onderes Lob verdiente. Die Pianistin, aus der Schule Liszt's hervor- egangen, verbindet schönen modulatiensreichen Anschlag mit muster⸗ * geschulter Technik und verständnißvollem Ausdruck: Vorzüge, die besonders dem Vortrag der F-moll-Phantasie von Chopin zu statten kamen. Beiden Künstlerinnen wurde reicher Beifall gespendet.
Im Deutschen Theater wird morgen das Lustspiel Die Journalisten! gegeben. Am Montag geht „ Faust“ und am Freitag Faust's Tod“ in Scene. Am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend kommt „Der Talisman“ zur Aufführung. Für Mittwoch ist College Crampton“ angesetzt.
Das Berliner Theéater bringt morgen Nachmittag das Schauspiel Graf Waldemar“ zur Aufführung mit Ludwig Barnay in der Titelrolle und Marie Pospischil, Elise Sauer und Ferdinand Suske in den übrigen Hauptrollen. Wichert's Schaufpiel „Aus eigengm Recht! kommt morgen Abend, am Montag und Donnerstag zur Aufführung. Am Dienstag wird Baron Roberts Schau⸗ spiel „Chieꝰ gegeben; in der Titelrolle nimmt Agnes Sorma, von ihrem Urlaube heimgekehrt, ihre künstlerische Wirksamkeit wieder auf. Für Mittwoch ist, vielfachen an die Direr⸗ tion gerichteten Wünschen zufolge, „Kean. angesetzt mit Ludwig Barnay in der Titelrolle. Am Freitag (17. Abonnements⸗Vorstellung) kommt erstmalig in dieser Spielzeit Shakespeare's Lastspiel Viel Lärm um Nichts“ zur Darstellung; Ludwig Barnay und Margarethe Tondeur werden diesmal die Vertreter des Paares Benedict und Beatrice sein. Am Sonnabend findet eine Wiederholung von Kean“ statt.
Im Lessing-Theater wird der dreiactige Schwank „Der un—
gläubige Thomas“ von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby, der in Verbindung mit dem einaetigen Lustspiel Ein Millionär a. D.“ morgen zur ersten Aufführung gelangt, am Mittwoch und am nächsten Sonnabend wiederholt. An den übrigen Tagen finden Gast— vorstellungen von Eleonora Duse statt, und zwar giebt die Künstlerin am Montag als achten Abend „Gasa paterna“, am Dienstag als neunten Abend „Die Cameliendame“, am Donnerstag als zehnten und vorletzten Abend ‚Cyprienne“‘ in Verbindung mit dem einaetigen Dramolet „Diener und Herr“ von Christiane Gräfin Thun-Waldstein. Am Freitag verabschiedet sich die Künstlerin als Magda in „Gasa aterna . Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird morgen anon! wiederholt. Am Montag, Dienstag und Mittwoch kommt Der Vogelhändler' zur Aufführung. Am Donnerstag, 21. d. M., wird zum ersten Mal mit vollständig neuer Ausstattung Ber Lieutenant zur See“, Operette in drei Acten, Musik von Louis Roth, gegeben.
Im Residenz⸗-Theater wird das morgen, Sonntag Nach⸗ mittag, zur Aufführung kommende LustspielMarquifen von Victorien Sardou folgendermaßen besetzt sein: Lydia: Rofa Bertens, Cam⸗ Panello: Richard Alexander, Natalie: Sophie Pagay, Fleuriot:
Im Central Theater werden von der Repertoireposse „Die eiserne Jungfrau', nur noch wenige Vorstellungen stattfinden, weil wegen der Vorbereitung der Weihnachtsnovitäten das Theater
zwei Tage geschlossen bleiben muß. Mannigfaltiges.
In der Urania findet morgen Abend die letzte Vorstellung vor Weihnachten statt. Das Institut wird bis zum 24. Dezember ein⸗ schließlich geschlossen wegen der Vorbereitungen zu dem neuen Dioramen⸗Cyklus „Das Wunderland der Neuen Welt“, der am Weihnachtsfest zum ersten Mal in Scene gehen wird.
Wron ke. Der Bau des hiesigen Centralgefängnisses ist soweit vorgeschritten, daß es voraussichtlich zum J. April nächsten Jahres mit Ausnahme des Predigerhauses und des Remisengebäudes vollendet sein wird.
Leipzig, 16. Dezember. In dem beim Reichsgericht gegen die beiden französischen Sffiziere verhandelten Landes verrathsprozeß (wergl. Nr. 298 und 299 d. Bl.) wurde, wie W. T. B.“ weiter berichtet, gestern nach 2 Uhr Nachmittags dee Oeffentlichkeit wieder hergestellt. Die Angeklagten gestehen zu, die Absicht gehabt zu haben, das gesammelte Material ihrer Regierung zu übermitteln. Reichsanwalt Treplin führte in seinem Plaidoyer aus, das Gesetz vom 3. Juli 1893 komme zum ersten Mal zur Anwendung; die Voraussetzungen desselben seien bei dem größten Theil der Anklage—⸗ punkte erfüllt. Die Angeklagten seien zwar nicht zu vergleichen mit den schlechten Subjecten der früheren Prozesse, machten auch einen uten Eindruck; aher der Umstand, daß ein vollständiges Spionage— — 5 vom Ministerium gebilligt, von Offizieren betrieben werde, wo— durch für Deutschland Unsummen von Geld und geistiger Arbeit ver— loren gegangen seien, müsse berücksichtigt werden. Er bean— trage gegen Begony fünf, gegen Delgu ey vier Jahre Zuchthaus, sowie Vernichtung der sämmtlichen vorgefundenen Schriftstüͤcke, Zeich⸗ nungen und Abbildungen. — Auf die Bitte des Vertheidigers, welcher erklaͤrte, wegen Erschöpfung die Vertheidigungsrede nicht halten zu können, wurde die Sitzung auf heute Vormittag 9 Uhr vertagt. — Die heutige Sitzung wurde, nach dem Bericht des D. J 9 Uhr mit dem Plaidoyer des Vertheidigers eröffnet. Dieser führte aus, seiner Ansicht nach könne in diesem Fall das neue Spionagegesetz vom 3. Juli 1893 nicht in Anwendung kommen, weil das Gesetz nur die Verschaffung von fremden Schriften und Plänen bestrafe. Er bitte, auf Festungshaft zu erkennen, weil die Angeklagten keine ehrlose Absicht gehabt hätten. Sollte das Reichsgericht das Spionagegesetz an⸗ wenden, dann bitte er um die geringste Zuchthausstrafe. Der Sber— Reichsanwalt trat den Ausführungen des Vertheidigers entgegen und begründete eingehend die beantragte Strafhöhe. Es müsse ein Exempel statuirt und auf eine Strafe erkannt werden, die den
keine Schonung, aber er bitte, ihm, als französischen Offizier, der bisher ehrenvoll gedient, nicht die entehrende Zucht ausstrafe aufn⸗ erlegen. Um 114 Uhr zog sich der Gerichtshof zurück und verkünden; 36 daß Nachmittags um 5 Uhr das Urtheil publieirt werden würde.
NewYork, 15. Dezember. Aus Indianopolis wird dem W. T. B. gemeldet: Ein Theil der Brücke Über den Ohio. fLuß zwischen Jefferson und Louisville ist heute früh eingesturzt Soweit bisher festgestellt worden ist, sind zwölf Perfonen getödter viele Personen werden vermißt. !
New⸗York, 16. Dezember. Aus Buffalo wird dem. W. T. B. gemeldet, daß ein Personenzug der Western-⸗New-⸗Hhork— Pennsylyania⸗Bahn bei Dunkirk durch die Bockbrücke sturzte; Personen wurden getödtet, mehrere verletzt.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
München, 16. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten erklärte bei der Fortsetzung der Generaldebatte über den Etat des Mini— steriums des Innern der Minister Freiherr von Feilitz sch, gegen die Socialisten könne nur Energie und schärfe Zuͤrück— weisung etwas erreichen. Die Regierung werde den Socialisten entgegentreten, soweit es das Gesetz erlaube; jedoch hätten die Socialisten nichts zu befürchten, wofern sie das Gesetz be⸗ obachteten.
New⸗York, 16. Dezember. (W. T. B.) Der „Nem— York Herald“ meldet aus Buenos Aires: Gestern Abend kurz nach 10 Uhr herrschte in Rio de Janeiro eine Panik. Peixoto hatte einen Angriff auf die Insurgenten gemacht. Die auf der Insel Eohras postirten Batterien Gama's erwiderten sofort, indem sie etwa 50 Minuten lang Rio mit einem Hagel von Geschossen, überschütteten. In Rio hatten gerade die Theater ihre Vorstellungen beendet und zahlreiche Theater— besucher befanden sich auf den Straßen. Viele Häuser wur— den beschädigt. Nach der „World“ sollen auch viele Personen getödtet sein.
Mexico, 15. Dezember. W. T. B) Der Congreß ist geschlossen worden. Der Finanz-Minister theilte mit, daß im Gegensatz zu früheren Jahren das Budget in Ein— nahmen und Ausgaben bilancire. Dasselbe schließe ab mit
Joseph Jarno, Piquenot: Rudolf Rittner, Maire: Eugen Pansa, Garousse: Hans Pagay. Am Abend gehen ‚Die Dragoner“ zum
25. Mal ia Scene.
Im Vietoria⸗Theater findet morgen die letzte Sonntags⸗ daß besonders die Kriegshäfen Aufführung der Sieben Raben“ statt; am Montag folgt die
. 19
stationen für Entdeckungsreisen
*
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Er bat um Nachsicht für sich und
Franzosen zu Gemüthe führe, daß die deutschen Küsten keine Versuchs—
keine Freihafen für französische 50. Auf⸗- Spionage seien. Alsdann erhielt der Angeklagte Degony das Wort. 5
der französischen Marine, und
den Mitangeklagten; er verlange
13 014 371 Doll.
Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
.
führung dieses Ausstattungsstücks.
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Wetterbericht vom 16. Dezember, 8 Uhr Morgens.
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Wind. Wetter.
Stationen.
Bar. auf 06Gr. u. d. Meeres red. in Millim.
Belmullet .. ö 9 bedeckt Aberdeen .. (64 Se 1 wollig Christiansund ; 4 Regen Kopenhagen. 6 * 1 Dunst / Stockholm wolkenlos Hayaranda . 756 still bedeckt St. Petersbg. 2 Schnee MotkaEn—.. J7568 S l bedeckt Cork, Queens⸗ /
nn,, ö 8K bedeckt Cherbourg. 4 heiter ,,,, wolkenlot . i W 4 bedeckt Hamburg .. h hedeckt Swinemünde . 1 Nebel) Neufahrwasser 3 NW 3 wolkig?) Memel (63 NW 4 bedeckt?) ,,, 7 SSO 2 wolkenlos — Münster ... SW A bedeckt Karlsruhe.. 78 2Nebel Wiesbaden . . bedeckt) München .. SW A Nebel Chemnitz.. WSW 4 bedeckt?) Denn, 2 W 4 bedeck s) Wien W 4 halb bed. Breslan . 773 W . . 3 Ne k 6 98 heiter k . 66 still heiter ö
Nachts Regen. ) Nachts Sturm und Regen. ) Nachts Regen. ) Reif. ) Nebel. ) Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Ein barometrisches Maximum über 780 mm liegt über dem Innern Frankreichs und Südwestdeutsch— land gegenüber einem Minimum von etwa 750 mm an der mittleren norwegischen Küste. Dement— sprechend wehen im Nord⸗ und Ostseegebiet lebhafte westliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur allenthalben gestiegen ist. In Deutschland ist das Wetter ungewöhnlich mild, vorwiegend trübe, im Süden nebelig, an der deutschen Küste fowie in Ost⸗ deutschland ist vielfach Regen gefallen. Im Innern Frankreichs, in Südbayern liegt die Temperatur etwas unter dem Gefrierpunkt, sonst ist Mittel Europa frostfrei.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern haus. 265. Vorstellung. Neu einstudirt: Marga⸗ rethe. Oper in 5 Acten von Gounod. Text nach Goethe's Faust, von Jules Barbier und Michel Carré. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. (Faust: Herr Emil Götze, Königl. Kammersänger, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 162. Vorstellung. Die Ahrens⸗ hooper. Paterländisches Schauspiel in 1 Auf— 6 von Axel Delmar. In Scene . vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Hannele. Traum- stück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. Mufik
Montag: Opernhaus. 266. Vorstellung. Richard Wagner ⸗ Cyclus. 7. Abend. Die Walküre in 3 Acten von Richard Wagner. Dirigent: Kavell—⸗ meister Sucher. Regie: Herr Schmidt. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 1163. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Opernhaus. 267. Vorstellung. Marga⸗ rethe. Oper in 5 Aeten von Gounod. Text nach Goethe's Faust, von Jules Barbier und Michel Carré. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. (Faust: Herr Emil Götze, Königl. Kammersänger, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 164. Vorstellung. Vasantaseng. Drama in 5. Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Opernhaus. Mittwoch: Richard Wagner⸗ Cyclus. 5. Abend. Siegfried. Anfang 63 Uhr. Donnerstag; Der Trompeter von Säkkingen. Freitag: Richard Wagner⸗Cyclus. 9. Abend. Götterdämmerung. Anfang 65 Uhr. Sonnabend: Die lustigen Weiber von Windsor. Sonntag: Geschlossen. Montag: Margarethe. (Faust: Herr Emil Götze. Königl. Kammersänger, als Gast.) Dienstag: Mara. Bajazzi. Die Puppenfee. Mittwoch: Der Freischütz.
Schauspielhaus. Mittwoch: Die Ahrenshooper. Hannele. Donnerstag: Letzte Liebe. Freitag: Die Ahrenshooper. Hannele. Sonnabend: Sappho. Sonntag: Geschlossen. Montag: Vasan⸗ tasena. Dienstag: Die Jungfrau von Orleans. Mittwoch: Ein Sommernachtstraum.
Dentsches Theater. Sonntag: Die Jour— nalisten. Anfang 7 Uhr.
Montag: Faust.
Dienstag: Der Talisman.
Mittwoch: College Crampton.
Die Tageskafse ist von 10—-— 1 Uhr geöffnet.
Berliner Theater. Sonntag: Nachmittags 23 Uhr: Graf Waldemar. Abends 77 Uhr: Aus
eigenem Recht. ; Montag: Aus eigenem Recht. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Chic. (Agnes Sorma.)
Lessing · Theater. Sonntag: Zum 1. Male: Der ungläubige Thomas. Vorher, zum 1. Male: Ein Millionär a. D. Anfang 7 Uhr.
Montag: 8. Duse⸗Abend. Casa paterna ¶ Seimath).
Dienstag: 9. Duse⸗Abend. Die Camelien⸗ dame.
Mittwoch: Der ungläubige Thomas. Vorher: Ein Millionär a. D.
Vorverkauf für alle Duse⸗ Abende an der Tages⸗ kasse.
Friedrich · Wilhelmstädtisches Theater. Ghaufseestraße 25.
Sonntag:; Neu einstudirt: Nanon. Komische Oper in 3 Aeten (frei nach einem Lustspiele der Herren Theaulon und d'Artois) von F. Zell und Richard Gene. Musik von Richard Gene. Regie: Herr Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder
Montag: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bieville von M. West und L. Held. Mustk von Carl Zeller. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗ mann. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Mit vollständig neuer Ausstattung: Zum 1. Male: Der Lientenant zur See. Operette in 3 Acten nach einer älteren Idee von E. Schlack und L. Herrmann. Musik von Louis Roth.
RNesidenz . Thenter. Direetion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Marquise. Lussspiel in 3 Acten von Vietorlen Sardou. Abends: Zum 25. Male: Die Dragoner. Schwank in 3 Acten von Bossu und Delavigne. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 8. Male: Dramenstoff. Schauspiel in 1 Act von Fedor von Zobeltitz. Anfang 75 Uhr.
Montag und folg. Tage: Die Dragoner.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4a 65). Letzte Sonntags⸗Vorstellung.
Sonntag: 51. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum 99. Male: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 TWeten von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.
Montag und folg. Tage: Ingend.
Nirtoria · Thegter. Yelle⸗ Alliancestraße 7 / . Rem Noch 6 Aufführungen. Bag Sonntag, mit vollständig neuer Ausstattung an Dechrgtionen. Costumen und Requisiten: Zum 49. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen mit Gesang und großem Ballet.
Anfang 74 Uhr.
Montag: Die sieben Naben.
Mittwoch, Nachmittags 33 Uhr: Kinder -Vor⸗ stellung. Robinson Erusoe. Romantisch-komische Reisekomödie für Kinder.
He- Bedeutend ermäßigie Preise. ag
Jeder Erwachsene ein Kind frei.
Theater nter den Linden. Sonntag: Ilka von Palmay als Gast. Zum 2. Male: Novität! Die Kosakin. Nobität! Vaudeville— Operette in 3 Acten nach Meilhac⸗Millaud's „Fa gosaque“. Musik von Joh. Brandl. — Hierauf: Großes Ballet Divertissement, ausgeführt voin gesamnmten Balletpersonal. Anfang 73 Ühr.
Montag; Dieselbe Vorstellung. ;
In Vorbereitung: Brahma. Phantastisches Aus— stattungs⸗Ballet von J. Montplaisir. Musik von C. Dall' Argine.
Adolph Ernst Theater. Sonntag: Zum 790. Male: Charley's Tante. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomas. — Hierauf: Die wanna g. i r ich. Po mit Gesang in 1 Act von Ed.
aeobson und Benno Jacobson. In Seene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 73 Uhr. ;
Montag: Charley's Tante. Die Bajazzi.
Central · Theater. Direction: Richard Schultz. Alte Jacobstraße Nr. 30.
Letzte Sonntags⸗Aufführung.
Sonntag: Zum 39. Male: Die eiserne Jung
fran. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charles
Montag: Benefiz Ed. Schmasow. Die eiserne Jungfrau. Herrmann und Dorothea.
In Vorbereitung: Hochzeits flammen. Volkz— stück von Max Kretzer. — Berlin 1892. Reypne in 2 Abtheilungen. Musik von Alexander Krakauer Tageskasfe: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend—⸗ kasse on 67 Uhr ab.
Concerte.
Contert · haus, Leipzigerstraße 3. Sonntag; Karl Meyder⸗Concert. Anfang 6 Uhr, Montag: Karl Mender ⸗ Concert. Anfang? Uhr. . Weber ⸗ Feier . unter freundlicher Mitwirkung des Mohr schen Gesangvereins (Dirigent: Herr Otto Schmidt) und des Directors Herrn Wittmann. Preciosa. Familien ⸗Sylvester Feier ö unter gütiger Leitung des Kgl. Hofschauspielers a. D. Herrn Paul Dehnicke. Billets im Bureau des Hauses.
Circus Renz (Carlstraße). Sonntag, 2 Vor⸗ stellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei)h: Komiker⸗Borstellung mit eigens zur Belustigung der Jugend gewähltem Programm. Auf— treten sämmtlicher Clowns in ihren wirkungsvollsten. Nummern.
Abends 75 Uhr: är Huldigungsgruß an Berlin. eg Großes Paradeschaustück mit Festspielen, Aufzügen, Solo, und Ensembletänzen pon 80 Damen, arrangirt vom Director Franz Renz.
Außerdem u. a.:. „Prinz“ geritten von Herrn R. Renz. „Blondel“ und Monstre Tableau von 6 Pferden, vorgeführt von Herrn R. Renz. Der ur— komische Clown⸗Imitator Mr. Ybbs. Die Reck turnerinnen Geschwister Hoffmann ꝛc.
Gewöhnliche Preise.
Billet⸗Vorberkauf an der Cireuskasse Invalidendank, Markgrafenstraße Hla.
Montag: Große Vorstellung.
Familien⸗ Nachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Tschersich (Pfarrhaus Lättnitz⸗. — Eine Tochter: Hrn— Pastor von Scheven (Kunow bei Bahn). — Hrn. Prem.-Lieut. von Gundlach J. (Wismar).
Gestorbenz; Hr. Rittergutsbesitzer Nobert Knappe (Alt⸗Storkew). — Fr. Rittmelster Therese Lange dorff, verw. Günther, geb. Hövelt (Bad Nauheim). — He. Mr. phil. Varl Gotthilf Büttner (Steglitz! — Frl. Auguste von Unwerth (Niesky. — Verw. Fr. Qber⸗Bürgermeister Emma Phillibs, geb. Day (Breslau). Hr. Kreisgerichts⸗Math a. D. Carl Rhau (Görlitz).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
Berlin ———
Verlag der Expedition (Scholz). ö
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Ver agẽ⸗ run elt Hen n, When straß en rr?
Sieben Beilagen
GFlairville. Musik von Louis Varney. Anfang
von Max Marschalk. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
mann. Anfang 7 Uhr.
74 Uhr.
seinschließlich Börsen⸗Beilage).
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und K
.
Mn 3G O.
Königreich Preußen.
Bekanntmachung.
Laut Allerhöchster Cabinets-Ordre vom 16. d. M. führen vom 1. Dezember 1893 ab der Landwehrbezirk Bernau die Be— zeichnung „III Berlin“, der Landwehrbezirt Teltow unter vorläufigem Beibehalt seines Stabsquartiers in Steglitz: . ;
Von dem genannten Zeitpunkt ab erfolgt die militärische Controle des Beurlaubtenstandes innerhalb der Landwehr— bezirke I bis IV Berlin (d. h. der Hauptstadt Berlin, der Kreise Nieder⸗, Ober⸗Barnim und Teltow, sowie des Stadt— kreises Charlottenburg) unter Wegfall einer räumlichen Ab— grenzung der Controlbezirke nach Maßgabe der nachstehenden, vom Königlichen Kriegs-Ministerium festgesetzten
Geschäftseintheilung der Landwehrbezirke bis I9 Berlin. Controle bezw. Listenführung u. s. w. L Berlin.
I) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Pro—⸗ vinzial⸗Infanterie;
2). Offiziere z. D. und a. D., welche bei ihrer Verabschiedung den Linien Infanterie⸗Truppentheilen bezw. dem Beurlaubtenstande der Provinzial⸗Infanterie angehört haben;
3) Ersatzreserbisten der Infanterie;
4) Invaliden, welche von Linien⸗Infanterie⸗Truppentheilen aus⸗ geschieden sind bezw. vor der Invalidisirung zur Provinzial⸗Infanterie entlassen waren, ö
sämmtlich mit den Namens⸗Anfangsbuchstaben A bis 6
) Angelegenheiten der Unteroffizierschüler, Unteroffiziervorschüler und der Schiffsjungen der Hauptstadt Berlin in dem Umfange, wie für Ersatzangelegenheiten (siehe unten).
EI Berlin.
1) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Provinzial⸗Infanterie;
2 Offiziere z. D. und a. D., welche bei ihrer Verabschiedung den Linien⸗Infanterie⸗Truppentheilen bezw. dem Beurlaubtenstande der Propinzial⸗-Infanterie angehört haben;
3) Ersatzreservisten der Infanterie;
M) Invaliden, welche von Linien⸗Infanterie⸗Truppentheilen aus⸗ geschieden sind bezw. vor der Invalidisirung zur Provinzial⸗Infanterie entlassen waren,
sämmtlich mit dem Namens⸗Anfangsbuchstaben L bis R;
) Angelegenheiten der Unteroffizierschüler, Unteroffiziervorschüler und der Schiffsjungen der Hauptstadt Berlin in dem Umfange, wie für Ersatzangelegenheiten (siehe unten).
IEII Berlin.
L Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Garde aller Waffen;
Y Offiziere z. D. und a. D., welche bei ihrer Verabschiedung den Truppen oder dem Beurlaubtenstande der Garde angehört haben bezw. mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform eines Truppentheils der Garde ausgeschieden sind;
3) Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes und der Inactivität, sowie Aerzte, welche sich für den Mobilmachungsfall zur Verwendung bereit erklären;
4) Beamte des Beurlaubtenstandes und der Inactivität;
) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Eisen⸗ bahntruppen und der Luftschiffer-Abtheilung, sowie Offiziere z. D. und 4. D., welche beim Ausscheiden diesen Waffen angehört haben;
6) das gesammte Sanitäts⸗ und Veterinär⸗Personal;
JI) sämmtliche Ersatzreservisten mit Ausnahme der zur Infanterie designirten;
8) Invaliden, welche bei den oben angeführten Waffen u. ö gedient bezw. den genannten Kategorien angehört haben;
W Angelegenheiten der Unteroffizierschüler, Unteroffiziervorschüler und Schiffsjungen in dem Umfange, wie für Ersatzangelegenheiten ssiehe unten).
IV Berlin.
1 Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Pro⸗ binzigl⸗Jäger,-Cavallerie, Feld-Artillerie, Fuß. Artillerie, Pioniere, 3 Provinzial-Trains, der Propinzial-Sonstige Mannschaften und der
arine;
2) Offiziere z. D. und a. D., welche beim Ausscheiden den vor— genannten Truppen und der Marine bezw. dem Beurlaubtenstande der⸗ selben angehört haben;
3) Feuerwerks⸗ und Zeugpersonal des Beurlaubtenstandes und der Inactivität;
4) Invaliden, welche bei den oben angeführten Waffen u. s. w. bezw. der Marine gedient haben;
5) Angelegenheiten der Unteroffizierschüler, Unteroffiziervorschüler und der Schiffsjungen in dem Umfang, wie für Ersatzangelegenheiten ssiehe unten).
Ersatzangelegenheiten. L Berlin.
Wehrpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den Namens Anfangs⸗ buchstaben A bis II.
(Ersatzeommission Berlin 1 IA bis H), ; 1m bis Rh. II Berlin.
Wehrpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den Namens Anfangs⸗
buchstaben J. K, E, M, N, G, G, R. (Ersatzeommission Berlin III LJ, K, L,], ö . , 9 nh.
EHI Berlin. Wehnpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den. Namens, Anfangs— buchstaben 8 (Ersatzcommission Berlin V), sowie diejenigen der Kreife ber⸗ und Niederbarnim. EV Berlin.
Wehrpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den Namens Anfangs⸗ buchstaben B und Pb bis ' (crsatzeommifsion Berlin Vi), sowie die- lenigen des Kreises Teltow und des Stadtkreises Charlottenburg.
Bemerkungen.
1) Sämmtliche Generale z. D. und a. D. werden vom Land—⸗ wehrbezirk II Berlin listlich geführt. . 23 Für die listliche Führung der Offiziere, welche vom Kriegs⸗ Ninisterlum, vom Generalstab, vom Cadetten⸗ Corps, von der endarmerie, aus der Stellung eines persönlichen Adjutanten aus⸗ heiden, sowie die reactivirten Sffiziere, welche von ihren Stellungen wieder entbunden werden, ist je nach der Waffengattung u. s. w. pelcher diefe Offiziere vor dem Uebertritt zu den betreffenden Be⸗ hörden angehsr haben, der Landwehrbezirk J bis 1V zuftändig.
Erste Beilage
Berlin, Sonnabend, den 16. Dezemher
Berl — 5 , der Bezirks Commandos: 1 und II 3 Landwehrdie . * . ier⸗ zern, nnn Hzrdienstgebäude am Kaiser⸗Franz⸗Grenadier ⸗Platz III Berlin: 4. Kaserne in der Kruppstraße Nr. —4 NW. n, b. am Luisenufer Nr. 17 S. (Controle der Gardemannschaften). [V Berlin in Steglitz: a. Dienstgebäude in der Birkbuschstraße Nr. 15 (Controle der Offiziere) *), ß b. Birkbuschstraße Nr. 6 (Controle der Mannschaften). 4 In Oranienburg, Freienwalde a. S. und Königswusterhausen if ben Controlstellen zur Entgegennahme mündlicher Meldungen bestehen.
Berlin, den 13. Dezember 1893. Landwehrbezirks-Commando 1 Berlin. Becher, Oberst und Commandeur.
9) An diese Stelle ist der für das betreffende Bezirkscommando bestimmte gesammte Schriftverkehr zu richten.
Deutscher Reichstag.
21. Sitzung vom Freitag, 15. Dezember, 11 Uhr.
Auf der Tagesordnung steht die dritte Berathung der Landelsverträge mit Spanien, Rumänien! und Serbien.
Ueber die Rede des Abg. Grafen von Bismarck⸗Schönhausen, der zuerst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vont Freitag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der
Staatssecretär Freiherr von Marschall:
Meine Herren! Wenn ich es unternehmen wollte, auf alle die Ausführungen des Herrn Vorredners zu antworten, so müßte ich einen großen Theil der Reden noch einmal halten, die ich bereits in diesem Hause gehalten habe (sehr richtig! links), und ich nehme an, daß bei der Majorität des hohen Hauses doch nur ein sehr geringes Bedürfniß besteht, alles das, was bereits so häufig schon wiederholt worden ist, nun noch einmal hier wiederholt zu hören. Ich werde mich enthalten, auf die Ausführungen des Herrn Vorredners einzugehen, die eine eventuelle Auflösung des Reichstags betreffen. Es ist ja ganz interessant, was uns der Herr Abgeordnete über die Hoffnungen gesagt hat, die man in dieser Beziehung in agrarischen Kreisen hegt; aber ich glaube, die Hoffnungen werden zunächst nicht in Erfüllung gehen. Denn, wenn meine Erwartungen mich nicht trügen, so wird der hohe Reichstag auch heute die drei Handelsverträge annehmen, und ich bin nach wie vor der Ansicht, daß damit dem Ansehen des Reichstags und des Deutschen Reichs am allerbesten gedient ist.
Der Herr Vorredner war gütig genug, den verbündeten Regierungen noch nicht einen absoluten Freihandel vorzuwerfen. Er konnte aber nicht umhin, eine Andeutung zu machen, als ob wir von dem Pfade der Zollteform vom Jahre 1879 erheblich abgewichen wären. Das trifft nicht zu. Die verbündeten Regierungen stehen nach wie vor auf dem Boden des Schutzes der nationalen Arbeit. Sie stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß der innere Markt den Vorzug ver⸗ dient vor dem äußeren. Wir waren im Jahre 1879 vor der Gefahr, unseren inneren Markt zu verlieren, und haben damals den Zolltarif von 1879 gemacht; und wir waren 1892 vor der Gefahr, unseren äußeren Markt zu verlieren, daher die Tarifverträge. (Sehr richtig) Nun, meine Herren, ist es ein Irrthum, wenn der Herr Vorredner glaubt, daß der Abschluß von Tarifverträgen überhaupt ein Einbruch in das Zollsystem des Jahres 1879 sei. Wir haben doch auch früher in den achtziger Jahren, wenn auch keine umfassenden Tarifverträge, so doch solche Handelsverträge abgeschlossen, bei denen Positionen unseres Zolltarifs ermäßigt und gebunden wurden. Wir haben beispielsweise im Jahre 1883 einen Handelsvertrag mit Spanien geschlossen, in dem der Zoll auf Roggen auf 1 66 auf 5. Jahre ge— bunden worden ist. Warum es nun heute ein Einbruch in das Zoll⸗ system von 1879 sein soll, wenn wir unsere Zölle auf 350 MS binden, das verstehe ich nicht.
Ich habe hier den bekannten Brief des früheren Reichskanzlers vom 15. Dezember 1878 vor mir, in dem ausdrücklich die Noth— wendigkeit eines höheren Zolltarifs von dem Gesichtspunkt aus be⸗ gründet wird, daß wir möglicherweise Tarifverträge mit dem Aus— lande schließen müssen, und es dann nöthig sei, vorher auf autonomem Wege ein Zollsystem zu schaffen, welches die Inlandsproducte den ausländischen gegenüber in die möglichst günstige Lage setzt. Ich habe hier einen Erlaß des Fürsten Bismarck vom November 1879 an den Staats⸗Minister Hofmann; er war als vertraulich bezeichnet, ist aber inzwischen durch Herrn von Poschinger juris publiei geworden. Da heißt es — es wird Instruction gegeben bezüglich der Verhandlungen mit Oesterreich —:
„Es wird für uns nicht thunlich sein, nach irgend einer Seite hin einen noch nicht vollständig in Kraft getretenen neuen Tarif schon jetzt zu Gunsten Oesterreich Ungarns herabzusetzen. .. . Das Einzige, was wir Oesterreich⸗Ungarn in Aussicht stellen können, ist die Zusicherung ihm gegenüber, unsere Tarife nicht zu erhöhen und die Freiheit des Transits beibehalten zu können . . . . Die Zölle auf Bodenproduete werden meiner Ansicht nach in der Eigenschaft von Kampfzöllen gegenüber den Ländern des Prohibitivsystems, namentlich Rußland und Nord-Amerika gegenüber, erhöht werden müssen. Alsdann können wir Oesterreich, und das wäre für dieses von größter Bedeutung, die niedrigen Zölle des jetzigen Tarifs auf Bodenproducte einräumen.“
(Hört! hört! links.) Also, wenn es kein Einbruch in das Zollsystem von 1879 war, Oesterreich den niederen Tarif von 1 auf längere Zeit zu binden, so wird es wohl auch heute keine Verletzung jenes Princips sein, wenn wir Oesterreich⸗Ungarn gegenüber eine Bindung dieses Zolles auf 3,50 MS angenommen haben.
Mit lebhafter Genugthuung habe ich aus den Worten des Herrn Vorredners entnommen, daß er entschieden eintritt für die Erhaltung der Interessengemeinschaft von Industrie und Landwirthschaft. Ich
äöniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
bin der Hoffnung, daß er die Consequenz dieses Antrags dahin zieht, daß er seine politischen und agrarischen Freunde dringend warnt ö. einseitigen Uebertreibungen, die ihrer Natur nach jes os s , 35 36 9 8 . . . günstige Verhãltniß lösen müssen. Ich darf noch in dieser Beziehung an die Geschichte unserer Zollpolitik in den letzten zehn Jahren erinnern. Landwirthschaft und Industrie sind Hand in Hand gegangen im Jahre 1879. Das gleiche war der Fall im Jahre 1885. Dagegen hat 1887, als die Getreidezölle von 3 M auf 5 Me erhöht worden waren, die Landwirthschaft selbständig einen Schritt voran gethan, und dem Herrn Vorredner ist ja wohl bekannt, daß bei der Erhöhung der Getreidezölle vön 3 M auf 5 AM im Jahre 1887 nicht nur die Interessen der Landwirthschaft mitgespielt haben, daß ein gewichtiges Motiv jener Erhöhung war, einmal Antwort zu geben auf die Erhöhung der russischen Eisenzölle und dann sich einen Compensationsfactor zu schaffen für die bevorstehende Tarif⸗ erhöhung mit Oesterreich Ungarn. Das ist aus der Geschichte des Jahres 1887; und wenn nun, nachdem eine Verallgemeinerung des Schutzzolls eingetreten ist, die Existenz unserer Exportindustrie zum theil davon abhängt, daß die Landwirthschaft von diesem Vorsprung, ö sie damals gethan hat einen Theil abgiebt, so kommt eben in diesen Tarifverträgen die Interessengemeinschaft zwischen Landwirth⸗ schaft und Industrie zum Ausdruck.
Der Herr Vorredner sagte dann: die deutschen Arbeiter sind uns die nächsten. Gewiß; gerade darum habe ich Sie dringend gebeten, diese Verträge anzunehmen, denn wenn Sie sie ablehnen, so nehmen Sie vielen deutschen Arbeitern das Brot (sehr richtig!), und dann werden auch unsere deutschen Arbeiter in der Lage sein, die Frage zu stellen: woher nehmen und nicht stehlen?“
Der Herr Vorredner hat dann längere Ausführungen über die Bedeutung der deutschen Landwirthschaft gemacht, die sowohl seiner Sachkunde wie seinem Herzen alle Ehre machen. Das meiste von dem, was er gesagt hat, kann ich unterschreiben; auch ich erachte eine gesunde und blühende Landwirthschaft als den gewichtigsten und festesten Wall gegen alle umstürzenden Tendenzen, und ich ziehe mit ihm daraus die Folgerung, daß es eine der wichtigsten Pflichten der verbündeten Regierungen ist, alle Zeit für das Wohl der Landwirthschaft einzutreten. Aber einen Punkt hat der Herr Vorredner mit einer ganz ungewöhnlichen Sorgfalt umgangen, nämlich den Punkt, um den es sich hier handelt: die Frage, ob und inwieweit die Handelsverträge der Landwirthschaft zum Schaden gereichen. (Sehr richtig) Er hat sich in dieser Beziehung die Sache etwas leicht gemacht, indem er sich als Eideshelfer auf den Herrn Abg. Lutz berufen hat. Ich habe die Rede des Herrn Lutz mit der Aufmerksamkeit angehört, auf die ein praktischer Landwirth Anspruch hat; ich habe aber aus seinen Beweisführungen eigentlich ein weiteres nicht entnommen, als daß er für den größten Schaden der Landwirthschaft die vollen Ge⸗ treidespeicher betrachtet. Ja, meine Herren, wenn sie mit aus⸗ ländischem Getreide gefüllt wären, so könnte ich das begreifen; aber die bayerischen Speicher sind heute nicht mit ausländischem Getreide gefüllt, sondern mit dem Getreide, was der liebe Gott in diesem Jahre in Bayern hat wachsen lassen (sehr richtig), und es kommt doch nicht nur auf den Preis an für die Landwirthschaft, sondern auch auf den Ertrag; so viel verstehe ich auch von der Landwirthschaft (Heiterkeit, und wenn die Herren immer reden von den hohen Preisen vor zwei Jahren, so sage ich: für den kleinen und mittleren Bauern⸗ stand, der bei uns im Süden vorwiegend ist, ist das Jahr 1891 trotz der hohen Preise eines der schlechtesten gewesen, jedenfalls schlechter als dieses und das vorige Jahr, in dem sie über reiche Getreide⸗ erträgnisse verfügen.
Der Herr Vorredner ist dann auch auf England gekommen. Es scheint das nunmehr ein beliebter Vergleich zu werden, daß man die agrarischen Verhältnisse von Deutschland mit denen von England vergleicht, und dabei den Getreidezoll von 3, 50 „, gleichstellt einem Zustande, in dem gar kein Getreidezoll besteht. Als ich vor zwei Jahren einmal dem Herrn Abg. Grafen von Kanitz den Einwand machte, bei ihm scheine der Getreidezoll überhaupt erst mit 3,50 anzufangen, so wurde mir erwidert, das sei eine vollkommen unzu⸗ treffende Behauptung. Ja, nachdem ich von dem Abg. Grafen Mirbach und heute vom Abg. Grafen Bismarck nunmehr gehört habe, daß nach ihrer Anschauung ein 3,50 „M- Zoll auf derselben Stufe stehe wie der Zustand in England, so muß ich die Behauptung in vollem Maße aufrecht erhalten.
Ferner, meine Herren, hat der Abg. Graf von Bismarck gesagt, es sei irrig von unserer Seite, daß wir aus Angst, es könne ein Vacuum entstehen, in so großer Eile den Vertrag mit Oesterreich⸗ Ungarn vor 23 Jahren abgeschlossen haben. Von einer großen Eile war garnicht die Rede. Wir haben das genau so, wie es in früberen Jahren geschehen ist, während Monate mit Oesterreich⸗Ungarn ver⸗ handelt. Wenn aber der Herr Vorredner der Anschauung Ausdruck giebt, daß die deutsche Industrie sich bei den früheren Provisorien gut gestanden hat, so möchte ich dem auf das Entschiedenste wider— sprechen. Nach den Erfahrungen, die ich in der letzten Zeit ge⸗ macht habe, giebt es nichts, was die Industrie so scheut als Provi- sorien (sehr richtig! links), und nichts, was die Industrie so wünscht, als eine Stabilität der Verhältnisse. (Sehr richtig! links) Darum scheint mir auch der Antrag des Grafen Kanitz, wir sollen diese Ver⸗ träge auf ein Jahr schließen, in der That das Absonderlichste, was jemals in einem Parlament vorgekommen ist. (Zustimmung links.) Es heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß unsere Industrie auf den wichtigsten und entschiedensten Vortheil, den wir von den Vertrãgen hoffen, verzichten soll, nämlich auf den der Stabilität (sehr richtig! links); daß wir Concessionen machen sollen, aber den Concessionen, die wir be⸗ kommen, die Spitze abbrechen, und daß wir von vornherein bei Ab. schluß eines Handelsvertrages es unserer Ausfuhr unmöglich machen, dort mit sicheren Factoren zu rechnen, Geschãfts verbindungen anzu. knüpfen und sich dort auf längere Zeit einzurichten. Das, meine Herren, ist eine Zollpolitik, die ja syomptomatisch einen gewissen Werth haben mag, daß es möglich ist, solche Vorschläge zu machen (sebr gut!