1893 / 264 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

eines der Jagdtheilnehmer geführt und sich dabei den linken Fußer⸗ froren hatte, ist für begründet erachtet worden, da die Jagd nach Lage des Falles als ein Nebenbetrieb der Landwirth⸗ chaft angesehen werden mußte, und das Erfrieren des

ußes in einem verhältnißmäßig . der Dauer nach den Begriff des Unfalls noch nicht ausschließenden Zeit⸗ raum erfolgt war.

Ein Hofmeister, der von seinem Dienstherrn beauftragt worden war, bei Forstrevisionen auch die Jagd auszuüben, hatte sich bei einem dienstlichen Gange durch den Forst infolge eines Sturzes eine Hüftverletzung zugezogen, als er einen angeschossenen Hasen über einen Bergabhang verfolgen wollte; sein Entschädigungsanspruch ist anerkannt worden, da er zur Zeit des Unfalls mit einer Reypision des seinem Arbeitgeber gehörenden Holztheils be⸗ schäftigt war, und die Verbindung seiner Thätigkeit mit dem Betriebe selbst durch die Verfolgung des ange⸗ schossenen Wildes noch nicht als gelöst erscheinen konnte,

Der Unfall eines Bauernsohnes beim Abschießen von Raubvögeln zum . des Federviehs auf dem seiner Mutter gehörigen Bauerhofe ist als landwirthschaftlicher Betriebsunfall angesehen worden.

Dagegen ist der Unfall eines Landwirths bei der Begehung eines Forstdiebstahls nicht als Betriebs⸗ unfall erachtet worden, da dem Betriebe grundsätzlich nur solche Verrichtungen zuzurechnen sind, welche durch eine ordnungsmäßige Betriebsführung erfordert werden, nicht aber

Handlungen, welche lediglich auf eine strafbare Schädigung remden Eigenthums und auf eine eigene ungerechtfertigte und verbotene Bereicherung gerichtet sind. . ö

Die Entschädigungsforderung eines nicht mit Pensions⸗ berechtigung angestellten Feldhüters einer Gemeinde, der bei Ausübung des Hütedienstes einen Unfall erlitten hatte, ist als berechtigt anerkannt worden, da der Dienst des Feld⸗ oder . mit der im öffentlichen Interesse gelegenen Fest⸗ kellung von Feld oder Forstfreveln zugleich die privaten Interessen des land⸗ und forstwirthschaftlichen Besitzthums des Hütebezirks verfolgte, diesem Besitze somit durch den mit ihm verbundenen Schutz gegen derartige Schädigungen zum Nutzen gereichte.

Die Bewirthschaftung des sogenannten Deputat—⸗ landes, das heißt der Ackerstücke, welche den landwirthschaft— lichen Arbeitern auf größeren Gütern neben baarem Lohn zur Nutzung überwiesen werden, ist in der Regel als ein Bestand⸗ theil der Gutswirthschaft, nicht aber als ein selbständiger landwirthschaftlicher Betrieb anzusehen.

Die Hauswirthschaft solcher Deputatisten kann im allgemeinen nur dann als landwirthschaftlich ver⸗ sicherk gelten, wenn die Bewirthschaftung der ihnen über⸗ wiesenen Deputatländereien die eigentliche Grundlage für ihr wirthschaftliches Dasein bildet. .

Der Unfall einer Arbeiterin, die verunglückt war, als sie für den Haushalt eines Schreinermeisters, der nehen dem Betrieb seines Hauptgewerbes noch 1,66 ha. Land bewirth⸗ schaftete, einen Eimer Wasser holen wollte, ist dem unver⸗ sicherten hauswirthschaftlichen Betrieb zugerechnet worden, da das Wasser in erster Linie für häus— liche Zwecke (zum Reinigen und Kochen ven Kartoffeln) bestimmt war, auch die gesammte Hauswirth— schaft ein landwirthschaftlich-kleinbäuerliches Ge— präge nicht trug, weil der Dienstherr meistens außer dem Hause seinem Schreinergewerbe nachging, und die Beackerung des Feldlandes von fremden Personen besorgt wurde.

Das Ausnehmen von Feldfrüchten aus Mieten gedeckten Sammellagern im Felde ist nach der besonderen Lage des Falles nicht als eine landwirthschaftliche Betriebsthätigkeit angesehen worden, da die Mieten ge— wissermaßen das Rohproductlager einer Brennerei bildeten.

Die Gewinnung und die Anlieferung von Eis, zu der sich ein Landwirth einer Brauerei gegenüber vertrags⸗ mäßig verpflichtet hatte, sind mit Rücksicht darauf, daß sie von ihm unter Benutzung seiner landwirthschaftlichen Geräthe und Gespanne betrieben wurden, um einen Nebenverdienst zu erzielen, auch der Betrieb sich nicht durch seinen Umfang als ein selbständiges wirthschaftliches Unternehmen darstellte, als ein Nebenbetrieb der Landwirthschaft angesehen worden.

Die Entschädigungsforderung eines Landwirths und Fuhr— manns mit kleinem Betrieb, der verunglückt war, als er für eine Wittwe Torf, den diese sich selbst auf fremdem, ihr dafür zur Verfügung gestellten Boden bereitet hatte, einfahren wollte, ist zurückgewiesen worden, da die Auftraggeberin selbst Landwirth—⸗ schaft nicht betrieb, daher auch die Torfbereitung für sich allein nicht als landwirthschaftlicher Betrieb gelten konnte. Mit Rücksicht auf die thatsächliche Lage des Falles war es auch nicht angängig, die Versicherung des Fuhrwerks⸗ betriebes als eines Nebenbetriebes der Landwirthschaft an die letztere anzuschließen.

Der Unfall eines Landwirths, der aus Ge— fälligkeit, aber einem Herkommen entsprechend, mit seinem eigenen Gespann Holz für ö gefahren und auf der Fahrt einen Min all erlltten hatte, ist als landwirth⸗ schaftlicher Betriebsunfall angesehen worden.

Dem energischen Eingreifen der Behörden ist es ge⸗ lungen, die Cholera überall, wo sie sich zeigte, und auch in den von der Krankheit heimgesuchten Orten so erfolgreich zu bekämpfen, daß jetzt nur noch ganz vereinzelt neue Fälle vorkommen. Die letzteren haben, wie die Verhältnisse in Deutschland zur Zeit liegen, ein unmittelbares Interesse für weitere Kreise nicht mehr in dem Maße, daß es erforderlich erschiene, weiterhin noch täglich an dieser Stelle darüber zu be⸗ richten. Gemäß einem Beschlusse der im Kaiserlichen Gesundheitsamt gebildeten Cholera⸗Commission werden daher von jetzt ab nur zweimal in der Woche und später kee Woche einmal Mittheilungen über die etwa neu vorge⸗ ommenen Cholerafälle hier veröffentlicht werden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich lippische 1 von Wolff gramm . nach Detmold ab⸗ gereist.

Zur weiteren dienstlichen Verwendung sind überwiesen

worden die , , Barnewitz zu Koblenz der Königlichen Regierung zu Arnsberg, Dietrich zu Alten⸗

8. .

kirchen der Königlichen Regierung zu Koblenz und Beccard

zu Karthaus der Königlichen Direction für die Verwaltung der directen Steuern zu Berlin.

Bayern.

Das Namensfest Seiner Königlichen Hoheit des Prin s Regenten ist vorgestern in München in herkömmlicher Weise begangen worden. ,,, der Mitglieder des Allerhöchsten Hauses, die Hotels der Gesandten, die staatlichen und städtischen, sowie zahlreiche Privatgebäude und die Kirchthürme prangten, wie die „Allg. tg. berichtet, im Flaggenschmuck; in den Pfarr⸗ kirchen wurden Festgottesdienste abgehalten. In der König⸗ lichen Residenz beglückwünschten den Prinz⸗Regenten dessen sämmtliche Familienangehörige, worauf der General⸗ Adjutant Freiherr von Zoller eine große Anzahl von Glückwunschschreiben und Telegrammen vorlegte. Um 10½“ Uhr gratulirte Seiner Königlichen Hoheit das mili⸗ tärische Haus. Hierauf geleitete der Prinz-Regent die Herzogin von Modena zum Hochamt in die Allerheiligen—⸗ Hofkirche. Nach Schluß des Gottesdienstes brachten die Prin⸗ zessin Adalbert mit ihren Familienangehörigen und der Herzog Ludwig ihre Glückwünsche dar. Nachmittags 4 Uhr vereinigte eine Familientafel alle Höchsten Gratulanten nebst dem Prinzen Heinrich von Hessen. Während der Tafel brachte der Prinz Ludwig den Toast auf Seine Königliche Hoheit den Prinz— Regenten aus.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog trifft heule aus Schloß Heinrichau in Schlesien wieder in Weimar ein. Infolge einer Erkältung, die der Großherzog sich während des Aufent⸗ halts in Dresden zugezogen hatte, deren Folgen jedoch wesentlich überwunden sind, wenn schon einige Schonung nöthig ist, sind der „Th. C.“ zufolge die für die nächste Woche in Allstedt be⸗ absichtigten Jagden verschoben worden.

Oldenburg. (H. Der Großherzogliche Hof ist am 1. d. M. von Eutin nach Oldenburg zurückgekehrt. Durch Landesherrliche Verordnung ist der neugewählte Landtag auf den 10. d. M. einberufen und die Dauer des⸗ selben bis zum 22. Dezember d. J. angesetzt worden.“

Waldeck und Pyrmont.

Der zur diesjährigen verfassungsmäßigen Sitzung ein— berufene Landtag der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont ist am 30. v. IMI. von dem Königlichen Landes⸗ Director von Saldern im landständischen Sitzungssaale im Gerichtsgebäude zu Arolsen mit folgender Rede eröffnet worden:

Meine Herren!

Von Seiner Majestät dem Könige von Preußen bin ich durch Allerhöchsten Erlaß vom 18. v. M. Allergnädigst ermächtigt worden, den Landtag der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont im Laufe des Monats Oktober zur diesjährigen verfassungsmäßigen Sitzung zu berufen, in Allerhöchstseinem Namen diese Sitzung zu eröffnen, den Landtag nach Erfordern zu vertagen und die Sitzung nach Erledigung der Vorlagen zu schließen.

Indem ich Sie hiernach als die bei den allgemeinen Wahlen für die nächste dreijährige Legislaturperiode am 28. v. M. neugewählten Vertreter des Landes in Ihrer heutigen erstmaligen Versammlung willkommen heiße, darf ich, zumal die große Mehrzahl von Ihnen schon bisher dem Landtag angehört hat, der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck geben, daß die Berathungen und Beschlüsse, zu denen Sie berufen sind, in vertrauensvollem Zusammenwirken mit der Regierung von gleich ersprießlichem Erfolge begleitet sein mögen, wie die Ver⸗ handlungen des vorigen Landtags.

In der bevorstehenden Sitzung wird Ihnen in Verfolg der vom letzten Landtage gegebenen Anregung ein Gesetzentwurf, welcher die Ver⸗ pflichtung zum Wildschadensersatz auf den sogenannten Enclaven einführt, und ferner ein Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung einer Ruhe— gehaltskasse für Volksschullehrer, vorgelegt werden.

Die soeben abgeschlossene Veranlagung zur Klassensteuer für das Jahr 1894 nach dem Gesetz vom 6. März d. J. hat ein Ergebniß ge⸗ liefert, welches n n n gestattet, in Gemäßheit des Artikels XVIII dieses Gesetzes nicht nur das Chausseegeld auf den Staatsstraßen auf⸗ zuheben, sondern auch die Besoldungen einer Reihe von Subaltern⸗ und Unterbeamten aufzubessern. Desgleichen können mit den Einnahmen an Gewerbesteuer gemäß F 37 des neuen Gewerbesteuergesetzes die Dienst⸗ alterszulagen der Volksschullehrer vom nächsten Jahre ab annähernd bis auf die gegenwärtig in Preußen bestehenden Sätze erhöht werden. Ich bin zur Zeit noch mit der Aufstellung eines entsprechenden Nach⸗ trags zum laufenden Staatshaushalts⸗Etat beschäftigt und werde mir demnächst die Allerhöchste Ermächtigung erbitten, diesen Nachtrags⸗ Etat dem Landtag noch in dieser Session vorzulegen.

Außerdem werden Ihnen noch die Staatskassen⸗Rechnung vom Jahre 1891 und einige minder wichtige Vorlagen zur Prüfung und Beschlußfassung zugehen.

Im Namen Seiner Majestät des Königs von Preußen erkläre ich den Landtag der Fürstenthümer hiermit für eröffnet.

Reuß ä. L.

4 Seine Durchlaucht der Fürst hat sich gestern zur ,, . von Jagden von Greiz wieder nach Schloß Burgk egeben.

Deutsche Colonien.

Einem Bericht des Kaiserlichen Commissars, Majors von Wissmann über den Verlauf seiner Rickwa⸗-Tanganyika⸗ gn dition aus Kitutun vom 14. Juli entnimmt das „Deutsche Colonialblatt“ Folgendes:

Am 18. Juni d. J. brach ich nach Erledigung der Post von Muenzo (Fifestation) auf und stieg den 2000 Fuß hohen Abhang des zur Rickwa⸗Ebene hinab, zunächst in das Gebiet der

aniumgamba. Die Bevölkerung litt zur Zeit unter den Ver⸗ wüstungen der Heuschrecken und der ganz außergewöhnlichen Kühnheit von Löwen, die er Verheerung in einzelnen Dörfern angerichtet hatten. Beim Weitermarsch in nordwestlicher Richtung passirte ich nach der Reihe die an den Süden des Sees angrenzenden , Mkulu, Wuanda und Jipa. Der Respect, der durch die Niederlage der Wanika durchaus wiederhergestellt war, sicherte uns überall einen überaus guten Empfang und einen Ueberfluß an geschenkten Lebens⸗ mitteln für unsere Leute. Die Routengufnghme, die ich wegen Mangels an geeignetem Material nicht im stande bin beizufügen, wird manche Veränderung in der 26 des Rickwagebiets bringen. Es gelang mir leider wegen abergläubischer Furcht der Eingeborenen nicht, einen angeblichen Abfluß des Rickwa, dessen Wasser tief in eine Höhle hinab zu einem unterirdischen Kanal fallen soll, aufzufinden.

Von der Südwestecke des Sees stieg ich wieder guf das Plateau hinauf und führte darch das Gebiet von Jipa einen äußerst beschwer⸗ lichen Gebirgsmarsch aus, auf dem ich einen kleinen neuen Gebirgssee, Namens Quela, entdeckte. ehr zu leiden hatten wir Europäer von der ab und zu in diesen Höhen bis auf 0 Grad R. herabsinkenden Nachtkãlte. Am Kalomboflusse, der einzigen Gegend, wo

wenigstens Zebras und Antilopen von der Vieh und Wildseuche verschont geblieben, erhielten wir die ersten Nachrichten von dem r . Raubzug der Wawemba, über dessen Ausgang ich telegraphisch kurz berichtet habe. Derselbe, der alljährlichͥ zur Zeit der Ernte von den Wawemba unternommen wird, sollte in diesem Jahre mit besonderem Nachdruck, und zwar unter der Führung ihres Oberhäuptlings Kitimkura selbst in Scene gesetzt worden sein. Die Räuber hatten sich nach dem Tanganyika zu gewandt, und sollte die katholische Missionsstation der weißen Väter, Kala bedroht sein. Ich beschloß daher, unverzüglich dorthin zu marschiren, um sowohl der Mission als auch den größeren Dörfern der heimgesuchten Warungun am See il zu bringen. In einem Dorfe Nondo am oberen Kalambo hörte ich, daß die Räuber schon auf dem Rückmarsch vom See begriffen seien und stündlich er⸗ wartet würden, und traf Maßnahmen gegen eine Ueberraschung, indem ich das von Pallisaden eingefaßte, aber sonst wenig günstig gelegene Dorf besetzte. Auf einem Über die Pallisaden hervorragenden Ter⸗ mitenbau innerhalb des Dorfes ließ ich die Fahne auspflanzen und die Geschütze aufstellen. Bald nach Eintritt der Dunkelheit wurde ein lebhaftes Gewehrfeuer aus nächster Nähe auf das Dorf unter⸗ halten. Wir besetzten die Einfassung, konnten jedoch nur einige Schüsse auf den schnell verschwindenden Feind abgeben. Zur Verfolgung bezw. Aufklärung ausgesandte Patrouillen fanden keine Spur mehr von den Wawembag. Am nächsten Morgen, als ich mich eben zum Aufbruch rüstete, erschien über den westlich gelegenen Höhen eine Anzahl französischer Flaagen die Spitze der, wie wir bald sahen, ganzen Armee Kitimkuru's. Da der Weg zur Vermeidung eines Sumpfes in weitem Bogen auf unser Dorf zuführte, so konnten wir nach und nach die ganze, sich über eine Wegstunde lang aus⸗ dehnende Karawane heranmarschiren sehen, ein Anblick, der wohl geeignet war, das Gemüth der Schwarzen in einige Aufregung zu versetzen und schnell alle möglichen Vorkehrungen zur Ab⸗ weisung eines Angriffs treffen. Es wurde mir genügend Zeit geboten, einen ziemlich genauen Ueberschlag der Stärke des Feindes, die sich etwa auf 5000 Mann belief, abzuschätzen. Bald erreichte die meist mit Gewehren bewaffnete, mit rothen Mänteln und Federschmuck kriegerisch herausgeputzte Masse das Gelände vor dem Dorfe. Acht zwischen 30 bis 50 m von den Pallisaden entfernt gelegene Termiten⸗ hügel wurden nach und nach von den feindlichen Trupps zu 30 bis 50 Mann besetzt, auf jedem derselben zwei oder drei Flaggen auf⸗ gepflanzt, das Gras niedergedrückt und das Gewehr fertig auf die Krone des Hügels gelegt. Ein Sprecher begann mit mir ein Schauri, offenbar um Zeit zu gewinnen, bis die ganze Macht heran sei, und da auch ich es für günstiger hielt, die Wirkung des ersten Feuers von unserer Seite, auf dichtere Massen abgegeben, möglichst über⸗ wältigend zu machen und dann, den ersten Schreck benutzend, durch einen Ausfall den Feind nachhaltig zu werfen und in die Flucht zu schlagen, so ging ich auf dasselbe ein. Der Sprecher forderte mich auf, mit meinen Leuten das Dorf zu verlassen, da Kitimkuru nicht mit uns, sondern mit den Warungu Krieg führe. Ich schlug dies ab und machte die Wawemba auf die Tragweite des ersten Gefechts, dem sie sich mit Europäern aussetzten, aufmerksam. Während der Sprecher schlauerweise sehr ruhig und maßvoll blieb, wurden viele Krieger un⸗ geduldig, kamen bis auf 20 Schritt an die Boma und beschimpften durch Worte und Geberden uns Europäer. Als ich sah, daß die Feinde hinter den die Hügel besetzt haltenden Kriegern eine Anzahl gefangener Weiber und Kinder wie zum Kugelfang aufgestellt hatten und die große Masse der Speerkämpfer eben zum Anlauf heranziehen wollte, setzte ich eine Granate in einen dichten Haufen anscheinend von Führern oder Häuptlingen, zum Zeichen, daß meine Leute 60 Soldaten, 20 Irreguläre und etwa 30 Eingeborene des Dorfes auf das vorher gewählte Ziel Feuer geben sollten. Der Erfolg war ein überraschend großer Viele brachen zusammen, Viele stürzten verwundet, die ganze vordere Linie mit sich reißend, nach rückwärts auf die zum Sturm bestimmte Masse. Es entstand eine wilde Unordnung, die die Wirkung des Maximegeschützes und der Gewehre außerordentlich erhöhte. Während der Feind sich zu ordnen suchte und, von der Masse aufgehalten, zum Stehen gekommen war, ließ ich Dr. Bumiller mit zwei Zügen zum Ausfall, der bis auf eine Entfernung von zwanzig Schritt gedeckt geschehen konnte, so vorgehen, daß das Feuer von der Pallisade nicht maskirt wurde. Die Ausfall⸗ abtheilung eröffnete fofort lebhaftes Feuer auf die noch nicht völlig geordnete Masse des Feindes und drang dann mit Hurrah, unterstützt durch das Feuer aus dem Dorfe, vor. Die Wawemba wandten sich rückwärts, und es entstand eine regellose Flucht ums Leben, immer dicht verfolgt von dem nachdrängenden Ausfall⸗GCorps. Die gefangenen Männer, Weiber und Kinder benutzten die wilde Verwirrung, um auf uns zu ins Dorf zu flüchten oder, sich i hohen Grase verbergend, ihren Räubern zu entziehen. geraubte Gut, das die flüchtigen Krieger am Laufen hindern konnte, wurde weggeworfen, und so groß war die Panik, daß die Wawemba, die ganze Nacht hindurch marschirend, den nächsten Tag nicht eher Halt machten, bis sie ihre südlich der Stevenson Road gelegene Grenze, vier gewöhnliche Tagereisen vom Platze ihrer Nieder⸗ sage entfernt, erreichten. Viele Verwundete erlagen unterwegs der An strengung einer solchen Flucht; manche Säumige und der Rest der ge—⸗ machten Sklaven fiel den Warungu, die nach dem Gefecht von allen Seiten zu mir herbeistürmten, und die ich ihren Todfeinden auf die Fersen hetzte, in die Hände. Die befreiten Sklaven, meist Weiber und Kinder, zu⸗ sammen etwa hundert, entließ ich am folgenden Tage in ihre Dörfer.

Da unter diesen Umständen die französische Mission außer Ge⸗ fahr war, gab ich den Marsch dahin auf und wandte mich direct nach Kitutu, der englischen Station am Südende des Tanganyika, wo ich nach einem . beschwerlichen Marsch über endloses Felsgerölle am Ufer des Tanganyika entlang am 12. d. M. eintraf; leider war die Post, welche ich hierher bestellt hatte, noch nicht eingetroffen.

Wenn auch der rücksichtslosen Raublust der Wawembas durch diese gänzliche Niederlage, die in ihrer Auadehnung und Tragweite in der Geschichte der Kämpfe in Afrika zur Unterdrückung des Sklaven⸗ handels vielleicht einzig dasteht, für die nächsten Jahre ein Ziel gesetzt sein mag, so ist damit die ganze Frage doch nicht als erledigt zu be⸗ trachten. Es sind vielmehr nachhaltige Sicherheits maßnahmen dringend geboten, wenn nicht das ganze deutsche Gebiet zwischen dem Rickwa und Tanganyika, ja sogar bis zum e . ein Gebiet, welches, wie man aus früheren Reiseberichten ersehen kann, durch seine zahlreiche Bevölkerung mit weit vorgeschrittener Cultur sowohl in industrieller wie wirthschaftlicher Beziehung gerade zu den werthvollsten Theilen unseres deutsch⸗ostafrikanischen Besitzes gerechnet werden kann allmählich entvölkert, schließlich zur wildesten Einöde verwandelt werden soll. Bereits zur Zeit meiner Durchreise im Jahre 1887 mußte ich die Greuel und Verheerungen, welche da⸗ mals die raubenden Wawemba im ganzen Lande angerichtet hatten, beobachten, und darf ich auf meine diesbezüglichen eingehenden Berichte in meiner zweiten Durchquerung Afrikas“ verweisen.

Großbritannien und Irland.

Das Parlament hat gestern seine Sitzungen wieder auf⸗ genommen. Im Unterhause beantragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Präsident des Localverwaltungsamts Fowler die zweite Lesung der Vorlage wegen Errichtung von Distriets⸗ und Ki n f gen then in England und Wales. Er erklärte, die Regierung beabsichtige ,die Gruppirung der Kirchspiele elastischer, als in der Bill vor e, zu gestalten, und wies den Vorwurf zurück, daß die Bill einen Angriff auf das Kirchengut und auf die confessionellen Schulen enthalte. Wenn die Bill über diese Punkte unklar sein sollte, so sei er bereit, sie zu amen⸗ diren. Den Theil der Bill, welcher die Errichtung von Districtsräthen bezwecke, könne die oer e,, nicht aufgeben; sie sei jedoch im übrigen bereit, etwaige Amendements zu erwägen.

Frankreich.

Der Minister-Präsident Dupuy hat aus Hysres ein Schreiben des Admirals Avel ane vom 30. Oktober k worin es dem ‚W. T. B.“ zufolge heißt: er bitte den Mi⸗ nister⸗Präsidenten, da er im Begriff stehe, in See zu stechen, ohne die zahlreichen brüderlichen YNleln d fchaf abe f persön⸗ lich erwidern zu können, in seinem und . Offiziere Namen die Gefühle ihrer tiefen Erkenntlichkeit leuten zu übermitteln. Weder Zeit noch Entfern ung werde jemals den Eindruck dieses Empfanges abzuschwächen vermögen.

Dem „Temps“ zufolge stünde der Rücktritt des Finanz⸗ Ministers Peytral, des Arbeits⸗Ministers Viette und des Ackerbau⸗Ministers Viger sowie deren Ersetzung durch ge⸗ mäßigte Republikaner bevor.

Der Minister⸗Präsident Dupu my hat nach einem Telegramm der „Magdb. Ztg.“ den vom Pariser Gemeinderath gefaßten Beschluß. den 4 Arbeitern in Nordfrankreich 10 000 Fr. zu gewähren, für un gültig erklärt.

In Ajaccio hat gestern unter großer Betheiligung die Bestaltung der bei der Explosion auf dem „Kaiser Nicolaus“ getödteten russischen Matrosen stattgefunden. Der Maire von Toulon hielt am Grabe eine Rede.

Einem algerischen Blatte zufolge wäre die Expedition gegen die Tuat⸗Oasen nur mangels eines von der Kammer bewilligten Credits suspendirt worden. Ein neuer Credit solle bei Eröffnung der Kammer verlangt werden. Als⸗ dann würden zwei Colonnen, die eine gegen die Oase In⸗ salah, die andere gegen Timim um marschiren.

Italien.

Der Cardinal Laurenzi ist gestern früh in Rom ge—⸗ storben.

Spanien.

Gestern in Madrid eingetroffenen Nachrichten aus Melilla zufolge hätte General Macias die marokkanischen Zoll⸗ beamten und 43 marokkanische Unterthanen nach Tanger zurückgeschickk. Das Feuer, das seit vorgestern Morgen ö habe, sei überall eingestellt worden. Die⸗ jenigen Kabylenstämme, die bisher neutral geblieben sind, sollen beabsichtigen, sich gegen Spanien zu erklären. Wie „W. T. B.“ aus Madrid von heute meldet, war daselbst das Gerücht verbreitet, bei Melilla habe ein neues für die Spanier günstiges Gefecht stattgefunden. Eine amtliche Be— stätigung liegt indessen noch nicht vor.

Auf die Nachricht, daß eine in Marseille statt⸗ gehabte Versammlung den Spaniern glückliche Erfolge in Marokko gewünscht und gegen die Haltung der englischen Presse prokestirt habe, sollte dem ‚W. T. B.“ zufolge gestern in Madrid ein franzosenfreundliches Meeting ver⸗ anstaltet werden. Da jedoch die behördliche Erlaubniß nicht ein⸗ geholt war, wurde das Meeting aufgelöst. Infolgedessen fanden gestern Abend in den Straßen von der Präfectur bis zur französischen Botschaft Manifestatio nen statt. Die be⸗ rittene Gendarmerie gab mehrere Schüsse ab, um die Menge zu zerstreuen. Drei Gendarmen erlitten Verletzungen. Vor der französischen Botschaft war eine größere Anzahl von Polizisten und Gendarmen aufgestellt, um die Annäherung der Manifestanten zu verhindern. 23 Personen wurden verhaftet, ö auch Emilio Prieto, der Director eines republikanischen

attes.

Rumänien.

Der König hat laut Meldung des „W. T. B.“ der ö Ferdinand von Rumänien den Großcordon des Ordens der Rumänischen Krone mit dem Stern in Brillanten verliehen.

Serbien.

Von Belgrad aus waren Gerüchte verbreitet worden, wonach der frühere Justiz-Minister Velimirowic das Opfer eines Raubmords geworden sein sollte. Das K. K. Wiener Telegraphen⸗-Correspondenzbureau erklärt auf Grund authen— tischer Belgrader Nachrichten diese Gerüchte für unwahr.

Amerika.

Wie der „Times“ aus Philadelphia gemeldet wird, hat das Schatz amt festgestelltn, daß die Ausgaben im Oktober die Einnahmen um 5 Millionen Dollars überstiegen hätten. Seit dem Juni seien die Einnahmen hinter den Aus⸗ gaben um 24 Millionen zurückgeblieben. Die Zolleinnahmen seit dem Juni ergäben eine Verminderung um 19 Millionen Dollars.

Einer Meldung des „New⸗York Herald“ zufolge hätte die brasilianische Regierung in Boston den Dampfer „Britannia“ für 225 000 Doll. angekauft. Die „Britannia“, die der „North Atlantie Company“ gehört habe, sei in Nor⸗ wegen gebaut worden. Demselben Blatt wird aus Monte⸗ video gemeldet, daß der Belagerungszustand in Rio de Janeiro bis zum 30. November verlängert worden sei.

Afrika.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Capstadt von gestern berichtet, fand der bereits gemeldete Kamp mit den Ma⸗ tabeles am 31. Oktober . 35 Meilen von Buluwayo statt. Die Streitkräfte der Südafrikanischen Compagnie be⸗ fanden sich im Lager, als sie von den Matabeles ö wurden. Die Matabeles griffen mit großer Heftigkeit an, wurden jedoch durch das vernichtende Feuer der Engländer fir cgemorfen. Die Verluste der ,, Compagnie

etrugen drei Todte und sechs Verwundete. Die Matabeles verloren 500 Todte und Verwundete.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Krankenversicherung der Arbeiter in Berlin 1892.

Für das Jahr 1892 sind in Berlin zum ersten Mal die Betriebs⸗ . e der unter der Aufsicht der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats stehenden Orts, Betriebs. (Fabrik und Innungs⸗ Frankenkahsen. sowie der Gemeinde Krankenversicherung im statistischen Amt der Stadt begrbeitet worden. Wir stellen die wichtigsten Er⸗ kibniss dieser Arbeit, welche in einer Extrabeilage jum ‚Gemeinde⸗ latt. kürzlich veröffentlicht wurden, im Folgenden zufammen:

Im Jahre 18927 bestanden in Berlin außer der Gemeinde⸗ Lrankenversicherung 60 Orts, 22 Betriebs. (Fabrik-) und 11 Innungs⸗ Krankenkassen, welch letzter dem s 73 des Kranken versscherungö— esetzes genügten. Diesen 84 Kasfeneinrichtungen gehörten im

urchschnitt der zwölf Monate vom 1. Januar 1892 bis ebendahin 1893 i wm 513 297 Mitglieder an, wovon 77 652 oder rund ein Viersel (genauer 24,5 j auf das welbliche Geschlecht entfielen.

einen theuren Lands⸗

Welchen Schwankungen die Mitgliederzahl im Laufe eines Jahres ausgesetzt ist, erhellt aus folgender Aufstellung: Es waren bei saͤmmt⸗ lichen obengenannten Berliner Kasseneinrichtungen vorhanden am Anfang männliche weibliche überhaupt des Monats Mitglieder

Januar 1892 230 009 74113 304 122

Februar 1892 26 469 74739 301 208

März 1897 225 840 76 575 302 415

April 1892 229 412 76 410 305 822

Mai c, 219 76 836 311965

Juni 16 2334 75 571 312905

ul 1360 239 048 78 970 318018

August 1892 240 070 78 381 318 451

September 1892 .. 21 117 78 209 219 321

Oktober 1892 241 908 78 815 320 723

November 1892 242 060 80 229 322 289

Dezember 1892 237 931 81 292 319 223

Januar 1893 225 590 74935 300 525.

hiernach wechselte die Zahl der männlichen Mitglieder zwischen 225 590 anfangs Januar 1893 und 242 069 anfangs November 1892, bei den weiblichen zwischen 74113 zu Beginn des Januar 1892 und 81 292 anfangs Dezember 1892, bei beiden Geschlechtern zusammen zwischen 300 525 anfangs Januar 1893 und 323289 im Noyember 1892. Die Unterschiede zwischen dem niedrigsten und höchsten Stande betragen nicht weniger als 16470 bezw. 7179 und 21 764 Köpfe oder 3 bezw. 9,7 und 7,20 / J. Es scheint also im Durchschnitt für alle Berliner Industriezweige der Januar der geschäftlich ungünstigste, der November der günstigste Monat zu sein. Für die einzelnen Industrie⸗ und Gewerbzweige liegen diese Verhältnisse natürlich sehr verschieden; die Zahlen eines Jahres genügen indessen nicht, um darüber einen einigermaßen zuverlässigen Anhalt zu gewähren. Dagegen darf man hoffen, aus diesen monatlichen Mitgliederzahlen der Krankenkassen im Verlaufe eines längeren Zeitraums für eine Anzahl von Industrie⸗ und Gewerbzweigen interessante Einblicke in die Schwankungen des Arbeitsmarktes zu bekommen, vielleicht auch daraus Mittel und Wege für eine Ausgleichung der regelmäßig zu bestimmter Zeit im Jahre auftretenden Arbeitslosigkeit in einigen und der größeren Arbeits- gelegenheit in anderen Erwerbezweigen zu gewinnen.

In den sämmtlichen 94 Krankenkassen Berlins kamen im Laufe des Berichtsjahres 108515 Erkrankungsfälle mit 2940 301 Krankheit stagen und 33098 Sterbefällen vor. Von 190 Mit— gliedern des männlichen Geschlechts erkrankten 35.0 und starben 1,2, von 100 weiblichen 33, bezw. G7. Auf 190 Erkrankungen entfielen bei den Männern 33, bei den Frauen 2.2 Todesfälle. Auf ein Mit⸗ glied kamen 2, auf eine Erkrankung durchschnittlich 26,2 Krankheits—⸗ tage bei den Männern und 100 bezw. 29,8 bei den Frauen. Die Erkrankungen waren abgesehen von gewissen Kasseneinrichtungen mit sehr geringer Mitgliederzahl besonders häufig bei den Mit- gliedern der Hetriebskassen der Großen und der Neuen Berliner Pferdebahngesellschaft, wo von 100 Mitgliedern 81,1 bezw. 78,1 er⸗ krankten, besonders langwierig bei den männlichen Tabakfabrikarbeitern und Strumpfwirkern mit 45,9 bezw. 45,8 Krankheitstagen auf eine Erkrankung.

Ueber die finanziellen Verhältnisse der Kassen entnehmen wir unserer Quelle folgende Angaben: Die Einnahmen des Jahres 1892 beliefen sich bei sämmtlichen Kasseneinrichtungen zusammen auf 7543715 S, davon waren 6319 102 SH oder 83,8 o Beiträge, 139 583 S6 Eintrittsgelder und 192 316 66 baarer Kassenbestand am Anfang des Jahres. Auf ein Mitglied entfielen durchschnittlich 20, 17116 an Beiträgen. Die gesammten Aus gaben betrugen 7247 0120 darunter waren 635 937 ½S½ für ärztliche Behandlung, 1 082799 ( für Arznei und sonstige Heilmittel, 3 03 468 6 Krankengelder an Mitglieder, 101 265 0 Krankengelder an Angehörige der Mitglieder, 75 937 M6 Unterstützungen an Wöchnerinnen, 240 090 MS Sterbegelder, 19171 M Kur. und Verpflegungekosten an Krankenanstalten, 77 206 66 persönliche und 124265 S0 sächliche Verwaltungskosten. Das Verhältniß der, vorstehend verzeichneten Arten der Ausgaben und pro Kopf der Mitglieder gestaltete sich wie folgt: Es kamen

auf von je 100 M0 auf ö 1 Mitglied ärztliche Behandlung 2, 03 Arznei und sonstige Heilmittel ĩ 3,46 . Krankengelder an Mitglieder 2 8 desgl. an Angehörige der Mitglieder... 1340 9.323. Unterstützungen an Wöchnerinnen 5 0,24. Sterbegelder 3, , Tur⸗ und Verpflegungskosten 89 344 zusammen Leistungen an die

. Berechtigten 86 19,97 , persönliche Verwaltungskosten 2 ö sächliche Verwaltungskosten 0,40,

zusammen Verw 2.29 ,

Von den Ausgaben wurden also 86,4 0/0 zu Leistungen an die Berechtigten und när 6,9 ½ für die Verwaltung aufgewendet. Ver⸗ gleicht man die Leistungen an die Kassen (durchschnittlich pro Kopf 20,17 S an Beiträgen und O45 ½ an Eintrittsgeldern) mit den Leistungen der letzteren an die Mitglieder (durchschnittlich pro Kopf, wie oben nachgewiesen, 19,97 „M), so erhalten die Mitglieder, da ein Drittel der Beiträge gesetzlich vom Arbeitgeber zu entrichten ist, er⸗ heblich mehr geleistet seitens der Kassen, als sie an dieselben zu zahlen haben.

Das Verhältniß des Beitrags zum Lohn schwankt zwischen 1,4 Co bei den Schornsteinfegern und 43 bei den Buchdruckern und Hut⸗ machern; es bewegt sich bei den meisten Kassen zwischen 2 und 24 0; das Verhältniß des Krankengeldes zum Lohn bewegt sich zwischen 50 oo (bei den meisten Kassenz und 75 (G bei den Betriebskassen der Ludwig Loewe u. Co. und der Königlichen Porzellan⸗ Manufaetur. Die statutenmäßige Dauer der Krankenunterstützung mit vollem Krankengeld beträgt bei 26 Kassen ein Jahr, bei 7 Kassen 13 bezw. 26 Wochen bis zu 1 Jahr, bei 44 Kassen 20-39 Wochen dg bei 18 Kassen die gesetzlich vorgeschriebene Zeit von

; ochen.

Das Vermögen der fraglichen Kasseneinrichtungen mit Aus⸗ schluß der Gemeindekrankenversicherung belief sich am Schlusse des Jahres 1892 auf 3 912 443 6 oder 12,49 M pro Kopf; davon ent⸗ fielen 3 601 895 M auf die Reservefonds, der Rest bestand aus baarem Geld und Papieren 2c.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Grubenarbeiterausstand im Norden Frank⸗ reichs wird gemeldet, daß die . der Bergleute, die im Kohlenbecken des Departements Pas de Calais die Arbeit wieder aufnehmen, in steter Zunahme begriffen ist. Gestern arbeiteten bereits 30 009 Bergleute, während 13000 noch ausständig waren. Nichtsdestoweniger faßte gestern, wie aus Lens gemeldet wird, der Congreß des Syndikats der Berg⸗ arbeiterdelegirten einen Beschluß zu Gunsten der Fortsetzung des Ausstandes.

In Straßburg i. E. dauert, wie aus einer Mittheilung im Vorwärts“ hervorgeht, der Ausstand in der Militäreffeeten Fabrik von Jansen fort.

Aus Paris berichtet ein Wolff sches Telegramm, das General- Comité der Arbeitsbörse habe alle Mitglieder, die der anläßlich des Besuchs des russischen Geschwaders in der Oper veranstalteten Galaporstellung beigewohnt haben, als unwürdig ausgeschlossen. BFinem Telegramm de D. B. H. zufolge. soll die ,, . die vor 2. Zeit von den Behörden eschlossen wurde, in der nächsten Woche wieder eröffnet werden. 8 einem in der . begriffenen neuen Reglement soll sich eine große Zahl von Arbeitersyndikaten bereits einverstanden erklärt haben.

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gunst und Wissenschaft.

44 Jan Matejko, dessen Tod bereits gestern gemeldet wurde war der 96 der polnischen Malerschule, langere Zeit hindur auch der Leiter der Krakauer Akademie. Seine polnischen Geschichts⸗ bilder sind von nationalem Feuereifer durchdrungen, pathetisch schwung⸗ voll in der Composition, bon gewissenhafter historischer Treue im Beiwerk, technisch aber nicht immer ganz ausgeglichen, im Colorit brillant, aber allzu unruhig und ohne einheitliche Haltung. Seinen ersten künstlexischen Erfolg errang der neunundzwanzigjährige Krakauer Maler 1867 auf der Pariser Wm n nn, mit der Darstellung des Warschauer Reichstags von 1773. Die dramatische Action des greisen Skarga, der seine . in zündender Rede apostrophirt, der Eindruck seiner Worte, der sich in den Zügen der Versammelten mannigfach widerspiegelt, ergreift den Beschauer mit unwiderstehlicher Gewalt. Die hier sich bekundende jugendliche Kraft des Ausdrucks steigerte Matejko in seinen späteren Bildern, von denen wir nur die Union der Polen und Littauer zu Zublin, Sobiesky's Gebet in der Türkenschlacht, die Ermordung des Königs . die Schlachten bei Tannenberg und Warng, die Befreiung Wiens durch Sobiesky aufzählen, . selten zu brutaler Derbheit und zur Verzerrung. Gleich⸗ wohl ist die Bedeutung Matejko's, dessen Lebensabend durch Streitigkeiten an der Krakauer Akademie in den letzten Jahren getrübt wurde, für die Entwickelung einer national⸗polnischen Kunst nicht zu unterschätzen. Während Siemiradzky völlig in den Bann der französischen Realistik gerieth, blieb Matejko seinen vaterländischen Idealen treu und setzte seinen Stolz in die Ausbildung einer erf polnischen Historienmalerschule, aus der zahlreiche tüchtige üler hervorgingen. Seine auf der letzten internationalen Kunstausstellung befindlichen Bilder . ein Abnehmen der einst so temperament⸗ vollen Künstlerkraft erkennen, die jetzt für immer gebrochen ist.

Die nächste Sitzung der hiesigen Gesellschaft für Erd⸗ kunde findet morgen, Abends 7 Uhr, im Architektenhause, Wilhelm⸗ straße 92, statt. Auf der Tagesordnung steht die Berichterstattung der Mitglieder der von der Gesellschaft ausgesandten Grönland⸗ Expedition, Dr. E. von Drigalski und Dr. Vanhöffen, über den Verlauf und die vorläufigen Ergebnisse ihrer n,,

Ueber zwei neue Sendungen von zoologischen Gegenständen des Leiters der Haunde⸗Station (Kamernn) Zenker für das hiesige Museum für Naturkunde hat dem „D. Col.⸗Bl.“ zufolge der Director der Zoologischen Samm⸗ lungen, Geheime , Dr. Möbius, ein sehr günstiges Urtheil gefällt. Namentlich wird der wissenschaftliche Werth der Säugethier⸗Präparate hervorgehoben und betont, daß sich darunter mehrere neue Arten befinden, ebenso unter den FZischen. Die Käfer enthielten mehrere sehr werthvolle Spezies, die theils neun oder erst kürzlich beschrieben, theils seit alter Zeit bekannt, aber sehr selten sind und in der hiesigen Samm⸗ lung noch nicht vorhanden waren. Von den Krebfen (Fpalaemon) scheint einer einer neuen Art anzugehören. Die eingesandten Würmer haben dadurch besonderen Werth, daß Wurmmaterial bisher von Maunde noch nicht eingegangen war. Durch vier neue Mollusken Arten hat die Sammlung des Museums einen sehr dankenswerthen Zuwachs erhalten. Die Reptilien, Amphibien und Schmetterlinge erhielten keine neuen Arten, aber gute Ergänzungsstücke.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungẽ⸗ Maßregeln.

Portugal.

Das Königlich portugiesische Ministerium des Innern hat die Häfen der Provinz Messina mit Ausnahme des Hafens von Patti, welcher auch ferner als verseucht gilt. für choleraverdächtig erklärt. (Vergl. . R.⸗Anz.“ Nr. 248 vom 16. Oktober.)

Malta.

Die Localbehörde in Malta hat unter dem 25. v. M. eine neue Quarantäneverordnung erlassen, welcher wir Folgendes entnehmen:

Einer Quarantãne von 15 Tagen (vom Tage der Abreise ge⸗ rechnet) unterliegen Schiffe von den deutschen Nordseehäfen, Belgien, Holland, den franzöfischen Häfen am Atlantischen Ocean und den eng⸗ lischen Kanalhäfen, Sicilien und anderen Inseln Italiens, den am Schwarzen Meer gelegenen Häfen der europäischen Türkei, Rumänien, russischen Häfen am Schwarzen und Asowschen Meer, Häfen an den Dardanellen, Marmara⸗Meer und Bosporus, Smyrna, Chios, Tschermèé, Tripolitanien, Tunis und Algier.

Können solche Schiffe nachweisen, daß ihre gründliche Desinfection in einem Zwischenhafen stattgefunden hat, so wird die Quarantäne auf elf Tage herabgesetzt.

Einer Quarantäne von sieben Tagen (vom Tage der Abreise gerechnet) unterliegen Schiffe von den französischen Mittelmeerhäfen, vom 6 Italiens und den Häfen Oesterreichs⸗-Ungarns. (Vergl. „R.⸗»Anz.“ Nr. 246 vom 13. Oktober.)

Einem Telegramm des Times“ Correspondenten aus Malta dom 28. v. M. zufolge haben sich dort ankommende Schiffe aus den deutschen Nordsee⸗Häfen, den belgischen und holländischen Häfen sowie den französischen Hafen am Atlantischen Ocean und dem Englischen Kanal einer Beobachtung von 24 Stunden zu unterziehen.

Rumänien.

Die militärische Grenzbewachung, welche in dem Dorohoier und Botuschanier Bezirke der Cholera wegen angeordnet war, ist zurück= gezogen worden. (Vergl. R. Anz.“ Nr. 180 vom 31. Juli)

Bulgarien.

Die 14stündige Quarantäne in Zaribrod ist in eine strenge arzt liche Untersuchung und Desinfection des Gepäcks sowie der getragenen Wäsche umgeändert worden. (Vergl. R.⸗ Anz. Nr. 21 dom 19. v. M.).

Sandel und Gewerbe.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank wurden im Monat Oktober d. J. 15168561 1090 6 abgerechnet gegen 1455 108 200 M im September d. J. 1 21316 0 M im Oktober 1892 und 1 615561 500 66 im Oktober 1891.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Rubr und in Oberschles ien. . An der Rubr sind am 2. d. M. gestellt 10 333, nicht rechtzeitig

gestellt keine Wagen.

Börse zu Düsseld orf. (Amtlicher Preigbericht 2. November 1893 Auf dem Keblenm arkt dauert baftigkeit an; für Robeisen macht sich vermehrte Nachfrag J. Quartal bemerkbar, während Fertigfabrikate fortgesetzt (Berechnung in Mark für 10900 und, wo bemerkt. ab Werk) Kohlen ung Kok und Flammkohlen: Gaskohle für euch 10,50, Generatorkoble SSM - 800 GSasfl

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