1893 / 281 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Zwangts⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 23. November die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Waldstraße 9, dem Maurermeister Car! Qua st gehörig; Fläche E22 a; Nutzungswerth 15 540 M; Mindestgebot 1450 6, fur das Meistgebot von 290 000 ½ wurde der Rentier Siegmund Saller, Blumeshof 3, Ersteher. Zim merstraße 2, dem Buchdruckerei⸗ besitzer und Verleger Conrad Fischer zu München gehörig; Nutzungswerth 19 250 10; Mindestgebot 1300 6; für das Meistgebot von 425 000 M wurde der . a. D. und Ritterguts⸗ 6 Hans von Westernhagen, Französischestraße 11,12, érsteher.

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste englische Post über Ostende vom 23. d. M. ausgeblieben. Grund: Sturm im Kanal.

Der Postdampfer Obdam“ der Niederländisch⸗ Amerikanischen Dampffchiffahrts-Gesellschaft ist am 21. d. M. in New - York angekommen.

London, 23. November. (W. T. B.) Der Cast le⸗ Dampfer „Garth Castle“ ist Sonntag auf der Ausreife in Capetown angekommen. Der Castle⸗ Dampfer „Hawarden Castle“ hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt. Der Union⸗Dampfer Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Capstadt abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.

Theater und Musik.

Concerte.

Der dänische Klapiervirtuose Herr Fritz Schousboe, der hier auch als Lehrer wohlbekannt ist, gab am Donnerstag in der Sing— Akademie ein Concert mit dem von Professor Mannstädt geleiteten Philharmonischen Orchester. Das B- moll-Concert von Rubinstein, das beste dieses Meisters, und das Concert in Fe-moll von Henselt spielte der Concertgeber mit gewohnter Bravour und einsichts— voller Wiedergabe des Inhalts. Weniger glücklich war Herr Schousboe als Componist., Eine neue Suite für großes Srchester, die aus fünf Sätzen bestand, enthielt manche originelle Motive, doch war die Ver— wendung der orchestralen Mittel sehr oft eine verfehlte, wie z. B. die fast unaufhörlichen Schläge der Pauke selbst im Scherzo leggiero und im Andantesatz zur Genüge erwiesen. Am gelungensten erschienen ö. und das Finale. Das Orchester leistete sehr Lobens—⸗ werthes.

Die beliebte Concertsängerin Lillian Sanderson gab am Donnerstag im Sagal Bechstein ihren ersten Liederabend in dieser Scisen. Das Programm enthielt meist ernste Gesänge von Schubert, Schumann, Mozart, Chopin, Liszt und anderen. Die sehr klangvolle Stimme und die an der Künstlerin stets gerühmte zarte und feinschattirende Ausdrucksweise kamen in, diesen Liedern wieder so vortrefflich zur Geltung, daß der Beifall kein Ende nehmen wollte. Der Pianist Herr Brüning, der die Klavierbegleitung übernommen hatte, erfreute außerdem durch einige sehr gelungen ausgeführte Soli von Chopin und Lifzt.

u gleicher Zeit hatte die Berliner Liedertafel unter ihrem h n. Herrn A. Zander in der Philharmonie ein Concert veranstaltet, dessen Programmnummern wiederum überwiegend aus Chorliedern bestand, die dieser Verein zum ersten Mal öffent— lich sang. Unter ihnen erregte eine Composition von R. Schumann Der träumende Seen durch die Zartheit der Be— handlung und discreten Vortrag vielen Beifall, während Atten— hofer's Rothhaarig ist mein Schätzelein“ stürmisch da capo verlangt

Max Kalbeck.

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Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. Temperatur

u. d. Meere 506.

2

h bedeckt 3 wolkig wolkig Nebel

Belmullet.. 770 Aberdeen. 760 Christiansund 747 Kopenhagen. 757 Stockholm. I!51 heiter

Sonntag:

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8

Dirigent: Kapellmeister Sucher. Die Entführung aus dem Serail. 3 Acten von Mozart. Tert von Bretzner. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck.

Schauspielhaus. 149. Vorstellung. Ein Sommer⸗ nachtstraum von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Musik von Felix Mendelssohn⸗Bartholdy. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Si Dirigent: Mustkdirector Wegener. Anfang

.

Opernhaus. ö. . fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Acten von Richard Wagner.

und wiederholt wurde. In diesen, wie auch den sonstigen Vorträgen befestigte der vortrefflich geleitete Chor seinen ehrenvollen Ruf, den er wegen des schönen Stimmenklangs und der fein schattirten Art des Vortrags mit Recht genießt. Diese Vorzüge gelan ten in dem auf Wunsch wieder auf das Programm gesetzten Chorlied ‚Todten⸗ volk? von Fr. Hegar besonders wirkungsvoll zur Geltung. Das Concert erhielt durch Solovorträge der Concertsängerin Frau Margarethe Altmann, die eine Arie aus den „Hugenotten“, das Sopransolo in „Glockenthürmers Töchterleinꝰ und mehrere Lieder mit deutlicher schöner Stimme wirkungsvoll vortrug, eine angenehme Abwechselung. Reichlicher Beifall des den ganzen Saal füllenden Publikums lohnte allen Mitwirkenden.

Im Königlichen Opernhause nimmt morgen der Mozart— Gyklus mit ‚Bastien und Bastienner und „Die Entführung aus dem Serail“ seinen Fortgang. Kapellmeister Sucher dirigirt das Jugend— werk Mozart's. Fräulein Dietrich singt die Bastienne, außer—⸗ dem wirken die Herren Philipp und Krolop mit. In der „Entführung“ treten die Damen Herzog. Dietrich, die Herren Mößlinger, Lieban und Schmidt auf. Herr Sommer singt zum ersten Mal den Belmonte, Kapellmeister Dr. Muck dirigirt.

Am Sonntag wird Wagner's Oper „Der fliegende Holländer“ mit den Damen Plerson, Lammert, den Herren Betz, Sommer, Stammer und Lieban unter Kapellmeister Wein—⸗ gartner's Leitung gegeben. Die Königliche Sängerin Fräu— lein Adrienne Weitz ist durch den Tod ihrer Mutter in tiefe Trauer versetzt. Fräulein Dietrich hat deshalb, wie schon oben er⸗ wähnt, die bisher von Fräulein Weitz gefungene Rolle der Bastienne übernommen; ebenso trat Fräulein Krainz in der gestrigen Carmen“ Vorstellung als Mieasla für sie ein.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shakespeare's „Sommernachtstraum‘ mit Mendelssohn's Musik gegeben. Am Todtenfest⸗Sonntag gelangt Gerhart Hauptmann's Hannele“ zur Aufführung. Vorher geht Delmar's Schauspiel „Die Ahrenshooper“ in Scene.

Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater geht morgen und am Sonntag Zeller's Operette „Der Vogelhändler“ in Scene

Im Central-Theater fällt am Todtenfest⸗ Sonntag die Nach—⸗ mittags vorstellung aus; es findet nur eine Abendvorstellung statt, zu der, wie schon erwähnt, Drei Paar Schuhe“ aufgeführt werden. Für Montag steht wiederum „Die eiserne Jungfrau“ auf dem Spielplan.

Der frühere Director des Königlichen Domchors, Professor Rudolf von Hertz berg ist in der Nacht zum 22. d. M. hierfelbst infolge Herzschlags im 76. Lebensjahre verstorben. Er hat den Dom chor als Nachfolger Neithardt's vom Jahre 1861 bis 1889 ge⸗ leitet, wo Professor Albert Becker an seine Stelle trat. Um die Pflege des Kirchengesangs hat sich der Verstorbene bleibende Ver— dienste erworben.

Mannigfaltiges.

Die gestrige Stadtverordneten-Versamm lung befaßte sich nach dem Bericht der „Nat. Z.“ sehr eingehend mit dem Verkauf bon Lebensmitteln nach dem Gewicht. Nach dem Antrag Weiß sollten Schwarz⸗ und Weißbrot, Wild, geschlachtetes Geflügel, Krebse nach Gewicht verkauft werden, während der Ausschußantrag nur den Verkauf von Brot und Backwaare nach Gewicht erstrebte. Beide Anträge, die der Magistrats⸗Commissar, Stadtrath Mamroth, lebhaft bekämpfte, wurden schließlich abgelehnt.

Der Cireus Renz eröffnete gestern Abend die diesjährige Spielzeit mit einer Gala-Vorstellung, für welche der thätige Director Herr Franz Renz durch Ankauf neuen trefflichen Pferdematerials, durch Engagement hervorragender künstlerischer Kräfte und durch

fleißige Arbeit auf dem Gebiete der Dressur die Zusammenstellun eines Programms ermöglicht hatte, welche fast in allen INtumme n erstaunlich viel Neues brachte und die weitgehendsten Ansprüche je. hohem Maße befriedigte. Eingeleitet wurde die Vorstellung durch . sestlichen Aufzug des gesammten Personals mit einem reizenden Walzer⸗Divertissement. Der bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal erscheinende Director wurde von den Zuschauern, welche die wellen Räume des riesigen Cireus anscheinend bis auf den letzten Platz besetzt hatten, mit jubelnden Zurufen begrüßt. Unter den equestrischen Leistungen waren besonders bemerkenswerth die von Heirn Gu stap mit zwölf Füchsen gerittene Post, die vollendete Ausführung der hohen Schule von Fräulein Oceana Renz auf dem osspreusischen Dengst „Cromwell“, die gemeinschaftlich von diefer Daine mit Frau Renz⸗Stark vorgeführten englischen Vollblut. Springpferde „Parthenia⸗ und „Paria“, die außerordent. lichen Productionen des Fräuleins Zeph ora auf ungesatteltem Pferde und des Saltomertale-Neiters Herrn Franconi, sowie die von secht Damen und sechs Herren unter Leitung des Directors geritten, Grande Quadrille de lg haute Equitation“. Einen hohen, bisher wohl noch nicht erreichten Grad von Bressur bewies der vom Director persönlich gezeigte ostpreußische Hengst „Blondel“, der zum Schluß durch Umstürzen und Wiederaufrichten von acht Stühlen einen Beweis seiner großen Geschicklichkeit und Klugheit gab. Die bedeutendste Leistung auf dem Gebiete der Pferdedressur bildete aber das auch vom Director Renz eingeübte und geleitete „Monstre⸗Tableau“, bj welchem sechzig der edelsten und schönsten Freiheitspferde in der Manege auf einem vierstufigen terrassenartigen Rundbau und um ihn herum in fünf sich gegeneinander drehenden Kreisen in den schärfsten Gangarten hewegt wurden. Bewunderungswürdige Leistungen führten die vier Gebrüder Frediani als Akrobaten vor, denen sich einzelne der Clowns, die auch sonst mit ihren gut und neu erdachten Scherzen die Zuschauer recht angenehm unterhielten, be— sonders der Clown Lavater Lee durch seine hervorragende Fertigkeit im Springen, würdig an die Seite stellten. Endlich trug der schon früher öfter dagewesene dressirte Esel, der wohl seinen Herrn, den Clown Merkel, als Reiter duldete, aber jeden andern, der dieses Wagniß unternahm, unerbittlich abwarf, viel zur Erheiterung des Publikums bei. Den glänzenden Abschluß der wohlgelungenen Vor stellung bildete ein vom Director Franz Renz arrangirtes Aus— stattungs-Festspiel, das einen Huldigungs-Gruß an Berlin dar— stellen sollte. Die Pracht der Costüäme, die Leistungen der eine Wand im Winkel von 45 Grad mit Sicherheit umreitenden Herren und Damen in Ritterkleidung auf mit Silberbrokatdecken gezierten Pferden, zahlreiche Banner, eine Anzahl gut eingeübter reizender Tänze, eine in die Manege getragene mit Glühlämpchen erleuchtete Berolina, ein hübsch ö Modell der Berliner Siegessäule und eine von vier schneeweißen Pferden gezogene Rach— bildung des Siegeswagens auf dem Brandenburger Thor steigerten die Freude und den Beifall der Zuschauer in ungewöhnlichem Maße, sodaß der Director nicht oft genug zum Zeichen des Dankes in der Manege erscheinen konnte.

Gablonz 4. d. Neis se, 23. November. In der Maschinen— fabrik von John zu Tiefenbach explodirte laut Meldung des W. T. B.“ eine Bom he unter ähnlichen Umständen wie jüngst in der hiesigen Fabrik von Mahla. Menschen wurden nicht verletzt; der Materialschaden ist gerindz.

Paris, 23. November. Wie dem W. T. B.“ aus Olsron (Bas - Pyrenés) gemeldet wird, sind daselbst acht Leute durch einen Lawinen sturz getödtet worden.

Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und 9 * Dritten Beilage.)

n,

Sonntag (CTodtenfest): Oper in Die arme Löwin.

Anfang 7 Uhr. ö.

Tanz von Gmil 77. Male: Jugend. von Max Halbe.

Lautenburg. Anfang 79 Uhr.

Victorin · Theater.

246. Vorstellung. Der

In Scene gesetzt vom Ober

Einmalige Aufführung:

Montag und folg. Tage: Die Dragoner.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 44/6).

Sonnabend; 57. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum Ein Liebesdrama in 3 Acten In Scene gesetzt von Sigmund Sonntag und folg. Tage: Jugend.

Belle ⸗Allianeestraße 7 / .

Uhr:; Groste brillante Vorstellung. U. a: Blondel“, neu dressirt und vorgeführt vom Director Fr. Renz. Monstre⸗Tableau von 60 Hengsten, nen dressirt und vorgeführt vom Director Fr. Renz. Cromwell“ und der Steiger „‚Alep“, geritten von Frl. Oceana Renz. Prinz“, geritten von Herrn R. Renz. Das Springpferd „Blitz“, geritten von Frau Renz⸗Stark. Gebrüder Krafucki, , Clowns. Gebrüder Frediani, weltberühmte Akro— baten. Ferner Auftreten sämmtlicher Künstler—⸗ specialitäten ersten Ranges.

Zum Schluß der Vorstellung: Huldigungsgrußs an Berlin. Großes Paradestück mit Festspielen,

Haparanda· 743 ill bedecit St. Petersbg. 746 bedeckt Moskau... 757 bedeckt

. Dueceng

772 766 763 759 i ĩ amburg .. 7690 wolkenlos —1 winemünde 757 3 halb bed. i) , srasser 756 wolkig Memel .. 2523 bedeckt K 766 S wolkenlos

.

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Münster .. 7!761 3 wolkenloz Karlsruhe. 764 ill heiter?) Wiesbaden. 1763 il bedeckt

München.. 762 bedeckt?) Chemnitz.. 762 wolkig) 6369 bedeckls) 6, 2 Schnee Breslau.. 760 bedeckt

e = , . 1 eiter Triest . 752 OMD 6fRegen

do O —— O

) Nachts wenig Schnee. Y) Reif.

Schnee. Nebel. 5) Mittags Regen. Uebersicht der Witterung. Tiefe barometrische Minima lagern über Nord— finland und jenseits der Alpen, in, vorm Kanal ein barometrisches Maximum sich befindet, welches sich ostwärts nach Nordösterreich ausbreitet. Im Nord⸗ und Ostseegebiet wehen ziemlich frische, meist westliche und nordwestliche, im Binnenlande Central. Eurepas meist schwache, vorwiegend nördliche bis westliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur meist etwas herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter ziemlich kalt und borwiegend trübe; in den Küstengebieten ist vielfach, im Binnenlande ver—

einzelt etwas Niederschlag gefallen. Veutsche Seewarte—.

1 1 / /

Theater ⸗Anzeigen.

Känigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern haus, 245. Vorstellung. Mozart - Cyclus. 2. Abend. Bastien und Bastienne. Singspiel in 1 Aci von Wolfgang Amadeus Mozart. Iteuer Text von

) Nachts

Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein—⸗ gartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 141. Vorstellung. Die Ahrens⸗ hooper. Vaterländisches Schauspiel in 1 Auf⸗— zug von Axel Delmar. In Seene gesetzt vom Ober Regisseur Max Grube. Hannele. Traum stück in ? Theilen von Gerhart Hauptmann. Musik von Max Marschalk. In Scene gesetzt vom Ober— Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Denutsches Theater. Sonnabend: Der Weg zum Herzen. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Montag: Göthe⸗Cyelus. 7. Abend. Faust.

Die Tageskasse ist von 10—1 Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Sonnabend: Dorf und Stadt. (Agnes Sorma.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Abends 7 Uhr: Chic. (Agnes Sorma.)

Montag: Hamlet. (Ludwig Barnay.)

Lessing Theater. Sonnabend: Der Andere. (Friedrich Mitterwurzer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Andere. (Friedrich Mitterwurzer, als Gast.) Für das Duse⸗Gastspiel findet der Vorverkauf für die ersten 4 Abende täglich an der Vormittags⸗ lasse statt. Für die fünfte bis siebente Vorstellung (5. Heimath, 6) Cavallerin rusticanz und Cyprienne, 7) Fedora) sind schriftliche Bestellungen bis zum 28. d. Mtz. an Herrn Pr. Oscar Blumenthal zu richten.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Sonnabend: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des HBieville von M. West und L. Held. Mustk von Carl Zeller. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗ mann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Vogelhändler.

Nesidenz· Theater. Direction: Sigmund Lauten; burg. Sonnabend: Zum 5. Male: Die Dragoner. Schwank in 3 Acten von Bossu und Delavigne. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Musotte. Ein Act von Guy de Maupassant. Deutsch von Emrich von Bucowiez. In Scene ge⸗ setzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 77 Uhr.

Sonnabend, mit vollständig neuer Ausstattung an Decorgtionen. Costumen und Requisiten: Zum 2. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen mit Gesang und großem Ballet. Anfang 75 Uhr. ö

If ln ltc 35 Uhr: Kinder⸗Vorstellung. Snee⸗ wittchen und die sieben Zwerge. Romantisch— komisches Kinderwärchen in 9 Bildern.

Cee Bedeutend ermäßigte Preise. Rag

Sonntag: Die sieben Raben.

Theater Unter den Linden. Sonnabend:

Die Gondoliere. Operette in 2 Acten von V. S. Gilbert. Musik von A. Sullivan. Hierauf: Pierro ˖ Gavotte. Ballet⸗Divertissement. Grand pas de deux, getanzt von der Prima Ballerina Sgra. Elia u. dem Primo Ballerino Sgr. Poggiolesi. Anfang 79 Uhr.

Sonntag: Sataniel. Operette in 3 Acten von C. Görlitz und A. Braun. Musik von Ad. Ferron.

In Vorbereitung: Der Mieado. (Nanki Pooh: Ilka von Palmay, als Gast.)

Adolph Ernst Theater. Sonnabend: Zum 68. Male: Charley's Tante. Schwank in 3 Acten bon Brandon Thomag. Hierauf: Die Bajazzi. ern,, Posse mit Gesang in 1 Act von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 77 Uhr.

Sonntag: Charley's Tante. Die Bajazzi.

Central · Theater. Direction: Richard Schulz.

Alte Jacobstraße Nr. 30.

Sonnabend: Zum 18. Male; Die eiserne Jung- fran. Posse mit Gesang in 3 Acten bon Eharlez ie m Musik von Louis Varney. Anfang

„Uhr.

Sonntag (Todten⸗ Sonntag): Einmalige Aufführung von: Drei Paar Schuhe. Lebensbild mit Gesang in 3 Acten mit einem Vorspiel von Carl Görlitz. ft von Millöcker. (Schusterfrau Leni: Josephine Dora.

Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗ kasse von 64 Uhr ab.

Concerte.

Concert · Gaus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend: Karl Meyder Concert. 4. Internationaler

Abend. Anfang 7 Uhr.

Aufzügen, Solo und Ensembletänzen von 0 Damen. Preise der Plätze: Nummer. Vorderlogensitz 5 , nummer. Hinterlogensitz 4 M, alle übrigen Preise der Plätze wie sonst. Sonntag: Große außerordentliche Vorstellung. Fr. Renz, Director.

Familien⸗ Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elsa Lobach mit Hrn. Regierungs— Baumeister Hans Winterstein (Oppeln). Frl. Cäcilie Weniger mit Hrn. Pastor Julius Kirchner (Weimar Capelle).

Verehelicht: Hr. Amtsrichter Georg Conrad mit Frl. Antonie Becker (Mühlhausen, Kreis Pr. Holland).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberlehrer Dr. J. Bolte (Berlin). Hrn. von Hatten -Lemitten. Hrn. Dietrich won Bredow⸗Ihlow (Ihlow) Hrn. Oberförster Werner von Freier (Woldnig). = Hrn. Prem. Lieut. Moeller (Havelberg). Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieutenant Balthasar Schöneberg bei Berlin). Hrn. Lieut. Graf Hoffmansegg (Hannover). Hin. Regierungs⸗ Rath von Horn (Hannover).

Gestorben: Hr. Geh. Ober⸗Hegierungs-Rath Louis Lipmann (Stuttgart). Fr. Major Ida Klaatsch, geb. Kraemer (Trier) Verw. Fr. Major Eoeline von Langen, geb. Freiin von Lyncker (Eberswalde)) Hr. General. Commission⸗Prä⸗ sident Otto Grein (Düsseldorf). Fr. Adelaide von Nickisch⸗Rosenegk, geb. Freiin von Falkenhapn Fürstenwalde) Verw. Fr. Kreisgerichts⸗ Director Luise von Trotha, geb. Anderten (Herlin). Verw. Fr. Kreisgerichts⸗Rath Caroline Müller, geb. Steinbe r er n

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin ——— Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M ZS.

Berlin, Freitag, den

24. November

Deutsches Reich.

6 betreffend die Unfallversicherung.

Zu dem im „Reichs-Anzeiger und Königlich Preußis

zeichniß von Mitgliedern der auf Grund des Gesetzes

vom 28. Mai 1885 (R.⸗G.⸗-Bl. S. 159) in Preußen erri

Folgendes nachzutragen: J

chen Staats⸗Anzeiger“ Nr. 268 für 1892 veröffentlichten Ver⸗ über die Ausdehnung der Unfall—⸗ chteten Schiedsgerichte für die

und Krankenversicherung Heeresverwaltung ist

Bezirk Sitz

des Schiedsgerichts.

Name, Stand und Wohnort

Vorsitzenden.

des stellvertretenden der Beistg er Beisitzer.

der stellvertretenden Beisitzer.

des Vorsitzenden. / /

̃

Garde⸗Corps Berlin Brüggemann, Ober⸗ u. Gouvernements⸗ Auditeur, Geh. Justiz⸗

Rath in Berlin

J. Armee⸗Corps Königsberg i. Pr.

Hecker, Ober⸗ u. Corps⸗Auditeur des II. Armee⸗Corps in Stettin

3. II. Armee⸗Corps Stettin

Spandau

III. Armee⸗Corps

V. Armee⸗Corps Posen ; ͤ

8. VII. Armee⸗Corps Münster

VIII. Armee- Corps c

Köln

IX. Armee Corps Altona

X. Armee⸗Corps

Hannover

2. XI. Armee⸗Corps Frankfurt a. M.

XVII. Armee Danzig —ĩ

Corps

Berlin, den 18. November 1893.

Der Minister für Handel und Gewerbe.

In Vertretung: Lohmann.

Garnison ˖ Auditeur in Spandau

. Divisions. Auditeur der 10. Division ͤ in Posen

Divisions⸗Auditeur in der 36. Division / in Danzig

; Posner, Garnison⸗Verwaltungs⸗ Director in Königsberg i. Pr.

.

2. Kecker, Proviantamts-Contro⸗ leur in Stettin.

Stettin.

Seim,

Fröscher, Proviantamts⸗-Con⸗

Esche troleur a. Pr. in Posen.

Jungklaus, Proviantamts⸗ Director in Posen.

2. Straube, Lazareth⸗Inspector in

1.

Dahms, Proviantamts-Con⸗ troleur a. Pr. in Münster.

. Pfaff, Betriebsführer bei der Geschoßfabrik in Siegburg.

1. Saigge, Garnison⸗Bauinsperc tor in Köln.

2. Krieger, Betriebsführer bei der Geschoßfabrik in Siegburg.

Zimmermann, Betriebsführer bei der Artillerie⸗ Werkstatt in Deutz.

Dr. Mörler, 2. 1. Garnison⸗Auditeur ? in Altona

Lange, Lazareth⸗Inspector in Altona.

Menne, Garnison⸗Verwaltungs⸗ Director, Rechnungs⸗Rath, in Hannover.

1

. . 22 ä

2. Neuß, Controleführender Kaser⸗

nen⸗Inspector in Hannover. Pro⸗ .

Nen ·

I. Rathke, Garnison⸗Bauinspector

in Danzig.

2. Gallaus, Lazareth⸗Inspector in Danzig.

Walter, viantamts⸗ dant in Bocken⸗ heim.

Treftz, 2.

Der Kriegs⸗Minister. Im Auftrage: von Goßler.

Deutscher Reichstag. 3. Sitzung vom Donnerstag, 23. November, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die erste Berathung der Handelsverträge mit Spanien, Rumänien? und Serbien.

Ueber die Rede des Abg. Grafen zu Limburg-Stirum deons.), welcher zunächst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vom Donnerstag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der

Staatssecretär Freiherr von Marschall:

Meine Herren! Ich werde dem Herrn Vorredner auf seine Kritik unserer Handelsverträge mit aller Ruhe antworten.

Er hat mit Recht hervorgehoben, daß die drei Handelsverträge, die wir Ihnen vorgelegt haben, sich eng anschließen an die Verträge, die vor zwei Jahren Ihre Genehmigung gefunden haben. Die Schaffung eines deutschen Konventionaltarifs hat, wie wir das erwarte— ten, den Anknüpfungspunkt gebildet für Verhandlungen mit anderen Staaten, und bei diesen Verhandlungen ist für uns der maßgebende Grundsatz gewesen, daß wir die ermäßigten Zollsätze unseres Conven— tionaltarifs auch anderen Staaten gewähren unter der Voraussetzung, aber allerdings auch nur unter der Voraussetzung, daß volle Aequivalente dafür geboten werden.

Die Frage: welche Opfer legt uns die Gewährung des Conven— tionaltarifs an einen anderen Staat auf, welche Vortheile gewähren wir demselben dadurch? die Frage: was ist ein vollgewichtiges Aequivalent? wird ja natürlich im einzelnen Falle streitig sein, und der Tarifvertrag wäre erst noch zu schließen, dem nicht von der einen oder anderen Seite der Einwand entgegengehalten würde: hier ist zu wenig erreicht, hier ist zu viel concedirt worden!

Der Herr Vorredner hat gleich im Beginn ein sehr absprechendes Urtheil über die Art und Weise gefällt, wie die Verhandlungen mit den deei Staaten geführt worden find. Er sagte, wir hätten à tout brix abschließen wollen und wir seien mit viel zu großer Hast vor— gegangen. Ich erwidere darauf mit der Frage: woher weiß denn das der Herr Vorredner? (Heiterkeit, Die Verhandlungen sind während anderthalb Jahren durchaus geheim geführt worden, und mir ist nicht bekannt, daß dem Herrn Vorredner zu irgend einer Zeit ein Einblick in die Verhandlungen gewährt worden sei. (Heiterkeit Es fehlt ihm also jedes Material zu seiner Kritik, und ich kann seiner bezüg⸗

lichen Aeußerung einen anderen Werth nicht zumessen als den, daß er der Regierung gern etwas Unfreundliches gesagt hat, ohne in der Lage zu sein, irgendwie einen Beweis dafür beizubringen.

Der Herr Vorredner hat dann mit ziemlich großen Worten unsere Handelsbertragspolitik angegriffen, er hat aber merkwürdigerweise etwas unterlassen, was eigentlich das Allernatürlichste gewesen wäre, nämlich für seine Behauptungen Zahlen beizubringen. Das ist doch eigentlich die Grundlage jeder ernsten handelspolitischen Discussion, daß man die grünen Bücher zur Hand nimmt und sagt: so und so gestaltet sich die Handelsbilanz, hier ist eine Mehreinfuhr, da ist eine Minderausfuhr zu verzeichnen, deshalb ist der Handelsvertrag ungünstig! Alles, was der Herr Vorredner sagte, das ist von jeher gegen alle Tarifverträge geltend gemacht worden. Es ist noch niemals ein Tarif— vertrag geschlossen worden, ohne daß von der Seite einzelner In— teressenten oder ganzer Interessentengruppen demselben der Vorhalt gemacht worden wäre: es sind Fehler geschehen, das hätte anders sein sollen! und weil dies in der Natur eines Handelsvertrages liegt als eines Vergleichs über divergirende Interessen, so ist gar nichts leichter auf der ganzen Welt, als auf Grund einzelner Klagen mit großen Worten Sturm zu laufen gegen ein Vertragswerk und sich auf die Stimmung im Lande zu berufen, nachdem man vorher ein Jahr lang alles gethan hat, um Verstimmung im Lande zu erregen. (Sehr richtig! links.)

Also, meine Herren, ich will das ergänzen, was der Herr Vor— redner unterlassen hat; ich will die Frage, ob es wirklich ein Fehler war, daß wir die Verträge abgeschlossen haben, mit einigen Zahlen beleuchten. Wenn ich auf unsere Handelsbilanz hinweise, so weiß ich genau, welche Einwendungen man dagegen machen kann; daß man namentlich darauf hinweisen kann, daß in den Ausfuhrzahlen gar manche sehr opfervolle Geschäfte enthalten sind. Aber immerhin bieter doch die Gestaltung der Ausfuhr und der Einfuhr eines Landes in großen Zahlen ein einigermaßen zutreffendes Bild, wie sich die Wirth⸗ schaft in Beziehung zu anderen Ländern gestaltet. Wir hatten bis zum Jahre 1887 eine active Handelsbilanz, d. h. einen Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr; das hat sich geändert. Wir haben im Jahre 1889 bereits eine Unterbilanz von 824 Millionen gehabt, im Jahre 1891 eine solche von 975 Millionen, und im vorigen Jahre ist unsere Unterbilanz um etwa 90 Millionen weiter gestiegen. Ich erinnere mich, daß damals in den Kreisen der Gegner der Handels

verträge ein großes Geschrei war: nun sei es aber definitiv, daß die Handelsvertragspolitik vollkommen Fiasko gemacht habe, denn die Handelsbilanz habe sich verschlechtert. Nun, meine Herren, gestatten Sie, daß ich Ihnen die Zahlen dieses Jahres mittheile. Dieselben gehen dahin, daß in den neun ersten Monaten dieses Jahres die Einfuhr nach Deutschland sich um 50 Millionen verringert und die Ausfuhr sich um 185 Millionen 5 ẽrmehrt hat (hört, hört h, und um recht sorgfältig zu Werke zu gehen, will ich Ihnen auch die Gegenprobe machen aus dem Lande, wo ja das System des Vorredners eingeführt wurde, nämlich auf Frankreich. In Frankreich hat sich in derselben Periode die Ausfuhr um 9g3 Millionen Franken vermindert gegen das Vorjahr und um 125 Millionen gegen das Jahr 1891. Ich habe hier eine Zusammenstellung, wie sich die Handelsbilanz der großen Staaten Oesterreich⸗Ungarn, Deutschland, Italien, England und Frankreich in diesem Jahre gestaltet, und daraus ergiebt sich, daß die deutsche Handelsbilanz weitaus die günstigsten Zahlen aufweist, die beste Illustration zu den Ausführungen des Herrn Vorredners. (Hört, Hörth

Der Herr Vorredner hat dann unseren österreichisch⸗ ungarischen Handelsvertrag einen Subsidienvertrag genannt. Ich habe hier ein Verzeichniß der Gewichtszahlen unserer Ausfuhr nach Oesterreich im vorigen Jahre nach den Gruppen unserer deutschen Waarenstatistik, und daraus ergiebt sich, daß von den 43 Gruppen unsere Ausfuhr nach Oesterreich sich vermehrt hat in 36 Gruppen und sich in? Gruppen vermindert hat. Nur eine Position von den letzteren ist von Be⸗ deutung, das sind Steinkohlen, die mit den Handelsverträgen gar nichts zu thun haben. Ich habe hier ferner die Statistik der ersten neun Monate dieses Jahres. Daraus ergiebt sich, daß unsere Aus⸗ fuhr nach Oesterreich weiter zugenommen hat in den wichtigsten Branchen, Baumwollwaaren, Lederwaaren, Kürschnerwaaren, Eisen⸗ waaren, Maschinen u. s. w. Wir haben in diesem Jahre gegenüber der entsprechenden Periode des Vorjahres nach Oesterreich 65l 000 t, also ungefähr 13 Millionen Centner Waaren mehr geliefert (Hört, hört), und was die Einfuhr Oesterreichs nach uns betrifft, so ist dieselbe stabil geblieben, sie ist bezüglich einiger Positionen mehr gewachsen, sie ist aber sehr wesentlich zurückgegangen bezüglich der landwirth⸗ schaftlichen Producte. (Hört, hört h

Die Einfuhr Oesterreich-⸗Ungarns nach Deutschland hat betragen in den ersten neun Monaten des Jahres beim Weizen im Jahre 1891 668 000 Doppel⸗Centner, im Jahre 1892 384 000 Doppel⸗Centner und in diesem Jahre 172 000 Doppel⸗Centner. Die Einfuhr von österreichisch ungarischem Roggen hat betragen im Jahre 1891 302 000 Doppel⸗Centner, im vorigen Jahre 341 000 Doppel⸗ Centner und in diesem Jahre 3286 Doppel-Centner. (Hört, hört! Ich habe hier eine Zusammenstellung, welche ergiebt, daß in diesem Jahre, im Vergleich zu der entsprechenden Periode des Vorjahres, im Ganzen 7u / Millionen Doppel-Centner Getreide im Werthe von eirca 123 Millionen Mark weniger nach Deutschland eingeführt worden sind. Und angesichts dieser Zahlen durchziehen Emissäre das ganze Land mit der Behauptung, daß in Folge der Handelsverträge gegenwärtig Deutsch⸗ land mit billigem österreichisch⸗ungarischem Getreide überschwemmt wird. (Sehr gut) Ja, meine Herren, ich bin weit entfernt, die Behauptung aufzustellen, daß diese Zahlen irgend ein abschließendes Urtheil gewähren. Es muß sich die Industrie in die neuen Verhältnisse ein⸗ gewöhnen. Das kann nicht in einem, nicht in zwei Jahren geschehen. Aber in einer Beziehung ist allerdings jetzt schon ein definitives Urtheil möglich, nämlich daß alle die großen Worte, die man in die Welt geworfen hat, über den Tribut, den wir nach Oesterreich zahlen, über die Bereicherung des österreichisch⸗ungarischen Grundbesitzes, über den

Subsidienvertrag, doch eben nur große Worte waren, hinter denen

irgend welche sachliche Argumente nicht gestanden haben, daß sie nur ein dünner Deckmantel waren für die Verlegenheit, überhaupt etwas Sachliches gegen die Regierung sagen zu können. (Sehr richtig! links. Oh! rechts.) Ja, meine Herren, verzeihen Sie, Sie haben die Regierung so lebhaft angegriffen, daß sie mit Freude die erste Gelegen⸗ heit benützt, um auf diese Angriffe zu antworten und Rede und Ant— wort zu stehen; und ich hoffe, daß Sie die Angriffe, soweit Sie sie für eine parlamentarische Behandlung geeignet halten, etwas näher begründen werden, als dies bis jetzt durch den Herrn Vorredner ge⸗ schehen ist.

Der Herr Vorredner sprach dann von der Stimmung in Oester⸗ reich⸗Ungarn und stellte die Sachlage so hin, als ob dort eitel Freude und Genugthuung über das ausgezeichnete Geschäft herrschte, das man mit dem Handelsvertrage mit Deutschland gemacht habe. Ich habe davon nichts wahrgenommen. Die Stimmung in Oesterreich ist genau so, wie sie bei uns ist Es giebt dort Anhänger der Handelsverträge und es giebt Gegner; es giebt dort Leute, die umgekehrt wie bei uns sagen: die Landwirthschaft hat Vortheil, die Industrie hat Nachtheil. Und in diesem Frürjahr, zu derselben Zeit, als ich hier die Handels— verträge vertheidigte, war der frühere österreichische Handelsminister gezwungen, in öffentlicher Sitzung des Reichsraths Front zu machen gegen den? Sturm auf die Handelsverträge mit der Behauptung: er könne heute die Resultate nicht übersehen, aber es sei jedenfalls ein großer Erfolg erreicht, das sei die Stabilität auf 12 Jahre; genau das— selbe Argument, was ich hier geltend gemacht habe. Und wenn der Herr Vorredner davon sprach, daß manche Industrielle damit unzufrieden seien, so kommt es doch sehr wesentlich auf die Fragestellung an. Wenn ich die Industrie frage: seid ihr nun zufrieden mit diesem Vertrage mit Oesterreich-⸗Ungarn? so wird mancher mit Nein antworten. Wenn ich aber die Frage so stelle: würdet ihr vorziehen, daß an Stelle dieses Handelsvertrages nun der Zustand wiederhergesteilt werde bis zum Jahre 1904, der von 1879 bis 1882 bestand, wo in diesem Jahre Deutschland, im anderen Oesterreich⸗Ungarn die Zölle erhöhte? dann wird, glaube ich, die gesammte Industrie einmüthig mit Nein ant⸗ worten. (Sehr richtig! links.)

Der Herr Vorredner ist dann auch auf allgemeine Gesichtspunkte eingegangen und hat die Frage aufgeworfen, was denn eigentlich die Handels verträge für einen Nutzen gebracht hätten? Ich sage, genau den Nutzen, den die verbündeten Regierungen und der Reichstag davon