1894 / 24 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Jan 1894 18:00:01 GMT) scan diff

objekte betrachtet, dann mag des richtig sein. Aber es kommt 9. das soziale und etbische Moment in Betracht, daß die Besitzer si selbst an der Landwirthschaft betheiligen, mit dem Landvolke leben sollen. Wenn das aufhört, so ist das der Anfang vom Ende. Den Zuschlag wegen der Währungsunterschiede würde sich kein Staat gefallen lassen, sagt der Handels Minister. Man braucht ja nicht mit Rußland anzufangen. Ich glaube, daß man mit Italien und Desterreich zu einer Vereinbarung darüber kommen wird; denn Oesterreich wird, wenn der Vertrag mit . angenommen wird, die Exportprämie nicht genießen, die Rußland genießen wird. Man sagt, die Verhandlungen über eine solche Maß⸗ regel würden zu lange dauern. Muß denn der Vertrag so schnell abge⸗ schlossen werden? Die Frage ist nicht jetzt erst von uns in die Diskussion hineingeworfen worden; unsere Presse hat sie seit langer 5 erörtert und die Frage der gleitenden Skala entsprechend dem

ubelkurs ist, wenn ich nicht irre, von dem früheren russischen Finanz⸗ Minister Wyschnegradski selbst angeregt worden. Spekulation wird dabei auch sein; aber das Drücken des Rubelkurses hat dann nicht immer ein Drücken der Getreidepreise zur Folge.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:

Meine Herren! Ich muß an der Bemerkung auch heute noch fest⸗ halten, daß es die Königliche Staatsregierung ablehnen muß, im gegenwärtigen Augenblick eingehender über Verhältnisse zu diskutieren, die mit dem Abschluß des russischen Handelsvertrags in Verbindung stehen. Ich habe gestern bemerkt, daß ich nicht glaubte, diese Haltung näher rechtfertigen zu müssen; ich meine, es ist auch heute noch klar, daß im Augenblick, wo mit einer auswärtigen Macht über einen Handelsvertrag verhandelt wird, man es auf seiten der Regierung auf das allersorgfältigste vermeiden muß, Verhältnisse zu berühren, die in dem betreffenden Handelsvertrag in der einen oder in der anderen Weise zur Geltung kommen können. Ich meine, meine Herren, aus dieser Nothwendigkeit, in die sich die preußische Staatsregierung in dem gegenwärtigen Augenblick versetzt sieht, hätten auch die Herren, die mir vorgeworfen haben, daß ich zu allgemein in meinen Aus⸗ führungen gewesen sei, den Grund und die Rechtfertigung finden können. .

Herr Freiherr von Erffa hat vermißt, daß ich nicht eingehender auf die Nachtheile eingegangen wäre, die eine Regelung der Währungs⸗ frage im Vertragswege zur Folge haben könnte. Herr von Schalscha ist noch etwas weiter gegangen, der in übersprudelnder Liebenswürdigkeit immer versucht, Verirrte wieder auf den rechten Weg zurückzuführen. (Heiterkeit. Er ist in seinen Wünschen so weit gegangen, sogar den im Hause nicht anwesenden Herrn Reichskanzler durch das preußische Staats⸗Ministerium von der irrthümlichen Grundanschauung seiner Handelspolitik überzeugen zu lassen, und hat dabei als Grundlage der Anschauung des Herrn Reichskanzlers einen Satz ausgesprochen, näm⸗ lich den über die Bedeutung der Handelsbilanz gegenüber der Bilanz überhaupt, den er sich meines Erachtens willkürlich als Grundlage der Handelspolitik des Herrn Reichskanzlers konstruiert hat.

Nun, meine Herren, die Versuchung, auf die Interpellation eingehender zu antworten, war um so geringer für mich, als ich nicht zweifelhaft darüber sein konnte, daß die Herren Interpellanten ihrer⸗ seits über die Antwort, die die Königlich preußische Staatsregierung heute geben würde, nicht im Zweifel waren.

Meine Herren, wenn wirklich die preußische Staatsregierung aus den russischen Währungsverhältnissen so schwerwiegende Bedenken her⸗ geleitet hätte, daß sie den Abschluß eines Handelsvertrags von ihrer anderen Regelung abhängig machte, so hätte sie diese Bedenken zum Austrag bringen müssen, bevor man überhaupt mit russischen Unter⸗ händlern sich in eine Verhandlung einließ. (Sehr richtig! rechts.) Gewiß, meine Herren, Sie rufen sehr richtig“, und damit geben Sie den Beweis, daß Sie ganz genau wußten, was die preußische Staatsregierung Ihnen antworten mußte. (Sehr gut! links.) Daraus folgt weiter, daß die Interpellation nur dem Bedürfniß der Herren Interpellanten entsprang, sich über die Lage der Handelspolitik über⸗ haupt auszusprechen: ein Bedürfniß, dem entgegenzutreten ich in keiner Weise mich berufen fühle; ich würde mich auch nicht für berechtigt dazu halten. Nach meiner Anschauung ist der preußische Landtag be⸗ fugt, seine Auffassung über die Handelspolitik, über die Bedeutung, die die Erniedrigung der landwirthschaftlichen Zölle, die Beseitigung des Differentialzolls für die Landwirthschaft hat, hier vorzubringen, besonders in einem Augenblick, wo sie durch Abschluß eines Handels⸗ vertrags noch nicht präkludiert ist. Aber der Staatsregierung, wie gesagt, meine Herren, muß es vorbehalten bleiben, zu erwägen, ob sie ihrerseits es für angängig hält, auf diese Fragen näher mit einer Antwort einzugehen.

Meine Herren, ich würde vielleicht nicht die Nothwendigkeit empfunden haben, nochmals das Wort zu ergreifen, um das, was ich Ihnen soeben bemerkte, vorzubringen; mich veranlassen dazu die letzten Ausführungen des Herrn von Hammerstein.

Herr von Hammerstein hat aus der Thatsache, daß die preußische Staatsregierung überhaupt für die Handelsperträge, von dem öster—⸗ reichischen Handelsvertrage an gerechnet, eingetreten ist oder daß sie ihnen nicht widersprochen hat, die Folgerung gezogen, daß seitens der Reichsregierung die preußische Staatsregierung nicht in dem rich— tigen Augenblicke in die Lage versetzt worden sei, zu den Verträgen Stellung zu nehmen und ihre Kritik an denselben zu üben. Er hat weiter gemeint, daß die Staatsregierung von der Reichspolitik vor ein fait accompli und damit nicht in die Lage gesetzt sei, rechtzeitig Stellung zu nehmen.

Meine Herren, diese Voraussetzung ist unrichtig, sie muß unrichtig sein. Wenn die preußische Staatsregierung in der That Bedenken gegen die von dem Herrn Reichskanzler eingeschlagene Handelspolitik gehabt hätte in irgend einem Stadium, so war sie in jedem Augenblicke in

der Lage, ihren Widerspruch zu erheben und ihre Bedenken zur Gel⸗ tung zu bringen, wenn sie das für richtig und nothwendig hielt. In keinem Stadium der Zeit, die vergangen ist seit dem Eintritt in die Verhandlungen mit Oesterreich bis zum heutigen Tage, ist ein Ver— fahren seitens der Reichsregierung eingeschlagen worden, welches der preußischen Staatsregierung es unmöglich gemacht hätte, rechtzeitig ihre Bedenken gegen die Pläne der Reichs⸗ regierung geltend zu machen. Meine Herren, daraus, daß das nicht geschehen, haben Sie ganz einfach den Schluß zu ziehen, daß die preußische Staatsregierung sich nicht im Gegensatz zur Reichsregierung bezüglich ihrer Handelspolitik befunden hat, und daß sie sich auch heute nicht in diesem Gegensatz befindet. (Hört, hört! rechts) Ja, meine Herren, Sie rufen: hört, hört! Ver⸗ zeihen Sie mir, wenn ich es ausspreche: ich wundere mich darüber, daß Sie sich über diese meine Aeußerung wundern können. (Sehr richtig! links) Meines Erachtens liegt die Thatsache so klar auf der Hand sie läßt sich unter gar keinen Umständen verschleiern oder verdrehen;

es ist so klar wie der Tag, daß die preußische Regierung und zwar jedes preußische Staatsministerium in der Zusammensetzung, in der es sich zu dem betreffenden Zeitpunkt befunden hat von Beginn der Einleitung der neuen Handelspolitik an sich nicht im Gegensatz zur Reichsregierung befunden hat.

Ich hätte nicht geglaubt, meine Herren, daß es nöthig wäre, dies auszusprechen; da aber der Herr Abg. Freiherr von Hammerstein aus⸗ drücklich diesen Zweifel ausgesprochen hat, so habe ich es für meine Pflicht gehalten, die thatsächliche Lage ganz unzweideutig zu doku⸗ mentieren. (Bravo! links.)

Abg. Broemel (frs. Vg): Die Debatte hat sich jetzt in das

politische Gebiet hinüber gespielt. Die Erklärung des Handels⸗ Ministers zeigt, daß ein Widerspruch zwischen der preußischen und der Reichsregierung nicht besteht. Herr von Hammerstein hat aber nicht bloß gezweifelt daran, daß die preußische Regierung die Möglichkeit ehabt habe, zu Handelsverträgen Stellung zu nehmen, sondern er 6 es als positiv hingestellt, daß diese Hs ichtdt nicht vorhanden sei. Die Erklärung des Handels⸗Ministers hat dieser Behauptung des Herrn von Hammerstein jeden Boden entzogen. Das ist wichtig, nicht wegen der Person des Herrn von Hammerstein und des von ihm redigierten Blattes, sondern weil es zeigt, auf welche Wege man geräth in der Opposition gegen die Handelspolitik des Reichs. Alle Vorwürfe richten 3 ja nicht gegen die preußische Regierung, sondern gegen den Reichskanzler. as ist denn das für eine Art der Verhandlung, wenn im Landtag Anklagen erhoben werden, ohne daß der Reichsbeamte, der die Verantwortung hat, hier zugegen ist? Herr von Marschall ist ein Beamter des Reichs und kann gar nicht hier er⸗ scheinen, um die Behauptung des Herrn von Se c! zu widerlegen. Wohin treiben wir mit einer solchen Methode der Verhandlungen! Da Herr von Hammerstein eine so ausführliche Antwort erhalten, möchte ich doch bitten, die Frage des Herrn Rickert zu beantworten, ob die Kreissparkassen gefragt sind, wie sie sich stellen zu einer Umwandlung der Hypotheken in Amortisationsrenten bei möglichst billigem Zinsfuß. . von Hammerstein hat der Industrie vorgeworfen, daß sie die Solidarität gebrochen habe. Es ist ein Irrthum, zu glauben, daß ein solches Bündniß, welches geschlossen worden ist, weil im Augenblick damals die Interessen gemeinsame waren, auf die Dauer haltbar sei. Sobald die Verschiedenheit der Interessen hervortritt, geht das Bündniß zu Grunde. Uebrigens haben die Industrie⸗ Schutzzöllner 1887 schon kein Hehl daraus gemacht, daß sie die Er— höhung der Getreidezölle auf 5 S6 mißbilligen, weil damit der Bogen überspannt würde. Daß die unterwerthige Valuta eine Exportprämie ist, kann nicht bewiesen werden. Auch der Satz, den Herr von Hammerstein vom Professor Wagner vorgelesen hat, beweist nichts. Die Nationalökonomen könnten darüber einer einheitlichen Meinung sein; die Untersuchung der thatsächlichen Verhältnisse hat ergeben, daß die Behauptung nicht richtig ist, daß die Valuta keinen maßgebenden Einfluß auf die Preisbildung hat.

Abg. von Plötz (kens.): Ich bedauere, daß die Fraktion des ᷣ. Rickert nicht noch mehr zum Wort gekommen ist. Sechs

öpfe ist sie stark; vier Redner haben von ihnen gesprochen, und davon einer zweimal. Herr Rickert ist also eifriger bei dieser Frage gewesen als wir. Die Interpellation ist bloß etwas zu spät ge⸗ kommen für den russischen Handelsvertrag. Aber wir müssen uns gegen Ueberraschungen sichern, denn es könnte sonst leicht ein Vertrag mit Amerika oder Argentinien kommen, ehe wir uns dessen ver—⸗ sehen. Wenn keine Regierung auf einen Zuschlag zum Zoll zur Ausgleichung der Währungsverhältnisse eingehen will, dann können wir ja auf einen Vertrag uberhaupt verzichten. Wir können warten. Geht ein fremder Staat auf eine solche Maßregel nicht ein, dann können wir auch einen Vertrag ablehnen, der die Getreidezölle ermäßigt. Wir müssen uns unserer Haut wehren, und wenn . Rickert unsere Agitation demagogisch nennt, so hat Graf von Klinckow⸗ stroem darauf die richtige Antwort gegeben. Ein solcher Vorwurf ist lächerlich. Der Artikel des Herrn von Wangenheim war nicht illoyal; er hat nur einzelne Personen kritisiert, aber nicht sich an den Monarchen direkt gewendet mit der Forderung, einen Minister zu entlassen. Das hat die Fortschrittspartei in der Konfliktszeit gethan, als sie die Ent lassung Bismarcks in einer Adresse forderte. Wir sind dem Reichskanzler bei der Militärvorlage gefolgt; aber die Landwirth⸗ schaft dürfen wir nicht verbluten lassen. Die Landwirthe werden nicht aufgereizt, sondern die Agitation wird gemäßigt. Nur eine Versammlung ist stürmisch verlaufen, wo ein freisinniger Ober⸗ Bürgermeister Zwietracht zu säen versuchte, indem er die Bauern aufforderte, sich von dem Bunde der Landwirthe zu trennen. Er mußte schleunigst machen, daß er hinauskam. Wo soviel Un⸗ zufriedenheit herrscht, ist es, glaube ich, schön, daß der Bund der Landwirthe den Einheitsgedanken aufrecht erhält, daß er die Interessengemeinschaft zwischen Landwirthschaft und Industrie in den Vordergrund schiebt. Wir gönnen die etwaigen Vortheile der Handelsverträge der Industrie, wenn nur nicht die Landwirthschaft dafür bluten müßte. Vom Export hat die Industrie keinen großen Vortheil; größer wäre der Vortheil, wenn der Mittelstand und die Landwirthschaft wieder kaufkräftig würden. Vor dem Zollkrieg wurde gleich nach der Ernte das Land mit russischem Getreide überschwemmt; wenn der Bauer auf den Markt kam, waren alle Lager überfüllt und das Getreide konnte nur zu den niedrigsten Preisen abgesetzt werden. Die Futternoth hat den allgemeinen Nothstand verschärft. Man hat ja die Wälder effet aber es wird darüber geklagt, daß einzelne Gemeinden gar eine Streu erhalten haben, während andere, die noch Stroh ver kaufen konnten, Streu erhielten, weil sie es vielleicht verstanden, die Sache an die große Glocke zu hängen. Der Reichskanzler hat esagt, die Agrarier kämen ja nicht mit bestimmten Forderungen. Wir wünschen nur die Aufrechterhaltung des 5 Mark⸗Zolles, die Regelung der Währungsfrage und eine vernünftige Börsen⸗ ordnung. Aber der Reichskanzler hat uns nicht . Wenn das preußische Ministerium ebenfalls unsere Forderungen zu kennen verlangt, so kann ich damit aufwarten. Man wünscht allgemein einen Wollzoll, den ich aber für nicht durchführbar halte, weil er im Interesse de Industrie abgelehnt wird. Wir verlangen ferner die Aufhebung der zollfreien Getreidelager, die nur zur Spekulation an den Börsen benutzt werden; die Abänderung des Invalidenversicherungsgesetzes, dessen Belastung für viele Gegenden doppelt so groß ist, als die Grundsteuer war, und eine bessere Verhütung der Seuchengefahr. Das Treiben von Schweinen und Gänsen im Lande vermehrt die Seuchen— Fiehr Ferner sollte der Staat darauf dringen, daß die künstlichen üüngemittel im Preise ermäßigt werden und die Frachttarife dafür herabgesetzt werden. Eine Aenderung der Erbgesetzgebung, durch welche die Scholle an die Familie gefesselt wird oder umgekehrt, ist noth⸗ wendig. Die Förderung der Kleinbahnbauten ist dringend noth— wendig, dringender als der Bau von Kanälen. Mit der Ausführung der längst bewilligten Bahnen sollte schneller vorgegangen werden. Der Staat müßte große Meliorationssummen hergeben; nicht die Groß— grundbesitzer sollten ihr Terrain zersplittern, sondern der Staat sollte unkultipierte Flächen für den Anbau eröffnen, dafür könnten ruhig 109 Millionen hergegeben werden. Die Selbstverwaltung muß ent⸗ lastet werden. (Lachen links; Rufe: Zur Sache)) er darüber lacht, der muß einmal ein halbes Jahr Amtsvorsteher . sein. Betreffs der Verschuldungsfrage behauptet die freisinnige Presse, daß der Bauer nur zwangsweise herangezogen werden soll, um den Groß grundbesitzer von der Verschuldung zu befreien. Das Gegentheil ist der Fall. Der Großgrundbesitz hat solche Institutionen schon, die jetzt für den Bauer . werden sollen. Der Zollkrieg ist uns aufgedrungen worden, und wir sind bereit, ihn zu führen, solange es nothwendig ist. Ich bitte die Regierung, Rücksicht zu nehmen auf die Forderung unserer Interpellation bei der Berathung von Handels. verträgen im Bundesrath, damit die Landwirthschaft nicht weiter ge⸗ schãdigt wird.

Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg:

Wenn ich dem Herrn Vorredner auf alle die Fragen und alle die

Gegenstãnde antworten wollte, die er angeregt hat, so würde ich dazu so viel Zeit brauchen, als die Geduld dieses hohen Hauses mir in dieser späten Stunde kaum gewähren dürfte. Ich hoffe deshalb auch einer gerechten Beurtheilung zu begegnen, wenn ich mir eine solche eingehende Antwort in diesem Augenblick versage, umsomehr, als die⸗ jenigen Gegenstände seiner Rede, die mit der vorliegenden Inter- pellation in direktem Zusammenhange stehen, die Beantwortung, die wir in der Lage zu geben sind, bereits von dem Herrn Handels- Minister gefunden haben.

Ich möchte nur das im allgemeinen aussprechen, daß ich nicht glaube, daß der Herr Vorredner mit einigem Recht der preußischen Staatsregierung den Vorwurf hat machen können, daß sie nicht ernstlich bestrebt gewesen wäre und noch sei, die Interessen der Land⸗ wirthschaft nach ihren Kräften zu fördern. (Na! na! rechts) Das hat sie gethan und wird sie auch weiter thun, und sie ist durchaus be⸗ reit, mit Ihnen die Wege zu erörtern, die am besten dazu führen.

Der Grund, warum ich um das Wort gebeten habe, liegt auf einem ganz anderen Gebiete. Ich bin zwei Rednern von der anderen Seite des Hauses Antwort schuldig auf eine Anfrage, die direkt an die Staatsregierung gerichtet worden ist, wegen einer vermeintlichen Engquste in Bezug auf die Sparkassen. Meine Herren, eine solche Enguste ist nicht veranstaltet worden; ich müßte wissen, daß sie vert anstaltet worden wäre, da die Sparkassen zum Ressort des mnie. des Innern gehören. Dagegen ist vor kurzem eine allgemeine Ver⸗ fügung an die Aufsichtsbehörden der Sparkassen erlassen wordesn, die wahrscheinlich von den Herren gemeint ist. Es handelt sich darum, den Sparkassenverwaltungen die Anregung zu geben, so viel uls möglich auf die Ausleihung von Amortisationsdarlehen bedacht zu sein, und bei der näheren Erörterung dieser Frage ist auch die Andeutung ge— macht worden, daß es wohl thunlich wäre, beim Ausleihen von Amortisationsdarlehen einen etwas niedrigeren Zinsfuß zii gewähren als bei anderen Darlehen, wie es von einer Reihe von Spar uassen lchon geschieht. Das ist die Anregung, die gegeben worden ist, und

weiteres liegt, glaube ich, nicht vor. 8 Es ist behauptet worden, daß die Industrie

Abg. Bu eck (nl): niemals Handelsvertrage gewünscht hat. Das ist ein Irrthum. Die schutzzöllnerische Industrie hat stets den Abschluß von Handels- vertragen befürwortet, weil die Stetigkeit und Festigkeit der Tarife als eine Grundlage des ganzen Wirthschaftssystems erkannt worden ist. Herr von Plötz hat behauptet, daß die Prosperität der Industrie der Landwirthschaft keinen Nutzen schaffe; Herr Vopelius soll sich in ähnlicher Weise ausgesprochen haben; aber Herr Vopelius hat nie— mals direkt auf einen russischen Handelsvertrag hingewiesen und ich glaube auch, eine Rückwirkung auf die Landwirthschaft wird nicht aus— bleiben, wenn durch den Export nach Rußland die Industrie lensumkrãftiger wird. Das Fehlen des Wollzolls hat keine Schuld an dem Rückgange der Schafzucht. Die Schafzucht ist stets ein Zeichen extensiber Wirthschaft gewesen; sobald die in— tensive Wirthschaft anfing, ginz man immer mehr zur Rindvieh— zucht über. Durch die Cinführung des Wollzolles würde eine der blühendsten Industrieen schwer geschädigt werden. Daß Eisenbahnen nur für Handel und Industrie gebaut werden, ist nicht richtig. Im Asten ist ein großes Bahnnetz lediglich im Interesse der Landwirth— schaft gebaut worden. Wer das vor 40 Jahren hätte behaupten wollen, den hätte man für nicht seiner Sinne mächtig gehalten. Ueber die Währungsfrage will ich nichts weiter fagen, als daß ich ein An⸗ bänger der gegenwärtigen Währung, als der festesten Grundlage unseres Wirthschaftslebens, bin. Wenn eine Untersuchung angestellt wird, so müssen positive Vorschläge kommen und ich bin der Ueberzeugung, daß dies die letzte und wirksamste Niederlage der Doppelwährungs— bestrebungen sein wird. Herr von Hammerstein hat behauptet, daß die Industrie die Landwirthschaft im Stich gelassen habe. Die Gleichheit der schutzzöllnerischen Anschauungen dokumentierte sich 1379 in einem Getreidezoll von 1 1 Man wird nicht behaupten können, daß in dem Zoll von 5 M kein Opfer für die Industrie liegt, welche ihre Arbeiter auskömmlich lohnen muß. Es hat aber kein Industrieller gehen die Erhöhung der Getreidezölle gestimmt. (Widerspruch des Abg. Broemel.) Beim österreichischen Handelsvertrag wurde von seiten der Industrie die Erklärung abgegeben, daß sie keine Vor— theile guf Kosten der Landwirthschaft haben wolle. Nun kommt der russische Handelsvertrag; nachdem die Getreidezölle den meisten Staaten gegenüber ermäßigt sind, hat die Ermäßigung gegen Ruß— land keine Bedeutung mehr. Denn die Ueberzeugung habe ich: so lange nicht die äußerste Noth vorhanden ist, wird kein Getreide über die theure Grenze kommen, sondern über die billige. Der russische Handelsvertrag wird eine Bedeutung für unser Wirthschafts— leben haben, daß niemand gegen diesen Vertrag stimmen kann. Von der Bedeutung der deutschen Landwirthschaft ist niemand mehr überzeugt als die Industrie. Aber wie wollte das Deutsche Reich seine Aufgabe erfüllen, ohne seine hochentwickelte Industrie! Die Industrie wird jeden Schritt mitmachen, der geeignet ist, die Land— wirthschaft zu heben, aber sie kann nicht die Solidarität mit allen anderen Interessen außer Acht lassen.

Abg. Dr. Arendt (frkons) meint, daß man keinen Handels vertrag abschließen sollte, wenn man nicht bezüglich der Waäͤhrungs— verhältnisse eine Bestimmung in denselben hineinbringen könne. Der autonome Tarif . über alle Schwierigkeiten hinweg. Daß die unterwerthige Valuta eine Exportprämie enthalte, beweise am besten der Umstand, daß Indiens Ausfuhr mit dem Augenblick nachgelassen habe, als durch Schließung der indischen Münzstätten die Währung eine bessere wurde. Redner tritt für die internationale Doppelwährung ein und freut sich, 36 der Abg. Friedberg seinen Anschauungen ic zuneige. Daß die Goldwährung von den Frei⸗ sinnigen vertreten werde, sei erklärlich; aber schmerzlich sei es, daß die Nationalliberalen zum theil ebenfalls für die Goldwährung ein— treten. Die Abschließung der Handelsverträge habe er stets bedauert, namentlich aber, . man die Getreidezölle überhaupt in die Ver— träge hineingenommen habe. Gerade die Getreidezölle sollte man autonom estalten, weil sie für die Landwirthschaft die einzige Hilfe bilden. Aber es scheine fast, als ob man nicht die Getreidezölle herabgesetzt habe, um den Handelsvertrag zu machen, sondern daß man die . e gemacht habe, um die Getreidezölle herabzusetzen.

enn man habe damals die Meinung gehabt, daß die damaligen hohen Preise dauernd sein würden. Auf die öffentliche Meinung müsse man auch Rücksicht nehmen. Die Bewegung der Landwirthe werde nicht aufhören, sondern höchstens über die Köpfe der jetzigen Führer hinaus sich geltend machen, und die n würden darin nicht die Erben der Konservativen sein. r wolle hoffen, daß die Zusammensetzung der Untersuchungskommission für die Währungt— verhältnisse die Garantie für eine objektive Beurtheilung biete. Das Entgegenkommen der Regierung erkenne er an und wünsche nur, daß den Worten auch Thaten folgen möchten; denn nur so könne der Gegensatz aus der Welt geschafft werden, der für beide Theile ein Schaden sei. ö

Darauf wird die Diskussion geschlossen. Ein Beschluß . icht gefaßt, da dies geschäftsordnungsmäßig unzu⸗ ässig ist. ö

Der Rech enschaftsbericht über die weitere Ausführung des Gesetzes von 1869, betreffend die Konsolidatign preußischer Staats⸗Anleihen, wird durch Kenntniß⸗ nahme erledigt.

Schluß 45 Uhr.

Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr, (Zweñle Berathung des Staatshaushalls⸗ Etats für 189995

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Dritte Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-AUnzeiger.

AM 24.

Berlin, Sonnabend, den 27. Januar

1894.

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Per son al⸗Veränderungen.

stõniglich Prenßische Armee.

Im Sanitäts-Korps. Berlin, 13. Januar. Dr. Hampel, Assift. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk 1 Breslau, verabschiedet.

Berlin, 23. Januar. Dr. Riebe, -Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Fußart. Regt. Nr. 11, zum Ober -Stabsarzt 1. Kl., Dr. Schneider, Assist. Arzt 1. Kl., in der etatsmäß. Stelle bei dem Korps. Gen. Arzt des IX. Armee⸗Korps, zum Stabs- und Bats. Arzt des 2. Bats. 1. Thüring. Inf. Regts. Nr. 31, dieser vorläufig ohne

atent; die Assist. Aerzte 2. Kl. Baumann vom Inf. Regt. Graf Kirch⸗ ch (1. Niederschl) Nr. 46, Dr. Krum ma cher vom Kadettenhause in Dranienstein, r. Blau vom Kadettenhause in Potsdam. Dr. Wieber vom Inf. Regt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) Nr. 16, Dr. Reuter in der etatsmäß. Stelle bei dem Korps⸗Gen. Arzt des XVI. Armee-Korps, Dr, Miethke vom Inf. Regt. Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westfäl. Nr. 57, Br. Mertens vom Eisen⸗ bahn - Regt. Nr. 2, Dr. Schm itz vom 2. Rhein. Feld- Art. Regt. Nr. 23, zu Assist. Aerzten J. Kl.; die Unterärzte: Br. Graeßner vom Inf. Regt. Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfäl) Nr. Hö, unter gleichzeitiger Versetzung zum 1. Leib-Hus. Regt. Nr. 1, Nell vom Inf. Regt. von Wittich (3. Hess) Nr. 83. Br. Krause vom Inf. Regt. von der Marwitz (8. Pomm.) Nr. 61, dieser unter leichzeitiger Versetzung zum Gren. Regt. König Friedrich II. 3. Oftpreußische) Nr. 4, zu Assist. Aerzten 2. Kl.; die ssist. Aerzte 2. Kl. der Res.. Dr. Mündheim vom Landw. Bezirk Hannover, Dr. Beutner vom Landw. Bezirk Bruchsal, Dr. Tietze vom Landw. Bezirk J Breslau. Dr. v. Tietze u. Hennig vom Landw. Bezirk Freiburg, Dr. Gärtner vom Landw. Bezirk ö,, Dr. Peter dom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Sieveking vom Landw. Bezirk Hamburg, Dr. Brugger vom Landw. Bezirk Stockach, Dr. Zimmermann vom Landw. Bezirk Oppeln, Dr. Meier vom Landw. Bezirk Celle, Dr. Williger vom Landw. Bezirk Beuthen, Dr. Dibbern vom Landw. Bezirk 6 Dr. Sandhop vom Landw. Bezirk Neutomischel, Dr. llenbeck vom Landw. Bezirk Düsseldorf, Dr. Horst mann vom Landw. Bezirk Bielefeldß, Dr. Hu isman vom Landw. Bezirk Köln, Dr. Beckhaus vom Landw. Bezirk 11 Bochum, Dr. Tiedemann vom Landw. Bezirk Stade, Bongartz vom Landw. Bezirk Neuß, Dr. Lewy vom Landw. Bezirk HI Berlin, Dr. Qu edenfeld vom Landw. Bezirk Königsberg, Dr. Kalthoff vom Landw. Bezirk Dortmund, Dr. Philipps vom Landw. Bez. 11 Braunschweig, Dr. Fürst vom Landw. Bezirk Hamburg; die Assist. Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Hiltrop vom Landw. Bezirk Hagen, Dr. Bauer vom Landw. Bezirk Metz, Dr. Heinrich vom Landw. Bezirk 11 Bremen, Dr. Bruhn vom Landw. Bezirk Wismar, zu Assist. Aerzten 1. Kl.; die Unterärzte der Res.: Dr. Schmude vom Landw. Bezirk Bromberg, Dr. Schröder vom Landw. Bezirk Stettin, Bütow vom Landwehr ⸗Bezirk III Berlin, dieser unter leichzeitiger Anstellung im aktiven Sanitäts- Korps, und zwar ei der Marinestation der Nordseke, Dr. Koch vom Land⸗ wehr ⸗Bezirk Halle, Dr. Hohl vom Landw. Bezirk Hamburg, Böhme vom Landw. Bezirk , . vom Landw. Bezirk Neutomischel, Bresler vom Landw. Bezirk Kosten, Gutten⸗ tag vom Landw. Bezirk 1 Breslau, Dr. Fraenkel vom Landw. Bezirk Anklam, Dr. Ollendorf vom Landw. Bezirk 1 Breslau, Kiepert vom Landw. Bezirk Oels, Koelman vom Landw. Bezirk 1 Breslau, Dr. Dieckmeyer vom Landw. Bezirk Bielefeld, Dr. Lehmkuhl vom Landw. Bezirk Recklinghausen, Bernhard vom Landw. Bezirk Marburg, Dr. Metzmacher vom Landw. Bezirk Essen, Dr. Schlüter vom Landw. Bezirk Paderborn, Dr. Bir ker vom Landw. Bezirk Erkelenz, Dr. Adams vom Landw. Bezirk Koblenz. Dr. Bernegau. vom Landw. Bezirk Geldern, Rom ber vom Landw. Bezirk Bonn, Dr. Rode vom Landw. Bezirk Saarlouis, Dr. Peter vom Landw. Bezirk 1 Trier, Dr. Demmer vom Landw. Bezirk Dortmund, Dr. Grube vom Landw. Bezirk Bonn, Dr. Kaufmann vom Landw. Bezirk Siegburg, Clement vom Landw. Bezirk Rostock, dieser unter gleichzeitiger An⸗ stellung im aktiven Sanitätskorps und zwar bei dem Inf. Regt. Nr. 197, Dr. n,. vom Landw. Bezirk Rostock, Dr. Graven—⸗ horst vom Landw. Bezirk Kiel, Dr. Schröder vom Landw. Bezirk 1 Altona, Dr. Rahlff vom Landw. Bezirk Kiel, Dr. So-⸗ grefe, Dr. Wens, Rusche vom Landw. Bezirk Hannover, Dr. Heß vom Landw. Bezirk Wiesbaden, Kahl vom Landw. Bezirk Mar- burß, Dr. Weyrauch vom Landw. Bezirk Frankfurt g. M., Kleyensteuber vom Landw. Bezirk Arolsen, Werner vom Landw. Bezirk Weimar, Dr. Ruge vom Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Zinßer Dr. Lipp vom Landw. Bezirk Gießen, Dr. Fischer vom Landw. Bezirk JL Darmstadt, Wieber vom Landw. Bezirk Gießen, Stüler vom Landm. Bezirk Gotha, Bag der vom Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Gerber vom Landw. Bezirk Karlsruhe, Dr. Spuler vom Landw. Bezirk Freiburg, Dr. Sim ons vom Landw. Bezirk Straßburg, Dr. Brüel, Unterarzt der Marine⸗Res. vom Landw. Bezirk Kiel, dieser unter gleichzeitiger . aktiven Sanitäts- korps und zwar bei der Marinestation der Ostsee, Dr. Metten—⸗ heimer, Unterarzt der Marine⸗Res. vom Landw. Bezirk Schwerin, Eiler, Unterarzt der Landwehr 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk J Darmstadt, zu Assistenz⸗Aerzten 2. Kl., befördert. Dr. Göring, Stabsarzt von der Unteroff. Schule in Jülich, Dr. Wegener, Stabs- und Bats. Arzt vom Pion. Bat. Nr. 9, der Charakter als Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. verliehen. Dr. Eisfeld, Stabsarzt der Res', Dr. Brumm , Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk III Berlin, Dr. Riemschneider, Assist. Arzt 2. Kl. der Ref. vom Landw. Bezirk Lauban, Dr. Reinhard, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Hamburgz; den Assist. Aerzten 1. Kl. der Landw. J. Aufgebots: Dr. Weg lau vom Landw. Bezirk Recklingbausen, Dr. Lilie vom Landw. Bezirk Kiel, Dr. Peters, Afsist. Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Rendsburg, der Abschied bewilligt.

Raiserliche Marine.

Im Sanitätskorps. Berlin, 22. Januar. Dr. Watten⸗ berg, Dr. Kallmorgen, Assist. Aerzte 2. Kl. der Marine⸗Res. im Landw. Bezirk Lübeck bezw. III Berlin, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Marine⸗Res. befördert. Dieselben erhalten ein Patent von dem Tage, an welchem die Beförderung ihrer Altersgenossen in der Armee ausgesprochen wird.

Statistik und Volkswirthschaft.

Verhältnisse der Arbeiter auf den Staats-Bergwerken, Hütten und Salinen. sammt wurden im Etatsjahr 1892,93 auf den verschiedenen tswerken im Durchschnitt des Berichtsjahres 57 307 Arbeiter be= t, welche sich auf die verschiedenen Betriebszweige in folgender eise vertheilen:

1891/92

52 429

1087

3 507

906 26 zusammen 257 307 573959.

Der Gesundheitszustand der Belegschaften war im allgemeinen zufriedenstellend. Die Zahl der im Betriebe der Staatswerke tödtlich Verunglückten betrug 1ög oder auf 1000 Mann der im Durchschnitt beschäftigten Arbeiter 1,852 gegen 2,067 im Vorjahre und 1514 im Jahre 1890 91. Auf die w . Betriebszweige entfallen von der Gesammtzahl der tödtlichen Verunglückungen 109 auf den Stein⸗ kohlenbergbau, 2 auf den Braunkohlenbergbau, 5 auf den Erzbergbau, 1 auf den Salzbergbau und 1 auf die Steingewinnung.

An Beiträgen für die Versicherung der Arbeiter auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 hatten die Staatswerke im Etatsjahre 1892/95 1 082 825 M aufzubringen, gegen 957 080 im Vorjahre. .

An die Arbeiter des Oberharzer Blei⸗ und Silberbergwerks⸗ Haushalts wurden aus dem Magazin zu Osterode 2301 t Brotkorn zu einem ermäßigten Preise abgegeben. Der durchschnittliche Ankaufs⸗ preis für 25 Eg betrug 4 4 47,9 3 gegen 5 4 80,65 5; in 1891/92. Zur Deckung des Magazinschadens leisteten die Werks- kassen 155 Z36,81 * Beitrag, gegen 263 953,73 ½ im Vorjahre und die Kasse des Klausthaler Hauptknappschaftsvereins 22 184,38 4A gegen 42 835, 92 6 in 1891,92. Auf den einzelnen Arbeiter berechnet ergiebt dies eine Zuwendung von 37,44 4 im Jahre oder von . 57 für den Arbeitstag, gegenüber 63, 89 4 bezw. 21,30 3 im

orjahre. .

Zur Ansiedlung von Bergleuten in den bergmännischen Kolonien und in den Ortschaften in der Nähe der Gruben kamen im Saar- brücker Bezirk an 151 Bewerher Hausbauprämien in Beträgen von S810 bis 900 4A, insgesammt 135 330 zur Vertheilung; 135 dieser Leute erhielten außerdem noch unverzinsliche, in zehn Jahresraten rückzahlbare Bauvorschüsse im Gesammtbetrage von 200 090 M Die * der im Saarbezirk seit dem Jahre 1842 prämierten Bergmanns

1892,93 51 921 1051 3429

Bergbau. w Gewinnung von Steinen und Erden , ,. . . alinenbetrieb

äuser erhöhte sich durch diese Zuwendungen auf 5522. Auf den beiden oberschlesischen Steinkohlenbergwerken des Staats erhielten fünf Bergleute Prämien von je 300 ½ und Hausbauvorschüsse zum Gesammtbetrage von 8100 60

Die im . der Zahl nach bedeutend vermehrten und theil⸗ weise durch Bildung von Werksschuloberklassen weiter ausgebauten Werksschulen im Saarbezirk wurden von , 2134 Schülern besucht. Es ist hervorzuheben, daß die Schüler der Oberklassen, welche für die Steigerschulen vorbereitet werden, sich an dem Aus—⸗ stand nicht betheiligt haben. Die 12 Industrieschulen (Haushaltungs⸗ schulen) daselbst wurden mit annähernd demselben Schülerinnenbestand wie im Vorjahre fortgeführt. Die 18 Kleinkinderbewahranstalten, an welchen 18 Lehrerinnen und 7 Hilfslehrerinnen thätig sind, erfreuen sich nach wie vor einer großen Beliebtheit. Die Zahl der auf⸗ genommenen Kinder stieg von 1860 auf 1925. . ;

Die Gesammtkosten für Werksschulen, Industrieschulen, Klein— kinderbewahranstalten, Arbeiterbibliotheken u. s. w. im Saarbezirk betrugen 59 211 S gegen 56 154 M im Vorjahr.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Ludwigsburg wird dem Vorwärts“ mitgetheilt, daß die Tabackarbeiter der Firma Ottenheimer Söhne, die infolge von Lohnstreitigkeiten die Arbeit niedergelegt haben (vergl. Nr. 19 d. Bl.), im Einverständniß mit ihren Berufsgenossen von Stuttgart⸗ Berg, Cannstadt und e,, beschlossen haben, die Arbeit nicht eher wieder aufzunehmen, bis nachstehende Forderungen von der Firma genehmigt sind: Sämmtliche bis jetzt bezahlten Preise werden weiter bezahlt; die ausgetretenen Arbeiter werden sämmtlich wieder eingestellt. Maßregelungen dürfen nicht stattfinden. Von den jetzt im Ausstand befindlichen Arbeitern, inbegriffen die Entlassenen, darf keinem vor Ablauf eines Viertel⸗ jahrs gekündigt werden. Ferner wurde eine Kommission gewählt, die mit den Betriebsleitern im Namen der Ausständigen verhandeln sollte. Die Kommission wurde aber von den Unternehmern nicht an⸗ erkannt; jeder Arbeiter soll einzeln kommen.

Der nächste internationale Bergarbeitertag soll in der Woche nach Pfingsten in Berlin stattfinden. Auf dem letzten inter⸗ nationalen Kohlenarbeiter⸗Kongreß wurde auf Antrag der deutschen Dele⸗ gierten der Beschluß gefaßt, den Kongreß für 1894 in Berlin oder, falls sich dort Hindernisse entgegenstellen, in Paris tagen zu e Die Vertreter der deutschen Kohlenarbeiter haben jetzt ihr Urtheil endgültig dahin abgegeben, daß an Berlin festzuhalten sei. Dieser Beschluß wurde vorige Woche dem englischen Exekutivausschuß mit⸗ getheilt, der, wie dem Vorwärts“ mitgetheilt wird, den Kongreß zu Pfingsten nach Berlin einberufen wird. .

Hier in Berlin bildete die Entlassung von 42 Arbeitern der Gasglühlicht ⸗Aktien⸗Gesellschaft in einer Versammlung der Metallarbeiter am Donnerstag Gegenstand der Verhand⸗ lung; auch die Arbeiter der mit der d, verbundenen Fabrik von Pintsch waren, wie die Ber— liner ‚Volksztg. berichtet, eingeladen, aber nur spärlich erschienen. Die Redner waren darin einig, daß die Arbeiter wegen ungenügender Organisation machtlos dastehen, meinten aber, daß gegen die Maßnahmen der Gesellschaft etwas unternommen werden müsse. In einer Entschließung wurde der Anschluß an den „Verband der Metallarbeiter Berlins und Umgegend zur Pflicht gemacht. Ueber die Firma Quant meier u. Eicke ist von ausständigen Linoleumgarbeitern (gl. Nr. 11 d. Bl.) die Sperre verhängt worden. In einer Versammlung der Linoleumarbeiter am letzten Dienstag wurde, wie der Vorwaͤrts“ mittheilt, die Sperre bestätigt und ein Verein zur Wahrung der Interessen der Berliner Linoleum leger und Teppichnäher gegründet.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. Januar bis inkl. 20. Januar er. zur Anmeldung gekommen: ier, n ,. 216 Cheschließungen, 35 Todtgeborene, 659

erbefälle. ;

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Verbreitung der . im Deutschen Reich im Jahre 1822. Dem bereits erwähnten, im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten 7. Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich entnehmen wir nachstehende Angaben: Die Lungenseuche ist zwar hier und da vereinzelt neu aufgetreten, im allgemeinen hat sie aber eine . räumliche Ausbreitung er⸗ langt als im Jahre 1891. Die Zahl der . sowie der Verluste an Rindpieh aus Anlaß der Bekämpfung der Seuche ist zwar egen das Vorjahr nicht erheblich zurückgegangen, indessen waren fast nur 6 so viel Gemeinden davon betroffen, und der Stand der Seuche am Schlusse des Berichtsjahres erheblich geringer als bei Beginn des— selben. Es erscheint ferner der größere Seuchenherd im mittleren Deutsch

land wieder etwas eingeschränkt, und auch die Herde in den Regierungs⸗ bezirken Stettin sind gänzlich und in Lüneburg nahezu erloschen. Da⸗ 6 sind an der preußisch-sächsischen Grenze neue solche in den

eisen Zeitz, Weißenfels und Borna aufgetreten, wich in Bayern einige weitere Bezirke betroffen worden. Einen 6 Herd weist ferner der Landkreis a einen kleineren der Kreis Saarbrücken auf.

Im 5 Reich sind 1182 Stück Rindvieh gegen 1273 im Jahre 1891 erkrankt; dieselben vertheilen sich auf 7 Staaten (Preußen S85, Bayern 41, Sachsen 94. Braunschweig 62. Anhalt 41, Waldeck 1, Elsaß⸗Lothringen 58), 19 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke, 35 Kreise ꝛc. gegen g, 22 und 50 im Vorjahre. Gefallen sind 17, getödtet auf polizeiliche Anordnung 1440, auf Veranlaffung der Besitzer 778 Thiere. Der Gesammtverlust betrug somit 2235 Stück gegen 2268 im Vorjahre. Auch der Bestand an Rindvieh in den neu verseuchten 161 Gehöften war kleiner als im Vorjahre und betrug 3454 gegen 4857 in 185 Gehöften. Auf je 10 000 Stück des Gesammtbestandes an Rindvieh nach der Zählung vom 10. Januar 1883 ergeben sich im Reiche O, 75 Er⸗ krankungsfälle gegen O81 im Vorjahre, 1,341 8 oder getödtete Thiere gegen 1,45 Von je 100 getödteten Thieren sind 47,17 bei der Sektion seuchenfrei einn, worden gegen 43,87 im Vorjahre. Auf je 1 erkranktes Thier kommen im Reiche 1,87 getödtete und 1,88 aus Anlaß der Seuche überhaupt zu Verlust gegangene Thiere.

Das erwähnte Seuchengebiet im mittleren Deutschland umfaßt diesmal nur 11 (im Vorjahre 2) zusammenhängende Kreise ꝛc. im Regierungsbezirk Magdeburg sowie in den Herzogthümern Braun⸗ schweig und Anhalt. Verhältnißmäßig am stärksten betroffen er- scheinen die Kreise Wolmirstedt (261,35 Erkrankungsfälle auf je 16000 Stück Rindvieh), Wanzleben (113,16) sowie Reuhaldensleben (69,344). In den Kreisen Wolmirstedt und Neuhaldensleben, ferner auch Ballenstedt, Kalbe, Helmstedt und Stadt Halber⸗ stadt ist eine Vermehrung der Seuchenfälle bezw. ein Neuausbruch der Seuche eingetreten. In dem ganzen Seuchen⸗ bezirk sind 886 (870 im Vorjahre) 75.0 oiJ0 (883 o/o) der sämmtlichen im Reiche beobachteten Erkrankungsfälle gemeldet worden. In demselben waren 49 Gemeinden ꝛc. (39) 4455 o (61,0 oo), sowie 143 Gehöfte (146) 66,5 o6S 9 (69,2 o so) der überhaupt betrof⸗ fenen verseucht. Die Stückzahl des Rindviehs in den neu ergriffenen Gehöften betrug 2775 (3526) oder 80.3 9 (72, 6 Cο) derjenigen von sämmtlichen im Reiche betroffenen Gehöften. Auf das erwähnte Seuchengebiet kommen 1617 (19510) gefallene und getödtete Thiere, d. s. 72,8 oGg (67,1 0/0) derjenigen im ganzen Reiche. Von den 1608 getödteten Thieren sind 731 45,46 6 (42,67 oo) bei der Sektion seuchensrei befunden worden. 3 ö

Ueber die Vornahme von Impfungen sind Mittheilungen von 28 Beständen aus den preußischen Regierungsbezirken Magdeburg und Merseburg, der sächsischen Kreishauptmannschaft Leipzig und dem Herzogthum Braunschweig eingegangen. Von diesen Beständen . 16 verseucht, 12 seuchenfrei gewesen. Von den 16 verseuchten Be⸗ ständen waren 9 ganz oder theilweise beim Ausbruche der Seuche bereits geimpft, 7 nicht. Es erkrankten in den ersteren 9 Beständen beim Ausbruche von 438 k Thieren 23 5,3 , von 60 nicht ge⸗ impften 18 30, 00/0. Nach Vornahme einer zweiten Iqpfung in 4 von diesen Beständen erkrankten von 169 Thieren 6 Stück 3,6 90. Von den 7erst nach dem Ausbruch der Seuche geimpften Beständen erkrankten beim Ausbruche der Seuche von 391 Thieren 63 16,1 69, nach der Impfung von 313 Stück 58 18,5 0/9. Von nachweislich 1876 im Jahre 1392 geimpften Thieren sind 6 O32 0/0 an der Impfkrank⸗ heit zu Verlust gegangen. Von den 12 nicht verseuchten Beständen war die eine Hälfte aus früheren Anlässen geimpft, die andere nicht.

Griechenland. Die fünftägige Quarantäne, welcher die aus Livorno, Neapel und der Bucht von Neapel kommenden Schiffe bisher noch unterworfen waren, ist seit dem 13. d. M. aufgehoben worden.

Handel und Gewerbe.

In den letzten Monaten hat ein gewisser Otto Polanz von London aus unter verschiedenen falschen Namen, wie Gersdorf, Roß oder Bortz, vielfach junge Leute in Deutschland dadurch ausgebeutet, daß er durch Inserate in deutschen Zeitungen sich zur Vermittelung von Stellungen als Kommis in kaufmännischen Geschäften oder als Wirthschafts⸗-Inspektoren auf Gütern u. s. w. erbot und sich von leichtglaͤubigen Bewerbern um solche Stellen Geldbeträge zur Deckung angeblicher Auslagen oder als Vor⸗ schuß auf die von ihm zu beanspruchende Provision ein⸗ senden ließ, ohne demnächst wieder etwas von sich hören zu lassen. Polanz hat zuerst Nr. 14 William Street, , Road, London VW., dann Nr. 10 Union Street,

ondon W. gewohnt und die . 2 neuerdings verlassen, angeblich, um sich nach Rotterdam zu begeben. Vor dem Treiben desselben kann nur nachdrücklich gewarnt werden, wie es sich überhaupt empfiehlt, gegenüber den mannigfachen Anerbietungen, welche . lichen Stellenvermittlern im Auslande ausgehen, die größte Vorsicht zu beobachten.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 3638, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangtg⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 26. Januar die nachbezeichneten Grundstücke 3. Versteigerung: Rüdersdorferstr. , dem Kaufmann Max 3 gehörig, Fläche 3,29 a, Nutzungswerth 5480 e; für das Meistgebot von LI4 ß00 M wurden der Eigenthümer Aug. Köppen und Frau zu Neuend orf bei Potsdam Ersteher. Grün st r. 2, dem Schlächter⸗ meister F. W. H. Hassebrauck gehörig, Nutzungswerth 9glo0 M; für das 1 von 160 000 wurden der Raths⸗Maurermeister G. Gause, Neue Königstr. 41, und der ,,, C. Gause, Brückenallee 11/12, Ersteher. illibald⸗-Alexis⸗ straße 11, dem Kaufmann Rob. Reckling gehörig, Fläche 54 a; für das Meistgebot von 50 610 M wurde die , e n n für Grundbesitz und Hypotheken-Verkehr“, Dorotheen⸗ straße 95, Ersteh erin.

Berlin, 26. Januar. Amtliche Preisfeststellung ür Butter, Käse und Schmalz. Butter. (Preise im erliner Großhandel zum Wochendurchschnitt.) per 50 kg. Hof- und Genossenschafts· Butter Ia. 105 G, Ia. 100 AM, IMa. —— do. abfallende 95 Land, Preußische 86-88 Æ, Netzbrücher 86 - 88 S, Pommersche 88 90 M, Polnische S6 88 , Baverische Sennbutter 93-95 MS, do. Landbutter 80-85 M. Schlesi S8 - 90 Galizische 78-83 6, Margarine 36— 68 Æ Käse: Schweizer, Emmenthaler 87 —– 90 M6, Baverischer 60 = 68 S, Ost- und Westpreußischer La. 66 72 M, do. Ha. 53— 606 M, Holländer 35 55 M, die ur g 10 = 43 * Auadrat. Mager käse La. 23-28 A, do. Ha. 13— 165 Æ Schmalz: