1893 / 300 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Kuuft und Wissenschaft.

Michele Ruggiero.

Ein Mann, dem auch viele Deutsche, die in Italien Belehrun und Anregung gesucht haben, zu Dank verbunden sind, meist freili wohl ohne es zu wissen, ist in diesen Tagen von bem Schauplatz seiner langjährigen Wirksamkeit abgetreten Michele Ruggiero, der hochbetagte Leiter der Ausgrabung Pompejt's. Er berdient wohl, daß ihm auch von deutscher Seite ein Nachruf gewidmet wird, um so mehr, als der stille und bescheidene Mann sich nie bemüht hat, seine nicht geringen Verdienste in weiteren Kreisen' bekannt zu machen. Jetzt, in . seines Rücktritts, sind diefelben von feinem viel- jahrigen Mitarbeiter Professor Sogliano hervorgehoben worden.“)

Viele wissen wohl, daß nach der Vereinigung Neapels mit dem Königreich Italien, seit 1861, Giuseppe Fiorellk mit hoher Intelligenz und durchgreifender Energie die Ausgrabung der verschütteten Stadt organ isirte und leitete, nur Wenigen aber ist bekannt, baß ihm Dabei seit 1864 als technischer Director Ruggiero zur Seite stand, und daß, wie Fiorelli die kraftvolle Förderung und umsichtige Leitung des Ganzen, so ihm die verständnißvolle Sorge für die Erhaltung und, soweit es nöthig war, Wiederherstellung alles einzelnen verdankt wird. Als dann im Jahre 1875 Fiorelli als General-Director der Aus— grahungen für ganz Italien nach Rom übersiedelte, übernahm Ruggiero selbständig die Leitung Pompeji's und hat sie, obgleich in der letzten Zeit fast erblindet, bis jetzt geführt, sorgsam und umsichtig, unter nicht immer leichten Verhältnissen, mit nicht reichlich bemessenen Mitteln, während doch die stets wachfende Ausdehnung des Aus⸗ gegrabenen immer größere Erhaltungskosten erforderte“ und 'eine energische Weiterführung der Ausgrabung erschwerte.

Nuggiero war von Haus aus Architekt; eine ausgedehnte und er— folgreiche Berufethätigkeit ging seinem Eintritt in die Direction vor— aus. Durch Reisen in England und Frankreich hatte er feine technischen Kenntnisse erweitert, für die er in Pompeji reichliche Verwendung fand. Denn die Erhaltung einer ausgegrabenen, zerstörten Stadt ift eine recht schwierige Sache. Sie muß in einem gewissen Grade im Wiederaufbauen bestehen; sich selbst überlassen würden die trümmer— haften Mauern bald der zerstörenden Wirkung der atmosphärischen Einflüsse, besonders der Regengüsse erliegen, und in Pompeji ganz besonders wegen der meist recht dürftigen Beschaffenheit des Mörkels' Da müssen allzu niedrig erhaltene Mauern erhöht, namentlich aber Un⸗ gleichheiten in der Höhe der Erhaltung ausgeglichen werden. An Holzwerk sind meist nur die Thürstürze, seltener das einen Sberstock tragende Balken⸗ werk erhalten, und zwar stets in verkohltem Zustande; dies muß durch neues Holzwerk ersetzt und von Zeit zu Zeit erneuert werden. Endlich ist es nöthig, die unter dem milden Himmel Campaniens üppig wuchernde Vegetation immer und immer wieder zu vertilgen. Kurz, die Verwaltung liegt in einem fortwährenden Kampfe mit den zer— störenden Naturmächten, die ja schließlich einmal obsiegen werden, denen aber die werthyvolle Beute folange wie möglich streitig gemacht werden muß. Ganz besonders aber kommt es darauf an, gleich nach der Ausgrabung das Gefundene so zu verftärken und, wenn nöthig, zu ergänzen, daß es dauerhaft und widerstandsfähig wird. Und es ist besonders anzuerkennen, daß grade dies unter Nuggiero's Verwaltung in besonders consequenter und einsichtiger Weise geschehen ist. Ein Beispiel möge das Gesagte erläutern.

Bekanntlich ist von den Häusern Pompeji's nur sehr selten mehr als das Erdgeschoß erhalten. Die einzige Gelegenheit, mehrstöckige Bauten kennen zu lernen, bieten die nicht zahlreichen Häuser, welche, vermuthlich in der langen Friedenszeit zwischen dem zweiten punischen Kriege und den Bürgerkriegen, als man die Stadtmauer verfallen ließ, an der Stelle derselben, am Abhange des Stadthügels erbaut waren: diese sind mehrstöckig, und zwar fo, daß man von der Straße zu ebener Erde in das oberste oder nächstoberste Stockwerk eintritt und aus diesem in die übrigen, bis an den Fuß des Hügels reichenden hinabsteigt. Es ist klar, daß hier dem für die Erhaltung der ausgegrabenen Gebäude sorgenden Architekten eine besonders wichtige, aber auch besonders schwierige Aufgabe gestellt ist. Eine Reihe solcher Häuser wurde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in der Nähe des sogenannten Herculaner Thors ausgegraben. Die einzige Quelle für die Kenntniß derselben sind die in den Jahren 1809 bis 1857 von dem französischen Architekten Mazois gemachten Aufnahmen; die Häufer selbst, für deren Erhaltung wenig geschah, sind in einem solchen Zustande, daß es unmöglich ist, von der Vertheilung der Räume eine Vorstellung zu gewinnen. Unter diesen Umständen war, es sehr erwünscht, daß Ruggiero vom Jahre 1883 an am südlichen Abhange des Stadthügels eine Reihe ähnlicher Häuser ausgraben ließ. Welch anderes Bild bietet diese Ausgrabung! Hier ist alles, was zur Zeit der Aufdeckung kenntlich war, dauernd der Wissenschaft gesichert; was nicht haltbar schien, ist verstärkt, ein— gestürzte Gewölbe sind hergestellt worden, und man darf ohne Scheu versichern, daß nach 100 Jahren diese Häuser ebenso gut wie jetzt sichtbar und der Forschung zugänglich seön werden. Und dabei hatte man hier mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen; namentlich ein großes vierstöckiges Haus, mit einer geräumigen Badeanlage im zweit⸗ untersten Stock ist ein bemerkenswerthes Beispiel sorgfältiger Er— haltung und Herstellung eines sehr zerstörten, fast nur durch die aus— füllenden Schuttmassen aufrecht gehaltenen Gebäudes.

Natürlich sind die Kosten derartiger Arbeiten beträchtlich. Und es hat nicht an Stimmen gefehlt, dle der Verwaltung Ruggiero's diese und ähnliche Ausgaben zum Vorwurf machten und meinten, es wäre besser gewesen, statt dessen die Ausgrabung energisch zu fördern. Ruggiero hat sich dadurch nicht irre mache: lassen, und sicher hat er daran Recht gethan. Alles, was in diefer Richtung geschehen ist, darf man rückhaltslos billigen, und nur etwa wünschen, daß noch mehr geschehen wäre, namentlich für die Erhaltung der Gemälde. Freilich ist auch in dieser Beziehung viel gethan worden, und der Fortschritt gegen frühere Zeiten ist beträchtlich. Und was versäumt worden ist, mag in der Knappheit der Geldmittel eine Entschuldigung finden. Zahlreiche Gemälde sind von den Wänden ge⸗ nommen und nach Neapel ins Museum gebracht worden; in nicht wenigen Räumen sind die Malereien durch Schutzdächer wenigstens für lange Zeit vor dem Untergange bewahrt' worden. Zu wünschen wäre aber doch, daß noch lebendiger als bisher die eb? zeugung durchdränge, daß der Werth der pompejanischen Malereien nicht nur auf den mythologischen und sonstigen figürlichen Dar— stellungen, sondern oft in weit höherem Grade auf dem ornamentalen Schmuck der Wände beruht, daß hier stets das wirklich werthvolle sofort mit sicherem Blick erkannt und um jeden Preis möglichst lange dor dem Untergange geschützt würde. Hier bietet sich dem Nachfolger Ruggiero's ein Feld, auf dem noch Fortschritte gemacht werden können. Von seinen eigenen, namentlich auf technische Dinge bezüglichen Forschungen über Pompeji hat Ruggiero nur wenig an die Deffent⸗ lichkeit gegeben. Rühmliche Erwähnung verdienen namentlich zwei Abhandlungen in einem im Jahre 13879 erschienenen Sammelband (Pompei e la regione sotterrata dal Ves vio. Napoli 1879); sie handeln über den Lauf der Küste im Alterthum und Über die Art der Verschüttung der campanischen Städte. Weit wichtiger aber sind die drei starken Quartbände, in denen er eine große Anzahl von Be— richten über frühere Ausgrabungen gesammelt und herausgegeben hat, und vor allem diese Seite seiner Thätigkeit wird seinen tamen in Ehrenvollster Weise auf die Nachwelt bringen. Im Jahre 183M! schien das erste diefer Werke: li Seavi dᷓ &rabia. Nur Wenige wußten von den Ausgrabungen, durch die TNös bis. 1782 auch Stabige, rie dritte der Dom Vesuv verschütteten Städte, erferscht worden war. Und doch waren von den damals gefundenen Gebäuden Pläne aufgenommen und Beschreibungen erfaßt worden. Aber diese Pläne, diese Berichte waren nie gedruckt, sie waren nickt einmal aufbewahrt worden; niemand wußte, wohin sie elom men. Durch Benutzung einer glücklichen Gelegenheit rettete Ruggiero einen beträchtlichen, in Privatbesitz übergegangenen Theil

7 Michele Ruggiero e gli Scavi di Pompei. Memoria letta alla R. Accademia di areheologia, lettere e belle arti dal socio ordinario residente Antonio Sogliano. Napoli 1893.

derselben, sammelte, was sonst noch aufzutreiben war, und konnte nun mit. Recht sich rühmen, der Wiffenschaft fast eine ganze antike Stadt wiedergegeben zu haben. Nach wenigen Jahren, 1885, folgte ein Werk von noch größerem allgemeinen Interesse: Storia degli Scavi di Ercolano. Da Herculaneum zum größten Theil nicht eigentlich ausgegraben, sondern durch unterirdische Stollen erforscht worden ist, so sind die Berichte über diese Arbeiten und die während derselben gemachten Aufnahmen von noch weit größerer Wichtigkeit als die f. Zt. bon Fiorelli in seiner Eompeianarum antiquitatum historia gesammelten Berichte über die Ausgrabungen von Pompeji. Leider aber waren auch diese Hereulanenser Aufzeichnungen weder gedruckt noch auch nur ordentlich aufbewahrt worden. Es ist ein nicht hoch genug anzu⸗ schlagendes Verdienst Ruggiero's, daß er endlich daran ging, das noch vorhandene zu sammeln und, durch andere gleichzeitige Nachrichten ergänzt, herauszugeben? nur so ist es möglich geworden auch bon Herculaneum eine einigermaßen vollständige und zuverlässige Kenntniß zu gewinnen, während inan früher auf eine Reihe kleiner Schriften aus der Zeit der Ausgrabungen angewiesen war, deren Zuverlässigkeit man kaum controkiren könnte. Ein drittes Werk: Degli Scavi di antichit nelle province di terraferma dell' antico regno di Napoli dal 1743 al 1876. Napoli 1888, ist wissenschaftlich werthvoll, aber von geringerem allgemeinen Interesse: es ist eine Sammlung von Be—⸗ richten über Ausgrabungen, die in den angegebenen Jahren an ver— schiedenen Punkten Süditaliens stattgefunden haben.

Für eines aber haben gerade wir Deutschen besonderen Grund, dem jetzt abtretenden Leiter der Pompejanischen Ausgrabungen dankbar zu sein. Die wissenschaftliche Erforschung Pompeji's ist seit nunmehr bald vierzig Jahren außer von den durch ihre amtliche Stellung dazu berufenen Italienern ganz vorzugsweise und fast ausschließlich von Deutschen, im Anschluß an das deutsche archäologische Institut in Rom, betrieben worden. Und wer je an dieser Arbeit theil genommen hat, wird gern des freundlichen Entgegenkommens, der stets bereiten Hilfe seitens der italienischen Behörden gedenken. Ruggiero, hierin übrigens dem Beispiel seines großen Vorgängers Fiorelli folgend, hatte sich in dieser Beziehung die größte Liberalität zur Regel ge— macht. Jede Erleichterung wurde und wird noch jetzt gern gewährt, jede Auskunft bereitwilligft ertheilt, und wenn einmal eine besondere Nachgrabung an einer bestimmten Stelle nöthig war, so ist auch dies stets ohne Schwierigkeit zu erreichen gewefen. Und es darf wohl gesagt werden, daß des einträchtige und neidlose Zusammen— arbeiten gute Früchte getragen und die Kenntniß Pompeji's nicht uner— heblich gefördert hat. ö.

Nach, dem Rücktritt Ruggiero's ist kein neuer Director ernannt, sondern die Leitung der Ausgrabung dem rühmlichst bekannten Director des Museums in Neapel, Professor De Petra, im Nebenamt übertragen worden; der langjährige Mitarbeiter Ruggiero's, Professor Sogliano, wird auch ihm als Inspector zur Seite stehen. So ist sicher zu er— warten, daß die Arbeit in demselben Geiste weiter geführt werden wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maszregeln.

Cholera.

Rußland. Ueber den Stand der Cholera in Polen wird Folgendes berichtet: Vom 2. bis 8. Dezember sind im Kreise Wloelawek und in der Stadt Blonie (Gouvernement Warschau) 13 Erkrankungen und 5. Todesfälle vorgekommen; vom 29. November bis 6. Dezember im Kreise Opatow (Gouvernement Radom) 46 bezw. 21; vom 2. bis 8. Dezember in der Stadt Sokolow (Gouverne⸗ ment Siedlez) 18 bezw. 8; vom 1. bis 7. Dezember in Plozk und in den Kreisen Plonsk, Sierpec und Prasnysz (Gouvernement Plozk) 22 bezw. 21; vom 2. bis g. Dezember in der Stadt und in den Kreisen Lomza (Gouvernement Lomza) 29 bezw. 11; vom 1. bis 7. Dezember in den Kreisen Mariampol und Wladislawow (Gouverne⸗ ment Suwalki) 19 bezw. 7.

Handel und Gemerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kokt 3 ? * 52 an der Ruhr und in Oberschlefien.

An der Ruhr sind am 15. d. M. gestellt 12 299, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oh erschlesien sind am 14. d. M. gestellt 5334, nicht zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am

15. Dezember das Grundstück Invalidenstraße 6 und Berg⸗ straße 63 /ß3 a, dem Kaufmann Eduard Troplowitz gehörig, zur Versteigerung; Fläche 4,44 a; Nutzungswerth 160220 6; Mindest⸗ gebot 166 750 6; für das Meistgebot von 300 060 S6 wurde die Grunderwerbsgesellschaft mit beschränkter Haftung zu Berlin Behrenstraße 39, Ersteherin. ö

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin stand das Grundstück zu Schöneberg, an der Sedanstraße belegen, der Frau Zimmermeister Pauline Schubert und dem Maurer Au gust Bisch of gehörig, zur Versteigerung; Fläche h, 84 a; Mindestgebot ID00 e; für das Meistgebot von 21 506 „M wurde der Director Jonas Emmel zu Berlin, Leipzigerstraße 135, Ersteher.

Berlin, 15. Dezember. (Amtliche Preisfeststellung für

Bu tter, Käse und Sch mal.) Butter. (Im , . Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise. ) Hof und Ge⸗ nossenschafts⸗ utter 1 1 h 6 MS, IIIa. e , , Do. abfallende 190 104 9, Land, Preußische 93 95 4A, Netzbrücher 983 95 „, Pommersche 93 9h , Polnische 900 93 , Baherische Sennbutter 53 1965 M, do. Lankbutter 9g „Iz t, Schlesische 95 == 98 A6, Galizische 78— 83 (, Margarine 40 0 S Käse: Schweizer, Emmenthaler 83.496 „S, Bayerischer 60 = 0 S, Ost⸗ und Westpreußischer Fa. 60 66 A6, do. IIa. 50 - 60 M, Holländer 80 —85 , Limburger 38 42 , Quadrat Mager⸗ läse La. 23 —- 28 e, do. ILa,. 15-30 M Schmalz: Prima Western 17060 Ta. 4 g, reines, in Deutschland raffinirt 63 54 16, do. Berliner Bratenschmalz 56 57 S* Fett, in Amerika raffinirt 146 S, do. in Deutschland . Tendenz: Butter: Schwache Kauflust und größere Einlieferungen drückten die Preise. Schmalz: ruhig. Magdeburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exeli, von 92 Yo ==, neue 13,70, Kornzucker exel. 88 0 / Rendement 3 neue 12, 95, Nachproducte excl., 75 o/o Rende⸗ ment 1949. Stetig. Brotraffinade J. = Brotraffinade I. Gem. Raffinade mit Faß 26,5785. Gem. Melis J. mit Faß 24,775! Ruhig. Rohzucker. J. Product Transito f. 4. B. Hamburg pr. De⸗ zember 12,225 Gd., 1330 Br., pr. Januar 12,37) bez. und Br. pr. Februar i245 Gd, 12,77 Br., per März 12557 bez. und Br' Ruhig. Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 195 0090 Etr.

Leipzig. 15. Dejember. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin—« handel. La Plata Grundmuster B. per Dezember 3,425 , per Januar,. „45 , per Februar Jh „M, per März 3,47 M, ver April 5,50 AÆ, per Mai 3,527 „6, per Juni 3,55 MS, per Juli 3,60 „6, ver August 3,52 S, ver September 3,523 S0, per Oktober 3,52) AM, per November 3 62 S0 Umsatz 15 000 Kg.

Bremen, 15. Dezember. (W. C. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Ra ffinir tes Petroleum. Ofsicielle Notirung der Bremer Petroleum · Sörse Sehr fest. Loco 4,95. Baum wolle. Stetig. Upland middling, loco 46 I, Upland Basis middling, nichts

pr. Januar 407 3, ver Februar 407 , pr.

Wprif ai , v5 Mal 6, d Gh nnn ig. Bha 3. Wilcor J, Choice Grocery

Cudahy = 4. Rohe K airbanks 490 3 Wo lle. Umfatz ck. Ruhig. Short elch . Januar ⸗Abladung 83. *

unter low middling, auf Termin ⸗Lieferung, pr. Dezember 404 3 p

. ung. ĩ der Decharge Protest ein. 3 W. T. B.) An der Küste 5 Weizen- 965 ol. Ja vazu ger loco 18 ruhig, 125 ruhig. Chile⸗Kupfer 433,

(W. T. B. (Baumwollen;

enumsatz gegenwärtige Woche S5 060 vorige

nerikanischen 7 9000 (654 000), do. für Specu⸗

für Export 5900 (3000), do. für wirklichen

50 000), do. unmittelb. ex. Schiff S5 6060 (65 000)

z Export 13 9600 Goh), Import der! Woche 128 6

(159 0900), dabon amerikanische 965 606 (129 0090), Vorrath 1 1273 90605 (1 092000), davon amerikanische 918 000 (960 O00), schwimmend nach Großbritannien 370 000 (325 O00), davon amerikanische 360 005 (315 800).

Manchester, 15. Dezember. (W. T. B.) 121 Water Taylor hz z0r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 63, zor Water Clayton 77 zer Mock Brrote sz, zor Marbll T3. Lor Merlene sen g, zar Warpeops Lees 64, 36r Warpcops Rowland 74, 36r Warpcopt Wellington 75, 40r Double Weston 83, 60r Double courant . 327 116 Jards 16 16 grey Printers aus 3er / hr

.

Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Ro heisen in den Stores belaufen sich auf 322 024 Tons gegen 343 018 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind— lichen Hochöfen beträgt ö gegen 76 im vorigen Jahre.

St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Produeten markt. Talg loco 58, 00, pr. August —. Weizen loco 10,00. Roggen loco 6,35. Hafer loco 4,10. Hanf loco 453,00. Leinfaat loco 14.50.

Am sterdam, 15. Dezember. Jav a⸗Kaffee godd ordinary 52. Baneazinn 4t.

. New⸗York, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Börse eröffnete bei weichender Tendenz, wurde im weiteren Verlauf träge und schloß im allgemeinen schwach. Der Umsatz der Actien betrug 142 000 Stück. Der Silber vo rrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt.

Weizen anfangs träge, dann einige Zelt steigend infolge niedrigerer Schätzungen der Ernte in Rußland, später theilweise ab— geschwächt auf erwartete Zunahme der sichtbaren Vorräthe. Schluß stetig Ma is anfangs niedriger auf erwartete Zunahme der sicht— baren Vorräthe, später erholt auf geringe Ankünfte und Deckungen der Baissiers. Schluß stetig.

Baum wollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions häfen 297 009 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 150 000 Ballen, . nach dem Continent 101 000 Ballen. Vorrath 1 666006 Bauln.

Chicago, 15. Dezember. (W. T. B.) Weizen allgemein fest während des ganzen Tages infolge von Berichten über ungünstiges kaltes Wetter. Schluß stetig. Mais allgemein fest während des ganzen Tages. ̃

Philadelphia, 15. Dezember. ,

delphig Crane and Iron Company, mit einem Kapital von 2. Millionen Dollars, hat ihre Zahlungen eingestellt. Man hofft, daß die Gesellschaft ihren Geschäftsbetrieb wird wieder aufnehmen können, wenn die allgemeine Geschäftslage sich bessert. Die Passiven sollen nicht erheblich sein. J isen bahn wurde mit dem Bau— zope abgeschlossen. Die Wieder⸗ zollendung der Bahn ist bereits erfolgt.

, , Den Bauvertrag zur ö.

Mannigfaltiges.

„„Für den verstorbenen Bürgermeister a. D. Geheimen Regierungs⸗ Rath Hermann Duncker sand heute Vormittag in der Villa des . s c foro n son 8wrfr ö. T 2 . * Entschlafenen am Nollendorfplatz die Trauerfeier statt. Der Sarg

,, im hinteren Saag] des Erdgeschosses. Für den Magistrat von Berlin, der mit dem Ober⸗Bürgermeister Zelle an der Spitze vollzählig der Feier beiwohnte, legte der Stadtrath Borchardt einen mit kostbaren Orchideen durchflechtenen Riesenkranz mieder, auf dessen Schleife die Worte standen: „In treuem Gedenken“. Die Stadtverordneten Versammlung hatte mit dem stell⸗ bertretenden Vorsteher Dr. Alex. Meyer, zwölf Mitglieder deputirt. Die Buregubeamten des Magsstrats sandten eine Abordnung mit einem prächtigen Kranz. Auch . Directoren der verschiedenen städti⸗ schen Werke waren erschienen. Von den Ministerialbehörden waren die Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Räthe Pr. Jordan und Dr. Wehren— pfennig, für das Polizei⸗-Präsidium der Polizei⸗Präsident Freiherr von

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Richthofen und der Ober⸗Regierungs⸗Raͤth Friedheim anwesend. Für den Verein für die Geschichte Berlins, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene gewesen, legten der Geheime Archiv⸗Rath Reuter un Ur. Brendecke einen Widmungskranz nieder, für die Gesellschaft für Heimathkunde der Provinz Brandenburg erschien Stadtrath Friedel; auch die Lutherstiftung hatte einen Kranz übersandt. Die Feier wurde von den Sängern des Königlichen Domchors mit dem Choral . Selig sind die Todten' eröffnet. Dann nahm der Prediger Professor Scholz von St. Marien das Wort zur Gedenkrede, die an das Pfalmenwort an— tnüpfte Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe“. Mit Gesang schloß die Feier. Alsdann erfolgte die Ueberführung der Leiche nach dem Zwölf⸗Afpostelkirchhof.

= Dem Rector der Universität, Geheimen Regierungs- Rath Pro— sessor 0r. Weinhold wurde, wie die N. A. Z.“ mittheilt, gestern von sieben Chargirten die Adresse überreicht, welche ihm die Stu— dentenschaft nachträglich zu seinem siebzigsten Geburtstag gewidmet hat.

Wie die „N. A. Z.“ erfährt, beabsichtigt der Magistrat, zum dauernden Gedächtniß des verstorbenen Directors der städtischen Wasserwerke Henry Gill wegen dessen Verdienste um die Versorgung der Stadt Berlin mit gutem Wasfser eine Bronzebüste desselben aufzustellen. Der Magistrat hat daher auf Antrag des Curatoriums der städtischen Wasserwerke beschlossen, bei der Stadtverordneten-Ver— sammlung, die Genehmigung hierzu einzuholen und diese zugleich zu ersuchen, eine Summe bis zu 10 060 (S. zu dem Zweck zu bewilligen. Die Büste soll ihren Platz auf dem Grundstück der Wasserwerke am Müggelsee finden.

Liegnitz, 15. Dezember. Der Ballon „Phönix“, der heute Morgen vor 3) Uhr in Berlin aufgestiegen war, ist, wie W. T. B.“ meldet, nach ergebnißreicher Fahrt r von Liegnitz glatt gelandet.

n 300.

Literatur.

Militäarisches.

Neues Repetitionsbuch für die Capitulantenschulen der deutschen Armee. Zehnte vermehrte und verbesserte Auflage, Berlin 1894. J. Gerstmann's Verlag. Preis 50 8 (Partiepreis 40 3). Bei Gelegenheit der Herausgabe einer neuen Auflage wollen wir nicht unterlassen, auf dieses nicht nur beim Unterricht in Capitulantenschulen, sondern auch beim Selbftunterricht der Soldaten des stehenden en. und, des Beurlaubtenstandes seit langer Zeit bewährte Büchlein, das über die preußische und deutsche Geschichte und Erdkunde, die Grundrechnungsarten, die deutsche Satzlehre und Rechtschreibung, über Naturgeschichte und einiges aus der Raumlehre eingehend unterrichtet, empfehlend hinzuweisen. . .

Taktische Unterrichtsbriefe zur Vorbereitung für das Kriegsakademie⸗Cxamen, taktische Uebungsritte, Kriegsspiel und Manöver. Aufgaben, im Rahmen des Detachements gestellt und erörtert von Griepenkerl Major, agregirt dem Infanterie⸗Regiment Vogel von Falckenstein (7. Westfälisches Nr. 58. Dritte verbesserte Auflage. Berlin 1893. E. S. Mittler und Sohn. Preis 966 Von diesem bewährten Hilfsbuch, welches ursprünglich nur dazu bestimmt war, den jüngeren Offizier in die Lehren der Taktik einzuführen, das aber in, der Folge auch ältere Offiziere mit erfreulichem Nutzen gebraucht haben, ist in dem Zeitraum von noch nicht ganz vier Jahren bereils die Herausgabe der jetzt vorliegenden dritten Auflage nöthig geworden, die sich von den früheren Auflagen nur insofern unterscheidet, als das Erscheinen des neuen Reglements für die Feld-Artillerie, des Entwurfs ür das neue Cavallerie⸗Reglement, der neuen Feldbefestigungs⸗ Vorschrift und anderer im Laufe des letzten Jahres ergangenen Vor— schriften gebührende Berücksichtigung gefunden haben.

Das Artillerie⸗Schießspiel. Anleitung zum applica— torischen Studium der Schießvorschrift und zur Bildung von Schieß⸗ beispielen von H. Rohne, General⸗Major und Commandeur der 8. Feld ⸗Artillerie⸗Brigade. Zweite Auflage. Berlin 1893. G. S. Mittler und Sohn. Preis 50 6 Wie für die Offiziere aller Waffen seit vielen Jahren das Kriegsspiel als eins der besten Mittel gilt, die Offiziere jeden Alters und Grades in der Führung der Truppen im Gelände beim Angriff, bei der Vertheidigung, Recognoscirung, über- haupt bei allen nur denkbaren Kriegs- und Gefechtslagen zu üben und mit den Bestimmungen der Vorschriften für den Felddienst vertraut zu machen, so hat man in neuerer Zeit für die Artillerie im besonderen das Schießspiel erdacht, um in ähnlicher Weise die Ausübung der Schießkunst im Sinne der Königlichen Vorschriften zu fördern. Die vom General- Major Rohne vor zwei Jahren in erster Auflage her— ausgegebene Anleitung zu dem Schießspiel hat allgemeine Anerkennung gefunden und ist bald ins Englische und Französische übersetzt worden. Bei der schon jetzt erforderlich gewordenen zweiten Auflage ist das Werk auf Grund der neuen Schießvorschrift vom Jahre 1893 gänzlich umgearbeitet worden. Die auch zum Selbststudium geeignete Anleitung ist namentlich den Offizieren des Beurlaubtenstandes für die Vor⸗ bereitung zu einer Dienstleistung, sowie den activen Offizieren für das Commando zur Feld Artillerie ⸗Schießschule zu empfehlen.

Truppen-Gesundheitspflege. Unter Zugrundelegung der Bestimmungen der Druckvorschriften, zum Gebrauch für Truppen⸗ führer, Truppenärzte, Truppen⸗ und Verwaltungsbeamte, bearbeitet von Dr. AL.. Kirchner, Stabsarzt im Infanterle⸗Regiment Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Berlin 1894. Verlag von Richard Schoetz. Schon seit einer langen Reihe von Jahren wird der Gesundheitspflege im deutschen Heere eine ganz besondere und an günstigen Erfolgen reiche Aufmerksamkeit zugewendet, die in den letzten Jahren noch an Bedeutung gewonnen hat durch die wichtigen Entdeckungen der ärztlichen Wissenschaft über die drankheitserreger, wonach es keinem Zweifel unterliegt, daß durch rationelle Gesund⸗ heitspflege dem Ausbruch vieler Krankheiten vorgebeugt oder wenigstens die weitere Ausbreitung von Epidemien verhindert werden kann. Da die erforderlichen Vorbeugungsmaßregeln nicht überall genau be— kannt sind, so kann das vorliegende Buch, in welchem alle Regeln für eine gute Gesundheitspflege der Truppen mit großer Gründlichkeit jusammengestellt sind, nur freudig willkommen geheißen werden. Mit anerkennenswerther Sorgfalt, sind darin die Unterkunft der Truppen und ihre Umgebung, die Pflege des Körpers, die Ernährungzweise, das Trinkwasser, die Entfernung der Abfallstoffe und die Verhütung der im Dienst durch Erkältung oder durch große Hitze entstehenden Krankheiten behandelt. Ein längeres Kapitel ist auch der Bekleidung des Soldaten gewidmet und hierbei mit Recht der Hauptnachdruck guf. eine gesundheitlich angemessene Fußbekleidung gelegt worden. In drei Anlagen werden I) die Erfordernisse an die Beschaffenheit der haupt⸗ sächlichsten im. Menageverkehr bei den Truppen vorkommenden Ver— brauchsgegenstände, 2) der Nährwerth der hauptsächlich für die Truppenverpflegung in Betracht kommenden Nahrungsmittel be⸗ sprochen, und 3) wird ein abwechselungsvoller, sachgemäß zusammen⸗ gestellter Speisezettel für zwei Wochen erste Woche Winterkost, jweite Woche Sommerkost, wie er sich bei einem durchschnittlichen täglichen Verpflegungszuschuß von 17 3 (einschließlich Frühstücks⸗ zuschuß) herstellen läßt, gegeben. Das kleine Buch wird in seiner praktischen Zusammenstellung auch denjenigen Truppenführern, Aerzten u. s. w. sich nützlich erweisen, welche über die Anforderungen an eine rationelle Gesundheitspflege unterrichtet sind, weil sie hier leicht auffindbar alles vereinigt finden, was dabei berücksichtigt werden muß. .

Die Entwickelung der Feld -⸗Artillerie in Bezug auf Material, Organisation und Taktik von 1815 bis 892, dargestellt von H. Müller, General⸗Lieutenant z. D. Zwei Bände. Erster Band: Die Entwickelung der Feld ˖ Artillerie von 1815 bis 1870, Preis 8 ½ Zweiter Band: Die Entwickelung der Feld⸗ Artillerie von 1870 bis 1892, Preis 10416 Beide Bände, auf einmal bezogen, kosten zusammen 16 6. Verlag von E. S. Mittler und Sohn. Berlin 1895. Der erste, schon im Jahre 1873 er— schienene Band dieses Werkes ist in der vorliegenden neuen Ausgabe durch mehrere wesentliche Zusätze und eine große Zahl kleiner Ergänzungen erweitert und in verschiedenen Punkten berichtigt worden, Jetzt hat der sachkundige Verfasser dem Werk einen zweiten Band hinzugefügt, worin mit befonderer Berücksichtigung der preußi⸗· schen und deutschen Artillerie auf Grund dienstlichen Materials die bedeutsame, in der zwesten Hälfte der achtziger Jahre zum Abschluß gekommene Entwickelung der Artillerie dargestellt wird. Der General Müller war durch seine dienstliche Stellung als Director des Waffen⸗ Departements im Kriegs-Ministerium berufen, persönlich an dieser Entwickelung mitzuwirken, und war dadurch vorzugsweise in der Lage, zuverlässig über die deutsche Artillerie und die Geschichte der Einführung der neuesten Geschützsysteme zu be⸗ richten; während er nach seiner eigenen Angabe in Bezug auf die Artillerie der übrigen Mächte auf die darüber erschienene Literatur angewiesen war und deshalb nicht sicher ist, ob seine An⸗ gaben über die auswärtigen Mächte überall von Irrthümern frei ge⸗ blieben sind. Der Zeitpunkt für die Darstellung der Entwickelung der Feld ⸗Artillerie erscheint um so angemessener, als die Artillerie infolge der Benutzung eines neuen Treibmittels, des rauchschwachen Pulvers,

gerade vor einer neuen Entwickelung von großer Bedeutung steht, welche zum theil durch die Verbesserung der Gewehre, hauptsächlich aber durch die mit der Einführung des neuen Pulvers zu erwartenden großen Fortschritte in der Leistungsfähigkeit der Geschütze herbeigeführt werden muß. Die Anfänge diefer neuen Entwickelung erörtert der

U Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 16. Dezember

Verfasser in, einigen interessanten Capiteln am Ende des zweiten Theils, wobei er zu dem Schluß kommt, daß das neue Geschützsystem, das Geschütz der Zukunft, welches von allen Großstaaten eingeführt werden muß, bis jetzt noch nicht gefunden ist, und daß es deshalb vorläufig nicht möglsch sei, sich mit einiger Sicherheit darüber aus⸗ usprechen.

Im Novemberheft der von Oberst⸗Lieutenant Sch nacken⸗ burg geleiteten „Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine“ (Verlag von A. Bath-Berlin) befindet sich der zweite Thꝛil einer Studie des General-Majors V. Killiches Über drei im Oktoberheft auszugsweise mitgetheilte Projecte zur Reform des Ge⸗ niewesens der österreichisch⸗ungarischen Armee, die hier einer ver— gleichenden Betrachtung unterzogen werden. Ferner wird der Aufsatz des Majors J. Schott über Bas französische Heerwesen seit 1889 fortgesetzt Ueber „Das Königlich italienische Heer im ersten Halbjahr 1893 werbreitet sich ein Driginalbericht des Blattes. Eine andere Abhandlung ' ist besstelt Unsere inten⸗ sivere Ausbildung und die französischen Anschauungen über die Bedürfnisse der dortigen Armeen. Oberst⸗Lieutenant Frobenius ist, mit einer eingehenden Besprechung des in Frankreich kurzlich er⸗ schienenen und die dortigen neuen Vertheidigungsmittel an der Landes⸗ grenze genau beschreibenden Werkes „La Frontiers“ von Eugene Ténot vertreten. Weiter wird über „Die gegenwärtige Organisation des Rothen Kreuzes in Preußen und Deutschland berichtet. „Das Schneeschuhlaufen und dessen militärische Verwendbarkeit“ behandelt Premier⸗Lieutenant A. Steinitzer. Den Schluß bilden wie ge— wöhnlich interessante kleine hegresgeschichtliche Mittheilungen und eine ausführliche Umschau in der Militär⸗-Literatur.

Dicht kunst.

Lessing, im Urtheil seiner Zeitgenossen. Zeitungs— kritiken, Berichte und Notizen, Lessing und seine Werke betreffend, aus den Jahren 1747 bis 1781, gefammelt und herausgegeben von Julius W. Braun. Eine Ergänzung zu allen Ausgaben von Lessing's Werken. In zwei Bänden. Zweiter Band 1773 bis 1751. Berlin, Verlag von Friedrich Stahn. Seit dem Erscheinen des ersten Bandes ist schon längere Zeit verstrichen, da der Verfasser durch seinen Gesundheitszustand an der Fertigstellung des zweiten Bandes verhindert war. Inzwischen sind ihm noch manche Kritiken zu Händen gekommen, die er in dem zweiten Bande nicht hat verwerthen können, die er vielmehr in einem Nachtragsband veröffentlichen will. In dem vorliegenden Band nehmen den breitesten Raum die Besprechungen der Wolffenbüttler Fragmente ein, und hier machen wir insbefondere die Bekanntschaft mit dem Pastor Johann Melchior Goetze; es ist ergötz⸗ lich, seine Kritiken zu lesen. Einen anderen und zwar juristischen Gegner lernen wir in Albrecht Wittenberg zu Hamburg kennen, der gegen Lessing die Grundgesetze des heiligen römischen Reichs angewandt wissen will, wogegen sich der Prediger an der Nicolaikirche zu Berlin Friedrich Lüttke erhebt. Die Einzelheiten diefes Streits, der vorzugsweife die Stellung zur Religion betraf, sind lehrreich und machen die Entstehung von Nathan dem Weisen“ erklärlich. Das Braunzsche Buch fördert das Verständniß der Schriften Lessing's, und insofern kann man es mit Recht als eine Ergänzung zu allen Ausgaben von Lessing's Werken bezeichnen.

Encyklopädien. .

Der soeben ausgegebene dritte Band der neuen, fünften Auflage von, Meyers Gonversations-Lexikon“ enthält auf 1052 Seiten Text die Artikel ‚Biot' bis „Chemikalien“. Mit den voraufgegangenen Bänden theilt er alle bereits öfter gerühmten Eigenschaften: Prägnanz und Kürze in der Darbietung der heutigen menschlichen Kenntnisse, gemeinverständliche und doch auf wissenschaft⸗ licher Grundlage ruhende Behandlung und trotz der Fülle des Stoffs Uebersichtlichkeit und schnelle Auskunftertheilung. Das eingefügte reiche kartographische Material und die prächtigen Illustrations⸗ beigaben erheben das Werk auf einen bisher noch nicht erreichten Standpunkt der Anschaulichkeit. In dem ,,. Bande ver⸗ dienen als besonders schöne Farbendrucke Hervorhebung die Tafeln: Birnen', „Blattpflanzen J. und II. sowie das vorzügliche Faesimile eines Blatts aus Gutenberg's 40 zeiliger lateinischer Bibel. Neu ist die zweiseitige Holzschnitttafel mit Mustern schöner alter Buchverzie— rungen. Im Text haben ferner die Situationspläne von Weltverkehrs« plätzen eine Vermehrung erfahren.

( Karten.

Karte des Deutschen Reichs im Maßstabe von 1: 500000, unter Redaction von Dr. C. Vogel ausgeführt in Justus Perthes? Geographischer Anstalt in Gotha, 27 Blätter lund Titelblatt) in Kupferstich. Vierzehn Lieferungen, jede mit zwei Blättern zu je. 3 46 Mit den Lieferungen zwölf bis vierzehn, welche die Sectionen 12 Münster, 13 Hannover, 19 Dresden, 23 Stuttgart, 27 München und das Titelblatt enthalten, ist dieses Kartenwerk, an dessen Her— stellung in der Geographischen Anstalt unter der fachmännischen Leitung des Dr. C. Vogel seit etwa zwölf Jahren unermüdlich gearbeitet worden ist, und das seit seinem ersten Erscheinen sich einer mit jeder neuen Lieferung steigenden : sympathischen Aufnahme . erfreuen hatte, vollendet. Das übereinstimmende Urtheil über diese Karte geht dahin, daß sie in gleichem Maße brauchbar ist für militärische, touristische, wissenschaftliche und technische Zwecke und daß sie an Zuperlässigkeit der Angaben, Klarheit der Darstellung, Lesbarkeit des Geländes und Reichhaltigkeit des Materials von keiner der bisher vorhandenen Karten des Deutschen Reichs auch nur annähernd erreicht wird. Sie bildet gewissermaßen ein Zwischenglied zwischen der für den gewöhnlichen Gebrauch nicht genügend handlichen deutschen Generalstabskarte im Maßstabe von 1: 106900 und den vielen kleinen Speciallarten der Atlanten, die meist, nicht dieselbe Reich- haltigkeit oder nicht dieselbe Lesbarkeit besitzen. Während in Frankreich und Italien diese Lücke schon seit längerer Zeit in glücklichster Weise aus— gefüllt war, hat in Deutschland eine solche Karte bis jetzt noch gefehlt. Der Karte ist das neuerdings bei den Atlanten und großen Einzel⸗ karten übliche alphabetisch geordnete Namens verzeichniß, welches das Aufsuchen von Orten und anderen Gegenständen wesentlich erleichtert, beigegeben. Dieses Verzeichniß, enthaltend etwa 52 000 Namen mit Hinweis, wo sie auf den einzelnen Blättern zu finden sind, ist, für den praktischen Gebrauch der Karte fast unentbehrlich und kostet 3 Schriftsteller, dessen Werke in England mit ungewöhnlichem Beifall aufgenommen wurden, begonnen. Außerdem enthalten diese Hefte den Anfang eines Romans „Monika“ aus dem Französischen von T. Combe, Fortsetzungen des Romans Praktische Lebensweisheit? (Aufzeichnungen eines Vernünftigen“) us dem Russischen von J. N. . Potapenko, die Skizzen In der Brandung“ aus dem Holländischen von Marie Boddaert und Ein Gastspiel der Frau Melina“ aus dem Ungarischen von F. Verczeg, sowie drei Gedichte Auf einen Stein geschrieben', Stetes Wandern und „Trost“‘ aus dem Italienischen von L. Stecchetti, Alinda Beonacei⸗ Brunemonti und Gabriele d'Annunzio. In der Rubrik Von Diesem und Jenem, werden Mitheilungen gemacht über die Entstehung des Zola'schen Romans „Doctor Pascal“, über japanische Dichtungen, die brasilianische Literatur u. a. Kunstgewerbe. K

Schriften ⸗Atlas. Eine Sammlung der wichtigsten Schreib- und Druckschriften aus alter und neuer Zeit nebst Juütialen und Monogrammen, Wappen, Landesfarben und heraldischen Motiven, für die praktischen Zwecke des Kunstgewerbes zusammengestellt von Lu Lwi g Petzendorfer. Stuttgart, Verlag von Julius Voffmann. Dieses Prachtwerk liegt nun (in 20 Lieferungen zu je 1 ) vollständig vor.

1893.

Wer die darin enthaltenen mannigfachen zierlichen Kanzleischriften, die schönen Antiqua⸗, Schwabacher und Renaissance⸗Fracturen, die yracht⸗ bollen, kunstreichen Manuseript⸗Initialen und die eleganten Renaiffance⸗ Alphabete durchmustert, der wird zu der Einsicht kommen, daß von allen diesen Schätzen unsern modernen Drucken noch vieles zu gute kommen könnte. Vor allem aber werden Architekten, Maler und Zeichner, die ja alle gelegentlich decorativer Schriften benöthigen, hier eine wohlgeordnete gediegene Auswahl finden, die jedem Stil und jedem Material angemessene Vorbilder bietet und in grohentheilẽ mehrfarbig ausgeführten Blättern für Firmenschilder, Adressen, Diplome, Spruchbänder u. f. w. viel Brauchbares siefert. Besonders dankenswerth ist auch die Zugabe der wichtigsten orientalischen Schrif⸗ ten, sowie einiger Blätter, welche die Hauptregeln der heraldischen Darstellung veranschaulichen. Gesundheitswesen.

Im Verlage von Richard Schoetz hierselbst (Luisenstr. 36) ist die Schrift, in welcher Sanitäts⸗Rath Br. Mencke die Frage zu beantworten unternimmt: Welche Aufgaben erfüllt das Krankenhaus der kleinen Städte und wie ist es einzu⸗— richten?“ soeben bereits in vierter Auflage erschienen. (Pr. 5 S) Auf. Grund langjähriger Erfahrung bietet der Verfa ser darin detaillirte Pläne und Vorschläge für Bau, Einrichtung und Betrieb von kleineren Krankenhäusern, Kostenanschläge, Beifpiele für die Betriebs⸗ berechnungen, Rathschläge über die Organisation von Krankenvereinen, den Zahlungsmodus 2c. Der Verfasser hofft, daß, wenn auf die von ihm angegebene Weise die kleineren Gemeinden anfangen, Kranken⸗ häuser einzurichten, auch ihnen die Vortheile, welche die Wissenschaft dem öffentlichen Wohl bietet, immer mehr zugänglich gemacht, und der Unterschied, der in dieser Beziehung zwischen großen und kleinen Städten geherrscht hat, nach und nach ganz werde beseitigt werden. Durch eine solche Fürforge für die ärmere Klasse, zu welcher eine ge⸗ läuterte öffentliche Meinung die Mittel herbeizuschaffen habe, würde auch der Wunsch Seiner Majestät des Kaisers, daß die Bürger nicht bloß dem Staat und seinen Organen die Bekämpfung der unzufriedenen Elemente überlassen, sondern felbst Hand anlegen möchten, in Er—⸗ füllung gehen können. ;

Aus demselben Verlage liegt eine Schrift vor mit dem Titel Armen-Fürsorge und. Armen - Krankenpflege mit befon derer Berücksichtigung der heutigen Stellung des Armenarztes und Vorschlägen zu ihrer Reform“, von Dr. E. Roth, Regierungs⸗ und Medizinal⸗Rath (Pr. 2 46). Der Verfasser giebt darin eine Ueber- sicht der gesetzlichen Bestimmungen, betreffend die Armen⸗ und Wohl. thätigkeitspflege, wie sie in deutschen und außerdeutschen Ländern be— stehen, bespricht die verschiedenen communalen, kirchlichen und privaten Einrichtungen zur Armen, Fürsorge und erörtert die Maßnahmen für eine geregelte Armen⸗Krankenpflege, die er in mannigfacher Hinsicht für reformbedürftig erklärt. Neben der Vermehrung der. Aerzte, namentlich auf dem Lande, und der Ausbreitung der Ge= meinde ⸗Digkonie bezeichnet er es als dringend nothwendig, daß die Zahl der Krankenhäuser, besonders der Kreis-Krankenhäuser, zur Unter— bringung armer ländlicher Kranken vermehrt werde. An die Stelle ungeeigneter, weil technisch nicht vorgebildeter Krankenwärter, welche ihre schwierige Aufgabe vielfach neben ihrem eigentlichen Gewerbe zu versehen hätten, müßten Diakonissen oder barmherzige Schwestern treten, die nach allen Richtungen entsprechend ausgebildet sind 2c. Der Ver⸗ fasser handelt weiter eingehend von den Aufgaben der Communalãärzte namentlich auch in Bezug auf Ueberwachung der Wohnungen der ärmeren Klassen und andere hygienische Fürsorge und Maßregeln zur Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, wofür ihnen angesichts der größeren Mühewaltung eine Aufbesserung ihrer Gehälter zukomme. Um so werthvoller werde aber auch, wenn sie bestrebt seien, die Fort⸗ schritte der Wissenschaft und Erfahrung auf dem Gebiet der Hygiene der Menschheit nutzbar zu machen, ihre Mitarbeit an den soctaken Auf— gaben unserer Zeit. .

Das Frauenbuch, ein ärztlicher Rathgeber für die Frau, in der Familie und bei Frauenkrankheiten von Frau Dr. med. H. B. Adams, praktische Aerztin in Nordrach. Mit zahlreichen Abbil⸗ dungen. Erste Lieferung. Vollständig in 14 Lieferungen zu je 59 3. Stuttgart, Süddeutsches Verlags⸗Institut. Zum ersten Male unternimmt es in diesem Werk eine Aerztin, auf Grund einer lang— jährigen Praxis den Frauen Aufschluß über die Kenntnisse zu geben, welche für jede Frau, die ihren Beruf als Gattin und Mutter erfüllen will, nothwendig sind. Die Verfasserin will im Haupttheil alle Frauen⸗ krankheiten behandeln, und das Inhaltsverzeichniß zeigt, wie viel dieser Theil verspricht. Ferner aber will sie auch genaue Aufklärungen darüber geben, wie die Krankheiten zu verhüten sind, was zu thun und zu lassen ist, um Körper und Geist durch naturgemäßes Leben vor nach— theilizen Einwirkungen zu schützen. Sie will auf die⸗ jenigen. Gefahren aufmerksam machen, deren Nichtbeachtung der Thätigkeit der Hausfrau und Mutter so leicht vor der Zeit ein Ziel setzen kann. Durch diese Belehrungen soll die Frau in den Stand gesetzt werden, bei allen Gesundheitsfragen und Krankheitsfällen ohne Verzug helfend eingreifen zu können. Die vor— liegende erste Lieferung handelt in der Einleitung von der Bedeutung der Gesundheit als Grundlage des Glücks. Der erste Abschnitt bietet dann eine Schilderung der Krankheiten der Wirbelsäule, der Skoliose, der Schädigungen des Brustkorbes durch Corsets, der Beckenenge ꝛc. Die leichtfaßliche Darstellung ist durch eine Reihe von Abbildunger erlãutert.

Hauslexikon der Gesundheitslehre für Leib und Seele. Ein Familienbuch von Dr. med. Hermann Klencke. Achte, neu durchgearbeitete und sehr vermehrte Auflage in 28 Liefe⸗ rungen zu je 50 J. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet und herausgegeben von einem praktischen Arzt. Verlag von Cduard Kummer in Leipzig. Dieses Werk erscheint jetzt bereits zum achten Mal und zwar diesmal in vollständig neuer Bearbeitung. Nach Art eines Lexikons eingerichtet, bietet es in alphabetischer Anordnung Jedem, dem das Wohl und die leibliche wie seelische Pflege seiner selbst und seiner Angehörigen am Herzen liegt, ein Hilfsmittel, um auf bequeme Weise sich über alles Rath zu holen, was in den täglichen und be— sonderen Zuständen des Körper- und Seelenlebens der G schädlich oder förderlich ist. Auch darüber, wie sich der Gefunde und Kranke in allen Vorkommnissen seines Familien⸗ und Berufslebens richtig zu verhalten hat, giebt es schnelle und sachkundige Auskunft. Das Buch steht somit dem Hausarzt treu zur Seite und arbeitet ihm vor.

Unterhaltung. .

Das Dezemberheft der neuen, vornehmen Monatgschrift Die Frau ist soeben im Verlag von W. Moeser Hofbuchhandlung, Berlin, erschienen. Es enthält außer der Fortsetzung des Roman Die Familie auf Gilje' von Jonas Lie, eine Stizze von Emil Marriot: ‚Ein Mädchen aus der guten, alten Zeit und eine Weihnachtserzählung von Mary Wilkins Die KRirchenmaus ferner eine Anzahl lehrreicher Aufsätze: Die geiftige Mitarbeit des Weibes von Professor Dr. J. Kohler, „Frauenarbeit im Theater- don Dr. 6 Schlenther. Wir Frauen und unsere Dichter von Laura Marholm, Unsere Stimmen von Dr. Georg Sandmann, Der Letteverein und seine Leiterin. von Jenny Virsch, Bienenzucht als Frauenerwerb! von K. von Mittelstädt, Die Ausbildung zur Concertsängerin! und zahlreiche andere Mittheilungen über die Erwerbathätigkeit der Frauen; endlich noch einige Gedichte von Frida Schanz, Richard Zoozmann und Adalbert don Hanstein. Der Viertel iahrspreis für die neue Zeitschrift beträgt zwei Mark.

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