der Minister⸗Präsident Simic, die Thätigkeit der neuen Re⸗ gierung werde ausschließlich den Interessen des Thrones und des Vaterlandes gelten. Er hoffe, die Regierung werde ihre Aufgabe, Ruhe, Ordnung und Gesetzmäßigkeit zu befestigen, lösen und hierdurch den Absichten des Königs ö Der Minister⸗Präsident Simic hat, wie die „Pol. Korresp.“ erfährt, am 3. d. M. ein Rundschreiben an die Vertreter Serbiens im Auslande versandt, worin betont wird, die Aufgabe der neuen Regierung sei im Innern die Beschwichtigung der Leidenschaften, die Sicherung der ver⸗ fassungsmäßigen Rechte, die unversehrte Erhaltung der öffent⸗ lichen Einrichtungen, die Entwickelung der wirthschaftlichen Verhältnisse und eine derartige Regelung der Finanzen, daß Serbien seinen Verpflichtungen nachzukommen vermöge. Bezüglich der auswärtigen Politik werde die Regierung be⸗ müht sein, . werthvollen freundschaftlichen Beziehungen zu den Großmächten durch korrektes, loyales Verhalten weiter zu entwickeln; die Regierung werde ihr besonderes Augenmerk auf die Vermeidung jeder Differenz mit den Nachbarstaaten richten und eventuelle Differenzen freundschaftlich und entgegen⸗ kommend regeln.
In Belgrad und im ganzen Lande herrscht vollste Ruhe. Die im Auslande verbreiteten gegentheiligen Gerüchte sind dem „W. T. B.“ zufolge durchaus unbegründet; es ist nichts geschehen, was das Auftauchen dieser Gerüchte erklären kõnnte.
Bulgarien.
Am Sonntag Abend hat, wie ‚W. T. B.“ berichtet, in Sofia die feierliche Taufe des neugeborenen Prinzen Boris stattgefunden. Den Taufakt vollzog der Erzbischof von Philippopel Menin.
Bei den am Sonntag vorgenommenen 13 Ergänzungs⸗ wahlen für die Sobranje sind alle Regierungskandidaten gewahlt worden. In Razgrad ist der Wahlakt infolge von Streitigkeiten, welche durch den heftigen Wahlkampf zwischen den beiden Parteien hervorgerufen worden sind, unterbrochen worden. Die Wahl soll in acht Tagen erfolgen.
Amerika.
Einer Depesche des „New⸗York Herald“ aus Montevideo vom 4. d. M. zufolge wäre der General Saraiva mit den aufständischen Truppen in der Nähe von Santos angekommen.
Afrika.
Nach einer in Liverpool eingetroffenen Depesche des „Reuter'schen Bureaus“ aus Sierra Leone hat zwischen Franzosen und Engländern ein aber maliger Zu⸗ sammenstoß stattgefunden. Die Depesche ist nur kurz gefaßt und läßt den Ausgang des Konflikts nicht erkennen. Sie besagt jedoch, daß die Franzosen auf im Sofa⸗Lande lagernde englische Grenzpolizei Schüsse abgegeben hätten. In dem darauf folgenden Kampf seien ein Franzose und fünf eingeborene Grenzpolizisten getödtet worden; die Engländer hätten Gewehre und Munition erobert.
Parlamentarische Nachrichten. Der Bericht über die ln g. Sitzung des Reichstags
befindet sich in der Ersten Beilage.
— Der heutigen 42. 8 des Reichstags vom 6. Februar wohnen die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall bei. . ie zweite Berathung des Etats wird fortgesetzt. Die Diskussion über den Etat des Reichs amts des Innern steht bei dem Ausgabekapitel Reichs kommissaria te“, zunächst „Auswanderungswesen“. .
Abg. Bebel (Soz.): Ich möchte die Aufmerksamkeit der ver⸗ bündeten Regierungen auf gewisse Transporte richten, welche dem Reichekommissar zur Ueberwachung des Auswanderungswesens ent⸗ gangen zu sein scheinen, obwohl diese Transporte hauptsächlich von n . aus erfolgen und der Kommissar seinen Sitz in Hamburg hat.
s handelt sich um die Transporte von Mädchen, welche zu Lust⸗ zwecken von Hamburg aus nach allen Ländern der Erde versandt werden. Es sind nicht nur deutsche Mädchen, die in Frage kommen, sondern auch zahlreiche österreichische und ungarische. Unter den letzteren befinden sich viele Jüdinnen, welche, in Hamburg in der christlichen Lehre unterrichtet und christlich ge⸗ tauft werden, um dann nach Rußland, wohin den Juden bekanntlich der Eintritt verboten ist, versandt werden zu können, und zwar zu demselben Zweck. Es hat sich gezeigt, daß in Hamburg den Mädchen, mit welchen dieser schmähliche Handel getrieben wird, Rechtsschutz zu erlangen unmöglich ist, denn auf die Beschwerde eines dieser Mädchen, ist vom Staatsanwalt und Qber⸗Staatzanwalt abweisender Bescheid ergangen. Das beschwerdeführende Mädchen befand sich in einem der Häuser, welche offiziell als Herbergen be⸗ zeichnet werden, aber thatsächlich öffentliche Häuser sind, wie sie in Samburg trotz des Reichs verbots immer noch geduldet werden. Was hat die Reichsregierung in dieser Richtung gethan oder gedenkt sie zu thun, um diesen Handel mit weißen 5 zu verhindern?
Staatssekretär Dr. von Boetticher: Der Vorfall ist für mich vollständig neu. In Hamburg besteht ein Verbot der öffentlichen Häuser infolge einer Anregung des Bundesraths. Ob die Polizei entgegen e,, Verbot die öffentlichen Häuser duldet, weiß ich nicht. Die Verfügungen der Staatsanwaltschaft sind nach Lage der Gesetzgebung korrekt, aber die Anregung wird benutzt werden, um zu prüfen, ob eine Aenderung in der Gesetzgebung angezeigt erscheint.
Abg. Bebel (Soz.): Ich kann nur dringend wünschen, daß diese Anregung in der in Aussicht gestellten Weise baldigst benutzt wird. In Hamburg sind N. in neuester Zeit die öffent⸗ lichen Häuser verboten, aber bestehen sie unter der Duldung und dem Mitwissen der Polizei ruhig fort, ein Zustand, den man in Hamburg, wo der Polizei⸗Direktor ein Hheltglicd Tel Senats ift, nicht fr m glich halten sollte. Gz ist die höchste Zeit, daß diesem öffentlichen Skandal in Hamburg ein Ende bereitet wird. . ̃ -
Staatssekretär Dr. von Boetticher: Bei Gelegenheit der Vorbereitung der les Heinze hat uns der , . Senat mit⸗ getheilt, daß die öffentlichen Häuser in Hamburg aufgehoben seien; ich habe also nach dieser Richtung keine Veranlassung zu irgend welchem Vorgehen. Der Vortrag des Abg. Bebel beweist zunäͤchst nur wiederum die Richtigkeit unserer stets wiederholten Aufforderung, das Material zu Beschwerden der Zentralinstanz zugehen zn lassen.
Abg. Bebel (Soz.): Ich habe der . durchaus keinen Vorwurf machen wollen. Erwähnen will ich nun aber, daß in . hohe, im Staatsregiment sitzende Personen Besitzer von
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usern sind, in welchen dieses schmähliche Gewerbe betrieben wird. ch in Kiel, Lübeck, Königsberg und Bremen hestehen solche öffent⸗ lichen Häuser noch heute im Widerspruch mit den klaren Bestimmungen des Reichsgesetzes. . . Abg. Hr. Hasse (nl): Wir hören, daß das Reichskommissariat einer Dreitheilung unterzogen werden soll, man will an die Stelle eineg Tommissars deren drei setzen, die für das Weser, Elb⸗ und Odergebiet eingesetzt werden sollen und mehr Auf wand an Rosten nicht erfordern würden. Diese Organisations⸗ änderung legt die Frage wieder nahe, ob denn das Auswande⸗
rungsgesetz wieder en . werden wird. Die Vorlage von Ende 1852 litt ja an vielen Mängeln, der Erlaß eines solchen Gesetzes würde aber doch einen großen Fortschritt bedeuten. Besonders verdienstlich wäre die Bell i nng welche das Aus⸗ wandern nach gewissen Ländern verbietet, um den auswandernden Deutschen vor Schaden zu bewahren. Ich würde für eine Auskunft namentlich darüber dankbar sein, oh man von der beabsichtigten Belästigung der Auswanderer durch 3 Maßregeln wieder zurückgekommen ist. Der Hinweis auf die Noth⸗ wendigkeit solcher Bestimmung wegen der Lust der ländlichen Arbeiter zum Kontraktbruch ist nicht stichhaltig; immer würde sie in iderspruch zu den Grundrechten der deutschen In— stitutionen stehen, und der Erfolg würde stets der entgegen⸗ gesetzte sein. Ob im Ausland Konsuln oder besondere Agenten an⸗ gestellt werden sollen zur Beobachtung des Auswanderungswesens, ist eine Frage zweiten Ranges, es kommt hauptsächlich auf die größeren Vollmachten an, die man den betreffenden Personen einräumen muß, wenn ihre Thätigkeit für das Reich ersprießlich sein soll; dazu fordern k die neuesten Er⸗ fahrungen, die unsere deutschen Auswanderer in Brasilien und Ar ⸗ entinien gemacht haben, dringend auf. In gurityba in Süd. ben. haben wir das traurige Schauspiel, daß man die deutschen Eingewanderten zum Eintritt in die Miliz gezwungen hat, während es dem italienischen Konsul gelungen ist, seine Landsleute von dieser Verpflichtung zu befreien. Infolge dessen herrscht unter den dortigen Deutschen helle Entrüstung gegen den deutschen Konsul. Bei einer eventuellen Neuvorlage des Gesetzes müßte auch die Bestimmungen, welche den großen Rhedereigesellschaften fast ein Monopol gewähren, gründlich revidiert werden.
(Schluß des Blattes.)
— Auf der Tagesordnung der heutigen 19. Sitzung des . der Abgeordneten, . der andels⸗
inister Freiherr von Berlepsch, der Finanz-? inister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden beiwohnen, stand die erste Berathung des Gesetz⸗ entwurfs über die Landwirthschaftskammern.
Abg. Sch mitz-Erkelenz (3entr. : Die Zusammenfassung zu Ge⸗ nossenschaften liegt in der menschlichen Natur begründet. Für den Handelsstand bildeten sich schon anfangs dieses Jahrhunderts Kammern auf Grund der französischen Gesetzgebung, im Westen zuerst. In der Landwirthschaft hatte sich eine Neigung zu Zwangsgenossenschaften nicht gefunden; man bevorzugte die freien landwirthschaftlichen Vereine. Erst mit der Schaffung des Volkswirthschaftsraths trat man dieser Frage näher; aber die Vorschläge des Herrn Professers von Kauffmann betrachtete man in den Kreisen der Landwirthe doch nur als ein Produkt des grünen Tisches, nicht grünen Lebens. Die Nothlage der Landwirthschaft führte auf den Gedanken, daß es der Landwirthschaft an einer ge— ordneten Vertretung fehlte. 1891 sprachen sich die Steuer⸗ und Wirthschaftsreformer für die Landwirthschaftskammern aus; das Landes⸗Dekonomie⸗Kollegium gab schließlich nach längeren Verhand⸗ lungen seine Zurückhaltung gegenüber den Landwirthschaftskammern auf. Handel und Gewerbe verdanken ihr Uebergewicht nicht ihren Handelskammern, sondern namentlich der Bevorzugung, welche ste in der Gesetzgebung und auch in der Presse finden. Den 87 Han—⸗ delskammern des Deutschen Reichs stehen gegenüber 28 landwirth⸗ schaftliche Zentralvereine mit 323 Lokalabtheilungen und 1498 Zweig⸗ und Ortsvereine. Das ist eine stattliche Organisation der Land⸗ wirthschaft. Der Minister hat bei seiner einleitenden Rede davon gesprochen, daß der Landwirthschaft eine Gesammtvertretung fehle. Das ist richtig; eine solche Gesammtvertretung wird jedoch auch durch die Vor⸗ lage nicht geschaffen. Wohl aber wird die Zahl der Wahlen noch wieder um eine vermehrt. Jedenfalls müßten die nöthigen Kautelen gegeben werden, daß in diese Wahlen nicht das Parteiwesen eindringt. Es fehlt in der Begründung an einem planmäßigen Material Über die Wahlberechtigung. Es werden eine Menge kleiner Landwirthe vom Wahlrecht ausgeschlossen werden, während jetzt jeder Landwirth, der es will, seine Stimme in dem Verein, dem er an⸗ gehört, geltend machen kann. Die landwirthschaftlichen Zentral⸗ vereine haben sich die Förderung der Landwirthschaft angelegen sein lassen. Sie haben die agrikulturtechnischen Versuchsstationen, die Einrichtung der Wanderlehrer, Winterschulen u. s. w. In Frank— reich bestehen Landwirthschaftskammern. Ein konservativer französischer Sozialpolitiker, mit dem Redner in Gedankenaustausch über solche Fragen steht, urtheilt aber, daß die Landwirthschaftskammern sich als vollständig werthlos gezeigt haben, während die freien Vereine der Land⸗ wirthe eine sehr fruchtbringende Wirksamkeit entfaltet haben. Die Vorlage will die freien Vereine neben den neuen Organen fortbestehen lassen. Es ist zu befürchten, daß dieses Nebeneinander schwerlich aufrecht erhalten werden kann. Die Thätigkeit der freien Vereine fußt auf einem idealen Boden, und in der jetzigen Zeit sollte man solche idealen Bestrebungen nicht beeinträchtigen. Es fehlt den landwirth. schaftlichen Vereinen an Geld. Das ist richti der wesentlichste Grund für die Vorlage. Landwirthschaft durch die Beiträge für die Landwirthschafts⸗ kammern würde nicht angenehm empfunden werden bei der ohnehin großen Belastung derselben, auch wenn die Grundsteuer vom Staat nicht mehr erhoben wird. Die Vorlage ist nur ein prächtiges schönes Kleid für den siechen und kranken Körper der Landwirthschaft, welches die Landwirthschaft noch obendrein be⸗ zahlen muß; während dem gesunden und kräftigen Magen der Landwirthschaft die Speise vorenthalten wird, deren er bedarf, um sich wieder zu stärken. Die Verschuldung ist allerdings eine große und vielleicht noch schlimmer, als die Statistik ergiebt. Aber die Rentenschuld wird noch sehr lange eine Zukunftsmusik bleiben. Die Landwirthschaft wird zunächst darguf angewiesen sein, die alten Schulden zu tilgen. Alle Bedenken müssen 6 tend gemacht werden. Wenn es der Kommission gelingt, die Vor⸗ age so zu gestalten, daß sie den Beifall der Mehrheit des Hauses findet, dann wird hoffentlich sich auch die nothwendige Zahl von Männern finden, um diese Organisation zum Gedeihen der Landwirth⸗ schaft durchzuführen. ö .
Abg. von Tiedemann-Bomst (fr. kons.): Der Vorredner hat, trotzdem er sich gegen die Vorlage gemeldet hatte, doch eigentlich mehr für als gegen dieselbe gesprochen. Der Minister hat die Verschuldung der Landwirthschaft als Ursache der Nothlage derselben angeführt. Das ist nicht richtig: die Verschuldung ist erst eine Folge der Noth der Landwirthschaft, und wenn mañ die Ver⸗ schuldung beseitigen will, dann muß man erst die Noth beseitigen. Die Zinsen eines Kapitals richten sich nach dem Geldmarkt und nach den Kussichten bezüglich der Rückzahlung des Kapitals. Wenn die Amortisation der Schulden herbeigeführt werden soll, so muß neben den Zinsen die Amortisationsrate gezahlt werden. Wird eine Rentenschuld eingeführt, so wird dadurch nur der Preis der Hypo- theken vertheuert werden. Daß das Erbrecht , , für den ö. Staat geändert werden könnte, bezweifle ich. Es ist dabei die
itte von großem Einfluß und man wird die Sache immer nur provinziell regeln können. Diese beiden Fragen gehören der Zukunft an. Daß dem kleineren Grundbesitz die unkündbaren und amortisier⸗ baren Darlehen zugänglich gemacht werden, ist empfehlenswerth. Aber von den Heimstätten, die auch angeregt sind, kann ich mir nicht viel versprechen. Jetzt sind in den landwirthschaftlichen Vereinen 119009 Mitglieder vorhanden; wenn man für die Landwirthschafts⸗ kammern einen Census von 129 S6 Grundsteuer-Reinertrag ein⸗ führt, so würden 450 009 Landwirthe wahlberechtigt sein. Da jetzt sehr viele Nicht ⸗LSandwirthe in den landwirthschaftlichen Vereinen sind, so kann man sagz daß nur ein Viertel der Landwirthe in den Vereinen vertreten ist. Die Vereine sind nicht berechtigt, sich als eine Ver⸗ tretung der gesammten Landwirthschaft zu . Deshalb ist eine offizielle Gesammtvertretung nothwendig. n Posen bestehen deutsche und polnische landwirthschaftliche Vereine; da die Regierung nicht beiden Vereinen Gelder geben will, so erhält kein Verein etwas; der Ober-Präsident verwendet in Posen die Gelder, welche sonst den landwirthschaftlichen Vereinen gegeben werden.
und ist auch wohl Fine Belastung der
Deshalb ist es nothwendig, eine offijielle Vertretung der Land- wirthschaft zu schaffen, namentlich in der ovinz Posen. Daraus würde uur die Einführung der fakultativen Land wirthschaftẽ kammern folgen. Aber wir legen keinen großen Werth auf diese Frage. Werden die Landwirthschafts= kammern in einigen Provinzen eingeführt, so werden die anderen folgen müssen; das Ergebniß wäre also dasselbe, als wenn man die Kammern gleich von vornherein obligatorisch macht. Um manchem Bedenken des Vorredners entgegenzutreten, wäre es nothwendig, daß das Gesetz nur die allgemeinsten Bestimmungen trifft, während das Andere den Statuten zur bezirksweisen Regelung überlassen bleiben muß. Bezüglich des Wahlrechts sollte man die Pächter unbedingt wahlberechtigt und wählbar machen; denn gerade die Pächter stellen das beste Material in , Die Zahl der Mitglieder der Kammern ist wohl zu hoch bemessen; in der Provinz Posen würde ein Parlament von 100 en. entstehen. Das ist zu groß, um über technische Fragen zu verhandeln und eventuell ein Gutachten abzugeben. Um der Forstwirthschaft einen 26 in der Kammer zu sichern, würde es si vielleicht empfehlen, noch ein Ernennungsrecht, einzuführen, damit die orstmeister und ähnliche Personen in die Kammer kommen önnten. Die Begrenzung der Besteuerung mit 10 o der Grundsteuer ist wohl zu hoch gegriffen, hier müßte man mit 5 Oo auskommen. Redner beantragt schließlich die Verweisung der Vorlage an eine . von 28 . Wenn die Vorlage zu stande komme, fo sei das keine Abschlagszahlung in Bezug auf die Nothlage der Landwirthschaft. Die Kammern sollten nur der Re⸗ gierung den Weg weisen, den sie zu gehen habe. Dazu gehöre aber, daß es in der Vorlage nicht heißen dürfe: die Regierung „kann“ die Kammern hören, sondern muß“ sie hören. . Abg. Herold (Zentr.) weist darauf hin, daß man zur Beseiti⸗ m der Nothlage mancherlei Vorschläge gemacht habe, z. B. die Regelung der Währungsfrage; er bestreitet aber, daß man bei der Doppelwährung die landwirthschaftlichen Zölle entbehren könne. Man habe von der Einführung billigerer Frachten für Grubenhölzer gesprochen. Dadurch würde die L en fert des Westens benachtheiligt werden, weil ihr die Aufforstung dadurch unmöglich, gemacht würde. In Bezug auf das Erbrecht, fährt Redner fort, ist manches gebessert worden durch die Landgüterordnungen, die aber deshalb nicht recht wirksam geworden sind, weil zu ihrer Durchführung eine Willens= äußerung der Betheiligten, eine Eintragung in die Landgũterrolle nothwendig ist. Vielleicht muß man hier in der Beschränkung noch weiter gehen. Die Einführung der Rentenverschuldung wird er⸗ hebliche Schwierigkeiten mit sich bringen, und ein Schutz mittel gegen die Ueberschuldung wird die . auch nicht sein. Die land⸗ wirthschaftlichen Vereine sind zur Vertretung der Landwirthschaft voll⸗ auf berechtigt und auch dazu im stande. Sie können der Regierung ebenso gut Rathschläge ertheilen, wie die Landwirthschafts kammern. Ob die Regierung die Rathschläge der Kammern besser be⸗ achten wird, als die der Vereine, ist noch eine Frage. Nachdem die Regierung die Vorlage einmal einseitig gemacht hat, muß natürlich dahin gestrebt werden, dieselbe möglichst gut zu gestalten. Dazu gehört, daß eingehendere Bestimmungen über das Wahlrecht und ähnliche Dinge in das Gesetz aufgenommen werden, damit die Willkür in dieser Beziehung vermieden wird. Die Bestimmungen über das Wahlrecht müssen ganz umgearbeitet werden und die Grenze der Steuer, welche von den Kammern ohne Genehmigung des Ministers erhoben werden kann, müßte niedriger festgestellt werden. Auf die weiteren Einzelheiten kann man besser in der Kommission eingehen, aus deren Berathung die Vorlage hoffentlich in einer Gestalt hervorgehen wird, daß sie der Landwirth⸗
schaft zum Segen gereicht,
Abg. Freiherr von Los (Zentr.) erklärt zunächst, daß die Land⸗ wirthe des Westens ebenso wie die des Ostens gegen den Abschluß eines f n Handelsvertrags seien, der die Schutzzölle für die Landwirthschaft ermäßige, und wendet sich dann gegen seinen Fraktions⸗ genossen, den Abg. Schmitz (Erkelenz), der sich ablehnend gegen die Landwirthschaftskammern geäußert. In der Rheinpropin; habe man sich seit langer Zeit für eine landwirthschaftliche Vertretung ausgesprochen, und der von ihm, dem Redner, eingebrachte und vom Hause in der vorigen Session angenommene Antrag wegen Schaffung korporativer Organisationen für die Landwirthschaft sei in landwirthschaftlichen Kreisen mit großem Beifall aufgenommen worden. Redner spricht der Staatsregierung seinen herzlichsten Dank dafür aus, daß sie endlich diesen Weg betreten habe, und fordert sie auf, auf diesem Wege fortzufahren. Um die Abstellung momentan vorhandener Schäden, erklärt Redner, handelt es sich jetzt nicht, sondern um die Schaffung einer dauernden Organisation, weiche ebenso wie die Orga⸗ nisation des Handwerks der immer mehr fortschreitenden Atomisierung der Gesellschaft entgegentreten soll, die den Schwächeren gegen den Stärkeren, d. h. gegen das bewegliche Kapital schützen muß. Nicht der Großgrundbesitz leidet eigentlich Noth, sondern, je mehr der eine Besitz . zersplittert, desto schwächer wird er, desto leichter kann der Großgrundbesitz sich vergrößern zu Latifundien. Des— halb müssen die kleinen Landwirthe, hauptsächlich zusammen⸗ geschlossen werden zu festen Organisationen. Organisation ver⸗ langen alle Stände. Der Entwurf ist etwas zu eng gehalten; es müßte den Organisationen viel mehr Spielraum gelassen werden. Zwischen Groß ⸗ und Kleingrundbesitz besteht kein Gegensatz der Interessen; deshalb ist es nicht recht, daß die Vorlage diesen Gegensatz känstlich schaffen will, bezüglich des Wahlrechts. Wahlberechtigt sollte jeder sein, der in erster Linie und vorwiegend Landwirth ist. Warum sollen nur diejenigen vom Wahlrecht ausgeschlossen werden können, welche kein spannfähiges Besitzthum haben? Redner empfiehlt schließlich ebenfalls die Verweisung der Vorlage an eine Kommission.
Bei Schluß des Blattes spricht der Abg. Dr. von Zol⸗ tows ki (Pole).
— In der Kommission des Reichstags für den Gesetz⸗ entwurf wegen Abänderung des Reichs⸗Stempelabgabengesetzes wurde heute die Berathung der Novelle zum Stempel teu er⸗ gesetz fortgesetzt. Zunächst wurde auf Antrag des Abg. Gamp (Rp.) einstimmig beschlossen, dem 5 13 folgende neue Fassung zu geben: „Die Sch luß noten sind nach der Zeitfolge numeriert von den im 5 38 bezeichneten Gesellschaften, sowie . welche gewerbsmäßig abgabepflichtige Geschäfte der unter Nr. 4 des Tarifs bezeichneten Art (Kauf. und sonstige Anschaffungsgeschäfte) be⸗ treiben oder vermitteln, fünf Jahre lang, von an deren Personen ein Jahr lang aufzubewahren. — Sodann geht die Kommission zur Nr. 5 des Tarifs über, welche die Lotterieloose betrifft und folgendermaßen lautet: ‚Loose öffentlicher Lotterien, sowie Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld⸗ *r anderen Gewinnen.. 8 vom Hundert. — Befreit sind Loose der von den zuständigen Behörden genehmigten Ausspielungen und Lotterien, sofern der Gesammtpreis der . einer Ausspielung die Summe von einhundert Mark und bei Ausspielungen zu ausschließlich mildthätigen Zwecken die Summe von fünftausend Mark nicht über⸗ steigt. — Der Abg. Gröber (Sentr) beantragt folgenden Zusatz: „Den Spieleinlagen stehen gleich die Wet tein säte bei öffent- lich veranstalteten Pferderennen und öffentlichen Glücksspielen. Die Abgg. Singer und Molkenbuhr (Soz.) beantragen da—⸗
egen, im Tarif folgende Position 5 a einzuschalten: „Wetteinsätze 6 öffentlich veranstalteten Pferderennen und anderen öffentlichen Glücksspielen... 50 vom Hundert. Der Abg. Gamp (Rp) beantragt zu dem Antrag Gröber folgenden Zusatz: „Gleichviel ob über diese Wetteinsätze Urkunden ausgestellt werden oder nicht. Der Abg. Richter will den Steuersatz für Wetteinsätze bei Pferde rennen wenigstens auf 20 υά,ä normieren. Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky erklärt: die verbündeten Regierungen würden gegen eine Erhöhung des Steuersatzes von 8 auf 160 /0 nichts einzuwenden haben. Die Entscheidung über die Frag wird bis zur nächsten Sitzung, welche auf Donnerstag anberaumt ist, ausgesetzt, nachdem mit 9 gegen 8 Stimmen abgelehnt worden war, ö. bereits über den Antrag Gröber⸗Gamp abzustimmen.
nächsten Sitzung soll behufs Erläuterung des bezüglichen Spiels . sator in der n n . 9 4.
— Die Kommission des Reichstags zur Vorberathung der vom Zentrum beantragten Novelle zur Konkursordnung berieth fern Abend den neu vorgeschlagenen 162 und nahm den Paragraphen f ließlich in .. 8 ung an: Ein re, ist unzulässig: 1) so lange der Gemeinschuldner flüchtig ist oder die Ableistung des Offen⸗ barungseides verweigert; 2) so lange eine wegen Verfehlung gegen die Strafbestimmungen der Konkursordnung gegen den Ger uf uldner eröffnete , Untersuchung oder ein wiederaufgenommenes Ver⸗ fahren anhängig ist; ) wenn der Gemeinschuldner wegen betrüglichen Bankerutts rechtskräftig verurtheilt worden ist.
= Dem Hause der Abgeordneten ist seitens des Ministers der öffentlichen Arbeiten der Bericht über die Bau aus führungen und Beschaffungen der Fisenbahnverwaltung während des Zeitraums vom 1. Oktober 1892 bis dahin 1893 zu— gegangen.
Nr. 4 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, ber ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. Januar, hat folgenden Inhalt: Rund⸗Erlaß vom 12. Ja⸗ nuar 1894, betreffend Anrechnung der Militärdienstzeit beim Aus= bildungsdienst der Bauführer. — Dienst-Nachrichten. — Nachruf. — Nichtamtliches: Wiederherstellung des Unfried'schen Flügels am Schloß in Königsberg i Pr. — Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. — Regulierung der Gewässer im Temes⸗Begathale in Ungarn. — Ver—⸗ mischtes: Ehrenbezeigung. — Wettbewerbe für Pläne zu einem Stadt⸗ theater in Rostock — Wettbewerbe um Entwürfe für eine Land wirthschafts. und Realschule in Herford. — Preisbewerbung für Ent- würfe zum Bau einer evangelischen Kirche in Karlsruhe. — Technische Dochschule in Berlin. — Verlängerung großer Seeschiffe. — Neue Schmalspurbahn durch den Harz. — Besuch der Technischen Hochschule in Braunschweig. — Abhebevorrichtung für Drehbr ücken. — Drachen auf See als Rettungsapparate, — Geheimer Baurath Karl Lüdecke in Breslau 4. — Architekt Cssar Daly F.
Kunst und Wissenschaft.
Ueber das Wesen und die Entstehung des Honigthaues war man bis vor ganz kurzer Zeit noch sehr im Unklaren, bis diese Frage in , . alle Punkte berücksichtigender Weise von Professor Dr. M. Büsgen gelöst wurde (Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. XXV. Neue Folge Bd. XVIII. P. 2539). — Unter „Honig- than, versteht man im allgemeinen eine klebrige, süßlich schmeckende Substanz, welche im Sommer und besonders im Herbst sehr häufig auf Blättern und Zweigen von Pflanzen, oft aber auch an solchen Gegenständen angetroffen wird, welche sich unter oder in der Nähe von Bäumen befinden. Woher diese auffallende und oft in erstaunlicher Menge auftretende, klebrige Substanz stamme, ließ sich nicht immer entscheiden, und so neigte man häufig der von Plinius herstammenden Ansicht zu, 26. der Honigthau „eine metedbrische Bildung“ sei. Schon im 17. Jahrhundert war Banh inus dieser Annahme entgegengetreten und hatte ausgesprochen, daß die süßliche, klebrige Substanz vegeta⸗ bilischen Ursprungs sein müsse. Abgleich dann weiter, ein Jahrhun— dert später Röéaum ur und Leche nachgewiesen hatten, daß der Honigthau ein Exkret von, Blattläusen sein müsse, hat sich dennoch bis in unsere Zeit in den Lehrbüchern die Ansicht erhalten, daß man zweierlei Honigthau unterscheiden müsse: einen vegetabilischen, den die Pflanzen „ausschwitzen“ sollten, und einen animalischen, der seinen Ursprung dem Exkret der Blatt⸗ läuse verdanke. zeide Behauptungen nun werden in eingehender Weise von Büsgen in Erwägung gezogen, um festzustellen, ob wirk—⸗ lich ein solcher Dualismus bes oder ob eine der beiden Ansichten auf Irrthum beruhe. — Büsgen hat festgestellt, daß jeder Honigthau von Blattläusen und daß die Beobachtungen über den „vegetabilischen Honig—⸗ thau' aus falschen und ungenauen Beobachtungen herzu— leiten sind. Diese klebrige, Substanz stellt ein Exkret der Blattläuse dar, welches von diesen aus dem After in weitem Bogen fortgeschnellt wird und oft mehrere Zentimeter weit davon entfernt niederfallen kann. In langen Tabellen wird gezeigt, wie große Mengen dieser Substanz von einzelnen Thieren und Kolonien derselben produ— ziert werden können, sodaß das zu Zeiten, wie z. B. im letzten regen⸗ armen Sommer (der der Vermehrung der Blattläuse sehr förderlich war) massenhafte Auftreten des Honigthaues sehr erklärlich wird. Da der Honigthau sehr leicht Wasser aus der Atmosphäre an sich zieht, so ist auch leicht ersichtlich warum er sich am frühen Morgen nach kalter, feuchter dacht oft so auffallend bemerkbar macht. Tritt dann ein heißer Tag ein so trocknen die Tröpfchen sehr rasch ein. Nach einem Regenguß verschwinden dieselben natürlich sofort. Trotz der eingehendsten Versuche zeigte es sich, daß eine direkte Betheiligung der Pflanze am Zustandekommen des Honigthaues absolut nicht erwiesen werden kann, daß also die Ansicht bon einem vegetabilischen Honigthau in Wegfall zu kommen hat. Sehr interessant, besonders fuͤr den Zoologen und Botaniker, sind die Kapitel, in welchen das biologische Verhalten der Blattläuse, ihre Nahrungsaufnahme aus den Blättern von Pflanzen, die sie mit ihren lan en Stechborsten anstechen, dargestellt wird. Im allge⸗ meinen schaden 0 die Blattläuse ihren Wirthspflanzen nur sehr wenig, da sich die Pflanze gegen eine dauernde Verletzung infolge der Stiche durch die Bildung von Kork und durch Verstärkung ihrer Zellwände zu schützen weiß. Auch der reichlich abgeschiedene Honigthau, den man besonders an heißen Abenden bei günstiger Beleuchtung oft in großen Mengen regenähnlich von den Bäumen in winzigen Tröpfchen nieder⸗ rieseln sieht, ng der Pflanze nicht den geringsten Schaden. Jedoch kommt es vor, da sich in den auf den Blättern liegenden Tröpfchen Pilze ansiedeln, welche später in zas Gewebe eindringen und Säfte , . darin parasitieren. Weit Frößer dagegen ist der Nutzen, den die
flanzen von dem Honigthau ziehen; denn durch diesen füßen Saft welcher ja auch die Bienen anzieht und es ermöglicht, daß von den— selben bei reichlich auftretendem Honigthau in kurzer Zeit Riesen⸗ mengen von Honig ni enn ern n werden) werden Ameisen an⸗ gelockt, welche es mit aller., Kraft zu verhindern suchen, daß andere die Blätter schädigende Insekten sich auf denselben niederlafsen. Der Honigthau wirkt also ganz ähnlich, wie die bei. vielen Pflanzen anzutreffenden ertrafloralen Nektarien“, d. h. außerhalb der Blüthen sich befindenden drüsenartigen Stellen, an denen ein sü er Saft (Nektar) abgeschieden wird. Auch diese haben den Zweck, Ameisen herbeizulocken, welche es dann verhindern und dazu infolge ihrer mächtigen Beißkiefern auch im stande sind, daß Insekten, welche die Blüthen schädigen würden, diefe befuchen. . Zur Erlangung von Entwürfen für ein Realschulgebäude in Altona schreibt dem Cent. Bl. d. Baup. zufolge die dortige Bau. hemmission einen Wettbewerb aus, für den ein erster Preis von 2500 MS, ein zweiter von 15090 M und zwei dritte Preise von je Wo d zur Verfügung stehen. Außerdem wird der Ankauf einzelner Entwürfe zum Pretse von 500 S4 vorbehalten. Die n, ,. Mit⸗ glieder des Preisgerichts sind Professor Stier in Hannover, rchitekt Haller 39 amburg und Stadt⸗Baurath Stahl in Altona, Die Entwürfe sind bis Mai d. J. bei der Baukommission, Flottbecker Chaussee Nr. 9, einzu⸗ reichen, die auch auf Verlangen das Programm und die Bedingungen kostenlos versendet. Ein Preigausschreiben für Entwürfe zu einer en le Kirche in Magdeburg erläßt der dortige emeindekirchenrath von St. Ulrich und Levin. m Preisgericht ., die Architekten: 6 Regierungs⸗Rath Professor Ende in le. in, Rel lerungs⸗ und Baurath Thür in Magdeburg und Baurath Zpitta in Berlin. Als Preise sind ausgesetzt ein erster von 2000 , . zweiter von 1500 0 und ein dritter von 100 ; der Ankauf veiterer Entwürfe zum Preife von je 500 M bleibt vorbehalten. Die
zweifellos herstammt,
Entwürfe müssen bis zum 30 April an den Vorsitzenden d * 2 * 2 e 8 schreibenden Behörde eingereicht sein, der auch . . **
Unterlagen kostenlos verfendet.
Land⸗ und ZJorstwirthschaft.
Saatenstand in Frankreich.
Das „Journal officiel veröffentlicht einen Bericht über den Stand der Herbstsagten Ende Januar. Was die mit Getreide bebauten Flächen anbetrifft, so wird dem Vorjahre gegenüber ange⸗ geben, daß in 12 Departements eine Vermehrung, in 45 weder Ver⸗ mehrung noch Verminderung und in 25 eine Verminderung eingetreten ist. Der Kulturstand ist in 34 Departements sehr gut‘, in 43 gut, in 3 ziemlich gut. Für Roggen wird eine erhebliche Vermehrung der Anbaufläche und sehr gutes Aussehen festgestellt.
Sandel und Gewerbe.
Tãgliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 10 611, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. . ; In Oberschlesien sind am 3. d. M. gestellt 3963, nicht recht; zeitig gestellt keine Wagen.
Zwan gs Versteiger ungen.
Beim Königlichen Amtsgericht J. Berlin standen am 5. Februar die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Lynarstraße 8, dem Maurermeister G. Blume gehörig; . 4,32 a; Nutzungswerth 7200 S; für das Meistgebot von zj 050 410 wurde der Rendant Julius Hoppe, Auguststraße 29, Ersteher. — Danzig er stzr aße 17, dem Töpfermeister Eduard Kellermann gehörig; Flache 35,55 a; ö swerth 4650 MS; für das Meistgebot von 79 9000 MÆ wurde der . Simon Labisch, Kl. Prä⸗ sidentenstraße 3, Ersteher. Planufer 92, dem Schlossermeister H. Schroeder und dem Stuckateur F. Kremer gehörig; Fläche 15,14 a; für das * , von 286 000 S wurden die Rentiers Fir Schöpke, Gräfestraße 71ů und Rudolph Schöpke,
köpnickerstraße 114, gleichberechtigt, Ersteher.
— Dem Geschäftsbericht des Preußischen Leihhauses für 1893 sind folgende Angaben entnommen: Der Umsatz bezifferte sich auf 2959 962 6 Der Reingewinn beträgt einschließlich des Vortrags aus 1892 99789 ; es wird vorgeschlagen, den Gewinn wie folgt, zu vertheilen: 5 o/ zum Reservefonds 4899 M,. Tantièmen an den Aussichtsrath, Vorstand und die Beamten 14 658 S6, 60 / Dividende swie im Vorjahre) 79 776 ½, 415 1 auf Rechnung des neuen Jahres. Der Reservefonds erreicht die Höhe von 121 270 A6, d. i. über g o/o des . ; z
— om erliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 31. Januar 1894 18183 go6 M 38 0,½, 21 449 400 . 40o, 45 6388 499 M 40,0 und 9 702 900 S6 Hoso, zusammen 94 974 600 M Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 16147 800 M 33 Co, 13 142 100 6 40, 13 890 300 AM 4 0ͤ und 2 367 000 S 50, zu- sammen 45 547 200 6 Pfandbriefe von den Grundbesitzern zu verzinsen sind. — Zugesichert, aber noch nicht abgehoben sind 171 ob ,,.
— Die Liquidatoren der Berliner Immobilien ⸗Aktien⸗ Sesellschaft i. Liqu. veröffentlichen einen Schlußbericht, dem wir Folgendes entnehmen: Nach dem Rechnungsabschluß für 1893, in welchem die im Geschäftsbericht für 1892 erwähnten beiden Rück⸗ zahlungen von 45 M gleich 189 M für jede Aktie und 15 0 gleich b0 6 erfolgt sind, bleibt noch ein Liquidations. Bestand von 81 251 560 Ms, welchem 134609 M Banquier⸗Zinsen hinzutreten, sodaß im ganzen 81 306,10 M am 1. Februar d. J. zur Verfügung stehen. Ueber die ö, dieser Aktivmaßsse wird dem Aufsichtsrath eine Schlußrechnung unterbreitet, nach welcher die Vertheilung von 26 40 für die Aktie an die Aktionäre in Vorschlag gebracht wird, und te „M zur Verfügung bleiben, um die noch entstehenden Kosten zu
estreiten.
Die Rhein.⸗Westf. 3. berichtet vom rheinisch⸗west« fälischen Metallmarkt. Die Stimmung auf ö westfälischen Eisenmarkt hat sich seit dem letzten Bericht wenig verändert. Man verharrt im allgemeinen in der abwartenden Hal⸗ tung, ist aber vorläufig in der Lage, die Preise fest zu behaupten, auch kleine Aufschläge, die bereits im Januar gemacht wurden, durch— zusetzen. Was das Eisengeschäft im Westen anbelangt, so ist zwar der Geschäftsgang nicht mehr so schleppend wie bor einigen Monaten, doch ist von einem befriedigenden Absatz immer noch keine Rede. Im Siegerlande sind die Preise zwar fester, wollen jedoch nicht recht vom Fleck. Minettesorten in Luxemburg und Lothringen verharren in ihrer bisherigen Haltung. Der Bezug von spanischen Erzen hat sich auf der bisherigen Höhe erhalten. Auf dem Roheisenmarkt geht das Geschäft seinen ruhigen Gang ohne besondere Anzeichen nach der einen oder anderen Seite. Spiegel⸗ eisen wird für kleinere Posten zur sofortigen Lieferung ziemlich leb⸗ haft gefragt. In den übrigen Eisensorten liegen kelne besonderen Nachrichten vor. —dNer Walzeisenmarkt erwartet sein bestimmtes Gepräge von dem Zustandekommen dez Verbandes, dessen Schicksal sich wohl innerhalb der nächsten acht Tage entscheiden dürfte. Mittlerweile wird der Bedarf, da die Käufer bis dahin Zurüͤck— haltung beobachten, nur in kleinen Posten gedeckt. Die dabei durchgesetzten Preise sind ziemlich fest, letzteres gilt sowohl für Stabeisen, als auch für Bandeisen; für den letzteren Artikel dauert die abwartende Haltung fort, doch sind die . infolge der gestiegenen Rohmaterialienpreise ,, fest. eber Träger ist nichts Neues, . die Geschäftslage in Betracht kommt, zu berichten. In Grobblechen laufen Anfragen und Aufträge andauernd in befriedigendem Maße ein; den wunden Punkt bilden lediglich die . die noch immer außerordentlich gedrückt sind und wenig Aussicht auf endgültige Besserung haben. e. sind gleichfalls leidlich gefragt und behaupten sich in ihren Preisen, ohne daß das Geschäft eine ausgesprochene Tendenz zeigt. In Walz⸗ draht, gezogenem Draht und Drahtstiften ist keine Aenderung zu verzeichnen; das Geschäft ist nach wie vor unbefriedigend; dasselbe gilt, vielleicht in noch höherem Maße, guch für Nieten. Die Ge⸗ schäftslage der Eisengießereien und Maschinenfabriken zeigt vereinzelt einige ann, im ganzen ist das Geschäft, Röhren vielleicht ausgenommen, flill. Den Bahnwagenanstalten wird durch die Ausschreibung Von 4500 Güterwagen, welche den Bedarf der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (rechtsrheinische) decken foll, wieder einige Arbeit zufließen.
— Der Aufsichtsrath der Hannoverschen Aktien⸗Gummi⸗ waarenfabrik worm. Lennartz u. Co.) Linden vor Hannover hat den Beschluß gefaßt, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 6h oso sowohl für die Prioritätsaktien als auch für die Stammaktien in Vorschlag zu bringen.
— Einer Mittheilung der Frankf. Ztg. aus Stuttgart zufol esoll die 3 Finanzverwaltung mit der Württembergischen Vereinsbank und Konsorten ein 33 0so int er Anlehen von 10 Millionen zum 3 von 99 abgeschlossen haben.
Magdeburg, 5. Februar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 90/9 — —, neue 13,75, Kornzucker exkl. S8 o/o Rendement — — neue 13,25, Nachprodukte exkl., 765 0½ Rende⸗ ment 19, 9. Fest. Brotraffinade 1. 26, 09, Brotraffinade 11. 25, 75, Gem. Raffinade mit Faß 26, 35. Gem. Möelig J. mit Faß 4.56. Fest. Rohzucker. J. Produkt Transito f. 4. B. Hamburg pr. , 12,35 bez., 12, 90 Br., pr. März 12,95 bez. u. Br., pr. April 13,05 bez. u. Br., per Mai 13,123 bez. u. Br. Fest.
deiptig 5. Februar. (W. T. B. Kamm zug-⸗-Termin⸗ handel. a Plata Grundmuster B. per Februar 3,37 S6, per März 3,0 A. per April 3, 40 6. per Mai 3, 423 M6, ver Juni 3,45 M, per Juli 3,477 „M, per August 3,50 S, per September 3,52 „, ver Oktober 3.55 A6, per November 3,57 M, per Dezember 3,60 8 Umsatz 5
rem en, 5. Februar., (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Rafsiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer a fee. Börse) Ruhig. Loko 459. — Baum wolle. Matt. Upland middling, loko 10 3. — Schmalz. Ruhig. Wilcox 41 3, Armour
shield 41 3, Cudahy 429 3, Fairbanks 35 3. — Speck.
*
Ruhig. Short clear middl. Joko 37, Februar⸗Abl . . Umsatz 1065 Ballen. — Ta 54 ö
Wien, 5. Februar. (W. T. B. Die Generalversammlun Desterreichisch⸗ Un garischen Bank nahm ein b — den . des Generalraths zur Kenntniß und ertheilte ebenfalls einstimmig die Ermächtigung zu Verhandlungen über die Erneuerung des Bank— privilegiums. Der Bericht, des Generglraths stellt sest, daß die Entwicklung, der allgemeinen wirthschaftlichen Verhãltniff⸗ der Monarchie im abgelaufenen Jahr im ganzen befriedigend war. Nur die Landwirt schaft konnte aus den günstigen Verhältnissen den erhofften Nutzen nicht ziehen, weil die Ernte den Erwartungen nicht entsprach und die Ausfuhr durch die infolge der unerhörten Geldkrisig erfolgten amerikanischen Getreidenothberkäufe eingeschränkt wurde. Der Bericht hebt hervor, daß das weitere Fortschreiten des Agios auf Devisen und Valuteh gefördert sei durch die mon cen, fingnziellen und wirthschaftlichen Schwierigkeiten im Auslande, haupt sächlich aber sei sie auf spekulative Eingriffe zurückzuführen.
London, 5. Februar. (B. T. s Wollauktion. Preise unverändert, Tendenz stetig. Die Durchschnittspreise der Vorwoche wurden behauptet.
An der Küste 3 Weizenladungen angeboten. ö
9600 Ja vazucker loko 15 ruhig, R üben-Robzu cer loko 123 fest, thätig. — Chile ⸗Kup fer 44, pr. 3 Monat 411.
Glasgow, 5. Februar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 1350 Tons gegen 3666 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Bradford, 3. Februgr. (W. T. B.) Wolle unverändert, Tendenz eher schwächer. Die Garnpreife sind den Spinnern zu
niedrig. Stoffe ruhig.
Aris, h. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der griechischen Schutze amit 6s wurde ein gemeinschaftlicher ro test an die griechische Regierung abgefaßt, der morgen nach Athen abgesandt werden soll. Jedes Comité wird die Regierung seines Staats um Unterstützung ersuchen.
Rn, 3 Februar. (W. T. B.) Wie amtlich festgestellt worden ist, wurden bis zum 31. Januar d. J. für Kupons der fünfprozen⸗ tigen kon solidierten Schuld in Italien 633 Millionen Lire gegen
6 Millionen im Vorjahre, im Auslande 34 Millionen gegen 317 Millionen im Vorjahre bezahlt. In Paris wurden 33 ö. lionen, in Berlin 1446 Millionen weniger, in London etwa eine Million mehr ausgezahit.
Am ster dam, 5. Februar. (W. T. B.) Java-⸗Kaffee good ordinary 524. — Ban kazinn 443.
New- York, 5. Februar. (W. T. B.) Die Börse eröffnete und verlief durchweg träge und schloß lustlos bei festen Kursen. Der Umsatz der Aktien betrug 151 600 Stück. Der Sil bervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt.
Weizen eröffnete stetig auf Erwartung, daß die sichtbaren Vor⸗ räthe bedeutend abnehmen werden, darauf fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen auf Verkäufe des Auslandes, auf Zunahme der Ankünfte im Innern und auf Meldung, daß die sichtbaren Vorräthe eine geringere Abnahme . hatten als er⸗ wartet wurde. Schluß schwach. — Mais fallend auf umfangreiche , ,, Haussiers und auf Zunahme der Ankünfte im
ern. ;
Visible supply an Weizen 79 893 000 Bus o. Mais 15 352 oo Bushels. . w Chieggo, 5. Februar. (D. T. B) Weizen fallend guf gin tiges Wetter, große Ankünfte im Nordwesten, schwächere Kabel⸗ erichte und Zu nah me der auf rem Ozean schwimmenden Zufuhren. k fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen
n.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die im Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebene AZeitschrift für Kleinbahnen“ (Verlag von Julius . in Berlin NY hat in dem vorliegenden zweiten Heft des ersten Jahr⸗ gangs vom Februar 1894 folgenden Inhalt: Vorschläge für die Ge—⸗ nehmigungen von Kleinbahnen mit mechanischem Betriebe. Vom Ge— heimen Sber Regierungs⸗ Rath W. Gleim in Berlin. — Die Ent⸗ wickelung des Kleinbahnwesens in Nord-Amerika. Von Direktor Lr. Kollmann in Frankfurt a. M. (Fortsetzung) — Die elektrische Straßenbahn Marseille -St. Louis. Mit 13 Textabbildungen und einer Tafel. — Gesetzgebung: Desterreichisches Gesetz vom J7. Juni 1337. womit Bestimmungen für die Anlage und den Betrieb von Lokalbahnen getroffen werden. — Desterreichlsches Gesetz vom 28. De⸗ zember 1830 wegen Verlängerung der Wirksamkeit des Gesetzes vom 17. Juni 1887. — Desterreichisches Gesetz vom 27. Dezember 1893 wegen neuerlicher Verlängerung der Wirkfamkeit des Gesetzes vom 17. Juni 1887. — Gesetz vom 11. Februar 1850, wirksam für das Herzog⸗ thum Steiermark, betr die Förderung des Lokaleisenbahnwesens. — Gefetz vom 17. Dezember 1892, wirksam für das Königreich Böhmen, betr. die Forderung des Eisenbahnwesens niederer Ordnung. — Gesetz vom 17. Juli 1893 für das Königreich Galizien und Lodomerien mit dem Großherzogthum Krakau, betr. die Unterstützung von Eisenbahnen niederen Ranges. — Kleine Mittheilungen: Neuere Projekte, Vor⸗ arbeiten und Betriebseröffnungen von Kleinbahnen. — Die Forster Stadteisenbahn, — Heizung von Straßenbahnwagen. — Die Erfolge des österreichischen Lokalbahngesetzes vom 17. Juni 1887. — Ueber die Entwickelung der een n; Lokalbahnen. — Entwickelung des Verkehrs auf den Berliner Pferdebahnen. — Königsberger Pferde⸗ eisenbahngesellschaft. — Lokalbahn⸗Aktiengesellschaft in München. — n enn een — , . — Strußen⸗ ahn Hannover. — Bücherschau: Zeäula, F. Im Bereiche der Schmal⸗ spur. — Zeitschriftenschau. ö ö; on, ond on, 3. Februar. (B. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spartan ist am Sonntag auf der Heimreise in Plymouth an⸗
gekommen.
Theater und Musik.
. Konzerte.
Der Violinvirtuose Herr Professor Hugo Heermann, zur ö. Lehrer am Hoch 'schen Konservatorium, gab gestern mit dem von Derrn Kapellmeister Kleffel geleiteten Konzerthaus-Orchester im Saal der Sing Akademie sein zweites Konzert. Er spielte das Beethoven'sche Violinkonzert mit einer Vollendung, wie sie nur von sehr wenigen Künstlern ersten Ranges bis jetzt gehört wurde. Die unfehlbare technische Sicherheit, die lautlose Bogenführung, die Zartheit im Vortrag der melodiösen Stellen, vor allem aber die Tiefe seiner Auffassung waren es, die die Zuhörer zu enthusiastischem Beifall und Hervorruf hinrissen. Mit gleicher Virtuosität trug er ein Adagio von Spohr und zwei Stücke von Paganini und Ernst vor, denen er noch einen polnischen Tanz von Wieniawski hinzu—⸗ fügte. Die stets gern ie n. Altistin Fräulein Ottilie Fel lwock unterstützte das Konzert durch eine Arie von Gluck und einige Lieder von Taubert und Kleffel, denen eine sehr günstige Aufnahme zu theil wurde. Ihre klangvolle, nur in der Tiefe mitunter zu kräftig hervortretende Stimme war stets mit ver⸗ ständnißvoller und zugleich warm empfindender Ausdrucksweise ver⸗ einigt. Die Kapelle bewährte sich im Vortrag einer Ouvertüre von Smetana und der Glinka'schen Kamarinskaja“ sowie in der Be—⸗ gleitung des Violinspielers ganz vortrefflich; besondere Anerkennung verdient außerdem Herr Kleffel für seine einsichtsbolle Leitung.
An demselben Aben) ließen sich im Saal Bech ste in zwei hier noch wenig bekannte Künstlerinnen hören: 6 Malwine Gundlgch (Gesang) und Fräulein Eugenie Reinhold (Klavier). Erstere ist mit einer recht angenehm klingenden Stimme begabt, die aber noch sehr der nöthigen Ausbildung in der Koloratur bedarf. Die Pianistin bewies in Stücken von Schumann, Beethoven, Schubert und anderen eine weit vorgeschrittene Technik und verständnißvolle Vortrags weise.