1894 / 7 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Jan 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Frankreich.

Mit Bezug auf die Meldung des Eclair“, der Kom⸗ mandant des Eryeditionskorps gegen die Sofas sei zurückgerufen und das Eppeditionskorps habe den Befehl erhalten, gegen Timbukttu zurũckzuziehen ssiehe die gestrige Nummer d. Bl. unter den nach Schluß der Redaktion eingelaufenen Depeschen), wird bemerkt: die gegen Samory operirende Kolonne des Obersten Bonnier befinde sich gegenwärtig ungefähr 1400 km von Sierra Leone entfernt und könne deshalb mit dem Zwischen— fall von Warina nichts Wu thun haben.

Eine von General Dodds, dessen neulich aus Paris ge⸗ meldete Abreise nach Marseille sich nicht bestätigt, eingegangene Depesche meldet, daß der 6 . verfolgt werde und gezwungen sei, im Busch zu leben; er verlege jede Nacht sein Lager. Ein ernsterer militärischer Zwischenfall sei ich eingetreten. Der Gesundheitszustand der Truppen ei gut. Am Sonntag ist, wie die „Köln. Zig.“ erfährt, in Cempuis bei Beauvais der Sekretär des dortigen Waisen⸗ hauses, das von der Stadt Paris abhängt, Leteu als Anarchist verhaftet. Man fand bei ihm Briefe, die seine Beziehungen zu den Anarchisten in der Provinz und im Auslande klarlegen. Das in Paris verbreitete Gerücht, Pa ul Reclus sei gestern verhaftet worden, bedarf dem W. T. B.“ zufolge der Bestätigung. Die Zugänge zu den Wohnungen der Ge⸗ schworenen, die über Vaillant zu Gericht zu sitzen haben, werden von der Polizei sorgfältig bewacht.

Italien.

Der Herzog von Genua ist, wie, W. T. B. meldet, . in Siracusa eingetroffen, um der Eröffnung des erichtsjahres bei dem dortigen Zivilgericht beizuwohnen. Die Bevölkerung und die Lokalbehörden bereiteten dem Prinzen einen herzlichen Empfang.

Durch ein gestern in Kraft getretenes Dekret des Generals Morra werden in Palermo, Messina und Caltanisetta Kriegsgerichtshöfe errichtet. Die Militär⸗Commandanten sind befugt, ein außerordentliches Kriegsgericht einzuberufen, wenn sie im Interesse der Disciplin und der Ruhe es für un— erläßlich halten, den Versuch einer Ruhestörung sofort zu unterdrücken. Die für Kriegszeiten bestehenden Bestimmungen find auch auf die in der Miliz dienenden Ausländer anzuwenden, wenn sie sich der im Militärstrafgesetzbuch mit Bezug auf 5ffentliche Kundgebungen, Tumulte und Aufstände vorgesehenen Delikte schuldig machen. Diese Delikte werden durch die Kriegsgerichte abgeurtheilt. Die Kriegsgerichte haben ferner über jene Strafthalen abzuurtheilen, welche im Zivil⸗ Strafgesetzbuch bezüglich der Unterstüũtzung oder Anstiftung des Verbrechens der Aufreizung zum Bürgerkrieg, der Bildung bewaffneter Schaaren und der Ein⸗ schüchterung der Bevölkerung vorgesehen sind. Eine Torpedoflotte überwacht das unterseeische Kabel zwischen Neapel und Palermo.

Der Agenzia Stefani“ wird aus Palermo gemeldet, daß der vorgestrige Tag in den Provinzen Caltanisetta, Trapani und Siracusa ruhig verlaufen sei. In Trapani habe die Bewegung nachgelassen, mehrere Bürger— meister hätten ihre Posten wiedereingenommen. In Ragu sa (Provinz Siracusa) dauere die Agitation theilweise noch fort.

In Rom wurde vorgestern das elektrische Kabel durchschnitten, durch das den Lampen der Via Nazionale und des Korso der Beleuchtungsstrom zugeführt wird. stern nahm die Polizei eine große Anzahl von Haussuchungen vor. Hierbei wurden in einer Gastwirthschaft in der Via di Torino 109090 revolutionäre Manifeste, ein Verzeichniß über Waffen, die jedoch nicht vor— gefunden wurden, sowie eine Liste der bereits ge⸗ legten und explodierten Bom ben und solcher, die noch in Rom gelegt werden sollten, nebst näheren Angaben über die Oertlichkeit in Beschlag genommen. In Reggio Emilia sowie einigen anderen Städten Ober⸗Italiens haben in den letzten Tagen einige belanglose sozialistische Kund⸗ gebungen stattgefunden. . ö .

Der Priester Urso und dessen Sakristan, bei denen, wie

estern gemeldet, die Korrespondenz des Abg. Defelice⸗

iuffrida aufgefunden worden ist, sind gestern früh wieder verhaftet worden. Dem Messaggero“ zufolge wäre auch ein ö, ,, e,, der in der Angelegenheit Defelice⸗

iuffrida kompromittirt erscheine, verhaftet worden. Was den Inhalt der beschlagnahmten Korrespondenz anbetrifft, so versichert der Fanfulla“, unter den mit Beschlag belegten chiffrierten Korrespondenzen Defelice's sei der Chiffre⸗ Schlüssel aufgefunden und dadurch ermöglicht worden, namentlich die Liste der in Sizilien bestehenden Waffen niederlagen, sowie die Organisations⸗ pläne für die beabsichtigte Hervorrufung von Unruhen zu ermitteln. Die Regierung habe durch die bei dem Priester Urso beschlagnahmten Papiere Defelice 8 Beweise dafür erhalten, woher das zur Organisation der Fasci ver⸗ wendete Geld stamme. Der „Dpinione“ zufolge würden die erwähnten Papiere darthun, daß unter Betheiligung Ci⸗ priani's und anderer auswärtiger Sozialisten und Anarchisten der Plan bestanden habe, einen Aufruhr nicht nur in Sizilien, sondern auch in anderen Theilen Italiens, namentlich in der Romagna und den Marken hervorzurufen. Ferner sollen sich unter den Papieren chiffrierte, mit Marchal“ unterzeichnete Briefe aus Marseille befinden. Weitere we , seien beabsichtigt. Nach einem vom „Corriere di Napoli ver⸗ zeichneten Gerücht solle es in einem der mit Beschlag be⸗ legten Schreiben heißen: „Befassen Sie sich mit Sizilien, ich denke an die Romagna; sobald Sizilien sich erhoben hat, wird die Romagna wie ein Mann gie , Entgegen allen der— artigen Gerüchten stellt die, en a Stefam“ fest, daß in der Romagna der gewöhnliche Justan absoluter Ruhe herrsche.

Die Riforma“ meldet, der Minister-⸗Präsident Crispi werde der Kammer bei ihrem Wiederzusammentreten einen Gesetzentwurf uber k Maßnahmen in Sizilien vorlegen und dazu die Vertrauensfrage stellen. Die „Italie“ führt aus, sobald der in Sizilien eingeleitete Prozeß ur Verhandlung komme, werde man erkennen, durch welche Verbindungen sich die aufständische Bewegung in Sizilien, Neapel und Rom vorbereitet habe. Man habe alles vor—⸗ bereitet gehabt, in der Hoffnung, daß bei der ersten Bewegung nicht nur in Sizilien, sondern in ganz Italien eine Revolution auf sozialer Grundlage ausbrechen werde.

Spanien. Dem Minister des Auswärtigen ist die Mittheilung zugegangen, daß Mazagan Pascha die Vorbereitungen zu

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der Reise der spanischen Gesandtschaft nach Mara⸗ kesch treffe In en dem 12. und 15. d. M. werde alles zur Abreise bereit sein.

Der Bürgermeister Angulo hat seine am 4 d. M. ein⸗ gereichte Entlassung zurückgezogen.

Serbien.

Der Gesandte Serbiens in St. Petersburg * ic wird,

wie W. T. B.“ meldet, am 25. d. M. in Belgrad eintreffen.

Er wird jedoch, da er sich nur kurze Zeit hier aufzuhalten gedenkt, das Skupschtina⸗Präsidium nicht übernehmen. Schweden und Norwegen.

Die Königin leidet nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Stockholm seit ihrer Rückkehr von Ulriksdal an einem Brust⸗ und Luftröhrenkatarrh und periodischen Nervenschmerzen. Die Kräfte nehmen sehr ab. Die Königin hat die ganze Zeit das Zimmer nicht verlassen können. Die Kronprinzessin, deren Befinden in den letzten Wochen wenig befriedigend war, wird auf ärztlichen Rath Ende Januar nach Algier abreisen.

Der Führer der norwegischen Linken, Sören Jaabäk ist am Sonntag Abend im Alter von 79 Jahren gestorben.

Amerika.

Der neue Entwurf des Zolltarifs ist, wie W. T. B.“ aus Washington berichtet, gestern dem Repräsentanten⸗ hause vorgelegt worden. Der 1 Wil son hielt eine Rede, worin er die Finanzverwaltung der republikanischen Partei heftig angriff und ihr die ungünstige finanzielle Lage zur Last legte Das Haus beschloß mit 175 gegen 1 Stimme in die Berathung des Entwurfs einzutreten und bis zum VN. d. M. einen definitiven Beschluß * .

Dem „New⸗York Herald“ wird aus Ma nagua gemeldet, daß General Williams, der bei der Einnahme von Cholu⸗ tecas durch General Bonilla gefangen genommen worden war, bei einem gestern unternommenen Fluchtversuch getödtet worden sei. .

Der New⸗YJorker „World“ wird aus Tegucigalpa telegraphirt, daß dort am Sonnabend ein Artilleriekampf stattgefunden habe, in dem annähernd 100 Soldaten ge⸗ fallen seien.

Dem New-⸗York Herald“ wird über Buenos Aires aus Rio de Janeiro gemeldet, daß die Schiffe der Auf⸗ ständischen seit mehreren Tagen unthätig seien; das Geschützfeuer beschränke sich auf die längs des Üfers des Rio⸗ flusses befindlichen Schaluppen und Torpedoboote. Dem „W. T. B.“ zufolge wäre in Rio de Janeiro die Nachricht eingetroffen, daß Admiral de Mello Santa Catarina ver⸗ lassen habe, um den General Saraiva bei seinen Angriffen gegen die Regierungstruppen in der Provinz Parana und spaäͤter in San tos zu unterstützen. Dagegen besagen Mel⸗ dungen aus Buenos Aires, das Insurgenkengeschwader befinde sich noch immer in Desterro. Admiral de Mello soll erkrankt sein. ö .

Der argentinische Kongreß ist gestern geschlossen worden.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen 2. Sitzung des Reichstags, die um 2 Uhr ihren Anfang nahm, wurde in die erste Berathung des auf der internationalen Sanitäts-Konferenz zu Dresden am 15. April 1893 unterzeichneten Ueberein⸗ komm ens nebst Beitrittsprotokoll eingetreten Das Wort hatte zunächst der Abg. Dr. Höffel (Rp.). Die Berathung dauerte bei Schluß des Blattes noch fort.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Geburten und Sterbefälle im preußischen Staat im Jahre 1892.

Im Jahre 1892 wurden in Preußen 589 449 männliche und 2B4 455 weibliche Kinder einschließlich der Todtgeborenen geboren; im Jahre 1891 606451 bezw. 570 g5tz; im Jahre 1890: 381 964 bezw. 45 360. Die meisten Geburten erfolgten im Januar, nämlich 5l 86] männliche und 18 8861 weibliche, die wenigsten im Juni, nãmlich 45 658 bejw. 42 314. Von den Geborenen waren todtgeboren im Jahre 1892: 20 988 männliche, 16 413 weibliche Kinder, von diesen unehelich 2127 bezw. 1719. Von den lebendgeborenen 568 461 männ⸗ lichen Kindern waren 453 263 unehelich, von den lebendgeborenen o38 042 weiblichen Kindern waren 41 238 unehelich. .

In demselben Zeitraum starben (einschließlich der Todtgeborenen) 3231 834 männliche und 360 121 weibliche Personen; im Jahre 1891: 379 293 bezw. 349 387, im Jahre 1890: 393 975 bezw. 361 277.

Im ersten Lebensjahre starben (ausschließlich der Todtgeborenen) 129 674 männliche und 194 078 weibliche Kinder; im Alter von 1 bis 3 Jahren 52 599 männliche und 50 831 weibliche Kinder; im Alter von über 5 bis 10 Jahren 12117 männliche und 12266 weibliche Kinder; im Alter von über 10 bis 15 Jahren 5190 männliche und 5767 weibliche Kinder. Im Alter von über 15 bis 29 Jahren starben 7067 männliche und 6241 weibliche Personen; im Alter von über 20 bis 30 Jahren 13075 männliche und 14 597 weibliche Personen; im Alter von über 30 bis 40 Jahren 16909 männliche und 16760 weibliche Personen; im Alter von über 40 bis 50 Jahren 21 960 bezw. 17 028; im Alter von uber 50 bis 60 Jahren 27 3890 bezw. 23 639; im Alter von über 60 bis 70 Jahren 35 138 bejw. 37 200; im Alter von über 70 bis 80 Jahren 34 309 bezw. 39333; im Alter von über 80 Jahren 12 673 bezw. 16044. Unbekannten Alters waren 345 männliche und 124 weibliche Personen. Ueberhaupt sind (mit Ausschluß der Todtgeborenen) im Jahre 1892 gestorben 370 946 maäͤnn⸗ liche und 343 795 weibliche Personen 714 654 Personen. .

Der Ueberschuß der Lebendgeborenen über die Gestorbenen (aus- schließlich der Todtgeborenen) betrug im Jahre 1897 197 515 männ⸗ liche und 194 334 weibliche Personen 19 849 Personen.

Alters- und Invaliditätsversicherung.

Bei der Versicherungsanstalt Baden sind, wie die Bad. Korr.“ erfãhrt, im Monat Dezember 1893 161 Rentengesuche (569 Alters⸗ und 102 Invalidenrentengesuche) eingereicht und 1258 Renten (4 = 54) be- willigt worden. Es wurden 18 Gesuche (44 14 abgelehnt, 92 ü Il) blieben unerledigt. Außerdem wurden in schiedsgericht lichem Verfahren 4 Alters und 2 Invalidenrenten zuerkannt. Bis Ende Dezember sind im ganzen 5929 Renten (4130 Alters⸗ und 17953 Invalidenrenten) bewilligt bezw. zuerkannt worden. Davon kamen wieder in Wegfall 143 (759 434, so daß auf 1. Januar 1894 thatsächlich 4786 Rentenempfänger vor— banden sind (3421 Alters- und 1365 Inralidenrentner). Verglichen mit dem 1. Dezember 1893 hat sich die Zahl der Rentenempfänger that⸗ sächlich gemehrt um 58 (6 Alters und 52 Invalidenrentner). Die 4786 Rentenempfänger beziehen Renten im Gesammtjahresbetrage don oo8 586 * 98 (mehr seit 1. Dezember 1895 70773 * 35 4). Der durchschnittliche Jahresbetrag einer Altersrente berechnet sich auf 128 6 93 4, einer Invalidenrente auf 116 M 13 (auf 1. Januar 1893 128 74 3 und 114 M 53 5.

Jahren, 263 im Alter von 63 bis 69 Jahren, 298 im Alter von 35 bis 62 Jahren, 1568 im Alter von 43 bis 52 Jahren, 129 im Alter von 33 bis 42 Jahren, 140 im Alter von 23 Fis 32 Jahren und 23 im Alter von 21 und 22 Jahren.

Bei diesem Anlaß theilt die Bad. Korr. auch mit. daß der Voranschlag der Versi ngsanstalt Baden die Einnahmen fũr 1894 auf 3204 00046 veranschlagt. Diese Summe soll verwendet werden wie folgt: Für die laufenden Renten und für Heilverfahrenskosten 431 900 ½ (134 C69, für Rentendeckungskapital und Reservefonds 2595 2900 M (81, Lv), für Verwaltung 177 800 (H. 5 Co). Es werden somit von 100 41 Einnahmen aus Beiträgen, Zinsen und dergl. im ganzen 5 6 50 3 für Verwaltung gebraucht. 6. ist jed zu beachten, daß 5 000 60 (2 og) an die

ankenkassen für den Einzug und 3300 6 (O, 10) für die Schiedsgerichte verwendet werden. daß somit die Verwaltung der Anstalt selbst 29 Co, 2 6 90 3 von 100 Sinnahme oder beziehungsweise 3435 für jeden der ca. 26 000 Versicherten in Anspruch nimmt. Ob bier⸗ nach die Klage üher die Verwaltungskosten gerechtfertigt ist, kann wohl dem eigenen Urtheil der Leser anheimgegeben werden.

Zur Arbeiterbewegung.

In Fürth wurde, wie der Voff. Ztg. berichtet wird, eine von Sozialdemokraten einberufene Arbeite rinnenverfammtkung mit der Tagesordnung: Die Arbeiterinnen im Kampfe mit dem Kapita— lismus vom Bezirksamt verboten.

In Amsterdam wurde, wie ein Telegramm des D. B. H.“ meldet, eine Versammlung von Arbeitslosen, bei der es zu tumultuarischen Scenen kam, von der Polizei zerstreut.

Aus Brüssel meldet W. T. B., daß der Redakteur des sozialistischen Blattes Peuple! Volders, der angeklagt war, sich durch einen in seinem Blatte veröffentlichten Artikel der Aufreizung zum Aufruhr schuldig gemacht zu haben, gestern freigesprochen wurde.

In Zürich fand am 3. d. M. eine Sozialistenversamm⸗ lung statt, in der der deutsche sozialdemokratische 2 Abgeordnete Bebel sprach, und die nach der -N. Z. 3. infolge der Ausführungen des Redners über die Anarchistenattentate einen se zr stürmischen Verlauf nahm. Im Verlauf seiner Rede unterschied. wie wir nach der Berliner Volksztg. mittheilen, Herr Bebel zwischen einem klugen, vernünftigen und einem un— klugen, un vernünftigen Anarchismus. Dieser sei eine patho⸗ logische Erscheinung, jener aber sei das Endziel der mensch⸗ lichen Gesellschaft. das erreicht werde, sobald die Sozialisten in den Besitz der Gewalt gelangten, die sie dann zum Abbruch des Staates und jum Aufbau der Sozialgesellschaft verwenden würden. Als der Rexner das Milizspstem empfahl, wurde er durch Zwischen- rufe interpellirt: ob dann das Volk von den Waffen, die es damit Tbalte, Gebrauch machen solle. Er antwortete: Darauf sage ich nichts. Oder halten Sie mich denn für einen solchen Esel, daß ich darauf Antwort gebe und mich in Deutschland kompromittiere!

Kunst und Wißssenschaft.

In, Kiel verstarb am d. M. im Alter von 37 Jahren der ordentliche Professor für Strafrecht und Strafprozeß an der dortigen Universitãt, Dr. Au gust von Kries. .

Von einem bei dem römischen Kastell von Schwäbisch⸗ Gmünd aufgefundenen altrömischen Gebäude mit Heizanlagen giebt das „Limesblatt. folgende Beschreibung: Bei drei unter den sechs heizbaren Gelassen waren die Hypokausten (Heizvorrichtungen theilweise, bei einem sogar vollständig erhalten. Die Hypokausten—⸗ pfeiler standen noch auf dem Platze, an den sie bei der Erbauung

esetzt worden waren. Theilweise bestanden sie aus einem Stück Stuben⸗

sandstein, theils aus mehreren, über einander gestellten, gut bearbeiteten Steinen derselben Steinart, theils aber auch aus quadratischen Ziegel. platten. Auf ihnen ruhten zunächst ö. Platten aus Liassandstein und auf diesen der G12 am dicke Kalkboden, aus Kalk mit zerstoßenen Ziege lstücken gemengt. Auf dem Kalkboden fand sich bei einigen Gelassen eine Lage aus Ziegelsteinen vor. Daß diese Hypokausten benutzt worden waren, beweisen die rauch⸗ und rußgeschwärzten Pfeiler und Wände, sowie Kohlenreste in den Praefurnien (Heizkammern), von denen drei gefunden wurden. Zwei von ihnen waren gut erhalten und sorgfältig überwölbt. Sie stammen aus der Zeit des älteren (spãter abgebrannten) Gebäudes und scheinen in der zweiten Periode zugemauert worden zu sein. . .

Das Comits für die Vorbereitung des internationalen Aerzte⸗Kongresses in Rom hat laut Meldung des . W. T. B.“ die Frist zur Anmeldung der für den Kongreß bestimmten Mit⸗ theilungen bis zum 31. d. M. ausgedehnt. Die Anmeldungen sind an das General⸗Sekretariat in Genug zu richten. .

Der Zoologe van Beneden, Professor an der katholische⸗ Universität Sowen, ist nach einer Meidung des W. T. B.“ aus Brüssel vom gestrigen Tage gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte in den Vereinigten Staaten von Amerika in 1883.

Nach dem Bericht des Ackerbau buręeaus betrug, wie. W. T. B.“ aus Wasbington meldet, das Ergebniß der Ernte im Jahre 1893 3365 132009 Bushel Weizen, 1 619 496 090 Busbel Mais, 638 855 0200 Bushel Hafer, 26 555 000 Bushel Roggen, 69 869 909 Bulhel Gerste. Die im vergangenen Herbst mit Winter⸗ weizen besäete Fläche beträgt 83,200 der im Jahre 1893 abgeernteten.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Entschädigungen der Thierbesitzer a us Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen im Fahre 1852.

Nach dem soeben im Verlage ven Julius Springer in Berlin erschienenen siebenten, das Jahr 1892 umfassenden Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich, welcher wir die früheren im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeitet ist, sind aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen auf Grund der 57 u. ff. des Reich gesetzes vam 23. Juni 18860, betreffend die Abwehr un Unterdrückung von Viehseuchen, sowie der einschlãgigen Iandesgesetzlichen Bestimmungen in den Bun des staaten und Reichs landen nach— stehende Entschädigungssummen an die Viehbesitzer theils aus Staat?; theils aus Verbandskassen gen worden.

Für aus Anlaß der Bekämpfung des Rotzes (Wurmes) ge⸗ tödtete 10635 Pferde sind 400 624,16 gezahlt, für weitere 49 Pferde ist auf Grund S5 61 bis 63 des erwähnten Reichsgesetzes die Entschadigung versagt worden, 327 Pferde wurden jum vollen Werthe mit 119 39569 M, 758 zu drei Viertel des Werths mit 280 725,47 1 entschãdigt. Auf Preußen kommen 945 entschãdigte Pferde (285 zum vollen Werthe), und zwar auf die Proylnz Oßt⸗ preußen 199 (130), Westpreußen 9 (13), Berlin 26 (HY), Brander⸗ burg 68 (6), Pscohwnmern 72 (Is), Posen 251 (77, Schlesien 114 C21) Sachsen 33 (4. Schleswig ˖ Holstem 12 (7), Hannover 23 (3), Weft alen 32 (1), Hessen. Nassau 8 J, Rheinprovinz 47 16) und . , 1603 auf Badern kommen 31 entschädigte Pferde zum vollen Werth. auf Sachsen 3 (), Württemberg 21 16), Baden 6 (2). Hessen 4 (0) Mecklenburg⸗Schwerin 34 (13), Mecklenburg ˖ StrelitAz ? (6), Braun. schweig 3 (G), Sachsen Meiningen 1 (M), Lippe 1 (6 6 260 und Elsaß⸗Lothringen 4 (2). An . ind geiahlt n ruhen 332 967, o , davon 7 406 03 0 für die zum vollen Werthe entschädigten Pferde: der höchste Betrag entfällt bier auf

die Pesen mit 73 448,07 . Earn, folgen in abfteigender

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en, Weftfalen. leswig . Holstein und Hohenzollern. F i ecklenburg⸗ ꝛö 288125 , Bahern 14223 099 6, Sachsen 3 238 50 M, Bürttemberg 654, 99 6, Baden 3352,56 , Mecklenburg⸗Strelitz 1577,50 16, Braunschweig 1335.00 , Fesen 1275,00 66, Elsaß⸗ zothringen 1268 89 , Hamburg 1025, 17 . Lippe 562 506 6 und Sachsen · Meiningen 311.25 6 Der höchste Durchschnittsbetrag für ein zum vollen he entschädigtes Pferd ist im Regierungsbezirk Köln gejahlt worden (1194,90 K), der geringste im Regierungsbezirk Ihhwaben C1 00 0); verhãltn ig viele Pferde sind zum vollen WBerth entschädigt worden in Osspreußen (150 bon 189 * 6553 a9), Schleswig⸗Holstein ( 7 von 12 58,3 ojO), Mecklenburg ⸗Strelitz (6 ven 7 S567 ) und Elsaß⸗Lothringen (2 von 4 = 55 9/9. Aus Anlaß der Lun enseuche wurden für 1752 Stück Rind⸗ vieh 323 085,57 * Entschädigung gezahlt. Eine solche wurde auf Grund S5 61 bis 63 des erwähnten Reichsgesetzes versagt für 10 Stück Rindvieh. Zum vollen Werth entschadigt find 165 Stück mit 42 95402 , zu rier Fünftel des Werths 1589 Stück mit 280 131,509 16 In Preußen wurden 1397 Stück Rindvieh ent⸗ schädigt (6 zum vollen Werth), davon allein 1090 (63) in der 16 Sachsen, in Bavern 57 (32). Königreich Sachsen g5 (2, , 3 6), HSessen 1 (1 ), Sachsen⸗ Weimar 13 (O), ecklenburg⸗ Strelitz 1 (I). Braunschweig 47 (O, Anhalt 29 (OM). Waldeck 1 (0) und EGlsaß5⸗Lothringen I is) Stück An Entschãdigungs summen sind gezahlt in Preußen 246 691, 02 , davon in der, Probinz Sachsen 172 367, 4 46. ferner in Bayern Dss O6 , Königreich Sachen 24 7635 55 6, Württemberg 887.00 , Dessen 465, 0 Mν, Sachsen Weimar 2556 50 X, Mecklenburg ⸗Streli 60 00 1, Braunschweig 15 800, 00 66, Anhalt 3882 00 , Wald 130 00 * und Elsaß⸗Lothringen 15 356,85, 6. Der höchfte Durch schnittsbetrag für ein zum vollen Werth entschädigtes Stäck 3 wurde gejablt in Qberhessen (165 C. der Jeringste in Sberfranken Ilg 6). Verhältnißmäßig viele Thiere find zum vossen Werth entschãdigt worden im Regierungsbezirk Arnsbera (5 von 11 45,5 0p), in , von 67 47,8 o) und Elsaß⸗Lothringen (68 von 113 1 057.

Die Gesammtsum me der aus Anlaß des Ro (Wurmes) und der Lungenseuche entschadigten 10685 Pferde und 1753 Stack Rindvieb belãuft sich auf 723 769 638 6 Außer den vorstehenden sind auf Grund landesgesetzlicher Be⸗ stimmungen Entschädigungen gezahlt für Verluste an Milzbrand in Bayern für 25 Pferde und 431 Rinder 76 366, 65 S6, im König⸗ reich Sachsen für Ls Stück Rindvieh 159 508, 48 , in Württem— berg ür ? Pferde und 388 Stück Rindvieh S6 S5s4. 00 , in Baden fuͤr 189 Stück Rindvieh 43 152 80 166, in Sachsen⸗Weimar für 46 des⸗ gleichen Ce90 90 ν und in Neuß a. E. für 3 desgleichen 3195 00 M., fur Verluste an Milzbrand und Rauschb rand in Elsaß. Lothringen für drei Pferde und 102 Stück Rindvieh 24 633.29 66, für 3 an Rauschbrand im Königreich Sachfen ür 3 Stuck Rinbrich 36.00 4, in Baden für 85 desgleichen 11 S58, 39 6, zufammen fũr wegen Milzbrand und, Rauschbrand entschädigte 33 Pferde und 1679 Stück Rindvieh 366 125,37 6

Sandel und Gewerbe.

In der Reichs bank fand heute Vormittag 10 Uhr eine Sitzung des Zentralausschusses statt. Der Vorsitzende, Reichs⸗ bank⸗Präsident, Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch führte aus, daß seit dem Jahresschluß die Lage der Bank sich wesentlich gekrãftigt habe, wenn dieselbe auch nicht so stark sei, als Uu der gleichen Zeit der beiden letztverflossenen Jahre. Die Anlage sei in der letzten Woche um 92 Millionen, der Notenumlauf um 38 Mill. Mark zurückgegangen, während der Zaarvorrgth um 11 Mill. Mark, die Reserve steuerfreier Noten um 51 Mill. Mark gewachsen sei. Bei günstigen, obschon gestiegenen. Wechselkursen erhalte die Reichsbank fort— während Gold vom Auslande. Die fremden Gelder hätten allerdings um 42 Millionen abgenommen, aber der Zinsfuß am offenen Markte sei niedrig. Der Unterschied des iesigen Börsendiskonts vom Bankdiskont, betrage fortgesetzt 2 Prozent. Da in nächster Zeit noch eine weitere Erleichterung wahrscheinlich sei Y und auch auf den auslãndischen Geldmãrkten Geldflüssigkeit herrsche, so beahsichtige die Reichs bankverwaltung eine Ermäßigung des Diskonts um ein volles Prozent. Der Zentralausschuß er— llãrte sich hiermit widerspruchslos einverstanden. Andere Gegenstände gelangten nicht zur Berathung.

Von heute ab beträgt der Diskont der Reichsbank für Wechsel 4 Proz. der Lombardzinsfuß für Darlehen gegen usschließliche Verpfändung von Schuld verschreibungen des Reichs oder eines deutschen Staats / Proz, gegen Ver— pfändung sonstiger Effekten und Waaren 5 Proz. Die einzelnen Sätze sind also um 1 Proz. ermäßigt worden; der Diskontsatz von 5 Proz bestand seit dem 11. August v. J.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks ö an der Ruhr und in Oberschlefien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 10 740, nicht iti geftellt keine 2 ö ; k

Zwangtg⸗Versteigerungen.

8 Seim Königlichen Amtsgericht J. Berlin standen am Januar die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: ; cilung halber Kottbuser Damm 16/17, den Kaufleuten 3 ie be rt und Ad. Auerbach gehörig; für das Meistgebot von . 500. wurde der Kaufmann Siegfried Tepper, Unter den Inden 64 Ersteher. Im Wege der Zwangs vollstreckung: Rammler⸗ Iraße 33, dem Bauunternehmer Otto Lam brecht gehörig, Jöäche C33 a, Nutzungs wert 17 8o9 6 für das Meistgeb ot E A0 G20 0 wurde der Klempnermeisfter Eduard Kreutzig zu Charlottenburg, Ersteher.

i Im Ruhrkohlenre vier wurden der Rhein. Westf. 3. Ie ge im Jahre 1593 3 216 334 Doppelwagen, gleich 3 6 54d Kohlen und Koks mit der Eisenbahn zur Versendung gebracht, oder 5B. oo mehr als im Jahre 1857. Der Versand im Saar⸗Kohlen⸗ revier betrug 156 4535 . gegen 481 720 Doppel⸗ wangen im Jahre 1892. Der Versand in Ober⸗Schlesien betrug 14266 O6 Doppelwaggons gegen 1 115 255 Doppelwaggons im Jahre 6 Zusammen gelangten 1593 in den drei Berneken durch die isenbabn 490834590 t Koks und Kohlen zur Verfendung gegen Hoss 450 t im Jahre 15523, das ist eine Gesammtfteigerung von , 1Ischaf 6 Da Die Liguidatoren der Aktiengesellschaft für Eisen⸗ . Bellb ren ee en met en, vorm. Bree st u. Ko. machen bekannt, daß vom 20. d. M. ab 4000 auf das Aktienkapital zur Aus⸗ TPhüttung kommen. Sie Auszahlung erfolgt bei dem Bankhause 4 Se curius. agdeburg, 8. Januar. (W. T. B. uckerbericht. zucker exkl. von 92 0/9 . 7 3 . in gn n e, . ment 190 30. Gem e

. . be., . ar Ha! 3 12.55 Gd.

Leipzig, 8. Januar.

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1 46. Juni 3,55 4, . 606,

Virginy, 10 Fässer Stengel, T2 8. S T. B.) 96 0,0 Javajzucker biucker loks 12 matt. Chile⸗

trugen in der Woche vom 30. De⸗ Januar: englischer Cen 1560, fremder 32 682, 4 . fremde 17 4 36 Malzgerste 15 209, fremde 125, engl. Hafer fremder 27 334 Orts, engl. Mebl 14 072, fremd

64 044 Sack und 150 Faß. ? ; .

Glasgow, 3. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 2319 Tons gegen 4287 Tons in der entsprechenden Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 8. Januar. (W. T. B) Wolle ruhiger, stetig. Wohag ir wolle rußig. Garne fester. In Stoffen einiges Sreke— lationsgeschãft fũr Amerika.

Am ster dam, S8. Januar. (W. T. B.) Java ⸗Kaffee good ordinary 52. Ban kazinn P53.

New-⸗NVork, 8 Januar. (. T. B.) Die Börse eröffnete zu höheren Kursen, die später jedoch nachgaben. Der Verlauf war unregelmãßig. Der Umsatz der Aft ien betrug 295 000 Stück. Der Si lbervorrath wird auf 155 000 Ünzen geschätzt.

Weizen anfangs fest und steigend infolge großer Käufe und in der Erwartung, daß die sichtbaren Vorrãthe bedeutend abnehmen würden, sowie guf Deckungen der Bafffters, sväter abgeschwächt und fallend, da die Abnahme der sichtbaren Vorräthe eine geringere war, als erwartet wurde. Schluß schwach.— = Ma is steigend; nach Er— osnung infolge großer Käufe, hierauf abgeschwaͤcht und' fallend, da die 6 . . 4 . , .

isibhle supꝑgIy an Weizen 79 955 000 Bushels, do. an Maid J bes o0 Bu bels. ö (Cbicag e. 8. Januar. (B. T. B) Weizen steigend auf festere auslandische Märkte, Abnahme der Eingänge und auf die er⸗ wartete Abnahme der sichtbaren Vorräthe, späͤter jedoch fallend, da die Abnahme der sichtbaren Vorräthe, geringer war, als erwartet wurde. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald darauf.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

11. Januar, 2 Uhr. De maatschappy tot esploitatie van Ztastsspoorzegen in ihrem Zentralbureau in Utr ech t. Lieferung der Dienstmützen und Hüte für die Jeit vom J. Januar ISs54 bis 3. Dezember 1898. Bedingungen gegen 0 35 Fl. erhältlich bei dem Magazinmeister der gedachten Gesellschaft.

12. Januar. De afdeeling Kruiningen der zeeuwmsche landbouw maatschapp. Lieferung von 132 500 kg Superphosphat und von 11 000 kg Chilesalreter ki spätestens zum 15. Januar. Be dingungen zu beziehen bei Herrn O. Dominicus, Sekretär der Ab⸗ theilung Kruiningen.

15. Januar, 12 Uhr. Ministerie van Kolonien im Haag. Loos 147: Das Eisenwerk für zwei Drebbräcken, Loos 148, Lieferung von Flußeisen, Loos 149: 20 Untergesteste für Güterwagen auf Java, Loos Litt, Et. Flußeisen für die Dexartements des Kriegs umd der Deffentlichen Arbeiten auf Java. Bedingungen erhältlich bei Mar⸗ tinus Nyhoff. Nobelstraat 18, im Haag, und zwar für 3,51 Fl. bezw. 1 51, 6,30 Fl. und 1 F1I. g

17. Januar. Ministerie van Kolonien im Haag, im Lokal Van de Maatschappy tot Nut vanst Algemeen N. Z. Voor- burghal n. 212 in Am sterdam: in 39 Abtheilungen Bedürfnisse für die Kolonien, darunter Chemikalien, Medizinen, Eifen, Färberei⸗ waaren u. s. w. Bedingungen gegen 6.25 Fl. und technische Vor⸗ schriften gegen 220 Fl. bei Gebrüdern van Cleef im Haag, Hofspui 23a. erhältlich.

23. Januar, 2 Uhr. Justiz⸗Ministerium im Haag: Lieferung von 60 362 Eg Flußeisen. z

30. Januar, 10 Uhr. Nederlandsche Zuider - S door weg- maatschappy. Der Direktor derselben in seinem Bureau in

eerlen Eimburg): Lieferung des eisernen Oberbaues für Eisen— ahnbrücken und von ECisenbahnweichen u. 5. w. Bedingungen und n, . erhältlich für 150 Fl. bejw. 7 Fl. und 2 FI. vom Eifen. bahn⸗Sektions bureau in Heerlen. Rumänien.

15. Februar. Gemeindeamt in Jassy. Bau eines National⸗ Theaters im Kostenbetrage von 1 390 50 Fr.

16. Februar, ebenda. Bau einer Schlachtbank und einer Vieh— markthalle im Kostenbetrage von 1859 695 Fr.

Bedingungen und Pläne der beiden vorstehenden Submissionen liegen im technischen Bureau der genannten Behörde zur Einsicht aus.

Verkehrs ⸗Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite Englische Post über Ostende vom 8. d. M. in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildes heim nicht er—⸗ erreicht; Grund: Zugverspätung in England und Belgien.

Bremen, 8. Januar. (W. T. B.) Vorddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Aller ist am 5. Januar auf der Wefer angekommen. Der Postdampfer Amerika ist am 4. Januar Mittags von New-Jork nach der Weser abgegangen. Der Post⸗ dampfer Graf Bismarck‘ ist am 53. Januar Fon Babia nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer Straßburg hat am 5. Januar Nachmittags die Reise von Vigo nach Montevideo fortgesetzt. Der Reichs- Postdampfer Preußen“ ist am 5. Januar Nachmittag, in Colom bo angekommen. Der

ostdampfer Baltimore hat am 6. Januar Nachmittags die

eise von Lifsabon nach Bahia fortgesetzt. Der Reichs. Poßft⸗ dampfer Hohenzollern? ist am 5. Januar Nachmittags in Aden angekommen.

Wien S. Januar. (W. T. B.) Verschiedene Firmen über⸗ reichten dem Comitè des Donau-⸗Moldau Etfbe-Kanals Vor— projekte für die Ausfũhrung des Kanals. Diese Vorprojekte werden , d. M. dem technischen Subcomits zur Prufung vorgelegt werden.

London, 8. Januar. (W. T. B.) Der Union Dampfer Scot ist am Sonnabend auf der Ausreffe von SoutFampton abgegangen. Der Unisn⸗Dampfer Mexican“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Union⸗Dampfer Trojan ist heute auf der Ausreise in Capffadt angefommen. Der Castle⸗Dampfer Drumm ond Castle“ bat am Sonn- abend auf der Ausreise die Cangrifchen Fafeln passirt. Der FCastle⸗ Dampfer Pembroke Castfe“ ift gestern auf der Ausrcife in Cap stadt angekommen.

Theater und Mufik.

Wallner Theater. Die bundertste, von einem Thel des Künftlerpersenals vom Lessing⸗ Theater an dieser Stätte zur Darftellung gebrachte Auffũhrung des Schauspiels Heimath? von Hermann Sudermann gab

am Sonntag Abend dem geschätzten früheren Mitgliede des Berliner

ihrer tragi

*

Theaters Fräulein Nuscha Butze zum ersten Mal , Gaftspielreise durch das Deutsche Reich schon die größten Triumphe i Rolle batte. Im Gegensatz zur Frau Duse, die vor wenigen Wochen in italienischer Sprache am hiesigen Lessing⸗Theater unter allgemeinster Anerkennung die Magda gegeben hat, aber nicht zum Nachtheil für die Darstellung, brachte Fräulein Butze etwas wenigen drastisch als ihre italienische Kollegin die in der Fremde Keim freien Leben der umherziehenden Künstlerin angenommenen burschikosen Bewohnheiten zur Geltung. Doch ließ sie in Mienen und im Ton in den Gesprächen mit dem Pfarrer geschickt die feine Ironie, dem Regierungs Rath von Keller, ihrem Verführer, egenüber zuerst den beißenden Spott und dann mit der ganzen Wucht

r tra schen Kraft ihre Empörung über sein feiges und bencklerisches Wesen sowie das ihr angethane Unrecht hervortreten. Dein Vater begegnete sie mit kindlicher Liebe und mit Festigkeit, sodaß die letzte Scene, wo dieser die Schußwaffe auf die eigene Tochter richtet, Fon besenders ergreifender Wirkung war. Ihre Leistung wurde mit be— geistertem Beifall von dem ausverkauften Haufe aufgenommen und durch mehrere kostbare Kranjspenden anerkannt. Auch -die Uebrigen entledigten sich ihrer Aufgaben zur allgemeinen Befriedigung, nament⸗ lich Herr Reicher als der zu übermenschlichen Spfern bereite Pfarrer Heffterdingk und Herr Kober als der durch den Schmerz um den moralischen Untergang seiner Tochter tiefgebeugte und zum Tode ge⸗ troffene Oberst⸗Lieutenant Schwartze. Der im Haufe anwefende Dichter konnte mit den Darstellern häufig Gelegenheit nehmen, sich 9. . dem Werk wie dem Spiel gespendeten reichlichen Beifall zu edanken.

Central-⸗-Theater.

Der Revue Berlin 1893*, welche seit dem Weihnachtsfest eine bedeutende Anziehungskraft durch die Pracht der Kostüme, die anmuthigen Tänze, die witzigen, gut vorgetragenen Couplets ausübt, Jing am Sonnabend zum ersten Mal der vom Wallner⸗Theater durch mehr als 150 Auffũhrungen wohlbekannte Schwank Fin toller Einfall von Carl Sgufs voran und verfehlte auch hier, in mehreren Rollen von denfelben Mitgliedern wie dereinst im Wall ner⸗Ehenter besetzt seine erheiternde Wirkung nicht. Die vielen ũberraschend komischen Situationen, in die ein junger stets geldbedürftiger Student dadurch versetzt wird, daß er die ihm von feinem Snkel während einer Reise zur Ueberwachung anvertraute Wohnung zimmerweise an verschiedene Personen vermiethet, erwiesen sich in der von früher, bekannten trefflichen Darstellung des Herrn Direktors Schul; von ungeschwächter Wirksamkeit. Ebenfo waren Frau Walther. Trost als die herrsch⸗ und eifersüchtige Gattin und Herr Warlitz sch als der nervöfe, sich durch Champagner berauschende Komponist von überwältigender Romik. Pen klein stãdtischen, unter dem Druck seiner Frau seufzenden Rentier gab Herr Helmerding mit großer Zungenfertigkeit und körperlicher Beweglichkeit. Auch Frau Dora als kokett. Dperettensãngerin, Fräulein Pallas als die mit dem gedrückten Vater unter der Derrschsucht der Mutter leidende Tochter, Herr Schmasow als der erfinderische Birnstiel und Herr Müller als Pulvermacher ernteten für ihr erheiterndes Spiel lebhaftesten Beifasl.“

. Konzerte.

. Zum. Besten des Frauen-Vereins Octavia Hill“ fand in der Sin g- Akademie gestern Abend ein Konzert statt, in dem die Herren Professor Jos. Joachim, der Klaviervirfuose Felix Dreyschock, die Konzertsängerin Lillian Sanderson und der Kammersänger Herr J. Staldigl zufammenwirkten. Die Namen dieser Künstler, die alle einen guten Klang in der Musikwelt haben, hatten eine große Zuhörerschaft heran ezogen. Herr Dreyschock er— öffnete den Abend mit einem Pastorale und Capriccio von Scar—⸗ latti und einem Andante von Beethoven, dem er später zwei Chopin'sche Pisecen folgen ließ der Künstler spielt mit glatter Technik und besitzt die Gre! ei feinem musikalischen Verstandniß geschmackvoll vorzutragen. Frau Lillian Sanderfon sang mit ihrer angenehmen, nur in der Mittellage zuweilen etwas flach klingenden Alt⸗ stimme einige Lieder sehr reizvoll und empfindungswarm; besonders glücklich war sie im Vortrage von Chopins Kitthauischem Lied‘, das sie mit tiefer Beseelung durchdrang; auch Taubert? s „Gras⸗ mücklein. und E. d Albert 's Zur Drossel sprach der Fink“ fanden vielen Beifall. Herr Stau digl beschrãnkte sich auf Kompositionen von C. TZöwe und A. Wall⸗ nöfer, Balladen und Lieder, die er mit markiger. schöner Stimme und mit treffendem Gefühlsausdruck wiedergab. Stũrmische Begeisterung weckte Herr Prof. Joachim bei den Hörern durch seine Violinvorträge; mit klassischer Ruhe und doch warmherzig und voller Empfindung gelangten die G- moll Sonate von Tartini, ein Romanze eigener Komposition und drei Ungarische Tänze von Brabm? zum Vortrag. Der klare, kraftvolle Ton des Instruments, die vollen dene Ausführung, die frische urwüchsige Stimmung riefen andächtige Be— wunderung hervor. 53

Das zweite Konzert des Philharmonischen Chors, welches gestern im Saal der Philharmonie stattfand, brachte neue Kompositionen von hervorragender Bedeutung, von denen zunãchst Eugen d. Alberts Chorwerk Der Mensck und das eben? zu erwähnen ist. Dieses für sechsstimmigen Chor und Orchester ge⸗ schriebene, unter Leitung des Komponisten ausgeführte Werk erregte in hohem Grade die Bewunderung der Juhörer. Der Kern der von Otto Ludwig verfaßten ichtun ,, den Worten: Mensch, du armer, Leben gehetzter, ewig hoffender, ewig getäuschter Tantalus- beginnt, zieht sich durch das anze Werk hindurch, und die musikalische, oft dramatisch belebte Be⸗ zandlung des Gedichts ist dem Komponisten vortrefflich gelungen. Stürmischer Beifall und Hervorruf folgten am Schluß. Hierauf kamen vier neue Werke von Hugo Wolf zur heft rung: Margit 's Gesang! aus Ibsen's Fest auf Solhaug für eine Singstimme mit Orchester, Anakreon's Grab für Tenor, Elfenlied.· für Sopran und Frauenchor, und als Liertes Werk eine Ballade für gemischten Chor und Orchester Der Feuerreiter'. Unter diesen Gesängen sind besonders das sehr melodische Elfenlied mit seiner tonmalerischen Begleitung und „Der Feuer⸗ reiter, der die Schrecken einer Feuersbrunst aufs ergreifendste schildert, hervorzuheben. Zwei Gesangsterzette von Martin und Cherubini beschlofsen den ersten Theil des Konzerts. Den weiten Theil bildete das „Te Beum“ für eine Soloftimme, Chor, Orgel und Orchester von Anton Bruckner, das größte und künstlexisch bedeutendste Werk des Abends, das die andachts volle Stimmung der erhabenen kirchlichen Gesänge Palästrina's wie der Gesangfülle Cherubini's auf das wirkungsvollste vereinigt. Von nabezu überwältigendem Eindruck waren die Chöre: Tu rex gloriae, Christe!‘ und das Miserere nostris mit dem folgenden „In te, Domine, sperari?. Nach mehrmaligem Rufen des 3 zahlreich er⸗

schienenen Publikums 66 sich der bereits bejabrte Tondichter und dankte,

sichtlich gerührt. für die Dyationen, zu denen auch ein großer Lorbeerkranz gehörte. Die Ausführung durch den von Herrn gi nr, ch? geleiteten Chor wie das Orchester war eine in jeder Beziehung voll⸗= endete; auch die mitwirkenden Solisten: das holländische Terzett Der Damen Jeanette de Fong, Anna Corver und Marie Sn ders, Herr Hofopernsaͤnger Georg Ritter, Herr Lurgenftein sowie Herr Dr. Reimann, der das Konzert mit dem meifterbaften Vortrage der Bach schen Demoll - Toccata eröffnete, waren vortrefflich an ibren Plätzen.

Fräulein Martha Hörnig, eine der besten vom Professor Lullak ausgebildeten Pianistinnen, gab am Sonnabend im San! Bechste in ein Konzert, welches fie in Gemeinschaft mit den Krelle (Violine) und Hutschen reuter (Cesto) durch ein Trio Bädur)] von Rubinstein eröffnete. Hierin sowie in Beethoben s

lavier · Sonate in Dmoll und einigen Salonstücken von Th. Kullak, Dvoräk und anderen bewies die Künstlerin in noch vorgeschrittenerem Maße die lobenswert hen Eigenschaften ibres Syiels das ver senbe Klarheit in den rapidesten Läufen zugleich mit tief empfsndender Wärme des Ausdrucks vereinigt. Die oben genannten Herren erfreuten noch durch