1893 / 290 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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Es folgt die erste Berathung der Novelle zum Gesetz 66 die Abwehr und Unterdrückung von Vieh⸗ euchen.

Abg. Pingen (Centr. glaubt, daß die bestehenden gesetzlichen Vorschriften, wenn sie nur strenge durchgeführt würden, ausreichend seien. Die neu vorgeschlagenen Bestimmungen könnten in der Hand eines schneidigen Beamten leicht einen vexatorischen Charakter an⸗ nehmen. Redner bespricht die einzelnen Punkte und wendet sich gegen die Bestimmungen über die Maul⸗ und Klauenseuche, bei welcher die Impfung bedenklich sei, und beantragt die Ueber · weisung der Vorlage an eine Commission von 14 Mitgliedern.

Abg. Dr. Kruse (nl) spricht, seine Befriedigung darüber aus, daß die Ausführung des Gesetzes in Zukunft der Ueberwachung des Reichskanzlers unterliegen soll. Die Impfung der Maul, und Klauen⸗ seuche werde gerade in der Provinz Sachsen, wo ein Herd derselben sei, für sehr zweckmäßig gehalten. Nothwendig sei allerdings eine gute Vorbildung der Thierärzte zur Durchführung des .

Abg. Conrad (Centr.) hält es für zweckmäßig, daß die Nachrichten über die Ausdehnung der Viehseuchen möglichst allgemein bekannt werden, damit die Viehhändler in solchen Gegenden, wo die Seuche herrscht, nicht einkaufen. Die Seuche ist von auswärts gekommen. Auf, den. Viehverladungsstellen an der. Grenze in Oberschlesien werden jährlich Hunderttausende Stück Vieh verladen, die aus aller Herren Länder kommen, ohne daß sie vor dem Einladen vog einem Thierarzt untersucht werden. An der Grenze erfolgt die Untersuchung, die bei der Zusammenpferchung der Thiere in, den Waggons nur mangelhaft sein kann. Dann werden, die Thiere ver⸗ kauft und wegtransportirt und erst später merkt man die Erkrankung der Thiere. Die Untersuchung muß beim Einladen ge— schehen und an der Grenze wiederholt werden. Besonders irc ist die Gefahr gegen Rußland, wo immer Seuchen vorhanden sindz darauf wird beim Abschluß eines Handelsvertrages mit Rußland besonders geachtet werden. . .

Abg. Klose (Cent.) wünscht, daß die Versicherungẽ⸗ und Ent⸗ schädigungspflicht für Schweine und Rindvieh, bei letzterem auch gegen Tuberculose, in diesem Gesetze durchgeführt wird.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden:

Meine Herren! Die Mehrzahl der Herren, welche das Wort ergriffen haben, hat sich günstig zu der Vorlage geäußert, und ich glaube, es war auch kaum anders möglich, weil die Erfahrungen, welche wir in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Bekämpfung der Vieh— seuchen gemacht haben, mit Nothwendigkeit dazu führen mußten, daß die verbündeten Regierungen die Vorlage machten, welche sie Ihnen gemacht haben. Zugestimmt worden ist von Seiten derjenigen, die sich geäußert haben, zu der erweiterten Zuständigkeit des Herrn Reichs- kanzlers bezüglich der Abwehr der Seuchen, welche im Ausland auf— treten; und die Erfahrungen, die wir gemacht haben, führen dahin, daß dies absolut nothwendig ist, damit eine einheitliche Bekämpfung stattfinden kann. Im übrigen will die Vorlage vorzugsweise die Mög— lichkeit bieten, der Maul⸗ und Klauenseuche erfolgreicher entgegentreten zu können als bisher und will zu diesem Zweck hauptsächlich auch die Gastställe und die Händlerställe unter veterinärpolizeiliche Aufsicht stellen können. Wenn dies geschehen, wird wahrscheinlich schon in weiterem Umfange einem Uebelstande vorgebeugt werden können, welchen ein Herr erwähnte: dem Uebelstande, daß seuchenverdächtiges Vieh aus einem Landestheil nach Köln gesandt sei. Sind die Viehhändlerställe erst unter Controle gestellt, und bricht dann eine Seuche aus, so wird die Möglichkeit der Verschleppung verseuchten Viehs vielmehr beschränkt, als es heute der Fall ist.

Weiter will die Vorlage der Möglichkeit der Verschleppung von Seuchen dadurch begegnen, daß im Moment des Seuchenausbruchs eine erweiterte Bekanntmachung stattfindet, und daß im Inlande der Versand der Thiere aus einem weiteren Kreise verhindert werden kann. Auch dies wird dazu beitragen, der Verbreitung der Seuche zu steuern.

Schließlich ist, allerdings von einer Seite, die beabsichtigte Einführung der Impfung gegen Lungenseuche angegriffen. Ueber diesen Punkt sich zu unterhalten, wird die jedenfalls bevorstehende Com— missionsberathung der geeignete Ort sein. Die Vorlage will keinen Zwang in dieser Hinsicht ausüben, sondern nur einzelnen Ländern und Landestheilen die Möglichkeit geben, eine Bekämpfungs⸗ und Hilfs— maßregel in Anwendung zu bringen, welche jetzt nach Lage der Gesetz⸗ gebung nicht angewendet werden kann.

er Haupteinwand, welcher gegen die von den verbündeten Re⸗ gemachte Vorlage erhoben worden ist, war der des letzten ers: daß der Zwang zur Entschädigung, wie er bezüglich Lungenseuche besteht, nicht weiter ausgedehnt, daß in

ein Entschädigungszwang statuirt sei für Schweine und

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Diese Frage hat die verbündeten Regierungen seit

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einzelne Anstalten und Veranstaltungen be— ine Schweine versichern kann, der Haupt—

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eingehend beschäftigt; es hat sich aber herausgestellt, es nach Ansicht der verbündeten Re⸗

Zeit bezüglich des Versicherungeszwangs mit einem Reichsgesetz vorzugehen. dehnt sich immer weiter

anführen, daß in Preußen

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z für jetzt nicht noth⸗ mehr den Vorzug bung zu überlassen. its dieser Frage

die nicht bloß die alle bei der Prüfung berufenen z Aber die Angelegen⸗

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nicht mit Genauigkeit,

e und das schwierige ist, daß jetzt am lebenden Thiere mit Genauig⸗ in Preußen seit drei Jahren ese Verhältnisse zu gelangen,

Preußen existiren zur Zeit rund 250 öffentliche Schlachthäuser, in diesen sind im Jahre 1892 600 000 Rinder untersucht, und von diesen sind beinahe 90/0 tuberkulös befunden. (Hört, hört!) Nun ist nicht zweifelhaftE, daß in die öffentlich controlirten und beaufsichtigten Schlachthäuser nicht gerade die schon äußerlich als tuberkulös erschei⸗ nenden Rinder gebracht sind, sondern die anscheinend gesunden. Also unter dieser Auslese von Rindvieh sind bereits fast 90 ½ tuberkulös, und so wird die Behauptung derjenigen, welche annehmen, daß im großen und ganzen unser Rindviehbestand vielleicht bis zu 15 9ιáÿ mit Tuber⸗ kulose behaftet ist, keine ganz irrige sein, und eine derartige Annahme findet auch ihre Bestätigung durch die Erfahrungen, welche in anderen Ländern, speciell in England, gemacht sind. Es sind ferner die wissen⸗ schaftlichen Forschungen möglichst ausgedehnt worden nicht bloß bei uns in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Dänemark und England, ob man durch die Tuberkulinimpfung beim Rindvieh feststellen könne, ob es tuberkulös sei; diese Untersuchungen haben wenigstens bei uns nicht zu einem vollständig positiven Resultat geführt. Es hat sich heraus⸗ gestellt, daß theils nicht alle tuberkulösen Rinder als solche durch die Impfung erkannt werden; andererseits gesunde Rinder dieselbe Reaction zeigen, als ob sie krank wären, sodaß wenigstens die mir zur Seite stehende wissenschaftliche Deputation für das Veterinärwesen auf diesem Gebiete momentan nichts weiter zu thun weiß. Für die verbündeten Regierungen ist, wie gesagt, die Frage der Zwangsentschädigung des Tuberkuloseschadens noch nicht spruchreif, aber auch hierüber sich zu unterhalten, wird ja die Commissionsberathung weitere Gelegenheit geben. Im übrigen hoffe ich, daß das Gesetz möglichst rasch verabschiedet wird; dann wird diejenige Seuche, welche uns in den letzten Jahren am meisten Sorge verursacht hat, die Maul- und Klauenseuche, die seit Jahren von Monat zu Monat heruntergegangen war und im Monat September den niedrigsten Stand erreicht hatte, immer besser zu bekämpfen sein. Es gaben sich im Monat Oktober d. J. An⸗ zeichen kund, daß in Oberschlesien sowohl, wie in dem östlichen Theile Preußens ein erneuter Ausbruch dieser Seuche bevorstehe. Ich werde in den nächsten Tagen erst wie auch die verbündeten Regie⸗ rungen einen Ueberblick über den Stand ultimo November ge— winnen, und ich befürchte, daß wieder eine Verbreitung der Seuche bevorsteht. Es würde also im Interesse der Bekämpfung der Seuche liegen, wenn uns die erbetenen Abwehrbefugnisse recht bald gegeben werden. (Bravo! rechts.)

Abg. Humann (Centr.) bemängelt die geringe Zahl

ärzte und hält es für unbillig, daß die beamteten Thierärzte die Märkte bewachen sollen, daß die Kosten dafür aber die Gemeinden

tragen müssen.

Abg. Dr. Boeckel (Rfp.): Die Vorlage enthält manches Brauchbare, aber auch manches Bedenkliche. Man sollte sich in erster Linie an die Händler halten und solche vexatorischen und kostspieligen Vorschriften nicht auf die Bauern anwenden. Die Händler müßten ein genaues Controlbuch führen über den Eingang und Ausgang von Vieh aus ihren Ställen, welches von den Behörden geprüft werden muß. Bei solchen Gesetzen sollte man immer die Praktiker fragen, und nicht bloß die Männer der Wissenschaft, der grauen Theorie. Die Impfung aller Thiere kann angeordnet werden im Fall der Seuche; aber die Begründung giebt zu, daß die Ansichten über die Impfung weit auseinander gehen, deshalb sollte man es dem Land— wirth überlassen, ob er seine Thiere impfen lassen will oder nicht. In der Provinz Hessen⸗Nassau herrschen besonders Klagen darüber, daß auch die Räude der Schafe anzeigepflichtig ist; man glaubt, daß die Schafzucht Hessens durch diese Anzeige ruinirt ist. Die Bauern sind darüber so erbittert, daß sie die Schafzucht eingehen lassen, weil sie die Kosten der Thierärzte, die Kosten der Experimente mit Bädern u. s. w. nicht tragen wollen. In der Commission sollte man diesen Punkt genau prüfen, namentlich wenn praktische Landwirthe in der Com⸗ mission sitzen.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden:

Dem Wunsche des Herrn Vorredners, daß die Commission, welche ja voraussichtlich der Reichstag beschließen wird, möglichst aus prakti⸗ schen Landwirthen besteht, kann ich mich nur vollständig anschließen. Ich glaube allerdings, daß dann die von den verbündeten Regierungen

hier vorgeschlagenen Bestimmungen vor der Commission mehr Gnade finden werden als vor den Augen des Herrn Vorredners. (Sehr

gut! rechts.) Das Gesetz vom Jahre 1880 zur Bekämpfung der Viehseuchen

ist nicht von Theoretikern und Thierärzten, sondern von praktischen Landwirthen berathen und auch als gut anerkannt worden. Es ist an der Hand des Gesetzes gelungen, eine Krankheit, die unseren Schafen besonders anhaftete, die Schafpocken, ganz auszurotten. (Sehr richtig! rechts Es ist gelungen, die von dem Herrn Vorredner bezeichnete Krankheit der Räude der Schafe bis auf einen Theil der westlichen Lande auszurotten. Daß dort in den westlichen Landen nament— lich die Bekämpfung der Schafräude zu sehr erheblichen Beschwerden führt, ist immer anerkannt und bei den dort herrschenden Verhältnissen mit dem kleinen getheilten Besitz erklärlich. Aber man muß ja natürlich das Gesetz prüfen. Ich glaube, der Reichstag wird kaum in der Lage sein, sich überzeugen zu lassen, daß diese Bestimmung gegen die Schafräude beseitigt werden müsse. Ich schließe damit, daß ich meinerseits nur wünschen kann, daß möglichst praktische Landwirthe in die Commission kommen, damit dieses Gesetz unter Erwägung der praktischen Nützlichkeit und Nothwendigkeit einer eingehenden Prüfung unterzogen wird. (Bravo!) Abg. Rettich (deons.) empfiehlt die Einsetzung einer Com⸗ mission von 21 Mitgliedern, weil die Verhältnisse in den ver⸗ schiedenen Gegenden Deutschlands zu verschiedenartig liegen. Die Stimmung in landwirthschaftlichen Kreisen ist jetzt den veterinär⸗ polizeilichen Maßregeln gegenüber eine wohlwollendere als beim Erlaß des jetzigen Viehseuchengesetzes. Abg. Bantleon (ul.) warnt davor, von der Vorlage und ihrer Wirkung allzuviel zu hoffen; denn es sei sehr schwer, durch Sperrmaß⸗ regeln eine Seuche zu localisiren. Besonders würde diese ausgebreitet durch den Handel mit Treibeschweinen. Die Vorlage wird einer Commission von 21 Mitgliedern überwiesen. Darauf wird die Denkschrift über die Ausführung der

seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesetze durch Kenntniß⸗ nahme für erledigt erklärt. Die Uebersicht der Reichsausgaben und (Einnahmen für 1892 und die gleiche Uebersicht bezüglich der Schutzgebiete, so⸗ wie die Rechnung der Kasse der Ober⸗-Rechnungskammer werden der Rechnungscommission überwiesen, die auf Antrag des Abg. Letocha von 7 auf 14 Mitglieder verstärkt werden soll. Darauf erledigt das Haus noch in erster Berathung den Gesetzentwurf, betreffend die Controle des Reichshaushalts und

der Schutzgebiete, welcher der Rechnungscom mission über⸗ wiesen wird.

Präsident von Levetzow bemerkt, daß morgen das Haus mit der Berathung der Steuervorlagen beginnen könne; zu seinem Bedauern könne er die Absicht, zuerst die Berathung des allgemeinen Finanzgesetzes vorzuschlagen, nicht ausführen, weil er sich überzeugt habe, daß die Majorität dieses Hauses anderer Meinung sei. Er schlage daher für morgen die erste Berathung des Börsensteuergesetzes vor.

Schluß 6 Uhr.

Statistik und Volkswirthschaft.

Rekruten⸗Prüfungen. Ueber die Ergebnisse der Rekruten-Prüfungen im Deutschen Reich enthält das Ende November d. J. ausgegebene vierte Heft der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs Nachweise für das Ersatzjahr 1892/93. Danach hatten von den 186 448 Rekruten, welche in die Armee und Marine eingestellt wurden, 182 415 Schul⸗ bildung in deutscher Sprache, 3318 Schulbildung nur in fremder Sprache und 715 waren ohne Schulbildung, d. h. solche, welche in keiner Sprache genügend lesen, oder ihren Vor⸗ und Familiennamen nicht leferlich schreiben konnten. In Procent der Gesammtzahl aller Eingestellten betrugen die⸗ jenigen, welche weder lesen, noch ihren Namen schreiben konnten, im Ersatzjahre 1882/83: 1,32 1886/87: 072 1890/91: 0,54 1883/84: 1,27 1887/88: 0,71 1891/92: 0,45 1854,65: 131 1885,89: G60 18521955: 635 . ' 1885/86: 1,08 1889/90: 0,51 Stellt man für die Bezirke, von welchen die meisten Mann— schaften ohne Schulbildung gestellt wurden, das erste und das letzte der vorstehend genannten Fahre gegenüber, so kamen Analphabeten auf je 100 eingestellte Rekruten in den Regierungsbezirken: 1882/83 1892. 93

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ö 3,71 1,31

J 3,76 123 Ueberall ist also eine sehr bedeutende Besserung zu bemerken; am stärksten ist die Verminderung der Eingestellten ohne Schulbildung in Posen und Gumbinnen.

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Bierbrauerei und Bierbesteuerung. Nach der im neuesten Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs veröffentlichten Statistik der Bierbrauerei und Bierbesteuerung im deutschen Zollgebiet sind im letzten Jahre (Etatsjahr 1892/93 oder Kalenderjahr 1892) an Bierabgaben erhoben worden: im Brausteuer⸗ Gebiet 30,9 Millionen Mark oder 0,78 S auf den Kopf der Be⸗ völkerung, in Bayern 32,3 Millionen Mark oder 5,2 S auf den Kopf, Württemberg 82 Millionen Mark oder 4 50 6 auf den Kopf, Baden 5,7 Millionen Mark oder 3,38 MS auf den Kopf und in Elsaß-Lothringen 2,86 Millionen Mark oder 1,71 auf den Kopf. Die Biergewinnung hat betragen: im Brausteuergebiet 33,2 Mill. Hektoliter, in Bayern 165,1 Mill. Hektoliter, Württemberg 3,7 Mill. Hektoliter, Baden 1,7 Mill. Hektoliter, Elsaß⸗Lothringen 0,9 Mill. Hektoliter und im ganzen deutschen Zollgebiet (einschließlich Luxemburg) 54,8 Mill. Hektoliter. Zusätzlich der Einfuhr und abzüglich der Ausfuhr berechnet sich für das letzte Jahr der Bierverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung: im Brausteuergebiet zu 88,7 1, in Bayern zu 227,, 1, Württemberg 184,2 1, Baden 103 1, Elsaß— Lothringen 69,6 1 und im ganzen Zollgebiet zu 107,8 1. Die über seeische Auswan derung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam belief sich nach den Zusammenstellungen des Kaiser⸗ lichen Statistischen Amts in den Monaten Januar bis September 1893 auf 71 853 Personen. Hiervon kamen aus der Provinz Posen 6857, Bayern rechts des Rheins 6012, Brandenburg mit Berlin 5593, Westpreußen 5522, Pommern 5067, Hannover 4804, aus dem König⸗ reich Württemberg 4646, der Provinz Rheinland 3932, aus dem Königreich Sachsen 3367, der Provinz Schleswig Holstein 2734, dem Großherzogthum Baden 2617, aus der Provinz Schlesien 2394, Hessen⸗-Nassau 2382, Westfalen 2290, Provinz Sachsen 2213, Ostpreußen 1614, aus der Rheinpfalz 1308, dem Groß— herzogthum Hessen 1249, Oldenburg 1024, Mecklenburg-Schwerin 769). Der Rest von 5429 Personen entfällt auf die übrigen Gebietstheile des Reichs. An der Beförderung dieser Auswanderer sind die deutschen Häfen mit 60 250 Personen betheiligt, und zwar gingen über Bremen 34 228, über Hamburg 26022. Von Antwerpen reisten 9941, von Rotterdam und Amstexdam 1662. Ueber deutsche Häfen wurden außer den 60 250 Deutschen noch 86 746 Auswanderer aus fremden Staaten, und zwar über Bremen 61 328, über Ham⸗ burg 20 418 befördert.

Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin für 1891.

Der Jahrgang 1891 bildet den achtzehnten Jahrgang des Statistischen Handbuchs, welches im Auftrage des Magistrats der Di⸗ rector des Statistischen Amts der Stadt Berlin R. Boeckh heraus gegeben hat. Es enthält eine Fülle von interessantem Material, aus dem wir zunächst Folgendes hervorheben:

Bevölkerung. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1890 wies eine Bevölkerung der Hauptstadt von 1 578 794 Seelen auf. Hiervon waren 1 352907 evangelisch, 3743 Einwohner gehörten evan— gelischen Secten an, 135 029 waren römisch-⸗katholisch, 378 griechisch⸗ katholisch, 6578 gehörten zu den Dissidenten, Freireligiösen ꝛc, 79 286 waren Juden, 873 gehörten zu den Muhamedanern, Heiden ꝛc. Durch Fortschreibung der Bevölkerungszahl wurden Ende 1891 ermittelt 16243523 Einwohner; im Jahre 1891 wurden geboren 53 487, es starben 34 949, als zugezogen wurden polizeilich gemeldet 192 550, als abgezogen 152988 (auf Seite 7 ist ein Druckfehler; dort steht 122 9858, während es nach Seite 90 heißen muß 152988).

An Fremden wurden im Jahre 1891 gemeldet in den Gast— häusern 373 529, in Chambres garnies 33 118, in sonstigen Herbergen 98 065; überhaupt 504 702; die meisten Fremden waren in den Monaten August und September in Berlin.

Beim Wohnungswechsel wurden im Jahre 1891 886 897 Anmeldungen, 746 177 Abmeldungen verzeichnet, also 140 720 An— meldungen mehr.

Der Personenverkehr war folgender:

auf der Pferdebahn wurden befördert 144 920 563 Personen, mit Omnibus ö ( 29 811 225 . mit Stadt u. Ringbahn , ö 47420 389 ö mit Dampfstraßenbahn , ö 2237 099 ö zusammen 224 389 267 Personen, gegen 204 006443 im Jahre 1890; im Jahre 1881 wurden nur 68 447 829 Personen befördert.

Im Jahre 1391 wurden in dem Gebiet von Berlin und dem s km⸗Umkreis 132 122255 kg Fleisch consumirt, was bei einem mittleren Bevölkerungszustande in Berlin von 1601 231 und im sz km⸗Umkreis etwa 313 320 einen durchschnittlichen Consum in dem ganzen Gebiet von 69,0901 kg auf den Kopf ausmacht. Ferner wurden 27 1658 500 kg Fische (gegen 27 595 0090 im Jahre 1890), d. i. 16,96 (17,7) kg auf den Kopf dem Berliner Consum zugeführt. An Bier wurden consumirt 305143 800 1, auf den Kopf kam mithin ein Consum von 189,96 1 (gegen 199,93 im Vorjahr); dieser Durchschnitt übersteigt weit den Durchschnitt des Brausteuer⸗ wie des Zollgebiets; vergl. oben die „Bier brauerei und Bierbesteuerung“. An Wein wurden mehr einge⸗ führt 15 576 500 kg 9,87 kg auf den Kopf (8,43 im Jahre 1390). An Spirituosen, Spiritus, Branntwein

1 9. gaan men Er Cr geeigneten Ausgangspunkt. In

des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen, sowie des Etats

und Essig betrug die Mehreinfuhr 25 802 000 kg lgegen

16 Sol bog im Jahre 18909; an Kaffee, Kaffe ;

gaten, Cacag, Thee 421 000 kg 4,01 kg ö—. ö *r,

gegen 35 im Jahre 1899; an Petroleum 66 575 G00 Kg gegen

8 231 900 im Jahre 1890, d. i. auf den Kopf z8, 0 Kg gegen

ö . g gegen 2131 806 im Jahre 1890, d. i.

Kor, Läbb, 2 Kg Henn 15s hg Kg ö ö

Das Ende November d. J. vom Kaiserlichen Statistischen Amt herauẽgegebene vierte Vierteljahrsheft des zweiten Fahrgangs (1595) zur Statistik des Deutschen Reichs enthält die Sta⸗ tistik der Reichstagswahlen von 1893 nach Staaten und preußischen Provinzen, sowie nach den einzelnen Wahlkreisen, ferner zur Criminalstatistik, betreffs des Jahres 1893, vorläufige Mit— theilungen über die in den Jahren 1887 bis 1892 von deutschen Gerichten wegen Verbrechen und Vergehen gegen Reichsgesetze Verurtheilten, es folgen eine Darstellung der Schulbildung der im Etats jahre 1592/93 in die deut sche Armee und Marine eingestellten Rekruten, Nachweisungen der überseeischen Auswanderung im dritten Vierteliahre 1393, der Verunglückungen deutfcher Seeschiffe in den Jahren 1891 und is9g2 und der Schiffs unfälle an der deutschen Küste während des Jahres 1852. Den weiteren Inhalt bilden: Montanstatistik für das Jahr 1897 (Production der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reich und in Luxemburg), ferner das deutsche Zollgebiet betreffende Schilde⸗ rungen der Saljproduction und Salzbesteuerung (Etats jahr 182,93) des Tabackbaugs und der Tabackernte (Erntejahr 1892,93) betreffs des Tabackbaues auch vorläufige Nachweisungen für das Erntejahr 1893/94, der Bierbrauerei und Bierbesteuerun g (Erntejahr. 1892,93), der Stärkezucker, und Zuckergewinnung und des Stärkezucker-Handels und der Zuckerbesteuerung Betriebsjahr 1. August 1892 bis 31. Juli 18953); zum Schluß des Heftes werden die Saatenstands- und vorläufigen Ernte“ Nach⸗ richten für das Jahr 1893 zusammengestellt unter Darlegung der Methode dieser im Jahre 1893 erstmalig im Deutschen Reich er⸗ hobenen Statistik.

P Zur Arbeiterbewegung.

Die am letzten Sonntag in Essen abgehaltene Bergarbeiter—⸗ pversamm lung (bergl. Nr. 286 d. Bl. war, wie der „Köln. 3.“ berichtet wird, gut besucht. Hr. Lütgenau (Dortmund) sprach über die Lohnfrage und den Ausstand und erklärte, die Forderungen der Bergarbeiter auf Lohnerhöhung und Einführung des Achtstundentags seien wegen der hohen, Kohlenpreise und aus Gesundheitsrücksichten berechtigt. Man solle einen Ausstand, der jetzt ebensowenig verspräche wie der vorige, nicht in Aussicht nehmen, sondern man solle die Organisgtion des Bergarbeiterverbandes stärken durch ein festes Zu⸗ sammenschließen der Arbeiter in dieser Organisation. ö

In Barmen fand am Sonntag eine socialdem okra tische Versammlung statt, in der, wie der ‚Frkf. 3.“ geschrieben wird, Über das dortige Central - Hotel sowie die große Dierichs'sche Brauerei und ihre Kunden der Boycott verhängt wurde, weil der Pächter des Hotels sich weigert, seinen Saal künftig zu politischen Versammlungen, also auch zu denen von Soeialdemokraten, herzugeben und weil, der Brauereibesitzer Dierichs als Eigenthümer des genannten Locals seinen Pächter nicht zwang, den Socialdemokraten ihren Willen zu thun.

In Bochum wurde am Sonntag die Generalversammlung der Unterstützungskasse rheinisch⸗ westfälischer Bergleute abgehalten. Es batten sich der Berliner ‚Volksz. zufolge Vertreter aus dem ganzen Ober-Bergamtsbezirk Dortmund eingefunden. Nach dem Jahresbericht vom 1. Nobember 1892 bis dahin 1593 beträgt die Einnahme 8395 , die Gesammtausgabe 7857 Verausgabt sind u. az an Unterstützungen 5497 *, für Rechtsschutz 2193 S 494 Personen wurden unterstützt und g3 Perfonen ist Rechtsschutz gewährt worden. Verwaltungskosten erwuchsen der Unterstützungskasse nicht. Es wurde beschlossen, die Unterstützungen auch im Falle einer Arbeitsniederlegung nur Mitgliedern der Kasse zu gewähren und sie zu einer Centralstelle 3* Besammten bergmännischen Unterstützungswesens zu machen. Der Verbande kassirer Meyer stellte die achtstündige Schicht und eine i ohnerhöhung als unbedingt nothwendig hin, bemerkte aber zugleich augenblicklich sei ein Ausstand nicht angebracht. Eine Commiffion sell die Höhe, der einzelnen Löhne und die Zahl der Ueberschichten auf allen Zechen in Erfahrung zu bringen suchen. ö

In Wien wurde am Sonntag in einer Soecialisten— bersam mung, die sich mit dem neuen Landwehrgesetz und der Wahlrechtsfrage beschäftigte, eine Entschließung beantragt, die einen allgemeinen Ausstand der österreichischen Arbeiterschaft androhen sollte. In der Versammlung gab sich jedoch, wie der V. 3.“ geschrieben wird, eine entschiedene Stimmung gegen diese Ent— schließung kund. Der Obmann der Drechslergehilfen Hueber ver— langte die Ablehnung der Entschließung; nur ein allgemeiner Ausstand, zu dem der österreichischen Arbeiterschaft die Unterstützung des Auslands ugesagt würde, könne helfen. Der Vorsitzende erklärte, die Mehrheit der Parteileitung sei für den allgemeinen Ausstand, der auch auf der Wgegerdnung des nächsten soeiglistischen Parteitages stehen werde. Die Versammlung nahm eine Entschließung an, wonach die Rechte des Volks nicht mehr durch Worte, fondern durch Thaten vertheidigt werden sollen. . . Wei Aus Glasg M meldet ein Wolff sches Telegramm: Infolge der Weigerung der Grubenbesitzer, eine Lohnerhöhung zu bewilligen drohen 17000 Bergleute die Arbeit niederzulegen. .

Literatur.

Gesetze, Verordnungen ze. . Zu dem Dr, Bosse⸗ und von Woedtke'schen Commentar des Invaliditäts, und Altersversicherungsgefetzes ist soeben ein Nach tz ag zum Preise von 4 * bei Duncker und Hum—⸗ hot in Leipzig erschienen, der von dem Geheimen Ober⸗Regilerungs⸗ Rath von Woedtke bearbeitet worden ist. Seit Fertig⸗ stellung jenes Commentars hat sich nicht nur die Titeratüͤr des Gesetzes weiter entwickelt, sondern es sind auch zahlreiche Entscheidungen und Anordnungen des Reichs⸗Versicherungsamts fowie der zuständigen Landesbehörden ergangen, welche für die Durchführung des Gesetzes von hervorragender Wichtigkeit sind. Es war deshalb mehrfach der Wunsch hervorgetreten, das bisher angesammelte Material zur praktischen Handhabung des Gesetzes durch die größeren Commentare verarbeitet zu sehen. Dies bezweckt der vorliegende Nachtrag. ; Naturwissenschaft. ö Mit dem Joeben erschienenen dritten Band liegt nun auch die Volks⸗ und Schul ⸗Ausgabe von Brehm's Thierleben“ in der von Richard Schmidtlein neu bearbeiteten zweiten Auf⸗ age vollständig vor. (3 Bände in Halbfranz zu je 10 Leipzig, Bibliographisches Institut. ) Den Beschluß des Werks bildet nach der rüßeren Eintheilung die Abhandlung über die Kriechthiere, Fische, Inseeten, Niederen Thiere. Das zum Studium dieses Bandes Anregende liegt sowohl in der Eigenart jener interessanten Thier— gruppen, als auch in der meisterhaften Schilderung derselben, die von einer, reichen Anzahl der praͤchtigften und naturgetreuesten bildlichen Darstellungen belebt wird. Ueberhaupt kennzeichnet sich die selbständige Bearbeitung des klesnen Brehm in allen Einzelheiten als mustergültig, und sie stellt der Sorgfalt, mit welcher sich der Herausgeber der übernom menen Aufgabe unterzogen hat, das ehrendste Zeugniß aus. Nicht durch trockene Systematik, nicht in pedantisch docirendem Vortrag, sondern frisch, anschaulich ünd beredsam unterhält der kleine Brehm“ den Naturfreund von dem Leben und Treiben der gesammten Thier⸗ . Das Werk ist in, seiner gegenwärtigen Gestalt vollkommen gzu angethan, ein allgemeines Interesse an der zoologischen Wissen⸗ schaft zu weglen und die Liebe zur Thierwelt in die weitesten Kreise e ng . . J Werk, . . und äußere prächtige Anforderunge h z erdiente

. , mn ngen entspricht, sich der wohlverdienten

Die Schöpfung der Thierwelt. Von Dr. Wi

9 acke. Mit 469 Abbildungen im Tert und auf 20 Fin emn

arbendruck und Holischnitt nebst 1 Karte. In Halbleder gebunden 15 tz Verlag des , . Instituts in Leipzig und Wien. Brehm,. s. Thierleben. schildert die Thierwelt der Jetztzeit in un. erreichter Meisterschaft, das vorliegende Werk aber entwirft ein nicht minder farbenreiches und fesselndes Gemälde von der llt. g und von der Entwickelung dieser Thierwelt durch alle Zeiten der Erd⸗ geschichte bis zur Gegenwart und bildet deshalb die nothwendige Er⸗ gänzung zu „Brehm's Thierleben . Haackers Thierschöpfung“* wird eingeleitet durch eine Ermittelung der Aufgaben, welche die Wissenschaft von der Schöpfung der Thierwelt zu lösen hat. Das Ergebniß dieser Ermittelung ist eine Schöpfungslehre welche die Umbildungen, die im Laufe der Jahrmillionen am Thierkörper stattgefunden haben, aus Verschiebungen der Elemente des thierischen Baustoffes abzuleiten sucht. Weiterhin wird von dem Ver— fasser eingehend geschildert, was durch die Umbildungen am Thier⸗ körger und durch die Auswahl, welche die Natur unker diefen traf entstanden ist. Dabei werden alle Factoren gewürdigt, welche die Formen der Thiere bestimmt haben. Das hoe n . Studium des Buches belehrt uns ferner, daß die Anpassung an das Leben in der Wüste, auf den Schneegefilden des Nordens, in den Wäldern Steppen, Höhlen ꝛc. Charakterthiere hervorbringen mußte, die in mehr als einer Beziehung den Charakter ihres Wohnortes kennzeichnen, und daß dagegen die Hausthiere sich durch die Charakterlosigkeit ihrer Formen von wild lebenden Thieren unterscheiden müssen. Haacke d „Schöpfung der Thierwelt‘ bringt nicht nur eine Ent⸗ stehungsgeschichte der Thierformen, sondern auch eine aus—⸗ führliche Erklärung der Thierverbreitung und eine eingehende Stammesgeschichte der großen Thiergruppen. Eine besondere Sorg⸗ falt erforderte in dem Hagcke'schen Werk die Behandlung des illustra—⸗ tiven Elements, Die in überaus reicher Anzahl beigegebenen Illustra⸗ tionen und Beilagen des Buches sind größtentheils von Den aus Brehm's Thierleben' bekannten Thiermalern? neu gezeichnet, entweder unmittelbar nach der Natur oder nach den besten Vorlagen klaffischer zoologischer Werke. Ihre künstlerische Vollendung und ihre gediegene technische Ausführung stehen ihrem wissenschaftlichen Werth in nichts nach. Besondere Bewunderung fordern die Tafeln in Farbendruck: „Edelpapagei, ‚Vogelfalter und „Zierrassen der Goldfische“; die⸗ selbe Anerkennung ist unbedingt auch den Tafeln in Holzschnitt: k „Südamerikanische Greifschwänze“ und . Wiederkäuer“ zu zollen. Der bekannte Münchener Professor Dr. Johann General. Seeretãr der deutschen K nf n mie, soeben eine vollständige Neubearbeitung seines in den Jahren 18365867 in erster Auflage erschienenen, damals mit Interesse begrüßten Werkes . Men sch⸗ vorgenommen. Das Weik gliedert sich in wei Haupttheile. Der erste handelt im allgemeinen über Entwickelung Bau und Leben des menschlichen Körpers. Der zweite bespricht dle körperlichen WVerschiedenheiten der heutigen und vorgeschichtlichen Menschenrassen sowie die aus dem Boden bisher erhobenen vor— geschichtlichen Culturüberreste, namentlich der europätschen Urvölker von der Eiszeit bis zum Aufdämmern der Geschichte in Mittel⸗ europa. In dem durchaus wissenschaftlich gehaltenen Werke bewaltigt der Verfasser die schwierige Aufgabe, eine auch für Laien berstandlich und fesselnd geschriebene Anthropologie zu geben, mit Meisterschaft. Es wird im Verlage des Bibliographischen Instituts in Leipzig in 26 Lieferungen zu je 1 S oder in zwei Halblederbänden ju fe 15 M erscheinen. Die uns vorliegende erfte Lieferung beginnt mit einer allgemeinen leber icht über Bau und Verrichtungen) des menschlichen Körpert. „Die Ausstattung mit Illustrationen durch das Bibliegraphische Institut ist ganz vorzüglich. Unter den Abbildungen . . zeigen , zwei Farbendrucktafeln ‚Mugkeln ze enschen und „Horizontal⸗Durchschnitt des rechten Auges“ eine vollendete Ausführung. . .

Die von der Gesellschaft Urania“ unter Leitung des Directors

Dr. M. Wilh. Meyer herausgegebene illustrirte . liche Monatsschrift Simmel und Erde“ (Verlag von Hermann Vattel, Berlin, Preis vierteljährlich 3.60 M), hat jetzt ihren fünften Jahrgang vollendet. Der Inhalt des uns vorliegenden ersten Heftes des sechsten Jahrgangs liefert von neuem den Beweis, daß die Re— Raction mit Erfolg bemüht ist, den Ruf der Zelischrift als internationales Organ für größere zusammenfasfende Darssestungen auf dem Gebiete der kesmischen Wissenschaften zu bewahren. Das Heft beginnt mit einer inter⸗ essanten Abhandlung von Prof. Dr. Eduard Brückner in Bern Ueber die Geschwindigkeit der Gebirgsbildung und der Gebirgsabtragung.“ Darauf folgen der erste Theil des von dem Vorsteher der physika⸗ lischen Abtheilung der Urania“, Herrn P. Spies, im wissenschaft⸗ lichen Theater dieses Instituts gehaltenen Vortrags „Ueber die Kraft des elektrischen Stromes“ und eine Reihe kleinerer Mittheilungen über neue Erscheinungen auf naturwissenschaftlichem und astronomischem Gebiete. Als Titelblatt ist dem Heft eine von den Herren Dr. Lubarsch und G. Witt am 22. April d. FJ. in einer Cxpofftionszest von zwel Secunden im optischen Focus des zwölfzölligen Refractors der Urania—⸗ Sternwarte aufgenommene und dann dreimal vergrößerte Mond⸗ photographie beigegeben. ö .

. Kunst. ** Den laufenden Jahrgang der Zeitschrift Die Kunst u nserer 3 eit. (Verlag von T. Hoanfstangl, München) beschließt ein Heft, das . ö. e fn auf der diesjährigen Münchener Aus— ellung gewidmet ist. J igem Plaud unterhä U. . ö n n,, Planderton unterhalt

. Gurlätt seine Leser von den Sehenswürdigkeiten in dem meüen Lunstpalast an der NVar und versucht, der neuen Richtung neue Bewun⸗ derer zu werhen. Seine Schilderung wird unterstützt durch die vor— trefflichen Lichtdruckreproductionen des Hanfstängl'schen Verlags. Als ein Hauptwerk documentirt sich auch in der Abbildung das groß— zügige ernste Bild von J. Dagnan-Bouveret Auf der Wiese“; auch die seltsame Junge Sphinx“ von J. Leempoels und die stigmatisirte Nonne von Paul Hoecker sind charakteristische Proben der sich neuen ö zuwendenden Malerei. Treffend sind die Aus—

ührungen Gurlitt's, die ei Vergleich ziehen zwischen dem rastlose , . . k ich fiehen zu ischen dem rastlesen Vor serer zeitgenössischen Kunst und den verwandten Er— scheinungen der italienischen Frührengissance. Beider Ziel ist „Be⸗ herrschung der neuen Auffassungsweise und Freiheit innerhalb dieser.“ Nur, wer sich dies vor Augen hält, kann zu einer unbefangenen und gerechten Würdigung dieser vielfach an die Grenzen des Darstellbaren vorstürmenden Bestrebungen gelangen. ö .

4 Richard Muther's ‚„Geschichte der Malerei im neunzehnten Ighrhundert“ (G. Hirth's Kunstverlag in München) eilt rüstig ihrem Abschluß entgegen. Die unlängst erschienene vor— , Lieferung behandelt die für die Entwickelung der neuesten Malerei so wichtigen nordischen Schulen; Dänemark, Schweden, Norwegen und Rußland. In der Darstellung der jungen amerikanischen Kunst, bei den Werken Harrison's, W. Gay's und Gari Melchers? bricht die nach wie vor fesselnde Schilderung des Verfassers ab. Für die russische Kunst hatte sich Muther der Mitwirkung des in St. Petersburg ansässigen Alexander Benois zu (erfreuen. Es charakterisirt seine Gewissenhaftigkeit, daß er, wo ihm umfassendere Autopsie mangelt, nicht den Leser mit flüchtiger Charak= teristik ahfindet. sondern einem sachkundigen Beurtheiler das Wort Liebt. Befremden erregt nur, daß dem Kapitel über Rußland nicht r polnische Schule mit ihren Vauptvertretern Siemiradzki und Matejks angefügt wurde. Unseres Wissens ist auch in dem Gefammt— plan des Werks kein anderer gesonderter Platz für diese Schule be— stimmt. Am passendsten hätte sie sich wohl dem Kapites Über die französischen Realitäten angeschlossen. Indeß ist M. auch sonst nicht ganz seinem ursprünglichem Plan gefolgt, wie das eingeschobene Kapitel über russische Kunst beweist.

. Unterhaltung.

Ein stattlicher, geschmackvoll gedruckter Weihnachts⸗Anzeiger“ eröffnet das Dezemberheft der Deutschen Rundschaur, das nan an anderer Stelle auch einen bewährten Führer durch die Fluth der Weihnachts Literatur giebt. Den novellistischen Theil fällt diesmal

der Anfang eines Romans von Emil Marriot: Caritas“ aus, der

vornehme psychologische Entwickelung mit spannender Handlung ver⸗ bindet. Herechtigtes Aufsehen dürfte Paul Güßfeldt's Beitrag: Die erste Ersteigung des Montblane über die Aiguille Blanche de steret, erregen. Ein sehr actuelles Thema behandelt der bekannte bilosoph, Professor Dr. Eduard von Hartmann, in seinem Aufsatze: Die Geldkrisen . Eduard von Hanslick setzt seine Lebens Erinnerungen fort. Neben dem . des Aufsatzes von E. Hübner: „Bas Jahrhundert des Velazquez erhalten wir die Fortf etzung der bedeutsamen unter dem Titel: „Ein Staatsmgnn der alten Schule mitgetheilten Erinnerungen des ehemaligen Ministers Leopold von Plessen, die diesmal eine Reihe farbiger Bilder aus der Zeit des Wiener Con— gresses vor uns entrollen und viele äußerst ansprechende Mosaikstückchen zu, den wichtigen politischen Verhandlungen jener Tage geben. Einem warm empfundenen Nachruf Otto Hartwig's: Zur Erinnerung an Fauise von Frangoig, schließt sich die ‚Politische Rundschau' fowie die schon erwähnte umfassende Literarische Rundschau‘ an, die u. a eingehende Besyrechungen aus der Feder Erich Schmidt's und Ludwig Ziemssen enthält. Die elegant gebundenen Quartalsbände der. Deut⸗ schen Rundschau“ dürften übrigens vielen als literarisches Weihnacht. geschenk 3. . sein. 66 D- Das Dezemberheft von Nord und Süd“ veröffentlicht eine Abhandlung von August Schricker über Stauffer⸗Bern , bisher unbekannte Material aus dem Nachlaß bes Rünftlers bringt und eine werthvolle Ergänzung des Brahm'schen Werkes bildet. Fine den Verehrern des in der Blüthe der Jahre und des künstlerischen Schaffens Dahingeggngenen willkommene Beigabe wird das beigefügte Porträt fein eine bon, W. Krauskopf nach einer photographischen Selk staufnahmèe Stauffer's angefertigte vorzügliche Radirung. Das Dezemberheft uthält außerdem folgende Belträge: Die Hofdame, Novelle von Marie von Glaser; Jeanne d'Arc's seelisches Leben“, Neue psycho⸗ ai ch histgris gh Forschungen II. von Ch. Thomassin; Der russische Angriff auf die deutsche Ostgrenze“, von einem höheren Offizier; Aus Kirieg ven Annie Vibanti, deutsch von Valerie Matthes, Phils phische Terminologie, von Hans Schmidkunz; „Lady Macheth von Carola Blacker; Unheilbar“, Novelle von J. Zangwill. Der biblio⸗ graphische Theil, der diesmal besonders reichhaltig ist, entbletet unter anderm eine längere kritische Uebersicht: Von den Jüngsten⸗ . ö Nr. 26531 der Illustrir ten Zeitung“ (J. F. Weber in deivzig) enthält folgende Abbildungen: Max Müller. Das Leichen⸗ begängniß des Grafen Alexander von Hartengu in Graz am 36 No⸗ vember. Originalzeichnung von F. Schlegel. Alexander Graf von DSartenau. Berliner Bilder: Die Herbstparade der Dienstmänner Yriginalzeichnung von O. Andres. Johann Lukas Schön ein. Mulei Hassan, der Sultan von Marokko, und sein Großv zzier Sid Garnet. Jeremigs predigt gegen Hohepriester und Volk. Rach dem Gemãalde don Max Lieberg. Zweiseitig. Die Vereidigung der Garde⸗ Rekruten auf der Schloßfreiheit in Berlin am 16. No— vember; Die Ansprache des Kaisers. DOriginalzeichnung von C. Becker. Tie Dynamit Explosion im Hafen pon? San⸗ tander. 3 Abbildungen. Versprengte Schiffseisentheile an der Kathedrale. Ruinen der Straße Calderon Le la Barca. Ruinen der Straße Mendez⸗Nußnez Sir Robert Morier, gestorben an 17. November. Julius Fröbel, gestorben am 6. Nobeniber. = Das Voyemberheft des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten' in der Städtischen Tonhalle zu Düsseldorf: Im Kaiferfaal. Sriginalzeichnnng von Dugo Ungewitter. Aus dem soeben erschienenen „Katechismus des Wintersports! von Max Schneider (Leipzig, J. J Weber) ' Abbildungen. Polytechnische Mittheilungen. M. Moden. Bebe)

. De , . . . Bree lau unh ee 3. agshuchhandlung von Eduard Trewendt in . ö. k soll im Janugr · Hest der Deu tschen e,, , . ichung, der Teldbriefe 1870/71 des Geheimen

nets Rath; Karl von Wilmowski begonnen werden. ilheim len ,, 1 bra, ö . 3 J ä e Dörnbergftr. 6. Preis, elegant ge⸗

l M6 Die Gesellschaft von Berlin, Hand- und Adreßbuch der vornehmen Welt der Reichshauptstadt und Charlottenburgs, liegt, ebenso prächtig wie die früheren Jahrgänge ausgestatfet, in seinẽem III. Jahrgange vor. Das Unternehmen ist jetzt zu einen Almanach der Guten Gesellschast Deutschlands“ erweitert, deffen erfler Band die Berliner Gesellschaft umfaßt und dem in entsprechen⸗ den. Zwischenräumen die übrigen Großstädte des Deutschen

in gleicher Ausführlichkeit folgen werden. Der naͤ—

. welcher die „Gesellschaft“ von Potsdam, Spandau un furt a. O. umfaßt, befindet sich im Druck und wird zember erscheinen. .

Der Mechaniker“ betitelt sich eine welche sich die Förderung der Mechanik Dytik verwandter Gebiete angelegen sein lassen will.

Harrwitz, Vorsitzender des Vereins der Berliner wissenschaftlicher Beirath wird Dr. Levy, Lehrer an

schule genannt. Aus dem reichen Inhalt der

dieser elegant und vornehm ausgest Zeitschrif

Die Erinnerungsworte von Regierungs-Rath Pr. Weinsteir verstorbenen Director bei der Kaiserlichen vhysikalisch techn anstalt, Regierungs⸗Rath Dr. Loewen herz, mit dem wohl ae

des um die Präcisionsmechanik hoch verdienten Mannes, de setzungen der Aufsätze Ein neues Photometer“ spon Dr Lehre vom Licht? (von Dr. Levy, Von der Wel Chicago · Origlnalbericht) len iche Mun Außerdem findet man Berichte und Notizen Vereinsleben, der Werkstatt,

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Bui sse r Fyfa brunn ĩ e . (tel lebnisse und Erfahrungen darzulegen. In fesselnder Darstellung