollauction. ig . 1020 Ballen Buenos Aires, 1361 Ballen Montevideo, 62 Ballen Diverse. Verkauft 533 Ballen Buenos Aires, 756 Ballen Montevideo, 28 Ballen Diverse. Preise unverändert.

New. Ygork, 14. September. (W. T. B) Die Börse eröffnete träge, verblieb auch im weiteren Verlauf allgemein träge und schloß ruhig. Der Umsatz der Actien betrug 154 009 Stück. Der Silbervorrath wird auf 161 9009 Unzen geschätzt. Sil ber⸗ verkäufe fanden nicht statt. Die Silberankäufe für den Staats⸗ schatz betrugen 419 909 Unzen zu 74,50.

Weizen eröffnete stetig, dann fallend auf matte Auslands— nachrichten, sowie infolge von . und Rringer latzfrage. Später lebhafte Reaction, dann wieber fallend. Schluß schwach. Mais anfangs steigend infolge großer Käufe und kalter Witterung im Westen, später auf Realisirungen abgeschwächt.

Chicago, 14. September. (W. T. B. Weizen anfangs stetig f heißes trockenes Wetter, dann niedriger infolge schwächerer ausländischer Märkte und matte Kauflust, sowie auf große Ankünfte im Nordwesten. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald wieder infolge günstiger Witterung.

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

13. Oktober 1 Uhr. Junta de subastas del Arsenal de Cartageng und Junta de subastas en el Ministerio de Marina in Madrid. Lieferung von 60 000 kg roher Hanf für Tauwerk, Lieferung von 28 000 Kg roher Hanf für Gewebe in zwei Loofen. Vorans 36 102 600 Pesetas. Caution 5130 Pesetas. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗-Anzeiger“.

21. Oktober, 1 Uhr. Junta de obras del rio Guadalquivir Ybherto de, Sevilla, Beschaffung von fünf Baggermaschinen für die Flußregulirungsarbeiten am Guadalquivir und die Hafenbauten in Sevilla. Caution 1000 Pesetas. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Winter-Fahrplgn für die Strecken der Königlichen Gisenbahn-Direction Magdeburg enthält außer ben all— jährlich zum Winter eintretenden Aenderungen folgende erheblichen Ab⸗ weichungen von dem bisher gültigen Fahrplan: 1) Der Haltepunkt Vahldorf wird am 1. Oktober eröffnet. Y Zug 951 Güter⸗ glück =Zerbst fällt aus, 3) Der Haltepunkt Osterweddingen wird am 1. Oktober eröffnet. - 4) Die Strecke Unseburg Förder⸗ stedt wird am 1. Oktober in Betrieb genommen, der Fahrplan der Gesammtstrecke ist wesentlich geändert. 5) Der Zug 96 Aschers⸗ leben verkehrt etwa „Stunde später und nimmt in Aschersleben einen Anschluß von Halberstadt, in Güsten einen Anschluß bon Berlin auf.

Laut Telegramm aus Köln ist die zweite englische Post über Ostende vom 14. d. M. ausgeblieben. ö - Zugverspätung in England.

Auf den Linien der Großen Berliner Pferde-Eisen⸗ bahn⸗Aetien⸗ Gesellschaft sind im Monat August 1893 19 336 442 Personen befördert und dafür 1176 804,63 6 oder durch— schnittlich auf den Tag 37 961,44 S6 eingenommen. Die Einnahme im Monat August 1852 betrug 1 204 425,35 0 oder durchschnittlich auf den Tag 38 852,43 MM Ha m burg, 14. September. (W. T. B. am burg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt-⸗Aetien⸗ &. n fen Be Post⸗ dampfer „Essen“ hat heute früh Lizard passirt. Der Postdampfer zKehrwieder ist gestern in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer Grasbrook“ hat heute Morgen Lizard pafssirt. Der Vostdampfer ‚Daniar ist heute Morgen in Rew⸗Nork einge⸗ troffen. Der Postdampfer „Wieland“ ist heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Schnelldampfer ‚Augusta Victoria“ hat heute Nachmittag Scilly passirt.

London, 14. September. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt. Die Union-Dampfer Tartar“ und „Arab“ sind gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist heute auf der Heimreise von Lissabon abgegangen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus. (Neues Theater.) . Gestern Abend wurde „Emilig Galotti! mit einer Neubesetzung in der Nolle des Odoardo aufgeführt. Die Träger der Hauptrollen, namentlich die Herren Mratkowsky als Prinz von Guastalla und Klein als Marinelli, leisteten Vorzügliches, wie denn auch die Kesammtdarstellung als musterhaft bezeichnet werden darf. Mit Glück debutirte Herr Molenar als Idoardo Galotti. Seine ö Begabung, die aus seinen Glanzrollen vom Lessing— Theater bekannt ist, paßte sich der hier gestellten Aufgabe trefflich an. Die Art, wie er seine Rolle ausgestaltete, bot vieles Interessante und wurde auch von der zahlreichen Zuhörerschaft gewürdigt. , Conecerthaus.

Anter Leitung des Herrn Kapellmeisters Meyder fand gestern die Eröffnung der 27. Concert-Saison statt. Das sehr reich— haltige, zum theil recht schwierige Aufgaben enthaltende Programm wurde mit gewohnter Frische und Präecision ausgeführt, ob⸗ 9. die Kapelle erst an demselben Tage nach vielen mit irfolg gemachten Kunstreisen aus Magdeburg heimgekehrt war. Mit einer sehr beifällig aufgenommenen est⸗ Ouverture von La ssen wurde der Abend eröffnet. Ihr folgte Wagner's ‚Ein— zug der Götter“ aus „Das Rheingold“, eine Rhapsodie von Liszt, die Tannhäuser Ouverture, mehrere beliebte Orchesterstücke von Strauß, Verdi, Thomas und anderen, die mit lebhaftem Beifall des sehr zahk= reich erschienenen Publikums aufgenommen wurden. Ein gleiches künstlerisches Interesse erweckten die Solovorträge der Mitglieder der Kapelle: des Herrn A. Smit (Cello), des Herrn Concertmeisters V. Carnier (Violine) und des Pistonbläsers Herrn . Mit dem sehr beliebt gewordenen Marsch von K. Meyder „Berlin bleibt immer doch Berlin“ schloß die Reihe der Vorträge. Rauschender Beifall folgte den vortrefflich ausgeführten Musikstücken. Der Be— sitzer des 6. Herr Medding hatte den Saal geschmackvoll decoriren lassen.

Im Königlichen Opernhause gehen am Sonntag Leon— cavallo 's „Bgjazzi' mit Frau Herzog, den Herren Sylva, Bulß, Fränkel und Philipp in Scene. Kapellmeister Sucher dirigirt. Hier⸗ auf folgt das Ballet Die Puppenfee⸗ mit den Damen dell Era, Urbanska, Stoßmeister, Deleliseur, Kaselowsky, Kierschner.

Im Neuen Theater wird vom Königlichen Schauspiel am Sonntag Shakespegre's Lustspiel „Die Komödie der Irrungen“ wiederholt. Vorher geht Goethe's Schauspiel Die Geschwister“. Im Deutschen Theater ist die erste Aufführung der neuen Komödie, „Der Biberpelz. von Gerhart Hauptmann, deren Haupt . Lehmann übernommen hat, auf nächsten Donnerstag angesetzt.

Der morgen stattfindenden ersten Aufführung der Vaudepille⸗

Operette „Der Talisman im Friedrich⸗Wilhelmstädtifchen

der Künste ausgestellt.

Theater werden der Verleger des Werks und der Componist Raoul Pugno . beschlieyt 2

rau Saville beschließt morgen im Kroll'schen Theater ihr Gastspiel als Violetta in Verdis Traviata“; 6 der Partie 6 Alfredo i err Bernardo Zerni, von seinem früheren Auftreten am Kroll'schen Theater bestens bekannt. Die Partie des Germont wird von Herrn Kromer gesungen.

Mit Rücksicht auf die für Sonnaben) bereits von andern Bühnen angezeigten Aufführungen von Neuheiten hat Director Ernst die erste Ii en, von ‚Charley's Tante“ und „Die Bajazzi' im Adolph Ernst⸗Thegter auf Sonntag verlegt; die Vorstellung beginnt ausnahmsweise um 7 Uhr. Der außerordentlichen Vorbereitungen wegen fällt morgen die Vorstellung aus.

Im Coneerthause veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen 3 13 Strauß Suppe ⸗Offenbach⸗Millöcker⸗Abend in diefer Spielzeit. =

Mannigfaltiges.

Die in der nächsten Woche stattfindenden großen Manöver in Desterreich⸗¶Ungarn, an denen Seine Ma jestät der Kaiser Wilhelm II., in Gemeinschaft mit Seiner Majestät dem König von Sachsen, als Gast Seiner Majestät des Kgisers Franz Joserh theilnehmen wird, geben der „Schl. 3.“ Veranlassung zu einer Schilderung der geographischen Lage und der gr Ver⸗ gangenheit der zur Aufnahme des Kaiserlichen Hoflagers und zum Sitz des Armee⸗Ober⸗ Commandos bestimmten Königlichen Freistadt Güns⸗ in Ungarn. Wir entnehmen diesem Bericht die nachstehenden Mit⸗ theilungen:

Güns e n, Köszeg) ist der Vorort des deutschen Sprach⸗ gebietes im Essenburger Comitat Ungarns. Die Stadt selbft liegt an keiner großen Verkehrsstraße, ist aber nur wenige Kilometer vom Hauptort des Comitats, Steinamanger, entfernt. Dieser ist einer der wichtigsten Eisenbahn⸗Knotenpunkte Ungarns; hier kreuzt sich die von Wien nach Südungarn, Kroatien und Bosnien führende Bahnlinie mit den Linien von Budapest und Raab nach Graz sowie mit drei Localbahnen, von denen eine in Güns endigt. Von Wien ist Güns mit der Eisenbahn in wenigen Stunden zu erreichen. Güns ist übrigens weder ein hervorragender Handelsplatz noch der Sitz bedeutender Industrien: es ist vielmehr eine echte Landstadt, deren idyllische Ruhe aber gegenwärtig durch die bevorstehende Monarchenbegegnung und die großen Manöver, an denen nicht weniger als vier Armee⸗Corps aus beiden Reichshälften theilnehmen, unterbrochen wird. In früheren Jahren spielte die Stadt wenigstens in militärischer Beziehung eine größere Rolle, da sie eine starke Capallexiegarnison hatte; heute befindet sich nur noch eine K. und K. Militär⸗Unter⸗Realschule in Güns, in deren Gebäude die beiden Kaiser absteigen werden.

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören außer dieser militäͤrischen Bildungsanstalt, welche in den fünfziger Jahren als Militär, Ober⸗Erziehungshaus' ins Leben gerufen wurde, das Schloß des Fürsten Esterhazn, das Denkmal der 1848 gefallenen Grenzer, das Rathhaus mit seinen interessanten Trophäen aus der Türkenzeit und die Honved⸗ (Landwehr⸗) Kaserne. In dem letztgenannten Ge⸗ bäude wird die Manöver-Oberleitung, mit dem Feldmarschall Erzherzog Albrecht an der Spitze, untergebracht. Kaiser Wil— helm wird den linken Flügel, im ersten Stockwerk der Milstär⸗ Realschule bewohnen, dessen Einrichtung bereits beendet ist. Durch eine Vorhalle gelangt man in einen großen Empfangssaal, dessen Wände mit Oelgemälden lebensgroßen Bildnissen der Kaiser Joseph L, Leopold L, Karl V. und des römischen Königs Ferdinand 1II. ge— schmückt sind. An den Empfangssaal schließt sich das Schreib- und Arbeitszimmer des Kaisers Wilhelm, an dieses das Frühstücks⸗ zimmer an. Das letzte Gemach ist als Schlafzimmer hergerichtet. worden. Sämmtliche Gemächer wurden von einem Wiener. Decorationsmaler mit künstlerisch ausgeführten Freihandmalereien 5 Die für den Kaiser Franz Joseph bestimmten Zimmer im rechten Flügel desselben Stockwerks sind bescheidener ausgestattet. Sie bestehen aus einem Empfangs salon, einem Audienzsaal und drei Wohnräumen. Hinter der Realschule wurde ein Barackenbau aufgeführt, welcher mit dem Anstaltsgebaude durch eine Halle verbunden ist und die Hofküche aufnehmen wird. Im zweiten Stockwerk des Institutsgebäudes, zu dem schöne Parkanlagen gehören, wird das Gefolge beider Monarchen untergebracht.

Die Zusammenkunft zwischen den Kaisern Wilhelm und Franz Joseph ist übrigens nicht die erste Monarchenbegegnung, deren Schau⸗ platz das bescheidene Städtchen am Günsflusse ist. Im Jahre 1277 kam Rudolf von Habsburg dahin, um mit König Ladislaus von Ungarn zusammenzutreffen. Beide Herrscher waren die Gäste eines mächtigen Magnaten, des Grafen Iwan von Güssing, der in Güns seinen Sitz hatte und bewogen werden sollte, im Kampfe Rudolf's gegen den Böhmenkönig Ottokar neutral zu bleiben. Das Schloß der Grafen Güssing ist 1. noch erhalten; es stammt aus dem Jahre 1263 und ist seit 1695 Fideicommißgut des Fürft. lichen Hauses Esterhazn. Auf diese Begegnung zwischen Rudolf von Habsburg, Ladislaus von Ungarn und Iwan von Güssing folgte aber für Güns eine schlimme Zeit. Rudolfs Nach— folger. Herzog Albrecht von Oesterreich, stürmte den befestig⸗ ten Ort, um den Wortbruch des Grafen zu rächen, mit einem Heere von 15 09000 Mann. Die Günser, namentlich aber die Günserinnen, leisteten den hartnäckigsten Widerstand; als die Oesterreicher eindrangen, wurden sie mit siedendem Wasser begossen und brennende . gegen sie geschleudert, ja auch Bienenkörbe sollen zu den Waffen der österreichfeindlichen Günserinnen gehört haben. Der Name Güns wird auf die Bezeichnung Gastellum Guntignis zurückgeführt, welche die Römer einem in der Nähe von Sabaria, dem Hauptorte Pannoniens (heute Steinamanger), er⸗ richteten Wartthurm gaben. In der Ji der Avarenkämpfe war Güns eine Zeit lang Residenz eines Avarenkönigs; während der Türkennoth zeichnete es sich durch eine heldenmüthig ausgehaltene Belagerung aus. Als Sultan Soliman im Jahre 1532 mit einem 9 Heer vor Güns lag, das im Jahre 1328 von König Karl

obert mit dem Oedenburger Stadtrecht bewidmet worden war, leitete Niklas Jurisitisch die Vertheidigung der Stadt und schlug nicht weniger als neunzehn Stürme der türkischen Bedränger ab. Im Jahre 1648 wurde Güns zur Königlichen Freistadt erhoben.

Gestern Uh ih hierselbst der Königliche Ober⸗Stabsarzt erster

Klasse und Chef⸗Arzt des J. Garnison⸗Lazareths Pr. Teop old Müller nach mehrwöchiger Krankheit. Ueber den . des Verstorbenen entnehmen wir der Nat. Ztg.“ die nachstehenden Mit- theilungen: Er war ein geborener Berliner und erhielt seine Aus⸗ bildung auf dem medizinisch-chirurgischen Friedrich. Wil helms-Institut. In jungen Jahren trieb es ihn ins Weite und er wurde Chef⸗Arzt der Armee des schwarzen Kaisers Souloueque (Faustin) von Haiti. Aus Port au Prince brachte er in den sechziger Jahren eine Mestize als Gattin nach Berlin und trat wieder in das preußische Sanitätscorps ein. Nach dem französischen Kriege übernahm er eine ähnliche Culturmission wie auf Haiti auch in Japan, wohin er berufen wurde, um die medizinisch⸗chirurgische Akademie zu Tokio nach deutschem Muster einzurichten. Die Wahl fiel auf Müller, weil dieser schon eine ahnliche Aufgabe ffir hatte. Beigegeben wurde ihm Dr. Hoffmann, der in Berlin Assistent von Traube gewesen war und später im Dienst der Marine gestanden hatte. Als rn nach 4 Fahren, Jahan verließ, brachte er ein wahres Musenmnm sapanischen Instrumente mit, u. a. eine vollständige Sammlung von Instrumenten der Musik, welche nur . von der Palastkapelle des Mikado aus= geübt wird. Seine Sammlungen waren seiner Zeit in der Akademie

Auf den Stationen der Stadt⸗ und Rinaba i Bekanntmachung ausgehängt, der wir glace , Bei den Stadt. und Ringbahnzügen verursacht in letzterer Zeit

während der Stunden des Arbeiterverkehrs ein Arbeiterstande angehörenden Fahrgäste das Sch . . 1