1894 / 50 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Im Königlichen Opernhause findet morgen die sechste Aufführung von Leoncavallo's Mediei!“ statt.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Hugo Lubliner s Lustspiel Der Jourfix, sowie zum ersten Mal das 2m spiel Sie ist stumm‘ von F. Silesius (G. Kruse) mit den Damen von Mayburg, Abich, Schramm, den Herren Hertzer, Arndt, Ober⸗ länder in Scene. Um Mitte März eröffnet Friedrich Haafe im Königlichen Schauspielhause ein Gastspiel und wird unter anderem in Iffland's „Spielern auftreten. Der Künstler gastierte mit ge⸗ wohntem glänzendem Erfolg kürzlich an der Hofbühne zu Wiesbaden und befindet sich zur Zeit als Gast am Frankfurter Stadttheater.

Im Deutschen Theater findet die nächste Aufführung des Talisman“ am Donnerstag mit Josef Kainz in der Rolle des König Astolf statt.

Da Arthur Kraußneck zur Zeit seinen kontraktlichen Urlaub an⸗

etreten hat, müssen am Berliner Theater die Aufführungen pon Shakespeare⸗Bulthaupt's Timon von Athen“ auf einige Zeit unter brochen werden.

Im Neuen Theater bleibt „A Basso Portg, in. Anbetracht des andauernden Erfolgs auch in dieser Woche ausschließlich auf dem Spielplan. Das Stück ist bereits für das Hoftheater in Mannheim, für das Theater in Baden-Baden, das Karl Schulze Theater in Ham⸗ burg, ferner für Breslau und Dresden (Residenz⸗Theater) erworben worden. Das Halbe'sche Drama „Jugend‘ wird auch am kommenden Sonntag-Nachmittag bei halben Preisen zur Aufführung gelangen.

Die nächste Novität des Zentral-Theaters ist wieder eine Berliner Poffe mit Gesang und Tanz, die durchaus auf Berliner Boden steht. Sie hat zum Verfasser Herrn Jean Kren, der mit seinen heiteren Gaben bereits wiederholt den Beifall des Publikums gefunden hat. Die Neuheit, welche unter dem Titel „Ein gesunder Junge“ in der ersten Woche des März in Scene gehen wird, ist die fünffe Arbeit des Autors, die an der genannten Bühne zur Auf— führung gelangt. ;

In dem morgen Abend 8 Uhr in der Eng ⸗Akademie statt⸗ findenden Konzert zum Besten der hiesigen amerikanischen Kirche gelangen u. a. Beethoven's Senate in Es-dur für Violine und Piano, Bach's „Chaconne“ für die Violine allein, Klaviersoli von Tschaikows ki, Rubinstein und Liszt, Lieder von Schubert, Schu— mann, Giehrl, Kienzl, Grieg, Kjerulf ꝛc. zum Vortrag. Ausführende sind Fräulein Marie Derpe von der Königlichen Oper sowie die Herren Professor Em. Wirth k und Br. Ernst Jedliczka. Frau Esperanza Kisch⸗Schorr spielt an ihrem an demselben 33. 75 Uhr, im Saal Bechstein stattfindenden Klavier- Abend Werke von Bach, Beethoven und Liszt, die Suite 0p. 50 von Moszkowski und eine Gruppe von Chopin'schen Kompositionen. Die junge Pianistin Fräulein Käthe Hüttig kündigt zwei Konzerte an. Das erste findet am Donnerstag, Abends 77 Uhr, in der Sing-Akademie mit dem Philharmonischen Orchester unter Leitung des Herrn Prof. Karl Klindworth, das zweite am 14. März im Saal Bechstein statt. Für beide Konzerte ist ein Abonnement bei Bote v. Bock eröffnet. Am 1. März veranstaltet ferner Herr Konzertsänger Julius Zarneckow in der Aula des Falk Real⸗ gymnasiums Eützewstraße) ein Wohlthätigkeitskonzert. Mit—⸗ wirkende sind Fräulein Adeline Herms, Johanna Thiele, Olga Schoenwald, sowle die Quartettvereinigung der Herren Krelle, Wigger, Richter und Hutschenreuter.

Der DOrgelvirtuus Herr Hermann Deckert veranstaltet Dienstag, den 8. März, Abends 7 Uhr, in der Neuen Kirche (am Gendarmenmarkt) zum Besten der Kinderpflege un? Er⸗ ziehungsanstalt „Zionshilfe“ in Schöneberg ein Konzert unter Mitwirkung von Frau Hedwig Alten (Sopran), der Herren Professor Wirth und Konzertmeister Krelle, sowie des vom Königlichen Musikdirektor Herrn Hermann Putsch geleiteten A cappella-Gesang—

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Zauberflöte.

Giesecke, von 77 Uhr.

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) Dunst. ) Nachts Schnee, Regen. ) Gestern ganzen Nachmittag anhaltender feiner Regen. 3 Nachts Regen. I Nachm. Graupel⸗ und Regen⸗

schauer. Uebersicht der Witterung. J Unter dem Einfluß eines tiefen barometrischen

9 1 *. O OO M O Q Q D

S O C0 D OO 0 Q Q d Q O

wieder allenthalben Regen oder Schnee gefallen ist, ist das Wetter trübe und ungewöhnlich mild. An der Küste liegt die Temperatur 3 bis 6, im Binnen lande 5 bis 8 Grad über dem Mittelwerth. Ganz

magnetische Störung beobachtet.

wahrscheinlich. Deutsche Seewarte.

1 , Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schanspiele. Mittwoch: Opern—

ab. Der Verein zählt z. 3. 10216 Mitglieder, 370 weniger als im

Tanz von Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Sucher. Anfang 77 Uhr.

Schauspielhaus. sor Mal. Sie ist ftumm. Original⸗Lu l zug von F. Silesius (G. Kruse). In Scene gesetzt . vom Ober Regisseur Max Grube. Der Jonrfiz. Anfang 25 Uhr. Lustspiel in 3 Aufzügen von Hugo Lubliner, In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 75 Uhr.

Amadeus Mozart. Dichtung r Emanuel Schikaneder.

Schauspielhaus. l t königin. Komödie in 1 Aufzug von Hans von

Gunippenberg. Verbotene Früchte. Lustspiel in 3 Aufzügen, nach einem Zwischenspiel des Cer⸗ Der Obersteiger. Anfang 74 Uhr. vantes, von Emil Gött. Anfang 74 Uhr.

Dentsches Theater, Mittwoch: Der Herr Charley Tante. Senator. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Der Talisman.

Freitag: Der Herr Senator.

Serliner Theater. Mittwoch: Aus eignem

Recht. Anfang 71. Uhr. Donnerstag: Graf Waldemar. (Marie Pospi⸗

schil, Elise Sauer, Ludw. Barnay, Ferd. Suske.) Freitag: 27. Abonnements⸗Vorstellung. Narziß.

Lessing Theater. Mittwoch: Neu einstudiert: Die große Glocke.

Donnerstag: Madame Sans⸗Géne.

Freitag: OBhue Gelänt.

Friedrich Wilhelmstädtisches Thenter. . Chausseestraße 25.

Minimums nördlich von den Shetlands wehen im Mittwoch: Brautjagd;. Operette in 3 Akten von Rordfeegebiet und in Westdeutschland starke füdwest. Hermann Hirschel. ; . liche und weftliche Winde; am höchsten ist der Lust⸗ In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent:

ʒ 853 ich. J j Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. druck über Südfrankreich. In Deutschland, wo Fe ,,

Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten ·

West⸗Europa bis nach Westrußland hinein ist frost⸗ burg. Mittwoch: Zum 98. Male. Der Masken⸗ frei. Zu Wilhelmshaven wurde gestern Abend ball (Veslione). Fortdauer der von Alexandre Bisson und Albert Cars. Deutsch windigen, milden Witterung ist demnächst noch von Benno Jacobson. Regie: Hermann Haack. Gestorben: Fr. Marie EClise Erdmuthe Gräfin von der Recke⸗Volmerstein, geb. Freiin von Kotzau (Dresden). Hr. Rittergutsbesitzer Eduard Wen⸗ dorff Naulin bei Pyritz). Hr. Pastor emer. Carl Noack (Dobrilugk). Fr. Marie Freiin von

Vorher: Lolotte. e haFe und Ludwig Halevy. Deutsch von Josef Grün⸗ stein. Anfang 74 Uhr. .

Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ . haus. 57. Vorstellung. Die Medici. Historische Mittwoch: Zum 14. Male. A Kass Porto. Sophus von Gutmann (Schleswig) Handlung in 4 Akten, Dichtung und Musik von! Scenen aus dem neapolitanischen Volksleben in

vereins. Billets sind bei Bote u. Bock und am Konzertabend er⸗ hältlich.

n der Freien Musikalischen Vereinigung wird am . 15 März, Abends 8 Uhr, im Saal Duprsen, Friedrich straße 219, Herr William Wolf eine musikalische Vorlesung ‚über Tonmalerei“ halten.

Mannigfaltiges.

Seiner Majestät dem Kaisęer wurde, wie die N. Pr. Ztg.“ berichtet, aus Anlaß des 25 jährigen Militärjubiläums vom 1. Garde⸗ Regiment z. F ein von Professor Fritz Werner ausgeführtes Ge⸗ denkblatt gewidmet, welches von heute ab auf acht Tage in Eduard Schultes Kunstsalon, Unter den Linden 1, ausgestellt ist.

Der Verein gegen Verarmung hielt gestern im Bürgersgal des Rathhauses unter 6 des Ministerial⸗Direktors Wirklichen Geheimen Legations- Raths Reichardt seine 24. Jahresversammlung

Jahr vorher. Vereinnahmt wurden an Beiträgen 76 332 . (2486 466 weniger als im Vorjahr), an Geschenken 7645 6 (2306 mehr als im Vorjahr), an Legaten ein solches von Herrn Werner von Siemens in Höhe von 40 000 ½ und an Rückzahlungen guf Darlehen und Näh⸗ maschinen 20 022 16 gegen 19573 6 im Vorjahr. Unterstützt wurden insgesammt 4441 Personen gegen 4607 im Vorjahr. 293 erhielten Dar⸗ leben in Höhe von 19 047 60, 4079 wurden mit Geschenken in Höhe von 66 232 6 bedacht, und 64 erhielten Nähmaschinen im Werthe von 3435 6; außerdem wurden 6360 M6 laufende Unterstützungen gewährt. Insgesammt sind somit 83 334 S, 9565 M weniger als im orjahr, zu ünterstützungen verwendet worden. Die Verwaltung erforderte 26577 * Seit Bestehen des Vereins sind 88 744 Personen mit 2423 632 ½ unterstützt worden. Das Vermögen beträgt zur Zeit 189 740 16, 39 045: S mehr als im Vorjahr. Das Y jährige Bestehen gedenkt der Verein im November festlich zu begehen. Neu in den Borstand traten Stadtrath Tourbis und Prediger Neubauer.

Dem 25. Kongreß des Deutschen Nautischen Vereins wurde in der heutigen zweiten Sitzung zunächst ein elektrischer Nacht Signalapparat der Schwartzkopff'schen Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft vorgelegt. Geheimer Kommerzien⸗Rath Gibsone⸗ Danzig empfahl alsdann die Einführung einer allgemein gültigen Charteparthie für Verfrachtung von Dampfern mit Kohlen von England nach der Ostsee. Gerade das verflossene Jahr mit seinen zahlreichen Strikes in den englischen Kohlenminen habe den Rhedern von Ostseedampfern die Nothwendigkeit einer solchen Einrichtung zum Bemußtsein gebracht. An der Hand der eigenen Erfahrungen schlug der Referent zu dem seiner Zeit vorgelegten Entwurf einer Modellcharter eine Reihe von Aenderungen vor. Die Versammlung entschied sich im Sinne des Referenten. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildeten Anträge auf Herstellung von Anlagen, betreffend die Sicher⸗ heit der Schiffahrt an deutschen und benachbarten Küsten. Es handelte sich hierbei um Beleuchtung des Westmolenkgpfes zu Neu— fahrwasser, um Auslegung eines Feuerschiffs anf der Oderbank und um Errichtung eines Feuers und mehrerer Nebelsignale an der Ost— küste der Insel Oeland und bei Hufvudskär.

Der 69. Unterrichtskursus in der vereinfachten Stolze⸗ schen Stenographie unter Leitung des Herrn L. Loepert, ge— prüften Lehrers der Stenographie der letzte vor der Sommerpause beginnt am Freitag, 2. März, Abends 85 Uhr, mit einem ein—⸗

leitenden Vortrage über das Wesen der Stenographie, zu welchem der

Uebersetzung von Emil Taubert. 3 Akten von Goffredo Cognetti—, In Seene gesetzt vom Emil Dürer.

59. Vorstellung. Zum ersten Dreyfuß, von Maximilian Bern. kispiã in 1 Auf⸗

Anfang Fallet. AÄnfang 7. Uhr. 60. Vorstellung. Die Minne⸗

Brandon Thomas. Vorher:

Theater Unter den Linden.

Zutritt Jedermann unentgeltlich freisteht. Der Unterricht findet vom 5. März an in zwölf Lektionen Dienstag und nr, ,. von Ss bis 55 Uhr in dem Hörsaal der Königlichen Akademie der Künste, am Schinkelplatz 61 (Bau⸗Akademie) statt. Eintrittskarten für Herren, Damen und Schüler zu 6 M sind erhältlich beim Hauswart der Bau⸗Akademie, Schinkelplatz 6, beim Pförtner im Abgeordneten hause, Leipzigerstraße 75, und vor Beginn im Unterrichtssaal.

In der Deutschen Kolonial⸗Gesellschaft, Abtheilung Berlin, hält am Donnerstag, 1. März, Abends 9 Uhr (in der Aula des Museums für Völkerkunde, Königgrätzerstr. Nr. 120), Herr Ge—⸗ beimer Medizinal⸗Rath, Prof. Dr. Fritsch einen Vortrag, dessen Thema lautet: Die Eingeborenen Süd⸗Afrikas gegenüber der ö Der Vortrag wird durch Vorführung von Lichtbildern illustriert werden.

Maraun's großer Verkehrsplan von Berlin im Maß— stab von 1:13 506, in welchem die Pferdebahnlinien einzeln in ver= schiedenfarbigen Zeichen, ferner Dampfstraßenbahn⸗, Eisenbahn⸗ und Dampfschiff Linien dargestellt sind, ist zum Preise von 2 im Verlag der Liebel'schen Buchhandlung, Berlin 8 W., Dessauerstr. 19, erschienen. Ihm sind Erläuterungen beigegeben, die die Pferdebahn⸗, Omnibus, Dampfstraßenbahn⸗Verbindungen, Da mpfschiffahrten, ein Verzeichniß der Straßen, Plätze, öffentlichen Gebäude 2c. enthalten. Besonderer Werth ist auf eine klare, übersichtliche Zeichnung des Straßennetzes und auf große und deutliche Schrift für die Straßennamen gelegt, wodurch das schnelle Zurechtfinden sehr erleichtert wird. Auch die Reitwege im Thiergarten sind kenntlich gemacht.

London, 26. Februar. Das Reuter'sche Bureau“ meldet aus Port-Louis auf der Insel Mauritius: Am vergangenen Donnerstag ging über die Insel ein heftiger Orkan, welcher schweren Schaden verursachte. Um 11 Uhr Vormittags wurde ein aus neun Wagen be⸗ stehender Eisen babnzug bei der Fahrt über eine Brücke durch den Sturm aus dem Geleise geworfen und fiel in den Fluß. Fünf Eisen⸗ bahnbeamte sind todt und zehn verwundet. Die Stadt Port⸗Louis hat wenig Schaden erlitten, auch der Ernteschaden in den benach⸗ barten Distrikten ist nicht erheblich.

Hammerfest, 26. Februar. W. T. B.“ meldet: In der ver= gangenen Woche haben hier orkanartige Stürme geherrscht, wodurch großer Schaden angerichtet wurde. Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen. Die Walfischfänger-Station bei Troldfsord ist vom Sturm ganz fortgerissen worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 27. Februar. (W. T. ö Für die Hinter⸗ bliebenen der auf dem Panzerschiff Brandenburg“ Ver⸗ unglückten gingen von dem Geheimen Kommerzien⸗-Rath Krupp in Essen 10 000 M ein.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

BFentral⸗ Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Deutsch von

In Scene gesetzt von, Sigmund Mittwoch: EiUn Blitzmädel. Posse mit Gesang

Dirigent: Kapellmeister Lautenburg. Vorher: Vermischte Anzeigen. 6 a n, 9 Schwank in 1 Akt, nach dem . . von Carl Costa. Anfang 795 Uhr

n, , , i d Tanz von Jean Kren. Musik

Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. er en e n n ku

Sonntag: Nachmittags ⸗Vorstellung. Ingend.

In Vorbereitung: Novität! Ein gesunder Junge.

Konzerte. Konzert -Haus. Mittwoch: Karl Mender⸗

. ; Viktoria ⸗Thegter. Belle ⸗Alliancestraße 7/8. Konzert. up. „Der Flüchtling von Kretschmar. Denner tag: Opernhaus. h Vorstellung. Die Mittwoch: Gastfpiel der Prima Ballerina Marietta „Der Freischütz? bon Weber. „Ihr Bilde (neu) Oper in 2 Alten von Wolfgang Balbo. Mit vallständig neuer Nusstattung. Der von Jacob. nach Karl Ludwig Südftern. Ausstattungsftück mit Gesang und großem von Jacobi.

Zwei Stücke in ungar. Weise (neu) Espana⸗Walzer von Waldteufel. Große Phantasie aus ‚Die Medici“ von Leonca— vallo. Ländler (neu) von Jacobi. „Deine blauen Augen“ für Piston von Bohm (Herr Werner).

Zirkus Renz (Karlstraße). Mittwoch, Abends 74 Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Parforee⸗ und Kaskadenritt. Ballet von 100 Damen; Meute von 40 Hunden. Außerdem: der ostpreußische Hengst

Mittwoch:

Adolph Ernst . Theater. Mittwoch, 77 Uhr: Blondel, vorgef. von Herrn R. Renz; das Schul Schwank in 3 Akten von pferd Cyd, geritten von Herrn R. Renz; Jeu de

Die Bajazzi. ja rose, geritten von Frau Renz⸗Stark und Miß

Parodistische Posse mit Gesang in 1 Akt von Ed. Edith; der urkom. Imitator⸗-Clown Mr. Ybbs; die

JFacobson und Benno Jacobson. Musik von Franz] Trapezkünstlerinnen Geschw. Hoffmann zc.

Roth. In Scene geserl von Av. Grnst. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Donnerstag: Neue Spezialitäten und Auf auf zur fröhlichen Jagd.

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Musik von Franz von Supps.

Tiersch (Torgau). Geboren: Ein Sohn:

Schwank in drei Akten (St. Louis, Mo.).

Schwank in 1 Akt von H. Meil⸗

Verlobt: Frl. Gertrud Schild mit Hrn. Lieut.

Hrn. Oberst⸗-Lieut. 6. Behrenz (Thorn). Hrn. Frhrn. von Wrangel Berlin: (Sehmen). Hrn. Konsul Dr.

Familien⸗ Nachrichten.

Es hat Gott gefallen, den stellvertretenden Vorsitzenden unseres Verwaltungsrathes

Herrn Rittergutsbesitzer E. Wendorf

auf Naulin bei Pyritz in Pommern am 23. d. M. aus diesem Leben abzurufen.

An der Gründung unserer Gesellschaft thätig und fördernd Antheil nehmend, hat der Verstorbene dem Verwaltungsrathe von Anfang an als Mitglied angehört und sich durch seine liebenswürdige Kollegialität unser bleibendes dankbares Andenken gesichert.

Berlin, im Februar 1894.

Preußische Jagel Versicherungs Gesellschaft.

Der Verwaltungsrath. Graf Bassewitz⸗-Levetzow. v. Kehler.

Die Direktion. v. Uebel. Doelle.

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin SM., Wilhelmstraße Rr. 32.

Zehn Beilagen leinschließlich Börsen Beilage),

Friedrich Meier

Jiegesar Altenburg]. Verw. Fr. General⸗ sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent.

Ober⸗Amtsrichter Ludwig Stypmann (Rostoch.

Major Meta von Rex. geb. Hertzog (Berlin). lichen Anzeigers (Kommaunditgesellschaften auf r. Geh. Regierungs⸗Rath, Burger mẽhster 8. e. 6 gar r , w für die Woche .

vom 19. bis 24. Februar 189.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 50.

Berlin, Dienstag, den 27. Februar

. 1894.

Deutscher Reichstag.

57. Sitzung vom Montag, 26. Februar, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des ö; und Schiffahrtsvertrags zwischen dem eich und Rußland.

Ueber den Anfang der Rede des Abg. Grafen von Mirbach, welcher zunächst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vom Monkag berichtet worden. Der Schluß seiner Rede hat folgenden Inhalt:

Abg. Graf Mirbach (8kons.): Früher bestanden die billigen Transportpreise nur für die Durchfuhr über See. Wir bitten diese Be⸗ zeichnung wieder aufzunehmen. Wir unterwerfen uns aber in Bezug auf die Tarife nach dem Schlußprotokoll den Tarifen, welche Rußland in seinen Relationen über Libau festsetzt. Das kann ein Staat eigentlich garnicht konzedieren, weil dabei auch von Privatbahnen die Rede ist. Unsere Handelsverträge kosten uns einen Ausfall von 40 bis 50 Millionen Mark. (Zuruf des Staatssekretärs Freiherrn von Marschall: Nun, sagen wir 36, ich lasse mit mir handeln.) Wenn Sie das Buch von Ulrich: „Staffeltarife und Wasserstraßen“ einer gründlichen Prüfung unterwerfen, werden Sie finden, daß die Süddeutschen in Bezug auf die Staffeltarife vollständig im Irrthum waren. Die Konkurrenz vollzieht sich auf dem Wege der Wasserstraßen. Aber das können wir der süd⸗ und westdeutschen Landwirthschaft nicht verdenken; jedes Moment, welches preisdrückend wirken könnte, wird mißtrauisch aufgenommen. Infolge dessen dringt sie darauf, daß die Staffel⸗ tarife aufgehoben werden, trotzdem doch die billige Beförderung der Massengüter auf weite Entfernungen die Aufgabe der Eisenbahn ist. Nehmen Sie uns aber die Staffeltarife, so schädigen Sie die Eisen⸗ bahneinnahmen Preußens. Das Ergebniß der Handelsvertragspolitik ist also ein wesentliches Herabgehen der Reichseinnahmen und der preußischen Eisenbahneinnahmen. Wenn Sie die Importe aus Rußland sich ansehen, müssen Sie die Zeit vor 1891 betrachten. 1883 —91 war die Importziffer nach Rußland durchschnittlich rund 164 Millionen Mark, also bei 10 ,ο Nutzen ein Ertrag von 16 Millionen. Aber der Schaden, der der Landwirthschaft zugefügt würde, würde viel größer sein. Von dem Kampfzolltarif von 1891 sind Konzessionen gemacht, außerdem fallen uns infolge des russisch- französischen Vertrages einige weitere Konzessionen zu. Die Industrie jubelt laut auf. Aber was erreicht worden ist, haben Sie durch die Agrarier erreicht. Wenn wir die Karten nicht gemischt hätten durch die Abstimmung zum rumänischen Handelsvertrag, dann wäre nichts erreicht werden. Wenn die Agrgrier . gewesen wären, dann hätte die Industrie nichts erreicht. Als der Zollbeirath hier tagte, da sagte ein Industrieller: Einen Vertrag mit Rußland um jeden Preis! Das war eine sehr J,, Vertretung der Interessen, denn was unter einer größeren Anzahl von Personen ver⸗ handelt wird, bleibt nicht geheim. Die Abstimmung über den Handels— vertrag unter Benutzung des parlamentarischen Almanachs wird ja zeigen, welche Werthschätzung die Landwirthschaft bei den Herren ge⸗ nießt. Fürchten Sie nicht, daß wir pari passu mit der Herabsetzung der landwirthschaftlichen Zölle eine Ermäßigung der Industriezölle beantragen werden. Man sagt, der Zoll müsse verglichen werden mit dem Werth der Waaren. Aber man kann doch die Lage der Land⸗ wirthschaft nicht vergleichen mit der Lage der Industrie. Die Industrie kann sich eine Koalition schaffen, die Landwirthschaft nicht. Wir haben einen Versuch gemacht in Bezug auf eine Nebenindustrie, aber es ist mißlungen. Es würde einmal ein interessantes Unternehmen sein, wenn eine Aktien⸗ gesellschaft Landwirthschaft betreiben wollte. Daß das bisher nicht geschehen ist, beweist, daß bei der Landwirthschaft nichts zu verdienen ist. Redner verweist auf die verschiedenen Dividenden industrieller Aktiengesellschaften, welche 7 14 35 060 Dividenden gegeben haben. Landwirthschaft und Industrie lassen sich also nicht vergleichen. Die öh dürfen nicht in Relation gesetzt werden zu den Werthen der

rodukte, sondern zur Lage der Landwirthe und der Industrie in den betreffenden Staaten. Deshalb sind z. B. die Industriezölle in Rumänien höher als bei uns. Alle Parteien bemühen sich ja, der deutschen Landwirthschaft zu helfen, um Stimmen zu fangen. Man wirft dem Bunde der Landwirthe vor, daß er von dem Grundsatz aus⸗ eht; Majorität, nicht Autorität! So lange das allgemeine Wahlrecht esteht, müssen wir uns fest organisieren, und diese Organisation ist der Bund der Landwirthe, dessen einzige Gegner die Herren vom Bundesrath und von der Linken sind. Wie sagte Fürst Bismarck? Artige. Kinder verlangen nichts, artige Kinder bekommen auch nichts! Der Abg. Freiherr von Stumm hat für den rumänischen Handelsvertrag gestimmt und die agrarische Agi⸗ tation dagegen als unrichtig bezeichnet. Wir werden ja sehen, ob sein Votum jetzt anders sein wird. Unser Votum wird dasselbe sein, wie damals; der Abg. Freiherr von Stumm kann für den russischen Handelsvertrag nicht 6 denn er hat damals Kompensationen auf anderen Gebieten verlangt, die aber nicht vorhanden sind. Welche angeblichen Konzessionen hat denn eigentlich Rußland ge—⸗ macht? Es bestand früher ein großer Fischimport nach Rußland von deutschen Häfen, der aber zerstört ist durch die hohen russischen Zölle, die auch jetzt nicht erheblich ermäßigt sind. ir Hopfen ist der Zollsatz ebenfalls ein sehr exorbitanter geblieben, zumal die Arbeitsbedingungen in Rußland billiger sind als in Deutschland. Die Zugeständnisse sind sehr mäßig auf dem Gebiet der Textil- und Eisenindustrie; sie bleiben weit zurück hinter dem Zolltarif von 1885, denn der Tarif von 1891 ist ein Kampfzolltarif. Es liegt eine drohende Gefahr vor des Exports der russischen Industrie, welche sich einer Fürsorge der Regierung, billiger Löhne und der Valutadifferenz zu erfreuen hat. Die polnisch ⸗russische Textilindustrie wird der deutschen gegenüber bald konkurrenzfähig sein. Die Ermäßigung der Kohlentarise ist sehr wichtig, aber ihre volle Bedeutun , sie doch erst, wenn der Rubelkurs auf Pari stehen würde. azu kommen die oe Fabrikationsprämien, welche in Rußland gezahlt werden für Lokomotiven, Schienen ꝛc. Die Opfer, durch welche die Verträge erkauft werden, werden nur der Landwirth⸗ schaft auferlegt; nur dadurch ist die Industie in der Lage, Vortheile zu erringen. Wir werden einmal sehen, ob die Industrie später ihre Dankbarkeit erweisen wird. Die „National⸗Zeitung“ vertröstet die Landwirthschaft auf den Epport nach Polen. Der Redakteur weiß wohl nicht, daß in Polen alles sehr schön wächst, daß die Polen in Rußland nicht so belastet sind, wie unsere Landwirthschaft. Bei uns ist die Schafzucht ruiniert zu Gunsten der Textilindustrie, während Rußland die Schafzucht protegiert. Der Export Rußlands besteht zumeist aus landwirthschaftlichen Produkten und auß Holz. Ich be daure, daß der el für gesägte Blätter herabgesetzt ist; dadurch wird die nationale Arbeit gefährdet. ö von Menschen könnten beschäftigt werden bei der Bearbeitung des Nutzholzes, die jetzt nicht möglich ist durch die russische Konkurrenz. Die Preisbildung beftimmt der am billigsten Produzierende. Wenn wir dem russischen Produzenten eine direkte Verbindung gewähren, so lann er noch billiger als jetzt produzieren und gerade für Roggen und Hafer hat der 2 Markt für Rußland eine sehr große Bedeutung. In Rußland lagern ef Mengen Roggen, Gopfschütteln des Staatssekretärs Freiherrn von Marschall Das t nicht richtig; nun, dann hätten wir keinen Preissturz zu befürchten; i . aber, das Gegentheil wird der Fall sein. Wir brauchen aus Lußland außer Kaviar nicht. Der Import, von Roggen ist daher für uns von größter Bedeutung und er trifft gerade die särmsten

Böden. Wenn es irgend möglich ist, müßte man für Roggen den Differentialzoll aufrecht erhalten. Daß die ostpreußischen Häfen ein Interesse daran baben, sich den Handel nach Rußland zu sichern, ift selbstverständlich. Das Gebiet, welches hinter ihnen liegt, ist zu ö. Aber man brauchte ihnen doch nicht die Interessen der ge⸗ ammten Landwirthschaft preiszugeben. Ein Beamter der ostpreußischen Südbahn sagte mir einmal; Mir ist eine russische Jagd mehr werth, als die ganze preußische Landwirthschaft. Wir haben das Gefühl, daß die verbündeten Regierungen der Frage der Aufhebung des Identitäts⸗ nachweises gerne nahe treten würden. Ob wir das als artige oder als schlechte Kinder bekommen sollen, lasse ich dahingestellt. Aber eine Kompensation für die Schädigung durch den russischen Handel vertrag liegt darin für uns nicht, wenn wir auch die Frage an sich nicht unterschätzen wollen. Ich habe nachgewiesen, aus welchen Gründen die Laändwirthschaft zufammenhalten muß; deshalb steht, für uns die Frage der Aufhebung des Identitätsnachweises erst in zweiter Linie. Die offiziöse Presse hat es uns ja zum Vor— wurf gemacht, daß wir die imperative Ehrlichkeit aufrecht erhalten wollen gegenüber gegebenen Versprechungen. Auf Grund dieser Versprechungen müssen wir das Wohl der gesammten Landwirth⸗— schaft im Auge behalten. Wenn die Landwirthschaft durch die Handels— verträge geschädigt wird, während der Export der Industrie sich steigert, s0 ist damit jedenfalls das Fundament verschoben, wenn auch an der Spitze eine Verbesserung eingetreten ist. Die verbündeten Regierungen weisẽn darauf hin, daß alle Fragen untersucht werden müssen in Bezug auf ihren Werth gegenüber der Sozialdemokratie. Ich halte aller— dings jede Auseinandersetzung mit den Sozialdemokraten für vollständig nutzlos; denn sie halten die Gesellschaftsverhältnisse, die wir in ruhiger Entwickelung fortbilden wollen, für vollständig zerrüttet. Zu einer solchen Partei müssen wir stehen wie Feuer zum Wasser. Man muß aber den Aufbau der sozialdemokratischen Anschauungen verfolgen. Da ist eine Schrift mir. aufgefallen, welche ausführte, daß die Basierung des Staats auf der exportierenden Industrie die Arbeiter zur Sozialdemokratie erzieht, weil alle patriarchalischen Verhältnisse aufgelöst werden. Wenn eine Krisis eintritt, werden die Arbeiter der Industrie brotlos und die Landwirthschaft ist ruiniert. Frankreich steht mit seinem autonomen Zolltarif trotz des Zollkrieges sehr vielk besser da als wir. Redner beruft sich auf die Ein- und Ausfuhrzahlen von 1892. (Zuruf links: 18931 Da steht es ganz anders!) Die Zahlen für 1893 habe ich nicht. Auf die Frage der Valutadifferenz will ich nicht eingehen, trotzdem sie von großer Bedeutung für den Werth der Zollsätze ist. Aber der Rubelkurs ist natürlich nicht allein maß⸗ ebend, aber er ruft Ungleichheiten hervor, und beim heutigen Rubel⸗ urs von 2,25 S müßte der Zollbetrag für Getreide 5, 50 „S, beim Kurse von 299 aber 6,20 Æ betragen. Der Abg. von Kardorff hat also eigentlich die Verpflichtung. seinen Antrag umzuändern und zu stellen zum russischen, Handelsvertrage. Das System unserer Handelsverträge besteht in der konsequenten Durchführung der Schädigung der einheimischen und der Begünstigung der auswärtigen Landwirthschaft. Ich will von der , um 1,50 4 nicht sprechen; sie kann ein Mal unbedenklich, ein ander Mal verhängnißvoll sein. Ich will mich nur beziehen auf die Aus⸗ führungen des Herrn Vopelius, der sich gegen eine Vertragspolitik auf Kosten der Landwirthschaft aussprach. Daß die Sozialdemokraten für, die Handelspolitik der Regierung eintreten, ist vollkommen be— . lich. Die Freisinnigen halten die Handelsverträge für wirthschaft⸗ ich nicht bedeutend; trotzdem stimmen sie für dieselben. Wir sind aber Anhänger des Fürsten Bismarck und seiner Wirthschaftspolitik und deshalb stimmen wir gegen die jetzige Handelspolitik. Wir können uns hier seit dem 26. Januar auf den Fürsten Bismarck be— rufen, ohne daß darin irgend eine Schärfe gegen irgendwelche Person liegt. Die Kerntruppen gegen die Wirthschaftspolitik des Fürsten Bismarck sind zwar nicht ganz einig; sie werden getrennt marschieren, aber vereint schlagen. 1851 hat die Minorität meiner Partei ihre prinzipiellen Bedenken gegen die Handelsvertragspolitik fallen lassen. Wir bekämpfen die Handelspolitik, weil wir es für ungerecht halten, daß stets und allein die Landwirthschaft die Opfer tragen soll. Wir sehen darin eine schwer wieder auszugleichende Schwächung unserer Finanzen, und eine besondere Erschwerung liegt in der Bindung der landwirthschaftlichen Zölle auf lange Zeit gegenüber der sinkenden Ten— denz der Weltmarktpreise für Getreide. Wenn uns Konzessionen auf an—⸗ deren Gebieten gebracht worden wären, hätten wir unsere Bedenken vielleicht jetzt beim Abschluß der Handelsvertragspolitik fallen lassen. Aber sie sind uns nicht gebracht worden. Wir wollen daran festhalten, daß der Landwirth, weil er der größte Produzent und auch der größte Konsument ist, geschützt werden muß. Wenn in der „Norddeutschen Zeitung“ am Ende des J Jahres steht, daß der Zollausfall zuerst allerdings eintritt, aber sich nachher ausgleicht, während das deutsche Volk niedrigere Preise bezahlt, so folgt daraus, daß jede weitere Herabsetzung der Preise der landwirthschaftlichen Produkte ein Vortheil für das deutsche Volk ist. Dann könnte man ja schließlich die Landwirthschaft in Deutschland überhaupt verbieten. So weit sind wir aher doch, wohl noch nicht. Unsere Handelspolitik wäre richtig, wenn die Preistendenz für landwirthschaftliche Produkte eine steigende wäre; da das Gegentheil der Fall ist, halte ich die Politik für ver— hängnißvoll, Wir sind in der Periode scharfer Konkurrenz der ver⸗ schiedenen Produktionsgebiete. Frankreich hat seine Zollautonomie dertheidigt und betrachtet sie als das werthvollste Gut. Das Deutsche Reich ist allerdings nicht in der Lage, für den einzelnen ein Erwerbs— minimum zu fixieren, aber es hat wohl die Macht, die größte Pro— duktion zu sichern durch seine Gesetzgebung gegenüber der Konkurrenz des Auslandes. Wir werden die Nothwendigkeit eines solchen Schutzes vertheidigen bis zum letzten Athemzuge. Wir schlagen Ihnen vor, die Vorlage an eine ad hoc zu wählende Kommission von 28 Mit— gliedern zu überweisen.

Staatssekretär Freiherr von Marschall:

Meine Herren! Wenn der Herr Vorredner am Schlusse seiner Ausführungen darauf hingewiesen hat, daß die Sozialdemokraten und Freisinnigen die Kerntruppen der verbündeten Regierungen bildeten bei dieser Vertragspolitik, so konstatiere ich die Thatsache, daß auch in den achtziger Jahren zur Zeit der Zollpolitik, die der Herr Vorredner so sehr gerühmt hat, die Sozialdemokraten, die Freisinnigen jeweil geschlossen für alle die Verträge gestimmt haben, die damals vorgelegt worden sind, und mir ist nicht bekannt, daß jemals von seiten der Rechten diese Unterstützung mit irgend einem Zeichen der Entrüstung zurückgewiesen worden sei. (Sehr richtig! links.)

Die Ausführungen des Herrn Vorredners und die scharfe Kritik, die er an Einzelheiten des Vertrags geübt hat, würden auf mich einen tieferen Eindruck machen, wenn er sich nicht gleichzeitig als ein prinzi⸗ pieller Gegner aller Tarifverträge bezeichnet hätte, und damit die Ueberzeugung nicht feststände, daß, was auch Rußland uns hätte ge⸗ währen können als Ausgleich für unsere Konventionaltarife, der Herr Vorredner im wesentlichen dieselbe Rede gehalten haben würde, wie er jetzt gethan. (Sehr gut! links.) Der geehrte Herr hat über ein sehr um⸗ fassendes Material verfügt und er hat eine Reihe von Gebieten in den Kreis seiner Erörterungen gezogen, bei denen es mir zweifelhaft ist, ob und inwieweit sie noch mit dem folgenden Vertrag in Zusammenhang stehen. Er hat sogar, als er von dem Bund der Landwirthe

sprach, den er sehr hübsch mit einem Kinde verglich, sich auf das Ge⸗ biet der Kindererziehung begeben, und wie es scheint, manches an der Erziehung auszustellen gehabt, was ich in keiner Weise in Abrede stellen will. (Sehr gut! links.) *

Der Herr Vorredner hat auf eine Aeußerung hingewiesen, die ich gelegentlich der Berathung des rumänischen Handelsvertrags gethan habe, daß nämlich die Zustimmung zum rumänischen Handelsvertrag in keiner Weise ein Präjudiz bilde für den russischen Vertrag. An sich, meine Herren, würde es nichts Absonderliches sein, wenn ich, so lange die Verhandlungen mit einer fremden Macht noch im Laufe sind, öffentlich eine Aeußerung thue, die ich später wieder modifiziere. (Widerspruch rechts.) Allein, meine Herren, ich halte diese Aeußerung voll und ganz aufrecht und erkläre hiermit, daß nach meiner Auf— fassung für die Mitglieder des hohen Reichstags keine andere Ver⸗ pflichtung vorliegt, als die, diesen Vertrag aus sich selbst sorgfältig zu prüfen, die Gründe und Gegengründe abzuwägen und dann das Votum nach ihrer Ueberzeugung abzugeben. Einen anderen Druck als nach dieser Richtung werde ich niemals versuchen, auf den Reichstag auszuüben.

Der Herr Vorredner hat dann auch das Gebiet der hohen Politik berührt. Ich möchte diese Thatsache konstatieren, daß bezüglich des russischen Vertrags die Initiative zu einer Besprechung politischer Fragen von seiten derjenigen Herren ausgegangen ist, die bisher den Standpunkt vertreten haben, daß man politische und wirthschaftliche Fragen nicht verquicken darf. Ich selbst finde kein Bedürfniß, auf dieses Gebiet überzugehen, wenn ich hier für einen Vertrag eintrete, der bestimmt ist, wirthschaftlichen Frieden zu schaffen zwischen zwei großen Nationen, die traditionell in politischer Freundschaft leben. Da weiß ich nicht, warum es nothwendig sein soll, diesen naturgemäßen Vorgang mit politischen Momenten zu rechtfertigen, zumal die wirthschaftlichen Gründe, welche für diesen Vertrag sprechen, so ausschlaggebender Natur sind, wie es politische Gründe niemals zu sein vermögen. (Sehr richtig) Daß für die Gegner dieser Verträge die Frage nicht so einfach liegt, gebe ich zu, aber ich will ihnen nicht vorgreifen; ich lasse den Gegnern in dieser Frage den Vortritt. Sie werden sich der Verpflichtung nicht ent— schlagen können, uns darzulegen, daß wir ohne politische Bedenken unsern großen mächtigen Nachbarn auf die Dauer und prinzipiell das versagen können, was wir allen anderen Staaten gewährt haben. (Sehr gut!)

Nun, meine Herren, hat der Herr Vorredner auch eine Reihe von Bestimmungen in dem Vertrage von dem Gesichtspunkte aus bemängelt, daß wir hier Rußland Dinge gewähren, die Rußland uns nicht gewährt. Das ist vollkommen richtig. Wir haben von Anfang an nie daran gedacht, weder daran, die russische Fremdengesetzgebung bei uns einzuführen, oder Rußland dazu anzuhalten, unsere Gesetz⸗ gebung dazu einzuführen. Wir haben das erreicht, was nach Lage der Dinge erreicht werden konnte, nämlich die Meistbegünstigung.

Ich komme nun, bevor ich auf den Vertrag im ganzen übergehe, auf die Frage der Eisenbahntarife, die der Herr Vorredner eingehend behandelt hat. Der Art. 19 des Schlußprotokolls enthält, wie der Herr Vorredner zugegeben hat, in der Hauptsache nichts weiter als eine Sanktionierung des bestehenden Zustandes. Schon heute fahren die beiden Privatbahnen, die allein in Frage kommen, nämlich die ostpreußische Südbahn und Marienburg⸗Mlawkaer Bahn zu den russischen billigen Tarifen Getreide nach Königsberg und nach Danzig (Hafen). Daran haben wir sie bisher nicht ge⸗ hindert, und wenn dieser Vertrag zu stande kommt, haben sie keine Verpflichtung, das zu thun. Es ist nicht richtig, daß wir uns den billigen russischen Tarifen unterwerfen; es hängt ab von diesen Privatbahnen, und ich meine, der naturgemäße Erwerbs⸗ trieb derselben giebt eine genügende Garantie dafür, daß diese Bahnen nicht zu Tarifen das Getreide fahren werden, bei denen sie keine Geschäfte mehr machen werden. Die große Bedeutung des § 19, der auf unseren Wunsch eingefügt worden ist, besteht darin, daß Rußland sich damit des Rechts begiebt, nach seinen Getreidegusfuhrhäfen Libau und Riga billigere Tarife einzustellen; und wenn dieser Paragraph nicht aufgenommen wäre, könnten die Russen das thun, dann könnten sie, wie Herr Lutz im Feenpalast gesagt hat, das russische Getreide nach ihren Ausfuhrhäfen umsonst fahren und von dort mit billiger Gelegenheit zu uns führen. Dann hätten wir das russische Getreide ebenso billig, noch billiger vielleicht im Lande, ohne daß ein deutsches Eifen⸗ bahnrad sich gedreht hätte und ohne daß der Handel von Königsberg, für den der Getreideverkehr Existenzfrage ist, einen Gewinn davon hätte. Das wäre das Resultat, wenn § 19 sich nicht im Schlußprotokoll befände. Die Behauptung des Herrn Vorredners, daß dieses Getreide wieder zurückströmen könne auf der Eisenbahn ins Land, ist theoretisch richtig, praktisch aber falsch; denn nur der könnte das unternehmen, der die Absicht hat, sein Geld dabei zu verlieren. Wer Getreide ins Innere des Landes bringen will, der führt dasselbe am billigsten von der Grenze aus direkt, statt es erst nach Königsberg⸗Hafen oder Pillau oder Danzig zu fahren, und wieder zu dem hohen Normaltarif zurück⸗ zubringen. Wir haben darüber eingehende Berechnungen angestellt; ich werde dieselben in der Kommission vorlegen.

Der Herr Vorredner hat mit einem gewissen Neid auf Frankreich geblickt. Es ist nicht meine Aufgabe, die französische Zollpolitik zu kritisieren. Ich kann nur sagen, eine Zollpolitik kann für ein Land gut sein, wenn es eine stabile Bevölkerung hat, und kann verkehrt sein für ein Land, das, wie wir in Deutschland, eine jährlich um Hunderttausende wachsende Bevölkerung besitzt. Wenn wir hier in Deutschland eine Zollpolitik inauguriert hätten, wie es Frankreich gethan, mit der wir eine Ver⸗ minderung der Ausfubr um 360 Millionen Franken, in den letzten zwei Jahren (hört, bört! links) so viel sind es nämlich, nicht 11 Millionen erzielt hätten, und wenn wir, belastet mit diesem Manko an nationaler Arbeit und mit dem Zollkrieg mit der Schweiz, hier vor den Reichstag treten, um eine Erhöhung des Getreidezolls auf 6 oder 7 S6 zu verlangen, ich glaube, der Reichstag würde uns in seiner großen Mehrheit keinen guten Empfang bereiten. Ich bin

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