1893 / 266 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

eines so wichtigen Kronrechts nicht befürworten können. Nach

fter Debatte wurden sämmtliche Gesandtschaften gegen die Stimmen der Bauernbündler, Freisinnigen und Soeial⸗ demokraten etatsgemäß bewilligt, ebenso der Rest des Etats des Aeußern. Die naͤchste Sitzung wurde auf den 7. d. M. anberaumt.

Baden.

Seine Königliche 8e der Großherzog hat zum Ersten Vice⸗Präsidenten der Ersten Kammer den Freiherrn Franz von Bodman, zum Zweiten Vice⸗Präsidenten den Geheimen Commerzien Kath Diffen ? ernannt. Zu Mitgliedern der Ersten Kammer sind von Seiner Königlichen Hoheit ernannt worden: der Geheime Rath und Ober⸗Landes⸗ gerichts⸗Präsident Richard Schneider, der Präsident des

erwaltungsgerichtshofs Dr. Friedrich Wielandt, der Landgerichts -Präsident Edmund Kamm, der Kammerherr Freiherr Ferdinand von Bodman auf Lorettohof bei Frei⸗ burg, der Geheime Hofrath Dr. Karl Engler, der Geheime Commerzien⸗ Rath Philipp Diffen é in Mannheim, der Ge⸗ heime Commerzien⸗Rath Ernst Friedrich Krafft in St. Blasien und der Commerzien⸗Rath Ferdinand Sander in Lahr.

HSessen. Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe sind vor⸗ gestern Nachmittag von Darmstadt nach Bonn zurückgekehrt.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern, wie „W. T. B.“ aus Budapest meldet, den Fürstprimas Vaszary, den Cardinal Schlauch sowie den Minister Hieronymi in Privataudienz.

Der Fürst Windischgrätz hat die Mission zur Bil⸗ dung des neuen Cabinets angenommen. Er erschien vor . Abreise von Budapest im Unterhause und con⸗ ferirte daselbst mit dem Minister-Präsidenten Hr. Wekerle. Gestern conferirte der Fürst nach seiner Rückkehr nach Wien mit den Abgg. von Jaworski, Dr. von Plener und anderen parlamentarischen Persönlichkeiten, die für die Bildung eines Ministeriums aus den drei zur Majoritätsbildung verbundenen Parlamentsgruppen in Betracht kommen. Bezüglich der zahlreichen in der Presse aufgetauchten Angaben und Vermuthungen über die ö des zu bildenden Cabinets und die künftigen Mitglieder kann dem, W. T. B.“ zufolge nur betont werden, daß sie nach Lage der Dinge nur werthlose Combinationen sind.

Die polnischen Blätter begrüßen, wie aus Lemberg . wird, das durch den Fürsten Alfred Windischgrätz zu

ildende Coalitions-Ministerium sympathisch und hoffnungsvoll. .

Das gestern erschienene ungarische Amtsblatt veröffent⸗ licht die Verleihung des Comthurkreuzes des Leopold-Ordens an den Abg. Alexander Hegedüs in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste auf volks- und staatswirthschaft— lichem Gebiet, ferner die Ernennung des der bognisch— herzegdwinischen Landesregierung zugetheilten Kreisvorstehers Dr. Milutin Kukuljevic de Sacci zum Obergespan des Belovar⸗Kreutzer Comitats und der Städte Belovar, Kreutz, Kopreinitz und Ivanic.

Dem „Magyar Ujsag“ zufolge wird der Gesetzentwurf über die . Civilehe wahrscheinlich morgen dem Unterhause vorgelegt werden.

Am Schlusse der vorgestrigen Sitzung des ungarischen Unterhauses wurde der persönliche Konflikt zwischen dem Minister⸗Präsidenten Dr. Wekerle und dem Grafen Apponyi wegen ihrer Stellung zum Honvedinstitut durch wechselseitige loyale Erklärungen ausgeglichen.

Nachdem der frühere Bürgermeister von Wien Dr. Prir erklärt hatte, daß er im Falle einer Wiederwahl das Bürger⸗ meisteramt wieder annehmen werde, haben sich die fortschritt⸗ lichen Gemeinderathsmitglieder mit 67 gegen 2 Stimmen für seine . ausgesprochen.

Mehmed Ali Bei, der Bruder des Khedive, der nach Abschluß seiner Studien im Theresianum mehrere Jahre in Wien wohnte, ist zu dauerndem Aufenthalt von dort nach Paris abgereist.

Großbritannien und Irland.

In der Sitzung des Un terhauses vom 3. d. M. sprach der Premier-⸗Mmister Gladstone der „Allg. Corresp. zufolge sein Bedauern darüber aus, daß die bei Beginn der Session von der Regierung eingebrachte Bill zur Errichtung von Schiedsgerichten, vor denen Lohn⸗ und Arbeitsstreitigkeiten beigelegt werden sollen, nicht als eine Nicht-Parteimaßregel betrachtet worden sei, versicherte aber gleichzeitig, daß die Regierung die früheste Gelegenheit wahrnehmen werde, die Anwendung von Schiedsgerichten in solchen Fällen zu sichern, wo das öffentliche Interesse hervorragend betroffen sei.

Frankreich.

Der Präsident Carnot hat sich gestern Vormittag in Begleitung seines Bruders Adolphe Carnot und des Kriegs— Ministers, Generals Loizillon nach Maubeuge begeben, um der Enthüllung des zur Erinnerung an die Schlacht von Wattignies errichteten Denkmals beizuwohnen. Bei der um 1 Uhr Mittags erfolgten Ankunft waren dem „W. T. B.“ zufolge auf dem dortigen ö der Bürgermeister sowie die Civil⸗ und Militärbehörden anwesend. Auf die Ansprache des Bürger— meisters erwiderte der Präsident Carnot, die Enkel Lazare Carnot's wohnten bewegten Herzens der Ehrung ihrer Vor— . bei, die das Vaterland gerettet hätten. In

er Rede, die der Kriegs⸗Minister, General Loizillon bei der Enthüllung des Denkmals hielt, gedachte er Lazare Carnot's als des eigentlichen Organisators des Sieges und führte aus: der Erbe seines Namens habe bei Ausübung seines Amtes als erster Beamter der Republik die Achtung aller Parteien zu gewinnen vermocht und dazu bei⸗

etragen, überall hin den friedlichen Einfluß und den guten

uf Frankreichs zu verbreiten.

In dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath sind die Wahlen . theilweisen Erneuerung des Senats auf den 7. Januar 1894 angesetzt worden.

Der radicale Senator Tirard ist gestorben. Vom Mär 1879 bis November 1831 war Tirard Minister für ann und Ackerbau, zom; August 183 bis März 1885 Jinanz⸗ Minister und voin Dezeniber 13587 his April 1868, sowie vom 21. Februar 1889 bis 18. März 1890 Minister⸗Praͤsident. Zuletzt war Tirard Finanz-Minister im Ministerium Ribot, welche Stelle er bis zum 4. April d. J. inne hatte.

Das „Journal des Debats“ meldet, der fen osj e Bot⸗ . beim Vatican Graf Lefebvre de Behaine solle in en Ruhestand treten. Als sein Nachfolger werde der bis⸗ herige Gesandte im Haag Legrand genannt. Dessen Posten solle Graf d'Aunay, der frühere Gesandte in Kopen⸗ hagen, erhalten. .

Nach einer Meldung aus Oran sind in Ainsefra (am Atlas in der Nähe der marokkanischen Grenze gelegen) unter dem Commando des Obersten Zeni zwei Bataillone der rem denlegion zusammengezogen worden. Drei französische Panzerschiffe sind in Mers el Kebir in der Nähe von Oran eingetroffen.

Nuß land. Durch einen Kaiserlichen Utas ist, wie ‚W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, der Finanz-Minister Witte zum Chef der Grenzwache, welche fortan ein selbständiges Corps bildet, ernannt worden.

Italien.

Das amtliche Militärblatt meldet, daß der Chef des Generalstabs Cosenz auf sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt und an seiner Stelle der bisherige Commandeur des V. Armee⸗Corps in Mailand, General⸗Lieutenant Primerano, zum Chef des Generalstabs ernannt worden sei.

Eine gestern unter dem Vorsitz des Abgeordneten Sonnino abgehaltene Versammlung von 23 Mitgliedern des Centrums be le, eine unabhängige Partei zu bilden, dem Ministerium Opposition zu machen, dagegen diejenige Ver⸗ waltung zu unterstützen, welche dem Ernst der Finanzlage Rechnung tragen werde, und alle politische und moralische Kraft zur Ueberwindung der Krise aufzubieien.

Spanien.

Das Marine⸗Ministerium läßt nach einer Meldung des W. T. B.“ sechs leichte Schiffe ausrüsten, die das Bombardement der Küste bei Melilla ausführen sollen, da die geringe Tiefe der dortigen Gewässer die Annäherung größerer Schiffe nicht zulasse.

„H. T. B.“ meldet aus Madrid, die Regierung habe die Reserveklassen von 1889 und 1891 zu den Waffen berufen. Die active Armee betrage jetzt 170 000 Mann. Die öffent⸗ liche Meinung folgere aus der Einberufung der Reserven, daß die Feindseligkeiten der Riff-Kabylen große Dimensionen angenommen hätten und daß der Sultan nicht im stande sei Genugthuung zu geben. Die Presse fahre in der Beschuldigung fort, daß England in Marokko gegen Spanien intriguire. Die englische Gesandtschaft werde im Auftrage der Regierung bewacht, weil gegen sie feindselige Kundgebungen befürchtet würden. Nachrichten aus Melilla fehlten, da der hohen See wegen gestern die Ueber⸗ fahrt unmöglich gewesen sei.

Schweiz.

Bei den Nachwahlen zum Nationalrath gewannen einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge in Bern⸗Stadt die Conservativen auf Kosten der Radicalen einen Sitz. Im Berner Oberland wurde ein Radicaler gewählt. In Basel ist eine Stichwahl zwischen dem conservativen, dem radicalen und dem socialdemokratischen Candidaten erforderlich.

Luxemburg.

Der Staats-Minister Eyschen hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, den Abgeordneten die Mittheilung zugehen lassen, daß die Kammer am J. d. M. zu ihrer ordentlichen Tagung zusammentreten werde. Die Eröffnung werde durch den Staats⸗ Minister im Auftrag des Großherzogs erfolgen.

Bulgarien.

Die Sobran je hat, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonn⸗ abend den Entwurf einer Adresse an den , Ferdinand angenommen, worin unter Umschreibung der Thronrede der Regierung und dem Prinzen für das in sieben⸗ jähriger Regierung Vollbrachte gedankt und mit besonderer Genugthuung die Vermählung des Prinzen als ein bedeutsamer Staatsact hervorgehoben wird, durch den die nationale Dynastie begründet und gegen alle die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes bedrohenden Umtriebe ein Damm gebildet worden sei. Die Adresse verweist auf das Ergebniß der Wahlen als einen Beleg dafür, daß das bulgarische Volk sich durchaus solidarisch . mit der Politik und Verwaltung der Regie⸗ rung, die der Prinz seit seinem Regierungsantritt eingehalten habe. Das Volk erblicke darin die Erfüllung seiner Ideale.

Schweden und Norwegen.

Anläßlich des zur Feier des Bestehens der Union vorgestern im Königlichen Schlosse zu Christiania ver⸗ anstalteten Diners hielt der König eine Rede, worin er dem „W. T. B.“ zufolge betonte, daß die Union beider König⸗ reiche nothwendig sei, um deren Unabhängigkeit und Neu⸗ tralität zu sichern. Ebenso hob der König die Noth⸗ wendigkeit eines gemeinsamen Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten hervor und gah der Hoffnung Ausdruck, daß alle treuen Männer zusammenstehen würden, um die Union zu beschützen. Der König schloß mit einem Hoch auf die Union. Die Rede wurde mit ehrfurchtsvoller Begeisterung aufgenommen.

Amerika.

Der Seebehörde in Portsmouth ist die Nachricht zu⸗ gegangen, daß durch die Explosion einer Pulvermühle in Rio de Janeiro drei Eik ne* und ein Matrose der britischen Kriegsschiffe „Sirius“ und „Racer“ getödtet und fünf Matrosen verletzt worden feien, die an der Küste Sand geholt hatten. Die brasilianische Behörde habe sie für Rebellen gehalten und deshalb die in der Nähe befind⸗

liche Pulvermühle in die Luft gesprengt.

Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Sansibar hat Sir Gerald Portal, der englische Commissar für Uganda, vorgestern die Reise nach England angetreten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Professor Mr. Roepell, Mitglied des err gn, hauses, in welchem er die Universität Breslau seit 1877 vertrat, ist vorgestern im Alter von 85 Jahren gestorben.

Nr. 44 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 4. November hat folgenden Inhalt: Die Bauten der Welt⸗ ausstellung in Chicago (Fortsetzung). Die Ausstellung in Lyon 1894. Heilmann's elektrische Locomotive. Bericht über den Ban des Domes in Köln 1891 bis 1893. e, , von Mauerwerk mit Hilfe kleiner Preßluft⸗Senkkasten. n gte! Wettbewerb für die Bauten der Ausftellung in Erfurt. Wettbewerb an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin um den Staatspreis für das Jahr 1894. Wettbewerb für den Neubau einer zweiten Real⸗ schule in Stuttgart. Wettbewerb für Entwürfe zu Schweineställen.

Ausstellung der Wettbewerb ⸗Entwürfe für das Kreishaus in Neuruppin.

Erweiterung der gynäkologischen Klinik der Universität Königsberg. Stand der Arbeiten am neuen Justizgebäude in München. Tinley⸗Tunnel in England. Neue Patente.

Kunst und Wissenschaft.

In dem Bericht über die von der Schulte'schen Kunst— handlung veranstaltete Aus stel lun von 31 Berliner Künstlern in Nr. 263 des R. u. St.⸗»A.“ ist in Zeile 19 bei Be⸗ sprechung der Werke Freudemann's, wo von der ungewöhnlich tief⸗ leuchtenden Farbenstudie, die blaue und violette Blumen auf einem Verkaufstisch ausgebreitet zeigt., die Rede ist, infolge eines Schreih⸗ fehlers 6. der Name Feldmann genannt. Es muß hier also Freudemann heißen. Die Feldmann'schen Werke sind erst an einer späteren Stelle erwähnt.

In der vorgestrigen Sitzung der Gesellschaft für Erd⸗— kunde erstatteten die Herren hr. E. von Drygalski und Dr. Vanhöffen Bericht über den Verlauf und die vorläufigen Ergebnisse der von ihnen im Auftrage der Gesellschaft und mit Allerhöchster Unterstützung unternommenen Grönland-⸗Expedition. Dr. von Drygalski gab in einer eingehenden, humorvollen Schilderung ein an— schauliches Bild der Reiseerlebnisse, der Wanderungen, des außerordent⸗ lichen Nutzens der mit je zehn Hunden bespannten Fahrzeuge und der Aben⸗ teuer bei Seehunds⸗ und Eisbärenjagden. Er skizzirte das Land und seine Bewohner, deren Frohsinn und freundliche Bereitwilligkeit zur Unterstützung der Reisenden besonders gerühmt wurden. Kurz wurde dabei erwähnt, daß die während des Aufenthalts angestellten Forschungen über die Bildung des Inlandeisesz und der Gletscher sowie über die Rolle des Wassers bei den Inlandströmen und den Bewegungen der Gletscher von bedeutendem wissenschaftlichen Werthe seien, während eine ausführlichere Darstellung dieser Ergebnisse dem später im Vruck erscheinenden Bericht vorbehalten wurde. Dr. Vanhöffen schilderte das Erwachen des Frühlings im hohen Norden sowie das Leben der Pflanzen und Thierwelt in den Regionen des Gletschereises. Zum Schluß dankte der Vorsitzende der Gesellschaft für Erdkunde Professor Freiherr von Richthofen allen denen, die sic um das Zustandekommen dieser wichtigen deutschen Nordlandsfahrt verdient gemacht haben. Sein Dank galt vornehmlich Seiner Majestät dem Kaiser und den Staatsbehörden, für die der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten Dr. Bosse persönlich anwesend war, ferner der Königlich dänischen Regierung, deren Vertreter gleich⸗ falls der Sitzung beiwohnte, und den grönländischen Behörden. So⸗ dann gedachte er auch der thatkräftigen Unterstützung durch den ver⸗ storbenen Geheimen Rath Dr. Werner von Siemens und den General⸗ Konsul Schönlank und sprach in besonders warmen Worten den beiden jugendlichen Forschern für ihr muthiges und opferfreudiges, an be⸗ deutungsvollen Resultaten reiches Unternehmen den Dank und die Anerkennung der Gesellschaft aus.

Ueber Die Ziegen mit „goldenen Zähnen“ und das Goldkraut“ veröffentlichte Professor Dr. Ascherson in der Naturw. Wochenschr. VIII, 13 einen Aufsatz, welcher manches allgemein Interessirende enthält. In unseren Klimaten trifft man es ziemlich selten, daß auf den Zähnen von Wiederkäuern ein metall⸗ glänzender Ueberzug wahrgenommen wird, welcher theils als „silber—⸗ glänzend‘, theils als (schwärzlich mit Goldglanz angegeben wird. Viel häufiger wird diese auffallende Erscheinung an wilden Wieder käuern, besonders an Ziegen in den sonnigen Landschaften des Mittelmeergebiet und des Drients, beobachtet. Es handelt sich hier nicht etwa um eine Färbung der Zahn— substanz, sondern um einen Niederschlag aus der Mundflüssigkeit, bez. dem Speichel, welcher auch schon von Hertwig als „metall⸗ glänzender Weinstein' bezeichnet wurde. Auch andere Ausscheidungen des thierischen Körpers zeigen solchen hauptsächlich dem Calcium- carbonat zuzuschreibenden Metallglanz, so z. B. Nierensteine, welche manchmal vergoldeten Pillen gleichen. Der Metallglanz dürfte haupt⸗ sächlich aus der mikroskopischen Structur dieses Niederschlags her⸗ zuleiten sein, welcher aus zahlreichen sehr dünnen über einander abge⸗ lagerten Lamellen besteht. Enthält derselbe keine beigemengten Sub⸗ stanzen, sJo wird er wie wir dies bei Muscheln beobachten einen Silberglanz zeigen. Die gelbliche Färbung wird dagegen

wohl einem Eisengehalt oder eher noch einem organischen Pigment,

das aus dem Blute abgesondert wird oder den Säften der von den Thieren abgeweideten Pflanzen entstammt, zuzuschreiben sein. Durch die Geheimlehren der mittelalterlichen Alchymie angeregt, schreibt nun der Volksglaube der südlichen und östlichen Nationen diesen Goldglanz der Zähne pflanzenfressender Thiere einer Besonderheit des Futters, meist sogar einer bestimmten Pflanze zu und hat zu einer schon seit Jahrhunderten im Orient verbreiteten Sage Anlaß gegeben, die wir häufig noch in Märchen wiederfinden, der Sage vom „Mondkraut“ oder vom „‚Goldkraut“. Am meisten läßt si diese mit der Sage von der Springwurzel unseres deutschen Volksmärchens ver— gleichen; denn mit Hilfe des die Zähne der Weidethiere vergoldenden Krauts kann man nach dieser Sage Thüren öffnen und verborgene Schätze heben. Jedermann weiß von der Pflanze zu reden und 6 zu beschreiben, aber keiner hat sie selbst gesehen. Sie soll bei Nacht leuchten, läßt sich aber nicht pflücken, weil das Leuchten aufhört, sobald man sich der Pflanze nähert. Die Hirten geben an, daß man zu Zweien sein muß, um die alles durch die Berührung in Gold ver⸗ wandelnde Pflanze zu pflücken. Der Eine muß in der Ferne stehen bleiben, der Andere, mit einem Mantel versehen, nähert sich der Pflanze und wirft denselben über sie, sobald ihm sein Genosse zuruft, daß er sich in der Nähe derselben befinde. Sehr verhängnißvoll ist diese Sage schon für manchen Botaniker geworden, da die Hirten annehmen, sie suchten das Goldkraut; schon mancher mußte sein Heil in schleu⸗ nigster Flucht suchen, wenn er dem ungestümen Drängen der Hirten oder Landleute nach der glückbringenden Pflanze nicht entsprechen konnte. Viel seltener dagegen wurde einmal, einem Bota⸗ niker diese vermeintlich so werthvolle Eigenschaften besitzende

flanze gezeigt, und diese erwies sich an den verschiedenen

rtschaften fast stets wieder als eine andere, stets auch als völlig

indifferent. Es gelang jedoch dem Professor Ascherson, aus gegebenen Andeutungen mit Sicherheit eine der bezeichneten Pflanzen als eine Papaverart zu bestimmen. Ihre oberen Blätter zeigen zum theil einen deutlichen Goldglanz, und so ist es sehr leicht möglich, daß die drientalische Phantasie den Goldglanz der Ziegenzähne mit dem ähn⸗ ig 6 ätter des Libanon⸗Mohns in ursaͤchliche Verbindung ge⸗ ra at.

v. L. Forma urbis Roma von RodolphoLaneiani. Mailand, Ulrich Hoepli, 1593. Seit Rienzi's und Petrarca's Tagen hat, wie noch heute, Rom mit seiner Trümmerwelt, den ewigen Zeugen seiner einstigen r auf jeden Gebildeten einen ungeheuren Einfluß geübt. Künstler und Gelehrte waren unablässig bemüht, 4 von Hen und Sagen umsponnenen Ruinen zu durchforschen, ihre stumme Sprache zu deuten; hatte doch hier jener vom Pöbel als Schatzgräber verhöhnte, große Florentiner Brunelleschi den Grundstein ge funden so berichten die alten Biographen —, auf welchem sich die Prachtkuppel der italienischen Renaissanee aufwölben sollte. Die römische Topographie, wohl eine der n Wissenschaften e an, hat in unserm Jahrhundert die glänzendsten Fortschritte gemacht; in erster Reihe verdankt sie es den vielfach an⸗

systematischen Ausgrabungen, sten Resultate man nur selten Das im 16. Jahrhundert au Museum bewahrte Fragment Septimius Severus

naturgemã ei einer be

eliefert haben; aber b n der Lage, den Boden selbst zu fragen. fgefundene und jetzt im Kapitolinischen ; eines antiken Planes aus der Zeit des ist noch heute für die Forschu Wichtigkeit; eine große Menge von Inschriften topogra ist seitdem zu Tage gefördert. Ferner muß die schriftliche Ueber⸗ lieferung aushelfen; nicht nur die in antiken Autoren vielfach zerstreuten zu Reconstruetionsvvmersuchen, sondern

Nachrichten gaben den Anlaß roßer Anzahl entstan—⸗

auch die seit dem fünfzehnten Jahrhundert in Zeichnungen und Stiche sind mit gr Wissenschaft herangezogen, geben doch sie o treue Bild von der Gestalt und Lage einzelne seitdem vom Erdboden verschwunden sind. Canina „Edificii di Roma Antica“, 1848 erschienen, ist heute veraltet und unbrauchbar, so verdienstvoll auch für für die Studirenden der Archäologie. Arbeiten auf diesem Gebiet liegt se dieser vielen Untersuchungen seit lange ein dringendes Bedürfniß geworden; es fe äologischen Plan von Rom. Professor L deihe hierzu berufen: dieser Aufgabe seine rastlose Thäti hat ihn nun veranlaßt, den von

nicht länger zurückzuhalten. Maßstab von 1: 109060, damit auch die Einzelheite böden, Wasserleitungen u. s. w., eingezeichnet werden gesetzt, wird er eine Fläche von 25 gm einnehmen. Ar ämmtliche Monumente des Alterthumz bis zum VI. Jahrhundert nach Christi Geburt, die heutigen Straßenzüge werden zur leichteren Orientirung hineingezeichnet. zug des Unternehmens dürfen wir es betrachten, sich vorbehalten, veröffentlichen.

bereits vollständig ausgegraben befindlichen öffentlichen Gebäude überh Ausgrabungen rechnen kann; man gemachte Funde denn eine geraume Zeit wird das Herstellen o großen Werkes doch in Anspruch nehmen noch zu berücksichtigen. ig, welche uns bisher vorliegt, enthält auf sechs Tafeln eil des Nordens der Stadt, die Abhänge des Pincio, . außerhalb der Mauern Borghese, Albani und Patrizi heranreichend, vom Nymphaeum des Pincio bis Porta Nomentang und Castra durch die Fontana Trevi und Piazza S. S gerade überreich an antiken Monumenten Resten aus der Königszeit und der Republik hauptsãächlich die umfangreichen Bauten des Dlocletian und Const Villenanlagen des Sallust. Alterthum die Region

t das einzige und ge⸗ r Monumente, 8 großes Werk:

seine Zeit. jetzt vielleicht gefährlich Eine Fülle von ausgezeichneten itdem vor, allein das Facit und Nachweisungen zu ziehen, war hlt thatsächlich an anciani erscheint seit mehr denn 29 Jahren widmet er Die Akademie der Lincei vielen Seiten begehrten Plan cheint in 46 Tafeln im onstructionen, Fuß⸗ können; zusammen⸗ ifgenommen werden

Der Plan ers—

mit rother Farbe Als einen besondern Vor— ens d daß der Herausgeber die einzelnen Tafeln in beliebiger Reihenfolge zu Es werden diejenigen Zonen zuerst erscheinen, welche r wo man wegen der dort aupt nicht auf neu anzustellende wird so im stande sein, später

Die erste Lieferung, einen großen Th Quirinal und

praetoria, südlich etwa Apostoli begrenzt. Nicht umfaßt diese Zone neben

antin sowie die Das heutige Fremdenviertel, schon im der Gärten genannt, vor wenigen Jahren immergrünen 8 Neubauten. Schmerz kann man hier der Villa Ludovici Wipfel heil Rube und Muße gewährte. Gebildeten durch ganz Europa gehallt, diese uralten immergrünen Eichen,

Opfer fielen, um auf den gesund geleg stöckige Miethshäuser aufzuführen.

konnte aus diesen an sich so bekl angestellten

Laubgängen, ohne tiefsten gedenken, jenes Zauber⸗ einst Goethe waren die Mahnrufe aller als jene stolzen Cypressen, dem Beile der Zerstörung zum enen, werthvollen Terrains viel⸗ Die topographische Wissenschaft agenswerthen Ereigni ssen Nutzen Fundamentirungsarbeiten die im Beden schlummernden Reste des Aklterthums gengu zu untersuchen; Wasserläufe, Straßenzüge, Fundamente und Villen-Anlagen, welche diese Zone enthält, konnten in den Plan ein⸗ gezeichnet werden, bevor neue Bauten den Platz auf lange Zeiten hin aus für die Forschung unzugänglich gemacht haben. Den Vielen, welche, Jahr für Jahr die Alpen überschreitend, unter der Trümmer“ welt einer zweieinhalbtausendjährigen Cultur, auf dem klassischen Boden der ewigen Roma durch die lebendige Anschauung den Schluß⸗ stein ihrer Bildung fanden, wird der unter so günstigen Auspieien er⸗ scheinende Plan Lancians's als ein getreuer Rathgeber ebenso will⸗ ein, wie er in streng wissenschaftlichen Kreisen seit lange ein zendes Bedürfniß ist.

In dem Wettbewerb für die Gebäude u. s. w. der Thüringischen Gewerbe- und Industrie⸗Ausstellung in Erfurt im Jahre 1894 sind nach Mitt Bauv. unter acht eingegangenen Entwür engere Wahl kamen, derjenige der Baumeister Traue und K Halle a. S. mit dem ersten Preise, und Müller in Straßburg i. E. mit dem zweiten Preise und der Plan des Architekten F. Hannemann in? ausgezeichnet worden.

. Auf Vorschlag der Königlich bayerischen Akademie Künste wurden, wie die Münch. Allg. Ztg.“ meldet, von Seiner Königlichen Hoheit dem (Ehrenmitgliedern der Akademie ernannt: Frederick Watts und Jones Edward Burne in L José Villegas in Rom und der Bildhauer Anton

im stande,

heilung des Centr. Bl. d. fen, von denen vier auf die

die Arbeit der Architekten Kuder

eipzig mit dem dritten Preise

der bildenden Prinz⸗Regenten zu die Maler George der Maler ie Jean Carlss in

ö Die Pariser Akademie der Wissenschaften hat, wie der,, Nat. 3. mitgetheilt wird, den ledigten Sessel in der medizinifchen Professor Pot ain zu seinem

durch Chareot's Abtheilung neu besetzt und den ö Nachfolger gewählt. Potain ist 68 Jahre und zählt zu den hervorragendsten Aerzten der franzö Hauptstadt.

Der König von Schweden und Norwegen hat, wie W. T. B.“ dom 4. d. M. aus Christiania meldet, dem Dichter Henrik

Ibsen dasz Großkreuz des Slaf⸗Ordenz verliehen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte und Saatenstandsschlußbericht

des österreichischen Acker bau⸗Ministeriums nach dem Stande zu Ende Oktober 1893.

as in manchen Gebirgsgegenden Galiziens vorherrschende Regen⸗ verzögerte die Einheimsung des Hafers und der Hülsen« ͤ Letztere wurden dort überhaupt sßten Theil erst in der Berichtswoche geerntet und lieferten nurch schwach mittlere Erträge.

inte ungünstig beeinflußt, wie dies auch b Alpenländern der Fall war.

chte bis gegen Ende Oktober.

Auch haben Fröste diese ei den Hülsenfrüchten in Der Mais ist in den Alpen und andern gut ausgereift, und wurde dessen Ernte größtentheils auf Quantität und Qualität

Dieselbe flel in Beziehun den Karstländern

mittel aus,

ehr, schwach. der Mais zwar ,,, . geworden, doch wurde er en Frösten n erfreulichen Ausnahmen durchschnittlich schlechte Ernten. Maisbestände wurden nur abgeweidet. ernten liegen gute

jeder Be⸗

in manchen mit , e Ueber die Hirse⸗ Nachrichten aus Steiermark und Dalmatien vor, dagegen ungünstige aus dem Küstenlande,

ürre, und aus Galizien,

und Trockenheit demnach dessen Ernte vorwiegend schlecht a kommen namentlich

woselbst die bestandene te schadeten. Für den Buch⸗

und Karstländern

Ih! Etfreuliche Aus= in Steiermark, Kärnten und Görz In Galizien, und in der Bukowina beeinflußten die enügende Wärme den Buchweizen in höchst ungünstiger el ernte, die in Galizien noch ir ens größtentheils, im übrigen gänzlich beendet

. ger vor. ässe und un Weise. Die der Bukowina

nicht nur in den Alpen⸗ und Karstländern, in welchen on vorher auf ein gutes Ergebniß zu rechnen . ö auch in,. Böhmen, Mähren unh. Schlesien, wo! nur eine Mittelernte erwartet worden war, recht gut aug. Ueber die quantitativen Ergebnisse der im Zuge befindlichen, aber ihrem e nf nahen uckerrübenernte in Böhmen, Mähren und Schlesien lauten die gachrichten sehr verschieden; in den west⸗ lichen, esonderg nordwestlichen Theilen bon Böhmen, wo Dürre ge⸗ herrscht hatte, überwiegen die schwach mittleren Ernten, dagegen 9 größeren Theil von. Böhmen und in Schlesien die mittleren und stwas über dem Mittel stehenden, und kommen dort auch recht gute Ernten vor. In Mähren bleibt diese Ernte im allgemeinen etwas unter dem Mittel. In Beziehung. auf Zuckergehalt ergiebt sich allgemein ein vorzũgliches Resultat. Die Fu tt errüben ernte, theils beendet, theils noch im uge, ist in den Alpenländern als gut zu bezeichnen; für die Nordwe länder können die bezüglich der Jud ben gegebenen Schätzungen gelten; in Galizien und in der Bukowina sind schwach mittlere Ernten zu erwarten. Die in der Beri tsperiode fort⸗ gesetzte, in Galizien und in der Bukowina erst gegen Ende Oktober beendete zweite und dritte Mahd von Klee feldern und Wiesen lieferte allgemein sehr verschiedene, theils gute, theils sehr schwache Ergebnisse. Häufig wurde der Nachwuchs nach der ersten Mahd nicht gemäht, sondern abgeweidet. Der heurige oder Stoppel⸗ klee hat sich in vielen Gegenden der Alpenländer und in manchen der Nordwestländer erholt; in letzteren mußte derselbe aber häufig ein⸗ geackert werden; der stehen gebliebene bietet schlechte Aussichten für das nächste Jahr. In Galizien und in der Bukowina ist der Stoppel⸗ klee ziemlich gut serathen, doch schadeten demselben dort sowie auch in Mähren nicht selten die Feldmäuse. Der Samenklee ist mit Ausnahme der Alpenländer, aus welchen diesfalls keine Klagen vor⸗ liegen, theils schlecht ,, theils gänzlich mißrathen. Auch war en der Futternot überhaupt wenig Klee zur Samengewinnung stehen gelassen werden. Die Futtermischlingsfaaten in den Nordwestländern sind ebenfalls meist schlecht gerathen und werden oft nur abgeweidet. Die in vielen Gegenden noch andauernde Weide auf. den Wiesen nach der zweiten und dritten Mahd sowie auf. Stoppeläckern und Hutweiden war häufig derhältnißmäßig recht ergiebig und half vielen Landwirthen, die drohende Futternoth zu überwinden oder doch dieselbe weniger empfindlich zu gestalten. Be— züglich der Hopfen ernte wäre nachzutragen, daß dieselbe in der Saazer Gegend in Beziehung auf Quantität gut, in Beziehung auf Qualität, aber vorzüglich, dagegen in Steiermark überhaupt ziem. lich schlecht ausgefallen ist. Ueber die Flachs ernte liegen gute Nachrichten aus Tirol und aus der Bukowina, dagegen schlechte aus Böhmen und Mähren vor, während jene aus Lärnten auf eine Mittelernte schließen lassen. Die durch die Witterung besonders begünstigte Wein lese, die größtentheils beendet wurde, lieferte mit verhältnißmäßig wenigen Ausnahmen überall, wo die Winterschäden nicht besonders groß waren, ein gutes oder sehr gutes Ergebniß von mittlerer bis vorzüglicher Qualität. In Italienisch⸗Süd⸗ Tirol und Görz war die Qualität von jenen Wein— gärten vorzüglich, in welchen die Lese erst in der zweiten Oktober Halfte, also nach den Regen, vorgenommen wurde. Durchschnittlich läßt sich nach den vorliegenden Be⸗ richten die Weinernte in Krain und im Küstenlande als gut bis sehr gut, in Tirol und Dalmatien als gut, in Nieder⸗Oesterreich und Mähren als gut mittel bezeichnen. Die nunmehr beendete Obst ernte bestätigte sich als gut bis sehr gut in den Alpen- und Karstländern, als gut mittel in Böhmen, Mähren und Schlesien. In Galizien ist diesekbe wenigstens quantitativ etwas besser ausgefallen, als erwartet worden war, und kann als Mittelernte oder wenig unter dem Mittel stehend angenommen werden. Doch ist die Qualität dort häufig nicht be⸗ friedigend und zeigen sich die Aepfel öfter kernfaul. Nur in der Bukowina ist die Obsternte schwach mittel bis schlecht ausgefallen. Besonders erfreulich gestaltete sich unter der Gunst der Witterung der Anbau und der Stand der Winterfaaten. Die Bestellung konnte meistens vollkommen, wie selten, durchgeführt werden; nur Tief⸗ ackerungen waren in Böhmen und Mähren theilweise sehr erschwert oder unmöglich, da die verhältnißmäßig schwachen Regen den aus— getrockneten Boden nur bis zur Tiefe der gewöhnlichen Ackerung durchfeuchten konnten. In Galizien wurde der Anbau häufig längere Zeit durch Regenwetter gehemmt und dadurch etwas verspätet, sodaß die betreffenden Saaten etwas schwach in den Winter kommen dürften. In den übrigen Ländern haben sich die früher gesäeten, öfter schwach aufgelaufenen Saaten completirt und dann schön bestockt, während [h. in der Berichtsperiode vorgenommenen Saaten fofort schön auf⸗ iefen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Spanien. Die gegen Neweastle und Helsingfors angeordnete Quarantäne ist unter den üblichen Bedingungen aufgehoben worden. (Vgl. . R.⸗ Anz.“ Nr. 237 vom 3. Oktober und Nr. 242 vom 9. Oktober.)

Portugal. „Das Königlich portugicsische Ministerium des Innern hat die Häfen der Departements Morbihan, Aude, Gard, der östlichen Pyrenäen und den Hafen Seyne im Departement Var seit dem 28. v. M. für choleraverdächtig erklärt. Das Königlich pertugiesische Minister um des Innern hat die Häfen der Departements Gironde und Seine Inférieure seit dem 28. v. M. für rein von Cholera erklärt.

Griechenland.

Schiffe, welche von Sinope seit dem 11. v. M. abgefahren sind, unterliegen in Griechenland einer zehntägigen Effectiv⸗Ougrantäne in den Stationen von Delos und Trikeri. Die aus allen übrigen tür— kischen Häfen am . Meer kommenden Schiffe haben sich einer fünftägigen Beobachtungs⸗Quarantäne zu unterwerfen.

Schiffe. welche aus den Vardanellen und von Messing (vergl. „R. Anz.“ Nr. 230 vom 25. September) nach dem 27. v. M. abge⸗ fahren sind, unterliegen gleichfalls einer fünftägigen Beobachtungs— quarantäne und die aus , seit dem 16. v. M. abgefahrenen einer solchen von dreitägiger Dauer. (Vergl. . R. Anz.“ Nr. 244 vom 1I. Oktober.)

Bulgarien.

Die in Zaribrod angeordnete vierundzwanzigstündige Quarantäne ist in eine strenge ärztliche Untersuchung nebst Deginfection des Gepäcks und der schmutzigen Wäsche der Reisenden umgewandelt worden. (Vergl. R. Anz.“ Nr. 251 vom 19. Oktober.)

Dänemark. . Durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des König lich dänischen Justiz⸗Ministeriumü vom 3. d. M. sind die unter dem J. September d. J. gegenüber Hull dänischerselts angeordneten gesund⸗ heitspolizeilichen e e zur Verhütung der Einschleppung der Cholera aufgehoben worden. (Vergl. „R. Anz.“ Nr. 23 vom 16. September.) Indien.

Durch ,. der Localregierung zu Bombay vom 16. v. M. ist vom 10. v. M ab big auf weitereß in den Häsen von Aden, Perim und der Somaliküste gegen Herkünfte aus allen arabischen Küstenplätzen des Rothen Meeres Quarantäne angeordnet worden.

Cholera.

Rußland. Ueber den Stand, der Cholera Epidemie in Polen wird . berichtet:; In Warschau (Stadt) sind in der 38 vom 21. bis 25. Oktober 17 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen; in den Kreisen Radzimin, Warschau und Gostynin (Gouvernemen Warschau) vom 20. bis 215. Oktober 53 bejw. 21 in Lenczyee und Simotki (Gouvernement Kalisch) vom 19. bis 2. Sltober 17 bezw. 6; im Kreise Kozienice (Gouvernement Radom) vom 18. bis 21. Ok- tober 2 bezw. 2; im Kreise Cholm (Gouvernement Lublin) vom

fiel zumeist infolge der gänstigen Witterung im Sltober

20. bis 26. Oktober J bezw. O0; in den Kreisen Konstantinow und

9 *

Sotolow (Gouvernement Siedle) vom 21. bis 26. Oktober 2 bezw.

in Prasnysz und Kreis Plonsk (Gouvernement Pfozt vom 25. bis 26. Oktober 11 bezw. 1; in den Kreisen Lomza, ene Makow, Ostrow, . und Ostrolenka (Gouvernement Lomjza) vom 20. bis X. Oltober 87 bezw. 43; in Godlewo und Marwianka (Gouvernement Suwalki) vom 20. bis 25. Oktober 2 bezw. 2.

St. Peters burg. 5. November. An Cholera erkrankten bezw. starben nach dem Berscht des W. T. B. vom 30. Oktober bis 3. November in St. Petersburg 40 bezw. 15 Perfonen, vom 27. bis 39 v. M. in Moskau 4 bezw. 3, vom 22. bis 28. v. M. in Kronstadt 10 bejw. 3, in Warschau 4 bezw. j, in den

zoupernements Grodno 44 bezw. 12, Kowno 96 bezw. 36, Livland 48 bezw. A, Lom sha 205 bezw. 97, Orel 165 bezw. 59, Suwalki 4 bezw. 2, Sjedlez 1 bezw. 2, vom 5. bis 28. v. M' Podolien 529 bezw 343, vom 14 bis 28. v. M. Kiew 309 bezw. 131, vom 15. bis 28. v. M. Moskau 82 bejw. 45, Tau rien 141 bezw. 61, Tula 128 bejw. 45 und vom 23. bis 30. v. M. St. Petersburg 31 bezw. 15.

Sandel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 11 137, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlęsien sind am 3. d. M. gestellt 4933, nicht recht. zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 4. November die nachverzeichneten Grundstäcke zur Versteigerung: Prenzlauer Allee 36, der Frau Anna Stoeckling und Ge—⸗ nessen gehörig; Fläche 63,13 3; Nutzungswerth 29 00 „e; Mindest⸗ gebot 326 9090 MB für das Meistgebot von 4238 000 6 wurde der Maurermeister Richard Crampe zu Charlottenburg Ersteher. Claudius straße 16, dem Kaufmann Carl Dobenzig ge⸗ hörig; Fläche 9,22 a; Mindestgebot 500 S6; für das Meistgebot 1. . O00 M wurde der Rentier Albert Herms zu Berlin

rsteher.

Theater und Musik.

Lessing⸗Theater. . Am Sonnabend wurde das neue Schauspiel Arme Maria“ von Richard Voß aufgeführt. Anfangs lauschte das Publikum ehr— furchtsvoll den Worten des Dichters, bald staunte es iber das Dar⸗ gebotene und endlich lehnte es das Stück wortlos ab. Nach den beiden ersten Aufzügen wurde, da manche noch etwas von dem schließ⸗ lichen Verlauf der Handlung erhoffen mochten, ein mäßiger Beifall laut; eisiges Schweigen folgte den drei letzten Ucten als nachdrückliches und bestimmtegß Urtheil der Zuschauer. Des Dichters. Arme Maria „die Tochter einer verrufenen abenteuer⸗ lichen Marchesa ist von einem doppelten heißen Verlangen beseelt: sie lechst nach Reichthum und heirathet darum den Fürsten Fano, während ihr Herz mit sehnender Liebe an dem armen Maler Enrico. Rocken hängt. dem aber sein Ehrgefühl jegliche Vertraulichkeit der Gattin des Fürsten gegenüber verbietet. Da sie Reicht hum und Liebe nicht vereint erreichen kann, stirbt die reiche „arme Marie“ im Atelier ihres Geliebten eine Art Sühnetod. Die Empfindungen und der Wille der Heldin schwanken fortwährend unter dem Einfluß der beiden bewegenden Kräfte, des Goldes und der Liebe, hin und her, sodaß sich aus den mancherlei berechneten Situationen ein vollständig unver⸗ ständliches Chaos von Ursachen und Wirkungen ergiebt und der Charakter der armen Maria schließlich ebenso unklar wie abstoßend wirkt. Die Frau, die das häusliche Glück und den reinen stolzen Namen ihres. Mannes kaltblütig und höhnisch unter ihre Füße tritt und doch seinen Reichthum selbst um den Preis ehr⸗ licher Liebe nicht entbehren kann, vermag auch nicht die geringste Regung des Mitleids zu erwecken. Ebenso unglücklich ist der Cha⸗ rakter der zweiten weiblichen Hauptperson des Schauspiels gezeichnet. Lucia, ein Blumenmädchen aus Nizza, verwandel sich nach einer kurzen moralischen Rede des tugendhaften Malt;

H h aus einer berüchtigten Verlorenen in eine milde hingebende

Büßerin. Die männlichen Personen, die in dem Stück in etracht kemmen, sind zwar ausnahmslos tugendhaft, aber voll unmännsicher Schwäche, so daß sie in dem Wust von Üinnatur und Unsauberkeit wie Spielbälle der leichtfertigen Frauen erscheinen. Nur Mariam Mutter ist ein wirklicher, confeguent durchgeflhrter Charakter, eine Frau, die trotz des stolzen Namens einer Marchesa, sich stets gleich bleibt in ihrer niedrigen Denkungsart und ibren dreisten Manieren, die sie von der Gasse mitgebracht hat. Mit solchen Charakteren konnte natürlich kein glücklicher dramgtischer Scenenbau ermöglicht werden, den der Dichter in früheren Stücken so sicher und wirkungsvoll aufzurichten verstand.

Die Darstellung litt zusehends unter dem wachsenden Widerstreben des Publikums. Fräulein Reisenhofer wußte nicht recht, was sie aus der Rolle der Maria machen sollte, sodaß ihr Spiel etwas zer⸗ fahren erschien. Fräulein Groß wirkte als Lucia in einer dreisten Scene sehr natürlich mit und trug das graue Büßergewand mit vielem Anstand. Herr Sauer, dem man die Partie des frischen. redlichen und ideal angelegten Malers Enrico andertraut hatte, ist für solche Charaktere am wenigsten geeignet; er gab kaum mebr als einen nüchternen, trockenen Naturburschen. Herr Vorwerk als der bemitleidenswerthe fürstliche Gatte der Maria suchte die willenlose Schwäche dieses Schattenmannes mit Erfolg glaublich zu machen. Fräulein Meyer, die spielsüchtige Marchefa und leichtfertige Mutter der Maria, trug stark auf, brachte aber doch etwas Natur in diese er künstelte Scheinwelt.

Concerte.

Die jugendliche Sängerin Fräulein Jenny Brandes don hier gab am Sonnabend im Römlschen Hof“ ein Concert, in welchem sie eine Arie aus - Simson und Della‘ von Saint-⸗Satng und mehrere Lieder vön Brahms, Schumann, Taubert, Bizet und anderen Unter großem Beifall vortrug. Unter Leitung des Herrn Professors Engel ausgebildet, besitzt sie große Kraft und einen Umfang bis zum drei⸗ gestrichenen C, das sie ohne Anstren n erreicht. Der Vortrag war ein empfindungg voller und oft , tlich bewegter. Der sehr gern gebörte Violin Virtuose Herr Soma Pick Steiner erfreute außerdem durch einige sehr gelungene Violinvorträge.

Der hier bereits wohlbekannte, kleine Klaviervirtuose Raoul Koczalski ließ sich am Sonnabend im Saale der Sing Akademie wieder hören. Ueber seine wunderbare fünstlerische Begabung herrscht in, Publikum nur eine Stimme. Wir möchten aber eben dieses schönen Talents wegen und nach den vorgestern gehörten Musikst

nicht unterlassen, dein jungen Künstler den Rath zu ertheiien, . vor einer affectirten Vortragsweise zu hüten. Wenn man bemerkt, wie leder einzelnen Note mit einer gewissen Peinlichkeit eine bessndere Bedeutung gegeben wird, so wird dadurch der Totaleindruck ge— schmälert. Zu dieser Bemerkung gaben vorgestern Abend besonders das Es- dur-Nocturne und das -moil-Scherzo von Chopin berechtigte Veranlassung.

Am Tage vorher fand im Saale der zweite Concert der Pianistin Fräulein . statt, deren ersteö einen so g

iesmal trug sie mit dem ,,, Concert von umann und das G-moll-⸗Co