Bureau Veritas hefindet. Diesen beiden Anstalten ist neuer⸗ dings die . Klassificationsgesellschaft Germanischer Lloyd in Berlin hinzugetreten, insofern die Suezkanalgesellschaft beschlossen hat, zu dem bezeichneten Verkehr auch diejenigen deuischen und an ,,, , . zuzulassen, welche die erste Klasse des Germanischen Lloyd führen.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergischer Präsident des Stagts⸗Ministeriums, Staats-Minister der auswärtigen Angelegenheiten Dr. Freiherr von Mitt⸗ nacht und Königlich württemhergischer Staats- Minister der Finanzen Dr. von Riecke sowie der Kaiserliche Unter-Staats—⸗ secretär von Schraut, sind von Berlin abgereist.
Der Regierungs⸗Assessor hr. Schreiber zu Trebnitz ist der Königlichen Regierung zu Posen zur weiteren dienstlichen Verwendung und der Regierungs⸗-Assessor Dr. Francke zu Inowrazlaw derselben Königlichen Regierung zur aushilfs⸗ weisen Beschäftigung . worden. J
Der neuernannte Regierungs⸗-Assessor Dr. von Seidlitz aus Frankfurt 9. O. ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Glatz, Regierungsbezirk Breslau, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.
Bayern.
Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent ist vorgestern Abend aus dem Spessart, wohin Höchstderselbe sich von Darm— stadt begeben hatte, wieder in München eingetroffen. ;
Die Kammer der Abgeordneten nahm gestern das Creditgesetz für weitere Doppelgleise und Beschaffung von Eisenbahnfahrmaterial im Gesammtbetrage von 30 494200 MS an.
Baden.
In der vorgestrigen Sitzung der Zweiten am mer gelangten die auf die Stellung der Großherzoglichen Regierung zu den geplanten Reichs-Steuervorlagen bezüglichen Anfragen zur Beantwortung. Der Minister des Großherzog⸗ lichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten von Brauer gab zunächst folgende Erklärung ab;.
Außer den beiden Interpellationen über die Steuerprojercte des Reichs liegen zwei Anträge vor, welche in der Form das ge⸗ meinsam haben, daß die Großherzogliche Regierung von der Kammer ersucht werden soll, dem badischen Bevollmächtigten zum Bundes rath eine bestimmte Instruction zu ertheilen. Bevor über den materiellen Inhalt jener Interpellationen und Anträge berathen wird, möchte ich darauf hinweisen, daß die Instruirung der Bevollmächtigten zum Bundesrath, wie ohne Zweifel auch das hohe Haus annimmt, zur Kompetenz der Großherzoglichen Regierung gehört. Ein die Regierung bindender Beschluß dahin, daß die Bevollmächtigten anzuweisen seien, einen dem Bundesrath vorliegenden Gesetzentwurf anzunehnien oder abzulehnen, würde rechtlich nicht gefaßt werden können. Der Bundesrath ist das verfassungsmäßige Organ, in welchem die Auffassung der verbündeten Regierungen zum Ausdruck zu kommen hat, wobei es allerdings nicht wel e ff sein kann, daß die Weisungen an die Bevoll⸗ mächtigten als Regierungsaete sich darstellen, für welche die Minister nach Maßgabe der Gesetzgebung des Einzelstaates dem Land⸗ tag verantwortlich sind. Ich bezwecke mit diesem Hinweis durchgus nicht, dem hohen Hause die Berechtigung abzusprechen, über An⸗ gelegenheiten des Reichs in Discussion zu treten. Wir haben uns vielmehr zur Beantwortung der Interpellationen bereit erklärt, und unmittelbar nach mir wird der Herr Präsident des Finanz ⸗Ministeriums die Ehre haben, den Standpunkt der Regierung zu den Steuer⸗ projecten des Reichs kurz darzulegen. Aber bei den sich voraussichtlich hieran anschließenden Debatten glauben wir, obwohl die Regierung den Werth derartiger Erörterungen in so hochwichtigen, die badischen Interessen eng berührenden Fragen nicht verkennt, mit Rücksicht auf die verbündeten Regierungen und auf den gegenwär⸗ tigen Stand der Sache zur Zurückhaltung verpflichtet zu sein.“
Hierauf verlas der Präsident des Großherzoglichen Finanz-Ministeriums Dr. Buchenberger nachstehende Er— klärung: ;
„Die inhaltlich der Interpellationen an die Großherzogliche Staatsregierung gestellten Anfragen habe ich namens der ersteren in folgender Weise zu beantworten: 15 Für die geplante Finanz⸗ reform im Reich ist die Großherzogliche Regierung eingetreten, weil die bisherigen schwankenden Beziehungen in der Finanzwirthschaft des Reichs und der Einzelstaaten als Folge des Systemz der Matrikularerhebung und der Ueberweisungspolitik sich als in bohem Grade störend für die Aufrechterhaltung einer guten Ordnung des Finanzwesens erwiesen haben; weil darnach dringend zu wünschen ist, daß an Stelle jener Unsicherheit eine Ordnung tritt für eine Reihe von Jahren, welche die Verpflichtungen der beiderseitigen Finanzgemeinschaften klar und bestimmt umschreibt; weil endlich eine Ordnung, die das Reich statt auf die eigenen Einnahmequellen auf daz Auskunftsmittel der Deckung vorhandener Fehlbeträge mittels Erhöhung der Matrikularbeitraͤge verweist, dem Gedanken der Reichsverfassung widerspricht und weil zugleich die us vorstehenden Erwägungen vorgeschlagene anderweite
f ine vorsichtige Fmanzgebahrung im Reich wie in den erböhte Bürgschaft gewährt. 2) Von den zur Durch—⸗ 7 zeform vorgeschlagenen Deckungsmitteln hat Regierung ihre Zustimmung zu dem Gesetzentwurf,
es Tabacks und die Erhebung der
sgesprochen; sie hat bei ihrer Stimm⸗
rlage insbesondere von der Er⸗
lassen, daß dem Taback ein der steuer⸗
g fähiges teuerobject zu erblicken, die Spstem der nicht
der der
** w Kreisen der Industrie 5 1. — 24 — 6. sollen glaubt, nur zum gerin und die jedenfalls
Hieran knüpfte der Präsident Dr. Buchenberger fol— gende kurze Bemerkung: .
Der Abg. Muser habe e. verschiedenen anderen Punkten, auf die er auch noch einzugehen habe, insbesondere den Vorwurf erhoben, daß die verbündeten Regierungen, indem sie den Tabacksteuer esetz⸗ entwurf eingebracht haben, sich in Wieberspruch gesetzt hätten
ö die vor den Wahlen gegeben worden seien. . wäre er ein begründeter, wäre ein schwerer; aber er sel ein unbegründeter. Er würde diesen Nachweis schon jetzt führen, wenn er nicht annehmen dürfe, daß ihm im Anschluß an die Debatte noch Anlaß zu weiteren. Bemerkungen gegeben sei, die er sich deshalb zu einem späteren Zeitpunkt der Discussion vorbehalte.
In der sich hieran anschließenden Dehatte sprach der Abg. Klein gegen die Weinsteuer. Der Staats ⸗Minister Dr. Nokk erklärte, die Regierung sei für die Militãrvorlage eingetreten, weil sie mit den verbündeten Regierungen die Ver⸗ stärkung des Heeres für die Sicherheit und den Frieden für noth⸗ wendig erachtet habe. Gerade weil sie die Ehre Deutschlands habe wahren wollen, sei sie dafür eingetreten. Der Abg. Sch luss er sprach gegen die Tabacksteuer. Der Abg. Marhe wandte sich gegen das Reichssteuersystem überhaupt unter besonderer Be⸗ kämpfung der sogenannten Finanzreform, die indirect dazu berufen sei, die Franckenstein'sche Klausel zu beseitigen. Die Haltung der Großherzoglichen Regierung ö Weinsteuerfrage sei erfreulich, um so bedauerlicher sei ihre zaltung zu den anderen Entwürfen. Der Abg. Ruedt (Soc.) sprach gegen das neue Steuer— system; man müsse auch hier einmal zeigen, daß man die Ver⸗ preußung in Baden satt habe. Redner wandte sich dann gegen den Militarismus als den Vater des Kapitalismus. Der Abg. Fieser bekämpfte die vorgelegten Steuerpläne; er hielt die Reichs⸗-Einkommensteuer bei dem föderativen Charakter des Reichs für undurchführbar und vertheidigte die contingentirte Brennsteuer, auf der die , des ostpreußischen Bauernstandes basire. Dem Abg. Muser gegenüber betonte der Redner, daß in Baden der Großherzog und die Prinzen Einkommensteuer zahlten und nur die Apa⸗ nagen befreit seien. Redner trat ferner fh die Militärvorlage ein und hielt persönlich eine Reichs-Erb chaftssteuer zur Müͤ— deckung für angebracht. Darauf wurde die Sitzung vertagt.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiser⸗ liches Patent vom 6. d. M, durch welches die Landta ge von Nieder⸗-Oesterreich, Steiermark, Mähren, Görz und Gra⸗ diska auf den 19. d. M., diejenigen von Böhmen, Krain und Schlesien auf den 28. d. M., von Ober-⸗Oesterreich und Itrien-Triest auf den 3. Januar 1894 und von Dalmatien, Salzburg, Galizien, Kärnthen, der Bukowina und Vorarlberg auf den 109. Januar 1894 einberufen werden. .
Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm gestern den Gesetzentwurf über die Ausdehnung der Unfall— versicherung auf diejenigen Betriebe, die bisher der Unfall⸗ versicherung nicht unterstellt waren, an; hierher gehören der Eisenbahnbetrieb, die Binnenschiffahrt, die Straßenreinigung, die Theater, die Berufsfeuerwehr und andere. Gleichzeitig wurde eine Resolution angenommen, wonach auch die Post⸗ und Telegraphenbediensteten der Unfallversicherung unter— liegen sollen. .
Im ungarischen Unterhause erklärte gestern ber Minister-Präsident und Finanz⸗Minister Dr. Wekerle bei der Berathung des Budgets des Finanz⸗Ministeriums: die heutige bedeutende Subvention der Silberproduction könne auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden; er schlage deshalb vor, daß der e, ,. während dreier Jahre successive herabgesetzt werde, bis der normale Preisstand erreicht sei. Der Schutz der Silberproduction durch einen erhöhten Zoll sei nicht angezeigt.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause erklärte gestern, wie „W. T. B.“ be— richtet, auf eine Anfrage der Parlaments⸗Secretär des Aus⸗ wärtigen Sir E. Grey, das Protoboll, betreffend die Er⸗ richtung eines neutralen Staats zwischen Siam und den britischen Besitzungen sei unterzeichnet worden. Der Wortlaut des Abkommens werde. Montag dem Hause vorgelegt werden. Ein definitives Abkommen darüber, den betreffenden Staat unter die Controle Chinas zu stellen, sei noch nicht getroffen. Der Premier-Minister Gladstone theilte mit, Sir Gerald Portal sei zurückgekehrt, aber noch mit der Abfassung seines Berichts über Uganda beschäftigt; die Regierung könne somit über ihre Politik, betreffend Uganda, noch keine Erklärung abgeben. Im weiteren Verlaufe der Sitzung er— klärte Sir E. Grey auf eine bezügliche Anfrage, die englische Regierung habe nicht die Absicht, bei der Regierung der Ver⸗ einigten Staaten von Nord-Amerika einen Atkachs für Handelssachen zu ernennen.
Frankreich.
In der gestrigen Sitzung der Dep utirtenkammer übernahm, wie „W. T. B.“ meldet, der neugewählte Präsident Du pu my den Vorsitz und dankte in einer Ansprache für seine Wahl. Dupun erklaͤrte ferner, er werde das Bestreben haben, die Freiheit der Tribüne zu schützen sowie seiner Thätigkeit den Charakter der Höflichkeit, der Mäßigkeit und Billigkeit zu wahren, und schloß mit dem Ausdruck der Ueberzeugung, daß die neue Legislaturperiode die Hoffnungen der Republik, und des Vaterlandes rechtfertigen werde. Die Kammer beschloß sodann, eine Untersuchung über die Wahl des Vicomte de Vogüs anzustellen, und nahm mit 387 gegen 93 Stimmen den Antrag des Deputirten Barodet an aüf Ernennung einer Commission, die mit der Sammlung und Veröffentlichung der Wahlprogramme beauftragt werden solle. Im weiteren Verlauf der Sitzung beantragte der Deputirte Basly, eine Commission von 44 Mitgliedern zu ernennen mit dem Auftrage, eine Enquéte über den Strike im Departement Pas de Calais und über die Ausbeutung der Kohlengruben zu, bilden. Basly verlangte für seinen Antrag die Dringlichkeit und sofortige Berathung, erklärte sich aber auf eine Gegenäußerung des Ministers der öffentlichen Arbeiten Gonnart damit einver⸗ standen, daß die Berathung erst am Montag stattfinde.
Die Mehrheit der von der Deputirtenkammer mit der Vorberathung der Vorlage, welche die öffentlichen Kassen zur einstweiligen Annahme italienischer Scheidemünze ermächtigt, beauftragten Commission hat sich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen, weil Italien die Verpf . nicht k. sei, die Scheidemünzen gegen Gold einzulö .
as Journal R. République“ will wissen, es sei die Rede davon, Flu ß⸗Torpedos⸗Compagnien zu bilden, die von Ingenieur⸗Offizieren befehligt würden und den Auftrag
indern und gleichzeltig zu der unterseeischen Vertheidigung
Der russische Bolschafter Baron von Mohrenheim wird sich in der nächsten Woche nach Rußland begeben.
Italien.
Der König empfing gestern Vormittag Zanardelli und Nachmittags den Präsidenten des Senats. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ verlautete gestern Abend in par⸗ lamentarischen Kreisen, Zanardelli habe sich infolge der Ablehnung von Bargtieri, Raechla und San Mar— zano, in die Combination Zangrdelli einzutreten, entschlossen, von dem Auftrag zur Cabinetbildung zurückzutreten.
Spanien.
Nach Meldungen aus Melilla würden die seitens Spaniens vorgeschlagenen Friedensbeding ungen wahr— scheinlich folgende sein: Zeitweise Besetzung von Positionen im marokkanischen Gebiete jenseits von Guariach, Auslieferung von 12009 Gewehren und von Geiseln, sowie die Verurthei⸗ lung der Anführer des Aufstands.
Portugal. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Lissabon hat der König ein Decret unterzeichnet, wodurch die Auf— lösung der Eortes verfügt wird und die Neuwahlen auf den 14. Januar festgesetzt werden.
Serbien.
In der gestrigen Sitzung der Skupschtina entwickelte Minister⸗Präsibent Gru ie unter lebhaftem Beifall das Pro⸗ gramm der Regierung. Er erklärte dem W. T. B.“ zufolge: die Regierung werde bestrebt sein, eine Sanirung der . und die Hebung der Volkswirthschaft und Commu— nicationen herbeizuführen, sowie der Armee besondere Aufmerk— samkeit zuzuwenden. Die Regierung erwarte hierbei die Unter— stützung der Skupschtina. Sle werde ferner zu allen Staaten freundschaftliche und correcte Beziehungen pflegen. Dies sei erreichbar, wenn die gegenseitigen Rechte geachtet, die gegen⸗ seitigen Verpflichtungen erfüllt würden. Die Regierung sei fest entschlossen, die internationalen Rechte zu achten und die ab⸗ geschlossenen Verträge loyal und aufrichtig zu erfüllen. Da sie dasselbe mit vollem Recht auch seitens der anderen Staaten erwarte, so sei kein Anlaß vorhanden, der die äußeren Beziehungen zi trüben vermöge, und man könne sich daher mit völliger Ruhe den Aufgaben der inneren Politik widmen.
Amerika.
Der „New-⸗York Herald“ hat am Mittwoch die telegraphische Mittheilung erhalten, daß ein Mann der Besatzung des brasilianischen Kreuzers „America“ während der Fahrt von New⸗Hork nach Rio de Janeiro am 4. d. M. absichtlich das Ventil der Maschine zerbrochen habe. Die „America“ befinde sich gegenwärtig im Hafen von Bridgetown IInsel Barba does), von wo sie nach Beendigung der Reparaturarbeiten nach Rio weiterfahren werde. .
Der Belagerungszustand in Buenos Aires wird nach einer Meldung des „W. T. B.“ voraussichtlich um zwei Monate verlängert werden. — Der argentinische Congreß hat den mit England abgeschlossenen Auslieferungsverkrag genehmigt.
Afrika.
Mehrere Brüsseler Blätter berichten unter Vorbehalt, daß die belgischen Cmmandanten d'Hanis und P onthier, die Besieger der Araber, in Riba Riba sich vereinigen würden, um Maßnahmen zu treffen, wodurch die Araber an der Wiederaufnahme der Offensive gehindert würden. Der Congo⸗ Staat soll beschlossen haben, eine erhebliche Anzahl von bel— gischen Offizieren nach dem Congo zu senden.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Relchs tags befindet sich in der Ersten Beilage.
— Die VI. Commission des Reichstags hat über das ihr zur Vorberathung überwiesene, am 21. August v. J. in Wien zwischen dem Reich und Serbien abgeschlossene Ueber einkommen, betreffend den gegenseitigen Muster- und Markenschutz, nebst, Zusatzerklärungen vom 17. März und 7. November d. J. beschlossen, dem Reichstag die Zustimmung zu empfehlen.
— Die Abgg. Dr. Boeckel (Rfp.) und Genossen haben im Reichstag in Form von drei Gesetzentwürfen den Antrag eingebracht, welcher die Herabsetzung der Gebühren für Rechtsanwälte, die Beseitigung des Anwaltzwan ges für Prozesse vor den Landgerichten und die Herabsetzung der Gerichts kosten bezweckt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Salzproduetion und -⸗Besteuerung.
Die im 4. Vierteljahrsheft 1893 zur Statistick des Deutschen Reichs Ende November d. J. veröffentlichte neueste Statistik über Salz⸗ production und Saljbesteuerung weist 14 Steinsalz⸗Bergwerke 7 Staats⸗ und 7 Privatwerke), 62 Salinen (21 im Staats, und 41 in Privgt⸗ besitz) und 15 Fabriken mit Salznebengewinnung nach, Die während det Ctatsjahres 1892/93 im Betrieb gewesen sind und 574777 * Stein salz sowie 903 970 t. Siedesalz gewonnen haben. Im Jahre 1891/92 waren 597 376 t Steinsalz und 511 749 t Siedesalz erzeugt worden; die Salzgewinnung hat daher im letzten Etatsjahr gegen das Vorjahr etwas nachgelassen. . ; . K
An inländischem Salz sind während des Etatsjahres 1892,93 zu Speisezwecken abgelassen worden 362 672 t (1891/93 364 094 t), und zu anderen Zwecken steuerfrei verabfolgt, worden 507 964: (891 / e 180377 t). Die Ausfuhr von inländischen Salz in das Zoll⸗Ausland hat sich belaufen auf 191 962 t gegen 6b 1838 4 im Jahre 1891/92; zurückgegangen im Ver⸗ gleich zum Vorjahre ist die Salz lu el ir i nach Britisch⸗Indien, wohin 1891/92 96147 t Steinsalz verfrachtet worden waren, 1892/93 aber nur 40616 t. Ausländisches Sal iist im deutschen Zollgebiet 1892ñ93 nur in einer Menge von 24 048 t (1891/92 25 926 t) bezogen worden, weit n n El 486 t) englisches Salz, das besonders in Ost., und Westpreußen, Schleswig—⸗ Holstein und Hamburg verzehrt wird.
Der Verbrauch von Speisesalz (einheimischem und fremdem) im deutschen Zollgebiet ist für 1892,93 zu 383 444 6 ermittelt, woraus sich auf. den Kopf der Bevölkerung, ähnlich wie in den Vor⸗ jahren, eine Verbrauchsmenge von 7,5 kg berechnet. An steuerfreiem Salz sind verbraucht worden Hl 240 6 oder 10, kg auf den Kopf der Bevölkerung (1891/92 484 0355 6 oder 9,7 kg auf den Sh hier⸗ von sind 294 301 t an Soda; und Glaubersalz⸗ Fahr len und 113 888 6 zur Viehfütterung abgelassen, ferner 35 705 t in chemischen und Farbefabriken, 21 686 6 in der Metallwagren. und 18 208 t in der Lederindustrie verbraucht worden. — Die Cinnahmen an Salz— abgaben (Steuer und Zoll) haben 45,7 Mill. Mark betragen.
ö sollten, in Kriegszeiten Zugang zu den Flüssen zu ver? h
der Küsten beizutragen.
Heringshandel in Danzig.
Für den Heringshandel in Danzig kommen in erster Linie die schottischen und die holländäschen Heringe in Betracht. Der Heringsfang in Schottland lieferte im August bis Mitte Sep⸗ sember eine große, die des Vorjahres um 48 000 Fässer übersteigende Ausbeute, namentlich von e Full⸗ und n, ,,, während die kleineren und mittelgroßen fast ganz fehlten. Die Ausbeute in Hol— land wird dagegen bisher um 69 bis 70 O00 Fässer geringer geschätzt als 1592, während Norwegen ein Mehr von 120 biz 130 096 Fäsfern auf weisen dürfte. Aus Schottland kamen bis Ende Oktober ISPs Has Fal; zu 150 Kg nach Danzig, gegen 92 876 im Jahre 1892, 78 827 im Jahre 1891. 93 46 im Jahre 1890, 1236 756 im Jahre 1859. Der Begehr war bei geringen Preisschwankungen andauernd lebhaft, und es ist zu erwarten, daß bei der großen Kartoffelernte, welche einen billigen Preis für dieses Nahrungsmittel zur Folge hat, der Absatz von Heringen während des ganzen Winters ein reger bleiben wird.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Solingen wird der „Köln. Ztg. geschrieben: In der hei⸗ mischen Scheeren⸗Industrie steht anscheinend ein Lohnstreit bevor. Der Scheerenschleifer Verein hat das mit dem Scheerenfabrikanten. Verein abgeschlossene Preisverzeichniß plötzlich zum 1. Februar gekündigt. Wahrscheinlich wird eine Erhöhung der Schleispreise beabsichtigt. In den Kreisen der Fabrikanten scheint man sedoch nicht geneigt zu sein, die Preise zu erhöhen, weil die Geschäftslage eher das Gegentheil rechtfertigen würde.
Der Aus stand der Berliner Schuhmacher Vergl. die gestrige Nr. 292 d. Bl.) hat einer Mittheilung der Berliner. Volksz.“ zufolge an Ausdehnung gewonnen und droht in einen aligemeinen Schuhmacherausstand , . über diese Frage soll eine heute stattfindende Versammlung beschließen. Vorläufig werden noch die Fabriken von Buchholz und Kluge als solche bezeichnet, die am Ausstand betheiligt sind.
Während der „Köln. 3.“ aus Lüttich berichtet wird, daß sämmtliche Steinbruchbe iger von Sprimont beschlossen haben, wegen der Forderungen ihrer Arbeiter am 15. Dezember die Arbeit einzustellen, meldet ein Telegramm des „H. T. B.“: Die Arbeiter in den Steingruben von Sprimont, die bisher strikten, weil ihnen die Löhne nur monatlich ausgezahlt werden, haben die Arbeit wieder auf⸗ genommen, nachdem ihnen die Zusicherung geworden, daß sie von jetzt ab am 10. und 25. jeden Monats ihre Löhnung erhalten follen.
Kunst und Wissenschaft.
In der Vereinigung der Kunstfreunde für amtliche Publicationen der Königlichen Nationalgalerie sind soeben zwei Lichtdruckbilder der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche in der Front⸗ und Choransicht erschienen (Größe: 64 X 83 em einschl. Carton). Um die mit großer Sorgfalt und Schönheit ausgeführten Bilder möglichst Vielen zugänglich zu machen, ist der Preis auf 26 0 festgesetzt worden. Diese Blätter dürften viele Freunde finden, zumal Fhre Majestäten 3 n n e Fail . Denksprüchen und Namensunterschrift versehen haben. er Gesammterlös der verkauften Bilder ist für die Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche be⸗ stimmt. Ausgestellt und käuflich zu haben sind die Blätter im Vestibül der Königlichen National-Galerie, bei der Vereinigung der Kunstfreunde, Spittelmarkt Nr. 2 und Potsdamerstraße. Nr. 23, und in den Kunsthandlungen von Schulte, Unter den Linden Rr. 1, und Amsler u. Ruthardt, Behrenstraße Nr. 29a. —
t Es gehört zu dem festen Programm des Kunstsalons von F. Gurlitt, in jedem Winter eine Ausstellung von Werken berühmter französischer Künstler zu veranstalten, beziehungs⸗ weise einem Pariser Kunsthändler seine Räume für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Die Auswahl dieser Bilder wird zunächst durch geschäftliche Rüͤcksichten bestimmt; gewisse bekannte Namen, die das Interesse und die Kauflust anregen, dürfen bei diesen Ausstellungen nicht fehlen; die Verhaͤltnisse des deutschen Kunsthandels schließen da—⸗ gegen aus, daß französische Werke ersten Ranges in Berlin zum Verkauf kommen, und damit sind sie auch von diefen Ausstellungen ziemlich ausgeschlossen. Aber auch die Durchschnittsleistungen der älteren sranzösischen Schule, wie sie in einzelnen Bildern bon Dau bigny, Corot, Duprés, Rousseau, Millet fils, Henner, Neissonier, Roybet und Ribot hier vereinigt sind, bieten dem Kunstfreunde, zumal in den öffentlichen Sammlungen Berlins kein Vergleichsmaterial zur Kritik auffordert, Anregung und Genuß. In diesen Jahre sind auch einige Bilder darunter, die die neuere Entwickelung der französischen Malerei illustriren, wie die breit gemalten impressionistischen Landschaften von Claude Monet, unter welchen besonders eine Vedute aus dem HYydepark mit ihrer zarten Nebelstimmung den Beschauer fesselt; eine trotz der lüderlichen Mache höchst wirksame Studie von Degas, das in einem Rauch⸗ und Nebelschleier verschwimmende Interieur von Carrière, ein in ordinären Farbenstellungen sich gefallendes Pasteil bon Zandominighi „Der Thee“, und eine Reihe von Landschaften von Sisley, Vignon und Guitkkanmain, die die neuerdings beliebte Malerei in aufgelösten Farbentönen in gestrichelter und Poinkillétechnik deranschaulichen, Außerordentliche Anmuth und Feinheit des Empfindens athmen die Frühlings⸗ und Herbstlandschaften von Pifsaro. Das Aeußerste an Hellmalerei und lichter Farbenstellung kommt in den Landschaften von Jules Wen gel zum Ausdruck, die trotz der stumpfen Pereirafarben für das feiner gebildete Auge ungewöhnlich stimmungsvoll wirken. Allzu süßlich und weich ist die Farbengebung in Monchablon's träumerischen Landschaftsbildern, während der Belgier P. J. Clays in seinen Küstenbildern kräftigere und gesundere Auffgssung bekundet. ZIhr goldig⸗ bräunlicher Ton erinnert an die Altmeister der holländischen Landschaft, und doch läßt die nervöse Feinfühligkeit in dem Colorit niemals das modern geschulte Auge des Malers verkennen. — Die piece de rèêsistance der diesmaligen Ausstellung bilden ohne Zweifel die drei Bilder des ungen, in Paris ausgebildeten Amerikaners Alexander Harrison, der schon auf der diesjährigen Sommerausstellung den Saupttreffer iog. Ihr Thema bildet der Refler des Mondlichts auf dem Wasser. Das Flimmern der Luft über den langsam beranspülenden Wogen des Meeres am flachen Strand, das Glitzenn des Wassers, feine krystallene Durchsichtigkent sind meisterhaft gegeben. Aber die tiefernste poetische Stimmung, die das Ganze zusammenhält, steht noch höher als jene virtuosen Finzelleistungen. Der einsame Waldsee, auf dem ein Kahn mit einem nackten Jüngling schaukelt, übt einen unwiderstehlichen, ge⸗ waltigen Zauber auf das Gemüth. Aus dem Zwielicht der Mond⸗ nacht blitzt nur der Refler des Mondes auf dem feuchten Ruder des Jahns hervor vielleicht etwas zu ö und hart; aber, wenn das Auge sich in den Baummassen des umbuschten Ufers zurecht gefunden, wird es gehannt von dem geheimnißvollen Weben der einsamen Ratur, As eine feierliche und zugleich träumerische Stimmung weckt. Die Staffage des aufrecht stehenden Knaben un Kahn verstärkt noch diesen traumhaften, weltfremden Eindruck.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
; ö Hochseefische rei. w Sochseefischerei in der Ostsee ist in fortgesetztem Aufschwunge begriffen. Nach den Aufzeichnungen des . zu Putz ig sind im Monat August Flundern, Barsche, Hechte und Aale im Werthe don etwa 4406 6, im September hauptsächlich Aale im Werthe von 11 000 M gefangen worden.
Saaten stand in Rumänien.
. In der Walachei ist infolge andauernden Regenmangels die VDodenbestellung verzögert worden, sodaß 9 en Ende vor. Mts. kaum 9. Drittel der für eizen und Roggen .. Flächen angebaut 6g In den letzten Tagen des Nobember ist ausgiebiger Regen ge⸗ re e mn fn, J. . ö . die
ug noch wird vollendet werden können. n der Moldau tehen die Wintersagten im allgemeinen gut.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cholera.
Rußland. Ueber den Stand der Cholera in Polen wird . berichtet: Vom 27. November bis J. Dezember sind in der tadt Warschau 1 Erkrankung und kein Todesfall vorgekommen; vom 24. November bis J. Dezember im Kreise Wloelawsk und Nowo Minsk Gouvernement Warschau) 11 bezw. g; vom 73. bis 28. Rovember in Zawichost. Ostrowiec und Slupiana / dbrzejno (Gouvernement Radom) 38 bezw. 186; vom 24. bis 30. November in Krasnobrod ( Gouvernement Lublin) ) bezw. 1; vom 25. November bis 1. Dezember in Sokolow und im Kreise Garwolin ( Gouvernement Siedlez) 2 bezw. 3; vom 24. bis 30. November in Plock und Sierpec und in den Kreisen Prasnysz, Plonsk (Gouvernement Plozk), 13 bezw. 9; vom 25. November bis I: Dezember in Kolno (Gouvernement oma) 2 bezw. 3; vom 24. bis 30. November in den Kreisen Wilkowiszki, Wladislawom und
Mariampol (Gouvernement Suwalki) 16 bezw. 160.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlefien. An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 12 355, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. . Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 5192, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
. Zwangs- Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgerkcht 17 Berlin stand am 4. Dezember das Grundstück in der Frobenstr. 36, dem Privatmann Anton Horstmann gehörig, zur Versteigerung; Nutzungswerth 3470 „é; für das Meistgebot bon 167 500 wurde der Kaufmann Leo Levy, Alte Schönhauserstr. J, Ersteher.
Beim k Amtsgericht I Berlin stand das Grundstück zu Schöneberg in der Wieland straße. dem Archi⸗ tekten Theodor Weber in Berlin gehörig, am 7. Dezember zur Versteigerung; Fläche 9, 35 a; Mindestgebot 550 MS; für das Meist⸗ gebot von 73 5600 1 wurden der Rentier Hermann Gbbe zu Friedenau, Fregestr. 13, der Kaufmann Franz Peterson ebenda, Rheinstr. 6, und der Kaufmann Rudolf Rösner ebenda, Hauff⸗ straße 7, gleichberechtigt, Ersteher. A ufgehoben wurde das Ver— fahren wegen des Restaurateurs Wilh. Täubert'schen, zu Schöne⸗ berg an der Menzelstraße belegenen Grundstücks.
Magdeburg, 7. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excel,, von 92699 — neue 13, 95, Kornzucker excl. 88 0/0 Rendement —, neue 153,40, Nachproducte excl., 75 : Rende— ment 19.90. Besser. Brotraffinade J. 26,55, Brotraffinade II. 26,50, Gem. Raffinade mit Faß A, 90. Gem. Melis J. mit Faß 25,00. Fest. Rohzucker. J. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. De— zember 12,829 bez., 12, 8P9 Br., pr. Januar 12,923 bez., i295 Br., pr. Februar 15, 925 bez., und Br., per März 13,07 bez, 13,10 Br. Anfangs fest. Schluß ruhiger.
Leipzig, 7. Dezember. (W. T. B.) handel. La Plata Grundmuster B. per per Januar 3,425 S, per Februar 3,45 M, per April 3,50 M, per Mai 3,527 „S, per Funi 3,57 M, per Juli 3,60 S6, ver August 352 ½, per September 3,627 t, per Oktober 3, 629 S6, per November 3,2 6 Umsatz 5000 kg.
Bremen, 7. Dezember. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum ⸗Börse.) Sehr fest. Loco 95 Br. — Baumwolle. Matt. Upland middling, loco 41 Z, Upland Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin -⸗Lieserung, pr. Dezember 9 pr. Januar 407 , per Februar 4964 , pr. März 41 3, pr. April 414 3. pr. Mai 415 J. — Speck. Sehr fest. Short glear middl. Nrovember⸗ Abladung 43, Dezember ⸗Januar⸗Abladung 39. Wolle. Umsatz:; 61 Ballen. Faback Umsatz: 31 Faß Kentucky, 53 Faß Virginy.
London, 7. Dezember. (W. T. B.) Wollauetion. Preise unverändert.
An der Küste 3 Weizenladun gen angeboten.
oß og Javazugker loco 15 stetig, Rüben ⸗Robzucker loco 126 stetig. — Chile⸗Kupf er 435i, pr. 3 Monat 4315/8.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, erfolgt die Reise eines der Leiter der Banque de Paris nach Madrid auf eine Einladung der spanischen Regierung, um mit der Regierung über die spa⸗ nischen Eisenbahnen, sowie über die Bedürfnisse des spanischen Schatzam ts zu verhandeln. Hierbei soll die Banque de Paris nicht nur die eigene Gruppe, sondern auch andere hervorragende französische Finanzhäuser vertreten.
Liverpool, 7. Dezember. (W. T. B.) (Offieielle Notirungen.) American good ordin. 44, do. low middling 44, do. middling 46, do. good middling 48, do. middling fair 4153/1, Pernam fair 437i, do. good fair 4sig, Ceara fair 4rsis, do. göod fair 43, Egyptian brown fair 43, do. do. good fair Hi / ig, d6. do. good 57 / is, Peru rough good fair His iz, do. do. good Gi ig, do. do. fine 6711s, do. moder. rough fair 41/1, do. do. good fair Höas, do. do. good hs / i, do. smooth fair 4, do. do. good fair 4usigs, M. G. Broach good 4, do. fine 45, Dhollerah good 34, do. fully good 373, do. fine 41 is, DOomra go)yd zis /ig, do. fully good 316/16, do. fine 45, Scinde good 43, Bengal fully good Zis /is, do. fine 4.
Bradford, 7. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, thätiger, k und Alpakka ruhig. Garne ruhig, aber fest. Stoffe ruhig.
Paris, 7. Dezember. (W. T. B.) Das Pariser Comité der Besitzer portugiesisch er Eisenbahn⸗Obligationen beschloß einstimmig, alle neuen Opfer abzulehnen, und beauftragte seinen Rechts⸗ beistand, das Statut zu einer Schutzvereinigung zu entwerfen.
Am sterdam, 7. Dezember. (W. T. B.) Java-⸗Kaffee good ordinary 52. — Bancazinn 483.
NewYork, 7. Dezember. (W. T. B.) Die Börse eröffnete höher, im weiteren Verlaufe wurde die Stimmung recht gedrückt, und schloß lustlos. Der Umsatz der Actien betrug 153 006 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt.
eizen eröffnete schwächer und war dann allgemein fest während des ganzen Tages infolge Deckungen der Baiffierg. Schluß träge. — Mais einige Zeit steigend auf Degkungen der Baissiers, später schwächer auf erwartete Zunahme der Ankünfte. Schluß träge. Chicago, 7. Dezember. (W. T. B.) Weizen allgemein fest während des ganzen Tages auf unbedeutende Ankünfte. — Mais durchweg fest auf stramme Kabelberichte.
Kam mzug-⸗Termin⸗ Dezember 3,40 , per März 3,475 M,
Verdingungen im Auslande.
Niederlande.
21. Dezember, 11 Uhr. Gemeente Gasfabrieken te Rotter- dam, im Bureau der Fabrik. . Lieferung von gezogenen eisernen Röhren, rothem und gelbem Kupfer, Laternen, diversen Eisen., Glas- 6 und Fettwaaren für den Bedarf der Fabrik. Bedingungen äuflich bei Wed. P. van Waesberge u. Zoon, Houttuin 75, zu Rotterdam.
2
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer Snow⸗ drop. hat mit Beamten und Geladenen von Liverpool aus die erste Fahrt durch den neuen Kanal nach Manchester gemacht. Von den Ufern des Kanals aus wurde der Dampfer le haft begrüßt. — Der Union Dampfer „Scot ' ist am Mittwoch ee. der Heimreise von Capsta dt abgegangen.
Stockholm, . Dezember. W. T. B.) Gestern erfolgte bei Koller (1061 Em nördlich von Stockholm) die Vereinigung der nördlichen und südlichen Staatsbahnen. Hierdurch ist auf der
Strecke Malmö. Gellivare eine zusammenhängende Bahnlinie geschaffen.
16
Theater und Musik.
‚ Königliches Opernhaus.
Auf der Bühne unseres Königlichen Oyernhauses hat gestern Abend nunmehr auch ein Wagner⸗-Cyklus mit des Meisters romantischer Oper Der fliegende Holländer“ begonnen. Die Künstlergestalt Richard Wagner's ist dem Volke fast ane g h durch seine Opern⸗ dichtungen bekannt. Der Kampf und Streit um die , Be⸗ deutung des Wagner'schen Schaffens ist seit dem Heimgange des Meisters fast ganz erloschen; wenigstens bewegt er sich in ruhigen ernsten Bahnen, ohne Hineinmischung persönlicher Motive. ö Wird es eine Wagnerschule geben? ist längst zu Gunsten des Meisters in dem Sinne entschieden, 26 in der dramatischen Musik die durch Richard Wagner geschaffene Kun trichtung unauslöschlich fortwirken wird. In allen Landen steht der große Tonmesster gepriesen da. Sein Wesen und sein Wirken hat nicht nur auf die deutsche Musik befruchtend gewirkt, sondern — eine merkwürdige Erscheinung in der Geschichte der Musik — die italienische Oper, von der die deutsche Ent⸗ wickelung ausgegangen, empfing jetzt die kräftigsten Impulse durch die Erscheinung Richard agner's und entfaltete sich, auf seiner Schaffensart fußend, zu einer neuen, starken Blüthe; und fast nicht weniger läßt sich der Einfluß der Schöpfungen Wagner's in der jüngsten Mufst aller Völker erkennen. . der Heimath des Meisters sind die Melodien seiner älteren Opern allmählich fest in den Besitz des ganzen Volkes übergegangen; die späteren Werke brechen sich nicht minder allmählich Bahn. Nicht nur im Kreise der Gebildeten, sondern, foweit ihm Opernmusik überhaupt zugänglich ist, haben auch die „Meistersinger und die Nibelungentrilogie bereits tief im Volke eine Stätte gewonnen. Ein Institut wie unsere Königliche Bühne erwirbt sich ein Verdienst um das Volk, wenn es ihm seine Geisteshelden in ihrem Schaffen und, Wirken einheitlich abgerundet vorführt. Mehr als bei anderen Meistern erfordert das Wirken Wagner's, um voll gewürdigt zu werden, ein zwar mühevolles und sorgfältiges, aber dafür auch reich lohnendes Eingehen auf die Absichten des Künstlers, der nicht nur in großer Musiker, sondern auch ein mit reicher Phantasie begabter Dichter war und aus der Fülle eines begeisterten 3 und tief und warm fühlenden Gemüths seine Stoffe mit kün tlerischem Ernst und mit der bewußten Absicht schuf und bildete, daß seine Aufgabe nicht, mit der Auferbauung und Erhebung des Einzelnen er ˖ schöpft sei, sondern daß der ganzen Volksseele seine Arbeit gelte. Das Sinnlich⸗Schöne und durch die äußeren Sinne Wirksame und Ergreifende ist ihm daher nur die Grundlage für seine hohen, idealen Zwecke, und je eindringlicher man dem Empfinden Wagners nachgeht, um so klarer tritt sein auf das Ideale gerichtetes Wesen hervor. Das zeigen schon seine ersten Opern, von denen der „Rienzi! in dem Eyklus nicht zur Aufführung gelangt. Die gestrige Aufführung des Fliegenden Holländern, die unter Herrn Kapellmeisters Dr. Muck Leitung stand, kann als eine ganz vortreffliche bezeichnet werden. Gleich die Suverture wurde lebendig und klar zu Gehör gebracht. Die Solisten, die in ihren Rollen bereits bewährt sind, wie Herr Betz als Holländer, Herr Stam mer als Daland, Frau Pierfon als Senta und Herr Lie ban afs Steuermann, führten diesmal ihre . mit Einsetzung ihres ganzen Könnens und dem— entsprechend mit bestem Gelingen durch; auch Herr Sommer konnte als Erick alle Anforderungen im Gesang und Spiel voll befriedigen. Lobenswerth waren auch die Chöre und das Zusammenspiel, sodaß der gespendete reiche Beifall überall wohlverdienk war.
Berliner Theater.
.Das lange vorbereitete und mit großer Sorgfalt inscenirte vater⸗ ländische Schauspiel Aus eignem Recht‘ von Exnst Wichert errang gestern Abend in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers, Allerhöchstwelcher auch der Generalprobe am Mittwoch beigewohnt hatte, sowie Ihrer Majestät der Kaiserin einen wohlverdienten und unbestrittenen Erfolg. Das aus einer älteren Arheit des bekannten Dichters hervorgegangene Werk behandelt mit großer Bühnenkunst und in edler Sprache den Conflict des Großen Kurfürsten mit den trotzig auf ihren Privilegien bestehenden Ständen und Städten des Herzogthums Preußen bei Uebernahme der Souveränetät im Jahre 16653 infolge des Friedens von Oliva— Banz besonders herausgearbeitet sind dabei die Charaktere des Großen Kurfürsten und seines schwierigsten Gegners, des halsstarrigen Schöppenmeisters Rohde. Mit historischer Treue und menschlicher Natürlichkeit ist es dem Dichter gelungen, in dem Großen Kurfürsten den Herrscher zu zeichnen, der bei seinem scharf ausgeprägten Sinn für die, wenn nothwendig, zwangsweise im neuerworbenen Lande einzuführende und aufrecht zu erhaltende Autorität des Fürsten doch ein. Verständniß hatte für die Verirrungen der Widerstrebenden, mit Milde ihre. Ausschreitungen beurtheilte und selbst bei offenem Aufstande, soweit angängig, noch Gnade walten ließ. Streng logisch durchgeführt erscheint auch die Charakterzeichnung des Schöppenmeisters Rohde, der in hartnäckigem Eigensinn von Polen sich nicht trennen will, das Manifest des Königs von Polen zur Ent⸗ lassung der Bewohner Preußens aus dem Unterthanenberbande für gefälscht erklärt und sich sogar dazu hinreißen läßt, den zur Verlefsung des Manifestes nach der Stadt geschickten kurfürstlichen Sendboten, den Hauptmann Born, nach blutigem Kampf verwundet gefangen zu setzen. Schließlich wegen HBochverraths zum Tode verurtheilt und vom Kurfürsten, trotzdem er sich geweigert darum zu bitten, persönlich begnadigt, zeigt er sich zwar von dem er⸗ habenen Sinn des neuen Landesfürsten ergriffen, aber von seiner Verirrung nicht geheilt und stirbt lieber im Gefängniß, als daß er seine Ueberzeugung wechselt. Auch die Neigung der von ihm über alles geliebten Tochter für den brandenburgischen Hauptmann, einen ehemaligen Königsberger, kann keinen Einfluß ausüben auf den unbeugsamen Schöppenmeister, der lieber der Tochter entsagt, als seine politische Ueberzeugung ändert.
Die Darstelluug der Hauptrollen war tadellos. Herr Sus ke
gab den Kurfürsten Friedrich Wilhelm mit edlem Anstand, voller Kraft, und Milde, Herr Kraußneck geradezu meisterhaft den hartnäckigen Schöppenmeister Rohde. Der brandenburgische Vauptmann Born fand in Herrn St ockhausen einen yor⸗ treff lichen Vertreter, dem besonders die Scenen gut gelangen, wo er mehr den heldenmüthigen Soldaten hervorzukehren hatte als den Liebhaber. Die Tochter des Schöppenmeisters Barbara wurde von Fräulein Sauer mit der ganzen ihr zu Gebote stehenden Natürlich⸗ keit und Innigkeit ausgestaktet. Sehr gut angeordnet waren die ver⸗ schiedenen . ebenso wie die glänzenden und angemessenen Decorationen einen außerordentlich günstigen Eindruck machten. Als Schuhmachermeister Klews, der seine politische Ansicht stets den jeweiligen Machtverhältnissen anzupassen sucht, wirkte Herr For mes durch treffende Komik sehr erheiternd. Der Dichter, wie die Darsteller wurden inn häufige Hervorrufe und lebhafte Beifallsspenden aus⸗ gezeichnet. Seine Majestät der Kaiser beschied den Dichter zu Sich in die Hofloge und überreichte ihm hier den Rothen Adler Orden dritter Klasse, während der Director Barnay eine Bronzestatuette Seiner Majestät auf einem Sockel aus rothem Granit erhielt. Dem Darsteller des Großen Kurfürsten übersandte der Kaiser während der Vorstellung eine große Photographie des Camphausen'schen Bildes von diesem Fürsten mit Allerhõchsteigen⸗ händiger Widmung und Unterschrift.
ö Concerte.
Derry Max Löwengard (Berlin) gab am Mittwoch im Saal Bechstein einen Lieder Abend, in welchem nur seine eigenen Compositionen zu Gehör gebracht wurden. Der Inhalt der Texte seiner zwanzig Lieder ist größtentheils ein sehr trauriger: Verlassen⸗ heit, trübe Wolken, Abschied, Entsagung, Thränen der Wehmuth, durchweinte Nächte, Tod sind die Dauptgedanken darin. Man kann sich wohl erklären, daß ein Componist vorzugsweise dazu hinneigt diesen Gesühlen einen musikalischen Ausdruck zu geben, doch durfte 1 eine solche . trauriger Gedanken nicht für den ,,, eignen. Die musikalische Wiedergabe der Worte, die in deklamatorisch · recitirender Weise geschieht, zeugt von ernftem Streben und tüchtigen
Studien. Der Versuch, auch Heiteres in jwei Liedern darzubieten,