Arbeitsverhãltnisse g enwärtig nicht. Die Arbeit in der Fabrik mit
solcher in anderen Werkstätten zu 2 liege durchaus kein Grund vor. ie Nothwendigkeit der gew cha lichen Organisation wurde von der Versammlung in einer . ung anerkannt. — Gegenüber einer von den. ozialdemokraten auf den letzten Monta berufenen Versammlung, in der über den internationalen studenti chen den g, in Genf berichtet wurde, fand gestern eine nur für Akademiker bestimmte Versammlung statt, in der u. a. folgende Entschließung zur Annahme gelangte: Die Versammlung erklärt gegenüber den neuerdings gemachten Versuchen, die Lehren der Sozialdemokratie auch in die Studentenschaft zu tragen, daß sie von sozialem Geiste und Liebe zu ihren wirthschaftlich minder begünstigten Brüdern erfüllt ist, daß sie aber nach wie bor den Be— strebungen der vaterlandslosen Sozialdemokratie einen unerschütter⸗ lichen Widerstand entgegensetzt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
; Schweden.
Eine ö des Königlich schwedischen Kommerz⸗ Kollegiums vom 23. v. M. erklärt die belgische Provinz Hainaut, sowie Salonichi von dem genannten Tage an für cholerafre! (vergl. R. Anz.“ Nr. 37 vom 12. b. M., „R.⸗Anz.“ Nr. 362 vom 19. De⸗ zember v. J..
Paris, 1. März. Die Sanitätskonferenz nahm laut Meldung des W. T. B.“ in ihrer heutigen ersten Sitzung die in Bezug auf den Persischen Golf vorgeschlagenen Maßregeln an. Die Konferenz dürfte ihre Arbeiten vor Ostern nicht erledigen.
Sandel und Gewerbe.
Nach einer uns zugehenden Nachricht wird das von der Koreanischen Regierung unterm 17. Oktober v. J. er⸗ . Reisausfuhr verbot am 7. März d. J. wieder auf— gehoben.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 28. v. M. gestellt 11 547, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 1. d. M. sind gestellt 10 529, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
„In Oberschlesien sind am 28. v. M. gestellt 3243, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 1. März das Grundstück Königstr. 67, den Geschwistern Bertha und Heinrich Meyer gehörig, zur Versteigerung; Fläche 3,82 a; Nutzungswerth 6680 A; für das Meistgebot von 108 000 S wurde der Kaufmann Otto Hermann Hirsch zu Berlin Ersteher.
— Wie die „Hamb. Börsenh.“ meldet, genehmigte die irie Generalversammlung der Großen Venezueler Eisenbahn⸗ Gesellschaft die Erhöhung des Aktienkapitals um 15 Millionen, also auf 25 Millionen Mark. Der Erlös der neuen Aktien wird mit der Bauunternehmung verrechnet.
Magdeburg, 1. März. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl, von 92/0 — —, neue 15,65, Kornzucker exkl. 88 o J Rendement 12, 85, neue 13,095, Nachprodukte exkl., 7590/0 Rende⸗ ment 1040. Ruhig. Brotraffinade 1. 26,90, Brotraffinade II. 26,75, Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis L, mit Faß 24,75. Ruhig. Preise nominell. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. März 12,70 bez., 12,723 Br., pr. April 124674 Gd., 12,70 Br., ver Mai 12,70 Gd., 12,725 Br., pr. Juni 12,5777 Gd., 12,80 Br. Träge.
München, 1. März. (W. T. B.) Serienziehung der bayerischen 100 Thaler⸗-Loose: 117 132 170 210 214 248 255 260 323 340 414 570 606 643 647 655 722 723 740 748 762 786 842 g08 926 979 982 9g95 1052 1057 1058 1083 1155 1161 1201 1271 1284 1352 1374 1466 1539 1623 1631 1635 1664 1671 1674 1708 1712 1720 1805 1810 1815 1839 1872 1901 1945 1953 1968 1971 1977 2012 2015 2055 2068 2069 2086 2125 2369 2462 2557 2685 2748 2776 2818 2847 2864 2918 2928 2957 2983 3029 3052 3063 3080 3084 3155 3168 3170 3183 3192.
Augsburg, 1. März. (W. T. B) Gewinnziehung der Augsburger 7 Fl. Loose: 60900 Fl. Ser. 1626 Rr. 48, je 200 Fl. Ser. 785 Nr. 60, Ser. 1464 Nr. 96, je 100 Fl. Ser. 9 Nr. 53, Ser. 270 Nr. 75, Ser. 725 Nr. 20, Ser. 1165 Nr. 70, Ser. 1316 Nr. 88, je 506 Fl. Ser. 9 Nr. 15, Ser. 564 Nr. 60, Ser. 671 Nr. 8, Ser. 725 Nr. 18, Ser. 725 Nr. 37, Ser. 969 Nr. 42, Ser. 1022 Nr. 86, Ser. 13135 Nr. 17, Ser. 1620 Nr. 84, Ser. 1620 Nr. 88, je 40 Fl. Ser. 9 Nr. 89, Ser. A0 Nr. 80, Ser. 297 Nr. 16, Ser. 297 Nr. 96, Ser. 564 Nr. 8, Ser. 564 Nr. 19. Ser. 64 Nr. 38. Ser. 671 Nr. 36, Ser. 766 Nr. 19, Ser. 785 Nr. 32, Ser. 785 Nr. 58, Ser. 785 Rr. 99, Ser. 969 Nr. 59, Ser. 969 Nr. 65, Ser. 1022 Nr. 100, Ser. 1658 Nr. 96, Ser. 1061 Nr. 42, Ser. 1061 Nr. 77, Ser. 1061 Nr. 95, Ser. 1165 Nr. 46, Ser. 1464 Nr. 59, Ser. 1514 Nr. 48, Ser. 1620 Nr. 45, Ser. 1750 Nr. 52, Ser. 1750 Nr. 57. Ser. 1750 Nr. 65, Ser. 1868 Nr. 36, Ser. 1868 Nr. 76, je 30 Fl. Ser. 270 Nr. 11, Ser. 270 Ur. 26, Ser. 270 Nr. 35, Ser. 257 Nr 66, Ser. 423 Nr. 70, Ser. 423 Nr. 84. Ser. 564 Nr. 1, Ser. 564 Nr. 62, Ser. 564 Nr. 7, Ser. 25 Nr. 2. Ser. 725 Nr. 9, Ser. 725 Nr. 61, Ser. 766 Nr. 20, Ser. 766 Nr. 62, Ser. 766 Nr. 85, Ser. 766 Nr. 100, Ser. 785 Nr. 41, Ser. 969 Nr. 94, Ser. 969 Nr. 96, Ser. 10922 Nr. 44, Ser. 102 Nr. 93, Ser. 1058 Nr. 90, Ser. 1169 Nr. 14 Ser. 1169 Nr. 15, Ser. 1169 Nr. 31, Ser. 1169 Nr. 35, Ser. 1316 Nr. 12, Ser. 1514 Nr. Sh, Ser. 1514 Nr. 92, Ser. 1759 Nr. 47, Ser. 1750 Nr. 66, Ser. 1756 Nr. 98, Ser. 1868 Nr. 10, Ser. 1368 Nr. 27.
Leipzig, 1. März. (W. T. B.) Kamm zug-⸗Termin« handel. Ta Plata Grundmuster B. per März 3,35 S, per April 3,8! M. per Mai 3,40 οëé, per Juni 3,45 „S, per Juli 3,475 e, per August 3,590 M½ις, ver September 3,523 „M, per Oktober 3, Hh S, per November 3,57 M, per Dezember 3,57 S, per Januar
— 416 Umsatz 5000 kg.
Kämmlingsauktion. Die Stimmung für Merino⸗Wollen war gut, für Croßbreds mittelmäßig. Buenos Aires⸗Wollen unver⸗ ändert, fehlerhafte und mittlere Australier 5— 10 billiger als bei der letzten Auktion, feine und fehlerfreie eher höher. Von 552 000 kg wurden 200 000 kg verkauft.
Mannheim, 1. März. (W. T. B.) Produktenmarki. Weizen pr. März 14,79, Pr. Mai 1470, pr. Juli 1470, Roggen pr. März 12.60, pr. Mai 12,790, pr. Juli 12,80. Hafer per März 14,50, pr. Mai 1425. pr. Juli 14,1I5. Mais pr. März 11,05) pr. Mai 10,90, pr. Juli 10.80.
Braunschweig, 1. März. (W. T. B.) Serienziehung der Braunschweiger 20 Thaler⸗Loose: 38 241 675 887 1343 1349 1518 2069 2095 2651 3177 3180 3467 3840 3971 4172 4513 5081 5349 5580 6510 7196 7319 7556 7998 8021 8160 8319 8719 8722 9076 9337 9579 g807 9943.
Bremen, 1. Mär. (W. T. B.) Börsen Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Ruhig. Loko 485 Br. — Baum wo] Le. Stetig. Upland middling, loko 381 3. — Schmalz. Ruhig. Wilcox 40 3, Armour . 5395 3, Cudahy 41 , Fairbanks 35 . — Speck.
uhig. hort elear middl. loko 36. — Taback. Umsatz: 37 Faß Herr ef 28 Faß Virginy, 42 Faß Kentucky, 1782 Packen St. Felix.
Ham burg, 1. März. (W. T. B.) Ueber das Vermögen des Bauunternehmers J. 5. Ehlers in dem Altonaer Vorort Bahrenfeld ist der Konkurs eröffnet worden. Ehlers ist auch . der bekannten Hufnägelfabrik in Bahrenfeld. . ien, 1 März. (W. T. B.), Die Blätter melden überein stimmend, daß die angebliche Subskription auf die in den Portefeuilles der Finanzgruppe für die Begebung der Goldrenten be— ndlichen 40 Millionen österreichischer Goldrente noch keineswegs fest⸗ teht. Die Festsetzung des Zeitpunkts hängt von der Entwickelung des Markts ab; einige Blätter nehmen aber die Bewerkstelligung der Operation für den Monat . in Aussicht,
Gewinnziehung der österreichischen 1864er Loose: 150 000 Fl. Ser. 2069 Nr. 57, 20 000 Fl. Ser. 3328 Nr. 38, 10 000 Fl. Ser. 2089 Nr. 49, je 5009 Fl. Ser. 3068 Nr. HI, Ser. 3318 Nr. 3. Sonstige gezogenen Serien: 28 172 266 556 741 773 856 890 1148 1165 1388 1735 1872 2204 223 2254 2331 2461 2543 3206 3282 3382 3608.
Pest, 1. März. (W. T. B.) Pro duktenmarkt. Weizen flau, Ver Frühjahr 715 Gd, 76 Br., pr. Herbst 43 Gd., 744 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,0 Gd., 6,77 Br. Mais vr. Mai⸗Juni 4,77 Gd., 4,78 Br. Kohlraps pr. August⸗September 13 50 0 12.05.
London, 1. März. (W. T. B Wollauktion. Preise unverändert.
An der Küste 3 Weizenladungen angeboten. —
960o Javpazucker loko 154 ruhig, Rüben ⸗Rohzucker loko 123 ruhig. — Chile⸗-Kupfer 103 per 3 Monat 415.
Liverpool, 1. März. (W. T. B) (Offizielle Notierungen.) American good ordin. 33, do. low middling 4, do. middling 48, do. good middling 44, do. middling fair 4516, Pernam fair 1. do. good fair 41s, Ceara fair 45is, do. good fair 43, Egyptian brown fair is, do. do. good fair 44, do. do. good 53/is, Peru rough good fair 5iiz, do. do. good 5is/sig, do. do. fine 65 / is, do. moder. rough fair 43, do. do. good fair 415,1, do. do good 5oöͤ / is, do. smooth fair 4*1/16, do. do. good fair 435, M. G. Broach good 41s, do. fine 4/16, Dhollerah good 38/18, do. fully good 31g, do. fine 33, Domra
ood 39/is, do. fully good 3u ig, do. fine 33, Seinde good 26 / 16, Bengal h good 38, do. fine 33. ;
Bradford, 1. März. (W. T. B.) Wolle ruhig aber stetig, Mohairwolle fest; in Lustres herrscht Nachfrage. Garne und Stoffe thätiger.
Am ster dam, 1. März. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 52. — Bankazinn 43.
Kopenhagen, 1. März. (W. T. B.) Der im Jahre 1893 er⸗ zielte Reingewinn der Dänischen Landmanns⸗, Hypotheken- und Wechselbank beträgt 1542 000 Kron. Die Dividende wurde auf 5H] YM festgesetzt.
New⸗York, 1. März. (W. T. B.) Die Börse eröffnete etwas höher; im Verlauf trat eine weitere allgemeine Besserung ein. Der Schluß war recht fest zu den höchsten Tageskursen. Der Umsatz der Aktien betrug 277 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 185 000 Unzen geschätzt.
Weizen eröffnete fest, dann fallend einige Zeit nach Eröffnung, später lebhafte Reaktion infolge der rapiden Abnahme der Vorräthe in Liverpool, sowie auf bessere Kabelberichte, dann abermalige Ab⸗ schwächung. Schluß stetig. — Mais allgemein fest während des ganzen Tages, entsprechend der Festigkeit des Weizens. Schluß stetig.
hieago, 1. März. (W. T. B.) Weizen allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs auf bedeutende Exporte und bessere Kabelmeldungen, sowie auf Berichte, daß die sichtharen Vor⸗ räthe abnehmen. Schluß stetig. — Mais allgemein fest während des ganzen Tages. Schluß stetig.
Verdingungen im Auslande.
Egypten. .
12. März. General⸗Inspektion der Polizei in Kairo: Lieferung von Matten und Teppichen.
29. März, ebenda: Lieferung von Offiziersdegen, Stiefeln und Schuhen, Bürsten, Wichsbüchsen und Knöpfen aus Messing, baum— wollenen Hemden und Unterhosen, Handschuhen, Fezen und Troddeln für Feze, wollene Decken, Material für die Ausbesserung von Sätteln, Handschellen und Eisen, Stallartikeln, Tuchuniformen u. s. w. April oder Mai. Verwaltung der egyptischen Eisenbahnen in Kairo: Lieferung von 20 Lokomotiven, 20 Personen⸗ und 400 Güter⸗ wagen. Kostenanschlag 100 000 L.
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die im vorigen Frühjahr in Angriff genommene Regulierung der Swine auf der Strecke von der Kaiserfahrt bis Swinemünde ist im ersten Baujahre programmmäßig gefördert worden und wird im laufenden Jahre mit einem Kostenaufwand von 1500 000 M fortgesetzt werden. Auch der Bau der Bahn von Swinemünde nach Heringsdorf ist soweit fortgeschritten, daß seine Vollendung im kommenden Sommer mit Sicherheit erwartet werden kann.
Bremen, 1. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer ‚Tra ve“ hat am 28. Februar Vormittags Dover passiert. Der Schnelldampfer Aller“ ist am 27. Februar Nachmittags von New-⸗YHork nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer Lahn“ hat am 28. Februar Dover passiert. Der Schnelldampfer Spree ist am 28. Februar Vormittags in Genua angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ ist am 28. Februar Morgens in Neapel angekommen. Der Reichs⸗Post⸗ dampfer Preu fen“ hat am 28. Februar Morgens die Reise von Port Said nach Neapel fortgesetzt.
London, 1. März. (W. T. B.) Die Uniondampfer Praetorig' und ‚Mexiecan“ sind gestern auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. Der Union⸗Dampfer „ Scot “ ist heute auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Castle. Dampfer J Castle' hat heute auf der Ausreise Madeira passiert.
Theater und Musik.
Viktoria⸗Theater.
Der Südstern“, ein neues Ausstattungsstück mit Gesang und großen Ballets in zwölf Bildern, frei nach dem Jules Verne—⸗ schen Roman bearbeitet von Eduard und Benno Jacobson, ing am Mittwoch unter ö Beifall in Scene. Den
ahmen für das Ausstattungsstück bildet eine an Handlung nicht gerade reiche, aber ganz unterhaltende, im Dialog nur viel zu weit ausgesponnene und deshalb stellenweise langweilende Posse, in welcher der auf dem Diamantfelde im Griqua⸗Lande gefundene, aber von einem Strauß verschluckte, riesige und mehrere Millionen werthe Diamant Südstern? und die Jagd, nach ihm die Hauptrolle spielen. Recht wirksam macht * dabei das Auftreten eines Berliners als Neger, eines Sachsen als Chinesen und eines Kammermädchens aus Hamburg. Als Neger zeichnete sich Herr Paul Pauli durch seine urwüchsige Komik und seinen humorvollen, pointierten Kupletvortrag aus, der noch mehr . würde, wenn er von seiner starken Stimme nicht einen allzu lauten Gebrauch machen wollte. Den Chinesen, der in den Verdacht kommt, den vom Strauß verschluckten Diamanten gestohlen zu haben, gab mit vollkommener Be⸗ herrschung des sächsischen Dialektß Herr Hungar und als
amburgerin war Fräulein Gutfeld bon ansprechender Munter⸗ eit. Die Hauptsache der Aufführung waren jedoch die von Herrn H. Regel hübsch erdachten und von dem ersten Solotäinzer vom Hof— theater in Wien Herrn Otto Thieme in Gemeinschaft mit der Balletmeisterin Marie Ala trefflich einstudierten Balleteinlagen, in denen wieder Dekorationen und Kostüme von wunderbarer Pracht in Verbindung mit großartigen und anziehenden Tanzleistungen gezeigt wurden. er ‚Niggerball' im zweiten Bilde und noch mehr das
echste Bild Im Schmuckkasten“ übertreffen alles, was bisher au . Gebiet an derselben Stätte geleistet worden ist. Unter . Künstlern ist an erster Stelle zu nennen die von ihrem früheren Wirken am Viktoria⸗Theater noch wohlbekannte, jetzige prima ballerina am Hoftheater zu München, Fräulein Mgrietta Balbo, die zu einem kurzen Gastspiel hierher , , ist. Sie erntete mit ihren Tanzleistungen lebhaften Beifall sowie auch mehrere Blumenspenden. Die von Herrn C. A. Rada komponjerte Musik ist reich an efälligen Melodien, die übrigens auch die von Herrn C. A. SH. Wolff , Balletmusik aufweist. Zu wiederholten Malen konnten mit den Darstellern und Tänzern auch der Direktor Litza sch y, die Ver⸗ fasser der Posse, der Kapellmeister Raida und die Balletmeisterin Ala sich für die ihnen ausgedrückte Anerkennung bedanken.
Im Königlichen Opernhause findet morgen die siebente Aufführung von Leoncavallo's „Medici“ statt. .
Im Königlichen Schauspielhause werden morgen die Lustspiele Die Minnekönigin! und Verbotene Früchte“ gegeben.
Die Operette Brautjagd von Supps, welche sich im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater erfolgreich auf dem Spielplan erhält, ist nun auch bon vielen auswärtigen Bühnen erworben worden und dürfte demnächst in München, Wiesbaden, Magdeburg und an mehreren anderen Theatern in Scene gehen. ;
Da im Neuen Theater der Abend des nächsten Sonntags durch eine Wohlthätigkeits. Vorstellung in Anspruch genommen ist, die von Mitgliedern der hiesigen g nn fich ft arrangiert wird, gedenkt Direktor Lautenburg sein derzeitiges Repertoirestück A Basso Borto“ am Nachmittag um 23 Uhr zu halben Preisen zur Aufführung zu bringen. An demselben Tage und zu derselben Zeit findet im Residenz⸗ Theater eine Aufführung von „Jugend“ gleichfalls bei halben Preisen statt. —
Für das 1X. Philharmonische Konzert unter Leitung Anton. Rubinstein's und Franz Mannstgedt's sowie solistischer Mitwirkung des Herrn Prof. Carl Halir (Violine)] und der Frau Hedwig Famil von der Dresdener Hofoper findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, die öffentliche Hauptprob⸗ statt; Karten dazu sind bei Bote u. Bock zu haben. — An demselben Tage, Mittags 12 Uhr, giebt die junge Koloratursängerin Fräulein Camilla Weiß im Saal Bech stein eine Matinée in welcher sie Arien aus den Spern Der Barbier von Seyilla und, Die Zauberflöte“ die Proch'schen Varia⸗ tionen und Lieder von Brahms, Schubert u. a. zu Gehör bringen wird. — Fräulein Selma Thom as, eine junge Altistin aus München, welche aus der Schule Amalie Joachim's hervorgegangen ist, ver⸗ anstaltet morgen in der Sing-Atademie ein Konzert, für welches der Hof⸗Pianist Herr Professor Heinrich Barth seine Mitwirkung zu⸗ gesagt hat. — Die Herren Professor Carl Halir und Genossen geben an demselben Tage im Saal Bechstein ihren vierten und letzten dieswinterlichen Kammermusik-Abend. Am Piano wirkt Frau Teresg d'Albert⸗Carreão mit. ;
Im Konzerthaus veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen den siebenten internationalen Abend“. Das Programm enthält Werke deutscher, italienischer und skandinavischer Komponisten.
Mannigfaltiges.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erstattete, wie wir der N. A. Ztg.“ entnehmen, der Stadtverordnete Spinola Bericht über die Vorlage, betreffend die Vermehrung des ärzt⸗ lichen Personals bei den städtischen Krankenhäusern. Der Ausschuß empfiehlt folgende Beschlußfassung: Die Versammlung lehnt den Antrag des Magistrats ab und beschließt, wie folgt: Bei jedem der drei allgemeinen städtischen Krankenhäuser:; im Friedrichs hain, in Moabit und am Urban sollen sobald als möglich, außer den beiden ärztlichen Direktoren und den Assistenz Aerzten, zunächst mit beiderseitiger dreimonatiger Kündigung angestellt werden: a. für die innere Abtheilung, ein in der ö vollkommen selbständi⸗ ger dirigierender Arzt mit 4000 M Gehalt, welcher nicht im Kranken⸗ hause wohnt und in Bezug auf ärztliche Praxis nicht beschränkt sein soll; dabei sind vorzugsweise solche Aerzte zu wählen, welche eine spezialistische Vorbildung besitzen. Im Krankenhause Moabit soll dieser dirigierende Arzt ein erprobter Bakteriologe sein; b. für die chirurgische Abtheilung ein dem ärztlichen Direktor untergeordneter Oberarzt mit einem jährlichen Gehalt von 3500 SP Die Versamm— lung ersucht den Magistrat, diesem Beschluß beizutreten. Bei der Abstimmung wird der Ausschußantrag mit der Abänderung, daß anstatt einer dreimonatigen eine sechsmonatige gegen⸗ . Kündigungsfrist festgesetzt wird, angenommen. — Es olgt die Vorlage, betreffend die Festsetzung des Stadt haushalts- Etats für 1. April 1894135. Dazu liegt der Antrag vor, einen Etatsausschuß zu bilden, der die ein— zelnen Positionen einer Vorberathung zu unterziehen hat. Zu— nächst nimmt das Wort der Stadtkämmerer Maaß. Der Etat von 1894/95 schließe ab ohne die Werke mit 25 Millionen, mit den Werken mit 148 Millionen. Er enthalte eigentlich nur 2 Ausnahmen und es sei wenig darüber zu sagen. Er hoffe, daß die Versammlung bei näherer Prüfung zu der Ansicht kommen werde, daß der Etat in haushälterischer und sparsamer Weise aufgestellt sei, daß die Mehr⸗ forderungen ausreichend motiviert und keine unnützen Forderungen auf⸗ gestellt 6 Der Etat fordere aber trotzdem ein Mehr der Ein— kommensteuer in Höhe von 3576 104 S4 Es seien diesmal 23 154 347 6 zur Balancierung des Etats erforderlich. Dieses n. sei bedingt durch die Minderüberschüsse, die voraussichtlich ei der Gas⸗ und der Wasserverwaltung entstehen. Ebenso hatten die Haus- und Miethsteuer nicht den Ueberschuß ergeben, wie im Vorjahre, und der Ausfall aus der lex Huene sei ebenfalls beträchtlich. Wenn nun auch die Veranlagung seitens des Staats auch heute noch nicht vorliege, so könne man doch heute schon sagen, daß es kaum möglich sein werde, einen Normal⸗Prozentsatz wie früher in den Etat einzustellen. Als vorsichtiger Mann müsse man darauf rechnen, daß etwa eine Einkommensteuer von 105 0½, herauskommen werde. Eine wesentliche Aenderung des Etats gegen das Vorjahr bestehe darin, daß die zweite Steuerstufe von 660 bis go0 M diesmal auch von der Gemeinde Einkommensteuer befreit werden solle. Eine zweite Aenderung im Etat sei die Einführung des Systems der Dienstalterszulagen. Bei der Straßenreinigung sei im laufenden Jahre gespart worden, sonst ständen aber voraussichtlich keine Ueberschüsse zu Gebote. Im nächsten Jahre, bis zum 1. April 1895, sei ja das bisherige, recht gut bewährte Steuershstem umzu⸗ modeln. Die Arbeiten seien bereits in Subkommissionen des Magistrats im Gange und würden unmittelbar nach der Erledigung des Etats vorgelegt werden. — Nach längerer Debatte wird der Etat mit sämmtlichen Anlagen einem aus fünfzehn Personen bestehenden Etatsausschuß überwiesen. —
London, 1. März. Durch eine Explosion von Schieß— baumwolle in der Regierungswerkstätte von Waltham Abbey wurden, wie W. T. B. meldet, vier Personen schwer verletzt. Die Ursache der Explosion ist unbekannt.
London, 2. März. Gestern Abend fand, wie W. T. B.“ be⸗ richtet, im Metropol Hotel das Jahresfestmahl der Deutschen , statt, an welchem die Spitzen der deutschen Kolonie, der Botschafts ⸗ Sekretär Graf Wolff von Metternich, sowie der deutsche und der österreichische General⸗Konsul theil⸗ nahmen. Nach den Trinksprüchen auf das englische Herrscherhaus brachte der Vorsitzende auf Seine Majestät den Kaifer Wilhelm einen Toast aus, welcher unter den Klängen der Wacht am Rhein“ ö aufgenommen wurde. 5 von Deichmann trank auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph, worauf die österreichische Hymne intoniert wurde, Die Sammlungen zu Gunsten der, Gesellschaft betrugen in diesem Jahre 1522 Pfd. Sterl. Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph spendeten je 56 Pfd.
Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. 353.
1894.
Berlin, Freitag, den 2. März
Preuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 25. Sitzung vom 1, März 1894.
In der fortgesetzten zweiten Berathung des Staats—
haushalts-Etats für 1894/95, und zwar des Etats des
sinisteriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, nahm bei den „dauernden Ausgaben, Gehalt des Ministers“ nach dem Abg. Dr. Bachem (Zentr.), der sich über dispari⸗ tätische Behandlung der Katholiken bei Besetzung der höheren Beamtenstellen und über das Gesetz, betreffend die Vermögens—⸗ verwaltung, beschwerte, (siehe den Anfangsbericht in der Donnerstags⸗Nummer d. Bl.) das Wort zur Entgegnung der
Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Ich muß es mit Dank anerkennen, daß der Herr Vorredner sachlich und gegen mich persönlich überaus freundlich die mancherlei heiklen Fragen behandelt hat, über die er gesprochen. Er hat uns aber — und zwar bei dem Titel „Gehalt des Ministers“ — ein Menu von solcher Reichhaltigkeit vorgesetzt, daß ich kaum an— nehmen kann, es werde dem hohen Hause genehm sein, wenn ich auf alle Einzelheiten dieses Menus jetzt näher eingehe.
Meine Herren, wenn man fragt: was war der leitende Faden in der Rede des Herrn Abg. Dr. Bachem, — so glaube ich nicht irre zu gehen, wenn ich sage: es war eine heftige Klage über mangelnde Parität in der Behandlung der Katholiken und der Evangelischen. (Sehr richtig) Ich kann das verstehen. Es ist ja Thatsache, daß in ver⸗ schiedenen Aemtern weniger Katholiken, selbst „verhältnißmäßig“ weniger Katholiken sind als Evangelische. Aber der Grund davon liegt nicht in einer imparitätischen Auffassung oder Handlungsweise der Staatsregierung (hört, hört!); er liegt in anderen Verhältnissen, zum großen Theil in der katholischen Bevölkerung selbst, die uns die Kräfte nicht stellt, die wir brauchen. (Sehr richtig! rechts und links. Lebhafter Widerspruch im Zentrum.)
Meine Herren, die Königliche Staatsregierung besetzt die Aemter nicht vorzugsweise nach dem Gesichtspunkt der Konfessionalität; sie besetzt sie pflichtmäßig nach dem Gesichtspunkt der Tüchtigkeit. Und da können sich die Verhältnisse sehr wohl in kurzer Zeit ganz wesent⸗ lich ändern, ohne jede Tendenz der Königlichen Staatsregierung. Es sind wenige Jahre her, da hatten wir vier katholische Minister (hört! hört!). Es sind wenige Jahre her, da hatten wir mehr katholische Ober⸗Präsidenten als heute. Darin hat Herr Abg. Bachem sich indessen geirrt, wenn er sagte, bei jeder Regierung sei wenigstens ein evangelischer Schulrath. Nein, wir haben zwei Regierungen, bei denen kein evangelischer Schulrath vorhanden ist, bei denen ein katholischer Schulrath die evangelischen Schulangelegen⸗ erledigt. — und zwar zu unserer vollen Zufrieden⸗ heit. Ich darf auf sie mit derselben Zufriedenheit blicken, wie ich auf meine katholischen Räthe im Kultus⸗-Ministerium blicke. Für die katholische Kirche würde ich es nicht als einen Vortheil, son— dern als einen Nachtheil ansehen, wenn wir wieder zu der Art scharfer konfessioneller Scheidung kämen, bei der wir gewesen sind, als wir die katholische Abtheilung hatten. Die katholischen Geschäfte im Kultus⸗Ministerium werden sachlich, unparteiisch und mit dem red— lichsten Willen erledigt, um den katholischen Interessen gerecht zu werden. Und dabei helfen mir meine katholischen Räthe treulich; aber sie helfen mir auch in manchen evangelischen Angelegenhelten. Was sollte mich auch hindern, meine katholischen Justitiaren in ver⸗ wickelten ebangelischen Angelegenheiten zu fragen, namentlich bei dem doch vielfach sehr engen Zusammenhange, in welchem nach der geschichtlichen Entwickelung, oft noch aus den Zeiten vor der Reformation her, ebangelisch kirchliche Einrichtungen zu katholisch⸗kirchlichen Einrichtungen stehen. Nein, meine Herren, darin liegt es nicht. Die Parität, welche Herr Abg. Bachem im Auge hat und welche die von ihm an— geführte, durch die katholischen Zeitungen gegangene Statistik im Auge hat, hat den Fehler, daß sie von dem Gesichtspunkt einer mechanischen Parität ausgeht. Eine solche mechanische Parität können Sie in einem paritätischen Staat nicht durchführen; Sie kämen zu den allerverkehrtesten Resultaten, zu Resultaten, unter denen nach meiner Ueberzeugung die katholische Kirche nicht Vortheile, sondern Nachtheile haben würde. (Widerspruch im Zentrum.) Die wahre Parität muß eine sachliche, eine innere Parität sein; diese Parität wird geübt, und ich hoffe, daß sie auch bei uns in der Kultusverwaltung in die Erscheinung tritt.
Nun, meine Herren, kann es nicht dem geringsten Zweifel unter⸗ liegen: bei der — wie Herr Abg. Bachem sich ausdrückte — „gott⸗ gegebenen Zusammensetzung der Bevölkerung des preußischen Staats ist die berechtigte Forderung nach einer gerechten paritätischen Be— handlung die schwierigste Aufgabe, die überhaupt dem Staat gestellt werden kann. Hier hören wir die bittersten Klagen von seiten der Katholiken, daß ihnen nicht Recht geschehen ist. An mich gelangen aber aus evangelischen Kreisen ebenso bittere und vielleicht noch bitterere Klagen. Und diesen heftigen agitatorischen und parteimäßig formulierten Klagen gegenüber bleibt mir nichts Anderes übrig, als mich auf den unparteiischen Standpunkt zu stellen und Gerechtigkeit zu üben nach meinem besten Gewissen; und das thue ich. (Bravo! rechts und links)
Meine Herren, ich will auf die Frage der Parität bei dem ge⸗ sammten Beamtenthum nicht noch näher eingehen. Ich will aber, um doch diese Debatte auch bei diesem Titel und Kapitel des Etats auszunutzen, wenigstens gewisse Punkte, die der Herr Vorredner an⸗ geregt hat, gern näher beantworten; denn ich bin dazu verpflichtet. Das erste, worauf er kam, war die Frage, was die Regierung gethan hätte in Bezug auf das Gesetz über die Vermögen verwaltung in den katholischen Kirchengemeinden. Es liegt da ein vorjähriger Beschluß des hohen Hauses vor, wonach die Königliche Staatsregierung ersucht
heiten
wurde,
Erwägungen darüber Gesetzeß vom 20. Juni verwaltung in den
anzustellen, welche Bestimmungen des 1875, betreffend die Vermöͤgens⸗ katholischen Kirchengemeinden, erhebliche
praktische Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten herbeigeführt haben, und eventuell eine entsprechende Vorlage Jur Abänderung jenes Gesetzes in der nächsten Session dem Landtag vorzulegen.
Ich habe mir angelegen sein lassen, diese Ermittelungen sehr sorgfältig anzustellen; sämmtliche Ober⸗Präsidenten sind gutachtlich darüber gehört — und zwar nach Anhörung der Regierungs-Prä⸗ sidenten — ob nach Maßgabe der mit dem Gesetz seither gemachten Erfahrungen ein Bedürfniß zur Abänderung desselben vorliegt, ins— besondere im Sinne einer Beseitigung der Mitwirkung der kirchlichen Gemeindebertretung. Es ist außerdem auch den Herren Bischöfen sowie einem Theil der Kirchenvorstände und Gemeindevertretungen Gelegen⸗ heit gegeben, sich zur Sache zu äußern. Ich hoffe also, die Herren politischen Freunde des Herrn Abg. Dr. Bachem werden mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß ich zur Ermittelung etwaiger Uebelstände in der Sache gethan habe, was ich konnte, und ich will gern das Ergebniß hier mittheilen; es ist allerdings den Wünschen des Herrn Abg. Dr. Bachem und seiner Freunde nicht ganz ent⸗ sprechend. Das Ergebniß geht im allgemeinen dahin: während der fast zwanzigjährigen Wirksamkeit des Gesetzes sind irgendwelche Miß⸗ stände, die durch Thatsachen belegt werden könnten, nicht hervorgetreten. Wohl aber hat sich ergeben, daß unter Um⸗ ständen in einzelnen Gemeinden der Verwaltungsapparat der Gemeinde⸗ vertretung, wie er jetzt eingeführt ist und besteht, zu groß ist und dringend einer Vereinfachung bedarf. Es haben sich daher auch sämmtliche Ober⸗Präsidenten, mit Ausnahme eines einzigen, und eines Regierungs⸗Präsidenten in einer anderen Provinz, gegen den Wegfall der Gemeindevertretung ausgesprochen. Im einzelnen sind mannig⸗ fach Vorschläge gemacht worden. Auch von den gehörten Kirchen⸗ vorständen hat sich ein nicht ganz geringer Theil für Beibehaltung der Ge⸗ meindevertretung ausgesprochen. Es giebt also doch auch treue Katholiken, die einen gewissen Werth darauf legen, in diesen Dingen, die ja bei Ihnen, meine Herren, lediglich externer Natur sind und sich dadurch von den protestantischen Vertretungen der Kirchengemeinden unter— scheiden, welche auch in die internen Angelegenheiten hineinzuberathen haben, — es giebt also doch treue Katholiken, die auf diesem Gebiet Werth darauf legen, das bei uns in den Vertretungen der öffentlichen Korporationen bestehende Prinzip der doppelten Instanz, der doppelten Organe beibehalten zu sehen.
Run, meine Herren, bietet das Gesetz selbst, wie ich glaube, vollkommen die genügende Handhabe, um bei gutem Willen aller betheiligten Organe einen befriedigenden Zustand herbeizuführen. Die Anzahl der Mitglieder des Kirchenvorstandes kann durch Beschluß der Gemeindevertretung bis auf 4, und unter Umständen mit Genehmigung des Ober⸗Präsidenten sogar bis auf 2 herabgesetzt werden. Daraus und aus den Vorschriften, nach denen die Gemeindevertretung gebildet werden muß, ergiebt sich dann, daß die Zahl der Gemeindevertreter durch solche Beschlüsse bis auf 12 und sogar bis auf 6 herunter— gehen kann. Außerdem aber kann die bischöfliche Behörde im Einverständniß mit dem Ober-Präsidenten auch den ganzen Wegfall der Gemeindevertretung schon jetzt anordnen. Nun bin ich sehr gern bereit, in jedem einzelnen Falle, wo irgend ein derartiges Bedürfniß vorliegt, den Ober-Präsidenten Direktiven dahin zu geben, daß den Wünschen nach Vereinfachung des Verwaltungsapparats in der Vermögensver— waltung der katholischen Kirchengemeinden thunlichst Genüge geleistet werde. Wenn das geschieht, so werden die Ober⸗-Präsidenten im Ein—⸗ vernehmen mit den Herren Bischöfen sehr leicht dahin kommen, in solchen Gemeinden, wo es nothwendig ist, wo vielleicht die Vermögens— verwaltung eine ganz minimale ist, die Gemeindevertretung zu beseitigen. Außerdem können die Gemeinden selbst, wie ich eben dargelegt habe, die Zahl ihrer Gemeindevertreter auf ein ganz geringfügige Maß zurückschrauben. Wenn das geschieht, so wird, glaube ich, wesentlich dem Bedürfniß genügt werden, und es wird uns dann die üble Aktion erspart, daß wir ein Gesetz ad hoc machen: gegen die Auffassung, die, wie ich glaube, im ganzen Lande besteht, daß diese doppelte Kontrole durch ein doppeltes Organ bei der Vermögensverwaltung von Korporationen sich in der ganzen Geschichte unserer Entwickelung als ein sehr nätzliches Institut bewährt hat. Lägen Gründe vor, die für das katholische Gewissen irgendwie be— drückend werden könnten, dann, meine Herren, würde ich mit Freuden die Hand dazu bieten, um das zu beseitigen; denn solchen Druck will ich nicht. Aber da solche Gründe nicht vorliegen, da es sich um reine Zweckmäßigkeitsfragen in der Verwaltung handelt, und da das Gesetz selbst die Handhabe bietet, um zu dem von dem Herrn Abgeordneten gewünschten Ziele zu gelangen, so möchte ich in der That glauben, daß es nicht Aufgabe der Regierung sei, hier jetzt die Klinke der Gesetzgebung in die Hand zu nehmen.
Was dann weiter die konfessionellen Kirchhöfe anbetrifft, so habe ich in dieser Frage nicht allein zu entscheiden. Ich bin nicht einmal der die Feder führende Theil. Ich habe mit dem Herrn Minister des Innern zusammen zu entscheiden. Ich habe den bestehenden Zu⸗ stand vorgefunden, namentlich auch die alte französische Bestimmung, wonach die Kirchhöfe Kommunalkirchhöfe sind. Es sind auch bis jetzt so wenig konkrete Beschwerden auf diesem Gebiet an uns herangetreten, daß ich auch nach dieser Seite einen Anlaß für die Staatsregierung, hier im Wege der Geseßgebung einzugreifen, nicht anzuerkennen vermag. Wo aber konfessionelle Kirchhöfe vorhanden sind, sollen sie bestehen bleiben, und da sollen sie aach erweitert werden können. Da bieten wir mit der größten Bereitwilligkeit die Hand, um den berechtigten konfessio⸗ nellen Ansprüchen entgegenzukommen.
Was dann die Ordensniederlassuagen betrifft, so hat es etwas ad hominem wirkendes, wenn der Herr Vorredner die Zeit und die Schwierigkeiten hervorgehoben hat, die die katholischen Orden gebrauchen, um eine bestimmte Niederlassung zu erhalten. Der Vergleich der katholischen Orden mit den Diakonissinnen in der evangelischen Kirche ist aber nicht zutreffend. Ja, meine Herren, diese beiden Dinge lassen sich sehr schwer vergleichen. Das Diakonissenwesen in der evangelischen Kirche ist a kein ordensmäßiges. Die Diakonissin kann jeden Augen blick austreten. Die ganze korporative Organisation des Diakonissen⸗ wesens ist eine viel freiere; und worauf es vor allen Dingen ankommt,
die ganze Regelung beruht auf Gesetz; es muß nach dem Gesetz bei den latholischen Orden in jedem Falle eine Prüfung des Bedürfnisses eintreten; und diese Prüfung geht durch zwei Ressorts, des Ressorts des Innern und das meinige. Also, daß die Ent⸗ scheidung hier etwas länger dauert, ist unvermeidlich. Das ist eine Folge des bestehenden Gesetzes. Im übrigen aber möchte ich doch das hervorheben — und das glaube ich mit gutem Gewiffen sagen zu können —, daß wir mit dem größten Entgegenkommen überall da, wo wir auf dem Wege des Gesetzes dies können, auch helfen, daß die katholischen Orden da, wo sie helfen sollen, wo es sich um nützliche Werke der Liebe, der Krankenpflege, auch der Kinderpflege handelt, in Pensionaten, Verpflegungsanstalten u. s. w. thätig sein können. Wenn ich Ihnen die Zahl der genehmigten Ordensnieder= lassungen vorlegen wollte — ich habe das Material im Augenblick nicht zur Hand, werde es aber vielleicht bei anderer Gelegenheit mittheilen — so würden Sie anerkennen, daß irgend ein Wider— stand, über den sich die katholische Kirche zu beklagen hätte, nicht besteht. Das thun auch die Herren Bischöfe nicht. Die Herren wissen und erkennen es an, daß in diesem Punkte von seiten der Staatsbehörden höchst loyal gehandelt wird.
In einem Punkte hat der Herr Abg. Bachem anerkannt, daß eine Ungerechtigkeit wenigstens aus dem jetzigen Etat beseitigt ist. Ich meine den Anfangstermin bei der Berechnung der Dienstzeit der katholischen Geistlichen, der Geistlichen überhaupt. Ja, meine Herren, das ist eine Finanzfrage gewesen. Die Sache hat ja lange gedauert. Ich bin sehr froh, daß es gelungen ist, jetzt, auch bei der ungünstigen Finanzlage, in der wir uns befinden, diese Verbesserung in den Etat hineinzubringen. Denn es war ein Punkt, bei dem ein Geistlicher wohl leicht einmal in böses Blut gerathen konnte, wenn er eine Dienstzeit, in der er es sich hatte sauer werden lassen, nicht angerechnet erhielt. Indessen, ich mache darauf aufmerksam: die Aenderung bedeutet eine jährliche Mehraus⸗ gabe von 400 000 ½ς, und davon kommen 380 000 S auf katholische Geistliche und nur 20 000 S auf evangelische.
Dann ist gesagt worden, warum nicht aus dem Kap. 116 die katholischen Gemeinden für ihre Geistlichen ebensoviel Bei⸗ hilfen bekämen wie die evangelischen aus Kap. 113. Ja, meine Herren, die evangelischen Gemeinden bekommen diese Beihilfen auch nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Es sind ja das keine Staatsgehälter, es sind Bedürfnißzuschüsse, und das Bedürfniß muß geprüft werden. Das kann ich Ihnen aber sagen, wenn uns von katholischer Seite Fälle vorgelegt werden, in denen das Bedürfniß nachgewiesen wird, so wird den katholischen Gemeinden gerade mit derselben Loyalität und Freigebigkeit geholfen, wie den evangelischen. Nur müssen die evangelischen Gemeinden nach⸗ weisen, daß sie 400/09 Kirchensteuer und 200 ½ Gemeindesteuer zahlen. Ja, meine Herren, das sind sehr schwere Voraussetzungen, unter denen wir diese Beihilfe geben, über die sich streiten läßt, die wir sehr gern ermäßigten. Indessen, wo jetzt das Geld dazu herkommen sollte, ist mir unerfindlich.
Daß die Missionspfarreien von uns nicht genau so behandelt werden können, wie die wirklichen Pfarreien, ja, meine Herren, das, sollte ich meinen, liegt auf der Hand. Das ist auch in der Budgetkommission sehr eingehend erörtert worden, und ich kann eine gleiche Behandlung der Missionsstellen und der eigentlichen Pfarreien nicht in Aussicht stellen. Die Herren Bischöfe wissen das auch sehr gut. Wir müßten für die Gewährung von Bedürfnißzuschüssen an Missionspfarreien ganz neue Voraussetzungen schaffen, und zwar ebenfalls durch den Etat, durch neue Bewilligungen. Der Herr Kardinal⸗-Fürstbischof von Breslau hat die Angelegenheit auch bereits angefaßt und in einer großen Zahl von Fällen bereits erreicht, daß diese Missionspfarreien, wo irgend die Verhältnisse danach angethan waren, in wirkliche Pfarreien um- gewandelt sind, und wir helfen ihm dabei sehr gern, wenn irgend ein Bedürfniß dafür vorliegt.
Sodann ist die Frage der Säkularisationen gestreift. Ja, mein Herren, das Lokalkirchendermögen ist überhaupt nicht säkularisiert. (Hört, hört) Was säkularisiert ist, das war das Vermögen der Bisthümer, und zwar auch der bischöflichen Landesherrschaften, die mit den Bisthümern ihrer Zeit verknüpft waren. (Zuruf) Meine Herren, auch die evangelische Kirche hat eine große Zahl solcher Säkularisationen erlitten; aber auch auf diesem Gebiete gilt, was ich vorhin gesagt habe: es ist unmöglich, mit einer mechanischen Parität hier durchzukommen. Sie sagen immer: wenn man den Etat ver⸗ gleicht, geschieht für die evangelische Kirche mehr. Ja, meine Herren, wenn Sie auch in dem Punkte so mechanisch verfahren, daß Sie sagen: es liegt kein wirkliches Bedürfniß vor, daß evangelische Pfarrer, die doch meist verheirathet sind, ein höheres Anfangsgehalt und ein höheres Maximalgehalt beziehen als die katholischen Pfarrer, so kann ich das als richtig nicht zugeben. Ich habe mich schon im vorigen Jahre darüber ausgesprochen: Sie müssen damit rechnen, daß für die evan⸗ gelischen Pfarrer das Zölibat nicht besteht. Wie würde es Ihnen vorkommen, wenn bei uns jemand auf den Gedanken käme und sagte: diese großen Dotationen für die katholischen Bischöfe sind ja viel höher wie die für die evangelischen General⸗Superintendenten, wir verlangen hier eine Gleichstellung? Meine Herren, es fällt uns das gar nicht ein; wir wollen es nicht. Es wäre auch falsch und ungerecht. Ihre Hierarchie bedeutet etwas Anderes als unsere Geistlichkeit. E wäre eine Verkennung des kirchlichen Bedürfnisses. Aber, meine Herren, nun müssen Sie auch Ihrerseits anerkennen: das kirchliche Durchschnittsbedürfniß ist das Maßgebende, auf dem sich jene Position aufbaut, und was auf der einen Seite maßgebend ist, muß es auch auf der anderen sein.
Nicht ganz richtig ist das, was der Herr Abg. Dr. Bachem über die Fakultäten sagte. Wir haben vier katholische Fakultäten, mit denen die katholische Kirche bei uns sehr gut auskommt. Nun hat er freilich gesagt: Warum macht man denn nicht die Akademie in Münster, die nach seiner Meinung stiftungsmäßig katholisch ist, zu einer ausschließlich katholischen Fakultät, d. h.,, warum stellt man nicht auch in der philosophischen Fakultät dieser Akademie ausschließlich