1893 / 309 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

errichteten wechselseitigen Testament der Königlichen Rheinischen riedrich⸗Wilhelms. Universität zu Bonn zur Förderung wissenschaft= cher und technischer Studien unter der männlichen Nachkommenschaft ihrer Seitenverwandten unter dem Namen: von Mandt⸗Ackermann'sche Stipendienstiftung“ ein Kapital von 48 9000 S vermacht mit der Bestimmung, daß die Zinsen desselben, nach Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstützung junger Männer christlicher Religion, welche sich der Arznei, der Rechts⸗ und den in der philosophischen Facultät vertretenen Wissen⸗ schaften auf Universitäten oder der höheren technischen Ausbildung auf Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten widmen, als Stipendien ver⸗ wendet werden sollen.

Diese Stiftung ist mit dem Sommer⸗Semester 1890 in Wirksam⸗ keit getreten.

Die Zahl der Stipendien ist auf drei festgesetzt.

Zum . der Stipendien sind vorzugsweise berufen:

f. die ehelichen männlichen Nachkommen der Geschwister der Stifter und zwar:

in erster Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Bruders Karl Theodor Mandt,

in zweiter Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Schwester Therese, verehelichten Grano,

in dritter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert Ackermann, .

in vierter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Gebhard Ackermann;

demnächst in Ermangelung von Bewerbern dieser Kategorie

II. die männlichen Nachkommen:

zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbrüder Friedrich Mandt und Franz Mandt, . ,

zweitens des Freundes der Stifter, des Appellationsgerichts⸗ Raths Wilhelm Graffunder,

drittens des Freundes der Stifter, des Regierungs- und Bau⸗ raths Emil Flaminius; ; .

und erst, wenn von diesen beiden Klassen von Stipendienberechtigten keine Bewerber vorhanden sind, können die Stipendien auch an Fremde, insofern dieselben die Eigenschaft preußischer Unterthanen haben, verliehen werden. .

Der Genuß und die Verabfolgung der Stipendien ist nicht von dem Besuche der Bonner Universität, noch überhaupt von der Gegen—⸗ wart auf einer der preußischen Universitäten und Lehranstalten ab— hängig; jedoch befreit der Genuß im Auslande in keinem Falle von der Beibringung der zur Verleihung erforderlichen Zeugnisse der wirk— lich besuchten Unterrichtsanstalten. .

Bewerbungen, welchen amtliche Zeugnisse über das Verwandt⸗ schaftsverhältniß mit den Stiftern, beziehungsweise den mit Vorzugs— recht bedachten Familien, die Schul⸗ und Sittenzeugnisse der bisher besuchten Unterrichtsanstalten, das Universitäts-Immatritulations⸗ und Sittenzeugniß, sowie ein Dekanatszeugniß; von den Gewerbetreiben— den: empfehlende Zeugnisse der Gewerbebehörden und die Unterrichts⸗ zeugnisse der Vorschulanstalten und Lehrmeister beigefügt sein müssen, sind bis zum

25. Januar 1894 hierher einzusenden.

Bonn, den 27. Dezember 1893.

Das Curatorium der von Mandt⸗Ackermann'schen Stiftung bei der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität. Kamphausen, z. Rector.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 29. Dezember. ine Majestät der Kaiser und König reisten, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag von der Wildpark—⸗

station über Charlottenburg nach Kiel, wo Allerhöchstdieselben am Abend unerwartet eintrafen. Seine Majestät begaben Sich vom Bahnhof zu Fuß nach der Jensenbrücke, von dort mit einer Werftpinasse nach der Barbarossabrücke und sodann in das Königliche Schloß. Daselbst wohnten Seine Majestät der Ballfestlichkeit bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich bei.

Des Kaisers und Königs Majestät haben für den bisherigen Botschafter in Rom, Wirklichen Geheimen Rath Grafen zu Solms-Sonnewalde anläßlich seines Aus⸗ scheidens aus dem Reichsdienst ein Geschenk, bestehend in einer Marmorbüste Seiner Majestät, in Gnaden zu bestimmen geruht.

Mit dem soeben erschienenen Jahrgang 1894 blickt das Handbuch über den Königlich preußischen Hof und Staat auf ein Bestehen von Einhundert Jahren zurück. Das erste Erscheinen des Handbuchs fällt in das Jahr 1794, nach⸗ dem König Friedrich Wilhelm II. durch Ordres vom 14. bezw. 25. Februar 1794 die Herausgabe des Handbuchs genehmigt hatte. Aus der damaligen 367 Seiten zählenden Ausgabe in kleinem Format hat sich das Werk zu seinem jetzigen statt— lichen Umfange mit dem reichen Inhalt entwickelt.

Auch die diesjährige Auflage ist gegen die vorjährige wieder um zehn Seiten stärker geworden, und wesentliche organisatorische und Personal-Veräaͤnderungen haben sich im Laufe des verflossenen Jahres vollzogen. So finden wir zunächst als neu begründet: den Ausschuß zur Untersuchung der Wasserverhältnisse in den der Ueberschwemmungsgefahr be— sonders ausgesetzten Flußgebieten, ferner beim Kriegs-Ministerium die Errichtung eines Provisorischen Central⸗Departements mit zwei Abtheilungen an Stelle der bisherigen Central-Abtheilung. Für das aufgelöste Waffen-⸗Departement ist das Allgemeine Kriegs⸗Departement um zwei Abtheilungen, die Fuß-⸗AUrtillerie—⸗ Abtheilung und die Technische Abtheilung, vermehrt und die Feld⸗Artillerie⸗Schießschule in zwei Abtheilungen getheilt worden. Bei der II. Abtheilung des Ministeriums für Land⸗ wirthschaft, Domänen und Forsten ist das Personal neu auf— geführt, und schließlich haben die neugewählten Mitglieder des Hauses der Abgeordneten bereits Aufnahme im Staats⸗Hand⸗ buch gefunden.

Bei den Provinzial-Behörden ist zu bemerken, daß in den Provinzen Westpreußen, Brandenburg, Sachsen, Schleswig und in der Rheinprovinz Provinzial-Conservatoren ernannt und Provinzial-Commissionen zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in den betreffenden Provinzen ins Leben ge— treten sind.

Zu den bereits bestehenden Gewerbe⸗-Inspectionsbezirken sind neue hinzugetreten in den Regierungsbezirken Frankfurt, Breslau, Liegnitz, Oppeln, Magdeburg, Merseburg, Erfurt und Schleswig.

Als zum ersten Male aufgeführt finden wir bei der Pro⸗ vinz Sachsen die Fürstlich Stolbergischen Consistorien, und endlich ist beim Landgericht in Cassel mit dem 1. k. M eine Kammer für Handelssachen neu begründet.

In redactioneller Beziehung bleibt noch zu erwähnen,

daß die früher beim Unmittelbaren Ressort der betr. Ober⸗

Präsidenten aufgeführten Aichungs⸗Inspectionen jetzt nach den Berg-Behörden genannt sind und die bisher in Verbindung mit den von den Provinzialverbänden ressortirenden Anstalten aufgeführten Invaliditäts- und Altersversicherungs⸗-Anstalten als selbständige Behörden am Schlusse einer jeden Provinz Aufnahme gefunden haben. .

Was die Personal⸗Veränderungen anbetrifft, so sind diese im verflossenen Jahre so überaus zahlreich gewesen, daß es unmöglich ist, näher darauf einzugehen und dem sich dafür Interessirenden überlassen bleiben muß, durch Nachschlagen im Handbuch sich davon Kenntniß zu verschaffen.

In der Woche vom 12. bis 17. Februar 1894 wird an der Berliner Landwirthschaftlichen Hochschule wiederum ein Unterrichtscursus für praktische Landwirthe statt⸗ finden. Diesen Cursen ist im Interesse der Fortbildung eines großen Theils der Verwaltungsbeamten, namentlich solcher, für die eine Kenntniß der ländlichen Verhältnisse und Einrichtungen zur Ausübung ihres Amtes wünschenswerth erscheint, eine große Bedeutung beizulegen. Die in den letzten Jahren geübte Praxis, die Verwaltungsbeamten auf diese Ein— richtung hinzuweisen, hat die erfreuliche Wirkung gehabt, daß eine größere Zahl von Beamten der verschiedenen Ressorts an diesen Cursen theilgenommen hat. Darum hat der Minister des Innern die Regierungs- und Ober⸗-Präsidenten ersucht, die ihnen unterstellten Verwaltungsbeamten auf den bevorstehenden Cursus aufmerksam zu machen und denjenigen, welche sich daran zu betheiligen wünschen, den dazu erforderlichen Urlaub zu ertheilen, sofern dies mit den Interessen des Dienstes ver⸗ einbar erscheint.

Die Central-Direction des Kaiserlichen Archäologi— schen Instituts hat zum Winkelmannstage (9. Dezember d. J.) zu ordentlichen Mitgliedern des Instituts ernannt die Herren von Christ in München und Geffroy in Rom, zu correspondirenden Mitgliedern die Herren Collignon in Paris, Pleyte in Leiden und Sittl in Würzburg.

Der General der Cavallerie von Krosigk, à la snite des Leib⸗Garde⸗Husaren-Regiments und Inspecteur der 1. Cavallerie⸗Inspection, ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Kiel, 29. Dezember. Seine Königliche Hoheit der Erb⸗ 3 berichtet, von Schloß Panker kommend, heute Vormittag hier ein.

Lübeck.

Die Bürgerschaft hat gestern dem „Hamb. Corresp.“ zufolge den Antrag des Senats auf eine Zuschlagssteuer von 50 Proc. behufs Deckung des voraussichtlichen Deficits für das Jahr 1894 mit 4 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Eine 2H procentige Zuschlagssteuer und vorläufige Deckung des Deficits aus dem Kapitalfonds wurde gegen 7 ablehnende Stimmen angenommen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der General-Oberst Freiherr von Los und die Mitglieder der militärischen Deputation wurden, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen. Am Nachmittag stattete der Erzherzog Albrecht in der Uniform eines preußischen Feldmarschalls dem General— Obersten Freiherrn von Los sowie den übrigen Mitgliedern der militärischen Deputation einen halbstündigen Besuch ab. Um 5 Uhr fand bei dem Erzherzog Albrecht ein Diner statt, woran außer den Mitgliedern der Deputation der deutsche Botschafter Prinz Reuß, der Militär⸗Attachs Oberst von Deines, der zur Botschaft commandirte Hauptmann von Hugo, der Kriegs -Minister von Krieghammer, der Admiral Freiherr von Sternek, die Corps-Commandanten Freiherr von Schönfeld und Prinz Croy sowie andere hohe Militärs theilnahmen. Der Erzherzog Albrecht trug auch hier die Uniform eines preußischen Feldmarschalls. Im Laufe des Nachmittags machten der Minister-Präsident Fuͤrst von Windischgrätz, der Kriegs-Minister von Krieg—⸗ hammer und der Generalstabs-Chef von Beck dem General— Obersten Freiherrn von Los und den übrigen Herren der Deputation Besuche.

Der böhmische Landtag ist gestern Mittag vom Oberst— Landmarschall Fürsten Lobkowitz mit einer Ansprache er⸗ öffnet worden, worin dieser die Nothwendigkeit wirthschaft— licher Arbeiten und die Erwartung aussprach, die Abgeordneten würden in ernster Weise und gemäß den Intentionen des Kaisers ihre Zeit zum Wohle des Landes ausnutzen. Am Schlusse brachte der Oberst⸗Landmarschall ein dreifaches, begeistert aufgenommenes Hoch auf den Kaiser aus. Die Prager jungezechischen Abgeordneten brachten einen Antrag auf Aufhebung des Ausnahmezustandes für Prag und Umgebung, sowie einen Antrag auf Staatshilfe in den Nothstandsbezirken ein. Einem Antrage des Landtags-Abgeordneten Dr. Schmeykal gemäß nahm der Club der deutschen Landtags-Abgeordneten ein— stimmig eine Resolution an, worin die volle Zu⸗ stimmung zu der Coalition der drei großen Parteien des Abgeordnetenhauses erklärt und die Bildung des neuen Ministeriums unter vollinhaltlicher Billigung des kundgegebenen Programms sowie unter gleichzeitiger Wahrung der be— kannten Parteigrundsätze der deutschen Bevölkerung Böhmens vertrauensvoll begrüßt wird. Insbesondere begrüßt der Club mit ungetheilter Freude die Berufung seines langjährigen Mit⸗ gliedes Dr. von Plener in die Regierung. In der Begrüßungs⸗ rede führte Dr. Schmeykal aus: die praktische Anwendung des Anschlusses an das Coalitionssystem bringe es mit sich, daß man zunächst von der Betreibung der nationalen Abgrenzung, insbesondere in dieser Landtagssession, absehe und sie auf eine günstigere Zeit vertage. Diesen Weg könne man um so zu— versichtlicher einschlagen, weil dem Cabinet ein Mann angehöre, der sich Anspruch auf unbegrenztes Vertrauen erworben habe, und der nicht zugeben werde, daß die nationalen politischen Interessen Abbruch erlitten.

Der gemeinsame Hirtenbrief des ungarischen Episkopats gegen die kürchenpolitischen Vorlagen der Regierung wird, wie das „Frdbl.“ erfährt, am Dreikönigstage (6. Januar) in allen Kirchen veröffentlicht werden. Der Hirtenbrief führt dem genannten Blatte zufolge aus, daß der Episkopat im Interesse des Staats seine Stimme gegen Maßnahmen erhebe, zu denen der Staat nicht berechtigt sei, weil sie im Widerspruch ständen mit der von Gott dem Staat ertheilten Mission, mit dem Glauben, mit den Rechten der Kirche und mit der Freiheit des katholischen Gewissens. Dem Episkopat könne in diesem Vertheidigungskampf nicht der Vorwurf gemacht werden, daß er ein Feind des Fortschritts sei; denn die Maßregeln, gegen die sich der Episkopat richte, bedeuteten nicht einen Fortschritt, sondern einen Verfall. Gegen Christus gebe es keinen Fortschritt; man könne keine Staaten auf den Ruinen christlicher Ideen erbauen. Niemand diene dem Fort— schritt und der Civilisation mit dem Kampf gegen die Kirche. In diesen traurigen Zeiten müßten die katholischen Gläubigen ihre Anhänglichkeit an die Kirche womöglich noch steigern und dürften im Privatleben keine anderen Grundsätze bekennen, als im öffentlichen Leben. Weiterhin werden in dem Hirtenbrief verschiedene Gebete an— gegeben, die in der Zeit bis zur Entscheidung über die kirchen⸗ politischen Fragen an gewissen Tagen zu sprechen seien. Auch wird ein einträchtiges Vorgehen mit der Geistlichkeit empfohlen, damit die Gefahr abgewendet werde; doch warnt der Episkopat vor zu großem Eifer und mahnt zur Ruhe und Mäßigung.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Solicitor⸗General Sir J. Rigby: soweit der Regierung be—⸗ kannt, sei nichts vorgekommen, wodurch die durch Geburt er— worbene britische Nationalität des Herzogs von Sachsen— Coburg und Gotha verändert werde; aber als souveräner Fürst handle er in allen Angelegenheiten, die sich auf seine Eigenschaft als Souverän bezögen, unabhängig. Auf die Frage Dalziel's, ob der Herzog die Jahres-Apanage von 10 000 Pfd. Sterl. in seiner privaten Eigenschaft oder in seiner Eigenschaft als Souverän beziehe, und welches die Stellung des Herzogs in Zeiten eines Krieges zwischen England und Deutsch⸗ land sein würde, erwiderte Sir J. Rigby, eine derartige Frage sei ohne vorherige Ankündigung nicht zu beantworten. Der Parlaments-Secretär im Colonialamt Buxton erklärte, bis gestern Nachmittag sei weder eine Bestätigung noch eine Wider— rufung der Gerüchte über das Schicksal des Hauptmanns Wilson im Matabeleland von Sir Henry Loch eingelaufen. (Im Publikum war die Nachricht verbreitet, die 35 Mann starke Truppe Wilson's sei vollständig aufgerieben worden.)

Frankreich.

Da die mit Spanien geführten Verhandlungen nothwendiger Weise gestern Abend geschlossen werden mußten, hat gestern der Ministerrath definitiv die Bedingungen festgestellt, unter denen es möglich sein würde, die Handels⸗ beziehungen zu Spanien zu sichern. Für heute Abend er⸗ wartet dem „W. T. B.“ zufolge der Minister des Auswärtigen die endgültige Antwort der spanischen Regierung. Die Aus— sichten gelten andauernd für günstig.

Dem „Temps“ zufolge lautet die Anklage gegen Vaillant auf Mordversuch und Zerstörung eines öffentlichen Gebäudes.

Italien.

Der König gab, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend

zu Ehren des bisherigen deutschen Botschafters Grafen zu ein Diner. Eingeladen waren der Minister des Auswärtigen Baron Blanc, das Personal der

deutschen Botschaft und hohe Hofwürdenträger.

Die Ohmänner der Arbeitervereine in Lerearg haben dem Minister-Präsidenten Crispi telegraphisch Kenntniß von der Genugthuung gegeben, die durch die Action der Re gierung zu Gunsten der Arbeiterklassen hervorgerufen worden sei, und hinzugefügt, sie hegten das volle Vertrauen, es werde dem Patriotismus Crispi's gelingen, zu bewirken, daß die von der localen Tyrannei befreite Bevölkerung demjenigen Aus lande gegenüber, das, der Einheit des Vaterlandes feindlich gesinnt, diese mit Hilfe Siziliens zerstören möchte, geeinigt aufzutreten im stande sei.

Die Voruntersuchung in Valguarnera wegen der Unruhen vom 25. d. M. dauert fort. Es ist der Sicherheits behörde gelungen, einen großen Theil der entwendeten Gegen⸗ stände wieder zu erlangen. Ungefähr 30 Personen, darunter die Anstifter der Brandlegung und Plünderung, wurden ver⸗ haftet. Auf die Initiative des Präfecten versammelte sich heute der Gemeinderath, um für die Wiederherstellung der Hemeindeverwaltung vorzusorgen. Die Verzehrungssteuer⸗ ämter sind wieder eröffnet. Valguarnera nimmt wieder das gewöhnliche Aussehen an. Das Vertrauen kehrt allmählich zurück.

Einer Meldung der „Agenzia Stefani“ zufolge wäre der katholische Bischof von Tiraspol (Rußland) nicht nur mit Zustimmung sondern auf Anregung der russischen Regierung nach Rom gekommen. Er sei bemüht, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die infolge der Vorstellungen des Papstes über die Lage der Katholiken in Polen in den Beziehungen Ruß lands zum Vatican entstanden seien.

Spanien.

Der Marschall Martinez Campos ist laut Meldung des „W. T. B.“ zum außerordentlichen Botschafter ernannt worden, um mit dem Sultan von Marokko in Ver handlungen zu treten. Der Marschall behält jedoch den Oberbefehl über die Armee bei.

Rumänien.

Der König hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern das Präsidium und die Deputation der Kamm er empfangen, die die Adresse überreichten. Der Monarch dankte für dieses Zeugniß der Liebe und Ergebenheit der Volksvertretung.

Die Kammer erledigte gestern das Eisenbahnbudget für 1894 und nahm mit 85 gegen 32 Stimmen die Dring— lichkeit des Gesetzentwurfs über Abänderungen des Zoll⸗ tarifs an. Die Verhandlungen über diesen Gesetzentwurs beginnen heute.

Serbien.

Der Sections-Chef Milovanovie ist mit neuen Instruc— tionen nach Wien, der Secretär im Auswärtigen Amt Josefovic nach Berlin abgereist.

Bulgarien.

Das in der Sobranje eingebrachte Staatsbudget schließt dem „W. T. B.“ zufolge in den gesammten ordent⸗ lichen Einnahmen mit 79 557 600 Lei gegen 80 4535 000 Lei

im Vorjahre ab. Die directen Steuern zeigen einen Rückgang von 11s Millionen, während die indirecten Steuern gegen das Vorjahr einen erhöhten Ertrag aufweisen. In der gestrigen . der Sobranje wurde über die Forderung eines auf drei Jahre vertheilten Credits von 1 Millionen zur An— schaffung von Schnellfeuer-Kanonen verhandelt.

Amerika.

Ueber Montevides wird dem W. T. B.“ aus Rio de Janeiro berichtet, der Finanz-Minister habe nach einer Unterredung mit den Agenten der Schiffahrtsgesellschaften versprochen, daß Vorkehrungen für eine sichere Löschung der Ladungen in der Stadt getroffen werden würden, wenn möglich, durch eine Verständigung mit der Flotte der In⸗ surgenten.

Aus Buenos Aires wird gemeldet, daß der General Rocca an Stelle des verstorbenen Generals Mitre zum Chef des Generalstabs ernannt worden sei.

In Paris eingetroffenen Nachrichten aus Montevideo zufolge wäre Ellauri als Candidat für die Präsidentschaft von Uruguay aufgestellt worden.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts- und Altersversicherung.

Im Jahre 1892 belief sich die Zahl der bei der Württem— berg'schen Invaliditäts- und Altersversicherungs-Anstalt versicherten Personen auf etwa 370 000, d. s. 180, der ortsanwesenden Bepölke⸗ rung Württembergs. An Beitragsmarken der vier Lohnklassen wurden verkauft: 14512915 Stück für 3 034 490 6 Gegenüber dem Jahre 1891 hat sich die Einnahme im Jahre 1897 gehoben um 329 288 M. Für 9ö7 verwilligte Altersrenten waren zu bezahlen: 122 373 M 40 4, wovon der Antheil der Versicherungsanstalt beträgt: [4 523 6 40 3. Für 653 Inypalidenrenten waren aufzuwenden: 4 7 6 20 J, wovon auf die Anstalt entfallen: 42 207 6 20 3. Der versicherungstechnische Kapitalwerth der verwilligten Altersrenten beträgt: 439 254 S6, derjenige der Invalidenrenten: 568 569 SM½ Im Jahre. 1891 und 1892 zusammen waren zu bezahlen für Alters- und Invalidenrenten: 577 970 S½, wovon die Anstalt zu übernehmen hat: 3453 870 S. Der Kapitalwerth dieser Renten beträgt: 2 066 308 Im Jahre 1891 wurden 3935 Altersrentenansprüche erhoben und 3072 anerkannt. Im Jahre 1892 waren zu verhandeln 1158 Altersrentenan— sprüche und 1074 Invalidenrentenansprüche; anerkannt wurden 957 Alters— rentenansprüche (82 0½) und 6653 Invalidenrentenansprüche (60 ). Die Verwaltungskosten betrugen im Jahre 1892: 173 043 S6 66 4

6. *

wovon ausmachen die Kosten der Centralverwaltung, und zwar der persönliche Aufwand: 40 559 S 45 z, der sachliche Üufwand: 106 M 56 , die Kosten des äußeren Dienstes (Einzug der Bei⸗ träge durch die Krankenkassen und Ortsbehörden) 87 377 M ,, Hierzu kommen noch Kosten der Erhebungen vor

Gewährung von Renten mit: 197 S 25 3, für Schieds⸗ gerichte: 3258 ½, für Controle (Bezirksvertreter): 15 9382 „M, für Rechtshilfe 0. Der Verwaltungsaufwand des Kap. V beträgt den achtzehnten Theil der baaren Geldeinnahmen und 45 4 auf den Kopf der Versicherten, während der Aufwand vom Reichsamt de Innern auf 1 6 pro Kopf der Versicherten geschätzt war. Eine Vergleichung des Verwaltungsaufwands mit den verwllligten Renten hat zunächst keinen Zweck, weil die Ausgabe für Renten naturgemäß anfangs gering ist, aber von Jahr zu Jahr steigt, während der Verwaltungsaufwand infolge der Einrichtungskosten an— fangs verhältnißmäßig größer ist, aber im Verhältniß zu dem Steigen der Rentenausgaben immer mehr abnimmt. Werth— papiere sind im Jahre 1892 erworben worden für: 2516415 6ÿs und bis 16. Dezember 1393 im ganzen 7746716 6 83 3, wovon dem Betriebsfonds angehören 7 522 546 ½! 33 3 und dem Reserve— fonds 224 170 Md 50 53. Die erworbenen Werthpapiere bestehen in deutscher Reichsanleihe, württembergischen Staatsobligationen, Ham— burger Staatsanleihe, Obligationen der Städte Stuttgart und Cann— statt, Pfandbriefen der württ. Hypothekenbank, Obligationen des württ. Creditvereins, Darlehen an Gemeinden für Wasserversorgungs— zwecke, Schulhausbauten, Kirchenbauten ꝛc., endlich Darlehen an Ver— eine für Erbauung von Arbeiterwohnungen und andere gemeinnützige Zwecke. 5 Ortsübliche Tagelöhne. . ie Nr. 52 des Centralblatts für das Deutsche Reich enthält die ortsüblichen Tagelöhne gewöhnlicher Tagearbeiter, auf, Grund des z 8 des Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, festgestellt worden sind. Die Zusammenstellung, welche am 29. Dezember 1893 abgeschlossen ist, weist die Veränderungen nach, die gegenüber der in Nr. 53 des „‚Centralblatts' vom Jahre 1392 bewirkten Veröffentlichung stattgefunden haben. Den Nach⸗ weisungen liegen die Mittheilungen der Landesregierungen zu Grunde; die Zusammenstellung ist von dem Kaiserlichen Statistischen Amt bewirkt.

37 SM Ras . ö Zur Arbeiterbewegung.

Dier in Berlin fand vorgestern eine Versammlung der aus— stän digen Arbeiter und Arbeiterinnen der mechanischen Schuh— fabriken statt, in der, wie die „Frkf. 3. berichtet, sehr heftige Angriffe gegen den socialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Bock erhoben wurden, weil dieser durch sein Verhalten im Schuhmacher— fachblatt die Interessen der Strikenden schädige (99gl. Nr. 306 d. Bl). In einer Resolution wurde Fortsetzung des Ausstandes beschlossen und Bock als ein Verbündeter der Fabrikanten bezeichnet. ö

Der Oesterreichische Gewerkschaftscongreß in Wien beschloß in seiner vorgestrigen, letzten Sitzung, daß in Zukunft Arbeits— einstellungen nur dann eintreten dürfen und unterstützt werden sollen, wenn sie vorher der Centralleitung bekannt gegeben und von dieser gebilligt worden sind. Ueber einen Antrag, daß zu Gunsten des Achtstundentages und des allgemeinen Wahlrechts ein General— strike begonnen werden solle, ist kein Beschluß gefaßt worden; der Antrag soll vielmehr, wie das Wiener „Frdbl.“ mittheilt, dem im Februar stattfindenden socialdemokratischen Parteitag zur Erledigung uͤberwiesen werden. Schließlich nahm der Congreß eine Entschließung wegen energischen Eintretens für die Maifeier an. ö

Aus Bu dapest wird der ‚Frkf. Ztg.“ telegraphisch gemeldet: Der auf Weihnachten anberaumte ungarische Soeialisten« Congreß war von der Localbehörde zu Arad verboten worden. Der Minister des Innern hob das Verbot auf, sodaß am 6. und J. Januar der Congreß, zu dem elf Städte Delegirte senden, abgehalten werden kann.

In Amsterdam fanden gestern Abend auf dem Dom⸗Platze ähnliche Ansammlungen zumeist von Straßenjungen und Neugierigen statt, wie vorgestern (ogl. Nr. 308 d. Bl.). Durch wiederholtes Vor⸗ gehen trieb die Polizei die Menge auseinander.

Aus Angoulsme wird über den Verlauf der Verhandlungen des Schwurgerichtshofes gegen die Angeklagten von Aigues-⸗Mortes telegraphisch weiter berichtet: Die Persönlichkeit mehrerer Angeklagten wurde durch Gendarmen festgestellt, die jedoch erklärten, sie könnten nicht genau sagen, in welcher Weise die Angeklagten an den Ausschreitungen betheiligt gewesen wären; dazu sei die Verwirrung und die allgemeine Aufregung zu groß gewesen. Bei den gestrigen Verhandlungen ge⸗ stand der Angeklagte Buffat ein, verwundete Italiener mit einem Knüttel geschlagen zu haben. Er führte zu seiner Entschuldigung an, daß er betrunken gewesen sei. Der Befehlshaber der Gendarmerie, gab eine Schilderung der Vorgänge, die sich bei den Ruhestörungen in Aigues⸗Mortes abspielten; die wüthende Menge habe, trotz der Anstrengungen der Gendarmen, es zu verhindern, die Häuser belagert, in die sich die in den Salinen beschäftigten italienischen Arbeiter geflüchtet hatten, und habe dort die Fenster und die

Dächer zerstört. Als am anderen Tage die Gendarmerie die italienischen Arbeiter nach Aigues-⸗Mortes geleitete, habe eine bewaff⸗ nete Schaar die Italiener angegriffen, einige Verwundete seien mit Knütteln todtgeschlagen worden. Der Pfarrer von Aigues Mortes 9 36. . der Kampfseene und betonte die tiefe Erregung er Arbeiter.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Oesterreich⸗Ungarn.

Nach einer Bekanntmachung der Seebehörde zu Triest werden Seeprovenienzen aus ottomanischen Häfen in Gemäßheit der Be⸗ stimmungen der internationalen Sanitäts-Conventlon zu Dresden be— handelt und unterliegen daher dem auf Grund dieser Bestimmungen festgestellten und durch K. K. österreichischen Handels⸗Ministerialerlaß vom 31. Juli d. J. bestätigten Reglement für die Behandlung von Seeschiffen im Fall der Cholera.

In der Woche vom 10. bis 16. Dezember gestaltete sich der Gesundheitsstand in Berlin etwas günstiger und auch die Sterblichkeit war etwas kleiner als in der Vorwoche (von je 1000 Ein— wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 19,5 gegen 22,6). Auch in dieser Woche kamen geute Entzündungen der Athmungs— organe in großer Zahl zum Vorschein und endeten noch häufig, wenn auch seltener als in der Vorwoche, tödtlich. Erkran— kungen an Grippe wurden gleichfalls noch in bedeutender Zahl beobachtet und 31 Todeßfälle daran (gegen 50 der Vorwoche) mitgetheilt. In ähnlicher Zahl wie in der Vorwoche traten acute Darmkrankheiten als Todesursachen zu Tage. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb fast die gleiche mäßig hohe wie in der Vorwoche; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 57 Säuglinge. Das Vor— kommen der Infectionskrankheiten war meist ein selteneres. Erkrankungen an Masern zeigten sich im Stralauer Viertel, an Scharlach auf dem Wedding am häufigsten, während Erkrankungen an Diphtherie aus dem Stralauer Viertel, aus Moabit und dem Wedding am zahlreichsten zur Anzeige kamen. Erkrankungen an Unterleibstyphus waren vereinzelt, an Kindbettfieber wurden 3 Erkrankungen bekannt. Häufiger gelangten jedoch wieder rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen an Keuchhusten zur ärztlichen Beobachtung; letztere führten auch in ansehnlich gesteigerter Zahl zum Tode. Auch rheuma— tische Beschwerden aller Art wurden häufiger als in den Vorwochen zur Behandlung gebracht. ;

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Rio de Janeiro, 28. Dezember. W. T. B.“ meldet: Hier sind fünf Todesfälle an gelbem Fieber vorgekommen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 11 092, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. ö In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 4224, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 27. und 28. Dezemher die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteige— rung; Thurnepsserstr. 7. den Maurermeistern Wilh. Lünow und Wilh. Koch gehörig; Fläche 9,96 a; Mindestgebot 1300 ; für dieses wurde die Handelsgesellschaft Gebrüder Hirschler, Taubenstr. 47. Ersteherin. Musackstr. 8. dem Eigenthümer P. Wirth gehörig; Nutzungswerth 7300 „S; Mindestgebot 606 S; für das Meistgebot von 130160 M wurden die Rabitz'schen Erben, Scharnhorststr. 7a, Ersteher. Heimstr. 11 und Straße 20, der Commanditgesellschaft Herm. Krojanker u. Co. gehörig; Fläche 8,52 a; Nutzungswerth 15 300 M; für das Meistgebot von 303 000 S wurde der Rentier Richard Faber, Gitschinerstr. 5,

Ersteher.

Liguidationscurse der Berliner Börse für Ende Dezember 1893. 3 6 Deutsche Reichs⸗Anleihe Sü, 70, 3 09 Preuß. Consols 35,70, 3 , Deutsche Reichs-Anleihe u. Preuß. Consols, gem. Stücke 85,70, do. do. Interimsscheine —, Oesterreichische Credit—⸗ Actien 208,75, Lombarden 44900, Franzofen ——, Berliner Handelgesellschaft 128,90, Darmstädter Bank⸗Aetien 128,50, Deutsche Bank⸗Actien 153,090, Disconto⸗Commandit⸗Antheile 174,00, Dresdner Bank 131,090, Nationalbank für Deutschland 104,50, Russische Bank für auswärtigen Handel 8lL, 900. Wiener Bank-Verein 118,06, Aachen⸗Maastricht 58, 900, Dortmund⸗Gronau 107,00, Lübeck-Büchener B33, 00, Mainz Ludwigshafener 107, „9, Marienburg⸗Mlawka 760,50, Ostpreußische Südbahn 70,900, Werrabahn 47,00, Böhmische Nordbahn 141,00. do. Westbahn 179.00, Buschtehrader 217,56, Canada Pacific 69, 00, Dux⸗Bodenbach 238,25, Galizische Carl—⸗ Ludwigsbahn 104,90, Gotthardbahn 150,00, Italienische Meridional 106,25, do. Mittelmeer 8400, Jura⸗Simplon 52,00, Oesterr. Nord⸗ westbahn 103,50, do. do. Elbethal 117,00, Oesterr. Localbahn 98,50, Prince Henri 55.25, Russ. Südwestbahn⸗Actien 75,75, Schweizer Centralbahn 115,50, Schweizer Nordostbahn 102,25, Schweizer Union 76,50, Warschau⸗Wiener 218,50, Egyptische Anleihe 40, unifie. 101,75, Italienische Rente 77,50, Mexicaner 6o0½ Anleihe 67.60, do. v. 1890 66,00, Oesterr. Silberrente —, Oesterr. 1860er Loose 144,25, Russische 409 Consols 99,25, Russische 45/0 1880er Anl. 28,75, Russ. 5 O. Orient⸗Anl. (II. Emission) 67,506, Russ. H o/o Orient⸗-Anl. (III. Emission) 68,5, Türken conv. 22, 60, Türken-Loose 89,50, Türkische Tabackregie 203,00, do. Zoll-Obligat. —, Un— garische 4 0 Gold⸗Rente 94,80, Ungarische Papier⸗Rente —, Ungarische Kronen-Rente 90,75, Bochumer Gußstahl 127,90, Eon“ solidation 163, 00, Dannenbaum gl, 75, Dortmunder Union 6 o, Stamm⸗ Prioritäten 56,50, Gelsenkirchen 144,735, Guano —, Hamburg. Packetfahrt⸗Act. 100,75, Harpener 136,00, Hibernia 116,50, Königs⸗ und Laurahütte 111,590, Norddeutscher Lloyd 114325, Trust Comp. 127,75, Russische Banknoten 215,B75. Heutiger amtlicher Durchschnitts— curs für deutsche Fonds und Eisenbahn-Actien. Amtlicher Durch⸗ schnittscurs vom 29. d. M. für Oesterr. Noten, Wechsel auf Wien und St. Petersburg. .

Einem Jahresbericht, den der gerichtliche Sachverständige, Herr Siegfried Salomon, über das Geschäft in Hypotheken und Grundbesitz während des Jahres 1893 veröffentlicht, sind folgende Mittheilungen entnommen: Fast während des ganzen Jahres bewegten sich die Umsätze auf dem Hypothekenmarkt in engen Grenzen. Die Ursache hierfür ist wohl in erster Linie in dem Mangel an guten An— geboten zu finden. Das Bestreben vieler Kapitalisten ihre Effectenanlagen in hypothekarische umzuwandeln, war während des ganzen Jahres bemerkbar. Im allgemeinen wurde im Hypothekenverkehr an der Praxis fest— gehalten, erststellige Beleihungen bei niedrigerem Zinsfuß bis zum halben Grundstückswerth, bei höherem Zinsfüß bis 3/5 des Grund⸗ stückswerths, zweistellige Beleihungen bis höchstens 43 des Grund— stückswerths zu gewähren. Der Hypothekenzinsfuß weist gegen das Jahr 1892 keine Veränderung auf. Es wurden erste Hypotheken auf Grundstücken allerbester Stadtgegenden innerhalb des halben Grund stückswerths zu 37 bis 33 aufs Jahr, bei höheren Beleihungen zu 378 bis 40, in Mittelgegenden zu 4 bis 4 bis 4E, in entfernteren Stadtgegenden zu 41 bis 40ͤ0, je nach Höhe der Beleihung abge— schlossen; zweitstellige Belelhungen wurden zu 45 bis 5G Zinfen untergebracht. Für erststellige Hypotheken in den Vororten mußten 46 bis 45 bis 5oo Zinsen bewilligt werden. Für Baugelder wurden durchschnittlich 5 o Zinsen aufs Jahr und 1 69 Provifion erzielt. Die Situation auf dem Grundstücksmarkt hat im verflossenen Jahre eine wesentliche Veränderung erlitten: Bis auf einige wenige berufs— mäßige Grundstücksspeculanfen kann von einer Specusationslust nicht mehr die Rede sein. Die Anzahl der Zwangsversteigerungen weist gegen das Vorjahr eine Zunahme um etwa 24 auf, nur innerhalb des Bezirks des Amtsgerichts 1 Berlin. Verhältnißmäßig noch viel

größer war die Anzahl der Zwangs verstei erungen in den neuen Stadt⸗ theilen von Charlottenburg und Schöneberg. In den westlichen

Gegenden, namentlich auf Charlottenburger und Schöneberger Gebiet

ist eine Ueberproduction von Wohnungen, namentlich von großen herrschaftlichen Wohnungen, unverkennbar. Ist die Beschaffung von zweiten und ferneren Eintragungen im allgemeinen schon eine schwierigere geworden, so ist sie in diesen Stadttheilen in sehr vielen Fällen ganz unmöglich gewesen; solche Darlehen sind nur von Privatkapitalisten zu erlangen. Die Umsätze in den bebauten Grundstücken erreichten lange nicht die Höhe der früheren Jahre. Es handelte sich größtentheils um Er—⸗ werb von Grundstücken zu geschäftlichen oder industriellen Zwecken oder um Grundstücke, deren Um⸗ und Ausbau noch eine lohnende Rente versprach, auch um einige ältere zum herrschaftlichen Ausbau geeignete Grundstücke mit Garten in der Thiergartengegend.

Ueber den Handel Großbritanniens im Jahre 1893 berichtet die Londoner A. C.“: Das Geschäft in 1892 war schlecht, in 1893 jedoch noch schlechter. Am Ende des vorigen Jahres stellte sich eine größere Verminderung im Export sowie im Import heraus; in, dem laufenden Jahre war das noch viel mehr der Fall. Der Niedergang im Import war während der letzten 11 Monate 177 Millionen Pfd. Sterl. größer als in der gleichen Zeit von 1892, und der Export verringerte sich um 75 Millionen Pfund im Werthe. Fast von jedem Artikel von Wichtig⸗ keit wurde weniger expsrtirt und importirt. An Taback wurde im Werthe von 67 960 Pfd. Sterl. mehr eingeführt. Die Einfuhr von Oelen und Artikeln, die in Deutschland und anderen fremden Ländern verfertigt wurden, wat größer. In der Verschiffung von Maschinen und Mühlwerk stieg der Export. Dies war auch der Fall mit Nahrungsmitteln und Getränken, sowie mit Chemikalien. Aber alle anderen Exporte erfuhren sehr große Verminderung. Die Kohlenindustrie und das Webegewerbe haben ganz besonders gelitten. Die Ver— ringerung im Export von Garnen und Geweben belief sich während der letzten elf Monate auf beinahe 26 Mill. im Geldwerth, während die Verschiffung von Kohlen über 25 Mill. Pfd. Sterl. abgenommen hat. Der große Kohlengusstand vermehrte die Schwierigkeiten, mit denen die Webe⸗Industrien zu kämpfen hatten. Die Quantität von importirter roher Baumwolle war im gegenwärtigen Jahre außer⸗ ordentlich gering. Während des letzten Monats fiel der Export von Baumwolle, Garnen und Twists in der Quantität, der Preis stieg jedoch. Aber das Geschäft in Garnen und Twists während des Jahres zeigt im ganzen einen Niedergang. In 1892 wurden 216 345 300 Ellen im Werthe von 44 530 450 Pfd. Sterl. ausgeführt und in 1893 Ab 939 309 Ellen im Werthe von 42 958 490 Pfd. Sterl. Im Orient scheint die Nachfrage für Lancashire⸗Fabrikate im Abnehmen begriffen zu sein; China und Japan, die früher die besten Käufer von Lancashire⸗Fabrikaten waren, haben sich mit einer geringeren Quantität begnügt. Der Export nach China betrug in 1891 5112114 Pfd. Sterl, in 1897 4 422550 Pfd. Sterl. und in 1893 3340 295 Pfd. Sterl. Auch die Türkei kaufte weniger Baumwollenfahwrikate. Dagegen hat das Geschäft mit Amerika einen stetigen Fortschritt gemacht. In 1891 betrug der Werth 1 118237 Pfd. Sterk, in 1892 1 240 516 Pfd. Sterl. und in 13833 1339 536 Pfd. Sterl. Auch in Wollenwaaren machte sich ein Niedergang bemerklich. Deutschland ist Englands bester Kunde für Woll« und Kammwollgarne: es nimmt jedes Jahr fast die Hälfte der exportirten Quantität. Im Jahre 1892 betrug der Werth der exportirten Wollgewebe 5 231 146 Pfd. Sterl. und in diefem Jahre nur 4 835 158 Pfd. Sterl.

Magdeburg, 28. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92, neue —, Kornzucker exel. S8 o 9 Rendement —, neue 13,00, Nachproducte excl., 75 o Rende⸗ ment 1940. Ruhig. Brotraffinade J. 26,50, Brotraffinade 11. 26,00, Gem. Raffinade mit Faß 26,50. Gem. Melis J. mit Faß 24,75. Geschäftslos. Rohzucker. J. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Dezember 12,15 Gd., 12,55 Br., pr. Januar 12,50 bez., 12,3523 2

Februar 12,60 bez, 12,623 Br., per März 12,6571 12, 23 Br. Fest. ö

Frankfurt a. M., 28. Dezember. von Joseph Strauß.) Der Geschäftsve

6 Jahres war für d / t un

8 J

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können die d

. den ausgefallenen Verkehr nicht ersetzen. Die Notirungen sind deshalb kaum mehr als Schätzungspreise: Weizen, ab Umgegend 14 bis frei hier 15 4 6; kurhessischer ebenso. Ausländische en (Redwinter. Kansas, La Plata) je nach Qualität Herkunft von 154-166 M Roggen hiesiger 14 MS: nord⸗ Gerste, ungar. 18-20 , hochfeine darüber. Vfäler, Ried 16— 18 M, Wetterauer, schwer verkäuflich Ichfeine rumänische ca. 15 M Futter gerste 14 4 M 7 „M, primg 17 - 6 Mais, mixed u. Donau Roggenkleie 9 —10 SF Weizen kleie pr. Ctr. 5 6 M Malzkeime 19—11 S spreu pr. Ctr. ca. 3 . 4 ½ Hafer hülsen stre u per Ctr. ca. 1, Erdnußschalen pr —Milchbrot⸗ un mehl im Verband 44 47 4A, nord sches Weizenmehl 60 20 —214 , 1 271 ö 383 R 3 . Roggenm ehl loco z 4AM, Nr. O /I is - 195 S, Nr. 1 Dezember. (W.

Grundmuster

k er März ver 3,60 ö August 3,69 M , or . n 202 per November 3,65.

aber id

43 3 berichi.

Armour shield C Brother . k. Short elear Abladung 38 Dezember. (W. w er Küste adungen angeboten. Japazucker loco 159 ruhig, Rüben ⸗Rohzucker 25 fest. Chile⸗Kupfer 424, pr.

Liverpool, 28. Dezember. (W. T. B.) (Offieielle Notirungen.) American good ordin. 4, do. low middling 41, do. middling 4, do. good middling 45, do. middling fai Pernam fair 42, do. good fair 45, Ceara fair 4518, do. good fair 44, Egyptian brown fair 416/186, de fair o. do. good 55, Peru rough good fair 53, o. 6, do. do. fine 63, do. moder. rough fair 44, do. do. good fair 5i /i, do. do. good 53, do. smooth fair 45, do. do. good fair 4/1, M. G. Broach good 35/18, do. fine 4g, Dhollerah good 3u / is, do. fully good 3is/sis, do. fine 4, Oomra good 3*, do. fully good 33, do. fine is, Seinde good 39/18, Bengal fully good 31, do. fine 3is / i. ;

Bradford, 28. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, behauptet, gutes Speculationsgeschäft; Mohairwolle stetig, Garne ruhig, aber stetig. Stoffe ruhig.

St. Petersburg, 28. Dezember. (W. T. B.) Die Reichs⸗ bank hat für St. Petersburg die verschiedenen Discontsätze ermäßigt und wird nunmehr erheben: Für Discontirung von Sechs⸗ Monat-⸗Wechseln 44, für Vorschüsse auf Zinspapiere von Privat- personen 54, von Privatbanken 68 o/). Der Zinsfuß auf Special⸗ conten bleibt unverändert.

Am sterdam, 28. Dezember. Java⸗ Kaffee good ordinary 52. Bancazinn 47.

er, e, ,.

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