1893 / 251 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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über die Gründung eines Gymnasiums im Westen Berlins reichen bis in das Jatr 1883 zurück. Sie gewannen seste Gestaltung, als sechs Jahre später Schöneberg den Bauplatz. im AÄkazlenwäldchen an der Grunewaldstraße dem Fiscus schenkte. Nachdem der Bau da—⸗ durch gesichert war, wurde die Anstalt in dem von der Gemeinde gemietheten Schulhause am 13. Oktober 1890 unter Leitung des . Dr. O. Richter mit 8 Lehrern und 238 Schülern in 4 Ghymnasialklassen und 3 ,. eröffnet. Jetzt ist die Zahl

Lehrer auf 18, die der Schüler auf rund 500, die der Klassen auf 1L gestiegen. Der Beginn des Gymnasialbaues erfolgte im Oktober 1891. Die Pläne des Gymnasialbaues, der Turnhalle und des Director⸗Wohn⸗ hauses wurden in Auftrage der Königlichen Ministerigl⸗Baucommission vom Baurath Schultze entworfen. Das Klassen gebäude ist für 950 Schüler berechnet: es enthält 3 Vorschulklassen, 13 Gymnasialklassen nebst einer Reserveklasse, eine . einen eine Aula, eine Lehrer- und eine Schülerbibliothek, ein Director⸗ und ein Conferenz— zimmer und eine Wohnung für den Hauswart. Die Aula enthält 526 Sitzplätze. Die Baukosten betrugen rund 585 000 S Davon entfallen auf das Klassengebäude 411 500 M, auf das Director⸗ Wohnhaus 46590 Æ, auf die Turnhalle 30 500 S und auf die beiden Abortgebäude 21 000 M Neben dem Land⸗Bauinspeector Poetsch Eg . Bauausführung in den Händen des Regierungs⸗Baumeisters

rber.

Die Preußische , , hielt gestern Abend in der Dreifaltigk itskirche ihr 75. Jahresfest ab. Nach der Festpredigt des General Superintendenten Faber erstattete Lis. Breest den Bericht, dem wir entnehmen, daß die Gesellschaft im ab⸗ geschlossenen Jahre 98 484 Bibeln, 41 459 Reue Testamente und 472 Psalter ausgegeben hat. Tochtergesellschaften, Kirchen, Vereine und einjeln. Arme rhielten an Geschenken 306 Bibeln, 326 Testamente und 120 Psalter, die Berliner Stadtschulen für Er träge der Bibel⸗Pfennigbüchsen 104 Bibeln, die Militärschulen 3935 Bibeln. 3878 Bibeln und 19 203 Testamente wurden im Heer und in der Marine verbreitet, Trau⸗ und Jubelbibeln wurden 23 794 von der Gesellschaft verlangt. Seit der Stiftung der Gesellschaft sind von ihr insgesammt 2091 650 Bibeln, 510 237 Neue Teftamente und 1186 Psalter verbreitet worden.

Herr Privatdocent Dr. Carl Müller wird morgen Abend in der Urania einen durch mannigfache und besonders lehrreiche Experimente erläuterten Vortrag über „Wirken und Schaffen der Pflanzenwelt“ halten. Es wird hierdurch allen Pflanzenfreunden Gelegenheit geboten, die wunderbaren Ein⸗ . des Pflanzenleibes und die überaus wichtigen Leistungen der anzenwelt und ihrer Lebensvorgänge kennen zu lernen. Bei diesem

ortrage werden die kleinsten Organe der Pflanzen mit dem Sonnen mikroskop der Urania gezeigt werden, welches eine 20 000 fache Ver— größerung gestattet.

Memel, 16. Oktober. Das neue Postgebäu de hierselbst ist heute in Gegenwart des Staatssecretärs des K Dr. von Stephan feierlich eingeweiht worden. Der Staatssecretär hielt bei der Einweihung eine Rede, der wir nach dem „Memeler Dampfboot . Stellen entnehmen:

„Hochgeehrte Herren! Gestatten Sie mir, daß ich zunächst meiner Freude darüber Ausdruck gebe, hier in der altehrwürdigen Stadt Memel, dem Deutschen Hort der Ostsee, eine Verfammlung so an— esehener Männer und schöner Damen begrüßen zu' dürfen. ch sage Ihnen auch gleichzeitig meinen Dank, den ich damit ver— binden möchte, dafür, daß Sie heute so zahlreich erschienen find und damit das Wohlwollen bekundet haben, welches hier in der nördlichsten Handelsstadt des Deutschen Reichs den Reichs-Verkehrseinrichtungen dargebracht wird. Wir haben erst bor kurzem an den Ufern des Boden⸗ sees ein Reichsgebäude für Post und Telegraphie zu Konstanz eingeweiht. Heute befinden wir uns am nördlichsten deutschen Strande zu dem gleichen Zweck. Ich führe diese einfache Zusammenstellung nur an, weil sie in ö Weise die Verkörperung des Reichs⸗ edankens darstellt, wie er auf dem Verkehrsgebiet, durch Post und

elegraphie, unser nationales Institut, verwirklicht worden ist. Es mag das auch gleichzeitig eine Mahnung sein dahin, daß wir in

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Wetter t vom 19. Oktober,

Morgens.

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Stationen. Wetter.

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fang 7 Uhr.

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Belmullet .. bedeckt Aberdeen. IJ]567 wolkig Christiansund 759 Regen

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Stockholm I66 bedeckt paranda I]761 bedeckt t Petersburg 764 bedeckt Moskau 758 Schnee

Cork, Queens⸗ 7777 2 Cherbourg 772 2 1 1 12 . 1 mburg. 771 W . 4 3 1

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winemünde 768 wolkig Neufahrwasser 766 bedeckti) Memel 1764 heiter . . 2 K heiter Karlsruhe. 771 k 4

wolkenlos

Wiesbaden 771 wolkenl. ?) München. 770 halb bed. Chemnitz.. 772 wolkig 771 2 bedeckt 1 2 wolkenloz Breslau 769 W 3 bedeckt Ile d Aix 768 J bedeckt

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Triest 72766 b wolkig

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7 Uhr.

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achts Thau. ) Abends Regen.

Uebersicht der Witterung. Ein Hochdruckgebiet liegt über dem westlichen

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele.

Schauspielhaus.

In Scene gesetzt vom Porzia Frau Clara Meyer, Ehren-Mitglied des Königlichen Schauspiels) Anfang 7 Uhr. 7. Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 212. Vorstellung. Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Axel Delmar. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur bedeckt Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Pr.

wolkig Graeb. Mustk wolkig P. Hertel. Bajazzi (Pagliacci). Oper in

MaxJGrube. Anfang 7 Uhr.

Neutsches Theater. Freitag: Faust. Anfang

Sonnabend: Doctor Klaus.

Sonntag: Der Talisman.

Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Abonnements zu dem in der letzten Oktoberwoche beginnenden Goethe⸗Cyclus sind an der Kasse zu

. haben. 9 , stürmisch, Regen. ) Gestern Regen. Bie Tageskaffe ist von 112 = 14 Uhr geöffnet

Berliner Theater. Freitag: 8. Abonnements⸗

schweren Zeiten, die ja keinem Gemeinwesen und keiner Stadt erspart sind, daß wir auch bei wolkenbehangenem Himmel nicht den Muth verlieren und nicht in Kleinmuth versinken sollen, daß wir im Gegen⸗ theil in mannhaftem Stolz uns der großen Errungenschaften freuen, die uns das Heiligthum, von dem wir in unserer Jugend kaum zu träumen wagten, verwirklicht haben: das große, einige Deutsche Reich.

Meine hochverehrten Herren! Die Entstehung des hiesigen Bau⸗— werks ist in erster Linie zurückzuführen auf die Allerhöchste Ent⸗ schließung des Kaisers. Seine Majestät haben von vornherein diesem Bau ein lebhaftes Interesse zugewandt und dieses Interesse bis zum letzten Moment erhalten. Ich kann Ihnen hier etwas mittheilen, was dieser Behauptung zum Beweise dienen wird. Auf Allerhöchsten Befehl werden alle Regierungssachen, die . dringlicher Natur sind, dem Kaiser nachgesandt, gleichviel wo Seine Majestät im . blick weilen mögen. Dazu gehören auch Pläne, Zeichnungen und Ent— würfe, dazu gehören Telegramme mit Hunderten und Tausenden von Chiffern und Zahlen. Ich bin in diesen Dingen schon deshalb be— wandert, weil ich den ganzen Dienst organisirt habe. Ich habe z. B. Allerhöchste Ordres in Händen gehabt, die vollzogen wurden hoch oben in den Alpen, in den Steyrischen Hirschhäusern und auch wieder solche vom Nordegp. Es war bei den großen Schlesischen Manövern, bei Hohenstock, wo mehrere Armee Corps vereinigt waren, und wo auch Seine Majestät der Kagiser von Oesterreich und Seine Majestät der König von Sachsen anwesend waren, wo ich Seiner Majestät die Pläne zum neuen Posthaus in Memel nachschickte. Mitten in jenen großen militärischen Anstrengungen und Aufgaben und mitten in der Erfüllung der Pflichten, die h der Besuch hoher Gäste auf⸗ erlegte, haben Seine Majestät Zeit gefunden, diese Pläne genau zu

rüfen und mit folgender Allerhöchsteigenhändiger Bemerkung zu ver— r „Genehmigt! Indem Ich den Geschmack des Entwurfs in jeder Beziehung lobe, gebe Ich anheim, den Giebel, wegen der starken See—⸗ winde gründlich zu verankern.“

Ich habe die Originalzeichnung im Reichs-Postmuseum aufstellen und eine Copie mit dem Fgesimile der Allerhöchsten Randbemerkung in der Reichsdruckerei herstellen lassen. Wir werden uns nachher ge— statten, Ihnen je ein Exemplar dieser Copie als Andenken an den heutigen Tag zu überreichen

Das Postamt in Memel ist eins der ältesten in der ganzen preußischen Monarchie. Es ist im Jahre 16366 vom Großen Kur— fürsten eingerichtet worden. Damals schuf der Durchlauchtigste Kur—⸗ fürst in seinen Landen 50 Postämter, jetzt hat sich jene Zahl auf 2d 000 vermehrt mit einem Beamtenpersonal von 140 000 Menschen. Das möge Ihnen beweisen, daß Sie einer sehr großen Familie angehören, wahrscheinlich der größten auf dem ganzen Erden rund. Friedrich Wilhelm I., der dann ein rh Postnetz, von Memel bis Neidenburg“, schuf, erwähnte in Seiner Ordre, er wolle ein Land haben, das eultivirt sei, und dazu gehöre auch die Post. So sprechen auch viele Reisende aus damaliger Zeit ihre Ver⸗ wunderung darüber aus, daß sie in Deutschland nächst der Schule die Post am weitesten hätten verbreitet gefunden. König Friedrich Wil⸗ helm J. war es auch, der den Ausspruch that, die Post sei das Oel für die große Staatsmaschine. Nun wohl, an Ihnen ist es, dafür zu sorgen, daß das Oel nicht dick und träge wird, sondern flüssig bleibt und daß der Gang der Staatsmaschine ein gesicherter ist. . 24.

Wenn wir mit dem geistigen Auge hinuntersteigen in die Schachte und Tiefen der Jahrhunderte, dann sehen wir vor uns die ganze große und denkwuͤrdige Geschichte der Stadt Memel, von den ersten Kämpfen mit den Szameiten und Letten, die Wirren im Deutschen Orden, die Kämpfe mit Russen und Schweden, Blockaden, Epi— demien, starke Feuersbrünste. Aber aus allen diesen Wechselfällen, wie man denn in jedem Kampfe die Kraft stählt, ist die Stadt Memel immer wieder stärker und blühender hervorgegangen. Das beweist die vierfache Zunahme seiner Einwohnerzahl gegenüber dem Anfange dieses Jahrhunderts, das beweist die Zunahme des Werths der Einfuhr, der 1791 nur eine halbe Million Mark, 1891 schon 23 Millionen Mark betrug, während die Ausfuhr 1791 einen Werth von 33 Millionen, 1891 einen solchen von 27 Millionen Mark auf— wies; das beweist auch die Statistik der Post und Telegraphie, deren Verbesserungen und Neuerungen (wie die Begründung der Tesegraphie 1855 und die Einführung des Fernsprechwesens 1888 ja auch Memel zu gute gekommen sind. Die Ausdehnung des Eisenbahnnetzes hat

Ribadier. 1095. Vorstellung. Der Kauf⸗

Text von

Muck.

Hartmann. Ober Regisseur Tetzlaff.

. Bildern. Anfang 74 Ubr. Sonnabend: Frau Venns.

usstattung. Hierauf: Neu

Mittel Guropa, einen Ausläufer nordostwärts nach Vorstellung. Der Hüttenbesitzer. Anfang 7 Uhr. e , ,

Finland entsendend, während Depressionen im Nord⸗ westen und Südosten Europas lagern. Ueber

vertheilt und dementsprechend ist die Luftbewegung schwach bei trockenem und theilweise heiterem Wetter. Die Abkühlung, welche sich gestern über Nord deutschland zeigte, hat sich auch über Süddeutsch⸗ land, Desterreich Ungarn und Westrußland guts, Anfang 73 Uhr, 1 i nn! wurde in Deutschland Reif

obachtet. In Süd und Ostdeutschland ist gestern Regen gefallen. Im nordwestlichen Rußland und Nordschweden herrscht Frostwetter. Bie gegen⸗ wärtige Wetterlage läßt ruhiges, theils heiteres, theils nebliges Wetter erwarten, an exponirten

Orten dürften Nachtfröste eintreten. Freitag; Zum Operette in 3 Acten nach einem älteren Sto

Deutsche Seewarte.

Sonnabend: Hamlet. Sonntag. Nachmittags 2 Uhr: Der Hütten⸗

Deutschland ist der Luftdruck hoch und ine he . . Nora.

Sonnabend: Mauerblümchen. Sonntag: Mauerblümchen.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. von Adolph Ernst. Anfang 7 Uhr Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Carl Weinberger.

Lessing Theater. Freitag: Mauerblümchen. ö

von Brandon Th

acobson und

7. Male: rennd ent. e von

Richard Gense und L. Herrmann. . Richard Gene. In Scene gesetzt von Julius Freitag: Opern, Fritzsche. Dirigent. Herr Kapellmeister Federmann. haus. 211. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Anfang 7 Uhr. Dper in 3 Aeten von Richard Wagner. In Scene gie vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: apellmeister Weingartner. (Lohengrin: Herr Emil Götze, Königlicher Kammersänger, als Gast.) An⸗ burg. Frellag. Jum 14. Male:

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Residenz Theater. Direction: Sigmund Lauten.

Schwank in 3 Acten von Georges orstellung. Rg Feydeau und Maurice Hennequin. Deutsch von kasse von 64 Uhr ab. mann von Venedig. Komödie in 5 Aufßügen Emil Neumann. In Scene geletzt von Sigmund von Shakespeare, . von M. W. d. Schlegel. Lautenburg. Vorher: Zum b.

ber⸗Regisseur Max Grube. Lustspiel in 1 Act von Arpad von Berczill, für die deutsche Bühne bearbeitet von Josef Jarno. Anfang

ale: Illusionen.

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neunes Theater (am Schiffbauerdamm 44/6). j ; Freitag: 20. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ Slavische Brgutwerbung, TLanzbild von Emil Thertetg! Direction: Sigmund Lautenburg. Zum

fompon ert und arrangitt ven Lo. Mhgle: Jugend. Rin ghebegbranm durdz irn von Mar 80 In Scene gesetzt von Sigmund L Populäres Orchester⸗ Concert von Professor

2 Acten und einem Prolog. Musik und Dichtung

von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Lantenburg. Anfang 6 Uhr, In Scene gesetzt vom Ol Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 106. Vorstellung. Neu einstudirt:

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Scan C n erspiet nl nf Victoria Theater. Belle. Alliancestraße 7/8 , ußzügen, von, Franz Freitag: Zum 156. Male mit vollstänzig nur Au. Frillparzer. In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur stattung: Frau Venus. Modernes Mähr n, ,

Ausstattungsstüch) mit Gesang und Ballet in 12

Theater Unter den Linden. Freitag: Zum 21. Male: Sataniel. (Novität. Operette in 3 Acten von C. Görlitz und A. Braun. Musik von Ad. Ferron. Coupletz theilweise von Jul. Freund. Inscenirt durch den . en i , h nne , .

err Kapellmeister Ferron. vollständig neuer ö enn hehlet? i baur (Havelberg). Hrn. K Welt in Bild und Tanz. Phantastisches Aus- stattungs Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. ;

Voranzeige. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vor⸗ stellung zu halben Kassenpreisen. Lachende Erben. Dperette in 3 Acten von Horst u. Stein. Musik von

Adolph Ernst Theater. Freitag: Zum Berlin: 34. Male; Charley's Tante. Schwank in 3 Aeten

auch für Memel Vortheile im Gefolge ge auch den vielbegehrten r n ne fuß nach Moscheiki noch einmal erhalten werden.

So hoffe ich denn auch, daß die eee ,. schwere Zeit, die wir ja nicht verkennen und von der Sie ja die ÜUrsachen kennen und wissen, daß dieselbe vorübergehende sind, daß, falls es dem Herrn Reichskanzler gelingt, den Plan durchzusetzen, dem eine seiner Aetlonen augenblicklich gewidmet ist, daß dann auch bessere Zeiten kommen und die Morgenröthe eines besseren Tages anbrechen werde.

Schon heute aber kann ich Ihnen sagen, daß die landes vãterliche . unentwegt dem Wohlergehen dieser alten denkwürdigen

tadt zugewandt ist und nicht minder das Interesse der Königlichen Staatsregierung. Wir sind alle, davon dürfen Sie überzeugt sein, auf Ihr Wohlergehen bedacht und betrachten Sie nicht als verlorene Kinder. Wir wissen wohl, daß wir hier im äußersten Norden einen treu erprobten und starken Hort echt deutscher, vaterländischer Gesinnung haben, dessen Bewohner sammt und sonders einig sind in den Gesinnungen, die sie seit Jahrhunderten in guten wie in bösen Tagen bewahrt haben, in den Gesinnungen der Treue und Anhaäͤnglichkeit an unseren Kaiserlichen Herrn und sein Haus, in den Gesinnungen patriotischer Hingabe für das Gemeinwohl und der Liebe und unverbrüchlichen Treue zu unserem großen deutschen Vaterlande. Diese Gesinnungen, meine Herren, bitte ich zu bekräftigen dadurch, daß Sie mit mir in den Ruf einstimmen: Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser, König und Herr, Er lebe hoch, hoch, hoch!“

Stettin, 18. Oktober. Von einem heute früh von Berlin nach Stettin abgelassenen Güterzuge sind laut Meldung dez „W. T. B. in der Nähe des neuen Rangirbahnhofs in Pankow infolge eines Damm rutsches zwei Wagen entgleist, wodurch das Gelelse gesperrt wurde. Der Personenverkehr wird durch Umfteigen bewirkt. Menschenleben sind bei dem Unfall nicht zu beklagen.

Breslau, 18. Oktober. Heute Nachmittag fand die feierliche Grundsteinlegung zu der hier zu errichtenden ‚Luther kirche“ statt. Der Festzug, an welchem nach dem Bericht des W. T. B.“ der Ober⸗Präsident r. von Seidewitz, der General⸗Superintendent Erdmann und der Ober⸗Bürgermeister Bender theilnahmen, bewegte sich unter dem Geläute sämmtlicher Glocken von der Bernhardiner— Kirche aus durch die geschmückten Straßen nach dem Festplatz. Der Feier wohnten Vertreter der staatlichen, kirchlichen, militärischen und städtischen Behörden bei.

Breslau, 19. Oktober. Der langjährige Zweite Bürgermeister von Breslau, Geheime Regierungs-Rath Gustav Dickhuth sseit Frühjahr 1892 im Ruhestande) ist, der „Schles. Itg. zufolge, gestern verstorben.

Elberfeld, 19. Oktober. Der gestrigen Enthüllung der Denk. mäler für Kaiser Wilhelm J. und Kaiser Friedrich (. Nr. 250 d. Bl.) wohnte, wie . W. T. B.“ meldet, auf Befehl und in Vertretung Seiner Majestät des Kgisers der General Adjutant weiland Sen, elrftat des Kaisers Friedrich, General der Infanterie von

ischke bei.

London, 18. Oktober. Wie ‚R. B.“ aus Honolulu vom 11. d. M. meldet, ist der der neugegründeten canadisch⸗australischen Dampfschiffslinie gehörige Dampfer . Miowera“ am 2. 8. M. am Eingang des Hafens von Honolulu gestrandet. Die zur Hilfe entsandten Bugsirdampfer konnten die ‚Miowera“ nicht flott machen. Die Passagiere sowie die Postsachen wurden gerettet.

New⸗York, 19. Oktober. Ein bedeutender Brand zer— störte, wie W. T. B.“ meldet, die Fabrik bunter Papiere von Campbell u. Cie. in der Westfortystreet, ferner die Papierfabrik von Haviland und Nevins sowie die Pianofabrik von Chastey und Cie. und die Möbelfabrik von Kimball. Außerdem wurden noch mehrere Pripathäuser durch das Feuer vernichtet. Der Schaden wird auf 34 Millionen Dollars geschätzt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Musik von Central-Theater. Direction: Richard Schultz

Alte Jacobstraße Nr. 30.

Freitag: Zum 53. Male; Berliner Vollblut. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren. Mustk von Juliuz Cinödshofer. Im dritten Act: Bajazzi⸗Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 77 Uhr.

Sonnabend: Berliner Vollblut.

Das System Tageskasse: Vormittag von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗

Coneerte.

Sagal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag, An— fang 8 Uhr? Concert von Clara von Senfft (Alt) und Olga von Zerdahelyi (Violine).

Conrert · Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag:

Waldemar Meyer. Anfang 73 Uhr.

Billets à JM zum Saal, TM zur Loge, Balcon, 1. Rang bei Bote u. Bock, im Bureau des Concert⸗ hauses und an der Abendkasse.

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Fritz von Frantzius mit Frl. Margarethe Sieber (Chieggo=— Berlin). Hr. Lieut. Ekard Graf von Schlieben mit Frl. Elisa— beth Meier (Louisenberg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Baum gart (Freiburg i. Schlef.). Eine Tochter: Hrn. Forstmeister Frhrn. von Stenglin Schelf⸗ werder)⸗ Hrn, Geh. Regierungs⸗RNath Dr. von Glasengpp (Berlin). Hrn. Amtsrichter Neu,

; . Carl Frhrn. Freytag von Loringhoven (Rigg).

Gestorben: Hr, Major a. D. Gustat bon Rosen (Neudorf, a. Gbge) Hr. Amtsgerichts Rath Maximilian Schmid (Berlin). Hr. . mann a. D. Gustav Frhr. von Grutschreiber (Bunzlau). Hr. , a. D. Franz Eschner (Landsberg a. W.).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Verlag der Expedition (Scholz.

omas. Hierauf: Die Bajazzi. e, de n, gen f r m n de e et, n en Very age

enno Jacobson. In Scene gesetzt

nstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

habt und ich denke, daß Sie

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 251.

Die Wasserversorgung amerikanischer Städte.

Von Albrecht von Ihering,

ierungs ⸗Baumeister und Docent an der Königlichen Technischen e, Hochschule zu Aachen. c

Mit der . des Studiums amerikanischer Pumpwerks⸗ anlagen zum Zwecke, der Berichterstattung für die Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen“ betraut, bot sich dem , . ein, so reiches Material über die Wasser⸗ ewinnung amerikanischer Städte dar, daß er mit Freude der Auf— un Folge leistete, einen Theil desselben, welcher nicht nur rein wissenschaftliches, sondern allgemeines Interesse besitzt, nämlich die Art und Weise der Wassergewinnung und die staͤtistischen Mit— theilungen über das Wachsthum der Wasserwerke, den Waffer— verbrauch, die Wasserpreise u. s. w. an dieser Stelle zur Veröffent- lichung zu bringen. .

Es sei gleich anfangs bemerkt, daß es nicht in der Absicht des Verfassers liegt, eine k einer größeren Anzahl ausgeführter Wasserwerké und Pumpstations⸗Anlagen zu geben; vielmehr sollen hauptsächlich die allgemein interessanten statistischen Erhebungen, welche erst in den achtziger und anfangs der neunziger Jahre in Amerika über die Wasserwerke der verschiedenen Städte angestellt wurden, zum Gegenstand der Betrachtung gemacht und hierauf der gegenwärtige Stand der Entwickelung der Wasserversorgung einiger der größten amerikanischen Städte, insbesondere von Chicago und Milwaukee, Pittsburg und Philadelphia, New-Pork und Boston erläutert werden.

Vor dem Jahre 1878 war kaum eine zuverlässige, auf Grund statistischer Erhebungen abgefaßte Veröffentlichung über die Größe, die Verbreitung, die Anlage⸗ und Betriebskosten und die sonstigen wichtigen Daten der amerikanischen Wasserwerke erschienen. In diesem Jahr zuerst erschien in den „Engineering Newsä eine Reihe von Aufsätzen, Beschreibungen amerikanischer Wasserwerke, soweit dieselben dem Verfasser jener Mittheilungen, dem Ingenieur J. J. R. Croes zugänglich waren, bezw. ihm die nothwendigen, statistischen Angaben zukommen ließen.

Erst im Jahre 1383, also vor kaum zehn Jahren, war diese Zusammenstellung vollständig und erschien als zusammenhängendes Werk unter dem Titel „Statistical Tables of American Water Works“. Hierauf ließ die Redaetion der vorerwähnten „Engineering News. zu New⸗Pork es sich angelegen sein, das statistische Material fortwährend zu ergänzen, dasselbe gegen Ende der achtziger Jahre insgesammt zu veröffentlichen und jährlich durch eine neue Insammen— stellung zu ergänzen. Diese Veröffentlichungen „Manuals of American Water Works“ bieten nicht nur für den Statistiker, sondern auch für den, mit der Ausführung und Ueberwachung städtischer Wasser⸗ werke betrauten Ingenieur des Interessanten ungemein viel. Bem Herausgeber dieses Werks verdankt auch der Verfasser dieser Zeilen ö. hn Theil seiner, im Nachfolgenden wiedergegebenen statistischen

ngaben.

Die letzten, zusammenfassenden, statistischen Erhebungen beziehen sich auf die Zeit bis zum 1. Juli 1891. An jenem Tage waren in den Vereinigten Staaten Nordamerikas 2037 Wasserwerke theils im Betrieb, theils noch im Bau begriffen. Von diesen Werken waren allerdings einige, 29 an der Zahl, in einzelnen Städten als Er⸗ gänzungswerke vorhanden, sodaß sich nach Abzug dieser 29 Werke 20908 verschiedene Städte und Ortschaften ergeben, welche durch künst⸗ liche k mit Wasser versorgt wurden. Rechnet man indessen hierzu noch 179 kleinere Gemeinwesen, welche von den in größeren Nachbarstädten befindlichen Wasserwerken gleichfalls mit Wasser versorgt werden, so ergiebt sich als Gesammtzahl aller in den Ver⸗ einigten Staaten bis zum 1. Juli 1891 mit Wasserleitung versehenen Städte die Zahl 2187.

In dem benachbarten Canada befanden sich bis zu dem genannten Zeitpunkt 95 Werke mit 7 an andere Städte angeschlossenen Orten, also 192 Anlagen zusammen, sodaß die Gesammtzahl aller in den Vereinigten Staaten und Canada (einschließlich Newfoundland) mit Leitungswasser ausgerüsteten größeren und kleineren Städte 2289 betrug.

Die größte Anzahl von Anlagen unter allen Staaten der Union besitzt Pennsylvanien mit 216 Werken für 245 Orte, hieran schließt sich der Staat New-Mork mit 199, Werken für 218. Gemeinden, sodann . mit 128, Michigan mit 113, Californien mit 103 und Illinois mit 10 Werken, sodaß 6 Staaten mit je über hundert Werken vorhanden sind. Im Gegensatz hierzu haben die Staaten Louisiana und Arizona nur . Werke, der Staat Delaware nur sechs, und die Staaten Süd⸗Carolina, Mississippi, Nord⸗ Dakota und Utah nur je sieben Werke. Es ist wohl zweifellos, daß dieser auffallende ,, einmal mit der wesentlich höheren, procentualen und absoluten Bevölkerungsziffer der östlichen Staaten und Californiens, sowie mit der, nanientlich in Pennsylvanien und dem Staate New Jork so ungemein hoch ent⸗ wickelten Industrie, ferner aber auch mit den in den großen Städten dieser Staaten getroffenen Wohlfahrtseinrichtungen, wie öffentlichen Trinkwasserbrunnen, Springbrunnen, Straßensprengung, Straßen reinigung, sowie endlich mit den fast in jedem. Privathause zu findenden Badeeinrichtungen und den vielen öffentlichen Bädern zu— sammenhängt. Interessant ist die folgende Vertheilung der Wasser— werke auf die einzelnen Staatengruppen.

Es besaßen beispielsweise;

Die Mittelstaaten, New⸗Vork, New⸗Jersey, Pennsylvanien, Delaware, Maryland und ein Theil von Columbien 498 (4,4 0W) Werke für 563 (àß o/o) Städte. . .

Die Neu⸗England-Stgaten, Maine, New, Hampshire, Vermont, Massachufetts, Rhode Island und Connecticut 2965 (14,2 0,0) Werke für 348 (16 6) Städte. ; ö

Die Pacifie⸗ Staaten. Washington, Oregon, Californien, Arizona, Nevada, Utah und Idaho 197 (H, s vo) Werke für 266 (9, Ih Oo) Städte. ; ;

Dagegen die Süd ⸗Central⸗-Staaten, Alabama, Mississippi dyuisiana, Tennessee und Kentucky nur 70 (3,4 ) Werke für 72 (6, ö. Städte. .

Mehr als ein Viertel aller mit Wasserwerken versehener Städte gehören somit allein den 6 erstgenannten Staaten an, während die in ihnen borhandenen Werke fast ein Viertel der Gesammtzahl aller

erke ausmacht. ö

.Die an die Wasserwerke angeschlossene! Bevölkerung der Ver⸗ einigten Staaten betrug nach der Schätzung des Jahres 1890 2 10 bos, diejenige Canadas J 026 184, oder jusammen 23 496 792. Rechnet man für das Jahr 1891 die runde Zahl von 25 060 goö Ein⸗ wohnern, fe kommt im Durchschnitt auf je 11 700 Abnehmer ein

asserwerk. Gtwas höher ftellt sich i Zahl für die erste er oben angeführten Staatengruppen, die Mittelstaaten New. Pork, ennsylvanien ze. Bei einer Gesammtjahl von 8 423 678 Con- Uumenten (ea. 365,8 o,, sämmtlicher Consumenten Amerikas und Cr eb und 471 Werken kommt dort auf je 17 900 derselben ein

rk.

n derselben Staaten ug betrug die Anzahl der Wasser— entnahme. oder Zapfstellen * A8, diejenige der Wassermesser fn nur 49 782, sodaß ungefähr auf je 8 Consumenten eine Zapfftelle, aber gur alf je 30 derfeihen ein Wassermesfer kommt. Intere ant ist eine geschichtliche Zusammenstellung über die ersten

Ikasen känstlicher asserwerke in Amer. Am Schluß dez borigen Jahrhunderts waren 16 Städte Nord⸗Amerikas mit Wasserwerken

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 19. Oktober

versehen, während in Canada erst im Jahre 1801 das erste Wasfer⸗ werk in Montreal von einer Gesellschaft ausgeführt wurde. Das älteste Werk besaß Boston, welches im Jahre 1652 gleichfalls von einer Gesellschaft ausgeführt und betrieben wurde. Erst über 1090 Jahre später, im Jahre 1761, erhielt eine zweite amerikanische Stadt, Bethlehem in Pennsylvanien, ein Wasserwerk. .

Die folgende Uebersicht zeigt die Entwickelung der sämmtlichen 16 ersten amerikanischen .

Es wurde gebaut eine Anlage in

k Bethlehem ö J , Morristown i. St. New⸗Jersey Geneva i. St. New⸗vJHork .. Peabody i. Massachusetts Plymouth, ebendort... Worcester, ebendort. Hartford i. St. Connecticut 1

ortsmouth, New ⸗Hampshire . ö . tew⸗York, Salem u. Lynchburgzgz.. 1799 Newark, Albany u. Winchester gegen das Jahr 1800.

Es ist selbstverständlich, daß diese älteren Werke nach den heutigen Begriffen von der Anlage und Wirkun [. eines Wasser⸗ werkes nicht als solche zu betrachten sind, g at doch bereits ein Sammeln, Heben durch Pumpen und eine Zuleitung nach ver—⸗ schiedenen Punkten der Städte stattgefunden. In Boston waren hochgelegene Quellen gefaßt und durch Holzrohre nach Sammelbecken in der Stadt geleitet worden, während in Bethlehem bereits 1769 Waffer⸗ leitungen , waren, da in jenem Jahre eine Erneuerung der „Pitch⸗ Pine “⸗Rohre nachweislich vorgenommen wurde, während dieselben i. J. IIS durch Bleirohre ersetzt wurden. Das erste größere Werk diefer Stadt wurde im Jahre 1799 durch die Manhattan Co. gebaut. Dieselbe war contractlich verpflichtet, ein Hochreservoir stets mit Wasser gefüllt zu halten, zu welchem Zwecke Wasser aus einem tiefer gelegenen Teiche oder Sammelbecken in den Hochbehälter . werden mußte. Von letzterem wurden verschiedene, in der Stadt gelegene Becken durch Leitungen mit Wasser gefüllt.

In den ersten 50 Jahren dieses Jahrhunderts wurden in den Ver—

einigten Staaten nur 67 neue Anlagen gebaut, sodaß im ganzen 83 Werke vorhanden waren. Erst in den letzten 40 Jahren, ja man kann sagen den letzten 19 Jahren, nahm die Zahl der Anlagen rasch zu. Während Ende 1880 nur 598 Werke oder noch nicht ein Drittel der jetzigen Anzahl im Betrieb waren, betrug zu Ende 1896 die Zahl derselben 1878 und 2037 bis zum 1. Juli 1891, eine Zahl, die gegenwärtig auf fast 2509 gewachsen sein dürfte, wenn man das gleiche Wachsthum wie in den Jahren 1890 und 1891 annimmt. Dle Ge— sammtlänge aller Hauptrohrleitungen der gesammten amerikanischen und canadischen Wasserwerke betrug am 1. Juli 1891 33 848 engl. Meilen. Rechnet man dieselben zu rund je 1,6 km, so ergiebt ich eine Länge von 54 157 km oder, da eine geographische Meile 742 Rm lang ist, eine Länge von rund 7500 geographischen Meilen. Da der Erdumfang am Aequator gemessen 5400 Meilen beträgt, so ließe sich die obenerwähnte Rohrleitung 1 und J mal um unferen Planeten schlingen! Eine recht achtunggebietende Länge!

Die Anlagekosten sämmtlicher Werke der Vereinigten Staaten haben sich auf 542770 143 Doll., diejenigen Canadas auf 26 131 390 Doll, also zusammen auf 568 901 533 Doll. oder rund 2389 Millionen Mark oder im Durchschnitt für jede Anlage auf 1 120 000 40 belaufen.

Der tägliche Wasserverbrauch der einzelnen Städte sowohl der Gesammtmenge nach als auch im Verhältniß zur Bevölkerungszahl ist sehr wechselnd. Den größten absoluten Bedarf hatte (1. Juli 1891) Chicago mit über 152 006 000 U. S. Gallonen oder 575 000 chm. Ihm folgt Philadelphia mit 137 736 000 U. S. Gallonen oder 533 727 ebm, während erst in dritter Linie New⸗York, obwohl der Bevölkerungszahl nach die größte Stadt Amerikas, mit 121 060 000 U. S. Gallonen oder 457 985 ebm kommt.

Die 50 größten Städte Amerikas (bis zu einer Einwohnerzahl von 50 0900 Seelen herab gerechnet) hatten am 1. Juli 1891 bei einer Gesammtbevölkerung von rund 11370 000 Einwohnern einen täg⸗ lichen Gesammt-⸗Wasserverbrauch von 1177 450 006 Gallonen oder 4456 650 ebm, woraus sich eine durchschnittliche tägliche Wassermenge pro Kopf der Bevölkerung von 103,8 Gallonen oder 3921 ergiebt.

Diese Zahl wird von 19 dieser Städte (oder 38 C0 der Gefammt⸗ zahl mehr oder weniger überschritten. Die größte Wassermenge pro Kopf hat Alleghany, die Schwesterstadt von Pittsburg, welche bei einer Bevölkerung von 1065 287 Einwohnern einen täg— lichen Wasserconsum von 25 000 U. S. Gallonen (oder 94 625 cbm) oder 238 U. S. Gallonen 900 1 auf den Kopf der Be⸗ völkerung besitzt. Die kleinste verhältnißmäßige Wassermenge auf einen Einwohner zeigten die Städte Fall River mit nur 29, Atlanta mit 36 und New⸗Orleans mit 37 Gallonen bezw. 110, 136 und 140 1, während Seranton mit 75 215 Einwohnern die absolut kleinste tägliche Wassermenge von nur 25 Millionen Gallonen oder 9163 chm aufweist. Die drei Millionen⸗Städte Amerikas rangiren in folgender Reihenfolge: in erster Linie Chicago mit 149 Gallonen (550 h, sodann Philadelphia mit 132 Gallonen (500 h und New-⸗York mit nur 79 Gallonen (3001) auf den Kopf der Bevölkerung. ;

Bezüglich der Art der Wasserentnahme sind drei Methoden zu unterscheiden: erstlich die Entnahme aus Seen, sodann diejenige aus Quellen und Flüssen, endlich die Entnahme aus Brunnen oder dem K Von den in Betrachtung gezogenen 50 Städten war die erste Art bei 5 Städten, die zweite Art bei 37 Städten, die dritte Art bei 5 Städten vertreten. Bei verschiedenen Städten waren ge— mischte Methoden, sowohl See⸗ und Flußwasserentnahme als auch

lußwasser⸗ und Grundwasserentnahme in Gebrauch, während die ntnahme aus Seen und Grundwasser sich in keiner Stadt vorfindet, wie dies wohl auch leicht einzusehen ist.

Die Wassergewinnung bezw. Zuführung erfolgt auf zweierlei Ait, entweder durch natürliches Gefälle von höher gelegenen Seen, Flüssen und künstlich hergestellten Sammelbecken, Thalsperrenꝰ aus oder indem das Wasser durch Pumpen aus den Seen, a. oder dem Grundwasser gehoben und entweder direct in das Rohrnetz gedrückt, oder zunächst auf ein Hochreservoir gehoben wird, von wo es in das Leitungsnetz gelangt. Die Amerikaner nennen das erstere System

Water süpphy by grapity“, das letztere „Supply by pumping“. Das letztere ist das weitaus ö indem 40 von den vor⸗

i. J. 1652 17561 w ö J k; 17536 16756

9 n

betrachteten 50 Städten, also 80 υά mit umpanlagen versehen sind, während nur 6 Städte, darunter New. Work, Ballimore und San Francisco, nur das Gravity System haben, die übrigen Städte sich beider Systeme bedienen. Das auffällige Vorwiegen des ersteren Systems hat seinen guten Grund in dem Mangel hochgelegener Wasserquellen in der Nähe der großen Städte, sowohl des Ostens als auch des mittleren Amerikas. Aber auch dort, wo solche Bezugs. quellen vorhanden sind, ist häufig entweder ihre Menge für den Bedarf nicht ausreichend, sodaß von vornherein von ihrer Benutzung Abstand genommen worden ist, oder die Gewinnung und Leitung tößt auf große technische und fingnzielle Schwierigkeiten, 6 die ntnahme aus den . bei allen ö tädten vorhandenen Flüssen oder Seen wesentlich einfacher und bequemer ist.

Vom. hygienischen Standpunkt aus ist freilich dies Verfahren nicht ju billigen, da das Wasser der Seen und Flüsse hau stark verunreinigt ist und auch bei den meisten Wasserwerken keine gilt

1893.

anlagen vorhanden sind, das Wasser vielmehr in große, teichartige, ganz offene Bassins gepumpt wird, wo es allen Witterungseinflüssen wie Regen und Schnee, sowie den en finn durch Staub, Rauch, Kohlenruß und andere, durch die Luft mitgeführten schädlichen Stoffe ausgesetzt ist. Verfasser dieser Zeilen hat in den ver schiedensten Städten die Wasserwerke und Hochreserpoire besucht, fand bie letzteren jedoch stets unbedeckt und vielfach auf der Wasserober⸗ fläche mit einer wenig appetitlichen Schicht r, ,. in welcher Heu⸗ und Strohhalme, Blätter u. s. w. noch die harmlosesten Substanzen waren. Daß hierdurch kein gesundes Wasser erhalten werden kann, ist wohl ohne weiteres einleuchtend. ö

Noch gefährlicher aber ist die Entnahme aus den Flüssen und 96 da dieselben auch vielfach die Ausflüsse der Kanalisation in sich aufnehmen.

Was die Frage der Verwaltung der Wasserwerke an⸗ langt, so sind mehr als die Hälfte aller Werke der Vereinigten Staaten (ungefähr 57 0/9) in den Händen von Gesellschaften, welche die Concession des Betriebs auf laͤngere oder kürzere Zeit erhalten haben. Im ganzen sind 1159 Wasseranlagen auf diese Weise ver⸗ geben, wovon allein auf die oben erwähnten sechs Mittelstaaten 333 Concessionen oder mehr als das Doppelte wie auf irgend eine andere Staatengruppe entfallen.

Unter ca. 400 der größten dieser von Gesellschaften verwalteten Anlagen waren nur 2 mit 5jährigem Contract, 15 mit 10, 9 mit 15 Jahren. Die meisten Contracte, 132 von 400, laufen 20 Jahre. 20, 21, 25 und 30 Jahre Dauer haben die Verträge von zusammen 267 Gesellschaften, darunter 66 mit 25 Jahren, 59 mit 36 Jahren. lleber dreißig Jahre haben im ganzen nur 59 Gesellschaften, darunter 46 auf 50 und 11 auf 99 Jahre. Verhältnißmäßig groß ist die Zahl derjenigen Gesellschaften, welche eine unkündbare, sozufagen ewige Con⸗ 6 besitzen, nämlich 39. Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß diese letzteren Concessionen die für das Gemeinwohl der betreffenden Städte nachtheiligsten sind, und wird wohl auch in diesen Städten eine Zeit kommen, wo diese Privilegien, wenn auch durch noch so große pecuniäre Opfer werden abgelöst werden.

Ueber die Wasserpreise selbst und die Art und Weise der Fest⸗ setzung der Raten kann Allgemeines kaum gesagt werden. Fast jede Gesellschaft hat ihre besonderen Contracte mit den Stadtverwaltungen, welche ihr jedenfalls nicht zum Schaden gereichen. In manchen Städten wird der Wasserzins auf Grund der Angaben der Waffer⸗ messer erhoben, in anderen auf Grund der Anzahl der Zapfstellen eines Hauses, wobei Badeeinrichtungen besonders besteuert werden. Wieder andere Verwaltungen erheben den Zins nach der Kopfzahl der . oder nach der Länge der Straßenfront der Häuser.

weifellos aber ist, daß in vielen Fällen die Höhe der gezahlten Ab⸗ gaben zu der Qualität des Wassers in einem schreienden Mißverhäͤltniß steht. Nicht zu verkennen aber und lobend hervorzuheben ist das in neuester Zeit sich bemerkbar machende Streben vieler Verwaltungen, die Entnahmestellen des Wassers (sei es aus Flüssen oder befonders aus Seen) derartig anzulegen, daß schädigende Einflüsse durch Kana—= lisation, Rauch und Staub der Großstädte u. f. w. mehr und mehr bermieden werden. Dies gilt besonders von den neuesten Anlagen der Städte Chicago und Milwaukee, deren Besprechung nun folgen möge.

I Die Wasserversorgung von Chicago.

Während bis zum Sommer des Jahres 1892 sechs Pumpstationen von verschiedener Leistungsfähigkeit im Betrieb waren, wurde im August des vorigen Jahres die siebente Station, die 14th Street. Pumping Works, gleichfalls in Thätigkeit gesetzt, jedoch der Betrieb zeitweilig unterbrochen, sodaß die Leistung dieser Pumpen keine regel⸗ mäßige war, dieselbe daher auf die Gesammt-⸗-Jahresleistung von untergeordnetem Einfluß war. Im laufenden Jahre ist dagegen auch diese Station voll im Betrieb und kann nach den früheren Durch⸗ ,, die gegenwärtige Tages⸗ und Jahresleistung berechnet werden.

. w schöpfen ihr Wasser direct aus dem Michigan See. ei zweien derselben liegt die Entnahmestelle in nächster Nähe des Sees, während sie bei den übrigen Schöpf⸗ stellen ca. 14 2 *. Meilen (ea. 2,ꝓ—-3 Em) weit im See liegt. Bei der neuesten Anlage, der 14. Street Station, liegt die Schöpfstelle 4 Meilen (ea. 64 km) weit vom Lande entfernt und ist für eine andere Entnahmestelle, welche zwei der größten Pump⸗ stationen, die West Bump Works und die Central Pump Works be⸗ dient, eine Hinausschiebung von 2 auf 45 Meilen (3, auf 7, km) Entfernung vom Ufer projectirt.

Der Umstand, daß die Schöpfstellen des Wassers stets weiter hinaus in den See verlegt werden, wodurch fehr kostspielige und schwierige Wasserbauten, Tunnels und Sammelthürme bedingt sind, beweist besser als lange Auseinandersetzungen über die Schädlichkeit des durch die Kanalisation verunreinigten Wassers, daß die Stadt⸗ derwaltung von der Unzulänglichkeit und der Gefahr der bisherigen Anlagen für die Gesundheitszüstände der Stadt Überzeugt ist und eine allmaͤhliche Verbesserung der Schöpfstellen bejw. die Entnahme reineren und . Wassers aus dem See anstrebt. .

ie Gesammtwassermenge, welche von allen 7 Pumpwerken (einschließlich des nur vorübergehend in Betrieb befindlichen Pump⸗ werks der 14. Street Station) im Jahre 1892 gefördert wurde, betru 1 035 462 221 Gallonen Wasser oder rund 269 Mill ionen Cubit meter, oder tglich im Mittel 737 600 cbm. Da nach amtsichen Feststellungen die Bevölkerung der Stadt Chicago am 1. Juli 1892 rund 1 450 9909 Seelen betrug, so ergiebt dies eine tägliche Wasser⸗ menge von hbo8, l oder mehr als J eßm pro Kopf der Bevölkerung. Unter Berücksichtigung des vollen Betriebes der siebenten, neuesten 2 wird diese Zahl für das Jahr 1893 noch beträchtkich größer ausfallen.

Die größte Wassermenge, welche überhaupt an einem Tage geyumpt wurde, betrug 241 Millionen Gallonen oder rund lz 3h0 cbm, was einer Sekunden ⸗Leistung aller Pumpen zusammen von eg. 103 cbm und einer Wassermenge von rund 6301 pro Kopf der Bevölkerung entspricht.

Die Generalunkosten für den ganzen Betrieb, einschließlich aller Löhne ꝛc. betrugen 440 974 Doll. oder rund 1 852 000 , sodaß die Betriebskosten pro Cubikmeter Wasser sich auf 0, is Cts. oder 0, 68 3

belaufen.

. Zuleitung des Wassers zu den Pumpen erfolgt durch Tunnels, welche 20 Fuß und mehr unter dem Seegrund liegen und im See in lothrechte ächte oder Sammelbrunnen, Cribs‘ münden, in welche das Wasser 10 —- 20 Fuß tief unter dem en, , einfließt. Die Construction und Einrichtung sowie der Neubau dleser Schöpfstessen ist speciell für die Wasserbau⸗Ingenieure von hohem Intereffe und es war daher mit Freuden zu begrüßen, daß das Entgegenkommen des Chef ⸗Ingenieurs der asserwerke des Herrn Saml. G. Ärtingstal, es, einer großen Anzahl amerikanischer, deutscher und anderer aug= wãrtiger inn, ermöglichte, sowohl die fertigen, im Betrieb be= e. en, als auch eine im Bau begriffene Anlage diefer Cribg⸗ ju

gen. . Es dürfte woh! nicht ohne Interesse sein, die Einrichtung dieser Cribs etwas näher kennen zu lernen, und glaubt Verfasser diese schreibung am besten durch eine kurze Gn m, der erwähnten Be⸗ ö tigen 8 zu können. m 28. Juli, Morgens 10 Uhr, versammelte sich eine große

Anzahl von Besuchern der Chicagoer AUusstell Landungsbrücke des Chicagoflusses im en i 6 rn .