rau Rosa Kahlig aus Wien wird in ihrem hegen Lieder⸗ Abend im Saal Bechstein am Mittwoch, Abends ö.. hr, unter Mitwirkung des Violin⸗Virtuosen Herrn Jacques Weintraub ein Programm . Ausführung 3 welches außer Gruppen aus⸗ gewählter Lieder von Schubert, 2. und Brahms, Gesänge ven Jos. Rud. Ahle, J A. P. Schulz und Hans Leo Haßler ent⸗ ält. — Für das Concert des Violin⸗Virtuosen Soma Pick⸗ teiner am 11. d. M. Abends 8 Uhr, in der Sing-⸗Akademie hat die Altistin Frau Marie Grahl ihre Mitwirkung zugesagt. — m ersten dieswinterlichen Quartett⸗Abend der Herren Professor os. Joachim und Genossen am 14. d. M. gelangen 6 Quartett in F-dur, Beethoven's Quartett in Emoll und Mozart's Quintett in G-moll zur Aufführung.
Mannigfaltiges.
Nach einer der ‚Nat.⸗Itg.“ zugegangenen Mittheilung hat der Magistrat beschlossen, bei der Stadtverordneten ⸗Versammlung den Antrag zu stellen, die Grundstücke Stralauerstraße 48, 49, 50, 51 mit Kleine Stralauerstraße 12, Stralauerstraße Hla, 52 mit Kleine Stralauerstraße 7 und 14, Stralauerstraße 53, 54, 55, 56, 57, Kleine Stralauerstraße 3, 4 bis 6, 8, 9, 19, 11 und 12/13 mit allen auf denselben befindlichen Baulichkeiten für die hiesige Stadtgemeinde zum Gesammtpreise von 4975 000 anzukaufen und die Kaufgelder, Stempel⸗, Gerichts- ꝛc. Kosten, vor⸗ behaltlich der Erstattung der auf die Straßenanlagen entfallenden Kosten aus dem Grundstückserwerbungsfonds zu entnehmen. 1 solle sich die Versammlung mit der Zahlung einer einmaligen
ntschädigung von 50 000 υς an den Verkaufsvermittler Oswald Schneider einverstanden erklären. Der Magistrat leitet die Be— gründung seines Antrags mit folgender Erklärung ein: „Die außer⸗ ordentliche Vermehrung der städtischen Bevölkerung und die sich daraus ergebende Zunahme der Geschäfte, die Uebernahme verschiedener Verwaltungszweige aus staatlicher Verwaltung und die Entstehung neuer Verwaltungszweige im Laufe der ö dreißig Jahre haben eine so erhebliche Vergrößerung und Vermehrung der städtischen Ver⸗ waltungsbureaux zur Folge gehabt, daß das Berlinische Rathhaus, wie als allgemein bekannt vorausgesetzt werden darf, schon seit langer eit nicht im stande ist, allen städtischen Bureaux, wie es doch ursprüng⸗ ich geplant war, genügende Unterkunft zu gewähren.“
Das neue Schulgebäude, welches mit einem Kostenaufwand von 100 000 ƽ vom Evangelischen Johannisstift am Süd⸗ ufer, gegenüber der Seestraßenbrücke, errichtet worden ist, wurde gestern Nachmittag von dem General⸗Superintendenten Faber feierlich eingeweiht. Der vom Baumeister Heinel nach dem Vorbild der Berliner Communalschulen ausgeführte Bau enthält eine große Aula, 15 Klassenzimmer, sowie die erforderlichen Amts⸗ und Wohnräume. Das neue Haus wird aufnehmen: die vom Rector Richter geleitete Volksschule, welche jetzt schon 120 Kinder des Stifts und 100 Kinder aus der Plötzenfeer Anstalt sowie aus den sonstigen Nachbarhäusern zählt und nunmehr noch 100 weitere Kinder aufnehmen kann, ferner sechs Real- und Gymnasialklassen für die Pensionäre des Stifts und für die Söhne der Plötzenseer Beamten, die eine höhere Bildung erhalten sollen, und endlich drei Klassen, in denen die Brüder des Stifts in den Berufsarbeiten der inneren Mission unterrichtet werden. Die Oberleitung des ganzen Hauses siegt in der Hand des Stiftvorstehers Pastor Philipps, der zugleich als Local⸗Schulinspector fungirt. Mit der Weihefeier verbunden wurde das Erntefest. Auf dem mit Fahnen geschmückten Festplatz waren Producte des Garten- und Ackerbaues ausgestellt. Kinder des Stifts declamirten passende Gedichte. Der Chor ang Erntelieder und Pastor Philipps hielt die Erntedankpredigt. Später fand ein Erntefestzug und Abends ein Fackelzug der Kinder statt.
Der Preußische Verein öffentlicher höherer Mädchen⸗ schulen trat heute hierselbst in der Aula der Königlichen Elisabeth⸗ schule unter dem Vorsitz des Directors Dr. Neumann⸗Danzig zu einem ersten allgemeinen Congreß zusammen. Erschienen waren etwa 150 Damen und Herren aus allen Theilen der preußischen Monarchie. Im Auftrage des Ministers der geistlichen 2c. An—⸗ gelegenheiten begrüßte Schulrath Skrodzki den Congreß. Für den ö Hauptverein sprach der Vorsitzende, Director Sommer⸗
Wetterbericht vom 9. Oktober,
S Uhr Morgens.
— — — — WRKöänigliche Schauspiele. Dienstag: Opern— 202. Vorstellung. Cana (Banern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von ietro Maseagni. Text na ö Verga. Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. — Das goldene Kreuz. Ignaz Brllll. Text nach dem Französischen von H. S. von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. gent: Musikdirector Wegener. Schauspielhaus. Lustspiel in 5 Aufzügen aus dem Ungarischen des Ludwig Doöczi. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr. Opernhaus.
383
haus.
8
Stationen. Wind. Wetter.
. von
in O Celsius S6 C. = 46M
Bar. auf Gr Temperafur
u. d. Meere red. in Millim
Belmullet.. 756 SO 2 halb bed. Aberdeen. IJ59 heiter Christiansund 763 wolkig Kopenhagen. 1.764 bedeckt Stockholm 767 bedeckt St Petersburg 765 Regen Moskau 768 wolkenlos
Cork, Queens⸗ w 6869 Cherbourg. 754 . 63 mburg .. 1761 winemünde 1.761 Neufahrwasser 763 13 Memel... 1563 wolkenlos 12 5 bedeckt 13 nster . J758 wolkig 11 Karlsruhe. 759 wolkig?) 12 Wiesbaden. 759 halb bed.) 14 München.. 762 1 bedeckt 13 Chemnitz. 761 halb bed. 9 13 Berlin.. 761 wolkig?) 15 66 Breslau... 1763 Dunst 12 Ile d'Aix. 50 3 Regen 12 izza .. 760 still wolkig 20 Triest .. 762 still wolkenlos 17
— CO — — O O0
— — ö
MaxæUgGrube. Mittwoch:
3 Regen halb bed.
Delmar.
Adler.
oltey. rube.
Crampton.
) Nebel. ) Nebel.
3) Nachts Thau. starker Thau. ) Nebel.
49 Nebel, Waldber
J ; von ; Uebersicht der Witterung. Die Weed fase ist von 19a — 17 Uhr geöffnet.
Die Luftdruckvertheilung hat sich seit vorgestern sehr erheblich ändert. Ein barometrisches Maximum über 768 mm liegt im Nordosten Europas, eine Depression unter 7590 mm über der Hiscayabay, e, über Central⸗Europa östliche Winde vorherrschend sind, welche allenthalben nur schwach auftreten. In Deutschland ist das Wetter ruhig, vorwiegend trübe, vielfach neblig, sonst trocken. Nur im nordwestlichen Deutschland ist stellenweise etwas Regen gefallen. Obere Wolken ziehen über Deutschland aus südlicher und südwestlicher Richtung. In Frankreich i, gestern wieder vielfach Gewitter mit Regenfall stattgefunden.
Deutsche Seewarte.
Freunde.
Dienstag:
1. Male: Gringoire. Brüll. Text nach Banville's gleichnamigem Schau⸗ spiel von Vietor Lon. In Scene gesetzt vom AQber⸗ Regisseur Tetzlaff. — Zum 1. Male: Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. In Seene geht vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. — Zum 1. Male; nacht. Dichtung von ,, von Goethe. Musik von Felix Mendelssohn⸗Barthold vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Anfang 7 Uhr. . 11 ch H. Höl iob. auspiel in ufzug na Hölty von In Scene 4. vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Die K Lustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. Bühne eingerichtet von Karl von In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Anfang 7 Uhr.
Neutsches Theater. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Der Talisman.
Donnerstag: Zum 1. Male: Mau sagt! Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Victor Léon und Heinrich
Nebel 14 ö. die deutsche
Berliner Theater. Dienstag: Die guten Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Hamlet.
Donnerstag: Julius Cäsar.
Lessing · Theater. blümchen. Anfang 79 Uhr.
Mittwoch: Mauerblümchen. von
Donnerstag: Mauerblümchen.
Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25. Der Vogelhändler. 3 Aufzügen nach einer
Braunschweig einige Begrüßungsworte. Der Vorsitzende erstattete so⸗ dann einen eingehenden Bericht über die Thätigkeit des Vereint, der bereits sieben Jahre besteht, bisher aber nur zu Ausschuß⸗ und Sectionssitzungen zusammengetreten war. Der Redner . zugleich einen allgemeinen Ueberblick über die Entwickelung des hen ul⸗ wesens. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die innere Ausgestal⸗ tung der Mädchenschule. Der Referent Director Knörich⸗Dortmund begründete folgende Leitsätze, 1) Die , , , hat in⸗ folge der veränderten wirthschaftlichen und soeiglen Verhältnisse eine gegen früher erheblich höhere Bedeutung für das Gemeinwohl angenommen; mit dieser Entwickelung hat die Ausgestaltung der Mädchenschule nicht Schritt gehalten. 2) Darum ist eine klare und feste Ordnung des Mädchen⸗Bildungswesent. insbesondere eine den verschiedenartigsten Lebensaufgaben der Arbeiterbepölkerung, des mittleren Bürgerstandes und der höheren Lebenskreise ., Scheidung der Mädchen⸗Bildungsanstalten in Mädchen⸗Vo ksschulen, Mãädchen⸗Mittelschulen und Madchen ⸗Oberschulen ein unabweisbares Bedürfniß geworden. 3) In diese Ordnung, die, sich für die größeren und mittleren Städte mit ihrem für jede der drei Schularten ausreichenden Schülerinnenmaterial aufs klarste und bestimmteste unmittelbar und von selbst darbietet, sind auch die kleineren Gemeinden durch Angliederung von ent⸗ sprechenden Erweiterungs⸗Einrichtungen an ihre durch das allgemeine Bedürfniß zunächst erforderten niederen Schulgattungen hineinzuziehen. 4) Auch die Privat⸗Mädchenschulen sind durch Gewährung gewisser für ihre Existenzfähigkeit erforderlichen Zugeständnisse dieser Ordnung theilhaftig zu machen. Der Referent beantragte schließlich: J. den aufgestellten vier Leitsätzen zuzustimmen, 1. die von dem reußischen Verein öffentlicher höherer Mädchenschulen aufgestellten Vorschläge als eine geeignete Grundlage für die Regelung des Mädchenschulwesens anzuerkennen, und 1II. zu beschließen, an den Minister der geistlichen c. Angelegenheiten unter ,,, der unter J und II gefaßten Beschlüsse, sowie der heutigen darauf bezüg⸗ lichen Verhandlung die Bitte zu richten: der Minister wolle dem—⸗ nächst eine Conferenz zur Regelung des preußischen Mädchenschul— wesens einberufen und zu derselben in der Schulpraxis stehende Vertreter aus sämmtlichen betheiligten Kreisen hinzuziehen. Nach einer Debatte, die wefentlich die Berechtigung der Mädchen⸗ Mittelschulen betraf, genehmigte die Versammlung die vier Thesen des Referenten, verkagte aber Debatte und Beschlußfassung über eine vom Direktor Sommer ⸗Braunschweig neu be⸗ antragte These bezüglich des Rechts der Frau auf Weiter— bildung „auf dem in der höheren Mädchenschule gelegten Boden“ (also nicht durch nachträgliche Aneignung von Gymnasialbildung) auf die morgige Sitzung. Bie drei Anträge des Referenten fanden mit hoßer ajoritͤͤt die Zustimmung des Congresses, nachdem im dritten Antrag , der Zusatz gemacht worden war, daß zu der gewünschten Conferenz nicht nur Vertreter, sondern auch „Vertreterinnen“ aller betheiligten Kreise hinzugezogen werden sollen.
Der Vorstand des Vaterländischen Frauen-Verxeins hielt am 3. Oktober eine Sitzung ab. In dieser wurde die Mittheilung gemacht, daß sich neue Zweigvereine für den Kreis Hörde und für St. Avold und Umgegend in Elsaß⸗Lothringen gebildet haben. Nach Erledigung verschiedener Verwaltungs-Angelegenheiten wurde über die vorliegenden Anträge von Zweigvereinen auf Bewilligung von Unter⸗ stützungen Ber lh gefaßt. Solche Unterstützungen wurden ins— besondere bewilligt: dem Zweigverein Treffurt zur Anstellung einer Diakonisse, dem Zweigverein für den Kreis Mohrungen zur Errichtung einer Kleinkinderschule im Herderhause in der Stadt Mohrungen, dem Zweigverein Apenrade zur Fortführung, der Näh⸗ und Arbeits⸗ schule, dem Zweigverein Kulmsee zur Errichtung einer Spielschule und Anstellung einer Diakonisse, dem Zweigverein Schirotzken zur Anstellung einer Diakonisse, dem Zweigverein Samter zur Errichtung eines Krankenhauses, verbunden mit einer Diakonissenstation, dem Zweigverein Lötzen zur Unterhaltung der Gemeindeschwester und Fortführung der Kinderbewahranstalt, dem Zweigverein Marien— werder zur Errichtung einer k. dem Zweigverein Trebbin zur Linderung der Noth in dem kürzlich zum großen Theil durch eine Feuersbrunst zerstörten Dorfe Lüdersdorf und endlich dem Zweigverein Peckelsheim zur Linderung der aus gleicher Ursache ent⸗ standenen Noth in dem westfälischen Städtchen Willebadessen.
X ö ĩ ; West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Regie: Theater Anzeigen Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗
Herr Unger. mann. Anfang 75 Uhr.
Cavalleria rusti-
Sonnnabend: Zum J. Male:
dem gleichnamigen Volks⸗
In Scene gesetzt vom Ober⸗
Richard Gense. Oper in 2 Acten von
Dienstag:
burg. Schwank in 3
Ribadier. Feydeau Emil Neumann.
Diri⸗ . Anfang 7 Uhr. 96. Vorstellung. Letzte Liebe. In Scene ge
2053. Vorstellung. Zum Oper in 1 Act von Ignaz
Text von Axel Theaters.
ie erste Walpurgis⸗ 7. ühr.
y. In Seene gesetzt
97. Vorstellung. Das Buch
omödie der Irrungen. Bildern. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Frau Venus.
Dienstag: College
ataniel.
und A. Braun. Musik von Ad.
'apellmeister
i Ferron. usstattung. —
Hierauf:
von J. Bayer. Anfang 3 Uhr.
Adolph Ernst - Theater.
Dienstag: von Brandon
acobson und Benno
Operette in dee des Bieville von M.
Dienstag: . 12. Male:
Mittwoch: Der Vogelhändler. Freund Felix. Operette in 3 Acten nach einem älteren Stoffe von Richard Genée und L. Herrmann.
Residenz ˖ Theater. Direction: Sigmund Lauten · Zum 4. Male: 3 Aeten von und Maurice Hennequin. . t von Sigmund —
Lautenburg. — Vorher: Sympathie. Dramgtischer Scherz in 1 Act von F. Dunkland. Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Neues Theater (am Schiff bauerdamm 4a /s6). Dienstag: 10. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ irection: Sigmund Lautenburg. Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Acten von M Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg.
Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Victoria · Theater. Belle Allianeestraße 7 / . Dienstag: Zum 146. Male mit vollständig neuer Aus⸗ , . Fraun Venn. Modernes Märchen (großes
usstattungsstück mit Gesang und Ballet in 12
Theater Unter den Linden. Dienstag: 7 lka von Palmay als Gast. ö mi ö perette in 3 Acten von Carl Görlitz Hr. Hauptmann Wilhelm Sta erron. theilweise von Jul. Freund. Inseenirt durch den artistischen Leiter Herrn Ed. Binder. Mit vollständig neuer Neu einstudirt: Die Welt in Bild und Tanz. Phantastisches Aus⸗ stattungs Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik
Zum 11. Male:
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Dienstag:
24. Male: Charley's Tante. Schwank in 3 Acten
Maner⸗ Thomas. — Hierauf: Die r,, , ef mit Gesang in 1 Aet von Ed.
Jacobson. In Scene gesetzt
dolph Ernst. Anfang 75 U
Mittwoch: Dieselbe r stellm
Central · Theater. Direction: Richard Schultz
Alte Jacobstraße Nr. 30. Berliner Vollblut.
Posse mit Gefang in 4 Acten von Jean Kren.
—
Am Donnerstag, 19. Oktober, Vormittags 10 Uhr, findet die Eröffnung, der neüen Arbeitsstätte des Vaterländischen Frauen; Vereins r . Zimmerstraße 90 / 91 III. statt.
Zur Aufnahme in den Vaterländischen Frauen Verein als ordent⸗ liche Mitglieder sind unbescholtene Frauen und Jungfrauen ohne Unterschied des Glaubens und Standes elch, welche r re. Dauer ihrer Mitgliedschaft sich verpflichten, einen Beitrag von monatlich mindestenz h0 zur Vereinskasse zu zahlen und außerdem weibliche Handarbeiten für die Zwecke des Vereins unentgeltlich auszuführen, oder sonst für den Verein nach Maßgabe der Umstände thätig zu sein. k Mitglied des Vereins wird ein Jeder, der einen regelmäßigen. Geldbeitrag zur Vereinskasse zu zahlen sich veppflichtet.
Schriftliche Anmeldungen des Beitritts zum Verein sind mit Angabe des zu zahlenden Geldbeitrages an den Schatzmeister des Vereins Herrn Banquier von Krause, Leipzigerstraße 45, oder an das Bureau, Unter den Linden Nr. 72/73, hierselbst zu richten. Auch werden im Bureau mündliche Anmeldungen an den Wochentagen in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags entgegen⸗ genommen.
Der „ Städtische Gewerbe saal⸗ Schulhauses, Hinter der Garnisonkirche 2, seine erste Sonder⸗ Ausstellung von Schülerarbeiten veranstaltet, welche bis Mittwoch — täglich von 10 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags bei freiem Eintritt — geöffnet sein wird. Sie bietet für alle Interessenten der Metallindustrie, insbesondere für die des Maschinen⸗ faches, der Elektrotechnik und der verwandten Gewerbe viel Sehens werthes. Die Lehranstalt, die von der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats verwaltet und von dem Director Hrabowski geleitet wird, hatte im letzten Wintersemester 1356 Theilnehmer, welche von 50 Lehrern in 63 Cursen unterrichtet wurden. Es befanden sich darunter 2. Curse für Maschinenbauer, 15 für Schlosser und Kunst⸗ schmiede und 13 für Präcisions⸗ und Elektro⸗Mechaniker; in den Übrigen wird in der Mechanik“ unterrichtet. Die Lehrer, welche im Fachzeichnen unterrichteten, sind in der Praxis beschäftigte Ingenieure und Techniker aus den renommirtesten hiesigen Fabriken.
hat in der Aula des
Den Inhabern von Monatskarten des Berliner Vorort— verkehrs der Potsdamer Bahn ist, wie das Eisenbahn-Betriebsamt Berlin⸗Magdeburg bekannt macht, bis auf weiteres gestattet, auf Grund der Karten zur letzten Fahrt am letzten Tage des Monats noch die, vom Berlin⸗Potsdamer Hauptbahnhof und Wannfeebahnhof nach Mitternacht bis 1,6 Uhr Nachts abgehenden Vorortzüge zu be⸗ nützen.
Straßburg i. Els. 8. Oktober. Heute Vormittag wurde auf der Helenen Insel hierselbst der Grundstein zu der neuen evangelischen Garnison-Kirche gelegt. Dem Feldgottesdienst aus Anlaß dieser Feier wohnten, dem W. T. B.“ zufolge, der com⸗ mandirende General von Blume, die Generalität und das Offizier corps der Garnison, sowie eine Deputation der letzteren bei. Auch der Staatssecretär von Puttkamer, die Spitzen der Civilbehörden, der Rector und der Prorector der Universität, die evangelische Geistlich⸗ keit der Stadt und die katholische Militär Geistlichkeit waren in— mitten eines nach Tausenden zählenden Publikums bei dem feierlichen Aete anwesend.
St. Petersburg, 7. Oktober. Die Groß fürstin Alexandra Fosiphowna eröffnete, wie W. T. B.“ meldet, mit Kaiserlicher Genehmigung eine Subseription zum Besten der Hinterbliebenen der auf der ‚Russalka verunglückten Seeleute. Spenden werden in dem Comptoir des St. Petersburger Palais der Großfürstin, von der St. Petersburger Hauptverwaltung der russischen Gesellschaft zum Rothen Kreuz und von den russischen Marinebehörden entgegengenommen.
Stockholm, 8. Oktober. In der Dynamitfabrik in Vinterviken bei Stockholm erfolgte heute dem W. T. B.“ zufolge beim Verpacken von Dynamitkapseln eine Explosion, wodurch drei Arbeiter getödtet wurden.
(Fortsetzung des Richtamtlichen in der Ersten Beilage)
Musik von Julius Einödshofer. Im dritten Act: Bajazzi⸗Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Berliner Vollblut. Tageskasse: Vormittag von 10 bis 2 Uhr. Abend—⸗ kasse von 65 Uhr ab. Musik von
Concerte.
Saanl Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 77 Uhr: I. Concert des Violinvirtuofen Felix Berber unter gütiger Mitwirkung der Coneert⸗ sängerin Fräulein Maria Spieß.
Das System Georges Deutsch von
Contert · Jaus, Leipzigerstraße 46. Dienstag: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr. .
Oury. -Die Belagerung von Corinth“ von Rossini. „Die Nibelungenꝰ von Born. Unggrische Rhapsodie von Liszt. „Seid umschlungen Millionen“, Walzer von Strauß. „Nach berühmten Mustern“, Potpourri von Scherz. „Le Bésir“ für Cello von Servais (Herr Smit). ‚Nach langen Jahren“, für Piston von Warnke (Herr Steffens).
11
Familien ⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elise von Velsen mit Hrn. Ritter⸗ gutsbesitzer C. von der Hellen (Unna — Wellen, Kreis Geestemünde). — Frl. Anna Bruhn mit Hrn. Prem. Lieut. Tüllmann (Glogau).
Verehelicht: Hr. Prem. ⸗Lieut. Siegfried Wermels⸗ kirch mit Frl. Eda von Blanckensee (Berlin). — Hr. Divisions Pfarrer Christian Rogge mit Frl. Clara Plantier (Berlin). — Hr. Sberlehrer Robert Spieler mit Frl. Emma Kretschmar (Sagan). —
von Goltzheim
Couplets , mit Frl. Gertrud Näther (Breslgu).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Schlunk (Neuendorf bei i n — Hrn. Oberlehrer Walther Weber (Wipperführt),- — Hrn. Ritter 66 Albrecht Raabe ,,, — Eine
ochter: Hrn. Rittmeister 4. D. Walter von dem Knesebeck (Jühnsdorf bei Mahlow).
Gestorben: Hr Geh. Ober ⸗Baurath a. D. Emil Flaminius (Berlin). — Laura Freifrau d Owville hon Loewenclau, . Funke (Vresden). — Fx. Baurath Bertha Rauter, geb. Grohnert (Breslau) — Fr. Generalarzt Hildegard Lendel, geb. Trippel (Ratibor).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Anfang 77 Uhr.
ax Halbe. In Anfang
Dirigent:
Zum
m
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen
(etafchließlich Börsen · Beilage). (1666)
M 242.
Statistik und Volkswirthschaft.
Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im preußischen Staat 1892.
Die Zusammenstellung des Ergebnisses der im preußischen Staat während des Jahres 1892 vorgekommenen Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle ist kürzlich im Königlichen Statistischen Bureau be— endigt worden und umfaßt auch alle seitens der Königlichen Standes ämter bis zu Beginn des Mai angezeigten, erst 366 in die Geburts- oder Sterberegister eingetragenen, im Jahre 1892 vorge⸗ fommenen Fälle. Die Zahl der Geborenen und der Neuvermählten hat sich etwas vermindert, die Zahl der Sterbefälle hat um ein Ge⸗ ringes zugenommen. Die natürliche Bevölkerungsvermehrung ist dez halb zwar etwas niedriger als im Jahre 1891 aber immer noch sehr hoch, auch höher als im Jahre 1890 gewesen. Wir stellen die wichtigsten
ahlen für die Gesammtbevölkerung des Staats und die letzten drei ahre hierunter zur Vergleichung nebeneinander: 1890 1891 1892
244 657 245 906 245 447 1130301 1177209 1143904 1092334 1138163 1196503
h17792 540172 25 258
490909 511 845 496 804
42725 44 084 43 203 40908 42062 41238 39 046 37401
19 876 18 861
15166 14 694
2215 2127
1789 1719
728 463 752 0h55
3 379 123 391 934 361 273 349 340 360 121
448746 391 849
neugeschlossene Ehen geboren überhaupt lebendgeboren davon eheliche Knaben .. Mädchen uneheliche Knaben .. ö ö Mädchen todtgeboren davon eheliche Knaben .... . ö. Mädchen uneheliche Knaben ... ö ; Mädchen gestorben überhaupt dabon männliche Personen weibliche ö ; natürliche Bevölkerungsvermeh⸗ rung
.
375063
Kindersterblichkeit in Berlin 1891.
Im Jahre 1891 sind in Berlin 12 924 Kinder im ersten Lebens— jahre gestorben. Davon waren nach den Veröffentlichungen des Sta⸗— tistischen Amts der Stadt 2774 oder 21,5 Gο unehelich. Nach der Ernährungsweise waren von den gestorbenen Kindern 1501 aus— schließzlich mit Mutter- und bezw. oder Ammenmilch, 319 mit solcher und Thiermilch, 8609 ausschließlich mit letz terer, 762 mit Milchsurro⸗ gaten, Iheils allein, theils zusammen mit sonstiger Nahrung ernährt worden, während bei 1733 gestorbenen Säuglingen Angaben über die Nahrung nicht vorlagen.
Unter den Todesursachen nahmen Durchfall und Brechdurchfall mit 3899 Todesfällen die erste Stelle ein; an Magen⸗ bezw. Magen und Darmkatarrh starben weitere 1157 Säuglinge, sodaß fast genau zwei Fünftel der kleinen Kinder (39,9 m) an diesen Krankheiten des Verdauungsapparats zu Grunde gegangen sind. Bei den Brust— kindern waren es indessen nur 1855, bei den ausschließlich mit Thier⸗ milch ernährten Kindern 46,6, bei den mit Surrogaten aufgefütterten Kindern 50,1 0. Ferner starben an Lebensschwäche 2030, an Krämpfen 132, an Abzehrung und Kinderschwindsucht 981 Säuglinge, zusammen rund ein Drittel der insgesammt gestorbenen Kinder im ersten Lebensjahre. Der Lungen⸗ entzündung erlagen 833, der Kehlkopf⸗ und Luftröhrenentzündung 564, dem Keuchhusten 267 Kinder. Von den übrigen Todesfällen sind die 54 an Diphtherie und 45 an Syphilis vorgekommenen bemerkens— werth; unter den letzteren befanden sich 27 Fälle bei unehelichen Kindern.
Von der Gesammtzahl der Kindersterbefälle erfolgten 3649 oder 28,2 0,0 im ersten Lebensmonat; bei den unehelichen Kindern betrug der Antheil dieser jüngsten sogar fast 40 00
Knaben-⸗-Handarbeit.
Gestern hat sich in Köln unter zahlreicher Betheiligung aus allen Theilen der Provinz ein rheinischer Provinzial⸗Verband für Knaben ⸗-Handarbeit gebildet. Vertreten waren das Ober⸗Präsidium und die Regierungen durch Provinzial ⸗Schulrath Henning, die Ober⸗Re⸗ gierungs⸗Räthe Fink und Schaeffer, mehrere Regierungs-Schulräthe und biele Kreis⸗-Inspectoren. Die Versammlung wurde durch Ober-Bürger⸗ meister Becker namens der Stadt, Abg. von Schenkendorff⸗Görlitz im Auf⸗ trage des deutschen Vereins für Knaben⸗Handarbeit und Landes⸗Rath Brandts⸗Düsseldorf für die Provinzial⸗Verwaltung begrüßt. Es sprachen sodann: Kreis⸗Schulinspeekor Dr. Brandenberg über System und Methode und Dr. med. Schmidt⸗Bonn über den körperlichen Einfluß des Handfertigkeits-Unterrichts. Zum Vorsitzenden wurde Provinzial⸗ Schulrath Henning⸗Koblenz gewählt. Eine gut beschickte Ausstellung
2
aus den rheinischen Schulen ist mit der Versammlung verbunden.
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber den Ausstand der englischen Gruben⸗ arbeiter liegen heute folgende Meldungen vor:
Die Hucknaligruben, zwei der größten Gruben von Nottinghamshire, machten, wie W. T. B.“ meldet, bekannt, daß die Ärbeit wieder zu den alten Lohnsätzen aufgenommen werden könne, da infolge der Erhöhung der Kohlenpreise die Gründe für die Lohnkürzung fortgefallen feien. Dieser Beschluß betrifft 2500 Arbeiter. — Gestern fand in London im Victoriapark eine Kund⸗ gebung zu Gunsten der ausständigen Bergleute statt, an der 13 006 Arbeiter sich betheiligten. Tom Mann erklärte in einer Ansprache, das Ziel der Grubenbesitzer sei, den Verband der Berg— leute zu vernichten; der gegenwärtige Streit sei nur ein Vorläufer
des entscheidenden Kampfes für die Verstaatlichung aller Gruben des
Landes. — Aehnliche Kundgebungen fanden auf Trafalgar Square und anderen Plätzen Londons statt. — Der vergangene Sonnabend, schreibt man der Londoner A. C.“, war in der . der Vereinigung der Durham-Bergleute ein edeut⸗ samer Tag. Es wurde auf einer Delegirten-Conferenz, bei der alle Gruben des Bezirks vertreten waren, vorgeschlagen, allen Beamten die einmonatliche Kündigung zu geben, da sie nicht in genügendem Einklang mit den Führern des Nationalverbandes der Bergarbeiter stünden. Dieser Vorschlag wurde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. — Die Grubenarbeiter des Forest af Dean sind aus dem Nationalverbande ausgestoßen worden, da sie ohne die Zustim— mung des ersteren eine Lohnermäßigung angenommen hatten. ; Aus dem französischen Bergarbeiter⸗Ausstandsgebiet liegen keine neuen Nachrichten vor. In Bel gien waren einer Meldung der „V. Z.“ zufolge am Sonnabend 26 909 Berg—⸗ arbeiter ausständig. Wie aus Charleroi gemeldet wirb, beschlossen die Rite der Arbeit, den Ausstand im Becken von Charleroi; fortzusetzen. Auf mehreren Meetings wurden gestern Reden gehalten, die zu Gewalt⸗ thätigkelten aufforderten. Viele Banden durchzogen die Gegend, die von Gendarmerie und Truppen streng bewacht wird. Die Bürgergarde ist um 3 Uhr Morgens einberufen worden, um die n,, der nicht ausständigen Bergarbeiter zu beschützen. Vor dem Hause eines Bergarbeiters platzte eine Dynamit— cartouche, die materiellen Schaden anrichtete.
Er ste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Montag, den 9. Oktober
In Halb erstadt fand, wie der Vgrwärts“ berichtet, vom 1. bis 3. Ottober ein Congreß der Dachdecker statt, der von 13 Abgesandten, die 16 Städte vertraten, besucht war. Es wurden namentlich folgende Beschlüsse gefaßt: Der Verband der Dachdecker soll, in Bezirke eingetheilt und an Orten, wo noch keine Filiale besteht, sollen Versammlungen einberufen werden. Die Centralorganisation wird beibehalten; in Ländern, wo die Vereinsgesetze den Anschluß an die Centralorganisation nicht gestalten, regelt ein Vertrauensmann die Angelegenheiten. Mit den Bauhandwerkern soll ein Cartellvertrag angestrebt werden zur gegenseitigen Unterstützung bei Strikes, Der Congreß verwirft die Accordarbeit und Ueberstunden. Der Sitz des Verbandes sowie des Centralorgans wird nach Frankfurt 4. M. verlegt.
In Straßburg i. E. haben nach demselben Blatt 46 Satt ler der dortigen Militär-Effeetenfabrik von Jansen die Arbeit niedergelegt.
In Rost ock haben die Steinmetzen der Firma Sch räp'sche Granitindustrie wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt.
In Paris wurde am Sonnabend der nationale Congreß der unter Güesde's Führerschaft stehenden Gruppe der Arbgiter⸗ partei eröffnet und nahm, wie . W. T. B. meldet, einen Antrag an, in welchem erklärt wird, Frankreich würde im Fall eines Angriffs keine eifrigeren Vertheidiger haben, als die sweialistische Arbeiterpartei. Der Congreß sprach ferner den russischen Soeialisten die lebhaftesten Sympathien in ihrem Kampfe gegen den Despotismus aus. — Wie die „V. Z.“ mittheilt, wird sich der Congreß auch mit der Frage der Ausbreitung der soecialistischen Lehre unter der Land— bevölkerung beschäftigen.
Literatur.
Geschich te.
ff. Historische Zeitsfchrift. Herausgegeben von Heinrich von Sybel. 71. Band, 2. Heft. München und Leipzig, R. Oldenbourg, 1893. — Das vorliegende Heft dieser ältesten und vor⸗ nehmsten der deutschen historischen Zeitschriften enthält drei größere Aufsätze. Im ersten liefert Ferdinand Hirsch einen ö Beitrag zur Geschichte des Großen Kurfürsten mit einer Lebensbeschreibung des Ministers Otto von Schwerin. Einige Jahre älter als der Große Kurfürst, war Schwerin bereits unter der Regierung Georg Wilhelm's in den brandenburgischen Staatsdienst eingetreten und wurde kurze Zeit nach dem Thronwechsel in diplo⸗ matischen Sendungen verwandt. Eine einflußreiche Stellung besaß er freilich noch nicht; im Rath des Kurfürsten gaben Burgsdorff und Graf Waldeck den Ausschlag, neben denen der jüngere Schwerin erst allmählich, zum theil im Gegensatz zu Waldeck, emporkam. Zu höheren politischen Aufgaben wurde er erst herangezogen, als der Krieg zwischen Polen und Schweden ausbrach, an dem Brandenburg, mitten zwischen den streitenden übermächtigen Parteien gelegen, theilnehmen mußte. Schwerin erhielt nun mit Waldeck den Auftrag, die Verhandlungen mit Schweden zu führen, um den Anschluß an Schweden vorzubereiten. Auch in den Kriegsjahren, während deren Brandenburg mit Schweden zerfiel und sich mit Polen verbündete, leitete Schwerin die wichtigsten Verhandlungen mit den kriegführenden Staaten und den neutralen Mächten Oesterreich und Frankreich, die sich in den Krieg einzumischen drohten, und überall erwarb er sich so sehr die Zufriedenheit des Kur fürsten, daß er bald dessen vertrautester Rathgeber wurde, zumal seit⸗ dem sich Waldeck, unzufrieden mit dem polnischen Bündniß, von den Geschäften zurückgezogen hatte. Nach Beendigung des Krieges war seine Hauptaufgabe der Kampf mit den ostpreußischen Ständen, die die Souveränetät des Kurfürsten nicht anerkennen wollten. Hier hat er einige Jahre mit unermüdlicher Ausdauer gearbeitet, um die Stände an das neue Regiment zu gewöhnen. Ueber seine Erfolge in dieser Vertrauensstellung und seine weiteren Dienste wird Hirsch in den nächsten Heften berichten. Durch diese Arbeit wird der bedeutendste Gehilfe des Großen Kurfürsten endlich das verdiente biographische Denkmal erhalten, das anderen wie Waldeck und Meinders bereits zu theil geworden ist. — Im zweiten Aufsatz handelt Martin Philippson über Philipp II. von Spanien und seinen Minister Granvella. Das historische Urtheil über Philipp II. hat im Laufe der Jahrhunderte mannigfach geschwankt. Lange Zeit sah man in dem König, in religiösen und nationalen Vorurtheilen befangen, einen grausamen Fanatiker, der, von unersättlicher Herrsch⸗ sucht beseelt, jeden Widerstand gegen die Ausbreitung seiner absoluten Gewalt und seines Bekenntnisses mit der rücksichtslosesten Härte niederwarf. Der erste, der seine Persönlichkeit unparteiisch zu er kennen suchte, war Ranke, und er charakterisirte ihn als einen persönlich achtungkwerthen Mann von mittelmäßigen Geistesgaben, der seiner Stellung als Oberhaupt der ersten Großmacht seiner Zeit nicht ge—⸗ wachsen war und durch seine Unentschlossenheit den Verfall Spaniens herbeiführte. Diese Anschauung, der sich u. a. vornehmlich Exich Marcks angeschlossen hat, bestätigt auch Philippson; die Schwäche des Königs, der sich nicht zu einem energischen Vorgehen gegen seine zahlreichen Gegner in den Niederlanden, in Frankreich und England entschließen konnte, contrastirte namentlich mit der Kühnheit feines Ministers Granvella, der als der bedeutendste Staats⸗ mann Spaniens eine Zeit lang sein unbegrenztes Vertrauen besaß, aber bald infolge der großen Verschiedenheit ihrer Charaktere seine Stellung verlor. — Im letzten Aufsatz endlich charakterisirt Paul Bailleu das Hauptwerk des kürzlich verstorbenen Revolutions⸗ historikerz H. Taine, Les origines de la Eranes on- tempporalne. In feinsinnigen Ausführungen hebt er als den Grundzug des Werkes einen düsteren, freilich nicht ganz gerechtfertigten Pessimismus hervor und den Versuch, alle Abwandlungen der frgn— zöfischen Geschichte aus der Herrschaft, des klassisch⸗römischen Geistes in Frankreich zu begreifen. Dieser klassische Geist und sein unheil— voller Einfluß zeige sich unter Ludwig XIV. und Napoleon so gut wie im modernen Frankreich. — Aus dem Literaturbericht heben wir die Besprechungsen der römischen Agrargeschichte von Weber und der amerikanischen Verfassungsgeschichte von Holst hervor. Sehr werthvoll sind endlich die Nachrichten und Notizen, die eine Anzahl wichtiger Zeitschriftenaufsätze zusammenstellen und excerpiren.
— Wanderung über die Schlachtfelder der deutschen Heere der Urzeiten von General von Peucker, fortgesetzt und zum Abschluß gebracht von dem Landrath a. D.,, Geheimen Regie⸗ rungs⸗Rath von Wolff⸗ Metternich. Zweite Auflage. Berlin 1893. R. von Decker's Verlag, (G. Schenck). Preis geh. 6 6 — Der wegen seiner hohen Verdienste um das, Preußische Militär Bildungs und Erziehungewesen, an dessen Spitze er eine Reihe von Jahren gestanden hat, bekannte und wegen seiner werthpollen schrift⸗ sfellerischen Thätigkeit von der Berliner Uniwersität mit dem Ehrentitel als Doctor der Philofophie ausgezeichnete General von Peucker hat auch nach feinem im Jahre 1872 erfolgten Ausscheiden aus dem Militãär⸗ dienst bis an seinen im Jahre 1876 in dem hohen Alter von 85 Jahren erfolgten Tod seine wissenschaftlichen Arbeiten fortgesetzt. Zu den be— deutendsten seiner Schriften gehört 1 das umfangreiche Werk Das 66 Kriegswesen der Urzeiten in seinen Verbindungen und Wechselwirkungen mit dem gleichzeitigen Staats⸗ und Volksleben“, das mit feinen zwe Bänden im Jahre 1860 abgeschlossen vorlag. An dieses Werk schließt sich als dritter Band im Uebergange zu dem geschicht⸗ lichen Charakter sein letztes Werk, das uns hier vorliegender das indessen nicht zum Abschluß e, ist, sondern nur bis zur Statt⸗ halterschaft des Domltius Ahenobarbus in den Jahren 5. bis 19. Chr. reicht, da der inzwischen eingetretene Tod des Generals von Peucker
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18943.
die weitere Fortsetzung verhindert hat. Das interessante, mit warmer patriotischer Begeisterung , ,. Werk hat nun der Geheime Regierungs⸗Rath von olff⸗Metternich bei Herausgabe einer neuen Auflage mit Einfügung der Resultate der jüngsten Forschungen fortgesetzt und sich damit ein großes Verdienst erworben. Das nun bis zu den Schlachten von Idistaviso und am Angrarierwalle im Jahre 16 n. Chr. fortgeführte Werk giebt Linen vollständigen historischen Ueberblick und bietet jedem Leser das Material zu einem eigenen freien Urtheil über die geschichtlichen Vorgänge.
t. Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober⸗ lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausgegeben von Dr. Richard Jecht. 69. Bd. 1. Heft. Görlitz, Tzschaschel, 1893. — Von dem Inhalt dieses Heftes wird der Aufsatz, des Görlitzer Gymnasiallehrers A. van der Vel de über die Stadt Görlitz im Kriegsjahre 1870 die meisten Leser finden. Der Verfasser schildert anziehend, in welcher Weise sich die Theil nahme der Görlitzer Bür erschaft an den Kämpfen und Siegen äußerte: wie die Siegesnachrichten ge⸗ feiert wurden, welche Opfer für die Truppen, insbesondere die Ver⸗ wundeten gebracht wurden, welchen Eindruck die Gefangenen hervor⸗ brachten und endlich, wie Görlitz das Andenken an das glorreiche Jahr durch ein Denkmal zu verherrlichen suchte. Einige in Görlitz entstandene Gedichte werden mitgetheilt und so die Kenntniß der in jenen Tagen in so hoher Blüthe stehenden vaterländischen Dichtung erweitert.! Eine sprachgeschichtlich! Unterfuchung liefert Kühnel mit seiner Studie über die flavischen Orts und Flurnamen der Ober⸗ lau itz. Er stellt fest, wann die Ortschaften und Fluren zum ersten Mal erwähnt werden, welcher Sprache ihre Namen angehören und wie diese sich im Laufe der at verändert haben. — Mit der städtischen Verfassungsgeschichte beschäftigt sich W. von Bötticher, nämlich mit der Erklärung des Rolgndbildes der Stadt Bautzen. Mit dem Rechtshistoriker Schröder ist er der Meinung, daß dies Steinbild nicht als das Sinnbild des Blutbanns, sondern des Königlichen Marktfriedens anzusehen ist. Einen anderen Beitrag zur mittelalterlichen Städtegeschichte bringt endlich der Herausgeber der Zeitschrift, indem er ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes Stadtbuch von ö publicirt und bespricht.
fk. Geschichtsblätter für Stadt und Land Magde⸗ burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 28. Jahrgang 1393. 1. Heft. Herausgegeben vom Vorstande deg Magdeburger Geschichts vereins. Magdeburg, Niemann 1893. — Das Heft wird eröffnet durch einen lehrreichen Aufsatz zur Geschichte der Gegen⸗ reformation. W. Kawergu, den Lesern dieser Zeitschrift bereits durch mehrere Beiträge wohlbekannt, behandelt in einer vortrefflich geschriebenen Arbeit die Thätigkeit des Predigers Erasmus Alberus in Magdeburg während der Belagerung durch Kurfürst Moritz von Sachsen (1550). Magdeburg hatte sich geweigert, das Augsburger Interim, das die Glaubenseinheit wiederherstellen sollte, anzunehmen und sollte nun von Moritz im Auftrage des Kaisers mit Gewalt dazu gezwungen werden. Unter den sutherischen Geistlichen, die durch Predigt und Schrift den Wider⸗ stand gegen das Interim schürten, stand obenan Alberus, der Typus der damaligen lutherischen Geistlichkeit, die zwar an schöpferischen Ideen und Tiefe der religiösen Empfindung weit hinter den Zeitgenossen Luther's und Melanchthon's zurücstand, aber nach besten Kräften be⸗ müht war, in dem Geiste dieser Männer weiter zu arbeiten und keine Abweichung von der durch Luther vorgezeichneten Bahn zu Lulden. Als daher der Kampf um das Interim entbrannte, war Alberus unermüdlich im Kampfe gegen Katholiken und die dem Interim ge⸗ neigten Protestanten; nach der Sitte der Zeit war ihm jede Toleranz fremd, und nicht selten ließ er sich zu den gröbsten persönlichen Schmä—⸗ hungen hinreißen: aber aus allen seinen Schriften leuchtet eine tiefe Wahrheitsliebe, große litergrische Begabung und ein feuriger Patrio⸗ tismus herpor, der mit Schmerz sein Vaterland unter dem Scepter der spanischen Habsburger sieht. — Die übrigen Aufsätze sind rein localgeschichtlichen Charakters: Ernst Schultze beschreibt die Wappen von zwölf Geschlechtern Magdeburgs, darunter das der Fa⸗ milie Guericke, und H. Tollin behandelt die Geschichte der Magde⸗ burger Hugenotten, insbesondere ihren Hausbesitz in den ersten 50 Jahren nach ihrer Ansiedelung. Er zeigt darin, daß die Hugenotten von der Magdeburgischen Bürgerschaft keineswegs mit offenen Armen aufgenommen worden sind, sondern daß im Gegentheil ihrer Nieder⸗ lassung von allen Seiten Hindernisse bereitet wurden.
Militäarisches.
Mit Prinz Friedrich Karl. Kriegs, und Jagdfahrten und am häuslichen Herd von Heros von Borcke. Zweite Auflage. Berlin 1893. Verlag von Paul Kittel. Preis geheftet 6 M, gebun⸗ den 7,50 S, — Dieses aus dankbarem Herzen hervor⸗ gegangene und zum Herzen gehende Werk hat in der ganzen Lesewelt eine so einmüthige 3 Beurtheilung erfahren und einen so schnellen Absatz gehabt, daß schon nach Verlauf von nicht ganz zwei Monaten nach dem Erscheinen der ersten Auflage die Her⸗ ausgabe der jetzt vorliegenden zweiten Auflage erforderlich geworden ist. Dieser ungewöhnliche Erfolg ist ebenso sehr dem behandelten Gegenstand wie der Behandlung durch den Verfasser zuzuschreiben und liefert den erfreulichen Beweis, daß das Andenken an den ver⸗ dienstvollen Feldherrn und Kriegshelden, den Prinzen Friedrich Karl, im deutschen Volk ein reges und lebendiges ist.
— Im September Heft der vom Oberst Lieutenant Sch nacken⸗ burg geleiteten Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine“ (Verlag von A. Bath, Berlin) wird die Arbeit über den Feldzug von 1809 in Tirol, im Salzburgischen und an. der bayerischen Südgrenze vom Hauptmann M. Heilmann, sowie der unter dem Titel . Deutsch⸗französischer Federkrieg um den Panzerthurm, vom General- Major Schröder geschriebene Aufsatz beendigt. Der Haupt⸗ mann Stavenhagen hat einen interessanten Beitrag ö in dem Operations ⸗Entwurf Napoleon's und der Versammlung seiner Armee im September und Oktober 1896 nach zwei Briefen des Kaisers an seinen Bruder, den König Ludwig von Holland, und an den Erzkanzler Cambacgrèß“. Ueber das Gefechts verhältniß von Cavallerie gegen Infanterie und umgekehrt nach den zuletzt gewonnenen Erfahrungen spricht ein alter Reiteroffizier. seine Ansichten aufs. Ein Werk des General-⸗Majors Wille. Dag kleinste Gewehrkaliber wird vom Second ⸗Lieutenant Benkendorff einer eingehenden Besprechung unterzogen; dabei wird hervorgehoben, daß, nachdem die Feuergeschwindigkeit durch die Mehrlader mit Packet⸗ ladung in einem für alle Bedürfnisse selbst in den kritischsten Gefechts lagen ausreichenden Maße gesteigert ist, die weitere Entwickelung der i fen nur noch von dem Gesichtspunkt aus erfolgen kann, die
lugbahn n, gestreckt zu gestalten, damit Fehler in der Ver⸗ wendung der Waffe immer weniger ins Gewicht fallen. In Ueberein- stimmung mit dem General Wille sieht der Verfasser die größ Vervollkommnung der Waffe in der möglichsten Verringerung des Kali! und kommt zu dem Schluß, daß das in Italien eingeführte und im Gebrauch bewährte 6,5 mm Gewehr noch lange nicht die äußerste Grenze der Kaliberverminderung darstelle, . der Einführung no Kaliber sich einstweilen technische Schwierigkeiten entgegenstel Ueberwindung jedoch sicherlich in absehbarer Zeit gelingen würde. Mit einer Beantwortung der Frage . Welche Aufgaben werden die Kreuzer im 2 Seekriege haben?“ ist der Vice Admiral von Henk ver- treten. Eine ausführliche Umschau auf militär technischem Gebiet und in der Militär⸗Literatur bildet, wie gewöhnlich, den Schluß des inhaltsreichen Hefts. .